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1165 342. Granville Cole : Ueber Benzselenaldehyd. (Aus dem Bed. Univ.-Laborat. CCLXIV.) Die Untersuchung verschiedener organischer Selenverbindungen im hiesigen Laboratorium wahrend des letzten Semesters veranlasste mich, die Darstellung des dem Bittermandeliil entsprechenden Selenkorpers zu rersuchen. Derselbe wurde ohne alle Schwierigkeit erhalten. Die Selenkaliumliisung wurde durch Erhitzen vom Pentaselenphosphor mit einer alkoholischen Kaliliisung , das Benzalchlorid durch Behand- lung von Bittermandelol mit Phosphorpentachlorid gewonnen. Reide Korper mischen sich unter betrachtlicher Warmeentwicklung. Die Mischung wurde langere Zeit erhitzt , bis alles Chlorkalium ausgefallen war. Die yon dem Salze abgegossene Liisung setzt beim Kiihlen schiine gelbe Krystalle ab, welche durch mehrere Krystallisa- tionen aus Alkohol gereinigt wurden. Die Analyse bestatigte die Zusammensetzung C, H, Se c, 84 50.00 50.2 Se 78 46.63 168 100.00 Theorie. Versueh. G 3.57 3.98 - H6 Das Selenbitterrnandeliil krystallisirt in gelben Nadeln, welche einen sehr unangenehmen Geruch besitzen. Es schmilzt bei 70°, ist leicht loslich in Alkohol und Aether, unlijslich sowohl in kaltern, als in heissem Wasser. Auf die atherische Liisung des Aldehyds wirkt trockenes Ammo- niak gar nicht ein, auch nach dreissigstiindigem Erhitzen mit Blausaure und Salzsaure auf 1000 im zugeschmolzenen Rohr blieb er unverandert. Der Benzselenaldehyd verhalt sich also gegen diese Reagentien ebenso indifferent wie sein Analogon, der Sulfaldehyd, mit welchem Korper Hr. A. R a a b vor Kurzem im hiesigen Laboratorium ahnliche Resultate erhalten hat. 343. S. Gabriel: Notiz iiber Ammelid und Melanurensaure. (Aus dem Berl. Univ.-Laborat. CCLXV; vorgetragen in der Sitzung vom 12. Juli vom Verfasser.) Mit der Darstellung der Melamverbindungen beschaftigt, schien es mir von Interesse, die Zusammensetzung des Ammelids zu untersuchen, da Liebig') und Knapp2) 'die Formel c, H, N9 0, 1) Liebig, Ann. Chem. Pharm. X, 31. *) K n a p p , Ann. Chem. Pharm. XXI, 248. Berichte d. D Chem. Resellschaft. Jahrg. VIII. 77

Notiz über Ammelid und Melanurensäure

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Page 1: Notiz über Ammelid und Melanurensäure

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342. Granvil le Cole : Ueber Benzselenaldehyd. (Aus dem Bed. Univ.-Laborat. CCLXIV.)

Die Untersuchung verschiedener organischer Selenverbindungen im hiesigen Laboratorium wahrend des letzten Semesters veranlasste mich, die Darstellung des dem Bittermandeliil entsprechenden Selenkorpers zu rersuchen. Derselbe wurde ohne alle Schwierigkeit erhalten. Die Selenkaliumliisung wurde durch Erhitzen vom Pentaselenphosphor mit einer alkoholischen Kaliliisung , das Benzalchlorid durch Behand- lung von Bittermandelol mit Phosphorpentachlorid gewonnen. Reide Korper mischen sich unter betrachtlicher Warmeentwicklung.

Die Mischung wurde langere Zeit erhitzt , bis alles Chlorkalium ausgefallen war. Die yon dem Salze abgegossene Liisung setzt beim Kiihlen schiine gelbe Krystalle ab, welche durch mehrere Krystallisa- tionen aus Alkohol gereinigt wurden.

Die Analyse bestatigte die Zusammensetzung C, H, Se

c, 84 50.00 50.2

Se 78 46.63 168 100.00

Theorie. Versueh.

G 3.57 3.98 -

H6

Das Selenbitterrnandeliil krystallisirt in gelben Nadeln, welche einen sehr unangenehmen Geruch besitzen. Es schmilzt bei 70°, ist leicht loslich in Alkohol und Aether, unlijslich sowohl in kaltern, als in heissem Wasser.

Auf die atherische Liisung des Aldehyds wirkt trockenes Ammo- niak gar nicht ein, auch nach dreissigstiindigem Erhitzen mit Blausaure und Salzsaure auf 1000 im zugeschmolzenen Rohr blieb er unverandert.

Der Benzselenaldehyd verhalt sich also gegen diese Reagentien ebenso indifferent wie sein Analogon, der Sulfaldehyd, mit welchem Korper Hr. A. R a a b vor Kurzem im hiesigen Laboratorium ahnliche Resultate erhalten hat.

343. S. Gabriel: Notiz iiber Ammelid und Melanurensaure. (Aus dem Berl. Univ.-Laborat. CCLXV;

vorgetragen in der Sitzung vom 12. Juli vom Verfasser.)

Mit der Darstellung der Melamverbindungen beschaftigt, schien es mir von Interesse, die Zusammensetzung des Ammelids zu untersuchen, da L i e b i g ' ) und K n a p p 2 ) 'die Formel

c, H, N9 0, 1) L i e b i g , Ann. Chem. Pharm. X, 31. *) K n a p p , Ann. Chem. Pharm. XXI, 248.

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dafiir aufstellen, wiihrend G e r h a r d t die Zusammensetzung

annimmt. L i e b i g verwsrf die G ~ r h a r d t ’ s c h e Formel, entdeckte aber in Gemeinschaft mi t W 6 h 1 e r rinen Korper i n den Calcinntions- ricksttnden des Harnstoffs; dcr dcr Formel C, H, N, 0, entspricht, von H e n n e b e r g 1) Melanurensaure benannt worden ist und in der That auch aus dem L i e b i g ’ s r h e n Ammelid entslehen kann, wie fol- gende Uebersicht der Melamkiirpcr zeigt :

c, H4 N4 0 2

1) Mrlaniin (C, N3) (NH, ) , 2) Arnmelin (C, N,) (NH,) , . O H 3) Ammelid (C3 N d 2 (N F f d 3 (0 w 3

4) Melanurensaure (C, N3) (NN,) (OH), 5) Cyanursiiure (C, N3) (OH), .

Die Formeln 3 und 4 digeriren, was den Kohlenstoff und Wasser- stoff angeht, um & resp. & pCt., der Stickstoffgehalt ist bei der erbteren dagegeri urn 6 pCt. hoher; ich habe daher vorzugsweise den Stickstoff bestimmt, und ethielt fur Ammelid (aus salpetersaurrm Am- rnelin durch Calcination bis zum Festwerden der breiigen Masse dar- gestellt) 50.71 - 51.59 pCt. N. Nach K n a p p ’ s Vorschrift bereitet, entbielt es 51.02 -- 51.44 pCr. N. Aus Schwefelsaure und reinen] Melam bereitet, ergab es den Stickstoffgehalt noch h8her. Der Lieb ig’ - schen Formel entsprechen 49.41 pCt., der Gerhard t ’schen 43.75 pCt. Stickstoff.

Dagegen erhielt ich ein constant zusamrnengesetztes Product durch Liisen von rohem Melam in concentrirter heisser SchwefelsBure, Fallen mit Alkohol und anhaltendes Auswaschen des Niederschlags mit kochen- dem Wasser. Das Product war schneewciss und kreideartig und zeigte sic11 vollkommen identisch mit dern aiis Harnstoff entstehenden Korper, den ich zur Vergleichung darstellte (ca. 1 pCt. Ausbeute); seine Zu- sammensetzung entsprach genau der Formel des G e r h a r d t ’schen Ammelids:

‘3 H 4 N 4 O!2* Auf die leichte Verbindbarkeit d i e s e s Ammelids hat bereits

V o 1 h a rd 2, aufmerksam gemncht. Ich habe das salpetersaure und salzsaure Salz dargestellt und untersucht. Ersteres stellt glanzende Krystallschuppen dar von der Zusammensetzung

C 3 H, N, 0,. H N O , N berechnet = 36.65 pCt., der Versuch gab 36.83 pCt.;

letzteres erhalt man in mikroskopischen Nadeln von der Formel Cx H4 N4 0,. H C l

C1 berechnet = 21.56 pCt., der Versuch gab 21.58 pCt.

1) H e n n e b e r g , Ann. Chem. Pharm. XCL, 264. *) Diese Berichte VII, 92.

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Im Verhalten gegen SalpeterGure zeigt das Gerhard t ’sche Am- melid vom L i e b i g’scben grosse Verschiedenheit ; denn ersteres giebt die genannte, leicht krystallisirende Verbindung, die in schwach sau- rem Wasser ohne Zersetzong lijslich ist; die Liisung des letzteren i n concentrirter Sgure giebt gar keine oder nur undeutliche Anzeichen von Krystallisation, und l lss t auf Zusatz einer gane geringen Wasser- nienge das Ammelid wieder fallen. Die Annahme, dass L i e b i g ’ s Ammelid ein Gemenge gleicher Molecule Ammelin C, H, N, 0 und Melanurensaure C, H, N 4 0, sei, wodurch der obigen Formel Ge- niige geleistet wiirde, ist unhaltbar, weil beide supponirten Restand- theile mit Salpetersaure leicht und schiin krystallisirende Verbindun- gen eingehen, die selbst i n schwach saurer LBsung b e s t h d i g sind.

Weitere Versnche, einen Kiirper genau von der Zusammensetzung des L i e bi g’schen Ammelids zu erhalten, beschiiftigen mich gegen- wartig.

344. A. Helms: Ueber einige Derivate der normalen Oenanthyleanre.

(Aus dem Berl. Univ. -Laborat. CCLXVI.) (Eingegangen am 25. August.)

Das von R u s s y ’ ) aus den Producteu der trockenen Destillation von Ricinusiil dargestellte O e ti a n t h o l , der Aldehyd der C, -Reihe, und die entsprechende Monocarbonsaure, von L a u r e n t 2) in unreinem Zustande gewonnen und Azolei‘nsaure genannt, von T i l l e y 3) zuerst annahernd rein dargestellt und mit dem ihr seither verbliebenen Namen Oenanthylsaure belegt , sind so haufig Gegenstand chemischer Unter- suchungen gewesen, dass es fast zii verwundern ist, wie bisher in der 7. Reihe weder ein Homologon der Glycolsaure, noch des Glycocolls bckannt war , eine Liicke, deren Ausfiillung der Zweck der nach- stehenden kleinen Untersuchung ist.

Die Frage, von welchem der vielen theoretisch rnoglichen Kohlen- wasserstoffe C, HI , das in Rede stehende Oenanthol ein Derivat sei, ist durch S c h o r l e m m e r ’ s 4 ) Untersuchungen zu Gunsten des n o r - m a l e n H e p t a n s

entschieden worden. Das Oenanthol wurde nnch der bekannten Methode als farblose,

bei 155 - 156O eiedende Fliissigkeit gewonnen, und zum Theil mit

C H , - - C H , C H , - - CH, - - CH, C H , CH,

l ) Bussy , Ann. Chem. Pharm. LT, 946. 2, L x u r e n t , Ann. chim. phys. XXVIII, 257. 3) T i l l e y , Ann. Chem. Pharm. XXXIX, 16Q. 4) S c h o r l e m m e r , Ann. Chem. Pharm. CLXI, 280 und CLXX, 137.

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