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Meinungen, Analysen, Fakten Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · [email protected] Deutsche Konjunktur: Solides Wachstum dank anziehender Investitionen - Zum Jahresende 2013 zeigt sich die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer guten konjunkturel- len Verfassung. Trotz der zuletzt verhaltenen Entwicklung der Industrieproduktion deuten Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex oder das GfK-Konsumklima auf ein überdurchschnittlich starkes Wirtschaftswachstum im Winterhalbjahr 2013/2014 hin. - Aufgrund der schwachen Entwicklung vom vorangegangenen Winter dürfte das preisbereinig- te Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahresdurchschnitt 2013 nur um 0,5 % über den Vor- jahresstand steigen. In 2014 ist mit einem höheren Anstieg von 1,8 % zu rechnen. Damit wird die Wachstumseinschätzung gegenüber der Prognose vom Juli 2013 im Wesentlichen beibehal- ten. - Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird 2014 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich nicht nur an Tempo gewinnen, sondern auch auf einer breiteren Basis erfolgen. Neben den Konsum- ausgaben dürften die Investitionen zunehmend zur zweiten Wachstumsstütze werden. Der Bei- trag des Außenhandels zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte hingegen leicht negativ bleiben. Zwar ist 2014 mit einer merklichen Belebung der deutschen Exportaktivitäten zu rech- nen. Die Importe dürften aber, gestützt durch die hohe Binnennachfrage, noch stärker zulegen. - Zu den Annahmen dieser Prognose gehört, dass sich die Wirtschaft des Euroraums in 2014 wei- ter erholt und die Weltkonjunktur insgesamt an Fahrt aufnimmt. Sollte es aber zu wiederauf- keimenden Zweifeln an der Tragfähigkeit der Schuldenlast in den europäischen Krisenländern kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, dürfte das Wirtschaftswachstum Deutschlands deutlich geringer ausfallen.

Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special · kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, ... Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken . Meinung 6 behaftet,

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Meinungen, Analysen, Fakten

Nr. 16 / 17.12.2013

Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · [email protected]

Deutsche Konjunktur: Solides Wachstum dank anziehender Investitionen

- Zum Jahresende 2013 zeigt sich die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer guten konjunkturel-

len Verfassung. Trotz der zuletzt verhaltenen Entwicklung der Industrieproduktion deuten

Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex oder das GfK-Konsumklima auf ein

überdurchschnittlich starkes Wirtschaftswachstum im Winterhalbjahr 2013/2014 hin.

- Aufgrund der schwachen Entwicklung vom vorangegangenen Winter dürfte das preisbereinig-

te Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahresdurchschnitt 2013 nur um 0,5 % über den Vor-

jahresstand steigen. In 2014 ist mit einem höheren Anstieg von 1,8 % zu rechnen. Damit wird

die Wachstumseinschätzung gegenüber der Prognose vom Juli 2013 im Wesentlichen beibehal-

ten.

- Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird 2014 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich nicht

nur an Tempo gewinnen, sondern auch auf einer breiteren Basis erfolgen. Neben den Konsum-

ausgaben dürften die Investitionen zunehmend zur zweiten Wachstumsstütze werden. Der Bei-

trag des Außenhandels zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte hingegen leicht negativ

bleiben. Zwar ist 2014 mit einer merklichen Belebung der deutschen Exportaktivitäten zu rech-

nen. Die Importe dürften aber, gestützt durch die hohe Binnennachfrage, noch stärker zulegen.

- Zu den Annahmen dieser Prognose gehört, dass sich die Wirtschaft des Euroraums in 2014 wei-

ter erholt und die Weltkonjunktur insgesamt an Fahrt aufnimmt. Sollte es aber zu wiederauf-

keimenden Zweifeln an der Tragfähigkeit der Schuldenlast in den europäischen Krisenländern

kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, dürfte das Wirtschaftswachstum

Deutschlands deutlich geringer ausfallen.

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Meinung

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Deutsche Konjunktur: Solides Wachstum dank

anziehender Investitionen

Die deutsche Wirtschaft befindet sich zum Jahres-

ende 2013 weiterhin in einer Phase soliden Wachs-

tums. Trotz der zuletzt verhaltenen Entwicklung

der Industrieproduktion (siehe Seite 18 dieser Aus-

gabe von „Volkswirtschaft special“) signalisieren

Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäfts-

klimaindex oder das GfK-Konsumklima, dass sich

die gesamtwirtschaftliche Produktion im Vergleich

zum Sommer beschleunigt hat. Aufgrund der

schwachen Entwicklung vom vorangegangenen

Winter dürfte das preisbereinigte Bruttoinlands-

produkt (BIP) Deutschlands im Jahresdurchschnitt

2013 aber nur um 0,5 % über den Vorjahresstand

steigen. In 2014 ist mit einem höheren BIP-Wachs-

tum von 1,8 % zu rechnen. Damit wird die Wachs-

tumseinschätzung gegenüber der Prognose vom

Juli 2013 im Wesentlichen beibehalten.

Kräftiger BIP-Zuwachs zum Jahresende

Schätzungen des BVR, die auf der Kombination

von Zeitreihenmodellen (VAR-Modelle) basieren,

lassen erwarten, dass das preis-, saison- und kalen-

derbereinigte BIP Deutschlands im vierten Quartal

2013 gegenüber dem Vorquartal um 0,7 % steigen

wird. Zuvor, im Sommerquartal, war das BIP noch

mit einer Verlaufsrate von 0,3 % expandiert. Da die

Wirtschaftsleistung aber infolge der Wachstumsdel-

le vom vierten Quartal 2012 (-0,5 %) mit einem

Unterhang in das Jahr 2013 gestartet ist und zu-

dem die Entwicklung im ersten Quartal witte-

rungsbedingt stagnierte (0,0 %), wird das preis-

bereinigte BIP im Jahresdurchschnitt 2013 voraus-

sichtlich nur um 0,5 % zunehmen (arbeitstäglich

bereinigt +0,6 %).

Wirtschaftswachstum wird 2014 hoch bleiben

Den Zeitreihenmodellen zufolge wird sich das kräf-

tige Wirtschaftswachstum vom Jahresendquartal

2013 im ersten Quartal 2014 mit einer BIP-Ver-

laufsrate von 0,6 % fortsetzen. In den darauffol-

genden Quartalen ist dann mit einem Anstieg zu

rechnen, der in etwa der Wachstumsrate des Po-

tenzialwachstums entspricht (0,3 %). Das Potenzi-

alwachstum ist die Rate, mit der das BIP auf Dauer

maximal zunehmen kann, ohne dass es zu einem

höheren Druck auf das allgemeine Preisniveau

kommt.

Im Jahressdurchschnitt wird das preisbereinigte BIP

Deutschlands gemäß der vorliegenden Prognose

um 1,8 % steigen (in originärer und kalenderberei-

nigter Rechnung). Anders als in 2013, in dem der

Unterhang des Vorjahres den BIP-Anstieg um

0,3 Prozentpunkte verminderte, wird in 2014

wieder ein Überhang das Wachstum stützen. Der

Überhang bzw. Unterhang berechnet sich aus dem

Verhältnis des preis-, kalender- und saisonbereinig-

ten BIP-Wertes vom vierten Quartal eines Jahres

zum entsprechenden BIP-Jahresdurchschnittswert.

In 2014 dürfte der Überhang des Vorjahres mit

0,9 Prozentpunkten zum BIP-Anstieg beitragen

und damit etwas höher ausfallen als im Durch-

schnitt der letzten zehn Jahre (0,5 Prozentpunkte).

Das Wirtschaftswachstum wird 2014 gegenüber

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dem Vorjahr voraussichtlich nicht nur an Tempo

gewinnen, sondern auch auf einer breiteren Basis

erfolgen. Neben den Konsumausgaben dürften die

Investitionen zunehmend zur zweiten Wachstums-

stütze werden. Der Beitrag des Außenhandels zur

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte hinge-

gen leicht negativ bleiben. Zwar ist 2014 mit einer

merklichen Belebung der deutschen Exportaktivitä-

ten zu rechnen. Die Importe dürften aber, gestützt

durch die hohe Binnennachfrage, noch stärker

zulegen.

Die Prognose beruht auf der Annahme, dass sich

die Wirtschaft des Euroraums in 2014 weiter erholt

und die Weltkonjunktur insgesamt an Fahrt auf-

nimmt. Ferner wird angenommen, dass die EZB

ihren ausgesprochen stimulierenden Kurs bis Ende

2014 beibehalten wird. Darüber hinaus wird unter-

stellt, dass der Euro-Wechselkurs gegenüber den

wichtigsten Handelspartnern stabil bleibt und dass

die globalen Energie- und Rohstoffpreise moderat

zurückgehen werden.

Investitionen nehmen an Fahrt auf

In Hinblick auf die Investitionsausgaben zeichnet

sich momentan eine spürbare Belebung ab. Die

Ausrüstungsinvestitionen legten im Sommerquartal

mit einer Verlaufsrate von 0,5 % zu. Sie waren

bereits im Frühjahrsquartal moderat gestiegen,

nachdem sie zuvor sechs Quartale in Folge zurück-

gegangen waren. Zum Anstieg dürften neben

dem verbesserten weltwirtschaftlichen Umfeld

insbesondere die nachlassende Unsicherheit über

die künftige wirtschaftspolitische Entwicklung des

Euroraums beigetragen haben. Ende dieses und im

Verlauf kommenden Jahres ist mit einer weiteren

Belebung der Ausrüstungsinvestitionen zu rechnen.

Die Investitionstätigkeit wird dabei auch durch die

Finanzierungsbedingungen gestützt, die weiterhin

ausgesprochen günstig sind.

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2011 2012 2013 2014

Wachstum zum Vorquartal (%, rechte Skala) BIP (Kettenindex 2005 = 100) Jahresdurchschnitt

Wirtschaftswachstum dürfte kräftig bleibenpreis-, saison- und kalenderbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Quelle: Destatis, ab dem vierten Quartal 2013: Prognose des BVR

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Bei den Bauinvestitionen konnten die deutlichen

Produktionsausfälle des vergangenen Winters

schon im Frühjahrsquartal größtenteils wieder

aufgeholt werden und auch im Sommerquartal

war ein spürbares Wachstum (+2,4 %) zu verzeich-

nen. In naher Zukunft ist mit einer Fortsetzung der

Aufwärtsbewegung am Bau zu rechnen. Neben

dem Wohnungsbau, der durch die günstigen Ein-

kommensperspektiven, die niedrigen Zinsen und

die gestiegene Vorliebe für werthaltig erscheinen-

de Sachanlagen stimuliert wird, dürften dann auch

der gewerbliche und der öffentliche Bau Impulse

zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum liefern. Von

den im Koalitionsvertrag vorgesehenen zusätzli-

chen staatlichen Investitionen sind zunächst noch

keine großen Effekte zu erwarten, da Bauprojekte

vielfach einen langen Planungsvorlauf aufweisen.

Konsumausgaben bleiben Wachstumsstütze

Die privaten Konsumausgaben sind in den ersten

drei Quartalen des laufenden Jahres kontinuierlich

gestiegen. Im Sommerquartal wurden sie allerdings

nur leicht (+0,1 %) ausgeweitet. Zum Anstieg der

Konsumausgaben trugen vor allem die Lohnerhö-

hungen und der weitere Beschäftigungsaufbau

bei. Zudem wurden die Privathaushalte zu Jahres-

beginn durch eine Senkung des Beitragssatzes zur

gesetzlichen Rentenversicherung, die Abschaffung

der Praxisgebühr und eine leichte Erhöhung des

steuerlichen Grundfreibetrags entlastet. Zum Jah-

resende dürften die Konsumausgaben beschleu-

nigt steigen. Hierauf deutet zumindest das GfK-

Konsumklima hin, das sich zuletzt, im November,

auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren befand.

In 2014 dürfte der Privatkonsum stärker steigen als

im Vorjahr. Die Konsumkonjunktur wird weiterhin

durch expandierende Tarifeinkommen und die

gute Arbeitsmarktentwicklung unterstützt wer-

den. Auch der im Koalitionsvertrag vereinbarte

Anstieg der Sozialleistungen könnte höhere Kon-

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Wachstum dürfte 2014 von Konsum und Investitionen getragen werdenBeiträge der Verwendungskomponenten zum Anstieg des preisbereinigten BIP in Prozentpunkten*

Außenbeitrag Bruttoinvestitionen Konsumausgaben

*Die Beiträge berechnen sich aus dem Vorjahresanteil der Verwendungskomponente am BIP (auf Basis jeweiliger Preise) multipliziert mit der jeweiligen Veränderungsrate (auf Basis preisbereinigter Angaben).Quelle: Destatis, 2013 und 2014: Prognose des BVR

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sumausgaben nach sich ziehen. Impulse sind zudem

von den Selbständigen- und Vermögenseinkom-

men zu erwarten, die angesichts der guten Kon-

junktur voraussichtlich merklich expandieren wer-

den. Spürbare Nachfrageimpulse sind auch von den

Konsumausgaben des Staates zu erwarten, die im

kommenden Jahr ebenfalls stärker zulegen dürf-

ten.

Außenhandel mit negativem Wachstumsbeitrag

Das Außenhandelsgeschäft der deutschen Wirt-

schaft hat sich im Sommerhalbjahr etwas erholt.

Die Exporte und Importe waren im Winterhalbjahr

2012/2013 vor dem Hintergrund der europäischen

Staatsschuldenkrise und der insgesamt verhaltenen

Weltkonjunktur noch merklich zurückgegangen. Im

dritten Quartal legten die Exporte um 0,1 % und

die Importe um 0,8 % zu. Auf Jahressicht ist eben-

falls davon auszugehen, dass die Ausfuhren etwas

schwächer expandieren werden als die Importe.

Der Außenhandel dürfte daher für sich genommen

insgesamt das gesamtwirtschaftliche Wachstum

leicht vermindern.

Auch im nächsten Jahr ist mit einem negativen

Wachstumsbeitrag zu rechnen. Zwar werden die

Ausfuhren voraussichtlich sowohl in die Schwellen-

länder, als auch in die USA und in die Nachbarstaa-

ten des Euroraums deutlich zunehmen. Das Im-

portwachstum dürfte aber noch von der erwarte-

ten Zunahme der Exporte übertroffen werden.

Neben der ausfuhrgetriebenen Belebung der Im-

porte werden die Einfuhren auch durch die robus-

te inländische Konsumnachfrage und die anzie-

henden Ausrüstungsinvestitionen befördert wer-

den.

Erwerbstätigkeit nimmt weiter zu

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigte sich im bisheri-

gen Verlauf des Jahres 2013 in einer positiven

Grundverfassung. Die Anzahl der Erwerbstätigen

ist weiter gestiegen, wenn auch weniger dyna-

misch als im Vorjahr. Für den Zuwachs waren allein

die zunehmende Erwerbsbeteiligung der inländi-

schen Bevölkerung sowie die verstärkte Zuwande-

rung aus Osteuropa und den Euro-Krisenländern

verantwortlich. Die Arbeitslosenzahl nahm hinge-

gen vor dem Hintergrund der Rückführung ar-

beitsmarktpolitischer Maßnahmen etwas zu.

In 2014 dürfte sich der Beschäftigungsaufbau ge-

stützt durch die gute Konjunktur fortsetzen. Die

Anzahl der Erwerbstätigen dürfte von 41,8 Mio.

im Jahresdurchschnitt 2013 auf 42,0 Mio. steigen.

Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit

registrierten Arbeitslosen wird hingegen voraus-

sichtlich mit im Mittel 2,9 Mio. Menschen auf einem

ähnlichen Niveau wie im Vorjahr bleiben. Dies

entspricht einer Arbeitslosenquote von 6,9 %.

Von dem im Koalitionsvertrag vorgesehenen all-

gemeinen gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von

8,50 Euro je Stunde dürften noch keine spürbaren

Effekte auf dem Arbeitsmarkt ausgehen, da dieser

erst ab dem Jahr 2015 eingeführt werden soll.

Konjunkturrisiken vor allem aus dem Ausland

Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken

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behaftet, die vor allem im internationalen Umfeld

zu sehen sind. So ist denkbar, dass die von Krisen

betroffenen Euroländer in ihren Konsolidierungs-

und Reformbestrebungen nachlassen werden.

Wiederaufkeimende Zweifel an der dauerhaften

Tragfähigkeit der Schuldenlast könnten dann zu

neuen Spannungen an den Finanzmärkten führen.

Dies könnte über den Export und die inländischen

Investitionsausgaben das Wirtschaftswachstum in

Deutschland dämpfen. Zudem gehen von den USA

weitere Risiken aus. In der Prognose wird unter-

stellt, dass sich die politischen Parteien des Landes

Anfang 2014 auf eine neuerliche Anhebung der

Schuldenobergrenze einigen können. Sollte dies

nicht der Fall sein, dürfte dies erhebliche Auswir-

kungen auf die Weltkonjunktur und damit auch

auf das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft

haben.

Andererseits ist aber auch eine merklich günstigere

Entwicklung denkbar, sollte die Erholung im Euro-

raum schneller voranschreiten als erwartet und die

globale Konjunkturentwicklung insgesamt dynami-

scher verlaufen. Eine günstigere Entwicklung wäre

auch zu erwarten, wenn es der neuen Bundesre-

gierung zeitnahe gelänge, mehr Planungssicherheit

für Investitionen zu schaffen. In einem solchen

Umfeld dürften die BIP-Verlaufsraten Deutschlands

auch nach dem voraussichtlich sehr wachstums-

starken Winterhalbjahr 2013/2014 deutlich über

der Potenzialwachstumsrate liegen.

Autor:

Dr. Gerit Vogt

Mail: [email protected]

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Geldmenge

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Kreditvergabe im Euroraum weiter rückläufig

Die Kreditvergabe im Euroraum bleibt schwach.

Nach den Zahlen der Europäischen Zentralbank

(EZB) ist die Summe der Kredite an Firmen und

Privathaushalte im Oktober gegenüber dem Vor-

jahr um 2,1 % gesunken. Das Tempo der Kredit-

kontraktion erhöhte sich damit im Oktober sogar

noch einmal leicht um 0,1 Prozentpunkte.

Besonders schwach entwickelte sich dabei nach

wie vor die Unternehmenskreditvergabe. Im Mo-

natsvergleich verringerte sich die Summe der Kre-

dite an Unternehmen um 12 Mrd. Euro. Insbeson-

dere in den Peripheriestaaten des Währungsraums

halten sich die Banken mit der Vergabe von Unter-

nehmensdarlehen weiterhin zurück. Die Kredite an

private Haushalte konnten hingegen im Monats-

vergleich sogar um 1 Mrd. Euro leicht zunehmen.

Geldmengenwachstum gab weiter nach

Der Anstieg der für die EZB-Zinspolitik wichtigen

Geldmenge M3 hat sich im Oktober ein weiteres

Mal abgeschwächt. Die Jahreswachstumsrate des

breit gefassten Geldmengenaggregats verringerte

sich im Oktober um 0,6 Prozentpunkte auf 1,4 %.

Wie in den Vormonaten leistete die besonders

liquide Geldmenge M1 mit 3,4 Prozentpunkten

den größten Beitrag zum Anstieg des Gesamtag-

gregats. Der Wachstumsbeitrag der Termin- und

Spareinlagen fiel hingegen mit -0,5 Prozentpunk-

ten negativ aus. Im September hatte er sich noch

wachstumsneutral entwickelt. Der Beitrag der

marktfähigen Finanzinstrumente lag im Oktober

bei -1,4 Prozentpunkten und blieb damit gegen-

über dem Vormonat unverändert.

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Marktfähige Finanzinstrumente (M3-M2)

Termin- und Spareinlagen (M2-M1)

Bargeld und Sichteinlagen (M1)

M3 insgesamt

Kredite an Privatsektor

Beiträge zum M3-Wachstumin Prozentpunkten, saisonbereinigt

Quelle: EcoWin, Berechnungen des BVR

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Geldpolitik

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Keine Leitzinsänderung im Euroraum

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat

auf seiner geldpolitischen Sitzung vom 5. Dezem-

ber keine weitergehenden Krisenmaßnahmen

beschlossen. Im Vorfeld der Ratssitzung hatte es

an den Finanzmärkten immer wieder Spekulatio-

nen über eine Ausweitung der bereits ausgespro-

chen expansiven Geldpolitik der EZB in Form eines

negativen Zinses für Übernachteinlagen oder einen

neuen Langfristtender gegeben. Der Präsident der

EZB, Mario Draghi, bekräftigte aber erneut, dass

das EZB-Leitzinsniveau für einen längeren Zeitraum

auf dem derzeit niedrigen Niveau bleiben oder

weiter sinken werde. In diesem Zusammenhang

verwies Mario Draghi auf das reichhaltige Arsenal

an weiteren möglichen geldpolitischen (Sonder-

)Maßnahmen. Über Negativzinsen für Übernacht-

einlagen sei auf der Ratssitzung nur kurz gespro-

chen worden. Neue Liquiditätsspritzen in Form von

Langfristtendern kämen, so Draghi, für die Institute

nur dann in Frage, wenn erwartet werden könne,

dass die zusätzliche Liquidität nicht bei den Banken

stecken bliebe und dadurch nicht an die hiesige

Wirtschaft weitergereicht werde.

Neben der geldpolitischen Entscheidung veröffent-

lichte die EZB am vergangenen Donnerstag auch

die neuen vierteljährlichen Projektionen zu Wachs-

tum und Inflation im Euroraum. Für 2014 erwarten

die Volkswirte der europäischen Notenbankerwar-

ten eine Teuerungsrate von 1,1 %. Im September

hatte die Projektion für 2014 noch bei 1,4 % gele-

gen. Die Wirtschaft dürfte in 2014 ebenfalls um

1,1 % expandieren. Für 2015 erwarten die Noten-

banker sogar ein Wachstum in Höhe von 1,5 %. Die

Inflationsrate dürfte dann bei 1,3 % liegen.

Der BVR ZinsBVR ZinsBVR ZinsBVR Zins----Tacho Tacho Tacho Tacho zeigt im Dezember mit

46 Punkten ein moderates mittelfristiges Inflations-

risiko für den Euroraum an. Das Barometer des

BVR zur Messung des mittelfristigen Inflationsziels

Okt 13 Nov 13 Dez 13

BVR Zins-Tacho 45 46 46

Konjunktur (50 %) 44 46 47

Preise (40 %) 48 48 48

Liquidität (10 %) 35 34 33

BVR Zinstacho

Der BVR Zinstacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007

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BVR Zinstacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala)

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Geldpolitik und Geldmarkt

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im Währungsraum blieb damit unverändert zum

Vormonat November. Seit Jahresbeginn ist der

Zins-Tacho um dreieinhalb Punkte gestiegen. Der

Anstieg des Preisdrucks ist allein auf den Anstieg

der Konjunkturkomponente des Tachos zurückzu-

führen, die sich aus einem bessernden konjunktu-

rellen Umfeld speist. Von Seiten der Preis- und der

Liquiditätskomponenten ging hingegen im De-

zember im Zuge einer moderateren Rohstoffpreis-

entwicklung und einer schwachen Kreditvergabe

im Vergleich zum Vorjahresultimo ein sichtbar

geringerer Inflationsdruck aus.

Zinsen am Geldmarkt steigen

Die Zinsen für Termingeschäfte auf dem europäi-

schen Geldmarkt sind im Dezember sichtbar ge-

stiegen. Grund für den deutlichen Anstieg der

Geldmarktzinsen dürften die abnehmenden Speku-

lationen auf eine weitere Lockerung der Geldpoli-

tik im Euroraum gewesen sein. So hatte unter an-

derem EZB-Präsident Draghi in seiner Rede vor

dem EU-Parlament betont, dass die EZB zwar je-

derzeit bereit sei zu handeln. Allerdings seien ein-

zelne schwächere Daten aus der Euro-Wirtschaft

kein ausreichender Grund für zusätzliche expansive

Schritte. Einige weitere Direktoriumsmitglieder

stießen ins gleiche Horn.

Vor diesem Hintergrund stiegen die Zinsen für die

weiterhin allenfalls mäßig liquiden Termingeschäfte

am Geldmarkt über alle Laufzeiten an. Der Zins für

Dreimonatsgelder kletterte dabei bis zum 16. De-

zember um 6 Basispunkte auf 0,29 %. Der Zins für

die weniger liquiden Zwölfmonatsgelder stieg im

Wochenverlauf um ebenfalls 6 Basispunkte auf

0,56 %.

in % Änderung* seit

Euro-Raum

Einlagesatz 0,00 0,00 13.11.13

Haupttender 0,25 -0,25 13.11.13

Spitzensatz 0,75 -0,50 13.11.13

USA

Tagesgeld-Ziel 0,25** 1,25 16.12.08

Japan

Tagesgeld-Ziel 0,10 0,20 19.12.08

Großbritannien

Reposatz 0,50 -0,50 05.03.09

Notenbankzinsen in ausgewählten Ländern

*Prozentpunkte, **Spanne von 0,0 bis 0,25 %Quelle: EcoWin

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Rentenmarkt

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Renditeplus im Dezember

Staatsanleihen mit hoher Bonität waren in den

ersten beiden Dezemberwochen weniger stark

gefragt. So verzeichneten Bundesanleihen wie

auch US-Treasuries einen sichtbaren Renditean-

stieg. Der Anstieg erfolgte in erster Linie in der

ersten Dezemberwoche, als sich viele Investoren

von den als besonders sicher geltenden Staatspa-

pieren trennten. Getragen wurde die Entwicklung

dabei von den sich weiter aufhellenden Konjunk-

turaussichten. Im Euroraum sorgte vor allem die

positive Entwicklung des Einkaufsmanagerindexes

für den November für Konjunkturoptimismus. Die

positive Tendenz setzte sich bei den Einkaufsma-

nagerindizes im Dezember fort. Ausschlaggebend

für die gute Performance waren in erster Linie

bessere Zahlen aus Deutschland. Die konjunkturelle

Lage in Frankreich blieb hingegen schwach. Dort

beschleunigte sich die Talfahrt zum Ende des Jah-

res sowohl in der Industrie als auch im Dienstleis-

tungssektor noch einmal sichtbar. Seit dem Som-

mer befindet sich die französische Wirtschaft in

einer ausgeprägten Schwächephase. In den zuvor

schwächelnden Euro-Staaten besserte sich die kon-

junkturelle Lage unterm Strich hingegen etwas. Die

Anleger quittierten dies mit einer stabileren Nach-

frage nach Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie,

was die Nachfrage nach Bundesanleihen zusätzlich

schwächte.

Die Bestätigung des EZB-Leitzinses stützte den

Renditeaufwärtstrend. So setzte sich nach der

EZB-Ratssitzung bei den Investoren die Erwartung

durch, dass die EZB vorläufig nicht an der Zins-

schraube drehen werde.

In der zweiten Dezemberwoche setzte sich der

Renditetrend bei Staatsanleihen aus Europa und

Nordamerika fort. Unterstützend wirkte hier die

bevorstehende Sitzung des Offenmarktausschusses

der Federal Reserve. Vor dem Hintergrund eines

sich bessernden Konjunkturausblicks für die USA

nahmen die Spekulationen der Anleger über die

anstehende geldpolitische Entscheidung der Fe-

deral Reserve zu. Zwar ging die Mehrheit der An-

leger von einer Fortsetzung der Anleiheaufkäufe

auf dem aktuellen Niveau bis in das kommende

Frühjahr aus. Gleichwohl gewannen Spekulationen

auf eine Rückführung des Fed-Anleiheaufkauf-

programms zunehmend an Gewicht, was die Ren-

diten von US-Treasuries etwas nach oben trieb.

% p.a. Aug Sep Okt

täglich fällig 0,42 0,41 0,40

Laufzeit bis 1 Jahr 0,75 0,73 0,72

Kündigungsfrist bis 3 Monate 0,85 0,85 0,82

täglich fällig 0,16 0,16 0,16

Laufzeit bis 1 Jahr 0,17 0,17 0,15

Überziehungskredite 9,49 9,54 9,44

Konsumentenkrediteüber 5 Jahre 7,73 7,71 7,77

Wohnungsbaukredite über 10 Jahre 2,74 2,82 2,91

bis 1 Mio. € bis 1 Jahr** 1,70 1,80 1,79

bis 1 Mio. € über 5 Jahre 2,83 2,87 3,03*nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften**oder variable LaufzeitQuelle: Deutsche Bundesbank

Einlagen privater Haushalte

Zinssätze im Neugeschäft der deutschen

Banken

Kredite privater Haushalte

Unternehmenskredite*

Einlagen Unternehmen*

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Rentenmarkt

11

Darüber hinaus sorgte die Einigung auf einen Bud-

getentwurf zwischen Demokraten und Republika-

nern für eine verminderte Nachfrage nach den als

besonders sicher geltenden US-Staatsanleihen.

Viele sehen in der Einigung ein Zeichen für mehr

Stabilität in der US-Politik und damit auch weniger

expansiven Geldpolitik. Die Tapering-Spekulationen

in den USA belasteten auch in Europa den Staats-

anleihemarkt.

Die Umlaufrendite börsennotierter Bundesanleihen

stieg um 13 Basispunkt und lag am 16. Dezember

bei 1,51 %. Die Rendite der 10-jährigen Bundesan-

leihen lag am gleichen Tag bei 1,84 % und damit

14 Basispunkte höher als zum Vormonatsultimo.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen kletterte

um 13 Basispunkte auf 2,88 %.

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

D J F M A M J J A S O N D

10-jährige StaatsanleihenRenditen in %

Quelle: EcoWin

USA

Euroraum

Japan

D J F M A M J J A S O N D0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

Geld- und KapitalmarktZinssätze in %

3-Monatsgeld

Umlaufsrendite

EZB-Mindestbietungssatz

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Zinsstrukturin %, Schätzwerte

16.09.2013 16.12.2013

Restlaufzeit in Jahren

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Devisen

12

EZB stützt Euro

Der Euro hat in der ersten Dezemberhälfte ein

Kursplus gegenüber dem US-Dollar realisieren kön-

nen. Unterstützung gab es von Seiten der Europäi-

schen Zentralbank. Die Gemeinschaftswährung

profitierte von den Äußerungen des EZB-Präsi-

denten Mario Draghi, der die Spekulationen der

Händler auf eine weitere Zinssenkung dämpfte. Zu

Monatsmitte hin bekräftigten verschiedene EZB-

Direktoriumsmitglieder, dass die EZB ihre Geldpoli-

tik in naher Zukunft nicht noch expansiver gestal-

ten werde. An den Devisenmärkten wurde im

Zuge dessen die Möglichkeit einer weiteren Locke-

rung der Geldpolitik der EZB mehr und mehr aus-

gepreist. Gleichwohl blieben die Spekulationen

über neue Geldspritzen der Notenbanker für das

kommende Jahr erhalten, was den Anstieg des

Euro-Dollar Kurses nach oben hin eingrenzte.

In den USA kamen hingegen neue Spekulationen

auf den zukünftigen geldpolitischen Kurs der

Federal Reserve auf. Zwar erwartet die Mehrzahl

der Händler weiterhin, dass die US-Notenbank

erst ab März ihre Anleihekäufe reduzieren wird.

Allerdings reichte die Einigung im US-Haushalts-

streit im Fahrwasser guter Konjunkturdaten, um

neue Spekulationen über ein vorzeitiges Ende der

Anleiheaufkäufe der Fed loszutreten. Der US-Dollar

konnte von dieser Stimmung zur Monatsmitte

profitieren und die erlittenen Kursverluste gegen-

über dem Euro eingrenzen. Unterm Strich gewann

der Euro gegenüber dem US-Dollar im Vergleich

zum Vormonatsultimo einen halben US-Cent und

lag am Montag, dem 16. Dezember bei 1,378 US-

Dollar.

100

110

120

130

140

150

D J F M A M J J A S O N D0,6

0,8

1,0

1,2

1,4

1,6

Euro-WechselkursAuslandswährung pro Euro

Quelle: EcoWin

US-Dollar

Jap. Yen (rechte Skala)

Brit. Pfund

USD JPY GBP CHF CAD SEK NOK DKK

30. Sep. 13 1,3505 131,78 0,8361 1,2225 1,3912 8,6575 8,1140 7,4580

31. Okt. 13 1,3641 133,99 0,8502 1,2333 1,4251 8,8052 8,1040 7,4587

29. Nov. 13 1,3611 139,21 0,8328 1,2298 1,4394 8,9075 8,3200 7,4589

16. Dez. 13 1,3776 141,87 0,8439 1,2212 1,4579 9,0266 8,4345 7,4605

Euro-Wechselkurse

Ausländische Währungseinheiten pro Euro, Referenzkurse der EZBQuelle: EcoWin

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Aktien

13

Keine Jahresendrally in Sicht

Nach einer Jahresendrally sah es in der ersten

Dezemberhälfte an den Aktienmärkten dies- wie

jenseits des Atlantiks nicht aus. Gewinnmitnahmen

sowie die Furcht der Anleger, die Federal Reserve

könne ihre Konjunkturstützen früher drosseln als

bislang angenommen, belasteten die Kurse. Dar-

über hinaus dämpfte die EZB die Stimmung, indem

sie signalisierte, ihre Geldpolitik vorerst nicht noch

expansiver gestalten zu wollen.

Zur Monatsmitte hin drehte sich die Stimmung.

Sowohl der DAX als auch der Dow Jones starteten

fulminant in die dritte Dezemberwoche. Viele In-

vestoren wurden von besser als erwartet ausgefal-

lenen Konjunkturdaten in Europa ermuntert, an die

europäischen Aktienmärkte zurückzukehren. In

den USA sorgte. So hatte sich die Stimmung in der

Euro-Wirtschaft im Dezember weiter überraschend

stark aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex stieg

von 51,7 Zählern auf 52,1 Punkte und lag damit

noch deutlicher über der Wachstum signalisieren-

den Schwelle von 50 Punkten. In den USA sorgte

derweil eine Fusionswelle für steigende Kurse.

Die Kursgewinne in der dritten Dezemberwoche

konnten aber die vorherigen Verluste nur eingren-

zen. Unterm Strich blieb die Dezemberbilanz des

DAX und Dow Jones negativ. So fiel der DAX bis

zum 16. Dezember um 2,6 % auf 9.164 Punkte. Der

Der Dow Jones sackte im gleichen Zeitraum um

1,3 % auf 15.885 Punkte ab.

6.200

6.800

7.400

8.000

8.600

9.200

9.800

D J F M A M J J A S O N D

Deutscher AktienmarktDax, 40-/ 200-Tagesschnitt

2.000

2.400

2.800

3.200

D J F M A M J J A S O N D

Aktien im EuroraumEuro-Stoxx 50, 40-/ 200-Tagesschnitt

12.400

13.000

13.600

14.200

14.800

15.400

16.000

16.600

D J F M A M J J A S O N D

Aktienmarkt USADow Jones, 40-/ 200-Tagesschnitt

Quelle: EcoWin

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Eurokonjunktur

14

Wirtschaftsleistung dürfte 2014 steigen

Fachleute schätzen derzeit die konjunkturellen

Perspektiven des Euroraums für das kommende

Jahr überwiegend günstig ein. So gehen beispiels-

weise die Experten der OECD in ihrem jüngsten

Wirtschaftsausblick davon aus, dass das preisberei-

nigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Währungs-

raums, nach einem Rückgang um 0,4 % im laufen-

den Jahr, in 2014 um 1,0 % steigen wird. Das ge-

samtwirtschaftliche Wachstum dürften demnach

sowohl von einer Belebung der Binnennachfrage

als auch vom zunehmenden Außenhandel getra-

gen werden.

Zuletzt, im Sommerquartal 2013, war das preis-

und saisonbereinigte BIP des Währungsraums ge-

mäß den inzwischen von Eurostat bestätigten

Angaben gegenüber dem Vorquartal geringfügig

um 0,1 % expandiert. Die Wirtschaftsleistung war

bereits im Frühjahrsquartal leicht (+0,3 %) gestie-

gen, nachdem sie allerdings zuvor sechs Quartale in

Folge gesunken war. Für den jüngsten BIP-Anstieg

waren insbesondere die Lager- und Anlageinvesti-

tionen verantwortlich, die für sich genommen die

Wachstumsrate um 0,3 bzw. 0,1 Prozentpunkte

erhöhten. Leichte Wachstumsimpulse gingen aber

auch von den privaten und staatlichen Konsum-

ausgaben aus, die im Vorquartalsvergleich um

0,1 % bzw. 0,2 % stiegen. Der Außenhandel hat

hingegen den BIP-Zuwachs um 0,3 Prozentpunkte

vermindert, da die Exporte (+0,2 %) weniger stark

expandierten als die Importe (+1,0 %).

Stimmung hellt sich weiter auf

Eine Fortsetzung des BIP-Wachstums im Euroraum

lässt der Wirtschaftsklimaindex der EU-Kommission

erwarten. Der Stimmungsindikator ist im Novem-

ber gegenüber Oktober um 0,8 Punkte auf

98,5 Punkte gestiegen. Er befindet sich damit nur

noch leicht unter seinem langfristigen Mittelwert

1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen,

20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen

2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten)

Quelle: EcoWin

Wirtschaftsklima im Euroraum

60

70

80

90

100

110

120

07/11

01/12

07/12

01/13

07/13

07/11

01/12

07/12

01/13

07/13

-40

-30

-20

-10

0

10

20

07/11

01/12

07/12

01/13

07/13

Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2

07/11

01/12

07/12

01/13

07/13

07/11

01/12

07/12

01/13

07/13

07/11

01/12

07/12

01/13

07/13

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Eurokonjunktur

15

von 100 Punkten.

Industrieproduktion gibt nach

Im Kontrast zur Aufwärtsbewegung wichtiger

Stimmungsindikatoren hat sich die Industriepro-

duktion zuletzt sichtlich abgeschwächt. Nach vor-

läufigen Angaben von Eurostat ist die Erzeugung

im Oktober gegenüber dem Vormonat preis- und

saisonbereinigt um 1,1 % zurückgegangen, nach-

dem sie bereits im September gesunken war

(-0,2 %). Der Ausstoß gab dabei in fast allen indust-

riellen Hauptgruppen nach. Lediglich bei den Her-

stellern von Vorleistungsgütern war ein leichtes

Produktionsplus (+0,4 %) zu verzeichnen.

In naher Zukunft ist mit einer Belebung der Indust-

riekonjunktur zu rechnen. Hierauf deutet zumin-

dest die Entwicklung des Auftragseingangs hin.

Der Order-Indikator hat sich zuletzt, im November,

gegenüber dem Vormonat um kräftige 3,3 Punkte

auf -17,9 Punkten erhöht.

Inflationsrate auf 0,9 % gestiegen

Der rückläufige Trend bei der Inflationsrate des

Euroraums hat sich jüngst nicht fortgesetzt. Die

Inflationsrate, gemessen an der Jahresrate des

Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI),

legte von 0,7 % im Oktober auf 0,9 % im Novem-

ber zu. Teuerungstreibend wirkten insbesondere

die Preise für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak

(+1,6 %) sowie für Dienstleistungen (+1,5 %).

Bei den Erzeugerpreisen hat sich die Abwärtsbe-

wegung hingegen etwas beschleunigt. Sie gaben,

nachdem sie im September um 0,9 % zurückge-

gangen waren, im Oktober um 1,4 % nach. Ähnlich

wie in den Vormonaten resultierte die Abwärts-

bewegung des Gesamtindexes vor allem aus der

Entwicklung der Preise für Energie (-3,6 %) und

Vorleistungsgüter (-1,8 %). Für November sind

derzeit noch keine Angaben zur Erzeugerpreis-

entwicklung verfügbar.

-80

-60

-40

-20

0

20

90

100

110

120

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Aufträge und Produktion2010=100, Euroraum, saisonbereinigt

*Order-Indikator der EU-KommissionQuelle: EcoWin

Produktion

Aufträge (rechte Skala)*

-2

0

2

4

6

8

0

1

2

3

4

5

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Verbraucher- und ErzeugerpreiseEuroraum, in % gg. Vorjahr

*ohne Energie und unbearbeitete LebensmittelQuelle: EcoWin

Kerninflation*

Erzeugerpreise (rechte Skala)

Verbraucherpreise

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Deutsche Konjunktur

16

Solides Wachstum in 2014

Wie bereits auf den ersten Seiten dieser Ausgabe

von „Volkswirtschaft special“ dargelegt, geht der

BVR weiterhin davon aus, dass das preisbereinigte

Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands in 2014

um 1,8 % über das Vorjahresniveau steigen wird.

Der Prognosewert befindet sich damit in einer

ähnlichen Größenordnung wie die aktuellen

Wachstumseinschätzungen anderer Institutionen

(siehe Abbildung).

Bei den BIP-Prognosen für Deutschland und das

Jahr 2014 waren zuletzt sowohl Aufwärts- als

auch Abwärtsrevisionen feststellbar. So haben die

Fachleute der Bundesbank ihre Wachstumsprojek-

tion von 1,5 % im Juni auf 1,7 % im Dezember

angehoben, während die Experten des Rheinisch-

Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung

(RWI) ihren Prognosewert von 1,9 % im Juni und

September auf zuletzt 1,5 % verminderten.

Ein Grund für die bestehenden Differenzen in

den Prognosewerten ist in den unterschiedlichen

Wachstumseinschätzungen für das Jahresendquar-

tal 2013 zu sehen. Beispielsweise begründen die

RWI-Experten ihre Abwärtsrevision auch mit den

zuletzt schwachen Industriedaten. Vor diesem

Hintergrund rechnen sie für das vierte Quartal mit

einer Wachstumsabschwächung und infolge des-

sen mit einem geringeren Überhang für 2014.

Andere Institutionen wie der BVR und die Deut-

schen Bundesbank gehen angesichts der günsti-

gen Entwicklung von Stimmungsindikatoren hin-

gegen von einer Wachstumsbeschleunigung und

demensprechend von einem höheren Überhang

aus.

Schwache Industriedaten

Die IndustrieproduktionIndustrieproduktionIndustrieproduktionIndustrieproduktion hat sich im Oktober et-

was abgeschwächt. Gemäß den ersten amtlichen

Angaben ist der industrielle Ausstoß gegenüber

IMF

RWI

IWH

IW

DIW REGSVR

KOM; OECD

ifo

RWI

Bbk; HWWI

BVR; IWH

IMK

1,0

1,5

2,0

2,5

Sep 13 Okt 13 Nov 13 Dez 13

Konjunktur 2014 - Prognosen für Deutschlandpreisbereinigt, Jahreswachstumsrate des BIP in %

Bbk - Deutsche Bundesbank

DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

GD - Gemeinschaftsdiagnose (Frühjahrs- bzw. Herbstprognose)

HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut

ifo - Institut für Wirtschaftsforschung,München

IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel

IMF - Internationaler WährungsfondsIMK - Institut für Makroökonomie und

Konjunkturforschung

IW - Institut der deutschen Wirtschaft, KölnIWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle

KOM - Europäische KommissionOECD - Organisation für Wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung

REG - BundesregierungRWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für

Wirtschaftsforschung, Essen

SVR - Sachverständigenrat

IMK

IfW GD

Page 17: Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special · kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, ... Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken . Meinung 6 behaftet,

Deutsche Konjunktur

17

dem Vormonat preis-, kalender- und saisonberei-

nigt um 1,2 % zurückgegangen. Die Industriepro-

duktion hatte bereits im September leicht nach-

gegeben (-0,7 %). Im Zweitmonatsdurchschnitt

September/Oktober gegenüber Juli/August ist die

Erzeugung um 0,5 % gesunken, was unter ande-

rem aus der Kurzarbeit in einigen Werken der

Automobilindustrie resultierte. Auch im Bauge-

werbe ist die Produktion im Oktober (-1,7 %)

gesunken, nachdem sie bereits im September

(-0,7 %) zurückgegangen war.

Der AuftragseingangAuftragseingangAuftragseingangAuftragseingang der Industriebetriebe gab im

Oktober ebenfalls nach (-2,2 %). Allerdings waren

die Bestellungen im September, durch Großauf-

träge in der Luftfahrtindustrie gestützt, noch um

kräftige 3,1 % gestiegen. Auch in dem für kon-

junkturelle Analysezwecke besser geeigneten

Zweimonatsvergleich September/Oktober gegen-

über Juli/August legten die Aufträge merklich

(+1,9 %) zu. Dabei stand einer höheren Nachfrage

aus dem Ausland (+4,0 %) einem leicht rückläufi-

gen Bestellvolumen aus dem Inland (-0,9 %) ge-

genüber. Trotz des jüngsten Dämpfers bei den

Aufträgen ist in naher Zukunft angesichts des

hohen Stands wichtiger Stimmungsindikatoren

mit einer spürbaren Belebung der Industriekon-

junktur zu rechnen.

Stimmungsindikatoren auf hohem Niveau

Die ZEWZEWZEWZEW----KonjunkturerwartungenKonjunkturerwartungenKonjunkturerwartungenKonjunkturerwartungen, ein wichtiger

Frühindikator zur gesamtwirtschaftlichen Entwick-

lung Deutschlands haben ihre Aufwärtsbewegung

zum Jahresende fortgesetzt. Der auf einer Umfra-

90

95

100

105

110

115

120

-60

-40

-20

0

20

40

60

80

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Wirtschaftliche Einschätzungsaisonbereinigt

Quelle: EcoWin *rechte Skala, 2005=100

ZEW-Konjunkturerwartungen

ifo Geschäftsklimaindex*

90

100

110

120

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Aufträge2010=100, preis- und saisonbereinigt

Aufträge aus dem Inland

Aufträge aus dem Ausland

90

100

110

120

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Produktion2010=100, preis- und saisonbereinigt

Baugewerbe

Industrie

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Deutsche Konjunktur

18

ge unter Finanzmarktfachleuten basierende Indi-

kator ist von 54,6 Punkten im November auf 62,0

Punkte im Dezember gestiegen. Er befindet sich

damit weiterhin deutlich über seinem langfristigen

Mittelwert (24,2 Punkte) und signalisiert für das

Jahresendquartal eine merkliche Wachstumsbe-

schleunigung. Neben den Konjunkturerwartungen

haben sich auch die Lageeinschätzungen verbes-

sert. Der entsprechende ZEW-Indikator ist im De-

zember gegenüber dem Vormonat um 3,7 Punkte

auf 32,4 Punkte gestiegen.

Zur Entwicklung des ifo Geschäftsklimaindexesifo Geschäftsklimaindexesifo Geschäftsklimaindexesifo Geschäftsklimaindexes

liegen derzeit noch keine Angaben für Dezember

vor. Diese werden voraussichtlich am 18. Dezem-

ber veröffentlicht. Zuletzt, im November, war der

Geschäftsklimaindex gegenüber dem Vormonat

um kräftige 1,9 Punkte auf einen Stand von 109,3

Punkten gestiegen. Maßgeblich hierfür waren die

Aussichten und die Lage, die von befragten Un-

ternehmen insgesamt günstiger beurteilt wurden

als zuvor. Die Geschäftsaussichten befanden sich

im November aus dem höchsten Stand seit Mai

2011.

Inflationsrate legt leicht zu

Im November sind die VerbraucherpreiseVerbraucherpreiseVerbraucherpreiseVerbraucherpreise Deutsch-

lands etwas stärker gestiegen. Die Inflationsrate,

gemessen an der Jahresrate des Verbrauchpreis-

indexes (VPI), legte gegenüber dem Vormonat

geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 1,3 % zu.

Für den Anstieg waren verschiedene Faktoren

verantwortlich. So sind die Energiepreise mit einer

Jahresrate von -0,3 % weniger stark gesunken als

im Oktober (-0,5 %). Zudem mussten die Verbrau-

cher für Dienstleistungen (+1,5 %) etwas mehr

Geld aufwenden als zuvor (+1,2 %). Andererseits

fiel der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln (+3,2 %)

weniger deutlich aus als in den Vormonaten, was

für sich genommen die Gesamtteuerung vermin-

derte.

Die ErzeugerpreiseErzeugerpreiseErzeugerpreiseErzeugerpreise gewerblicher Produkte gaben

im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 0,7 %

nach. Sie waren bereits im August und September

merklich zurückgegangen (mit Jahresraten von

jeweils -0,5 %). Angaben zur Entwicklung der

Erzeugerpreise im November werden vom Statis-

tischen Bundesamt voraussichtlich am 20. Dezem-

ber veröffentlicht.

Insolvenzzahlen weiterhin rückläufig

Das Insolvenzgeschehen hat sich in Deutschland

weiter entspannt. Wie das Statistische Bundesamt

mitteilte wurden von den Amtsgerichten in den

-10

-8

-6

-4

-2

0

2

4

6

8

0

1

2

3

4

5

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

*ohne Energie undLebensmittelQuelle: EcoWin

Verbraucherpreise

Kerninflation*

Erzeugerpreise (rechte Skala)

Verbraucher- und Erzeugerpreisegg. Vorjahr in %

Page 19: Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special · kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, ... Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken . Meinung 6 behaftet,

Deutsche Konjunktur

19

ersten drei Quartalen des Jahres 19.924 Unter-

nehmens- und 69.264 Verbraucherinsolvenzen

gemeldet. Die Anzahl der Verbraucherinsolvenzen

ist im Vorjahresvergleich um 7,1 % zurückgegan-

gen, die der Firmenpleiten sogar um 8,6 %. Vor

dem Hintergrund der bisherigen Entwicklung

erwartet das Bundesamt für das gesamte Jahr

2013 rund 26.600 Unternehmens- und 92.500

Verbraucherinsolvenzen. Dies entspräche im Ver-

gleich zum Vorjahr einem Rückgang um 6,0 %

bzw. 5,3 %. Zuletzt, im September, ist die Anzahl

der Firmenpleiten gegenüber dem Vorjahresmo-

nat um 2,8 % auf 2.000 gesunken. Die Zahl der

Verbrauchpleiten hat sich allerdings um 4,1 % auf

7.493 Fälle erhöht.

Arbeitsmarktentwicklung trotz zunehmender

Arbeitslosenzahl günstig

Im November zeigte sich der deutsche Arbeits-

markt ungeachtet eines leichten Anstiegs der

Arbeitslosenzahl nach wie vor in einer guten

Grundverfassung. Nach Angaben der Bunde-

sagentur für Arbeit (BA) ist die Anzahl der Ar-

beitslosen gegenüber Oktober geringfügig um

5 Tsd. auf 2,806 Mio. Menschen gestiegen. Im

Vorjahrsvergleich nahm die ArbeitslosenzahlArbeitslosenzahlArbeitslosenzahlArbeitslosenzahl aller-

dings um 55 Tsd. Personen zu, was aber vor allem

aus der Rückführung arbeitsmarktpolitischer

Maßnahmen und nicht etwa aus der konjunktu-

rellen Entwicklung resultieren dürfte. Die Arbeits-

losenquote lag in saisonbereinigter Rechnung bei

6,9 % und blieb damit im Vergleich zu den Vor-

monaten unverändert.

In den Daten zur Erwerbstätigkeit und zur sozial-

versicherungspflichtigen Beschäftigung haben sich

die Aufwärtstrends hingegen fortgesetzt. So ist

die ErwerbstätigenzahlErwerbstätigenzahlErwerbstätigenzahlErwerbstätigenzahl nach ersten Schätzungen

40.600

40.800

41.000

41.200

41.400

41.600

41.800

42.000

6,5

7,0

7,5

8,0

07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Erwerbstätige u. Arbeitslosenquotesaisonbereinigt

Quelle: EcoWin

Arbeitslosenquote

Erwerbstätige(rechte Skala)

in Tsd.

Deutschland November Saisonbereinigt Vormonat Vorjahresmonat gg. Vormonat

Arbeitslose 2.806.143 4.954 54.663 10.000

Offene Stellen 430.721 -7.927 -19.884 4.000

Erwerbstätige1) 42.294.000 136.000 250.000 24.000

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte2) 29.791.300 294.200 377.695 37.000

Arbeitslosenquote 6,5 0,0 0,0 -

Arbeitslosenquote (West) 5,8 0,0 0,2 -

Arbeitslosenquote (Ost) 9,6 0,1 -0,2 -

Quelle: EcoWin 1) Oktober 2) September

Arbeitsmarkt

Veränderung gegen

Page 20: Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special · kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, ... Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken . Meinung 6 behaftet,

Deutsche Konjunktur

20

des Statistischen Bundesamtes im Oktober ge-

genüber dem Vorjahr um 250 Tsd. auf 42,29 Mio.

Menschen gestiegen. Die BeschäftigtenzahlBeschäftigtenzahlBeschäftigtenzahlBeschäftigtenzahl lag

gemäß der aktuellen BA-Hochrechnung im Sep-

tember bei 29,79 Mio. und nahm damit binnen

Jahresfrist um 378 Tsd. zu. Zum Anstieg der Be-

schäftigtenzahl trugen Vollzeit- und Teilzeitbe-

schäftigung gleichermaßen bei (jeweils +189 Tsd.

Menschen). Mit Ausnahme des Saarlandes kam es

in allen Bundesländern zu einer Ausweitung der

Beschäftigung. Nach Branchen betrachtet waren

die höchsten Zuwächse erneut bei den wirt-

schaftsnahen Dienstleistungen (ohne Zeitarbeit)

sowie im Gesundheits- und Sozialwesen zu ver-

zeichnen. In den nächsten Monaten ist angesichts

der guten Konjunkturentwicklung mit einem wei-

teren Stellenaufbau zu rechnen.

Außenhandel belebt sich

Der grenzüberschreitende Handel der deutschen

Wirtschaft hat nach einem bisher durchwachsenen

Jahrverlauf zuletzt an Schwung gewonnen. Im

Oktober wurden von Deutschland Waren im Wert

von 99,1 Mrd. Euro ausgeführt und Waren im

Wert von 81,2 Mrd. Euro eingeführt. Die Ausfuh-

ren sind damit auf einen neuen Monats-Rekord-

wert gestiegen. Sie legten gegenüber dem Vor-

jahr um 0,6 % zu. Entgegen den Trends der Ver-

gangenheit war für das Exportplus allein der Zu-

wachs im Handel mit den EU-Partnerländern

(+2,1 %) verantwortlich. Die Exporte in die Länder

außerhalb der EU sind hingegen zurückgegangen

(-1,3 %). In saison- und kalenderbereinigter Rech-

nung sind die Ausfuhren gegenüber dem Vormo-

nat um 0,2 % expandiert. Die Importe sind jedoch

noch stärker gestiegen (+2,9 %).

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07/11 01/12 07/12 01/13 07/13

Außenhandelin Mrd. Euro

Quelle: EcoWin

Exporte

Importe

Handelsbilanzsaldo (rechte Skala)

Deutschland

in Mrd. € in Mrd. € in % in Mrd. € in Mrd. € in %

Exporte 99,1 0,6 0,6 917,0 -6,5 -0,7

Importe 81,2 -1,3 -1,6 751,4 -11,1 -1,5

Handelsbilanzsaldo 17,9 1,9 - 165,6 4,6 -

Leistungsbilanzsaldo 19,1 3,5 - 154,5 5,6 -

Quelle: EcoWin

Außenwirtschaft

StandOkt 13

Veränderung gegenVorjahresmonat

Veränderung zum Vorjahreszeitraum

Stand Jan-Okt 13