26
Inhalt 2 : kempf vs. t-mobile 3 : fanzines 6: metropolis in berlin 7: pilot pirx auf dvd 9: comics 12: fur fiction 13: kino & tv 19: rezensionen 25 : conkalender & impressum 26: leserbrief Nr. 249 – März 2010 Endspurt...! Liebe Leser, dies ist unsere letzte Ausga- be vor dem großen Jubiläum des FANDOM OBSERVERS. Deshalb darf ich nochmals daran erinnern, daß wir uns noch viele, und vor allem ausführliche Lobhudeleien für die Jubelausgabe wünschen. Also ran an die Tastaturen und schnell was getippt! Los! Macht uns stolz! Die nächsten 250 Ausgaben dürft Ihr dann auch wieder träge Konsumenten spie- len, versprochen! Liebe Grüße, Florian Breitsameter William Tenn (1920-2010) Der amerikanische Science-Fiction-Schrift- steller und Literaturwissenschaftler William Tenn (eigentlich Philip Klass) starb am 7 . Februar 2010 an Herzversagen. William Tenn begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Schreiben von Science- Fiction. Er war ein Vertreter des so genann- ten Golden Age der Science-Fiction und galt als der bedeutendste Satiriker des Genres jener Zeit. Sein Werk besteht fast aussch- ließlich aus Kurzgeschichten und Erzählun- gen, er veröffentlichte nur zwei Romane (»A Lamp for Medusa« und »Of Men and Mon- sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich- ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede- nen Sammlungen erschienen, gehören u.a. »A Child’s Play« und »Party of the two parts«. In den 1960ern erhielt William Tenn einen Ruf an die Penn State University, an der als Assistant Professor Literatur unter- richtete, bald arauf beendete er seine Karrie- re als SF-Autor. Die NESFA veröffentlichte unter dem Titel »Immodest Proposals« und »Here Comes Civilization« zuletzt Tenns gesamtes Kurzgeschichtenwerk. fb. Breitsameter/FO249/editorial Material für Ausgabe 250 an: Günther Freunek, Am Haster Berg 37, 49090 Osnabrück, E-mail: [email protected] Redaktionsschluß für die Aus - gabe 250 ist der 15. März 2010!

Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Inhalt2 : kempf vs. t-mobile

3 : fanzines

6: metropolis in berlin 7: pilot pirx auf dvd

9: comics 12: fur fiction

13: kino & tv 19: rezensionen

25 : conkalender & impressum 26: leserbrief

Nr. 249 – März 2010

Endspurt...!

Liebe Leser, dies ist unsere letzte Ausga-be vor dem großen Jubiläum des FANDOMOBSERVERS. Deshalb darf ich nochmals daranerinnern, daß wir uns noch viele, und vorallem ausführliche Lobhudeleien für dieJubelausgabe wünschen.

Also ran an die Tastaturen und schnellwas getippt! Los! Macht uns stolz!

Die nächsten 250 Ausgaben dürft Ihrdann auch wieder träge Konsumenten spie-len, versprochen!

Liebe Grüße,Florian Breitsameter

William Tenn (1920-2010)

Der amerikanische Science-Fiction-Schrift-steller und Literaturwissenschaftler WilliamTenn (eigentlich Philip Klass) starb am 7.Februar 2010 an Herzversagen.

William Tenn begann nach dem ZweitenWeltkrieg mit dem Schreiben von Science-Fiction. Er war ein Vertreter des so genann-ten Golden Age der Science-Fiction und galtals der bedeutendste Satiriker des Genresjener Zeit. Sein Werk besteht fast aussch-ließlich aus Kurzgeschichten und Erzählun-gen, er veröffentlichte nur zwei Romane (»ALamp for Medusa« und »Of Men and Mon-sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich-ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede-nen Sammlungen erschienen, gehören u.a.»A Child’s Play« und »Party of the two parts«.

In den 1960ern erhielt William Tenneinen Ruf an die Penn State University, ander als Assistant Professor Literatur unter-richtete, bald arauf beendete er seine Karrie-re als SF-Autor. Die NESFA veröffentlichteunter dem Titel »Immodest Proposals« und»Here Comes Civilization« zuletzt Tennsgesamtes Kurzgeschichtenwerk.

fb.

Breitsameter/FO249/editorial

Material für Ausgabe 250 an:

Günther Freunek,Am Haster Berg 37, 49090Osnabrück,E-mail: [email protected]

Redaktionsschluß für die Aus -gabe 250 ist der 15. März2010!

Page 2: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

2 FO 249 · 03/2010

Breitsametär/FO249/kempf spricht!

Nachdem mir auf meinen Beitrag im letztenObservern von einigen Lesern diverse Tipszugingen und Unterstützung angeboten undin die Wege geleitet wurde, rührte sich dochauch aus Richtung SWR-Marktcheck was:Ein Herr Sonneborn vom SWR rief an undhakte nach, ob diese unglaubliche Sachenoch aktuell wäre und bat um Übersendungaller Unterlagen.

Und am 28. Januar buchte mir T-Mobilemal wieder 150 Euro ab.

Am 1.2. buchte mir T-Mobile 157,64 Euroab.

Und am 2.2. gleich nochmal 230 Euround am gleichen Tag nochmal 150 Euro.

Und jedesmal hinterher meine Faxe andie Sparkasse zwecks Rückbuchung, an T-Mobile Abteilung Betrugsverfolgung und andie Polizei Alzenau.

Eine wie auch immer geartete Reaktionvon T-Mobile bekam ich nie...

Also habe ich mir mal aus denAbbuchungsdetails die Bankleitzahl desbelastenden Instituts herausgesucht unddiese Bankleitzahl in meinem Bankpro-gramm nach der dazugehörigen Banksuchen lassen: Es ist wohl die Hypo Ver-einsbank Holzkirchen, bei der T-Mobile dieLastschriften einreicht. Also im Internet denSitz und die Kontaktdaten herausgesuchtund dieser Bank per Fax untersagt, meinKonto weiter mit Lastschriften zu belegen,weil ja schließlich keine Einzugsermächti-gung vorliegen würde.

Antwort auf mein Fax bekam ich keine.Zwischendurch rief mal wieder die Poli-

zei hier an und verkündete mir, daß sie kei-nen Schritt weiterkämen, weil auch nachsechs Wochen von T-Mobile keine Unterla-gen gekommen wären und auf Rückfragenmaximal Vertröstungen erfolgten.

Dann bimmelte der SWR wieder an: Manbräuchte von mir Einverständniserklärungenfür Hypo-Vereinsbank Holzkirchen und Spar-kasse Alzenau, daß die überhaupt bereitsind, etwas zur Sache zu äussern und sichnicht hinter dem Bankgeheimnis versteckenkönnen.

Und man wollte in der Faschingswochehier wegen einem Interview vorbeikom-men...

Am 15.2. buchte T-Mobile 157,64 Euroab.

Und am 16.2. wurden 237,64 Euro abge-bucht.

Und wieder rief der Südwestfunk an undkündigte sich für den 19. Februar mit einemKamerateam an – ich sollte mir den Tag frei-halten...

Und nun war endlich Bewegung in dieSache gekommen: Bimmelte doch am Vor-tag des Interviews hier zuerst die Sparkassean und bedauerte wortreich die ganzen

Umstände, die mir entstanden sind. Unddaß es ja jetzt auch durchaus möglich wäre,mein Konto gezielt für eine einzelne,abbuchende Kontonummer zu blocken undjegliche Lastschriften von T-Mobile automa-tisch rückbuchen zu lassen. Daß man auchmeinen unwissenden Kundenberater, dermir vor eineinhalb Jahren das Gegenteilerzählte, nun über diese Tatsache aufgeklärthätte und diesen Filter nun installiert hätte.

Und kurz darauf rief die Polizei an: Ichhätte ja mit dem Fernsehen doch einiges anWirbel verursacht, was jetzt wohl auch dazugeführt hätte, daß jetzt endlich von T-Mobi-le die Vertragsdaten zu den betreffendenVerträgen übermittelt worden wären. Wiedie polizeilichen Ermittlungen jetzt weiter-gingen und ob da am Ende was bei rauskä-me, könnte er mir freilich nicht mitteilen,aber es wäre ja doch bemerkenswert, daßeine polizeiliche Ermittlung alleine nichtausgereicht hätte, sondern daß da erst dasFernsehen kommen muß, um da was zubeschleunigen...

Und dann rief am gleichen Abend nochder SWR an und meinte, sie würden auchgern in der Werkstatt filmen, damit manmich bei der Arbeit sehen könnte. Vonwegen »Das ist der Malermeister blabla...«.Meine Einwände, daß ich in der Werkstattnicht streichen würde, sondern höchstensmal den Laster auf und ablade oder dieWalzen auswasche, waren da kein Argu-ment – ich könnte ja irgendein sinnlosesBrett streichen...

Also haben wir uns dann in der Werk-statt getroffen. Da kam dann der ReporterSonneborn, die Redakteurin, der Kamera-

mann und der schweigsamste in der Rundewar der Mikrofonhalter und Beleuchter.Mein Mitarbeiter Michael und ich habendann irgendeine uralte Zwischenprüfungs-platte eines gescheiterten Lehrlings aus denTiefen des Lagers geholt und sinnlos mitgrüner Farbe bestrichen. Bei Eiseskälte,während der Reporter nur noch am Fluchenund nicht so ganz für die Temperatur ange-zogen war. Wir haben dann die drei Fragenund Antworten bestimmt 6 oder 7 mal dur-chexerziert, dann aus ner anderen Perspek-tive, bis die Redakteurin zufrieden war.

Mein Mitarbeiter und ich haben dannnoch sinnlos den Laster beladen, sind danneinmal rückwärts aus der Halle gefahren,dann wieder rein, dann wieder raus undwieder rein, bis es dann endlich gut war.

Die Mannschaft ist dann erstmalabgerückt, um hier noch zu Interviews zurPolizei und zur Sparkasse zu düsen. Umdann später bei mir im Wohnzimmer aufzu-schlagen und mir sechs bis siebenmal vorlaufender Kamera zu verkünden, daß derFall gelöst wäre und ich von der Sparkasseals kleine Entschädigung einen Restaurant-gutschein in Höhe von 100 Euro bekomme.Und ich musste auch nach dem fünftenWiederholen eine freudige Überraschungmimen – ich bin mal gespannt, wie das imFernsehen aussieht!

Wie dem auch sei – wem mal was ähn-liches wiederfahren sollte: Spart euch dieKosten für Anwalt und die Rennerei mit derPolizei – geht gleich in die Öffentlichkeit,was anderes scheint in unserem Landenicht zu funktionieren...

Martin Kempf

Und ich komm jetzt doch ins Fernsehen...!

Page 3: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Verlassen wir diesmal das Universum dergedruckten Fan-Aktivität und begeben unsdorthin, wo es so richtig abgeht. Na ja,mehr oder weniger.

SF-CLUB ANDYMONwww.club-andymon.net

Hoppala, da ist ja schon etwas, wasauch mir bis jetzt unbekannt war. Nun ja,das Fan-Universum ist groß.

Ein Jubiläum! Bereits seit Februar 2008besteht das Info-Blog des SF-CLUB ANDY-MON, der 2010 immerhin schon 25 Jahre altwird. Inhaltlich verantwortlich – also jetztmal so gesehen der Redax – ist Hardy Kett-litz. Der Jubiläums-Con (der ANDYCON) findetam 24. und 25. April 2010 statt. Und zwarim berühmten Berliner Zeiss-Großplanetari-um. Die Vorbereitungen laufen bereits aufHochtouren. Da sollten Interessierte nachdem sicherlich bald erscheinenden Pro-gramm im Blog Ausschau halten.

Die regulären Klubtreffen finden jeweilsam zweiten Donnerstag im Monat in denRäumen des »Kulturbunds Treptow« in derErnststrasse 14-16, 12437 Berlin (Treptow),zwei Gehminuten vom S-Bahnhof Baum-schulenweg ab 18.30 Uhr statt.

Was gibt es sonst so im Blog? Nun: Hin-weise zu Veranstaltungsterminen undLesungen, Buchtipps, Berichte von den Klub-treffen und mehr.

FUTURE READERShttp://futureaders.wordpress.com

FUTURE READERS – ZUKÜNFTE IN DER SFnennt Peter Alsdorf sein Blog, in dem nacheiner Registrierung Besucher auch eigeneBeiträge posten können. Hierbei sollte derSchwerpunkt auf Science Fiction mit Rele-vanz für die Zukunft, speziell für die For-schung in Europa liegen. Die Zukunftsfor-schung. Wie realistisch sind die Ideen derSF? Chancen für die Zukunft oder doch eherDark-Future? (Für nähere Informationen soll-te man den Punkt »Hintergrund« anklicken.)

SCHRIFTSONARwww.schriftsonar.de

Auf SCHRIFTSONAR von Michael Schnei-berg und Frank Christian Stoffel gibt esschon seit einigen Jahren das gleichnamigeFanzine zum Hören, als MP3 für unterwegsoder wo auch immer. Als Stream kann manes aber auch direkt am PC goutieren. In derAusgabe 38 vom Dezember letzten Jahresgeht es unter anderem um Michael Chabon,Robert Kirkman, Kelly Link und Alfred Bester.Selbstverständlich kann man sich auch alleälteren Sendungen anhören oder downloa-den.

Aber das ist natürlich nicht alles, was dasBlog bietet. Es gibt kurze und längere Filme(Vorträge von Autoren, Dokumentationenund anderes Material), Buchtipps jenseitsder üblichen Rezis unter der Rubrik „Genre-fremde Bücher für Genre-Leser” und ande-res.

Und zum Reinschnuppern empfehlens-wert: „A Day in the Afterlive”, eine BBC-Dokuzu Leben und Werk von Philip K. Dick (ca. 58Minuten). Allerdings im englischen Original.

THE ART OF PIERANGELO BOOGwww.pierangelo-boog.com

Wem dieser Name nichts sagt, der solltesich in die Ecke stellen und erst wieder raus-kommen, wenn ich es ihm erlaube!

Der schon legendäre – und leider im Fan-dom nur noch selten mit Arbeiten Vertretene– Schweizer Grafiker PIERANGELO BOOG istseit einigen Monaten auch endlich miteinem Blog online. In einem manchmaletwas holperigen Englisch, aber das machtauch irgendwie den Charme der Beiträgeaus, präsentiert er neue und ältere Arbeitenund Skizzen, Making-ofs, Quellen der Inspi-ration, gibt einen kurzen Einblick in seineTechnik und stellt andere Künstler der Phan-tastik vor.

CHRISTOPH ROOSrooschristoph.blogspot.com

Und wenn wir schon bei legendären Gra-fikern sind, darf er nicht fehlen: CHRISTOPHROOS. Leider sind in seinem Blog bis jetztsehr wenig eigene Arbeiten zu sehen. Aberdie anderen Beiträge - in denen es natürlichvornehmlich, aber nicht nur, um die Grafikgeht - sind interessant zu lesen und anzu-schauen. Kann man sich richtig durchschmökern.

3FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/fanzines/smiley

Willkommen zum e-Zine/Blog-Special

Page 4: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

TERRACOMwww.terracom-online.net

Beim TERRACOM ist Anfang Februar die125ste Ausgabe mit einem übersichtlichenUmfang von 96 Seiten erschienen. Ab derMärz-Ausgabe wird wegen Mitarbeiterman-gel auf zweimonatige Erscheinungsweiseumgestellt. Tja, auch im Netz sind die Fansnicht unbedingt aktiver als sonst, kann mandoch so fein bequem in Foren rumlungern.Neben den üblichen Perry-Neuigkeiten und -Infos, die nur die entsprechenden Sekten-mitglieder interessieren - stechen aus demObligatorischen Content hervor: Eine Rezivon Molosovsky zu "Boneshaker" von CheriePriest, Oliver Naujoks sah "Paranormal Activi-ty" und Claas M. Wahlers kommentiert aktu-elle Filme. Und es gibt den ersten Teil einesArtikels zum Thema "Mythos Atlantis". Man-fred Rehor spendierte die Story "Der Fall Dio-genes".

Für ein Online-Magazin ganz in Ordnung.Reinschauen kann nie schaden.

ANDROXINEblog.androxine.de

Weniger wäre bei ANDROXINE mehr. Malso gesagt: Beim Hin- und Her blättern ineinem 290-seitigen PDF verliert man schonmal die Übersicht. Bei den Rezis muss mannun auch nicht jedes noch so unwichtigeBuch mit reinpacken. Viele kann man ehvergessen.

Interessanter sind da schon die Intervie-ws mit Daniel Daub, Monika Felten undAndreas Gruber. Auf mehreren Farb-Fotos

kann man die Regale der Villa Galacticabewundern. Von Frank Böhmert gibt es eineStory aus seinem AndroSF-Band "Ein Abendbeim Chinesen". Beim Interview mit DirkSchulz muss ich wieder neidisch auf seinCintiq von Wacom blicken.

Rupert Schwarz liefert einen umfangrei-chen Artikel zum Werk von Robert A. Hein-lein, der meiner Meinung nach im Androme-da in gedruckter Form besser aufgehobenwäre.

Auch hier kann das Reinschauen nichtschaden. Bei mir hält sich allerdings die Lustam Schmökern beim Starren auf den Bild-schirm allerdings doch etwas in Grenzen.

Das Blog zum Magazin lohnt durchausauch den Besuch. Da bekommt man dannauch das PDF in verschiedenen DPI-Größen;-).

4 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/zines/smiley

SF-Stammtische

Aschaffenburg SF-Stammtischjd. letzten Freitag i. M., 20 Uhr; "ZurLöwengrube", Schneebergstraße 9Karl E. Aulbach, (0 60 92) 77 36;[email protected]

Bad Homburg SF-Stammtischjd. 1. Samstag i.M. ab 19 Uhr, Ristorante"Al Capone", Homburger Strasse 17, BadHomburg/Ober Erlenbach. Info:Mathias Kubens, (0 60 36) 98 02 [email protected]

Berlin, SF-Stammtisch (SFCB)jd. 4. Freitag i. M., 19 Uhr, "Zum Igel",Sieglindestraße 10, Berlin Friedenau(Nähe U- und S-Bahnhof Bundesplatz),Markus Luther, (0 30) 7 92 27 55

Berlin, SFC Andymonjd. 2. Donnerstag im M., 18 Uhr 30,Kulturbund e.V., Ernststraße 14-16,12437 Berlin-TreptowRalf Neukirchen, Tel. (030) 2 75 27 21

Braunschweig, SF-Stammtischjd. 1. Montag i.M., 20 Uhr, "BiergartenTiger Pub", Wilhelm-Bode-Str. 33;www.perrys-video-club.de

Darmstadt, SF-Treff Darmstadtjd. 1. Samstag i.M. ab 18 Uhr im Club -raum der Gaststätte "Stadt Budapest",Heimstättenweg 140, 64295 Darmstadt(Heimstättensiedlung). Info: Roger Mur-mann, (06071)38718, sftd-online.de

Dortmund, SF-Stammtischjeden 2. Freitag i.M. ab 18 Uhr im Club -raum der Gaststätte "Am Richtebusch",Nortkirchenstraße 10, 44263 Dortmund-Hörde, Info:[email protected]

Dresden PR-Stammtischalle 14 Tage, Haus der Volkssolidarität(nahe Dreikönigskirche neben der Pizze-ria), 18 Uhr. Uwe [email protected]

Düsseldorf, SF-Treffjeden 3. Samstag i.M. ab 16 Uhr in derGaststätte "Beim Franz", GerresheimerStr. 19, 40211 Düsseldorfwww.sfokular.de

Giessen, SF-Stammtischjeden 1. Samstag im Monat ab 18.00Uhr, "Stadthaus", Kongresshalle Giessenam Berliner Platz 2, 35390 Giessen. Info:Harald Latus, (06 41) 47 65 3 (FarBeyond e.V.).

Page 5: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Hm... Grübel... Beim SF-WIKI vom SF-NETZWERK tut sich immer noch nicht viel. Istnun auch nicht so, dass auf der Startseitescifinet.org groß auf die Existenz desselbenhingewiesen wird. Hier besteht durchausVerbesserungsbedarf. Deshalb hier nochmalder Direktlink: www.scifinet.org/scifinetwiki

»Es geht eben doch nicht ohne« meintPascal Bothe im Header seiner Mail, in derer nach Einstellung des BULLYs im letztenJahr nun zur Leipziger Buchmesse am 18-22.03.2010 die Nummer 7 ankündigt, die inZusammenarbeit mit Michaela StadelmannsWunderwald-Verlag erscheint. Zum Inhalt:Interview mit Rüdiger Schäfer, Rüsselmops-Comics von Reinhard Habeck, Exklusiv-Storyvon Marc A. Herren, Rezension von ArminMöhle, Artikel und Story von Christian Mon-tillon, Story von Alfred Bekker, dazu Artikel,Rezensionen und Geschichten, Illustrationenvon Jupp Dienst, Andy Adamus und weite-ren, und vielen anderen guten Inhaltenmehr. Bei 70 Seiten Umfang für 4,75 ++ incl.

Porto. Vorbestellungen bis zum 2.3.2010sind erwünscht.

Pascal wird am 19.3. auch am Stand desWunderwald-Verlags anwesend sein.

Mail: pascal.bothe(at)bully-fanzine(dot)de

Und zum Schluss noch eine weitere guteNachricht: Aus gut unterrichteten Kreisen istzu vermelden, dass vom legendären ACD-Kalender 2010 noch einige Exemplare beimKassen-Kurt zu bekommen sind. Da solltenSammler noch schnell zugreifen. Preise gibtder Kurt gerne bei Interesse an. Also evtl.mal anmailen.

Mail: IKUB-ksdenkena(at)web(dot)de

Nächsten Monat geht es dann wiedermit dem Papierberg weiter. Gerade frischeingetroffen ist der dritte Band von K.H.Scheers Piratenserie.

Ich geh dann mal Seeluft schnuppern.Bleibt senkrecht... Smiley

5FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/fanzines/smiley

SF-Stammtische

Graz, PR Stammtischjd. 2. Freitag i.M., 19 Uhr, "SchwarzerAdler", Leonhardstr. 27, Gerry Haynaly,[email protected]; www.prsg.de.vu

Halle, ASFC-StammtischJeden 2. Freitag im Monat, 18.00 Uhr inder Gartengaststätte "Zur Sonne", Halle(Südstadt); Kontakt: Thomas Hofmann,0345 77 640 72www.phantastische-ansichten.de

Hannover, Treffen der SFGHjeden 3. Samstag i. M. von 16-19 Uhr,Freizeitheim Ricklingen, Ricklinger Stadt-weg 1, Fred Körper, Tel: 0511/[email protected]

Hofheim / Taunusjeden 3. Freitag i.M. ab 19 Uhr, Gaststätte"Ländscheshalle", Am Rheingauerweg(Stadtteil Wallau). Info: Hans-GüntherDahlke, (06 11) 94 65 77 [email protected]

Kiel, SF Dinner,Jeden 3. Freitag i. M., Restaurant "Storchnest", Gutenbergstraße66, 24118 Kiel, Dinnerblog: scifi-dinner-kiel.blogspot.comwww.science-fiction-dinner-kiel.de

Köln, SF StammtischJeden Freitag ab 17 Uhr: "Phönix", Kyffhäuser Straße 4 / Ecke Barbarossa-platz

Köln, Phantastik-StammtischJeden 2. Samstag im Monat ab 16.00Uhr: "Refugium", Herthastraße 12

Leipzig, SF-Stammtischjd. 3. Mittwoch i.M., 19.30 Uhr im Hausdes Buches, Gerichtsweg 28, ManfredOrlowski, Ernestistr. 6, 04277 Leipzig

Leipzig, PR-Stammtischjd. 1. Freitag i. M., 18 Uhr, Cafe "Eco",Bruderstr. (Nähe Bayerischer Platz)Andreas Ortwein, [email protected]

Lübeck, SF-Stammtisch des SFCLjeden 2. Samstag i.M., 15:00 Uhr, "ImAlten Zolln", Mühlenstr. 93, LübeckEDM, mobil: 0177-2607609www.sfcl.overblog.de

Mainz, SF-Stammtischjeden 1. Freitag i.M. jeweils ab 18.30 Uhrim Restaurant "Weinkeller", Frauenlob-strasse, Mainz-City. Info: Jens Griesheimer,(0 67 32) 91 82 80, [email protected];www.tdmz.de.vu

Page 6: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

12. Februar 2010, 18:54. Ich stehe vor demBerlinale-Palast und sehe Pierce Brosnanund Ewan McGregor zu, die auf dem rotenTeppich Arm in Arm mit Berlinale-DirektorDieter Kosslick für Fotos posieren. Polanski-Premiere (in absentia). Ich rufe einen Freund,den Stummfilmmusiker Stephan von Both-mer an und frage ihn, wie er den Abend ver-bringen will. Ob er eine Karte für die großeMetropolis-Premiere habe? – Nein, aber erwolle mal eben zum Friedrichstadtpalastrüberfahren und sehen, ob es noch Kartengebe – meistens werden ja kurz vor Vorstel-lungsbeginn noch welche zurückgegeben,auch bei Weltpremieren. Ich komme auchhin. Noch während ich in der S-Bahn bin,ruft Stephan wieder an: »Ich bin drin!«

Unglaublich, er hat quasi die letzte Kartebekommen. Als ich vor dem Friedrichstadt-palast ankomme, sehe ich nur noch Leute,die, wie überall auf großen Filmfestivals, Zet-tel hochhalten: »Suche Karte!« Vor demTheater sind weiße Zelte aufgebaut, indenen die Leute, die Einladungen erhaltenhaben, ihre Karten abholen können. Ichsehe einige Filmhistoriker, die ich kenne; ichsehe Senta Berger, die ihre Karte wohlschon in der Tasche hat. Um 20:16 kommtDieter Kosslick mit der Limo angebraust undhält direkt am roten Teppich (hat sich wohlaus der Polanski-Premiere rausgeschlichen):»Ach, sind wir zu spät?« Vor der Theaterkas-se steht ein Schild: »Metropolis is sold out«.

Aber am Seiteneingang hängt ein Zettel:»Restkarten.« Etwa zehn Leute stehen vorder Kasse Schlange. Kurz vor Vorstellungs-beginn kommt ein Theatertyp und sagt uns,dass wir uns keine Hoffnungen mehrmachen dürfen. Auf meinen Hinweis ent-fernt er den Restkarten-Zettel vom Eingang.

Eine solche Stummfilmaufführung hat eswohl noch nie gegeben: Die Gala-Premiereder neu rekonstruierten Szenen, die 2008sensationell in einem Museum in BuenosAires entdeckt wurden, findet zeitgleich imFriedrichstadtpalast in Berlin und in derAlten Oper in Frankfurt statt, an beiden Ortenmit großem Sinfonieorchester. Die BerlinerAufführung wird live von Arte im Fernsehenübertragen, und vor dem Brandenburger Torist eine große Leinwand aufgespannt, aufder die Premiere ebenfalls live gezeigt wird.Ich fahre also zum Brandenburger Tor, wosich bei minus zwei Grad einige HundertMenschen eingefunden haben (spätererfahre ich, dass Kosslick eine Stunde zuvorauch hier einen Zwischenstopp eingelegthat und später leicht übertrieben von etwa2000 Zuschauern sprach). Filmbeginn ist auf20:40 angesetzt. Ich komme etwa zu dieserZeit vorm Brandenburger Tor an, auf derLeinwand wird gerade aus Franfurt die Rededes Hessischen Ministerpräsident Kochüber tragen. Ich höre jemand sagen:»Scheiße, warum darf der denn da reden?«(Das Land Hessen hat die Restaurierung des

6 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/film/brill

»Public Freezing«Der Filmfan, der aus der Kälte kam – Zur Metropolis-Aufführung vorm Brandenburger Tor

Page 7: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Films in großem Stil gefördert.) Die Arte-Moderatorin albert noch ein wenig herum,dann geht es mit ein paar Minuten Verspä-tung los: Fritz Langs »Metropolis«. Welturauf-führung. »Metropolis« live. »Metropolis« beiminus zwei Grad. Extrem-Kino.

Da wo ich stehe, wird das BrandenburgerTor durch die Leinwand vollständig bedeckt.Nur oberhalb der Leinwand thront die Quad-riga auf dem Tor, das Viergespann, das inunsere Richtung blickt. Welch eine Kulisse.Da der eisige Ostwind fehlt, der sonst durchBerlin weht, ist das Klima eigentlich rechtmild, und es herrscht nur leichtes Schnee-treiben, ein paar Flocken. Jemand verkauftBrezeln (Pizza wäre besser gewesen). Einigehaben vorgesorgt und sich vorab ausgestat-tet mit Tee, Bier, Joints. Manche sind einge-hüllt in Decken, andere haben Klappstühledabei. Viele Paare stehen Arm in Arm undblicken auf die Leinwand. Trotz milden Kli-mas spürst du nach einiger Zeit deine Füßenicht mehr. Die Leute wippen, tanzen,bewegen die Füße auf und ab. Auch ichbeginne herumzulaufen. Einmal gehe ichwährend der Aufführung sogar durchs Bran-denburger Tor und sehe den Film von hintendurch die Leinwand projiziert. Die Men-schen, die sich hier »Metropolis« ansehen,sprechen viele Sprachen. Viele sehen denFilm zum ersten Mal, wahrscheinlich auchzum ersten Mal einen Stummfilm. EinigeZuschauer müssen den Film die ganze Zeitironisch kommentieren. Andere sind volldabei. Als die falsche Maria auf dem Schei-terhaufen verbrannt wird, schreit eineZuschauerin die Zwischentitel mit: »Ver-brennt die Hexe. – Auf den Scheiterhaufenmit ihr!!!«

Was wir sehen ist die vollständigste Fas-sung des Films seit seiner Uraufführung inBerlin im Januar 1927, mit den fünfundzwan-zig zusätzlichen Minuten aus dem Museumin Buenos Aires. Seltsamerweise hat dieseFassung mit 147 Minuten genau die gleicheLänge wie die zuletzt rekonstruierte Versionaus dem Jahr 2001. Das liegt daran, dassder Film diesmal mit einer höherenGeschwindigkeit projiziert wird – die, wiewir inzwischen wissen, näher an der Ori-ginalgeschwindigkeit aus dem Jahr 1927liegt: »Metropolis« lief damals schneller alswir immer dachten. Das Publikum wird amEnde zwar geringer, wohl wegen der eisigenKälte, doch viele können sich der Magie desFilms nicht entziehen und bleiben bis zumEnde dabei. In den kurzen Pausen – nachdem Auftakt und dem Zwischenspiel – gibtes Beifall, am Ende sogar begeisterten Jubel,der sich mit dem aus dem Friedrichstadtpa-last übertragenen Applaus mischt. Den Leu-ten hier hat es gefallen. Doch jetzt wollensie nach Hause. Gleich nach dem Schluss -applaus schreit einer: »Meine Füße!« Ichspüre meine auch nicht mehr. Ich habe»Metropolis« schon oft gesehen. Aber sonoch nie.

7FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/funke/brill

Quelle: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (Murnau-Stiftung)/Museo del Cine; Bildbearbeitung: Dennis Neuschäfer-Rube fürZEITmagazin

Info

Die Ausstellung "The Complete METROPOLIS" läuft noch bis zum 25. April im Muse-um für Film und Fernsehen in Berlin.

Das Buch "Fritz Langs METROPOLIS" zur Ausstellung und neu rekonstruierten Fassungist im Belleville-Verlag erschienen.

Am 1. und 3. März laufen im Zoo Palast (dem Kino, in dem der Film im Jahr 1927 lief)weitere Aufführungen der rekonstruierten Fassung, mit Live-Musik von Stephan vonBothmer und seinem Orchester. Danach läuft der Film wahrscheinlich auch in vielenKinos in vielen Städten.

DVD- und Blu-ray-Vermarktung der neuen Fassung findet wahrscheinlich schon zumWeihnachtsgeschäft 2010 statt.

Page 8: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Der Konzern Cybertronics stellt künstlicheMenschen her, die Aufgaben der Weltraum-fahrt besser und zuverlässiger erledigen sol-len als menschliche Raumfahrer. Um zutesten, ob diese Androiden in Serienproduk-tion gehen können, erhält der skeptischeCommander Pirx den Auftrag, mit einerBesatzung, die aus Menschen und Andro-iden besteht, einen Routineauftrag im Ring-system des Planeten Saturn zu erledigen.Pirx weiß jedoch nicht, wer von seinen Män-nern ein Mensch ist und wer ein Roboter.Ein Detektivspiel im Weltall beginnt, dasgefährlich wird, als sich herausstellt, dassder Android unter seinen Leuten lieber ein-zigartig bleiben, statt zum Vorbild für eineMassenproduktion werden will.

Osteuropäische Autoren, z. B. der PoleStanislaw Lem oder die russischen Strugaz-kij-Brüder, waren unter SF-Fans schonimmer hoch angesehen. Man kannte aucheinige Verfilmungen ihrer Werke, insbeson-dere Tarkowskijs »Solaris« und »Stalker«,auch die Weltraumfilme der DEFA (siehe FO243) und vielleicht Peter Fleischmanns »Esist nicht leicht ein Gott zu sein«. Aber werkennt schon all die russischen, polnischenoder tschechischen Filme, die in den Achtzi-gern mal im Fernsehen liefen, und vielleichtin einigen Programmkinos? Einige davonkommen jetzt glücklicherweise auf DVD her-aus und erinnern uns daran, dass es auchdas gab: Phantasievolle SF-Literaturverfil-mungen, die das Schwergewicht nicht aufWildwest im Weltraum legten, sondern aufintelligente Handlung, und die trotzdemunterhaltsam sind und toll aussehen. So hatin den letzten Jahren schon Icestorm Enter-tainment neben »Solaris« und »Stalker« aucheinige weniger bekannte russische SF-Filmeherausgebracht, und diese schöne Lem-Ver-filmung »Testflug zum Saturn«, die bei derKinoauswertung in der DDR unter dem Titel»Der Test des Piloten Pirx« lief, erscheint indem rührigen kleinen Label »ostalgica« ausMagdeburg, das, 2008 gegründet, schoneinige vergessene SF-Klassiker auf DVDzugänglich gemacht hat, darunter KarelZemans »Die Erfindung des Verderbens«, Jin-drich Poláks »Ikarie XB 1,« Andrzej Zulawskis»Der silberne Planet«, aber auch Roger Cor-mans »Die Wespenfrau« – also nicht nurOst-Produktionen; und den Puppentrick-Mär-chenfilm »Der Schatz der Vogelinsel« – alsonicht nur SF.

»Testflug zum Saturn« ist eine polnisch-russische Co-Produktion mit Darstellern ausbeiden Ländern (z. B. Aleksandr Kajdanows-ki, bekannt als Tarkowskijs »Stalker«) undstammt aus dem Jahr 1978, ein Jahr bevorRidley Scott in »Alien« einen Androiden unterder menschlichen Besatzung eines Raum-

schiffs versteckte und vier Jahre bevor Scottdas Thema im größten SF-Film der AchtzigerJahre, »Blade Runner«, ausweitete. Im Ver-gleich zu diesen Blockbustern kommt »Test-flug zum Saturn« natürlich relativ beschei-den daher: Die Hälfte des Films spielt aufder Erde, und die Spezialeffekte erinnerneher an »Doctor Who« als an »Krieg der Ster-ne«, aber das hat natürlich Charme! AmEnde gibt es sogar gewaltig Action in derCassinischen Teilung, der Lücke zwischenden inneren Saturnringen. Der Film bietet injeder Minute interessante Science Fiction.Die Qualität der zugrundeliegenden Filmko-pie ist nicht besonders; es ist jedoch anzu-nehmen, dass dies die beste zur Verfügungstehende Fassung ist. Der Ton liegt in Pol-nisch und Deutsch vor. Die Erkenntis, dasses diesen und andere SF-Filme aus osteu-ropäischer Produktion gibt und dass sie aufDVD verfügbar sind, könnte für manchen SF-Fan eine aufregende Neuentdeckung sein.

Olaf Brill

8 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/film/brill

Der Test des Piloten PirxEine polnisch-sowjetische Lem-Verfilmung auf DVD

TESTFLUG ZUM SATURN

Originaltitel: Test pilota PirxaDDR-Titel: Der Test des Piloten Pirx

Polen / UdSSR 1978Regie: Marek PiestrakNach der Erzählung »Die Verhandlung«von Stanislaw Lem (1972, enthalten imSammelband »Die Jagd«, Suhrkamp1976)Darsteller: Sergiej Desnitski, BoleslawAbart, Wladimir Iwaszow, AleksandrKajdanowski, Zbigniew LesienKinostart DDR: 19.6.1981Fernsehen: 13.12.1982 (DFF), 4.2.1984(ARD), ca. 95 Min.

DVD erscheint am 8. März 2010 beiostalgica

Page 9: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Surrogates

Vor einem Nachtklub wird ein Pärchen voneinem Unbekannten beim Sex erwischt undvon ihm getötet. Als die Polizei am Tatorteintrifft, stellt sich heraus, daß die zweikeine echten Menschen waren, sondernSurrogate, künstliche Stellvertreter, durch diedie Menschen mit ihrer Außenwelt agierenkönnen, ohne ihre Wohnung zu verlassen.Dies ist nicht nur der Beginn des neuestenFilms mit Bruce Willis, der gerade im Kinoläuft, sondern auch des Comics, auf dem derFilm basiert.

Doch bereits ab diesem Punkt entwickelnsich Comic und Film völlig unterschiedlich,und es ist faszinierend, wie eine Geschichtesich trotz gleicher Grundlagen verschiedenentwickeln kann. Während im Film nicht nurdie Surrogaten getötet wurden, sondernauch ihre Besitzer, überleben im Comic dieMenschen die Zerstörung ihrer künstlichenKörper. Vielleicht ist dies am Anfang nur einunbedeutender Unterschied, doch damitdreht sich die ganze Geschichte und wirdviel nachvollziehbarer für den Leser. Ohnezuviel über den Inhalt von Film und Comiczu verraten, erledigt sich durch diese eineTatsache einer der ganz großen Schwach-punkte des Films, näm-lich das Motiv für dieZerstörung der Surroga-ten und den Plan, umdieses Ziel zu erreichen.

Doch auch bei derweiteren Lektüre lässtder Comic seine Verfil-mung weit hinter sich.So ist die Hauptpersondes Comics, HarveyGreer, etwa meilenweitvon Bruce Willis Darstel-lung entfernt. Währendman im Film großeMühe hatte, dem graugewordenen KämpenWillis abzunehmen, daßer sich in einen Surroga-ten verkriecht, fällt diesbeim Comic-Greer über-haupt nicht schwer. Diesist kein Actionheld, son-dern einfach ein Mann,der versucht, seinen Jobzu machen und dafürjede Hilfe, auch dieeines Roboterkörpers,an nimmt. Auch zumSchluss verweigern sichdie Autoren eines Hap-pyends wie im Film,sondern entschlossensich zu einem der

Geschichte angemesseneren Ende.Wer aus diesem Film unzufrieden heraus

kam, sollte sich diesen Comic vornehmen.Viele Fehler, die im Film eingebaut wurden,kommen hier nicht vor. Auch die Weltgesamt ist im Comic erheblich glaubwürdi-ger, wozu auch die zwischen die Kapiteleingebauten fiktiven Artikel und Werbebro-schüren für Surrogate beitragen.

SurrogatesText: Robert VendittiZeichnungen und Farben: Brett WeldeleÜbersetzung: Christian LanghagenVerlag: Cross-Cult

9FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/comics/funke

Com

ics

Spartenredaktion Comics:

Olaf FunkeNaupliastraße 781547 MünchenEmail: [email protected]

Comicsichtungen im Februar 2010

Page 10: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Superhelden mit

Schlapp hut?

Es passiert ja immer mal wieder, daß man inden Redaktionen der Comic-Verlage auf diemehr oder minder originelle Idee kommt,ihre Helden aus ihrer bekannten Geschichtezu reißen und in neue Kulissen zu setzen.Von der Kolonialzeit Amerikas (Neil Gaimans1602) bis zur fernen Zukunft ist man daschon gegangen. Für diese neue Reihe Mar-vels geht man allerdings nur etwa 80 Jahrein die Vergangenheit und verfrachtet einigeder bekanntesten Superhelden in die Zeitvon Al Capone, Phillip Marlowe und SamSpade: In die dreißiger Jahre des letztenJahrhunderts.

Zugegeben, es gibt sicher langweiligereEpochen der amerikanischen Geschichte,die man auswählen kann, aber trotzdem, istgerade diese Zeit doch mit so vielen starkenBildern besetzt, daß es nicht gerade einfachsein dürfte, moderne Helden wie Spider-Man, die X-Men oder Daredevil in diese Zeitzu verfrachten. DC hätte es da etwas einfa-cher gehabt, immerhin ist ihr Batman eindirekter Nachfahre dieser Crime-Noir-Geschichten.

Den Anfang macht jetzt jedenfalls Spider-Man, dessen Geschichte in New York 1933spielt. Die Stadt ächzt unter der Weltwirt-schaftskrise und es bereichern sich Verbre-cherbosse wie Norman Osborn an der ange-spannten Situation. Hine und Sapolskyhaben versucht, ziemlich viele bekannteGestalten aus »Spider-Man« in dieser Mini-Serie unterzubringen. Von Pflichtfiguren wieOsborn, JJ Jameson, Tante May und OnkelBen bis zu netten Nebenfiguren wie Kravenoder der Geier.

Das Problem, das ich sehe, ist, daßjemand wie Spider-Man kaum vernünftig ineine Noir-Geschichte zu packen ist. Geradediese Geschichten leben davon, daß es keinklar abgegrenztes Gut/Böse-Schema gibt,die »Helden« sind fast immer gebrocheneFiguren, zynische Detektive wie ein SamSpade, die vor allem ihren eigenen Vorteilim Sinn haben. Spider-Man gehört zu denMarvel-Helden, die absolut für das Gute ste-hen und dafür kämpfen, wenn man ihnendiese nimmt, hat man vollkommen andereHelden. Das wäre zwar auch mal ein inter-essanter Ansatz gewesen, aber soweit woll-te man bei Marvel offensichtlich dann dochnicht gehen Und so sind in dieser Geschich-te die Nebenfiguren ungleich interessanterals die Hauptperson, sei es Ben Urich alskorrumpierter und heroinsüchtiger Bildjour-nalist oder Felicia Hardy als Nachtclubbesit-zerin und Ex-Geliebte Urichs. Den Nebenfi-guren merkt man auch an, daß sich dieAutoren bemüht haben, sie in diese Zeitanzupassen. Bei Peter Parker dagegen hatman nicht viel mehr gemacht, als ihm einanderes Kostüm anzuziehen und die Entste-

hung anzupassen, daswar es dann schon. Trotz-dem ist diese Geschichtesehr gut geworden, sie istspannend und lebt vonder guten Charakterisie-rung der Figuren und derIllustration des New Yorksder dreißiger Jahre.

Für das Projekt MarvelNoir ist dieser Band einguter Auftakt. Ich verspre-che mir aber von denkommenden Bändenetwas mehr, denn Heldenwie Wolverine oder Dare -devil passen besser ineine Noir-Geschichte alsSpider-Man.

Marvel Noir: Spider-ManText: David Hine, FabriceSapolskyZeichnungen: Carmine DiGiandomenicoÜbersetzung: Michael StrittmatterVerlag: Marvel Deutsch-land, Panini

Altes Adamantium

50 Jahre, nachdem sich alle Superschurkendes Marvel-Universums zusammengetanhaben, um die Macht an sich zu reißen,leben von den ehemaligen Helden nur nochwenige. Einer von ihnen ist Logan alias Wol-verine, der sich auf eine Farm zurückgezo-gen hat, um dort mit seiner Familie in Frie-den zu leben. Mit dem uns bekannten Wol-verine hat dieser alte Mann jedoch nichtmehr viel zu tun, etwas ist in ihm 50 Jahrezuvor zerbrochen. Doch dann taucht einalter Bekannter auf, um ihn für einen Auftraganzuheuern, der die beiden durch ganzAmerika führt.

Mark Millar gehört momentan sicher zuden besten Autoren, die Marvel und DC auf-zubieten haben. Er hat die modernen Mar-vel-Comics entscheidend mitgeprägt, zumeinen durch die Mini-Serie »Civil War«, in derdie Grundsteine für die aktuelle Handlunggelegt wurden, wie auch im ultimativen Uni-versum in der Reihe Ultimates (Die Rächer)und den Ultimate X-Men. Daneben falleneinem bei seinem Namen noch »Wanted«und »Kick Ass« ein, die beide fürs Kino ver-filmt wurden. In »Old Man Logan« kombi-niert Millar Elemente aus Western mit einempostapokalyptischen Szenario.

Wenn man Millars frühere Werke kennt,fallen einem noch andere Ähnlichkeiten auf.So zum Beispiel mit »Wanted«, wo auch dieSuperschurken die Helden umgebracht und

die Macht an sich gerissen haben. Allerdingswird in »Old Man« die Geschichte aus derSicht eines alten Helden beschrieben undnicht aus der eines der Verbrecher. Auchsonst merkt man ganz stark, wo sich Millarbedient hat. Clint Eastwoods »Erbarmungs-los« gehört da noch zu den offensichtlich-sten Anleihen.

Millars Grundidee für diese Geschichte istnur konsequent. Gegen verbündete Super-schurken hätten die Helden niemals eine

10 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/comics/funke

Page 11: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Chance, sie wären einfach zu sehr in derInderheit. Vor allem, wenn die Bösewichtedann auch noch so perfide vorgehen wie indiesem Comic. Zurück bleiben 50 Jahre spä-ter ein gebrochener Logan, der geschworenhat, seine Krallen nie wieder einzusetzen,und ein Amerika, das zwischen den Schur-ken aufgeteilt wurde. Dieser Comic ist soetwas wie ein Italowestern der Superhel-dencomics, denn auch hier gibt es keinenHelden mehr, sondern nur einen Mann, demseine Hoffnungen und Ideale zerstört wor-den sind und der trotzdem versucht, seinLeben, so gut wie ihm möglich, weiter zuführen.

Dies ist ganz sicher nicht Mark Millarsbestes Werk, denn dafür fehlt in »Old ManLogan« die Konsequenz und Radikalität, die»Wanted« so faszinierend gemacht haben.Dennoch ist dieser Band um vieles besserals das meiste, was so jeden Monat auf denComic-Markt geschmissen wurde.

Marvel Exklusiv 84: Old Man LoganText: Mark MillarZeichnungen: Steve McNivenÜbersetzung: Jürgen PetzVerlag: Marvel Deutschland, Panini

Tief im Meer

Bei Tiefseebohrungen im Südpazifik stößtein Ölförderunternehmen auf eine giganti-sche Höhle. Drei Taucher, die zur Erkundungin die Höhle geschickt wurden, werdendabei von einem riesigen Hai, einem Mega-lodon, angegriffen. Da das Unternehmenum seine Ölförderungen fürchtet, wird dieEntdeckung dieser Höhle geheimgehalten.

Dass wir über die Ozeaneunseres Planeten wenigerBescheid wissen als über denMond, ist eine inzwischensattsam bekannte Tatsache,die man als Autor wunderbarausnutzen kann. Mit ambekanntesten ist dabei FrankSchätzings »Der Schwarm«,aber 2007 hat sich auch einfranzösischer Comic-Autor,Christophe Bec, dieser Regionder Erde gewidmet und einenjetzt auch auf deutsch vorlie-gende Comiczyklus geschrie-ben, dessen erster Band imSplitter-Verlag erscheint. DieWahrscheinlichkeit, daß es inden Ozeanen noch mehrunentdeckte Tierarten gibt alsbekannte, ist extrem hoch.Auch heute noch werden fasttäglich neue Arten an Einzel-lern entdeckt. Es ist nur eineFrage der Zeit, bis auch neuehöher entwickelte Tierartenentdeckt werden. Diese Tatsa-

che verknüpft Bec mit einer Kriminalge-schichte um die schon erwähnte Ölfirma.Der Autor hält sich dabei nicht mit irgend-welchen Einzellern auf, sondern widmet sichwesentlich imposanteren Lebewesen. Indiesem gigantischen Höhlensystem sollensich längst ausgestorbene Tierarten zurück-gezogen haben. Aus biologischer Sicht viel-leicht nicht sehr realistisch, aber danachmuss man sich als Autor ja nicht immernach richten. Dummerweise hat der Autorleider etwas übertrieben, als er in diesemHöhlensystem nicht nur angeblich ausge-storbene Haie sondern auch überlebendeMeeressaurier ansiedelte. Da die dummer-weise Lungenatmer sind, dürften die ineiner Unterwasserhöhle leichte Problemebekommen.

Trotzdem ist dieser erste Band ein vielversprechender Auftakt zu einer hoffentlichspannenden Kryptozoologiegeschichte. Dalässt es sich auch verschmerzen, daß dieZeichnungen bei den Tieren und Maschinenzwar sehr gut geworden sind, aber bei denMenschen doch leichte Schwächen haben,die sind zu uniform und stereotyp geraten.Etwas beunruhigt mich allerdings das Endedes ersten Bandes. Falls die Geschichtenoch zu einer weltbedrohenden Katastro-phe ausartet, wäre ich extrem enttäuscht. Esgeht auch mal ne Nummer kleiner.

Carthago Bd. 1: Die Lagune auf FortunaText: Christophe BecZeichnungen: Eric HenninotÜbersetzung: Resel RebierschVerlag: Splitter

11FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/comics/funke

SF-FanTreff

Kostenlos bloggen, Kontakte knüpfen & mehr...

http://sf-fan.com

Ein Angebot von SF-Fan.de

Page 12: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Fur Fiction 3

Neulich las ich einen wissenschaftlichenArtikel über Forscher, die in einem aufwen-digen Experiment festgestellt haben, dassKohlmeisen eine eigene Persönlichkeithaben. Es gibt neugierige und zurückhalten-de Tiere, ängstliche, vertrauensselige undwahrscheinlich auch dumme Tiere. Bei Zier-fischen soll das genauso sein – nur der Gradder Dummheit ist höher… Eine Aussage, dieman mit weniger Aufwand von Steuergel-dern und wissenschaftlicher Expertise vonjedem Tierhalter, hätte bekommen können.

Tiere haben einen eigenen Charakter –egal ob Hund, Katze oder Maus. Das isteigentlich keine neue Erkenntnis. Und siesind über die Jahrtausende hinweg treueBegleiter des Menschen. Das mag mit eineUrsache sein, warum „Fur Fiction“, alsoGeschichten, in denen antropomorphe Tiereeine Hauptrolle einnehmen, zunehmendbeliebter wird. In den USA treffen sich aufConventions tausende „Furries“, und auch inDeutschland gibt es seit den 1990er Jahreneine kleine, aber hartnäckige Szene. Inerster Linie dient das Internet zur Verbrei-tung und zum Austausch. Aber es gibt aucheine Szene außerhalb des WWW. Ein Bei-spiel dafür ist die Anthologie „Fur Fiction“von Helge Lange. Literarisches Vorbild istdas Werk „Aus dem Tagebuch einer Amei-se“, das 1985 im Verlag Neues Leben vonMichael Szameit herausgegeben wurde.

Mit Fur Fiction 3 liegt nun schon der drit-te Band mit tierischen Phantasien vor. Insge-samt 16 Autoren haben sich mit 18Geschichten daran gewagt, das Tier imMenschen zu suchen. Genauso unterschied-lich wie die Autoren ist allerdings auch ihreHerangehensweise. Im Ausschreibungstextwurde ausdrücklich darauf hingewiesen,dass phantastische Geschichten gesuchtwurden, in denen Tiere, Tiermenschen,Misch- und Werwesen usw. eine wesentli-che Rolle spielen. Handelnde Personen ineiner Mainstream-Story durch Tierwesen zuersetzen sollte nicht ausreichen.

Ausreichend scheint es aber zu sein,handelnde Personen in einer phantasti-schen Story durch Tiermenschen zu erset-zen. Denn viele der Stories würden auchohne Tiermenschen funktionieren. Ein Bei-spiel dafür ist „Ishagawas Schande“ vonUlrich „Wer-Kater“ Reimer. Seine Geschichteist ein gelungener und spannender Wirt-schaftskrimi im SF-Ambiente, bei der eseigentlich keine Rolle spielt, ob einige derProtagonisten tierische Gene in ihren Adernhaben. Ähnlich verhält es sich mit „Tertiär“von Claas I. Fried, eine fast klassische Detek-tiv-Geschichte, in deren Verlauf der Heldeinem ungeheuren Komplott auf die Schli-che kommt. Die Geschichte ist spannendund stimmig und sie wimmelt nur so vonTiermenschen. Claas gelingt es manchmal

sogar, die besonderen Eigenschaften derTiere handlungsverstärkend einzubauen.Ähnlich verfährt Matthias „Nova Fox“ Struck.In „Freitag, der Dreizehnte“ bleibt eine Perso-nenschützerin mit ihrem Schützling im Fahr-stuhl stecken. Dumm nur, dass die Perso-nenschützerin eine Schneeleopardin ist, undes ihr im Fahrstuhl schnell zu warm wird.Das ist eine gelungene, mit Humor erzählteGeschichte, die aber – man ahnt es schon –auch ganz ohne Tiere ausgekommen wäre.

Marco Ansing macht dann in „Großwild-jagd“ etwas gezielter Gebrauch von denspeziellen Fähigkeiten einer Gorilla-Dame,auch wenn es mir nicht so einfach erscheint,mit einem aus Baumstämmen gebautenKatapult einen Helikopter abzuschießen.Aber das tut der eigentlichen Story keinenAbbruch.

Eine wunderbare Verbindung von „Alicein Wonderland“, dem Zauberer von Oz undder interstellaren Raumfahrt schafft HelgeLange in seinem Beitrag „Gestrandet in derEwigkeit“. In einer Parallelwelt verkaufen aufden Hinterbeinen stehende Hirsche Tüten fri-scher Radios und Hamster reiten auf Wasch-maschinen durch die Gegend. Ein wunder-barer Trip und eine phantasie- und gefühl-volle Geschichte über eine ungewöhnlicheRettungsmission. Sie macht Spaß beimLesen und ist eine der besten Werke in demBand.

Nadine Muriel läßt ihre Heldin vergeblichJagd auf eine „Stechmücke“ machen undfabriziert damit eine eher konventionelle

Horror-Geschichte und streng genommenauch keine „Fur Fiktion“. Aber die zuneh-mende Verzweiflung der Protagonistin, der„Stubenfliege“ Herr zu werden, liest sichganz amüsant.

Auf der Suche nach dem Drachen in sich,ist die Hauptperson von Greldon „Peter“ Sil-verdragon während seiner „Wochenende amBodensee“. Die Geschichte ist vorhersehbarund bietet keine großen Überraschungen.

Aus der Vielzahl von Geschichten sollhier nur noch Uwe Lammers „Die Katze, diedie Sonne stahl“ erwähnt werden, die sichgekonnt an altägyptische Mythen undSagen anlehnt, und der kurze Beitrag vonWilko Müller, der uns – astrophysikalischnicht ganz korrekt – erklärt, wie die Schafs-kälte zustande kommt.

Fur Fiction bietet reichlich Lesestoff miteinem breiten Themenspektrum, so daß fürjeden Geschmack etwas dabei sein dürfte.Einzig die wenigen Grafiken fallen in derQualität etwas zurück. Ansonsten ist es fürjeden eine lohnenswerte Lektüre, der seinenStubentiger oder seinen Couchhund mal voneiner anderen Seite sehen möchte….

Holger Marks

Helge Lange (Hrsg.)Fur Fiction 3Hardcover, Din A5, 218 Seiten, 12 EuroCircle of Hagalaz EditionUhldingen-Mühlhofen 2009

12 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/rezi/marks

Page 13: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Coraline

USA 2009; Regie & Drehbuch: HenrySelick, nach dem gleichnamigen Buch vonNeil Gaiman; Musik: Bruno Coulais; Spre-cher in der Originalfassung: Dakota Fan-ning, Teri Hatcher, John Hodgman, IanMcShane, Robert Bailey jr, Keith David,Jennifer Saunders, Dawn French u.a.; 96Minuten.

Irgendwann bemerkt der eine oder andereden Umstand, nichts mit dem so genanntenMainstream anfangen zu können. Anfangenzu wollen. Die eigene, andere Sicht aufDinge, die allgemeine Gültigkeit zu habenscheinen, gewinnt die Oberhand. Ein abso-luter Mangel an Interesse für Themen, dieganze Massen in Bewegung zu setzen ver-mögen. Man/frau ist damit zwar außen vor.Aber es stört einen nicht im Geringsten, istdie Treue zu sich selbst doch der gewichti-gere Aspekt. Besagte Beobachtung lässtsich auf so ziemlich jeden Bereich des heu-tigen Lebens anlegen. Ob man nun von„epochalen sportlichen Ereignissen“ in kei-ner Weise tangiert wird, oder einem einegrassierende Publicity-Geilheit des Ordinärenausgesprochen zuwider ist.

„Schauspielerei“ ist in diesem Zusam-menhang einer meiner (s.o.) spezifischenBereiche. Nicht selten sieht man mit dermedialen Fußküssung gesalbte „Mega-Stars“, deren Arbeit (!) das Auge in schönerRegelmäßigkeit ratlos (unbeeindruckt)zurücklässt. Ultimativ gefeierte, wie preisbe-dachte Prominenz. Nur, in personam kommeich mit ihnen auf keinerlei grünen Zweig.Offensichtlich hochbegabte Menschen kön-nen sich auf der anderen Seite die Seelenaus dem Leib spielen – die Allgemeinheit(zumindest die im Geschäft involvierte)nimmt keine sonderliche Notiz davon. InKreisen der Fachpresse ist dann zwischenden Zeilen gern davon die Rede, dass sichein Name nicht verkaufen lässt.

Umso aufregender bleibt es für den Inter-essierten, sich diese eigene Welt zu erkun-den.

Ebenso zum zelebrierten Mainstreamgehören die pompösen Verleihungsfeiernrund um den „Oscar“ wie den „Golden Glo-bes“. Live-Schaltung zu hastig aufpoliertenReportern, die dem breiten Publikum zuHause euphorisch davon künden, wer nunjust dem Promi-Bus entstiegen ist. Je nachritueller Bedeutung des Senders wird einStar danach mit den Belanglosigkeiten inFrageform konfrontiert. Er kontert mit routi-niert einstudierten Nichtigkeiten. Im Innerendes medialen Heiligtums brennt der bestall-te Zeremonienmeister eine mehr oder min-der originelle Publikumsbeschimpfung ab.Etablierte und neue Stars präsentieren inden Atempausen die Nominierten und verle-sen – in einem Akt unvorstellbarer Lähmung

– den Auserwählten. Beifall, atemlose Dank-sagungen und (ab, ab!) runter von derBühne. Abgesehen von notorischen Ausfäl-len in der Damenoberbekleidung, den weni-gen interessierenden Preisträgern, die wirk-lich etwas zu sagen haben, und krachendenFehlentscheidungen, ergehen sich diese ulti-mativen Shows in süßlicher Langeweile.Tatsächlich scheitern die (angeblich) globa-len Preisverleihungen bereits daran, dieNominierten adäquat dem externen Publi-kum vorzustellen; quasi die Begründung zuliefern. Selbst in den wenigen Kategorien,die mit entsprechenden Filmausschnittenbelegt werden, ist ein simpler Eindruck (!)unmöglich, weil das Material zu kurz oderzu belanglos ausgewählt wird. Ist einem derFilm, die Serie nicht bereits bekannt, zucktman letztendlich nur mit der Schulter. Dabeisollte eine solche Auszeichnung eigentlichneugierig machen. Eigentlich!

Interessant wäre es ja zu erfahren nach

welchen Kriterien die daran Beteiligten nunletztendlich urteilen. Bei den diesjährigenGolden Globe Awards konnte ich mich nichtdes Eindrucks erwehren, daß die Box-Officegelegentlich das Ausschlag gebendeMomentum ist. ‚Avatar‘ soll in der Tat dasbeste Drama des letzten Jahres gewesensein?! James Cameron die beeindruckendsteRegie abgeliefert haben?! GewichtigereArgumente als die eingefahrene Kohle kannes dafür nicht wirklich geben. Und auchwenn ich mit den unzähligen Oscars für‚Titanic‘ (FO #107) nicht d’accord bin – indiesem (!) Film zumindest funktioniert dieLiebesgeschichte, und das Mitgefühl für dieSchicksale unzähliger Nebenfiguren gräbtsich tief in den Zuschauer. ‚Avatar‘, das HoheLied der ökologisch, ethnischen Korrektheit,erstickt im Grunde an der Technikvernarrtheitseiner Macher.

Wenn das kein Fall offensichtlicher Ironieist.

13FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/dvd/musa

Page 14: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Es kann demnach nicht weiters verwun-dern, dass in der Rubrik für die Trickfilmab-teilung der heurige Pixar-Jahrgang mit demLorbeer bekranzt wurde. Mit einer Nominie-rung „weil-zufällig-im-gleichen-Jahr-anwe-send“ durfte sich dagegen mein persönli-cher Favorit begnügen: ‚Coraline‘.

Es ist Spätwinter in Oregon. Schlamm,Matsch und kahle Bäume charakterisierendie Gegend um Coraline Jones´ (Dakota Fan-ning) neues Zuhause. Frisch aus Pontiac,Michigan, hierher gezogen, gleicht das Inne-re der alten Villa eher einer Lagerhalle. EinUmstand, der durch den renovierungsbe-dürftigen Charme des Ganzen nur nochunterstrichen wird. Mom (Teri Hatcher) undDad (John Hodgman) sind schon wiederHände ringend damit beschäftigt, die Dead-line für das nächste Pflanzenbuch einzuhal-ten. Zeit und die (!) Gelegenheit, sich im Gar-ten umzusehen. Mit einer frischen Wün-schelrute ausgerüstet macht sich Coralineauf die Suche nach dem versteckten Brun-nen, den es in der Nähe geben soll. DasWetter ist ungemütlich und das ersteZusammentreffen mit dem Nachbarsjungenalles andere als fein. Von Wybie (Robert Bai-ley jr.) erfährt die elfjährige Göre aber immer-hin, wo der abgedeckte Brunnenschacht ist– direkt unter ihren Füssen. Wybies Katzescheint auch eher eine der räudigen Art zusein, weswegen Coraline ihre Exkursionzurück nach Hause abkürzt. Am nächstenMorgen fällt sie gelangweilt zuerst ihrer tip-penden Mutter auf die Nerven. Ansch-ließend bringt sie ihren Vater am alters-schwachen Computer aus dem Konzept.Weil sie nicht einmal daran denken soll, inden schlammnassen Garten zu gehen(Mom!), schlägt ihr der leicht überarbeiteteDad kurzerhand vor, das „aufregend neue“Haus zu erkunden. Leidlich interessiertmacht sie sich daran, alle Fenster durchzu-zählen und alles blaue zu notieren. Immerim Schlepptau die Puppe, die ihr allemAnschein nach Wybie auf die Veranda gelegthat. Die Stoffpuppe sieht Coraline, bis aufdie Augen aus schwarzen Knöpfen, ziemlichähnlich, weswegen sie sie nicht sofort weg-geworfen hat. Todlangweilige Fenster undblaue Dinge später liegt die Puppe plötzlichvor einer verborgenen, kleinen Tür. Coralinesmarkiges „Mom!?“ und ein flehender Blickkönnen auch die eifrigste Mutter für einenAugenblick davon abhalten, an den Abgabe-termin zu denken. Leider entpuppt sich daserwartete Geheimnis als zugemauerte Wandund so endet auch ein weiterer Tag in ihremjungen Leben als belangloses Intermezzo.

Nicht so, als Coraline in der Nacht voneiner Springmaus geweckt wird. Plötzlichhellwach läuft sie ihr nach und erkennt,dass die Mauersteine hinter der kleinen Türverschwunden sind. Stattdessen erstrecktsich dort ein seltsamer Gang, der die Kleinein ein Haus bringt, das dem eigenen bis aufs

Haar gleicht. Mit derentscheidenden Aus-nahme, daß allesplötzlich wie neuwirkt. In der mit allenRaffinessen ausge-statteten Küche trifftCoraline auf einegeschäftig kochendeMom. Ein irritierenderUmstand, der aller-dings problemlos aufdie nächste Verände-rung vorbereitet:Diese Mom hat tief-schwarze Knöpfeanstatt der ewiggenervt blickendenAugen. Bevor Corali-ne auch nur einengeradlinigen Gedan-ken finden kann, hatsich die geübt hantie-rende Köchin als die„andere Mom“ vorge-stellt. Die staunendenAugenbrauen wan-dern immer weiternach oben, als sichdas sprachlose Mädchen auf den Weg zuDads Arbeitszimmer macht. Dort erwartet sieein so perfekt wie leger gekleideter „andererDad“ am Piano, der umgehend einen neuenSong, nur für sie, vorspielt. Wenig später sitztCoraline an einem üppig gedeckten Tisch,isst von all den Köstlichkeiten und kann esnach wie vor nicht glauben, mit welcherzuvorkommenden Aufmerksamkeit sich ihre„anderen Eltern“ um sie kümmern. In einemTraumland von Kinderzimmer schläft sie als-bald ein. Intensiv beobachtet von vierschwarzen Knöpfen.

Der Morgen danach ist mehr als ernüch-ternd, denn die heimelig warme Stube istwieder ihrem kahlen, trostlosen Zimmergewichen. Coraline ist frustriert. Alles nur einferner Traum?

Ich kann nicht umhin einzugestehen,dass mir in der Rubrik der Trickfilme diehandgemachten Vertreter nach wie vor amehesten zu gefallen verstehen. Wahrschein-lich können sich die Pixar-Studios unter demMantel Disneys ein Bein ausreißen (oderderen zwei) – aber ihre so ausgiebig vomErfolg verwöhnten Meisterwerke versprühenkeinen sonderlichen Reiz auf mich. „Steril“wird zwar gern als ein klischeehaftes Vorur-teil gegenüber Computer animierten Trickfil-men erachtet; ich komme allerdings nichtsonderlich oft um eben diese Einschätzungherum. Als (die Regel bestätigende) Ausnah-me sei ein so vortrefflich charmanter Spaßwie ‚Flushed Away‘ erwähnt (der künstleri-sche Einfluss der britischen Aardman – Wal-lace & Gromit – macht sich hier bemerkbar).Das von Henry Selick inszenierte ‚Coraline‘

ist und bleibt, Bild für Bild, ein kleines Mei-sterwerk der im Filmgeschäft gern belächel-ten Handarbeit. Dabei sind die einfachenBewegungsabläufe, der simple Part und dasmimische Spiel der Figuren die wahre Her-ausforderung an die Geduld der Animateure.Die Köpfe im Film bestehen aus zwei Hälf-ten, die je nach der angestrebten Gemütsla-ge, dem gesprochenen Wort ausgewechseltwerden. Eine Batterie von Mund- undAugenpartien, die Frame für Frame zumZuge kommen. Alte Technik in der Tat, aberdas Resultat spricht Bände über die Wir-kung, die so entstandene Szenen auf denZuschauer ausüben. Magie. Wem fiele danicht der signifikante Unterschied zwischenFertiggericht und Menü, zwischen Fastfoodund Festessen auf!?

Auch musikalisch bewegt sich die Adap-tion der Gaiman-Vorlage (entstanden ausGeschichten für seine Töchter) auf einemhohen Niveau, das durchweg eine Nominie-rung für die entsprechende Sparte der „Glo-bes“ gerechtfertigt hätte. Die von Bruno Cou-lais komponierten Stücke für Chor strahleneine hypnotische Stimmung aus, die durch-aus der Versuchung Coralines durch die„andere Mom“ gerecht werden. Dazwischensind kleine Partien eingestreut, die gesun-gen oder rein instrumental den unbeküm-merten Lebensdrang der vorlauten, altklu-gen Titelfigur unterstreichen. Auch separatein musikalischer Genuss, der anno 09 nurwieder von einem Thomas Newman über-troffen werden konnte (sein Score zu ‚Revo-lutionary Road‘).

Dass Henry Selicks Film auch im 3D-For-mat in den (ausgewählten) Kinos lief, trägt

14 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/dvd/musa

Page 15: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

hier nichts Wesentliches zur Sache bei.Allein schon deshalb, weil er bereits in 2Drestlos zu überzeugen weiß. Dem oft ange-führten Argument, dass die zusätzliche Seh-Dimension in etwa so revolutionär wie dieEinführung des Tonfilms wäre, kann maneigentlich nur eines entgegnen: Via Tonspurließen sich mit einem Mal die vielschichti-gen Stories erzählen. Zynisch betrachtet ist3D dagegen nur der Rückschritt zur Texttafel.Die Form siegt über den Inhalt.

Wieder im grauen Alltag angekommen istCoraline natürlich darauf erpicht ihren„Traum“ in der folgenden Nacht zu wieder-holen. Ein Vorhaben, das ohne weitere Pro-bleme gelingt. Allerdings offenbart dietraumhafte Idylle (inklusive des phantasti-schen Gartens) eine wahrlich böse Seite.Das Mädchen soll ihre Augen durch Knöpfeersetzen lassen, um wie alle in dieser Weltzu sein. Die Flucht aus dem drohenden Alb-traum ist konsequent und geordnet. AmMorgen wieder bei Mom und Dad sein,denkt sie sich. Aber von Vater und Mutterfehlt jede Spur und nur mit Hilfe der spre-chenden Katze (Keith David) kann Coralinedie „andere Mom“ in der Gegenwelt stellen.Nun erkennt sie die böse Wirklichkeit hinterder Fassade und kämpft plötzlich nicht mehrnur um die Freiheit ihrer Eltern, sondernauch um ihr eigenes, kleines Leben. DieGefahr ist jedoch nicht gebannt, als sich diedrei Geflohenen schließlich in der realenWelt in die Arme nehmen können.

‚Coraline‘ ist ein überaus sehenswerterFilm, der sich durch eine dichte Atmosphäre,variantenreiche Charaktere, eine durchwegspannende Story und die Liebe zu verschro-benen Nebencharakteren auszeichnet. EinFüllhorn visueller Phantasien, eingebettet in

einen unverwechselbaren Score.Ein cineastisches Vergnügen vonder ersten bis zur letzten Minute –den Abspann inklusive. Einzig derUmstand, dass ‚Coraline‘ eine FSK-Freigabe ab sechs Jahren hat sorgtfür einen Tropfen Wermut im Glas.Persönlich hätte ich die Freigabeviel eher bei zwölf Jahren gese-hen, bietet die Handlung docheiniges an Beklemmung für kleineKinder.

Eine dicke Empfehlung gibt eszu guter Letzt noch für die Ori-ginalfassung. Nicht, daß bei derSynchronisation (wie öfters in letz-ter Zeit) gespart wurde. Im Gegen-teil, hier wird gekonnte Arbeitgeleistet. Aber die Originalstimmenbringen es eben in der Färbungwieder einmal exakt auf denjeweiligen Punkt. Offensichtlich,weil ihnen etwas mehr Zeit zuge-standen wird, sich an die Figurheranzuarbeiten, als es der zumin-

dest (!) unter Zeitdruck stehenden deut-schen Synchronisation überhaupt ermöglichtwird. Alle Achtung vor dieser Arbeit.

Die DVD beinhaltet außer der 3D-Version(nebst reichlich Brillen) auch die normaleAusführung. An Bonus wurde nicht gespart,weswegen man/frau sich an einem lohnen-den Audiokommentar von Henry Selick und(während des Abspanns) von Bruno Coulaiserfreuen kann. Zusätzlich gewähren dasausführliche Making-Of wie die kommentier-ten Cut-Szenen einen erschöpfendenGesamteindruck.

Dies nur als Randnotiz.Persönlich würde mich ja interessieren,

ob Dakota Fanning privat auch so aufge-kratzt altklug ist, wie sie sich in Interviewsstets gibt. Man kann hoffen, dass sie auchhier lediglich eine Rolle spielt.

robert musa

15FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/dvd/musa

SF-Stammtische

MünchenPR-Stammtisch Ernst Ellertmeist 1. Donnerstag im Monat, Gaststätte"St. Benno Einkehr", Stadelheimerstraße71, 81549 München; Erich Herbst,Tel. (089) 8 00 55 24, prsm.clark-darlton.de

München, SF-Gruppe MünchenJeweils am 3. Montag i. M., 19 Uhr, imRestaurant "Nuova Italia", Belgradstraße9, 80796 München, (089) 304067Kontakt: Gerhard Müller, Tel. (089)3007290

Münster, PR-Stammtischjd. 1. Samstag i. M., 19.30 Uhr "Feld-schlößchen", Sentruper Straße 163Markus Kachel, Tel. (02 51) 8 99 87 12;[email protected]

Nauheim, SF-Stammtischjeden 3. Samstag i.M. ab 18 Uhr, Gast-stätte "Rosengarten", Unter der Muschel24 (a.d. Pfarrkirche). Info: Robert Vogel,(06142)32847, [email protected]

Nürnberg"Perry Rhodan"-StammtischAn jedem 3. Mittwoch im Monat:Gaststätte Zum Stadion (am Dutzend-teich), Herzogstr. 22, 90478 NürnbergStammtischkontakter ist Detlef Döres,Haydn-Str. 1, 91320 Ebermannstadt;09194 / 797119,[email protected]

Offenbach SF-Stammtisch2. Freitag i.M. ab 19 Uhr in der Pizzeria"Da Luciano", Hugenottenplatz 13 (Rück-seite Saturn). Info: Viktor Lorenc,(069) 94592101

Saarlouis SF-Stammtischjd. 1. Montag i. M., 18 Uhr"Café Wichtig", Lisdorfer Straße

Salzwedel, SF-Treffjeden 1.Freitag im Monat, 18 Uhr, in denRäumen der Urania e.V., Große St.Ilsenstr.14, 29410 Salzwedel. Info: Arno Sommer-feld (Tel.: 03901/34518) oder AndreasKuschke, [email protected]

SchwerinSF-Stammtisch H.E.I.N.Z jd. 1. Samstag i. M. um 18 uhr im Zeitlos,Martinstraße.Kontakt: Matthew, mobil: 0172 547 8190www.sf-heinz.de

Page 16: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Recently on BritishTV...

An Vampiren ist seit einiger Zeit nicht mehrohne sichtlichen Aufwand vorbeizukommen.Die Adepten der Unterhaltungsbrancheschwärmen in alle Richtungen aus, um denentfachten Hunger nach romantischer Ent-saftung zu bedienen. Nicht um den Hungerper se zu stillen, sondern um das Verlangenweiter anzustacheln. Jeder der satt wärewürde ja kein Verlangen mehr danach ver-spüren. Was sich in der schnellen Konse-quenz auf den Umsatz auswirkt (zumindestso angedacht in den Sesseletagen, wo eine„kurzfristige Strategie“ schon viel zuviel Zeitbeansprucht). Sich eben verlustfrei an einenTrend zu hängen, wie es der Ottonormalver-braucher aus der Distanz einschätzenwürde. Trotzdem bleibt sich die jedes Risikoscheuende Industrie treu, wenn sie in derbreiten Masse auf die Segnungen der Fließ-bandproduktion vertraut. Keine Experimenteaußerhalb der Sehgewohnheiten. Ein Credo,das für jeden übergewichtigen, fahrigen,nicht adretten Spät-Transylvanier den Bann-fluch bedeutet. Die Rotte kreischender, sichden Hals blutig ritzender Romantik-Groupieswill keinen anderen als ihren „Edward“. Mit„Vampire Diaries“ fand aktuell eine neuereUS-Serie den (hyper-drive fixen) Weg ins hie-sige Free-TV; Teenager-Mannequins vor derabwässerfreien Kulisse amerikanischerKleinstadtidyllen agierend – transpirations-frei, versteht sich. Figuren nach dem F-Sche-ma, ohne den Anschein von jedwedeminteressierenden Aspekt (mit der Ausnahmelediglich zweier Außenseiter). Charaktere ausder gesiebten Retorte, die in ein Settinggepresst werden, das (derzeitigem Marke-ting entsprechend) irgendwie funktionierensoll. Transformiert aus den frühen 1990ern –als L J Smith die Trilogie schrieb – hinein indie letzten Züge der coolen Noughties(2000 bis 2009).

Der am ganzen (!) phantastischen Spek-trum der Spitzzahn-Legenden interessierteFan wartet hierzulande leider noch immerauf die freie Sendung von Anna Paquins„True Blood“. Bei den ehemaligen Koloni-sten demnächst bereits in die dritte Seasongehend!

Aber auch die britische Insel hat sich imletzten Jahr für ein Show-Konzept mit Vam-pir entschieden.

Being HumanEs gibt nicht wenige Fans des Imaginären,die der festen Überzeugung sind, dassphantastische Serien von jenseits desKanals auch deshalb so überzeugendgelungen sein können, weil die Staffeln dortin der Regel erheblich kürzer sind. Zumin-dest als die in den Staaten (sechs bis achtFolgen – etwas das dort als Miniserie ver-

kauft wird). Die Konzentration auf dasEigentliche, ohne die Krux der Lückenfüllerei.Für sich betrachtet mag die Theorie nichtganz von der Hand zu weisen sein. Tatsäch-lich steht und fällt aber jede Serie mit denMöglichkeiten, die ihr gegeben sind. Ihr zurVerfügung gestellt werden. Am Anfang allerMühen steht in jedem Fall noch immer dieIdee an sich.

Mit einer solchen hatte vor ein paar Jah-ren der Drehbuchschreiber („Doctor Who“)Toby Whitehouse zu kämpfen, als es darumging das Konzept für eine neue Drama-Show zu entwerfen. Ausgangspunkt sollteeine Clique von drei Freunden sein, die,eben mit dem College fertig, ein Haus kauftund bezieht. WG-Geschichten mit der dra-maturgischen Triebfeder, daß George seineWutanfälle nicht sonderlich gut im Griff hat,Annie an der Kippgrenze zur Agoraphobiesteht und Mitchell ein in der Rekonvales-zenz stehender ehemals Sexsüchtiger ist.Die Ausgangslage war gegeben. Aber TobyWhitehouse und seine Mitstreiter konntenkeine, für ein ernstes Drama überzeugen-den, Stories der ersten Folgen entwickeln.Mann trat auf der Stelle und aus einer Launeheraus schlug Whitehouse vor, aus George

kurzerhand einen Werwolf zu machen.Unkontrollierte Wutausbrüche, in Tateinheitmit einem gewöhnungsbedürftigen Äuße-ren, und das regelmäßig einmal im Monat.Sollte sich doch etwas damit anfangen las-sen – zumal inmitten eines englischen Vor-orts! Der Einwurf brachte die Dinge ins Rol-len, weswegen nach und nach auch dieanderen Mitglieder der WG ihr normalesmenschliches Dasein verloren. Mitchellmutierte aus der Offensichtlichkeit herauszum Vampir (des Sex wegen) und Anniekonnte sich als Geist in das gemeinsameHaus einbringen.

Ein Drehbuch für den Pilotfilm wardanach schnell geschrieben und im April 08ging dieser auf BBC Three über den Sender.Es sollte danach einige Zeit ins Land gehen,bevor ein „Go“ für die weiteren fünf Episo-den genehmigt wurde. Die Auftraggeberdurften mit der Entscheidung über ihreneigenen Schatten springen. Auch wegeneines Internet-Aufrufs rühriger Fans, die dasübernatürliche Trio nicht sofort wieder verlie-ren wollten. Es dauerte dennoch fast einJahr, bis Anfang 09 die Season fortgesetztwerden konnte. Jetzt mit einer erheblichenÄnderung im Cast, da nur noch Mitchels Dar-

16 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/tv/musa

Page 17: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

steller, Aidan Turner, frei zur Verfügung stand.Der Erfolg beim britischen Publikum wardennoch durchschlagend, so dass nach(weiterem) kurzem Zögern eine zweite Staf-fel (jetzt über acht Episoden) in Auftraggegeben wurde. Über BBC America kam„Being Human“ auch in die Staaten, wo dieVerantwortlichen – wie es so schön heißt –aufmerksam wurden. Nicht, dass die Serieeinfach eingekauft wurde, um einem breite-ren TV-Publikum dort zugängig gemacht zuwerden. Nein – in den Staaten werdenkeine ausländischen Shows gesendet; siewerden kurzerhand amerikanisiert undselbst gedreht. Den Erfinder und (Co-) Dreh-buchschreiber Toby Whithouse stört besag-ter umständliche Import allerdings nicht wei-ters, startete doch die publikumsträchtigeSerie im Januar erfolgreich mit der zweitenSeason. Wieder in einer ausgeklügeltenMischung aus übernatürlichem Drama,Humor und Suspense.

So unterschiedlich wie die drei Charakte-re sind auch deren Schicksale, die sie zuden Persönlichkeiten machten, die sie jetztsind. Annie (Leonora Chrichlow) sucht nachihrem gewaltsamen Tod lange die Näheihres Verlobten. Bis sie erfahren muss, dasser (!) den Mord zu verantworten hat. In ihrerWut weigert sich Annie bei Zeiten ins Jen-seits überzugehen und hängt seitdem anbesagtem Haus. George (Russell Tovey) wirdim schottischen Hinterland von einemjagenden Werwolf angefallen und kanndennoch entkommen. Im Grunde könnte erein eher normales Leben führen, wäre danicht der eine besagte Tag im Monat, derihn restlos unpässlich macht. Ein fundamen-tales Problem, zumal im direkten Zusam-menspiel mit romantischen Verabredungen.Mitchell wiederum trägt als Vampir die größ-te Bürde der drei Freunde, zumal er mit Her-rick, seinem „Schöpfer“, einen einflussrei-chen Übersauger zum Gegner hat. Herrickgedenkt ihn entweder seinem Willen zuunterwerfen oder aber zu vernichten. AmEnde der ersten Season kommt es zu dieserendgültigen Konfrontation, deren Ausgangerhebliche Folgen nach sich zieht. Georgeseinerseits erlebt dabei ein erhebliches Fias-ko, als er sabbernd und haarend seinerFreundin Nina (Sinead Keenan) begegnet.Einzig Annie scheint aus den Tumulten desFinales unbeschadet hervorzugehen.

Gute Einschaltquoten, ein euphorischerEmpfang der Stars und Macher auf demComic-Con in L.A., die Pläne für eine US-Ver-sion von SyFy und hymnische Kritiken derinländischen Fachpresse. Allem Anscheinnach muss es sich bei „Being Human“ umeine rare Form bester TV-Unterhaltung han-deln. Theoretisch! Der interessiert geworde-ne Leser kann sich freuen, denn die Serieum drei ungewöhnliche Freunde soll noch indiesem Jahr den Weg ins frei empfangbare,hiesige Fernsehen finden.

Des Vampir-Hypes wegen.

Kurz & belichtet

Verheddert!Speziell das amerikanische Schulsystembrüstet sich bei vielen Gelegenheiten mitdem Eigenlob, eines der besten überhauptzu sein. Abgesehen von dem ausschließen-den Aspekt „für-den-der-es-sich-leisten-kann“, kommen einem in schöner Regel-mäßigkeit erhebliche Zweifel in den Sinn.Die fundamentalen Sätze der vier Grundre-chenarten dürften es so (!) nicht mehr bis indie Führungsetagen diverser US-Bankengeschafft haben. Aber nicht nur die har-ten/wissenschaftlichen Inhalte scheinenzunehmend vernachlässigt zu werden, son-dern auch die als eher weich besehenenkünstlerisch/humanistischen. Kreative Phan-tasie dürfte in mancher Sesseletage zumabsoluten „no go“ verkommen zu sein. Ver-heerend in einer Branche, die dem breitenPublikum eigentlich gute Geschichten näher(an die Börse) bringen will.

Unter Vorstellungsarmut auf der Überhol-spur müssen vermutlich die maßgeblichenKreativen leiden, die nach Sam RaimisAbgang ‚Spider-Man‘ wieder quasi auf Nullzurücksetzen wollen. So soll die Fortsetzungder – in meinen Augen recht überbewerte-ten – Reihe dort „neu“ ansetzen, wo allesbegann. Peter Parker auf der Highschool! Mitanderen Worten: Wir erzählen euch dieGeschichte, die ihr eh aus dem ff bereits zur

Genüge kennt, noch einmal. Mit einem fri-schen (pflegeleichten) Regisseur und billige-ren Neu-Akteuren. Nur um sich der Dimen-sionen dieser Hanebüchenei klar zu werden– ein Unterfangen, als würde New LineCinema ‚Lord Of The Rings‘ just noch einmalverfilmen wollen!

Besagter Offenbarungseid eine Storynicht weiter zu erzählen, kam durch die Dif-ferenzen zwischen Raimi und den Geldge-bern zustande. Nach langen, sich hinziehen-den Verhandlungen (der vierte Teil der Reihesollte bereits 2011 in die Kinos fluten) trenn-ten sich die Beteiligten. Einvernehmlich undin bester Freundschaft, wie es aus den PR-Texten zu solchen Ereignissen immer zu ent-nehmen ist. Es gehen allerdings die Gerüch-te, daß beide Seiten eher froh waren denjeweils anderen derart elegant los gewor-den zu sein. Ein Abschied, der es übrigensbis in die deutschen Kulturnachrichtenbrachte. Für 2012 ist der Kinostart des Vier-ers (wenn man/frau nicht gleich wieder vonvorne beginnt) angepeilt. Die Spinne reloa-ded, sozusagen.

„Winterfell“Fantasy-Welten gibt es einige, die bis datonur in der Vorstellung der Autoren unddanach in der Phantasie der Leser entstan-den. Der besondere Reiz in der Verfilmungsolcher Stoffe liegt in der Pracht der Bilder,die durch die Präsenz facettenreicher Cha-raktere belebt und durch die vorantreibende

17FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/tv/musa

Page 18: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Spannung einer gelungenen Story veredeltwerden. Dabei spielt es keine sonderlicheRolle, ob für die große Leinwand oder denkleinen Bildschirm adaptiert wird. In beidenMedien wirken die Exemplare von Licht undSchatten. Mit „Games Of Thrones“ widmetsich der amerikanische Bezahlsender HBOder Verfilmung einer umfänglichen Roman-reihe von George R R Martin: „A Song Of IceAnd Fire“. Wie üblich gab der Sender zuerstden Auftrag für einen Pilot (Skript von DavidBenioff), dessen Potential darüber entschei-det, ob eine Serie an sich angegangen wer-den soll. Der Nimbus von HBO-Serien (oderMehrteilern) ist auch im alten Europa nichtder schlechteste, steht der Sender doch imAllgemeinen für großzügige Budgets, inter-essierende Stoffe und engagierte Akteure. Inder Regel, denn bei Themen der eigenenGeschichte tritt nicht selten der Fall einerpatriotischen Stampede ein. Glücklicherwei-se schreibt Martin in diesem Fall Fantasy.

Der Kontinent Westeros vor Beginn desWinterzeitalters gleicht in seinen finsterenEreignissen den Gepflogenheiten des dun-kelsten Mittelalters. Mord, Verrat, die Gier derPotentaten nach dem Mehr an Macht lassendas Leben in dieser Spanne immer mehrverrohen. Der Verfall von Oben wirkt sichauch auf die Sitten im gemeinen Volk aus,und so ist es den wenigen Gerechten in die-ser Welt eine Pflicht, das schwindende Lichtzu verteidigen.

So betrachtet werden hier die klassi-schen Elemente des Genres aufgefahren,die sich in diversesten Konflikten Bahn bre-chen dürfen. Interessant erscheint allerdingszu sein, daß Martins Vorlage (vier dergeplanten sieben Romanen sind bereitsgeschrieben) mit einer Fülle von Charakterenund Handlungsschienen arbeitet. Vorausset-zungen also für eine gelungene Welt, wiefür die fundamental komplette Verwirrungdes Zuschauers. Mit ein Punkt für meinerstes Aufmerken ist aber die Verpflichtungvon Sean Bean für die Rolle des FürstenEddard Stark gewesen. Freunde des Genreserfreut der vielseitige Darsteller nach wie vormit seiner Verkörperung des zwischen Loya-lität und Versuchung zerrissenen Boromir.Eine ähnlich angelegte Figur (wenn auchhier definitiv im Dienst des Bösen) findetsich übrigens mit Ranssyn Fane (AndrewRobertt) in den beiden ersten Episoden derSerie „Legend Of The Seeker“. Gekrönt wirddie Cast-Liste allerdings von der wunderba-ren Lena Headey (die „andere“ Sarah Con-nor!) in der Rolle der intrigierenden Königin.

Den gestreuten Gerüchten zufolge sollendie Fans im Internet bereits die Wändehochgehen, in seliger Vorfreude. Halten wiruns an die Tatsachen (!), dann geben jetztim März die Verantwortlichen bei HBO das„Go“ für die Serie – oder auch nicht (Gründedafür findet die Sesseletage immer!).

Short-Melange

Bei uns erst Ende Februar angelaufenkann „Stargate Universe“ (SGU) im Mutter-land die vitale Erfolgsmarke einer zweiten,kompletten Season einfahren. Die geheilig-ten Zahlen haben den Sender SyFy vomPotential des neuesten Stargate-Ablegers (s.FO #243) von Robert C Cooper & Co weiter-gehend überzeugt. Besagter US-Sparten-sender gönnte in einer ähnlichen Großzügig-keit (20 Episoden) der, von Amanda Tappingmit auf die Beine gestellten, Serie „Sanc-tury“ (FO #230) die immerhin bereits dritteStaffel. Dafür stutzte ABC den mit viel Vor-schußlorbeeren angelaufenen Shows „FlashForward“ wie „V“ (FO #243) jeweils eineFolge der laufenden Season. Könnteman/frau als nervöses Hantieren diagnosti-zieren. Dafür ist Disney seinerseits arbeitsamdabei, ein Reboot des bescheidenen (positivgemeint) SF-Klassikers ‚The Black Hole‘ von1979 in die Gänge zu werfen. Die Älterenwerden sich noch gut an den sadistischenRoboter Maximilian, die (für die Kinderschu-he der Technik) gelungenen FX und einenomnipräsenten Maximilian Schell erinnern.Nicht zu vergessen die ausgesprochensuperbe Titelmusik. Bleibt einem eigentlichnur zu hoffen, dass „niedliche Roboter“ nichtwieder herb deplatziert wirken dürfen.

Nicht wenige sind der Meinung, dassAlan Balls „True Blood“ (FO #234) in etwadas beste Resultat des aktuellen Vampir-Hypes sei. Erfolgreich in den Staaten, lief diefreizügige Serie über die telepathischbegabte Sookie Stackhouse im Kreis dergeouteten Spitzzähne bis dato lediglich imhiesigen Bezahl-TV. Alle interessierten Nicht-abonnenten können sich diesen Monatfreuen, erscheint die erste Season der AnnaPaquin-Show zumindest jetzt auch auf der

Silberscheibe. Das Free-TV ist da wohl nichtzeitig genug aufgewacht.

Finally......bereits im Dezember verstarb derhauptsächlich als Drehbuchautor und Story-Tüftler bekannte Dan O`Bannon im frühenAlter von 63 Jahren. Zu seinen Credits zählendie Skripte (teilweise Co- oder frühere Fas-sungen) zu ‚Total Recall‘ (FO #16), ‚DarkStar‘ und natürlich ‚Alien‘. Am besten ist ermir allerdings als Darsteller des frustriertenRaumfahrers „Pinback“ in John Carpentersbestem Film ‚Dark Star‘ in Erinnerung geblie-ben. Schlicht und ergreifend komisch, witzigund absurd. Eine passende Gelegenheit, dieScheibe aus dem Archiv zu holen und ein-zulegen.

robert musa

18 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/british tv

Der Cast von »Flash Forward«

Page 19: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Sascha Mamczak, Wolfgang Jeschke (Hg.)

Das Science Fiction Jahr 2009

Originalaus gabe, Mün chen 2009, HeyneTB 52554, ISBN 3-453-52554-2, Um -schlag il lu stra tion: Arnst Drechsler, 2995,1594 Sei ten.

Mit 1594 Seiten übertrifft das immer nochaktuelle „Science Fiction Jahr 2009“ seinenletztjährigen Vorgänger um einhundertund-eine Seiten, dafür wurde der Preis aber auchum ein großzügiges Drittel erhöht. Nach Jah-ren preislicher Stabilität stieg der Seitenpreisdamit von zuletzt 1,47 Cent pro Seite auf1,88 Cent pro Seite. Zum Vergleich: Bei „DieKinder des Saturn“ von Charles Stross,einem aktuellen Roman aus dem selbenVerlag, betrug der Seitenpreis stolze 1,99Cent, womit sich das immerhin konkurrenz-lose Sekundärwerk doch erstaunlich preis-günstig dasteht.

Thematischer Schwerpunkt der aktuellenAusgabe ist mit „Superhelden“ ein eher fürdas Medium des Comics einigermaßen zen-trales Thema.

Kritikerpapst John Clute arbeitet Alexand-re Dumas‘ „Graf von Monte Christo“ als pro-totypischen ersten Superhelden heraus. LutzGöllner blamiert sich dann mit der einiger-maßen wagemutigen These, dass „der ame-rikanische Comic heutzutage fast aus -schließlich aus Superhelden besteht“ (S. 43),wo doch schon beim Durchblättern von„Previews“, des telefonbuchdicken, monat-lich erscheinenden Katalogs der in den Ver-einigten Staaten erscheinenden Comic-Neu-er scheinungen, die thematische Vielfalt undVitalität der US-Comic-Industrie ins Augefällt. Darüber hinaus leistet der Mannimmerhin einen Einblick in die historischenWurzeln des Genres, von Superman, Bat-man, Captain Marvel und dem grandiosenSpirit über den „Comic Code des EC-Comicsbis zu Spiegelmanns „Maus“.

Ole Johann Christiansen und ThomasPlischke interessieren sich für politischeImplikationen der Materie, vom ZweitenWeltkrieg bis zum amtierenden US-Präsiden-ten als Comic-Charakter. Harald Kasper the-matisiert im Themenzusammenhang kindli-che Omipotenzphantasien. Johannes Rüsterspannt den Bogen vom Superhelden-Main-stream zu Parodien und Innovationen bzw.Variationen.

Karsten Kruschel interessiert sich fürhand lungslogische Probleme der Superhel-den und weist diesen Comics und Kino alsoriginären Medien zu: “Dennoch wird unsder Superheld erhalten bleiben, und zwar injenen Medien, in deren Funktionsmechanis-men die Persönlichkeit der Figuren und dieinnere Logik der Handlung erst in zweiter

oder gar dritter Reihe stehen. Im Comic sinddie Superhelden allemal gut für atemberau-bende Tableaus, rasante Bildfolgen undandere Techniken des längst über denComic Strip hinausgewachsenen Mediums,und auch im Kino geht es ja hauptsächlichum die Bilder, die man dem Publikum ser-vieren kann.“ (S. 131f)

Uwe Neuhold leistet eine Fleißarbeit,indem er auf über hundert seiten die unter-schiedlichen Fähigkeiten der verschieden-sten Superhelden einer naturwissenschaft-lich fundierten Erdung unterzieht. Peter M.Gaschler berichtet detailversessen-nerdigvon Supermans Wirken auf dem Fernseh-bildschirm und der großen Kinoleinwand.Simon Spiegel befasst sich mit den Batman-Filmen. Und David Hughes berichtet über dielangwierige Produktionsgeschichte der gran-diosen „Watchmen“-Verfilmung.

Sascha Koebner richtet den Blick überden anglo-amerikanischen Horizont hinausauf japanische Mangas und Animes. BorisKoch wendet sich einem der ironischerenSuperhelden zu: Hellboy., einem geläutertenAbgesandten der Hölle.

Christopher Robichaud befasst sich aufanspruchsvollem Niveau mit den morali-schen Verpflichtungen von Superhelden.Sein Blick geht von ethischen Nihilismusbzw. Relativismus über den Utilitarismus zurdeontologischen Ehik (Kant). (Aha.) Bartho-lomäus Figatowski hat Birne ausgegraben,einen in der 70er Jahren bei Luchterhandund Rotfuchs erschienenen, etwas anderenSuperhelden hiesiger Herkunft: eine hero-ische Glühbirne.

Austin Grossmann liefert eine Hymne andie Superhelden. Sven-Eric Wehmeyer undBernd Kronsbein schließen den Schwer-punkt ab mit einem kompetenten Überblicküber „Superhelden-Comics, die man unbe-dingt kennen sollte“.

Insgesamt bietet der diesjährige Schwer-punkt einem mit dem Thema einigermaßen

vertrauten Publikum (zu dem sich auch derRezensent zählt) kaum wirklich Neues, alleanderen können hier jedoch zu einem viel-leicht nicht gänzlich uninteressanten Sujetkompetente und grundlegende Hinweiseerhalten.

Es folgt die Abteilung „Bücher & Auto-ren“:

Dierk Spreen greift – in universitäremTonfall – die von Hansjoachim Berndt ver-legte Hardcover-SF-Serie „Stahlfront“ alsfaschistoid an. Batholomäus Figatowskiwidmet sich zum hundertsten Jahrestag derErstveröffentlichung Jack Londons Klassiker„Die eiserne Ferse“ als Dystopie des Kapita-lismus.

Wolfgang Neuhaus wähnt sich am „Vor-abend der Singularität“ (Untertitel) unduntersucht „posthumane“ Science Fiction:“Die Situation ist vergleichbar mit dem histo-rischen Aufeinandertreffen von Weißen undIndianern. Die Indianer waren nicht fähig,auf die neuen Gesetzmäßigkeiten in Gestaltder Eroberer einzugehen, so wurden sie vonder Entwicklung überrollt und marginali-siert.“ (S. 500), warnt er. (Welch hübscherEuphemismus übrigens, die weitgehendeAusrottung der Indianer als Marginalisierungzu bezeichnen!)

Christopher Ecker widmet dem großarti-gen Thomas M. Disch, einem langjährigenStammautoren des „Science Fiction Jahres“,einen mit persönlichen Erinnerungen ange-reicherten, ausführlichen Nachruf.

Erik Simon würdigt aus ernstem AnlassJohanna und Günter Braun, zwei Monolithender DDR-Science Fiction.

Weitere kürzere Nachrufe beschließendie Abteilung.

Unter der Überschrift „Interviews“ werdenGreg Bear und John Scalzi befragt.

Die wieder einmal umfangreiche Abtei-lung „Science & Speculation“ dürfte für mehrtechnologisch orientierte Fans, zu denensich der Rezensent nicht zählt, ein Fest sein:

Uwe Neuhold berichtet von einer winter-lichen Reise zum europäischen Teilchenfor-schungszentrum CERN bei Genf, das er für„das größte Experiment in der bisherigenMenschheitsgeschichte“ hält.

Rüdiger Vaas überfordert auf gut einhun-dertunddreißig Seiten den begrenztenRezensentenhorizont mit Ausführungen zu„Urknall, Naturgesetze und die mysteriösevierte Dimension“ (Untertitel). Peter Kempinund Wolfgang Neuhaus scheinen in ihremanspruchsvollen Aufsatz „Pancognosis – DasProgramm der Konnexion“ daran inhaltlichanzuschließen: „Die Konnexion ist das hoch-differenzierte geistige Sein. Die Natur desUniversums wird eine Untermenge der Kon-nexion. Der Geist hat sich über die Materieerhoben und schwebt zwischen den Univer-sen. Das Sein bestimmt das Bewußtsein aufindirekte Weise, solange es in verschiede-nen begrenzten Verfassungen steckte – alsdas Bewußtsein seine größtmögliche Aus-

19FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/sf-jahr 2009

Page 20: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

dehnung erlangt hat, bestimmte es das Seinnahezu vollständig.“ (S. 839) Wenn das soist...

Rüdiger Vaas berichtet dann noch über80 Neuerscheinungen aus Wissenschaftund Philosophie aus dem Jahr 2008.

Die Abteilung „Film“ wird von zahlreichen(wieder sehr kompetent erscheinenden)Kurzrezensionen mehrerer AutorInnen zumPhantastik-Jahrgang 2008 in Kino und aufDVD eröffnet.

Thomas Ballmanns „kleine Geschichtedes österreichischen Science-Fiction-Films“dürfte noch mehr etwas für SpezialistInnensein als Peter M. Gaschlers VorstellungHayao Miyazakis, des japanischen Anime-Meisters (dessen Filme schon einmal zurbesten Sendezeit bei SuperRTL im Freitag -abendprogramm laufen).

Dem “Animatronics- und Make-up-Genie“ (S. 1040) Stan Winston und demRegisseur Alain Robbe-Grillet („Letztes Jahrin Marienbad“) geltende mehr oder wenigerausführliche Nachrufe beschließen den Film-teil des Jahrbuchs.

Traditionell schwer tut sich die Abteilung„Kunst“; was da alles schon hochgejubeltworden ist... Geradezu hymnisch fällt dies-mal Philip Thoels Würdigung der “kosmi-schen Welten“ (S. 1087) des Frank Leweckeaus, dessen – aus nachvollziehbarenKostenerwägungen – leider nur in schwarz-weiß dargebotene Werke dem Rezensenteneinmal mehr recht konventionell erscheinen.

Ralf Reiter beschließt mit einem einiger-maßen ausführlichen Artikel über vierzigJahre Hawkwind nun endlich seine Trilogieüber den britischen „Space-Rock“ – unddamit auch den nicht nur inhaltlich magerenKunstteil des Jahrbuchs.

Zumindest für Interessierte unverzichtbardürfte dagegen die Abteilung „Hörspiel“sein, die Horst G. Tröster und weitere Auto-rInnen umfassend und gewohnt pointiertgestaltet haben.

Es folgt die Abteilung „Comic“.Hartmut Kasper widmet sich der „Bilder-

welt des Zukunftsnostalgikers Bruce McCall“(Untertitel) und interviewt Hendrik Dorga-then, einen mir bislang noch nicht aufgefal-lenen Zeichner, dessen Strich mich an US-amerikanischen Underground-Comics ausden siebziger Jahren erinnert.

Sven-Eric Wehmeyer und Bernd Krons-bein dürften bei ihrer internationalen Comic-Nachlese 2008 den Markt nicht bis in dieletzte Nische ausgeleuchtet haben, einigeHöhepunkte stellen sie jedoch vor.

In der Abteilung „Computer“ befasst sichGerd Frey bekannt umfassend und vorur-teilsfrei mit Computerspielen des Jahres2008.

Es folgt die breit angelegte Abteilung„Rezensionen“, der das interessierte Publi-kum manchen übersehenen Tipp und auchdie eine oder andere Schelte eines Titelsaus dem Hause Heyne entnehmen kann.

Es folgen in gewohnter Gründlichkeitseine „Marktberichte“ über die deutsche,amerikanische und britische SF-Szene. Werzählt die Bücher, wer nennt die Autoren?Hermann Urbanek!

Die „Preise – Preise – Preise“ betitelteAuflistung mehr oder weniger wichtigerGenre-Awards und Werner Bauers unverän-dert entbehrliche Auflistung über „Phantasti-sche Literatur im Wilhelm Heyne Verlag2008“ schließen das Jahrbuch ab.

Das Fazit entnehme ich meiner letztjähri-gen Rezension: „Das „Science Fiction Jahr2008“ ist allein aufgrund seines Umfangswieder eine regelrechte Zumutung, derenBeitrag zur Diskussion um das Genre undseiner Nachbardisziplinen nicht hoch genugeingeschätzt werden kann. Sicherlich fälltnicht jeder Beitrag gleich stark aus, und wasden einen fetzt, dürfte einem anderen amArsch vorbeigehen. Man ist eben froh umjeden Beitrag dieses unverzichtbaren Kom-pendiums, den man überblättern kann!“

Peter Herfurth-Jesse

Johan Harstad

DARLAH

dtv premium, 2010Aus dem Norwegischen von GabrieleHaefs

Dieses Buch ist so unheimlich, wie es derKlappentext verspricht. Auch bei Lesern jen-seits der 20, die nicht explizit das Zielpubli-kum sind, kann es für Gänsehaut sorgen.Trotzdem ließ mich die Lektüre etwas ratloszurück. Vielleicht bin ich zu alt und sehnemich nach einem Happy-End? Vielleicht liegtes auch daran, dass ich kurz zuvor FrankSchätzings „Limit“ gelesen habe, und sicheine Mondfahrt nun daran messen lassenmuss?

Im Jahr 2000 beschließt die NASA, dieMondfahrt wieder aufzunehmen. Um diesesVorhaben zu verwirklichen, das jedocheinen ernsten und streng geheimen Hinter-grund besitzt, den der Leser nur andeu-tungsweise erfährt, wird zu einem Trickgegriffen. Ein weltweites Preisausschreibensoll drei Jugendlichen ermöglichen, auf denMond zu fliegen und dort auf einer Mond-basis aus den 70er Jahren, die bishergeheim gehalten wurde, mit erfahrenenAstronauten werbewirksam kleinere wissen-schaftliche Untersuchungen durchzuführen.Ziel des Ganzen ist, die Welt wieder von derMondfahrt zu begeistern und der NASA Geldzur Verfügung zu stellen, um eine weitereMission zu ermöglichen mit dem eigentli-chen, streng geheimen Auftrag – doch dasdarf die Öffentlichkeit nie erfahren...

Im Folgenden werden drei Schüler vorge-stellt, die Jahre später, nämlich 2012,tatsächlich zum Mond fliegen werden. Wir

lernen sie kennen, ihre Sorgen und Träume,und ihr Wunsch, bei dem Preisausschreibenzu gewinnen. Nur Mia aus Norwegen wirdvon ihren Eltern heimlich angemeldet undmöchte gar nicht dorthin, wohingegen derFranzosen Antoine und die Japanerin Midoribewusst dieses scheinbar sichere Abenteuereingehen wollen – aus Liebeskummer dereine, vom Wunsch getrieben, das konserva-tive und einengende Japan zu verlassen, dieandere. Mia, die heimliche Hauptfigur, hateine Band und träumt von einer großen Kar-riere als Musikerin. So ist auch der Romangeprägt von Musiktiteln- und texten – soalter Bands wie den Talking Heads, die Miaallerdings für sich entdeckt hat und derenMusik sie auch auf den Mond begleitenwird.

Wie vorauszusehen ist die Mondexpedi-tion alles andere als harmlos und wirdimmer mehr zu einem Wagnis, an dessenEnde Grauen und Tod warten. Doch bereitsauf der Erde werden die Jugendlichen Zeu-gen von unerklärlichen Begebenheiten undVisionen – allerdings nur ein fader Vorge-schmack auf das, was die drei und die Crewauf dem Mond erwartet, einem „gottlosenOrt“.

Wieso hinterlässt dieses Buch bei mir soeinen ambivalenten Eindruck? Einmal dieAusgangssituation. Nach dem Challenger-Unglück, das auch kurz erwähnt wird, ist eshöchst unwahrscheinlich, dass die NASAJugendliche in den Orbit schickt, so verzwei-felt sie auf der Suche nach finanziellerUnterstützung für eine weitere Mondexpedi-tion auch sein mag. Außerdem stören michHandlungsstränge, die nirgends wohinführen, sondern nur wohliges Schaudernverursachen sollen (so die Geschichte desAlzheimerpatienten und ehemaligen Mitar-

20 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/buch/rezensionen

Page 21: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

beiter der NASA, der durch die umfassendeFernsehberichterstattung über den Mondhy-pe plötzlich klare Momente hat, die Kata-strophe aber nicht verhindern kann). Mia hataußerdem einen wahrscheinlich autisti-schen Bruder, der vielleicht mehr „wüsste“,aber diese Idee wird dann doch nicht wei-terverfolgt (wenn man einen Brief in dieHandlung einführt, sollte er auch irgend-wann mal zu lesen sein). Und dass MiasEltern nichts besseres zu tun haben, als ihreTochter auf den Mond zu wünschen, damitsie es mal besser habe im Leben (denndanach stünden ihr alle Türen offen), istdoch sehr weit hergeholt.

Gelungen, wenn auch hart am Klischee,sind, wie ich finde, die Gedanken und Nöteder Jugendlichen. Die Wut auf die Eltern, derWunsch, aus der Enge der Familie und derHeimat wegzukommen, die Trauer um diegroße Liebe – das ist einfühlsam erzählt undstimmig. Da stören auch die japanischenGruselgeschichten nicht weiter, die sichdurch das Buch ziehen (müssen), um aufdas Ende vorzubereiten.

Hätte ich das Buch mit 14 oder 16 gele-sen, hätte es mich sicher fasziniert. DieJugendlichen, in denen man sich teilweisewieder finden kann, die spannend erzählteGeschichte mit ihren Gruseleffekten undGeheimnissen, deren Lösung ich kaum hätteabwarten können – ein echter Pageturner.Ob ich das Ende auch gut gefunden hätte?Vielleicht, denn als junger Mensch stehtman immer kurz vor dem Weltuntergangund akzeptiert ihn eher als mit späteren Jah-ren. Man akzeptiert auch eher die logischenFehler und das Ächzen im dramaturgischenGebälk und liest mit wohligem Schauer dar-über hinweg. Leider gelingt mir das heutenicht mehr. Aber trotz allem ist „Darlah“ einspannendes Buch, das man in einem Rutschlesen und an dem man, wenn man sichgerne gruselt und das Buch nicht zu ernstnimmt, Spaß haben mag.

Noch zwei Anmerkungen: So viele Druck-fehler (und selbst Namensverwechslungen)habe ich schon lange nicht mehr gesehen...Und etwas Positives: Gerade im Hinblick aufdie Diskussion um das Buch „Axolotl Road-kill“ ist es sehr schön, dass der Autor unter„Unwichtige Informationen“ die Bücher undFilme erwähnt, die ihn bei seiner Arbeitinspiriert haben. Nicht, dass der kundigeLeser die Assoziationen mit „Solaris“ undanderen Klassikern nicht selbst gehabthätte, aber trotzdem. Und die Fotos undZeichnungen, die für einen Roman eherungewöhnlich sind, haben definitiv ihrenCharme.

Susanne Rühl

Norman Patridge

Die Dunkle Saat

rororo; Taschenbuchausgabe; USA: 2007;BRD: September 2008; Originaltitel: DarkHarvest; 191 Seiten

Von Norman Patridge sind mittlerweileschon einige Romane in deutschsprachigerÜbersetzung erschienen und so langsamwird er zumindest in den Fankreisen wahr-genommen. Bei dem vorliegenden Werkhandelt es sich um einen Kurzroman, in denUSA würde man ihn als Novelle einstufen.Dank einer entsprechenden Schriftgrößekonnte man den Text für ein dünnesTaschenbuch ausreichend strecken.

Norman Patridge erzählt eine uramerika-

nische Schauergeschichte. Die Handlungspielt in einer Kleinstadt, die umgeben istvon unzähligen Maisfeldern. Bereits seitGenerationen leben die Menschen hier vomMais und sind mit dem zufrieden, was siebesitzen. Sie scheinen ein genügsames undvon der Welt abgeschiedenes Leben zuführen, wobei sie nicht unbedingt als rück-ständig bezeichnet werden können. Nurscheint sich kaum einer für das, was sichhinter den Stadtgrenzen abspielt, näher zuinteressieren. Anfang der 60er Jahre gab essicherlich solch eigenbrötlerische Städtchen,deren Bewohner zeit ihres Lebens nichtüber die Stadtgrenzen hinausgelangt sind.In der jetzigen Zeit der weltweiten Vernet-zung und der mobilen Gesellschaft, sprichfünfzig Jahre später, wäre die Handlung sogar nicht mehr vorstellbar gewesen.

Die Stadt atmet richtig den Flair einer

21FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/buch/rezensionen

Page 22: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

amerikanischen Klein-stadt des mittlerenWestens aus. Solchein Setting findet sichin vielen Horrorroma-nen amerikanischerSchriftsteller. Damalsschien die Welt ein-fach noch in Ordnung.Das Böse lauert untereiner dünnen Zivilisa-tionsdecke und istselbst für Einheimi-sche – wenn über-haupt – nicht ständigpräsent.

Norman Patridgehält sich aber garnicht lange damit aufsolch ein Bild von die-ser Kleinstadt auf-rechtzuerhalten. Viel-mehr wird dem Leserund nur wenig späterauch der jugendli-chen Hauptfigur deut-lich, dass weitausmehr als nur ein rei-nes Halloween-Ritualhinter dem nächtli-chen Treiben steht. Indieser Nacht befindensich alle Jungen zwi-schen 16 und 18Jahre auf der Straßeund jagen den Octo-ber Boy, eine leben-dig gewordene Vogelscheuche mit einemgroßen Kürbiskopf. Wer ihn erledigt, wird mitGeldmitteln ausgestattet und kann einneues Leben außerhalb des miefigen Klein-stadtlebens beginnen. Zudem erhält auchseine Familie großzügige finanzielle Unter-stützung, die für ein sorgenfreies Leben aus-reicht.

Für die Jungen ist dies Ritual eine gefähr-liche sportliche Herausforderung. Auf denSieger wartet nicht nur die finanzielle Unab-hängigkeit, sondern auch die Anerkennungseiner Mitkontrahenten, was für die Jungsfast noch mehr zählt.

Niemand der Jungen stellt das Ritual inFrage oder fragt sich, ob es ggf. einen tiefe-ren Sinn gibt. Die Erwachsenen, die überden tieferen Sinn schon informiert sind, neh-men das Ritual, welches für einige Jungentödlich endet, denn die Vogelscheuche weißsich durchaus zu wehren, als Bestandteilihres Lebens hin. Eine seltsame Lethargiehat sich hier entwickelt. Sollte dennoch maljemand aufbegehren, dann wird er von derGemeinschaft zur Räson gebracht.

Natürlich muss man als Leser diese Rah-menbedingungen als gegeben hinnehmen.Ansonsten würde die Geschichte auch sowie sie von Patridge erzählt wird, auch garnicht funktionieren.

Das dies Ritual letztlich dazu dient, derStadt und ihre Bewohner ein gesichertesEinkommen zu bescheren und somit alsOpferritual anzusehen ist, wird dem Lesersehr schnell bewusst. Aber es geht nicht nurum das Horrorelement, sondern auch umdas Erwachsenwerden. Der jugendlicheHeld, der mit 16 nicht nur seine Mutter ver-loren hat, sondern dessen gesamtes Famili-enleben immer mehr den Bach runter geht,wird in dieser Nacht quasi zum Erwachse-nen. Er übernimmt mit einem Male Verant-wortung für sich und für andere, da ihm klarwird, dass sein Vater hierzu nicht mehr inder Lage ist. Auch dies ein Element, welchesman häufig in Romanen u.a. von Autorenwie Stephen King oder Peter Straub vorfin-det. Wobei das Erwachsenwerden alleinschon aufgrund der Kürze des Textes raschvon statten gehen muss.

Für langjährige Leser amerikanischerPhantastikautoren verfügt diese Novelleüber einen großen Wiedererkennungseffekt.Dies gereicht ihr aber durchaus nicht zumNachteil, denn dank der rasanten und teil-weise recht tiefgehenden Handlung bietetsich dem Leser eine wirklich unterhaltsameLektüre. Kein Wunder also, wenn Patridgehierfür den Bram Stoker Award erhalten hat

Da rororo diese Taschenbuchausgabe

gerade über die Grabbeltische der Kaufhäu-ser unter die Leser zu bringen versucht,kann man es momentan sehr günstigerwerben.

anno

Charles Sheffield

Das Nimrod-Pro-jekt

Bastei-Lübbe; Taschenbuch; Originaltitel:The Mind Pool; Übersetzung: Ulf Ritgen;USA: 1993; BRD: August 2008; 556 Seiten

Äußerst selten ist es einem Autor vergönnt,einen bereits geschriebenen und veröffent-lichten Roman nochmals komplett umarbei-ten zu dürfen und alle Unzulänglichkeitender Erstfassung dadurch auszumerzen. Char-les Sheffield wurde diese Möglichkeit offe-riert, als man eine Neuherausgabe seinesRomans „Die Nimrod-Jagd“ (deutsch beiHeyne) plante. Innerhalb von einigenWochen entstand so ein in weiten Teilenneu verfasster Roman, der vor einiger Zeitbei Bastei-Lübbe innerhalb der SF-Reiheerschien.

In diesem Einzelwerk ist die Menschheittief in den Raum vorgestoßen. Ihre unbe-mannten Raumsonden erforschen ständigdie Peripherie der menschlichen Einfluss-sphäre und denen diese immer weiter aus.Mit dem Sonnensystem im Mittelpunktwurde im Radius von ca. 60 Lichtjahrenjedes Sonnensystem erforscht, viele besie-delt und noch mehr für Forschungs- undIndustriezwecke nutzbar gemacht.

Innerhalb dieser Sphäre stieß dieMenschheit auf drei weitere, vernunftbegab-te Völker, deren Zivilisationen schon weitausälter sind, aber aufgrund des fehlendenDrucks durch eine ihnen feindlich gesinnteFlora und Fauna nie einer den Menschenvergleichbare Aktivität und Aggressivität ent-wickelt haben. Die menschliche Spezies istihnen mehr als nur suspekt, da sie jedwedeGewalt ablehnen, ja vergleichbares gar nichtkennen.

Bei all ihrer Unterschiedlichkeit habensich die vier Völker locker zusammenge-schlossen und eine Völkergemeinschaftgegründet. Für die drei Fremdvölker ist esvöllig unverständlich, dass die Menschenden ihnen bekannten Weltraum immer wei-ter ausdehnen und ständig erwarten, aufeine bisher unbekannte, aggressive Spezieszu treffen, die ihnen dann umgehend denKrieg erklärt. Das Vorhandensein solch einerfiktiven Bedrohung ist für sie rein spekulativ,während die Menschen sich hingegen Sor-gen um die Sicherheit ihre äußeren Grenzenmachen.

Unbemerkt von den anderen Völkern ent-wickeln sie künstliche Wesen, die die Aufga-be haben, allein auf sich gestellt die äuße-

22 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/buch/rezensionen

Page 23: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

ren Grenzen der menschlichen Einflusssphä-re zu bewachen. Die Anforderungen andiese Wesen sind entsprechend hoch unddie Entwicklung und Testung wird vor dendrei anderen Völkern geheim gehalten. EinesTages geht dann etwas völlig schief. Diekünstlichen Wesen rebellieren und gehenauf die Wachmannschaft der Forschungssta-tion los. Niemand entkommt diesem Blut-bad, außer einem einzigen Konstrukt, wel-ches sich mit einem Transmitter in ein ander Peripherie gelegenes Sonnensystemabsetzen kann.

Während die beiden verantwortlichenCommander Esro Mondrian und Luther Bra-chis, die sich spinne feind sind, die Vernich-tung dieses Wesens befürworten, kommtdies für die nun informierten Fremdvölkerüberhaupt nicht in Frage. Eine Vernichtungvon Leben steht für sie nicht zur Disposition.Vielmehr beauftragt man die Menschen mitder Aufstellung und Ausbildung vongemischten Teams, deren Aufgabe es seinsoll, das Konstrukt aufzuspüren und gefan-gen zu nehmen. Jedes Team besteht ausjeweils einem Mitglied der vier Spezies unddiese vier Mitglieder können unterschiedli-cher nicht sein.

Gleichwohl werden die ersten Teams indas System gesandt, in welchem man dasKonstrukt vermutet. Ein scheinbar unerfüll-bares Unterfangen, dem sich die Teamsgegenübersehen.

Auf den etwas mehr als fünfhundert Sei-ten entwickelt Charles Sheffield ein Univer-sum, welches für eine ganze Reihe gereichthätte. Dabei stehen vor allem seinemenschlichen Protagonisten im Mittelpunktder Ereignisse. Er konzentriert sich auf einigewenige Haupthandlungsträger, die er umsointensiver beleuchtet. Neben den beidenComandern stehen deren Lebensgefährtin-nen im Mittelpunkt, hinzukommen weitereFiguren, die allesamt Bestandteil der Suchenach dem Konstrukt sind bzw. mit denanderen Figuren unmittelbar in Zusammen-hang stehen.

Sheffield reißt in seinem Roman vielesan, anders kann man es eigentlich nichtnennen. Die geistige Verschmelzung der vierMitglieder eines Suchteams zu einer neuenWesenheit, die menschlichen Abgründe derbeiden Commander und die fernen Plane-tensysteme bieten weit reichende Möglich-keiten. Sprachlich versiertere Autoren hättenaus diesem Ideenkonglomerat zudem einenwesentlich stärkeren Roman verfassen kön-nen, denn auch der Spannungsaufbau bie-tet noch Möglichkeiten.

„Das Nimrod-Projekt“ ist ein durchaussolide verfasster SF-Roman, dessen Mög-lichkeiten nicht voll ausgeschöpft wurden.

anno

Dunwich – Ein Reiseführer

Basilisk-Verlag; Patrick J. Grieser (Hrsg.);Originalausgabe; 257 Seiten; BRD:Dezember 2009

Kurzgeschichtensammlungen aus demBereich dunkle Phantastik bzw. Horrorerfreuen sich weiterhin der Gunst einer sta-bilen Leserschaft. Besonders Kleinverlagehaben diese Nische für sich entdeckt undpublizieren hierzulande noch recht unbe-kannte Autoren aus dem englischenSprachraum und/oder bieten hiesigen Auto-ren professionelle Veröffentlichungsmöglich-keiten ihrer Werke.

Zu diesen Kleinverlagen zählt auch derBasilisk-Verlag, der in seiner Edition ArkhamKurzromane und Kurzgeschichtensammlun-gen in limitierter Auflage von jeweils 99Stück verlegt. Dies Konzept scheint sich zurechnen, denn die jeweiligen Ausgaben sind

bereits vor ihrem Erscheinen aufgrund vonVorbestellungen ausverkauft und gelangensomit gar nicht in den freien Handel.

Der vorliegende Band führt das Erfolgs-konzept von „Arkham – Ein Reiseführer“weiter fort. Wiederum steht ein aus der Hor-rorliteratur bekannter Ort im Mittelpunkt derinsgesamt neun Geschichten. Diesmal ist esDunwich, Massachusetts.

„Totensee“ von Uwe Vöhl steht in locke-rer Verbindung zu seinem Kurzroman „Toten-meer“, der ebenfalls in der Edition Arkhamim letzten Jahr erschien, und spielt deshalbebenfalls an der Ostseeküste. Bertram Engelverbringt hier ein ruhiges Leben, welches jähendet, als ein alter Schulkamerad – Norbertvon Hessel – urplötzlich bei ihm auftaucht.Dieser war schon immer an Geschichteinteressiert und studierte entsprechend.Regelrecht angezogen ist er von demKüstenstreifen, an dem sein alter Schulka-merad nun wohnt. In den Tiefen eines Mee-resgrabens soll seit Jahrzehnten ein unheim-liches Wesen auf die Rückkehr ins Diesseits

23FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/rezis

Page 24: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

lauern und Menschen in seiner Umgebungbeeinflussen. Norbert ist davon überzeugt,die Rufe ebenfalls wahrnehmen zu können.Bertram hält ihn für einen gutmütigen Spin-ner, läst sich aber von seinem Schulkamera-den in dessen Untersuchungen hineinzie-hen. Wie in so vielen Geschichten, die sichum die Großen Alten ranken, bleiben diesehäufig im Hintergrund bzw. werden alsunbeschreiblich skizziert. Uwe Voehl ist alsSchriftsteller routiniert genug, um eine be -klemmende Atmosphäre in seiner Geschich-te entstehen zu lassen und dem Leser so inseinem Bann zu ziehen. Es entsteht zudemeine engere Verbindung zwischen Leser undGeschichte, da diese nicht in Dunwich, son-dern hier vor Ort angesiedelt ist.

Sören Prescher entführt seine Leser in„Der verbotene Tempel“ in eine modernereVersion von Dunwich. Edward Spalding lebtbereits seit längerem dort, hält dies aber vorseinen Arbeitskollegen zurück, da diesemOrt und seinen Bewohnern etwas Dunkles,Verdorbenes angehängt wird. Für ihn istDunwich lediglich ein etwas verkommenerOrt mit einigen sonderbaren Bewohnern.Nichts Besonderes also, denn solche Ortewürde man auch anderswo vorfinden.Edward lebt für sich und leidet unter Schlaf-losigkeit. Als er sich eines Tages völlig über-müdet von seiner Frühschicht durch denSupermarkt quält kauft er bei einemTeehändler eine besondere Mischung, dieihm umgehend einen ruhigen und erholsa-men Schlaf bescheren soll. Nachts träumt erüberaus realistisch von einem riesigen, ausschwarzem Stein erbauten Tempel. Trotz derbeklemmenden Atmosphäre erkundet er ihnund begeht hierbei einen für ihn folgen-schweren Fehler. Sören Preschers Handlungist zwar in unserer Gegenwart angesiedelt,bietet inhalt lich aber Versatzstücke, dieeinem häufig begegnen, wenn man Werkerund um die Großen Alten liest.

Tobias Bachmann schildert in „Der Brun-nen“ das Schicksal einer jungen Familie, dienach Dunwich zieht, weil ihnen dort einHaus hinterlassen wurde. Das die Einwoh-ner alle ein wenig merkwürdig sind undAbstand zu den Neuankömmlingen wahren,ist auf Dauer nur schwer zu ertragen. Als dieTochter sich mit einem fiktiven Jungen zuunterhalten und zu spielen beginnt, wecktdies das Interesse der Dorfbewohner.Während der Vater dieser Aufmerksamkeitskeptisch begegnet, scheint seine Frau es zugenießen. Als die Tochter dann mit einemMale verschwindet, zieht der Vater soforteine Verbindung zu dem ebenfalls auf uner-klärliche Weise verschwundenen Jungen,von dem die Dorfbewohner behaupten,dass er in den Brunnen gestürzt ist. Die Ver-mutung liegt nahe, dass dies auch der Toch-ter passiert ist. Aber im Brunnen findet sichweitaus mehr als nur die Leiche eines klei-nen Mädchens. Die Handlung ist – auch auf-grund des Titels – in weiten Teilen vorher-

sehbar. Zu sehr wird auf bekannte Versatz-stücke zurück gegriffen.

Günter Sudas Werk „Der Eichenmann“besticht aufgrund einer etwas ungewöhnli-chen Hauptperson, aus deren Sicht dieHandlung geschildert wird. Jack Politano istein Laufbursche, jemand, der ohne eineWimper zu verziehen, einem eine Rippe bre-chen kann oder schlimmeres mit einemanstellt. Nicht der intelligenteste, dafür aberzuverlässig und absolut gefühllos. Geradedes halb ist er prädestiniert für den allerletz-ten Job, dem ihn sein Boss angedeihen las-sen will. Er ist als Tor auserkoren, durch denein unermesslich altes Wesen wieder aufdie Erde zurückgeholt werden soll. Natürlichfügt er sich nicht, sondern kämpft gegensein Schicksal an.

Mit „Genug für den Teufel“ von R. Tho-mas Riley steht dann der erste übersetzteBeitrag an. Die Handlung ist selbstredend inden USA angesiedelt. Eine junge Psycholo-gin bereitet sich auf eine weitere Sitzung miteinem Abtreibungsarzt vor, der Dutzendevon Frauen während seiner ärztlichen Tätig-keit umgebracht hat. Als seinem Treibenendlich ein Ende gesetzt wurde, landete erin einer Hochsicherheitsgefängnis, wo mannun versucht den Grund für diese Mordserieherauszufinden. Er selbst behauptet dieMenschheit durch die Ermordung der Frauengerettet zu haben, da diese als Brutstättenfür Wesen jenseits unserer Realität auserko-ren waren. Neben diesen beiden Figuren istnoch eine weitere Psychologin, die direkt inder Gefängnisanstalt arbeitet, an den Mas-senmörder interessiert. Aufgrund ihrerundurchsichtigen und gefühlskalten Art, läu-ten bei der jungen Psychologin die innerenAlarmglocken. Zu Recht wie sich im Verlaufeder Geschichte herausstellt, die zudem zumSchluss noch über eine überraschendeWendung erfährt.

Inhaltlich bietet Riley wenig Innovatives.Auch hier wird eine Person als Opfer auser-koren, um die Rückkehr von Wesenheitenjenseits unserer Realität voranzutreiben.Also ein bekanntes Szenario, lediglichanders umgesetzt.

Es folgt „Wanderlust“ von Jason Brannon,der bereits mit mehrere Kurzgeschichtenund Novellen bei Basilisk verlegt wurde.Lenny, der sich des Nachts nach einem Streitmit seiner Freundin mal wieder über dieLandstraßen treiben läst, gerät durch Zufallin ein Dorf namens Wormwood. Das Dorfscheint allein schon vom rein äußerlichenher die letzten Jahrzehnte des technischenFortschrittes nicht mitgemacht zu haben undauch die Bewohner sind mehr als merkwür-dig. Die Bewohner des Ortes sind gar nichtso unfroh, dass unerwartet ein Fremder denWeg nach Wormwood gefunden hat, benöti-gen sie doch zur Besänftigung eines in derTiefe lebenden Wesens Opfer. So sieht sichLenny unversehens als Opfer auserkoren.„Wanderlust“ kann allein schon aufgrund

ihrer Kürze nicht mit anderen Geschichtenmithalten, die eine vergleichbare Thematikbieten. Die Pointe muss schnell auf demPunkt gebracht werden, sprich die Handlungist sehr geradlinig erzählt. Die Handlungsi-dee an sich ist vorhersehbar und nicht gera-de ungewöhnlich.

In „Man kommt niemals allein zurück“von Rainer Innreiter besuchen zwei Studen-ten einen Verwandten, der in Dunwichwohnt. Hinter der Fassade eines wohlha-benden Intellektuellen verbirgt sich ein ganzanderer Charakter. Jemand, der nicht davorzurückschreckt selbst seine Anverwandtenfür seine schändlichen Pläne zu opfern. DieGeschichte verläuft stringent und allein derTitel verrät schon eine Menge über denSchluss. Sie bewegt sich inhaltlich auf denFaden der bereits vorgestellten Geschichtenund bleibt einem deshalb auch nicht beson-ders im Gedächtnis hängen.

Ganz anders ist dies mit dem vorletztenBeitrag dieser Kurzgeschichtensammlung.Arthur Gordon Wolf verlegt seine Geschichte„Die Dunwich-Pforte“ in eine nahe Zukunftund lässt sie in Japan spielen. Hier unter-sucht der junge Special Agent Jaron KatsuroHatamura einige ungewöhnliche Todesfälle.Als die Polizei zu einem weiteren Opfergerufen wird, kann sie den Täter fassen. DerFall scheint damit gelöst zu sein. Aber nichtzu Hatamura. Er fragt sich, wie z.B. der Täterin einen verschlossenen Raum eindringenund diesen auch wieder verlassen konnte.Durch die Befragung des Täters kommt erauf die Spur eines VR-Spiels namens COLDSPRING TERROR. Scheinbar steht dies Spielin Zusammenhang mit den Morden und sobleibt Hatamura schon fast nichts anderesübrig, als sich selbst in das Spiel einzulog-gen. Was er hierbei erfährt sprengt seinenErfahrungsschatz, denn das Spiel ist vielmehr als ein reines VR-Spiel. DieseGeschichte ist nicht nur gut geschrieben,sondern unterscheidet sich in vielen Dingenvon den bisherigen. Natürlich stellt Dunwichund der Versuch seiner Bewohner, einWesen aus der Tiefe der Dimensionen inunsere Realität zu holen, den zentralenAspekt dar. Aber durch das Verlegen derGeschichte in ein zukünftiges Japan und inein Computerspiel, bietet es einfach einneues Setting und die notwendigeAbwechslung.

„Anrufe aus Dunwich“ von Arthur GordonWolf stellen eine nette Fingerübung dar,mehr nicht.

„Dunwich – Ein Reiseführer“ bietet insge-samt gesehen gut verfasste Kurzgeschich-ten, die jeweils für sich allein gesehendurchaus lesenswert sind. Allerdings fehlt esein wenig an inhaltlicher Abwechselung, dain vielen Geschichten das Grundthema dasselbe ist. Zwei, drei Geschichten von derGüte von „Die Dunwich-Pforte“ hätten dazubeigetragen, dass dieser Eindruck nicht ent-standen wäre. anno

24 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/rezension

Page 25: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

Conkalender

2. - 5. April 2010Odyssey 2010The 2010 Eastercon Heathrow, London, UKGäste: Alastair Reynolds, Iain M. Banks, LizWilliams, Mike Carey Info: www.odyssey2010.org

24.-25. April 2010AndyCon 2010Zeiss Großplanetarium BerlinGäste: Boris Koch, Prof. Dieter B. Herrmann,Karlheinz Steinmüller, Erik Simonwww.andycon.de

5. - 6. Juni 2010ColoniaCon 19Jugendpark Köln Mülheim, Sachsenbergs-traßeInfo: www.coloniacon.eu

6. - 8. August 2010ACD-JahresCon 2010Naturfreundehaus HildesheimInfo: www.acd-con.de

2. - 6. September 201068th World Science Fiction Conven-tion "Aussiecon 4" Melbourne, VIC, AU Guests of Honour: Kim Stanley Robinson,Robin Johnson, Shaun Tan Info: www.aussiecon4.org.au

17.-19. September 2010ElsterCon 2010Haus des Buches, Leipzigwww.elstercon.de

12. -13. März 2011Dort.Con 2011Gäste: Charles Stross, Leo Lukas, AlexanderPreussInfo: www.dortcon.de

30. September – 2. Oktober 2011 PERRY RHODAN-WeltCon Tagungsort: MannheimInfo: www.perry-rhodan.net

25FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/impressum

Impressum

Fandom Observer 249 • März 2010

Verlag: Editorship S&MHerausgeber: Martin Kempf, Märkerstr. 27, 63755 AlzenauTel 06023-3474 Fax 06023-970833

Chefredakteur: Florian Breitsameter,Treitschkestr. 7, 80992 MünchenE-mail: breitsameter @ sf-fan.de

Spartenredakteure:Comic: Olaf Funke, Naupliastr. 7, 81547München, [email protected]: Klaus G. Schimanski, Postfach600123, 44841 Bochum, E-Mail:observer @ sam-smiley.netFilm: N.N.Horror: Andreas Nordiek, Friedenstraße11, 49413 Dinklage, E-Mail: [email protected] Hörspiel: Mark Engler, August-Peukert-Platz 4, 63457 Hanau,E-Mail: [email protected]

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Olaf Brill, Olaf Funke, Peter Herfurth-Jesse,Martin Kempf, Holger Marks, ArminMöhle, Robert Musa, Andreas Nordiek,Susanne Rühl

Für den Inhalt namentlich gekennzeich-neter Beiträge übernimmt die Redaktionkeine Verantwortung.

Fotos: Archiv, Heyne, Florian Breitsame-ter, Olaf Brill, WWW...

Satz & Gestaltung: SF-FAN.de

Anzeigenverwaltung:: Martin Kempf; esgilt die Anzeigenpreisliste 2/94Druck: Stefan Schaper, Peine

Bezugspreis: 2,00 Euro (inkl. Porto),Abonnement (12 Ausgaben) 24,00 EuroAuslandspreis bitte anfragen.

Abobestellungen: Konto 240 639 385,Sparkasse Alzenau, BLZ 795 500 00 ltdauf Martin Kempf

Einzelbestellung/Aboverwaltung: MartinKempf; Einzelexemplare müssen vorErscheinen bestellt werden.

Für unverlangt eingesandte Manuskriptebesteht kein Anspruch auf Beleg exem p -la re. Die Redaktion behält sich vor, Leser-briefe gekürzt abzudrucken.

Redaktionsschluß:jeweils der 15. des Vormonats

Und jetzt mache ich erst einmal einNickerchen...

Ergänzungen und Korrekturen für die Conliste bitte an [email protected]

schicken!

Page 26: Nr. 249 – März 2010 Bˆ ˝˙ ˝ ˆ/FO249/ ˝˘ˆLamp for Medusa« und »Of Men and Mon - sters«). Zu seinen bekanntesten Geschich - ten, die zum Teil bei Heyne in verschiede -

26 FO 249 · 03/2010

Breitsameter/FO249/leserbrief

Leserbrief

DKZ und kein EndeEin paar kurze Gedanken auf einelange Antwort

In FO 248 nahm Michael Haitel ausführlichStellung zu Armin Möhles Artikel in FO 247.Nein, keine Angst, ich werde nicht die kom-pletten 2,5 Seiten kommentieren. Doch zweiPunkte möchte ich nicht unwidersprochenstehen lassen.

Aussage von Michael Haitel in FO 248, Seite2: »Denn das ist das eigentliche Problem,wenn ich ein Buch machen möchte, bei alldem, was dazugehört. Es ist ein Unter-schied, ob ich ein Buch bei Books onDemand, Norderstedt, mache und dafürzunächst einmal nur EUR 39,- für dasMastering und 5 Jahre lang EUR 1,99 proMonat für die (Mindest-) Datenvorhaltung(nach 5 Jahren kann man den Vertrag ohneAbstandszahlung kündigen) zahle; oder obich ein Buchprojekt mit einer ISBN, mit VLBund einer Druckerei mache. Denn dieDruckerei hat Mitarbeiter, die bezahlt wer-den wollen, und deshalb habe ich meinenDruckauftrag nach vollendeter Arbeit durchdie Druckerei zu bezahlen – und das ist inder Regel deutlich vor dem ersten Verkauf

eines solchen Buches der Fall. Ergo: Ichmuss in der Lage sein, eine solche Buchpro-duktion vorzufinanzieren. Und da ist eseben ein Unterschied, ob man für 5 JahreEUR 158,40 zu zahlen hat – und das nochnicht einmal auf einmal–- oder mehrereHundert, vielleicht sogar mehr als 1000Euro.«

Liest man diesen Absatz, so könnte mandoch glatt glauben, BoD Norderstedt wäreein „Barmherziger Samariter“ und finanziereMicheal Haitel und andere Fanzine-Heraus-geber. Das ist mitnichten der Fall. Auch BoDnimmt Geld für seine Dienste – genausowie die oben genannte Druckerei. Hier ver-gleicht Michael Haitel Äpfel mit Birnen!Nämlich die Kosten für eine Druckprodukti-on (Druckerei) mit den Datenvorhaltungsko-sten und einer Nicht-Druckproduktion (BoD).Das ist zumindest eine eigenwillige Kosten-rechnung. So kann man sich die Ausgabennatürlich schönrechnen. Dagegen hat sichArmin Möhle die Mühe gemacht, in seinemFO-Artikel die konkreten Projektkosten fürdie Druckproduktion eines Objektes bei dendrei verschiedenen Produktionswegen„Druckerei – BoD – und Druckkostenzu-schuss-Verlag, zu recherchieren und zahlen-mäßig zu belegen.

Aussage von Michael Haitel in FO 248, Seite4: »Es ist nicht nur die ISBN und nicht nurder Eintrag in das Verzeichnis lieferbarerBücher (VLB; es sind übrigens EUR 71,40Mindestgebühr zu entrichten), die BoDPro-jekte so interessant machen. Denn auch mitArbeitsaufwand und – jedenfalls nicht mitgeringen – Kosten ist es für einen Kleinver-leger nicht möglich, in die Kataloge derBuchgroßhändler Libri, Umbreit und Schwei-zer Buchzentrum aufgenommen zu werden;dies erreicht man jedoch bei BoD, Norder-stedt, automatisch.«

Oh ja – und wahrhaft gewaltige Abverkäufeerwarten dort den Herausgeber. Beleg gefäl-lig? Wie wäre es mit FO 247? Der SFCBWverkaufte über BoD in zwei Jahren die sen-sationelle Menge von 25 Exemplaren seinesTaschenbuches „Zwischen den Welten“. Ein-nahmen: 9,80 Euro. In Rechnung gestellteAusgaben von BoD: 9,94 Euro. Noch Fragen?

Das Ergebnis: Die umfangreichen Aus-führungen von Michael Haitel widerlegennicht die Fakten des FO-Artikels, siegewähren höchstens einen Einblick in seinerecht subjektive Einnahme-/Überschuss -rechnung.

Günther Freunek

Das anstrengende

Leben eines FO-

Redakteurs...