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Ingrid Rafael

Ingrid Rafael · Ingrid Rafael Bilder Zeichnungen Aquarelle Druckgrafik mit einem Text von Dr. Karla Bilang Berlin Frühe Arbeiten Medusa-Darstellungen Portraits Figurenbilder

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Ingrid Rafael

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Selbstportrait der Künstlerin 1976

C: Ingrid Rafael

Gefördert von: Goldrausch-Frauennetzwerk e.V.

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Ingrid RafaelBilder Zeichnungen Aquarelle Druckgrafikmit einem Text von Dr. Karla Bilang Berlin

Frühe ArbeitenMedusa-DarstellungenPortraits FigurenbilderDoppelportraitsDanse ErotiqueMaskenprojekt

Biografie der Künstlerin

Atelierfotos und Arbeitsnotizen

Pavillon d‘Amour Potsdam 2005

Bibliographie

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„Mein künstlerischer Weg begann in den 70er Jahren als es wieder modern wurde, realistisch zu arbeiten. Für mich hielten die Neue Sachlichkeit und der magische Realismus, deren Malweise ich bevorzugte, in dieser Zeit Überraschungen bereit.“ Ingrid Rafael

Bereits im Frühwerk von Ingrid Rafael zeigen sich bestimmte Charakteristika, die in verwandelter Form und in anderer Stilistik in späteren Werken immer wieder auftreten: Sie sind nicht einzeln aufzählbar, sondern eher als ein komplexes

System des Sehens zu fassen, das sich sowohl im Sujet als auch in der Komposition und in der Art der Darstellung offenbart. Es ist der bewusste Blick auf die Dinge des Alltäglichen, auf eine einfache Welt, die sich in ihrer sachlichen Existenz oder in der Fülle der ungeordneten Formen und Strukturen ausschnitthaft darbietet und doch das Ganze, das umfassende Leben hinter den Dingen spürbar werden lässt. Das Empfinden für die Sprache der Dingwelt gehört unzweifelhaft zu den besonderen Eigenschaften der Künstlerin. Schon während ihrer Ausbildung war sie von den Erscheinungsformen des Wahrnehmbaren fasziniert und stand von Anfang an hinter jener Kunstrichtung, in der nach dem Modell gemalt wurde und in der die Kunst als Abbild der sichtbaren Realität galt. Sie absolvierte ihr Studium in den 70er Jahren, als die Vorherrschaft des Informellen zuende ging und die Traditionen von Realismus, Surrealismus und Expressionismus in der Malerei neu entdeckt wurden und die visuelle wie auch die soziale Wirklichkeit wieder einen Stellenwert in der Malerei einnahm. Die Bevorzugung von Interieur und Stillleben hat seine Grundlage in dem umfangreichen zeichnerischen Werk der Studienjahre, wo Form und Struktur, das Einzelding und sein bildnerischer Zusammenhang, das Detail und das Ganze in unzähligen Varianten erarbeitet wurden.

Frühe Arbeiten: Das genaue Bild der Dinge

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Die Dingwelt der Bildern ist nicht hermetisch abgeschlossen, sondern eine Welt mit Aus-blick, die das Innere und Äußere in einen Dialog bringt. Immer wieder sind die typischen Kompositionen mit Fenster anzutreffen, in denen sich der

Blick ins Freie öffnen kann. In der brauntonigen Farbigkeit und in der Auswahl des Schlichten scheint uns die Ernsthaftigkeit in der Betrachtung des Alltäglichen aus den Bildern von Paula Modersohn-Becker wieder zu begegnen. Bereits die frühen realistischen Stilleben sind von den Hell-Dunkel-Kontrasten her klar gebaut in dem Wechsel von bräunlichen Möbeln und Tapeten zu dem Weiß der Tischdecken und dem Flirren des Lichtes, das durch das Fenster dringt.Die frühen Interieurs erinnern in ihrem malerischen Charakter und ihrer Konkret-heit an Bilder aus einer „vergangenen“ Zeit – die weiße bestickte Decke auf dem kleinen Gründerzeittisch, der ans Fenster gerückt ist, der irdene Henkelkrug, ein alter Plattenspieler. Die Künstlerin bringt die besondere Atmosphäre des Flohm-arktinterieurs der Studentenwohnungen zum Vorschein indem sie dem Charakter der Dinge nachspürt – mit einem speziellen Sinn und einer Sensibilität für Lebens-weise und Lebenssituation und deren optischer Dichte und Aussagekraft.

Vor diesem Hintergrund entsteht eine Bildwirklichkeit, die zunächst die Buntheit und Viel-falt des Daseins in räumlich gestaffelten Kompositionen wiedergibt und später zu einer Enträumlichung gelangt und zu einer größeren Abstraktion, wobei die Komponenten Far-be und Weiß der Bildfläche ein ausgesprochenes Eigenleben entfalten. Die Dynamik und die Spontaneität des Großstadtlebens spiegeln sich in den autonomen Farb- und Lichtreflexen, aus denen sich beispielsweise in dem Bild Atelierfenster, Lindower Strasse (1987) (Abbildung Seite ?) die Konturen einer Tasse auf dem Fensterbrett als erkennbar rekonstruieren lassen und von diesem Detail aus das Bildganze dann erlebbar wird. Ge-nerell aber sind Stilleben und reine Interieurbilder im späteren Werk der Künstlerin selten anzutreffen.

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Pariser Jahre, 1980-1982:Die Stadt und ihr Flair – nachkubistische Impressionen

Der Aufenthalt in Paris beeinflusste die Künstlerin nachhaltig, denn hier kam sie erstmals so massiv mit der modernen Kunst in direkte Berührung, wie sie es von Deutschland her nicht kannte. Rückblickend erinnert sie sich: „Eine Fundgrube

war für mich die ständige Sammlung des Pariser Centre George Pompidou, hervorzu-heben noch die Ausstellung Paris-Moskau sowie die moderne Kunst, die ich während meines Aufenthaltes in Paris sozusagen ständig vor Augen hatte.“ Vor allem der Sinn für die Stilistik und Sehweisen der klassischen modernen Malerei mit ihren kubistischen Verkantungen und ihrer prismatisch-konzentrierten Erfassung der Rea-lität brachte für die Bildstrukturen im Werk von Ingrid Rafael eine stärkere Formalisierung der Komposition. In der Farbigkeit entwickelte sie in Paris das sogenannte „farbige Grau“, das ihrer Meinung nach mit dem speziellen Himmel oder dem Licht über der Stadt zu tun hat – einer Stadt, die im Unterschied zu Berlin, kaum Auflockerung durch Grünanlagen oder Parks aufweist, sondern durch das Grau des dicht stehenden Häusermeeres dominiert wird. Ein typisches Motiv sind dabei die Dächer von Paris und die kubischen Verschachte-lungen der Häuserfassaden, die dicht gedrängt stehen in ihrer formalen Kleinteiligkeit und Vielfalt. In der Komposition dominieren die Senkrechten, in ihrer Wirkung verstärkt durch die schattierende Malweise, die jeden Grat und jede Hausecke besonders akzentuiert. Das Kolorit der Bilder ist meist hell, fast milchig und in den Nuancen zwischen mattem Ocker und Graublau angelegt. Die ohnehin schon stark zurückgenommene Farbigkeit tritt durch das Vorherrschen der „weißen“ Flächen fast vollkommen in den Hintergrund und ordnet sich dem Gerüst der Komposition unter. Diese und ähnliche Bilder zeigen Anklänge an den Kubismus und die Suche nach einer Malweise, welche die Dinglichkeit bestehen lässt und sogar noch steigert, aber dennoch nicht illustrativ ist und einen adäquaten bildnerischen Organismus darstellt.

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In leichterer und aufgelösterer Form entstanden Stadtansichten, Brücken, Straßen und Häuserfassaden von Paris in grafischen Techniken, insbesondere in Lithographie und Radierung. In der Grafik entwickelte die Künstlerin am frühesten den diskontinuier-

lichen Bildraum, der einzelne Ansichten oder Eindrücke miteinander in Verbindung bringt und in dem Zonen hoher Dichte und Konkretheit neben offenen und in ihrer Gestalt nur ahnbaren Bildflächen stehen. Das Leben in den Straßen und Cafés von Paris, vor allem das Leben der Frauen war eine weitere wichtige Inspirationsquelle. Manchmal scheinen sich in den Bildern dann Reali-tät und Reminiszenz zu überlagern. Nach meinem Verständnis steht beispielsweise das Gemälde La Drague (1982) in Beziehung etwa zu der Absinthtrinkerin von Picasso: Motiv und Komposition sind vergleichbar hinsichtlich des am unteren Bildrand angeschnittenen runden Tisches und hinsichtlich der Pose mit dem aufgestützten Kopf der Trinkerin. Auch das Glas auf dem Tische und die insgesamt karge Ausgestaltung reflektieren den Puris-mus der Kubisten, ebenso die prismatische Gestaltung von Körper und Kopf der trinken-den Frau und die Einbeziehung des Schriftzuges, desgleichen die sparsame Verwendung der Farbe, den Aufbau aus Grau und Braun mit einem roten Kontrast. Die Künstlerin gestaltet die Caféhausszene aus ihren eigenen Erfahrungen und ihrer spezifischen Sicht heraus, indem sie das Thema der Frauenpaare und der Frauenbezie-hungen darstellt – in einem Moment des Sich Kennen Lernens, des ungewissen Abwar-tens, der Hoffnungen. Wiedergegeben wird ein ungleiches bzw. kontrastierendes Paar: die Dunkelhaarige und die Blonde – die erstere dominant im Zentrum und formal klar durchgearbeitet, die zweite beigeordnete Figur und mit weicheren Konturen gezeichnet. Das Bild befindet sich in einem alten Rahmen, der in die Gestaltung einbezogen ist, so dass hier von einem Bildobjekt gesprochen werden kann.

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Interieur bleu Farbstift /Aquarellpapier höhe x breite

Pariser Jahre 1980-1982:

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Notre Dame von Maubert MutualitéFarbstiftzeichung 1981 höhe x breite

Pariser Jahre 1980-1982:

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Radierungen MAteriladruck „Global Change á Paris Unikat 2002

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Rue Benard Farbstiftzeichnung 123x234

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Le Delta 1999 Aquarelle 1982 - 1999 30x40 INGRID RAFAEL

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INGRID RAFAEL Geboren 1955 in Bielefeld

1974 -1977 Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig1978 -1981 Hochschule der Künste Berlin 1981 -1982 Ecole des Beaux Arts, Paris

Aufenthalt von 1980 bis 1981 in Paris

Meisterschülerin1980 bei Professor Klaus Fussmann, Berlin

1982 -1984 Aufbaustudium Kulturpädagogik an der Hochschule der Künste Berlin

Auswahl von Ausstellungen (E) Einzelaussstellung

1985 Goetheinstitut Algier mit Jürgen Parusel, Druckgrafik 1986 Goetheinstitut Algier (E)

1991 Kulturpreis des Kreises Herford

1992 Das Medusa Projekt mit Ilonka Rowa Zeichnung/Malerei und Sabine Bender-Marenski, Plastiken und Aquarelle

1992 Galerie Lebendiges Museum Londower Str. 18-20: Malerei,Installation, Fotografie mit G.L. Gabriel, Gisela Weimann u.a.

1993 Stipendium der Aldegrever Gesellschaft/Münster/Westf. zur Förderung von Druckgrafik

1994 Holzschnitte und Neue Arbeiten Künstlerinnenatelier Lindower Str. 13-20 (E)

1997/98/99 Le Delta, Paris 1999 Le Delta, Paris Videofilm 96 Min. „Le Delta-Paris “

2000 Tucson/Arizona/San Diego/Kalifornien USA Video-Dokumente 120 Min

2001 Galerie Katze 5 Berlin Ausstellung „Bild-Erfindungen“ 60 Bilder (E)

2002 „90 Jahre Blauer Reiter“ Deutsch-Russisches Symposion mit Ausstellung in Brandenburg im Atelierhof Werenzhain /Doberlug-Kirchhain

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2003/04 Schwartzsche Villa Berlin Kunstamt Steglitz-Zehlendorf „Feuer- Wasser- Erde- Luft“ 30 Deutsch-französische Positionen von Druckgrafik mit Elvira Bach,Philipp Cesaretti, Helge Leiberg, Franta, Jean-Claude Forez, Linde Bischof, A.R. Penck u v. a.

2004 Biennale der Druckgrafik in Südfrankreich, La Seyne-sur-Mer, Draguignan, La Garde

2004 Museum der Modernen Kunst Isfahan /Iran.“Transmediale“ Deutsch-Französisches Projekt der Botschaften 2004/05 Institut Francais Maison de France Berlin (E)

2005 „Eros und Thanatos „ Galerie Konzeptraum 17 Berlin „Internationale Druckgrafik“ mit Samta Benyahia, Klaus Killisch, Ulrike Schmidt, Wolfgang Petrick, Jürgen Parusel, Rosemarie Trockel, Ralf Kerbach, Seo, Anne Marie Chatelier u v.a.

2005 Pomona -Tempel Potsdam im Neuen Garten Malerei, Grafik, Plastik (E)

2006 Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin, Gemälde und Grafik (E)

Arbeiten in privaten und öffentlichen Sammlungen :

Seit 2002 Queer Grizzly (Buddy-Bär) am Nollendorfplatz

Anna - Siemsen- Fachhochschule Stadt Herford Rathaus Hiddenhausen, Kreis Herford Rathaus Spenge, Kreis Herford

Soziale Künstlerförderung Berlin 1987/1988/1989 Malerei

Sammlung Guggenheim, Deutsche Bank

Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin

ZDF Zweites Deutsches Fernsehen

Bilder Zeichnungen und Druckgrafik in Privatsammlungen

in Hamburg, Berlin, Bielefeld, Paris, Edinburgh, New York, Algier

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Bibliographie

FAB-Verlag-Berlin 1987 Werkstattbesuche II bei Künstlern in Berlin-WeddingReihe Lebendiges Museum, Text von Jula Dech

Kritiken : „Der Nordberliner 1986“Berlin ,Neue Westfälische, Westfalenblatt 1981,1981,1988, 1991,1992,1999 „Gigi“Berlin 2003 1987 Katalog des Kunstamtes : 750 Jahre Berlin „Reinickendorf und der Berliner Norden“ Graphikwettbewerb

1978/79/87/89 Freie Berliner Kunstausstellung

1994/97/98/99/2001 02/03 Querformat B Katalog Berlin

1996 und 1997 Katalog Kunstmeile Prenzlauer Berg, Berlin

2001 Faltblatt zu “Bilderfindungen“ Einzelausstellung in der Galerie Katze 5. Text Dr. Karla Bilang

2002 Dokumentation „90 Jahre Blauer Reiter“ Europäische Frauenakademie der Künste und Wissenschaften, Berlin

2003 Katalog „Die Vier Elemente“ Ausstellungskatalog, Galerie Schwartsche Villa heruasgegeben vom Kunstamt Steglitz-Zehlendorf, Berlin 2004 Katalog Arstampa Biennale 2004 Isfahan /Iran Transmediale - Katalog

2006 Synopsis-Film Marion Schütt : Ein Filmportrait der Künstlerin Ingrid Rafael

2007/08 Katalog 1977-2007 deutsch/englisch/französisch

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„Medusa Chaos“ - Rafael 2001 Acryl/Ölfarben/Papier Format 72x88 cm

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Zum Beginn der 90er Jahre stand das „Medusa-Projekt“ und die gleichnamige Ausstellung im Künstlerin-nenatelier des Atelierhauses Lindower Straße 20 im Zentrum der Arbeit. Das Medusa-Projekt war eine di-alogische gemeinschaftliche Arbeit von Ingrid Rafael, Sabine Bender-Marenski und Ilonka Rowa, bei dem sich die drei Künstlerinnen mit den Möglichkeiten der Malerei, der Zeichnung, der Collage und dem skulpturalen Objekt den antiken Mythen und deren feministischer Hinterfragung genähert haben.

Das Medusa-Thema

„Das Thema MEDUSA habe ich ausgewählt, weil es bei diesem Thema um weibliche Machtentfaltung, Dämonisierung

und/oder Zerstörungskraft des UR-WEIBLICHEN geht. Diese Deutung bietet der patriarchale Mythos.

Wie ein ‚Archetypus’ ruht das Bild der MEDUSA irgendwo auf dem Urgrund der Seele, um als vielköpfige Hydra mit

dem vernichtenden Blick und den todbringenden Schlangen oder als das UR-WEIBLICHE, die UR-KRAFT der Frau

schlechthin ab und zu aufzutauchen...

Wir tragen diese Bewertungen mit uns herum als europäische Kulturgeschichte.

Als Künstlerinnen, die sich inspirieren lassen durch dieses unerschöpfliche Thema haben wir uns einerseits mit der

Perseus-Geschichte und andererseits mit der feministischen Forschung beschäftigt.“

Ingrid Rafael, Berlin 1992

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Die Gorgonen galten im Altertum als unbesiegbar, da bei ihrem schrecklichen Anblick jeder Krieger zu Stein erstarrte. Auch Perseus, der Sohn des Zeus und der Königstochter Danae, war ausgeschickt worden, das Haupt der Gorgone Medusa zu holen, um dabei den sicheren Tod zu finden. Doch Zeus schickte Athene auf die Erde, um Perseus zu helfen. Sie schenkte ihm einen magischen Schild und führte ihn zu den Schwes-tern der Medusa, den Graien, die gemeinsam nur ein Auge hatten und daher abwechselnd Wacht hielten. Der listige Perseus entriss ihnen das Auge und zwang sie so zur Preisgabe des Aufenthaltsortes der Medusa.

Auch die Nymphen unterstützten Perseus: Sie schenkten ihm unter anderem eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte und ein Paar Flügelschuhe zur ra-schen Flucht. Von Hermes schließlich bekam er ein Si-chelschwert, um das Haupt der Medusa abzuschlagen. Im Reich der Gorgonen fand er diese im Schlaf vor und fürchtete dennoch ihren Anblick, der ihn auf der Stelle versteinert hätte. Nur nach dem Spiegelbild des Bronzeschwertes, das ihn die schlafende Medusa zeigte, orientierte er sich und ermordete die Schlafen-de. Er steckte das Haupt der Medusa in einen Man-telsack und bezwang damit seine Feinde, indem er ihnen das Haupt hinhielt und diese im selben Augen-blick zu Stein erstarrten. Im gesamten griechischen und römischen Altertum war das Medusenhaupt das

Attribut für Perseus und Athene., vor allem letztere trug das Medusenhaupt in ihrem Schild und oft auch als Mittelpunkt der Bekrönung ihrer Tempel. Soweit in einer stark verkürzten Form der herkömmliche My-thos aus der abendländischen Geistesgeschichte.

Die amerikanischen Feministinnen haben als ers-te diese patriarchalen Denkbilder kritisch untersucht und nach der geschichtlichen Herkunft der Medusa geforscht. In dem Buch „The Women’s Encyclopedia of Mythes and Secrets“ von Barbara Walker, das die drei Künstlerinnen damals für ihre Arbeit herangezo-gen haben, wird die Medusa in ihren mythologischen und historischen Zusammenhängen interpretiert. Sie war eine libysche Königin, die von Perseus ent-hauptet wurde, um ihren Kopf oder ihre Zeremonial-maske nach Athen zu bringen.Nach anderen Quellen war sie die Schlangengöttin der libyschen Amazo-nen, welche die weibliche Weisheit repräsentierte.

Der Mythos und die Medusendarstellungen

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Die Schlange nun wieder ist in vielen alten Religionen das Symbol des Lebens und des Todes, die Urmutter schlechthin– ob als Regenbogenschlange Quetzalcoatl in der altmexikanischen Religion, ob als Naga, als NutNeben dem Mythos und seinen Deutungen sind für die bildende Kunst die Formen der bildlichen Darstel-lungen von Interesse. Zur Ikonographie der Medusa gehören die hals- und kopflose Gesichtsmaske, die von wildem Haupt- und Schläfenhaar und Schlangen umrahmt wird, der geöffnete Mund mit herausge-streckter Zunge und Zähnen sowie der starre Blick der geweiteten Augen. Die Darstellungen sind rein frontal und in dieser fratzenhaft verzerrten Stilistik aus der archaischen Zeit der Antike überliefert. So ziert die Medusa mit heraushängender Zunge und gebleckten Zähnen als Mittelfigur den Westgiebel des Artemistem-pels in Korfu. Auch auf Schilden der Athene wurde das

„Gorgoneion“ als fratzenhafte Gorgo-Maske wiederge-geben. In der Klassik wurde der Typus vermenschlicht und zum Gleichnis des erhabenen stillen Sterbens, nacherlebbar etwa in der späteren Marmorkopie der Medusa Rondanini, bei deren Anblick kein geringerer als Goethe so bewegende Worte gefunden hat. In der hellenistischen Zeit wurde die Medusa zum Symbol des pathetisch schmerzerfüllten Sterbens. Zur Zeit der Renaissance entwickelte Michelangelo seine „Furien“ anhand der hellenistischen Gorgonendarstellungen. Im Barock ging sie als Siegestrophäe in die Bildpro-gramme der Architektur ein, in Berlin ist sie beispiels-weise im Portal des Zeughauses (1696) zu finden.

Portal Zeughaus Berlin (1696)

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Die kunstgeschichtlichen Beispiele zeigen, wie stark, aber auch wie unter-schiedlich das Medusenthema in der abendländischen Kunst verankert ist und wie es, je nach der vorherrschenden Geisteshaltung, zwischen Wildheit und Raserei auf der einen Seite und stillem Sterben auf der anderen Seite ausge-legt wird.

Das von den drei Künstlerinnen durchgeführte Medusa- Projekt nimmt auf un-terschiedlichen Ebenen zum Thema bezug: Die Zeichnungen von Ilonka Rowa reflektieren die Welt der Antike: Dorische Tempel der archaischen Zeit, aus denen das Haupt der Medusa aufsteigt, hellenistische und römische Tempel mit der Darstellung der sterbenden Amazonenkönigin. Dieser linear-symbolisti-schen Darstellung stehen die archaischen Köpfe von Sabine Bender-Marenski in der ganzen Machtfülle matriarchaler Körperlichkeit gegenüber.

Ingrid Rafael hat sich intensiv und über einen längeren Zeitraum mit der The-matik und den verschiedenen ikonographischen Aspekten der Medusa befasst. Vor allem nutzt die Künstlerin die wilden Haare, die Haarschlangen, die den Kopf der Medusa umschlängeln, sich aufbäumen und verwildernde Strukturen bilden. Sie werden ein Element oder ein Ausdruck des Unangepassten, des Wilden, des Archaischen – vergleichbar etwa den Punk-Frisuren.

In der Umsetzung dominiert das Flüchtige, das Skizzenhafte, der kühne Strich – dieses scheinbar oder tatsächlich Unfertige entspricht in der Struktur un-serem unvollkommenen Wissensstand über die MEDUSA, einiges ist sicher, manches ahnbar, vieles ist verfälscht worden. Im Ganzen aber ist das Bild flüchtig, beeindruckend in seiner Bedeutsamkeit an der Schwelle des Unter-gangs der matriarchalen Zeit, aber in der Gegenwart doch schwer zu verorten.

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Das Negative und die Macht der Zerstörung werden in unserem heutigen Verständnis selten in den Vorder-grund gestellt, denn in unseren dualen Denkstrukturen können wir uns nur schwer damit identifizieren. Und so deutet die Künstlerin das Bild um: Medusa-lieb (Pas-tell, 1991) zeigt uns ein vollkommenes Frauenantlitz, umwallt von Haaren und Schlangen. Hier ist eher die

Macht der Schönheit als die Macht der Hässlichkeit dargestellt. In der Tat gibt es auch die neuzeitliche Deu-tung, dass die Medusa die Männer durch ihre Schönheit und durch ihren intensiven Blick verzaubert und tötet. Auf den Kampf des Christentums gegen das Archa-isch-Heidnische spielt das Bild Le PAPA e gli due me-duse (1992) an, in dem der Papst bedrängt wird von der

Leiblichkeit und Schlangenköpfigkeit der Gorgonen und seine hohe rote Mitra die ausgestreckte Zunge der Gorgo ist. In der Tat hat vor allem die christliche Kunst den Unterschied von heidnisch und christlich zu einem ethischen Dogma erhoben. In ihrer Auslegung ist die Schlange das Böse, sie verführt Eva zur Sünde.

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In einigen Bildern sind nur die Schlangen dargestellt; ineinan-der verschlungen bilden sie eine fast abstrakte dynamische Struktur, die in einigen Variationen neben den Schlangen auch die Körper von Tänzerinnen vermuten lässt. Das Thema Tanz der Medusa hat die Künstlerin in einer Serie von Farb-holzschnitten dargestellt, wobei vor allem bei den Aktdarstel-lungen der Frauenpaare in der Stilistik, Motivik und in der Linienführung manche Parallele zum Statuarischen und zur inneren Monumentalität altgriechischer Skulpturen und Reliefs zu entdecken ist. Daraus entwickelten sich in den Jahren zwi-schen 1993 und 2000 viele erotische Darstellungen von Frau-en in Aquarell, Kreide und großformatigen Mischtechniken.

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New York

Stonewall 25 59 x 84 cm Materialdruck Tiefdruckfarbe

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Spaziergängerin mit Hase 59 x 84 cm Materialdruck

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Greenwich NY. 59x84 cm Materialdruck

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Aquarell New York Originalgröße

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Bildnisse Akte PaareDie sinnliche Anschauung des menschlichen Gegenübers ist für Ingrid Rafael der Ausgangspunkt ihrer Kunst, und so ste-hen Bildnisse, Porträts und Akte im Mittelpunkt ihrer Malerei. Auch hier ist die Beherrschung der malerischen Mittel und de-ren differenzierter, auf das Wesentliche der Porträtierten ab-gestimmter Einsatz bemerkenswert. So erfrischend und treff-sicher der expressionistische Duktus im Bildnis der Afrikanerin Sue Maluwa (1999) eingesetzt wird, so selbstverständlich steht die Dame mit schwarzem Hut in der Berliner Stadtlandschaft

– und der Betrachter meint, dieses Bild könne nur so und nicht anders gemalt worden sein. Auch in den Bild-nissen streben viele Formulierungen zu formal straffen und zugleich ungewöhnlichen Lösungen: Etwa das Öl-gemälde Bildnis im Profil, in dem ein weißer Kopf vor hellgelbem Hintergrund durch Konturen in leuchten-dem Krapplack akzentuiert wird und die quasi Weiß-in-Weiß-Komposition farblich und strukturell stabilisiert. Dieses Bildnis ist ein Beispiel für die Vorliebe der Künstlerin für die helle Palette. Der exzellente Einsatz der weißen Flächen macht den Betrach-ter wach für die differenzierte Aufnahme der hel-len Varianten von Gelb, Grün, Blau und Rosa. Zum Klingen kommen diese Farbakkorde durch die kontrapunktisch gesetzten Minimalflächen oder Kon-turfragmente in dunklem Krapplack oder Blauschwarz.

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Masken-Meerbilder ProjektBeginn1997Work in Progress...........

Als eine besondere Variante der Bildnisse ist die Serie der Masken vor Meereslandschaft anzusehen, die seit dem Jahr 1997 in unregelmäßiger Abfolge entstehen. In ihnen nimmt die Künstlerin vom Antlitz der Porträtierten eine Gipsmaske ab, die anschließend poliert und in meist hellen Farbtönen gefasst wird. Parallel dazu malt die Künstlerin eine adäquate Meeres-landschaft und drapiert die Maske auf dem Landschaftsbild, so dass sich Mensch und Meer zu einem einheitlichen optischen Eindruck verbinden, wobei die Maske die Physiognomie der Porträtierten exakt wiedergibt und das aus der Phantasie ent-standene Meeresbild eine Ausdeutung des Wesens der betreffenden Person aus dem Blickwinkel der Künstlerin darstellt, in dem durch Farben, Stimmungen, Bewegungen der Wasseroberfläche usw. eine ideelle Parallelität hergestellt wird. Die Idee scheint schlüssig zu sein; häufig wurde in der Literatur die Seele eines Menschen mit dem Spie-gel der Wasseroberfläche oder dem bewegten Spiel der Wellen verglichen, wo Bewegung und Ruhe, Schwer-mut und Leichtigkeit so direkt und auch so wechselhaft zu erleben sind. Auch in dieser installativen Porträt-

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serie sind die Farbe Weiß und das pastellhafte Aufhellen der Farbe die dominierenden Elemente, so dass der Grundtenor des Leichten, des Schwebens über den Wassern, des Davontreibens in der Weite des Meeres und des Himmels oder aber das Auftauchen der Maske aus jenseitigen Welten. Das Numinose, die Auflö-sung des Seins in Licht, die Fragen nach dem Dahinter und Danach werden auf eine sanfte Weise gestellt. Im weiteren Sinne scheinen auch die Masken vom Medusathema inspiriert zu sein. Wie bereits erwähnt, wurde das Haupt der Medusa als Maske dargestellt. Die Maske ist das über den Tod hinausweisende Symbol, Totenmasken wur-den zur Erinnerung an die Verstorbenen angefertigt. Die von der Künstlerin gefertigten Masken sind Abgüsse von Lebenden, von Freundinnen der Künstlerin, und sie werden Ab- und Sinnbildern der Personen in einer Das Negative und die Macht der Zerstörung werden in unserem heutigen Verständnis selten in den Vordergrund gestellt, denn in unseren dualen Denkstrukturen können wir uns nur schwer damit identifizieren. Und so deutet die Künstlerin das Bild

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Maske Sabine Bender-Marenski 40 x 50 cm Gips Ölfarbe

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Entstehung einer Maske vom ModellMaske Sabine Bender-Marenski 40 x 50 cm Gips Ölfarbe