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Nr. 5 18. Dezember 2012

Nr. 5 18. Dezember 2012 - multimedia.gsb.bund.de · MFGBND 2/2011 Nr. 5 18. Dezember 2012. 2 D Btendiens Fojek M D MFGBND 7/2014 Mitteilungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte

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MFGBND 2/2011

Nr. 5 18. Dezember 2012

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit2

MFGBND 7/2014

Mitteilungen der

Forschungs- und Arbeitsgruppe

„Geschichte des BND“

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 3

MFGBND 7/2014

Mitteilungen der

Forschungs- und Arbeitsgruppe

„Geschichte des BND“

Im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes

Nr. 7 2014

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit4

MFGBND 7/2014

Impressum

BundesnachrichtendienstForschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“Gardeschützenweg 71-10112203 Berlin

Herausgegeben vom BundesnachrichtendienstVerantwortlicher Herausgeber: Bodo Hechelhammer

2. Auflage 2013Aktualisierte Ausgabe

Internet: www.bnd.bund.deemail: [email protected]

ISBN 978-3-943549-07-2

Inhalt Seite Vorwort 5 Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt „Mr. Dynamit“ „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus …“ 6

1. Ein Kinofilm über den BND 6 2. Die falsche Adresse: Das Bundesverteidigungsministerium wird eingeschaltet 9 3. Die Verdienste der deutschen Abwehr oder das Werben um Unterstützung des

Auswärtigen Amtes 11 4. Die Dreharbeiten beginnen, der BND wird informiert 14 5. „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus“: Das Interesse des Dienstes an

„Mr. Dynamit“ 17 6. Die Rolle des BND in „Mr. Dynamit“: Übersicht der Dialoge 20 7. Reaktionen zum Film: Die Rolle des BND wird nicht wahrgenommen 25 8. Fazit: Der BND kam nicht groß heraus 28

Anhang I. Dokumente 30 Beschreibung der Dokumente II. Faksimiles 32 III. Glossar 59 IV. Personen- und Ortsregister 60 Danksagung 61 Summary 62 Bildrechte Filmfotos und -plakate: Transit Film München Foto C.H. Guenter aus „Der Waterloo-Effekt“, Pabel-Verlag, Rastatt, 1987 Titel Mr. Dynamit Roman Pabel-Verlag, Rastatt 1965 Sonstige Abbildungen: BND-Archiv Impressum Bundesnachrichtendienst Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ Gardeschützenweg 71-101 12203 Berlin Herausgegeben vom Bundesnachrichtendienst Verantwortlicher Herausgeber: Bodo Hechelhammer Internet: www.bnd.bund.de email: [email protected] ISBN 978-3-943549-09-6

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 5

MFGBND 7/2014

Inhalt Seite Vorwort 5 Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt „Mr. Dynamit“ „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus …“ 6

1. Ein Kinofilm über den BND 6 2. Die falsche Adresse: Das Bundesverteidigungsministerium wird eingeschaltet 9 3. Die Verdienste der deutschen Abwehr oder das Werben um Unterstützung des

Auswärtigen Amtes 11 4. Die Dreharbeiten beginnen, der BND wird informiert 14 5. „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus“: Das Interesse des Dienstes an

„Mr. Dynamit“ 17 6. Die Rolle des BND in „Mr. Dynamit“: Übersicht der Dialoge 20 7. Reaktionen zum Film: Die Rolle des BND wird nicht wahrgenommen 25 8. Fazit: Der BND kam nicht groß heraus 28

Anhang I. Dokumente 30 Beschreibung der Dokumente II. Faksimiles 32 III. Glossar 59 IV. Personen- und Ortsregister 60 Danksagung 61 Summary 62 Bildrechte Filmfotos und -plakate: Transit Film München Foto C.H. Guenter aus „Der Waterloo-Effekt“, Pabel-Verlag, Rastatt, 1987 Titel Mr. Dynamit Roman Pabel-Verlag, Rastatt 1965 Sonstige Abbildungen: BND-Archiv Impressum Bundesnachrichtendienst Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ Gardeschützenweg 71-101 12203 Berlin Herausgegeben vom Bundesnachrichtendienst Verantwortlicher Herausgeber: Bodo Hechelhammer Internet: www.bnd.bund.de email: [email protected] ISBN 978-3-943549-09-6

Vorwort In der vorliegenden Ausgabe der Mittei-lungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ wird nach der Aus-gabe von 2012 zur Geschichte der Sankt-Georgs-Medaille des Bundesnachrichten-dienstes (BND) zum zweiten Mal ein kul-turgeschichtliches Thema betrachtet. Nach der Phaleristik wird sich nun der Filmge-schichte genähert. Die Studie behandelt in allgemeiner Form das Genre des Agenten-films und betrachtet dabei speziell das Interesse des deutschen Auslandsnach-richtendienstes an dem bislang einzigen Kinofilm über einen BND-Agenten in der Hauptrolle aus dem Jahre 1967: „Mister Dynamit – morgen küsst euch der Tod“.

Das Genre der Spionagefilme bzw. Agentenfilme gibt es bereits seit der Stummfilmzeit und etablierte sich in den 1930er und 1940er Jahren. Die weltweite Popularität der ersten James Bond Filme bestimmte nicht nur die Vorstellung über den britischen Secret Intelligence Service (SIS) bzw. MI6, sondern prägte generell das öffentliche Bild von einem Geheim-dienst in den sechziger Jahren. Die meis-ten anderen Agentenfilme handelten zu dieser Zeit von der Central Intelligence Agency (CIA) oder anderen amerikani-schen Geheimdiensten. Auch das Wirken des sowjetischen In- und Auslandsge-heimdienstes (KGB) oder der Dienste des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR wurde in zeitgenössischen Kino-filmen rezipiert. Und der westdeutsche Auslandsnachrichtendienst? Offenkundig hatten internationale, aber ebenso natio-nale Produzenten und Drehbuchautoren kein Interesse an Geschichten über Agen-ten aus Pullach.

Innerhalb des BND gab es Organisati-onsbereiche, die sich mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beschäftigten und sehr genau registrierten, was über den BND berichtet wurde. Um möglichst Mitspra-che zu erlangen, wurde gezielt der Kontakt zu den Medien oder zu anderen Bereichen mit Öffentlichkeitswirkung gesucht. So interessierte sich der BND zwangsläufig für ein Filmprojekt Mitte der sechziger Jahre, das erstmals nicht der CIA oder anderen Diensten eine Hauptrolle zusprach, son-dern diese ein Mitarbeiter der bundes-deutschen Behörde mit Sitz in Pullach ver-körperte. Die Studie beschreibt das Interesse des BNDs an dem Kinofilm, skizziert die ein-zelnen Zeitabläufe von der Produktions-planung über die Filmproduktion bis zur Filmkritik und beleuchtet die Rolle des BND. Bislang war der Film über den BND nur eingefleischten Cineasten bekannt, zumal er nicht lange im deutschen Kino zu sehen war und nur einmal im deutschen Fernsehen gezeigt wurde. Die umfassende Beschäftigung mit dem Thema führte zu einem interessanten Ergebnis: Der Spiel-film über den BND ist neu aufgelegt worden. Im Dezember 2014 erschien die Kinofassung von „Mr. Dynamit – Morgen küsst euch der Tod“ bei Pidax Film als DVD mit umfangreichem Bonusmaterial.

Dr. Bodo Hechelhammer Leiter der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit6

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Abbildung 1: Karl-Heinz Günther

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt „Mr. Dynamit“ „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus …“ 1. Ein Kinofilm über den BND

Aus den amerikanischen Armeebeständen verschwindet eine Atombombe. Verant-wortlich dafür ist der italienische Unter-nehmer Bardo Barretti, der damit die Ver-einigten Staaten von Amerika zur Zahlung von einer Milliarde Dollar erpressen will. Andernfalls droht er die Bombe über Washington explodieren zu lassen. Das Pentagon und die CIA bitten um Amtshilfe und schalten den Bundesnachrichten-dienst (BND) ein, der sich seit geraumer Zeit mit den Machenschaften von Barretti befasst. Der BND betraut seinen besten Mann mit dieser Aufgabe: Bob Urban.

Dieses ist die Grundgeschichte des Films „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“, einer deutsch-spanisch-italienischen Koproduktion aus dem Jahre 1967.1 Erstmalig und zugleich letztmals spielte hierbei ein BND-Mitarbeiter in ei-nem internationalen Kinofilm die Haupt-rolle. Eine bislang singuläre Episode des Agentenfilms.

Die Filmvorlage basierte auf einem Ro-man von Karl-Heinz Günther (1924 - 2005), der ihn unter seinem Pseudonym C. H. Guenter veröffentlichte. „Morgen küsst euch der Tod“ erschien 1965 als Band 212 in der Agentenromanreihe beim Erich Pa-

1 Vgl. Jan Distelmeyer, Mister Dynamit - Morgen küßt euch der Tod (1967), in: Freddy Bockbein trifft Mister Dynamit, Christoph Fuchs und Michael Tötenberg (Hg.), Hamburg 2007, S. 180 – 186.

bel Verlag. Der Untertitel des Romans lau-tete verheißungsvoll: „Ein eiskalter Rei-ßer“. Ein hauptamtlicher BND-Mitarbeiter, Bob Urban, genannt „Mister Dynamit“, war der Titelheld der Taschenbuchserie von Guenter, die von 1965 bis 1992 im Erich Pabel Verlag erschien. Guenter hatte sich bewusst für einen BND-Agenten in seinen deutschen Romanen entschieden,

um seinen Helden den weltweiten Einsatz, ein Agieren in fremden Ländern glaubhaft zu ermöglichen.2 Dem Autor war die Dis-krepanz zwischen Fiktion in den Romanen und dem Arbeitsalltag beim BND bewusst. In einem Interview sagte er dazu: „Klar bin ich mir darüber, daß beim BND in einem Jahr nicht so viel passiert wie in meinem MD-Roman“.3

Auf die Frage, warum er denn gerade einen Agenten aus Pullach als Held seiner Geschichten auserwählt habe, sagte er: „Warum soll es immer ein CIA-Agent sein?

2 Vgl. Jörg Weigand, Ein Mann wie Dynamit. Die Agentenserie um den BND-Mann Robert Urban, in: Jugend-Medien-Schutz Report 15/2 (1992), S. 48. 3 Wie Anm. 2.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 7

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Abbildung 1: Karl-Heinz Günther

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt „Mr. Dynamit“ „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus …“ 1. Ein Kinofilm über den BND

Aus den amerikanischen Armeebeständen verschwindet eine Atombombe. Verant-wortlich dafür ist der italienische Unter-nehmer Bardo Barretti, der damit die Ver-einigten Staaten von Amerika zur Zahlung von einer Milliarde Dollar erpressen will. Andernfalls droht er die Bombe über Washington explodieren zu lassen. Das Pentagon und die CIA bitten um Amtshilfe und schalten den Bundesnachrichten-dienst (BND) ein, der sich seit geraumer Zeit mit den Machenschaften von Barretti befasst. Der BND betraut seinen besten Mann mit dieser Aufgabe: Bob Urban.

Dieses ist die Grundgeschichte des Films „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“, einer deutsch-spanisch-italienischen Koproduktion aus dem Jahre 1967.1 Erstmalig und zugleich letztmals spielte hierbei ein BND-Mitarbeiter in ei-nem internationalen Kinofilm die Haupt-rolle. Eine bislang singuläre Episode des Agentenfilms.

Die Filmvorlage basierte auf einem Ro-man von Karl-Heinz Günther (1924 - 2005), der ihn unter seinem Pseudonym C. H. Guenter veröffentlichte. „Morgen küsst euch der Tod“ erschien 1965 als Band 212 in der Agentenromanreihe beim Erich Pa-

1 Vgl. Jan Distelmeyer, Mister Dynamit - Morgen küßt euch der Tod (1967), in: Freddy Bockbein trifft Mister Dynamit, Christoph Fuchs und Michael Tötenberg (Hg.), Hamburg 2007, S. 180 – 186.

bel Verlag. Der Untertitel des Romans lau-tete verheißungsvoll: „Ein eiskalter Rei-ßer“. Ein hauptamtlicher BND-Mitarbeiter, Bob Urban, genannt „Mister Dynamit“, war der Titelheld der Taschenbuchserie von Guenter, die von 1965 bis 1992 im Erich Pabel Verlag erschien. Guenter hatte sich bewusst für einen BND-Agenten in seinen deutschen Romanen entschieden,

um seinen Helden den weltweiten Einsatz, ein Agieren in fremden Ländern glaubhaft zu ermöglichen.2 Dem Autor war die Dis-krepanz zwischen Fiktion in den Romanen und dem Arbeitsalltag beim BND bewusst. In einem Interview sagte er dazu: „Klar bin ich mir darüber, daß beim BND in einem Jahr nicht so viel passiert wie in meinem MD-Roman“.3

Auf die Frage, warum er denn gerade einen Agenten aus Pullach als Held seiner Geschichten auserwählt habe, sagte er: „Warum soll es immer ein CIA-Agent sein?

2 Vgl. Jörg Weigand, Ein Mann wie Dynamit. Die Agentenserie um den BND-Mann Robert Urban, in: Jugend-Medien-Schutz Report 15/2 (1992), S. 48. 3 Wie Anm. 2.

Abbildung 2: Lex Barker als BND-Mitarbeiter Bob Urban

Der Hauptmarkt für solche Bücher ist in Europa. Nimm einen BND-Agenten, sagte ich mir, obwohl der BND damals auch kei-nen besseren Ruf hatte, nämlich über-haupt keinen. Über die armen Kerle in Pullach schreibt kein Schwein“.4

Für die Reali-

sierung des Filmprojekts zeichnete der deutsche Film-produzent, Re-gisseur, Dreh-buchautor und Schauspieler Theo Maria Werner (1925 - 1989) verant-wortlich, der mit der Münchner Parnass-Film GmbH vor allem in den 1960er Jahren zahlreiche Agenten- und Abenteuerfilme in die Kinos brachte, beispielsweise die „Kommissar X“-Verfilmungen, die ebenfalls aus der Feder C. H. Guenters stammten. Der Film wurde von September bis Dezember 1966 in Deutschland, Spanien und den USA ge-dreht.5 Für die Regie und zugleich für das adaptierte Drehbuch war der österreichi-sche Regisseur Franz Josef Gottlieb (1930 - 2006) verantwortlich, der zuvor zahlreiche Edgar Wallace- und Karl May-Filme ge-dreht hatte.

Die Hauptrolle des BND-Agenten Bob

Urban übernahm aber kein deutscher Schauspieler. Es wurde der in dieser Zeit in Deutschland sehr populäre Amerikaner 4 Martin Compart, From Pullach with love …, in: www.evolver.at/stories/Mister_Dynamit_C_H_Guenter/, abgerufen am 11. November 2013. 5 Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1), S. 182.

Lex Barker (1919 - 1973) ausgewählt, den BND-Mitarbeiter zu verkörpern. Barker hatte 1966 den Bambi als bester ausländi-scher Schauspieler erhalten.6 Der heute hauptsächlich für seine Tarzan- und Karl-May-Verfilmungen bekannte Schauspieler

hat im Laufe seiner Karriere mehrfach Ge-

heimagenten gespielt.7 Ne-ben Lex Barker erhielten aber

gezielt deut-sche Filmstars der sechziger Jahre größere und kleinere Rollen. Wie zum Beispiel:

Eddi Arent (1925 - 2013), Ralf Wolter (*1926) oder Wolfgang Preiss (1910 - 2002), die alle BND-Mitarbeiter verkörper-

6 Vgl. dazu allgemein Reiner Boller und Christina Böhme, Lex Barker – Die Biografie, Berlin 2003; Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatterhand – Lex Barker und seine Filme, Tuningen 1994. 7 Schon sein vierter Film trug den Titel „Im Ge-heimdienst“ (engl. „Cloak and dagger“, 1946). Barker gab hier das Lichtdouble für Gary Cooper, Regie hatte Fritz Lang. 1956 entlarvt Barker in „Hölle des Dschungels“ (engl. „Jungle Heat“) ein japanisches Spionagezentrum auf Hawaii. Ein Jahr später sucht er in „Hinter den Mauern des Kreml“ (engl. „The girl in the Kremlin – Is Stalin alive?“) als Geheimagent, gemeinsam mit Zsa Zsa Gabor, Sta-lins Doppelgänger in Moskau. Laut Filmplakat „the story behind the world’s greatest conspiracy.“ In Deutschland kam der Film erst gar nicht ins Kino. 1961 tauchte Barker dann als FBI-Agent Joe Como in „Im Stahlnetz des Dr. Mabuse“ auf der Leinwand auf. Im gleichen Jahr folgte schon die Fortsetzung mit „Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse“, vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatterhand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o. J.]. Seine letzte Frau Carmen „Tita“ Cervera hatte in „Mr. Dynamit“ eine Nebenrolle.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit8

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ten.8 Auch Joachim Fuchsberger (*1927) hat einen kurzen Cameo-Auftritt als ame-rikanischer Militärpolizist.9 Mit Blick auf den Erfolg an der Kinokasse sollte durch die Zusammenführung verschiedenster Filmstars und Genrevertreter großes Inte-resse geweckt werden.10

Das Drehbuch bzw. der Film sind sehr

eng an dem Roman angelehnt, Ablauf und Szenen sind fast identisch mit der Vorlage. Allein das dramatische Ende weicht davon ab.11 Erst ab Seite 53, von 174 Seiten, tre-ten der BND und sein „bester Mann“ Bob Urban in Erscheinung. Auf knapp zwei Sei-ten werden zunächst idealtypisch die Ei-genschaften und Kenntnisse eines bun-

8 Weitere Schauspieler waren neben Lex Barker Brad Harris, Maria Perschy, Amedeo Nazzari, Eddi Arent, José Suarez, Wolfgang Preiss, Gustavo Rojo, Ralf Wolter, Dieter Eppler, Ulrich Haupt, Raoul Retzer, Werner Fuetterer, Karl Rapp, Siegfried Rauch, Antonio Pica, Pino Mattai, Tita Cervera, Gisela Hahn, Sylvia Solar, Miguel de la Riva, Birgit Adenau, Damaso Muni, Werner Hauff, Luis Induni, Charles Fawcett, Gerald Landry, Carl Lange, Gian-carlo Bastianoni. Blacky Wallace (i.e. Joachim Fuchsberger), Hercules Cortés, Howard Haggan, Francisco Cebrian, Gustovo Re, Wilhelm Cervera, Georges Rigaud, Uta Levka, Joachim Teege, Werner Peters; vgl. Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2. Monthly Film Bulletin, 1969, 36. Jahrgang, Heft 420, S. 59. 9 Joachim Fuchsberger übernahm in dem Film eine kleine Rolle und hatte einen kurzen Cameo-Auftritt. Da Fuchsberger unmittelbar neben den Bavaria-Filmstudios wohnte, fragte ihn der mit ihm befreundete Regisseur Gottlieb kurzerhand, ob er mal kurz in die Studios kommen und eine Filmsze-ne abdrehen könnte. Ohne Kenntnis des Dreh-buchs und ohne Gage spielte er mit, nur als Freundschaftsdienst und weil er Spaß an dem Film hatte. Zeitzeugengespräch Bodo Hechelhammer mit Joachim Fuchsberger am 19. August 2013; vgl. Christos Tses, Der Hexer, der Zinker und andere Mörder: Hinter den Kulissen der Edgar-Wallace-Filme, München 2002, S. 210. 10 Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1), S. 183. 11 Auch die erotischen Schilderungen sind im Buch deutlich zurückhaltender als im Film.

desdeutschen Agenten vorgestellt: Abitur 1950, Ingenieurstudium (Hochfrequenz und Maschinenbau), davon acht Semester an der TH München bzw. Berlin, Dolmet-scherexamen in Französisch, Englisch und Spanisch. Neben einer technischen Ausbil-dung und sprachlichen Fähigkeiten verfügt der BND-Mann auch noch über herausra-gende sportliche Fähigkeiten: olympiarei-fer Fünfkämpfer und „Pistolenmeister“. Ergänzt wird das Paket eines Vorzei-geagenten durch eine entsprechende mili-tärische Ausbildung: Pionieroffizier mit diversen Militär-Flugscheinen (bis Düsen-jäger), zwei Jahre zur Marine abkomman-diert („Patent A5, Steuermann auf großer Fahrt“).12 Der BND-Mitarbeiter mit einem Intelligenzquotienten von 123, verfügt über eine hohe Intelligenz, obgleich er nicht als Superhirn gilt, und durchlief zu-dem eine Ausbildung beim Bundeskrimi-nalamt. Vom BND, der verkürzt und falsch verstanden als „Abwehr“ bezeichnet wird, ist er schließlich angeworben worden, weil diese „[…] für das heikelste Geschäft die Besten brauchten“.13

12 Vgl. C. H. Guenter, Morgen küßt euch der Tod. Ein eiskalter Reißer, Rastatt 1965, S. 54f. Außer-dem hat er, so steht es in seiner Hollerith Akte, eine Vorliebe für rothaarige Frauen, „mit einem Stich ins Blonde“, Tolstoi und Flamencomusik. 13 Ebd., S. 54.

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ten.8 Auch Joachim Fuchsberger (*1927) hat einen kurzen Cameo-Auftritt als ame-rikanischer Militärpolizist.9 Mit Blick auf den Erfolg an der Kinokasse sollte durch die Zusammenführung verschiedenster Filmstars und Genrevertreter großes Inte-resse geweckt werden.10

Das Drehbuch bzw. der Film sind sehr

eng an dem Roman angelehnt, Ablauf und Szenen sind fast identisch mit der Vorlage. Allein das dramatische Ende weicht davon ab.11 Erst ab Seite 53, von 174 Seiten, tre-ten der BND und sein „bester Mann“ Bob Urban in Erscheinung. Auf knapp zwei Sei-ten werden zunächst idealtypisch die Ei-genschaften und Kenntnisse eines bun-

8 Weitere Schauspieler waren neben Lex Barker Brad Harris, Maria Perschy, Amedeo Nazzari, Eddi Arent, José Suarez, Wolfgang Preiss, Gustavo Rojo, Ralf Wolter, Dieter Eppler, Ulrich Haupt, Raoul Retzer, Werner Fuetterer, Karl Rapp, Siegfried Rauch, Antonio Pica, Pino Mattai, Tita Cervera, Gisela Hahn, Sylvia Solar, Miguel de la Riva, Birgit Adenau, Damaso Muni, Werner Hauff, Luis Induni, Charles Fawcett, Gerald Landry, Carl Lange, Gian-carlo Bastianoni. Blacky Wallace (i.e. Joachim Fuchsberger), Hercules Cortés, Howard Haggan, Francisco Cebrian, Gustovo Re, Wilhelm Cervera, Georges Rigaud, Uta Levka, Joachim Teege, Werner Peters; vgl. Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2. Monthly Film Bulletin, 1969, 36. Jahrgang, Heft 420, S. 59. 9 Joachim Fuchsberger übernahm in dem Film eine kleine Rolle und hatte einen kurzen Cameo-Auftritt. Da Fuchsberger unmittelbar neben den Bavaria-Filmstudios wohnte, fragte ihn der mit ihm befreundete Regisseur Gottlieb kurzerhand, ob er mal kurz in die Studios kommen und eine Filmsze-ne abdrehen könnte. Ohne Kenntnis des Dreh-buchs und ohne Gage spielte er mit, nur als Freundschaftsdienst und weil er Spaß an dem Film hatte. Zeitzeugengespräch Bodo Hechelhammer mit Joachim Fuchsberger am 19. August 2013; vgl. Christos Tses, Der Hexer, der Zinker und andere Mörder: Hinter den Kulissen der Edgar-Wallace-Filme, München 2002, S. 210. 10 Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1), S. 183. 11 Auch die erotischen Schilderungen sind im Buch deutlich zurückhaltender als im Film.

desdeutschen Agenten vorgestellt: Abitur 1950, Ingenieurstudium (Hochfrequenz und Maschinenbau), davon acht Semester an der TH München bzw. Berlin, Dolmet-scherexamen in Französisch, Englisch und Spanisch. Neben einer technischen Ausbil-dung und sprachlichen Fähigkeiten verfügt der BND-Mann auch noch über herausra-gende sportliche Fähigkeiten: olympiarei-fer Fünfkämpfer und „Pistolenmeister“. Ergänzt wird das Paket eines Vorzei-geagenten durch eine entsprechende mili-tärische Ausbildung: Pionieroffizier mit diversen Militär-Flugscheinen (bis Düsen-jäger), zwei Jahre zur Marine abkomman-diert („Patent A5, Steuermann auf großer Fahrt“).12 Der BND-Mitarbeiter mit einem Intelligenzquotienten von 123, verfügt über eine hohe Intelligenz, obgleich er nicht als Superhirn gilt, und durchlief zu-dem eine Ausbildung beim Bundeskrimi-nalamt. Vom BND, der verkürzt und falsch verstanden als „Abwehr“ bezeichnet wird, ist er schließlich angeworben worden, weil diese „[…] für das heikelste Geschäft die Besten brauchten“.13

12 Vgl. C. H. Guenter, Morgen küßt euch der Tod. Ein eiskalter Reißer, Rastatt 1965, S. 54f. Außer-dem hat er, so steht es in seiner Hollerith Akte, eine Vorliebe für rothaarige Frauen, „mit einem Stich ins Blonde“, Tolstoi und Flamencomusik. 13 Ebd., S. 54.

Abbildung 3: Buchcover der Romanvorlage von 1965

Guenter versucht trotz der sehr ideal-typischen Ausgestaltung der Charakterei-genschaften seines Helden, den nachrich-tendienstlichen Rahmen des deutschen Auslandsgeheimdienstes so authentisch wie möglich zu gestalten. Er bemühte sich, an der Realität zu bleiben, soweit ihm die-se aus Veröffentlichungen bekannt war. So wird Pullach als Ort der BND-Zentrale mehrfach erwähnt und als „[…] bestgesi-chertes Gelände der Bundesrepublik Deutschland […]“ bezeichnet.14 Der BND-Präsident wird mit Herr General, in An-spielung an den militärischen Dienstgrad Generalmajor a.D. von Reinhard Gehlen (1902 – 1979), angeredet. Zudem spricht der CIA-Direktor bei der ersten Kontakt-aufnahme seinen präsidialen Counterpart mit „Doktor“ an, eine weitere Anspielung auf Reinhard Gehlen, der im Dienst tat-sächlich den Decknamen (DN) „Dr. Schnei-der“ trug.15 Auch der CIA-Chef trägt nach dem Vorbild des langjährigen CIA-Direktors Allen W. Dulles (1893 – 1969), den Vornamen Allen.16 Technische Be-schreibungen über Autos, Waffen und Flugzeuge werden mit Fakten scheinbar realistisch beschrieben. Mehrfach wird auf Urbans Dienstnummer („Code“) 18 hinge-wiesen. Eine Anspielung auf andere Codebezeichnungen von Agenten, analog zur „007“ von James Bond. Jedoch verfüg-ten auch die BND-Mitarbeiter über eine eigene, ihnen allein zugeteilte Nummern-folge. Diese Verwaltungsnummer (V-Nr.) 14 Ebd., S. 55. 15 „Wir stecken da in einer scheußlichen Klemme, Doktor“, ebd., S. 53; Bodo Hechelhammer (Hrsg.), Nachrichtendienstliche Begriffsbestimmungen der „Organisation Gehlen“ und des frühen Bundes-nachrichtendienstes (Mitteilungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ 4), Berlin 2012, S. 11. 16 Allen Dulles war Direktor der CIA von 1953 bis 1961.

war aber keineswegs ein Hinweis auf eine Lizenz zum Töten, sondern eine eindeutige Nummernfolge zum Zwecke der Administ-ration. 2. Die falsche Adresse: Das Bundesvertei-

digungsministerium wird eingeschaltet

In der Romanvorlage von „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ spielt von behördlicher Seite neben der amerikani-schen CIA vor allem der bundesdeutsche BND die zentrale Rolle. Deren Agenten agierten im Verbund mit militärischem Gerät vom U-Boot, Flugzeugträger über Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Um die Filmproduktion so realitätsnah wie möglich zu gestalten, beabsichtigte die Münchner Parnass-Film GmbH die ent-sprechenden Behörden über das Filmvor-

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit10

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haben zu informieren und um Unterstüt-zung zu bitten.

Ein knappes halbes Jahr vor Beginn der

Dreharbeiten und noch bevor ein fertiges Drehbuch zum Film überhaupt vorlag, be-mühte sich der Produzent Werner um eine entsprechende Unterstützung des Film-projektes durch die seiner Meinung nach zuständigen und relevanten bundesdeut-schen Behörden. Obwohl der BND in dem Film die Hauptrolle spielte, wurde er zu-nächst nicht kontaktiert. Dieser sollte in der Reihe der behördlichen Kontaktauf-nahmen erst an letzter Stelle angespro-chen werden. Offenkundig war man der Ansicht, dass man auch bei einem Film über den BND zunächst das Bundesminis-terium der Verteidigung (BMVg) der erste Ansprechpartner sei.

Im Mai 1966 nahm die Parnass-Film

GmbH Kontakt zum BMVg auf und bat um Unterstützung des Projektes, speziell um eine Dreherlaubnis auf einem Truppen-übungsplatz. Zudem beabsichtigte man Aufnahmen von deutschem Militärgerät in den Film einzubauen. Der Mitarbeiter der Parnass-Film, Herr Teschauer, telefonierte zunächst mit Oberstleutnant Büchner vom BMVg, stellte das Projekt vor und wollte als ersten konkreten Schritt am 13. Mai 1966 den Roman von H. C. Guenter über-mitteln. Neben dem weltweiten Vertrieb der Produktion hob die Parnass-Film-Gesellschaft geradezu patriotisch die Ein-zigartigkeit des Films als Argument hervor. Er sei die einmalige Chance zu einem in-ternationalen Prestigegewinn, da „[…] zum ersten Mal die Geschichte eines deutschen Agenten, und zwar aus dem Bundesnach-richtendienst erzählt [wird], und somit geeignet ist, unter anderem auch unseren

Beitrag in der NATO [North Atlantic Treaty Organization] wirkungsvoll in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit zu rücken“.17 Zudem werde der BND-Agent durch den populären amerikanischen Schauspieler Lex Barker verkörpert, der, aufgrund sei-ner Karl-May-Verfilmungen, gewisserma-ßen schon „eingedeutscht“ sei.18 Interes-santerweise glaubte die Filmgesellschaft noch zusätzlich gerade gegenüber dem BMVg damit punkten zu können, dass man durch Starfighter-Aufnahmen, die in dem Film gezeigt werden sollten, auch eine „[…] positive Public Relations […]“ für die-sen betreiben könne.19 Gerade der Star-fighter war für das Verteidigungsministe-rium ein äußerst heikler Punkt, stand er doch durch seine häufigen Abstürze seit Jahren öffentlich massiv in der Kritik und speziell zu Beginn des Jahres 1966.20

Am 1. Juni 1966 übersandte die Par-nass-Film dem BMVg, der Abteilung S VII/5, drei Exemplare des Romans zum Film, auf dem auch ein Starfighter-Flugzeug das Coverbild schmückte.21 In- 17 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Par-nass-Film an das Bundesverteidigungsministerium Abt. S / VII-5 vom 13. Mai 1966. 18 Siehe auch Jan Distelmeyer, „Das war deutsch, wenn ich mich nicht irre“ Mit dem besten Mann vom BND zum Genrekino der 1960er Jahre?, in: Rainer Rother / Julia Pattis (Hg.): Die Lust am Gen-re. Verbrechergeschichten aus Deutschland, Berlin, 2011, S. 65: "Dem Star sei, heißt es [im Presseheft des Verleihs], »diese Rolle des deutschen Abwehr-Mannes« auf den Leib geschrieben, und so wirkt der Duktus der PR, »unser strahlender blonder Recke«, beinahe wie ein verunglückter Ariernach-weis: »Er könnte vom Typ her sehr gut Deutscher sein: ein Teil seiner Vorfahren kommt aus Däne-mark.«" 19 Ebd. 20 Vgl. Spiegeltitelthema „Die Starfighter-Affäre“, in DER SPIEGEL 5 vom 24. Januar 1966. 21 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Par-nass-Film an das Bundesverteidigungsministerium Abt. S / VII-5 vom 1. Juni 1966.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 11

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haben zu informieren und um Unterstüt-zung zu bitten.

Ein knappes halbes Jahr vor Beginn der

Dreharbeiten und noch bevor ein fertiges Drehbuch zum Film überhaupt vorlag, be-mühte sich der Produzent Werner um eine entsprechende Unterstützung des Film-projektes durch die seiner Meinung nach zuständigen und relevanten bundesdeut-schen Behörden. Obwohl der BND in dem Film die Hauptrolle spielte, wurde er zu-nächst nicht kontaktiert. Dieser sollte in der Reihe der behördlichen Kontaktauf-nahmen erst an letzter Stelle angespro-chen werden. Offenkundig war man der Ansicht, dass man auch bei einem Film über den BND zunächst das Bundesminis-terium der Verteidigung (BMVg) der erste Ansprechpartner sei.

Im Mai 1966 nahm die Parnass-Film

GmbH Kontakt zum BMVg auf und bat um Unterstützung des Projektes, speziell um eine Dreherlaubnis auf einem Truppen-übungsplatz. Zudem beabsichtigte man Aufnahmen von deutschem Militärgerät in den Film einzubauen. Der Mitarbeiter der Parnass-Film, Herr Teschauer, telefonierte zunächst mit Oberstleutnant Büchner vom BMVg, stellte das Projekt vor und wollte als ersten konkreten Schritt am 13. Mai 1966 den Roman von H. C. Guenter über-mitteln. Neben dem weltweiten Vertrieb der Produktion hob die Parnass-Film-Gesellschaft geradezu patriotisch die Ein-zigartigkeit des Films als Argument hervor. Er sei die einmalige Chance zu einem in-ternationalen Prestigegewinn, da „[…] zum ersten Mal die Geschichte eines deutschen Agenten, und zwar aus dem Bundesnach-richtendienst erzählt [wird], und somit geeignet ist, unter anderem auch unseren

Beitrag in der NATO [North Atlantic Treaty Organization] wirkungsvoll in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit zu rücken“.17 Zudem werde der BND-Agent durch den populären amerikanischen Schauspieler Lex Barker verkörpert, der, aufgrund sei-ner Karl-May-Verfilmungen, gewisserma-ßen schon „eingedeutscht“ sei.18 Interes-santerweise glaubte die Filmgesellschaft noch zusätzlich gerade gegenüber dem BMVg damit punkten zu können, dass man durch Starfighter-Aufnahmen, die in dem Film gezeigt werden sollten, auch eine „[…] positive Public Relations […]“ für die-sen betreiben könne.19 Gerade der Star-fighter war für das Verteidigungsministe-rium ein äußerst heikler Punkt, stand er doch durch seine häufigen Abstürze seit Jahren öffentlich massiv in der Kritik und speziell zu Beginn des Jahres 1966.20

Am 1. Juni 1966 übersandte die Par-nass-Film dem BMVg, der Abteilung S VII/5, drei Exemplare des Romans zum Film, auf dem auch ein Starfighter-Flugzeug das Coverbild schmückte.21 In- 17 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Par-nass-Film an das Bundesverteidigungsministerium Abt. S / VII-5 vom 13. Mai 1966. 18 siehe auch Distelmeyer, Jan: „Das war deutsch, wenn ich mich nicht irre“ Mit dem besten Mann vom BND zum Genrekino der 1960er Jahre?, in: Rainer Rother / Julia Pattis (Hg.): Die Lust am Gen-re. Verbrechergeschichten aus Deutschland, Berlin, 2011, S. 65: "Dem Star sei, heißt es [im Presseheft des Verleihs], »diese Rolle des deutschen Abwehr-Mannes« auf den Leib geschrieben, und so wirkt der Duktus der PR, »unser strahlender blonder Recke«, beinahe wie ein verunglückter Ariernach-weis: »Er könnte vom Typ her sehr gut Deutscher sein: ein Teil seiner Vorfahren kommt aus Däne-mark.«" 19 Ebd. 20 Vgl. Spiegeltitelthema „Die Starfighter-Affäre“, in DER SPIEGEL 5 vom 24. Januar 1966. 21 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Par-nass-Film an das Bundesverteidigungsministerium Abt. S / VII-5 vom 1. Juni 1966.

nerhalb des Ministeriums waren in der Zwischenzeit Stellungnahmen zum Film-projekt eingefordert und dazu das Infor-mations- und Pressezentrum (IPZ) auf der Bonner Hardthöhe eingeschaltet wor-den.22 Im IPZ las man daraufhin den Ro-man und kam zu einem eindeutig abschlä-gigen Urteil. Nach Sichtung der Vorlage wurde dem zuständigen Referat S VII 5 geantwortet, dass aufgrund von „[…] der-artig vielen Unrichtigkeiten über die Arbeit des BND […]“ keine Unterstützung durch die Bundeswehr gegeben werden sollte.23 Dennoch war man sich unsicher über den richtigen Umgang mit der Anfrage, zumal die angebotene Möglichkeit, ein positives Bild der Leistungsfähigkeit der Bundes-wehr zu vermitteln, vermutlich eine Rolle spielte. Da aus Sicht der Bundeswehr hier-bei primär nachrichtendienstliche Belange betroffen waren, schlug der zuständige Hilfsreferent, Oberstleutnant Siegel, vor, zunächst auch das Amt für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw), das ab 1984 in Mili-tärischer Abschirmdienst (MAD) umbe-nannt wurde, um eine Stellungnahme zu bitten und der Parnass-Film zunächst noch keine abschlägige Antwort zu übermitteln. Zudem solle das Drehbuch angefordert werden, da der Roman offenkundig als ungeeignet für eine abschließende Beur-teilung gehalten wurde. Auf der Bonner Hardthöhe hatte sich inzwischen eine Idee entwickelt: Wenn dem Bundesminister für Verteidigung Kai-Uwe Hassel (1963 - 1966) ein Mitspracherecht bei der Abfassung des endgültigen Drehbuchs zuerkannt würde, dann wolle man eine Unterstützung durch die Bundeswehr prüfen. Ein vom Verteidi-

22 BND-Archiv, Signatur 150.089, Notizen zum Par-nass-Film vom 13. Mai 1966. 23 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben IPZ an S VII 5 vom 6. Juni 1966.

gungsministerium inhaltlich mitgestalteter Film über den BND war also zu diesem Zeitpunkt zumindest für diskussionswürdig erachtet worden.

Nun begutachtete das ASBw das ange-

dachte Filmprojekt über den BND. In der Stellungnahme des ASBw, S II 6, vom 16. Juni 1966 wurde daraufhin mitgeteilt, dass die Belange der Bundeswehr nur indirekt und die des ASBw überhaupt nicht berührt würden, sowie dass auch keine der Bun-deswehr abträglichen Tendenzen enthal-ten wären. Da aber die Interessen von CIA und vor allem BND angesprochen würden, sollte der BND nach Fertigstellung des Drehbuchs eingeschaltet werden.24

Daraufhin teilte das BMVg der Parnass-

Film am 21. Juni 1966 mit, dass eine end-gültige Entscheidung bzgl. der angefragten Unterstützung durch die Bundeswehr erst nach Vorlage des Drehbuchs und erst nach Bewilligung eines Mitspracherechts bei der endgültigen Abfassung durch den Bundesminister erfolgen könne.25 Auch die Einbindung der bei der Bundeswehr gedrehten Filme würde von einer An-sichtsvorführung abhängig sein.

3. Die Verdienste der deutschen Abwehr oder das Werben um Unterstützung des Auswärtigen Amtes

Nachdem die Anfrage beim Verteidi-gungsministerium um Unterstützung bei den Dreharbeiten von militärischen Sze-nen lief, wandte sich Werner nun auch an

24 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S II 6 an S VII 5 vom 16. Juni 1966. 25 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 5 an die Parnass-Film GmbH vom 21. Juni 1966.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit12

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das Presse- und Informationsamt der Bun-desregierung, um diplomatische Unter-stützung für den Hauptdrehort Spanien zu erhalten.

Er schrieb deshalb am 28. Juni 1966 an

den im Bundespresse- und Informations-amt zuständigen Filmreferenten, Kurt Betz. Darin informierte er diesen, dass er ab dem 19. September 1966 einen „[…] modernen Abenteuerfilm […]“ mit Lex Barker in der Hauptrolle und dem Titel „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ in Spanien zu drehen beginne, der im Januar 1967 im Verleih der NORA erschei-nen soll.26 Er hoffe auf die Unterstützung der spanischen Behörden, da es um die Geschichte eines deutschen BND-Agenten ginge, der mit der NATO zusammenarbei-te. Ein Kontakt zum Bundesverteidi-gungsministerium zwecks Unterstützung sei bereits erfolgt. Er erhoffte sich vom Presseamt, dass es die deutsche Botschaft in Madrid bäte, das Filmprojekt, nament-lich den Repräsentanten vor Ort, Gustav Hlawacek, zu unterstützen.

Aufgrund des außenpolitischen Hinter-

grundes informierte das Presseamt das Auswärtige Amt am 14. Juli 1966 über die Anfrage.27 Zuständigkeitshalber wurde dort an den Filmreferenten Dr. Franz Ro-was verwiesen, der für das Auswärtige Amt in der vom Innenministerium einge-setzten, siebenköpfigen Bonner Prämien-kommission saß, die über die Vergabe von

26 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Parnass Film GmbH an Pres-se- und Informationsamt der Bundesregierung vom 28. Juni 1966. 27 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Presse- und Informations-amt der Bundesregierung an das Auswärtige Amt Referat IV 6 vom 14. Juli 1966.

Filmgeldern entschied. Dieser war zuvor Filmkritiker des Katholischen Film-Dienstes und Mitarbeiter von Monsignore Koch in der kirchlichen Hauptstelle für Bild- und Filmarbeit gewesen.28 Er galt, wie seine Kollegen im Gremium, als kon-servativ und war dafür bekannt, den deut-schen Film eher zu behindern, als zu för-dern.29 Dr. Rowas forderte eine neuerliche konkrete Mitteilung ein, welche Art von Unterstützung sich die Parnass-Film GmbH überhaupt erhoffe, und verwies vorsorg-lich darauf, dass sich das Auswärtige Amt aufgrund negativer Erfahrungen bei sol-chen Filmprojekten nicht offiziell einschal-ten würde.30

Theo Maria Werner berücksichtigte die

Wünsche des Filmreferenten des Auswär-tigen Amtes und legte Dr. Rowas am 25. Juli 1966 die Besonderheiten des Filmpro-jektes detailliert dar, die eine Unterstüt-zung seitens des Amtes rechtfertigen wür-den. Dabei versucht er das Vorhaben quasi in eine außen- und sicherheitspolitische Dimension zu heben. Das geplante Projekt sei „[…] der erste deutsche Spielfilm, der sich mit dem Bundesnachrichten-Dienst befasst und die Bedeutung der Zusam-menarbeit zwischen dem Bundesnachrich-ten-Dienst und dem CIA im Hinblick auf das gemeinsame Zusammenwirken in der

28 Vgl. Alimente für Dr. Mabuse. Spiegel-Gespräch mit dem Filmproduzenten Artur Brauner, in: DER SPIEGEL 45 vom 1. November 1961, S. 30-39. 29 Vgl. Michaela S. Ast, Der Junge Deutsche Film 1960 bis 1967. Ein Beitrag zur Genealogie, Bochum 2007 [Inaugural-Dissertation], S. 149f.; Guido Marc Pruys, Die Rhetorik der Filmsynchronisation. Wie ausländische Spielfilme in Deutschland zensiert, verändert und gesehen werden, Tübingen 1997, S. 74. 30 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Auswärtiges Amt Referat IV 6 an Theo Maria Werner vom 25. Juli 1966.

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das Presse- und Informationsamt der Bun-desregierung, um diplomatische Unter-stützung für den Hauptdrehort Spanien zu erhalten.

Er schrieb deshalb am 28. Juni 1966 an

den im Bundespresse- und Informations-amt zuständigen Filmreferenten, Kurt Betz. Darin informierte er diesen, dass er ab dem 19. September 1966 einen „[…] modernen Abenteuerfilm […]“ mit Lex Barker in der Hauptrolle und dem Titel „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ in Spanien zu drehen beginne, der im Januar 1967 im Verleih der NORA erschei-nen soll.26 Er hoffe auf die Unterstützung der spanischen Behörden, da es um die Geschichte eines deutschen BND-Agenten ginge, der mit der NATO zusammenarbei-te. Ein Kontakt zum Bundesverteidi-gungsministerium zwecks Unterstützung sei bereits erfolgt. Er erhoffte sich vom Presseamt, dass es die deutsche Botschaft in Madrid bäte, das Filmprojekt, nament-lich den Repräsentanten vor Ort, Gustav Hlawacek, zu unterstützen.

Aufgrund des außenpolitischen Hinter-

grundes informierte das Presseamt das Auswärtige Amt am 14. Juli 1966 über die Anfrage.27 Zuständigkeitshalber wurde dort an den Filmreferenten Dr. Franz Ro-was verwiesen, der für das Auswärtige Amt in der vom Innenministerium einge-setzten, siebenköpfigen Bonner Prämien-kommission saß, die über die Vergabe von

26 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Parnass Film GmbH an Pres-se- und Informationsamt der Bundesregierung vom 28. Juni 1966. 27 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Presse- und Informations-amt der Bundesregierung an das Auswärtige Amt Referat IV 6 vom 14. Juli 1966.

Filmgeldern entschied. Dieser war zuvor Filmkritiker des Katholischen Film-Dienstes und Mitarbeiter von Monsignore Koch in der kirchlichen Hauptstelle für Bild- und Filmarbeit gewesen.28 Er galt, wie seine Kollegen im Gremium, als kon-servativ und war dafür bekannt, den deut-schen Film eher zu behindern, als zu för-dern.29 Dr. Rowas forderte eine neuerliche konkrete Mitteilung ein, welche Art von Unterstützung sich die Parnass-Film GmbH überhaupt erhoffe, und verwies vorsorg-lich darauf, dass sich das Auswärtige Amt aufgrund negativer Erfahrungen bei sol-chen Filmprojekten nicht offiziell einschal-ten würde.30

Theo Maria Werner berücksichtigte die

Wünsche des Filmreferenten des Auswär-tigen Amtes und legte Dr. Rowas am 25. Juli 1966 die Besonderheiten des Filmpro-jektes detailliert dar, die eine Unterstüt-zung seitens des Amtes rechtfertigen wür-den. Dabei versucht er das Vorhaben quasi in eine außen- und sicherheitspolitische Dimension zu heben. Das geplante Projekt sei „[…] der erste deutsche Spielfilm, der sich mit dem Bundesnachrichten-Dienst befasst und die Bedeutung der Zusam-menarbeit zwischen dem Bundesnachrich-ten-Dienst und dem CIA im Hinblick auf das gemeinsame Zusammenwirken in der

28 Vgl. Alimente für Dr. Mabuse. Spiegel-Gespräch mit dem Filmproduzenten Artur Brauner, in: DER SPIEGEL 45 vom 1. November 1961, S. 30-39. 29 Vgl. Michaela S. Ast, Der Junge Deutsche Film 1960 bis 1967. Ein Beitrag zur Genealogie, Bochum 2007 [Inaugural-Dissertation], S. 149f.; Guido Marc Pruys, Die Rhetorik der Filmsynchronisation. Wie ausländische Spielfilme in Deutschland zensiert, verändert und gesehen werden, Tübingen 1997, S. 74. 30 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Auswärtiges Amt Referat IV 6 an Theo Maria Werner vom 25. Juli 1966.

NATO, im Rahmen einer spannenden Spielhandlung herausstellt“.31 Es sei ein Film, der „[…] erstmals die Verdienste der deutschen Abwehr hervorheben soll […]“, wobei Werner natürlich nicht die Abtei-lung Ausland/Abwehr der ehemaligen Wehrmacht, sondern den BND, analog zur Romanvorlage, verstand. Aus diesen über-geordneten, politischen Gründen bat er das Auswärtige Amt erneut darum, für die Unterstützung der Filmproduktion in Spa-nien zu werben. Dabei verwies Werner erneut auf eine bereits bestehende Ver-bindung zum Bundesverteidigungsministe-rium.

Kurz danach, am 3. August 1966 infor-

mierte Dr. Rowas seinen Kollegen, Korvet-tenkapitän Hauenstein, zuständig für Filmprojekte im Bundesverteidigungsmi-nisterium, und überprüfte die Richtigkeit der Angaben, zu deren Kontakten zur Par-nass-Film und der Bereitschaft des BMVg-zur Unterstützung.32

Daraufhin wandte sich der Produzent Werner an Herrn Peiffer vom BMVg, und nahm am 29. August 1966 zum Sachstand der Filmproduktion Stellung. Aufgrund der angedachten Hilfestellung aus Spanien würde sich die Unterstützung der Bun-deswehr alleine auf die Szene Nr. 26, die Szene auf dem Truppenübungsplatz be-schränken. Diese müsste, bevorzugt im bayrischen Raum, in Deutschland gedreht werden, um den Helden des Films ent-sprechend einzuführen. Werner versuchte dabei dem Bundesverteidigungsministeri-

31 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, B 95, 365, 14668, Schreiben Theo Maria Werner an Dr. Rowas vom Auswärtigen Amt Referat IV 6 vom 25. Juli 1966. 32 BND-Archiv, Signatur 150.089, Notiz vom 3. Au-gust 1966.

um das Projekt schmackhaft zu machen, indem er eine breite nationale wie inter-nationale Unterstützung hervorhob, die es de facto zu diesem Zeitpunkt aber gar nicht gab. Er argumentierte, dass die Ame-rikaner und Spanier den Film unterstützen würden und er deshalb berechtigter Hoff-nung sei: „[…] daß das Bundesministerium der Verteidigung bei dieser gewiß wir-kungsvoll filmisch zubereiteten populären Glorifizierung eines deutschen Bundes-nachrichten-Dienstlers seine ‚Schützen-Hilfe‘ im wahrsten Sinne des Wortes nicht versagen wird“.33

Wiederum ließ das BMVg den neuen

Sachstand im Hause prüfen. Am 31. Au-gust 1966 übermittelte das Referat S VII 5 dem Referat S VII 6 das Anschreiben der Parnass-Film GmbH sowie das inzwischen fertig gestellte Drehbuch und bat um Stel-lungnahme zur Richtigkeit der Darstellung des BND und der erbetenen Unterstützung durch die Bundeswehr.34 Das Referat S VIII 6 kam am 7. September 1966 zu dem Ur-teil: „Insgesamt ist die Figur „Bob Urban“ nicht schlecht gezeichnet. Es ist jedoch untragbar, daß alle BND-Angehörigen als Offiziere oder Dienstgrade der Bundes-wehr dargestellt werden, weil hiermit bei den Zuschauern der Eindruck entstehen wird, als ob der BND eine Einrichtung der Bundeswehr sei. Gerade dies muß unter allen Umständen vermieden werden.“35 Daher wurde empfohlen, die Filmgesell-schaft zu veranlassen, im Drehbuch die Dienstgradbezeichnungen bei allen BND-Mitarbeitern wegfallen zu lassen. Tatsäch-

33 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo M. Werner an das Bundesverteidigungsministeri-um vom 29. August 1966. 34 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 6 an S VII 5 vom 7. September 1966. 35 Ebd.

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lich werden in der Romanvorlage alle BND-Mitarbeiter mit Dienstgrad ange-sprochen, z. B. der Präsident als General, der Abteilungsleiter als Oberst oder Urban als Major.

Noch immer war der BND bis zu diesem

Zeitpunkt offiziell nicht eingebunden.

4. Die Dreharbeiten beginnen, der BND wird informiert

Noch während die Verhandlungen mit den Behörden um Unterstützung der Produk-tion liefen, begannen am 19. September 1966 die Dreharbeiten zu dem Film in Spanien, u. a. in Barcelona und Madrid.36 Die Innenaufnahmen wurden im Studio Balcazar in Barcelona sowie in den Bava-ria-Studios in München-Geiselgasteig ge-dreht; die Außenaufnahmen in Washing-ton, Madrid, Barcelona und Cartagena. Der enge Produktionszeitplan sah vor, dass bis Dezember des Jahres die Filmauf-nahmen abgeschlossen sein sollten.

Die Zeit drängte und persönliche Ge-

spräche ersetzten nun den Briefwechsel. Zwei Gespräche zwischen Theo Maria Werner und Korvettenkapitän Hauenstein fanden im Ministerium sowie in der Film-stelle in Bad Godesberg statt.37

Gegenüber dem Bundesverteidigungs-

ministerium betonte Werner am 10. Ok-tober 1966, dass, nach Rücksprache mit

36 Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1), S. 182; BFI/Film & TV Datenbank, http://ftvdb.bfi.org.uk/sift/title/42860, abgerufen am 6. Dezember 2013. 37 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo Maria Werner an das Bundesverteidigungsministe-rium vom 10. Oktober 1966.

dem Regisseur, die inhaltliche Kritik inzwi-schen umgesetzt worden sei. Werner stell-te heraus, dass „[…] sofort alle BND-Szenen dergestalt geändert [wurden], dass die zivile Institution des BND daraus klar hervorgeht“.38 Auch wurde die Szene auf dem Panzerübungsplatz so geändert, dass der BND-Agent Urban eindeutig als Reser-veoffizier der Bundeswehr bezeichnet wird. Die entsprechende Szene sollte zwi-schen dem 28. November und 3. Dezem-ber 1966 gedreht werden, worum Werner bat. Zudem konkretisierte er, dass er das vom Bundesverteidigungsministerium zur Verfügung gestellte Filmmaterial mit den Titeln „Panzer, Funker, Grenadiere“, „Der Bundespräsident im Munsterlager“ und einen noch nicht fertiggestellten Muster-film über den Panzer „Leopard“ gerne verwenden würde. Konkret würden von der Bundeswehr vier Panzer benötigt, ein-zelne Mannschaftseinheiten sowie ein Hubschrauber mit Piloten.39 Die entspre-chenden Szenen mit der Bundeswehr soll-ten, so erklärte es Werner, dem Verteidi-gungsministerium vorab zur Sichtung und Prüfung vorgelegt werden.

Nachdem die Parnass-Film die zustän-digen Ministerien wegen einer Unterstüt-zung bei Dreharbeiten von militärischen Szenen und gegenüber spanischen Behör-den angefragt hatte, entschied man sich nun auch, nach dem Beginn der Drehar-beiten, beim BND selbst anzufragen, ob dieser die Filmproduktion bei den Drehaufnahmen ebenfalls unterstützen würde. Auf Anraten von Korvettenkapitän

38 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo Maria Werner an das Bundesverteidigungsministe-rium vom 10. Oktober 1966. 39 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo Maria Werner an das Bundesverteidigungsministe-rium vom 10. Oktober 1966.

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lich werden in der Romanvorlage alle BND-Mitarbeiter mit Dienstgrad ange-sprochen, z. B. der Präsident als General, der Abteilungsleiter als Oberst oder Urban als Major.

Noch immer war der BND bis zu diesem

Zeitpunkt offiziell nicht eingebunden.

4. Die Dreharbeiten beginnen, der BND wird informiert

Noch während die Verhandlungen mit den Behörden um Unterstützung der Produk-tion liefen, begannen am 19. September 1966 die Dreharbeiten zu dem Film in Spanien, u. a. in Barcelona und Madrid.36 Die Innenaufnahmen wurden im Studio Balcazar in Barcelona sowie in den Bava-ria-Studios in München-Geiselgasteig ge-dreht; die Außenaufnahmen in Washing-ton, Madrid, Barcelona und Cartagena. Der enge Produktionszeitplan sah vor, dass bis Dezember des Jahres die Filmauf-nahmen abgeschlossen sein sollten.

Die Zeit drängte und persönliche Ge-

spräche ersetzten nun den Briefwechsel. Zwei Gespräche zwischen Theo Maria Werner und Korvettenkapitän Hauenstein fanden im Ministerium sowie in der Film-stelle in Bad Godesberg statt.37

Gegenüber dem Bundesverteidigungs-

ministerium betonte Werner am 10. Ok-tober 1966, dass, nach Rücksprache mit

36 Vgl. Distelmeyer, Mister Dynamit (wie Anm. 1), S. 182; BFI/Film & TV Datenbank, http://ftvdb.bfi.org.uk/sift/title/42860, abgerufen am 6. Dezember 2013. 37 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo Maria Werner an das Bundesverteidigungsministe-rium vom 10. Oktober 1966.

dem Regisseur, die inhaltliche Kritik inzwi-schen umgesetzt worden sei. Werner stell-te heraus, dass „[…] sofort alle BND-Szenen dergestalt geändert [wurden], dass die zivile Institution des BND daraus klar hervorgeht“.38 Auch wurde die Szene auf dem Panzerübungsplatz so geändert, dass der BND-Agent Urban eindeutig als Reser-veoffizier der Bundeswehr bezeichnet wird. Die entsprechende Szene sollte zwi-schen dem 28. November und 3. Dezem-ber 1966 gedreht werden, worum Werner bat. Zudem konkretisierte er, dass er das vom Bundesverteidigungsministerium zur Verfügung gestellte Filmmaterial mit den Titeln „Panzer, Funker, Grenadiere“, „Der Bundespräsident im Munsterlager“ und einen noch nicht fertiggestellten Muster-film über den Panzer „Leopard“ gerne verwenden würde. Konkret würden von der Bundeswehr vier Panzer benötigt, ein-zelne Mannschaftseinheiten sowie ein Hubschrauber mit Piloten.39 Die entspre-chenden Szenen mit der Bundeswehr soll-ten, so erklärte es Werner, dem Verteidi-gungsministerium vorab zur Sichtung und Prüfung vorgelegt werden.

Nachdem die Parnass-Film die zustän-digen Ministerien wegen einer Unterstüt-zung bei Dreharbeiten von militärischen Szenen und gegenüber spanischen Behör-den angefragt hatte, entschied man sich nun auch, nach dem Beginn der Drehar-beiten, beim BND selbst anzufragen, ob dieser die Filmproduktion bei den Drehaufnahmen ebenfalls unterstützen würde. Auf Anraten von Korvettenkapitän

38 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo Maria Werner an das Bundesverteidigungsministe-rium vom 10. Oktober 1966. 39 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Theo Maria Werner an das Bundesverteidigungsministe-rium vom 10. Oktober 1966.

Abbildung 4: Kurt Weiß

Hauenstein kontaktierte die Parnass-Film-produktion zunächst fälschlicherweise das Bundesinnenministerium, welches auf-grund des BND-Bezugs zuständigkeitshal-ber an das Bundeskanzleramt weiterver-mittelte.40 Werner bat um eine direkte Kontaktaufnahme mit einem leitenden Beamten vom BND. Das Bundeskanzler-amt verwies ihn nach Bad Godesberg, an das dortige Büro des BND.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist der BND weder von der Filmgesellschaft, noch von anderen Behörden offiziell über das Film-projekt, immerhin der erste Kinofilm über den BND selbst, unterrichtet worden. Dies bedeutete aber nicht, dass er keinerlei Kenntnis von dem Filmvorhaben hatte. Bereits seit Monaten war Pullach das Pro-jekt bekannt.

Für Pressekontakte und die Informati-

onsbeschaffung aus dem Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war die „Strate-gische Aufklärung“ verantwortlich. Der Leiter dieser Organisationseinheit war Kurt Weiß (Dienstname Winterstein, 1916 – 1994).41 Ein Film über den BND lag im Fokus des Interesses von Weiß, dessen Aufgabe es auch war, frühzeitig in Erfah-rung zu bringen, wann und wo etwas über den BND berichtet wurde, und, wenn

40 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquari-um an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966. 41 Weiß, Kurt (Dienstnamen Winterstein, Weitz, Holm), 1916 –1994, bis 1945 Offizier der Wehr-macht, 1952 Eintritt in die Organisation Gehlen als Mitarbeiter der politischen Aufklärung, 1954–1969 Leiter der Außenpolitischen Aufklärung, 1969–1971 Leiter der Nachrichtenbeschaffung des BND, 1971–1981 Leiter der Schule des BND, Pensionie-rung, 1984–1990 Wiederanstellung im BND-Archiv.

möglich, positiv darauf Einfluss zu neh-men.42

Wann genau der BND bzw. Weiß in Er-

fahrung bringen konnte, dass 1966 ein Kinofilm über den BND produziert werden soll, geht aus den Akten nicht tagesgenau

hervor. Allerdings notierte er bereits am 17. Juni 1966 in seinem Besprechungska-lender den Punkt „Und morgen küsst Dich der Tod …“.43 Von Anfang an scheint die Idee eines Kinofilms über den BND für ihn interessant und reizvoll gewesen zu sein, wenngleich er der Verfilmung im Grunde zunächst skeptisch gegenüberstand. Wel-ches Potential er dennoch im Sinne einer positiven Öffentlichkeitsarbeit dabei er-

42 Vgl. Winfried Meyer, „Nachhut“-Gefechte. Die Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Abwehr-Ange-höriger (AGEA). Der Bundesnachrichtendienst und die Geschichtsschreibung über den Deutschen Militärischen Nachrichtendienst im Zweiten Welt-krieg, in: Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies 6/2 (2012), S. 45 - 79, hier S. 64f. 43 Tagebücher Kurt Weiss, Band 48, S. 4.

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kannte, lässt sich aus einer weiteren kur-zen Notiz ablesen. Hinter dem Filmtitel notierte er die entscheidende Botschaft: „BND = CIA“.44 Denn in dem Film sollte erstmals der BND gleichberechtigt mit der CIA als Geheimdienst in Szene gesetzt werden. Die Informationen über die ge-plante Produktion dürfte der BND vermut-lich über das Auswärtige Amt, direkt über Dr. Rowas, erhalten haben. Denn zum Thema tauschte sich ein BND-Mitarbeiter ebenfalls am 13. September mit Dr. Rowas telefonisch aus.45 Dabei vereinbarte man, dass der Dienst nun mit der Parnass-Film Gesellschaft sprechen wolle und über das Ergebnis Dr. Rowas wiederum unterrich-ten werde. So wurde ein persönliches Ge-spräch zwischen dem Filmproduzenten Werner und dem BND für Anfang Oktober vereinbart. Am 3. Oktober 1966 nahm Theo Maria Werner erstmals persönlich Kontakt mit einem Vertreter des BND auf. Er reiste nach Bad Godesberg, wo er in der Dienststelle des BND mit der Tarnbezeich-nung „Aquarium“ mit einem BND-Mitarbeiter zusammentraf.46 Dabei hän-digte Werner dem BND auch ein Exemplar des Drehbuchs aus.47

Während die Filmgesellschaft inzwi-schen mit dem BND direkt verhandelte, kam man auch im Bundesverteidigungs-ministerium auf die Idee, den Auslands-nachrichtendienst über das Filmprojekt zum Thema BND zu informieren. Denn nach erneuter Rücksprache im Bundesver-teidigungsministerium wurde dort am 20.

44 Tagebücher Kurt Weiss, Band 48, S. 4. 45 BND-Archiv, Signatur 150.089, Notiz vom 13. September 1966. 46 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquari-um an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966. 47 Dieses ist leider im BND-Archiv nicht mehr erhal-ten bzw. derzeit nicht auffindbar.

Oktober 1966 entschieden, die eigene Vorgehensweise nun ganz vom Votum des BND abhängig zu machen.48 Das Bundes-verteidigungsministerium schaltete da-raufhin zuständigkeitshalber den BND ein und informierte diesen am 20. Oktober 1966 schriftlich darüber. Zu diesem Zeit-punkt hatte der Dienst bereits seit rund vier Monaten Kenntnis von dem Filmvor-haben.

Der BND, respektive Weiß, interessierte

sich dabei nicht zum ersten Mal für einen Agentenfilm. So ist das persönliche Inte-resse Reinhard Gehlens auch an einem anderen Filmprojekt belegt, über den ihn wiederum der Bereich von Weiß im Jahre 1960 informiert hatte. In der sogenannten „Sonderkartei“ des Präsidenten, auf die nur Reinhard Gehlen Zugriff hatte, ist der Hinweis überliefert, dass auch ein Schrei-ben zu dem Filmprojekt „Im Namen des Teufels“ aus dem Jahre 1960 dokumen-tiert wurde. Der 1962 in die Kinos ge-kommene Film handelt von einem Dop-pelagenten, einem ehemaligen Abwehrof-fizier namens Georg Droste, der in der DDR einer jungen Ungarin verfällt. Dieser deutsche Agent arbeitete, so der Film, in den Jahren 1947 bis 1955 abwechselnd gleichzeitig für Ost und West in Berlin und Wien, in den USA und Korea. Die Roman-vorlage „Im Namen des Teufels. Aufzeich-nungen eines Geheimkuriers“ stammt aus dem Jahre 1956/58. Verfasser war der österreichische Schriftsteller und Journa-list Hans Habe alias Janos Bekessy (1911 - 1977). Ob der BND sich auch in dieses Filmvorhaben in irgendeiner Form einge-schaltet hat, ist unbekannt.

48 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 5 an UR Referat S II 6 vom 20. Oktober 1966.

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kannte, lässt sich aus einer weiteren kur-zen Notiz ablesen. Hinter dem Filmtitel notierte er die entscheidende Botschaft: „BND = CIA“.44 Denn in dem Film sollte erstmals der BND gleichberechtigt mit der CIA als Geheimdienst in Szene gesetzt werden. Die Informationen über die ge-plante Produktion dürfte der BND vermut-lich über das Auswärtige Amt, direkt über Dr. Rowas, erhalten haben. Denn zum Thema tauschte sich ein BND-Mitarbeiter ebenfalls am 13. September mit Dr. Rowas telefonisch aus.45 Dabei vereinbarte man, dass der Dienst nun mit der Parnass-Film Gesellschaft sprechen wolle und über das Ergebnis Dr. Rowas wiederum unterrich-ten werde. So wurde ein persönliches Ge-spräch zwischen dem Filmproduzenten Werner und dem BND für Anfang Oktober vereinbart. Am 3. Oktober 1966 nahm Theo Maria Werner erstmals persönlich Kontakt mit einem Vertreter des BND auf. Er reiste nach Bad Godesberg, wo er in der Dienststelle des BND mit der Tarnbezeich-nung „Aquarium“ mit einem BND-Mitarbeiter zusammentraf.46 Dabei hän-digte Werner dem BND auch ein Exemplar des Drehbuchs aus.47

Während die Filmgesellschaft inzwi-schen mit dem BND direkt verhandelte, kam man auch im Bundesverteidigungs-ministerium auf die Idee, den Auslands-nachrichtendienst über das Filmprojekt zum Thema BND zu informieren. Denn nach erneuter Rücksprache im Bundesver-teidigungsministerium wurde dort am 20.

44 Tagebücher Kurt Weiss, Band 48, S. 4. 45 BND-Archiv, Signatur 150.089, Notiz vom 13. September 1966. 46 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquari-um an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966. 47 Dieses ist leider im BND-Archiv nicht mehr erhal-ten bzw. derzeit nicht auffindbar.

Oktober 1966 entschieden, die eigene Vorgehensweise nun ganz vom Votum des BND abhängig zu machen.48 Das Bundes-verteidigungsministerium schaltete da-raufhin zuständigkeitshalber den BND ein und informierte diesen am 20. Oktober 1966 schriftlich darüber. Zu diesem Zeit-punkt hatte der Dienst bereits seit rund vier Monaten Kenntnis von dem Filmvor-haben.

Der BND, respektive Weiß, interessierte

sich dabei nicht zum ersten Mal für einen Agentenfilm. So ist das persönliche Inte-resse Reinhard Gehlens auch an einem anderen Filmprojekt belegt, über den ihn wiederum der Bereich von Weiß im Jahre 1960 informiert hatte. In der sogenannten „Sonderkartei“ des Präsidenten, auf die nur Reinhard Gehlen Zugriff hatte, ist der Hinweis überliefert, dass auch ein Schrei-ben zu dem Filmprojekt „Im Namen des Teufels“ aus dem Jahre 1960 dokumen-tiert wurde. Der 1962 in die Kinos ge-kommene Film handelt von einem Dop-pelagenten, einem ehemaligen Abwehrof-fizier namens Georg Droste, der in der DDR einer jungen Ungarin verfällt. Dieser deutsche Agent arbeitete, so der Film, in den Jahren 1947 bis 1955 abwechselnd gleichzeitig für Ost und West in Berlin und Wien, in den USA und Korea. Die Roman-vorlage „Im Namen des Teufels. Aufzeich-nungen eines Geheimkuriers“ stammt aus dem Jahre 1956/58. Verfasser war der österreichische Schriftsteller und Journa-list Hans Habe alias Janos Bekessy (1911 - 1977). Ob der BND sich auch in dieses Filmvorhaben in irgendeiner Form einge-schaltet hat, ist unbekannt.

48 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben S VII 5 an UR Referat S II 6 vom 20. Oktober 1966.

Abbildung 5: Brad Harris als CIA-Agent Cliff (links) und Lex Barker als BND-Mitarbeiter Bob Urban (rechts) im Einsatz

5. „Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus“: Das Interesse des Dienstes an „Mr. Dynamit“

Der BND erhielt „offiziell“ auf zwei Wegen Kenntnis bzw. Unterlagen zum Filmpro-jekt. Von ministerialer Seite und durch die direkte Vorsprache von Werner, allerdings erst zu einem sehr späten Zeitpunkt. Das Drehbuch war bereits fertig geschrieben, die Dreharbeiten in vollem Gange und die Möglichkeit, den Inhalt des Films im Sinne des BND zu beeinflus-sen nur noch sehr gering. So kritisierte Weiß be-sonders das späte Ein-schalten des BND durch das Verteidi-gungsmi-nisterium. Während der Film nur in einer Szene die Bundeswehr be-rührt, diejenige Szene mit dem Truppen-übungsplatz (die letztendlich sogar gestri-chen wurde), spielte der BND in mehreren wichtigen Szenen in der Zentrale in Pullach. Nach Ansicht von Weiß hätte der BND bei früherer Kenntnis besser versu-chen können, sich „[…] zumindest aus der dominierenden Rolle herauszubringen“.49 Dabei waren laut Drehbuch u.a. Original-aufnahmen auf dem Gelände der BND-Zentrale in Pullach und im Büro des Präsi-

49 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK an 106 pers. vom 2. November 1966.

denten Reinhard Gehlen vorgesehen: Ein absolutes Novum für diese Zeit. 50 Die Filmgesellschaft fragte nun beim BND di-rekt an, ob dieser die entsprechenden Filmaufnahmen vor Ort, zur Herstellung einer „ […] echten Atmosphäre […]“, ge-währen würde. Der BND überprüfte zu-nächst in seinem Karteiwesen, ob etwas gegen die Person Werner vorläge. Dabei sollte in erster Linie eine mögliche pro kommunistische Haltung in Erfahrung ge-bracht werden. Da das Ergebnis aber ne-

gativ ausfiel, wurde ent-schieden, mit Werner in Mün-chen persönlich zu sprechen. Vor dem Ge-spräch sollte nun das Dreh-buch gelesen, bewertet und die Rolle des BND kurz skiz-ziert werden.51

Es war nun die Aufgabe von

Weiß für den Präsidenten ein entschei-dendes Votum abzugeben, ob der BND dieses Projekt unterstützen solle. Er kam dabei zu einem fast schon euphorischen Ergebnis: „Hauptperson des ganzen Stü-ckes ist Bob Urban, ein Agent des BND. Er macht die tollsten Sachen. Wird in Zu-sammenarbeit zwischen BND und CIA für den CIA eingesetzt […] Jedenfalls kommt der BND ganz groß heraus […] Der Film ist ein Reisser, bzw. wird ein Reisser werden,

50 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben Aquari-um an 106/XX C pers. vom 5. Oktober 1966. 51 Ebd.

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in dem CIA und BND sehr gut wegkom-men. M. E. für unsere Belange sehr uner-heblich, da völlig unpolitisch. Man kann wohl gar keine Einwände haben, wenn man sich nicht daran stößt, dass der BND – wie es geplant ist anscheinend – über-haupt dann noch mit tatsächlichen Aus-senaufnahmen bei solchen Sachen mit-spielt. Aber dagegen kann man wohl nichts einwenden.“52 Reinhard Gehlen schloss sich der Meinung von Weiß an. Am 12. Oktober 1966 notierte der BND-Präsident zu dem Vorgang: „Im Prinzip keine Bedenken, aber keinerlei Aufnah-men in der Zentrale! Zufahrt zur Zentrale und Tore von außen ja“.53 Originalauf-nahmen des Präsidentenbüros wurden nicht gestattet. Aber die gewünschten Außenaufnahmen des BND-Geländes stell-ten auch seitens des für die Sicherheit zuständigen Bereichs keine Probleme dar. Bereits zwei Jahre zuvor waren entspre-chende Drehaufnahmen für einen Doku-mentarfilm, teilweise sogar innerhalb der Liegenschaft, bei der WDR-Fernseh-dokumentation von Günter Müggenburg (1926 - 2002) und Rudolf Rohlinger (1926 - 2011), „Von Fremde Heere Ost zum Bun-desnachrichtendienst“, ermöglicht wor-den.54 Den Drehaufnahmen stand somit seitens des BND nichts mehr im Wege.

Neben der Unterstützung der Bundes-wehr hatte die Parnass-Film GmbH auch noch aufgeführt, dass selbst die USA, etwa durch Drehgenehmigungen des Penta-gons, das Projekt unterstützt würde. Der

52 BND-Archiv, Signatur 150.089, Zusammenfas-sung Mr. Dynamit – Morgen küsst Euch der Tod. 53 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 106/XX an 106/I vom 5. Oktober 1966, handschriftliche Notiz von Reinhard Gehlen vom 12. Oktober 1966. 54 Vgl. Abendzeitung vom 27./28. Juni 1964; Der Tagesspiegel vom 28. Juni 1964

BND war nicht einfach von dieser Unter-stützung beeindruckt, er wollte diese In-formationen auch über seine nachrichten-dienstlichen Kontakte überprüfen. Dazu wurde nun auch bei der CIA nachgefragt. „Mr. Dynamit“ war zum offiziellen Ge-sprächsgenstand zwischen CIA und BND geworden. Am 4. November 1966 wandte sich Weiß, unter seinem Dienstnamen Holm, an die CIA-Verbindungsstelle in Pullach und informierte diese über den geplanten BND-Film.55 Dort ließ man die Information nicht etwa im Hause auf den Arbeitsebenen überprüfen, sondern in-formierte sogleich den Direktor der CIA, Richard McGarrah Helms (1913 - 2002), persönlich über das Projekt. Der Leiter des CIA-Verbindungsstabes in Pullach, unter der BND-Tarnbezeichnung 801, schrieb an Präsident Gehlen, unter dessen entspre-chender Bezeichnung 363. Die CIA hatte bis zur Unterrichtung durch den BND kei-nerlei Kenntnis von dem geplanten Film, ebenso wie das Pentagon und andere Mili-tärbehörden der Parnass-Produktions-gesellschaft keinerlei Unterstützung in Aussicht gestellt hatten.56

Um auf den Film noch öffentlichkeits-

wirksam im Interesse des BND einwirken zu können, traf Theo Maria Werner den Spin-Doktor des BND, Kurt Weiß, am 23. November 1966 persönlich.57 Ein früheres Treffen zwischen beiden konnten auf-grund der produktionsbedingten Abwe-senheit Werners nicht realisiert werden. Über das Ergebnis des Gesprächs infor-

55 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 801 an 363 vom 2. Dezember 1966; vgl. Tagebücher Kurt Weiß, Band 49, S. 40. 56 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 801 an 363 vom 2. Dezember 1966. 57 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK an 106 pers. vom 28. November 1966.

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in dem CIA und BND sehr gut wegkom-men. M. E. für unsere Belange sehr uner-heblich, da völlig unpolitisch. Man kann wohl gar keine Einwände haben, wenn man sich nicht daran stößt, dass der BND – wie es geplant ist anscheinend – über-haupt dann noch mit tatsächlichen Aus-senaufnahmen bei solchen Sachen mit-spielt. Aber dagegen kann man wohl nichts einwenden.“52 Reinhard Gehlen schloss sich der Meinung von Weiß an. Am 12. Oktober 1966 notierte der BND-Präsident zu dem Vorgang: „Im Prinzip keine Bedenken, aber keinerlei Aufnah-men in der Zentrale! Zufahrt zur Zentrale und Tore von außen ja“.53 Originalauf-nahmen des Präsidentenbüros wurden nicht gestattet. Aber die gewünschten Außenaufnahmen des BND-Geländes stell-ten auch seitens des für die Sicherheit zuständigen Bereichs keine Probleme dar. Bereits zwei Jahre zuvor waren entspre-chende Drehaufnahmen für einen Doku-mentarfilm, teilweise sogar innerhalb der Liegenschaft, bei der WDR-Fernseh-dokumentation von Günter Müggenburg (1926 - 2002) und Rudolf Rohlinger (1926 - 2011), „Von Fremde Heere Ost zum Bun-desnachrichtendienst“, ermöglicht wor-den.54 Den Drehaufnahmen stand somit seitens des BND nichts mehr im Wege.

Neben der Unterstützung der Bundes-wehr hatte die Parnass-Film GmbH auch noch aufgeführt, dass selbst die USA, etwa durch Drehgenehmigungen des Penta-gons, das Projekt unterstützt würde. Der

52 BND-Archiv, Signatur 150.089, Zusammenfas-sung Mr. Dynamit – Morgen küsst Euch der Tod. 53 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 106/XX an 106/I vom 5. Oktober 1966, handschriftliche Notiz von Reinhard Gehlen vom 12. Oktober 1966. 54 Vgl. Abendzeitung vom 27./28. Juni 1964; Der Tagesspiegel vom 28. Juni 1964

BND war nicht einfach von dieser Unter-stützung beeindruckt, er wollte diese In-formationen auch über seine nachrichten-dienstlichen Kontakte überprüfen. Dazu wurde nun auch bei der CIA nachgefragt. „Mr. Dynamit“ war zum offiziellen Ge-sprächsgenstand zwischen CIA und BND geworden. Am 4. November 1966 wandte sich Weiß, unter seinem Dienstnamen Holm, an die CIA-Verbindungsstelle in Pullach und informierte diese über den geplanten BND-Film.55 Dort ließ man die Information nicht etwa im Hause auf den Arbeitsebenen überprüfen, sondern in-formierte sogleich den Direktor der CIA, Richard McGarrah Helms (1913 - 2002), persönlich über das Projekt. Der Leiter des CIA-Verbindungsstabes in Pullach, unter der BND-Tarnbezeichnung 801, schrieb an Präsident Gehlen, unter dessen entspre-chender Bezeichnung 363. Die CIA hatte bis zur Unterrichtung durch den BND kei-nerlei Kenntnis von dem geplanten Film, ebenso wie das Pentagon und andere Mili-tärbehörden der Parnass-Produktions-gesellschaft keinerlei Unterstützung in Aussicht gestellt hatten.56

Um auf den Film noch öffentlichkeits-

wirksam im Interesse des BND einwirken zu können, traf Theo Maria Werner den Spin-Doktor des BND, Kurt Weiß, am 23. November 1966 persönlich.57 Ein früheres Treffen zwischen beiden konnten auf-grund der produktionsbedingten Abwe-senheit Werners nicht realisiert werden. Über das Ergebnis des Gesprächs infor-

55 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 801 an 363 vom 2. Dezember 1966; vgl. Tagebücher Kurt Weiß, Band 49, S. 40. 56 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 801 an 363 vom 2. Dezember 1966. 57 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK an 106 pers. vom 28. November 1966.

mierte Weiß Präsident Gehlen am 28. No-vember 1966 persönlich. Nach Aussagen Werners, der in dem BND-Bericht als „au-ßerordentlich cleverer, skrupelloser Ge-schäftsmann“ beschrieben wird, sei der Film fast abgedreht.

Um Einfluss nehmen zu können, zeigte sich Weiß nicht hundertprozentig von dem Nutzen des Films für die eigene Behörde überzeugt und übermittelte Werner zu-nächst einmal die Ansicht, dass eine derar-tige cineastische Reklame für den BND höchst unerwünscht sei. Dabei führte er einige Kritikpunkte an der Machart des Filmes auf, woraufhin Werner sehr darum bemüht war, die Bedenken des BND so-gleich zu entkräften. Um den BND für sei-nen Film zu gewinnen, war er auch zu Ver-änderungen im Drehbuch bereit. So bestä-tigte er, dass er inzwischen die „[…] militä-rischen Ränge der beteiligten BND-Mitarbeiter weggelassen habe […] und zudem bereit sei, […] bestimmte Formulie-rungen zu streichen bzw. abzuändern […]“.58 Dabei stellte Werner letztendlich nur die Punkte in Aussicht, die bereits vom Bundesverteidigungsministerium kritisiert worden waren, um den BND nicht fälschli-cherweise als militärische Einrichtung er-scheinen zu lassen. Interessant wurde es für den BND auch, als dieser nun erfuhr, dass angeblich die amerikanischen Behör-den zunächst zwar eine umfassende Un-terstützung des Filmprojektes zugesagt hätten, einschließlich von Aufnahmen auf einem Flugzeugträger. Dann aber Anstoß daran genommen hätten, dass der Böse-wicht im Film durch einen US-General ver-körpert wurde. Abschließend wurde der Wunsch geäußert, Weiß solle sich gegen-

58 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK an 106 pers. vom 28. November 1966.

über dem Präsidenten des BND dafür ein-setzten, dass er als Produzent sowie der Autor der Mr. Dynamit-Hefte, Günther, einmal persönlich mit Reinhard Gehlen sprechen dürften. Zudem wollte er noch einige Außenaufnahme in Pullach von Zaun und Mauer der Liegenschaft drehen und bat nochmals um behördliche Unter-stützung seitens BND gegenüber der Bun-deswehr.

Ob es tatsächlich noch zu Filmaufnah-

men des BND-Geländes in Pullach kam, ist in den Akten nicht überliefert, jedoch eher zu bezweifeln. Denn der Film wurde be-reits am 4. Dezember 1966 abgedreht, keine Woche nach den letzten Verhand-lungen zwischen Werner und Weiß.59 Die bereits durch den BND-Präsidenten ge-nehmigten Filmaufnahmen in Pullach werden wohl nicht mehr durchgeführt worden sein. Ebenso wird damit keine Unterstützung mehr seitens der Bundes-wehr erfolgt sein können, da diese ihr Mitwirken vom BND abhängig gemacht hatte. Eine Berücksichtigung der Interes-sen des BND bei diesem Filmprojekt konn-te somit nicht mehr umgesetzt werden. Eine Einflussnahme im Sinne Weiß‘ war nicht mehr gegeben. Allerdings erkannten beide Seiten das Potential für die Zukunft und stellten schon Überlegungen an, wie der BND-Agent Urban in weiteren Filmen positiv in Szene gesetzt werden könnte. Werner gab vor, dass das Interesse an der Verfilmung des BND-Agenten durch Lex Barker international jetzt schon so groß sei, dass bereits der nächste Film zum Thema mit dem Titel „3.000 Särge“ vorbe-

59 BFI/Film & TV Datenbank, http://ftvdb.bfi.org.uk/sift/title/42860 abgerufen am 6. Dezember 2013.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit20

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Abbildung 6: Filmplakat von 1967

reitet werden würde.60 Um sich die Unter-stützung des BND für das Folgeprojekt zu sichern, hob Werner gegenüber dem BND noch einmal die herausgehobene Bedeu-tung des Films, sowie die Chance zum Imagegewinn hervor, nämlich dass „[…] endlich ein deutscher Agent die Hauptrolle spiele […]“ und nicht immer die amerika-nischen „Supermänner“.61

6. Die Rolle des BND in „Mr. Dynamit“:

Übersicht der Dialoge Tatsächlich sind, entsprechend den An-kündigungen Werners gegenüber dem BND von November 1966, in der Kinofas-sung die militärischen Bezeichnungen der

60 Bei der von Werner bereits in Aussicht gestellten zweiten Verfilmung handelte es sich wiederum um eine Romanvorlage von Guenter, die als Band 250 in der Mister Dynamit-Reihe 1966 erschienen ist. 61 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK an 106 pers. vom 28. November 1966.

BND-Mitarbeiter, anders als in der Ro-manvorlage, gestrichen worden.

Wie im Buch taucht der BND erst spät in der Geschichte auf; in der Kinofassung erst nach 20 Minuten. Da der BND nicht über Aufnahmen an Originalschauplätzen dargestellt wird, kommt den Dialogen eine besondere Bedeutung zu. Nur die Dialoge vermittelten dem Zuschauer den Hinweis, dass es sich um BND-Mitarbeiter bzw. um BND-Objekte handelte. Lediglich in acht Filmszenen wird der deutsche Auslands-nachrichtendienst dabei im Rahmen von Dialogen explizit genannt. Im Folgenden sind die entsprechenden Dialogstellen nach der deutschen Kinofassung in Origi-nalzitaten erfasst. 1. [Filmdauer 20:41 min] Innen. Der CIA-Direktor informiert den US-Luftwaffen-General CIA-Direktor: Der deutsche BND beschäf-tigt sich mit Baretti schon einige Zeit, aber man konnte ihm noch nichts nachweisen. Auf die Frage des Generals, ob man bereits Agenten angesetzt habe, antwortet dieser: US-General: Unsere Spitzen-Agenten, al-lerdings noch sparsam dosiert. CIA-Direktor: Warum denn? US-General: Da sich bis jetzt ausschließlich in Europa die Randgeschehnisse abspielen, ist es besser, wenn sich vorerst der deut-sche BND mit Baretti beschäftigt.

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Abbildung 6: Filmplakat von 1967

reitet werden würde.60 Um sich die Unter-stützung des BND für das Folgeprojekt zu sichern, hob Werner gegenüber dem BND noch einmal die herausgehobene Bedeu-tung des Films, sowie die Chance zum Imagegewinn hervor, nämlich dass „[…] endlich ein deutscher Agent die Hauptrolle spiele […]“ und nicht immer die amerika-nischen „Supermänner“.61

6. Die Rolle des BND in „Mr. Dynamit“:

Übersicht der Dialoge Tatsächlich sind, entsprechend den An-kündigungen Werners gegenüber dem BND von November 1966, in der Kinofas-sung die militärischen Bezeichnungen der

60 Bei der von Werner bereits in Aussicht gestellten zweiten Verfilmung handelte es sich wiederum um eine Romanvorlage von Guenter, die als Band 250 in der Mister Dynamit-Reihe 1966 erschienen ist. 61 BND-Archiv, Signatur 150.089, Schreiben 27 VK an 106 pers. vom 28. November 1966.

BND-Mitarbeiter, anders als in der Ro-manvorlage, gestrichen worden.

Wie im Buch taucht der BND erst spät in der Geschichte auf; in der Kinofassung erst nach 20 Minuten. Da der BND nicht über Aufnahmen an Originalschauplätzen dargestellt wird, kommt den Dialogen eine besondere Bedeutung zu. Nur die Dialoge vermittelten dem Zuschauer den Hinweis, dass es sich um BND-Mitarbeiter bzw. um BND-Objekte handelte. Lediglich in acht Filmszenen wird der deutsche Auslands-nachrichtendienst dabei im Rahmen von Dialogen explizit genannt. Im Folgenden sind die entsprechenden Dialogstellen nach der deutschen Kinofassung in Origi-nalzitaten erfasst. 1. [Filmdauer 20:41 min] Innen. Der CIA-Direktor informiert den US-Luftwaffen-General CIA-Direktor: Der deutsche BND beschäf-tigt sich mit Baretti schon einige Zeit, aber man konnte ihm noch nichts nachweisen. Auf die Frage des Generals, ob man bereits Agenten angesetzt habe, antwortet dieser: US-General: Unsere Spitzen-Agenten, al-lerdings noch sparsam dosiert. CIA-Direktor: Warum denn? US-General: Da sich bis jetzt ausschließlich in Europa die Randgeschehnisse abspielen, ist es besser, wenn sich vorerst der deut-sche BND mit Baretti beschäftigt.

Abbildung 7: Die BND-Mitarbeiter Prof. Strahlmann und Urban im BND-Labor

Anschlussszene. 2. [Filmdauer 21:00 min] Innen. Blende ins Lagezimmer des BND, große Europa-Karte an der Wand. BND-Abteilungsleiter: Wie gesagt Herr Urban, gemäß den Bestimmungen des NATO-Vertrages sind wir verpflichtet, die Amerikaner in jeder Form zu unterstützen. Urban: Seit wann braucht der große CIA den kleinen BND? BND-Abteilungsleiter: Seit heute. Sie rei-sen als Doktor Karl Bierbaum nach Spani-en. Beruf: Tierarzt. Urban: So, aber Frauenarzt wär‘ mir lieber.

BND-Abteilungsleiter: Der Kontakt zu Tonio, unserem Verbindungsmann, den wir auf Baretti angesetzt haben, ist schwierig geworden, aber wozu nennt man Sie in Fachkreisen Mister Dynamit? Anschlussszene. 3. [Filmdauer 21:50 min] Innen. Blende ins BND-Labor. Strahlmann: Hände hoch! Urban: Was ist das, Professor? Strahlmann: Sehen sie, das macht jeder, diese Bewegung. Und dann schlagen sie zu! Ich habe sie Schreckfeder getauft. Urban: Wann haben sie eigentlich diese Einfälle?

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Strahlmann: Also auf die Idee mit der Schreckfeder kam ich, als ich die Frau des Chefs zum ersten Mal sah. Urban: Das werde ich ihr sagen. Strahlmann: Kennen Sie sie? Urban: Nein. Strahlmann: Eben. So, hier die Uhr. Ein-fach drücken. Urban: Jaja, ich weiß. Minibandgerät. Strahlmann: Gut! Die Tauchnuss. Einfach auf die Nase setzen und schon können sie eine Stunde und 75 Minuten unter Wasser bleiben. Bitte sehr. Urban: Ist ja phantastisch. Was ist das? Zigarren? Strahlmann: Schlauchboot. Wenn sie auf diese beiden Knöpfe drücken, wächst dar-aus ein Schlauchboot. Und diese Antriebs-düse reicht für dreißig Seemeilen. Urban: Enorm. Funktionierts? Strahlmann: Oh ja, ich habe drei Jahre daran gearbeitet. Zu treuen Händen. Die Nebelwerfer. Eine Tablette in den Mund nehmen, etwas anfeuchten, sofort aus-spucken und in einer Minute ist alles ver-nebelt. Urban: Und wenn ich sie runterschlucke? Strahlmann: Wieso? Urban: Na, das könnte doch passieren. Strahlmann: Ja, dann, das habe ich noch gar nicht ausprobiert. Urban: Was ist das hier? Strahlmann: Das sind Potenzpillen, die brauchen SIE nicht! Urban: Woher wissen sie? Professor, Sie müssen etwas ganz anderes erfinden. Strahlmann: Und das wäre?

Aus dem off: „Professor Strahlmann sofort zum Chef.“ Strahlmann, schlägt Hacken hörbar zusammen. Strahlmann: Jawohl, ich komme. Urban lacht: Das müssen Sie erfinden. Strahlmann: Vergleichen Sie doch bitte ihr Bauchreden nicht mit meinen Erfindun-gen, auch wenn Sie Mister Dynamit ge-nannt werden und der Stolz des Bundes-nachrichtendienstes sind. Urban: Es tut mir leid Professor. Ich weiß, Sie sind die Seele unseres Nachrichten-dienstes. Strahlmann, wirft sich Tabletten ein. Strahlmann: Ja. Ich weiß, das bin ich auch. Urban: Herr Professor, die Pillen. Strahlmann: Keine Angst, ich habe auch Anti-Nebelpillen. Wo sind jetzt meine Anti-Baby-, äh Anti-Nebelpillen. Wo sind denn meine Anti-Nebelpillen? 4. [Filmdauer: 43:30 min] Innen, BND Chef-Büro. Drei Herren, davon einer, der tatsächlich Reinhard Gehlen ähnlich sieht, hören sich das von Urban beschaffte Tonband mit Barettis Erpressungsforderung an. Dicker BND-Mann: Klare Erpressung. Wi-derlich! BND-Abteilungsleiter: Tonio können wir abbuchen. Baretti hat ihn erledigt. „BND-Präsident“: Er war nicht einer unse-rer Besten. BND-Abteilungsleiter: Dennoch, ein Toter!

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Strahlmann: Also auf die Idee mit der Schreckfeder kam ich, als ich die Frau des Chefs zum ersten Mal sah. Urban: Das werde ich ihr sagen. Strahlmann: Kennen Sie sie? Urban: Nein. Strahlmann: Eben. So, hier die Uhr. Ein-fach drücken. Urban: Jaja, ich weiß. Minibandgerät. Strahlmann: Gut! Die Tauchnuss. Einfach auf die Nase setzen und schon können sie eine Stunde und 75 Minuten unter Wasser bleiben. Bitte sehr. Urban: Ist ja phantastisch. Was ist das? Zigarren? Strahlmann: Schlauchboot. Wenn sie auf diese beiden Knöpfe drücken, wächst dar-aus ein Schlauchboot. Und diese Antriebs-düse reicht für dreißig Seemeilen. Urban: Enorm. Funktionierts? Strahlmann: Oh ja, ich habe drei Jahre daran gearbeitet. Zu treuen Händen. Die Nebelwerfer. Eine Tablette in den Mund nehmen, etwas anfeuchten, sofort aus-spucken und in einer Minute ist alles ver-nebelt. Urban: Und wenn ich sie runterschlucke? Strahlmann: Wieso? Urban: Na, das könnte doch passieren. Strahlmann: Ja, dann, das habe ich noch gar nicht ausprobiert. Urban: Was ist das hier? Strahlmann: Das sind Potenzpillen, die brauchen SIE nicht! Urban: Woher wissen sie? Professor, Sie müssen etwas ganz anderes erfinden. Strahlmann: Und das wäre?

Aus dem off: „Professor Strahlmann sofort zum Chef.“ Strahlmann, schlägt Hacken hörbar zusammen. Strahlmann: Jawohl, ich komme. Urban lacht: Das müssen Sie erfinden. Strahlmann: Vergleichen Sie doch bitte ihr Bauchreden nicht mit meinen Erfindun-gen, auch wenn Sie Mister Dynamit ge-nannt werden und der Stolz des Bundes-nachrichtendienstes sind. Urban: Es tut mir leid Professor. Ich weiß, Sie sind die Seele unseres Nachrichten-dienstes. Strahlmann, wirft sich Tabletten ein. Strahlmann: Ja. Ich weiß, das bin ich auch. Urban: Herr Professor, die Pillen. Strahlmann: Keine Angst, ich habe auch Anti-Nebelpillen. Wo sind jetzt meine Anti-Baby-, äh Anti-Nebelpillen. Wo sind denn meine Anti-Nebelpillen? 4. [Filmdauer: 43:30 min] Innen, BND Chef-Büro. Drei Herren, davon einer, der tatsächlich Reinhard Gehlen ähnlich sieht, hören sich das von Urban beschaffte Tonband mit Barettis Erpressungsforderung an. Dicker BND-Mann: Klare Erpressung. Wi-derlich! BND-Abteilungsleiter: Tonio können wir abbuchen. Baretti hat ihn erledigt. „BND-Präsident“: Er war nicht einer unse-rer Besten. BND-Abteilungsleiter: Dennoch, ein Toter!

Dicker-BND-Mann: Diese Insel, Mise-ricordia, ist wohl der Nabel für Barettis Vorhaben. BND-Abteilungsleiter: Das finden die Amerikaner auch. Aufgrund der Informati-onen, die von uns geliefert wurden, haben sie Bob Urban angefordert. Wo ist Bob Urban? Aus dem Funkgerät: „Verlängertes Wo-chenende Chef.“ BND-Abteilungsleiter: Wollen mal sehen wo. Schaltet Karte ein, Licht bei Nizza leuchtet auf. Gestern noch in München, heute an der Cote d‘ Azur. Ich wette, das Reiseziel ist brünett. Anschlussszene. 5. [Filmdauer: 45:55 min] Außen, Strand, Brünette, Mercedes SL Cab-rio mit Hamburger Kennzeichen (HH VX 888). Kuss-Szene vor dem Wagen. Alarm aus dem Funkgerät. Urban: Ja, hier 18. Ja, okay. Ein Hubschrauber fliegt ein. Brünette: Was ist denn Bob? Urban: Beruf, Baby. Brünette: Aber Du bist doch Kühlschrank-vertreter. Urban: Eben drum. Brünette: Aber wer will denn ausgerech-net jetzt einen Kühlschrank?

BND-Mitarbeiter Spiegel übernimmt Frau und Wagen. 6. [Filmdauer: 48:00 min] Innen, Baretti wird informiert. Baretti-Mitarbeiter: Signore, das U-Boot landet heute Nacht auf Misericordia, das restliche Material wird dann ausgeladen. Überall sind Spitzel der CIA. Auch der BND hat sich eingeschaltet. Ich glaube, man weiß auch Ihren Namen Signore. Baretti: Fabelhaft. Die Amerikaner wissen alles, die Deutschen wissen viel. 7. [Filmdauer: 51:10 min] Innen, CIA-Büro. CIA-Chef: Vor einer militärischen Aktion müssen wir wissen, wo die Bombe steckt. Bis dahin besteht kein Zweifel, dass Baretti der Stärkere ist. Unter anderem läuft zur Zeit auch eine Aktion der CIA in Zusam-menarbeit mit dem deutschen BND. 8. [Filmdauer: 1:30:26] Innen, Lagerraum Pentagon. Auf dem Höhepunkt der Spannung, nur noch wenige Minuten vor Abwurf der Atombombe auf Washington. Der CIA-Chef betritt mit Urban den Raum und verkün-det, dass man nicht zahlen wird. Urban verkündet, dass alles nur ein Bluff war. General Burch, der für das angebliche Ver-schwinden der A-Bombe verantwortlich ist, flieht aus dem Raum. Urban folgt ihm.

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Abbildung 8: Der BND-Mann Urban im Pentagon

CIA-Chef auf die Frage, warum man Burch denn aus dem Raum lässt (ein Oberst: „Aber der haut doch ab.“): Mister Urban vom BND, den sie vorhin gesehen haben, der macht das schon.

Zur Verdeut-lichung und Ori-entierung für den Zuschauer, in welcher Ge-heimdienstzent-rale man sich gerade befindet, hängt in dem CIA-Büro eine große Karte von Nordamerika, während sich in dem BND-Büro eine Europakarte befindet. Verstärkt wird dieses Bild dadurch, dass im Sicherheitsbüro der CIA [Filmdauer: 1:08:10 min] im Bildhintergrund ein Foto von Präsident Lyndon B. Johnson (1908 – 1973) neben einer USA-Fahne an der Wand hängt. Dagegen ist in dem BND-Büro das Portrait des damaligen Bundes-präsidenten Heinrich Lübke (1894 – 1972) zu sehen [Filmdauer: 44:00 min].

Die zitierten Filmstellen zur Rolle des BND in Mister Dynamit zeigen zum einen, wie sehr die damals (und bis heute) so erfolgreichen James Bond Filme adaptiert wurden. Der Agent als unbesiegbarer Su-perheld, ausgestattet mit sexistischem Humor, Wunderwaffen und Traumautos an exotischen Drehorten. Die Parallele

zwischen Prof. Strahlmann vom BND und dem Quartiermeister „Q“ des MI6 ist of-fensichtlich. Andererseits werden eigene bundesdeutsche Attribute aufgezeigt, die symptomatisch für die Tätigkeit und den Auftrag des BND sein sollen: ein ziviler

Nachrichten-dienst, dessen

Hauptauftrag geopolitisch

nicht nur in Europa liegt und gleichwer-tig mit der CIA

zusammenar-beitet. Immer wieder wird dabei der übergeordnete

NATO-Rahmen als roter Faden direkt bzw. implizit betont.

Im Verlauf des Films landet Urban mit seinem von Baretti gestohlenen Sport-Flugzeug auf einem US-Flugzeugträger. Die Szenen sind dabei so geschnitten, dass Original-Filmmaterial von einem Träger und Aufnahmen Urbans in einem Cockpit aufeinanderfolgen. Vollends unglaubwür-dig ist allerdings das Ende, als CIA und US-Militär den BND-Agenten allein den verrä-terischen US-General Burch durch Washington jagen lassen. Gleichzeitig wurde jedoch auch mit der Aufnahme der Legende „Kühlschrankverkäufer“ ein tat-sächlicher Aspekt des Agentenlebens auf-genommen; das Leben unter einer mög-lichst banalen Legende.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 25

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Abbildung 8: Der BND-Mann Urban im Pentagon

CIA-Chef auf die Frage, warum man Burch denn aus dem Raum lässt (ein Oberst: „Aber der haut doch ab.“): Mister Urban vom BND, den sie vorhin gesehen haben, der macht das schon.

Zur Verdeut-lichung und Ori-entierung für den Zuschauer, in welcher Ge-heimdienstzent-rale man sich gerade befindet, hängt in dem CIA-Büro eine große Karte von Nordamerika, während sich in dem BND-Büro eine Europakarte befindet. Verstärkt wird dieses Bild dadurch, dass im Sicherheitsbüro der CIA [Filmdauer: 1:08:10 min] im Bildhintergrund ein Foto von Präsident Lyndon B. Johnson (1908 – 1973) neben einer USA-Fahne an der Wand hängt. Dagegen ist in dem BND-Büro das Portrait des damaligen Bundes-präsidenten Heinrich Lübke (1894 – 1972) zu sehen [Filmdauer: 44:00 min].

Die zitierten Filmstellen zur Rolle des BND in Mister Dynamit zeigen zum einen, wie sehr die damals (und bis heute) so erfolgreichen James Bond Filme adaptiert wurden. Der Agent als unbesiegbarer Su-perheld, ausgestattet mit sexistischem Humor, Wunderwaffen und Traumautos an exotischen Drehorten. Die Parallele

zwischen Prof. Strahlmann vom BND und dem Quartiermeister „Q“ des MI6 ist of-fensichtlich. Andererseits werden eigene bundesdeutsche Attribute aufgezeigt, die symptomatisch für die Tätigkeit und den Auftrag des BND sein sollen: ein ziviler

Nachrichten-dienst, dessen

Hauptauftrag geopolitisch

nicht nur in Europa liegt und gleichwer-tig mit der CIA

zusammenar-beitet. Immer wieder wird dabei der übergeordnete

NATO-Rahmen als roter Faden direkt bzw. implizit betont.

Im Verlauf des Films landet Urban mit seinem von Baretti gestohlenen Sport-Flugzeug auf einem US-Flugzeugträger. Die Szenen sind dabei so geschnitten, dass Original-Filmmaterial von einem Träger und Aufnahmen Urbans in einem Cockpit aufeinanderfolgen. Vollends unglaubwür-dig ist allerdings das Ende, als CIA und US-Militär den BND-Agenten allein den verrä-terischen US-General Burch durch Washington jagen lassen. Gleichzeitig wurde jedoch auch mit der Aufnahme der Legende „Kühlschrankverkäufer“ ein tat-sächlicher Aspekt des Agentenlebens auf-genommen; das Leben unter einer mög-lichst banalen Legende.

Abbildung 9: Standbild des „BND-Präsidenten“ im Film (links) und Fotoaufnahme von Reinhard Gehlen (Mitte und rechts)

Erstaunlich ist die Aufnahme eines of-fensichtlichen „Gehlen-Doubles“, der in der Tat Reinhard Gehlen ähnlich sieht. Interessant, da zum damaligen Zeitpunkt kaum Fotos von Gehlen existierten und er einer breiteren Öffentlichkeit nur nament-lich bzw. über ein Foto bekannt war. Die These von der bewussten Anspielung auf die Person Gehlens dürfte der Umstand sein, dass im Film der Präsident mit schwarzer Sonnenbrille zur Bürobespre-chung erscheint. Die Assoziation zu den zeitgenössischen bekannten Abbildungen Gehlens mit Sonnenbrille ist frappierend. 7. Reaktionen zum Film: Die Rolle des

BND wird nicht wahrgenommen

Im Dezember 1966 wurde der Film plan-mäßig abgedreht. Die Produktionskosten des BND-Films sollen sich auf insgesamt 2.085.600,00 DM belaufen haben.62 In den nächsten Wochen und Monaten plante die 62 Anfang 1969 veröffentlichte „Filmecho“ die Pro-duktionszahlen zu Filmen, die in deutscher und italienischer Co-Produktion entstanden sind.

Verleihfirma den Film nun zu vermarkten. Die Hoffnung, dass der Film über den BND-Agenten einen Erfolg darstellen würde, hatten nicht nur Weiß vom BND, sondern auch die Produktionsgesellschaft und Lex Barker.

Ende Januar 1967 berichtete die Frank-

furter Allgemeine Zeitung (FAZ) über den Besuch Lex Barkers in Deutschland. Barker erzählte im Interview, dass er nun, nach-dem man ihn in den USA nur als Tarzan und Western-Darsteller kannte, „[…] end-lich auch mal richtige Rollen übernehmen [könne], wie sie sich ein Schauspieler wünscht.“63 Dieses bezog sich aktuell auch auf seinen Auftritt in der Hauptrolle als deutscher BND-Agent. Der FAZ-Autor vermutete interessanterweise, dass es sich um die Rolle eines Agenten des Militäri-schen Abschirmdienstes handeln würde, „[…] ob in Uniform oder als ‚Staatsbürger in Uniform‘ in Zivil.“64 Auch in entspre-chenden Biographien wird der BND-

63 „Old Shatterhand in Nöten“, Frankfurter Allge-meine Zeitung, 24. Januar 1967, S. 19. 64 Ebd.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit26

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Abbildung 11: Das spanische Filmplakat

Abbildung 10: Das französische Filmplakat

Mitarbeiter fälschlicherweise als „Mann der deutschen Abwehr“ bezeichnet.65

Der Evangelische Film-Beobachter, eine

der führenden Zeitschriften für Filmkritik in Deutschland, bewertete 1967 den Film positiv und erkannte „[…] eine recht sau-bere Arbeit“. Der BND scheint, nach Auf-fassung des Film-Beobachters, gut getrof-fen zu sein, da vor allem „[…] das span-nungsreiche Geschehen […] zusätzlich durch Lex Barkers angenehm zurückhal-tendes Spiel in der Rolle des deutschen Agenten Urban [gewinnt]“.66 Man könnte meinen, der Kritiker hätte den Film nicht gesehen.

In weiteren Zeitungen und Zeitschriften

wurde, ganz im Sinne der gewünschten Image-Kampagne von Weiß, Werbung für den Film und damit auch indirekt für den BND gemacht. So wurde in der Bravo Nr. 8

65 Vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatter-hand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o.J.], S. 140. Im Presseheft des Verleihs ist ebenfalls von der "Rolle des deutschen Abwehr-Mannes" die Rede. Dieses Missverständnis war also haus- bzw. verleihgemacht. Vgl. Distelmeyer: "Das war deutsch, wenn ich mich nicht irre", S. 65. 66 Vgl. „Mister Dynamit – morgen küßt euch der Tod“, in: Evangelischer Film-Beobachter, Jahrgang 19. Nummer 350, München 1967, S. 350.

von 1967 Lex Barker als BND-Agent der jugendlichen Leserschaft vorgestellt.67 Auch in Ausgabe Nr. 10 von 1967 wurde der Film „Mr. Dynamit“ besprochen.68 Die Kinoplakate warben für den Film mit ei-nem Bild Lex Barkers in Anzug und Krawat-te, die Pistole in der einen und das „Dy-namit-Girl“ Maria Perschy (1938 - 2004), im Kleid mit üppigem Ausschnitt, in der anderen Hand.69 Während ab Mitte der sechziger Jahre die Präsidentschaft Reinhard Gehlens faktisch politisch am Ende war, der BND noch immer mit den Folgen der Krisen des Verratsfalls Heinz Felfe (1918 - 2008) oder der Spiegel-Affäre zu kämpfen hatte und der gesamte Dienst auf einen Neuanfang wartete, bot auch der Film die Chance auf einen Image-wechsel in der Öffentlichkeit.

67 BRAVO 8 (1967). 68 BRAVO 10 (1967). 69 Vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatter-hand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o.J.], S. 141 f.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 27

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Abbildung 11: Das spanische Filmplakat

Abbildung 10: Das französische Filmplakat

Mitarbeiter fälschlicherweise als „Mann der deutschen Abwehr“ bezeichnet.65

Der Evangelische Film-Beobachter, eine

der führenden Zeitschriften für Filmkritik in Deutschland, bewertete 1967 den Film positiv und erkannte „[…] eine recht sau-bere Arbeit“. Der BND scheint, nach Auf-fassung des Film-Beobachters, gut getrof-fen zu sein, da vor allem „[…] das span-nungsreiche Geschehen […] zusätzlich durch Lex Barkers angenehm zurückhal-tendes Spiel in der Rolle des deutschen Agenten Urban [gewinnt]“.66 Man könnte meinen, der Kritiker hätte den Film nicht gesehen.

In weiteren Zeitungen und Zeitschriften

wurde, ganz im Sinne der gewünschten Image-Kampagne von Weiß, Werbung für den Film und damit auch indirekt für den BND gemacht. So wurde in der Bravo Nr. 8

65 Vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatter-hand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o.J.], S. 140. Im Presseheft des Verleihs ist ebenfalls von der "Rolle des deutschen Abwehr-Mannes" die Rede. Dieses Missverständnis war also haus- bzw. verleihgemacht. Vgl. Distelmeyer: "Das war deutsch, wenn ich mich nicht irre", S. 65. 66 Vgl. „Mister Dynamit – morgen küßt euch der Tod“, in: Evangelischer Film-Beobachter, Jahrgang 19. Nummer 350, München 1967, S. 350.

von 1967 Lex Barker als BND-Agent der jugendlichen Leserschaft vorgestellt.67 Auch in Ausgabe Nr. 10 von 1967 wurde der Film „Mr. Dynamit“ besprochen.68 Die Kinoplakate warben für den Film mit ei-nem Bild Lex Barkers in Anzug und Krawat-te, die Pistole in der einen und das „Dy-namit-Girl“ Maria Perschy (1938 - 2004), im Kleid mit üppigem Ausschnitt, in der anderen Hand.69 Während ab Mitte der sechziger Jahre die Präsidentschaft Reinhard Gehlens faktisch politisch am Ende war, der BND noch immer mit den Folgen der Krisen des Verratsfalls Heinz Felfe (1918 - 2008) oder der Spiegel-Affäre zu kämpfen hatte und der gesamte Dienst auf einen Neuanfang wartete, bot auch der Film die Chance auf einen Image-wechsel in der Öffentlichkeit.

67 BRAVO 8 (1967). 68 BRAVO 10 (1967). 69 Vgl. Manfred Christ, Von Tarzan bis Old Shatter-hand. Lex Barker und seine Filme, Tunningen [o.J.], S. 141 f.

Die Welturaufführung des Films war am 25. Mai 1967 in Wien.70 Wenige Monate später, am 11. August 1967, erschien er auch in den Kinos in Italien unter dem Titel „Mister Dinamita, muori lentamente … te la godi di più“. Erst eine Woche später erfolgte die Uraufführung des Films in Deutschland unter dem Titel „Mister Dy-namit – Morgen küsst euch der Tod“ am 18. August 1967.71 Allerdings wurde der deutsche Kinostart zu diesem Zeitpunkt offenbar in keiner großen Tageszeitung besprochen. 1968 wurde der Film unter dem Titel „Die slowly, you´ll enjoy it more“ in Großbritannien, ebenso wie beispiels-weise in Finnland, aufgeführt. In Spanien wurde der Film als „Mañana os besará la muerte“ in Madrid am 3. August 1970 erstmals gezeigt.72 In den USA scheint der Film nie in die Kinos gekommen zu sein.73

Der vom BND erhoffte Imagegewinn er-

füllte sich nicht. Wenn der BND-Film in deutschen Zeitungen nach dem tatsächli-chen Kinostart im Februar 1968 überhaupt besprochen wurde, dann wurde in ver-schiedenen Kritiken, beispielsweise in der „Nacht-Depesche“ oder im „Telegraf“, durch eine nicht korrekte Organisations-bezeichnung immer wieder implizit der falsche Bezug hergestellt. Nämlich dass es sich um einen Film über die „deutsche

70 Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2. 71 Die deutschsprachige Filmfassung hatte eine Länge von 2635m und eine Spieldauer von 111 Minuten, vgl. Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2. Die englische Fassung war 9,300 ft lang und hatte da-mit eine Spieldauer von 103 Minuten, Monthly Film Bulletin, 1969, 36. Jahrgang, Heft 420, S. 59. 72 Vgl. www.gustavo-rojo.de/page5.php abgerufen am 16.08.2013. 73 Vgl. Schriftliche Aussage der Academy of Motion Picture and Sciences gegenüber der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ vom 20. August 2013.

Abwehr“ handele. Andere, wie „Der Ta-gesspiegel“, haben den Film vollkommen falsch verstanden und ordneten die Hauptfigur, den BND-Agenten Urban, ein-fach in gewohnter Art und Weise dem CIA zu. 74 Offenbar war der Leserschaft schwer zu erklären, dass auch die Bundesrepublik Deutschland einen geheimen Auslands-nachrichtendienst hat, der analog zur CIA oder zum MI6 international adäquat tätig ist. Ein bis heute wiederkehrendes Mo-ment, wird doch der Filminhalt vereinzelt noch immer, z. B. in der amerikanischen Fachliteratur, unscharf widergegeben und Urban nicht explizit als BND-Mitarbeiter, sondern allgemeiner als NATO-Agent be-zeichnet.75 Offenbar sollte er für das ame-rikanische Publikum, das den deutschen Auslandsnachrichtendienst überhaupt nicht kannte, verständlicher werden. In der österreichischen „Filmkunst. Zeit-schrift für Filmkultur und Filmwissen-schaft“ Nr. 51 von 1968 wurde der Film wie folgt bezeichnet: „Bob Urban, genannt ’Mister Dynamit’, das As des amerikani-schen Geheimdienstes, wird eingesetzt, um eine gestohlene Atombombe wieder herbeizuschaffen; es gelingt ihm nach vie-len Abenteuern auf einer Insel in der Kari-bischen See die Bande und ihren Chef aus-findig und unschädlich zu machen, bevor deren teuflischer Plan gelungen ist.“ 76 In der folgenden, englischen Ankündigung wird aus Urban sogar „[…] the superman

74 Nacht-Depesche 3. Februar 1968; Telegraf 4. Februar 1968; Der Tagesspiegel 4.Februar 1968. 75 “In 1965, harris starred with Lex Barker in Spy Today, Die Tomorrow. They played NATO agents after a madman with a deadly laser he´ll use to destroy Washington, D.C., unless a huge ransom is paid”, in: Wesley A. Britton, Onscreen and under-cover: the ultimate book of movie espoionage, Westport 2006, S. 147f. 76 Filmkunst Nr. 51, 1968. S. F2.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit28

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Abbildung 12: Deutsches Kinoplakat von 1967

of the American Intelligence Service“.77 Die Besonderheit, dass es sich bei der Hauptrolle um einen bundesdeutschen Agenten handelte, wurde in entsprechen-den Handlungsbeschreibungen von Ki-nokritiken fast nie erwähnt.78

Eine auffällige Ausnahme ist hierbei die

Süddeutsche Zeitung, die den BND, wohl nicht zuletzt aufgrund der geographischen Nachbarschaft, sehr wohl kannte und auch beim Namen nannte: allerdings amüsierte sie sich über dessen Hauptrolle in einem Kinofilm. In ihrer Ausgabe vom 20. De-zember 1967 machte man sich in einer Filmkritik sogleich darüber lustig, dass in einem internationalen Agentenfilm der BND die Hauptrolle spielte. So lautet de-ren sarkastischer Kommentar: „Es wirkt ein bißchen komisch, wenn internationale Großgangster, amerikanische Generäle und Leute vom CIA im Film achtungsvoll vom BND, der Abkürzungsformel unseres bundeseigenen Geheimdienstes, spre-chen. Der Held dieses neuesten deutschen Agentenfilms (Lex Barker) ist nämlich ein deutscher Geheimdienstmann“.79

77 Der Film wird hier mit den weiteren Alternativti-teln „Mister Dynamit – Tomorrow you will be kis-sed by death“ und „Monsieur Dynamite – Dinamite au Pentagon“ angekündigt. 78 1969 schrieb der britische Monthly film bulletin: „A humdrum addition to the seemingly endless cycle of secret agent comic-strip. Mister Dyna-mite's encounter with a gadget-obsessed professor is mildly amusing, but in all other respects this is the mixture as before: athletic hero, viIlains who can't shoot straight, an excess of glamour girls, and not a spark of originality in the whole flimsy con-coction.”, Monthly Film Bulletin, 1969, 36. Jahr-gang, Heft 420, S. 59. 79 „Mister Dynamit – Morgen küßt euch der Tod“, in: Süddeutsche Zeitung vom 20. Dezember 1967, aus: LaBi (SP551), Pressedokumentation HFF „Kon-rad Wolf“, Mister Dynamit – morgen küßt euch der Tod.

Der Film verschwand schnell wieder aus den Kinosälen und lief nur noch selten in verschiedenen Ländern im Fernsehen.80 Im deutschen Fernsehen wurde der Film bislang sogar nur einmal, am 25. Februar 2000, auf dem Kanal „Super RTL“, gezeigt und war zuvor nur als Super-8-Film und auf Videokassette im Vertrieb der „toppic“ erhältlich.81

8. Fazit: Der BND kam nicht groß heraus

Der prognostizierte „Reißer“ wurde „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ nicht. Die Erwartungen aller beteiligten Seiten sollten sich nicht erfüllen.

Die großen Hoffnungen der Produkti-onsfirma wurden enttäuscht. Ein zweiter Film, der unter frühzeitiger Einbindung und größerer Unterstützung durch den BND noch realitätsnaher gestaltet werden sollte, konnte nicht mehr in Angriff ge-nommen werden. Schuld daran waren interne Probleme innerhalb der Produkti-on. Schon bei den Dreharbeiten kam es zu Unstimmigkeiten, an deren Ende der

80 Etwa in den USA. 81 Mail RTL Televisions GmbH an die Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ vom 14. August 2013.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 29

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Abbildung 12: Deutsches Kinoplakat von 1967

of the American Intelligence Service“.77 Die Besonderheit, dass es sich bei der Hauptrolle um einen bundesdeutschen Agenten handelte, wurde in entsprechen-den Handlungsbeschreibungen von Ki-nokritiken fast nie erwähnt.78

Eine auffällige Ausnahme ist hierbei die

Süddeutsche Zeitung, die den BND, wohl nicht zuletzt aufgrund der geographischen Nachbarschaft, sehr wohl kannte und auch beim Namen nannte: allerdings amüsierte sie sich über dessen Hauptrolle in einem Kinofilm. In ihrer Ausgabe vom 20. De-zember 1967 machte man sich in einer Filmkritik sogleich darüber lustig, dass in einem internationalen Agentenfilm der BND die Hauptrolle spielte. So lautet de-ren sarkastischer Kommentar: „Es wirkt ein bißchen komisch, wenn internationale Großgangster, amerikanische Generäle und Leute vom CIA im Film achtungsvoll vom BND, der Abkürzungsformel unseres bundeseigenen Geheimdienstes, spre-chen. Der Held dieses neuesten deutschen Agentenfilms (Lex Barker) ist nämlich ein deutscher Geheimdienstmann“.79

77 Der Film wird hier mit den weiteren Alternativti-teln „Mister Dynamit – Tomorrow you will be kis-sed by death“ und „Monsieur Dynamite – Dinamite au Pentagon“ angekündigt. 78 1969 schrieb der britische Monthly film bulletin: „A humdrum addition to the seemingly endless cycle of secret agent comic-strip. Mister Dyna-mite's encounter with a gadget-obsessed professor is mildly amusing, but in all other respects this is the mixture as before: athletic hero, viIlains who can't shoot straight, an excess of glamour girls, and not a spark of originality in the whole flimsy con-coction.”, Monthly Film Bulletin, 1969, 36. Jahr-gang, Heft 420, S. 59. 79 „Mister Dynamit – Morgen küßt euch der Tod“, in: Süddeutsche Zeitung vom 20. Dezember 1967, aus: LaBi (SP551), Pressedokumentation HFF „Kon-rad Wolf“, Mister Dynamit – morgen küßt euch der Tod.

Der Film verschwand schnell wieder aus den Kinosälen und lief nur noch selten in verschiedenen Ländern im Fernsehen.80 Im deutschen Fernsehen wurde der Film bislang sogar nur einmal, am 25. Februar 2000, auf dem Kanal „Super RTL“, gezeigt und war zuvor nur als Super-8-Film und auf Videokassette im Vertrieb der „toppic“ erhältlich.81

8. Fazit: Der BND kam nicht groß heraus

Der prognostizierte „Reißer“ wurde „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ nicht. Die Erwartungen aller beteiligten Seiten sollten sich nicht erfüllen.

Die großen Hoffnungen der Produkti-onsfirma wurden enttäuscht. Ein zweiter Film, der unter frühzeitiger Einbindung und größerer Unterstützung durch den BND noch realitätsnaher gestaltet werden sollte, konnte nicht mehr in Angriff ge-nommen werden. Schuld daran waren interne Probleme innerhalb der Produkti-on. Schon bei den Dreharbeiten kam es zu Unstimmigkeiten, an deren Ende der

80 Etwa in den USA. 81 Mail RTL Televisions GmbH an die Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ vom 14. August 2013.

Hauptdarsteller Lex Barker seine Gage einklagen musste. Daraufhin hatte dieser kein Interesse mehr an weiteren Verfil-mungen mit ihm als BND-Agent. Aus der angedachten Serie von BND-Agenten-Filmen wurde ein Solitär: Das Projekt en-dete nach nur einer Produktion. Für Lex Barker bedeutete der BND-Film ebenfalls nur eine Episode und markierte nicht sei-nen erhofften Durchbruch in das Agenten-genre und einen langfristigen Imagewech-sel. Noch bis heute denkt man bei Lex Bar-ker an Tarzan oder Old Shatterhand, nicht etwa an seine Verkörperung als BND-Agent.

Abbildung 13: Das italienische Plakat

Auch für den BND haben sich die gro-

ßen Pläne nicht erfüllt, durch einen erfolg-reichen Kinofilm einem breiten Publikum als leistungsstarker Geheimdienst und

gleichwertiger Partner etwa der CIA be-wusst zu werden. Der Kontext zum BND wurde schlichtweg meist übersehen oder äußerst skeptisch, weil nicht glaubwürdig, bewertet. So wäre es auch zu erklären, dass offenbar sogar die zuständigen Berei-che des MfS, die sonst sämtliche Aspekte mit dem Kontext BND sammelten und analysierten, diesen Kinofilm nicht in ei-nem größeren Zusammenhang mit dem BND gesehen haben. Zumindest konnten keine Hinweise im Archiv des Bundesbe-auftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) zu diesem Thema aufgefunden werden.

Unabhängig von diesen Überlegungen

dokumentiert der Film eine bislang unbe-kannte Facette des Interessensprofils des BND: der Kinofilm als Medium zur Image-verbesserung. So „amüsant“ aus heutiger Perspektive diese Episode auch anmutet, wurde das Projekt 1966/67 auf höchster Ebene als ernsthaft wahrgenommen, be-sprochen und befürwortet. Es zeigt sich, dass der BND nicht nur um Einflussnahme etwa bei der Presse bemüht war, sondern auch so weit dachte, auch einen Spielfilm, wenn möglich, im eigenen Sinn zu nutzen. So bleibt der Kinofilm von 1967 der bislang einzige Versuch, die Tätigkeit des deut-schen Auslandsnachrichtendienstes in einem Kinofilm einem breiten Publikum näher zu bringen und öffentlichkeits-wirksam zur Imagesteigerung zu nutzen. Dr. Bodo Hechelhammer Leiter der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit30

MFGBND 7/2014

I. Dokumente Beschreibung der Dokumente

Die in der vorliegenden Mitteilung aufgeführten Dokumente werden alle als Faksimile wie-dergegeben. Es sind diejenigen Unterlagen zum Filmprojekt „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ über die es im BND-Archiv eine eigene Akte mit der Archivsignatur 150.089 gibt. Die insgesamt 18 Dokumente sind chronologisch geordnet, nummeriert und werden vollständig wiedergegeben. Nr. 1. Dokument 1 vom 13. Mai 1966 ist das erste Schreiben der Parnass-Film, verfasst

und unterschrieben vom Produzenten Theo M. Werner, an das Verteidigungsminis-terium. Er bitte um die volle Unterstützung unserer Bundeswehr für das Filmprojekt „Mr. Dynamit“.

Nr.2. Das zweite Dokument ist ein interner Vermerk des Verteidigungsministeriums vom 20. Mai 1966, mit dem Auftrag, weitere Exemplare der Romanvorlage zu bestellen und diese dann mit einer Stellungnahme wieder vorzulegen. Dazu sollte eine Stel-lungnahme zur Firma Parnass-Film angefertigt werden.

Nr. 3. Brief 3, vom 1. Juni 1966, ist das Begleitschreiben zu den angeforderten, weiteren drei Exemplaren des „Mister Dynamit“-Romans.

Nr. 4. Das Informations- und Pressezentrum des BMVg legt am 6. Juni seine knappe Ein-schätzung vor. Der Roman enthalte „…derartig viele Unrichtigkeiten über die Arbeit des BND, dass eine Unterstützung [...] durch die Bundeswehr nicht gegeben werden sollte.“ Dennoch wird gebeten, das ASBw um eine Stellungnahme zu bitten und auf das Drehbuch zu warten.

Nr. 5. Zehn Tage später legt das Referat S II 6 seine Stellungnahme zum Roman vor. Darin wird den „wehrtechnischen und organisatorischen Einzelheiten“ des Buches be-scheinigt, dass sie auf Tatsachen beruhen. Zur Geheimdiensthandlung solle jedoch der BND eingeschaltet werden.

Nr. 6. Im Antwortschreiben des BMVg vom 21. Juni 1966 an die Parnass wird eine Unter-stützung von der Zusage eines Mitspracherechts für den Verteidigungsminister „bei der endgültigen Abfassung dieses Drehbuches“ abhängig gemacht.

Nr. 7. Das siebte Dokument ist das Antwortschreiben der Parnass-Film an das BMVg vom 29. August 1966. Das Drehbuch wird übersandt (leider in der BND-Akte nicht erhal-ten) und die Unterstützungsbitte konkretisiert. Zur „populären Glorifizierung eines deutschen Bundesnachrichten-Dienstlers“ soll eine Szene auf einem bayerischen Truppenübungsplatz gedreht werden.

Nr. 8. Das Schreiben vom 31. August 1966 ist eine Kurznotiz innerhalb des Ministeriums, die nur noch nach Bedenken gegen die erbetene Unterstützung fragt.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 31

MFGBND 7/2014

I. Dokumente Beschreibung der Dokumente

Die in der vorliegenden Mitteilung aufgeführten Dokumente werden alle als Faksimile wie-dergegeben. Es sind diejenigen Unterlagen zum Filmprojekt „Mr. Dynamit – morgen küsst euch der Tod“ über die es im BND-Archiv eine eigene Akte mit der Archivsignatur 150.089 gibt. Die insgesamt 18 Dokumente sind chronologisch geordnet, nummeriert und werden vollständig wiedergegeben. Nr. 1. Dokument 1 vom 13. Mai 1966 ist das erste Schreiben der Parnass-Film, verfasst

und unterschrieben vom Produzenten Theo M. Werner, an das Verteidigungsminis-terium. Er bitte um die volle Unterstützung unserer Bundeswehr für das Filmprojekt „Mr. Dynamit“.

Nr.2. Das zweite Dokument ist ein interner Vermerk des Verteidigungsministeriums vom 20. Mai 1966, mit dem Auftrag, weitere Exemplare der Romanvorlage zu bestellen und diese dann mit einer Stellungnahme wieder vorzulegen. Dazu sollte eine Stel-lungnahme zur Firma Parnass-Film angefertigt werden.

Nr. 3. Brief 3, vom 1. Juni 1966, ist das Begleitschreiben zu den angeforderten, weiteren drei Exemplaren des „Mister Dynamit“-Romans.

Nr. 4. Das Informations- und Pressezentrum des BMVg legt am 6. Juni seine knappe Ein-schätzung vor. Der Roman enthalte „…derartig viele Unrichtigkeiten über die Arbeit des BND, dass eine Unterstützung [...] durch die Bundeswehr nicht gegeben werden sollte.“ Dennoch wird gebeten, das ASBw um eine Stellungnahme zu bitten und auf das Drehbuch zu warten.

Nr. 5. Zehn Tage später legt das Referat S II 6 seine Stellungnahme zum Roman vor. Darin wird den „wehrtechnischen und organisatorischen Einzelheiten“ des Buches be-scheinigt, dass sie auf Tatsachen beruhen. Zur Geheimdiensthandlung solle jedoch der BND eingeschaltet werden.

Nr. 6. Im Antwortschreiben des BMVg vom 21. Juni 1966 an die Parnass wird eine Unter-stützung von der Zusage eines Mitspracherechts für den Verteidigungsminister „bei der endgültigen Abfassung dieses Drehbuches“ abhängig gemacht.

Nr. 7. Das siebte Dokument ist das Antwortschreiben der Parnass-Film an das BMVg vom 29. August 1966. Das Drehbuch wird übersandt (leider in der BND-Akte nicht erhal-ten) und die Unterstützungsbitte konkretisiert. Zur „populären Glorifizierung eines deutschen Bundesnachrichten-Dienstlers“ soll eine Szene auf einem bayerischen Truppenübungsplatz gedreht werden.

Nr. 8. Das Schreiben vom 31. August 1966 ist eine Kurznotiz innerhalb des Ministeriums, die nur noch nach Bedenken gegen die erbetene Unterstützung fragt.

Nr.9. Die innerhäusige Antwort vom 7. September 1966 empfiehlt, von der Produktions-firma zu verlangen, keine Dienstgradbezeichnungen zu verwenden. Es solle nicht der Eindruck entstehen, alle BND-Angehörigen wären Soldaten.

Nr. 10. Dokument Nummer 10 ist ein BND interner, handschriftlicher Vermerk des Telefo-nats vom 13. September 1966. Der Filmreferent des Auswärtigen Amtes informiert sich über eine mögliche Unterstützung des Filmprojektes und bekundet seine Zwei-fel. Der BND verabredet mit Werner ein Treffen in Bonn.

Nr. 11. Das BND interne Schreiben 11 dokumentiert die Kontaktaufnahme Werners mit der BND Außenstelle „Aquarium“ in Bad Godesberg am 5. Oktober 1966.

Nr. 12. Das zwölfte, undatierte Dokument zeigt eine BND interne Auswertung des Dreh-buchs und des Treffens in Bonn als Anlage zu Dokument 11.

Nr. 13. Dokument 13 ist wiederum ein interner Vermerk des BND vom 5. Oktober 1966 zur weiteren Vorgehensweise und enthält den handschriftlichen Vermerk des BND-Präsidenten zur eingeschränkten Unterstützungszusage.

Nr. 14. Am 10. Oktober konkretisiert Werner in seinem Schreiben an das BMVg seine Wün-sche zur Unterstützung der Dreharbeiten durch das Heer und bestätigt, dass die Einwände des BND bereits umgesetzt seien.

Nr. 15. Mit Schreiben vom 20. Oktober wird BMVg intern die (offizielle) Einholung einer BND Meinung erbeten.

Nr. 16. Am 2. November 1966 wird der BND-Präsident von 27VK offiziell über die Drehar-beiten und das Drehbuch unterrichtet, nachdem die Informationen aus dem BMVg eingegangen waren.

Nr. 17. In Schreiben 17 berichtet 27VK dem BND-Präsidenten am 28. November 1966 vom Treffen mit Werner.

Nr. 18. In diesem Dokument bedankt sich der US-Geheimdienst beim BND für die Informa-tionen zum Filmprojekt und bestätigt, dass die Amerikaner nicht über dieses Vorha-ben unterrichtet wurden.

Nr. 19. Das letzte Dokument ist eine weitere, undatierte Auswertung des Drehbuchs.

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit32

MFGBND 7/2014

II. FaksimilesDokument 1

Der Bundesnachrichtendienst und das Filmprojekt Mr. Dynamit 33

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III. Glossar

Im Folgenden werden die im Essay und den Dokumenten vorkommenden Organisationsab-kürzungen in jeweils numerischer Reihenfolge aufgeschlüsselt. BND-Dienststellen 27VK Strategische Aufklärung 84 Personelle und materielle Sicherheit 106 Bezeichnung für BND-Präsident (1961-1968) 106/I Büro Präsident 106/II Sonderaufträge 106/G Steuerung für Beschaffung und Auswertung 106/XX Verbindungsbüro des BND-Präsidenten in Bonn 363 Bezeichnung für BND-Präsident (1958 - 1961) 801 CIA-Verbindungsstab in Pullach Dienststellen im Bundesministerium der Verteidigung82 Fü S Führungsstab der Streitkräfte Fü S II 6 Referat „Militärische Sicherheit, COSMIC- und ATOMAL-Kontrolloffizier“ in der

Unterabteilung „Militärisches Nachrichtenwesen“ Fü S VII Unterabteilung „Allgemeine Wehrfragen“ Fü S VII a nicht aufgeführt Fü S VII 5 Referat „Film - Bild – Ton“ Fü S VII 6 Referat „"Psychologische Kampfführung“

82 Angaben nach Organisationsplan des BMVg, Stand 1. Februar 1966, Blatt 5, Bundesarchiv-Militärarchiv.

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IV. Personen- und Ortsregister Adenau, Birgit 8 Arent, Eddi 7 Barker, Lex 7, 10, 12, 19, 25, 26, 27, 28, 29, 33, 39, 45, 50, 51, 54, 55, 62, 65 Bastianoni Giancarlo 8 Betz, Kurt 12 Blacky Wallace, siehe Fuchsberger, Joachim Büchner (Oberstleutnant) 10, 32 Cebrian, Francisco 8 Cervera, Tita 8 Cervera, Wilhelm 8 Cooper, Gary 7 Cortés, Hercules 8 Dulles, Allen W. 9 Eppler, Dieter 7 Fawcett, Charles 8 Felfe, Heinz 26 Fuchsberger, Joachim 8 Fuetterer, Werner 8 Gabor, Zsa Zsa 7 Gehlen, Reinhard 9, 15, 16, 17, 18, 19, 25, 26, 64 Gottlieb, Franz Josef 7, 9, 32, 33, 48, 62 Guenter, C. H. 6, 8, 10, 19, 20, 55, 62 Günther, Karl-Heinz, siehe Guenter, C. H. Habe, Hans 16 Haggan, Howard 8 Hahn, Gisela 8 Harris, Brad 7, 17 Hassel, Kai-Uwe 11 Hauenstein (Korvettenkapitän) 13, 14, 44, 47, 49 Hauff, Werner 8 Haupt, Ulrich 7 Helms, Richard McGarrah 18, 57 Hlawacek, Gustav 12 Induni, Luis 8 Johnson, Lyndon B. 24 Koch (Monsignore) 12 Landry, Gerald 8 Lang, Fritz 7 Lange, Carl 8 Levka, Uta 8 Lübke, Heinrich 24 Mattai, Pino 8 May, Karl 7, 10, 33, 62 Müggenburg, Günter 18 Muni, Damaso 8 Nazzari, Amedeo 7, 51 Perschy, Maria 7, 26, 51

Peters, Werner 8 Pfeiffer 13, 38, 39, 41 Pica, Antonio 8 Preiss, Wolfgang 7, 51 Rapp, Karl 8 Rauch, Siegfried 8 Re, Gustovo 8 Retzer, Raoul 8 Rigaud, Georges 8 Riva de la, Miguel 8 Rohlinger, Rudolf 18 Rojo, Gustavo 7 Rosenhauer 37, 49 Rowas, Franz 12, 13, 15, 43 Siegel (Oberstleutnant) 11, 36 Solar, Sylvia 8 Stalin, Josef 7 Suarez, José 7 Teege, Joachim 8, 51 Teschauer 10, 32, 33 Wallace, Edgar 7, 62 Weiß, Kurt 15, 16, 17, 18, 19, 25, 57, 64 Weber 35 Werner, Theo Maria 7, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 30, 31, 33, 40, 43, 44, 45, 46, 48, 50, 52, 54, 62, 63, 64, 65 Wolter, Ralf 7, 51 Bad Godesberg 14, 15, 16, 31, 47, 64 Barcelona 14 Berlin 8, 63 Bonn 10, 11, 31, 32, 35, 36, 37, 39, 40, 42, 44, 47, 49 Cartagena 14 Grafenwöhr 45, 56 Madrid 12, 14, 26 München 7, 8, 9, 14, 17, 32, 35, 38, 39, 44, 45, 58, 62, 63 Pullach 5, 7, 9, 15, 17, 18, 19, 45, 58 Rastatt 8, 62 Washington 14, 45 Wien 26, 47, 48, 65 Die Insel „Misericordia“ wurde nicht aufgenom-men, da sie nicht existiert.

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Danksagung Den Entstehungsprozess dieser Mitteilung haben verschiedene Institutionen und Personen durch Hinweise, Gespräche oder Recherchen unterstützt, denen daher in alphabetischer Reihenfolge im Folgenden gedankt werden soll. Es ist zu danken: dem Pabel-Moewig Verlag Rastatt, dem Deutschen Filminstitut Wiesbaden, Prof. Dr. Jan Distelmeyer Europäische Medienwissenschaft (Fachhochschule Potsdam und Universität Potsdam), Joachim Fuchsberger München, dem US Nationalarchiv Washington, den Bavaria Studios & Production Services München, dem Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, der Informations- und Medienzentrale der Bundes-wehr, der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Margaret Herrick Library) Holly-wood, dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, der RTL Televisions GmbH, der Be-hörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Berlin, der Transit Film GmbH und Ralf Wolter München. Berlin, Februar 2014

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Summary The Bundesnachrichtendienst and the movie project Mr. Dynamit This retrospect shines a light on the spy film genre in general and in particular on the BND’s interest in the only film to star a BND agent, which was made in 1967: “Mr. Dynamite - Die Slowly, You’ll Enjoy It More”

The international popularity of the first James Bond movies dominated not only the image the man on the street had of the British Secret Intelligence Service (SIS) or the MI6 but shaped the people’s con-cept of secret services in the nineteen sixties. Most other spook films at the time were about the Central Intelligence Agen-cy (CIA) or other US secret services. There were also films highlighting the activity of the Soviet KGB or the GDR’s secret police (Stasi). But how about West Germany's foreign intelligence service? Obviously, neither national nor international filmmakers and scriptwriters were inter-ested in a story about agents from Pullach, Germany.

A nuclear bomb disappears from US Army stockpiles. The man who pulls the strings is Bardo Barretti, an Italian busi-nessman, who wants to extort US$1bn in ransom money from the United States of America. Otherwise, Barretti threatens to set off the bomb over Washington. Pen-tagon and CIA request administrative as-sistance from the German intelligence

agency, the Bundesnachrichtendienst (BND). The organization sends in its top man: Bob Urban alias Mister Dynamite.

That is, in a nutshell, the plot of the

German-Spanish coproduction “Mr. Dy-namite – Die Slowly – You'll Enjoy it More” from 1967. For the first – and the last- time, a BND agent played the leading role in an international movie.

The screenplay was based on a novel by Karl-Heinz Günther (1924 – 2005), whose nom de plume was C. H. Guenter. “Spy today – Die Tomorrow” appeared in 1965 in the spy novel series by Erich Pabel Ver-lag, Rastatt.

The film project was realized by Theo Maria Werner (1925-1989), a German filmmaker, producer, scriptwriter and ac-tor, who, primarily in the nineteen sixties, made numerous spook and adventure films in association with the Munich-based Parnass-Film GmbH. The movie was shot between September and December 1966 in Germany, Spain and the United States. Producer and man in charge of adapting the screenplay was the Austrian Franz Josef Gottlieb (1930 - 2006), who had shot numerous Edgar Wallace and Karl May films.

The role of BND agent Bob Urban was not played by a German. The man chosen for the role was Lex Barker (1919 - 1973), an American actor who was very popular in Germany at the time.

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Summary The Bundesnachrichtendienst This retrospect shines a light on the spy film genre in general and in particular on the BND’s interest in the only film to star a BND agent, which was made in 1967: “Mr. Dynamite - Die Slowly, You’ll Enjoy It More”

The international popularity of the first James Bond movies dominated not only the image the man on the street had of the British Secret Intelligence Service (SIS) or the MI6 but shaped the people’s con-cept of secret services in the nineteen sixties. Most other spook films at the time were about the Central Intelligence Agen-cy (CIA) or other US secret services. There were also films highlighting the activity of the Soviet KGB or the GDR’s secret police (Stasi). But how about West Germany's foreign intelligence service? Obviously, neither national nor international filmmakers and scriptwriters were inter-ested in a story about agents from Pullach, Germany.

A nuclear bomb disappears from US Army stockpiles. The man who pulls the strings is Bardo Barretti, an Italian busi-nessman, who wants to extort US$1bn in ransom money from the United States of America. Otherwise, Barretti threatens to set off the bomb over Washington. Pen-tagon and CIA request administrative as-sistance from the German intelligence

agency, the Bundesnachrichtendienst (BND). The organization sends in its top man: Bob Urban alias Mister Dynamite.

That is, in a nutshell, the plot of the

German-Spanish coproduction “Mr. Dy-namite – Die Slowly – You'll Enjoy it More” from 1967. For the first – and the last- time, a BND agent played the leading role in an international movie.

The screenplay was based on a novel by Karl-Heinz Günther (1924 – 2005), whose nom de plume was C. H. Guenter. “Spy today – Die Tomorrow” appeared in 1965 in the spy novel series by Erich Pabel Ver-lag, Rastatt.

The film project was realized by Theo Maria Werner (1925-1989), a German filmmaker, producer, scriptwriter and ac-tor, who, primarily in the nineteen sixties, made numerous spook and adventure films in association with the Munich-based Parnass-Film GmbH. The movie was shot between September and December 1966 in Germany, Spain and the United States. Producer and man in charge of adapting the screenplay was the Austrian Franz Josef Gottlieb (1930 - 2006), who had shot numerous Edgar Wallace and Karl May films.

The role of BND agent Bob Urban was not played by a German. The man chosen for the role was Lex Barker (1919 - 1973), an American actor who was very popular in Germany at the time.

In the book, Mr. Dynamite was de-scribed as follows: In 1950 Abitur (gradua-tion from secondary school), followed by engineering studies, including eight se-mesters at TU München (University of Technology, Munich) and in Berlin; high-frequency and mechanical engineering studies; degrees in interpreting in French, English and Spanish. In addition to tech-nical training and language skills, Mr. Dy-namite is very athletic: He is a pentathlete with Olympic qualities and allowed to car-ry the title “gun master”. The star agent also has hard military training under his belt: engineer officer equipped with vari-ous pilot's licenses (including jet fighter); two-year stint at the naval forces (A5 Pa-tent (Mate’s Certificate) “Steuermann auf großer Fahrt”). The BND agent has an IQ of 123. Furthermore, he underwent train-ing at the German Federal Office of Crimi-nal Investigation (BKA). He was wooed away by the BND “[…] because only the best are good enough for the most deli-cate jobs.”

In the movie, the agents operate mili-tary equipment including submarine, air-craft carrier, helicopter and combat air-craft. In order to create a most realistic background for the movie production, the Munich-based Parnass-Film intended to inform relevant authorities about the film project and to request support.

About six months before the start of

shooting, film maker Werner made efforts to win the support of -in his eyes- relevant

federal government agencies. In May 1966, Parnass Film contacted the Federal Ministry of Defence in order to request support for the project. Werner tried to lift the project to a level of foreign policy and security relevance. He described the project as “[…] the first German movie to feature the Bundesnachrichtendienst and to shine a light on the significance of co-operation between BND and CIA in NATO – all wrapped up in a thrilling plot.” The first movie “[...] to acknowledge the mer-its of German counterintelligence […]“, with Werner, of course, not referring to the Wehrmacht “Abteilung Abwehr” but to the BND. Werner tried to drum up sup-port from the Federal Ministry of Defence by pretending that the project was already receiving broad national and international support -which, at that point, was de facto not true- and that the project was receiv-ing support from Spain and the United States and that he was cherishing reason-able hopes “[…] that also the Federal Min-istry of Defence would like to “back up" this cinematic approach to showcasing and glorifying a BND agent and his mer-its”. The Bundeswehr promised to lend its support. In return, Parnass-Film accepted content-related criticism expressed by the Bundeswehr and underlined, for example, that the BND was a civilian, non-military government agency.

As a matter of fact, the BND was inter-

ested in the first film project in the mid-sixties that did not focus on the CIA or other intelligence agencies but on the

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Bundesnachrichtendienst. The BND unit responsible for press contacts and public relations was “Strategische Aufklärung (Strategic Intelligence). At the time, the head of Strategische Aufklärung was Kurt Weiß, cover name Winterstein, (1916-1994). Kurt Weiß was highly interested in a film about the BND. Among other things, it was his job to know at an early stage when and where reporting on the BND was planned and to exert positive influ-ence, if possible. Notes in his office calen-dar tell us more about the positive PR po-tential he believed the film might have. Behind the film title, he wrote the decisive message: BND = CIA. It was not the first time that a spook film attracted the BND’s – and Weiß’ - attention. It is documented that Reinhard Gehlen himself was inter-ested in “In the Name of the Devil" anoth-er film project from 1960. It was again Weiß’ unit that had brought that movie to Gehlen’s attention in 1960.

On 3 October 1966, Theo Maria Werner contacted a BND representative for the first time. Werner travelled to Bad Godes-berg, where he met a BND staffer in a cover office. At the time, the screenplay was finished and the shooting had already begun. Thus, Weiß’ influence on the film was therefore very limited.

The original script envisaged also on-site shooting at the BND headquarters in Pullach and at the office of BND President Reinhard Gehlen. That was an absolute novelty at the time. The film company

then contacted the BND, directly request-ing permission for “[…] on-site shooting to create an authentic setting […].“ First, the BND checked on Werner in its files for a possible pro-communist stance. As the result was negative, the decision was tak-en to meet Werner in Munich. The plan was to read and assess the script and to outline the role of the BND prior to the meeting.

Now, it was Weiß’ job to prepare a presidential memo for or against the mov-ie. The result was almost euphoric: “The main character of the film is Bob Urban, a BND agent. He can do the craziest things. Showcasing collaboration between BND and CIA […], the BND is making it big […] the film is bound to become a blockbuster, making CIA and BND look very good. In my eyes, the film does not involve any prob-lems because it is absolutely non-political. It is actually not possible to find fault with the movie –only if you mind that the BND- as planned- tolerates on-site outdoor shooting. However, it is hardly possible to raise objections to this.” Reinhard Gehlen concurred with Weiß. On 12 October 1966, the BND President made a note on the issue: “Basically no objections, but no shootings inside of the headquarters! Driveway to the headquarters and gates from the outside – yes”. Original shootings of the presidential office were not permit-ted. However, the requested on-site out-door shootings at the BND compound were no problem. No objections from the security perspective.

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Bundesnachrichtendienst. The BND unit responsible for press contacts and public relations was “Strategische Aufklärung (Strategic Intelligence). At the time, the head of Strategische Aufklärung was Kurt Weiß, cover name Winterstein, (1916-1994). Kurt Weiß was highly interested in a film about the BND. Among other things, it was his job to know at an early stage when and where reporting on the BND was planned and to exert positive influ-ence, if possible. Notes in his office calen-dar tell us more about the positive PR po-tential he believed the film might have. Behind the film title, he wrote the decisive message: BND = CIA. It was not the first time that a spook film attracted the BND’s – and Weiß’ - attention. It is documented that Reinhard Gehlen himself was inter-ested in “In the Name of the Devil" anoth-er film project from 1960. It was again Weiß’ unit that had brought that movie to Gehlen’s attention in 1960.

On 3 October 1966, Theo Maria Werner contacted a BND representative for the first time. Werner travelled to Bad Godes-berg, where he met a BND staffer in a cover office. At the time, the screenplay was finished and the shooting had already begun. Thus, Weiß’ influence on the film was therefore very limited.

The original script envisaged also on-site shooting at the BND headquarters in Pullach and at the office of BND President Reinhard Gehlen. That was an absolute novelty at the time. The film company

then contacted the BND, directly request-ing permission for “[…] on-site shooting to create an authentic setting […].“ First, the BND checked on Werner in its files for a possible pro-communist stance. As the result was negative, the decision was tak-en to meet Werner in Munich. The plan was to read and assess the script and to outline the role of the BND prior to the meeting.

Now, it was Weiß’ job to prepare a presidential memo for or against the mov-ie. The result was almost euphoric: “The main character of the film is Bob Urban, a BND agent. He can do the craziest things. Showcasing collaboration between BND and CIA […], the BND is making it big […] the film is bound to become a blockbuster, making CIA and BND look very good. In my eyes, the film does not involve any prob-lems because it is absolutely non-political. It is actually not possible to find fault with the movie –only if you mind that the BND- as planned- tolerates on-site outdoor shooting. However, it is hardly possible to raise objections to this.” Reinhard Gehlen concurred with Weiß. On 12 October 1966, the BND President made a note on the issue: “Basically no objections, but no shootings inside of the headquarters! Driveway to the headquarters and gates from the outside – yes”. Original shootings of the presidential office were not permit-ted. However, the requested on-site out-door shootings at the BND compound were no problem. No objections from the security perspective.

Parnass Film claimed that in addition to Bundeswehr support, the United States had issued shooting permission for the Pentagon. The BND was impressed by that degree of support but wanted to verify the information using the organization’s intel-ligence contacts. To that end, the BND contacted also the CIA. Mr. Dynamite be-came an issue for discussion between CIA and BND! On 4 November 1966, Weiß, using his operational alias Holm, contact-ed the CIA liaison office in Pullach in order to inform the CIA about the planned BND film. Rather than verifying the information at in-house expert level, the liaison office informed CIA Director Richard McGarrah Helms (1913-2002) himself about the pro-ject. Up until the BND memo, the CIA had no knowledge of the planned film. The same applied to the Pentagon and other military authorities. None of them had promised to support Parnass Film.

There were plans to showcase BND agent Urban in other movies. Werner pre-tended that the BND movie starring Lex Barker had aroused so much international interest that the follow-up movie entitled ”3,000 Coffins” was already being pre-pared. In order to secure the BND’s sup-port for the follow-up project, Werner

again highlighted the special significance of the movie, the chance to polish the im-age of the BND, namely that "[...] at long last a German agent plays the leading role [...]” instead of the “US supermen” as usu-ally.

The world premiere of the film was cel-

ebrated in Vienna on 25 May 1967. A few months later, on 11 August 1967, the movie came into the theaters in Italy, enti-tled Mister Dinamita, muori lentamente … te la godi di più. It took another week be-fore the premiere of “Mister Dynamit - Morgen küsst euch der Tod” took place in Germany on 18 August 1967.

The film failed to become a block-

buster. The high hopes of the production company were shattered. It was not pos-sible to start a second movie with the ear-ly involvement and the support of the BND. The reasons were internal produc-tion-related problems. Frictions arose al-ready during the shooting. In the end, Lex Barker, the impersonator of the BND agent, had to file a suit for his fee. After that, he was no longer interested in star-ring as a BND agent in other productions. The planned series of BND spy films ended up as a flash in the pan.

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Mitteilungen der Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ (MFGBND)

herausgegeben vom

Bundesnachrichtendienst

Bisher erschienene Bände: Nr. 1: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Berlinkrise 1958 und Schließung der Sektorengrenzen in Berlin am 13. August 1961 in den Akten des Bundesnachrichtendienstes, Berlin 2011, 31 S., ISBN 978-3-943549-00-3 Nr. 2: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Walther Rauff und der Bundesnachrichtendienst, Berlin 2011, 46 S., ISBN 978-3-943549-01-0 Sonderausgabe: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Kassationen von Personalakten im Bestand des BND-Archivs, Berlin 2011, 22 S., ISBN 978-3-943549-02-7 Nr. 3 Band 1: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Der Bundesnachrichtendienst und die Kuba-Krise, Berlin 2012, 78 S., ISBN 978-3-943549-04-1 Nr. 3 Band 2: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Der Bundesnachrichtendienst und die Kuba-Krise, Berlin 2012, 88 S., ISBN 978-3-943549-05-8 Nr. 4: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Nachrichtendienstliche Begriffsbestimmungen der „Organisation Gehlen“ und des frühen Bundesnachrichtendienstes, Berlin 2012, 40 S., ISBN 978-3-943549-03-4 Nr. 5: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Der Bundesnachrichtendienst und seine Sankt-Georgs-Medaille, Berlin 2012, 49 S., ISBN 978-3-943549-06-5 Nr. 6: Bodo Hechelhammer (Hrsg.): Dokumente der „Organisation Gehlen“ zum Volksaufstand am 17. Juni 1953, bearbeitet von Ronny Heidenreich, Berlin 2013, 423 S., ISBN 978-3-943549-08-9