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TRADITION & INNOVATION Nr.1/Juni 2011 DEN MITTEL- STäNDISCHEN DURCHBRUCH 5 TIPPS FÜR ERFOLG MADE IN HAMBURG Helmut Schmidt : Ohne Kenntnis unserer Geschichte bleibt die Gegenwart unbegreiar Hamburger Tradi- tionsunternehmen und ihr Blick in die Zukunft Stadtentwicklung BID Hafencity und der Sprung über die Elbe Mobile Solutions A(pp)bsolut neue Märkte Ihr gutes Recht Steuern, Forde- rungen und Strafrecht Förderkompass Rat und Tat in der Hansestadt Liquidität und Finanzen Firmenkredite und Beteiligungen Soziales Engagement Hamburg, meine Perle FOTO: DPA PICTURE-ALLIANCE GMBH, FOTOLIA.DE

nr.1/Juni 2011 TraDITIon & InnovaTIon 5doc.mediaplanet.com/all_projects/7699.pdfTraDITIon & InnovaTIon nr.1/Juni 2011 DEn MITTEL-STänDISCHEn DURCHBRUCH 5 TIPPS FÜR erFOlG Made in

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  • TraDITIon & InnovaTIon

    nr.1/Juni 2011

    DEn MITTEL-STänDISCHEn DURCHBRUCH

    5TIPPS FÜR

    erFOlG Made in haMburGHelmut Schmidt: Ohne Kenntnis unserer Geschichte bleibt die Gegenwart unbegreifb ar

    hamburger tradi-tionsunternehmenund ihr Blick in die Zukunft

    stadtentwicklung Bidhafencity und der sprung über die elbe

    mobile solutionsa(pp)bsolut neue märkte

    ihr gutes rechtsteuern, Forde-rungen und strafrecht

    Förderkompassrat und tat in der hansestadt

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  • 2 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    Innovatives Denken hat Tradition in Hamburg

    Die Freie und Hansestadt Hamburg gilt als weltoffene, innovative Metropole. Diesen Ruf hat sie nicht zuletzt ihren international agierenden mittelständischen Unternehmen zu verdanken. Ihre Innovationskraft und ihr globales Denken erweisen sich auch in stürmischen Zeiten als stabiler Wachstumsmotor der Hansestadt.

    Der stetige Blick über den Tellerrand hinaus, der bereits mit den Kauf-leuten und Reedern vor Jahrhunderten begann, setzt sich heute in zahl-reichen weiteren Bran-

    chen fort. Wichtige Unterstützung be-kommen Hamburgs Mittelständler da-bei vom Bundesverband mittelständi-sche Wirtschaft (BVMW). Als Stimme des Mittelstandes spricht er bundesweit für mehr als 150.000 kleine und mittel-ständische Unternehmen, die rund 4,3 Millionen Arbeitnehmer beschäftigen. Über 200 BVMW Geschäftsstellen im In- und Ausland setzen sich für die im Ver-band organisierten Unternehmen ein. Schwerpunkte der Verbandsarbeit sind die Bildung von Netzwerken, die Orga-nisation von Veranstaltungen und die politische Interessenvertretung.

    European Green Capital 2011Die starke Innovationskraft Ham-burger Unternehmen dokumen-

    tiert sich derzeit besonders deutlich mit dem an Hamburg verliehenen Titel „Eu-ropean Green Capital 2011“. Anfang der 1980er-Jahre wäre dies mit einer als „ökologisch zerstört“ eingestuften Elbe undenkbar gewesen. Heute trägt die Le-bensader unserer Stadt wieder das Sie-

    gel „Badegewässer“. Dieses Beispiel zeigt, welche beeindruckenden Leistun-gen möglich sind, wenn Wirtschaft und Senat Hand in Hand arbeiten. Der BVMW Hamburg vertritt hier die Inter-essen der Unternehmen gegenüber der Politik. Mit der neuen Landesregierung, die auch die Wichtigkeit der Elbvertie-fung erkannt hat und diese vorantrei-ben will, zeichnet sich bereits jetzt eine vielversprechende Zusammenarbeit ab.

    FachkräftemangelNeben den äußeren Bedingungen sind es vor allem interne Wei-

    chenstellungen, die Hamburgs Mittel-stand eine erfolgreiche Zukunft ermög-lichen. Dazu gehören Maßnahmen zur Verhinderung des wachstumsschädli-chen Fachkräftemangels. Anhand der erheblichen Steigerungen bei den Fir-meninvestitionen in die Mitarbeiter-bildung ist deutlich abzulesen, dass der Mittelstand seine Hausaufgaben hier bereits macht. Der BVMW setzt sich da-rüber hinaus dafür ein, dass die Politik in Zusammenarbeit mit Vertretern der Hamburger Wirtschaft weiterführende Konzepte erarbeitet und umsetzt.

    UnternehmensnachfolgeEin weiteres Schwerpunktthema der firmeninternen Zukunftsge-

    staltung wird in den kommenden Jah-ren die Unternehmensnachfolge sein. Bis 2014 werden laut einer Untersu-chung des Instituts für Mittelstands-forschung allein in Hamburg 3.500 mit-telständische Unternehmen einen Stabwechsel erleben. Um frühzeitig den Weg für eine nachhaltige Unterneh-mensnachfolge vorzubereiten, offeriert der BVMW den betroffenen Unterneh-mer/innen verschiedene Lösungsan-sätze für dieses Problem.

    Blick in die ZukunftZur Tradition Hamburgs gehört es aber nicht nur, Bestehendes zu er-

    halten und weiterzuentwickeln, son-dern auch Neues zu fördern. Junge und etablierte Unternehmen werden des-halb auch in Zukunft Chancen wie die Renaissance der Online-Branche oder der regenerativen Energien zu nutzen wissen und Hamburg weiter voran-bringen. Der Mittelstand wird auch hier das Rückgrat der Wirtschaft bilden und zukunftsorientiert handeln.

    Viel Vergnügen beim Lesen,Ihr

    Andreas Feike

    „Zu ham-burgs tradition gehört es, neues zu fördern.“Andreas Feike, Landesbeauftragter BVMW Hamburg

    Wir empfehlen

    „erfreulicherweise haben in den beiden vergangenen jahren wieder mehr menschen den schritt in die selbst-ständigkeit gewagt.“

    Dr. Philipp RöslerBundesminister für Wirtschaft und technologie

    seite 8

    tradition & innovation, erste ausgaBe, juni 2011

    Verantwortlich für den Inhalt die-ser Ausgabe, Project Manager: alexandra c. schurigTel: +49 (0)40 31171963

    Fax: +49 (0)40 317 679 74 E-Mail: [email protected] Regional Manager: Bettina eiseleLayout: ute Knuppe, sebastian BenschText: dominik maaßen, Barbara gallasch, volker holt, jella-sophie arendt Lektorat: doris-elisabeth KochEditorial Manager: göran hielscher

    Managing Director & V.i.s.d.P.: christian Züllig

    Mediaplanet Verlag Deutschland GmbHmünzstraße 15, 10178 Berlin                                       neuer Wall 80, 20354 hamburgKönigsallee 14, 40212 düsseldorf www.mediaplanet.com

    Vertriebspartner: hamburger abendblatt, am 30. juni 2011 Print: märkische verlags- und druck-gesell-schaft mbh potsdam

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  • 4 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    InspIraTIonFrage: Welche Bedeutung hat Helmut Schmidt für Deutschland?Antwort: Altbundeskanzler Schmidt (SPD) prägte jahrzehntelang das politische und wirtschaftliche Geschehen der Bundesrepublik und ist auch heute noch ein gefragter Gesprächspartner.

    InspIraTIon

    Helmut schmidt: Hanseat par excellence„Ich bin ein Hanseat und werde es bleiben“, hat Helmut Schmidt ein-mal gesagt. Für viele Hamburger galt ihr ehemaliger Innensenator lange als „heimlicher“ Bürgermeis-ter, 1983 wurde er zum Ehrenbürger der Freien Hansestadt ernannt. Im Alter von 92 Jahren ist Schmidt ei-ne lebende Legende – und laut Em-nid (2005) der beliebteste Politiker der jüngeren deutschen Geschich-te: stark in Meinung und Durchset-zung, ohne die Macht um der Macht willen auszuüben. Er habe sich „nie danach gedrängt, Regierungschef zu werden“, sagt er über sich.

    Heute ist der Altkanzler weiter-hin ein verlässlicher Ratgeber und vertrauenswürdiger Gesprächs-partner, nicht nur wenn er zur ak-tuellen politischen Lage befragt wird. Seine Meinung zählt noch

    immer, ob es nun um Wirtschaft, Bildung oder Religion geht. Es sind seine hanseatische Nüchternheit, seine breit gefächerte Bildung und die lakonische Haltung, die ihn auszeichnen, und er blieb sich da-mit all die Jahre selbst treu.

    Erfolgreicher KrisenmanagerDie Flutkatastrophe im Februar 1962 in Hamburg machte Schmidt zu seiner Zeit als Innensenator zum „Krisenmanager“. Ohne aus-reichende gesetzliche Grundla-gen, aber mit scharfem Verstand, erkannte er die Notsituation, ver-anlasste 8.000 Bundeswehrsolda-ten zum Einsatz und sendete eine Hubschrauberflotte zur Rettung der vom Wasser eingeschlossenen Menschen.

    Das war die erste Probe seines Könnens, denn Krisen sollten sich

    später durch seine gesamte Kanz-lerschaft ziehen. Als er 1974 Wil-ly Brandt im Amt folgte, hatte die Ölkrise die ökonomische Situati-on in der Welt von Grund auf ver-ändert. Das Wirtschaftswachstum blieb zeitweise aus, das Brutto- sozialprodukt sank. Dazu kamen das angespannte Ost-West-Ver-hältnis, die Atomrüstung und der Kampf gegen den RAF-Terror. Schmidt setzte auf Stabilisierungs-politik, ließ sich durch Vernunft und weniger durch Emotionen und Leidenschaften leiten. Seine herausragende Leistung war, wie Theo Sommer in der Wochenzei-tung „Die Zeit“ zu Schmidts 90. Ge-burtstag schreibt „dass er die West- deutschen in die Normalität ein-übte, sie an das Unspektakuläre gewöhnte, ihnen inmitten aller Krisen Sinn für Augenmaß und Mitte gab“.

    Vom Politiker zum PublizistenSo wie die Krisen der Motor sei-nes Aufstiegs waren, wurden sie ihm zu Beginn der 80er-Jahre zum Verhängnis. Das Misstrauen ge-genüber dem Kanzler vergrößerte sich. Schließlich war es der NATO-Doppelbeschluss, der ihn 1982 die Mehrheit in der eigenen Partei und damit auch sein Amt kostete.

    Dennoch dachte Schmidt nicht daran, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. 1983 wurde er Mitherausgeber und zwei Jah-re später Geschäftsführer der Wo-chenzeitung „Die Zeit“, brachte zahlreiche Publikationen heraus und rief die „Freitagsgesellschaft“, einen weltpolitischen Vortrags-abend im eigenen Wohnzimmer, ins Leben. Dem Hanseatentum und seiner Heimatstadt ist er stets eng verbunden geblieben – noch

    immer lebt er in einem bescheide-nen Haus im bürgerlichen Stadtteil Langenhorn.

    Trotz seiner Rationalität und emotionalen Zurückhaltung prä-gen tiefe Freundschaften und die Liebe zu Kunst, Musik und Philo-sophie sein Leben. So verbesserte eine vertrauensvolle Verbindung mit dem französischen Staatsprä-sidenten Válery Giscard d’Estaing die deutsch-französischen Bezie-hungen erheblich. Dass er heu-te noch in Medien und in der Ge-sellschaft präsent ist, zeigt, dass er schon immer mehr war als ein rei-ner Parteipolitiker. Trotz einiger Kritiker – auch innerhalb der eige-nen Reihen – ist er für Deutschland eine große politisch-moralische Instanz geworden.

    Jella-Sophie arendt

    [email protected]

    reportage

    1918–1945 helmut heinrich Waldemar Schmidt wird am 23. Dezember 1918 als Sohn des Studienrates gustav Schmidt und seiner frau ludovika in hamburg-Barmbek geboren. Sein abitur absolviert er 1937 an der lichtwarkschule. Dort lernt er auch seine spätere ehefrau hannelore „loki“ kennen, die er 1942 heiratet. im Zweiten Weltkrieg ist Schmidt Soldat und wird unter anderem als oberleutnant und Batteriechef an der Westfront eingesetzt. im april 1945 gerät Schmidt in britische Kriegsgefangenschaft.

    1946–1970 nach seiner heimkehr aus der gefangenschaft tritt helmut Schmidt in die Sozialdemokratische partei Deutsch-lands (SpD) ein. nach dem Studium der Volkswirtschaft wird er zunächst referent, dann leiter und schließlich Verkehrsdezer-nent bei der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in hamburg. 1961 wird Schmidt innensenator und erlangt durch sein beherz-tes eingreifen bei der großen flutkatastrophe 1962 große popu-larität innerhalb der Bevölkerung. 1968 wird Schmidt stellvertre-tender Vorsitzender der SpD, ein Jahr später Bundesminister der Verteidigung.

    1970-1980 wird Schmidt zunächst Bundeswirtschafts- und finanzminister, bevor er 1974 die nachfolge von Willy Brandt als 5. Bundeskanzler antritt. Die Zeit ist von dem bestehenden ost-West-Konflikt und wirtschaftlichen Krisen geprägt. 1977 steht der innerstaatliche raf-terror auf der agenda („Deutscher herbst“). trauriger höhepunkt ist die ermordung des entführten arbeitgeberpräsidenten Schleyer. als im oktober die lufthansa-maschine „landshut“ entführt wird, gibt Schmidt den Befehl zur erstürmung durch die gSg 9 und kann so das leben der geiseln retten.

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  • juni 2011 · 5ein themenspecial von mediaplanet

    InspIraTIon

    Helmut schmidt: Hanseat par excellence

    „ohne Kenntnis unserer Geschichte bleibt die Gegenwart unbegreifbar ...“Helmut Schmidt

    1980–1990 Schmidt drängt auf den umstrittenen nato-Doppelbe-schluss, der die aufstellung von mittelstreckenraketen in Westeuro-pa vorsieht. Dies verbindet er aber mit einem Verhandlungsangebot an die Sowjetunion, beiderseits auf die Waffensysteme zu verzich-ten. im oktober 1982 kommt es schließlich zu einem konstruktiven misstrauensvotum seitens der CDU/CSU und helmut Kohl wird als nachfolger für das Bundeskanzleramt gewählt. Schmidt bleibt bis 1986 mitglied des Deutschen Bundestages. Seit 1983 ist er mither-ausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“, 1983 wird er zum ehrenbür-ger der Stadt sowie ehrensenator der Universität hamburg ernannt. Zwei Jahre später gründet er die „freitagsgesellschaft“, bei der re-gelmäßig über innen- und außenpolitik diskutiert wird.

    1990–2000 als politischer meinungsbildner bleibt Schmidt prä-sent und genießt als moralische instanz weiterhin höchstes Ver-trauen. er gibt mehrere Schriften heraus und wird 1996 Schirm-herr des helmut-Schmidt-Journalistenpreises. Die massenar-beitslosigkeit empfindet er als das größte deutsche problem und er tritt für eine Deregulierung des deutschen arbeitsmarktes ein. im gegensatz zur herrschenden meinung innerhalb seiner partei ist er ein Befürworter der Kernenergie und der allgemeinen Stu-diengebühren.

    2000–2010 Schmidt lobt die „agenda 2010“ seines partei-freundes gerhard Schröder zur Bekämpfung der arbeitslo-sigkeit. er beklagt sich über neuerungen wie das Dosenpfand und das rauchverbot, worin er „deutsche regulierungswut“ sieht. am 21. oktober 2010 stirbt 91-jährig ehefrau loki, was helmut Schmidt psychisch wie körperlich sichtbar tief berührt. ganz Deutschland und speziell die hansestadt trauert aufrich-tig um „unsere loki“ – eine beherzte und engagierte grande Dame, die mit ihrer bodenständigen und bürgernahen art für alle Zeiten einen platz in jedem hanseatischen herzen gefun-den hat.

    Heute (2011) aus der Zeitung erfährt Schmidt vom tod osama Bin ladens. gemeinsam mit dem 87-jährigen peter Scholl-latour beklagt er sich über die amerikaner, die durch die mili-täraktion gegen das Völkerrecht verstoßen hät-ten. im april erscheint sein jüngstes Buch „reli-gion in der Verantwortung“, in dem er sich um die gefährdung des friedens durch missbrauch der religionen für politische Zwecke sorgt. Schmidt appelliert darin an die führer der Weltreligionen, sich ihrer Verantwortung für den frieden be-wusst zu werden.

  • 6 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    professIoneller eInblIcK

    Welche Werte in der Unter-nehmenskultur sind Ihnen wichtig?

    ! Ganz sicher Kontinuität und nachhaltiges Wirtschaften. Sie sind typisch für hanseatisches Kaufmannstum. In der Brauindus-trie ist dies besonders notwendig, weil die Marken stark verwurzelt sind und gepflegt werden müssen. In Deutschland gibt es mehr als 1.300 Brauereien. Diese machen ca. 80 Prozent ihres Absatzes rund um den Schornstein der Fabrik herum. Die Verankerung in der Gesell-schaft ist daher immens wichtig. In der Produktion bedeutet Nachhal-tigkeit, dass wir sorgsam mit Roh-stoffen umgehen und z. B. auf Tech-nik wie Wasser- und Energierück-gewinnungsanlagen setzen. Gene-rell spielt das Thema Corporate So-cial Responsibility für uns eine zentrale Rolle, sowohl in ökologi-scher als auch in sozialer und öko-nomischer Hinsicht. Was zeichnet Holsten als Hamburger Traditionsunter-nehmen aus?

    ! Da muss man sich nur den gro-ßen Stammbaum unserer Brauerei anschauen. Im Mittelalter gab es 500 Brauereien in Hamburg. Die sind fast alle in der DNA der Hols-ten-Brauerei aufgegangen. Wir sind hier also seit Jahrhunderten ver-wurzelt und verstehen uns als sehr bodenständig. Wir mögen – ganz entsprechend unserem Ritter im Wappen – Tugenden wie Treue und Stolz in Bezug auf unsere Heimat.Wie zeigt sich diese Heimat-verbundenheit?

    ! Man muss etwas für die Ge-sellschaft tun, in der man ver-ankert ist. Beim Sponsoring gibt es unsere enge Verbindung zu den Hamburger Fußballclubs. Seit 50 Jahren kooperieren wir mit dem HSV. Das ist im deutschen Fußball sicher einmalig. Verbunden sind wir auch dem FC St. Pauli – in guten wie in schlechten Zeiten. Auf so- zialer Ebene unterstützen wir un-ter anderem Projekte wie den „Hamburger Weg“ oder das „CaFée

    mit Herz“. Aber das müssen wir gar nicht immer an die große Glocke hängen. Je nach Hilfsprojekt treten wir bewusst mehr oder weniger sichtbar in Erscheinung.Wie entwickelt sich der Biermarkt in der Zukunft?

    ! Er ist seit 30 Jahren rückläufig. Außerdem gibt es einen star-ken Verdrängungswettbewerb, der sich auch auf den Preis auswirkt. Lernen können wir da vom Kaffee-markt. Dieser stand vor 20 Jahren vor ähnlichen Herausforderungen. Heute erkennt man ihn nicht wie-der. Wir brauchen daher ein besse-res Wertschöpfungskonzept. Wich-tig ist, alternative Angebotsforma-te zu entwickeln, profitable Ni-schen zu besetzen und an der Wahrnehmung des Produkts zu ar-beiten. Mit Innovationen wie unse-rem neuen „Holsten Alkoholfrei“ reagieren wir zudem schnell auf Trends und bedienen erfolgreich aktuelle Verbraucherwünsche.

    Wie gehen Sie in der Kun-denbindung konkret vor?

    ! Wir wollen z. B. die Brauerei und unsere Marken für die Bürger noch stärker erlebbar ma-chen. Zu unserem Brauereifest En-de Mai kamen sensationelle 25.000

    Besucher, es war ein unvergessli-ches Ereignis! Daran werden wir anknüpfen.

    ein ritter setzt Maßstäbe

    HoLSTEn-BRAUEREI HAMBURGHier lädt die Holsten-Brauerei zum Brauereifest: 2011 kamen sensatio-nelle 25.000 Besucher.Foto: Holsten/carlsberG

    dominik maaSSen

    [email protected]

    interVieW

    Wurde die Geschäftslage 2009 noch deutlich schlechter einge-schätzt als im Bundesvergleich, hat sich die Einschätzung in 2010 komplett gedreht. 68 Prozent der Befragten in Hamburg berich-ten von einer verbesserten Ge-schäftslage, beim bundesweiten Konjunkturbarometer Logistik waren es nur 36 Prozent.

    Positive AussichtenDie Einschätzung für die Ge-schäftsentwicklung in 2011 ist in Hamburg noch positiver. Das führt dazu, dass die Logistik wie-der eine Jobmaschine ist. 2011 planen zwei Drittel der Hambur-ger Unternehmen, wieder Mitar-beiter einzustellen. 1.500 Stellen sollen laut Auskunft der Unter-nehmen neu geschaffen werden. Das ist das Ergebnis einer Mit-gliederbefragung der Logistik-Initiative Hamburg in Zusam-menarbeit mit dem SCI/Logis-tikbarometer.

    nachhaltige EntwicklungHamburg macht sich aber auch als grüne Stadt einen Namen. Nachhaltigkeit ist in der Me-tropolregion Hamburg nicht nur ein Modewort. Die Logis-tik-Initiative Hamburg hat in diesem Jahr im Rahmen ei-ner Befragung erhoben, wie Lo-gistikunternehmen und logisti-korientierte Dienstleister in der Metropolregion mit der Heraus-forderung und den Chancen der Nachhaltigkeit umgehen. Mehr als 40 Prozent der von der Logis-tik-Initiative befragten Unter-nehmen haben bereits ein oder mehrere Projekte umgesetzt. 25 Prozent von ihnen befanden sich in der Planungsphase. Dass Nachhaltigkeitsbemühungen keineswegs nur zusätzliche Kos-ten verursachen ist der Grund, warum 80 Prozent der befrag-ten Unternehmen Projekte ei-genfinanzieren. 46 Prozent von ihnen gaben an, dass durch ihr Projekt die Kosten gesenkt wer-den konnten.

    neue IndustrieflächenAuch das Thema Flächen spielt bei der Nachhaltigkeit eine gro-ße Rolle. Europas nachhaltigster Logistikpark wird in Hamburg-Bergedorf geplant. Zudem gibt es ein Pilotprojekt zur Gewin-nung neuer Flächen im Bestand in Billbrook, einem der attrak-tivsten Industrie- und Logistik-gebiete in Hamburg.

    hamBurg intern

    Jobmaschine logistikZwei Jahre nach der Welt-wirtschaftskrise ist die Logistik in Hamburg wie-der auf Wachstumskurs. Auch nachhaltiges Unter-nehmertum wird immer wichtiger.

    dominik maaSSen

    [email protected]

    faKten

    Holsten■■ Die holsten-Brauerei wurde 1879

    in der holsteinischen Stadt altona (el-be) gegründet.

    ■■ im heutigen hamburger Stadtteil altona-nord hat sie an der holsten-straße auch gegenwärtig noch ihren Verwaltungssitz sowie ihre größte Braustätte.

    ■■ Die hauptmarke ist das vor allem in nord- und ostdeutschland vertrie-bene holsten pilsener.

    ■■ holsten verfügt über zwei Stand-orte in Deutschland (hamburg und lübz) und vertreibt sieben marken (holsten, Carlsberg, astra, Duck-

    stein, lübzer, moravia und lünebur-ger).

    ■■ auch der holsten-ritter wurde be-reits im Jahr 1879 als Warenzeichen eingetragen und ist bis heute Symbol für die Brauerei und ihre Biere.

    ■■ Die holsten-Brauerei ag ist ein tochterunternehmen der Carlsberg-Brauerei, der viertgrößten Brauerei-gruppe der Welt.

    ■■ Die heutige Carlsberg Deutsch-land gruppe ist mit ihren insgesamt drei Brauereien und einem absatz von über 6,2 mio. hl Bier im Jahr 2008 das führende Brauerei-Unternehmen in nord- und ostdeutschland.

    Frank Maßenvorstands- vorsitzender der holsten- Brauerei ag

    Wie siegt man im Verdrän-gungswettbewerb Bier-markt – und bewahrt gleich-zeitig eine jahrhundertealte Firmentradition? Frank Maßen, Vorstandsvorsit-zender der Holsten-Braue-rei AG, gibt Antworten.

  • juni 2011 · 7ein themenspecial von mediaplanet

    professIoneller eInblIcK

    Sie legen großen Wert auf unternehmerische Verant-wortung. Was verstehen Sie darunter?

    ! Alles was wir tun, hat Auswir-kungen. Darum bemühen wir uns als familiengeführtes Unter-nehmen in der dritten, bald vierten Generation um eine Situation, in der alle gewinnen. Wir wollen nicht zulasten von Natur und Mensch agieren. Budni ist regional verankert. Unsere Verantwortung gilt vor allem der Metropolregion Hamburg und den Menschen, die hier leben. Welche Probleme nehmen Sie in Hamburg wahr?

    ! Als Einzelhändler agieren wir in allen Stadtteilen, auch in sozialen Brennpunkten. Dort erle-ben wir, wie sehr die Gesellschaft sich verändert hat. Die Familie hat an Bedeutung verloren, der Staat zieht sich aus der Verantwortung zurück. Daraus ergeben sich Prob-leme. Bürger wie Unternehmen sind gefragt. Das Thema Nachbar-schaft wird künftig einen anderen Stellenwert einnehmen.Wie zeigt sich Ihr verant-wortliches Handeln konkret?

    ! Wir setzen uns dafür ein, dass Hamburg eine Metropole des Wissens wird. Mit dem Budni-Bil-dungsforum widmen wir uns der Verbesserung frühkindlicher und

    kindlicher Bildung. In diesem Jahr möchten wir Kinder für Umwelt-zusammenhänge interessieren. Die Budnianer Hilfe e. V. unter-stützt Projekte im Vorschul- und Schulbereich. Wir befürworten die Ganztagsschule und Investitionen

    in die Hochschulen. Im Integrati-onsbeirat setze ich mich für ein produktives Miteinander der Kul-turen ein. Eine gute Bildung kann den gesellschaftlichen Aufstieg, die Durchlässigkeit des Systems befördern.

    Welche Rolle spielt die Ver-einbarkeit von Familie und Beruf?

    ! Die ist mir als Regionalbot-schafter des Programms „Er-folgsfaktor Familie“ sehr wichtig. Durch viele Maßnahmen erleich-tern wir die Rückkehr von Müttern ins Unternehmen, beispielsweise durch die Möglichkeit, Führungs-positionen in Teilzeit auszufüllen. Was treibt Sie als Unter-nehmer an?

    ! Ich möchte die Welt etwas menschlicher machen. Ge-prägt von den 68ern, bin ich Ver-fechter der sozialen Marktwirt-schaft. Leider gewinnt die angel-sächsische Form des Kapitalismus immer mehr Einfl uss. Schwierig ist besonders die Überdehnung des Finanzsektors. Ich bezweifl e, dass Gewinnmaximierung allein Sinn unternehmerischen Handelns sein kann. Nur Handeln, das von der Ver-antwortung für Mensch und Erde geprägt ist, erreicht Nachhaltigkeit.Wie zeigt sich diese beson-dere Unternehmenskultur bei Budni?

    ! Bei uns zählt der Mensch. Wir sehen unsere Mitarbeiter ganzheitlich. Das spüren sie. Mit vielen kleinen Gesten suchen wir den Kontakt. So laden wir Jubilare regelmäßig zu uns nach Hause zum Essen ein. Meine Frau kocht dann, ich serviere den Gästen. Auch bei Schwierigkeiten versu-chen wir zu helfen. Die Nähe zu un-seren Mitarbeitern drückt sich auch darin aus, dass viele bereits in der dritten Generation bei Budni arbeiten.

    Der Mensch zählt■■ Frage: Wie gelingt es einem

    unternehmen, 100 jahre lang erfolgreich zu sein?

    ■■ Antwort: man stellt, wie Budni-geschäftsführer cord Wöhlke, den menschen in den mittelpunkt.

    dominik maaSSen

    [email protected]

    Jeden Tag Gutes tun.

    www.budni.de

    Heimat BUDNISeit fast

    Seit der Gründung 1912 durch IWAN BUDNIKOWSKY

    hat BUDNI mit über 150 Filialen nicht nur das Hamburger Stadtbild geprägt, sondern mit Engagement und unternehmerischer Verantwortung

    auch dazu beigetragen, die Metropolregion Hamburg

    in ein Stück Heimat zu verwandeln.

    MITARBEITER-VERAnT-

    WoRTUnG

    ein themenspecial von mediaplanet

    MITARBEITER-

    1TIPP

    faKten

    ■■ Budnikowsky, kurz Budni, ist ein Drogeriemarktunternehmen mit Sitz in hamburg. es wird von der iwan Budnikowsky gmbh & Co. Kg be-trieben.

    ■■ Das Unternehmen wurde 1912 von firmengründer iwan Budnikowsky als Seifen-Spezialgeschäft in harburg (elbe) gegründet.

    ■■ im Jahr 2011 gehören zu Budni 154 filialen, die von der firma selbst be-trieben werden.

    ■■ Das Unternehmen befi ndet sich

    mehrheitllich im Besitz von ruth Wöhlke und wird von Cord Wöhlke, der 2009 das Bundesverdienstkreuz erhielt, geleitet.

    ■■ Das Unternehmen beschäftigt cir-ka 1800 mitarbeiter, wobei der anteil der Über-50-Jährigen bei mehr als 20 prozent liegt. für sein Bemühen um die generation 50 + erhielt Bud-ni im Dezember 2006 vom Bundes-ministerium für arbeit und Soziales die auszeichnung „Unternehmen mit Weitblick“.

    Budni

    Vier Faktoren sind für den Erfolg der Hidden Champi-

    ons, die Marktführer aus dem Mittelstand, entscheidend:

    Spezialisierung

    1 Sie nutzen Marktnischen, in denen sie hochtechnolo-gische Produkte und Dienstleis-tungen anbieten.

    Flexibilität

    2 Sie sind keine trägen Groß-konzerne, sondern agile, schlank aufgestellte Unterneh-men. Dank kurzer Entschei-dungswege werden Chancen und Trends innerhalb der eige-nen Nische schnell erkannt und konsequent genutzt.

    Kundennähe

    3 Sie pfl egen ein besonders enges Verhältnis zu ihren Kunden. Die Produkte und Leis-tungen sind demzufolge spezia-lisiert und auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.

    Mitarbeiter

    4 Von „Hire-and-Fire“ kann bei Hidden Champions auch in Krisenzeiten keine Rede sein. Um Marktchancen schnell ergreifen zu können, ist eine kon-stante Anzahl hoch qualifi zierter Mitarbeiter entscheidend.

    4faKtoren fÜr Den erfolg

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    Cord Wöhlkegeschäftsführer iwan Budnikowsky gmbh hamburg Foto: budni

  • 8 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    news

    Der Wachstumsmotor mit-telständische Firmen ist ein deutsches Erfolgsmodell. Was können große Konzer-ne gerade von den Familien-unternehmen lernen?

    ! Familienunternehmen den-ken nicht in Quartalen, son-dern in Generationen. Heute wird überall über nachhaltiges Wirt-schaften nachgedacht – für den Mittelstand war Nachhaltigkeit schon immer selbstverständlich. Die mittelständische Geisteshal-tung birgt noch viele weitere Stär-ken, die auch für die Unterneh-menskultur in Konzernen wichtig sind. Dazu gehören vor allem Leis-tungsbereitschaft, Mut, Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein sowie Wertschätzung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was können andere Länder hierbei von Deutschland lernen?

    ! In vielen Ländern fehlt ein starker Mittelstand. Die briti-sche Zeitschrift „The Economist“ hat im letzten Winter unter der Formel „Mittel-Management“ zu-sammengetragen, was ausländi-sche Unternehmer von unseren Mittelständlern lernen können. Zum Beispiel, dass man auch in tra-ditionellen Branchen sehr erfolg-reich sein kann, indem man lang-jährige Erfahrung einsetzt oder wie man als kleiner, innovativer „Hid-den Champion“ Weltmarktführer in einer Marktnische wird. Im Rahmen der Globalisie-rung geraten immer mehr mittelständische Unterneh-men unter Wettbewerbs-druck. Was raten Sie ihnen?

    ! Unsere Mittelständler sind Wettbewerb gewohnt. Die Globalisierung bietet deshalb vor allem große Chancen. Das gilt gera-de für unsere mittelständische Wirtschaft, die in hohem Maße ex-portorientiert arbeitet. Mittelstän-dische Unternehmen profi tieren oft direkt, als Zulieferer oder Dienstleister der Global Player. Der Blick über den Tellerrand des hei-mischen Marktes hinaus ist deswe-gen sehr lohnend. Ich kann aber

    kein Patentrezept anbieten, wie deutsche Unternehmen im globa-len Wettbewerb erfolgreich sein können. Denn wie die eindrucks-vollen Bilanzen vieler mittelstän-discher Unternehmen beweisen, kennen die Unternehmerinnen und Unternehmer die besten Ant-worten auf diese Frage selbst.Was tut die Bundesregie-rung, um die Firmen in dieser Situation zu unterstützen?

    ! Wir verfügen über ein breites Spektrum an Förderinstru-menten für die Außenwirtschaft, etwa die sogenannten Hermes-Ex-portkreditgarantien. Darüber hin-aus bietet die Agentur Germany Trade and Invest eine breite Palette von Informations- und Serviceleis-tungen für mittelständische Un-ternehmer, die sich neue Märkte im Ausland erschließen wollen. Wichtig ist mir, dass wir in Deutschland und weltweit gute Rahmenbedingen für die Unter-

    nehmen schaff en. Dazu zählen un-ter anderem ein konsequenter Bü-rokratieabbau und eine liberale, an den Prinzipien des freien Welthan-dels ausgerichtete Handelspolitik.Der Gang in die Selbststän-digkeit wird von vielen Deut-schen eher als Risiko denn als Chance begriffen. Wie kann in Deutschland der Un-ternehmergeist gefördert werden, der für den Mittel-stand essenziell ist?

    ! Erfreulicherweise haben in den beiden vergangenen Jahren wieder mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Allein 2010 gab es über 417.000 Exis-tenzgründungen. Internationale Vergleiche zeigen aber, dass bei uns die Angst vor einem Scheitern be-sonders stark ausgeprägt ist. Wir brauchen deshalb eine neue Grün-dungskultur. Dazu haben wir im Rahmen unserer Initiative „Grün-derland Deutschland“ eine Reihe

    von Projekten auf den Weg gebracht, zum Beispiel die Gründerwoche, Fe-riencamps für Schüler und einen Gründerhochschul-Wettbewerb.Anders als Großunterneh-men leidet der Mittelstand unter der Last behördlicher Auflagen. Was raten Sie hier bzw. was können hier Unter-nehmer in Zukunft Positives erwarten?

    ! Die Bundesregierung lässt beim Bürokratieabbau nicht locker. Allein die Vereinfachung der elektronischen Rechnungsstel-lung senkt die Bürokratiebelas-tung um über vier Milliarden Euro. Und wir gehen weiter. Wir betrach-ten nicht mehr nur die Berichts-pfl ichten, sondern auch den soge-nannten Erfüllungsaufwand. Eine Rolle spielen hier zum Beispiel auch die Kosten für technische An-schaff ungen, die durch staatliche Regelungen erforderlich werden. Von diesem breiteren Ansatz ver-spreche ich mir einen weiteren, spürbaren Bürokratieabbau.Was raten Sie mittelständi-schen Firmen, wenn sie von einem Fachleutemängel be-troffen sind?

    ! Erst vor einigen Tagen habe ich das Kompetenzzentrum Fach-kräftesicherung eingerichtet, das den Mittelstand in personalstrate-gischen Fragen berät. Das Zentrum erarbeitet Handlungsempfehlun-gen und verbreitet sie unter ande-rem im Internet. Beispielsweise wird gezeigt, wie man eff ektiv in Aus- und Weitbildung investiert. Für die Unternehmen ist auch zu-nehmend wichtig, dass ältere Be-schäftigte ihre Kompetenzen gut einsetzen können, und dass die Be-schäftigten Beruf und Familie leicht miteinander vereinbaren können.Wie sind nach Ihrer Kennt-nis die mittelständischen Firmen im Bereich „Mobile Business“ aufgestellt?

    ! Mobile Computer und Smart-phones haben längst den Ar-beitsalltag kleiner und mittlerer Unternehmen erreicht. Genauere Daten zu den Möglichkeiten mobi-ler Anwendungen ermittelt gerade

    das Netzwerk Elektronischer Ge-schäftsverkehr mit seiner Umfrage „E-Business 2011“. Das Netzwerk mit seinen bundesweit 28 Kompetenz-zentren steht den Mittelständlern seit mehr als zehn Jahren neutral und kostenfrei mit Rat und Tat zur Seite. Es wird mit Mitteln des Bun-desministeriums für Wirtschaft und Technologie unterstützt und wir werden es in den kommenden Monaten noch weiter ausbauen.Werden diese Unternehmen ausreichend gefördert?

    ! Ich setze auf die Verbindung von Forschung und Entwick-lung mit Umsetzungshilfen für die Praxis. Wir haben zum Beispiel technische Lösungen für mobile Netzwerke geschaffen, in denen sich kleine Handwerksbetriebe zu-sammenschließen können. Außer-dem bieten wir umfangreiche In-formationsdienste an, elektronisch wie gedruckt. Erst kürzlich ist eine Broschüre zur IT-Sicherheit er-schienen. Dieses Thema ist mir be-sonders wichtig – mit der im Bun-deswirtschaftsministerium neu ge-schaff enen Task Force „IT-Sicher-heit in der Wirtschaft“ werden wir gerade kleinen und mittleren Un-ternehmen künftig auch dabei noch mehr Unterstützung anbieten.Der Trend, dass Firmen ihre Vertriebschance im E-Com-merce suchen, hält an. Wel-che Chancen liegen für mit-telständische Unternehmen im mobilen Handel?

    ! Der elektronische Handel wuchs in den vergangenen Jahren und auch während der Wirt-schafts- und Finanzkrise in zwei-stelliger Größenordnung. 2010 lag der Umsatz bei 23,7 Milliarden Euro. 86 Prozent der Unternehmen, die ei-nen Online-Shop einführen, ver-sprechen sich dadurch neue Wett-bewerbsvorteile. Das Bewusstsein ist also bereits geschärft. Unterstüt-zung bietet übrigens auch hier das Netzwerk Elektronischer Geschäfts-verkehr mit seinem Branchen-Kompetenzzentrum Handel.

    Ein Gespräch mit Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, über das Vorbild deutscher Familienunternehmen, das Engagement der Bundesregierung beim Bürokratieabbau und die Förderung im Wachstumsmarkt Mobile Solutions.

    „Wir brauchen eine neue GründunGskultur“

    dominik maaSSen

    [email protected]

    WEITBLICK BEWEISEnWEITBLICK

    2TIPP

    „leistungsbereitschaft, mut, Flexibilität und verantwortungsbewusstsein sowie die Wert-schätzung der eigenen mitarbeiter sind die stärken eines unternehmens.“Dr. Philipp RöslerBundesminister für Wirtschaft und technologie foto: regierUngonline/Chaperon

  • juni 2011 · 9ein themenspecial von mediaplanet

    „Wir brauchen eine neue GründunGskultur“

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    Sie sind Spezialisten für die Bereiche Kommunikation und Druck. Was bewegt den Markt und Ihre Kunden zur-zeit am meisten?

    ! Viele warten nach wie vor auf ein Allheilmittel, wie man mit Online-Inhalten Geld verdienen kann. Der „Heilige Gral“ ist hier noch nicht gefunden. Es gibt zwar, gerade bei Verlagen, einen Hype um Tablet oder iPad als Kommunikati-onsplattformen, aber noch ist nie-mandem richtig klar, wie die not-wendigen Entwicklungskosten für angepasste App-Lösungen finan-ziert werden können. Die Frage, die alle umtreibt, lautet: Wie kann ich meine digitalen Inhalte attraktiv und gewinnträchtig vermarkten?Gibt es zentrale Probleme bei der Vermarktung?

    ! Ein „Hoheitsproblem“ ist si-cherlich, dass viele Unterneh-men von Apple und dem App-Store abhängig sind. Zum anderen ma-chen fehlende Standards alles komplizierter, Firmen wie Google, Amazon oder Paypal sind im Be-reich der Bezahlsystementwick-lung zwar sehr aktiv, aber nicht

    einheitlich. Jeder Anbieter bringt etwas Neues heraus, jede Applikati-on braucht z. B. einen neuen Down-load oder eine neue Software. Das verwirrt den Anwender.Wie mache ich meine App bekannt?

    ! Im Idealfall nutzt man das vorhandene Medium, also z. B. den eigenen Onlinebereich. Aber eigentlich kann man alle klas-sischen Info-Kanäle nutzen, also auch Newsletter oder Empfeh-lungsmarketing. Sie verbreitet sich auch gut, wenn die Reviews im App-Store gut sind. Welche Vorteile bieten Apps beim Marketing?

    ! Die Daten zum User-Verhal-ten stehen Anbietern anhand eines Reportingtools unmittelbar zur Verfügung. Man bekommt In-fos zu Reaktionszeit, Zielgruppen, Regionen etc. Das ist ein hervorra-gendes Analyseverfahren; ange-passt an die Usergruppe optimiert man seinen Marketingmix und al-les sehr interaktiv und ohne Zeit-verzögerung. Darf man dieses Kommuni-kationstool unterschätzen?

    ! Das kommt drauf an. Man geht sicher am besten vor wie bei einer klassischen Produktent-wicklung. Ich rate jedem, klar zu analysieren, welche Kunden und welche Konkurrenz er hat. Tradi- tionelle Kunden müssen zum Bei-spiel nicht zwingend online oder mobil informiert werden. Für die jüngere Generation aber sind das die Leadmedien. Vernachlässigt man die mobilen Medien, bleibt eventuell eine ganze Zielgruppe auf der Strecke – in einem Markt, der neu verteilt wird. Wichtig ist daher immer, ob man dem Kunden einen Mehrwert bieten kann, den man auch mobil abbilden kann. Bei ei-nem Baumarkt ist zum Beispiel ein Filialfinder sinnvoll.Was muss man bei Apps noch beachten?

    ! Elementar ist für uns in der Beratung zurzeit noch, dass man den Kunden aufklärt. Viele be-wegen sich in Sachen Applikatio-nen noch immer auf unbekanntem Terrain. Sie sprechen erst mal nur von einer App. Dabei gibt es hier Unterschiede zwischen einer Web-App und einer native App. Mit ei-

    ner native App sind ein zentraler Vertrieb und eine Vermarktung über einen App-Store möglich. Wer mit seiner App Geld verdienen möchte, hat damit eine gute Mög-lichkeit. Außerdem kann man ihre Hardware bei grafisch intensiven Anwendungen besser ausreizen. Wer ein Game möchte, braucht sie daher zwingend. Auch für einen Immobilienfinder benötigt man zum Beispiel eine native Applikati-on. Denn im Hintergrund läuft sehr viel Datenbankmanagement.

    Eine Web-App ist dagegen eine Webapplikation, die im Browser ei-ne App simuliert. Sie ist allerdings nicht im App-Store verfügbar. An-gesteuert wird die Web-App über eine URL, sie läuft auf jedem Smart-phone mit Webbrowser. Außer-dem gibt es bei ihr einen schnel-leren Entwicklungszyklus und ei-ne raschere Fehlerbehebung. Eine Web-App kann allerdings auch in eine native App umgebaut werden. Welche Möglichkeiten der Kundenbindung gibt es noch?

    ! Man kann Kunden auch durch Tagging auf die mobile Web-seite locken. Dafür platziert man in einem Printprodukt einen soge-nannten 2-D-Code. Diesen zweidi-mensionalen Code scannt der Kun-de mit seiner Handy-Kamera. Er landet danach direkt auf der Home-page des Unternehmens, kann also Infos in Echtzeit abrufen, an Ge-winnspielen teilnehmen oder ein-fach eine direkte Kontaktaufnah-me per SMS oder Anruf auslösen.

    Möglich wird über einen solchen Code auch die spannende Versi-

    on einer Kundenkarte. Der Kunde setzt dann sein Handy an einem Display oder einer Scanner-Kasse als Bonuskarte, Region-Karte oder Zugangskarte ein. Auch Coupo- ning ist so sehr leicht möglich. Das Unternehmen schickt Gutschei-ne in Form des 2-D-Code per SMS aufs Handy. Der Kunde kann diesen mobilen Coupon an der Kasse ein-scannen und erhält eine Gutschrift oder einen Gutschein. Solche SMS-Coupons sind erfahrungsgemäß deutlich günstiger und haben eine höhere Rücklaufquote.Wie entwickelt sich allge-mein der Markt Handy-Wer-bung in der Zukunft?

    ! Generell wird Handy-Wer-bung natürlich immer wichti-ger. Da muss man sich nur die Zah-len anschauen. Schon jetzt gibt es auf der Welt beinahe viermal mehr Mobiltelefone als Computer. Die Preise fürs Surfen unterwegs sin-ken. Die mobilen Smartphones er-leichtern es den Endverbrauchern, sich an jedem Ort schnell zu infor-mieren. Analysten in den USA ge-hen davon aus, dass in wenigen Jahren mehr Leute via Handy mo-bil ins Internet gehen als klassisch über den Computer. Außerdem liegt die Werbung mit dem Handy auch wortwörtlich direkt auf der Hand. Sie ist deshalb der direkteste und individuellste Weg, seine Kunden zu erreichen und Neukun-den zu gewinnen.

    a(pp)bsolut neue Märkte: „DerHeilige Gral ist noch nicht gefunden“

    volker holt

    [email protected]

    Endverbraucher konzen- trieren sich immer mehr auf online-Medien oder mobile Angebote. Wie reagiert der Markt und wie antworten Firmen am besten darauf? Experte Marc Riley, Direc-tor Mobile Solutions, gibt Aufschluss über die neues-ten Entwicklungen im App-Bereich.

    Marc Rileydirector mobile solutions

    „Werbung mit dem handy liegt wort- wörtlich auf der hand.“

    anZeige

    professIoneller eInblIcK

  • 10 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    Sie wollen den Mittelstand stärker fördern. Wie geht Hamburg hier konkret, aktu-ell und in Zukunft mit gutem Beispiel voran?

    ! Im Rahmen des Leitbildes „Wir schaffen das moderne Hamburg“ verfolgt der Senat das Ziel, den Mittelstand als gleichwer-tigen Faktor neben den Großunter-nehmen u. a. durch folgende Maß-nahmen zu fördern:

    ■■ Mit einem Bündnis für den Mittelstand sollen insbesondere kleinste und kleinere Unterneh-men unterstützt werden.

    ■■ Zur Stärkung der Wettbewerbs-fähigkeit von Handwerksunter-nehmen wird ein Masterplan Handwerk entwickelt.

    ■■ Der Masterplan Industrie wird fortgeschrieben, um den Industrie-standort Hamburg zu stärken.

    ■■ Zur Verbesserung der Vergabe von Förderprogrammen, Krediten und Bürgschaften wird eine Inves-titionsbank gegründet.

    ■■ Durch den Ausbau der bezirkli-chen Zentren und des E-Govern-ment werden die Bürokratiekosten gesenkt.

    ■■ Hamburg wird zu einer Innova-tionshauptstadt für Europa entwi-ckelt. Hierzu werden die in der In-novationsallianz enthaltenen Maß-nahmen und die Förderung des Technologietransfers mithilfe der Innovations-Kontaktstelle Ham-burg beitragen.

    ■■ Die Cluster werden durch den Ausbau neuer Kompetenzfelder, wie z. B. Gesundheitswirtschaft und er-neuerbare Energien, gestärkt.Was können große Konzerne vom deutschen Mittelstand lernen?

    ! Angesichts des demografi-schen Wandels und des damit einhergehenden Fachkräfteman-gels steigt allgemein das Bewusst-sein für den Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Mittelständische Un-ternehmen sind in der Regel inha-bergeführte, familienfreundliche Unternehmen, die hierdurch Fach-kräfte an ihr Unternehmen binden. Mittelstand bedeutet Mut und In-novation: Keine andere Gruppe be-weist gleichermaßen täglich aufs Neue Einfallsreichtum, Anpas-sungsfähigkeit, Unternehmungs-geist und gesellschaftliche Verant-wortung. All das wird verstärkt auch zu einem Thema für Großunterneh-men werden.

    Was ist für Sie ein typisch hamburgisches Traditions-unternehmen? Wodurch zeichnet es sich aus? Für welche Werte steht es bzw. wie agiert es typisch hansea- tisch? Kann der moderne Hamburger Unternehmer vom Kaufmann der alten Hanse lernen?

    ! Ein typisches hamburgisches Traditionsunternehmen ist im Allgemeinen inhabergeführt und folgt hanseatischen Grund- sätzen: ruhig und pragmatisch, nicht zu Übertreibungen neigend, kompetent, verlässlich und lö-sungsorientiert. Hier werden die Pflichten eines Unternehmers noch sehr ernst genommen und die Verantwortung, die Eigentum mit sich bringt, wird getragen. Diese bewährten Eigenschaften sind bis heute erhalten geblieben und bieten auch modernen Ham-burger Unternehmen Ansatzpunk-te für ein erfolgreiches Geschäfts-gebaren.Ein Handschlag gilt als Vertrag, ein Wort ist ein Wort, der Starke stützt den Schwachen – das sind einige typische Werte des hanseatischen Kaufmanns. Wie erhält man sie im globalisierten und deshalb anonymeren und härteren Wettbewerb?

    ! Globalisierung ist der Ham-burger Wirtschaft schon seit Langem vertraut. Sie gibt keinen

    Anlass, hanseatische Tugenden wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Zu-rückhaltung, Solidität und Wach-sen mit Bedacht aufzugeben. Im Übrigen weiß der hanseatische Kaufmann, was das heißt: Der Star-ke stützt den Schwachen. Das vor-bildliche Mäzenatentum hat in Hamburg eine lange Tradition. Hamburg gilt als Hauptstadt der Stifter. Immer mehr Wohltäter en-gagieren sich noch zu Lebzeiten, um am Erfolg mitzuwirken. Bestimmte Unternehmen sind seit vielen Jahrzehn-ten allein im norddeutschen Raum tätig. Soweit es geht objektiv: Was sind die Gründe dafür? Was macht diesen Wirtschaftsraum so attraktiv?

    ! Die Hamburger Wirtschaft ist in vielen Branchen erfolg-reich und global vernetzt. Getragen wird sie von einem breit diversifi-zierten Mittelstand und von leis-tungsfähigen großen Unterneh-men, von einem bedeutenden in-dustriellen Sektor und von denen, die in diesen Unternehmen arbei-ten. Hamburgs wirtschaftlicher Er-folg ist immer noch eng mit dem Hafen verknüpft. Er gilt als Innova-tionsmotor der Stadt. Verglichen mit anderen Bundesländern ist Hamburg gut aufgestellt und gilt allgemein als attraktiver Standort, der viele Fachkräfte anzieht und damit Chancen für ein weiteres Wachstum bietet.Wo gibt es dennoch dringend nachholbedarf?

    ! Hamburg verfügt über wachs-tumsstarke und innovative Branchen und hat damit auch die Chance einer über dem Bundes-durchschnitt liegenden Wachs-tumsdynamik. Dabei sind die Entwicklungspotenziale mancher Wirtschaftsbereiche erst im An-fangsstadium einer dynamischen Entwicklung. Dies gilt etwa für die erneuerbaren Energien oder

    den Bereich der Gesundheitswirt-schaft. Viele Deutsche haben Angst vor dem Scheitern in der Selbstständigkeit. Was kann die Politik tun, um einen Mentalitätswechsel hin zu mehr unternehmerischem Wagemut zu erreichen?

    ! Die Zahl der Unternehmens-zugänge und Existenzgrün-dungen im Jahr 2009 zeigt, dass in Hamburg auch weiterhin ein gutes Existenzgründungsklima herrscht. Die Förderung von Existenzgrün-dern wird verstärkt durch Koordi-nierung der Beratung, Weiterent-wicklung des Kleinstkreditpro-gramms und die Bereitstellung kostengünstigen Gewerberaums. Mit dem Coaching-Programm „Selbstständigkeit kann man ler-nen“ werden Gründungsinteres-sierte zum Schritt in die Selbst-ständigkeit ermutigt, denn Know-how ist die Basis für eine erfolgrei-che Gründung. Moderne Arbeits-formen, wie z. B. das Coworking als ein Modell der Zusammenarbeit, unterstützen die neue Kultur der Selbstständigkeit in Hamburg. Beinahe jedes Unternehmen wirbt inzwischen fast schon inflationär mit dem Schlag-wort „nachhaltigkeit“. Was verstehen Sie im ökonomi-schen Sinn unter diesem Begriff?

    ! Nachhaltig ist eine Entwick-lung dann, wenn sie den Be-dürfnissen der heutigen Generati-on entspricht, ohne die Möglich-keiten zukünftiger Generationen zu gefährden, d. h., Produktion und Konsum einer Generation dürfen nicht die Konsummöglichkeiten der nachfolgenden Generation ein-schränken. Ziel ist es, langfristig er-folgreich zu sein.

    news

    Hamburger wirtschaft: Global, erfolgreich, vernetztMediaplanet sprach mit dem neu gewählten Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch über kaufmännische Werte und hanseatische Solidarität in Zeiten interna-tionalen Wettbewerbs.

    dominik maaSSen

    [email protected]

    DaS moDerne hamBUrg

    Die Elbmetropole gehört zu den Spitzenreitern unter den Grün-dungszentren in Deutschland. 2,4 Prozent aller Einwohner ab 18 Jahren wagen in Hamburg den Sprung in die Selbstständigkeit. Dies belegt der Gründungsmo-nitor 2011 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

    Ausgezeichneter StandortZu den Positivfaktoren für Grün-der gehören an der Elbe die gute Infrastruktur, die starke Kauf-kraft und der vielfältige Bran-chenmix der Hansestadt. Sti-muliert wird der Gründungswil-le außerdem durch die höheren Bildungseinrichtungen, die es in Hamburg gibt. Denn Hochquali-fizierte gründen häufiger ein Un-ternehmen als Geringqualifizier-te. Sehr gründungsfreudig sind vor allem Ingenieure, Naturwis-senschaftler und Kreative.

    Erfolgreiche DienstleistungInsgesamt kletterte die Zahl der Unternehmenszugänge in der gewerblichen Wirtschaft laut Handelskammer Hamburg im vergangenen Jahr um 7,4 Pro-zent auf 22.578. Besonders attrak-tiv für einen Sprung in die Selbst-ständigkeit ist der Dienstleis-tungssektor mit 60 Prozent aller Gewerbeanmeldungen, gefolgt vom Einzelhandel mit zehn Pro-zent und vom Baugewerbe mit 9,5 Prozent.

    Wachsender ImmobilienmarktNach den Rekordumsätzen 2010 hat der Hamburger Büromarkt auch im ersten Quartal 2011 nichts von seiner Dynamik ein-gebüßt. 103.000 Quadratmeter Bürofläche fanden in den ers-ten drei Monaten 2011 einen neuen Mieter und damit 13 Pro-zent mehr als im Vorjahr, in dem 91.000 Quadratmeter vermietet worden waren. Die Innenstadt belegt mit 24 Prozent (24.7000 Quadratmeter) Flächenumsatz Platz 1 vor der City Süd mit 22 Prozent (22.700 Quadratmeter).

    Wachstumsmotor HafenCityImmer mehr Familien entde-cken die HafenCity als attrakti-ves Wohnquartier. In zwölf Pro-zent der Haushalte leben bereits Kinder; nur 36 Prozent der Woh-nungen sind Singlehaushalte. Der Grund ist vor allem die Infrastruk-tur, die familienfreundlicher aus-gelegt ist – mit Radwegen, auto-freien Brücken und Wegen, Frei-flächen, Plätzen und Parks.

    hamBurg

    boom an der elbeDie Hansestadt ist in Sachen Unternehmens-gründungen und Immo-bilienmarkt weiter auf Wachstumskurs.

    barbara gallaSch

    [email protected]

    faKten

    Frank Horch■■ 25. Februar 1948 in geversdorf

    geboren, verheiratet, zwei Kinder■■ 1969–1974 Schiffbaustudium in

    hamburg■■ 1971–1974 Konstrukteur auf der

    mützelfeld-Werft Cuxhaven und hDW-hamburg

    ■■ 1974 eintritt bei der phoenix ag als entwicklungsingenieur

    ■■ 1980 hauptabteilungsleiter ent-wicklung

    ■■ 1984 Direktor für entwicklung und produktion

    ■■ 1988 mitglied des aufsichtsrates der phoenix ag

    ■■ 1991 generalbevollmächtigter der phoenix ag

    ■■ 1993 eintritt in die friedrich Krupp ag

    ■■ 1994 leitung des Werkes hamburg-harburg Krupp Kunststofftechnik

    ■■ 1997 Vorsitzender der geschäfts-führung der Krupp elastomertechnik

    ■■ 2001 Vorsitzender der geschäfts-führung der thyssenKrupp elasto-mertechnik

    ■■ 2005-Dezember 2007 Vorsitzen-der der geschäftsführung harburg-freudenberger maschinenbau gmbh

    ■■ Januar 2008-Mai 2008 mitglied der geschäftsführung Blohm + Voss international gmbh

    ■■ seit April 2008 mitglied der ge-schäftsführung Blohm + Voss Ship-yards & Services gmbh

    ■■ Mai 2008-12. Januar 2011 prä-ses der handelskammer hamburg

    ■■ seit 23. März 2011 Senator

    Frank HorchWirtschaftssenator hamburg

    „produktion und Konsum einer generation dürfen nicht die Konsum-möglichkeiten der nachfolgenden generation ein-schränken.”

  • juni 2011 · 11ein themenspecial von mediaplanet anZeige

  • 12 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    professIoneller eInblIcK

    wandel hat Tradition

    Wer-liefert-was ist der große Sprung vom alteingesessenen Hamburger Verlag zur erfolgreichen Lieferantensuchmaschine im Internet gelungen. Andrew Pylyp, Managing Director Europe, gibt Einsichten, wie der Wandel gelungen ist.

    Ihr Unternehmen hat sich er-folgreich vom Verlag zur online-Company gewandelt? Was bedeutet Tradition für Wer-liefert-was?

    ! Für uns bedeutet Tradition nicht das Festhalten an Vergangenem, sondern die Erfahrungen der Vergan-genheit für die Zukunft zu nutzen. Wir sind stolz auf das, was wir erreicht ha-ben, ruhen uns aber nicht darauf aus. Das einzig Konstante ist der Wandel. Und der hat bei uns Tradition.Was zeichnet Sie als Traditions-unternehmen vor neuen Mitbe-werbern im Markt aus?

    ! Wir reagieren flexibel auf Markt-veränderungen, besitzen Innova-tionskraft und passen uns schnell neu-en Situationen an. Diese wichtige Ei-genschaft haben wir uns über die Jahre zugelegt und sie ist aus meiner Sicht ein wichtiger Erfolgsfaktor für alle Tra-ditionsunternehmen. Auch große Ver-änderungen sorgen bei den Mitarbei-tern nicht für Verzweiflung oder Unru-he. Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir strategisch planen und koordiniert auf Veränderungen reagieren können. Und diese Eigenschaft zeichnet uns aus.

    Wie pflegen Sie Tradition?

    ! Wandel, Teamgeist und Strategie gehören zu unserer Unterneh-menskultur – und die ist Teil unserer Tradition. Wir beziehen alle Mitarbeiter in unsere strategischen Überlegungen mit ein. Regelmäßig veranstalten wir Treffen, in denen wir das Vergangene betrachten und das Kommende bespre-chen. So kann sich jeder Mitarbeiter ein Bild vom großen Ganzen machen und es für seinen Aufgabenbereich umset-zen. Wir informieren alle Mitarbeiter jeden Monat über die aktuellen Unter-nehmenskennzahlen und veranschau-lichen die Werte über ein Ampelsystem auf unserer Strategiekarte. Wie ist Ihnen der Schritt vom Buch über CD-RoM ins Internet gelungen?

    ! Zwischen 1995 und 2000 gab es Bü-cher, CDs und die Lieferanten-suchmaschine parallel. Diese Medien zielgerichtet zu migrieren, war eine große Leistung, auch aus kaufmänni-scher Sicht. Unsere Werbekunden konnten sich die Medien aussuchen, in denen sie Präsenz zeigen wollten. Dabei musste die Auftragserteilung für den Kunden klar und einfach sein. Ein Auf-

    trag, ein Eintrag, aber Medien nach Wahl. Im Hintergrund bedeutete das aber eine extrem komplexe Bearbei-tung. Aus Sicht der Mediennutzung be-deutete das, Nutzer an das Internet her-anzuführen, ohne sie zu verlieren. Das war ein Prozess über viele Jahre.

    Was danach folgte, war der Wandel unseres Images vom Verlag zur Online-Company. Seit 2000 gibt es die „dicken blauen Bücher“ nicht mehr und die letzte CD-ROM wurde 2004 gepresst. Nach Jahrzehnten des Verlagsgeschäfts mussten wir ein festgefahrenes Image ändern. Denn wer will schon ein Ver-zeichnis eines über 75 Jahre alten Ver-lags nutzen, geschweige denn darin werben? Wie stellen Sie im anonymen Internet dennoch einen guten Kundenkontakt sicher?

    ! Das ist eine sehr gute Frage. Kun-denkontakt und Kundenbindung sind uns sehr wichtig und wir geben uns viel Mühe, diese Kommunikation optimal zu gestalten. Den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden vor Ort halten unsere Außendienstmitarbeiter in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zusätzlich ist uns der Kontakt

    per Telefon und natürlich per E-Mail wichtig. Dabei berücksichtigen wir den vom jeweiligen Kunden priorisierten Kontaktkanal. Dass wir auf dem richti-gen Weg sind und sich die Mühe lohnt, zeigen uns nationale und internationa-le Auszeichnungen für unsere Kunden-bindungskampagne. Welche Vorteile haben Sie ge-genüber der Übermacht von all-gemeinen Suchmaschinen, die einen globalen Background ha-ben?

    ! Wir können durch unsere Spezia-lisierung sehr fokussiert vorge-hen. Wir liefern unseren Nutzern exak-te Treffer und so den inserierenden Fir-men Kontakte von hoher Qualität, die in der Regel zu Neugeschäft führen. Je-der unserer Kunden hat einen persönli-chen Ansprechpartner, der bei Bedarf für ihn da ist. Welche Internet-Compa-ny kann das schon von sich behaupten? Ein großer Vorteil ist auch das jahrelan-ge Vertrauen unserer Kunden in ein se-riöses und modernes Traditionsunter-nehmen.

    „Für uns bedeutet tradition nicht das Festhalten an vergan-genem.“Andrew Pylyp, Geschäftsführer Wer-liefert-was GmbH, Hamburg

    dominik maaSSen

    [email protected]

  • juni 2011 · 13ein themenspecial von mediaplanet

    tippS

    Das Hamburger Traditions-unternehmen Wer-liefert-

    was hat sich über viele Jahrzehnte dem Wandel der Zeit angepasst und ist heute ein unumgänglicher Partner im Suchmaschinen-Mar-keting. Dienstleister und Herstel-ler, die ihre Zielgruppe erreichen wollen, sollten sich für einen Ein-trag in einem etablierten Verzeich-nismedium entscheiden.Fotos: wer-lieFert-was GmbH

    WER-LIEFERT-WAS

    Tradition im wandel der Zeit

    IM bIlD

  • 14 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    Mit der HafenCity entsteht in Hamburg ein neuer lebendiger Stadtraum, der europaweit Maß-stäbe setzt. Und seine Zahlen spre-chen für sich: Er wächst auf einer Fläche von 157 Hektar. Die heutige City wird damit innerhalb von 25 Jahren um 40 Prozent an Fläche er-weitert.

    Europaweit einzigartigMehr als 2,32 Millionen Kubikme-ter Bruttogeschossfl äche werden gebaut. Angeboten werden 5.800 Wohnungen für 12.000 Einwohner, Dienstleistungsfl ächen mit mehr als 45.000 Arbeitsplätzen, Gastro-nomie, Kultur- und Freizeitmög-lichkeiten, Einzelhandel, Parks, Plätze sowie Promenaden. Schon jetzt leben etwa 1.500 Menschen in der HafenCity und rund 7.200 arbei-ten hier in circa 270 Unternehmen.

    Die HafenCity ist also schon längst von der Projektplanung in die Pha-se der sehr intensiven Realisierung eingetreten.

    Quartier für QuartierAktuell vor der Fertigstellung ste-hen die Quartiere Am Sandtorpark/Grasbrook, Brooktorkai/Ericusspit-ze und das nördliche Überseequar-tier. Zwar ist die Entwicklung der HafenCity auf ein Vierteljahrhun-dert angelegt, die Bebauung der Areale läuft jedoch schrittweise ab. Das Ziel: Es sollen fortlaufend voll funktionsfähige Quartiere entste-hen. Sie wachsen Stück für Stück zusammen und bilden jeweils eine eigene Identität aus.

    Grüne oaseAnwohner wie Beschäftigte kön-nen sich auf viele Freiräume und reichlich Grün freuen. 22 Prozent des Landareals sollen als öff ent-liche Freifl ächen gestaltet wer-den. Die Planer wählen bewusst ein Wechselspiel von Wasser und Land und einen Kontrast von hafentypisch strengeren Formen mit mediterranen, leichten Ein-fl üssen. Gleich zwei größere Ter-rassenanlagen entstanden bereits an den Kopfseiten von Sandtorha-fen und Grasbrookhafen. Kaipro-menaden verbinden die abwechs-lungsreichen Stadträume mitein-ander.

    Wohnen und Leben für alleVielfalt ist das Stichwort beim Wohnungsangebot. Die Miet- und Eigentumswohnungen wer-den auf unterschiedlichen Preis-niveaus angeboten. Wohnungen von Baugenossenschaften gibt es hier genauso wie Wohnungen für spezifische Berufsgruppen wie Designer oder Musiker bzw. be-stimmte Altersgruppen wie Se-nioren. Wohnen soll für ein brei-tes Spektrum sozialer Milieus at-traktiv sein. Nur so können sich Bewohner unterschiedlichen Al-ters und mit verschiedenen Le-

    bensentwürfen in der HafenCity ansiedeln.

    Seit Dezember 2010 ist auch die HafenCity Universität (HCU) für 1.600 Studierende im Bau. Gleich zwei staatlich anerkannte private Hochschulen haben bereits Ende September 2010 den Betrieb aufge-nommen: die Kühne University of Logistics (KLU) und die Internati-onal School of Management (ISM).

    Deutschlandweit einmalig ist das Ökumenische Forum. 18 Ham-burger christliche Kirchen haben die Idee entwickelt, in der HafenCi-ty einen geistigen Ort zu schaff en,

    facHberIcHT

    Der Grund: Hamburg ist es in be-sonderer Weise gelungen, Um-weltschutz und wirtschaftliches Wachstum zu einer hervorragen-den Lebensqualität für seine Ein-wohner zu verbinden. Die Aus-zeichnung soll dazu anspornen, anderen europäischen Städten ein Beispiel zu geben und bewähr-te Praktiken zu fördern. 2010 hatte Stockholm den Titel bekommen.

    Mobil und innovativSechs Leitthemen wurden aus-gewählt, um den Weg in ei-ne nachhaltige Zukunft zu be-schreiten. Bei der Mobilität geht es darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, ohne die Umwelt übermäßig zu belas-ten. Intelligente innerstädtische Verkehrssysteme sind entschei-dend für die Lebensqualität jeder Großstadt: Hamburg ist eine der acht deutschen Modellregionen für Elektromobilität. Die Stadt ist auch auf dem Weg, weltweit führender Standort für Manage-ment und innovative Dienstleis-tungen im Bereich erneuerbare Energien zu werden. Wie aus ei-ner hochproblematischen Alt-last ein Symbol für erneuerbare Energien werden kann, zeigt z. B. der „Energieberg Georgswerder“, das Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg.

    Grün und ruhigNatur und Stadtgrün ist ein wei-teres Leitthema. Durch ganz Hamburg gehen oder radeln, oh-ne eine Grünfl äche zu verlassen: Das Grüne Netz macht‘s möglich. Ruhe an der Autobahn ist z. B. ent-scheidend beim Thema Stadtent-wicklung und Wohnen. Der Bau der Deckel über der Autobahn 7 nördlich des Elbtunnels rückt nä-her. Insgesamt ist geplant, rund 3,5 Kilometer der Autobahn unter drei Deckelabschnitten verlaufen zu lassen. Autos und Lastwagen werden über weite Strecken dar-unter verschwinden.

    nachhaltigkeit und RessourcenBeim Thema Ressourcenschutz und nachhaltiges Wirtschaften steht neben der Energie aus der Biotonne auch die Umweltpart-nerschaft im Mittelpunkt. Die Ko-operation zwischen Senat und Wirtschaft soll Unternehmen zu zusätzlichen Umweltschutzmaß-nahmen motivieren. Beim nach-haltigen Konsum geht’s z. B. um saisonale Lebensmittel aus der Re-gion, die frisch und klimafreund-lich produziert und transportiert beim Verbraucher ankommen.

    european Green capital 2011Einmal jährlich vergibt die Europäische Kommission an eine Stadt in Europa den Titel „Umwelthaupt-stadt“.

    volker holt

    [email protected]

    Wer schon immer mal einer Stadt beim Wachsen zuse-hen wollte, musste sich in den vergangenen zehn Jahren einfach nur in der Hamburger HafenCity tum-meln. Wo es jahrhunder-telang nur Industrie- und Hafennutzung gab, leben und arbeiten inzwischen rund 9.000 Menschen. Und es werden mehr.

    StaDtentWiCKlUng BiD

    faKten

    Entwicklung der Hafen City

    ■■ 1997 ankündigung des projekts „hafenCity“

    ■■ 2000 Beschlussfassung des masterplans durch den Senat

    ■■ ab 2000 Beginn der infrastruktur-maßnahmen, flächenfreimachung und Betriebsverlagerungen

    ■■ ab 2003 intensiver Beginn der hochbaumaßnahmen (Quartier am Sandtorkai/Dalmannkai)

    ■■ 2007 Baubeginn des zentralen areals Überseequartier

    ■■ 2007 Baubeginn der U-Bahn-linie U4

    ■■ 2009 gesamtfertigstellung des ersten Quartiers am Sandtorkai/Dalmannkai

    ■■ 2010 Der überarbeitete master-plan für die östliche hafenCity wird präsentiert und öffentlich diskutiert

    ■■ 2011 Ca. 1.700 Bewohner, ca. 270 ansässige Unternehmen mit 7.200 arbeitsplätzen; fertigstellung des Quartiers am Sandtorpark/grasbrook (bis auf ein Wohngebäu-de). Die Wahl der hansestadt zur „european green Capital 2011“ geht auch auf die gezielt nachhaltige entwicklung der hafenCity zurück. Die hafenCity gilt bereits heute als Vorzeigeprojekt internationaler Waterfront-entwicklung

    ■■ 2025 Bis zu diesem Jahr erstreckt sich der entwicklungszeitraum für das gesamte gebiet

    ein GrOsser sPrunG über die elbe

  • juni 2011 · 15ein themenspecial von mediaplanet

    facHberIcHT

    MInIATURWUnDERLAnD HAMBURGBauboom an der Elbe: HafenCity, Elbphilharmonie und Co. Foto: cornelius kalk, www.beweGende-bilder.de

    faKten

    ElbphilharmonieDie Elbphilharmonie ist ein seit April 2007 im Bau befindliches

    Konzerthaus auf dem Kaispeicher A in der HafenCity von Hamburg. Das Richtfest fand nach gut dreijäh-riger Bauzeit im Mai 2010 statt.

    Der Entwurf des Projektes stammt vom Basler Architek-

    turbüro Herzog & de Meuron.Vorgesehen sind ein großer Konzertsaal mit rund 2.150

    Sitzplätzen, ein kleinerer Saal mit 550 Plätzen sowie ein dritter Saal, das sogenannte Kaistudio, mit 170 Sitzplätzen. Der große Saal ist auf klassische Musik ausgerichtet,

    kann aber auch für Jazz und popu-läre Weltmusik genutzt werden.

    Die Fertigstellung der Elbphil-harmonie ist für Ende 2013 ge-

    plant. Das Gebäude wird dann 26 Geschosse und eine Gesamthöhe von rund 110 Metern haben.

    Der große Konzertsaal soll be-reits im Juni 2013 fertigge-

    stellt sein.Die Glasfassade des Aufbaus wird sich aus insgesamt 1.089

    einzelnen Glaselementen zusam-mensetzen.

    Generalintendant des Kon-zerthauses ist seit 2007 Chris-

    toph Lieben-Seutter.

    name Surname

    [email protected]

    barbara gallaSch

    [email protected]

    UmweltgetestetBesondere Leistungen beim Bau nachhaltiger Hochbauten wer-den seit 2007 mit dem Umwelt-zeichen „HafenCity“ zertifiziert.

    PrimärenergieZum Kriterienkatalog zählt die Reduzierung des im Ge-

    bäudebetrieb entstehenden Pri-märenergiebedarfs weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Bei Wohnbauten muss der stren-ge Passivhaus-Standard erreicht werden.

    EffizienzEs punkten Bauvorhaben, die nachhaltig mit öffentli-

    chen Gütern umgehen, also z. B. durch fortschrittliche Sanitäran-lagen Wasser sparen. Gewürdigt wird zudem die effiziente Nut-zung von öffentlich zugängli-chen Flächen, etwa durch die Einrichtung von Cafés in Erdge-schossen oder von Dachgärten. Die Familienfreundlichkeit von Hotel- und Einzelhandelsbauten wird ebenfalls positiv bewertet.

    BaustoffeDas Umweltzeichen „Ha-fenCity“ zeichnet den Ein-

    satz umweltschonender Baustof-fe aus: Gebäude müssen ohne ha-logenhaltige Baustoffe, flüchtige Lösungsmittel oder Biozide ge-baut werden, Tropenhölzer dür-fen nur aus zertifiziert nachhal-tigem Anbau stammen.

    BehaglichkeitDie besondere Berücksich-tigung von Gesundheit und

    Behaglichkeit gehört zur vierten Kategorie. Ausschlaggebend sind hierbei Parameter wie behagli-che Raumtemperatur, allergiker-gerechte Ausstattung sowie Hall- und Schallschutz. Mit der Über-arbeitung der Kriterien wurde ein nochmals höherer Einfluss der Nutzer auf Blendschutz und Luftaustausch in automatisch klimatisierten Räumen gefor-dert.

    BarrierefreiheitGebäude sollen für Men-schen mit Mobilitätsein-

    schränkung gut zugänglich sein und ihnen z. B. im Sanitärbereich ausreichend große Flächen bie-ten. Außerdem sind ein nachhal-tiger Betrieb des Gebäudes durch geringen Wartungsaufwand und der Einsatz langlebiger Materia-lien wichtig.

    faKten

    UMWELTZEICHEn „HAFEnCITy“Auch beim Bau der Elbphilharmonie wird auf die Verwendung umwelt-freundlicher Baustoffe geachtet. Foto: Fotolia.de

    der zu Begegnung und Austausch einladen soll. Kapelle, Veranstal-tungsraum und Café im Erdge-schoss stehen allen Besuchern of-fen. In den oberen Etagen wird der Laurentiuskonvent eine ökumeni-sche Lebensgemeinschaft bilden.

    Schutz vor WasserWer einen neuen Stadtteil plant, muss nicht nur neue Straßen bau-en, sondern auch leistungsfähige Wasser-, Abwasser-, Stromversor-gungs-, Fernwärme- und Kommu-nikationsnetze berücksichtigen. Bei der HafenCity kommt jedoch ein weiterer Punkt hinzu: Das Ge-biet ist eine Insel im Elbstrom. Wichtige Voraussetzung ist daher der Hochwasserschutz. Da man auf einen Deich verzichtet hat, wer-den die neuen Gebäude wie Stra-ßen auf Warften gebaut. Die acht Meter über Normalnull hohen So-ckel schützen vor Überflutung. Die Promenaden und Plätze bleiben je-doch auf dem bisherigen Niveau des Gebiets von etwa 4,5 bis 5,5 Me-tern über Normalnull, weil nur so der attraktive Bezug zum Wasser erhalten bleiben kann.

    Blick in die ZukunftDie HafenCity verkörpert aber auch sinnbildlich die Stadt des 21. Jahr-hunderts. Nicht nur die architek-tonischen Entwürfe der Einzelbau-ten zeichnen sich durch ökologi-

    sche Nachhaltigkeit aus. Der Stadt-teil an sich ist schon grundlegend so konzipiert, dass er vom scho-nenden Umgang mit Ressourcen geprägt ist: Aufgrund ihrer zentra-len Lage ist die HafenCity ohne Au-to gut erreichbar, denn sie hat ei-nen hervorragenden Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr. Fuß-gängern stehen hier zweieinhalb-mal mehr Wegekilometer zur Ver-fügung als Kraftfahrern.

    Außerdem gibt es zahlreiche Forschungs- und Zukunftspro-jekte: Auf dem Großen Grasbrook wird getestet, wie Raumluft durch den Einsatz von Geothermie ent-feuchtet werden kann. Im Heiz-werk läuft eine Brennstoffzelle im Pilotbetrieb. Und an der Ober-baumbrücke entsteht die europa-weit größte öffentliche Wasser-stoff-Tankstelle.

    Zusammenwachsende InnenstadtDie größte Herausforderung für die Zukunft: Die HafenCity muss zu einem erfahrbaren und erleb-baren Teil einer größeren Innen-stadt werden. Zum ersten „Brü-ckenschlag“ gab es daher Mitte Juni eine Feier, eröffnet von Ham-burgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz. Die westlichen Quartiere sind weitgehend realisiert – damit ist die HafenCity im Zentrum ange-kommen. Rund um den Magdebur-

    ger Hafen sind neue Plätze, Prome-naden und Brücken entstanden. Binnenalster und Hafen sind nur 900 Meter voneinander entfernt.

    neues Profil für alte ViertelÜber bauliche Anlagen, stadt-räumliche Gestaltung und ein Wegenetz mit Nord-Süd-Ausrich-tung müssen die heutige Innen-stadt und die HafenCity noch stär-ker miteinander verknüpft wer-den. Durch die Hinwendung zur Elbe geraten Orte in das Zentrum der Aufmerksamkeit, die sich vor-her eher in einer Randlage befan-den. Das Kontorhausviertel wird dadurch zentraler und längst ist

    die Speicherstadt nicht mehr nur ein Lagerhauskomplex. Sie entwi-ckelt sich über eine schrittweise, behutsame und denkmalschutz-gerechte Umnutzung zu einem urbanen Teil der Innenstadt. Rund um die Katharinenkirche entsteht ein neues innerstädtisches Wohn-milieu. Allerdings müssen die Plätze in diesen Quartieren deut-lich aufgewertet werden, um für die Bewohner zum Bezugspunkt zu werden.

  • 16 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    Zahlungsziele

    1 Verkaufen Sie Ihre Leistung nicht über großzügige oder branchenunübliche Zahlungs-ziele. Bieten Sie Ihren Kunden vielmehr Anreize, möglichst rasch zu zahlen (Skonto).

    Rechnungsstellung

    2 Wenn Sie Ihre vereinbarte Leistung erbracht haben, zö-gern Sie nicht damit, unverzüg-lich Ihre Forderung in Rechnung zu stellen. Achten Sie dabei auf korrekte und vollständige Auf-zählung Ihrer erbrachten Leis-tungen und stellen Sie sicher, dass die jeweils vereinbarten Preise in Rechnung gestellt werden.

    Überwachung

    3 Stellen Sie sicher, dass Zah-lungstermine und Zahlungs-beträge in Ihrem Rechnungswe-sen genauestens überwacht wer-den. Ihr Kunde erwartet von Ihnen pünktliche Lieferung. Verlangen Sie von Ihrem Kunden daher auch die Einhaltung der vereinbarten Zahlungsziele.

    Mahnwesen

    4 Das „Gesetz zur Beschleuni-gung fälliger Zahlungen“ sieht vor, dass Schuldner auch ohne Mahnung bereits 30 Tage nach Rechnungserhalt in Verzug geraten. Um Ihren Zahlungsan-spruch zu realisieren, sollten Sie Ihren Kunden dennoch an den Ausgleich Ihrer fälligen Rech-nungen erinnern.

    Ein- und Auszahlungen

    5 Bedenken Sie, dass säumige Zahler Ihre Existenz ge-fährden können. Planen Sie da-her Ihre Finanzen sorgfältig! Be-rücksichtigen Sie – bei Ihrer Li-quiditätsplanung – die Zahlun-gen aus Kundenforderungen nicht zu optimistisch.

    Externe Hilfe

    6 Wenn Ihre Mahnungen nicht zum gewünschten Er-folg geführt haben, zögern Sie nicht, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Drohen Sie dies ge-gebenenfalls in einer dritten schriftlichen Mahnung an. Zahlt der Kunde auch dann nicht, be-auftragen Sie ein professionelles Inkassoinstitut mit der Realisie-rung Ihrer Forderung.

    Wie beurteilen Sie die Zah-lungsmoral der deutschen Firmen?

    ! Die Zahlungsmoral ist heute statistisch so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Subjektiv wird dies oft anders empfunden. Für das erste Quartal 2011 wurde gemeldet, dass 86,5 Prozent der deutschen Un-ternehmen ihre Rechnungen zum vereinbarten Zeitpunkt beglichen haben.Wie viele Firmen müssen aufgrund fehlender Zahlun-gen Insolvenz anmelden?

    ! Durch den Konjunkturauf-schwung sinken die Insol-venzrisiken. Laut Statistischem Bundesamt im Januar dieses Jah-res gab es 9,5 Prozent weniger Un-ternehmensinsolvenzen als im gleichen Vorjahresmonat.nach welchen Kriterien wählt man einen externen Dienstleister aus, der Forderungsmanagement betreibt?

    ! Die wichtigsten Kriterien sind die Leistungsfähigkeit, umfassende Branchenkenntnisse, ein professionelles Reporting und dass alle Leistungen aus einer Hand erbracht werden. Als beson-ders wichtig erachten wir daneben eine sehr gute Erreichbarkeit für Schuldner, vor allem auch am Wo-chenende.Ab welcher Unternehmens-größe lohnt sich eine Ausgliederung an professio-nelle Dienstleister?

    ! Es lohnt sich immer, da bei ei-ner Ausgliederung sofort die Kosten für den eigenen Personal-aufwand eingespart werden. Es

    entstehen auch keine zusätzlichen Dienstleistungskosten, da der Schuldner gesetzlich verpfl ichtet ist, die Anwaltskosten im Inkasso-fall zu tragen. Ein weiterer positi-ver Aspekt ist, dass sich die Man-danten um ihr Kerngeschäft küm-mern können, wenn ein Profi das Forderungsmanagement über-nimmt.Was wird im Forderungs-management gern falsch gemacht? Gibt es auch nachteile beim outsourcing an Dritte?

    ! Wir sehen keinerlei Nachteile. Leider wird Forderungsma-nagement meist nicht mit der not-wendigen Sensibilität betrieben. Da-bei sollte beachtet werden, dass ein Schuldner, der bisher Kunde war, dies auch zukünftig wieder sein kann. Die Seriosität und Professio-nalität einer Kanzlei hilft hier bei ei-nem erfolgreichen Umgang mit dem Schuldner. Ebenfalls wichtig ist ein langer Atem – manch ein Schuld-

    ner erholt sich wirtschaftlich erst nach einiger Zeit. Man sollte daher als Unternehmer möglichst nicht nur die kurzfristigen Ergebnisse aus dem Forderungsmanagement be-trachten.Welche Fehler machen gerade mittelständische Firmen immer wieder?

    ! In der Hoff nung, dass eine Zah-lung doch noch erfolgt, wird zu lange gewartet. Damit verschlech-tern sich aber die Chancen, dass ein Unternehmen sein Geld jemals be-kommt. Hier raten wir ganz klar, bes-ser gleich einen Profi einzuschalten.Wer gehört zu Ihren Kunden?

    ! Zu unseren Auftraggebern ge-hören renommierte Firmen aus der Privatwirtschaft, insbeson-dere deutsche und multinationale Unternehmen. Darunter befi nden sich zum Beispiel Versicherer und Banken, der gesamte Bereich der Telekommunikation, E-Commerce und Handel, Zahlungsdienste, Ver-

    lagswesen und Medienunterneh-men. Für mittelständische Unter-nehmen haben wir viele branchen-spezifi sche Lösungen.Was unterscheidet Ihre Kanzlei KSP Rechtsanwälte von Inkassobüros?

    ! Von den großen Inkassodienst-leistern Deutschlands sind wir als einziger kein konzernabhängiges Unternehmen und erbringen den Prozess des Forderungseinzugs als anwaltliche Leistung. Dabei konzen-trieren wir uns auf das Mengenge-schäft. Zusätzlich bieten wir unse-ren Mandanten als Rechtsanwalts-kanzlei professionelle Beratung im Wirtschaftsrecht und für alle Rechtsfragen rund um den Forde-rungseinzug, zum Beispiel zur Ge-staltung von AGB, Datenschutz und Regressverfahren. Wie wichtig ist für Sie Hamburg als Standort?

    ! Unsere Mandanten sind über-all, aber für jeden ist der gut zu erreichende und attraktive Standort Hamburg wichtig. Das positive Image der Stadt hilft – übrigens auch, um qualifi zierte Mitarbeiter zu fi nden.Welche Trends sehen Sie im Forderungsmanagement?

    ! Es hat eine starke Konzentrati-on im deutschen Inkasso-markt gegeben und wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. Wir sehen auch eine Entwicklung hin zu konzernabhängigen Dienst-leistern. KSP hat sich bewusst für ei-nen anderen Weg entschieden – wir bleiben unabhängig und inhaberge-führt.

    Überlassen Sie Ihr Forderungs-management den Spezialisten.

    ksp.

    de

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    reibungsloses forderungsmanagement

    GEBALLTE KoMPETEnZDr. oliver Gnielinski, Dr. Christian Seegers, Dr. Christoph Frankenheim, Dr. Ludwig Gehrke (v.l.n.r.) Foto: ksp

    Wer das Mahnen und Eintreiben unbezahlter Rechnungen einem Profi überlässt, verfügt über mehr Ressourcen in seinem Kerngeschäft. Die Geschäftsführer einer Kanzlei aus Hamburg, Dr. Christian Seegers, Dr. Oliver Gnielinski, Dr. Ludwig Gehrke und Dr. Christoph Frankenheim über noch mehr Tipps und Trends im Forderungsmanagement.

    dominik maaSSen

    [email protected]

    ZahlUngSmoral

    tippS fÜrS forDe-rUngSmanagement

    6PERFEKTE

    BUCHHALTUnG

    ein themenspecial von mediaplanet

    professIoneller eInblIcK

    PERFEKTE

    3TIPP

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  • juni 2011 · 17ein themenspecial von mediaplanet

    professIoneller eInblIcK

    Was empfehlen Sie als An-walt den Unternehmern, die sich in der Firmengründung befinden?

    ! Start-Ups sind gut beraten, wenn sie einen Teil ihres Start-geldes weniger in Ausstattung in-vestieren und stattdessen eine rechtliche Beratung wählen. Die Ge-fahr, sich zu Beginn rechtlich falsch aufzustellen, ist immer hoch. Die Folgekosten solcher Fehler sind oft ein Vielfaches höher als vorher die Beratung. Auch Banken lassen sich bei Verhandlungen über Kredite leichter überzeugen, wenn man ei-nen Teil des Geldes in solide Rechts-beratung investiert. Wenn man sich auf Zeithonorarbasis einen Wirt-schafts-Anwalt engagiert, reichen oft fünf bis zehn Stunden, um eine individuelle branchengerechte Grundberatung zu erhalten.Welche Fehler werden gemacht, wenn sich ein Unternehmen in der Krise befindet?

    ! Viele Geschäftsführer bemü-hen sich in geschäftlich kriti-schen Zeiten nach eigenem Emp-finden redlich, das Unternehmen am Leben zu erhalten. Sie glauben, wirtschaftlich oder auch mensch-lich richtig zu entscheiden, han-deln aber leider oft rechtlich falsch. Sie bezahlen also zum Beispiel auf jeden Fall erst mal die vollen Löhne an die Arbeitnehmer aus, können dann aber nicht mehr die Lohn-steuer ans Finanzamt oder die Sozi-alabgaben begleichen, was strafbar ist. Und wenn das Finanzamt mit seinen drastischen Maßnahmen zum Gläubiger geworden ist, ist es oft schon zu spät.Welche Probleme kann man mit den Steuerbehörden bekommen?

    ! Sehr dramatisch sind zum Beispiel die Fälle, bei denen das Finanzamt Steuerforderungen

    auf Basis eigener Schätzungen festsetzt. Natürlich geschieht das etwas großzügig. Der Haken ist aber: Der Fiskus ist der einzige Gläubiger, der eine Schätzung be-haupten kann und sich gleichzei-tig einen vollstreckbaren Titel dar-aus macht. Sofort ist das Unter-nehmen also ohne gerichtlichen Beschluss in der Vollstreckung. Ich kenne Fälle, bei denen Forde-rungen in Millionenhöhe ge-schätzt wurden, es sich später je-doch um eine kleinere fünfstellige Summe handelte. Kann das Unter-nehmen den festgesetzten Betrag aber nicht aufbringen, bleibt nur eine Frist von drei Wochen für Ver-handlungen zur Vermeidung ei-nes ansonsten zwingenden Insol-venzantrages. Danach wird es so-wohl haftungs- als auch straf-rechtlich persönlich gefährlich für den Geschäftsführer oder Vor-

    stand. Und in Gefahr geraten auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. An welche Anwälte wendet man sich am besten für eine rechtliche Beratung?

    ! Man benötigt auf jeden Fall einen Spezialisten für Steuer- und Wirtschaftsrecht. Betriebs-wirtschaftlich ist daneben ein gu-ter Steuerberater oder Wirt-schaftsprüfen unverzichtbar. Nur dann ist gewährleistet, dass eine juristische Regelung später nicht etwa steuerliche Probleme berei-tet. Bei jeder Spezialisierung in die Tiefe ist unseres Erachtens aber

    auch wichtig, nicht den Blick in die Breite zu verlieren, um Manda-te im Gesamtinteresse vernünftig bearbeiten zu können. Wir selbst beispielsweise sehen die umfas-sende Lösung nur darin, uns um den Fall des Mandanten gegebe-nenfalls im Team mit mehreren Fachleuten zu kümmern.

    wenn der fiskus mehrmals klingelt

    STEUERBERATER UnD FACHAnWäLTEDie wichtigsten Partner in der Existenz-gründung.Foto: Fotolia.de

    dominik maaSSen

    [email protected]

    faKten

    VerbundgruppenDer Mittelstand in Deutsch-land gerät im Zuge weiter fort-

    schreitender Globalisierung und weltweit tätiger Kapitalgesell-schaften zunehmend unter Wett-bewerbsdruck.

    Um die sich daraus ergeben-den Nachteile auszugleichen,

    haben sich in den zurückliegenden Jahrzehnten mehr mittelständi-sche Unternehmen zu festen Kooperationen, sogenannten Ver-bundgruppen, zusammenge-schlossen.

    In Deutschland sind aktuell rund 250.000 Unternehmen

    aus ca. 45 verschiedenen Branchen des Handels, des Handwerks und des Dienstleistungsgewerbes in ca. 400 Verbundgruppen zusammen-geschlossen.

    Sie treten heute regional, überregional, national oder

    sogar international auf. Die überbe-triebliche Zusammenarbeit der Verbundgruppe wird meist von ei-ner rechtlich eigenständigen Zent-rale aus organisiert und bezieht sich auf vielfältige Bereiche wie Einkauf, Marketing, Logistik, IT- Lösungen, Finanzdienstleistun-gen, Beratung oder Schulung.

    Thomas Piplak und Andreas Bauerpiplak · Bauer · oberschilp, rechtsanwälte

    „start-ups sind gut beraten, einen teil ihres startgeldes in rechtliche Beratung zu investieren.“

    ■■ Frage: Wie sichert man sich als unternehmer rechtlich ab?

    ■■ Antwort: man wählt zum Beispiel einen auf steuer- und Wirtschaftsrecht spezialisierten anwalt.

    interVieW

  • 18 · juni 2011 ein themenspecial von mediaplanet

    news

    Immer mehr Mittelständler beabsichtigen, auch mit externer Hilfe ihr Eigen-kapital aufzustocken. Was sollten sie bei der Auswahl beachten?

    ! Die Aufnahme eines exter-nen Eigenkapitalgebers ist für ein mittelständisches Unter-nehmen eine besondere Heraus-forderung. Es wird eine enge Bin-

    dung eingegangen, die mit der Un-terzeichnung eines Kreditvertra-ges nicht vergleichbar ist. Aus die-sem Grund ist es wichtig, sich für den Auswahlprozess des Partners genügend Zeit zu nehmen.

    Unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenar-beit ist, dass die Ziele von Unter-nehmer und Investor überein-stimmen. Ferner sind die wich-tigsten Fragen der Zusammenar-beit, u. a. Reportinganforderun-gen, Mitspracherechte, beabsich-tigte Investitionen und Maßnah-men, festzulegen. Hierbei sollten sich die Manager des Unterneh-mens eine ausreichende Hand-lungsfreiheit erhalten. Zudem ist es von großer Bedeutung, dass ei-ne kompetente Begleitung durch die Beteiligungsgesellschaft si-chergestellt wird und die Beteili-gung tatsächlich langfristig ange-legt ist. Unerlässlich sind letztlich

    gegenseitiges Vertrauen und Sym-pathie, denn das Vertragsverhält-nis ist i.d.R. auf eine langfristige Partnerschaft angelegt.Welchen Unternehmen würden Sie die Aufnahme von Beteiligungskapital empfehlen?

    ! Grundsätzlich allen Unter-nehmen, die gemeinsam mit einem starken, kapitalkräftigen Partner mehr erreichen können oder sich unabhängiger von der klassischen Kreditfinanzierung aufstellen möchten. Welche Vorteile bietet Beteiligungskapital?

    ! Durch eine gestärkte Eigenka-pitalbasis und einen fl exiblen, kapitalkräftigen Partner steigen die Handlungsoptionen deutlich. Aufgrund geringer Eigenkapital-quoten können Marktchancen häufi g nicht vollständig genutzt werden, was weiteres Umsatz- und Ertragswachstum und damit eine Steigerung des Unternehmenswer-tes verhindert. Durch die Unter-stützung einer leistungsfähigen Beteiligungsgesellschaft können Wachstumsvorhaben schneller und gesicherter realisiert werden. Erfolgreiche Beispiele hierfür sind Hamburger Unternehmen wie Glo-betrotter oder Becker Marine Sys-tems, die wir mit stillen Beteiligun-gen unterstützen durften.In welchen Fällen lohnt es noch?

    ! Ein weiterer Anlass für die Aufnahme von Beteiligungs-kapital kann eine Nachfolgerege-

    lung sein. Der optimal passende, kompetente Unternehmensnach-folger bringt oft nicht das nötige Vermögen mit, um den Kaufpreis für den Erwerb des Unternehmens aufb ringen zu können. Unterneh-mensübernahmen mit einer sehr hohen Kreditfi nanzierung bergen jedoch enorme Gefahren, insbe-sondere wenn die Geschäftsent-wicklung nicht von Beginn an plangemäß verläuft. Mit Unterstüt-zung einer Beteiligungsgesell-schaft ist eine solide fi nanzierte Übernahme mit hohem Eigenkapi-talanteil möglich. Die Unterstüt-zung und Beratung des kapitalstar-ken Partners an der Seite hilft fer-ner, Fehler zu vermeiden und Schwächephasen zu überstehen.

    Drum prüfe, wer sich lange bindet

    Carsten Röhrshaspa Bgm Beteiligungsgesell-schaft für den mittelstand

    Eine niedrige Finanzdecke ist eine der größten Heraus-forderungen für den Mittel-stand. Viele holen daher einen Eigenkapitalgeber ins Boot. Was man in der Koope-ration beachten muss, er-klärt, Carsten Röhrs, von der Haspa BGM Beteiligungs-gesellschaft für den Mittel-stand.

    interVieW

    dominik maaSSen

    [email protected]

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    Aus Tradition einen Schritt vorausVom Pionier zu einem der führenden Finanzierungsdienstleister: Das in Hamburg ansässige Unternehmen Barclaycard Deutschland schreibt seit seiner Gründung 1991 eine anhaltende Erfolgsgeschichte und ist mit über 1,4 Millionen ausgegebenen Kreditkarten inzwischen zur Nummer drei in Deutschland aufgestiegen.

    In diesem Jahr feiert Barclay-card 20-jähriges Jubiläum in Deutschland. Damit blickt der britische Anbieter von Kre-ditkarten und Ratenkrediten auf eine ereignisreiche und vielseitige Zeit zurück, die von kontinuierlichem Wachs-tum geprägt ist. Als Barclay-card vor zwei Jahrzehnten un-ter dem Namen Barclays Card Services seine Geschäfte in Hamburg startete, stand das Unternehmen vor vielen Her-ausforderungen: Die Akzeptanz von Kreditkarten als Zahlungs-mittel war hierzulande im europäischen Vergleich sehr nied-rig. Außerdem steht Barclaycard in Deutschland – anders als in Großbritannien – kein Banken-Filialnetz als Unterstützung zur Verfügung. Mit dem so genannten „Barclays Doppel“ brachte das Unterneh-men eine innovative Kreditkarte auf den Markt, die aus einer Vi-sa-Karte und einer EUROCARD bestand. Damit wurde eine hohe Akzeptanz bei Händlern weltweit garantiert. Weitere Innovati-onen von Barclaycard waren die Kreditkartenfunktion und ein Guthabenzins für die Kreditkarten.

    Hamburg ist ein attraktiver Standort„Der Standort Hamburg ist für einen Finanzdienstleister auf den ersten Blick eher ungewöhnlich. Aber Barclaycard hat gezeigt,

    dass die Hansestadt für eine internationale Bank der richtige Standort ist“, sagt Carsten Höltkemeyer, General Manager von Barclaycard Deutschland. „Hamburg ist für potentielle Arbeit-nehmer eine sehr attraktive Stadt und die Beziehungen zu Groß-britannien haben hier eine lange Tradition.“ Im Zuge seiner konsequenten Wachstumsstrategie erweiterte Bar-claycard Deutschland im Mai 2008 sein originäres Geschäftsfeld um Ratenkredite. Das dritte Geschäftsfeld sind kreditkartenba-sierte Partnerschaften im Business-to-Consumer-Bereich wie zum Beispiel mit dem Markendiscounter Netto, den Internetprovidern WEB.DE und GMX.DE oder der Fluggesellschaft British Airways. Blick in die Zukunft Mittlerweile beschäfti