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ÖNGENE

ÖNGENE · 2006 wird weltweit über 618 Ziegenrassen ... seltener Rinderrassen ist außerdem die Mitgliedschaft beim Landeskontrollverband erforderlich

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ÖNGENE

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Die Ziege – Herkunftund Domestikation

Die Ziege zählt neben Hund und Schaf zu denältesten domestizierten Nutztieren desMenschen. Nach heutigem Kenntnisstandstammen die Ziegen von den vier Wild-ziegenarten Steinbock, Tur, Bezoar undMarkhor ab, wobei vornehmlich dieBezoarziege und möglicherweise bei einigenRassen auch der Markhor, als Stammvater derHausziegen anzusehen ist.

Hausziegen können sich erfolgreich mit die-sen Wildziegen paaren, weil die Anzahl derChromosomen (2 n = 60) bei allen Ziegen-arten gleich ist.

Ziegen begleiten den Menschen bereits seitrund 11.000 Jahren. Seit dieser Zeit entwi-ckelte sich eine Fülle von Rassen undSchlägen, die in unterschiedlicher Weisedurch den Menschen genutzt werden. Diearchäologischen Funde zeigen, dass sowohlSchafe als auch Ziegen ursprünglich in den

Regionen Südwestasiens (Persien, Irak) vomMenschen gezähmt, häufig gemeinsamgehalten wurden und sich allmählich übersehr viele landwirtschaftlich genutzteRegionen ausgebreitet haben.

Historische Bedeutung undNiedergang der Rassenvielfalt

Die Domestikationserfolge sind bei der Ziegesehr vielseitig. In Farbe und Haarkleid tratenstarke Veränderungen auf. Die Körpergrößeschwankte von Groß- bis zu Zwergformenund die Schädel- und Hornformen ändertensich höchst mannigfaltig. Dadurch erweitertesich der Nutzen der Ziegen von der Fleisch-und Milchgewinnung bis hin zur Verwendungvon Häuten, Fellen und Hörnern.Mehr noch als das Schaf verfügt die Ziegeüber hohes Anpassungsvermögen an unter-schiedliche Klima-, Futter- und Haltever-hältnisse, sodass der Ziege auch bei derUnterdrückung der Verbuschung sowohl imSavannen- und Steppengebiet als auch inalpinen Regionen eine bedeutungsvolle Rollezukommt.

Bedingt durch die unterschiedlichen Stand-ortverhältnisse und Nutzungsansprüche hatsich weltweit ein breites und vielschichtigesRassespektrum herangebildet, welches sichin Größe, Form, Farbe und Leistungseigen-schaften unterscheidet. Auch die Haltungs-weise variiert zwischen Standort- und No-madenhaltung.Ziegen kommen in allen Klimagebieten derWelt vor. Ihr besonderer Lebensraumbeschränkt sich aber oft nur auf den kargenund gebirgigen Boden, der von den anderenHaustierarten weniger genutzt wird.

In Zentraleuropa hatte die Ziegenhaltung ver-mutlich schon in vorchristlicher Zeit undsicher schon im Frühmittelalter eine beach-tenswerte Bedeutung. In der germanischenSage sind z.B. die Zugtiere des Streitwagensdes Donnergottes Thor zwei Ziegenböcke.Gerade die Jäger- und Hirtenvölker ausdem asiatischen und osteuropäischen Raum,die in Mitteleuropa sesshaft wurden, habenihre Haus- und Nutztiere mitgebracht undzüchterisch vermehrt. Auch die Völker-wanderung im 4. und 5. Jh. trug zur wei-teren Verbreitung von Schafen und Ziegenbei.Obwohl zu dieser Zeit meistens das Rind alsNutztier im Vordergrund stand, konnten beiverschiedenen Ausgrabungen von damaligenSiedlungsgebieten Knochenfunde in derGrößenordnung von 15 bis 25 % den Schafenund Ziegen zugeordnet werden. Dies lässteinen Rückschluss auf den Umfang derNutzung als Nahrungsmittellieferant speziellfür Fleisch und Milch zu.Ziegen dienten jedenfalls in vielen kleinen

In unserer Zeit wird Althergebrachtes oft nichtmehr geschätzt oder geduldet und laufende Neuerun-gen prägen unseren Alltag. Das Neue verdrängt das

Alte, jedoch nicht immer das so genannteBessere das Gute.

Alte Errungenschaften und lang währendeErfahrungen erweisen sich vorübergehenden Zeit-trends gegenüber nicht selten überlegen und lehrenuns, dass wir uns im Fortschrittsglauben nicht von

der Vergangenheit lösen können und dürfen.Das trifft im Besonderen auf die Landwirtschaft,

den traditionellsten Bereich der menschlichenKultur- und Zivilisationsentwicklung zu.

Die seltenen, erhaltungswürdigenZiegenrassen in Österreich

SELTENE ZIEGENRASSEN

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landwirtschaftlichen Betrieben als kontinu-ierlicher Versorger von gesunder und nahr-hafter Milch. So nahm die Entwicklung derZiegenbestände in Deutschland von 1800 bis1915 ständig zu. Damals wurden inDeutschland ca. 4,5 Mio. Ziegen gezählt.Auch in Österreich dürfte eine ähnlicheEntwicklung, insbesondere durch den hohenAnteil an Gebirgsregionen und der grundsätz-lich hohen Bedeutung der Ziegenhaltung inden Kronländern stattgefunden haben. In derZeit von 1880 – 1920 wird in Österreich voneiner Hochkonjunktur der Ziegenhaltungberichtet.

Nach dem 1. Weltkrieg nahm die Zahl derZiegen einerseits zugunsten der Rinder- undSchafhaltung, andererseits durch den begin-nenden Ausbau der Schweinehaltung inGunstlagen allmählich ab. Der laufendeRückgang wurde allerdings durch dieNotlage der Nachkriegszeit vorerst gebremst,weil die Ziege als „Kuh des kleinen Mannes“für Kleinbauern und bäuerliche Unterschich-ten (Knechte und Mägde als Besitzer einerSölde), die keine Kuh mehr halten konntenoder durften, ein lebenswichtiger Ersatz war.Die Ziege kam den Bedürfnissen der armenBevölkerung durch die Verwertbarkeit vonFleisch, Milch, Käse und Fellen noch amstärksten entgegen. Neben der Nutzung voneiner oder wenigen Ziegen als wichtigerNahrungsmittellieferant hatte auch noch dieweitere Verwertung übriger Ziegenmilch zurAufzucht eines eigenen Schweines besondereBedeutung. Die Großbauern stellten nicht sel-ten ihren Taglöhnern karge Böden inExtremlagen als finanziellen Ausgleich dererbrachten Arbeitsleistung zur Verfügung.

Ziegenhaltung blieb somit bis in die Mitte des20. Jh. hinein eine Art „Krisenbarometer“, diein Not- und Kriegsjahren einen wichtigenErnährungsbeitrag geliefert hat. Erst mit demwachsenden Wohlstand der Nachkriegszeitging die Zahl der Ziegenhalter und somitauch der Ziegen drastisch zurück.Auch durch die Ausweitung derMilchproduktion bei Rindern und derFleischproduktion bei Schweinen undGeflügel hat die Ziegenhaltung weiter anBedeutung verloren. Lediglich für Milchbzw. Ziegenkäse bestand eine begrenzteNachfrage von besonders ernährungsbe-wussten oder mit Allergien behaftetenKonsumenten. Dadurch wurde ohne besonde-re züchterische Lenkung den Ziegen mitguter Milchleistung der Vorzug gegeben.Dies wirkte sich wiederum stark auf dieVeränderung der Rassenlandschaft aus.Ziegenzuchtverbände wurden z. T. aufgelöstund die züchterische Beratung und Betreuungdurch Vertreter der Landwirtschaftskammernoftmals eingestellt.

In einigen Ländern führten Ziegenliebhaberals Idealisten Ziegenzuchtvereinigungenmehr oder weniger privat weiter. Diesbewahrte die bodenständigen Ziegenrassenvor dem endgültigen Untergang. In dieserZeit ging sowohl leider auch ein Großteil derzüchterischen Aufzeichnungen, als auch überviele Jahrzehnte erworbenes Basiswissen derZiegenhaltung verloren.

In Österreich wurden 1950 noch über325.000 Ziegen gezählt, 1970 nur mehr ca.69.000. Die Talsohle wurde zwischen 1980und 1990 mit rund 35.000 Ziegen erreicht. ImJahre 2000 konnten bereits über 56.000Ziegen und 2008 über 62.000 Ziegen mit ca.9.600 ziegenhaltenden Betrieben imViehzählungsbericht der Statistik Austriaerhoben werden.

Erst vor rund 25 Jahren nahm also dasInteresse an der Ziegenhaltung allmählichwieder zu. Man erkannte den ernährungsphy-siologischen Wert der Ziegenprodukte unddie ehemalige Nahrungsgrundlage der einfa-chen Leute wandelte sich zusehends zumEliteprodukt für ernährungsbewusst lebendeKonsumenten. Der genetische Wert und dieBedeutung der Erhaltung der vom Untergangbedrohten bodenständigen Ziegenrassenwurde allmählich erkannt und von verantwor-tungsvollen Züchtern eingefordert.

Im „State of the World“- Bericht der FAO übertiergenetische Ressourcen aus dem Jahre2006 wird weltweit über 618 Ziegenrassenberichtet. Davon gelten 306 Rassen als unge-fährdete, etablierte Zuchtrassen. 19 Rassenwerden als definitiv ausgestorben geführt.Bei 84 Rassen liegt ein definierterGefährungsgrad – kritisch, hochgefährdetbzw. gefährdet – vor, bei denen zum TeilErhaltungsmaßnahmen gestartet wurden.209 Rassen mussten als gefährdet mit unbe-kanntem Gefährungsgrad eingestuft werden.Es ist davon auszugehen, dass diese Rassenkaum in Erhaltungszuchtprogramme einbezo-gen werden.

Erste Erhaltungsmaßnahmen

Wie schon erwähnt, wurden die meisten derheute anerkannt erhaltungswürdigenZiegenrassen praktisch nur mehr von weni-gen Ziegenliebhabern betreut. Die Führungvon Herdebüchern bzw. Tierregistern warzum Teil unvollständig oder wurde zur Gänzeeingestellt.Subventionierte Erhaltungsprogramme wur-den erst 1995 eingeführt. Bis zu dieser Zeitführten engagierte Züchter die Zucht undErhaltungsarbeit auf eigene Rechnung,immer mit dem Ideal behaftet, dass diesealten Rassen nicht verloren gehen dürfen,weiter.

Mit der steigenden Nachfrage an Zie-genprodukten wurde auch die züchterischeBeratungstätigkeit und Neugliederung derZuchtorganisationen von Seiten der Land-wirtschaftskammern zusehends mehr wahr-genommen. Geordnete und subventionierteErhaltungsmaßnahmen erfolgten erst nachdem EU-Beitritt Österreichs im ÖPUL 95.Für alle alten, bodenständigen und erhal-tungswürdigen Ziegenrassen wurdenVerantwortliche Zuchtorganisationen be-stimmt und neben den Rassestandards undZuchtzielen auch ausführliche Generhal-tungsprogramme in Zusammenarbeit mit derÖNGENE realisiert.

Ökologischer Nutzen undVermarktungsaspekte

Bei kaum einer Tierart wird der Nutzen sounterschiedlich diskutiert wie bei der Ziege.Obwohl die Ziegen sehr selektiv ein breitesSpektrum von Futterpflanzen aufnehmen, istder regelmäßige Bedarf an Laub- undZwergsträuchern, sowie verholzten Futter-pflanzen auf breiter Basis vorhanden. Dahersind Ziegen besonders zur Freihaltung vonAlmflächen von der Verbuschung prädesti-niert. Diese Eigenschaft wird auch heute wie-der nicht nur in unseren Regionen sondernweltweit zur Kontrolle der Verbuschung ver-mehrt genutzt, wenn man auch die Ziege beioberflächlicher Betrachtung immer wiederfür die Zerstörung der Vegetation und

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Förderung der Erosion großteils zu Unrechtverantwortlich gemacht hat.Die extensive Raumnutzung bei freiemWeidegang im Hochgebirge führt allerdingsnicht selten zu Konflikten mit derJägerschaft. Nachdem die Erträge aus derJagdpacht im Vergleich zum Einkommen ausder landwirtschaftlichen Nutzung meist deut-lich höher liegen, wird den Wünschen derJagdpächter hinsichtlich der Dauer und Ört-lichkeit der Nutzung von Almregionen durchZiegen und Schafe leider oft zu sehr nach-gegeben. Ziegen eignen sich allerdings weni-ger zur gleichmäßigen Beweidung üppigerWiesenvegetation ohne Laubgehölze und aufFutterwiesen gelten sie oft als verschwende-risch, was in Hinblick auf das Futterangebotbei Intensivhaltung speziell zu berücksichti-gen ist.Der ernährungsphysiologische Aspekt nimmtheute bei der Vermarktung von Ziegenpro-dukten eine zentrale Rolle ein. Mit demzunehmenden Wohlstand blieben Ziegen-fleisch und Ziegenprodukte zwar längere Zeitunterberücksichtigt, das Gesundheitsbe-wußtsein vieler Konsumenten hat aber denZiegenprodukten wieder hohe Anerkennungverschafft.Ziegenmilch besitzt eine Reihe von wichtigenInhaltsstoffen, wie z.B. besonders hoherGehalt an Vitamin A und D sowie Mineral-stoffen und weiteren Wirkstoffen undCoenzymen, die sich positiv auf dasWohlbefinden des Gesamtorganismus aus-wirken (Orotsäure, Q10 usw.).Sie ist leicht verdaulich und das Eiweiß derZiegenmilch ist anders strukturiert. Ziegen-milch wird als allergiehemmend eingestuftund findet daher entsprechend Einsatz in derKleinkinder- und auch Erwachsenen-ernährung. Der besondere Nährwert und Ge-schmack von Ziegen- und Kitzfleisch wirdheutzutage von Feinschmeckern als Deli-katesse geschätzt.

Das aktuelleGenerhaltungsprogramm

In der Abb. 1 wird das ÖNGENE-Generhal-tungsprogramm 2007 – 2013 grafisch darge-stellt, welches über die ÖPUL-Maßnahme„Seltene Nutztierrassen“ vollzogen wird.Die wichtigsten Aufgaben, Pflichten undRechte der Verantwortlichen Organisationenund Züchter sowie die Kontroll- undEvaluierungsmaßnahmen werden nachste-hend in 4 Punkten vorgestellt und anschlie-ßend umfassend erläutert:

1. Teilnahme am ÖPUL und Beantragung derMaßnahme „Seltene Nutztierrassen“

2. Einhaltung des Generhaltungsprogrammes2007 (Abb. 1).Dies erfordert eine obligatorische Mitglied-

schaft bei einem anerkannten Zuchtverband(VO). Für jede seltene Rasse (zur Zeit 31) isteine VO = Verantwortliche Zuchtorganisationvorgesehen, welche die Generhaltungsmaß-nahmen züchterisch realisiert und die För-derfähigkeit der Zuchttiere bestätigt ( Tab. 1).Die Züchter verpflichten sich mit Herde-buchtieren zu züchten bzw. bei hochgefährde-ten Rassen die von der VO vorgegebenenAnpaarungsempfehlungen einzuhalten undbei Vatertieren Abstammungskontrollen vor-nehmen zu lassen. Bei der Erhaltungszuchtseltener Rinderrassen ist außerdem dieMitgliedschaft beim Landeskontrollverbanderforderlich.

3. Einhaltung der im ÖPUL vorgesehenenAuflagen in Bezug auf die DefinitionFörderbare Zuchttiere (Tab. 2) und imHinblick auf die Mindestteilnahme amProgramm bzw. Haltedauer, Weitergabe,

Abgang und Nachbesetzung von Zuchttierenim Jahresverlauf als Fördervoraussetzung(Tab. 3).

4. Zuerkennung der Förderung bei Einhaltungder obgenannten Pflichten und Aufgaben(Tab. 4).

Zu 1. Teilnahme am ÖPUL und Beantra-gung der Maßnahme

Seit Beginn des ÖPUL (ÖsterreichischesProgramm zur Förderung einer umweltge-rechten Landwirtschaft) im Jahre 1995 fanddie Maßnahme „Haltung und Aufzuchtgefährdeter Tierrassen“ Berücksichtigungund wird im ÖPUL 2007 als Maßnahme„Seltene Nutztierrassen“ (NTR) bezeichnet.Voraussetzung zur förderungswürdigenZüchtung seltener NTR ist somit dieTeilnahme am ÖPUL sowie an der

SELTENE ZIEGENRASSEN

Abb.1

Erhaltung dergenetischen

Vielfalt

Rassenerhalt inbäuerlicher Zucht

Verantwortliche

Zuchtorganisationen (VO)

(überregional tätig)

RassestandardCharakterisierung

Zuchtziel

HerdebuchführungRegistrierung

Mithilfe AufbauGENBANK WELS

Anpaarungsprogramm bei hochgefährdeten RassenAusgabe von Anpaarungsvorschlägen für Einzeltiere oder Herden

Ziel: - Erhaltung der Genvarianten- Minimierung der Inzucht

Voraussetzung - gezielte Anpaarung obligatorisch- vermehrte Bereitstellung von Vatertieren

möglichst unverwandtabstammungsgesichert

Hilfe: Populationsplanungsprogramme im RDV (Rind),SCHAZI (Schaf/Ziege), Chromosoft (Schwein)

Alle Züchter: obligat. Mitgliedschaft bei einem anerkannten Zuchtverband.Alle Rinderzüchter: obligat. Mitgliedschaft Landeskontrollverband (MLK, FLP)

Einzeltierförderung bei Einhaltung des GenerhaltungsprogrammesÖPUL – Maßnahmen: seltene Nutztierrassen.

Kontrolle: VO: ÖPUL-Bestätigung, AnpaarungAMA: ÖPUL-BestimmungenÖNGENE: Populationsgenetische Kennziffern

Das Generhaltungsprogramm 2007 - 2013

Rassenliste: 31 anerkannte seltene, erhaltungswürdige Nutztierrassen

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Maßnahme “Seltene Nutztierrassen“.Umfassende Informationen über dieTeilnahme am ÖPUL-Programm geben dieBerater der Landwirtschaftskammern und zuspeziellen Fragen zur Maßnahme „SelteneNutztierrassen“ informieren die VO.Die Teilnahme ist bei der zuständigenBezirksbauernkammer zu beantragen.Die Teilnahme ist während des gesamtenÖPUL-Zeitraumes bis 2013 verpflichtend.Letztmöglicher Einstieg in das Programm ist2009 vorgesehen.Ziel der Maßnahme ist die Erhaltung seltenerNTR im bäuerlichen Betrieb durch kontrol-lierte Zucht zur Bewahrung der genetischenAnlage dieser Rassen, sowie im Hinblick aufnachhaltige Nutzung und traditionelleVerwendung.

Zu 2. Das Generhaltungsprogramm 2007 -2013 (Abb. 1)

a) Die Rassenliste (Tab. 1)

Die Rassenliste zeigt die anerkannt erhal-tungswürdigen seltenen Ziegenrassen, dieseit 1995 bzw. im ÖPUL 2007 förderwürdigsind. Während 1995 erst 20 Rassen allerNutztierarten im ÖPUL aufgenommen waren,sind es im ÖPUL 2007 31 erhaltungswürdi-ge NTR. Die Tabelle weist auch denGefährdungs- bzw. Förderstatus der einzel-nen Rassen aus.

Die enorme Zunahme an betreuten Rassenund insbesondere an betreuten Zuchttierenund Zuchtbetrieben zwischen 1997 und 2006und die weitere deutliche Zunahme im ÖPUL2007 lässt erkennen, dass sich diesesGenerhaltungsprogramm bewährt hat undhohe Akzeptanz auch innerhalb derZüchterschaft besitzt.Die einzelnen Rassen sowie die Telefon-nummern und e-mail-Adressen der VO – alszentrale Ansprech- und Beratungspartner -werden im Broschürenanhang vorgestellt.

b) Die Aufgabe der VO im Generhaltungs-programm

Für jede Rasse wurde eine VO benannt, diebundesländerübergreifend die Generhal-tungsmaßnahmen realisiert und von denzuständigen Zuchtorganisationen der anderenBundesländer anerkannt und in ihrerZuchtarbeit unterstützt wird. Die VO sindsomit die Träger der Generhaltungsmaßnah-men und agieren als Ansprechpartner undDrehscheibe auf allen Ebenen der Gener-haltungszucht.Seltene NTR stellen oft sehr kleinePopulationen dar. Generhaltungszucht istaber nur dann erfolgreich, wenn alleZuchttiere einer Rasse einen einheitlichenRassestandard aufweisen und ein einheitli-

ches Zuchtziel verfolgen, das von der VO inAbstimmung mit der ÖNGENE definiertwurde. Von der VO wird auch jeweils fürjede Rasse ein österreichweites Herdebuchgeführt. Die Herdebücher aller seltenenRassen wurden im ÖPUL 2007 geschlossen.Herdebuchöffnungen (Zukauf aus demAusland, Fundtiere ohne Abstammung) kön-nen nur nach Information und Zustimmungder ÖNGENE erfolgen.

Die wichtigste Aufgabe der VO ist dieErstellung von Anpaarungsempfehlungen beihochgefährdeten Rassen (Tab. 1) zurDurchführung gezielter Anpaarungen. Diegezielte Anpaarung stellt das Herzstück jegli-cher Zuchtarbeit zur Vermeidung von Inzuchtund Verlust an genetischer Vielfalt in kleinenPopulationen dar.

Die Züchter erhalten je nach Vereinbarungvon der VO Einzeltieranpaarungspläne (meistbei Rinderrassen) oder Herdenanpaarungs-pläne (häufig bei Schaf-, Ziegen- undSchweinerassen). Sämtliche Zuchttiere allerseltenen Rassen sind mit allen bekanntenAbstammungen in den zentralen Daten-banken erfasst.So können die VO für alle Züchter seltener,hochgefährdeter Rassen die notwendigenAnpaarungsempfehlungen auf Pedigreebasisunter Berücksichtigung der Inzuchtminimie-rung bereitstellen.Die Anpaarungsempfehlungen informierenüber wichtige Kenndaten wie Inzucht-koeffizient des Einzeltieres und der gesam-ten Population sowie der Inzucht des

SELTENE ZIEGENRASSEN

Tabelle 1 Anerkannt seltene, erhaltungswürdige Ziegenrassen in Österreich

Förder- TierbestandGefährdete Rasse

status1997 2008*

Betriebe2008*

LebendeZuchttiereim Schazi

Ziegen

Gämsfärbige Gebirgsziege 1 566 1038 95 1650

Pinzgauer Ziege 2 70 281 43 392

Tauernschecken Ziege 2 135 369 59 639

Steirische Scheckenziege 2 72 10 230

Pfauenziege 1 92 22 190

Pinzgauer Strahlenziege 2 19 7 45

Blobe Ziege 2 57 47

* ÖPUL ausbezahlte Tiere Stand 1.1. 2009

1 Basisförderung für gefährdete Rassen

2 Basisförderung + Prämienzuschlag (für hochgefährdete Rassen)

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Nachkommens und der Inzuchtzunahme derNachkommengeneration im Vergleich zurElterngeneration. Für jede Rasse sindbestimmte Inzuchtgrenzwerte festgelegt, dienicht überschritten werden dürfen.Die Züchter sind verpflichtet, diese An-paarungsvorschläge einzuhalten (Förder-voraussetzung).

Die VO tragen auch gemeinsam mit denZüchtern Sorge dafür, dass möglichst vieleund möglichst unverwandte, abstammungs-gesicherte Vatertiere bereitgestellt, gekörtund eingesetzt werden, um die Inzucht zuminimieren und die Genvarianten in derPopulation erhalten zu können. Um denZüchtern einen Anreiz zu geben, Vatertierevermehrt aufzuziehen, wird im Rahmen desÖPUL-Programmes für die Haltung und denzüchterischen Einsatz von Vatertieren einerhöhter Prämienzuschuss gewährt (Tab. 4).

Der breite Vatertiereinsatz erlaubt allerdingsnur eine moderate, d.h. sehr begrenzteSelektion. Dies ist in der Generhaltungszuchterwünscht, weil die Schärfe der Selektion dieInzucht erhöht und den Verlust an genetischerVielfalt beschleunigt. Eine moderateSelektion, die im Einklang zwischen Erhaltder genetischen Identität einer Rasse und derwirtschaftlichen Weiterentwicklung steht, istbei seltenen Rassen mittlerer Populations-größe anzustreben, weil gefährdete NTR nurdann langfristig überleben können, wenn sieihre Produktivität steigern und sich am Marktmit speziellen Nischenprodukten oder einzig-artigen Qualitätsprodukten behaupten. Beiganz kleinen Populationen mit wenigenZuchttieren ist nur Erhaltungszucht unterEinsatz aller verfügbaren Vatertiere mit kon-sequenter Inzuchtkontrolle sinnvoll.

Die VO kontrollieren nach ihren Mög-lichkeiten die gezielte Anpaarung und bestäti-gen die Förderwürdigkeit jedes einzel-nen Zuchttieres nach Einhaltung desGenerhaltungsprogrammes durch denZüchter.Eine weitere Aufgabe der VO ist dieMitarbeit beim Aufbau einer Genbank für sel-tene NTR am Institut für biologischeLandwirtschaft und Biodiversität derNutztiere, Abteilung Biodiversität derNutztiere in Wels/Thalheim. Es werden vonallen Rassen, soweit realisierbar, von minde-stens 25 möglichst unverwandten VatertierenSamendepots angelegt. Dadurch wird der„genetische Istzustand“ auf beliebig langeZeit konserviert und ohne zwischenzeitlichenGen-Driftverlust, der bei aktiver Zuchtbesonders in kleinen Populationen unver-meidlich ist, beibehalten.

Nicht zuletzt, werden bei allen seltenenRassen, von den VO, gemeinsam mit denZüchtern, der ÖNGENE und Arche Austriadie besonderen Charakteristika undEigenschaften sowie die typischen Ver-haltensweisen aufgezeigt und festgehalten.

Viele seltene Rassen eignen sich auf Grundihrer Fitness, Genügsamkeit und Krank-heitsresistenz zur Haltung in weniger begün-stigten Lagen und können dort in adäquaterProduktion eingesetzt werden. Sie dienen derLandschaftspflege und Weideökologie undeignen sich dank ihrer Fruchtbarkeit undMuttereigenschaften bestens für dieExtensivierung der Landwirtschaft.Alte Rassen weisen zum Teil Genvariantenauf, die die Qualität von Milch, Fleisch, Fettoder Wolle auszeichnen und somit denGrundstein für Spezial- und Nischenproduktelegen, die den qualitäts- und gesundheitsbe-wussten Kunden besonders ansprechen.Die Konsumenten werden auf die Produkt-vielfalt und spezielle Produktqualität auf-merksam gemacht. Dadurch wird die regiona-le Vermarktung gefördert, und die Wirtschaft-lichkeit und laufende Weiterentwicklung derseltenen Rassen nachhaltig gesteigert.

c) Kontrolle und Evaluierung der Gen-erhaltungszucht

Die ÖNGENE nimmt gemeinsam mit der VOdie Kontrolle und Evaluierung des Erfolgesder Generhaltungszucht vor.Die Erhaltung zahlenmäßig stark verminder-ter und meist schon im Vorfeld ingezüchteterPopulationen landwirtschaftlicher NTR erfor-dert eine besonders gewissenhafte, speziellabgestimmte Zuchtplanung um weitereVerluste von Genvarianten zu vermeiden.Dies ist nur mit inzuchtkontrollierterAnpaarung erreichbar. In der Erhaltungszuchtkleiner Populationen ist Inzucht zwar meist

unvermeidlich, es lässt sich aber dieSteigerung der Inzucht pro Generation mitgezielter Anpaarung steuern.

Mit der Eingabe aller Zuchttiere jeder hoch-gefährdeten Rasse mit allen bekanntenAbstammungen in die zentralen DatenbankenRDV, SCHAZI und Chromosoft besteht dieMöglichkeit, für die Generhaltungszuchtrelevante populationsgenetische Kennzahlenzu berechnen.Folgende Kennzahlen sind zur Inzucht-regulierung und Sicherstellung des Erhaltesder Genvarianten von besonderer Bedeutung.

- Inzuchtkoeffizient:Dieser gibt Auskunft, wie stark einbestimmtes Tier oder eine Rasse ingezüch-tet ist und liefert die Basis für weitereBerechnungen.

- Inzuchtzunahme:Die Inzuchtzunahme von der Eltern-generation zur Nachkommengeneration ist ein entscheidender Parameter für denGefährdungsgrad bzw. Weiterbestand einer bedrohten Population. Nach heutigemKenntnisstand muss man davon ausgehen,dass eine Population mit einer Inzucht-zunahme von über 1 % pro Generationmittelfristig nicht überlebensfähig ist.

- effektive Populationsgröße:Sie gibt Auskunft über die realeElternverteilung im effektiven Zuchtein-satz. Es reicht nicht aus wenn vermehrt Vatertiere aufgezogen werden. Sie müssenauch tatsächlich möglichst gleichmäßigeingesetzt werden, d.h. ein Vatertier dient nur als Deckpartner für eine begrenzteAnzahl von Muttertieren. Gut verteilter undausgeglichener Elterntiereinsatz reguliert die genetische Driftwirkung, d.h. eineunbeabsichtigte, unbemerkte und unvorher-sehbare Änderung der Allelfrequenzen, dieletzten Endes zum irreversiblen Verlust vonGenvarianten führen kann.

Die bisherigen Berechnungen der populati-onsgenetischen Kennziffern lassen erfreuli-cherweise eindeutig erkennen, dass die Zieledes Generhaltungsprogrammes erreicht wer-den, nämlich nicht nur die Vermehrung derPopulationen an sich, sondern auch dieSicherstellung der Bewahrung der Gen-varianten, also die Erhaltung der genetischenVielfalt dieser Rassen.

Zu 3: Einhaltung der ÖPUL-Auflagen

Die Einhaltung der ÖPUL-Auflagen in Bezugauf förderbare Zuchttiere sind in Tab. 2 ent-sprechend der Sonderrichtlinie desBMLFUW ÖPUL 2007 – Maßnahme selteneNutztierrassen – zu entnehmen. Nur reinrassi-

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ge Anpaarung ist erlaubt (Ausnahme bei sel-tenen Schweinerassen). Weibliche Zuchttieresind erst dann förderfähig, wenn sie bis zumStichtag (1.4. d. Antragsjahres) einen Nach-kommen geboren haben.Bei männlichen Zuchttieren muss dieAbstammung sowohl väterlicherseits als auchmütterlicherseits gesichert sein. Weiters ist esnotwendig, dass diese Vatertiere jährlich zurZucht eingesetzt werden, weil erst der tat-sächliche Zuchteinsatz aller vorhandenenVatertiere, unter Berücksichtigung der geziel-ten Anpaarung, die Inzucht minimiert undsomit die Erhaltung der Genvariantengewährleistet. Anhand der Pedigrees vonEltern und Nachkommen einer Populationkann über den Rechenwert der effektivenPopulationsgröße der ausgeglichene Zucht-einsatz der Vatertiere bzw. die Eltern-verteilung kontrolliert werden.Die Züchter sind verpflichtet über die gesam-te ÖPUL-Periode mit zumindest 1 (einem)förderbaren Tier pro Jahr entsprechendder Rassenliste an der ÖPUL-Maßnahme

”Seltene Nutztierrassen” teilzunehmen. Ge-fördert können nur jene Tiere werden, welcheim Herdebuch eingetragen sind und dasGenerhaltungsprogramm erfüllen.Die Einhaltung der Generhaltungsmaßnah-men wird für jedes Zuchttier von derVerantwortlichen Organisation kontrolliert,bestätigt und somit für die AMA zurAuszahlung der Förderprämie freigegeben.Die Viehbesatzobergrenze beträgt 2,0 GVE /ha LN.Die Züchter sind weiters verpflichtet, wäh-rend eines Förderjahres die Bestimmungenüber Haltedauer, Weitergabe und Nach-besetzung einzuhalten (Tab. 3).

Zu 4: Zuerkennung der Förderungen fürden Erhalt seltener Rassen

Die Förderung seltener NTR erfolgt nicht nurauf nationaler Ebene sondern auch auf Ebeneder Europäischen Union, entsprechend derVerordnung zur Entwicklung des ländlichenRaumes 1257/99.Fördervoraussetzung

- anerkannt erhaltungswürdige Rasse- jährliche Beantragung im Mehrfach-

antrag ÖPUL- Einhaltung des Generhaltungs-

programmes- weibliche Tiere müssen bereits einen

Nachkommen haben- männliche Tiere, abstammungsgesichert

und zur Zucht zugelassen- Bestätigung der Förderfähigkeit durch

die VO.Erhaltungswürdige Rassen können auch vonIdealisten nicht ohne Einkommensverlustegehalten werden, so dass eine finanzielleHilfe für die Züchter notwendig ist.Diese Förderung stellt keinen Anreiz für

eine Produktionserhöhungdar, sondern ist vorwie-gend eine Anerkennungfür die im Rahmen desGenerhaltungsprogrammeszu leistende erschwerteZuchtarbeit.Die Höhe der Förderun-gen ist in Tab. 4 darge-stellt. Gefährdete bzw.hochgefährdete Ziegen-rassen sind der Tab. 1 zuentnehmen.

SELTENE ZIEGENRASSEN

Tabelle 2 ÖPUL-Auflagen für förderbare Zuchttiere seltener Rassen

weibliche Tiere Nur reinrassige Anpaarung

Kuh bis zum Stichtag einmal gekalbt

Stute bis zum Stichtag einmal gefohltweitere Abfohlung innerhalb von 3,5 Jahrennach der letzten Abfohlung

Mutterschaf bis zum Stichtag einmal gelammt

Mutterziege bis zum Stichtag einmal gekitzt

Zuchtsaubis zum Stichtag zumindesteinmal reinrassig geferkelt

jeder 2. Wurf muss reinrassig sein

männlicheTiere

Zulassung zur Zucht im Rahmen eines anerkannten Generhaltungsprogramms;Nachweis der gesicherten Abstammung

Stier,Widder,Bock und Eber

jährlicher Zuchteinsatz im Rahmen des Generhaltungsprogramms; ausgenommenim Jahr der Zulassung zur Zucht

Hengst

Wenn älter als 5 Jahre; zum Stichtag (1.4. desAntragsjahres) muss zumindest ein lebendgeborener Nachkomme im Herdebuch in denletzten 2 Jahren registriert sein.

Tiere zurNachbesetzung

Tiere, die alle Förderungsvoraussetzungen zum Zeitpunkt der Nachbesetzungerfüllen.

Bei hochgefährdeten Rassen Einhaltung der Anpaarungsempfehlung obligatorisch

g

Tabelle 4 Höhe der Förderungen im ÖPUL 2007

Gefährdungsgrad Tier EURO/Tier

Kuh 140

Stute 160

Gefährdete Rassen Mutterschaf, Mutterziege 30

Widder, Bock 75

Stier, Hengst 430

Kuh 280

Hochgefährdete Mutterschaf, Mutterziege 55

Rassen Zuchtsau 150

Widder, Bock 120

Eber 300

Stier 530

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Tab. 3: Weitere Fördervoraussetzungen für die Haltung, Weitergabe und Nachbesetzungseltener Nutztierrassen entsprechend der Sonderrichtlinie des BMLFUW ÖPUL 2007.

Es ist eine Haltedauer mindestens vom 1.4. bis 31.12. des Förderjahres, in dem dieförderbaren Tiere im Mehrfachantrag – Flächen mit Stichtag 1.4. für diese Maßnahmebeantragt wurden, erforderlich.

• Weitergabe:Weitergabe von Tieren während der Haltedauer nur zulässig als vorübergehenderAufenthalt der Tiere auf einer Zuchtstation für Züchtungszwecke für maximal 6Monate sowie bei vorübergehendem Zuchteinsatz von männlichen Zuchttieren aufeinem landwirtschaftlichen Betrieb für maximal 3 Monate.Vor der vorübergehenden Weitergabe hat eine Meldung (Meldung Zuchteinsatz)an die AMA zu erfolgen.

• Abgang:Abgangsmeldung unter Bezug auf diese Maßnahme an die AMA innerhalb von10 Werktagen ab Abgang.

• Nachbesetzung:Nachbesetzung innerhalb von 5 Wochen mit förderbaren Tieren der gleichen Rasseund Nachbesetzungsmeldung, unter Bezug auf diese Maßnahme, an die AMAinnerhalb von 10 Werktagen ab Abgang.Entfall der Meldepflichten bei unmittelbarer Nachbesetzung nach Abgang beiVorliegen gleichinhaltlicher Aufzeichnungen (Bestandsverzeichnis) unter einerBestätigung der verantwortlichen Zuchtorganisation über die Eintragung in dasHerdebuch und die EInhaltung des Generhaltungsprogrammes.Bei Nachbesetzung nach dem 1.7. des jeweiligen Förderungsjahres wird die Prämiefür das beantragte Tier gewährt. Erfolgt die Nachbesetzung vor dem 1.7. desjeweiligen Förderungsjahres, so wird die Prämie für das förderbare Tier laut Nach-besetzungsmeldung gewährt.

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Die erhaltungswürdigenRassen

Gämsfärbige Gebirgsziege

Zuchtgeschichte:Die Gämsfärbige Gebirgsziege hat sich inÖsterreich und in der Schweiz aus Schlägen,die dem heutigen Exterieur nahe kommen,entwickelt. Heute wird sie in Österreich undin der Schweiz trotz teilweise gemeinsamerZuchtgeschichte jeweils als eigenständigeRasse geführt.In Österreich bestand früher ein züchterischerBezug zur Bunten Edelziege.Dies konnte auch im Rahmen von molekular-genetischen Untersuchungen zur genetischenDifferenzierung der österreichischen Zie-genrassen aufgezeigt werden. An Hand dieserUntersuchungen ließ sich die GämsfärbigeGebirgsziege aber trotzdem klar als eigen-ständige Rasse von den exterieurähnlichenRassen Pinzgauer Ziege und Bunte Edelziegeabgrenzen. Der züchterische Hintergrund,weshalb sich die Gämsfärbige Gebirgsziegeals Rasse etabliert hat, dürfte in der ausge-zeichneten Gebirgstauglichkeit, verbundenmit beachtenswerter Milch- und Fleisch-leistung gewesen sein. Ihre Population wurdeaber genauso wie bei den meisten anderengefährdeten österreichischen Ziegenrassendurch die Bevorzugung der besonders milch-betonten Rassen laufend zurückgedrängt.Aus verschiedenen Tierregistern wurde all-mählich ein Herdebuch erstellt und seit 1995intensiv kontrollierte Generhaltungszuchtbetrieben.

Rassestandard und Bestand:Die Gämsfärbige Gebirgsziege wird als mit-tel- bis großrahmige Ziege gezüchtet. Siezeichnet sich durch glatte, am ganzen Körpereng anliegende Behaarung aus. Die Fellfarbeist kastanienbraun bis dunkelbraun. Alle Tiereweisen am Rücken einen unterschiedlich

breiten, schwarzenAalstrich auf. Dasschwarze Schulter-kreuz ist im Vergleichzur Pinzgauer Ziegenur ansatzweise vor-handen. Typisch istauch die schwarzeStiefelung und derdunkle Unterbauch.Am Kopf befindensich meist schwarzeStreifen, die von denAugen bis zu den seit-lichen Mundwinkelnreichen können. Weib-liche und männlicheTiere können behorntaber auch hornlossein. Der hornlose Typwird nicht seltenbevorzugt, weil da-durch die Haltebedin-gungen erleichtert werden. In Österreich istder Großteil der Zuchtpopulation vorwiegendauf die Bundesländer Tirol, Vorarlberg undOberösterreich aufgeteilt. Einzelne Beständebefinden sich auch in anderen Bundes-ländern. Zur Zeit (Juli 2009) sind über 3000Tiere im zentralen Herdebuch erfasst.Auf Grund dieser Populationsgröße wurdedie Gämsfärbige Gebirgsziege nur als gefähr-dete Rasse eingestuft. In der Schweiz werdenüber 8000 Zuchttiere herdebuchmäßigbetreut.

Zuchtziel und Zucht:Angestrebt werden eutergesunde, fruchtbare,widerstandsfähige Ziegen mit hoher Wirt-schaftlichkeit auf Grund guter Leistungs-veranlagung für Milchmenge und Milchgüte.Besonderes Augenmerk wird auf festesBeinwerk mit trockenen Gelenken, kräftigenFesseln und harten geschlossenen Klauengelegt, welche die problemlose Haltungsowohl in extremen Gebirgslagen als auch in

den Winterstallungen erlaubt.Regelmäßige und gut entwickelteEuter mit festem Sitz und deutlichausgebildeten Zitzen sollen guteMelkbarkeit ermöglichen.

Das Gewicht der Böcke beträgtzwischen 70 und 90 kg, jenes derMutterziegen zwischen 50 und 75 kg.Die Widerristhöhe liegt bei denBöcken im Bereich von 70 – 85 cm,bei Ziegen von 60 – 70 cm.Die Generhaltungszucht erfolgt,nicht wie bei den hochgefährdetenRassen über gezielt vorgegebeneAnpaarungsempfehlungen, son-dern nach Auswahl leistungsfähi-ger Böcke. Dies erleichtert auchdie Zusammenarbeit mit ausländi-

schen Zuchtorganisationen. Es wird abersowohl eine größere Anzahl von Böckennachgezogen und eingesetzt, als auch diemännliche und weibliche Nachkommenzahlpro Bock begrenzt, um eine ausreichendegenetische Variabilität innerhalb der Gesamt-population sicherzustellen.

Leistung:Die Gämsfärbige Gebirgsziege ist eineMehrnutzungsrasse mit Betonung auf Milch-leistung. Der mächtige Rahmen und das robu-ste Fundament unterstreichen auch den ange-messenen Fleischansatz und die vorzüglicheEignung zur Landschaftspflege in allenschwer zugänglichen Lagen, sowohl imGebirge als auch im Talbereich.Die ansprechenden Fruchtbarkeits- undMilchleistungen sind in den folgenden Ta-bellen zusammengestellt.

SELTENE ZIEGENRASSEN

8 10/2009

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Vermarktung und Ausblick:Ziegenmilch und verschiedene Käse-spezialitäten sind die wichtigsten Erzeuger-produkte, die häufig ab Hof aber auch aufSpezialmärkten Absatz finden. Auch aufJungkitze besteht dank der Frohwüchsigkeitund des guten Fleischansatzes entsprechendeNachfrage. Auf Grund der ansprechendenHaarfarbe werden auch gerne Häute undFelle gekauft.

Der Populationsumfang der GämsfärbigenGebirgsziege hat in den letzten Jahren merk-bar zugenommen. Dies ist sicher nicht nur aufdie Förderung im Rahmen des ÖPUL-Generhaltungsprogrammes zurückzuführen,sondern auch die zufriedenstellendenLeistungen und der angenehme Charakterdieser Rasse werden von der Züchterschaftgeschätzt.

Verantwortliche Organisation:Tiroler Ziegenzuchtverband

Brixner Straße 1A-6020 Innsbruck

Tel.: +43 (0) 592 92 1863Fax: +43 (0) 592 92 1869

Pinzgauer Ziege

Zuchtgeschichte:Die Pinzgauer Ziege ist eine speziell imPinzgau und in den angrenzenden Regionenheraus gezüchtete gut angepasste Gebirgs-ziegenrasse. Die ursprünglichen Landschlägeaus denen die Pinzgauer Ziege hervorgegan-gen ist, so zeigen alte Abbildungen, hattenhäufig rehfarbene, eher kurze dichteBehaarung, deutlich ausgeprägte säbelförmi-ge Hörner und stämmiges Fundament, alsoEigenschaften, die zur Konsolidierung einerGebirgsziegenrasse von Bedeutung sind.Engere genetische Verwandtschaft zu alten,seltenen, erhaltungswürdigen österreichi-schen Ziegenrassen konnte im Zuge der gene-tischen Charakterisierung alpiner Ziegen-rassen nachgewiesen werden. Auch die gene-tische Vernetzung mit der seit 1938 vermehr-ten Einkreuzung von Bunter Edelziege isterkennbar. Trotzdem präsentiert sich diePinzgauer Ziege klar als eigenständige Rasse.Die Pinzgauer Ziege grenzt sich heute auchdeutlich von der Gämsfärbigen Gebirgsziegeab, wenn auch vermutlich von einer gemein-

samen geneti-schen Stamm-form auszugehenist. Mit dem ge-nerellen Rück-gang der Zie-genzucht in derzweiten Hälftedes 20. Jahrhun-derts reduzierte

sich auch die Pinzgauer Ziegen-Populationzusehends. Gezielte Zuchtarbeit wurde einge-stellt, sodass sich der Bestand zwischen 1960und 1980 weiter stark vermindert hat.

Die verbleibenden ZüchterInnen und Senner-Innen legten bei der weiteren Zuchtauswahlvermehrt Wert auf die besonders umweltad-aptierten Eigenschaften von Hochgebirgs-ziegen, entsprechende Milch- und Frucht-barkeitsleistung bei karger Futterbasis undstark ausgeprägten Hörnern, die im Brauch-tum Verwendung fanden. 1995 wurde mit dergezielten Generhaltungszucht und Aufbaueines Herdebuches begonnen.

Rassestandard:Die Pinzgauer Ziege wird als mittel- bis groß-rahmige, ausschließlich behornte Gebirgs-ziegenrasse mit kräftigem Fundament ge-züchtet. Sie zeigt sich im braunen mittellan-gen Haarkleid und weist einen deutlichschwarzen Aalstrich auf. Das Schulterkreuzist ebenfalls schwarz und deutlich ausge-prägt. Die braunen Haare sind kräftig unddreifarbig, d.h. fahl im Wurzelbereich, rot-braun im Schaft und schwarz an der Spitze.Der Kopf ist einschließlich Wangenbereichimmer schwarz. Bauch und unterer Bein-bereich sind ebenfalls meist schwarz behaart.Die Färbung ändert sich im Jahresverlauf.Im Vorsommer ist sie oft graubraun mit „flie-gender“ grauer Unterwolle, die abgestoßenwird, im Sommer rot durch das neue kurzeHaar und im Herbst wird sie glänzend kasta-nienbraun.Ein rassetypisches Charakteristikum weisendie Hörner auf. Sie sind sehr mächtig ausge-prägt, erreichen eine Länge von 90 – 120 cmund verlaufen hoch aufsteigend, säbelförmignach hinten und sind nach Möglichkeit nicht

oder nur gering nach außen gedreht. Derzeit(Juli 2009) besteht die Population aus 398Zuchttieren, davon 79 Böcke, welche vorwie-gend im Salzburger und Tiroler Raum, spe-ziell rund um den Nationalpark Hohe Tauern,gehalten werden.

Zuchtziel und Zucht:Die typische Hochgebirgstauglichkeit derPinzgauer Ziege ist im Zuchtziel festge-schrieben. So bewegt sich der mittelgroßeRahmen bei einer Widerristhöhe von 75 –85 cm und einem Gewicht von 70 – 90 kg beiBöcken. Die Geißen weisen eine Widerrist-

höhe zwischen 70 – 80 cm und das Gewicht55 – 65 kg auf. Auf korrekte Ausprägung undStand der Hörner wird ebenfalls Wert gelegt.Robustes und straffes Fundament mit geradli-nigen Gliedmaßen ist der Garant für besonde-re Geländegängigkeit und Almtauglichkeit.Gute Fruchtbarkeit verbunden mit hoherZwillingshäufigkeit und entsprechenderMilchleistung, bei extensiver Haltung, teilsunter extremen Bedingungen, finden imZuchtziel ebenfalls besondere Aufmerksam-keit.Aufgrund des geringen und teils stagnieren-den Populationsumfanges steht die Gener-haltungszucht im Vordergrund.

Speziell für Herden, aber auch wenn nötig fürEinzeltiere werden Anpaarungsempfehlungenerstellt, wobei die Auswahl der Vatertiere pri-mär auf passenden, möglichst unverwandten

SELTENE ZIEGENRASSEN

Gämsfärbige Gebirgsziege Fruchtbarkeit 2008

10/2009 9

Tiere Ablammungen davon Zwillinge

Lämmer Lämmer/Ablammung aufgezogeneLämmer/Tier

1685 1713 899 2834 1,65 1,54

Gämsfärbige Gebirgsziege Milchleistung 2008Kontrolltiere Alter

(Jahre)Melktage Milch kg Fett % Eiweiß % Fett + Eiweiß kg

1623 3,0 234 706 3,29 2,97 44,2

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Pedigrees beruht, um die Inzuchtzunahmenpro Generation regulieren und die genetischeVarianz erhalten zu können. Für jedeZuchtherde eignen sich erfahrungsgemäß fürdie Generhaltungszucht mehrere Böcke,sodass auch auf eine moderate Leistungsver-besserung bei Milch, Fleisch und Fruchtbar-keit geachtet werden kann.

Leistung:Pinzgauer Ziegen weisen teilweise noch rechtursprüngliche, instinktive Verhaltensmerk-male wie das Verstecken von Kitzen vornatürlichen Feinden, das gezielte Aufsuchenvon Felsunterständen und tageszeitlicheWanderungen auf. Sie gilt als besonderswiderstandsfähig und kann auf Grund dermittellangen Behaarung große Temperatur-schwankungen gut verkraften. Im Sommersuchen sie Weideplätze bis 2500 m Seehöheauf und lassen sich gut durch Verbiss vonJunghölzern zur Erhaltung von Hochalm-weiden einsetzen.

Die Fruchtbarkeitsleistung und Zwillings-häufigkeit, welche geringfügig über demDurchschnitt der Gebirgsziegen liegt, sind inder nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.

Die Milchleistung bewegt sich durchschnitt-lich zwischen 400 und 500 kg, Einzelherdenerreichen auch eine Durchschnittsleistungvon 600 kg.

Vermarktung:Die Erzeugung von Milch- und Käse-spezialitäten wie der „Pinzgauer Käse“ – einalthergebrachter Mischkäse aus Ziegen- undKuhmilch - bestimmt ebenso wie die Nach-frage nach den charakteristischen Hörnerndie Marktfähigkeit dieser Rasse und trägt zurErhaltung der Population bei.

Ausblick:Brauchtum, das den Absatz von Hörnernsichert, und Spezialprodukte, wie der Pinz-gauer Käse, sowie der Wunsch der Öffent-lichkeit, Almregionen wirtschaftlich zubetreiben und gefällig zu gestalten, rechtferti-gen die Erhaltungszucht dieser Rasse und dieFörderung der Generhaltungsmaßnahme ana-log dem ÖPUL-Programm 2007 – 2013.

Verantwortliche Organisation:Salzburger Landesverband für

Schafe und ZiegenSchwarzstraße 19A-5024 Salzburg

Tel.: +43 662 870 571 257Fax: +43 662 870 571 323

Tauernschecken ZiegeText: Dr. Ruth Wallner

Geschichte:Ziegen mit Plattenscheckung lassen sich fürdie österreichischen Zentralalpen bis minde-stens ins ausgehende 19. Jahrhundert zurücknachweisen. Der erste bekannte Züchter vonTauernschecken Ziegen war Kaspar Mulitzer,geboren 1884 im Pinzgauer Taxenbach, dersie schon als Kind gehalten hatte. Ab 1926 inder Rauriser Rohrmoosalm ansässig, hat ereine ungefähr hundertköpfige Herde imTalschluß des Krumltales weitergezüchtet.Diesen Bestand hat Rohrmooser bis zu sei-nem Tod 1956 durch Sammelfahrten in ande-re Regionen der Alpen immer wieder ergänztund aufgefrischt. Einzelne Scheckenziegenfinden sich bei etlichen Kleinbauern undHäuslern bis heute.Die Zeit des Nationalsozialismus 1941-1944bedeutete dann für alle anderen als PinzgauerZiegen eine aufgezwungene Verdrängungs-kreuzung durch die braunen Böcke. In diesendrei Jahren schrumpfte der Anteil reinerScheckenziegen der Rohrmoosherde aufgeschätzte 80 Stück – der versteckten Lagedes Krumler Talschlusses ist das Überlebendes Großteils der ursprünglichen Herde zu

verdanken. Ab1944 gelingt essehr rasch, diefremdrassigenTiere auszumer-zen, zumal sich

ein zweiter Züchter in Rauris, der Gassner-bauer, an der systematischen Zucht derTauernscheckenziege beteiligt. Dieser ist esauch, der nach 1956, dem Todesjahr desalten Rohrmooser und der darauf folgenden

Auflösung dessen Herde, die gezielteTauernscheckenzucht als einziger weiter-führt, bis 1962 ein Rauriser Züchter mit kon-sequenter Herdbuchzucht einsteigt: JohannWallner. Ab 1970, nach dem Aufhören vonGassner, trägt er für mehr als ein Jahrzehntalleine die Verantwortung für die Erhaltung

dieser alten Rasse. 1983 konnten aber neueZüchter für die Mitarbeit gewonnen werden,ab 1992 auch außerhalb von Rauris, ab 1994außerhalb Salzburgs.

Bestand:Mit der Gründung des Salzburger Zucht-verbandes für Schafe und Ziegen 1995 stiegdie Anzahl von Züchtern bis 2004 auf etwa 50mit circa 250 Zuchttieren.Auch in den angrenzenden NachbarländernDeutschland und Südtirol konnten sichZuchtzentren für Tauernschecken etablieren,die regelmäßig aus der heimischen Popula-tion gespeist werden. 2009 besteht dieGesamtpopulation an lebenden Zuchttierenaus knapp 900 Stück.Die positive Entwicklung zeigt die nachste-hende Tabelle über ÖPUL-geförderte Tiere.

Auch hier werden, wie bei vielen anderen sel-tenen Ziegenrassen, viele Tiere in Kleinst-betrieben ohne ÖPUL-Förderung gezüchtet.

Exterieur:Die Tauernschecken sind eine robuste, vitale,langlebige und trittsichere österreichischeGebirgsrasse. Beide Geschlechter sindgehörnt. Die Rasse ist sehr lebhaft gefärbt.Sie ist braun-weiß-schwarz, mitunter auchnur schwarz-weiß gescheckt mit einer durch-gehenden Blässe am Kopf. Die Beinfarbe istschwarz bis gescheckt, das Haarkleid kurzund ohne Behang. Bei älteren Böcken kom-men mitunter „Hosen“ vor. Die Tiere sindmittelrahmig mit stabilem Fundament.Die Tauernschecken zeichnen sich durchhoch angesetzte, gut ausgebildete Euter mitansprechender Milchleistungsveranlagungaus.Gewicht: Ziegen 50–70 kg, Böcke 65–85 kgWiderrist: Ziegen 70–77 cm, Böcke 75–90 cm

SELTENE ZIEGENRASSEN

10 10/2009

ga geTiere Ablammungen davon

ZwillingeLämmer Lämmer/Ablammung aufgezogene

Lämmer/Tier321 322 192 552 1,71 1,59

Pinzgauer Ziege Fruchtbarkeit 2008

1997 2002 2004 2006 2008ÖPUL geförderte Tiere 97 137 244 271 369Zuchttiere Jahresbericht ÖBSZ – Österreichischer Bundesverband für Schafe u. Ziegen 649

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Zuchtziel und Zucht:Angestrebt wird eine fruchtbare, widerstands-fähige und langlebige Ziege mit hoherWirtschaftlichkeit aufgrund hoher Aufzucht-leistung und guter Muttereigenschaften; tritt-sicher und gebirgsgängig. Mittel- bis groß-rahmig, harmonisch, breit und tief mit strafferOberlinie ohne Schulterschnürung und nichtzu stark abfallendem Becken; Gelenke tro-cken; Fesseln kräftig und mäßig gewinkelt;Klauen hart und geschlossen; Gang lebhaftund gerade; Geschlechtsmerkmale deutlichausgeprägt. Der Kopf des Bockes soll rasse-typisch männlich, jener der Ziege milchbe-tont edel und leicht sein; Ober- und Unter-kiefer gleich lang; Farbe wie beschrieben.Möglichst gleichmäßig entwickeltes Bauch-und Schenkeleuter; gut aufgehängt; Zitzenmittlerer Länge und Stärke, am Euter richtigangesetzt. Hoden deutlich ausgeprägt,Skrotum nicht unter Sprunggelenkshöhe rei-chend.

Die Generhaltungszucht erfolgt bei denTauernschecken Ziegen gleich wie bei allenanderen hochgefährdeten Rassen über geziel-te Anpaarung auf Pedigreebasis, um dieInzucht regulieren und die genetische Vielfaltder Rasse erhalten zu können. Sie wird überdie Erfassung entscheidender populationsge-netischer Kenndaten wie Inzuchtzunahme proGeneration und effektive Populationsgrößekontrolliert.Aus den Kontrolldaten lässt sich erkennen,dass die gezielte Anpaarung greift und dieInzuchtzunahme pro Generation sowie dieeffektive Populationsgröße – wesentlicheFaktoren, ob eine Rasse mittelfristig in ihrergenetischen Struktur erhalten werden kann –im Toleranzbereich liegen.

Leistung:Die Tauernschecken Ziege ist eine Mehr-nutzungsrasse, was sich schon im Körperbauzeigt: ein trockenes Fundament mit hartenKlauen gibt ihr Trittsicherheit selbst in stei-lem und felsigem Gelände, wodurch sie gutfür die Landschaftspflege geeignet ist. Ihrhoch angesetztes, straffes Euter vermindertdie Verletzungsgefahr an Felskanten oderGestrüpp und liefert zudem eine beachtlicheMilchmenge, die früher für die Herstellungdes original Pinzgauer Käses verwendetwurde.

Gelegentliche Milchmessungen ergabenWerte von bis zu 879 kg in bis zu 270 Tagen.Das höchste Lebensalter erreichte eine Ziegemit 14 Jahren, ein Bock mit zehn Jahren.Leistungskontrolle bei Kitzen:

30-Tage-Gewicht männlich weiblichStichprobengröße 96 102Mittelwert 9,3 kg 8,8 kgMin-Max 5-15 kg 5-14 kg

Beachtenswert ist auch die Fruchtbarkeits-leistung der Tauernscheckenziegen.

Vermarktung:Bei den Versteigerungen in Maishofen (S)2009 kosteten Tauernscheckenziegen zwi-schen 110 und 1.170 Euro, Zuchtböcke zwi-schen 200 und 900 Euro.

Ausblick:Um die Tauernscheckenziege als genetischeRessource zu erhalten, hat sie im Förde-rungsprogramm für Ländliche Entwicklung(LE 07-13) den Förderstatus „hoch gefähr-det“ bekommen. Förderungshöhe pro Jahr fürBöcke 120 Euro, für Ziegen 55 Euro. Diesebietet neben den günstigen Verkaufs-aussichten weiterhin wichtige Anreize füreine Insitu-Erhaltung dieser autochthonenösterreichischen Ziegenrasse.

Verantwortliche Organistion:Salzburger Landesverband für

Schafe und ZiegenSchwarzstraße 19A-5024 Salzburg

Tel.: +43 662 870 571 257Fax: +43 662 870 571 323

Steirische Scheckenziege

Zuchtgeschichte:Das Stammland der Steirischen Schecken-ziege ist die Südost-Steiermark, speziell dasBerggebiet rund um Graz. Sie ist eine typischautochthone Bergziegenrasse, die aus den

Landschlägen dieser Region herausgezüch-tet worden ist. Wie weit es früher Ein-

kreuzungen mitSlowenischenund Salzbur-ger Schecken-ziegen gegebenhat, ist schwer

festzustellen. Jedenfalls haben die molekular-genetischen Untersuchungen gezeigt, dassgemeinsame genetische Ansätze mit den

typisch Österreichischen Ziegenrassen –Pinzgauer Ziege, Tauernschecken Ziege,Pinzgauer Strahlenziege und österreichischePfauenziege – gegeben sind. Die SteirischeScheckenziege weist sich aber an Hand dergenetischen Profile ebenfalls klar als eigen-ständige Rasse aus.Die besonderen Anreize der angestammtenBauernschaft diesen Schlag herauszuzüchtenwaren einerseits die Scheckung, verbundenmit dem robusten Bergziegencharakter, mitder typischen Eigenschaft zur Almenpflegeund andererseits die ansprechende Milch-leistung.Somit wurde über lange Zeit Auswahlzuchtmit scheckigen Ziegen, die in dieser Regionverbreitet waren, ohne öffentliche züchteri-sche Lenkung und Unterstützung betrieben.

SELTENE ZIEGENRASSEN

Tauernscheckenziege Fruchtbarkeit 2008Tiere Ablammungen davon Zwillinge Lämmer Lämmer/Ablammung aufgezogene

Lämmer pro Tier515 525 288 872 1,66 1,59

10/2009 11

Tauernscheckenziege Fruchtbarkeit 2008

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In der Zeit von 1975 – 80 wurde von einerkleinen Schar steirischer Ziegenhalter unterbesonderem Engagement von Hr. Krobatheine Zuchtorganisation eingerichtet und derRassename „Steirische Scheckenziege“ fest-gelegt. Damit wollte man diese Rasse vor derendgültigen Verdrängung durch andere eta-blierte Rassen bewahren, weil man erkannthatte, dass die Scheckenziegen beachtenswer-te Eigenschaften aufweisen.1998 wurde die Steirische Scheckenziege alserhaltungswürdige seltene Rasse anerkanntund in das Generhaltungsprogramm einbezo-gen.

Rassestandard und Bestand:Die Steirische Scheckenziege ist entwederbraun-schwarz-weiß oder schwarz-weißgroßflächig gescheckt. Auch grau-weißeScheckung tritt gehäuft auf. Am Kopf ist eineBlässe erwünscht. In einigen Fällen zeigensich Tiere mit einem breiten, weißenBrustgurt. Bei diesen Tieren ist ein schwarzerKopf mit weißem Stern erlaubt. Die Füßekönnen weiß, schwarz oder auch braungestiefelt sein.Das Haarkleid istkurz und ohneBehang. Die Tieresind überwiegendbehornt, könnenaber fallweise auch hornlos sein. Die Stei-rische Scheckenziege ist gut für extensiveHaltung in Landschaftsformen der Mittel-gebirgslagen angepasst und eignet sich alsBergziege zum Freihalten von stark zuwach-senden Wiesen bzw. verholzenden Weiden.Die Zuchtpopulation konnte in den vergange-nen 10 Jahren geringfügig vergrößert werden.Zurzeit (Juli 2009) sind 252 zuchtaktiveHerdebuchtiere im SCHAZI – der Datenbank

für Schafe und Ziegen - ausgewiesen, die vonca. 20 Zuchtbetrieben betreut werden.

Zuchtziel und Zucht:Im Zuchtziel ist eine mittelrahmige Ziege mitentsprechend der Milchleistung ausgepräg-tem Euter mit langen, leicht melkbaren Zitzenfestgelegt. Bei den Böcken ist ein Gewichtvon 55–75 kg und bei den Geißen von 40–60kg erwünscht.Die Widerristhöhe soll bei 65–80 cm bzw.55–75 cm liegen. Angestrebt wird eine har-monische Ziege mit straffer Oberlinie und nurwenig abfallendem Becken.Bei Bergziegen müssen die Fesselgelenkekräftig und die Klauen hart und geschlossensein.Die Geschlechtsmerkmale sind deutlich aus-geprägt. Der Kopf des Bockes soll rassety-pisch männlich, jener der Ziege edel undmilchbetont sein.

Auf Grund der geringen Populationsgrößesteht die Generhaltungszucht zur Zeit imVordergrund. Über gezielte Anpaarung vonmöglichst wenig verwandten Tieren anhandder vorliegenden Pedigrees wird versucht,den weiteren Verlust von Genvarianten zuregulieren. Eine entsprechend große Zahl vonVatertieren steht im Zuchteinsatz, wobei auchein möglichst gleichmäßiger Einsatz derBöcke angestrebt wird, d.h. von einem Bockdarf nur eine begrenzte Zahl (max. 30)Nachkommen in die Zucht genommen wer-den.

Leistung und Vermarktung:Die Steirische Scheckenziege erweist sich alsMehrnutzungsrasse mit den SchwerpunktenLandschaftspflege, Milcherzeugung undFleischproduktion. Obwohl keine offizielleMilchleistungsprüfung vorgenommen wird,berichten Züchter sehr positiv über dieMilchergiebigkeit, die durchschnittlich rund700 kg betragen soll.

Die Erhebung der Fruchtbarkeit und Re-produktionsleistung ist in der nachstehendenTabelle dargestellt.

Die Vermarktung der Produkte erfolgt vor-wiegend ab Hof, wobei Milch undKäsespezialitäten die Wirtschaftlichkeitbestimmen.

Ausblick:Zurzeit steht die Konsolidierung undZunahme von Zuchttieren unter strengerBerücksichtigung der Generhaltungszucht imVordergrund, um den Bestand der Rasse

abzusichern. Die angesprochene Milch-leistung gilt es über Kontrollmessungen ab-zusichern.

Verantwortliche Organisation:Steirischer Schaf- und

Ziegenzuchtverband eGenPichlmayergasse 18

8700 LeobenTel: +43 3842-25 333-32 Fax: +43 3842-25 333-31

email: [email protected]

PfauenziegeText: Dr. Ruth Wallner

Geschichte:Die frühesten Beschreibungen des Phänotypsder Pfauenziege stammen aus der Schweizder 1880er Jahre unter den Namen Engadinerund Prättigauer Ziege. Aus Österreich sind sofrühe Aufzeichnungen nicht bekannt. Fotosvon Pfauenziegen existieren bspw. aus 1933von der Steffialm, Gaißstein/Hinterglemm,Salzburg, 1935 von der Luseralm, Steiermarkoder aus dem Lungau, etwa 1950.Die Pfauenziege dürfte also ursprünglich imÖsterreichischen Alpenraum weit verbreitetgewesen sein. Dafür sprechen auch die nochheute gebräuchlichen, alten Lokalnamen inverschiedenen Regionen Österreichs, wiezum Beispiel die „Steirer Goaß“ in denGebirgsgauen Salzburgs oder „StubaierGansen“ in Tirol.In der Schweiz wird herdebuchmäßigeErhaltungsarbeit ab 1989 betrieben, in Öster-reich ab Anfang der 90er Jahre. Heute wer-den Pfauenziegen bei uns in fast allenBundesländern gezüchtet.Die Bezeichnung „Pfau“ leitet sich von „pfa-ven“ ab und bedeutet im Rätoromanischen„gefleckt“.

Bestand:Durch die konsequente Zuchtarbeit umfasstdie heute ständig wachsende Population anHerdebuchtieren in Österreich 2009 etwa 350Tiere; in der Schweiz etwa 650. Die Rassewird seit 2007 im ÖPUL gefördert (2007: 88

SELTENE ZIEGENRASSEN

12 10/2009

Steirische Scheckenziege Fruchtbarkeit 2008Tiere Ablammungen davon

ZwillingeLämmer Lämmer/Ablammung aufgezog.Lämmer

pro Tier132 133 85 228 1,71 1,55

Steirische Scheckenziege Fruchtbarkeit 2008

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Tiere; 2008: 92 Tiere). Viele Ziegenliebhaberhalten diese Rasse in kleinsten Betriebenwegen ihrer wohlgefälligen Farbe und Gestaltund können keine ÖPUL-Förderung bezie-hen.

Exterieur:Die Pfauenziege ist eine großrahmige, in bei-den Geschlechtern gehörnte Bergziegenrassemit ausgeprägten Geschlechtsmerkmalen.

Färbung: Die vordere Körperhälfte bis überdas Schulterblatt ist hell mit schwarzemAalstrich. Die hintere Körperhälfte ist über-wiegend schwarz, die Flanken hell, ebensodie Schwanzoberseite. Das Babykleid vonKitzen ist oft deutlich heller, der weißeFlankenfleck oft noch nicht geschlossen.

Beine: Unterarm und Schenkelaußenseitehell, die Klauen und Stiefel schwarz; dieStiefel der Vorderextremität zumeist mit hel-lem Fleck.

Kopf: Blässe vom Hornansatz bis zum Maul;schwarze streifenförmige Augenflecken vonder Hornbasis bis zum Maul verjüngend;Wangen hell mit schwarzen, sichelförmigenWangenstrichen, die sich in RichtungMundwinkel verjüngen; Ohrinnenseite undUmgebung des Maules sind meist dunkel pig-mentiert. Mit zunehmendem Alter und beson-ders beim männlichen Geschlecht dunkeltnicht selten die Stirnblässe zu.Die Scheckung der Pfauenziege wird domi-nant vererbt.Haare fein und dicht, kurz bis mittellang.Besonders beim männlichen Geschlecht der

Österreichischen Pfauenziegen sind nebendem Kinnbart ein längeres Haarkleid an derBrust und ein Aalstrich möglich.

Maße:Größe der Erwachsenen in cm männlich weiblichWiderristhöhe 75-85 65-75Kreuzhöhe 74-85 69-80Rumpflänge 100-120 90-110Kopflänge 35-40 33-38Brustumfang 90-100 80-90Gewicht mind. in kg 70-80 50-60

Zuchtziel und Zucht:Gute Gesundheit, Fruchtbarkeit und Lang-lebigkeit; gute Wüchsigkeit, Geländegängig-keit und Futterverwertung. Färbung undGröße wie beschrieben; Form: Kopf edel undleicht; gehörnt. Körper harmonisch, robust,breit und tief, gut bemus-kelte Schultern undSchenkel; Gliedmaßensehnig und mittelstark,parallel gestellt, Gelenketrocken, Fesseln kräftigund mäßig entwickelt;Klauen hart und ge-schlossen, Gangart leb-haft, leicht und gerade;guter Wuchs und ausge-sprochene Geschlechts-merkmale Euter: drüsig,gleichmäßig entwickelt,breit aufgehängt, Zitzengut gestellt und ange-setzt, mittlere Dicke undLänge; gute Milchleis-tung. Gute Muttereigen-schaften.

Die Generhaltungszucht analog demGenerhaltungsprogramm zum Populations-aufbau steht im Vordergrund.Zur Erhöhung der genetischen Varianz findeteine Zusammenarbeit mit der SchweizerZüchterschaft statt. Sie wird vorwiegend inForm von gegenseitigem Bockaustausch rea-lisiert, wobei zur Zeit der Anteil vonSchweizer Zuchttieren in der Österreichi-schen Population nach Möglichkeit 20 %nicht überschreiten soll. Die anerkannt erhal-tungswürdige Rasse wurde daher trotz gerin-ger Population nur als gefährdet eingestuft.

Leistung:Die Pfauenziege ist eine Mehrnutzungsrasse,was sich schon im Körperbau zeigt: ein tro-ckenes Fundament mit harten Klauen gibt ihrTrittsicherheit selbst in steilem und felsigemGelände. Ihr hoch angesetztes, straffes Eutervermindert die Verletzungsgefahr anFelskanten oder Gestrüpp. Sie zeichnet sichaus durch gute Bemuskelung und stabilesSkelett; sie ist gesund, widerstands- undanpassungsfähig und hat ein gutesSozialverhalten; sie hat gute Wüchsigkeit,ist fruchtbar und langlebig. Als guterFutterverwerter bei bescheidenen Futter-ansprüchen besitzt die Pfauenziege besteVoraussetzungen für die Landschaftspflege.Diese attraktive Ziegenrasse liefert gutesFleisch und Häute, während die Milchmengemit etwa 470 Litern im Jahr weniger interes-sant ist.

Leistungskontrolle bei Kitzen:30-Tage-Gewicht männlich weiblichStichprobengröße 65 57Mittelwert 10,5 kg 9,2 kgMin-Max 6,5-14,5kg 6-11,7kg

Vermarktung:Pfauenziegen erfreuen sich steigenderBeliebtheit. Dementsprechend ist der Preis

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für Zuchttiere als Resultat von Angebot undNachfrage ständig im Steigen. DieAnkaufskosten für eine herdbuchfähigeJungziege liegen im Jahr 2009 etwa zwischen200 und 350, für einen Zuchtbock zwischen250 und 400 Euro.

Ausblick:Um die Pfauenziege als genetische Ressourcezu erhalten, hat sie im Förderungsprogrammfür Ländliche Entwicklung (LE 07-13) denFörderstatus „gefährdet“ bekommen: För-derungshöhe pro Jahr für Böcke 75, fürZiegen 30 Euro.Die öffentliche Unterstützung wird aber nichtden alleinigen Ausschlag geben, warum sichein Züchter gerade für die Pfauenziegen ent-scheidet. Die Rasse, mit der man lebt, sollauch gefallen, zumal die positiven Eigen-schaften hier überwiegen, die da sind:• Formschönes, attraktives Erscheinungsbild• Aufgrund ihrer ausgeprägten Mutter-

instinkte hervorragend für Mutterziegen-haltung geeignet

• Beste Landschaftspflegeleistung über diegesamte Vegetationszeit

• Sehr geländegängig, auch hochgebirgstaug-lich, mit starkem Fundament und hochangesetztem, straffem Euter

• Brauchbare Milch- und Fleischproduktion(Kitze)

• Freundlich im Umgang

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Schafe und ZiegenSchwarzstraße 19A-5024 Salzburg

Tel.: +43 662 870 571 257Fax: +43 662 870 571 323

Pinzgauer Strahlenziege

Zuchtgeschichte:„Strahlenziegen“ in Anlehnung an die typi-schen Abzeichen am Kopf, die sowohl der„Bündner Strahlenziege“, als auch der seit2007 in Österreich als erhaltenswerte Rasseanerkannte „Pinzgauer Strahlenziege“ eigensind, werden sowohl in Wort und Bild seitüber 100 Jahren im Zentralalpenraum festge-halten.Trotzdem hat sich der Begriff „Strahlen-ziege“ erst nach dem 2. Weltkrieg durchge-setzt.

Vermutlich dürften auch die besonderenAbzeichen dieser Schläge zur Erkennung undrichtigen Zuordnung an die Eigentümer ins-besondere bei Almenhaltung einen züchteri-schen Anreiz gebildet haben.1923 wurden in der Schweiz Ziegen mit die-sen Kopfzeichen mit dem Begriff „Bündner

Ziegen“ belegt und als eige-ner Schlag der „SchweizerGebirgsziegen“ geführt. Erstseit 1960 wird die BündnerStrahlenziege eigenständiggeführt. Nach laufendemPopulationsrückgang undzüchterischer Vernachlässi-gung wurde 1979 mit einemErhaltungsprogramm begon-nen.

In Österreich dürfte sich derBegriff „Strahlenziege“ inder Zwischenkriegszeit ver-breitet haben. Sie wurde oftauch als „gestriemte“ Ziegebezeichnet.Nachdem aber zur Zeitdes Nationalsozialismus dieReinzucht mit PinzgauerZiegen vorgegeben war,wurde die Tradition, ausge-rechnet Ziegen mit diesertypischen Strahlenzeichnungzu halten, deutlich zurückge-drängt. Der Beliebtheit undsicher auch der ansprechen-den Milchleistung dieserFarbschläge war es zu ver-danken, dass sich Strahlen-ziegen in abgelegenen Sei-tentälern weiter erhaltenkonnten. So wurde die Zuchtmit schwarzen, aber auchbraunen Ziegen mit derattraktiven Strahlenzeichnung und weißerStiefelung auch nach dem 2. Weltkrieg ohnebesondere züchterische Betreuung weiter ver-folgt. Der Austausch von Zuchttieren vonÖsterreich in die Schweiz ist seit Jahrzehntenbelegt. Ebenso dürfte auch ein begrenzterAustausch in umgekehrter Richtung stattge-funden haben. Trotzdem unterscheiden sichbeide Ziegenrassen an Hand der durchgeführ-ten genetischen Differenzierung klar von-einander. Seit 2002 wird der Aufbau ei-nes Herdebuches und einer geeigneten

Zuchtpopulation aus verstreuten Rest-beständen zielstrebig verfolgt und seit 2007ist die Pinzgauer Strahlenziege als anerkannterhaltungswürdige Rasse in das Gen-erhaltungsprogramm einbezogen.

Rassestandard und Bestand:Die Pinzgauer Strahlenziege ist eine großestämmige Gebirgsziege mit langgestrecktemKörper. Die Tiere sind meist behornt, wobeiauch die Geißen ein mächtiges Horn entwi-ckeln. Die Grundfarbe ist tiefschwarz bis

schwarzbraun. Die Namengebenden beidseitig bandarti-gen weißen Strahlen im Stirn-und Nasenbereich reichen vonder Hornbasis bis zum Maul.Bei männlichen Tieren sinddiese weißen Strahlen imGesicht häufig unterbrochenoder nur im Bereich der Augenangelegt.

Die Gliedmaßen sind vomVorderfußwurzelgelenk undvom Sprunggelenk abwärtsweiß gezeichnet. Diese weißeZeichnung, in der auch manch-mal schmale schwarze Längs-

SELTENE ZIEGENRASSEN

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streifen eingestreut sind, wird als Stiefelungbezeichnet. Weiß sind auch die Umgebungdes Maules, die Innenseite der Ohren sowieder Bereich um den After.Das Haarkleid ist kurz bis mittellang. DieRasse ist im Aufbau. Im Juli 2009 sind 85Herdebuchtiere, davon 53 Zuchttiere ausge-wiesen. Die Populationsgröße nimmt zu.

Zuchtziel und Zucht:2007 wurde mit der planmäßigen Erhal-tungszucht begonnen. Mittlerweile beteiligensich über 20 Zuchtbetriebe in Salzburg undTirol am Generhaltungsprogramm.Für die nähere Zukunft gilt es die Rasse inihrem Phänotyp zu erhalten, wobei auf breiteLinienvielfalt geachtet wird.Im Zuchtziel ist besonders eine ausgezeich-nete Fitness mit guter Fruchtbarkeit bei mög-lichst häufigen Zwillingsgeburten verankert.Dies postuliert auch entsprechende Milch-leistung.

Auf die sogenannten sekundären Leistungs-merkmale wie besondere Almtüchtigkeit undGängigkeit, Wetterhärte aufgrund einer dich-ten Unterwolle sowie Verbiss und Frei-haltung von Almflächen wird ebenfalls Wertgelegt.Züchterisch liegt das Hauptaugenmerk aufder Erhaltung der genetischen Varianz. Dieswird durch die hohe Anzahl von zurzeit 18Zuchtböcken aus 5 Grundlinien, welche mitden ca. 65 Herdebuchgeißen pedigreeorien-tiert gezielt angepaart werden, realisiert.

Leistung und Vermarktung:Die Pinzgauer Strahlenziege ist wie die mei-sten Gebirgsziegenrassen eine Mehrnutzungs-rasse für Milch, Fleisch und Felle, wobei dieAttraktivität des Exterieurs ebenfalls einewichtige Rolle spielt. Der kräftige Körperbauund das stabile Fundament sowie der zutrau-liche Charakter prädestinieren sie für einegenügsame Gebirgsziegenrasse und zurLandschaftspflege im felsigen Gelände.Die Milchleistung von 19 Kontrolltieren(2008) lag bei 655 kg und die Zwillingsratebei 51,6 %. Das 30-Tagegewicht der Kitzebewegte sich zwischen 9,5 und 12 kg.Bei den erwachsenen Böcken wird einGewicht von 65–80 kg mit einerWiderristhöhe 70–90 cm und bei den Geißenvon 50–70 kg bei 70–80 cm Widerrist-höhe angestrebt.

Bei der Vermarktung der Ziegen werden diePreise zum Teil auch durch die Attraktivitätdes Exterieurs bestimmt. Die Ziegenproduktewerden vorwiegend ab Hof vermarktet.

Ausblick:Zurzeit stehen die Konsolidierung der imÖPUL anerkannt hochgefährdeten Rasse unddie Erweiterung des Populationsumfanges im

Vordergrund, um die Erhaltung dieses„attraktiven Allrounders“ langfristig sicher-zustellen.

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Blobe Ziege

Die Blobe Ziege wurde erst 2009 als aner-kannte Rasse in das österreichische Gen-erhaltungsprogramm einbezogen, nachdemsie entsprechend den genotypischen Profilenvon den phänotypisch ähnlichen Rassen„Passeier Gebirgsziege“ und „Capra Cri-gia“(graue Bergziege) ausreichend abge-grenzt werden konnte.

Zuchtgeschichte:Die Blobe Ziege wird als eine der ältestenGebirgsziegenrassen der Grenzregion zwi-schen Nord- und Südtirol eingestuft. Ihrursprüngliches Verbreitungsgebiet erstrecktesich über den gesamten Nord- und SüdtirolerAlpenkamm. In Nordtirol war die BlobeZiege lange Zeit vom Wipptal über dasÖtztal bis ins Oberinntal verbreitet. Dort wur-den auch jüngst noch wenige wichtigeRestbestände für die künftige Erhaltungs-zucht gefunden. Auch für Osttirol liegenHinweise auf phänotypisch geeignete Ein-zeltiere vor.In Südtirol findet man noch einzelneBestände im Schnals- und Passeiertal sowieim oberen Eisacktal.

Die blaugrauen bis grauschwarzen Ziegenmit ihrer attraktiven Mantelzeichnung warenbis vor wenigen Jahrzehnten noch regelmäßigin den Talschaften Nord- und Südtirols ver-breitet anzutreffen. Eine planmäßige Zuchtdieser Schläge ist aber nicht belegt.

Sehr wohl aber erfreuten sich die Züchter undBauern an den besonderen Eigenschaften dereinzelnen Schläge, wie die angenehme blau-graue („blobe“) Farbe des Haarkleides, dasaußergewöhnlich dichte Fell und das beson-ders stämmige Fundament mit muskulösemKörper. Auf diese Eigenschaften wurde sei-tens der Züchter auch selektiert, wobei dieMehrnutzung stets Berücksichtigung fand.Durch stämmigen Körperbau und kräftigeExtremitäten wurden sie zur Beweidung fel-siger Steilhänge ausgerichtet und auch dieFleisch- und Milchergiebigkeit im Augebehalten.

Die Bestandszahlen haben innerhalb der letz-ten Jahrzehnte alarmierend abgenommen.

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Diese bodenständige Ziegenrasse wurde suk-zessive von etablierten, milchbetonten, züch-terisch betreuten Rassen verdrängt. InSüdtirol gingen die Bestände der Blobe Ziegezum Teil in der Population der PasseierGebirgsziege auf.

Rassestandard und Bestand:Die Blobe Ziege ist eine kräftig gebaute mit-telgroße stämmige Gebirgsziege mit gerademRücken, flachem, breitem Becken und tieferBrust. Die Tiere sind in der Regel behornt,wobei auch Geißen ein besonders kräftigesHorn entwickeln. Es tritt jedoch auch verein-

zelt Hornlosigkeit auf. Der Kopf ist breitangelegt mit meist nach unten gebogenemNasenbein. Das Fell ist mittellang bis kurz-haarig mit besonders dichter Unterwolle. DerKörper besitzt insgesamt eine einheitlichgraue Farbzeichnung in unterschiedlichenAbstufungen ohne scharf abgegrenzte Über-gänge oder Flecken (diverse Grauvariantenbis hin zum charakteristischen und erwünsch-ten Blaugrau). Der Name Blobe (tirolerisch

für Blau) steht für die teilweise blaugraueGrundfarbe der Mantelzeichnung. Bis aufeinen hellen Stirnfleck an der Hornbasissowie einem kleinflächigen Spiegel imAfterbereich sind keine weiteren Abzeichenerwünscht. Charakteristisch sind ein dunklerAalstrich über den gesamten Rücken und dieschwarzen Beine (Stiefel) unterhalb derVorderknie und der Sprunggelenke.Der Bestand an rassetypischen Tieren wird inSüd- und Nordtirol auf etwa 70 – 100 Tieregeschätzt. Am 1. Juli 2009 sind 55 Tiere imSCHAZI, der österreichischen Datenbank fürSchafe und Ziegen, erfasst.

Zucht:2007 wurde mit der planmäßigen Erhaltungs-zucht begonnen. Mittlerweile beteiligen sichca. 15 Züchter in Tirol, Südtirol, Salzburg,Vorarlberg und Oberösterreich an denErhaltungsmaßnahmen. Vorrangige Aufgabeist der Aufbau eines Herdebuches mit phäno-typisch geeigneten Tieren und der Beginneiner pedigreeorientierten Anpaarung zurAbsicherung der genetischen Varietät sowiedie Erfassung von Leistungsmerkmalen.Das Gewicht der Böcke soll zwischen 65 und85 kg , das der Geiß zwischen 45 und 75 kgliegen. Die Widerristhöhe ist im Zuchtziel mit70 – 90 cm bei Böcken und 70 – 85 cm beiGeißen festgelegt.

Zur Absicherung der Milchleistung derMuttertiere ist die Erfassung des 30 Tage-gewichtes der Kitze vorgesehen. Die Werteliegen zur Zeit zwischen 11 und 13,5 kg.Der Charakter der kräftigen und widerstands-fähigen Hochgebirgsziegenrasse soll bei der

Auswahl der Vatertiere berücksichtigt wer-den.

Eigenschaften, Vermarktung und Aus-blick:Die Blobe Ziege ist eine sehr robusteMehrnutzungsrasse der Zentralalpen. Sie eig-net sich besonders für die Alpung imHochgebirge. Mit ihrem stämmigen Körper-bau und kräftigen Fundament ist sie optimalfür die Beweidung im steilen Felsgeländeangepasst. Harte Klauen verleihen ihr beson-dere Trittsicherheit selbst im felsigenGelände. Das hoch angesetzte Euter reduziertdie Verletzungsgefahr im unwegsamen Ge-lände. Durch die im Vergleich zu den übrigenExtensivrassen überdurchschnittlich guteBemuskelung und gute Aufwuchsleistungkann neben ausreichender Milchleistung aucheine gute Schlachtausbeute erzielt werden.Dank des besonders dichten Haarkleides undder ansprechenden Farbe sind auch die Fellebegehrt.Ein konkretes Erhaltungsprojekt „GefährdeteNutztierrassen als Schwerpunkt im National-park Ötztal“ wurde 2008 initiiert. Hierbei solldie Rasse mit ihrer besonderen Gebirgstaug-lichkeit Beiträge zur Offenhaltung vonBergmahden, Almen und somit zur Erhaltungdes traditionellen Landschaftscharakters inder Hochlage des Ötztales leisten.

Verantwortliche Organisation:Tiroler Ziegenzuchtverband

Brixner Straße 1A-6020 Innsbruck

Tel.: +43 (0) 592 92 1863Fax: +43 (0) 592 92 1869

SELTENE ZIEGENRASSEN

16 10/2009

ÖNGENE

ÖNGENE, Austraße 10, 4600 WelsGeschäftsführer : Dr. Franz Fischerleitner

Zusammengestellt vonDr. Franz Fischerleitner undDipl.Tzt. Beate Berger

LFZ Raumberg-Gumpenstein,Institut für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere,Austraße 10, 4600 Wels, Tel. 07242 47011

Fotos: Arche Austria, Öngene,Verantwortliche Organisationen, Ruth Wallner.

Weiterführende Informationen:www.oengene.atwww.nbwikis.at/archepediawww.arche-austria.at