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K B 4 i  4 0 4 5  S t g K B 4 i  4 0 4 5  S t g K B 4 i  4 0 4 5  S t g Öchsle - Aktuell April 2002  Zur aktuellen Lage des Öchsle Seit der Wahl des neuen Vorstandes im vergangenen Jahr gibt es einiges zu berichten. In Kurzfassung ist dies: 1.  Die  Übernahme  der  Geschäfte  des  Vereins.  Viele Sitzungen, Telefonate und Schriftverkehr waren nötig, um einigermaßen  Licht  ins  Dunkel  der  letzten  Jahre  zu bringen. Die Übergabe der Vereinsunterlagen durch die ehemaligen Vorstände Uwe Jöstingmeier und Jörg Woker gin g seh r sch lep pen d vor an und ist immer noc h nic ht vollständig abgeschlossen. 2.  Die  finanziellen  Bel ang e  von  Verei n  und Eisenbahnbetriebsgesellschaft  Ochsenhausen  gGmbH (EBO)  waren  zu  ordn en.  Es  bedurfte  schon  eines Kraft aktes ,  um  vom  Verein  größer en  Schad en abz uwe nde n. Die Auflö sun g der EBO gGmbH ist im Gan ge. Der Aus gan g in fina nzi eller Hin sic ht ist noc h ungewiss. 3. Wir kommen ohne Zuhilfenahme eines Steuerberaters und  eines  Rechtsanwaltsbüros  nicht  zurecht,  um  die Ver pfli cht ungen von Ver ein und EBO ordnungsge mäß abwick eln zu können , abe r auc h um Ans prü che  des Vere ins  gegenüber  Dritten durchzusetzen und um aus Ochs enhaus en entfe rntes Eigent um des Vereins wiede r zurückzuholen. 4. Der Weiterbestand des Öchsle war und ist zu sichern, so wie  es  in  der  letzten  Jahreshauptversammlung  das eindeutige Votum der Mitglieder war. In Verhandlungen mit der Volksbank, der Deutsche Bahn AG und der jüngst neu gegründeten Betriebs-GmbH wurden die Weichen zur Fahrzeugübernahme  und  Entschuldung  des  Vereins gestellt. Soweit zu unserer nicht immer erfreulichen Arbeit. Unsere Hausaufgaben  konnten  jedenfalls  größtenteils  erledigt werden. Wie sieht es nun mit der Aufnahme des Fahrbetriebes aus? Die  Öchsle  Bahn  AG  und  die  Betriebsgesellscha ft betreiben mit aller Macht die Betriebseröffnung zum 1. Mai 2002. Es sind aber noch einige Hürden zu nehmen, wie  z.B.  die  Zulassung  der  Betriebsgesellscha ft  als Eisen bahnve rkehrs unterne hmen (EVU). Weite rhin muss die  Strecke  in  Teilabschnitten  saniert  werden.  Die Arbeiten dazu haben am 11. März 2002 begonnen. Die neue Betriebswerkstatt in Warthausen als Ersatz für den alten Ochsenhauser Schuppen ist noch nicht einmal fertig geplant. Es muss also weiterhin in Ochsenhausen mit erheblichen Einschränkungen gearbeitet werden. Der  neue  Fahrplan  steht:  Die  Fahrten  finden  a Warthausen statt. Es werden zwei Zugpaare pro Fahrtag (Sa/So/F) verkehren. Das aktive Personal soll wieder mehr in das Geschehen eingebunden  werden,  Verantwortung  übernehmen  und Spaß  an  der  "eigenen "  Eisen bahn  haben.  Eine Unkostenpauschale  für  die  ehrenamtlich  Tätigen  ist vorgesehen. Ein ers ter Sch rit t wurde in einer Be spr ech ung mit Diens tunterricht  am  Samst ag, 9. März 2002  gemac ht. Betriebsgesellschafts-Geschäftsführer Kurt Frey und OBL Bruno Knödler stellten sich vor. Es  werden  aber  noch  Aktive  für  den  Fahr-  Werkstattdienst gesucht. Unser aller Öchsle freut sich auf jeden, der sich dafür engagieren will! Soweit  der  Kur zbericht.  Meh r  dazu  bei  der Jahreshauptversammlung.  Es  gibt  noch  viel  zu  tun  packen wir´s an! Wir hoffen und freuen uns auf eine möglichst breite Unterstützung. Horst Köhler, stellvertretender. Vorsitzender 1 3 7  3 4 3 P w 4 i v T 2 3 , t 1 0 , m K E b r P  1 3  t Ö B 3  7 2 4 Öchsle Schmalspurbahn e.V. Geschäftsstelle Am Bahnhof 1, Postfach 1228 88412 Ochsenhausen

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K B 4 i   4 0 4 5   S t gK B 4 i   4 0 4 5   S t g K B 4 i   4 0 4 5   S t g

Öchsle -

AktuellApril 2002 

Zur aktuellen Lage des Öchsle

Seit der Wahl des neuen Vorstandes im vergangenen Jahr gibt es einiges zu berichten. In Kurzfassung ist dies:

1.  Die  Übernahme  der  Geschäfte  des  Vereins.  VieleSitzungen, Telefonate und Schriftverkehr waren nötig, umeinigermaßen  Licht  ins  Dunkel  der  letzten  Jahre  zubringen. Die Übergabe der Vereinsunterlagen durch dieehemaligen Vorstände Uwe Jöstingmeier und Jörg Woker ging sehr schleppend voran und ist immer noch nichtvollständig abgeschlossen.

2.   Die   finanziellen   Belange   von   Verein   undEisenbahnbetriebsgesellschaft   Ochsenhausen   gGmbH

(EBO)   waren   zu   ordnen.   Es   bedurfte   schon   einesKraftaktes,   um   vom   Verein   größeren   Schadenabzuwenden. Die Auflösung der EBO gGmbH ist imGange. Der Ausgang in finanzieller Hinsicht ist nochungewiss.

3. Wir kommen ohne Zuhilfenahme eines Steuerberatersund  eines  Rechtsanwaltsbüros  nicht  zurecht,  um  dieVerpflichtungen von Verein und EBO ordnungsgemäßabwickeln zu können, aber auch um Ansprüche   desVereins  gegenüber  Dritten durchzusetzen und um ausOchsenhausen entferntes Eigentum des Vereins wieder zurückzuholen.

4. Der Weiterbestand des Öchsle war und ist zu sichern, sowie   es   in   der   letzten   Jahreshauptversammlung   daseindeutige Votum der Mitglieder war. In Verhandlungenmit der Volksbank, der Deutsche Bahn AG und der jüngstneu gegründeten Betriebs-GmbH wurden die Weichen zur Fahrzeugübernahme   und   Entschuldung   des   Vereinsgestellt.

Soweit zu unserer nicht immer erfreulichen Arbeit. UnsereHausaufgaben  konnten  jedenfalls  größtenteils  erledigtwerden.

Wie sieht es nun mit der Aufnahme des Fahrbetriebes aus?

Die   Öchsle   Bahn   AG   und   die   Betriebsgesellsbetreiben mit aller Macht die Betriebseröffnung zum 1.Mai 2002. Es sind aber noch einige Hürden zu nehmen,wie   z.B.   die   Zulassung   der   Betriebsgesellschaft  Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Weiterhin mussdie   Strecke   in   Teilabschnitten   saniert   werden.  Arbeiten dazu haben am 11. März 2002 begonnen. Die neue Betriebswerkstatt in Warthausen als Ersatz für den alten Ochsenhauser Schuppen ist noch nicht einmalfertig geplant. Es muss also weiterhin in Ochsenhausen miterheblichen Einschränkungen gearbeitet werden. Der  neue  Fahrplan  steht:  Die  Fahrten  findenWarthausen statt. Es werden zwei Zugpaare pro Fahrtag(Sa/So/F) verkehren. Das aktive Personal soll wieder mehr in das Gescheheneingebunden  werden,  Verantwortung  übernehmen  undSpaß   an   der   "eigenen"   Eisenbahn   haben.  Unkostenpauschale   für   die   ehrenamtlich   Tätigen  vorgesehen. Ein erster Schritt wurde in einer Besprechung mitDienstunterricht  am  Samstag, 9. März 2002  gemacht.Betriebsgesellschafts-Geschäftsführer Kurt Frey und OBLBruno Knödler stellten sich vor. Es  werden  aber  noch  Aktive  für  den  Fahr

Werkstattdienst gesucht.

Unser aller Öchsle freut sich auf jeden, der sich dafür engagieren will!

Soweit   der   Kurzbericht.   Mehr   dazu   bei  Jahreshauptversammlung.  Es  gibt  noch  viel  zu  tupacken wir´s an! Wir hoffen und freuen uns auf einemöglichst breite Unterstützung.

Horst Köhler, stellvertretender. Vorsitzender 

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Öchsle Schmalspurbahne.V.

GeschäftsstelleAm Bahnhof 1, Postfach 1228

88412 Ochsenhausen

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Öchsle Schmalspurbahn e.V.  Öchsle-Aktuell April 2002

Werkstattbericht

„Rosa“ 99 716Als am 30. Oktober 1999 unsere 99 716 die Saison abschloss, ahnte noch niemand, dass sich ihre Winterrevision bis insJahr 2002 hinziehen würde. Geplant war eine Sanierung der Feuerbüchsrohrwand, die leichte Risse aufwies sowie dieüblichen  Winterarbeiten  am  Fahrwerk.  Die  Kesselreparatur  konnte  wegen  der  sibirischen  TemperatureOchsenhauser Lokschuppen erst im März 2000 durchgeführt werden. Wir hoffen, dass mit der nun getroffenen

Maßnahme eine dauerhafte Lösung gefunden wurde.Auf Beschluss der damaligen Betriebsleitung wurde kurzvor Saisonbeginn eine Neubereifung der Lokomotivräder verfügt. Da unsere Lokmannschaft gerade mal aus 3 bis 4ehrenamtlichen   Mitarbeitern   besteht   und   auch   dietechnischen Einrichtungen im "AW Ochsenhausen" oft zuwünschen übrig lassen, war diese Arbeit in so kurzer Zeitvor dem Saisonbeginn 2000 nicht mehr durchführbar.

Zunächst wurden für jeden Achsausschnitt Hilfsfahrwerkekonstruiert   und   gebaut.   Hierfür   wurden   5   alteRollbockachsen samt Gleitlager in ein Fahrwerk aus U-Profilen   eingebaut.   Nachdem   diese   Hilfsfahrwerke   in

gelbem Warnanstrich lackiert waren, sahen sie sogar richtigprofessionell aus.

Das Ausachsen wurde mit Hilfe eines Autokranes erledigt.Danach sollte es noch fast 2 Jahre dauern, bis Rosa wieder auf ihren eigenen Achsen ruhen konnte. In diesen zweiJahren wurden die Radsätze in das Werk Linz der ÖBB-Technische Services (AW) überstellt. Da die Radreifen einSondermaß haben, musste man auf die eigens für unsereBedürfnisse geschmiedeten Radreifen längere Zeit warten.Neben der Neubereifung erledigte die Linzer Bahnwerkstattauch   die   Umrissbearbeitung   des   Radprofils   und   dasthermische Aufspritzen der Achsschenkel, wovon man sicheine   längere   Standzeit   erhoffte.   Zudem   wurden   die

Kuppelzapfen der ersten und fünften Achse neu gefertigt.In Ochsenhausen wurden für alle Kuppelstangenlager neue

Lagerschalen aus Rotguss hergestellt, da die Lager auf Dünngussverfahren  umgestellt werden  sollten,  ebenfallsForderung   der   damaligen   Betriebsleitung.   Die

Dünngußlager wurden dann im Schleudergießverfahren mitWeißmetall   ausgegossen.   Derzeit   befinden   sich   dieKuppelstangen zur Lagerbearbeitung in Meiningen auf demStraßmann-Bohrwerk.

Da das linke Treibachslager immer wieder Schwierigkeitenmachte, wurde auch dieses komplett aufgearbeitet, in dasAchslagergehäuse eingepasst und neu ausgegossen. DieseArbeit übernahm unser Neuenstädter Mitglied Uli Wagner,der einige Abende und Nächte lang über der besten Lösungdes   Problems   brütete.   Diejenigen   Achslager,   derenAchsschenkel  durch  das  Aufspritzen  im   Durchmesser 

größer wurden, wurden ebenfalls neu ausgegossen undausgebohrt. Am 14. März 2002 kam schließlich der langersehnte Augenblick: 99 716 wurde auf die neuen altenRadsätze gesetzt. Bis die Lok jedoch wieder fahren kann,fließen noch viele Arbeitsstunden unserer unermüdlichenDampflokwerker Thomas Guter, Horst Pohl, Otto Angeleund Florian Jauch in den Zusammenbau der Lok.

Wenn die Wasser- und Dampfdruckprobe am Kessel unddie Abschlussarbeiten am Fahrwerk beendet sind, kannunserer   99   716   eine   komplette   Hauptuntersuchungausgesprochen werden, so dass sie für die nächsten 4 Jahrewieder in Diensten des Öchsle steht. Hoffen wir, dass dieProbefahrten zur Zufriedenheit verlaufen.

Für die bis jetzt schon erbrachten Leistungen sei denMitarbeitern   herzlich   gedankt,   für   die   Probefahrtenwünschen wir viel Erfolg und das nötige Glück.

(Martin Cichon)

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Rosas Laufleistung

Jahr 1997: 52 Einsatztage, 4.180 km,Kohleverbrauch 81 t

Jahr 1998: 74 Einsatztage, 6.120 km,

Kohleverbrauch 88 t

Jahr 1999: 71 Einsatztage, 6.570 km,Kohleverbrauch 107 t Insgesamt seit Hauptuntersuchung inMeiningen (Juni 1997):197 Einsatztage, 16.870 km

Wiedereröffnung des Öchsle

Gerne hätten wir Ihnen an dieser Stelle das Programm der Wiedereröffnungvorgestellt. Leider konnte dieses aber von der neuen Betriebsgesellschaft nochnicht festgelegt werden. Zuviel ist gerade noch am Laufen. An der Streckewird mit Hochdruck gearbeitet. Ebenso gehen die beiden Dampflokomotivenund die Wagen ihrer Fertigstellung entgegen. Auch organisatorisch muss nochvieles in der Kürze der verbliebenen Zeit erledigt werden: Genehmigung der neuen   Betriebsgesellschaft   als   Eisenbahn-Verkehrsunternehmen,Versicherungen, Zulassung der Fahrzeuge, Abnahme der Strecke, Bestellungder örtlichen Betriebsleiter, Personalschulung, Berufsgenossenschaft, Einkauf der Betriebsstoffe, Fahrkarten ...Im Internet unter  www.oechsle-bahn.de können Sie sich aktuell informieren.Gerne senden wir Ihnen auch ein Email mit den neuesten Informationen zu,sobald sie uns bekannt sind. Senden Sie dazu einfach Ihre Email-Adresse an:[email protected].

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Öchsle Schmalspurbahn e.V.  Öchsle-Aktuell April 2002

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Öchsle Schmalspurbahn e.V.  Öchsle-Aktuell April 2002

Originale beim Öchsle (1)

Der Personenwagen Stg 0 166Beim   Bau   der   württembergischen   Schmalspurbahnen   wurden   die   von   der   Königlich   WürttembergStaatseisenbahn errichteten Strecken mit zahlreichen unterschiedlichen und für die damalige Zeit großzügig undfortschrittlich ausgeführten Personen- und Güterwagen ausgestattet. Leider war dies gleichzeitig der erste und letzteWagenpark der Strecken. Abgesehen von wenigen Neubauten, die Einzelstücke bleiben sollten, taten alle diese

Fahrzeuge von der Eröffnung bis zur Stillegung in unterschiedlichen Umbauvarianten Dienst. Als in den 60er Jahrender Personenverkehr auf den Schmalspurbahnen eingestellt wurde, gab es bei der Bahn keine Bestrebungen, einige derhistorischen Wagen zu erhalten. Dazu war die Zeit noch nicht reif. Was nicht mehr gebraucht wurde, wurdeverschrottet oder verkauft. Nur fünf Dampflokomotiven, die Diesellokomotiven, einige zu Pufferwagen umgebauteGüterwagen  und wenige  Personenwagen  überlebten. Die meisten  Wagenkästen  endeten  als  Hühnerställe  odLagerschuppen auf Höfen in der Umgebung der Strecken. So auch der Wagenkasten des Personenwagens Stg 0166.Alle noch existierenden originalen Fahrzeuge des Öchsle sollen hier nach und nach vorgestellt werden.

Die Maschinenfabrik Esslingen lieferte als „Hoflieferant“der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn fast alleschmalspurigen   Personen-   und   Güterwagen.   Da   dieschmalspurigen Personenwagen für die ab 1891 gebautenSchmalspurbahnen   neu   konstruiert   werden   mussten,

konnten   damals   modern   ausgerüstete   Wagen   gebautwerden,  die  den  meisten  normalspurigen  Nahverkehrs-wagen   der   damaligen   Zeit   weit   voraus   waren.   AllePersonenwagen besaßen eine Druckluftbremse und einedurchgehende  Dampfheizung.   Die  Wagen  waren  nachamerikanischem  Vorbild  –  wie  viele   damals  gebauteFahrzeuge der Maschinenfabrik Esslingen - in sogenannter „Intercommunicationsausführung“,   also   als   Großraum-wagen mit gegenüberliegenden Sitzbänken und Mittelgangausgeführt. Einstiegsplattformen und Übergänge zwischenden Wagen waren bei der Normalspur noch keineswegsStandard.   Die   Wagenkästen   waren   mit   2,6   m   für Schmalspur  außergewöhnlich  breit.  Die  Wagen  für   1-Meter-Spur  und  für  750   mm  Spurweite  waren  gleich

ausgeführt. Das erleichterte der Hauptwerkstatt Cannstattdie Lagerhaltung.

Von 1894 bis 1904 lieferte die Maschinenfabrik Esslingeninsgesamt 24 2-achsige Personenwagen mit 32 Plätzen undje   Seite   4   Doppelfenstern.   Sie   bekamen   dieBetriebsnummern  101  bis  112  und   161  bis  172.  DaLaufwerk dieser zweiachsigen Personenwagens war sehr 

einfach   gestaltet.   Mit   Rücksicht   auf   eine   gute   undeinwandfreie   Kurvenläufigkeit   des   Wagens   wurden„Vereins-Lenkachsen“ benutzt. Prinzip dieser Lenkachsenwar   ein   Laufwerk   mit   in   Längsrichtung   besondersbeweglichen Achsen ohne den Gebrauch von Drehgestellenzur   besseren   Bogenläufigkeit.   Als   Material   für   denWagenkasten   wurde   ausschließlich   widerstandsfähigesHartholz, mit Vorliebe Eichenholz, verwendet.

Die  Außenwand  bestand  aus  Eisenblech.  Die  Blechewurden auf der Außenseite aufgeschraubt, die Zwischen-fugen mit Zierleisten abgedeckt. Das aus Brettern gefertigteDach wurde mit imprägniertem Segeltuch überspannt. DiePlattformen waren mit Drehtüren nach dem System von

Adolf   Klose   gesichert.   Das   war   ein   bis   heute   bPlattformwagen unübertroffener Fortschritt im Vergleich zuden sonst üblichen Ketten oder Klappgittern.

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Öchsle Schmalspurbahn e.V.  Öchsle-Aktuell April 2002

Auch die Mittelpufferkupplung war überlegt ausgeführt.Zwar   konnte   man   sich   nicht   zur   amerikanischen„Klauenkupplung“ entschließen, doch immerhin enthieltdie Kupplung eine gefederte Spannvorrichtung, mit derenHilfe  die  Puffer  über  das  Kuppeleisen  gegeneinander verspannt  werden  konnten. Dadurch  entfiel  das lästigeRucken des Zuges beim Anfahren und Bremsen, wodurchein bei der Schmalspur sonst unbekannter Fahrkomfort

erreicht werden konnte.Der Wagen besaß vier Zwillingsfenster auf jeder Seite,wodurch der Wageninnenraum sehr hell war. Da die Wagenkeine  Toilette  hatten,  war  an   den  Stirnwandtüren  der Hinweis: „Abtritt im Packwagen. Wegen Benützung wendeman sich an den Kondukteur!“

Die Seitenwände waren mit Mennige grundiert. Auf dieseSchicht, die auch als Rostschutz diente, wurde in mühsamer Arbeit die Farbe im Spachtelverfahren aufgebracht.

Die Wagen besaßen ursprünglich Petroleumbeleuchtung.Zwei Petroleumlaternen waren in den Stirnwänden der Wagen integriert. An den Gepäckablagen befanden sich

Halterungen, an die der Schaffner zur Fahrkartenkontrolleseine Handlampe hängen konnte. Die Beleuchtung wurdeAnfang   der   30er   Jahre   auf   elektrische   Beleuchtungumgestellt. Dazu kam das bei allen Schmalspurbahnen der Deutschen   Reichsbahn   übliche   System   mit   85   VoltGleichspannung zum Einsatz. Das sollte dann aber auch dieeinzige Gemeinsamkeit bleiben. Die elektrische Ausrüstunglieferte die Berliner „Fahrzeugbeleuchtungs-Gesellschaft“(FABEG), eine Tochter der  AEG. Diese Ausgründungerfolgte übrigens, da die AEG selbst Dampflokomotivenbaute  und  so  Hemmungen  der  Wettbewerber  abbauenwollte,   beim   Konkurrent   die   elektrische   Ausrüstungzukaufen zu müssen.

Der Wagen mit der Nummer 166 wurde 1901 fabrikneuvon   der   Maschinenfabrik   Esslingen   für   das   Öchslegeliefert. 1920 wurde er als „Stg 0 166“ in den Bestand der neu   gegründeten   Deutschen   Reichsbahn   übernommen.„Stg“  stand  dabei  für  „Reichsbahndirektion  Stuttgart“.Nach dem 2.Weltkrieg lief der Wagen einige Zeit als „Kar 0 166“. Das Öchsle lag in der französischen Besatzungs-zone und fiel somit zur Reichsbahndirektion Karlsruhe. ImJahr 1956 wurde die 3.Klasse abgeschafft. Der Wagen lief fortan als Wagen 2.Klasse. Die Inneneinrichtung blieb aber unverändert. Eine letzte Änderung als Staatsbahn-wagenergab sich 1963: Die Deutsche Bundesbahn stellte ihr Nummernsystem um. Die Betriebsnummer lautete jetzt Stg

767. Doch diese neue Nummer sollte dem Wagen keinelange Dienstzeit bei der Bundesbahn mehr bringen. NachEinstellung des Personenverkehrs auf dem Öchsle wurde er nicht   wie   einige   andere   Wagen   zur   Bottwartalbahngebracht, sondern am 06.08.1964 ausge-mustert und wieviele seiner Gefährten an einen Bauern verkauft. Seiner Inneneinrichtung beraubt, fristete er über 20 Jahre langseinem Dasein als Hühnerstall auf einem Bauernhof in der Nähe von Biberach. Doch letztlich hatte er Glück: Er endete nicht als modriges Brennholz. Das Öchsle war inBegriff, als Museumseisenbahn aufzu-erstehen. Eine kleineGruppe Mitarbeiter um die Brüder Albinger interessiertesich besonders für noch vorhandene Originalfahrzeuge. Dadie Museumseisenbahner damals vor allem Interesse ankurzfristig einzusetzenden Fahrzeugen hatten und daher kaum Wert auf stilechte Fahrzeuge gelegt werden konnte,ging  der  1985  von   Andreas  Albinger  wiederentdeckteWagenkasten durch Schenkung der damaligen Eigentümer 

privat an diese Gruppe. Der Wagenkasten wurde nachOchsenhausen gebracht. Jedoch war er in so schlechtemZustand, dass er komplett zerlegt werden musste. DieBeschlagteile und wesentliche Hölzer als Muster wurdeneingelagert.   Jürgen   Albinger   fertigte   umfangreichZeichnungen  an, die Grundlage  für  den  Wiederaufbauwaren.   Im   Juni   1989   konnte   das   Projekt Wiederaufbaues mit dem Sandstrahlen des Rahmens starten

und das Fahrwerks des Wagens nahmen in OchsenhausenGestalt an. Da der Wagen ebenerdig aufgestellt wordenwar,   war   vom   ursprünglichen   Fahrwerk   nichts   mvorhanden. Es musste fast alle Teile erneuert werden. Nur wenig konnte mehr oder weniger fertig beschafft werden.Die   Radscheiben   stammen   von   der   OberrheinischEisenbahngesellschaft und wurden nach Neufertigung der Achsen   bei   der   Ulmer   Straßenbahn   aufgepresst.  Achslagergehäuse wurden in neugefertigten Gussformenbei der Firma Claas in Bad Saulgau gegossen. Das gesamteBremssystem,  die  Federaufhängung,   die  Wagenkastenhalterungen des Rahmens, die Fahrgastaufstiege und vieleweitere  Teile  wurden  neu  gefertigt.  Auch   die  Mittelpufferkupplungen   mussten   komplett   neu   gebauwerden. Tatkräftige Unterstützung erhielt das Team zudiesem Zeitpunkt insbesondere von Uli Wagner und OttoAngele, die mit ihrer besonderen Fachkenntnis schwierigeArbeiten ausführten.

Bis   1993   war   das   Fahrgestell   im   Wesentlifertiggestellt. Mittlerweile hatte der Verein den Betrieb desÖchsle übernommen und für die Mitarbeiter galt es nichtnur neue betriebsfähige Fahrzeuge zu beschaffen, auch der gesamte Betrieb musste unterhalten werden. Die Arbeitenam Stg 0 166 wurden deshalb ab 1994 zugunsten der Wiederinbetriebnahme des Öchsle eingestellt. Als es 1998zu Meinungsverschiedenheiten über die Arbeitsweise und

Führung des Vereins kam und nach der Vorstandswahleinige Werkstattmitarbeiter ihre weitere Unterstützung inder Ochsenhauser Werkstatt aufkündigten, fassten dieserecht schnell den Entschluss, die Fertigstellung des Wagensvoranzutreiben. Zu Andreas, Jürgen und Markus Albinger waren Jürgen Jauch und Bernhard Günzl gestoßen. Da einArbeiten in Ochsenhausen kaum sinnvoll möglich gewesenwäre, kam das Angebot von Jürgen Jauch gerade recht, einenicht mehr genutzte Scheune auf seinem Grundstück inBlönried als „Waggon-Werkstatt“ herzurichten. Noch imgleichen   Frühjahr   wurde   mit   dem   Einbau   eBetonbodens   und   der   nötigen   Werkstatt-ausstattunbegonnen. Im Herbst konnte dann der Rahmen des Wagensnach Blönried umziehen. Dort gingen fortan die Arbeiten

zügig   voran   und   das   Eichenholz-Fachwerk   dWagenkastens nahm Gestalt an. Gleichzeitig wurden diePlattformen mit den Klose-Radialtüren komplett neugebaut.Besonders  aufwendig  war  der  komplette  Nachbau  originalen   Inneneinrichtung   einschließlich   der Gepäckablagen. Bei allen Arbeiten lag das Augenmerk auf absolut originaler Ausführung. Da entsprechend gefrästeLeisten  und  passend  gefaste  Bretter  heute  nicht  lieferbar sind, mussten alle Holzteile aus Eichenbrettern inder eigenen Werkstatt neu gefertigt werden. Häufig warendazu mehrere komplizierte Fräsdurchgänge nötig, bis hinzur   Sonderanfertigung   passender   Fräsmesser.   Auchzahlreiche heute längst nicht mehr hergestellte Schrauben

mussten   teils   aufwendig   beschafft   werden.   Auch  Schraubenköpfe  sollten  wie  die  historischen  Originaussehen.  Bei  einigen  kleineren   Metallteilen  war  Biberacher Berufsschulzentrum hilfreich zur Stelle. Andere

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Öchsle Schmalspurbahn e.V.  Öchsle-Aktuell April 2002

Teile,   wie   die   Lochbleche   der   Heizungsabdeckung,mussten als Sonderanfertigungen beschafft werden. DasDach des Wagens wurde mit Flachdachfolie überspannt,die mit Spezialfarbe das ursprüngliche Aussehen erhielt.Auf dem Dach befindet sich neben restaurierten Lüfternauch wieder die ursprüngliche für diese Wagen typischeNotbrems-einrichtung. Nur die Heizung und die elektrischeAnlage   des   Wagens   wurden   nach   modernen

Gesichtspunkten ausgeführt. Statt der Dampfheizung erhielter eine elektronisch gesteuerte Öl-Warmluftheizung. Die

Beleuch-tung kann über Batterien oder Fremdeinspeisungbetrieben werden. Auch ein Batterieladegerät ist integriert.

Nach der Fertigstellung und Zulassung des Wagens indiesem Frühjahr, soll er als Leihgabe auf dem Öchsle zumEinsatz kommen. Nicht nur, dass nach fast vierzig Jahrendamit der einzige betriebsfähige Originalpersonenwagendes Öchsle wieder fahren wird, gleichzeitig handelt es sichbei  diesem  Schmuckstück  um  den  einzigen  erhaltenenWagen dieser Baureihe überhaupt.

(Andreas Albinger, Bernhard Günzl)

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„Öchsle - Aktuell“ist das offizielle Mitteilungsblatt des Öchsle Schmalspurbahne.V.

Erscheinungsweise: 3 x jährlichAuflage: 400 ExemplareRedaktion: Bernhard Günzl, [email protected]

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Andreas Albinger       Martin CichonJürgen Jauch                Horst Köhler 

Werner MillBankverbindung: Konto 185 664 008Volksbank Ochsenhausen (BLZ 654 901 30)

Einladung zur ordentlichen Jahreshauptversammlung

Termin: Sonntag, 28. April 2002, um 1400 UhrOrt: Hotel Mohren in Ochsenhausen

Tagesordnung:1. Begrüßung2. Feststellung der Beschlussfähigkeit.3. Bericht des Vorstands.4. Bericht des Schatzmeisters.5. Bericht der Kassenprüfer.6. Aussprache zu den Berichten.7. Genehmigung des Rechnungsabschlusses für die Zeit vom 6.5. bis

31.12.01.8. Entlastung des Vorstands und des Schatzmeisters.9. Wahl der Rechnungsprüfer.10. Beschlussfassung über Anträge.11. Sonstiges

Anträge zur Hauptversammlung sind bis spätestens 25.4.2002 schriftlich an die Vereinsadresse zurichten.

Mit freundlichen Grüßen

Die Vorstandschaft