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Über der Nordwestschweiz geht die Sonne auf Das neue Projektorchester adhoc.nw brillierte Am Samstagabend kam ein zahlreiches Publikum in den Genuss eines anspruchs- vollen Programms im Rheinfelder Bahnhofssaal. Dani Haus, künstlerischer Leiter von adhoc.nw, dirigierte das Blasorchester mit viel Engagement. Clara Rohr-Willers RHEINFELDEN. Ein Lachen hier, ein Schulterklopfen dort. Am Samstag- abend trafen die Zuhörerinnen und Zuhörer schon im Foyer auf die Mu- sikerinnen und Musiker. Die initiale Begegnung zwischen Künstlern und Publikum erzeugte eine Nähe, die sich im Verlauf des Konzertabends inten- sivierte. «Etwas Neues wagen» «Fanfare and Flourishes» von James Curnow, das ideale Eröffnungs- stück für den festlichen Anlass, bezau- berte mit seiner kraftvollen Aura. Es beinhaltet sowohl den Prunk eines militärischen Tattoos als auch das be- kannte Stück «Te Deum» von Marc- Antoine Charpentier. Das Publikum wurde von zwei Musikern begrüsst, die sich mit «Fio» und «Noemi» vor- stellten. Einmal im Jahr treffe man sich und gebe «adhoc», also im Au- genblick, ein Konzert, um das kultu- relle Leben in der Nordwestschweiz zu bereichern. «Thema ist es, etwas Neues zu wagen und aufzubrechen», so Noemi Ziltener und Fiorenzo Ped- rocchi. Es folgte das symphonische Werk «The Hounds of Spring» von Alfred Reeds, der von Algernon Charles Swinburnes (1837-1909) Ge- dicht «Atalanta in Calydon» inspiriert worden war. Durch die rund 60 Mu- sizierenden entstand ein faszinieren- des Klangvolumen. adhoc.nw: vom ambitionierten Amateur bis zum Profi Der Leimentaler Berufsmusiker Mischa T. Meyer beeindruckte in Steven Verhelsts «Capriccio». Mucks- mäuschenstill verhielt sich das Publi- kum bei den warmen Soli seiner Bassposaune, die vom Orchester be- hutsam unterstützt wurden. Als ginge die Sonne auf, erklangen die feinen Anfangstöne in Philip Spar- kes «The Sun will rise again». Die Crescendi gingen unter die Haut. Den Hintergrund des Stücks bildet das Erdbeben vor rund sieben Jahren, welches an der Nordküste Japans Tausende Todesopfer gefordert hatte. Auf Anstoss eines Freundes kompo- nierte Philip Sparke dieses Stück und spendete den Erlös den Betroffenen. Thema der «Saga Candida» von Bernd Appermont ist die Hexenverfol- gung um 1600. Beim Bild der «An- schuldigung» war die Spiellust der Musiker greifbar. Gänsehaut erzeug- ten auch die Soli beim thematischen Bild der «Unschuld». Dani Haus hat die Musik verinnerlicht und man spür- te, dass sich die Musikerinnen und Musiker gern von ihm leiten lassen. Auf Tango-Rhythmen mit überzeugen- der Dramatik und düstere Todesklän- ge folgte ein frenetischer Applaus. «Das goht ab!» In der Pause servierte die Rheinfel- der Stadtmusik Getränke und Brezel. Nach dem lyrischen Konzertmarsch «Mercury» Jan van der Roosts kehrte man thematisch wieder ins Mittelalter. Sechs Schlagzeuger vertonten auf brillante Weise Steven Reinekes «The Witch and the Saint». Tempi und Intonation des Orchesters wur- den sorgfältig ausgearbeitet und das Publikum lauschte der dramatischen Musik gebannt bis zum letzten Glo- ckenklang. Während Derek Bourgeois’ Serenade verschwand Dani Haus bewusst eine Weile, um dem Publi- kum die Einheit seines Orchesters zu demonstrieren. Mit witzigen Anekdo- ten führten Noemi Ziltener und Fio- renzo Pedrocchi das Publikum in das nächste Stück. In Bill Whelans Feature «Riverdance» schritt ein Saxophonist durch das Publikum und bezauberte mit melancholischen Klängen Irlands. Auch das eindrückliche Trommel- Intermezzo führte den Zuhörern das hohe Niveau von adhoc.nw vor Augen. Nach dem Stück «De Zee» mit lei- denschaftlichen Saxophonsoli folgte der Schlussapplaus. Das Tempera- ment des Orchesters zeigte sich in den Zugaben wie Peter Grahams «Amazo- nia». «Das goht ab», meinte eine Stim- me aus dem Publikum. Mit der feier- lichen «Yorkshire Ballad» von James Barnes verabschiedete sich das span- nende Projektorchester. Das Eröffnungskonzert des Projektorchesters adhoc.nw begeisterte das Publikum. Foto: Clara Rohr-Willers

Über der Nordwestschweiz - adhoc-nw.ch€¦ · Während Derek Bourgeois’ Serenade verschwand Dani Haus bewusst eine Weile, um dem Publi-kum die Einheit seines Orchesters zu demonstrieren

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Page 1: Über der Nordwestschweiz - adhoc-nw.ch€¦ · Während Derek Bourgeois’ Serenade verschwand Dani Haus bewusst eine Weile, um dem Publi-kum die Einheit seines Orchesters zu demonstrieren

RHEINFELDEN | 7Dienstag, 13. März 2018

Über der Nordwestschweiz geht die Sonne auf

Das neue Projektorchester adhoc.nw brillierte

Am Samstagabend kam ein zahlreiches Publikum in den Genuss eines anspruchs-vollen Programms im Rheinfelder Bahnhofssaal. Dani Haus, künstlerischer Leiter von adhoc.nw, dirigierte das Blasorchester mit viel Engagement.

Clara Rohr-Willers

RHEINFELDEN. Ein Lachen hier, ein Schulterklopfen dort. Am Samstag-abend trafen die Zuhörerinnen und Zuhörer schon im Foyer auf die Mu-sikerinnen und Musiker. Die initiale Begegnung zwischen Künstlern und Publikum erzeugte eine Nähe, die sich im Verlauf des Konzertabends inten-sivierte.

«Etwas Neues wagen»«Fanfare and Flourishes» von James Curnow, das ideale Eröffnungs- stück für den festlichen Anlass, bezau-berte mit seiner kraftvollen Aura. Es beinhaltet sowohl den Prunk eines militärischen Tattoos als auch das be-kannte Stück «Te Deum» von Marc-Antoine Charpentier. Das Publikum wurde von zwei Musikern begrüsst, die sich mit «Fio» und «Noemi» vor-stellten. Einmal im Jahr treffe man sich und gebe «adhoc», also im Au-genblick, ein Konzert, um das kultu-relle Leben in der Nordwestschweiz zu bereichern. «Thema ist es, etwas Neues zu wagen und aufzubrechen», so Noemi Ziltener und Fiorenzo Ped-rocchi. Es folgte das symphonische Werk «The Hounds of Spring» von Alfred Reeds, der von Algernon Charles Swinburnes (1837-1909) Ge-dicht «Atalanta in Calydon» inspiriert worden war. Durch die rund 60 Mu-

sizierenden entstand ein faszinieren-des Klangvolumen.

adhoc.nw: vom ambitionierten Amateur bis zum ProfiDer Leimentaler Berufsmusiker Mischa T. Meyer beeindruckte in Steven Verhelsts «Capriccio». Mucks-mäuschenstill verhielt sich das Publi-kum bei den warmen Soli seiner Bassposaune, die vom Orchester be-hutsam unterstützt wurden.

Als ginge die Sonne auf, erklangen die feinen Anfangstöne in Philip Spar-kes «The Sun will rise again». Die Crescendi gingen unter die Haut. Den Hintergrund des Stücks bildet das Erdbeben vor rund sieben Jahren, welches an der Nordküste Japans Tausende Todesopfer gefordert hatte. Auf Anstoss eines Freundes kompo-nierte Philip Sparke dieses Stück und spendete den Erlös den Betroffenen.

Thema der «Saga Candida» von Bernd Appermont ist die Hexenverfol-

gung um 1600. Beim Bild der «An-schuldigung» war die Spiellust der Musiker greifbar. Gänsehaut erzeug-ten auch die Soli beim thematischen Bild der «Unschuld». Dani Haus hat die Musik verinnerlicht und man spür-te, dass sich die Musikerinnen und Musiker gern von ihm leiten lassen. Auf Tango-Rhythmen mit überzeugen-der Dramatik und düstere Todesklän-ge folgte ein frenetischer Applaus.

«Das goht ab!»In der Pause servierte die Rheinfel- der Stadtmusik Getränke und Brezel. Nach dem lyrischen Konzertmarsch «Mercury» Jan van der Roosts kehrte man thematisch wieder ins Mittelalter. Sechs Schlagzeuger vertonten auf brillante Weise Steven Reinekes «The Witch and the Saint». Tempi und Intonation des Orchesters wur-den sorgfältig ausgearbeitet und das Publikum lauschte der dramatischen Musik gebannt bis zum letzten Glo-

ckenklang. Während Derek Bourgeois’ Serenade verschwand Dani Haus bewusst eine Weile, um dem Publi-kum die Einheit seines Orchesters zu demonstrieren. Mit witzigen Anekdo-ten führten Noemi Ziltener und Fio-renzo Pedrocchi das Publikum in das nächste Stück. In Bill Whelans Feature «Riverdance» schritt ein Saxophonist durch das Publikum und bezauberte mit melancholischen Klängen Irlands. Auch das eindrückliche Trommel- Intermezzo führte den Zuhörern das hohe Niveau von adhoc.nw vor Augen.

Nach dem Stück «De Zee» mit lei-denschaftlichen Saxophonsoli folgte der Schlussapplaus. Das Tempera-ment des Orchesters zeigte sich in den Zugaben wie Peter Grahams «Amazo-nia». «Das goht ab», meinte eine Stim-me aus dem Publikum. Mit der feier-lichen «Yorkshire Ballad» von James Barnes verabschiedete sich das span-nende Projektorchester.

Neuer Chef für Rheinfelder Wochenmarkt

Weitere Stände sind das Ziel

Gustav Freiermuth aus Möhlin ist neuer Chef des kleinen Rheinfelder Wochenmarkts. Er hofft, dass weitere Marktfahrer ins Städtchen kommen.

Valentin Zumsteg

RHEINFELDEN. Der Rheinfelder Wochenmarkt am Samstag ist derzeit sehr überschaubar. Nur zwei Stände bieten aktuell ihre Waren feil. Neben Biogemüse und -früchte gibt es Back-waren zu kaufen.

Kürzlich hat Gustav Freiermuth aus Möhlin das Amt des Marktchefs übernommen. Er ist selber schon seit längerem regelmässig als Verkäufer am Biogemüse-Stand dabei. «Ziel ist es, dass weitere Marktstände nach Rheinfelden kommen», schildert er. Ein neues Angebot zeichnet sich be-reits ab: Ab dem 24. März will ein Marktfahrer aus dem Baselbiet Kon-fitüren anbieten – allerdings nur alle zwei Wochen. «Schön wäre es, wenn wir noch jemanden finden würden, der Fleisch verkauft», so Freiermuth.

Er hofft, dass der Markt auf mindes-tens vier bis fünf Stände erweitert werden kann. Es brauche aber immer eine gewisse Anlaufzeit, bis sich ein neues Angebot etabliere. Deswegen müssen die Marktfahrer über Durch-haltevermögen verfügen.

Das wünscht sich auch Daniel Vulliamy, Leiter Stadtmarketing und in der Verwaltung zuständig für den Wochenmarkt. «Ein Markt bringt Frequenz. Es entspricht einem Bedürf-nis, dass man hier Frischprodukte aus der Region kaufen kann. Rheinfelden ist von alters her eine Marktstadt», so Vulliamy. Er bedankt sich bei Markus Hunn, der in den vergangenen Jahren als Marktchef tätig war und sich sehr engagiert habe.

«Es ist ein hartes Business, Marktfahrer zu finden. Viele Land-wirte aus der Region haben eigene Hofläden oder sind bereits auf anderen Märkten vertreten», so Vulliamy. Er ist jedoch zuversicht- lich, dass der «kleine, aber feine» Rheinfelder Markt noch etwas aus-gebaut werden kann. «Je breiter das Angebot, desto besser.» Davon profitiert aus seiner Sicht das ganze Städtchen.

Brand bei den Schrebergärten

RHEINFELDEN. Am späten Sams-tagnachmittag kam es in Rheinfelden zu einem Brand in einem Clubhaus bei den Schrebergärten. Um 16.30 Uhr wurde gemeldet, dass ein Brand aus-gebrochen war. Die Feuerwehr konn-te diesen rasch löschen. Es wurden keine Personen verletzt. Der Sach-schaden dürfte mehrere tausend Fran-ken betragen. Die Brandursache ist noch unklar und wird durch die Kan-tonspolizei abgeklärt. (mgt)

«Leidenschaften im Koffer»

BADISCH RHEINFELDEN. Gleich zwei Ausstellungen eröffnet das Kulturamt von Badisch Rheinfelden Mitte März. Heute Dienstag, 13. März, findet um 18 Uhr die Vernissage zur Ausstellung «Leidenschaften im Koffer» im Schau-raum statt und am Mittwoch, 14. März, wird um 19 Uhr die Ausstellung «Von Kuba bis Kap Horn» in der Rathausga-lerie eröffnet. Unter dem Motto «Lei-denschaften im Koffer» zeigen Bürge-rinnen und Bürger bis 30. April, was sie seit Jahrzehnten gesammelt haben. Die Gegenstände reichen von Kreiseln, Kugelschreibern, Briefmarken, Porzel-lanpuppen, Spielzeugmodellen, Melit-ta-Geschirr, Fasnachtsplaketten, Zünd-holzetiketten bis hin zu Fundstücken aus Schwemmholz, Steinen, Schrott oder Pottwalzähnen. (mgt)

Eine «Schatzkiste» für Menschen mit Behinderung?RHEINFELDEN. Alle Menschen möch-ten Freunde finden, vielleicht sogar die grosse Liebe oder auch nur einen guten Partner für die Freizeit. Dies ist auch nicht anders bei Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung. Die Aargauer insieme Vereine (KIVA) wollen eine Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung, genannt «Schatzkiste», im Aargau lancieren. Rund 40 Menschen, mit und ohne Be-hinderung, nahmen am 6. März an einem Informationsabend teil, wel-cher im neu renovierten Saal der rö-misch-katholischen Kirche Rheinfel-den stattfand. Am Ende der Ver- anstaltung sollten sich die Mitglieder von «insieme Rheinfelden» ein Bild machen können, ob sie diesem Projekt zustimmen und sich der Verein vor-erst über drei Jahre mit je 2000 Fran-ken beteiligen soll. Die Theologin Isabelle Deschler und ihre Kollegin Anita Kohler informierten die Anwe-senden über die Idee der «Schatzkis-te». Dies anhand der deutschen Vor-bilder sowie Erfahrungen aus Zürich, wo seit drei Jahren eine «Schatzkiste» läuft. Zudem wird in Kürze in der Ins-titution «Schürmatt», Region Suhren-tal, ebenfalls eine solche eröffnet. Anschliessend wurde in Gruppen über viele Aspekte einer solchen Partner-vermittlung diskutiert. Neben positi-ven Voten und Ideen (wie gute Basis für Freundschaften, Chance für Men-schen mit Handicap, nicht mehr allein sein zu müssen, bedürfnisorientiert, sich in geschütztem Rahmen kennen-lernen, Selbstbestimmung) blieben jedoch auch Gedanken zu Standort, Nachhaltigkeit, Transport, Art der Be-gleitung, Betreuung und Bewusstsein über mögliche Folgen jeder Art im Raum stehen. Nicht zuletzt wurden auch die Kosten einer KIVA-eigenen Lösung angesprochen und auf den möglichen Einbezug von vorhande-nen Ressourcen in Zürich und bei der Schürmatt hingewiesen. Die Mitglie-der von insieme Rheinfelden werden mit all diesem Wissen, den Fragen und Teilkenntnissen des Gesamtkon-zepts, an der GV vom 6. April darüber abstimmen. (mgt)

Wollen, das etwas läuft: der neue Marktchef Gustav Freiermuth (links) und Daniel Vulliamy, Leiter Stadtmarketing. Foto: Valentin Zumsteg

Das Eröffnungskonzert des Projektorchesters adhoc.nw begeisterte das Publikum. Foto: Clara Rohr-Willers