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ZEITSCHRIFT FÜR !SSN 0722/5067
Infonnationen für Ärzte und Apotheker zur rationalen Infektionstherapie September/Oktober 1995 -16.jahrg.
Übersicht ß-Laktamasen: Neue Einteilung und klinische Bedeutung
Bereits wenige Jahre nach der Einführung des Penicillins in die Therapie von Infektionskrankheiten wurden Staphylokokken gegen das neue Arzneimittel resistent. Längst ist bekannt, daß diese Resistenzentwicklung auf der Fähigkeit der Erreger beruht, "Penicillinase" zu bilden - ein Enzym, das in der Lage ist, den ß-Laktamring im Penicillinmolekül hydrolytisch zu spalten. In den 60er Jahren wurden dann ähnliche Enzyme beschrieben, die in der Lage waren, Cephalosporine zu hydrolysieren. Da Penicilline gegenüber diesen bakteriellen Produkten stabil waren, nannte man sie zunächst "Cephalosporinasen". Allgemein durchgesetzt hat sich heute die Bezeichnung "ß-Laktamasen" für die Gesamtheit dieser wichtigen, Resistenz-vermittelnden Enzyme. 1
Einteilung nach Bush
Mit den zunehmenden Erkenntnissen der Mikrobiologen über die ß-Laktamasen wurde in den 70er] ahren ein Klassifizierungssystem vorgeschlagen, das bis heute gelegentlich noch benutzt wird. Die Autoren Richmond und Sykes hatten die damals bekannten Enzyme, die den ß-Laktamring in Penicillinen oder/und Cephalosporinen spalten konnten, in mehrere Klassen eingeteilt und mit römischen Ziffern von I bis V bezeichnet.
Mittlerweile hat das Wissen über die ß-Laktamasen enorm zugenommen. Heute sind fast 200 unterschiedliche bakterielle Proteine bekannt, die in der Lage sind, den ß-Laktamring zu hydrolysieren und die betreffenden Antibiotika dadurch zu inaktivieren. Die einzelnen ß-Laktamasen unterscheiden sich jedoch zum Teil erheblich in ihrem Substratprofil. In derTabeile 1 wird ein neu es derartiges Klassifizierungssystem vorgestellt, das unlängst von renomierten Untersuchern auf diesem Gebiet veröffentlicht wurde. Es handelt sich um eine aktualisierte und erweiterte Form eines Schemas, das von Karen Bush erstmals vor etwa 5 Jahren vorgeschlagen worden ist. Wahr-
scheinlieh wird diese Klassifizierung in Zukunft häufiger angewandt werden und das überholte System von Riebmond & Sykes ersetzen.2
Von vielen dieser Proteine ist die genaue Aminosäuresequenz bekannt. ß-Laktamasen der Klasse A besitzen ein Molekulargewicht von etwa 29 .000 und weisen einen Serinrest im aktiven Zentrum aufsie hydrolysieren bevorzugt Penicilline. Ein Beispiel für Enzyme dieser Gruppe ist das TEM-1 Enzym, das in gramnegativen Bakterien häufig nachgewiesen werden kann (Anmerkung: "TEM" ist die Abkürzung für "Temoniera" - der Name eines Patienten). Klasse B ß-Laktamasen sind Metalloenzyme, die eine Zink-bindende Thiolgruppe aufWeisen. In die Klasse C gehören Enzyme, die hauptsächlich Cephalosporinase-Aktivität besitzen . Sie haben ein relativ hohes Molekulargewicht von 39.000, besitzen ebenfalls einen Serinrest im aktiven Zentrum,
Übersicht
weisen aber nur relativ geringe Homologie mit den Enzymen der Klasse A auf. Interessanterweise besitzen beide - die Klasse A und Klasse C Enzyme- strukturelle Ähnlichkeiten mit den sogenannten Penicillin-bindenden Proteinen, aus denen sie wahrscheinlich hervorgegangen sind. Schließlich gibt es Klasse D ß-Laktamasen, die Oxacillin und ähnliche Penicilline hydrolysieren können.
Genetische Kontrolle der ß-Laktamasen Die ß-Laktamasen der grampositiven Erreger sind überwiegend induzierbar und werden in das umgebende Medium abgegeben; die gramnegativen Keime bilden eine weitaus größere Vielfalt an ß-Laktamasen, die im periplasmatischen Raum lokalisiert sind. Es ist bemerkenswert, daß praktisch alle gramnegativen Bakterien eine -oft für die betreffende Spezies spezifische- ß-Laktamase bilden. Die Gene, auf denen die Sequenzen dieser Proteine kodiert sind, liegen in der Regel auf dem
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- ß-Laktamasen: Neue Einteilung und klinische Bedeutung
Antibiotikatherapie im ärztlichen Alltag (5) - Nekrotisierende Fasziitis
Kongreßbericht - 19. ICC in Montreal
Vakzination - Influenza- Impfung: Auch im Alter wirksam - Eiweiß-Allergie keine Kontraindikation
Pharmamarkt - Vier Chemotherapeutika in der Spitzengruppe
N eueinfiihrung - Meropenem - bei Peritonitis / bei Meningitis
Mittel der Wahl - Lyme-Erkrankung: Doxycyclin oder Cefuroxim? - Minocyclin bei rheumatoider Arthritis?
Fragen zu wichtigen Infektionen (11) - Lyme-Krankheit (II)
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Zeitschrift fü r Chemotherapie
bakteriellen C hromosom. Die Enzyme werden in sehr geringe r Menge gebildetdie ß-Laktamaseaktivität kann aberdurch Induktion oder durch Vermehrung der entsprechenden Gene gesteigert werden. Die Mehrzahl der klinisch re levanten, chromosomal kodierten ß-Laktamasen gehören zu der Gruppe 1 nach Bush und sind demnach Cephalospo rinasen , die duch Clavulansäure nicht inhibierbar sind. Sie können auch die Cephalosporine der sog. "3. Generation" zerstören, di e
stab il gegenüber den m eisten Plasmidkodierten ß-Laktam asen sind. H äufig sind die Gene, auf denen die Information für ß-Laktam asen gespeichert ist, aufPlasmiden oderTransposons lokalisiert (Plasmide = extrachromosoma le, ringförmige DNA; Transposans = tran sponierbare DNA, di e zwischen Chromosomen und Plasmiden übertragbar ist). Wegen dieser Anordnung auf übertragbaren DNA-Molekü len kann die Information diese r Res istenzgene von einer
Tabelle 1: Einteilung der ß-Laktamasen (nach Bush et al., 1995)
September/ Oktober 1995 - 16.}ahrg.
Bakterienart zur anderen weitergegeben werden . D ie TEM -1 ß-Laktamase ist zum Beispiel von Enterobacteriaceae an Haemophilus influenzae und an Neisserien übertragen worden und heu te we ltweitverbreitet. 3
Bedeutung für die Klinik Die intensiven Forschungsbemühungen auf diesem Gebiet sind nicht nur von akademischem Interesse: die Ausbreitung resistenter Erreger spielt heute weltweit eine große Rolle. Es sind bereits za hlreiche Resisten zmechanism en bekannt,
Gruppe Gruppe nach Molekular- Bevorzugtes H emmung durch: typische Enzym e Riebmond Klasse Substrat C lavulan- E DTA &Sykes säure
Gruppe 1: Cephalosporinasen , keine Inaktivierung durch C lavulansäure
1 Ia, Ib , Id C Cephalosporine
Gruppe 2: ß-Laktamasen, mehr oderweniger durch C lavulansäure inaktivierbar
2a - 1 A Penicilline +
2b
2be
2br 2c
2d
2e
2f
III A
A
A II,V A
V D
Ic A
A
Penici ll ine, Cephalosporine Penicill ine , Cephalosporine2
Monobactam e Penicilline Penicilline, Carbenicillin Penicill ine, C loxacil lin Cep halosporine
Penicilline Cephalosporine Carbapeneme
+
+
+
+
+
MIR-F; AmpC aus gramnega tiven Bakterien
Penicillinasen aus gramposi tiven Bakterien TEM-1,TEM-2, SHV-F ''.
TEM-3 bisTEM -26; SHV-2 bis SHV-6 '' K. oxytoca K1 TEM-3 0 bis TEM-36, TRC-1 PSE-1 '•'', PSE-3, PSE-4
OXA- 1 ,,.,,. bis OXA-11 , PSE-2 (OXA- 10) induzierbare Cephalo-sponnasen von Proteus vulga ri s NM C-A aus E. cloacae Sme-1 aus S. marcescens
Gruppe 3: Metallo-ß-Laktamasen, keine Inaktivierung durch Clavulansäure (hemmbar durch EDTA) 3 1 B ß-Laktamantibiotika + L1 aus X. maltophilia
einschl. Carbapeneme CerA aus B. fragilis
Gruppe 4: Penicillinasen, keine Inaktivierung durch C lavulansäure 4 - 1 X3 Penicilline Penicillinase aus P. cepacia
''Enzy me, di e in Bakteri en ge funden werd en , die nosoko mi ale Ausbrüche vo n Infektionen verursacht haben "" häufig ode r sehr häufi g vo rko mmende ß-Laktamase n I = ni cht kl ass ifi z iert 3 = ni cht bes timmt modifi z ie rt nach Bush et al., 1995 ; Mayer et a l. , 1995 2 =einschl ieß lich Cephalosporine mit e rweite rtem Spektrum
Tabelle 2: Resistenzmechanismen bakterieller Erreger
Mechanismus ß-Laktam - Amino- Makro- Tetra- Chin o- Vanco-an tibiotika glykoside Iide cycline lone mycm
1. Produktion von inakti- C, P C,P p vierenden Enzymen 2. Impermeabilität c c - C,P - c der bakteriellen Zellmembran 3. Efflux (aktiver Auswärtstransport) - - c C, P c des Antibiotikums 4. Veränderungen des - c C,P C,P Targe ts am Ribosom 5. Veränderungen des - - - - - C,P Targets in der Zellwand 6. Veränderungen des Targetenzyms c - - c C = C h ro mosomal kod ie rt , P = Plasmid-kodiert modifi z iert nach M ayer et al. , 1995
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Zeitschrift für Chemotherapie
doch neue Erkenntnisse kommen laufend hinzu.4 Durch Mutation des Erbgutes eines Erregers kann es zum Beispiel zu Veränderungen im Aufbau eines ribosomalen Proteins kommen, an welches das Antibiotikum dann nicht mehr bindet -man spricht von Veränderungen des Targetoder Zielenzyms (Tabelle 2, Punkt 6). Häufig entwickeln Bakterien auch Mechanismen, die dazu führen, daß die Konzentration des Antibiotikums am Wirkort in der Bakterienzelle ·niedrig bleibt und nicht ausreicht, um den Erreger entsprechend zu schädigen (Tabelle 2, Punkte 2 und 3). Sehr häufig sind es jedoch ß-Laktamasen, die den entsprechenden Bakterienstämmen ihre Resistenzeigenschaften verleihen (Tabelle 2, Punkt 1).
Auch der klinisch tätige Arzt, der sich mit den Problemen der Res istenzepidemiologie auseinander setzt, wird heute zunehmend mit den Ergebnissen der "ß-Laka tamase-Forschung" konfrontiert. Der Hinweis auf die ß-Laktamasestabilität eines bestimmten ß-Laktamantibiotikums gehört neben der Angabe des antibakteriellen Spektrums zu den Standardparametern, die für die Charakterisierung eines Antibiotikums benutzt werden. Im Wettlauf zwischen neuen ß-Laktamasen in resistenten Erregern und der Entwicklung neuer Antibiotika hat es immer wieder Fortschritte im Sinne von besser wirksamen ("ß-laktamasefesten") Antibiotika gegeben, doch wurden bereits wenige Jahre nach Einführung des Cefotaxims (CLAFORAN) in Deutschland Klebsiella pneumoniae-Stämme isoliert, die das Antibiotikum mit Hilfe der ß-Laktamase SHV-2 hydrolysieren konnten (Gruppe 2 be nach Bush). Ähnliche Entdeckungen machte man in Frankreich mit Erregern, die in der Lage waren Ceftazidim zu spalten (Bezeichnung des Enzyms: CTX-1 oderTEM-3). Als eine wachsende Gefahr werden heute die Metallo-ß-Laktamasen der Gruppe 3 nach Bush angesehen, die in der Lage sind, auch die sonst so stabilen Carbapeneme zu hydrolysieren.
ZUSAMMENFASSUNG: Mit dem neuen Klassifizierungssystem von Bush werden die bisher bekannten ß-Laktamasen neu eingeteilt. Mit der neuen "Nomenklatur" werden auch die klinisch tätigen Ärzte konfrontiert werden, denn die Kenntnisse über die ß-Laktamasen stehen in engem Zusammenhang mit den epidemiologischen Problemen der Resistenzausweitung unter wichtigen Erregern bakterieller Infektionen. I. MEDEIROS,A.A.
Brit. Med. Bull. 1984 ; 40 : 18- 27 2. BUSH, K. et al.
Antimicrob. Agents. Chemother. 1995; 39: 1211- 1233
3. MAYER, K. H. et al. in: Principles and Practice oflnfectious Disease. Mandeli et al. (eds). 1995; 212-225
4. JACOBY,G.A.,ARCHER,G. L. N. Engi.J. Med. 1991; 324:601-612
September/Oktober 1995 -16.jahrg.
Antibiotikatherapie im ärztlichen Alltag (5) Nekrotisierende Fasziitis Kasuist ik : Bei einem über mehrere Wochen bettlägerigen 73 Jahre alten Patienten mit Diabetes mellitus und chronischem Alko holismus entwickelte sich über einige Tage im Bere ich eines Dekubitalulcus über dem Tuber ischiadicum ein massives Erythem der Haut mit fokalen nekrotisiere nden Epidermolysen im gesamten Anogenitalbereich. Der Patient gibt in diesem befallenen Hautbereich erhebli che Schmerzen an und biete t febrile Temperaturen b is 39° C sowie zeitweilige Verwirrtheitszustände.
Bemerkung_;_ Der klinische Befund mit. einer entzündlich en Schwellung der Haut, einem unscharf begrenzten Erythem sowie ei ner rötlich lividen, landkartenartigen Verfarbung der Haut mit zentralen schwärzlichen Bezirken muß auf die Verdachtsdiagnose einer nekrotisierenden Fasziitis hinweisen. D a die Di ffe rentialdiagnose insbesondere im Anfangsstadium schwierig ist, sind in der einschlägigen Literatur sechs weitere Charakteristika formu liert worden: 1. Eine extensive Nekrose der oberflächlichen Faszie mit Ausdehnung auf die angrenzende Haut, 2. mittlere bis schwere Systemintoxikation mit Bewußtseinsstörung, 3. Feh len einerprimären Muskelbeteiligung, 4 . Fehlen von Clostridien im Wundabstrich, 5. Fehlen eines ursäch lich en Gefaßverschlusses , 6. Leukozyteninfiltration ,.fokale Nekrosen der Faszie und des umgebenden Gewebes sowie mikrovaskul äre Thrombosen bei der histologischen Untersuchung des exzidierten Gewebes.
Im fortgeschrittenen Stadium dieser Erkrankung kommt es zu breitflächigen Fasziennekrosen mit ausgedehnten kutanen Gewebsuntergängen. Meist fehlt eine Lymphadenopathie und es entwickelt sich ein ausgeprägtes septisches Krankheitsbi ld .
Ätio logie: Bei der nekrotisierenden Fasziitis handelt es sich um eine bakterielle Infektion, bei der bezüglich des Erregerspektrums zwei Typen differenziert werden können. DerTyp I ist charakterisiert durch eine Mischinfektion mit Anae robiern, Enterobakterien oder Non-AStreptokokken ,derTyp II wird durch hämolysierende Streptokokken derGruppeAverursacht. DerrA-Streptokokken wird pathogenetischdi e größere Bedeutung beigemessen. Insbesondere die Streptokokken mit den M-Proteinen Typ 1 und Typ 3 werden bei derartigen invasiven Erkrankungen gefunden. Darüberh in aus si nd diese bakteriellen Erreger charakterisiert durch einen endotoxinähnlichen C-Komplex, durch das Streptolysin S, sowie durch sogenannte "spreading factors" wie Hyaluronid ase, Streptokinase und Streptodornase. Epidemiologisch wird in den USA von 10.000 Erkrankungsfallen jährlich ausgegangen und das Krankheitsbild wird neuerdings als streptogenes, toxisches Schocksyndrom bezeichnet.
TheraR ie: Liegen die klinischen Charakteristika einer nekrotisierenden Fasziitis vor, so besteht die Indikation zur unverzüglichen Operation. Sämtliches nekrotisches Gewebe muß konsequent exzidiert werden. Insbesondere bei septischem Krankheitsbild ist eine intensivmedizinische Therapie und Überwachung notwendig. Die antibiotische Behandlung steht nicht im Vord ergrund der therapeutischen Bemühungen, sollte jedoch unbedingt auch eingeleitet werden. Den Streptokokken kommt zwar pathogenetisch der höchste Stellenwert zu , sehr häufig handelt es sich jedoch um Mischinfektionen mit grampositiven, gramnegativen und anaeroben Erregern. Eine antimikrobielle Therapie mit einem Breitspektrum-Penicillin in Kombination mit einem ß-Laktamase- lnhibitorerfaßt das Keimspektrum adäquat. So können Ampicillin plus Sulbactam (UNACID) in einer täglichen Dosis von dreimal3 g, Amoxicillin plus Clavulansäure (AUGMENTAN) viermal 2 g täglich, Mezlocillin (BAYPEN) dreimal 4 g täglich plus dreimal 1 g Sulbactam (COMBACTAM) täglich oder Piperacillin plus ß-Laktamasehemmer (TAZOBAC) drei- bis vierma l 5 g iv täglich empfoh len werden.
Prognose: Die Letalität dieser schweren Infektion ist davon abhängig, wi e schnell di e chirurgische Versorgung erfolgt. Mit zunehmendem Alter steigt die Letalität der nekrotisierenden Fasziitis. Diese kann bei unzureichender oder verzögerter Behandlung bis zu 70% erreichen.
P. KUJATH et al., Dtsch. med. Wscr. 1995; 120: 965- 968 B. SCHWARTZ et al., 34. ICAAC Orlando, Oktober 1994
Differentialdiagnose der nekrotisierenden Fasziitis Krankheit Erreger Progredienz Lymphan- Erythem- Nekrosen systemische
gitis begrenzung Toxizität
nekro- Mischinfektion rasch unscharf H aut und +++ tisierende (aerob/anaerob), (Stunden- Faszie Fasziitis Streptokokken Tage)
der Gruppe A Erysipel Streptokokken verzögert +++ scharf +
der Gruppe A (Tage-Wochen)
Gasbrand Clostridien, rasch + meist kein Muskel +++ Mischinfektion (Stunden- Erythem
Tage) vorhanden "toxic shock Staphylococcus rasch ++ diffus Haut, ober- +++ syndrome" aureu s (TSST-1, (Stunden- fläch li ch
Enterotoxin B) Tage)
TSST ="toxic shock syndrome toxin"; +=gering,++= deutlich,+++= massiv
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Zeitschrift für Chemotherapie
Kongreßbericht 19. Internationaler Kongreß fiir Chemotherapie (ICC), Juli 1995 in Montreal/Canada Der 19. ICC lag zeitlich weitgehend in der Sommerferienzeit, weshalb mit 7.000 Teilnehmern der Besuch unterhalb der Erwartungen blieb. Im Mittelpunkt der viertägigen Veranstaltung standen zunehmende Resistenzprobleme, neue gentherapeutische Ansätze und die Vorstellung neuer Chemotherapeutika.
Eine Arbeitsgruppe aus Boston von der Harvard-Universität berichtete über die Resistenzmechanismen gegenüber Chinolonen . Eine Resistenz gegenüberdieser Substanzgruppe wird vermehrt bei Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa gesehen. Eine multiple Resistenz gegen andere Antibiotika zusammen mit den Chinolonen ist insbesondere verbunden mit einem bakteriellen Transportkanalprotein (Porin) sow1e auch bei einigen Bakterien in Zusammenhang mit anderen Proteinen der äußeren Bakterienmembran. Die Regulation der Express ion dieser Effluxtransportmechanismen und Porinproteine ist sehr komplex und beinhaltet m ehrere Gene. Aber auch die Veränderungen der DNA-Gyrase und die damit verbundene Resistenz haben deutlich zugenommen.
Eine spanische Arbeitsgruppe berichtete über die zunehmende Res istenz von gram positiven Errege rn . Während in den Jahren von 1970 bis Ende 1980 vorwiegend Substanzen mit Wirksamkeit gegen gramnegative Erreger entwickelt wurden, ist in den IetztenJahren insbesondere die Resistenzentwicklung von grampositiven Erregern zu einem erheblichen therapeutischen Problem geworden. Diese Probleme können wie folgt charakterisiert werden:
Deutliche Zunahme von Betalaktam- und Makrolidresistenz von Streptococcus pneumomae; Viridans-Streptokokken entwickeln Resistenz gegen Betalaktame und Aminoglykoside; Streptococcus pyogenes wird resistent gegenüber Makroliden und verm utlich auch demnächst gegen Penicilline; Streptokokken der Gruppen B, C und G werden makrolidresistent; Enterokokken entwickeln Resistenz gegen Vancomycin (VANCOMYCIN CP Lilly) und Teicoplanin (TARGOCID) sowie eine Resistenz auch bei hohen Konzentrationen gegenüber Penicillinen und Aminoglykosiden ; S. aureus ist resistent gegenüber Betalaktamen, Makroliden , Clindamycin (SOBELIN) und Aminoglykosiden; Koagulase-negative Staphylokokken sind resistent gegen Betalaktam e, Aminoglykoside, Makrolide, Clindamycin und Glykopeptide; Stämme von Listeria- und Corynebakterien sind
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multiresistent und gram-positive anaerobe Keime wie Peptostreptococcus und Clostridium sind unempfindlich gegenüber Penicillinen und Makroliden . Gegenüber diesen resistenten Stämmen ist das derzeitige therapeutische Armentarium außerordentlich eingeschränkt und bedarf dringend neuer Entwicklungen.
Schwere Infektionen durch Streptokokken der Gruppe A nehmen zu und sind häufig verbunden mit Sepsis, einer aggressiven diffusen Weichtei li nfektion und dem Problem der frühen Manifestation von Schock und Organversagen . Das Vollbild dieser Erkrankung wird als toxisches Schocksyndrom bezeichnet. Derartige Streptokokkenstämme produzieren ein pyrogenes Exotoxin der Gruppe A oder B oder beide zusammen. Zumeist wird durch dieses Exotoxin eine massive Zytokinfreisetzung induziert. Bei 50% der Patienten kann eine Eintrittspforte nachgewiesen werden (u. a. chirurgische Wunden, Entbindungen, Schnittverletzungen , Windpocken). Eine frühe Diagnose und aggressive Maßnahmen, einschließlich der chirurgischen Intervention, sind notwendig, um den häufig aggressiven potentiell letalen Verlauf zu beeinflussen . Penicilline können gelegentlich nicht wirksam sein, da derartige Streptokokken teilweise keine Penicillinbindenden Proteine aufWeisen . Proteinsyntheseinhibitoren, wie z. B. Clindamycin (SOBELIN) sind zumindestens 1m Tierexperiment wirksam.
Aus Jamaica wird ein deutlicher Anstieg der Resistenz von Gonokokken mitgeteilt. Bei 199 in den letzten Monaten isolierten N. gonorrhoae wurde in 2 9% eine Penicill inresistenz und in 16% eine Tetrazyklinresistenz gefunden (1989 noch 1 %). Komplett aktiv waren Ceftriaxon (ROCEPHIN), Cefuroxim (ZINACEF), Ciprofloxacin (CIPROBAY), Norfloxacin (BARAZAN) und Spectinomycin (STANILO).- Die Ursache für diese Resistenzentwicklung kann in den veränderten Behandlungsregimen für Gonokokken infektionen in Jamaica gesehen werden .
Eigenreche rche
Vakzination Influenza-Impfung auch wirksam bei älteren Patienten Immerwiederwird gerade in Deutschland die Wirksamkeit einer Influenza-Impfung bei älteren Patienten bezweifelt. In der vorliegenden Stud ie aus den südlichen Bezirken der Niederlande wurde mit einem doppelblinden, placebokontrollierten Protokoll in der Influenza-Saison 1991192 eine erfolgreiche Studie vorgenommen. 15 niedergelassene praktische Ärzte gaben
September/Oktober 1995 -16.jahrg.
bei 1.838 Patienten im Lebensalter über 60 Jahren (53% Frauen, 27% risikoreiche Grunderkrankungen) entweder eine wirksame Vakzine in der damals empfohlenen Zusammensetzung bzw. ein Placebo. 927 Patienten gehörten der Verumgruppe an, 91 1 Patienten erhielten phys iologische Kochsalzlösung als Placebo . Alle Patienten wurden im Mittel fünf Monate lang hinsichtlich der Inzidenz von klinischen Influenza-Symptomen wie auch positiver Influenza-Serologie kontrolliert. Die Ärzte diagnostizierten eine klinische Influenza-Manifestation bei 1,8% der geimpften Patienten im Vergleich zu 3,4% in der Placebo-Gruppe. Die Häufigkeit einer serologisch nachgewiesenen Influenza betrug 4,5% in der Impfgruppe und 9% in der Placebo-Gruppe . Die Unterschiede waren statistisch signifikant.
FOLGERUNG DER AUTOREN: In dieser prospektiven Doppelblindstudie erwies sich die Influenza-Impfung als wirksam hinsichtlich der Verminderung der klinischen und serologisch nachweisbaren Manifestationen einer Influenza bei Patienten über 60 Jahren.
GOVAERT, T.M. et al. JAMA 1994; 272: 1661 - 65
Influenzaimpfstoff 1995/96 Die WHO empfiehlt für die Saison 1995 / 96 den trivalenten Influenza-Impfstoff mit den Stämmen (bzw. den als "entsprechend" deklarierten Stammvarianten): A/Johannesburg/ 33 / 94 (H3N2), A/S ingapure/ 6/ 86 (H1N1) und B/ Beijing/ 184/ 93 .
Die Empfehlung, bei dem Subtyp H3N2 zum Stamm A!Johannesburg/33/94 zu wechseln, basiert auf der Erkenntnis, daß sich inzwischen viele Isolate antigenetisch von A/ Shangdong/ 9/ 93 unterscheiden . Der H1N1-Subtyp (A/Singapure/6/86) persistiert offenbar auf einem niedrigen Niveau; eine Aktivität konnte nur sporadisch in einigen Ländern über all e Kontinente verteilt nachgewiesen werden. Aktuell typisierte Influenza B-Viren entsp rachen dem Stamm B/ Beijing/184/93.
WHO: Wkly Epidemie. Rep. 1995; 70 : 53
ANMERKUNG DER REDAKTION: In den USA ist es den Bestrebungen der Ärzte und des öffentlichen Gesundheitswesens gelungen, den Anteil der jährlich gegen Influenza geimpften Erwachsenen im Alter über 65 Jahre auf über 60% zu steigern. In Deutschland sind wir noch weit von diesem Ziel entfernt; jedoch sollte vermehrt an diese - auch von den Krankenkassen bezahlte- sehr sinnvolle Präventionsmanahme von allen Ärzten gedacht werden.
Zeitschrift für Chemotherapie
Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffe bei Kindern mit Hühnereier-Allergie Es wird geschätzt, daß 0,5% aller neugeborenen Kinder allergisch gegenüber Hühnereiweiß sind. Bislang galt eine derartige allergische Disposition als Kontraindikation fürdie Gabe von Impfstoffen, bei denen der Impfstamm aufHühnereiweißenthaltenden Nährböden bzw. entsprechenden vom Huhn abstammenden Zellkultursystemen angezüchtet wird. Für Patienten mit einernachgewiesenen Hühnereiweiß-Allergie, die nicht zu einer anaphylaktoiden Reaktion führt bzw. mit einer Allergie gegenüber Hühnerfedern, gilt diese generelle Kontraindikation nicht. Patienten mit einem positiven Prick- bzw. intrakutanem Hauttest können durch mehrfache Impfungen mit aufsteigenden Dosen einer Desensibilisierung unterzogen werden. Eine amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte jetzt die Frage, ob die Gabe des kombinierten Masern-, Mumps-, Rötelnimpfstoffes bei Kindern mit nachgewiesener Hühnereiweiß-Allergie zu klinischen Problemen führt. Der getestete Impfstoff der Fa. Merck, Sharp & Dohme wird in Fibroblasten kultiviert, die von Hühnerembryonen gewonnen werden.
Die Autoren rekrutierten 54 Kinder in einem mittleren Alter von 18,5 Monaten, die bisher nicht geimpft waren und von denen bekannt war, daß eine Allergie gegenüber Eiern bestand. Von den 54 Kindern hatten alle eine positive Reaktion im Hauttest. Eine Allergie gegenüber Eiern konnte bei 26 der 54 Kinder durch eine überzeugende Anamnese hinsichtlich einer anaphylaktoiden Reaktion nach dem Genuß von Eiern bestätigt werden. Bei weiteren 22 Kindern gelang die Sicherung der Allergie durch eine Nahrungsexposition, die von entsprechenden Durchfällen gefolgt war. Bei den restlichen sechs Patienten ergaben sich aus der Anamnese Hinweise auf eine kürzlich zurückliegende allergische Reaktion. Bei 17 Patienten mit ganz besonders hoch eingeschätztem Risiko wurde zusätzlich ein intrakutaner Test mit dem Impfstoff durchgeführt, eine positive Reaktion zeigten drei der 17 Kinder. Im Anschluß an die ausgedehnte allergologische Diagnostik erhielten alle 54 Kinder 0,5 ml der Vakzine als subkutane Injektion. Keines der Kinder zeigte kurzfristig oder im langfristigen Verlauf eine Impfreaktion.
FOLGERUNG DER AUTOREN: Die Masern-Mumps-Rötelnvakzine kann in einer einzelnen Dosis auch Kindern mit einer nachgewiesenen Eiweiß-Allergie gegeben werden, ohne daß wesentliche unerwünschte Wirkungen beobachtet werden. Dies gilt auch fiir Kinder mit ausgeprägter Hypersensitivität gegenüber Hühnereiweiß. ]. M.JAMES et al. N.Engi.J .Med.l995 ; 332: 1262- 6
Pharmamarkt Pharmazeutische Spitzenprodukte weltweit 1994 Ranitidin (ZANTIC) mit einem Umsatz von 4.011 Milliarden US Dollar und Enalapril (LOPIRIN) mit 2.042 Milliarden US Dollar waren 1994 weltweit unverändert die am meisten verkauften pharmazeutischen Produkte. Unter den ersten zehn am häufigsten verkauften Pharmaka befanden sich drei Antiinfektiva- erstaunlicherweise an vierter Stelle Aciclovir(ZOVIRAX) mit einem Umsatz von 1.535 Milliarden US Dollar, Amoxicillin/Clavulansäure (AUGMENTAN) mit 1.322 Milliarden US Dollar und Ciprofloxacin (CIPROBAY) mit 1.287 Milliarden US Dollar. Mit Cefaclor (PANORAL) und Ceftriaxon (ROCEPHIN) auf den Plätzen 18 und 19 waren zwei weitere Antibiotika unter den ersten 20 umsatzstärksten Präparaten zu finden.
Eigenrecherche
Neueinführung Meropenem- ein neues ß-Laktamantibiotikum zur Behandlung schwerer Infektionen Meropenem (MERONEM) ist ein neues ß-Laktamantibiotikum zur parenteralen Behandlung von Patienten mit schweren bakteriellen Infektionen. Nach seiner Grundstruktur gehört es in die Gruppe der Carbapeneme und weist damit vor allem Verwandtschaft zum Imipenem auf, das in Kombination mit Cilastatin als ZIENAM im Handel ist. Allerdings unterscheidet es sich von diesem Antibiotikum in einigen Punkten, die es zu einer interessanten Alternative werden lassen. Im Gegensatz zu Imipenem weist die neue Substanz zum Beispiel eine deutlich höhere Stabilität gegenüber der renalen Dihydropeptidase-I auf - daher muß Meropenem nicht mit einem entsprechenden Hemmstoff (z. B. Cilastatin) kombiniert werden.
CH3
*OH CH3 CO{
"""' CH3 S ~ CH3
\_~H 0
COOH
Meropenem
Antibakterielle Aktivität Carbapeneme besitzen bekanntlich ein breites antibakterielles Spektrum. So hemmt auch Meropenem Enterobacteriaceae bereits in niedrigen Konzentrationen :
September/Oktober 1995 -16.jahrg.
0,008 bis 0,5 mg/1 sind ausreichend, um über 90% aller klinischen Isolate zu hemmen. Das Antibiotikum ist damit in vitro wirksamer als Ceftazidim (FORTUM), Piperacillin (PIPRIL) oder Imipenem. Der MHK90-Wert (= minimale Hemmkonzentration, bei der mindestens 90% der Stämme gehemmt werden) für Pseudomonas aeruginosa war im allgemeinen kleiner als 4 mg/ 1.
Es ist charakteristisch für die Carbapeneme, daß sie auch im grampositiven Bereich eine deutliche antibakterielle Wirkung entfalten. Neben Staphylococcus aureus werden auch andere Staphylokokken erfaßt- allerdings ist die Aktivität von Meropenem bei diesen Erregern etwas geringer als die des Imipenems . Beiden gemeinsam ist schließlich jedoch ihre Wirkung auf anaerobe Bakterien, wie zum Beispiel Bacteroides fragilis .
Meropenem ist sehr stabil gegenüber klinisch relevanten ß-Laktamasen, doch entwickeln einige Isolate Resistenz gegen das Carbapenem-Antibiotikum durch andere Mechanismen . Veränderungen an den Penicillin-bindenden Proteinen sind zum Beispiel die Ursache fürdie Resistenzentwicklung bei einigen E. faeciumStämmen oder bei den MRSA-Stämmen (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus Stämme). Gramnegative Bakterien können durch veränderte Membranproteine resistent werden- dieser Mechanismus beeinflußt die Durchlässigkeit der Zellmembran und behindert die Anreicherung des Antibiotimus in ausreichender Konzentration am Wirkort . Solche Veränderungen bilden die Grundlage für die Resistenzentwicklung bei einigen Pseudomonas-Stämmen. Aus klinischer Sicht ist es bedeutsam, daß keine generelle Kreuzresistenz zu anderen Gruppen von ß-Laktamantibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Monobactame) besteht. Dies dürfte damit zusammenhängen, daß Carbapeneme über andere Wege zum Wirkort gelangen als die übrigen ß-Laktamantibiotika.
Pharmakakinetische Eigenschaften
Nach 30-minütiger Infusion von 1 g Meropenem (übliche Einzeldosis) liegen die Spitzenkonzentrationen im Plasma bei etwa 50 bi~ 60. mg/ 1. Das Verteilungsvolumen beträgt ca. 0,25 l!kg Körpergewicht, was auf eine überwiegend extrazelluläre Verteilung hinweist. Die Konzentrationen im Liquor sind gering, jedoch bei entzündeten Meningen deutlich erhöht (ca . 1 mg/ 1 nach Gabe einer Dosis von 20 mg/ kg KG). In anderen Geweben werden höhere Konzentrationen gemessen. Meropenem wird ganz überwiegend unverändert renal mit einer Halbwertzeit von 1 Stunde eliminiert. Die Standarddosis soll daher dreimal täglich verabreicht werden .
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Zeitschrift für Chemotherapie
Bei Neugeborenen und bei Patienten mit renaler Insuffizienz ist die Elimination verzögert. Bei reduzierter Kreatinin-Ciearance soll zunächst das Dosierungsintervall von 8 auf 12 Stunden verlängert werden. Bei einerweiter fortgeschrittenen renalen Insuffizienz (Clearance 10 - 25 mllmin) soll zusätzlich die Dosis halbiert werden. Veränderungen der Leberfunktion hatten keinen erkennbaren Einfluß auf die Elimination von Meropenem.
Klinische Wirksamkeit und Verträglichkeit Während der klinischen Prüfung ist Meropenem in zahlreichen klinischen Studien bei diversen Indikationen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern untersucht worden. Dazu zählen intraabdominelle Infektionen, Infektionen der Harnwege oder der Atemwege, Sepsis, Meningitis, Hautinfektionen sowie Fieber bei neutrapeniseben Patienten. Diese Untersuchungen waren meist randomisierte Studien im Vergleich zu anderen Antibiotika (Mono- oder Kombinationstherapie), für die Meropenem am ehesten als Alternative infrage kommt. Das Carbapenem erwies sich in der Regel als mindestens gleich gut wirksam wie die Vergleichspräparate und war gut verträglich. Übelkeit und Erbrechen bei ca. 3-4% der Patienten, sowie Diarrhöen in einer ähnlichen Inzidenz waren die häufigsten unerwünschten Reaktionen. In sehr seltenen Fällen (< 0,2 %) wurden Krampfanfalle unter der Gabe von Meropenem gesehen .
ZUSAMMENFASSUNG: Meropenem (MERONEM) ist ein neues Carbapenem mit ähnlichen Grundeigenschaften und Indikationen, wie Imipenem/Cilastatin (ZIENAM).Aufgrund verbesserter Stabilität muß Meropenem jedoch nicht mit einem Dihydropeptidase-Inhibitor ( Cilastatin) kombiniert werden. Darüberhinaus ist die Verträglichkeit- insbesondere hinsichtlich des ZNS- günstiger als bei Imipenem und die Substanz kann als i.v.-Bolusinjektion appliziert werden. Während die Aktivität im gramnegativen Bereich zum Teil deutlich höher ist als bei Imipenem, wirkt die neue Substanz gegen grampositive Bakterien etwas schwächer. Klinisch erwies sich das neue ß-Laktamantibiotikum als gleich gut wirksam und verträglich wie zahlreiche Vergleichsantibiotika. Bei einem vergrößerten Angebot sehrwirksamer ß-Laktamantibiotika werden nicht zuletzt ökonomische Aspekte mit entscheiden, welchen Stellenwert Meropenem zur Therapie schwerer Infektionen im Krankenhaus einnehmen wird. Unter Berücksichtigung aller Eigenschaften wird ihm jedoch sicher eine wichtige Rolle als eine Alternative unter den Reserveantibiotika bei schweren Infektionen zukommen. WISEMAN, L. R. et al. Drugs 1995;50:73- 101
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Meropenem versus Imipenem/ Cilastatin in der Behandlung intraabdomineller Infektionen Zahlreiche überzeugende Regime existieren gegenwärtig für die Antibiotikabehandlung von intraabdominellen Infektionen. Imipenem plus Cilastatin (ZIENAM) hat sich als sicheres und wirksames Arzneimittel wegen des breiten Spektrums gegen aerobe und anaerobe Keime in den vergangenen zehn Jahren erwiesen. Meropenem (MERONEM) verfügt über das gleiche Spektrum wie Imipenem, hat jedoch den Vorteil, ohne Enzyminhibitor appliziert zu werden und ist offensichtlich auch weniger ZNS-toxisch. In einer schwedischen multizentrischen Multizenterstudie erhielten 249 Patienten mit intraabdominellen Infektionen entweder dreimal 500 mg Meropenem täglich oder 500 mg Imipenem plus 500 mg Cilastatin ebenfalls achtstündlich täglich. Die mittlere Behandlungsdauer betrug fünfTage, die Maximalbehandlung lag bei 17Tagen. Die Mehrzahl der Patienten (166) litten an einer perforierten Appendizitis, 23 Patienten hatten eine Perforation eines peptischen Ulcus, 16 eine Perforation des Dünndarms, 30 eine Colonperforation und 14 Patienten wiesen weitere schwere intraperitonale Infektionen auf. Die Verteilung dieser Infektionen auf die beiden Studiengruppen war identisch. Das mittlere Lebensalter betrug in der Meropenemgruppe 50,5 Jahre, bei Imipenem 51,7 Jahre, auch Körpergewicht und Geschlechtsverteilung unterschieden sich nicht signifikant. 97 von 99 Patienten (98 %) unter einer Meropenem-Therapie konnten als klinisch erfolgreich beurteilt werden, in der Vergleichsgruppe mit Imipenem lag diese Q!rote bei 96 %. Die mikrobiologische Eradikationsrate betrug bei den analysierbaren 89 MeropenemPatienten 95%, unter Imipenem bei 78 auswertbaren Patienten 96%. Dominierende Erreger waren E. coli (164), Klebsiella Spezies (31), Enterobacter Spezies (12), Pseudomonas Spezies (22), E. faecalis (21), Streptokokken (26), B. fragilisGruppe (215) und anaerobe Kokken (62). Unverträglichkeitsreaktionen traten bei 26 Patienten in der Meropenem-Gruppe und bei 36 Patienten in der ImipenemGruppe auf. Die häufigsten Reaktionen bezogen sich auf erhöhte Leberenzyme, die in der Regel spontan rückläufig waren . Zwei Patienten unter Meropenem entwikkelten eine Urtikaria und vier Patienten unter Imipenem entwickelten Komplikationen wie Hautekzem, Urtikaria, Krampfzustand und eine Trombozytopenie; alle diese vier Patienten wurden aus der Behandlung herausgenommen. Ein Patient in der Meropenem-Gruppe und vier Patienten in der Imipenem-Gruppe verstarben während der antibiotischen Therapie, wobei jedoch kein Zusammenhang zwischen der Antibiotikabehandlung und dem Todeseintritt nachweisbar war.
September/Oktober 1995 - 16.jahrg.
FOLGERUNG DER AUTOREN: Meropenem (MERONEM) erwies sich in der Behandlung von leichteren bis mittelschweren intraabdominellen Infektionen als gleich wirksam wie lmipenem/Cilastatin (ZIENAM); es konnte eine Tendenz zu einer besseren Verträglichkeit von Meropenem bei diesen Patienten nachgewiesen werden.
BRISMAR, B. et al. ) . Antimicrob. Chemother. 1995; 35: 139- 148
Meropenem: Pharmakakinetik und Dosierung bei Kindern Bei insgesamt 63 Kindern im Alter von 2 Monaten bis zu 12 Jahren (im Mittel: 4 Jahre) wurden detaillierte U ntersuchungen zur Pharmakakinetik von Meropenem (MERONEM) durchgeführt. Das neue ß-Laktamantibiotikum aus der Gruppe der Carbapeneme wurde intravenös in folgenden Dosierungen verabreicht : 10, 20 und 40 mg pro kg Körpergewicht. Die Eliminations-Halbwertzeit nahm altersabhängig von 1,6 Stunden (Alter: 2 bis 5 Monate) auf0,8 Stunden (Alter: 6 bis 12 Jahre) ab (im Mittel : 1,1 Stunden). Im "steady-state" wurde das Verteilungsvolumen im Mittel mit 0,4 1/kg errechnet und die Clearance lag bei 5,6 mllmin/kg (renale Clearance: 2,5 mllkg/ min) . Eine Altersabhängigkeit war bei diesen Parametern nicht feststellbar. Innerhalb der ersten 12 Stunden nach der intravenösen Infusion (Dauer: 30 Minuten) wurden 55% des verabreichten Antibiotikums unverändert renal eliminiert.
FOLGERUNG DER AUTOREN: Aufgrund der pharmakokinetischen Untersuchungen bei Kindern und unter Berücksichtigung des antibakteriellen Spektrums der Substanz wird eine 3 mal tägliche Gabe von 20 mg/kg Körpergewicht als optimale Dosierung des Meropenems (MERONEM) im Kindesalter angesehen.
BLUMER,J. L. et al. Antimicrob . Agents Chemother. 1995 ; 39: 1721 - 1725
Meropenem oder Cefotaxim zur Behandlung der bakteriellen Meningitis? Die drei häufigsten Erreger einer bakteriellen Meningitis sind Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Neisseria meningitidis . Seit etwa 10 Jahren gilt die parenterale Gabe von Cephalosporinen mit breitem Spektrum als die Therapie der Wahl bei bakterieller Meningitis. Die Abnahme der Empfindlichkeit von typischen Menigitiserregern gegenüber bisher üblichen Antibiotika hat in den letzten Jahren jedoch zunehmend Besorgnis hervorgerufen. Daher ist es verständlich, daß nach weiteren alter-
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nativen Behandlungsmöglichkeiten gesucht wird . Die klin ischen Studien mit dem ersten Vertreter aus der Gruppe der Carbapeneme, dem Imipenem/Cilastatin (ZIENAM), verliefen enttäuschend: die Studie wurde vorzeitig beendet, da es häufig zu Krampfanfällen während der Behandlung kam . Weitaus günstiger sind die aktuellen Ergebnisse mit Meropenem (MERONEM), das in einer randomisierten Studie bei 190 Kindern mit Meningitis mit Cefotaxim (CLAFORAN) verglichen wurde . Eine wichtige Grundlage für diesen klinischen Versuch waren die Ergebnisse aus toxiko logischen Tierexperimenten, die für das Meropenem eine geringere ZNS-Toxizität anzeigten als für Imipenem/Cilastatin.
Die Studie zeigte , daß die beiden untersuchten ß-Laktamantibiotika offenbar ähnlich gut wirksam waren. Bei den Patienten ohne auffä llige neurologische Befunde zu Beginn der Therapie lag die Heilungsrate ohne neurologische Folgeschäden in beiden Gruppen bei etwa 80%. Auch hinsichtlich der Verträglichkeit wurden die beiden Substanzen ähnlich positiv beurteilt. Eine genaue Analyse der Krampfanfalle, die in beiden Gruppen auftraten, ließ in keinem Fall einen Zusammenhang mit dem Antibiotikum vermuten. Meropenem scheint damit eine geeignete Substanz zur Behandlung der bakteriellen Meningitis zu sein. Dies dürfte besonders für Neugeborene und ältere Patienten von Interesse sein, bei denen resistente Bakterienstämme häufiger als Erreger einer Meningitis isoliert werden.
FOLGERUNG D ER AUTOREN: Bei bakterieller Meningitis im Kindesalter war Meropenem (MERONEM) etwa gleich gut wirksam und verträglich wie Cefotaxim (CLAFORAN). Die Substanz stellt aufgrund ihres breiten Spektrums und hohen ß-Laktamasestabilität eine wichtige Bereicherung der Möglichkeiten zur Behandlung dieser lebensbedrohlichen Infektion dar.
KLUG MAN , K. P. et al. Antim icrob . Agents. C hemoth er. 1995; 39:1140- 1146
MiHel der Wahl Doxycyclin oder Cefuroxim-Axetil bei Lyme-Erkrankung? Mehr als 200 Patienten mit einer LymeErkrankung und Erythema migrans wurden im Rahmen einer randomisierten Studie 20 Tage lang entweder mit zweimal täglich 500 mg Cefuroxim-Axetil (ZINNAT, ELOBACT) oder mit dreimal täglich 100 mg Doxycyclin (VIBRAMYCIN) u . a.) behandelt. Die Patienten wurden während und nach Abschluß der Behandlung mehrfach ärztlich untersucht . Die
September/Oktober 1995 - 16.]ahrg.
Fragen zu wichtigen Infektionen (11) Lyme-Krankheit II
5. Welchen p rädikti ven Wert haben ELI SA-U ntersuchungen bei ein er In fektio n mi t B. burg
do rfe ri '
Der positive Vorhersagewert der Elisa-Untersuchung für eine Lym e-Erkrankung ist gering. Falsch positive Tests finden sich relativ häufig, da eine erhebliche Kreuzreaktivität zu einer Anzahl von Protei nen bes teht, die sowo hl von B. burgdorferi, als auch von anderen Bakterien gebildet werden. Besonders häuftg findet sich ein falsch positives Testergebnis bei nichtinfiz ierten Pati enten mit dem 41-Flagellar-Antigen und bei Antigenen mit einem Molekulargewicht vo n 60- 73 kDa. Jeder positive Elisa muß daher im klinischen Kontext interpretiert werden. Ohne eindeu tige Symptomatik kann allein mit dem Elisa keine Di agnose erstellt we rd en . In den USA wird empfohlen , jeden Nachweis einer B. burgdorferi mittel s Elisa durch
e ine Western- Blot- Untersuchung zu bes tätigen.
6 . Wie so ll n ach der defi nitiven Diagnose e in er Lym e-Erk rankung d ie Behand lung erfo lge n ?
Bei einem Erythema migran s mit oder ohne viraler Symptomatik erfolgt die Behandlung entwedermit 500 mgAmoxicillin (CLAMOXYL u. a.) dreimal täglich oder 100 m g Doxycycl in (VIBRAMYC IN u . a.) zweimal täglich übere inen Gesamtzeitraum von 21 Tagen. Bei Kindern sollten zwei bis vier mg Doxycycl in pro kg pro Tag (zwei Dosen) oder 40-50 mg Amoxicillin pro kg pro Tag (drei Dose n) verabreicht werden. Eine Therapie von Kindern mit Doxycyclin darf erst ab ei nem Lebensalter von ze hn J ahren erfolgen. Ebenso sind entsprechende Kontraindikationen hinsichtlich der Schwangerschaft und der Stillperiode zu beachten. Liegen bei einem Patienten Hinweise auf ein e Infektion des zentralen Nervensystems vor, muß eine Lumbalpunktion erfo lgen . Bei jeder Organbeteiligung außerhalb der Haut, sollte Ceftriaxon (ROCEPHIN) 2 g einma l täglich über einen Zeitraum von 14-28 Tagen gegeben werden, bei Kindern beträgt die Dosis 40-50 mg pro kg pro Tag. Hinsichtlich der kardialen Komplikationen eines drittgradigenAV-B locks,muß in einigen Fällen die Behandlung miteinem temporären Schrittmacher erfolgen .
7. Wie ve rhä lt m an sich im Fall ein es Therapi eve rsage ns bei der Lym e-Erkranku ng?
Di e meisten Pati enten mit Erythemamigrans reagieren gut auf eine angemessene an tibiotisch e Therap ie. Bei den fortgeschritteneren Krankheitss tadien persistiert die Symptomatik bei ca. ze hn bis 15 % der Patienten, ohne daß eine Wiederholung der Therapie zu einer Änd erung der Situation führt. Di e Gründe hierfür sind unbekan nt . Eventuell sp ielen autoimmunologische Reak tionen in der postinfektiösen Ph ase eine Rolle. Führt die Behandlung nicht zu einer Beseitigung der Symptome, muß in jedem Fall auch noch einmal die Diagnose der LymeErkrankung in frage geste ll t werden. Pe rsi stierende Schmerzen können konventionell mittels physikalischerTherapiemanahmen, nicht-sterodialer antiinflammatorischer Substanzen und in einigen Fällen auch mit trizyklischen Antidepressiva angegangen werden.
8. Ist es sin n vo ll , be i der Lyme-Erkrankung sero logische Un tersuch unge n zu wiederho len '
Die Reproduzierbarkeit der bisher verfügbaren serologischen Tes ts ist gering, daher ist
die Interpretation häufig se hr schwierig. Im allgemeinen wird davon ausgegangen, daß wiede rho lte serologische Untersuchungen nicht indiziert sind . In jedem Fall muß bei einer Wiederholung der serologischen Tests darauf geachtet werden, daß die verschiedenen Proben auf der gleichen ELISA-Platte gemessen werden bzw. im Westem-Blot direkt nebe neinander untersuch t werden.
9. Welch e Be hand lu ngsoption en bes tehen be i der Lyme-Erkrankung für Pati enten m it Peni c ill in-Allergi e und Unve rträgli chkeit vo n Doxycycl in '
Bei eine r Peni ci llin-All ergie kann versucht werden, mit Cephalosporinen zu behandeln. Die Gabe von Cefuroxim -Axeti l (ELOBACT u. a.) zweimal 500 mg pro Tag ist als alternative Th erapie der Lyme-Erkrankung belegt. Bei Fällen mit Organbeteiligung außerhalb der H aut sollte in jedem Fall ein C eph alosporin , am besten Ceftriaxon eingesetzt werden. Patienten mit einer anamnest isch belegten Penicillin-All ergie können einer Penici llin-Hauttestung unter
zogen werden, da di ese eine Aussage über eine potentielle Anaphylaxie mache n kann. Bei negativem Penicillin-Hauttes t kann eine Therapie mit Amoxicillin mit hinreichender Sicherheit vers ucht werden .
10. G ibt es ve rschi edene B. burgdorfe ri-Stämme und haben di ese kli n ische Releva nz'
Wie bei den meisten Bakterien gibt es auch von B. burgdorferi eine Vielzahl von Stämmen.' Drei ve rschiede ne Stämme verursachen dabei Erkrankungen beim Menschen. Von weiteren sieben Stämmen ist nicht bekannt , ob sie humane Erkrankungen induzieren. Insofern kann die Frage zum jetz igen Ze itpunkt noch nicht eindeutig beantwortet werden, da denkbar ist , daß unterschiedliche Stämme auch unterschied liche klinische Manifestationen induzieren. Eine Kreuzimmunität der ve rschiedenen Stämme scheint nach den bisher vorliegenden
Ergebnissen nicht vorzuliege n.
Literatur: siehe "ZCT" 3/ 95
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letzte Nachuntersuchung fand 12 Monate nach Ende der Therapie statt. Insgesamt war das Behandlungsergebnis mit 90 bzw. 95 Ofo der Patienten in beiden Gruppen gut (der Unterschied war nach üblichen Kriterien nicht statistisch signifikant). Auch während der Nachbeobachtungszeit konnten keine relevanten Unterschiede hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit ermittelt werden . Das Cephalosporin war jedoch signifikant besser verträglich: die Nebenwirkungsinzidenzen lagen bei 17% bzw. 28 Ofo der Patienten. Bei fast jedem dritten Patienten traten unterder Behandlung mit Doxycyclin unerwünschte Wirkungen auf, was sicherlich auch mit der relativ hohen Tagesdosis von 300 mg zusammenhing. Am häufigsten waren Hautreaktionen oder es kam zu gastrointestinalen Störungen. Phototoxische Reaktionen wurden nur unter Doxycyclin gesehen (7 von 113 Patienten); dagegen wurden Diarrhöen nur unter der Behandlung mit Cefuroxim-Axetil beobachtet (6 von 119 Patienten). Bei 12 Ofo der Behandelten kam es in beiden Gruppen zu Jarisch-Herxheimer Reaktionen.
FOLGERUNG DER AUTOREN: Bei etwa gleicher therapeutischer Wirksamkeit war die Behandlung der LymeErkrankung mit Cefuroxim-Axetil (ELOBACT, ZINNAT) besser verträglich als die Therapie mit Doxycyclin (VIBRAMYCIN u. a.). Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen des TetrazyklinPräparates gehörten phototoxische Reaktionen, unter dem Cephalosporin traten dagegen bei einigen Patienten Diarrhöen auf.
LUG ER, S. W. et al. Antimicrob. Agents. Chemother. 1995; 39: 661-667
Minocyclin bei rheumatoider Arthritis? Die rheumatoide Arthritis ist eine häufige Erkrankung, deren Ätiologie immer noch unbekannt ist . Aufgrund verschiedener (wahrscheinlich falscher) Hypothesen zur Pathogenese sind immer wieder einmal Tetracycline zur Therapie der Erkrankung eingesetzt worden. In Kalifornien wurde eine große Doppelblind-Studie durchgeführt, in der die Wirkung von Minocyclin (KLINOMYCIN u. a.) im Vergleich zu Placebo bei dieser Erkrankung untersucht wurde. Mehr als 200 Patienten erhielten für 48 Wochen entweder täglich 200 mg des Antibiotikums oder das Scheinmedikament. Am Ende der Studie -also nach fast einem Jahr- wurde ein statistisch signifikanter Unterschied bei den Beschwerden in beiden Gruppen festgestellt: in der Minocyclin-Gruppe war es bei 54 Ofo der Patienten zu einer Besserung der Gelenkschwellungen gekommen, jedoch nur zu 39% in der Placebo-Gruppe. Ist dieser Unterschied auch "biologisch und medizinisch signifikant"? Bekanntlich sollten
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derartige Ergebnisse -auch wenn sie statistisch signifikant sind - in einer zweiten, unabhängigen prospektiven Studie bestätigt werden. Erst wenn eine solche Untersuchung zu einem ähnlichen Ergebnis kommt, wird der skeptische Leser zu überzeugen sein. Aus dem Ergebnis dieser Arbeit abzuleiten, daß ab sofort jeder Patient mit rheumatoider Arthritis antibiotisch behandelt werden soll, wäre sicherlich irrational. Gegen eine solche Konsequenz spricht auch ein anderes Ergebnis der Studie: bei 6 Ofo der Patienten kam es aufgrund von unerwünschten Wirkungen zum Abbruch der Therapie mit Minocyclin. Unerwünschte Wirkungen wurden auch in der Placebo-Gruppe beobachtet, doch führten sie bei keinem Patienten zum Abbruch der Medikation. Die Nebenwirkungen in der
Verumgruppe waren typische MinocyclinWirkungen, mit denen bei einer derart langen Behandlungsdauer gerechnet werden muß: Schwindel, Kopfschmerzen, Diarrhö, Vaginitis und andere.
FOLGERUNG DER AUTOREN: Minocyclin (KLINOMYCIN u . a.) wird von den Autoren dieser Studie als wirksam und gut verträglich bei Patienten mit leichten bis mittelschweren Formen der rheumatoiden Arthritis eingestuft. Dieser Folgerung kann angesichts der wenig überzeugenden klinischen Wirksamkeit und der erheblichen Abbruchrate sicherlich generell nicht zugestimmt werden.
TI LLEY, B. C. et al. Ann Intern Med 1995;122: 81-89