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Oliver Heinzel Pädiatrische Notfälle in der Kinderarztpraxis Abbott - Frühchen-Akademie, Stuttgart , 2011

Pädiatrische Notfälle in der Kinderarztpraxis • Epiglottitis (supraglottische Laryngitis durch Haemophilus influenzae bedingt), selten • Retropharyngeal-, Peritonsillarabszess

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  • Oliver Heinzel

    �Pädiatrische Notfälle in der Kinderarztpraxis�Abbott - Frühchen-Akademie, Stuttgart , 2011

  • Oliver Heinzel

    Übersicht

    1.  Erkennen des kranken Kindes

    2.  Hypoxie und Hypovolämie 3.  Reanimation und Leitlinien 4.  Pause 5.  Fallbeispiele

  • Oliver Heinzel

    Diagnose Blickdiagnose-Dreieck, nach AAP, Pediatric Assesment Triangle

    Allgemein-zustand!

    Hautkolorit / Hautperfusion!

    Atmung /Atemarbeit!

  • Oliver Heinzel

    Algorithmenorientiertes Vorgehen:

    ABCD

    Airway: Atemwege frei und sicher ?

    Breathing: Atmung suffizient ?

    Circulation: Kreislaufstörung ?

    Disabilty: Bewusstsein beeinträchtigt Pupillen?

    Beurteilen Handeln Wieder-

    beurteilen

  • Oliver Heinzel

    1. Offen und sicher? 2. Gefährdet? 3. Obstruiert?

    Beurteilung der Atemwege

  • Oliver Heinzel

    Blutdruck ?

    Rekap-Zeit

    Bewusstsein

    Tachykardie unspezifisch, früh

    unspezifisch, spät

    spezifisch, rel. früh

    Beurteilung Kreislauf

  • Oliver Heinzel

    Beurteilung Kreislauf: Pulse

    Nicht zur Entscheidung, ob Reanimieren oder nicht!

  • Oliver Heinzel

    Rekapillarisierungs-Zeit•  spezifisch, relativ früh verlängert •  regelmässig messen und dokumentieren! •  eher über Sternum oder an Stirn! (Kinder oft

    peripher kühl) •  alles > 3 s sicher pathologisch

    Diagnostik Kreislauf: Durchblutung

  • Oliver Heinzel

    1. wach, ansprechbar 2. Pupillen 3. Fontanelle 4. Schutzreflexe

    Diagnostik Bewusstsein

  • Oliver Heinzel

    Alarmzeichen für ein kritisch krankes Kind

    1.  Zeichen schlechter Hautperfusion è Rekapillarisierungszeit erhöht

    2.  Herzfrequenz (tachykard, bradykard) 3.  Anhaltend hohe oder niedrige

    Atremfrequenz 4.  Zyanose (vorher unbekannt) 5.  Bewusstseinsveränderungen

  • Oliver Heinzel

    1. Hypoxie und Hypovolämie „Eine unbehandelte respiratorische oder zirkulatorische Dekompensation führt zu einem kombinierten Atem-und Kreislauf-Versagen. Die Ziele der lebensrettenden Maßnahmen bei Kindern sind es, durch frühzeitige und effektive Interventionen das Fortschreiten in den manifesten Atem- und Kreislauf-Stillstand zu verhindern.“, ERC-Leitlinien 2010

  • Oliver Heinzel

    Ein primärer Kreislaufstillstand

    im Kindesalter ist selten !

  • Oliver Heinzel

    Ursachen des kindl. Kreislaufstillstands

    Möglichst vorher therapieren!

    4 H‘s HITS

    Hypoxie Herzbeuteltamponade

    Hypovolämie Intoxikationen

    Hypothermie Thromboembolie

    Hypo-/Hyperkalämie/ Metabolische Ursachen Spannungspneumothorax

  • Oliver Heinzel

    Ursachen des Kreislaufstillstands

    4 H‘s HITS

    Hypoxie, Sauerstoffmangel Herzbeuteltamponade

    Hypovolämie, Volumenmangel Intoxikationen

    Hypothermie Thromboembolie

    Hypo-/Hyperkalämie/ Metabolische Ursachen Spannungspneumothorax

    Möglichst vor Kreislaufstillstand therapieren!

  • Oliver Heinzel

    Hypoxie

    Aus: Heinzel O, Schwindt J.Chr., Eppich W.J.: Das ABC des lebensbedrohlichen Kindernotfalls Monatsschrift Kinderheilkunde 2009 ,157:801–816

  • Oliver Heinzel

    Hypoxie: Ideale Sauerstoffapplikation

    In jeder Kinderarztpraxis!

  • Oliver Heinzel

    Hypoxie - Therapie

    1.  Medikamente vernebeln: z.B. Suprarenin-Lösung 1:1000 pur (0,5ml/kg, max. 5ml) über Düsenvernebler, mit Sauerstoff betrieben

    2.  evtl. assistierte Beatmung ausreichend

    In jeder Kinderarztpraxis!

  • Oliver Heinzel

    Atemwege freimachen

    3. Esmarch-Handgriff

    2. Kinn anheben

    1. Neutralposition

  • Oliver Heinzel

    Neutralposition bei Kindern

  • Oliver Heinzel

    Ursachen der Hypovolämie

    4 H‘s HITS

    Hypoxie Herzbeuteltamponade

    Hypovolämie Intoxikationen

    Hypothermie Thromboembolie

    Hypo-/Hyperkalämie/ Metabolische Ursachen Spannungspneumothorax

    Trauma

    Infektion

    Anaphylaxie

  • Oliver Heinzel

    Volumenbolus: isotone kristalloide Lösung (Ringer, NaCl 0,9%, Jono 1/1) als Bolus (ggf. wiederholen) 20ml/kg, über 5-15 min (aus der Hand mit Perfusorspritze)

    Therapie akute Hypovolämie

  • Oliver Heinzel

    2. Neue Reanimations-Leitlinie

  • Oliver Heinzel

    Altersgrenze seit 2005 nicht mehr bei 8 Jahren !

    Kinder-Algorithmus

    Erwachsenen-Algorithmus

    Neo-Leitl.nur CPR nach Geburt

    ERC / AHA -Leitlinien 2010

    Pubertät

  • Oliver Heinzel

    15 : 2 Kinder-Algorithmus

  • Oliver Heinzel

    Schwer krankes Kind:

    Alles sicher ? Stimulation: Kind auf Ansprache oder

    Stimulation erweckbar ? Hilferuf!

    112 Wer ruft an ? Praxis? Wie alt ist das Kind? Was hat es akut für Probleme?

    •  Bewusstlos? •  Atemnot? •  Schock? •  Krampfanfall?

    Auf Rückfragen warten!

  • Oliver Heinzel

    ABC: Beurteilen – Handeln – wieder beurteilen

    A B C D

    Airway: Atemwege frei und sicher ?

    Breathing: Atmung suffizient ?

    Circulation: Kreislaufstörung ?

    Disability: Bewusstsein beeinträchtigt Pupillen?

  • Oliver Heinzel

    Asystolie / pulslose elektrische Aktivität

    Reanimation von Säuglingen und Kindern, ERC 2010 Keine Reaktion

    Keine normale Atmung ?

    15 Herzdruckmassagen, dann 15:2, wenig Unterbrechungen!

    5 Beatmungen

    Rea-Team rufen: falls alleine zuvor 1min CPR

    Defibrillator / EKG-Monitor !

    Kammerflimmern / pulslose ventrikuläre

    Tachykardie

    1 Schock 4J/kg

    Sofort weiter: 2min CPR 15:2

    ROSC

    Kopf in Neutralpos. oder überstrecken!

    ggf. Absaugen! Atemwege freimachen

    Atmung?, Bewegung?

    Husten?

    Immer noch keine Lebenszeichen?

    Sofort weiter: 2min CPR 15:2

    Rhythmus?

  • Oliver Heinzel

    Basismaßnahmen I

    Keine Reaktion

    Atemwege freimachen

    Keine normale Atmung ?

    5 Beatmungen

    A

    B

  • Oliver Heinzel

    Beutel-Masken-Beatmung

    2-Personen-Technik !

    B

  • Oliver Heinzel

    Basismaßnahmen II

    Keine Lebenszeichen?

    Herzdruckmassage

    Pulskontrolle ?: Besser:

    Normale Atmung ? Bewegung ? Husten ? è im Zweifel immer beginnen

    15:2

    C

  • Oliver Heinzel

    Herzdruckmassage

    •  Fundamentale Bedeutung für Überleben!

    •  Untere Sternumhälfte •  < 1Jahr: Einfinger- oder

    2-Daumen-Technik •  >1 Jahr: Ein-Hand- oder

    Zwei-Hand-Technik •  4-5 cm tief! •  100 bis 120 / min

  • Oliver Heinzel

    Erneute Beurteilung nach 2 min

    15 : 2 bis Hilfe kommt

    keine Reaktion?

    Basismaßnahmen III

  • Oliver Heinzel

    Asystolie / pulslose elektrische Aktivität

    Wie gehts weiter?

    15 Herzdruckmassagen, dann 15:2, wenig

    Unterbrechungen! Defibrillator / EKG-Monitor !

    Kammerflimmern / pulslose ventrikuläre

    Tachykardie

    1 Schock 4J/kg

    Sofort weiter: 2min CPR 15:2

    Erfolg: Herzfrequenz

    und Puls ?

    Sofort weiter: 2min CPR 15:2

    Rhythmus?

  • Oliver Heinzel

    •  Erkennen des kritisch kranken Kindes •  Umgehend Hilfe rufen •  Hypoxie oder Hypovolämie beseitigen •  Keine Lebenszeichen è Beginn der

    Reanimation •  Ausrüstung und Ausbildung nicht

    vernachlässigen

    Zusammenfassung Teil 1

  • Oliver Heinzel

    Meningokokkensepsis

    •  Früherkennung und schnelle Therapie entscheidend

    •  in den ersten 5min: Zugang (i.v.- oder i.o.) •  rasche Volumengabe (60ml/kg!) in den ersten

    15min das Überleben um 60%! •  Frühestmögliche Antibiose bereits in der

    Praxis !

  • Oliver Heinzel

    1.  Patient nicht aufregen (auf Schoss oder Arm der Mutter belassen)

    2.  Frische Luft, kühles Zimmer 3.  Atemwege frei machen (Nasentropfen…), und

    Beurteilen der Atmung 4.  Beseitigung der Hypoxie (Sauerstoffvorlage) 5.  ggf. Sättigungsmessung 6.  Inhalation 7.  Kortisongabe

    Suprarenin-Lösung 1:1000 pur (0,5ml/kg, max. 5ml) über Düsenvernebler, mit

    Sauerstoff betrieben

    Fallbeipiel 2

  • Oliver Heinzel

    Obere Obstruktion: eher Stridor •  Pseudokrupp (subglottische Laryngitis viral

    bedingt) •  Epiglottitis (supraglottische Laryngitis durch

    Haemophilus influenzae bedingt), selten •  Retropharyngeal-, Peritonsillarabszess •  Fremdkörperaspiration •  Allergie

    Untere Atemwegsobstruktion: eher Giemen •  akuter Asthmaanfall •  Bronchiolitis durch RSV)

    Lungenentzündung Pneumothorax Hyperventilation

    Atemnot beim Kind – Was kann es sein?

  • Oliver Heinzel

    1.  Ruhiges und kühles Zimmer 2.  Atemhilfsmuskulatur einsetzen (erhöhter Oberkörper/

    Abstützen des Schultergürtels) 3.  Lippenbremse 4.  Atemwege frei machen (Nasentropfen…), und

    Beurteilen der Atmung 5.  Sauerstoffgabe 6.  Inhalation (beta-2-Sympathomimetika,

    Ipratropiumbromid), bei Bed. kontinuierlich 7.  Beseitigung der Hypoxie (Sauerstoffvorlage) 8.  ggf. Adrenalingabe /Terbutalin s.c. 9.  Kortisongabe

    Asthmaanfall

  • Oliver Heinzel

    Wenn 2 Organsysteme betroffen:

    ADRENALIN Supra pur i.m. Epipen

    < 6 Mon. 50 µg (0,05ml)

    6 Mon - 6 J. 120 µg (0,12ml) 150 µg

    6 - 12 J. 250 µg (0,25ml) 300 µg > 12 J. 500 µg (0,5ml) 300 µg

    1. Sauerstoffvorlage 2. ABC! Vitalparameter?

    4.  Kortison-rektal, 5.  Evtl. Zugang und Flüssigkeit i.v. 6.  Inhalation mit Adrenalin

    3.

    Allergie - Therapie

  • Oliver Heinzel

    •  Verlust des Hautturgors: Faltenprüfung an der Haut: §  Verstreichen sofort = normal §  Verstreichen nach 1-2 sec = leicht bis mittelgr. Dehydr. §  Verstreichen nach > 2 sec = schwere Dehydratation

    •  Keine nassen Windeln > 8h •  Blass-graues Kolorit, zentralisiert, •  Eingesunkene Fontanelle und eingesunkene Bulbi •  Rekapillarisierungszeit verlängert •  Tachykardie, Hypotonie •  Schnelle flache Atmung •  Teilw. Bewusstseinsstörung, evtl. Krampfanfälle

    Diagnose Dehydratation

  • Oliver Heinzel

    1.  Bei Bewusstseinsstörung stabile Seitenlage 2.  ABC! 3.  A: Atemwege frei machen 4.  Sauerstoffvorlage? 5.  B: Ass. Beatmung bei flacher nicht ausreichender

    Atmung 6.  C: bei schwerer Dehydr.: Venöser Zugang, Gabe von

    kristalloider Lösung 20ml/kg 7.  Blutzuckermessung, ggf Glukosezufuhr

    Therapie Dehydratation

  • Oliver Heinzel

    1.  Patient schützen vor Verletzungen à auf Boden legen

    2.  ABC ! Sauerstoffzufuhr, ggf. beatmen 3.  Nicht mit Finger in den Mund fassen um Speichel zu

    entfernen 4.  Gabe von Diazepam rektal < 15kg: 5mg und

    > 15kg 10 mg oder Midazolam in die Nase oder Wangentasche

    5.  Alternativ: Tavor expidet 15-50kg: 1mg, >50kg: 2,5mg Plättchen in die Wangentasche

    6.  i.v.-Zugang versuchen 7.  IMMER Blutzuckerbestimmung 8.  Pupillenkontrolle

    Anfalls - Therapie

  • Oliver Heinzel

    Was braucht man für die Praxis

    Ausrüstung • Sauerstofflasche und Flowmeter • Beatmungsbeutel (groß) • Beatmungsmasken mit weichem Rand in allen Größen (Einmalmasken z.B. Ambu Einmalmaske Plus) • Sauerstoff-Inhalationsmasken mit Reservoir • Einmal-Verneblermasken

    Wichtige Notfall-Medikamente • Adrenalin 1mg/ml-Ampullen • NaCl 0,9% od. RingerLsg. in 500ml-Beuteln • Salbutamol Fertiginhalat • Cortison rectal • Cortison i.v. • Diazepam rektal • Midazolam i.v. • Evtl. Lorazepam expidet • Glucose 10%

  • Oliver Heinzel

    Nasale Medikamentenapplikation

    Mucosal Atomization Device, MAD®

    Für Kramptunterbrechung und Schmerztherapie

    •  www.intranasal.net •  Borland M et al. A Ann Emerg

    Med 2007;20:335-340 •  Lahat E. et al.. BMJ

    2000;321:83-86

  • Oliver Heinzel

    Weitere Informationen

    www.grc-org.de: Deutscher Rat für Wiederbelebung e.V. Notfall + Rettungsmedizin 7,11/2010 Sektion 6 Bald: Monatsschrift Kinderheilkunde 5/2011

  • Oliver Heinzel

    Im Ernstfall: Nicht den Kopf verlieren!

    www.paedsim.org

    [email protected]