16
Das erste seiner Art

Offen 1 - 2013

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Fachzeitschrift der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Citation preview

Page 1: Offen 1 - 2013

Das erste seiner Art

Page 2: Offen 1 - 2013

2

Offen

„So erwartet Sie also ab Mitte Januar »Offen«, die (fast) monat-liche Online-Zeitschrift der LAG Kath. OKJA NRW mit einem durchschnittlichen Umfang von 8-12 Seiten.“ Mit diesem, etwas nüchternem Appetitanreger (neudt.: appetizer) kündigten wir Ihnen auf der letzten Seite des allerletzten K.L.A.G. infos die hiermit vor“liegende“ Ausgabe an. Ehrlich geschrieben glau-ben wir ja nicht, dass das Titelfoto unsere Hauptzielgruppe an Online-LeserInnen spiegelt. Eher symbolisiert es den letzten Grund für den intensivierten Aufwand für ein PR-Instrument unseres Einrichtungsverbandes. Verbunden mit guten Wün-schen schrieb uns Ende letzten Jahres eine (treue) Leserin:„Da halte ich die letzte Ausgabe des K.L.A.G.-info in der Hand ... das ist wirklich schade. Ich verstehe die Gründe, die dahin-ter stehen, bedaure es aber dennoch. Ich finde nämlich, dass es euch mit dieser Zeitschrift immer gelungen ist, auch über den Tellerrand hinaus zu gucken und zu informieren. So habe ich die Zeitschrift immer komplett durchgeblättert.“Ein solches Lob ist natürlich nicht nur angenehm, es fordert uns auch he-raus, weiterhin unser Bestes in Sachen Information(-spolitik) zu geben. Neben der höheren Aktualität der Nachrichten auf-grund der Verkürzung der Veröffentlichung nach Redaktions-schluss um 1 Woche wird »Offen« schnellere Zugänge zu In-ternetseiten bieten und enger mit den Service-Seiten unserer Homepage verbunden sein. Und dazu das Ganze durchgän-gig in Farbe! Die Rubriken wollen wir auf drei beschränken: Für die Praxis Hintergründe Aus der PraxisInsbesondere letztere Rubrik wird von der regen Mitarbeit der Mitgliedseinrichtungen leben. Aber auch dort soll die Information „aus erster Hand“, also die Verlinkung auf se-henswerte und informative Homepages einen hohen Stel-lenwert erhalten. So hoffen wir, mehr als bislang möglich auch auf Eigen-“Produktionen“ von BesucherInnen ver-weisen zu können. So manche Nachricht für und aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit hat ein längeres Ver-fallsdatum. Daher werden wir auch die Möglichkeit eröff-nen, nach früheren Artikeln zu suchen und auf bestimmte Ausgaben per Download zuzugreifen. Damit wünschen wir allen LeserInnen: Einen guten Start ins neue Arbeitsjahr!

Ein neuer AnfangZum Start von »Offen«

Eine FortsetzungZum Start der erneuerten Homepage

Mit dem Fortschritt der technischen Möglichkeiten stei-gen auch die Ansprüche an das, was eine Homepage so leisten sollte. Deshalb haben auch wir uns entschlossen, auf ein anderes System „umzuziehen“. Zur Zeit wird an lag-kath-okja-nrw.de noch letzte Hand an-gelegt und „Feinschliff“ gemacht. Aber schon bald erwarten Sie dort unsere bisherigen Infor-mations-Standards in Form aktueller Home-page-Standards und in (noch) praktikablerer Zusammens te l l ung .Zu den Plus gehört vor allem eine PraktikantIn- nenbörse. Nach einer Abfrage im vergangenen Jahr stellte sich diese als besonderer Wunsch der Mitgliedseinrichtungen heraus. Wir hoffen, dassAngebot und Nachfrage für alle UserInnen un- kompliziert erfolgen kann. Zusammen mit unseren kompakten Arbeitshilfen und den anderen (nur vierteljährlichen) Perio- dika »lesenswert« und »Jung und arbeitslos« soll insbeson-dere das neue »Offen« einen zentralen An-Klick-Ort erhalten.Über weitere Verbesserungsvorschläge, aber auch für Rückmeldung und/oder Zustimmung würden wir unssehr freuen.

Page 3: Offen 1 - 2013

3

1 - 2013 Für die Praxis

Wieder 100 Mio. € veranschlagt

Überrollter Plan

Er ist zwar noch in der gesetzgebenden „Mache“, aber was die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit betrifft, steht im kommenden Landeshaushalt in der Summe und in 36 der 40 KJP-Positionen dieselbe Zahl wie im Etat 2012; nur zwischen je 2 Bereichen gibt es eine minimale Verschiebung. Es sind also wieder 25,7 Mio. € vorgesehen, die für die Offene Kinder- und Jugendarbeit an die Kommunen als fachbezogene Pau-

schale verteilt werden. Darüber hinaus besteht für die Ein-richtungen auch wieder die Möglichkeit, auf Einzelantrag 14 weiteren Positionen (siehe Tabelle) finanzielle Unterstützung zu erhalten. Der Antrag/die Anträge sollte/n möglichst bis zum 28.2.2013 an das zuständige Landesjugendamt gestellt wer-den. Spätere Eingänge müssen nachrangig behandelt werden.

Page 4: Offen 1 - 2013

4

OffenFür die Praxis

Im EU-Jugend-Fördertopf gibt es in den kommenden 2 Jah-ren weitaus mehr Geld als in den vergangenen Jahren: Mehr als 16 Millionen € stehen allein in Deutschland an Fördermit-teln für 2013 zur Verfügung. Von der Mittelsteigerung werden alle Aktionen profitieren.Die EU-Kommission wird alsbald das Programmhandbuch auch in deutscher Version mit den Richtlinien für 2013 veröf-fentlichen. Versierte AntragstellerInnen können aber durchat-men: Es wird keine wesentlichen Änderungen in den Richtli-nien mehr geben. Jedoch werden als jährliche Prioritäten neu aufgenommen: Projekte, die bewusstseinsbildende Aktivitäten zur Uni- onsbürgerschaft und den damit einhergehenden Rechten im Kontext des Europäischen Jahres der BürgerInnen pla- nen sowie Projekte, die zur Beteiligung an den Europawahlen 2014 ermutigen und somit junge Menschen befähigen, als aktve, informierte Bürgerinnen und Bürger zu handeln.Wir empfehlen allen AntragstellerInnen bereits jetzt, frühzei-tig für 2014 zu planen. Bitte prüfen Sie, ob Sie Projekte, die 2014 stattfinden sollen, nicht bereits 2013 beantragen kön-nen. Diese Empfehlung gilt insbesondere vor dem Hinter-grund, dass ein pünktlicher Start des Nachfolgeprogramms von JUGEND IN AKTION zum 1. Januar 2014 noch nicht garantiert werden kann

Beachten Sie hierbei unbedingt die Antragstermine von JU-GEND IN AKTION und schauen Sie, wann ein Projektbeginn möglich ist. Die Übersicht und alle Antragsunterlagen sowie Hilfen finden Sie unter www.jugend-in-aktion.de/aktionsbereiche/.

Kurz vor Weihnachten hat die GEMA bekanntgegeben, dass sie die für 2013 geplante Reform auf 2014 vertagen wird. Dennoch hat sie - wie üblich zum Jahreswechsel - ihre Tarife erhöht, offensichtlich in höherem Maße wie in der Vergan-genheit, bei der sie sich am allgemeinen Preisindex orientiert hat.

Für den Tarif WR-OKJE, also den Tarif für die Offene Kin-der- und Jugendarbeit ist diese Erhöhung jedoch nur dann wirksam, wenn die im Ver- trag vorgesehenen Grenzen über-schritten werden.

ELSA, die Onlineberatung für Eltern suchtgefährdeter oder abhängiger Kinder und Jugendlicher, ist im Internet gestar-tet. Sie ist kostenlos und richtet sich an Eltern, deren her-anwachsende Kinder einen problematischen Alkohol oder Drogenkonsum, ein problematisches Glücksspielverhalten oder eine übermäßige Computerspiel- oder Internetnutzung zeigen. ELSA will Erziehungskompetenzen fördern, familiäre Konflikte reduzieren und die Gemeinschaft innerhalb der Fa-milie stabilisieren.Dazu erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans: „Die Internetseite www.elternberatung-sucht.de ist eine sehr gute Ergän-zung der bestehenden Hilfsangebote für Eltern. Die Seite bietet eine professionelle und auf Wunsch auch anonyme Online-Beratungsplattform an. Dadurch können sich Eltern direkt und unkompliziert Hilfe holen. Darüber hinaus finden sie dort ausführliche Informationen zu Suchtgefährdung und Abhängigkeit.“Eltern können auf der ELSA-Internetseite wählen, ob sie eine anonyme Beratungsanfrage per Mail-Formular verschicken, einen persönlichen Chat-Termin reservieren oder direkt in das mehrwöchige, internetbasierte Beratungsprogramm ein-steigen möchten. Eltern, die eine Beratung vor Ort vorziehen, können über verlinkte Datenbanken eine nahegelegene Be-ratungsstelle finden.

Mehr EU-Fördergeld in 2013Jugend in Aktion

GEMA-TarifanpassungFür uns keine Erhöhung

ELSA geht onlineKostenlose Internet-Beratung

Page 5: Offen 1 - 2013

5

1 - 2013

Für ELSA haben sich Beratungsstellen aus elf Bundeslän-dern zusammengeschlossen. Gefördert wurde die Entwick-lung von ELSA mit Mitteln des Bundesministeriums für Ge-sundheit und der kooperierenden Beratungsstellen. ELSA wird nun im Rahmen eines Pilotprojektes zunächst für 12 Monate erprobt.

Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 3.12.2012

Spielregeln im InternetDurchblick in zweiter Folge

Wer Rechtsfragen zum Internet hat, findet in der kostenlo-sen Info-Broschüre »Spielregeln im Internet 1« die passen-den Antworten. Auch der gerade erschienene zweite Teil des Ratgebers »Spielregeln im Internet 2 (Texte 9 – 16 der Themenreihe zu Rechtsfragen im Netz)« hilft bei der Orien-tierung im Rechte-Dschungel des World Wide Web. Heraus-gegeben wird die Publikation von der EU-Initiative klicksafe und iRights.info, der unabhängigen Informationsplattform zum Urheberrecht in der digitalen Welt.Was ist erlaubt, was verboten? Texte richtig zu zitieren, Bilder und Musik richtig zu nutzen und sich im Rechte-Dschungel der Kaufplattformen im Internet zurechtzufinden, ist nicht einfach. Die Broschüre »Spielregeln im Internet 2« beschäf-tigt sich mit den juristischen und präventiven Aspekten der Onlinenutzung. Inhaltlich knüpfen die »Spielregeln« an die Themenschwerpunkte der ersten Broschüre an.Der Inhalt der zweiten Broschüre im Überblick:1) Zitieren im WWW –Regeln und Besonderheiten von Text- und Bildzitaten im Internet;

2) Veröffentlichen im Internet – Schutz der eigenen Website vor Abmahnungen;

3) Einkaufen im Netz – bei Mausklick Einkauf;

4) Vorsicht Falle –Betrug im Internet;

5) CDs vs. Musik aus dem Online-Shop: Was darf man mit digital gekaufter Musik machen?

6) Online-Betrug–Abofallen und andere Hindernisse;

7) 3–2–1–und nun? Kaufen und Verkaufen über Online-Auktionen;

8) Ein Name für die Website – Marken- und Titelschutz bei Webauftritten

Die neue Broschüre steht ebenso wie die erste unter www.klicksafe.de und www.iRights.info zum Download bereit.

klicksafe, 12.12.2012

LAG-Fortbildungen1. Halbjahr 2013

Wir laden herzlich zu unseren Fortbildungsver-anstaltungen im 1. Halbjahr 2013 ein. Wir hoffen mit den angebotenen Veranstaltungen ihren Bedarfen zu entsprechen und freuen uns auf ihre Anmeldung.

Die Termine, Inhalte und ReferentInnen sowie die ausgewiesenen Teilnah-megebühren finden sie auf der LAG Homepage und der Facebookseite der LAG.

Mehr Infos zu den Fortbildungsangeboten der LAG im 1. Halbjahr 2013 unter:

Für die Praxis

www.lag-kath-okja-nrw.de

Page 6: Offen 1 - 2013

6

OffenHintergründe

2 Mio. €: Wieder nicht genug!Mehr als 90% der Anträge bewill igt

Wieder war es ein großer Segen für die Offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen, wieder verlangte die späte Bewilli-gung insbesondere von den ehrenamtlich tätigen Träger-vertreterInnen „Himmelsgeduld“ ab. Weit über 700 Anträge mit einem Gesamtvolumen von über 6 Mio. € waren bei den beiden Landesjugendämtern zur Position 1.1.2 des Kinder- und Jugendförderplanes (KJFP) eingegangen und mussten von den SachbearbeiterInnen bearbeitet und kurzfristig nach Freigabe der Landesmittel Ende November zur Bewilligung gebracht werden.

Besonders erfreulich war es, dass das Ministerium den bei-den Landesjugendämtern je 3 Mio. € zugeteilt hatte. Das ist die dreifache Summe der im Haushalt 2012 zunächst veranschlagten insgesamt 2 Mio. €. So konnte der größte Teil der Anträge eine Bewilligung erhalten.Durch die - auf-grund der Neuwahlen - verspätete Verabschiedung des Landeshaushaltes konnte die investive „Sonderförderung“ für Offene Arbeit im KJFP auch erst recht spät zweckbe-stimmt und verausgabt werden. Ebenso wie im Haushalts-jahr 2011 hatte die Landesregierung in Abstimmung mit den Trägergruppen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit entschieden, die geplanten Mittel für die Anschaffung von Einrichtungsgegenständen sowie für kleinere Bauunter-haltungen zur Modernisierung und besserenAusstattung der Offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen vorzusehen.Die höchste Förderpriorität hatten die Anträge von Einrich-tungen freier Träger, die in benachteiligten Stadtteilen liegen oder überwiegend von benachteiligten jugendlichen Besu-cherInnen frequentiert werden. Anträge von Einrichtungen, die in Kommunen mit einem Haushaltssicherungskonzept liegen, erhielten ebenfalls Priorität. Damit wurde sicherge-stellt, dass die Mittel - wie von den regierenden Parteien festgeschrieben - nach sozialen Kriterien bewilligt wurden.

Auch wenn das Verfahrens-Timing wieder ein stressi-ges Jahres End-“Spiel“ für Träger und Heimleitung be-deutete, kann die Verdreifachung der Fördermittel (an-sonsten vielleicht nicht geschehen) nur begrüßt werden.Für 2013 sind wieder 2. Mio. € als „Sonderförde-rung“ der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vorgese-

hen. Auch diesmal werden wir der Lan desregierung eine Zweckbindung an Kleininvestitionen vorschlagen.

Dass die Landesmittel auf fruchtbaren Boden fielen, mag stellvertretend ein Auszug aus den aktuellen JUZE-NEWS (Rösrath) belegen:

„Im Jahr 2012 konnten wertvolle Fördermittel beim Land NRW akquiriert werden und das JUZE wird nun um einige Attraktivitäten reicher. Noch wird nicht alles verraten, aber es gibt neues Außenspielmaterial für Groß und Klein und eine tolle mediale Ausstattung. Ganz besonders freuen wir uns, unsere erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit dem- nächst auch mobil anbieten zu können: ein kleines und feines JUZE-Mobil wird bald in Rösrath präsent sein.“

Staatssekretärswechsel

Der Neue

Nach Weggang von Klaus Schäfer (siehe Bericht in K.L.A.G.-info 3 - 2012) ist seit dem 1. Oktober 2012 der 51 jährige Bernd Neuendorf der neue Staatssekretär im

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW.

Wer mehr über seine Ausbildung und seinen beruflichen Werdegang wissen will, erfährt dies aufwww.mfkjks.nrw.de/ministerium/staatssekretaer/

Page 7: Offen 1 - 2013

7

1 - 2013 Hintergründe

ExpertInnengespräch der Kiko

Kein Blatt vor dem Mund

Die Wunschliste ist lang: Ein ganzes Bündel an Forde-rungen brachten Kinder am 28. November 2012 in die öffentliche Sitzung der Kinderkommission des Bun-destages (Kiko). Die jungen Delegierten des zweiten Kon-gresses für Kinder- rechte stellten den Abgeordneten die Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Mitte November hatten sich rund hundert Jugendliche in Stuttgart getroffen, um dar-über zu diskutieren, was junge Leute heute interessiert.

Vor allem das Schulsystem ist den Jugendlichen ein Dorn im Auge. „Wir fordern ein einheitliches System“, sagte Duc Huy. Iris ergänzte: „Und Schulsozialarbeiter, die über unsere Rechte informiert sind.“ Friedrich sprach sich für mehr Mitbestimmung in den Schulen aus. Er würde es befürworten, wenn die Lehrer an den Schulen häufiger unangemeldet kontrolliert würden.

Der Abgeordnete Eckhard Pols (CDU/CSU) sagte: „In der Lehrerfortbildung muss mehr getan werden. Hier muss man mehr einfordern.“ Marlene Rupprecht (SPD) ist hingegen vom Kontrollinstrument der Hospitation an Schulen wenig überzeugt. „Hier kann man viel Schau machen. Damit än-dert man nichts an der Haltung den Schülern gegenüber.“ Viel wichtiger ist es in ihren Augen, ein Schulsystem zu schaffen, in dem Jugendliche selbst Verantwortung entwi-ckeln und übernehmen. Die Abgeordnete und ehemalige Lehrerin lud die SchülerInnen auf eine Phantasie- reise ein, um gedanklich die perfekte Schule durchzuspielen.

Für Nicole Bracht-Bendt (FDP) hängt bei der Kin-derarbeit viel von den Menschen vor Ort ab. Sie woll-te von den SchülerInnen wissen, inwieweit Kinderrech-te überhaupt bekannt sind. Auch hier ist nach Meinung der kleinen Gäste vieles nicht so, wie es sein sollte, und sie nannten dazu konkrete persönliche Beispiele.

In der einstündigen öffentlichen Sitzung erzählten die Ju-gendlichen ganz offen über das, was sie im Alltag bewegt. Dabei nahmen sie kein Blatt vor dem Mund. Doch auch wenn Diana Golze (Die Linke), die Vorsitzende der Kiko, einen solchen Besuch zur Tradition machen will, steht der Kongress der Kinderrechte auf der Kippe. Das Deutsche Kinderhilfswerk habe für den Haushalt des kommenden

Jahres keine Mittel für eine dritte Auflage eingeplant, wie in der Sitzung zu erfahren war. Diana Golze versprach, dass in dieser Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen sei und will mit der Kinderkommission nach einer Lösung suchen.

Denn dass Teilhabe von Kindern und Jugendlichen ein wich-tiges Thema ist, ist den Abgeordneten in Berlin bewusst. So standen auch im anschließenden nichtöffentlichen Teil der Sitzung Beteiligungsmöglichkeiten der Heranwachsenden im Mittelpunkt. Christopher Roch vom ABA Fachverband Of-fene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (einer unserer Partner im AGOT- NRW e.V.) konnte sich wie seine Exper-tenkollegInnen kein Patentrezept vorstellen, wie Kinder und Jugendliche am besten am gesellschaftlichen Leben teilneh-men sollen. Auch er bezeichnete das System Schule als ei-nes, mit dem man sich kritisch auseinandersetzen müsse.

Lisa Maier vom Deutschen Bundesjugendring sieht Partizipation als Gestaltungsmacht von Kindern und Ju-gendlichen. Ihnen müsse das Recht gegeben werden, Gesellschaft mitzugestalten. Schließlich gehe es hier auch um die Demokratie in der Zukunft. „Partizipation ge-hört dazu, wenn wir mündige Bürger herausbilden wol-len“, sagte die Sachverständige. Wichtig sei jedoch, die Heranwachsenden nur einzubeziehen, wenn es wirklich etwas zu entscheiden gibt: „Es darf kein Schein sein.“

Dem stimmte auch „Jugendarbeits-Urvater“ Walther Specht von der Universität Tübingen zu. Attraktive Jugendarbeit ist für ihn ein Mittel, um Kindern und Jugendlichen vor extremis-tischen Vereinigungen zu schützen. Denn mit spannendenAngeboten könne man den Jugendlichen Anerkennung und Geborgenheit geben - das, was sie am dringendsten bräuchten.

Kinderkommission, 29.11.2012

Page 8: Offen 1 - 2013

8

Offen

ErziehungsassistentInnen

4 x NEIN

Die Abgeordnete Andrea Asch von BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN erhielt am 22.11.2012 mit Drucksache 16/1519 Antwort auf ihre Kleine Anfrage vom 8.10., die zwar vornehmlich die Kindertagesbetreuung im Blick nahm, aber auch für das Ar-beitsfeld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit relevant ist.Vorausgegangen war ein Bericht der Rheinischen Post vom 24.7., nach dem das Bildungs- und Beratungsunternehmen „Europäische Bildungsakademie“ innerhalb von 6 Mona-ten „ErziehungsassistentInnen“ ausbilden würde. Dies sei ein „Neuer Ausbildungsberuf“. Voraussetzung sei ein einwand-freies polizeiliches Führungszeugnis, 6 Monate Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und mindestens ein Hauptschulabschluss. Die Ausbildung solle die TeilnehmerIn-nen für eine Tätigkeit in der Kindertagesbetreuung, offenen Ganztagsschulen und Jugendeinrichtungen qualifizieren. In der zwischen den Kommunen, den Kindergartenträgern und der Landesregierung im Jahr 2008 geschlossenen Perso-nalvereinbarung, die die notwendigen Qualifikationen für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen beschreibt, kommen „Er-ziehungsassistentInnen“ nicht vor. Das hätte zur Folge, dass junge Menschen evtl. guten Glaubens „Erziehungsassistent“ lernen, jedoch evtl. nach Abschluss der Ausbildung gar nicht in Kindertagesstätten arbeiten dürften. Andrea Asch wollte vor diesem Hintergrund wissen, ob es sich bei „ErziehungsassistentIn“ um ein anerkann tes Berufsbild handele; ob die Ausbildung zur (notwendigen) qualitativen Weiterentwicklung im Bereich der frühkindlichen Bildung beitrage; ob damit eine berufliche Zukunftsperspektive in Kinderta- geseinrichtungen gegeben sei und ob es behördliche Möglichkeiten gäbe, solche Ausbil- dungsangebote zur steuern.Betrachtet man die z.T. detaillierten Antworten der Lan-desregierung, so kann man ein 4-faches „Nein“ festhalten. Demnach sollte man/frau eine solche Ausbildung nicht wei-terempfehlen oder - bzgl. Personaleinstellungen in der Offe-nen Kinder- und Jugendarbeit - mit anderen Qualifikationen gleichstellen.

Landtag NRW, 22.11.2012

Hintergründe

.. . der Jugendhilfeplanung

BJK fordert Neuaktivierung

Anfang Dezember präsentierte das Bundesjugendkuratori-um (BJK) Empfehlungen für eine lokale Kinder- und Jugend-politik. Darin fordert das von der Bundesregierung eingesetz-te Sachverständigengremium eine strategisch ausgerichtete Jugendhilfeplanung als Basis einer aktiven kommunalen Kinder- und Jugendpolitik und stellt Handlungsoptionen der Jugendhilfeplanung für die Herausbildung einer „Eigen-ständigen Jugendpolitik“ im kommunalen Bereich vor.

„Kinder- und Jugendpolitik muss als eigenständige Politik mit und für junge Menschen sichtbar werden. Sie muss Teil einer politischen Gesamtstra-tegie sein, gerade dort wo junge Menschen leben und aufwachsen, in der Kom-mune. Ein wichtiger Schritt dazu ist die beteiligungsori-entierte Weiterentwicklung von Jugendhilfeplanung und Jugendhilfeausschüssen, so dass sie ihre jugendpolitische Steuerungsfunktion wahrneh-men können,“ betonte BJK-Vorsitzender Mike Corsa bei der Vorstellung der Schrift.

Die Stellungnahme betont die Bedeutung der Jugendhilfeplanung als Steuerungsinstru-ment bei der Entwicklung einer kinder-, jugend- und fami- lienfreundlichen Umwelt. Jugendhilfeplanung ist für das BJK nicht nur Option, sondern strategischer Anknüpfungspunkt für eine kommunale Kinder- und Jugendpolitik. Hierfür muss diese aber ihren gesetzlichen Auftrag umfassend erfüllen und die Schnittstellen zu anderen Planungsbereichen ge-stalten. Im Interesse der Kinder und Jugendlichen müssen institutionelle Barrieren und Hindernisse überwunden wer-

Page 9: Offen 1 - 2013

9

1 - 2013 Hintergründe

den. Eine notwendige, an den Interessen und Lebenslagen junger Men- schen orientierte kommunale Gesamtplanung ist auf eine lebenslagenbezogene und sozialwissenschaftlich fundierte Jugendhilfeplanung angewiesen.

Das BJK veröffentlichte zusammen mit der Stellungnahme eine Expertise zur Praxis und den Handlungsoptionen der kommunalen Jugendhilfeplanung. Die von Prof. Dr. Joa-

chim Merchel durchgeführ-ten Befragungen kommen zu ernüchternden Ergebnissen: Eine profilierte Jugendhil-feplanung bietet demnach das Potenzial für eine beteili-gungsorientierte, lebenslagen-bezogene und bedarfsgerech-te Kinder- und Jugendpolitik. Hierfür braucht es aber einer der Vielfalt und Komplexität der Themen und Aufgaben an-gemessene Ausstattung, ein transparentes Aufgabenprofil, eine kritische Bestandsauf-nahme vor Ort und konkrete Zielvorstellungen sowie eine deutliche Verbesserung des Wissensstandes und einer da-raus abgeleiteten Praxisent-wicklung. Schließlich bedarf es einer stärkeren Beachtung, Entwicklung und Erprobung partizipativer Verfahren, wenn kommunale Planungen insge-samt den Bedürfnissen junger Menschen und ihren Familien besser Rechnung tragen sollen.

Die Stellungnahme „Neuaktivierung der Jugendhilfeplanung: Potenziale für eine kommunale Kinder- und Jugendpolitik“ steht zum Download (als PDF-Datei, 519 KB) auf www.bundesjugendkuratorium.de bereit.

Deutsches Jugendinstitut e.V. 5.12.2012

Verstärkter Schutz von Kindern

Konzepte mitentwickeln

Aufwachsen ohne Gewalt dieses Recht soll jedes Kind in Deutschland haben. Um Kinder und Jugendliche besser vor Übergriffen zu schützen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am 21.11.2012 eine bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kin-desmissbrauchs gestartet.Hintergrund: Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2011 zeigt einen Anstieg auf mehr als 12.000 Fälle sexuellen Miss-brauchs. Zudem ist von einer sehr hohen Dunkelziffer aus-zugehen, da es in den meisten Fällen gar nicht erst zu ei-ner Strafanzeige kommt. Ziel der Initiative ist es, Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 12 Jahre über ihre Rechte zu informieren, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie zum Thema Missbrauch aufzuklären. LehrerInnen und Fachkräfte sollen Schutzkonzepte mitentwickeln, um so die Möglichkei-ten für Übergriffe von Tätern zu verringern.Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist verantwortlich für die Konzeption und setzt die In-itiative federführend um. Hier sind jahrelanges Wissen und Erfahrung aus dem Gesundheitswesen und aus der Kinder- und Jugendhilfe vereint.„Die Initiative besteht aus einer Fülle von Maßnahmen, die systematisch miteinander verbunden sind. Im Mittelpunkt steht ein Theaterstück zum Thema Kinderrechte und sexu-eller Missbrauch, das Kinder aktiv einbezieht“, erklärt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA. „Wir wollen nicht nur kindgerecht informieren, sondern Kinder ermutigen, ih-ren Gefühlen zu vertrauen, Nein zu sagen, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe anzunehmen. Das Theaterstück ist eingebettet in Qualifizierungsmaßnahmen für schuli-sche Fachkräfte und Veranstaltungen für Eltern, um deren Handlungskompetenzen im Falle von sexuellem Missbrauch zu verbessern.“Die bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kin-desmissbrauchs beinhaltet u.a. ab Anfang 2013 eine Web-seite sowie eine telefonische Beratung bei der bekannten kostenfreien »Nummer gegen Kummer«, ein interaktives Theaterstück »Sag mal...« der deutsch-schweizerischen Künstlergruppe Kompanie Kopfstand zum Thema Kinder-rechte und Missbrauch sowie Materialien und Fortbildung für alle Erziehungsberechtigten. Dazu gehören Elternabende sowie Informationsmaterialien. LehrerInnen und Fachkräfte

Page 10: Offen 1 - 2013

10

Offen

erhalten Fortbildungen auf institutioneller Ebene. Ziel ist eine Unterstützung des Hilfeystems durch die Vernetzung aller Akteure – darunter Beratungsstellen und Jugendamt. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt in Abstimmung mit dem jeweiligen Bundesland, die Pilotphase startet 2013 in Schleswig-Holstein.

Weitere Informationen finden sich unter www.sag-mal-theater.de, www.bmfsfj.bund.deund www.bzga.de

BMFSFJ und BZgA, 21.11.2012

Kath. Jugendfachstelle + Kath. Jugendwerke = Kath. Jugendagentur GmbHSeit 1. Januar 2013 firmieren die bisherigen fünf Katho-lischen Jugendfachstellen sowie die Katholischen Ju-gendwerke in den Regionen unter dem neuen Namen Ka-tholische Jugendagenturen. Seit Mitte 2011 hatten sich viele MitarbeiterInnen der Fachstellen, der Jugendwerke und des Erzbistums auf den Weg gemacht, um diese Einheit zu gestalten. Am 31.10.2012 wurde die GmbH gegründet und seit dem 1.1.2013 wird die Arbeit in den neuen Jugendagen-turen - Leverkusen Rhein-Berg Oberberg, Bonn, Düsseldorf, Köln und Wuppertal - weitergeführt.Die Agenturen unterstützen zum einen lokale Einrichtungen, zum anderen sorgen sie selbst für regionale Angebote der Jugendpastoral.Der Geschäftsführer der Kölner Agentur, Georg Spitzley, glaubt, dass damit die richtige Organisationsform gefunden wurde, um noch besser für den Dienst am jungen Menschen aufgestellt zu sein. Die Kernaufgaben der Katholischen Ju-

gendagentur sind insbesondere Konzeptionelle, personelle und finanzielle Unterstützung der Träger in der regionalen Jugendpastoral Subsidiäre Übernahme von Trägerschaften regionalen und lokaler Einrichtungen und Maßnahmen der Jugend pastoral Inhaltlich, fachliche Gestaltung der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit gemeinsam mit ihren Partnern in den Seelsorgebereichen Anregung und Umsetzung erforderlicher Maßnahmen und Projekte Förderung und Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeite rinnen und Mitarbeiter Sicherung der Vielfalt von Angeboten in der Jugendpatoral.

Diese Kernaufgaben gliedern sich Inhaltlich in die fünf folgen-den Fachbereiche:

Fachbereich Jugendhilfe und Schule Fachbereich Jugendsozialarbeit Fachbereich Katechese und Spiritualität in der Jugendpastoral Fachbereich Offene Kinder und Jugendarbeit Fachbereich Territoriale und verbandliche Jugendarbeit

Alle fünf GmbHs haben denselben Sitz wie die bisherigen Katholischen Jugendfachstellen.

Weitergehende Informationen zu den einzelnen Agenturen und Fachbereichen sowie die Kontaktdaten der Mitarbeite-rInnen finden sich unter bzw. über www.kja.de

Hintergründe

Page 11: Offen 1 - 2013

11

1 - 2013 Aus der Praxis

Preis für bürgerschaftl iche Selbsthilfe

OB ehrt OT

Am 28.11.2012 konnte Rosemarie Küpper (Foto) zusam-men mit der zweiten Vorsitzenden Britta Oellers und dem Geschäftsführer Uwe Dessau stellvertretend für den gesam-ten Trägerverein den Preis für bürgerschaftliche Selbsthilfe der Stadt Krefeld von Oberbürgermeister Gregor Kathste-de entgegennehmen. Dieser Preis würdigt das ehrenamtli-che Engagement Krefelder BürgerInnen im sozialen Bereich.

Seit 1984 schon ist das Jugendzentrum mit seinen Aktionen für Kinder und Jugendliche vielen BewohnerInnen des Kre-felder Stadtteils Fischeln bestens bekannt, sei es aus den Ferienaktionen, den Spielmobileinsätzen, Angeboten auf Stadtteilfesten oder weiteren Aktivitäten, die von den beiden hauptamtlichen Mitarbeitern rund um das Jahr angeboten werden.Aber eigentlich beginnt die Geschichte des Jugendzentrums schon einige Jahre vorher, als sich zu Anfang der 80er Jahre engagierte Menschen aus der Pfarre St. Clemens zusam-mentaten, um ein Angebot für die Jugendlichen zu schaf-fen, die sich nicht in der klassischen pfarrlichen Jugendar-beit oder in Vereinen einbinden lassen wollten. Nach vielen Diskussionen mit der Pfarre, dem Bistum Aachen und der Stadt Krefeld konnte dann 1984 die ehemalige evangelische Grundschule an der Wilhelmstraße als neues „Jugendzent-rum Fischeln“ eröffnet werden.Zur Vorsitzenden des Trägervereins wurde damals Frau Ro-semarie Küpper gewählt, und seitdem - also mittlerweile seit über 30 Jahren - steht sie diesem Verein auch heute noch vor.

Unterstützt von weiteren engagierten MitstreiterInnen konnte sie den Neubau durchsetzen, als die alte Schule Ende der 80er Jahre aus allen Nähten platzte. Seit der Eröffnung 1993 stehen dem Jugendzentrum somit ein Kinderhaus und ein Jugendhaus zur Verfügung.Auch bei der Gründung des Fördervereins, der dem Jugend-zentrum bei größeren und kleineren Anschaffungen unter die Arme greift, war Rosemarie Küpper beteiligt. Dem Förder-verein verdankt das Jugendzentrum z.B. die Anschaffung und den Unterhalt des Spielmobils, mit dem in den wärme-ren Monaten Angebote auf Spielplätzen oder bei Stadtteil-festen durchgeführt werden, aber auch Tische, Stühle oder die Einrichtung eines WiiRaumes hat der Verein, der um die 80 Mitglieder zählt, den BesucherInnen des Jugendzentrums ermöglicht.

Foto/Text: Jürgen Weiland, Heimleiter

Dokumentation und Weihnachts-/Neujahrsgruß des Carl Sonnenschein Hauses, Aachen in einem

Page 12: Offen 1 - 2013

12

Offen

Selbstverständnis der Bildungsarbeit

Caritas denkt weiter

Die Caritas im Erzbistum Köln erkennt in all ihren Arbeits-feldern vielfältige Bildungsprozesse mit unterschiedlichen Bildungsinhalten und Vermittlungswegen. Da aber vieles in der täglichen Arbeit und im menschlichen Umgang so selbst-verständlich erscheint, dass es nicht unbedingt als Bildungs-prozess wahrgenommen wird, stellt sie diesen Aspekt in ih-rer aktuellen Kampagne „Wir denken Bildung weiter“ in den Mittelpunkt. Dabei stellt sie u.a. auf Homepage und in einer Broschüre eindrucksvolle Beispiele vor und animiert zu einer Online-Mitmachaktion.Mit folgenden Eckpunkten beschreibt die Caritas - unabhän-gig von ihren AdressatInnen (und deshalb wird hier darüber berichtet) -, welche Caritas denkt weiter Selbstverständnis der Bildungsarbeit qualitativen Merkmale die Bildungspro-zesse in der Caritas ausmachen.

„1. Persönlichkeit stärken - Orientierung anbietenWoher komme ich, wer bin ich und welche Ziele will ich er-reichen? Nur drei von vielen existenziellen Fragen, die sich irgendwann jeder Mensch im Leben stellt. Die Caritas hilft Menschen, Identität in der Pluralität zu entwickeln. Sie fördert die Entfaltung der Persönlichkeit, stärkt Urteils- und Entschei-dungsfähigkeit, fördert Selbstbestimmung und gesellschaftli-che Teilhabe und gibt Hoffnung auf ein gelingendes Leben für sich und andere vor dem Hintergrund des Heilsplans, den Gott für jeden Menschen hat.

2. Bindung schaffenBindungserfahrungen in der Kindheit und im Erwachsenen-alter haben großen Einfluss auf unseren Lernerfolg, unser Wohlbefinden und Sozialverhalten. Aber wie können Bindun-gen zwischen Lernenden und Lehrenden positiv gestaltet werden? Die Caritas hilft Familien in belasteten Lebenslagen, stärkt die Erziehungskompetenz der Eltern und vermittelt bei Bedarf weitere Unterstützung. Sie fördert den respektvollen Umgang zwischen Lehrenden und Lernenden und begleitet ihre Mitarbeitenden in ihrer oft herausfordernden Arbeit.

3. Vielfalt begegnenWie kann soziale und kulturelle Vielfalt in unserer Gesell-schaft gelebt werden? Die Caritas gestaltet das Miteinander unterschiedlicher Kulturen in einem bewussten Dialog, baut

ethnische Diskriminierung ab und trägt zur interkulturellen Öffnung von Bildungsinstitutionen und angeboten bei.

4. Bildung ganzheitlich gestaltenWissen zu erwerben ist für jeden Menschen wichtig - ge-nauso wichtig ist es aber auch, dass ein Mensch z.B. handwerklich-technische, musisch-künstlerische und sozial-emotionale Fähig-keiten entwickelt. Zudem ist es neben einem guten Fachwissen entscheidend, auch selbständig und re-flektiert vor dem Hinter-grund eines Wertegefüges handeln zu können und sich in eine Gemeinschaft einzubringen. Die Caritas macht es sich daher zur Aufgabe, die Vielfalt der zu entwickelnden Fähigkeiten und Kompetenzen im Blick zu halten und Menschen individuell und ganzheitlich zu fördern.

5. Bildung ist ein diakonischer ProzessJeder Mensch ist bildungs-fähig, hat Anlagen und Entwicklungspotenziale, die geweckt, gefördert und gestärkt werden können, damit er sein Leben ge-stalten kann. Die Caritas verfolgt das Ziel, beson-ders für Ausgegrenzte und Benachteiligte bessere Zugänge zu Bildung und damit Chancen zur Teilha-be am Leben der Gemein-schaft zu erschließen. Damit trägt die Caritas auch dazu bei, „Armen eine Stimme zu geben“.

6. Formale, non-formale und informelle Bildung verknüpfenBildung findet nicht nur in der Schule und speziellen Bil-dungsinstitutionen statt: Auch im Alltag, in der Arbeit, beim

Aus der Praxis

Page 13: Offen 1 - 2013

13

1 - 2013

Spielen oder am Computer machen wir Erfahrungen, lernen dazu und verarbeiten das Erlebte. Die Caritas berücksichtigt in ihrer Arbeit die Vielfalt der Bildungsprozesse und fördert neben der formalen auch non-formale und informelle Bildung. Erfahrungslernen hat einen hohen Stellenwert, weil Lernen und Leben aufeinander bezogen und miteinander verbunden

werden.

7. Individuell fördernJeder lernt anders, hat spezielle Fähigkeiten und Interessen - Bildung in der Caritas setzt deshalb auf einen facettenreichen Mix individueller Lernangebote und - orte. Dabei achtet die Caritas auf die Leistungs-potentiale und grenzen des Einzelnen und stärkt ihn, indem sie individuelle Lernfortschritte und -er-folge in den Vordergrund stellt.

8. Lebenslang lernenJeder Mensch steht in sei-nem Leben immer wie der vor Aufgaben und Situati-onen, für deren Lösung er dazu lernen oder umlernen muss. Doch wie gelingt es, ein Leben lang neugierig zu bleiben, neue Kompe-tenzen herauszubilden und neue Lebenssituati-onen zu bewältigen? Die Caritas hat Bildung als He-rausforderung für den ge-samten Lebenslauf eines Menschen im Blick und unterstützt lebenslanges

Lernen - von der frühkindlichen Bildung bis ins hohe Alter.

9. Partizipation und Demokratie lebenWenn Lernende an der Auswahl und Ausgestaltung von Bil-dungsangeboten beteiligt werden, stärkt das die Passgenau-igkeit und Akzeptanz der Angebote. Zudem trägt Mitbestim-

mung zum Verständnis und Erhalt unserer demokratischen Zivilgesellschaft bei und steigert das Interesse für ehrenamt-liches Engagement. Die Caritas macht es sich daher zur Auf-gabe, Beteiligung zu ermöglichen, den Dialog von Lernenden und Lehrenden zu stärken und Kinder- und Jugendliche so-wie Erwachsene zu motivieren, eigene Entscheidungsspiel-räume als solche wahrzunehmen und zu nutzen.

10. Bildung ist ein MenschenrechtDie Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hält in Artikel 26 fest: „Jeder hat ein Recht auf Bildung“. Der menschen-rechtliche Anspruch auf Bildung verpflichtet den Staat, dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen einen gleichberechtig- ten, diskriminierungsfreien Zugang zu Bildung haben. Die Caritas der katholischen Kirche sieht und betont den engen Zusammenhang zwischen Sozial- und Bildungspolitik und setzt sich bewusst dafür ein, ausgegrenzten und benach-teiligten Menschen einen besseren Zugang zu Bildung zu verschaffen, um ihnen jetzt und für später, eine gleichberech-tigte Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Hierfür erhebt die Caritas in Kirche, Politik und Gesellschaft ihre Stimme.“

Das Selbstverständnis der Caritas- Bildungsarbeit finden Sie in ausführlicher Form online unter www.wir-denken-bildung-weiter.de

Aus der Praxis

Page 14: Offen 1 - 2013

14

Offen

Inklusive Arbeit der OT Ohmstraße

Vor dem Aus! - ?

Die Vorweihnachtszeit hielt nicht nur Freude erwartende Nachrichten parat: Gleich drei Offene Kinder- und Jugend-einrichtungen aus Bergisch Gladbach, Köln und Neuss er-eilte die Hiobsbotschaft, dass ihr Betrieb alsbald aufgrund fehlender oder zu geringer öffentlicher Förderung eingestellt würde. Zwei dieser Häuser verfolgen - bereits langjährig er-folgreich - ein ausdrücklich inklusives Konzept. Da derzeit dieses Thema in der Öffentlichkeit große Resonanz erfährt, und allseits eine weitreichende Unterstützung behinderter junger Menschen eingefordert wird, ist es umso tragischer, von einer Schließungsankündigung zu erfahren. Im Falle der bedrohten Kölner Einrichtung schrieb der OT-Vorstand am Köln, 18.12.2012:

„An alle Fraktionen im Rat,OB und Bezirksbürgermeister, Stadtverwaltung und PresseSehr geehrte Damen und Herren,

in dem nun fast abgelaufenen Jahr 2012 war die Förderung der inklusiven Arbeit in aller Munde, sei es im schulischen Bereich aber auch in Kindergärten und im Freizeitbereich.Die inklusive OT Ohmstraße steht Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Porz und Umgebung zu einer attraktiven Freizeitgestaltung zur Verfügung. Das Programm orientiert sich an deren Interessen, Bedürfnissen und Ideen.Die Bedeutung der inklusiven Arbeit verdeutlichte auch die von uns erhaltene Förderung der Stadt Köln, durch deren Fi-nanzierung uns die Weiterführung der inklusiven Arbeit, die in unserer OT Ohmstraße seit dem Jahr 2002 konsequent – auf eigene Kosten – betrieben wird, mit einer halben Stelle für das Jahr 2012 ermöglicht wurde. Zudem wurde uns 2012 versprochen, die inklusive Arbeit mit einer Förderung über das Jahr 2012 hinaus weiter zu sichern, da der Verein aus Mitteln der Eigenfinanzierung dazu nicht mehr in der Lage ist.Nun wurde uns von Seiten der Stadt Köln signalisiert, dass es der Stadt Köln wahrscheinlich nicht möglich sei, die inklu-sive Arbeit weiterhin zu fördern, da hierfür keine zusätzlichen Gelder zur Verfügung stehen würden.Aus Vereinsmitteln sind wir leider nur noch in der Lage, die inklusive Kinder- und Jugendarbeit bis Februar 2013 zu fi-nanzieren. Andere Finanzierungsmöglichkeiten sehen wir

derzeit nicht mehr, da die Inanspruchnahme verschiedener Stiftungen oder kirchliche Unterstützungen bereits in den ver-gangenen Jahren ausgeschöpft wurden.Somit stünde die erfolgreiche inklusive Arbeit in unserer OT Ohmstraße, die über die Grenzen Kölns hinaus Aufsehen er-regt hat und am 29.11.2012 eine Anerkennung bei der Preis-verleihung des Deutschen Kinder und Jugendhilfepreises Hermine-Albers-Preis 2012 ausgesprochen bekam, vor dem Aus.

Zitat der Berliner Erklärung zur Preisverleihung: „Eine Anerkennung in dieser Kategorie ging an das Haus der Offenen Tür Porz e. V. für das „Konzept inklusive Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen und deren Familien“. Zum Konzept des Hauses der Offenen Tür Porz e.V./OT Ohmstraße wurde hervorgehoben: „Der Träger setzt das Leitziel Inklusion mit dem Motto und der Methode „der Weg ist das Ziel“ um. Es werden Angebote ins Leben gerufen und am Bedarf der Menschen weiter entwickelt. Die Arbeit lässt sich auf andere Kinder- und Jugendzentren sehr gut übertragen.“Insbesondere auch wegen der öffentlichen Wahrnehmung dieses Themas und der positiven Diskussionen in der Ver-waltung und der Politik (Stadt, Land und Bund) über die Not-wendigkeit der Inklusion wäre es schwer vermittelbar, dass wir diese Arbeit wegen fehlender finanzieller Förderung ein-stellen müssten.

Es würde uns freuen, wenn Sie in Ihrer Fraktion bei den an-stehenden Haushaltungsberatungen Fördermittel einplanen würden, gegebenenfalls durch Setzung von Prioritäten, um eine Förderung und Fortsetzung dieses wichtigen Projektes zu ermöglichen. Für ein persönliches Gespräch steht Ihnen (...)

Mit freundlichen GrüßenPastor B. Wolff (Vereinsvorsitzender)R. Werheid (Koordinator)“

Aus der Praxis

Page 15: Offen 1 - 2013

15

1 - 2013

www.jbz-arnsberg.de

Der (interne) Link des Monats

In jeder Ausgabe wollen wir Ihnen die Gelegenheit geben, sich - „unverzüglich“, sprich: per Mausklick - auf eine ausge-wählte Homepage einer Mitgliedseinrichtung der LAG Kath. OKJA NRW zu begeben.

Den Anfang macht das Jugendbegegnungszentrum (JBZ) Liebfrauen in Arnsberg, dem das K.L.A.G.-info wohl die meisten Einzelartikel aus der Praxis zu verdanken hatte:

Aus der Praxis

Jugendliche helfen Kindern

Hilfe im Doppelpack

Die ehrenamtlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Ökumenischen Jugendarbeit Eicken (ÖJE) in Mön-chengladbach sammelten zu Anfang der Adventzeit Spiele für Kinder und Familien, damit so mancher Gabentisch am Heiligabend nicht leer blieb.

Toggo, das Kinder-Magazin von SuperRTL, rief gemeinsam mit dem Bundesverband der Tafeln in Deutschland zu einer Spendenaktion für benachteiligte Kinder und Famili-en auf – „Kinder helfen Kindern“. Die Jugendlichen der ÖJE waren von der Idee sofort angetan und wollten sie tatkräftig unterstützen.

„Wir Jugendlichen finden, dass Weihnachten nicht nur das Fest der Liebe ist, sondern auch eine Zeit, in der wir uns auf gemeinschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität besin-nen sollten. Deshalb wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass alle auch ein frohes Weihnachtsfest erleben können.“ Am 8.12.2012 wurden dann ausgemusterte Spiele in der Kontaktstelle SKY der ÖJE abgegeben. Die Jugendlichen sorgten dafür, dass die Geschenke an die entsprechenden Stellen weitergegeben wurden.Das Team der ÖJE unterstützte die Jugendlichen am selben Tag mit einem Büchertrödel für Jung und Alt. Bücher ab 1 € für den guten Zweck: Die Hälfte des Ertrags kam der Mön-chengladbacher Tafel zugute.

Andreas Kreder, ÖJE

Page 16: Offen 1 - 2013

16

Impressum

Herausgeberin:

Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit Nordrhein-Westfalen (LAG Kath. OKJA NRW)

Am Kielshof 2, 51105 Köln Fon: 0221 - 899 933-0, Fax: 0221 - 899 933-20 E-Mail: [email protected]

Redaktion:Norbert Hubweber (verantw. i.S.d.P.), Anke Oskamp, Doris Reiß

Layout:MATUSZYNSKI-MEDIA

Versandlogistik:Ulla Weber-Kuhlbach

Redaktionsschluss:17. Januar 2013 nächste Ausgabe: März 2013

Fotonachweis:OT Köln-Ostheim (Titelfoto)

Alle Artikel ohne Quellenangabe stammen aus der Offen-Redaktion.Nachdruck eigener Artikel ist bei Quellenangabe und Zusendung ei-nes Belegexemplars gestattet. Die Herausgabe dieser Zeitschrift ist gefördert aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW.