Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewußtseins

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  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Einfhrung

    Im Lichte des Bewusstseins

    Die unendliche Wirklichkeit in uns

    Gttliche und menschliche Erfahrung

    Das Geheimnis der Grsse

    Der Kosmos als Offenbarung des Gttlichen

    Der Mittelpunkt des Unendlichen ist berallDas Wunder in uns und um uns

    Die Krfte des Bewusstseins

    Der Beobachter und Zeuge in uns

    Vom Licht und Feuer des Bewusstseins

    Erinnerungsvermgen

    Das Phnomen der Sprachengabe

    Das Gewissen

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    Hhere Intuition

    Das Traumbewusstsein und seine schpferischenFhigkeitenTraumwelten durchdringen sich im Raum

    Die Materialitt der Welt wird in wissenschaftlicher Analyse zur Energiestruktur

    Die Traumwelt ist von geringerer Soliditt oderStofflichkeit

    Der Mensch als Bildnis Gottes

    Bewusstsein und Materie

    Der trumende Thomas

    Musik

    Der Mass-Stab menschlicher Grsse

    Die Kunst der rechten Einstellung

    Die menschliche Denkkraft

    Das menschliche Denken als Fessel des Bewusstseins und als Sprungbrett zur Befreiung

    Das Problem des menschlichen Lebens

    Die Laufbahn der Vollkommenheit

    Wachstum ist ein unsichtbarer Vorgang

    Die Reaktion des Normalmenschen

    Das Saatkorn Mensch

    Die berwindung der Gedankenebene durcheinen HauptgedankenDie grundlegende Disziplin zur Hherentwicklung

    WirklichkeitsbewusstseinDie Welt im Licht des gttlichen Bewusstseins

    Warum fhlen wir uns nach der Meditationfrisch?Das Bewusstsein nimmt die Form an, auf dieunsere Aufmerksamkeit gerichtet ist

    Wir wollen nicht im Alltag aufgehen

    Der Felsengrund

    Wissenschaft und Geist

    Bewusstsein und Existenz

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    Innerer Reichtum

    Gotterfahrung durch Drogen?

    Das unsterbliche Bewusstsein

    Eine neue Welt

    Ein gutes Herz - der kostbarste BesitzDie Logik des Unendlichen

    Vom menschlichen Denken zum transzendentalenBewusstseinSuprakosmische Mathematik

    Das Leben erobern

    Vorwort

    ber seinen erfolgreichen Bemhungen um Bewltigung der Aussenwelt, ja umEroberung des Weltalls, hat der moderne Mensch weite Gebiete seines eigenenInneren brachliegen lassen. Er weiss nichts von der tiefen, unabhngigen Freudeund der lebensbereichernden Kraft, die in seinem Innersten verborgen liegen.

    Hinter allen vordergrndigen Bewusstseinsphnomenen weist SwamiOmkarananda anhand vieler Beispiele in klarere Analyse auf das hchsteBewusstsein hin, in dem der Mensch seine letzte Erfllung findet. Der Menschvermag sich selbst zu transzendieren. Auf dieser Tatsache beruht der Fortgangseiner wahren Hherenwicklung, die Grundlage der herrlichsten Ausformungenvon Kultur und Zivilisation, das Heilmittel fr alle Krankheiten und bel und diedauerhafteste Lsung aller sozialen, nationalen, politischen, ethischen,wirtschaftlichen und kulturellen Probleme. Das ist die Botschaft SwamiOmkaranandas, und in diese legt er uns in einer alle Wissensgebiete

    umspannenden Psychologie der Seelentiefe vor, die tatschlich faszinierenvermag und den mden Skeptiker wie ein Feuer anspringt. Nicht in den Bereichdes Irrationalen, sondern des berrationalen fhren uns die lichtvollenAusfhrungen dieses Weisen unserer Zeit, die nicht irgendwelchen Theorien undLehren, sondern der eigenen Praxis und Erfahrung entspringen. SeineUntersuchungen fhren in die unbekannten Dimensionen menschlicherIntelligenz und ihren unerschpflichen Quellbereich. Es werden Wege gewiesen,wie der Mensch zu seinem eigenen Mittelpunkt gelangen kann, der zugleichMittelpunkt des Unendlichen ist und sich im jedem einzelnen Menschen befindet.

    Die Umstnde und Erfordernisse unserer Zeit bringen es selbst mit sich, dass wiran die Erforschung an dieser unbekannten Dimensionen gehen, die hinter derKraft unserer Gedanken und Gefhle stehen und unermessliche Mglichkeiten insich bergen.

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    Dr. phil H. Becker

    Zur Einfhrung

    Wir eilen auf eine Zeit zu, in der die Menschheit zu einer einzigen grossenFamilie zusammenwchst. Wissenschaft und Technik helfen die Grenzen von

    Zeit und Raum zu berwinden, so dass unser Zeitalter mehr und mehr weltweitePerspektiven gewinnt und vom Materiellen her ein Weltbewusstsein vorbereitenhilft. Es bestehen im menschliche Leben heute eine Anzahl von Krften undFaktoren, die auf die Weitung des Bewusstseinhorizontes auch im usserenmenschlichen Bereich hin wirken. Dies geschieht auf Grund des gleichen innerenStrebens. Die gemeinsamme Wesengrundlage setzt dem Menschen gleicheZiele. Dennoch ist es offensichtlich , dass in verschiedenen Kulturen und zuverschiedenen Zeiten unterschiedliche Tendenzen im Vordergrund stehen. Sohat der moderne Mensch insbesondere die Krfte der Aussenwelt zu

    unterwerfen versucht. Doch bei diesem Bemhen, bei dem er in einembesonderen Ausmass Erfolg hatte, wie uns die Spaltung des Atomkerns und dieEntwicklung der Mondrakete beweisen, hat er die Krfte des Herzensvernachlssigt. Der noch weitaus grsseren Krfte seines inneren Seins ist ersich noch nicht bewusst geworden. Er weiss berhaupt nichts von der Freude,die in seinem Inneren verborgen liegt. So ist der Mensch rastlos auf der Suchenach immer besseren Umstnden und Lebensbedingungen; doch je mehr ernach Freude im usseren Bereich des Lebens Ausschau hlt, um so mehrSchmerz und Unbehagen hat das bezeichnenderweise zur Folge, whrend dieviele Jahrtausende alten Bemhungen um Weisheit und Erleuchtung demstlichen Menschen die Erkenntnis einbrachten, dass in Wahrheit alle Freude indem unendlichen, schpferischen, allsehenden, gttlichen Bewusstsein imInneren zu suchen ist. Aus ihr vermag der Mensch Freude zu gewinnen, die vonallen usseren Umstnden, Bedingungen und Lebenslagen unabhngig ist. Daer jedoch nichts von dem unendlichen Frieden weiss, der alles Verstehenbersteigt, von dem Frieden, der unbegrenzt in ihm selbst liegt, mht er sichbestndig vergebens, Frieden auf der Welt und Frieden in seinem Inneren herzustellen. Immer wieder erntet er statt dessen Ruhelosigkeit und Unbefriedigtsein,whrend der stliche Weise den Frieden in seinen Hnden hlt, in seiner Seele

    trgt und aus seinen Augen strahlen lsst; ist doch dieser Friede identisch mitdem gttlichen Be Bewusstsein in seinem Inneren. Er erfhrt ihn jeden Tag, jedeStunde, jede Minute seines Lebens. Weil der Mensch des Westens nichts weissvon der grossen, unbestreitbaren gttlichen Wahrheit, dass dieses Bewusstseindie Quelle aller Erkenntnis und ein Meer der Allwissenheit ist, sammelt erungeheures Wissen ber die ussere Welt und gewinnt eine MengeInformationen und Erkenntnisse, die jedoch keinen grundlegenden Wert haben,whrend der Mensch des Ostens um die Tatsache weiss, dass jede Erkenntnisihre Quelle in diesem inneren Sein hat, das unendlich ist. Darum wendet er den

    Blick nach innen.Wenn im folgenden vom gttlichen Bewusstsein die Rede ist, dann ist damit dasunendliche Bewusstsein gemeint, aus dem alles hervorgegangen ist und dasalles erhlt. Es wird aber damit zugleich auch der hchste erreichbare

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    Bewusstseinszustand des Menschen angedeutet, der in seiner letztenVollendung mit dem ersteren zusammenfllt. Der Ausdruck "Gottbewusstsein"indessen bezeichnet einen Zustand des menschlichen Inneren, der durchbestndige Ausrichtung auf das Gttliche gekennzeichnet und von der Hingabean das Gttliche durchdrungen ist. Dieser Zustand kann als Vorstufe auf demWeg zum gttlichen Bewusstsein betrachtet und als Gegensatz zu einem krper-und umweltbezogenen Bewusstsein gesehen werden.

    Das Buch nimmt also nicht das empirische, psychologisch erforschbaremenschliche Bewusstsein zum Ausgangspunkt seiner Untersuchung. Esentspringt vielmehr der erfahrungsmssigen Erkenntnis des alle Dingedurchwaltenden, gttlichen Bewusstseins. Das lsst die psychologischeForschung nicht berflssig werden. Ihr Wert wird durchaus anerkannt, und ausdem Blickwinkel einer hheren Schau ergeben sich auch fr die Psychologieneue Perspektiven und Erkenntnisse. Doch knnte man hier die Worte SwamiOmkaranandas zitieren, die er an anderer Stelle aus spricht: "Es gibt nichtsBesseres als das Beste, womit sich der Mensch befassen kann, und dieses

    besteht in der Erforschung der Essenz aller Dinge." Nach Ansicht des Swami istes des Menschen nicht wrdig, das Leben hinzunehmen, ohne es auf seinenwesentlichen Gehalt und seine eigentliche Bedeutung hin zu prfen, wie es vonselten der Wissenschaft und intellektueller Menschenfhrung zuweilengeschieht. Er besteht auf dessen kritischer Durchforschung, um es auf solideund dauerhafte Grundlagen zu stellen. Aufgrund seiner Erfahrung der einen unduniversalen Wahrheit sowie der daraus folgenden Verbundenheit mit demHerzen der ganzen Menschheit durch die Bande der alles transzendierendenWeisheit und Liebe, kann Swami Omkarananda nicht irgend einem Land der

    Erde noch irgend einer kulturellen oder geistigen Tradition zugeordnet werden.Der grundlegende universale Charakter seines Denkens, Fhlens und Lebens istdie ganz natrliche Folge einer Entwicklung, die schon frh in seinem Leben zurErfllung in der gttlichen Erfahrung gelangte und ihn zu einer Perspektivebefhigt, die alle geistigen Wege und alle Wissenschaftsgebiete umschliesst undin einer unmittelbaren Wahrheitsschau integrierend zusammenfasst.

    Es ist eine ganze, vollkommene Welt, eine Welt der Unzerstrbarkeit und desBleibenden, in die er uns fhrt, eine Welt, in die Vernichtung und Krieg nichthineinreichen. Dabei wird nicht bestritten, dass es diese Erscheinungen auf der

    menschlichen Erfahrungsebene gibt; doch weist Swami Omkarananda ausseiner eigenen inneren Erfahrung heraus Wege, wie der Mensch aus dieserEbene in eine Welt des ewigen Lebens und zu einem hheren Bewusstseingelangt, wo er in Wahrheit beheimatet ist und zum eigentlichen Mittelpunkt insich zurckkehrt, wobei sein Leben im Ausseren auf erstaunenswerte Weisedurch den Frieden, die Kraft, die Freude und unzhlige Schtze aus dem innerenBewusstsein bereichert wird.

    Damit zeigt sich nicht nur ein Weg, wie der Einzelne zum Frieden und zumwahren Glck gelangt, sondern es ist damit ebenfalls der Weg zurAufwrtsentwicklung der Menschheit gegeben; das menschliche Problem istletztlich nur durch das zu lsen, was das Hchste im Menschen selbst darstellt.Dieses finden wir im hchsten gttlichen Bewusstsein in seinem Inneren.

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Es handelt sich hier nicht um blosse Ideen; Swami Omkarananda liefert uns mitseinem Leben und seiner Persnlichkeit den Beweis, dass dem Menschen derWeg in die Transzendenz schon whrend dieses Erdenlebens offensteht. Jeder,der ihn aus der Nhe kennt, wird frher oder spter zu dieser Einsicht kommen.Es gibt wirklich einen Zustand innerer Reinheit, in dem der Mensch fr dashhere Bewusstsein transparent wird und aus einer unerschpflichen Quelle imHintergrund einen Frieden, eine Kraft und innere Freude zu schpfen vermag,die ihn auch im aufreibendsten Alltag unerschtterlich sein lsst. Das Verlangennach dem Vollkommenen, nach Freude, Friede und Unsterblichkeit istunerbittlich, und der Ruf nach mehr Erkenntnis und Licht lsst sich auf die Dauernicht unterdrcken, selbst wenn wir es versuchen wollten. Das innere Sein imMenschen verlangt nach der Unendlichkeit des Lebens, weil sich das Gttliche inseinem Herzen verbirgt, weil Freude, Friede, Kraft und Weisheit ganznatrlicherweise zum Menschen gehren und sein inneres Wesen aus zeichnen.

    Nun ist aber das irdische Leben Bedingungen unterworfen und durchmenschliche Schwchen eingeengt. In diesen liegt jedoch nichts Unentrinnbares,

    nichts Definitives. Die Begrenzungen knnen berwunden werden, und jedenTag gibt es Menschen auf der ganzen Welt, die sie berwinden. Wir sind nichtauf ewig durch unsere gegenwrtigen Begrenzungen gebunden, sondern sind inTat und Wahrheit Kraftfelder und Mittelpunkte eines unendlichen Bewusstseins.Zuerst und zuletzt sind wir unserem eigentlichen Wesen nach Eigentum diesergttlichen Wirklichkeit, dieses ewigen Seins, das ein einziges ist. AlleBegrenzungen und alle Trennungen von dieser Wirklichkeit nehmen sich - aushherer Schau gesehen - vielmehr wie knstlich aus und bleiben an derOberflche. Ihr Weiterbestehen ist davon abhngig, dass etwas in unserem

    Willen sie bejaht, dass sich unser Bewusstsein und unsere innere Einstellungihnen zuwendet. Unser wesentliches Sein ist unendliche gttlicheVollkommenheit! Alle sind eins in diesem inneren Gesetz alles Bestehenden,denn das gttliche Bewusstsein ist allen gemeinsam. Wie der deutschePhilosoph Kant, so ist sich auch der Weise des Ostens der Grenzenmenschlicher Vernunft bewusst und ist ebenso von der Wirklichkeit dessen, wasunendlich und absolut ist, berzeugt. Er gelangt ber die Begrenzungen dermenschlichen Vernunft hinaus, indem er die Krfte des Bewusstseins entwickelt:Krfte der direkten Wahrnehmung und der hheren Intuition, um Erkenntnisdurch Einssein mit dem gttlichen Bewusstsein in allem zu erlangen. Durch

    besondere Disziplinen sucht er die Grenzen menschlichen Denkens zuberschreiten und einzugehen in das unermessliche Licht des gttlichenBewusstseins.

    Dieses unvergngliche Prinzip im Menschen kann wohl denkerisch erschlossenwerden, doch ist es rational letztlich nicht mehr erfassbar. Es ist nur in seinemeigenen Licht erfahrbar. Somit ergeben sich unterschiedliche Perspektiven, jenachdem, ob es aus der Sicht der Vernunft oder vom erwachten gttlichenBewusstsein aus betrachtet wird. Fr die Ratio, die hier nicht mehr zufolgen

    vermag, bleibt es ein blosses Postulat. Fr den geistig Erleuchteten ist diesesBewusstsein die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten und wird als weitaus wirklichererfahren als alle seine Manifestationen auf der Schpfungsebene. Was alleKulturen und Religionen eint und worin sich auch Religion und Wissenschaft

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    einmal treffen mssen, wird hier in einer der Tiefenpsychologieentgegengesetzten Hhenpsychologie dargelegt. - Oder sollen wir esPhilosophie der Seelentiefe nennen? Nicht in den Bereich des Irrationalen,sondern in den des berrationalen fhren uns die lichtvollen Ausfhrungen, dienicht der Theorie des Denkers, sondern der praktischen, tatschlichen innerenErfahrung des Weisen entspringen. Sie sind auch nichtgeschriebenes, sonderngesprochenes Wort, direkt an den Zuhrer gerichtet, und etwas davon drcktsich auch noch in der Zusammenfassung im Buche aus. Die menschlicheIntelligenz ist keine festgesetzte und messbare Grosse, nicht das an dieOberflche der Erscheinung gebundene Vermgen, als das sie sich einerquantifizierenden Psychologie darbietet. Sie besitzt noch unerkannteDimensionen und unentdeckte Quellen, zu denen hchstens die Genieforschungzaghafte Vorstsse gewagt hat. Indem wir die ntigen Bedingungen schaffen,unter denen unsere hhere Geistesttigkeit in Wirksamkeit treten kann, kommenwir diesen unbekannten Gebieten des menschlichen Bewusstseins nher,dessen Quellbereich im Unendlichen liegt, und dieses wiederum hat seinenMittel punkt im Menschen - in jedem Einzelnen, denn der Mittelpunkt des

    Unendlichen ist berall. Unsummen wurden investiert, um den Mond zu erreichen. Der unerforschte Kern des Menschen ist sicher des Nachdenkens, jaeiner ernsthaften Untersuchung wert. Das vorliegende Buch bietet Anleitung undHilfe, die hchsten im inneren Bewusstsein des Menschen ruhendenMglichkeiten zu erkunden, zu erfahren und zu entfalten, indem es auf dessenusserungsformen sowie auf Mglichkeiten zu seiner Beobachtung hinweist undWege zeigt, auf denen es erlangt werden kann. Das Problem des menschlichenLebens ist das Problem des Individuellen, das sich seiner Unbegrenztheitbewusst werden soll, um schliesslich zu seiner bewussten Einheit mit dem

    berindividuellen zu gelangen. Diese Mglichkeiten, die im Bewusstsein desMenschen verborgen liegen, sind so unendlich reich, dass der Unterschiedzwischen dem Menschen, wie er sich gegenwrtig zeigt, und dem, was ertatschlich sein kann, dem Unterschied zwischen dem einzelligen Organismusund dem hchstentwickelten menschlichen Individuum vergleichbar ist. DieUmstnde und Erfordernisse unserer Zeit selbst bringen es mit sich, dass wir dienoch weithin unbekannten Dimensionen in uns erforschen und die Quellenerschliessen lernen, die hinter der Kraft der Gedanken und der Kraft desHerzens stehen und noch weit grssere Mglichkeiten in sich bergen.

    Dr. med. C.-E. Wetter Im Lichte des Bewusstseins

    Wirkliche Genies und Helden des Geistes, Knstler, Wissenschaftler undEntdecker sind im Bereich des Bewusstseins zuhause, und das Bewusstsein ansich in seiner Unendlichkeit ist das Gttliche. Die hchste Potentialitt in allerMaterie, in allem Leben, in allem Denken ist das Reich des Gttlichen, ist das

    unendliche Licht, ist die absolute Energie, ist die unerfassliche Schnheit, ist dasschpferische Bewusstsein. Darum werden auch die Grssten dieser Welt nochvon jenen berragt, die sich der Erfahrung und Erforschung des Gttlichenweihen.

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    Unter den grossen Dichtern der Welt finden sich solche, die, ohne selbst Heiligeoder Philosophen zu sein, doch aufgrund der Reinheit ihres Strebens nach derVollkommenheit dichterischer Schnheit und Schau die Gegenwart desGttlichen berhrten und in ihrem Werk etwas von dem aufklingen liessen, dassonst nur den Heiligen eigen ist. So konnte der Dichter William Blake wie einMystiker sagen: Wenn die Tore Deiner inneren Schau gereinigt sind, wirst Dudas Unendliche berall erblicken. Er spricht hier eine Wahrheit aus, die in allenJahrhunderten menschlicher Geschichte immer wieder von neuem entdecktwurde. Wohin auch immer ein solch gelutertes Auge schaut, berall sieht esdas Gttliche.

    Gotterfahrung ist eine Sache des inneren Bewusstseins, eine dem Menschennatrliche Erfahrung, die dem hchsten Selbst in uns eigen ist; eine Erfahrung,die uns vorbestimmt ist und auf die wir durch die verschiedenen Erfahrungenunseres menschlichen Lebens hingefhrt werden. Diese Grossen haben imBereich ihres Mhens und Ringens Hunderte von Hilfen und Erkenntnissen frunser inneres Wachstum erarbeitet, so dass es nicht an Mitteln und Wegen

    fehlen drfte, um unser ganzes Wesen umzuwandeln, unserWahrnehmungsvermgen zu lutern und die latenten Krfte unseres innerenBewusstseins wachzurufen. Da es sich bei dieser Welt des hchstenGottbewusstseins nicht um ein Gebiet handelt, das mit krperlichen odermentalen Wahrnehmungsorganen erfahren wird, ist es ganz und gar zuunterstreichen, wenn der Apostel Paulus sagt, dass geistige Dinge geistigbeurteilt werden wollen. Auch knnen sie nur mit geistigen Sinnenwahrgenommen werden. Das Gttliche wird nicht durch die usseren Sinne,sondern durch erwachte geistige Sinne in uns erkannt.

    Die Probleme des menschlichen Lebens erwachsen aus dem menschlichenFhlen und Denken. Darum muss hier die Luterung und Umwandlungeinsetzen. Des Menschen Herz, von dem die Bibel sagt, dass es bse sei vonJugend auf, muss einem Luterungs- und Umwandlungsprozess unterzogenwerden. Darum mahnt auch Paulus zur Erneuerung im Geiste. Die Krfte undFhigkeiten, um das Gttliche auf jede nur mgliche Weise zu erfahren, liegenschon in uns bereit. Sie mssen nur gelutert und emporgehoben werden, damitdie Gegenwart des Gttlichen fr uns erkennbar und erfahrbar wird. Diesgeschieht durch Liebe und Glauben, durch das Erkenntnislicht im Inneren und

    durch Disziplinierung des Bewusstseins. Auf diese Weise gelangen alle Grossenzum Gottbewusstsein.

    Jedem Menschen ist es mglich, aus seinem Leben ein herrliches Epos derHherentwicklung, eine Geschichte bestndigen inneren Wachstums und derOffenbarung der Schtze des Zeitlosen und Ewigen in ihm zu machen. Dahinfhren viele Wege, und jeder Lebensweg kann zu einem Weg der Gotterfahrungwerden, auf dem uns die Erfahrung des Gttlichen zuteil wird, wenn erst unserInneres gelutert und erhoben ist. Neigt sich das Denken jedoch zum Irdischenherab, dann wird es nicht nur enger der Materie verbunden, sondern es wird zur

    Ursache aller Begrenzungen und Schwchen, aller Irrtmer und Snden,whrend das Denken zum Befreier werden kann, wenn es sich hohen Idealenund philosophischen Gedankengngen hingibt, sich durch Disziplinen desKrpers und des Bewusstseins lutert, und sich gtigem, liebendem Tun

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    zuwendet.

    Ein so gelutertes Denken trgt dazu bei, die Welt des Gttlichen auf Erdensichtbar werden zu lassen. Selbst psychologische Studien knnen dann eineHilfe sein, um der gttlichen Vollkommenheit nherzukommen, indem wir dasMenschliche und seine Eigenarten, Schwchen und Neigungen besser durchschauen lernen. Die Methoden zur Umwandlung, wie sie in mystischen Schriftenniedergelegt sind, werden wir dann mit grsserem Verstndnis einsetzen

    knnen.Unsere Wissenschaftler und Psychologen haben uns einen entschiedenenDienst erwiesen, indem sie einige der Begrenzungen des Wissens ber unsselbst und ber die Welt beseitigen halfen. Doch da die Psychologie wie jedeWissenschaft aus unserer begrenzten Intelligenz hervorging, sollten wir nichtvergessen, dass wir trotz aller guten Dienste, die uns die wissenschaftlichePsychologie im praktischen Leben zu er weisen vermag, ber ihre Grenzenhinausgelangen mssen. Mit Hilfe dessen, was das Beste in unserer Intelligenzund unserem Bewusstsein ist, sollten wir uns um die Quelle aller Erkenntnis undaller Erfahrung, aller Wissenschaften und Gedankensysteme bemhen. UnsereFreiheit, unsere Rettung beruht auf einer Fhigkeit, in ein grenzenlosesUniversum gttlicher Liebe, des Lichtes und des Lebens emporzusteigen. DieUmstnde, die das Leben als Mensch hier auf Erden tglich mit sich bringt, sindeine bestndige Herausforderung an uns und zwingen den geistig Wachen, sichdie Erforschung der Bereiche des inneren gttlichen Bewusstseins zum Ziel zusetzen.

    Dieses gttliche Bewusstsein in uns, das absolut, ohne Grenzen und ewig ist,

    dieses Gttliche in uns sieht alles und weiss alles; es schlft nie und istunendliche Schnheit, unendlich in der Freude seines absoluten Seins. Es sindirrtmliche Vorstellungen ber Gott, mangelnde Erfahrung und ein Hngen anberkommenen Auffassungen, die dem heutigen Verstndnis nicht mehrangemessen sind, was den modernen Menschen davor zurckschrecken lsst,sich nach dem eigentlichen Wesen Gottes zu erkundigen und seine wahre Naturanzuerkennen.

    Gott ist die Mglichkeit unendlicher Vollkommenheit innerhalb unsererpsychologischen, psychischen und physischen Umhllung. Wenn unser Denken

    still geworden, unser Herz auf kosmische Liebe eingestellt und unser ganzesWesen gelutert ist, indem wir bestndig grosse, gttliche Gedanken undGefhle unterhalten, bestndig ber die hohen Erfahrungen der Grssten desGeistes nachdenken und uns der Liebe zur Wahrheit, zur Schnheit, zur Gteweihen, gelangen wir zur Erkenntnis der wundersamen gttlichen Mglichkeitenunendlicher Vollkommenheit, dieses namenlos-formlosen, unendlichen,absoluten Bewusstseins in uns, das berall und jederzeit zugegen ist. Es ist inallen Situationen bei uns und trgt auch die Mglichkeit in sich, als Vater imHimmel offenbar zu werden.

    Unsere Betrachtungsweise dem Leben gegenber weicht von der sonst blichenerheblich ab. So ist auch unser Menschenbild ein sehr, sehr hohes, erhabenes;doch es beruht auf innerster Erfahrung. Auch die Einstellung zur Welt entsprichtnicht der blichen Anschauungsweise; doch was in ihr zum Ausdruck kommt, ist

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    eine Weisheit, die der Erfahrung des Unendlichen entspringt. Was auch immerdie psychologische Forschung ber menschliche Tendenzen und Triebeerkunden mag - eines ist sicher und unbestreitbar: unser inneres geistiges Seinist voll unerschpflicher Gotteskraft. Das bedeutet, dass jeder Mensch diezeitlose Wirklichkeit schon in sich trgt; doch bleibt diese in einem von Zeit,Raum, Kausalitt und allen Umstnden unberhrten Zustand. Betrachten wir unsim Hinblick auf diese zentrale Wirklichkeit in uns und nicht im Hinblick auf denKrper und das psychologische Wesen, das der Entwicklung und demWachstum unterworfen ist, auch nicht unter irgendwelchen ethischen Aspekten,noch auch im Blickwinkel tiefenpsychologischer oder sonstiger neuererStrmungen, sondern rein nur von dem aus, was sich in uns Ausdruck zuverschaffen sucht, dann stossen wir auf den gttlichen Urgrund, ein gttlichesBewusstsein und Wesen in uns, das zur einen oder anderen Zeit imMenschenleben seine Macht und Gegenwart bekundet.

    Es gibt ein Streben im Menschen, das ber den rein empirischenWertstandpunkt hinausreicht. Es sind Krfte im Menschen, fr die unsere

    Wissenschaft keine angemessenen Erklrungen mehr geben kann. Das Prinzipdes gttlichen Bewusstseins in uns hat an der allerhchsten Gottheit Teil und isteins mit Ihr. Diese Tatsache liegt dem stndigen Streben, die menschlichenGrenzen zu berwinden, zugrunde.

    Die unendliche Wirklichkeit in uns

    Was ist das fr ein Reich, dieses Himmelreich, von dem die Bibel immer wieder

    spricht? Der Mensch, so wie er fr gewhnlich ist, das heisst, so lange seinWesen noch nicht durch den Glauben auf eine hhere Seinsebeneemporgehoben, noch nicht durch hhere gttliche Erkenntnis und durch die Kraftgttlicher Gte erleuchtet ist, findet normalerweise nichts von diesem Himmel insich selbst. Wo ist dann dieser Himmel, von dem die Bibel spricht? Er ist in demso fragenden Bewusstsein bereits zugegen. Und was steht hinter dieser sofragenden Intelligenz? Es ist dies etwas vom Wesen des Bewusstseins. - Istdamit nun ein mentales Bewusstsein gemeint? Es ist keineswegs eine Art vonBewusstsein, wie es sich im menschlichen Denken ussert. Dieses Bewusstsein

    ist unvollkommen und begrenzt, dem Wachstum und dem Wandel unterworfen.Es ist die Ursache menschlicher Schwchen und keineswegs das Reich desGttlichen in uns. - Ist es dann vielleicht ein gefhlsmssiges Bewusstsein,dieses Himmelreich in uns? Auch dies ist damit nicht gemeint, denn unsereGefhle sind voll Unruhe und Aufruhr; die guten werden gar zu leicht vonschlechten verdrngt. Im Herzen des Durchschnittsmenschen herrscht oftmalsein gewaltiges Chaos. So drfen wir auch im emotionellen Bewusstsein nicht dasHimmelreich suchen. Was soll dann dieses himmlische Reich in uns sein?Vielleicht ein poetisches Bewusstsein? Das poetische Bewusstsein kann sichdas eine Mal regen und dann wieder schweigen, doch nimmt es ein Ende, undes hngt von der Inspiration ab. Es unterliegt Bedingungen und erscheint unterbestimmten Voraussetzungen. Fehlen diese, dann verliert auch der Dichter daspoetische Bewusstsein.

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Was nur knnte dieses himmlische Knigreich sein? Ist es ein philosophischesBewusstsein? Auch das ist es nicht. Oder das wissenschaftliche? Weder daseine noch das andere. Wre es ein philosophisches oder ein wissenschaftlichesBewusstsein, dann wren alle Wissenschaftler und Philosophen im Himmel.Jedoch haben das philosophische wie das wissenschaftliche Bewusstsein ersteine mhsame Schulung zu ihrer Entfaltung ntig, und berdies sind auch sienicht vollkommen. Auch sie haben Anfang und Ende. Keine Form vonBewusstsein, die wir blicherweise im Menschen finden, entspricht tatschlichdiesem himmlischen Reich. Es ist dies vielmehr ein Bewusstsein, das hinter alldiesen Erscheinungsformen des Bewusstseins steht, es ist etwas anderes als alldies; es ist jenseits dieser Bewusstseinsformen. All diese Bewusstseinsformenwurden durch etwas verursacht und hervorgerufen, whrend das gttlicheBewusstsein oder das Himmelreich in uns durch nichts verursacht und von nichtsabhngig ist. Alles andere beruht auf ihm, whrend es selbst von allemunabhngig aus sich selbst besteht. Alles andere in uns, jede andere Fhigkeitder Intelligenz und des Bewusstseins kann nur aufgrund der Anwesenheit diesesgttlichen Bewusstseins bestehen, whrend dieses selbst vollkommen

    unabhngig ist. Es ist immer in uns zugegen, sieht und weiss alles, ist allmchtigund allvollkommen, berreich an Frieden und Freude und kann darum als dasHimmelreich in uns bezeichnet werden. Es liegt allem menschlichenBewusstsein als das Bleibende, Ewige, Unwandelbare, Unsterbliche undUngeborene zugrunde.

    Gttliche und menschliche Erfahrung

    Zwei Standpunkte in bezug auf die Frage des einen Geistes im Universum sindmglich: Die Erfahrung des gttlichen Bewusstseins in uns erschliesst uns, dassein einziger Geist in allem wirkt. Die menschliche Erfahrung steht dazu imWiderspruch, indem sie uns viele getrennte Einheiten, eine Vielzahl vonPersnlichkeiten vor Augen fhrt. Die letzte Wahrheit aber ist auf Seiten dergttlichen Erfahrung. Eine vordergrndige, bedingte und vorbergehendeWahrheit ist auch auf Seiten der menschlichen Erfahrung gegeben, aber das istnur eine zeitbedingte Wirklichkeit. Sie kann gar nicht Wahrheit genanntwerden, weil sie vor Millionen Jahren noch nicht da war und in Millionen Jahren

    nicht mehr vorhanden sein wird. Wir erkennen das menschliche Leben nichtwahrhaft und finden aus der Problematik der menschlichen Situation niemalsheraus - weder durch Weisheit noch durch Gnade, noch durch innere geistigeErfahrung - so lange wir nicht die menschliche Erlebensweise beiseitestellen unddie gttliche Wahrheit entdecken, die Tatsache nmlich, dass es nur eineneinzigen gttlichen Geist, ein einziges gttliches Bewusstsein gibt. Hunderte, jaTausende haben, seitdem die Menschheit besteht, dieses gttliche Bewusstseinerlebt. Unser menschliches Denken steht verwirrt still, wenn es versucht, seinwunderbares Wesen zu verstehen, weil es tatschlich nicht ber die Fhigkeit

    verfgt, das Wesen des Gttlichen in uns zu erkennen. Dieses hchste gttlicheSein ist die Grundlage und das Leben unseres Lebens, die Seele unserer Seele,das Licht allen Lichtes. Wir sind aus seiner Substanz geformt und von seinemAtem erhalten.

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Den grssten Geistern aller Jahrhunderte, die das Gttliche unmittelbar erfahrenund erkannt haben, war dies nicht etwa durch irgend eine Kraft desmenschlichen Denkens, sondern durch ein vlliges berschreiten der Grenzendes Denkbereiches mglich. Wir erkennen Gott nur durch das, was das Gttlichein uns ist. Wir erleben Ihn im berbewussten Zustand unseres inneren Seins.Wenn wir von diesen Hhen des Bewusstseins ins normal-bewusste Denkenherabsteigen, werden wir gewaltsam in jenen Bereich gezogen, in dem wir diematerielle Welt der Unterscheidungen und Gegenstze erleben. Um uns zumAufstieg in die berbewusste Ebene unseres Seins zu qualifizieren, mssen wiruns mit den Bedingungen und Materialien, die uns gegenwrtig zur Verfgungstehen, voranarbeiten. Unsere Gedanken und Gefhle erschliessen uns nur einesinnlich-wahrnehmbare Erfahrungswelt krperlichmaterieller Art. Das Erwachender hheren Empfindungsfhigkeiten in uns, das stndige Unterhalten hhererGedanken und Gefhle, die Pflege der feineren Wahrnehmungskrfte, dieEntwicklung unserer moralischen, knstlerisch-sthetischen, intellektuellen undgeistigen Fhigkeiten knnen uns aus dieser Enge, dieser Unzulnglichkeit desLebens in einer materiellen Welt befreien.

    Die Entdeckung dieser Wirklichkeit verlangt nicht mehr und nicht weniger als denEinsatz unserer besten Vernunftkrfte, etwas Selbstbeobachtung, einigeErkenntnisdisziplinen und bung in der betrachtenden Schau. Das Bewusstsein,in welchem wir selbst als unvergngliche Wirklichkeit, als alles einschliessendeRealitt, als Ursprung aller nur denkbaren Werte und als letzte Quelleunendlichen Friedens und Glckes, unendlicher Freude, Schnheit und Wahrheiterscheinen - dieses Bewusstsein sollen wir in uns, in anderen Menschen undberall erfahren. Diese Bewusstseinswirklichkeit ist berall zugegen. Die ganze

    Schpfung ist in ihr enthalten, und sie ist grsser als alles, was je erschaffenwurde, insofern sie auch den Aspekt des Nichtgeoffenbarten enthlt, demgegenber das Offenbargewordene ein Geringes ist.

    Diese Bewusstseinswirklichkeit ist also nicht nur das Innewohnende, sondernzugleich das Transzendente in uns, und es ist gerade diese Wirklichkeit, die demmenschlichen Intellekt Schwierigkeiten bereitet, weil er gezwungen ist,Unterscheidungen zu treffen, die vom Standpunkt der Realitt gesehen keineGltigkeit mehr haben. Darum mssen wir uns das Wesen des Bewusstseinsnher betrachten. Um ber das grundlegende Wesen unseres inneren Seins

    Aufschluss zu erhalten, wollen wir eine Analogie zuhilfe nehmen: Im Traumhaben wir alle mglichen Erlebnisse. Wir befinden uns in einem Haus, das vlligniederbrennt. Wenn der Traum zuende ist, findet sich keine Spur mehr voneinem Brand. Das Bewusstsein lsst sich nicht verbrennen. Es ist unzerstrbarund alldurchdringend. Das Bewusstsein ist das Wunder aller Wunder. Es istallschpferisch. Es ist zeitlos und raumlos. Es erschafft alle Zeitordnungen, wiees im Traumzustand, aber auch in hheren Bewusstseinszustnden der Fall ist.Es vermag die Raumlosigkeit, es vermag sich selbst in seinen absolutenDimensionen zu erleben. Durch tglich gebte Betrachtung knnen

    berbewusste Zustnde erreicht werden, in denen wir tieferen Einblick in dieseWirklichkeit gewinnen. Ein wenig Einsicht in diese Wirklichkeit gengt schon, umunser Leben zu einem usserst fruchtbaren Erlebnis und einem usserstwertvollen und bedeutungsvollen Vorgang werden zu lassen.

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Das Geheimnis der Grsse

    Wie jedes Atom das Zentrum ungeheurer Energie darstellt, so ist jede Zelleunseres Seins Mittelpunkt unendlicher Energie, unendlichen Lichtes, unendlicherLiebe und unendlichen Bewusstseins. Mit welchem Recht knnen wir so etwasbehaupten? Es geschieht dies sowohl aufgrund unserer eigenen, unmittelbaren

    und bestndigen Erfahrung, als auch aufgrund der Autoritt dessen, was uns diegrossen heiligen Schriften der Welt offenbaren. Nicht nur tiefste metaphysischeEinsicht, sondern auch die Vernunft in ihrer Bestform legt Zeugnis davon ab. DieErfahrungen grosser Propheten, sowie von Menschen mit allumfassender Liebeund unbegrenztem guten Willen, die sich innerlich gewandelt, gelutert unddurch lebenslange Selbstdisziplinierung vergttlicht haben, bezeugen diesesoeben gemachte Feststellung.

    Whrend unsere Sinne von einem usserlich wahrnehmbaren, stofflichen

    Universum, von der Welt der Sinneserfahrung, berichten, ist etwas in uns Zeugeeiner anderen Welt innerhalb dieser Welt der Sinne einer Welt gttlicher Kraftund Vollkommenheit, einer Welt endloser Erkenntnis, Gnade und Schnheit.Diese durchdringt das materielle Universum, und sie hat ihr Zentrum, ihren Sitz,in unserem inneren Sein und Wesen. Wir leben in einem wunderbarenUniversum der endlosen Vollkommenheit und des Friedens, dessen Name Gottoder die Wahrheit ist und diese Welt wiederum ist es, die es uns ermglicht, dasstoffliche Universum zu erleben.

    Im Krper sind wir nicht frei. Durch diesen sind wir Begrenzungen unterworfen.

    Wir knnen nicht durch die Wnde hindurchgehen; wir sind begrenzt. DasWesen des Krpers selbst ist Begrenzung. Er befindet sich z. B. an einembestimmten Ort und nirgendwo anders. Doch wir knnen uns an irgendeinemPlatz aufhalten, unser inneres Bewusstsein erweitern und ber alle Horizontehinauswachsen. Im Bewusstsein sind wir frei; in ihm knnen wir Wndedurchschreiten.

    Das Leben ist uns gegeben, um zu den Wundern des gttlichen Bewusstseinsvorzustossen, um die Furchtlosigkeit, das Glck, den Frieden und die innereFlle zu erlangen, die dem unbegrenzten Bewusstsein zu eigen sind. Das Leben

    gibt uns eine grosse Gelegenheit, um die Krfte des hheren Bewusstseins, dieEigenschaften des Gttlichen voll und ganz in uns zur Entfaltung zu bringen.Nicht um etwas von der Welt zu empfangen, sind wir hier, sondern um die Weltin Liebe zu berwinden und sie mit dem Licht der hheren Intelligenz in uns zubereichern, um sie durch unser wunderbares Dienen, Lieben und Opfern inHingabe und Erkenntnis zu segnen.

    Der Kosmos als Offenbarung des Gttlichenberall ist Gott zugegen - letztlich nur Gott allein. Unendlicher Friede, eineUnendlichkeit an Freude, Kraft und Erkenntnis findet sich berall und kann von

    jedem Menschen jederzeit und unter allen Umstnden erfahren werden. Der

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    ganze Kosmos ist vom Gttlichen durchdrungen, erfllt von Seinemunermesslichen Frieden, Seinem Glck, von der Macht und Erkenntniskraft desGttlichen - so wie der Eisberg, der im Meere schwimmt, von Wasserdurchdrungen ist. Man knnte ihn als Teil des Ozeans bezeichnen, ja geradezuvon ihm sagen, dass er selber sei. Doch ergibt sich dadurch eineUnterscheidung, insofern er verglichen mit dem Ozean seine umgrenzteAusdehnung besitzt, whrend das Meer vergleichsweise unermesslich undunbegrenzt ist. Das Wasser des Meeres befindet sich in seinem ursprnglichen,natrlichen Zustand, whrend man den Zustand des Eisberges alsAusnahmezustand des Ozeans bezeichnen knnte, in dem eine dem Ozeansonst nicht bliche Hrte und Festigkeit zutage tritt. Auch wenn der Eisberg aufdiese Weise in seinen Dimensionen begrenzt ist und sich dadurch vom Meerunterscheidet, ist er dennoch ein Teil des Meeres, ist der Ozean immer noch imEisberg. So befindet sich auch der gesamte Kosmos im nichtoffenbargewordenen Ozean des Gttlichen.

    Der Mittelpunkt des Unendlichen ist berall

    Das Zentrum und die Quelle des unendlichen, alldurchdringenden Gottesreichesbefindet sich in Deinem Herzen, in Deinem inneren Sein. Es wird vomErleuchteten als das wahre Sein eines jeden einzelnen Menschenwahrgenommen, als das Himmelreich in uns. Jeder von all den Millionen undMilliarden Menschen ist Mittelpunkt des gttlichen Reiches! Eine solcheFeststellung muss den forschenden Verstand verwirren. Wie kann sich eineinziger Mittelpunkt in Millionen Menschen finden? Wie kann diese grenzenlosegttliche Welt ihren Mittelpunkt in unserer winzigen Seele haben? Nun, das lsstsich am besten wie folgt veranschaulichen: Sagen wir, an der Oberflche einesunermesslichen Ozeans schwimmen Millionen Eisstckchen. Sie befinden sichim Meer, und das Meer durchdringt sie. Wo ist nun das Zentrum diesesunermesslichen Ozeans? Weil er so unermesslich und so unbegrenzt ist, kannstDu jeden Punkt an seiner Oberflche zum Mittelpunkt erklren. An einerKugeloberflche kannst Du sagen: Hier ist der Mittelpunkt oder auch dort. -Immer wirst Du recht haben. Oder versuche, den Mittelpunkt sonst irgendwo imRaum des Universums festzulegen. Die Menschen auf einem entfernten Stern,

    das heisst auf einem Planeten, der um eine weit von uns entfernte Sonne kreist -auch sie werden von sich sagen, dass sie sich im Mittelpunkt des Weltallsbefinden, denn die Unermesslichkeit hat berall ihr Zentrum. Fr einenunermesslichen Ozean ist der Mittelpunkt berall, whrend ein begrenzterGegenstand, wie etwa ein Tisch, einen ganz bestimmten Mittelpunkt besitzt. Sokann auch jede einzelne von unzhligen Eisschollen im Meer sagen: In mirbefindet sich der Mittelpunkt des Meeres. Und sie kann sich fernerhin auflsenund mit dem Ozean eins werden und sagen: Ich bin der Ozean. Wo wre dader Mittelpunkt des Unendlichen, der Mittelpunkt dieses unermesslich

    unbegrenzbaren Bereiches? Der Mittelpunkt befindet sich in Dir wie auch injedem anderen; in jedem Blatt und in jedem Planeten, in jedem Stern und injedem Staubkrnchen befindet sich der Mittelpunkt des unendlichenGottesreiches. Erkennst Du dieses Zentrum, ist Dein Glck ohne Grenzen. Du

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    wirst eins mit diesem Gottesreich, und so wie das Eisstckchen im Meer,nachdem es sich aufgelst hat, von sich sagen kann: Ich bin der Ozean, sokannst Du dann mit Jesus Christus sagen: Ich und der Vater sind eins. Dukannst dann in bezug auf das Reich des Gttlichen sagen, dass sich seinMittelpunkt in Deinem eigenen Inneren befindet.

    Das Wunder in uns und um uns

    Wunder umgeben uns. Wir sind nur blind fr sie, weil unsere Fhigkeiten undKrfte der Wahrnehmung begrenzt sind. Musik umgibt uns. Nachrichtenumschwirren uns. Wir hren nichts. Unsere technischen Empfangsgerte sind indiesem Falle mehr wert als unsere Ohren, denn sie vermgen diese Tneeinzufangen und sie fr unsere Ohren hrbar zu machen. Unsere Augenwiederum sehen nicht die Bildsendungen, die von verschiedenenSendestationen ausgestrahlt werden und von denen die Atmosphre um uns her

    erfllt ist. Hier besitzt wiederum unser Fernsehempfnger grssere Fhigkeitenals wir, um diese Bilder einzufangen und sie unserem leiblichen Auge sichtbar zumachen. Doch im Bewusstsein des Menschen befindet sich jene Intelligenz, dieall das hervorgebracht hat, den Fernsehempfnger wie das Radiogert - und dasist noch nicht das Letzte, was diese Intelligenz zu leisten vermag.

    Es liegt noch mehr in ihr. Tatschlich sind die Fhigkeiten, die in diesemBewusstsein ruhen, unendlich. Der Mensch kann sich zu jeder Hhe derEntwicklung und Erfahrung emporstrecken. Er kann Allwissenheit erlangen. Sowie die Seelenkrfte im Traum, whrend der Krper sichtbar gegenwrtig ist, in

    ferne, fremde Erfahrungswelten entschwinden, von denen wir nichts wissen, sokann auch ein Erleuchteter mitten unter uns verweilen und doch zugleich imHimmel sein, im Reich des Gttlichen, das unbegrenzbar ist in seinemausgeweiteten Bewusstsein, empfnglich, aufgeschlossen und wach fr dieWirklichkeiten des hchsten Seins.

    Jene, welche die hchsten Krfte des Bewusstseins in ihrer Seele entwickelthaben, knnen aus dem leeren Raum heraus Welten erschaffen, so wie heutedie Wissenschaft ungeheure Energien aus einem kleinsten Stckchen Materieheraus zu erzeugen vermag. Etwas durchdringt alles, was wir sehen. Es ist diese

    unendliche, unauslotbare, dimensionslose Wirklichkeit. Dies ist eine Tatsachevon hchster Wissenschaftlichkeit, auch wenn wir sie vom begrenztenStandpunkt unserer Wissenschaften aus heute noch als eineberwissenschaftliche Tatsache bezeichnen mssen. Knnen wir dieseTatsache anhand von Illustrationen aus der wissenschaftlichen Welt verstndlichmachen? Das ist durchaus mglich. Der Raum enthlt vieles, ja ganze Welten.Unser usseres Auge sagt: Dies ist leerer Raum. Nichts befindet sich in dieserLeere. Wissenschaft und Technik sagen: Keineswegs, es befindet sich sehrvieles in ihm. Da sind die radiomagnetischen Wellen, die von hundert

    Rundfunkstationen der Welt ausgestrahlt werden. Du kannst jederzeit aus demRaum Musik oder Rede oder Gesang entnehmen - sie alle sind um uns hergegenwrtig. Sehen wir sie etwa? Hren wir sie? Gewiss nicht. Unsere usserenSinne sind in ihrer Wahrnehmungskraft begrenzt. Alle Arten von Welten

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    durchdringen den Raum. Die Fernsehsendestationen strahlen ihre Bilderweltenin den Raum aus. Du kannst hier und jetzt mit einem Fernsehapparatverschiedene Ausschnitte aus den riesenhaften, begeisternden und zugleichschreckerregenden Urwldern Zentralafrikas sehen, und Du kannst jetzt Bildersehen, die auf dem Mond aufgenommen wurden. In Deinem Zimmer kannst DuNew York sehen oder den BuckinghamPalast in London und was dort vor sichgeht. Hunderte und Tausende von Bildern sind hier und jetzt gegenwrtig. AlleArten von Geruschen und Stimmen sind hier und jetzt im Raum zugegen.Sehen wir jene Bilder? Hren wir jene Stimmen und Gerusche, jeneausgestrahlte Musik? Wir wren geneigt zu sagen: Da ist nichts als leererRaum - wenn wir nicht einen Radioempfnger und ein Fernsehgert htten.Schalte von Sender zu Sender, und Du wirst eine Welt nach der anderenempfangen: bald hrst Du Musik, bald Nachrichten, dann wiederum eine Rede,und all dasist im Raum zugegen.

    Die Krfte des BewusstseinsWie lsst sich dem gesunden Menschenverstand beweisen, dass jeder Menscheine Verkrperung des unendlichen Friedens, der Liebe, des Lichtes, der Freudeund der Vollkommenheit des hchsten Bewusstseins ist? Es lsst sich diesdurch eine Analogie erlutern. Fr den, der die Erfahrung kennt, sindErklrungen berflssig. Wenn zwei Erleuchtete zusammentreffen, sprechen sienicht. Sie schweigen. Sie verstehen einander. Sie sind in Freude und Lichtgetaucht. Jede Feststellung erbrigt sich fr sie. Sprechen sie jedoch zu anderenMenschen, dann sind Erklrungen notwendig. Wie kann man jemandem, derdiese Erfahrung noch nicht kennt, beweisen, dass wirklich jeder Mensch eineVerkrperung des einen, unendlichen, grenzen- und bedingungslosen Lichtes,des Friedens und der Liebe ist?

    Ich schliesse meine Augen und stelle mir den Zrcher Hauptbahnhof vor. Alles,was ich sehe, geschieht in meiner Vorstellung, in meinen Gedanken. Im Geistesehe ich den Bahnhof, die Menschen dort, die Zge, die Gepckwagen. Ich seheverschiedene Menschen verschiedene Funktionen ausben. Jemand erfrischtsich mit einem Tee. Da liest einer auf dem Bahnsteig die Zeitung. Ein anderer

    hastet, um den Zug auf Gleis sieben zu erreichen. All das sehe ich. Wie und wo?In Gedanken, mit Hilfe gedanklicher Vorstellungskraft. So sind es alsoGedankenbilder, Formen und Gestalten aus der Substanz des Gedankens.

    Pltzlich ffne ich die Augen. Der ganze Bahnhof, alles, was ich sah, istverschwunden. Oder sagen wir, jemand neben mir lenke meine Aufmerksamkeitab und weise mich auf etwas in der Umgebung hin. Sobald meineAufmerksamkeit sich diesem zukehrt, verschwindet der Zrcher Bahnhof.Woraus also war alles gebildet? Aus dem Licht des Gedankens, aus demBewusstseinslicht. Wenn ich meine Gedanken davon abwende, ist alles

    verschwunden.Ich htte zu den Menschen, die ich auf dem Bahnhof sah, sagen knnen: Ihralle seid aus meinen Gedanken gebildet. Ihr alle seid Verkrperungen meines

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    Verstandeslichtes, meiner Vorstellungskraft. Htte ich damit etwa Unrechtgehabt? Es wre dies eine absolute Tatsachenfeststellung gewesen. Ich brauchemeine Aufmerksamkeit nur etwas anderem zuzuwenden, um damit alles wiederaufzulsen.

    Angenommen, die Menschen meines Gedanken- oder Vorstellungsgebildesverfgten ber ein eigenes persnliches Ich und wrden mir entgegnen: WasDu da sagst, ist nicht wahr. Wir sind eine unabhngige Wirklichkeit fr uns und

    verschieden von Dir. Siehst Du denn nicht, dass jeder von uns seine jeweilsverschiedene Funktion ausbt? Sie wrden sich wie die Menschen dieserunserer Welt verhalten, die mit starkem Ich-Bewusstsein ausgerstet sind unddenen jedes Wissen um die Substanz, aus der sie gebildet sind, abgeht.

    Das Universum ist aus dem Geist Gottes gebildet, und ebenso sind auch wir ausSeiner Substanz geformt. Wir sind nach dem Bilde Gottes geschaffen, das heisstnach dem Wesen Gottes, im Lichte Gottes, aus der Essenz des Gttlichen, ausdem unendlichen Frieden, dem Licht, der Liebe und der Vollkommenheit desGttlichen. berall befindet sich die gleiche Essenz des unendlichen Lebens.berall ist das grenzenlose Licht; hier und jetzt ist Gott, ist der Himmel, sindVollkommenheit und unvergngliche Macht zugegen. Jene, deren Wesengelutert, deren persnliches Ich aufgelst und in eine alles umfassende,allsehende Intelligenz und Liebe hineinversunken ist, erfahren Gott hier und jetztund berall, denn fr sie sind die usseren Namen und Formen verschwunden,und die Essenz allein ist sichtbar.

    Wenn ich nun meine Augen schliesse und mir wieder in Gedanken den ZrcherBahnhof vergegenwrtige, sehe ich viele Dinge: Menschen stehen da in bunten

    Kleidern, jeder verschieden vom anderen; alle mglichen Gegenstndeerscheinen vor meinem inneren Auge, vom Trolleybus bis zum Handkoffer undbis zur Zeitung. Sobald ich meinen Gedanken Einhalt gebiete, verschwindet alleswieder. Was bleibt, ist das reine, blosse Verstandeslicht, die Vorstellungskraft. Ingleicher Weise betrachtet ein Weiser die Welt. Die usseren Namen und Formenverschwinden, und er steht von Angesicht zu Angesicht der unbedingtenSchnheit und Liebe gegenber. In seinem Herzen und ringsumher ist nichts alsdie Flle des strahlenden, grenzenlosen und allschpferischen wunderbarenLichtes.

    Du magst auf eine Frau hinweisen und sagen: Sie ist eine ble Schwtzerinund macht ihrem Mann das Leben zur Hlle. Der Weise sieht sie und erblicktauch in ihr eine Form des gttlichen Lichtes. Wer sieht sie richtig? Jeder ist vonseinem Standpunkt aus im Recht. Von Dir aus gesehen, ist sie eine bse Frau,und wenn der Erleuchtete aus seinem inneren Zustand heraus sagt, dass sieeine Offenbarung der Existenz Gottes und somit Licht und Freude ist, dann hater von seinem Standpunkt aus ebenfalls recht. Irrt er nun mit seiner Feststellung,dass alles die wundersame Offenbarung von Gottes Licht, Liebe, Gnade undVollkommenheit ist? Ist es etwa verkehrt, berall das Knigreich Gottes

    wahrzunehmen? Keineswegs. Nach aussen benimmt er sich wie jeder andereMensch, doch ist seine innere Erfahrung, sein inneres Verstndnis, sein Denkenund seine Reaktionsweise von dem grenzenlosen Lichte, der Weisheit, demFrieden und der Liebe des Gttlichen erfllt und befhigt ihn, Dinge zu sehen,

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    die anderen verborgen sind.

    Sein Bewusstsein ist gewissermassen zweifach. Da ist die im Mittelpunktstehende Erfahrung und das Wissen darum, dass alles gttlich ist, dass er sichhier und jetzt in der Unsterblichkeit, im Knigreich des Gttlichen befindet undmit Gott untrennbar verbunden ist - und zwar so untrennbar, wie die Klte vomEis oder die Hitze vom Feuer oder das Licht von der Sonne. Er lebt imBewusstsein des Friedens, whrend alle Welt von Krieg redet. Er erlebt

    unbedingtes Glck, whrend fast jeder Mensch auf Erden in seine eigeneGeschichte des Kummers und Unglcks verstrickt ist. Er steht in seinemerleuchteten Bewusstsein von Angesicht zu Angesicht dem Gttlichengegenber. Sein ganzes Wesen, sein Denken, seine Seele, sein Wille und seinHerz sind im Bewusstsein Gottes verwurzelt. Wenn auf dem Flughafen diePsse kontrolliert werden, dann weist er wie die anderen seinen Pass vor undbenimmt sich wie jeder andere Mensch. Kein Anzeichen irgendeiner Abweichungvon der Norm wird bei ihm sichtbar. Doch whrend er sich so der usserenSituation entsprechend benimmt, erlebt er doch innerlich in tiefem Erkennen und

    Bewusstsein immer nur Gott; im Beamten, im Pass und in der ausgestrecktenHand sieht er Gott. Innerlich erlebt er die ganze Umgebung als gttlich. berallist Glck, Strke, Furchtlosigkeit, ewig neue Freude und ein Friede, der durchnichts erschttert werden kann. Der Flughafen mag vom Lrm und vom Getseabfliegender und landender Flugzeuge erfllt sein, doch er ist in der Stilleverankert: ein gesegneter und reiner Mensch, dessen Freude das Gttliche ist,dessen Frieden das Gttliche ist, dessen Licht das Gttliche ist und dessenErkenntnis das Gttliche ist. Der Inhalt seines Erlebens ist immer nur das Eine:das Gttliche.

    Der Beobachter und Zeuge in uns

    In jedem Menschen wohnt ein Bewusstsein, das auch dann, wenn wir in tiefenSchlaf versunken sind, nicht schlft. In jedem von uns ist ein Bewusstseinzugegen, das auch dann noch wach ist, wenn wir in tiefer Ohnmacht liegen. EinBewusstsein ist in uns, das vom Traum des Schlfers nicht berhrt wird, einBewusstsein, das den Traum zwar sieht und ihn versteht, doch niemals in ihn

    einbezogen ist. Es ist das gttliche Bewusstsein, das in keinem Falle schlft -auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind - und das am Morgen sagt: Dabist Du wieder. Du hast gut geschlafen. Nicht unser menschlicher Geist kannuns diese Auskunft geben, denn wre er in Ttigkeit gewesen, dann htten wirnicht gut geschlafen, dann htten wir einen gestrten Schlaf gehabt. Eingesunder tiefer Schlaf setzt voraus, dass das Denken vllig zur Ruhe gekommenist. Doch, ob wir schlafen oder trumen etwas ist in uns, das ber allem steht,und das man den Beobachter oder Zeugen in uns nennen kann.

    Wenn unser Inneres zur Ruhe gelangt, fngt etwas in uns an, die aufsteigenden

    Gedanken zu beobachten. Dringen wir noch ein wenig tiefer in die Stille ein undbeobachten wir genauer, dann finden wir, dass noch ein weiterer Beobachter imHintergrund ist, der den Beobachter der Gedanken beobachtet. DieserHintergrundbeobachter lsst sich seinerseits wiederum beobachten. Je weiter wir

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    nun diesen Prozess der inneren Beobachtung vorantreiben, umso nherkommen wir einem letzten Beobachter, der keiner weiteren Beobachtung mehrzugnglich ist, jedoch jede Beobachtung erst mglich macht.

    Dies gilt ausschliesslich fr die Stufe der Reflexion, der gedanklichenBeobachtung. Wenn wir nun von diesem Stadium des berlegens-undNachsinnens weiter zum eigentlichen Zustand der Meditation vordringen,erlangen wir ein tieferes und angemesseneres Wissen um dieses fundamentale,

    alles bezeugende Bewusstsein in uns. Die Gegenwart dieses innerstenBewusstseins, dieses Zeugenbewusstseins, das alles beobachtet und dasseinerseits von keiner menschlichen Geisteskraft mehr erfasst werden kann, istnichts anderes als Gott selbst.

    Dieser letzte Beobachter aller Bewusstseinsfunktionen ist voll Licht, vollIntelligenz, ist aufs hchste potenziertes Bewusstsein. Intelligenz undBewusstsein sind ihrem Wesen nach Licht. Intelligenz und Licht was sind sieletztlich anderes als Erkennen? Wird uns dieses Erkennen, dieses Verstehenvon etwas usserem gegeben? Sicher nicht, und es besteht auch keineMglichkeit, dieses zentrale Bewusstsein mit irgend einem unserer Sinne zuerfassen oder durch unser Denken zu erreichen. Alle Funktionen der Sinnesowie des Denkvermgens sind ihrerseits von diesem inneren gttlichen, allesbezeugenden Bewusstsein getragen und erhalten. Und dieses gttlicheBewusstsein im Menschen ist seinem Wesen nach Licht. Wie sollen wir dieAnwesenheit dieses Lichtes im Menschen erklren; knnen wir dieses doch nichtmit unseren leiblichen Augen erkennen. Unsere usseren Sinne machen uns dasphysikalische Licht sichtbar doch selbst dazu sind sie ausserstande, wenn dasErkenntnislicht im Inneren fehlt. Ein Toter kann die Augen offen haben und doch

    nichts sehen, denn es fehlt das innere Wahrnehmungsvermgen, das Licht imInneren. Bei gewissen Blinden knnen die Augen unversehrt und vollstndigausgebildet sein, doch die Verbindung zum inneren Erkennen ist unterbrochen.Betrachten wir diese Intelligenz, wie sie im Traumbewusstsein wirksam wird.Nun, ein Heiliger trumt, er sei der schlimmste Snder auf der Welt, der voneinem Fehler in den anderen falle und bei dem ein Unheil dem nchsten auf demFusse folge, ein Elender, der tief im Pfuhl stecke. Daraufhin sieht er sich ineinem Wald, der in Flammen steht, und er sieht, wie alles niederbrennt, und erselbst verbrennt ebenfalls. Sein Bewusstsein sagt ihm, dass alles, was er

    ausgestanden hat, nur ein Traum war. Hat nun etwa sein BewusstseinSchlammspritzer davongetragen oder im brennenden Wald Feuer gefangen?Weder das Feuer, noch die belriechenden Tmpel konnten das Bewusstseinversengen oder beschmutzen.

    Vom Licht und Feuer des Bewusstseins

    Im Menschen ist Licht. Manchmal verzichten wir auf den Gebrauch des usseren

    Sehorgans und sehen innerlich, so etwa, wenn wir uns aus der Erinnerungvorstellen, wo sich in einer Stadt ein bestimmtes Haus befindet. Licht ist also inuns selbst. Auch ein Schlafender sieht - allerdings im Traumzustand. Auch inhypnotischen Zustnden sieht man, doch geschieht dies im Licht des inneren

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    psychischen Wesens. Auch jemand, der mit bernormalen Krften ausgestattetist, sieht mit geschlossenen Augen. Er vermag selbst in die Zukunft zu blickenund zu sehen, was sich hundert Jahre spter an einem bestimmten Ort zutrgtoder was einem Menschen nach zehn Jahren zustossen wird.

    In welchem Lichte sieht er nun die Zukunft, die der brigen Menschheit dunkelund verhllt ist? Er sieht sie im hheren psychischen Licht. Hinter diesempsychischen Licht in uns befindet sich das gttliche Licht, das Licht, das ber

    allen Lichtern ist. Unsere Intelligenz hrt auf zu sein, wenn nicht das gttlicheLicht in uns ist - ein hheres Bewusstsein, durch dessen Anwesenheit unsereIntelligenz erst wirksam werden kann und das zugleich die Funktion unseresAtems erhlt. Dieses hhere Licht oder Bewusstsein in uns, das die Ttigkeit derIntelligenz aufrechterhlt, ist Sitz endloser geistiger Fhigkeiten, wie auchanderer Krfte und Mglichkeiten. Weil dieses Bewusstsein vorhanden ist, kannunser Wissen unbegrenzt sein, knnen uns unendlicher Friede, endloses Glckund unbegrenzte Macht zuteil werden.

    Was verleiht dem Krper Wrme? Wre kein Bewusstsein in ihm, htte sich dieSeele zurckgezogen, dann wre der Krper starr und kalt. Was also gibt ihmdie Wrme? Wir nennen es Lebenskraft, hinter der als belebendes Element dieSeele steht. Was ist in der Seele? Das gttliche Bewusstsein. Woher kam dieseWrme also? Sie ging letztlich aus dem gttlichen Bewusstsein in uns hervor. Esist also etwas wie Feuer - oder sagen wir ein feinstoffliches Feuer - im innerstenBewusstseinsurgrund Deiner Seele. Dieses steht und lutert alles. Es istSchnheit. Es ist schpferisch. Es ist transzendent. Es ist Licht. Es ist das Feuerdes unendlichen Bewusstseins, das Feuer Gottes, in dem alles enthalten ist.Dieses Feuer des unendlichen Bewusstseins, das nichts mit dem Feuer Deiner

    Leidenschaften, dem Feuer Deines Zorns, dem Feuer von Leiden undBegierden, von Eifersucht und Habgier zu tun hat - dieses gttliche Feuer, dasvon all diesen Feuern verschieden ist und das hervortritt, wenn sich Deine Seelein Gott vertieft - dieses Feuer des unendlichen Bewusstseins in Dir ist eins mitdem Feuer des unendlichen Bewusstseins in allem.

    Dieses Unendliche, dieses reine Bewusstsein ist die Mitte unseres Seins. In ihmsind wir unsterblich und unzerstrbar. Wir knnen nicht von dieser Wirklichkeitlosgelst werden. Und wiederum ist jede nur denkbare Erkenntnis in ihrenthalten. All die wissenschaftlichen Tatsachen, die erst nach Jahrhundertenoder Jahrtausenden entdeckt werden, sind in dieser Wirklichkeit enthalten.

    Das Reich des Gttlichen ist unser eigentliches Wesen. Die Wahrheit ist dieSubstanz, aus der wir geformt sind. Die Erfahrung von uns selbst als Mann oderFrau, als jung oder alt, als dumm oder intelligent, ist eine nur oberflchlicheErfahrung. Sie kann wechseln, sie kann berwunden oder erweitert werden. DerMensch der Weisheit, der Mensch der Wahrheit ist bestndig im Bewusstseindieser inneren Existenz verwurzelt. Er ist in seinem inneren Erleben ber Zeitund Raum erhaben. Er ist furchtlos. Er ist berall, weil die Wahrheit berall ist. Er

    ist voller Schnheit, weil die Wahrheit unendliche Schnheit ist. Er ist vollerWeisheit und Erkenntnis, weil die Existenz in ihm unendliche Erkenntnis ist.

    Wir knnen es das reine Bewusstsein nennen, oder Gott, Wahrheit, Schnheit;es ist das, wonach ein Beethoven und Bach, ein Raphael und Michelangelo

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Ausschau hielten. Wir wollen dies die Wahrheit nennen, die zu erkennen diegrssten Philosophen und Weisen ihre kostbare Zeit und Kraft eingesetzt haben,oder wir wollen es Gott nennen, das ewige Ziel des Strebens der Heiligen durchalle Jahrtausende hindurch. Mit dieser wundersamen inneren Gegenwart wollenwir Gemeinschaft suchen. Aus diesem Licht und diesem Bewusstsein wollen wiretwas von Seinem unerschpflichen Frieden und Glck, von Seiner Erkenntnisund Strke beziehen!

    Erinnerungsvermgen

    Gibt es eine Zeit in unserem Bewusstsein? Es ist keine Zeit in ihm vorhanden, indiesem einfachen, dimensionslosen Punkt des gttlichen Lichtes. Doch trgt ernicht nur alle Formen und Grade des Erkennens in sich, sondern kann auchnach Belieben Zeitordnungen erschaffen. Innerhalb von drei Minuten kannst Dueine Lebenszeit von siebzig Jahren durcheilen und erleben. Dringen wir tiefer zur

    Erkenntnis dieses Bewusstseins vor, so werden wir immer mehr erleuchtet, unddie Krfte dieses hheren Bewusstseins, seine Weisheit, seine Freude, seineSchnheit und sein Friede treten immer deutlicher in Erscheinung. So wunderbarist dieses unser inneres Sein beschaffen. Um wieviel wunderbarer ist nichtdieses gttliche Bewusstsein, das berall zugegen ist und alles sieht und weiss!Nur ein wenig wollen wir die Fhigkeiten betrachten, die im Menschen zumAusdruck kommen. Auf der Fahrt von Bern nach Basel wirfst Du einen kurzenBlick durchs Fenster Deines Zugabteils. Irgend ein aufflliger Gegenstand fesseltDein Bewusstsein oder vielleicht siehst Du ihn sogar nur halbbewusst. Du denkstnicht mehr daran. Zehn Jahre spter taucht pltzlich das Bild aus der Erinnerungauf. Oder Du trumst nach zwanzig Jahren noch davon. Kein Eindruck, den wirin uns aufgenommen haben, geht je verloren. An vieles meinen wir uns nichtmehr zu erinnern, vor allem, was die frheste Kindheit anbetrifft. Doch wenn wirglauben, alles sei so ganz und gar verloren, dann haben wir vorschnell geurteilt,denn tatschlich hat unser Inneres nicht nur viel mehr gesehen als wir glauben,sondern es auch aufbewahrt. Auch diesem unglaublichen Vermgen liegt dasgttliche Bewusstsein in unserem tiefsten Inneren zugrunde, das alles sieht,versteht und weiss.

    Das Phnomen der Sprachengabe

    Alles ist im Inneren enthalten. So einzigartig ist das Bewusstsein im Menschen,dass es alles, aber auch wirklich alles in sich trgt. Es ist zeitlos, unzerstrbar,allwissend, allmchtig und alldurchdringend. Im Bereich der Parapsychologiezeigt sich das verhltnismssig seltene, aber dennoch unbestreitbarePhnomen, dass Menschen in besonderen Bewusstseinszustnden Sprachensprechen, die sie nie zuvor in ihrem Leben vernommen haben. Eine gelufige

    und einleuchtende Erklrung dafr lautet, dass der Betreffende in einem frherenLeben diese Sprache gesprochen oder erlernt haben msste. Diese Erklrung istdurchaus vernnftig und einleuchtend. Immerhin erklrt sie etwas, das sonstunerklrlich ist. Sie braucht allerdings nicht die einzige Erklrung zu sein.

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Zuweilen geschieht es, dass die innere Seele, die ja alles weiss und alles sieht,sich in fremden Sprachen manifestieren oder ausdrcken kann, denn alleSprachen, alle Wissenschaften und alle Erkenntnisse sind latent in ihrvorhanden. Das Licht des gttlichen Bewusstseins kennt keine Grenzen, keineDunkelheit und keine Schwche. Sein Name ist Vollkommenheit. Sein Charakterist Schnheit, unbegrenzte Schnheit, unbegrenztes Glck, unbegrenzter Friede,Freiheit und Kraft.

    Das Gewissen

    Gibt es weitere Hinweise auf die Anwesenheit des gttlichen Bewusstseins inunserem Inneren? Gewiss, es sind Fingerzeige dafr vorhanden. Nehmen wir alsden nchstliegenden die Stimme des Gewissens. Begehen wir ein Unrecht, undsei es auch nur in Gedanken, dann meldet sich etwas zutiefst in unseremInneren und sagt uns: Das ist nicht gut. Was ist dieses Etwas? Es ist die feine,

    leise Stimme des Gewissens. Wer belehrte uns darber, dass es falsch war, waswir dachten oder taten? Niemand brauchte uns darber zu belehren. DieBelehrung erfolgte durch unser Inneres, zunchst ber die mentalen Fhigkeitendes Fhlens und Denkens, und dann auch durch das Gewissen, das ber diementalen Erkenntniskrfte hinausreicht. Dieses ist nicht der Belehrung vonaussen zugnglich - wie dies fr die oft mit ihm verwechselte sozialeAnpassungsfunktion zutrifft -, sondern es leuchtet aus sich selbst und ist einAusdruck und eine Funktion des hchsten, alles bezeugenden Bewusstseins inuns. Das Gewissen als Stimme des hheren Bewusstseins in uns ist ein Prinzip,das zwar unsere guten wie unsere schlechten Erfahrungen ermglicht, aberdennoch selbst nicht in diese Erfahrungen einbezogen, nicht von ihnen betroffenoder beeinflusst wird, sondern seinem Wesen getreu stets rein bleibt.Angenommen, Du begehst einen Fehler. Das Bewusstsein sagt Dir, dass Dueinen Fehler gemacht hast. Doch beging das Bewusstsein selbst diesen Fehler?In diesem Zusammenhang und von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist dasBewusstsein in diesen Fehler nicht mit einbezogen.

    Nur wenn die menschliche Erfahrung von gefhlsmssigen Erlebnissenberdeckt und in sie verstrickt ist, widerfahren seiner usseren ichverhafteten

    Persnlichkeit all diese Erfahrungen von guter und schlechter, von reiner undunreiner Art. Das Bewusstsein selbst bleibt makellos, eine Sule des Lichtes,und dieses Bewusstsein ist eine Eigenschaft der Seele. Die Seele gleichtinnerhalb der ewigen Seinswirklichkeit einem kleinen Laubblttchen auf demendlosen Ozean. Der Druck dieser Wirklichkeit, dieses Gttlichen, ist berall.

    Aus den Wirkungen des Gewissens lsst sich mit Sicherheit auf die Anwesenheitdes gttlichen Bewusstseins in uns schliessen. Wenn es ein himmlisches Reichgibt - das heisst: ein Gttliches, Allvollkommenes, Allheiliges und Allwissendes -,dann muss es in diesem sich allem entziehenden und doch alles beobachtenden

    inneren gttlichen Zeugenbewusstsein seinen Sitz haben. Wre das Gttlichehier nicht zu finden, dann wrden wir es wohl auch anderswo vergeblich suchen.Dann wrden wir auch in uns vergeblich nach diesen Funktionen des hherenBewusstseins Ausschau halten.

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    Hhere Intuition

    Noch weitere Beweise gibt es fr die Anwesenheit des gttlichen Bewusstseinsim Innersten eines jeden Menschen. So finden sich auch im alltglichen LebenAugenblicke und Zeiten, in denen der Mensch pltzlich von einer seltsamkostbaren Liebe ergriffen wird, von einer Liebe, die alle Schpfung umarmenmchte. Wie liesse sich behaupten, diese steige aus dem Unterbewusstseinempor? Wie kann ein Bereich dunkler Krfte zugleich der Schpfer und Erhalterlichtvoller Gefhle, Gedanken und Erfahrungen sein?

    Die Grossen des Geistes werden von Intuitionen berrascht, sie mgen sichaufhalten, wo immer sie wollen. Sie mgen baden, essen, umhergehen - bei

    jeder Gelegenheit erfahren sie hohe intuitive Einsichten. Auch diese sind alsAusstrahlungen des gttlichen Bewusstseins anzusehen. Ganz sicher drfen wirein Gttliches in diesen grossen Geistern vermuten; doch dieses ist ebenso in

    allen anderen Menschen vorhanden, genau so wie jeder ein Gewissen in sichtrgt, auch wenn dieses zuweilen verschttet sein mag.

    Niemand sollte sich darber betrben, wenn ihm hhere Erlebnisse oderErfahrungen einer anderen als der unseren Sinnen zugnglichen Welt einmalgegeben und dann wieder genommen wurden. Der Geber all dieserErfahrungen, das Gttliche, aus dem all diese gttlichen Erfahrungenhervorgingen, ist ja in ihm selbst. Ihr Ursprung ist immer noch in ihm und kannnicht von ihm genommen werden, nmlich das Gttliche voll unendlicherWunder, das alle Universen erschuf, sie trgt und erhlt. Auch wenn er viele

    mystische Erfahrungen hatte und alle restlos verschwunden sein sollten, machtdas doch nichts, denn der Eine, der tausend noch viel hhere Erfahrungenhervorbringen kann, ist noch in ihm. Das hchste Gttliche, das dem MenschenAllwissenheit, Allmacht und Allgegenwart als Grundzge seines Lebensverleihen kann, ist nach wie vor in ihm. Die Tatsache, dass jemand in frherenTagen schon einmal einen Zugang zu Gott fand, ist ein Grund zur Freude.

    Meditieren und Beten, Ringen und Streben, um uns dem Gttlichen zu nahen,ffnet uns wirklich Tren und erbringt uns einen Beweis dafr, dass etwasUnvergngliches, Gttliches in uns ist. Von Ihm kann der Mensch auf die Dauernicht Abstand nehmen. Seine Gotterfahrung, seine Bewegung auf die unendlichegttliche Vollkommenheit hin, ist eine Notwendigkeit seiner Hherentwicklung.Selbst wenn ein Mensch Gott nicht haben mchte, so gibt es doch Augenblickein seinem Leben, in denen er sich heimlich nach Gott sehnt. Aus diesem innerenGeheimnis seines zur Hherentwicklung drngenden Wesens heraus wird erimmer wieder neue Meditationsmethoden finden und schliesslich neueErfahrungen des Gttlichen erlangen. In der Meditation treten wir ganz bewusstin den Bereich hherer Bewusstseinsebenen ein. In Zustnden knstlerischer,mentaler und psychischer Sensitivitt gelangen einige der verborgenen Krfte

    und Fhigkeiten in uns zur Wirkung. Es gibt eine Menge weiterer Beispiele ausdem Bereich des tglichen Lebens, an denen sich feststellen lsst, dass dasBewusstsein in uns hhere Fhigkeiten in sich birgt. Diese kommen bei dereinen oder anderen Gelegenheit zum Vorschein. So kann etwa ein Mensch, der

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    sich so schwach fhlt, dass er kaum die Tasse an den Mund heben kann, beieinem Brand in seinem Zimmer pltzlich in der Lage sein, eine dickeGlasscheibe zu durchstossen und aus dem Fenster zu springen. Woher nahm erpltzlich diese Kraft? Die Bedrohung seines Lebens und das Bestreben, denFlammen zu entrinnen, riefen Krfte in ihm wach, die schon zuvor latentvorhanden waren, nur dass er sie nicht ntzte. Erst angesichts des drohendenFlammentodes gelangten sie zur Auswirkung.

    In solchen Ausnahmezustnden gelangen die in uns schlummernden hherenFhigkeiten leichter zum Durchbruch. Wir brauchen nur etwas aufmerksam zubeobachten, dann stossen wir immer wieder auf Situationen des Lebens, die unsin dieser Hinsicht etwas lehren knnen. berall ergeben sich Gelegenheiten, umtieferen Einblick in die verborgenen Wunder des Bewusstseins zu gewinnen unddie Gottgegenwart in diesem vllig reinen Bewusstsein zu entdecken und zuerfassen, das alles beobachtet und niemals in irgend etwas einbezogen wird.Wer solche Gelegenheiten zu ntzen weiss, kann dadurch der Gotterfahrungnherkommen. Es ist dies ein hherer Erkenntnis-prozess, der auch all jenen

    frderlich sein kann, die auf dem Wege des Glaubens und der ttigen Liebe, imGebet und durch andere geistige bungen Gott nherzukommen versuchen.

    Das Traumbewusstseinund

    seine schpferischen Fhigkeiten

    Das Traumbewusstsein ist eine sehr begrenzte und entstellte Wirkweise desgttlichen Bewusstseins in uns - und dennoch hchst bewundernswert. Wir

    schlafen ein und trumen. Whrend es draussen weder regnet noch die Sonnescheint, knnen wir dennoch beides im Traum erleben. Oder wir schreiten ohneSchirm durch den Regen. - Wo spielt sich dieses Traumerlebnis ab? Im dunkelnZimmer, in dem wir schlafend liegen. Und woher kommt uns all dieses Erleben?Irgend ein Bewusstseinspnktchen hat es projiziert. Wenn wir nach dem Wesendieses Bewusstseins fragen, dann mssten wir antworten: Es ist einallschpferisches Licht. Doch von welcher Grssenordnung? Niemand kann essagen. Vielleicht von der Grsse einer allerwinzigsten Nadelspitze. Aus diesemdimensionslosen Pnktchen ging das ganze weite Himmelszelt, gingen

    Sonnenschein und Regen in unserem Traum hervor.Wir knnen auch trumen, dass wir in einem Dsenflugzeug weit ber allenWolken fliegen. Wohin wir blicken, erstreckt sich die Unendlichkeit des Raumes.Wer knnte die Tiefe dieses Raumes ermessen? Wo nhme sie ein Ende? Istdieser Raum, den wir im Traum erleben, unwirklich? Er ist ja eineErfahrungswirklichkeit in unserem Traum. Das dimensionsloseBewusstseins-pnktchen hat nun unermessliche Weiten des Raumes vor unsausgebreitet und eine Welt der Erfahrung fr uns erschaffen. Es muss dahereiner hheren Ordnung angehren als der Raum, den es aus sich hervorbringt.

    Wie wunderbar ist dieses Bewusstsein - und doch ein Nichts, verglichen mit denWundern, die sich in Gott befinden. Im Traumerleben sehen wir uns ber ferneBerge wandern und an heisse Quellen kommen. In diesen baden wir. Nun gibtes aber kein heisses Wasser in unserem Kopf noch Platz fr hohe Berge. Wie

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    knnen wir dieses erleben? Ist das heisse Wasser etwa unwirklich? Dannknnten wir es nicht erleben. Wir knnten keine Wrmeempfindung gewinnen. Indas von einem Knstler auf die Leinwand gemalte Kirchlein knnen wir nichteintreten, und an einem Feuer, das er malt, keine Kerze entznden; im Traumknnen wir an einem Feuer, das wir trumen, sehr wohl etwas entznden. Waswir im Traum erleben, hat eine hhere Form von Wirklichkeit als ein gemaltesBild.

    Traumwelten durchdringen sich im Raum

    Angenommen, es befinden sich vierzig Personen in einem einzigen Saal; alleschlafen und jeder trumt irgend etwas. Auf diese Weise begegnen sich in einemeinzigen Saal vierzig verschiedene Welten. Wo nun befinden sich diese vierzigWelten? Sie sind hier in ein und demselben Saal zugegen. Sehen wir sie?Sicherlich nicht.

    Nun, die Wissenschaft verfgt heute ber Gerte, um den Traumzustand zuregistrieren, ohne allerdings etwas ber das Wesen des Traumes aussagen zuknnen. Wer kann dann diese verschiedenen Traumwelten der vierzigschlafenden Personen festhalten? Die Fhigkeiten des menschlichen Denkenssind zur Zeit noch primitiv. Weder die usseren Augen noch irgend eineWahrnehmungskraft ist im gegenwrtigen Evolutionsstadium der Menschheitimstande, uns das Wesen der vierzig verschiedenen, in diesen Saal projiziertenWelten zu erschliessen. Doch die Intelligenz des Gttlichen nimmt sie wahr; dasBewusstsein der hchsten Wirklichkeit in uns sieht sie.

    Vergegenwrtigen wir uns noch einmal: vierzig verschiedene, weite,unermessliche Welten durch-dringen sich im gleichen Raum. Wir glauben, nureine einzige Welt sei hier zugegen, eine materielle Welt; Raum und Zeit imphysikalischen Sinne seien vorhanden, und dieser Raum sei leer. Doch dieWahrheit ist, dass vierzig verschiedene Menschen vierzig verschiedene Weltenprojizieren, und jeder von ihnen erlebt seine eigene Traumwelt auf eine usserstlebendige, dynamische Weise, ohne im geringsten an deren Wirklichkeit zuzweifeln. Diese vierzig verschiedenen Traumwelten durchdringen sich im Raum,genau so wie auch viele verschiedene Programme, die gleichzeitig von den

    Fernsehstationen der Erde ausgestrahlt werden, den Raum durchdringen undsogar durch unsere Krper hindurchgehen. Es sind auch noch tausend andereDinge da, die wahrzunehmen wir heute noch unfhig sind. Es gibtwissenschaftliche und subjektive psvchische Wunder, die alle im Raumgegenwrtig sind.

    Die Materialitt der Welt wirdin wissenschaftlicher Analyse zur Energiestruktur

    Alle Wunder sind hier und jetzt zugegen, und sie durchdringen einander. Warum

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    sollte nicht auch eine gewaltige, herrliche Gotteswelt diese unsere Weltdurchdringen knnen - eine mchtige Welt, unendlich subtiler alselektromagnetische Wellen, die Fernsehbilder bertragen, oder als dieTonsendungen der Radiostationen -, unendlich subtiler als die psychische Weltall dieser Trumenden, die alle in ihrer jeweiligen eigenen Erfahrungswelt leben.Warum sollte nicht auch diese unendlich subtilere gttliche Welt den ganzenKosmos durchdringen? Sie durchdringt ihn in der Tat. Der Bereich des gttlichenBewusstseins ist berall. Unsere Erfahrung der Welt im usseren erweist sich inletzter logischer und philosophischer Analyse als eine funktionale Welt, derenMaterialitt genau so verschwindet, wie die Festigkeit des materiellenUniversums fr das Verstndnis der heutigen Wissenschaft nicht mehr besteht.

    Ehe die Rntgenstrahlen entdeckt waren, dachten wir, Licht knne niemalsunsere dichte Haut durchdringen. Doch sind wir heute in der Lage, mit Hilfedieser Strahlenart die Knochen unseres Krpers zu fotografieren. DieAstrophysik offenbart uns eine Menge Wunder, ebenso die moderne Physik, sodass sich schliesslich alle Festigkeit der Materie in Raum auflst. Grosse

    Physiker wie Max Planck, Einstein und andere, die Folgerungen aus denErgebnissen der physikalischen Forschung ziehen, sind ber das frhereKonzept, dass alles eine Energiestruktur sei, bereits hinausgelangt. Angesichtsdessen, was uns das Elektronenmikroskop erschliesst, ist die Wissenschaft zusagen geneigt, alles sei eine Struktur des leeren Raumes. So verschwindetselbst auf der Ebene der Physik, der Wissenschaft von der Materie, einer reinenErfahrungswissenschaft, die Materialitt der Welt.

    Die Traumwelt ist von geringerer Soliditt

    oder Stofflichkeit

    Auch dem Trumenden entschwindet die Soliditt seiner Welt. So kann etwaThomas in seinem kleinen Zimmer trumen, er befinde sich in einem schwerenSturm mitten auf dem Ozean, erleide Schiffbruch und gerate ins tiefe Wasserhinein, wo er schliesslich ertrinkt. Wie kann der Raum dieses weiten Ozeans indiesem kleinen Zimmer sein? Die Festigkeit der Welt ist fr Thomasverschwunden, und er lebt in einer anderen Dimension. Sein Bewusstsein bringt

    seinen eigenen Raum und seine eigene Zeit hervor, erschafft sich diesen Ozean,seine eigene Welt, seine eigenen Berge, seine Erfahrungen und seine eigeneRaum-Zeit-Ordnung. Fr uns sind nur fnf Minuten vergangen, seitdem Thomaseingeschlafen ist, whrend er in seiner eigenen Raum-Zeit-Ordnung mehrereJahre durchlebte.

    Wie relativ wird doch alles, wenn die dichte, feste Welt selbst in den Augen derWissenschaft von der Materie, der modernen Physik verschwindet, wenn selbstdie Medizin so weit vorangeschritten ist, dass sie psychosomatische Krankheitenanerkennt. Es wird dann leicht fr uns, ein Verstndnis dafr zu gewinnen, dass

    diese Welt von Zeit und Raum und Materie, die wir erleben, mehr funktionaler alsrealer Natur ist. Ist der Ozean, den Thomas erlebt, Realitt ein Ozean auf derWirklichkeitsebene der physikalischen Welt um uns her? Wre er in diesemSinne wirklich, msste er von anderen rings um Thomas ebenfalls erfahren

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    werden knnen. Doch, kann man deshalb Thomas klarmachen, dass alles, waser da trumt, nicht wirklich ist, dass es sich nur um einen Traum handelt, in demer befangen ist? Begbest Du Dich in diese Traumwelt hinein und sagst ihm:Siehe da, es ist ja nur ein Traum. Du bist ja gar nicht in diesem Ozean, dannwrde er Dir nicht glauben und Dich vielleicht fr wahnsinnig halten. Solange erihn erlebt, ist er fr ihn wirklich. Ist er deshalb ebenso wirklich, wie unserematerielle Welt? Ist er nicht etwas, das vom Bewusstsein im Traumzustandhervorgebracht wurde? Ist es nicht wahr, dass es sich nur um eine funktionaleErfahrung handelt, um eine Erfahrung im Bewusstsein?

    Vom Standpunkt gttlicher Wirklichkeit, des gttlichen Bewusstseins, ist selbstunsere ussere Erfahrung, unser usseres materielles Universum von Zeit undRaum nur funktionaler Natur. In diesem funktionalen Universum befinden sichandere Welten, auch Traumwelten anderer Menschen, wie auch die Ton- undBilderwelten, die von verschiedenen Radio und Fernsehsendern ausgestrahltwerden. Sie alle durchdringen den Raum ebenso, und damit auch unserenKrper. Genau so durchdringt der subtilste aller Bereiche, das gttliche Reich,

    auch diese unsere Welt.Der Mensch als Bildnis Gottes

    Die grssere Wahrheit ist, dass wir nicht in einem drei- oder vierdimensionalenmateriellen Universum leben, sondern in einem einzigen schpferischenBewusstsein voll gttlicher Wunder, das die Energie hinter jeder Energiedarstellt, die Kraft hinter allen Krften und das Leben hinter allen Mchten.

    Dieses Bewusstsein ist das hchste gttliche Prinzip. Es ist das Gttliche, dasHimmelreich voll endloser Vollkommenheit, voll Frieden und Glck. Es ist berall.In ihm gibt es keine Zeit- und Raumbegrenzungen mehr. Alles in ihm ist ein Hierund Jetzt. In diesem Bewusstsein leben wir, bewegen wir uns und haben unserSein.

    Wie viel Zeit nimmt es denn in Anspruch, bis wir in die Traumwelt und dieTraumerfahrung entschlpft sind? Wie lange dauert es, bis wir im Schlaf einenstockfinsteren Urwald erleben knnen? Es dauert nur den Bruchteil einer

    Sekunde, und schon sind wir in eine neue Welt des Traumerlebens versetzt. -Genau so schnell knnen wir auch ins Reich des Gttlichen gelangen. Im Lichteder Wahrheit gesehen, besteht ja nichts als dieser gttliche Bereich. Er ist dieWahrheit aller Wahrheiten, die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten. Er ist die zentraleSttze aller Existenz. Er ist alles und ist in allem.

    Wenn wir die Welt vom Standpunkt dieser letzten Wahrheit aus betrachten, trgtdie ussere Erscheinungswelt, die wir durch unsere Sinne wahrnehmen, nuraktiven Charakter. Vom Standpunkt des Unendlichen, mit den Augen Gottes undvom Standpunkt Seines Lichtes und Seiner Liebe aus betrachtet, verliert sich

    ihre Existenz, ihre Bedeutung und Essenz. Die Seele in ihr wird mit demAllbeseelenden zu einer Einheit verwoben. Das Licht in ihr wird eins mit demLicht, das berall ist.

  • 8/14/2019 Omkarananda, Swami - - Das Licht des unendlichen Bewutseins

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    Zur Erluterung stellen wir uns einen Eisberg vor, der bewusst erkennen knnte,wie er im Meere schwimmt. Solange er im Zustand des Eisberges verharrt,erfhrt er sich als unterschieden und vom Meer getrennt, auch wenn er aus ihmgeboren und von ihm erhalten wird. Er sieht sich anderen Eisbergen gegenberund von diesen wie vom ganzen Meere abgesondert. Er befindet sich in einemZustand der Begrenztheit, in einem Zustand, der nur zeitweiliger, nichtbleibender Natur ist, whrend das Meer in seiner Zeitlosigkeit, die immer war,ruht. Es ist das Unbedingte, Unendliche, whrend der Eisberg bedingt undBegrenzungen unterworfen ist.

    Wie lange Zeit braucht es nun, bis der Eisberg die unbegrenzte Freiheit, Weiteund Herrlichkeit des Meeres zurckerlangt? Er knnte seine Einheit mit demMeere augenblicklich herstellen, indem er sie erkennt. Im Falle des Menschen istdieses Erkennen mglich, und die Auflsung seiner Begrenztheit geht ber diegeistige bung und Hherentwicklung vonstatten. Solange der Eisberg aufseinem Eisbergsein beharrt und nicht seine Einheit mit dem Ganzen desOzeans erkennt, begreift er nicht, dass er in Wahrheit der Erhalter all der

    unzhligen Lebewesen im Meere ist und alle anderen Eisberge aus ihmhervorgingen, dass er in seiner zeitlosen Majestt unbegrenzbar undunzerstrbar ist und dass er niemals austrocknen kann. So wird seine Freudeund seine Strke grenzenlos.

    Ebenso steht es mit dem Menschen: so lange er in seinem inneren Bewusstsein,in seinem begrenzten, bedingten menschlichen Dasein lebt und nicht durch dieGottesgnade oder durch das Feuer und die Kraft gttlichen Bewusstseins befreitist - sei es durch Entwicklung von Heiligkeit oder durch dynamische,berbewusste gttliche Erkenntnis - fllt es ihm schwer, seine lebendige

    Beziehung zur unendlichen Gottheit zu erkennen. Dennoch - es besteht eineinnere Identitt seines Seins mit Gott. Das Knigreich Gottes, das Gott selbst ist,liegt ja in ihm.

    Das Bildnis Gottes in ihm ist das gleiche wie Gott selbst. Und wenn Gott denganzen Kosmos, die ganze Schpfung trgt und erhlt, dann bedeutet das nichtsanderes, als dass das Reich Gottes im Inneren des Menschen ebenfalls dieSchpfung trgt und erhlt. Also ist das Bild Gottes oder das Reich Gottes imMenschen der erhaltende Atem aller Geschpfe. Die Schnheit der Blumen, dieIntelligenz im Menschen, das Licht der Sonne, das khle Leuchten des Mondes,das Wirken von Gte und Liebe, wo immer es sich zeigt, alles, was im Lebenund auf Erden wertvoll und gross ist, steht in lebendiger Beziehung zumKnigreich Gottes im Menschenherzen.

    Gott, der berall zugegen und wirksam ist, wohnt auch im Menschenherzen. Gottist keine Zweiheit, sondern ein Einziger, und darum berall der Gleiche. Dasganze Problem des menschlichen Lebens ist ein Problem der Begrenzungen,des Unglcklichseins, ein Problem der bedingten Existenz, ein Zustand, derfunktionell mglich, aber von der letzten Wirklichkeit aus betrachtet nicht

    eigentlich wirklich ist, da er nur so lange anhlt, als der Mensch sich weigert, inErkenntnis und Liebe zu wachsen. Er hat nur so lange Bestand, als der Menschsich nicht innerlich aus der Begrenztheit befreit. Dies kann durch Glauben oderdurch Weisheit geschehen. Durch stndige Selbstdisziplinierung gelangt der

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    Mensch schliesslich dahin, sich geistig auf eine Reise zum inneren Fortschritt zubegeben und immer grssere Erkenntnis der letzten Wahrheit, die Gott ist, zuerlangen.

    Bewusstsein und Materie

    Die Welt der vielen Dinge und Erfahrungen im Traum des Thomas ist nichts alsBewusstsein, das sich unter dieser Form und mit jenem Namen offenbart.Materie und Bewusstsein sind wie zwei Seiten einer Mnze - wenn dieserVergleich in bezug auf die unendliche Existenz erlaubt ist. Einmal nimmt dasgleiche Sein Form und Namen der Materie an, das andere Mal ist es ungeformtund heisst Bewusstsein. Unwissenheit bedeutet Nichterkennen, dass MaterieBewusstsein ist und umgekehrt, dass beide im unendlichen Sein der einenabsoluten Wirklichkeit ihr Dasein haben. Diese Art der Unwissenheit ist dermenschlichen Betrachtungsweise eigen und ist die Hauptursache aller

    Begrenzungen im Menschenleben.Die ganze materielle Welt ist also eine Zustandsform des gttlichenBewusstseins. Wir leben inmitten von Wundern, die unvergleichlich grsser sindals alle Wunder von Wissenschaft und Technik. Die Raumraketen sind nochlange nicht so wunderbar wie jene Wunder, die im Menschen, der siehervorgebracht hat, verborgen liegen, und zwar in jedem Menschen Jeder kannzum bermenschen werden. Auch wenn wir nichts in Hnden halten, knnen wirdoch alles besitzen; ohne einen Schritt zu tun, knnen wir doch berall zugegensein; ohne einen Menschen zu berhren, knnen wir im Herzen aller Wesen

    wohnen. Zahllos und unbeschreiblich sind die Freuden, die einem erleuchtetenBewusstsein offenstehen. Spricht ein Mystiker mit einer leeren Wand, soerscheint das in den Augen der anderen als ein Phnomen, das dem Wahnsinnnahekommt; doch kann der Mystiker dabei dem Angesicht der hchstenWahrheit und Wirklichkeit gegenberstehen. Wenn das erleuchtete Bewusstseinin ihm unmittelbare intuitive Wahrnehmungskrfte geweckt hat, kann er mit einerErkenntnisebene in Einklang sein, auf der die Wand als das unendlicheBewusstsein in Erscheinung tritt. So wie das Eis die eine der mglichenZustandsformen des Wassers ist, so ist die Welt die eine Zustandsform des

    gttlichen Bewusstseins, und so wie jene, die das Eis nicht mehr als Eis zusehen wnschen, die Freiheit haben, es in Wasser zu verwandeln, so knnenjene, die unsere Welt nicht mehr in ihrem Zustand der Begrenztheit erlebenmchten, sie auch als gttliches Bewusstsein in Erfahrung bringen. Doch wie esder Zufuhr von Wrme bedarf, um Eis in Wasser berzufhren, so sind auch hierbestimmte Bedingungen zu erfllen, um die Welt in ihrem wahren Zustand alsgttliches Bewusstsein zu erleben.

    Der trumende Thomas

    Da ist ein gewisser Thomas Billionr. Er ist mchtig, reich, jung, schn,gesegnet, angesehen und tchtig in allem, was er tut. Alles bewundert ihn. Er

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    trumt, er sei ein armer, alter Mann, der Hunger leidet und von erbarmungslosenMenschen umhergestossen wird, indessen sein Krper die Zeichen unheilbarerKrankheit trgt und er zu schwach ist, um sich selbst zu helfen. Whrend er indiesem Traumerleben befangen ist, sagt in ihm etwas: Das ist nur ein Traum.Ich bin nicht dieser arme, alte und geplagte Mensch. Ich bin der Thomas, ich bin

    jung und reich, schn und angesehen, und was ich jetzt erlebe, trume ich. Esist auch ein Teil des Traumbewusstseins einbezogen, denn im Traume selbstsagt ihm ja etwas, dass er in Wahrheit der Thomas Billionr ist und nicht derarme Alte, als den er sich im Traum erlebt.

    Dieses Erkennen nun lsst unseren Thomas heiter und mit innerer Losgelstheit,ja guten Mutes, voll Glck und Frieden sein Los im Traum ertragen. Genau soerkennt sich der geistig Strebende, der in seiner Hingabe die Gegenwart desGttlichen berhrt hat, als einen Sohn, ein Kind des Gttlichen, ein Licht imgrenzenlosen Licht, einen Frieden im unendlichen Frieden, eine Form aus Kraftund Schnheit. Darum betrachtet der geistig Strebende dieses ussere Lebenmit grosser innerer Losgelstheit und voll Frieden und ist so der vollkommene

    Mensch - ruhig und friedlich unter allen Umstnden, auch in der bedrngendstenLage, der wahre Lebensmeister.

    So lsst sich also der Fortschritt auf das Gttliche hin nicht aufhalten. Je eifrigerund begeisterter wir uns jedoch um das geistige Leben bemhen, umso rascherwird die innere Entfaltung vonstatten gehen, umso rascher die gttlicheErfahrung mglich sein. Wir knnen unser Streben nach dem Gottbewusstseinintensivieren, indem wir alle Krfte des Geistes und des Herzens, alle Lebens-und Willenskrfte dafr einsetzen.

    Musik

    Musik lsst die feinsten Saiten unserer Seele erklingen. So sehr erhebt sie dasInnere des Menschen, der fr sie empfnglich ist, dass man es fast schmerzlichempfindet, die Augen wieder zu ffnen. Die Musik entfhrt den fein beseeltenMenschen in ein hheres Bewusstsein, in dem er die ganze Welt umfangenmchte. Das Herz weitet s