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D as Arbeitstier in der Orange-Produkt- palette liegt nun bereits in der dritten Generation vor – und hat damit große Klinkenbuchsen zu füllen, denn das erste Rockerverb-Modell war Oranges erster High-Gain-Amp und hat einge- schlagen wie eine fette, orangefarbene Bombe. Dafür sorgten schon beim Ursprungsmodell die einfache Bedienung, das hohe Potential an Lautstärke und Zerrgrad, die große Vielseitigkeit und das zwar typisch britische, aber dennoch mit ganz eigener Note versehene Voicing. Orange ruhte sich nicht auf den Lorbeeren aus, die der erste Rockerverb einbrachte, sondern sammelte User-Feedback und Verbesserungswünsche, die bei den Mo- dellen MKII und dem hier vorliegenden MKIII konsequent umgesetzt wurden. Bevor wir uns die Änderungen genau anse- hen, lohnt sich ein Blick auf die Features. Der Rockerverb 50 MKIII ist ein reinrassiges Voll- röhrentop mit einer Maximalleistung von 50 Watt, bereitgestellt durch zwei EL34-End- stufenröhren. Als erster Rockerverb verfügt die dritte Generation über eine Schaltung, durch die sich die Leistung auf die Hälfte, ergo 25 Watt, reduzieren lässt. So lässt sich die Endstufe etwas einfacher in die Sättigung treiben. Die Umschaltung erfolgt über den Standby-Schal- ter: Mittelstellung heißt Standby, die anderen beiden Positionen aktivieren den Amp wahl- weise mit voller oder halber Leistung. Symbolbeschriftung Der zweikanalige Amp ist mit vier ECC83- Röhren in der Vorstufe ausgestattet. Die Um- schaltung erfolgt wahlweise per Hand (Schal- ter an der Vorderseite) oder über einen optio- nalen Fußschalter, der über einen Klinkenste- cker angeschlossen wird. Über weitere optio- nale Umschalter lassen sich auch die Attenu- ator-Funktion und der Hall steuern. Die Klangregelung ist denkbar übersicht- lich. Der Hersteller verwendet statt einer Beschriftung lediglich Symbole. Diese sind je- doch leicht verständlich, so dass man sich schnell zurechtfindet. Beim cleanen Kanal sind zwei Klangregler (Bässe und Höhen) sowie ein Volume-Poti vor- handen, beim verzerrten Kanal gesellen sich ein Mitten- und ein Gain-Regler hinzu. Für beide Kanäle zusammen lassen sich der inte- grierte und röhrengetriebene Federhall und der Attenuator regulieren. Letzterer erlaubt es, beide Kanäle voll aufzudrehen und dann die Gesamtlautstärke stufenlos bis in geringe Zimmerlautstärke herunterzufahren – bekannt unter anderem von den Modellen Thunder- verb und Dual Dark. Ideal fürs Üben, Song- writing oder Recording in der Wohnung zu nachtschlafender Zeit. Neben den Anschlüssen für die Footswitch- Funktionen finden sich auf der Rückseite Buchsen für den seriellen Loop und daneben insgesamt drei Speaker-Ausgänge. Das Ganze Orange Rockerverb 50 MKIII Kunterbunte Explosionen Wer an britische Amp-Sounds denkt, sollte Orange niemals außen vor lassen. So war etwa Tony Iommi in der Frühphase von Black Sabbath auch mal mit Orange-Stacks auf der Bühne zu sehen. Und inzwischen sind die Geräte selbst bei Gitarristen weit härterer Bands wie Slipknot beliebt. C Christopher Przybilla 109 verstärker GUITAR-DREAMS © PPVMEDIEN 2015

Orange Rockerverb 50 MKIII - Musik Produktiv · garniert mit Obertönen, oder Petrucci-mäßig große Nonenakkorde: Das Zerrverhalten und die Authentizität selbst bei Höchststufe

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Page 1: Orange Rockerverb 50 MKIII - Musik Produktiv · garniert mit Obertönen, oder Petrucci-mäßig große Nonenakkorde: Das Zerrverhalten und die Authentizität selbst bei Höchststufe

Das Arbeitstier in der Orange-Produkt-palette liegt nun bereits in der dritten Generation vor – und hat damit große Klinkenbuchsen zu füllen, denn das erste Rockerverb-Modell war Oranges erster High-Gain-Amp und hat einge-schlagen wie eine fette, orangefarbene Bombe. Dafür sorgten schon beim

Ursprungsmodell die einfache Bedienung, das hohe Potential an Lautstärke und Zerrgrad, die große Vielseitigkeit und das zwar typisch britische, aber dennoch mit ganz eigener Note versehene Voicing. Orange ruhte sich nicht auf den Lorbeeren aus, die der erste Rockerverb einbrachte, sondern sammelte User-Feedback und Verbesserungswünsche, die bei den Mo-dellen MKII und dem hier vorliegenden MKIII konsequent umgesetzt wurden.

Bevor wir uns die Änderungen genau anse-hen, lohnt sich ein Blick auf die Features. Der Rockerverb 50 MKIII ist ein reinrassiges Voll-röhrentop mit einer Maximalleistung von 50

Watt, bereitgestellt durch zwei EL34-End-stufenröhren.

Als erster Rockerverb verfügt die dritte Generation über eine Schaltung, durch die sich die Leistung auf die Hälfte, ergo 25 Watt, reduzieren lässt. So lässt sich die Endstufe etwas einfacher in die Sättigung treiben. Die Umschaltung erfolgt über den Standby-Schal-ter: Mittelstellung heißt Standby, die anderen beiden Positionen aktivieren den Amp wahl-weise mit voller oder halber Leistung.

SymbolbeschriftungDer zweikanalige Amp ist mit vier ECC83-Röhren in der Vorstufe ausgestattet. Die Um-schaltung erfolgt wahlweise per Hand (Schal-ter an der Vorderseite) oder über einen optio-nalen Fußschalter, der über einen Klinkenste-cker angeschlossen wird. Über weitere optio-nale Umschalter lassen sich auch die Attenu-ator-Funktion und der Hall steuern.

Die Klangregelung ist denkbar übersicht-

lich. Der Hersteller verwendet statt einer Beschriftung lediglich Symbole. Diese sind je-doch leicht verständlich, so dass man sich schnell zurechtfindet.

Beim cleanen Kanal sind zwei Klangregler (Bässe und Höhen) sowie ein Volume-Poti vor-handen, beim verzerrten Kanal gesellen sich ein Mitten- und ein Gain-Regler hinzu. Für beide Kanäle zusammen lassen sich der inte-grierte und röhrengetriebene Federhall und der Attenuator regulieren. Letzterer erlaubt es, beide Kanäle voll aufzudrehen und dann die Gesamtlautstärke stufenlos bis in geringe Zimmerlautstärke herunterzufahren – bekannt unter anderem von den Modellen Thunder-verb und Dual Dark. Ideal fürs Üben, Song-writing oder Recording in der Wohnung zu nachtschlafender Zeit.

Neben den Anschlüssen für die Footswitch-Funktionen finden sich auf der Rückseite Buchsen für den seriellen Loop und daneben insgesamt drei Speaker-Ausgänge. Das Ganze

Orange Rockerverb 50 MKIII

Kunterbunte ExplosionenWer an britische Amp-Sounds denkt, sollte Orange niemals außen vor lassen. So war etwa Tony Iommi in der Frühphase von Black Sabbath auch mal mit Orange-Stacks auf der Bühne zu sehen. Und inzwischen sind die Geräte selbst bei Gitarristen weit härterer Bands wie Slipknot beliebt.

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verstärker GUITAR-DREAMS© PPVMEDIEN 2015

Page 2: Orange Rockerverb 50 MKIII - Musik Produktiv · garniert mit Obertönen, oder Petrucci-mäßig große Nonenakkorde: Das Zerrverhalten und die Authentizität selbst bei Höchststufe

ist ultra-solide verbaut. Dank des Tragegriffs auf der Oberseite sowie der beiden Metallgriffe auf der Vorderseite ist das nicht gerade leichte Top problemlos zu transportieren – und sieht obendrein durch den orangen Bezug und die eigenwillige Beschriftung kultig aus!

Pfundig, warm, dynamischOptik und Features sorgen für Vorfreude auf den Sound, und hier liefert der Rockerverb MKIII definitiv, was Marken- und Modellname versprechen.

Der cleane Kanal erinnert noch an den Vorgänger, ist aber etwas anders gevoiced – die Höhen sind etwas glockiger, mit einer wunderbaren brillanten Note, ohne dass er unangenehm spitz klingt. Er versprüht jede Menge Vintage-Charme, und der erhöhte Headroom dieses Kanals sorgt dafür, dass sich der unverzerrte Sound auch im Bandgefüge und auf der Bühne/im Proberaum gut durch-setzt.

Ein Mittenpoti vermisst man hier nicht, denn die klangliche Abstimmung des Kanals und die beiden Klangregler erlauben sowohl jazzig-warme Ergebnisse als auch Pop- oder Country-tauglichen Twang. Etwas Hall und Chorus dazu: Schon klingt es nach Eighties-Ballade. Halstonabnehmer und etwas mehr Bässe: Und schon wabert der David Gilmour durch den Raum – pfundig, warm und sehr dynamisch. Der Zerrkanal steht seinem un-schuldigeren Kollegen in nichts nach.

Im Gegenteil: Hier zeigt sich, dass Orange weiß, wie man fett schmurgelnde High-Gain-Sounds generiert. Bei Vollausschlag am Gain-Poti brät das Gerät dermaßen los, dass es eine wahre Freude ist. Je nach Stellung der dreibandigen Klangregelung wird das Ergeb-nis mal warm-singend und blubbernd mit ei-ner gewissen, leicht an ein gutes Fuzz erin-nernden Note (im besten Sinne, nix nervige

Damit’s auch jeder versteht: Symbole helfen bei der Orientierung hinten …

… und vorne

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GUITAR-DREAMS verstärker

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© PPVMEDIEN 2015

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ORANGE ROCKERVERB 50 MKIII

FACTS

Herkunft Großbritannien

Leistung 50 Watt an 16 Ohm

Röhren 4 x ECC83, 2 x EL34

Kanäle 2

Regler Kanal 1: Volume, Bass, Treble; Kanal 2: Volume, Gain, Bass, Mid, Treble; Master: Attenuator (Volume), Reverb

Schalter Power, Standby/Half/Full, Channel

Anschlüsse Input, Send, Return, 2 x 8 Ohm Out, 1 x 16 Ohm Out, AC In, 3 x Footswitch (Channel, Reverb, Attenuator)

Maße 55 x 27 x 28 cm

Gewicht 21 kg

Internet www.orangeamps.com

Empf. VK-Preis 2.331,- €

Preis-Leistung

Kettensäge hier!), mal kühl, präzise und sehr druckvoll, wie gemacht für Sounds à la Korn, Slipknot oder All That Remains.

Zerre mit SuchtpotenzialMegasatte, breite Zerrfläche ist angesagt, wobei auch der Druck nie verloren geht. Ob Powerchords, Riffs aus einzelnen Noten, garniert mit Obertönen, oder Petrucci-mäßig große Nonenakkorde: Das Zerrverhalten und die Authentizität selbst bei Höchststufe haben Suchtpotential. Beeindruckend, wie

dynamisch und musikalisch der Amp auch bei diesen Gain-Settings noch agiert. Der Rockerverb MKIII ist kein „Flachmacher“, der alles im Zerrmatsch begräbt. Spieltechnische Feinheiten und Details werden stets sauber, präzise und filigran übertragen.

Wer sich Eighties-mäßige, sahnig-warme Zerrsounds wünscht, wird genauso bedient wie moderne Metaller oder jemand, der eher weniger Gain benutzt, dafür aber jede klang-liche Nuance der eigenen Gitarre und Spiel-weise an die Box übertragen haben will. Denn auch mit geringeren Settings am Gain-Regler klingt der Rockerverb MkIII überzeugend: Drückend-wuchtige Crunchsounds sind ähn-lich einfach machbar wie hauchzart ange-grunchte bluesige Klänge der Marke Jimi, Stevie oder John Mayer.

Die Klangregelung ist dabei nicht nur ein optisches Detail, sondern greift in der Tat effektiv ins Geschehen ein, so dass sich die unterschiedlichsten Sounds erzeugen lassen. Der geschmackvoll arbeitende Reverb erlaubt leichte Ambience-Effekte ebenso wie psyche-delische Kathedralenflächen. Noch ein Delay in den Loop, und schon kann man sich Frippschen Klangteppichen hingeben.

Das bleibt hängenDas „MarkIII“ ist kein Alibibegriff, um den Produktkatalog aufzufrischen. Im Gegenteil: die dritte Generation des Rockerverbs basiert deutlich auf den beliebten Vorgängern, sorgt aber dank Attenuator, schönem Hall und ge-ändertem Voicing für noch mehr Vielseitig-keit. Der Fokus liegt dabei stets auf der klang-lichen Güte, und allein dafür sackt der Amp Bestnoten ein. Marc Rolf

Standesgemäße Antriebsaggregate für einen Briten: EL34

© PPVMEDIEN 2015