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ASTRONOMISCHE NACHRICHTEN. +o00 +o.o +O.I +0.2 Band 160. -007 -0.3 -0.2 -0.2 Nn 3831. 15 Ortsbestimmung zur See ohne Instruniente und ohne Rechnung. Von A. A. Nqland. Es sei rnir gestattet, in dieser Zeitschrift kurz iiber einen Versuch zu berichten, uni den Ort eines Schiffes ohne Instrumente und ohne Rechnung innerhalb IO zu schatzen. Als ich im vorigen Sommer eine Reise nach Sumatra antrat, beschloh ich, suf offener See die Gelegenheit zu benutzen, um durch eigene Beobachtungen einen Beitrag zur Frage der Form des scheinbaren Hirnmelsgewolbes zu liefern. Bekanntlich wird fur das Achsenverhaltnis des schein- baren Himmelsgewolbes fast imrner 3.3 angegeben. Diese Zahl scheint sich hauptsachlich darauf zu stiitzen, dah >manu i. e. daB ein mvorurteilsloser Beobachterc am Tageshimmel ein Gestirn von 23O Hohe in etwa 45' Hohe zii schatzen pflegt. Mir ist diese Tatsache immer sehr sonderbar vor- gekommen. Nach meinern Dafiirhalten hat von Zehender Recht , der den >vorurteilslosen< Beobachtungen dieser Gattung sehr mifitrauisch gegeniiber steht. Ich selbst sehe zwar das Himmelsgewolbe auch stark abgeplattet, bei Tag vie1 stikker als bei Nacht, doch ist mir ein Fehler dieser Grofie in den HohenschBtzungen durchaus unbegreiflich. Bereits nach wenigen von niir angestellten Versuchen stellte es sich heraus, daI3 meine Hohenschiitzungen zwar in den ii 00 5 8 I0 20 30 K - 077 - 0.3 -0.3 - 0.4 ~- - 1.0 -2.1 meisten Fallen zu groh ausfielen, dah aber der Fehler kaum 3" Uberstieg. Seeoffiziere, mit denen ich die Sache Uber- legte, meinten sogar, sie khnten rnit einiger Ubung diese Schatzungsfehler noch bedeutend herabdrucken. Ich habe also an verschiedenen (7) Beobachtungs- abenden einige (I 0) Hohenschtitzungen ausgefiihrt, und sie nachher zu Hause berechnet. Die Methode des Schatzens war wie folgt: Zuerst erorterte ich den Zenit, blickte dann schnell ein paarmal vorn Zenith nach der Kinime, und um- gekehrt, und bestimmte dann in einern gewissen Azimute den Punkt ii = 45", hierauf durch nochmalige Halbierung - immer ohne jegliche HUlfsrnittel - den Punkt ir = 2205 u. s. w. Die zehn Hohenschatzungen nahrnen hochstens eine viertel Stunde in Anspruch. Die Rechnung ergab, nach einer graphischen Aus- gleichung, dah fur die Hohen h = oo, so, . . . (siehe die Tabelle I) der Schatzungsfehler I; betrug (zweite Spalte) ; die an rneinen Schatzungen anzubringenden Korrektionen K (vierte Spalte) setzen sich aus -I; und der Summe S von Refraktion und Depression des Horizontes zusammen. Tabelle I. ii 40" 45 50 60 10 Die I;, deren Werte sich fiir die Hohen 4oo-70" leider auf nur wenige Beobachtungen stiitzen, witrden nur eine sehr geringe Abplattung des scheinbaren Nachthinimels er- geben, vie1 geringer als ich selbst diese Abplattung sehe. Hieraus la8t sich also der Schlufi ziehen, dafi die fehlerhafte Hohenschatzung von Gestirnen fur die scheinbare Form des Hirnmelsgewolbes nicht mdgebend sei, und dab also der Betrag der Abplattung auf andereni Wege gefunden werden miihte. Aber andererseits setzten mich die geschiitzten und durch die Tabelle I korrigierten Hohen von Sternen in den Stand, fur die Beobachtungszeit das Besteck des Schiffes zu finden; es liefert ja jede Schatzung einen Sumnerschen I; + 373 +3.6 +3.5 + 1.8 +0.5 K - 3:4 -3.7 - 3.5 - r.a -0.5 Hohenkreis, dessen Mittelpunkt auf einern Sternglobus oder, wenn ein solcher nicht zu Gebote steht, auf einem Erd- globus der beobachtete Stern ist, bezw. den Ort, welcher diesen Stern irn Zenite hat, und dessen Radius die beob- achtete Zenitdistanz ist. Die zehn Sumnerkreise eines Be- obachtungsabendes ergaben also a k ihren gemeinschaftlichen Schnittpunkt den augenblicklichen Zenit des. Beobachters, und rnit Riicksicht auf die Chronometerzeit der Beobachtung die geographische Lange und Breite. Die hier folgende Tabelle gibt das Datum, die nach dieser Methode geschitzte Lange (ostlich von Greenwich) und nordliche Breite des Schiffes, das Besteck, und den Fehler zwischen beiden in Lange, Breite und grobtem Kreise. 19

Ortsbestimmung zur See ohne Instrumente und ohne Rechnung

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ASTRONOMISCHE NACHRICHTEN.

+o00 +o.o +O.I

+ 0 . 2

Band 160.

-007 -0 .3 - 0 . 2

- 0 . 2

Nn 3831. 15

Ortsbestimmung zur See ohne Instruniente und ohne Rechnung. Von A. A. Nqland.

Es sei rnir gestattet, in dieser Zeitschrift kurz iiber einen Versuch zu berichten, uni den Ort eines Schiffes ohne Instrumente und ohne Rechnung innerhalb I O zu schatzen.

Als ich im vorigen Sommer eine Reise nach Sumatra antrat, beschloh ich, su f offener See die Gelegenheit zu benutzen, um durch eigene Beobachtungen einen Beitrag zur Frage der Form des scheinbaren Hirnmelsgewolbes zu liefern. Bekanntlich wird fur das Achsenverhaltnis des schein- baren Himmelsgewolbes fast imrner 3.3 angegeben. Diese Zahl scheint sich hauptsachlich darauf zu stiitzen, dah >manu i. e. daB ein mvorurteilsloser Beobachterc am Tageshimmel ein Gestirn von 23O Hohe in etwa 45' Hohe zii schatzen pflegt. Mir ist diese Tatsache immer sehr sonderbar vor- gekommen. Nach meinern Dafiirhalten hat von Zehender Recht , der den >vorurteilslosen< Beobachtungen dieser Gattung sehr mifitrauisch gegeniiber steht. Ich selbst sehe zwar das Himmelsgewolbe auch stark abgeplattet, bei Tag vie1 stikker als bei Nacht, doch ist mir ein Fehler dieser Grofie in den HohenschBtzungen durchaus unbegreiflich. Bereits nach wenigen von niir angestellten Versuchen stellte es sich heraus, daI3 meine Hohenschiitzungen zwar in den

ii

0 0

5 8

I 0 2 0

30

K

- 077 - 0.3 -0.3 - 0.4

~-

- 1.0

- 2 . 1

meisten Fallen zu groh ausfielen, dah aber der Fehler kaum 3" Uberstieg. Seeoffiziere, mit denen ich die Sache Uber- legte, meinten sogar, sie k h n t e n rnit einiger Ubung diese Schatzungsfehler noch bedeutend herabdrucken.

Ich habe also an verschiedenen (7 ) Beobachtungs- abenden einige ( I 0) Hohenschtitzungen ausgefiihrt, und sie nachher zu Hause berechnet. Die Methode des Schatzens war wie folgt: Zuerst erorterte ich den Zenit, blickte dann schnell ein paarmal vorn Zenith nach der Kinime, und um- gekehrt, und bestimmte dann in einern gewissen Azimute den Punkt ii = 45", hierauf durch nochmalige Halbierung - immer ohne jegliche HUlfsrnittel - den Punkt ir = 2205

u. s. w. Die zehn Hohenschatzungen nahrnen hochstens eine viertel Stunde in Anspruch.

Die Rechnung ergab, nach einer graphischen Aus- gleichung, dah fur die Hohen h = oo, so, . . . (siehe die Tabelle I) der Schatzungsfehler I; betrug (zweite Spalte) ; die an rneinen Schatzungen anzubringenden Korrektionen K (vierte Spalte) setzen sich aus -I; und der Summe S von Refraktion und Depression des Horizontes zusammen.

T a b e l l e I.

ii

40" 45 50 6 0 10

Die I;, deren Werte sich fiir die Hohen 4oo-70" leider auf nur wenige Beobachtungen stiitzen, witrden nur eine sehr geringe Abplattung des scheinbaren Nachthinimels er- geben, vie1 geringer als ich selbst diese Abplattung sehe. Hieraus la8t sich also der Schlufi ziehen, dafi die fehlerhafte Hohenschatzung von Gestirnen fur die scheinbare Form des Hirnmelsgewolbes nicht mdgebend sei, und dab also der Betrag der Abplattung auf andereni Wege gefunden werden miihte.

Aber andererseits setzten mich die geschiitzten und durch die Tabelle I korrigierten Hohen von Sternen in den Stand, fur die Beobachtungszeit das Besteck des Schiffes zu finden; es liefert ja jede Schatzung einen Sumnerschen

I;

+ 373 +3.6 +3.5 + 1.8 +0.5

K

- 3:4 -3.7 - 3.5 - r . a - 0 . 5

Hohenkreis, dessen Mittelpunkt auf einern Sternglobus oder, wenn ein solcher nicht zu Gebote steht, auf einem Erd- globus der beobachtete Stern ist, bezw. den Ort, welcher diesen Stern irn Zenite hat, und dessen Radius die beob- achtete Zenitdistanz ist. Die zehn Sumnerkreise eines Be- obachtungsabendes ergaben also a k ihren gemeinschaftlichen Schnittpunkt den augenblicklichen Zenit des. Beobachters, und rnit Riicksicht auf die Chronometerzeit der Beobachtung die geographische Lange und Breite.

Die hier folgende Tabelle gibt das Datum, die nach dieser Methode geschitzte Lange (ostlich von Greenwich) und nordliche Breite des Schiffes, das Besteck, und den Fehler zwischen beiden in Lange, Breite und grobtem Kreise.

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2 5 9

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Besteclc G.L. I n. B. L.

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Fehier

I B.

- 006 . 0.0

+0.4 - 0 . 5

+ 1.3 - 0.7 j -1.3

Rei der Beurteilung der iibrigbleibenden Fehler bedenke man, dafi ich gar keine Ubung im Schatzen von Stern-

Es scheint also wohl rneglich, durch blofie Betrachtung der Sterne ohne weiteres innerhalb x0 den Ort des

Utrecht, 1902 Juli 9. A. A. NQfand.

hohen hatte, und dafl die hier rnitgeteilten Schatzungen die einzigen sind, die ich je gemacht habe.

Schiffes zu finden.

Hohenbestimrnungen von Leoniden 15. Nov. 1901. Die Leoniden von 1901 sind in Munster i. W. (A. N.

3792) und in Utrecht (A.N. 3790) am 15.November be- obachtet worden. Obgleich man auf beiden etwa 1 7 0 kni von einander entfernten Stationen vorzugsweise am Ost- hirnmel beobachtete, so haben wir dennoch 7 von Merrn

Utrecht

Schiirholz angegebene Flugbahnen niit Utrechter Stern- schnuppen identifizieren konnen; es wurden die nur in Mi- nuten gegebenen Munsterer Beobachtungszeiten um + 30' korrigiert, wodurch wir eine gute Ubereinstimmung bekamen.

Utrecht Miinster

Die Hohen H , und He fur Anfang und Ende und die Langen L der wahren Bahnen (alles in km ausgedriickt) sind in den beiden hier folgenden, nach graphischer Ausgleichung aus den Utrechter bezw. den Milnsterer Beobachtungen berechneten Tabellen zusammengestellt.

___ Nr. 4

6 I 0

1 2

'5 38 42

Miinster

I m Mittel wurden also die untenstehenden Zahlen gefunden ; auch die aus jeder einzelnen Sternschnuppe her- geleiteten Radianten haben wir hinzugefiigt.

HC

81 km 80

I 1 0

78 I35 79 36 89