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Das Thomas-EvangeliumDie bahnbrechende Botschaft von Jesus

Deutsche Übersetzung: Prem Nirvano

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OshO

Das Thomas-EvangeliumDie bahnbrechende Botschaft von Jesus

Deutsche Übersetzung: Prem Nirvano

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Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel: »The mustard seed: The Revolutionary Teachings of Jesus«.

Die ersten zehn Kapitel wurden bereits im Innenwelt Verlag unter dem Titel »Die verbotene Wahrheit« veröffentlicht.

Dieses Buch enthält den Originaltext der Vortragsreihe »The mustard seed«. Er wurde während einer Live-Unterweisung aufgezeichnet. Alle Vorträge Oshos

liegen bereits ungekürzt in Buchveröffentlichungen vor und sind auch als Original-Audioaufnahmen erhältlich. Audio medien und das vollständige Text-

archiv finden Sie im Internet in der »Osho Library« nachgewiesen unter www.osho.com

OSHO® ist ein eingetragenes Trademark der Osho International Foundation.

Ver lags grup pe Ran dom House FSC-DEU-0100Das für die ses Buch ver wen dete FSC-zer tifi zier te Pa pier

EOS lie fert Salzer, St. Pölten.

1. AuflageDeutsche Erstausgabe

© 2010 der deutschsprachigen AusgabeArkana, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH© 1975 OSHO International Foundation, Switzerland.

www.osho.com/copyrights. Lektorat: Ralf Lay

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad AiblingDruck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany978-3-442-33863-4

www.arkana-verlag.de

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Inhalt

1 Das Senf korn 72 Feu er, Schwert, Krieg 413 Das größ te Wun der 774 Ohne Scham und Furcht 1095 Heu che lei: Grund stein je der Kir che 1376 Das ver lo re ne Schaf ist das wich tigs te 1717 Der ewi ge Zeu ge 2038 Den Kreis der se xu el len Ener gie schlie ßen 2259 Split ter und Bal ken 25910 Ein fach ge nie ßen 28711 Wäh le das Ewi ge 31312 Komm raus, und ich werd es dir zei gen 34913 Er ist ein off e nes Ge heim nis 38914 Eile mit Wei le 42315 Der Gip fel der Po e sie 45316 Die Pro be aufs Exem pel 48717 Be we gung und Ruhe 51918 Ho her See gang 55119 Gott hat kei nen Ge brauchs wert 57720 Der Ver stand ist be trun ken 60321 Wer de zum Gärt ner 635

Über den Au tor 667

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1 DasSenfkorn

Die Jün ger sag ten zu Je sus:»Sag uns, wie das Kö nig reich des Him mels aus sieht.«Er sag te zu ih nen:»Es ist wie ein Senf korn – klei ner als alle Sa men,aber wenn es auf die ge pflüg te Erde fällt,bringt es ei nen gro ßen Baum her vorund bie tet al len Vö geln des Him mels Schutz.«

 Die mensch li chen Be zie hun gen ha ben sich sehr ver än-dert, und zwar zum Schlech te ren. In al len Be rei chen

sind die tie fe ren Be zie hun gen ver schwun den: Die Ehe frau ist nicht mehr Ehe frau, son dern nur eine Art Freun din; der Ehe mann ist nicht mehr Ehe mann, son dern nur eine Art Freund. Freund schaft ist gut, kann aber nicht sehr tief sein. Die Ehe ist et was, das in der Tie fe ge schieht. Sie ist ein tie fes En ga ge ment. Und so lan ge du dich nicht en ga gierst, bleibst du flach. So lan ge du dich nicht en ga gierst, machst du den Sprung nie.

Du kannst an der Ober flä che trei ben, aber die Tie fen sind nicht für dich. Na tür lich ist es ge fähr lich, in die Tie fe zu ge-hen – muss es sein, denn an der Ober flä che bist du sehr ef-fek tiv. An der Ober flä che kannst du wie ein Au to mat funk-ti o nie ren, Be wusst heit ist nicht nö tig. Je wei ter du aber in die Tie fe dringst, des to be wuss ter musst du wer den, weil je den Au gen blick der Tod mög lich ist. Die Angst vor der Tie fe hat zu der Ober fläch lich keit in den Be zie hun gen ge-führt. Das ist un reif.

Ein Freund, eine Freun din, das bringt zwar Spaß, kann

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aber nicht die Tür zum Tiefs ten wer den, das in al lem und je dem ver bor gen ist. Mit ei ner Freun din kannst du eine se-xu el le Be zie hung ha ben, aber es kann kei ne Lie be wach sen. Lie be braucht tie fe Wur zeln. Se xu a li tät ist an der Ober flä-che mög lich, aber Se xu a li tät ist nur tie risch, bi o lo gisch. Sie kann schön sein, wenn sie Teil ei ner tie fe ren Lie be ist, aber wenn die tie fe re Lie be fehlt, ist sie das denk bar Häss lichs te; das Häss lichs te des halb, weil dann kein Eins sein ent steht; ihr be rührt euch nur und trennt euch wie der. Nur die Kör-per be geg nen sich, aber nicht ihr – nicht das Ich, nicht das Du. Dies ist mit al len Be zie hun gen pas siert.

Aber die größ te Be zie hung ist voll stän dig ver schwun den, und die größ te Be zie hung ist die zwi schen ei nem Meis ter und ei nem Schü ler. Ihr wer det Je sus nicht ver ste hen kön-nen, wenn ihr die Di men si on je ner Be zie hung nicht ver ste-hen könnt, die zwi schen ei nem Meis ter und sei nen Schü-lern be steht. Die se ist völ lig ver schwun den. An die Stel le der Ehe frau ist die Freun din ge tre ten, an die Stel le des Ehe-manns ist im mer hin der Freund ge tre ten, aber der Meis ter und die Be zie hung, die zwi schen ihm und sei nen Schü lern exis tiert, ist völ lig ver schwun den. Oder die se Be zie hung ist durch et was sehr Ent ge gen ge setz tes aus ge tauscht wor den, näm lich durch das, was sich zwi schen ei nem Psy chi a ter und sei nem Pa ti en ten ab spielt.

Zwi schen ei nem Psy chi a ter und sei nem Pa ti en ten exis-tiert eine Be zie hung, die zwangs läu fig krank, pa tho lo-gisch ist; denn ein Pa ti ent kommt nicht auf der Su che nach Wahr heit, nicht ein mal auf der Su che nach Ge sund-heit. Die ses Wort »Ge sund heit« – auf Eng lisch health – ist näm lich sehr be deut sam. Es be deu tet Heil sein, es be deu-tet Hei lig keit, es be deu tet ein tie fes Hei len ins Selbst hi-nein. Ein Pa ti ent kommt nicht um die ser Ge sund heit wil-len; denn käme er um der Ge sund heit wil len, könn te er nur ein Schü ler sein. Ein Pa ti ent kommt, um die Krank heit los zu wer den. Sei ne Ein stel lung ist rein ne ga tiv. Er kommt

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nur, um sich wie der in die Nor ma li tät zu rück zu zwin gen, um wie der ein funk ti o nie ren des Räd chen in der nor ma len Welt zu wer den. Er ist jetzt un an ge passt, er braucht Wie-der an pas sung, und der Psy chi a ter hilft ihm, wie der an ge-passt zu sein. Aber an wen? An die se Welt, die se Ge sell-schaft, die ab so lut krank ist.

Was ihr den »nor ma len« Men schen nennt, ist nichts als nor ma le Pa tho lo gie oder nor ma ler Wahn sinn, nor ma le Geis tes krank heit. Auch der »nor ma le« Mensch ist geis tes-krank, aber in ner halb der Gren zen, der ak zep tier ten Gren-zen der Ge sell schaft, der Kul tur. Manch mal über tritt sie je-mand, geht je mand über die se Gren zen hi naus, dann wird er »krank«. Dann nennt die gan ze Ge sell schaft, die selbst krank ist, die sen Mann krank. Und der Psy chi a ter exis tiert an der Gren ze, um die sem Mann zu rück zu hel fen, zu rück zur Mas se.

Der Psy chi a ter kann kein Meis ter sein, weil er selbst nicht heil ist. Und der Pa ti ent kann kein Schü ler sein, weil er nicht zum Ler nen ge kom men ist. Er ist ver stört, und er möch te nicht ver stört sein; er be müht sich nur um Wie der-an pas sung, nicht um Ge sund heit. Und der Psy chi a ter kann kein Meis ter sein. Ob gleich er im Wes ten vor gibt – und frü-her oder spä ter wird er das auch im Osten tun –, dass er der Meis ter ist. Aber er kann es nicht sein, er selbst ist krank. Er mag an de ren hel fen, an ge passt zu sein, das ist okay. Ein Kran ker kann ei nem an de ren Kran ken hel fen, in man chen An ge le gen hei ten. Aber ein Kran ker kann nicht ei nen an de-ren Kran ken dazu brin gen, heil zu sein. Der eine Wahn sin-ni ge kann nicht dem an de ren Wahn sin ni gen hel fen, über den Wahn sinn hi naus zu ge hen.

Selbst eure Freuds, eure Jungs, eure Ad lers sind ab so lut krank; nicht nur die ge wöhn li chen Psy chi a ter, selbst die größ ten un ter ih nen sind pa tho lo gisch, sind krank.

Ich will euch ein paar Be ge ben hei ten er zäh len, da mit ihr ein Ge fühl da für be kommt: Je des Mal, wenn je mand vom

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Tod sprach, fing Freud an zu zit tern. Zwei mal wur de er so-gar ohn mäch tig und fiel vom Stuhl, nur weil je mand von Mu mi en in Ägyp ten sprach. Er wur de ohn mäch tig!

Ein an der mal, als Jung von Tod und Lei chen sprach, be-gann er eben falls, plötz lich zu zit tern, fiel um und wur de ohn mäch tig, wur de be wusst los. Wenn der Tod ein sol cher Schre cken für Freud ist, was muss dann mit sei nen Schü-lern sein? Und wa rum muss der Tod so viel Angst aus lö sen? Könnt ihr euch ei nen Bud dha vor stel len, der Angst vorm Tod hat? Dann ist er kein Bud dha mehr.

Jung hat vie le Male be rich tet, dass er nach Rom fah ren woll te, um den Va ti kan zu be su chen, vor al lem die Va ti-ka ni sche Bib li o thek, die die größ te ist, die die ge heims ten Schrif ten al ler Re li gi o nen über haupt ent hält: eine gro ße Sel ten heit. Aber je des Mal, wenn er los ging, um sich eine Fahr kar te zu kau fen, fing er zu zit tern an – nur nach Rom! Was soll erst wer den, wenn es zum Mok sha geht? Und je-des Mal sag te er ab und kam zu rück. Er ist nie ge fah ren, nie! Vie le Male hat er es ver sucht, und am Ende ent schied er: »Nein, ich kann nicht hin!«

Wo her die Angst, nach Rom zu ge hen? Wa rum hat ein Psy chi a ter Angst da vor, zur Re li gi on zu ge hen? Denn Rom ist nur das Sym bol; es steht für Re li gi on. Und die ser Mensch, Jung, hat eine Phi lo so phie um sei ne Ge dan ken welt ge baut; und die se Phi lo so phie hat jetzt Angst, er schüt tert zu wer-den. Ge nau so, als ob ein Ka mel sich sträubt, zum Hi ma la ja zu ge hen; denn wenn ein Ka mel sich dem Hi ma la ja nä hert, fin det es zum ers ten Mal he raus, dass es nich tig ist. Die se gan ze Phi lo so phie, die Jung ge schaff en hat, ist ein fach kin-disch; denn der Mensch hat so un ge heu re und kos mi sche Sys te me aus ge ar bei tet – und all die se Sys te me lie gen jetzt in Schutt und Asche. Die Angst ist: Nach Rom ge hen heißt zu den Ru i nen der gro ßen Sys te me ge hen, die die Ver gan-gen heit ge schaff en hat.

Was ist dann mit dei nem klei nen Sys tem? Was ist dann

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mit dei ner klei nen Ecke, die du auf ge räumt und aus ge-schmückt hast? Was ist dann mit dei ner Phi lo so phie? Gro-ße Phi lo so phi en sind ge stürzt und zu Staub ge wor den: Geh nach Rom, sieh dir an, was ge sche hen ist! Geh nach Athen, sieh, was ge sche hen ist! Wo sind die Schu len von Aris to te-les, Pla to und Sok ra tes? Alle sind sie im Staub ver schwun-den. Größ te Sys te me wer den am Ende zu Staub, und alle Ge dan ken er wei sen sich am Ende als nutz los, weil Den ken nur Men schen werk ist.

Nur im »Nicht den ken« lernst du das Gött li che ken nen. Durch Den ken lernst du nie das Ewi ge ken nen, weil Den-ken der Zeit an ge hört; Den ken kann nicht dem Zeit lo sen an ge hö ren; kei ne Phi lo so phie, kein Ge dan ken sys tem kann ewig sein.

Das war die Angst. Min des tens vier- oder fünf mal buch te Jung die Rei se, und je des Mal sag te er wie der ab. Und die-ser Jung ist ei ner der größ ten Psy chi a ter über haupt. Was ist erst mit sei nen Schü lern, wenn schon er sol che Angst hat, nach Rom zu ge hen? Nicht mal ihr habt sol che Angst da-vor; al ler dings nicht, weil ihr bes ser seid als Jung, son dern nur, weil ihr un be wuss ter seid. Er ist sich be wusst, dass in Rom sein Kopf fal len wird. So bald er den Scher ben hau-fen al ler gro ßen Sys te me se hen wird, wird ihn ein gro ßes Zit tern, eine To des angst pa cken, und er wird sich fra gen: »Was wird nun aus mei nem Sys tem? Was wird aus mir?« Er zit tert und kommt vom Bahn hof zu rück, und in sei nen Me moi ren schreibt er: »Am Ende ließ ich dann das gan ze Pro jekt fal len. Ich wer de nicht nach Rom ge hen.«

Und das sel be ist auch Freud oft pas siert. Auch er ver-such te, nach Rom zu ge hen – es scheint also kein Zu fall zu sein –, und er hat te eben falls Angst. Wa rum? Freud hat te so viel Wut in sich, wie man nur ha ben kann, Freud hat te so viel Sex in sich, wie man nur ha ben kann, Freud war so vol ler To des angst, wie man nur sein kann: Freud war in sei-nem Ver hal ten so neu ro tisch, wie man nur sein kann. Wo

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also ist der Un ter schied zu euch? Er mag viel leicht in tel li-gen ter sein, viel leicht ein Ge nie, oder er kann viel leicht ein biss chen hel fen; aber was das Letz te und Höchs te be trifft, was den ge heims ten, in ners ten Kern des Seins be trifft, war er so blind wie ihr.

Nein, Psy chi at rie kann nicht zu Re li gi on wer den. Sie mag ein gu tes Kran ken haus sein, aber sie kann kein Tem pel wer-den; das ist nicht mög lich. Und ein Psy chi a ter mag nö tig sein, weil die Men schen krank sind, un an ge passt. Aber ein Psy chi a ter ist kein Meis ter, und ein Pa ti ent ist kein Schü ler.

Wenn du als Pa ti ent zu ei nem Meis ter kommst, dann ver-fehlst du ihn, weil ein Meis ter kein Psy chi a ter ist. Ich bin kein Psy chi a ter. Es kom men Leu te zu mir, und sie sa gen: »Ich lei de an die ser oder je ner in ne ren Angst, Angst neu-rose, die sem und je nem.«

Ich sage: »Das ist okay, denn ich wer de nicht dei ne Angst be han deln, son dern ich wer de dich be han deln. Ich küm-me re mich nicht um dei ne Krank hei ten, ich küm me re mich ein fach nur um dich. Die Krank hei ten lie gen am Rand, aber dort, wo du bist, gibt es kei ne Krank heit.«

Wenn du erst ein mal er kennst, wer du bist, ver schwin-den alle Krank hei ten. Sie exis tie ren im Grun de nur, weil du das Wis sen um dich vor dir selbst ver steckt hast, weil du dir selbst aus dem Weg ge gan gen bist. Du bist der wich tigs-ten Be geg nung aus ge wi chen, weil du dich selbst nicht an-schau en willst. Wa rum willst du dich selbst nicht an schau-en? Was ist mit dir los? Und so lan ge du nicht be reit bist, dir selbst zu be geg nen, kannst du kein Schü ler wer den, weil ein Meis ter nichts tun kann, so lan ge du nicht be reit bist, dir selbst ins Ge sicht zu se hen. Er kann dir nur da bei hel-fen, dir selbst ins Ge sicht zu se hen.

Wa rum hast du sol che Angst? Es ist et was ver lo ren ge-gan gen, ir gend wann in der Ver gan gen heit. Ein Kind wird ge bo ren: Es wird nicht so ak zep tiert, wie es ist. Vie les an ihm muss ge än dert wer den, un ter drückt wer den; es muss

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dis zip li niert wer den. Es hat vie le Sei ten, die von der Ge-sell schaft und den El tern nicht ak zep tiert wer den kön nen, so dass die se Sei ten ge leug net, ver drängt wer den müs sen. Nur ein paar Sei ten wer den ak zep tiert und ge schätzt, und so muss das Kind eine Lö sung fin den. Es muss die vie len Frag men te sei nes We sens ver leug nen, die sich nicht zei gen dür fen. Es muss sie so sehr ver leug nen, dass es sie selbst ver gisst. Ge nau das ist Re pres si on, und die ge sam te Ge sell-schaft be ruht auf Re pres si on.

Der grö ße re Teil der Na tur des Kin des muss ver drängt, völ lig ins Dun kel ver bannt wer den. Aber die ser ver dräng-te Teil be haup tet sich, will re bel lie ren, re a gie ren, will ans Licht kom men, und du musst ihn stän dig wie der zu rück-zwin gen. Des we gen be kommst du Angst, dir selbst zu be-geg nen. Denn was soll aus dem ver dräng ten Teil wer den? Der wird wie der kom men, der wird da sein. Was wird aus dem Un be wuss ten? Wenn du dir selbst be geg nest, wird das Un be wuss te da sein, wird al les da sein, was du ver drängt hast. Und das macht dir Angst.

So lan ge ein Kind nicht to tal als das ak zep tiert wird, was es ist, muss die se Angst blei ben. Aber es hat bis heu te noch kei ne Ge sell schaft ge ge ben, die ein Kind voll kom men ak-zep tiert. Es scheint, dass es nie mals eine Ge sell schaft ge-ben wird, die ein Kind to tal ak zep tiert, denn das ist fast un mög lich. Und je der muss sich ei nes Ta ges die sem Pro-blem stel len: dass er sich selbst ins Ge sicht zu se hen hat. Ihr wer det an dem Tag zu Schü lern, an dem es euch nicht küm mert, was gut und was schlecht ist, nicht küm mert, was ak zep tiert wird und was nicht. Du wirst erst an dem Tag ein Schü ler, an dem du be reit bist, dir dein gan zes We-sen zu ent hül len.

Der Meis ter ist nur eine Heb am me. Er hilft dir zu ei ner neu en Ge burt, dazu, wie der ge bo ren zu wer den. Und was ist die Be zie hung zwi schen ei nem Meis ter und ei nem Schü-ler? Ein Schü ler muss ver trau en, er kann nicht zwei feln.

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Wenn er zwei felt, kann er sich nicht preis ge ben. Wenn du an je man dem zwei felst, schrumpfst du, kannst du dich nicht aus deh nen. Wenn du zwei felst … da ist ein Frem der, und du ver schließt dich. Du kannst nicht off en sein, weil du nicht weißt, was die ser Frem de mit dir ma chen wird. Du kannst dich ihm nicht preis ge ben, du musst dich schüt zen, du musst dich pan zern.

Bei ei nem Meis ter musst du den Pan zer völ lig fal len las-sen, so viel steht fest. Selbst vor ei nem Men schen, den du liebst, magst du dei ne Rüs tung viel leicht noch ein biss chen an be hal ten. Vor ei nem ge lieb ten Men schen bist du mög li-cher wei se nicht so off en. Aber bei ei nem Meis ter muss die Off en heit to tal sein, sonst wird gar nichts pas sie ren. Wenn du auch nur ei nen Bruch teil von dir selbst zu rück hältst, ist die Be zie hung nicht da. To ta les Ver trau en ist not wen-dig, nur dann kön nen die Ge heim nis se ent hüllt, nur dann kön nen dir die Schlüs sel aus ge lie fert wer den. Aber wenn du dich ver steckst, be deu tet dies, dass du mit dem Meis ter kämpfst; dann kann nichts ge sche hen.

Kampf ist dem Meis ter ge gen über nicht der Schlüs sel, Hin ga be ist der Schlüs sel. Und Hin ga be ist völ lig aus der Welt ver schwun den. Vie le Din ge ha ben dazu bei ge tra gen: Seit drei oder vier Jahr hun der ten hat der Mensch es ge-lernt, in di vi du a lis tisch, ego is tisch zu sein. Man hat dem Men schen nicht bei ge bracht, sich hin zu ge ben, son dern zu kämp fen, nicht bei ge bracht, zu ge hor chen, son dern zu re-bel lie ren. Man hat den Men schen nicht ge lehrt, zu ver trau-en, son dern zu zwei feln. Da für gab es ei nen Grund; denn Wis sen schaft wächst durch Zwei fel. Wis sen schaft ist tiefs-te Skep sis. Sie ar bei tet nicht mit Ver trau en. Sie ar bei tet mit Lo gik, Ar gu men ta ti on und Zwei fel. Je mehr du an zwei felst, des to wis sen schaft li cher wirst du. Ihr gan zer Weg ist dem re li gi ö sen Weg ent ge gen ge setzt.

Re li gi on ar bei tet durch Ver trau en. Je mehr du ver traust, des to re li gi ö ser wirst du. Die Wis sen schaft hat Wun der ge-

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wirkt, und die se Wun der sind sehr sicht bar. Die Re li gi on hat grö ße re Wun der ge wirkt, aber die se Wun der sind nicht so sicht bar. Selbst wenn ein Bud dha kommt – was könnt ihr spü ren, was könnt ihr se hen? Er ist nicht sicht bar. Sicht-bar ist er nur als Kör per. Sicht bar ist er ge nau so sterb lich wie ihr. Sicht bar wird er alt und stirbt ei nes Ta ges. Un sicht-bar ist er ohne Tod, un sterb lich. Aber ihr habt nicht die Au-gen, zu se hen, was un sicht bar ist. Ihr habt nicht die se Fä-hig keit, das In ners te, das Un be kann te zu spü ren.

Und da rum kön nen nur ver trau en de Au gen nach und nach an fan gen, zu füh len und sen si bel zu wer den. Wenn du ver traust … Ver trau en heißt, dass du die se bei den Au gen ver schließt. Da rum ist Ver trau en blind, ge nau so wie Lie be blind ist. Ver trau en ist so gar noch blin der als Lie be. Aber wenn du die se bei den Au gen schließt, was ge schieht dann? Eine in ne re Trans for ma ti on pas siert. Wenn du die se Au-gen schließt, die nach au ßen se hen, was pas siert dann mit der Ener gie, die durch die Au gen geht? Die se Ener gie fängt an, rück wärts zu flie ßen. Sie kann nicht mehr von den Au-gen zu den Din gen flie ßen; sie macht kehrt, sie wird zur Um kehr. Ener gie muss sich be we gen, Ener gie kann nicht sta tisch sein. Wenn du das eine Ven til ver schließt, sucht sie sich ein an de res. Wenn dei ne Au gen bei de ge schlos sen sind, macht die Ener gie, die durch die se bei den Au gen ging, kehrt, es kommt zur Um kehr.

Und ge nau die se Ener gie trifft auf dein drit tes Auge. Das drit te Auge ist nichts Phy si ka li sches: Es ver hält sich nur so, dass die Ener gie, die durch die Au gen auf äu ße re Ob jek te geht, jetzt zu ih rer Quel le zu rück kehrt, sie wird zum drit ten Auge: die drit te Mög lich keit, die Welt zu se hen.

Nur durch die ses drit te Auge ist ein Bud dha wahr nehm-bar. Nur durch die ses drit te Auge ist ein Je sus er kenn bar. Wenn du die ses drit te Auge nicht hast, wird Je sus zwar da sein, aber du wirst ihn ver feh len. Vie le ha ben ihn ver fehlt. In sei ner Hei mat stadt dach ten die Leu te, dass er nur der

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Sohn je nes Zim mer manns Jo sef sei. Nie mand, nie mand konn te er ken nen, was mit die sem Mann pas siert ist: dass er nicht mehr der Sohn des Zim mer manns ist, dass er Got-tes Sohn ge wor den ist. Aber das ist ein in ne res Phä no men. Und als Je sus er klär te: »Ich bin der Sohn des Gött li chen, mein Va ter ist im Him mel«, da lach ten die Leu te und sag-ten: »Ent we der bist du ver rückt ge wor den, oder du bist ein Narr, oder du bist ein sehr cle ve rer Bur sche. Wie kann aus dem Sohn ei nes Zim mer manns plötz lich der Sohn Got tes wer den?« Aber es ist mög lich!

Nur der Kör per wird aus dem Kör per ge bo ren. Das in ne re Selbst wird nicht aus dem Kör per ge bo ren, es kommt aus dem Hei li gen Geist, es kommt aus dem Gött li chen. Aber erst musst du Au gen da für be kom men, es zu se hen, musst du Oh ren da für be kom men, es zu hö ren.

Und es ist eine sehr fei ne und sub ti le Sa che, Je sus zu ver-ste hen; man muss eine gro ße Schu lung durch ma chen, ge-nau wie beim Ver ste hen klas si scher Mu sik. Wenn du un ver-mit telt klas si sche Mu sik zu hö ren be kommst, wirst du den-ken: »Was für ein Un sinn!« Sie ist so ver fei nert, dass eine lan ge Schu lung nö tig ist. Du musst vie le, vie le Jah re lang Lehr ling sein, erst dann sind dei ne Oh ren für das Auf neh-men des Sub ti len ge schult, und dann ist klas si sche Mu sik mit nichts zu ver glei chen. Dann ist ge wöhn li che All tags-mu sik, etwa Film mu sik, über haupt kei ne Mu sik mehr, son-dern nur Lärm. Und dumm dazu.

Weil eure Oh ren nicht ge schult sind, lebt ihr mit die sem Lärm und denkt, es sei Mu sik. Aber für klas si sche Mu sik braucht man aris tok ra ti sche Oh ren. Eine Schu lung ist not-wen dig. Und je mehr du ge schult wirst, des to mehr tritt das Sub ti le zu ta ge.

Doch klas si sche Mu sik ist nichts ne ben ei nem Je sus, weil das die kos mi sche Mu sik ist. Du musst ganz still sein; nicht die ge rings te Ge dan ken re gung, kei ne ein zi ge Be we gung in dei nem Sein … erst dann kannst du Je sus hö ren, und dann

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kannst du Je sus ver ste hen, und dann kannst du ihn ken-nen.

Je sus wie der holt des halb im mer wie der: »Wer Oh ren hat, soll te mich ver ste hen kön nen. Ihr, die Au gen habt, seht! Ich bin hier!« Wa rum wie der holt er stän dig: »Wer Au gen hat, zu se hen, der sehe! Wer Oh ren hat, zu hö ren, der höre!«? Wa rum?

Er spricht von ei ner an de ren Di men si on des Ver ste hens, die nur ein Jün ger be zie hungs wei se Schü ler ver ste hen kann. Sehr we ni ge ver stan den Je sus. Aber das liegt in der Na tur der Din ge und kann nicht an ders sein. Sehr we ni ge also. Und wer wa ren die se we ni gen? Es wa ren kei ne ge lehr-ten Dok to ren, nein! Es wa ren kei ne Pro fes so ren von den Uni ver si tä ten, nein; es wa ren kei ne Pan dits oder Phi lo so-phen, nein! Es wa ren ge wöhn li che Men schen: ein Fi scher, ein Bau er, ein Schus ter, eine Pros ti tu ier te. Das wa ren sehr ge wöhn li che Men schen, höchst ge wöhn lich, die Ge wöhn-lichs ten un ter den Ge wöhn li chen. Wa rum konn ten ihn die-se Leu te ver ste hen? Da muss et was Au ßer ge wöhn li ches an ei nem ge wöhn li chen Men schen sein. Da muss et was Be-son de res sein, das in ei nem ge wöhn li chen Men schen vor-han den ist und in den so ge nann ten »au ßer ge wöhn li chen« ver schwin det. Was ist es?

Es ist eine Art De mut, eine Art Ver trau en. Denn je mehr du im In tel lekt ge schult bist, des to we ni ger Ver trau en ist mög lich. Wenn du nicht im In tel lekt ge schult bist, ist mehr Ver trau en mög lich.

Ein Bau er ver traut, er braucht nicht zu zwei feln. Er streut die Saat auf das Feld, und er ver traut da rauf, dass sie auf-ge hen, dass sie sprie ßen wird, wenn die rich ti ge Jah res zeit kommt. Sie wird sprie ßen. Er war tet und be tet, und in der rich ti gen Jah res zeit sprie ßen die se Sa men, und sie wer den Pflan zen. Er war tet und glaubt. Er lebt mit den Bäu men, Pflan zen, Flüs sen, Ber gen. Nicht nö tig, zu zwei feln: Bäu me sind nicht hin ter lis tig, du brauchst dich nicht durch eine

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Rüs tung zu schüt zen; Ber ge sind nicht hin ter lis tig – sie sind kei ne Po li ti ker, sie sind kei ne Ver bre cher –, du brauchst kei-ne Rüs tung, um dich zu schüt zen. Dort brauchst du über-haupt kei ne Si cher heit, kannst du off en sein.

Ge nau da rum fühlt man, wenn man in die Ber ge geht, eine plötz li che Be geis te rung. Wo her kommt das? Von den Ber gen? Nein! Son dern weil du jetzt dei ne Rüs tung bei sei-te le gen kannst, kei ne Angst mehr zu ha ben brauchst. Wenn du zu ei nem Baum kommst, fühlst du dich plötz lich wun-der bar. Das kommt nicht von dem Baum, das kommt aus dei nem In ne ren. Denn vor ei nem Baum brauchst du dich nicht zu schüt zen, kannst du dich ent spannt und zu Hau-se füh len. Die Blu me wird dich nicht plötz lich an grei fen. Der Baum kann kein Dieb sein, er kann dir nichts steh len. Wenn du also in die Ber ge, ans Meer, zu den Bäu men in den Wald gehst, legst du dei ne Rüs tung ab.

Men schen, die mit der Na tur le ben, ver trau en mehr. Ein Land, das we ni ger in dust ri a li siert, we ni ger me cha ni siert, we ni ger tech no lo gisch ist, lebt mehr mit der Na tur, hat mehr Ver trau en in sie. Da rum kann man sich nicht vor stel-len, dass Je sus etwa in New York ge bo ren wür de, es ist fast un mög lich. »Je sus-Freaks« mö gen dort ge bo ren wer den, aber kein Je sus. Und die se Freaks sind nur neu ro tisch, Je sus ist le dig lich ihr Auf hän ger. Nein, man kann sich nicht vor-stel len, dass Je sus dort ge bo ren wür de, es ist fast un mög-lich. Und selbst wenn dies so wäre, hör te wohl nie mand auf ihn. Selbst wenn es ihn dort gäbe, nie mand wür de in der Lage sein, ihn zu er ken nen. Er wur de in ei nem Zeit al ter ohne Tech no lo gie, ohne Wis sen schaft ge bo ren, als Sohn ei nes Zim mer manns. Er ver brach te sein gan zes Le ben mit ar men und ein fa chen Men schen, die mit der Na tur leb ten. Sie konn ten ver trau en.

Ei nes Ta ges kommt Je sus. Es ist ganz frü her Mor gen; die Son ne ist noch nicht am Ho ri zont er schie nen. Zwei Fi scher sind da. Sie ha ben ge ra de ihr Netz aus ge wor fen, als Je sus

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zum See kommt und sagt: »Schaut, wa rum ver schwen det ihr euer Le ben? Ich kann euch zu Men schen fi schern ma-chen. Wa rum ver schwen det ihr eure Ener gie da mit, Fi sche zu fan gen? Ich kann euch zu Fän gern von Men schen, Fi-schern von Men schen ma chen. Kommt und folgt mir.«

Wenn er das zu dir in dei nem Büro oder dei nem La den ge sagt hät te, hät test du ge sagt: »Geh weg, ich hab kei ne Zeit. Ver schwen de nicht mei ne Zeit!« Aber die se bei den Fi scher schau ten Je sus an. Sie schau ten auf Je sus ohne ir-gend wel che Zwei fel. Die Son ne ging auf, und der Mann war schön, die ser Mann Je sus, und sei ne Au gen – sie wa ren tie-fer als der See; und er strahl te mehr als die Son ne. Sie war-fen ihre Net ze fort, und sie folg ten Je sus.

Das ist Ver trau en. Nicht eine ein zi ge Fra ge: »Wer bist du, Frem der?« Sie kann ten ihn nicht. Er war nicht aus ih rem Dorf. Sie hat ten ihn nie ge se hen. Sie hat ten ihn nie ge hört. Aber das reich te: Der Ruf, die Ein la dung reich te. Sie hör ten die Ein la dung, sie sa hen Je sus an, fühl ten die Ehr lich keit. Und sie folg ten ihm.

Und als sie ge ra de die Stadt ver lie ßen, kam ein Mann an ge rannt. Und er sag te zu die sen bei den Fi schern: »Wo geht ihr hin? Euer Va ter ist plötz lich ge stor ben. Kommt zu-rück.« Also sag ten sie zu Je sus: »Kön nen wir nach Hau se ge hen und un se ren to ten Va ter be gra ben? Und dann wer-den wir kom men.« Je sus sag te: »Küm mert euch nicht um den To ten. Es gibt ge nug Tote in der Stadt. Sie wer den ihre To ten be gra ben. Ihr kommt und folgt mir. Ihr braucht euch nicht um die To ten zu küm mern.« Und die se bei den Fi-scher folg ten ihm.

Das ist Ver trau en: Sie hör ten, sie sa hen Je sus an.Er mein te – und er hat te recht –: »Wenn der Va ter tot ist,

was gibt es da zu tun? Wenn je mand tot ist, ist er tot. Nicht nö tig, hin zu ge hen. Und es gibt ge nug Tote in der Stadt, sie wer den den Rest be sor gen. Sie wer den die Ri ten be sor gen, sie wer den eu ren Va ter be gra ben. Ihr aber kommt und folgt

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mir.« Und so folg ten sie, und sie kehr ten nie zu rück. Sie blick ten nie zu rück. Ver trau en heißt: nicht zu rück bli cken. Ver trau en heißt: nicht zu rück keh ren.

Ein zwei feln der Geist schaut im mer zu rück, denkt im-mer über Al ter na ti ven nach, denkt im mer an das, was er nicht ge tan hat, grü belt im mer, ob er recht ge han delt habe: »Soll ich um keh ren oder die sem Ver rück ten fol gen? Wer weiß? Er sagt, er ist der Sohn Got tes, aber wer weiß? Nie-mand weiß von Gott, nie mand weiß von sei nen Söh nen, und die ser Mann sieht ge nau so aus wie wir.« Aber die Fi-scher folg ten Je sus.

Wenn ihr ei nem Men schen wie Je sus folgt, wird er euch frü her oder spä ter an ste cken. Aber erst mal müsst ihr ihm fol gen. Frü her oder spä ter wer det ihr füh len, dass er der Sohn Got tes ist. Und nicht nur das, durch ihn wer det ihr er ken nen, dass auch ihr Söh ne Got tes seid. Doch an fangs müsst ihr ver trau en. Wenn am An fang der Zwei fel steht, sind die Tore ver schlos sen. Aber die se Art Be zie hung ist ver schwun den, dank drei hun dert Jah ren er folg rei cher Wis-sen schaft. Die Wis sen schaft hat zu viel er reicht. Und sie hat Wun der voll bracht, nutz lo se Wun der na tür lich, weil sie nicht das Ge rings te zum mensch li chen Glück bei ge steu ert ha ben. Ein Wun der ist nutz los, wenn das Glück da durch nicht ver mehrt wird. Statt des sen ist das Glück we ni ger ge-wor den. Je mehr Tech no lo gie, des to mehr Kom fort – aber des to we ni ger Glück. Dies ist das Wun der, das die Wis sen-schaft voll bracht hat. Je mehr Ar bei ten von me cha ni schen Vor rich tun gen ge tan wer den kön nen, des to we ni ger wer-det ihr ge braucht. Und je we ni ger ihr ge braucht wer det, des to mehr fühlt ihr euch sinn los, nutz los, be deu tungs los. Frü her oder spä ter wird euch der Com pu ter er set zen, dann wer det ihr über haupt nicht mehr ge braucht. Dann könnt ihr ge hen und euch um brin gen, der Com pu ter wird al les be sor gen.

Glück kommt aus dem Ge braucht wer den. Wenn du ge-

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braucht wirst, fühlst du dich glück lich, weil du fühlst, dass dein Da sein Be deu tung hat, weil du fühlst, dass dein Le ben Sinn hat. Du spürst, dass du ge braucht wirst und dass ohne dich al les an ders wäre. Aber jetzt wird es ohne dich nicht an ders sein. Viel mehr wird ohne dich al les bes ser wer den, weil die Ma schi nen al les bes ser kön nen als du. Du stehst nur im Weg, bist ein ver al te tes Ding. Der Mensch ist heu te das Al ler alt mo dischs te, weil al les an de re je des Jahr in ei-ner neu en Aus ga be er scheint: Ein neu es Ford-Mo dell er-scheint, ein neu es Mo dell von al lem. Nur der Mensch bleibt das alt mo dischs te Mo dell. Un ter lau ter neu en Pro duk ten bist du das ein zig alte.

Der mo der ne Mensch fühlt eine stän di ge Sinn lo sig keit. Nie mand braucht dich. Selbst die Kin der wer den dich nicht brau chen, weil die Re gie rung, der Wohl fahrts staat sich um sie küm mert. Dein al ter Va ter, dei ne alte Mut ter brau chen dich nicht, denn es wird Hei me ge ben – Hei me, die sich um ihre Be dürf nis se küm mern. Wer braucht dich? Und wenn du spürst, dass nie mand dich braucht und du nur eine un-nö ti ge Last bist, wie kannst du da glück lich sein?

In al ten Zei ten wur det ihr ge braucht. Ir gend wo hat ein-mal ein jü di scher Mys ti ker, Hill el – der ein sehr ver trau-ens vol ler, sehr an däch ti ger Mensch ge we sen sein muss –, zu Gott in sei nem Ge bet ge sagt: »Denk nur nicht, dass nur ich dich brau che. Du brauchst auch mich. Ohne mich wärst du nichts. Wenn Hill el nicht da wäre, wer wür de dann be-ten? Wer wür de dann zu dir auf schau en? Ich bin ein Muss. Ver giss also nicht: Ich brau che dich zwar, aber du brauchst mich auch.«

Als das gan ze Uni ver sum dich brauch te – so gar dein Gott –, da hat test du noch eine Be deu tung, ei nen Sinn, ein ge wis ses Flair. Aber jetzt braucht dich nie mand. Man kann dich mit Leich tig keit ab schie ben, du bist nichts. Die Tech-no lo gie hat den Kom fort ge schaff en und dich da mit weg-werf bar ge macht. Die Tech no lo gie hat bes se re Häu ser ge-

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schaff en, aber nicht bes se re Men schen. Für bes se re Men-schen ist eine an de re Di men si on nö tig, und die se Di men-si on hat nichts mit Me cha nik zu tun.

Die se Di men si on hat mit Be wusst heit, nicht mit Me cha-nik zu tun. Die Wis sen schaft kann kei nen Je sus oder Bud-dha her stel len. Aber die Wis sen schaft kann eine Ge sell-schaft her vor brin gen, in der ein Bud dha un mög lich wird.

Vie le Leu te kom men zu mir und fra gen, wa rum es heu-te kei ne Bud dhas mehr gibt, kei ne Tir th an ka ras mehr, kei-nen Je sus mehr. Eu ret we gen! Ihr habt eine der ar ti ge Ge sell-schaft ge schaff en, dass es für ei nen ein fa chen Men schen, für ei nen un schul di gen Men schen, im mer un mög li cher wird, zu exis tie ren. Und selbst wenn ei ner exis tiert, wer-det ihr ihn nicht er ken nen. Nicht, dass es kei ne Bud dhas gäbe – schwie rig zu er ken nen, aber es gibt sie. Ihr mögt je den Tag an ih nen vor bei lau fen, wenn ihr ins Büro geht. Aber ihr könnt sie nicht aus ma chen, ihr seid blind.

Das Ver trau en ist ver schwun den. Denkt da ran: Je sus leb te in ei nem Zeit al ter des Ver trau ens, tie fen Ver trau ens. Sein gan zer Ruhm, sei ne gan ze Be deu tung wird nur durch die se Di men si on des Ver trau ens ver ständ lich.

Wir wer den jetzt auf die ses klei ne Stück aus den Sprü-chen von Je sus ein ge hen:

Die Jün ger sag ten zu Je sus:»Sag uns, wie das Kö nig reich des Him mels aus sieht.«

Sie wa ren kei ne Fra ger, sie wa ren kei ne Neu gie ri gen. Sie woll ten nicht zu dis ku tie ren an fan gen; ihre Fra ge war un-schul dig. Nur wenn eine Fra ge un schul dig ist, kann ein Je-sus sie be ant wor ten.

Wann ist eine Fra ge un schul dig? Wisst ihr es? Wenn ihr be reits die Ant wort kennt, dann ist die Fra ge nicht un-schul dig. Ihr fragt: »Gibt es ei nen Gott?« Und ihr wisst be-reits die Ant wort. Ihr wisst, ja, es gibt ei nen, und ihr seid

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nur ge kom men, um euch das be stä ti gen zu las sen. Oder ihr wisst, es gibt kei nen, und ihr seid nur ge kom men, um zu se hen, ob die ser Mann das weiß oder nicht.

Wenn die Ant wort schon da ist, dann ist die Fra ge schlau, ist sie nicht un schul dig. Dann kann sie nicht von ei nem Je-sus be ant wor tet wer den, weil Je sus nur auf Un schuld ant-wor ten kann.

Wenn ein Jün ger oder Schü ler fragt, denkt er sich kei ne Ant wort. Er weiß es nicht; er weiß ein fach nicht, und ge nau da rum fragt er. Merkt es euch: Wenn ihr et was fragt, dann prüft nach. Fragt ihr, ob wohl ihr be reits eine Ant wort wisst, fragt ihr aus eu rem Bes ser wis sen he raus? Dann kann es kein Zu sam men kom men ge ben. Dann wird euch die Ant-wort, selbst wenn ich sie gebe, nie mals er rei chen. Ihr seid nicht leer ge nug, um sie zu emp fan gen. Die Ant wort ist be-reits da: Ihr seid vor ein ge nom men, ver gif tet.

Es gibt zwei Ar ten, zu fra gen: Die eine kommt aus dem Wis sen – und dann ist sie sinn los, weil dann nur eine Dis-kus si on mög lich ist, aber kein Di a log. Aber wenn du aus dei ner Un wis sen heit he raus fragst, wohl wis send, dass du nicht weißt; wenn du weißt: »Ich weiß es nicht!« und da-rum fragst, dann bist du zu ei nem Schü ler ge wor den. Jetzt wird da raus kein Streit ge spräch. Du bist ein fach durs tig, und du bit test um Was ser. Du bist hung rig, und du bit test um et was zu es sen, du weißt nicht, und du fragst; du bist be reit, zu emp fan gen. Ein Schü ler fragt aus dem Wis sen he-raus, dass er nicht weiß. Wenn du nicht weißt, bist du de-mü tig. Wenn du weißt, wirst du ego is tisch, und ein Je sus kann nicht zu den Egos spre chen.

Die Jün ger sag ten zu Je sus:[»Jünger« bedeutet »Leute, die sich völlig im klaren darüber sind, dass sie nicht wissen«.]»Sag uns, wie das Kö nig reich des Him mels aus sieht.«

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Osho

Das Thomas-EvangeliumDie bahnbrechende Botschaft von Jesus

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 672 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-442-33863-4

Arkana

Erscheinungstermin: Februar 2010

Oshos Deutung der Jesusworte aus dem apokryphen Thomas-Evangelium Die Senfsaat ist das kleinste der Saatkörner, aber aus ihr entsteht eine der größten Pflanzen.Ebenso hat Gott, der Unsichtbare, aus einem Gedankenkeim das Sichtbare erschaffen,die ganze Herrlichkeit des Universums. Der große indische Mystiker Osho entwickelte ausdiesem Jesus-Gleichnis eine fulminante Vortragsreihe über die Sprüche des apokryphenThomas-Evangeliums. Nun erstmals vollständig auf Deutsch vorliegend ist es sein Geschenk andas in Dogmatik erstarrte christliche Abendland. Aus der "Saat" von 21 kurzen Jesus-Sprüchenerwächst die ganze Fülle von Oshos Gedankenwelt. Formal ein Kommentar zu einem religiösenText, umfasst dieses Werk den ganzen Kosmos der Spiritualität: Themen wie Gott, Seele,Meditation, Psychotherapie, Liebe und Freiheit werden auf hohem Niveau erläutert. Entstandenist ein Kompendium konzentrierter Weisheit und tiefer mystischer Erfahrung. Wer es auf denfruchtbaren Boden seiner Seele fallen lässt, für den wird die Saat aufgehen. Osho zeigt Jesus als spirituellen Rebell, der inspiriert und verstört.