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26. FEBRUAR ~938 KLINISCtiE WOCHENSCHRIFT. 17 . JAHRGANG. Nr. 9 niedrige Ascorbins~uregehalt in der Cerebrospinalflfissigkeit als Kundgebung einer Hypovitaminose C (der seitens der Klilliker nunmehr erh6hte Aufmerksamkeit gewidmet wird) aufzufassell wXre, und schlugen die Feststellung des Ascorbin- s~uregehaltes im Liquor als Laboratoriumsmethode zwecks Diagnose der Hypovitaminose C vor. Gleichzeitig haben sie einige zu beachtende Momente hervorgehoben, die dana bet klinischer Wertnng der erzielten Ergebnisse beriieksichtigt werden m/iBten. Zur Zeit, als wir mit der systematischen Bestimmung des Ascorbins~uregehaltes im Liquor eerebrospinalis tells yon st~lldigen, tells yon ambulant behandelten Patienten der neurologischen Klinik begonnen haben, war ein Tell der ein- gangs zitierten Arbeiten noch nicht ver6ffentlicht, auch ver- ffigtei1 Verff. fiber ein verh~ltnism~Big geringes Untersuchungs- material. Die Erfahrung eines yon uns s war ffir dell EntschluB ausschlaggebend, den Ascorbins~uregehalt im Liquor cerebro- spinalis wghrend eines ganzen Jahres zu bestimmen, um auf diese Weise den Einflug der Zufuhr an Ascorbins~ure mit der Nahrung in den einzelnen Jahreszeiten besser hervorheben zu k6nnen. Aus diesem Grunde wurde der Ascorbins~uregehalt in der Cerebrospinalflfissigkeit systematisch 13 Monate hin- durch bestimmt. Zur Bestimmnng w~hlten wir die Methode yon MARTINI und t3ONSIGNORE 9 mit nur geringer Modifikation und unter Berticksichtigung der Erkenntnis NEUWEILERS 1~ ~rgebnisse: Insgesamt wurden 277 F~lle untersucht; der Liquor stammte tells yon normalen Menschen, tells yon Pa- tientell mit Erkrankungen des Zentralnervensystems. Da es sich bald gezeigt hat, dab beide Gruppen in vielen F~llen einell recht niedrigen Ascorbins~uregehalt aufwiesen nnd dab hier und da die Werte selbst bet schweren und anhaltenden Erkrankungen des Zentralnervensystems normal waren, wurde bald erkannt, dab die erzielten Untersuchungsergebnisse zu diagnostischen Zweeken bet Erkrankungen des Zentralnerven- systems wohl kaum verwertbar seien, was ja iibrigens auch andere Verff. best~tigen. Sobald wir jedoch die Durch- schllittswerte des Ascorbinsguregehaltes in den einzelnen Monaten eirechnet haben, zeigten sich regelmgBige t3eziehun- gen zu der betreffenden Jahreszeit bzw. zur durchschnittlichen Zufuhr der Ascorbinsgure mit der Nahrung im jeweiligen Jahresabschnitt. Diese Ergebnisse mit den dazugeh6rigen Abweichungen linden sich ant Tabelle I verzeichnet. Tabelle i. Anzahl der Monat untersuchten Durchschnittsgehalt der Ascorbins~ure F~lle in mg pro xoo ccm Liquor 16 19 22 19 27 3 ~ 26 22 29 26 9 12 20 0,99 4- 0,28 1,24 4- 0,28 0,86 4- 0,32 1,o8 4- 0,28 0,75 :J: 0,06 0,5 4- 0,06 o,31 4- 0,04 0,053 • 0,004 o,13 4- o,o2 o,34 4- o,24 0,83 4- 0,52 1,41 4- 0,56 1,67 4- 0,3 September 1936 ... Oktober 1936 ..... November 1936 .... Dezember 1936 .... Januar 1937 ...... Februar 1937 ..... M~rz 1937 ........ April 1937 ........ Mat 1937 ......... Juni 1937 ......... Juli 1937 ......... August 1937 ...... September 1937 ... Noch anschaulicher gibt diese Verh/~ltnisse das Dia- gramm wieder. Diese Ergebnisse bieten ein nicht ganz genaues Bild des Aseorbins~turegehaltes. Das gilt nicht allein ffir das Zentral- nervensystem, das ja ganz betr~chtliche Werte der Ascorbin- sXure enlhXlt lx, sondern auch ffir die fibrigen Organe. Daraus schlieBen wit, dab die Abnahme der Zufuhr der Aseorbins5ure mit der Nahrung, was sich anf~tnglich nut dutch geringe Abnahme derselben in den Organen kundgibt, eine erhebliche Herabsetzung derselben in der CerebrospinaKlfissigkeit be- wi~kt. Bet einem Nullgehalt der Ascorbins~ure (was wir in Frfihjahrs- llnd Frfihsommermonaten oft beobachten konnten) im Liquor eerebrospinalis yon Patienien mit verschieden- artigen und unbestimmten neurasthenischen t3eschwerden, 3o3 bet denen jedoch der objektive neurologische Befund absolut negativ war, als auch bet Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen des Zentralnervensystems, waren die mit ttilfe yon Unterdruck gemesSenen Resistenzwerte der Capillarwgnde manchmal nur ganz wenig, manchmal aber wiederum be- deutend herabgesetzt. Wir sind nun der Ansicht, dab es zur betr~chtlichen Herabsetzung der g,6- Capillarresistenz wahrscheinlich erst dann kommen diirfte, wenn der ,/9- Mangel an Ascorbins~ure im Organis- ,18- mus schon 15~nger dauert. Die Fest~ 1,~- stellung einer Abnahme der Ascot- ~r~ ,f6- bins~ure in der Cerebrospinalflfissig- keit scheint demnach eine der ~',~ ,/~ initialsten objektiven biochemischen g Kundgebungen der Hypovitami- _~ ,/2 nose C zu sein, deren Diagnose sie ~ ,12 uns erleichtert. Wir betrachten die .~ 1,1 Bestimmung des Ascorbinsguregehal- @ ,/0 tes im Liquor cerebrospinalis als zu- 0,a mindest zweckm~13ig und gleichwertig mit der t3estimmung der Ascorbin- 0,8 s~ure im Blur (WoLfF, EM~ERIE, '~ 0,~ VAN EEKELEN) oder mit der Bestim- ~s 0,~ mung des Ascorbins~uredefizits mit ,~ 0,5 HiKe des Saturations- bzw. Be- L lastungstestes nach HARRIS. 0,4|| Zusammer~/assung: System atische 0,3 Untersuchungen des Ascorbins~ure- 0,2 gehaltes in der Cerebrospinalfltissig- 0,1 keit, die fiber I Jahr lang durchge- a I ftihrt wurden, ergaben, dab die Durchschnittswerte dieses Vitamins in dell einzelnen Monaten mit der betreffenden Jahreszeit schwanken. Das Minimum wurde im April und Mat, das Maximum in den Herbstmonaten fest- gestellt. Diese Schwankung hfmgt mit der Zufuhr der As- corbins~ure mit der Nahrullg zusammen. Die Bestimmullg des Ascorbinsiiuregehaltes im Liquor cerebrospinalis bildet ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel bet der Diagnose der Hypovitaminose C. Literatur: i TANIGUCI-II, MITSUKA, Jap. chir. G. I934, 34. -- 2 PLAUT, Bi3LOW, PRUCKNER, Hoppe-Seylers Z. 237, 231 (1935). -- 3 PLAUT, BOLOW, Z. Neut. 152, 84, 324 (1935). -- a HEINRICH, Klin. Wschr. 1936, 1528. -- s POPEK, Revue v neur. a psych. 33, 679 (1936). -- s KoDidEIr MATHON, OaS. 16k. 6esk. 1937 , 1527 . -- 7 PLAUT, BOLOW, Klin. Wschr. 1935, 276. -- s GALA, M~LKA, Arch. Augenheilk. IO9, 726 (1936). -- 9 MARTINI, ]3ONSlGNORE, Biochem. Z. 273, 17o (1934). -- 10 NEUWXlLRR, Klin. Wschr. I936, 854. -- lx PLAUT, Bt~LOW, Klin. Wschr. 1934, 1744 -- Z. Neur. I53, 182 (1935). -- MALMBERG, EULER, Hoppe-Seylers Z. 235, 97 (1935), -- M~LKA, Pfltigers Arch. 237, 216 (1936). Idonal PARATYPHUS-B-MENINGITIS BEI EINEM SAUGLING. Yon Stabsarzt Dr. BERNHARD SCHMIDT, kommaudiert zum Institut. Aus dem Institut ffir MedizinischeChemie uud Hygiene der Universit~it G6ttingen (Direktor: Prof. Dr. F. SCH~)TZ). Das Krankheitsbild des Paratyphus 33 lfm{t in der Regel in Form eines leichten bis mittelschweren Abdominaltyphus ab. H~iufig treten jedoch auch andersartige Erkrankungen auf. So wurden u. a. Cystopyelitiden, Cholecystitiden, Nephritiden und 6rtliche Eiterungen aller Art beobachfet, wie fiberhaupt der Paratyphus-B-t3aeillus gelegentlich be- soaders zur Abscel3bildung neigt. Bet Pneumoparatyphus wurdell die Erreger im Sputum festgestellt, in der Milch paratyphuskranker GeMirender konntell die Bacillen ge- funden werden, auch ill der Wand der Appendix wie bet einem perityphlitischen AbseeB fanden sich Paratyphus- B-Bacillen 1.

Paratyphus-B-Meningitis bei Einem Säugling

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26. FEBRUAR ~938 K L I N I S C t i E W O C H E N S C H R I F T . 17 . J A H R G A N G . N r . 9

niedrige Ascorbins~uregehal t in der Cerebrospinalflf issigkeit als Kundgebung einer H y p o v i t a m i n o s e C (der seitens der Kli l l iker n u n m e h r e rh6h te Aufmerksamke i t gewidmet wird) aufzufassell wXre, und schlugen die Fes ts te l lung des Ascorbin- s~uregehaltes im Liquor als Labo ra to r i umsme thode zwecks Diagnose der H y p o v i t a m i n o s e C vor. Gleichzeit ig haben sie einige zu beach tende Momente hervorgehoben , die d a n a bet klinischer W e r t n n g der erziel ten Ergebnisse ber i ieksicht igt werden m/iBten.

Zur Zeit, als wir mi t der sys temat i schen B e s t i m m u n g des Ascorbins~uregehal tes im Liquor eerebrospinalis tells yon st~lldigen, tells yon a m b u l a n t behande l ten Pa t i en ten der neurologischen Kl in ik begonnen haben, war ein Tell der ein- gangs z i t ier ten Arbe i ten noch n ich t ver6ffent l icht , auch ver- ffigtei1 Verff. fiber ein verh~ltnism~Big geringes Untersuchungs- mater ia l . Die E r f a h r u n g eines yon uns s war ffir dell EntschluB ausschlaggebend, den Ascorbins~uregehal t im Liquor cerebro- spinalis wghrend eines ganzen Jahres zu bes t immen, u m auf diese Weise den Einf lug der Zufuhr an Ascorbins~ure mi t der N a h r u n g in den einzelnen Jahresze i ten besser he rvo rheben zu k6nnen. Aus diesem Grunde wurde der Ascorbins~uregehal t in der Cerebrospinalflf issigkeit sys temat i sch 13 Monate hin- d u r c h bes t immt . Zur Bes t immnng w~hl ten wir die Methode yon MARTINI und t3ONSIGNORE 9 mi t nur ger inger Modif ikat ion und un t e r Ber t icksicht igung der E rkenn tn i s NEUWEILERS 1~

~rgebnisse: Insgesamt wurden 277 F~lle un te r such t ; der L iquor s t a m m t e tells yon normalen Menschen, tells yon Pa- t iente l l m i t E r k r a n k u n g e n des Zent ra lnervensys tems. Da es sich bald gezeigt hat , dab beide Gruppen in vielen F~llen einell r ech t niedrigen Ascorbins~uregehal t aufwiesen nnd dab hier und da die W e r t e selbst bet schweren und anha l tenden E r k r a n k u n g e n des Zen t ra lnervensys tems normal waren, wurde bald e rkannt , dab die erziel ten Untersuchungsergebnisse zu diagnost ischen Zweeken bet E r k r a n k u n g e n des Zent ra lnerven- sys tems wohl k a u m ve rwer tba r seien, was ja i ibrigens auch andere Verff. best~tigen. Sobald wir jedoch die Durch- schl l i t t swerte des Ascorbinsguregehal tes in den einzelnen Monaten e i r echne t haben, zeigten sich regelmgBige t3eziehun- gen zu der be t ref fenden Jahresze i t bzw. zur durchschni t t l ichen Zufuhr der Ascorbinsgure mi t der Nah rung im jeweiligen Jahresabschni t t . Diese Ergebnisse mi t den dazugeh6r igen Abweichungen l inden sich ant Tabel le I verzeichnet .

T a b e l l e i.

Anzahl der Monat untersuchten Durchschnittsgehalt der Ascorbins~ure F~lle in mg pro xoo ccm Liquor

16 19 22

19

27

3 ~ 26

22

29 26

9 12

20

0,99 4- 0,28 1,24 4- 0,28 0,86 4- 0,32 1,o8 4- 0,28 0,75 :J: 0,06 0,5 4- 0,06 o,31 4- 0,04

0,053 • 0,004 o,13 4- o,o2 o,34 4- o,24 0,83 4- 0,52 1,41 4- 0,56 1,67 4- 0,3

September 1936 . . . Oktober 1936 . . . . . November 1936 . . . . Dezember 1936 . . . . Januar 1937 . . . . . . Februar 1937 . . . . . M~rz 1937 . . . . . . . . April 1937 . . . . . . . . Mat 1937 . . . . . . . . . Juni 1937 . . . . . . . . . Juli 1937 . . . . . . . . . August 1937 . . . . . . September 1937 . . .

Noch anschaul icher gibt diese Verh/~ltnisse das Dia- g r a m m wieder.

Diese Ergebnisse bie ten ein n ich t ganz genaues Bild des Aseorbins~turegehaltes. Das gil t n i c h t allein ffir das Zentral- nervensys tem, das ja ganz betr~cht l iche Wer t e der Ascorbin- sXure enlhXlt lx, sondern auch ffir die fibrigen Organe. Daraus schlieBen wit, dab die A b n a h m e der Zufuhr der Aseorbins5ure mi t der Nahrung , was sich anf~tnglich n u t du tch geringe A b n a h m e derselben in den Organen kundgibt , eine erhebl iche Herabse t zung derselben in der CerebrospinaKlfissigkeit be- wi~kt. Bet e inem Nul lgeha l t der Ascorbins~ure (was wir in Fr f ih jahrs - l lnd F r f i h sommermona ten oft beobach ten konnten) im L iquor eerebrospinal is yon Pa t i en i en mi t verschieden- ar t igen und unbes t immten neuras thenischen t3eschwerden,

3o3

bet denen jedoch der ob jek t ive neurologische Befund absolut nega t iv war, als auch bet Pa t i en t en mi t schweren chronischen E r k r a n k u n g e n des Zent ra lnervensys tems , waren die mi t t t i l fe yon U n t e r d r u c k gemesSenen Res is tenzwer te der Capi l larwgnde m a n c h m a l nur ganz wenig, m a n c h m a l aber wiede rum be- deu tend herabgesetz t . Wir sind nun der Ansicht , dab es zur be t r~cht l ichen Herabse t zung der g,6- Capil larresis tenz wahrscheinl ich ers t dann k o m m e n diirfte, wenn der ,/9-

Mangel an Ascorbins~ure im Organis- ,18 - mus schon 15~nger dauer t . Die Fest~ 1,~- s te l lung einer Abnahme der Ascot- ~r~ ,f6- bins~ure in der Cerebrospinalflfissig- kei t scheint demnach eine der ~',~ ,/~ ini t ia ls ten ob jek t iven biochemischen g Kundgebungen der H y p o v i t a m i - _~ ,/2 nose C zu sein, deren Diagnose sie ~ ,12 uns er leichter t . Wi r be t r ach ten die .~ 1,1 Bes t immung des Ascorbinsguregehal- @ ,/0 tes im Liquor cerebrospinalis als zu-

0,a mindes t zweckm~13ig und gleichwert ig mi t der t3est immung der Ascorbin- 0,8

s~ure im Blur (WoLfF, EM~ERIE, '~ 0,~ VAN EEKELEN) oder mi t der Bes t im- ~s 0,~ m u n g des Ascorbins~uredefizi ts mi t ,~ 0,5 HiKe des Satura t ions- bzw. Be- L lastungstestes nach HARRIS. 0,4||

Zusammer~/assung: System atische 0,3 Unte r suchungen des Ascorbins~ure- 0,2 gehaltes in der Cerebrospinalfltissig- 0,1 keit , die fiber I J a h r lang durchge- a I f t ihrt wurden, ergaben, dab die Durchschn i t t swer te dieses Vi tamins in dell einzelnen Monaten mi t der be t ref fenden Jahresze i t schwanken. Das Min imum wurde im Apri l und Mat, das M a x i m u m in den H e r b s t m o n a t e n fest- gestell t . Diese Schwankung hfmgt mi t der Zufuhr der As- corbins~ure mi t der Nahru l lg zusammen. Die Bes t immul lg des Ascorbinsi iuregehaltes im L iquor cerebrospinalis b i ldet ein wicht iges diagnostisches Hi l f smi t te l bet der Diagnose der Hypov i t aminose C.

L i t e r a t u r : i TANIGUCI-II, MITSUKA, Jap. chir. G. I934, 34. - - 2 PLAUT, Bi3LOW, PRUCKNER, Hoppe-Seylers Z. 237, 231 (1935). --

3 PLAUT, BOLOW, Z. Neut. 152, 84, 324 (1935). - - a HEINRICH, Klin. Wschr. 1936, 1528. - - s POPEK, Revue v neur. a psych. 33, 679 (1936). - - s KoDidEIr MATHON, OaS. 16k. 6esk. 1937 , 1527 . - - 7 PLAUT, BOLOW, Klin. Wschr. 1935, 276. -- s GALA, M~LKA, Arch. Augenheilk. IO9, 726 (1936). -- 9 MARTINI, ]3ONSlGNORE, Biochem. Z. 273, 17o (1934). - - 10 NEUWXlLRR, Klin. Wschr. I936, 854. -- lx PLAUT, Bt~LOW, Klin. Wschr. 1934, 1744 - - Z. Neur. I53, 182 (1935). -- MALMBERG, EULER, Hoppe-Seylers Z. 235, 97 (1935), - - M~LKA, Pfltigers Arch. 237, 216 (1936).

Idonal

PARATYPHUS-B-MENINGITIS BEI EINEM SAUGLING.

Yon

S t a b s a r z t Dr . BERNHARD SCHMIDT, kommaudiert zum Institut.

Aus dem Institut ffir Medizinische Chemie uud Hygiene der Universit~it G6ttingen (Direktor: Prof. Dr. F. SCH~)TZ).

Das Krankhe i t sb i ld des P a r a t y p h u s 33 lfm{t in der Rege l in F o r m eines le ichten bis mi t te l schweren A b d o m i n a l t y p h u s ab. H~iufig t r e t en jedoch auch andersar t ige E r k r a n k u n g e n auf. So wurden u. a. Cystopyel i t iden, Cholecyst i t iden, Nephr i t iden und 6rt l iche E i t e rungen aller A r t beobachfet , wie f iberhaupt der Para typhus-B-t3aei l lus gelegentl ich be- soaders zur Abscel3bildung neigt . Bet P n e u m o p a r a t y p h u s wurdel l die E r rege r im S p u t u m festgestell t , in der Milch p a r a t y p h u s k r a n k e r GeMirender konntel l die Bacil len ge- funden werden, auch ill der W a n d der Append ix wie bet e inem per i typhl i t i schen AbseeB fanden sich P a r a t y p h u s - B-Baci l len 1.

304 KLINISCHE WOCHENSCH

Erkranken S~inglinge an Paratyphus ]3, so treten neben schweren Krankheitserscheinungen seitens des Darmtractus hAufig meningitisverd~iehtige Symptome auf, ohne dal3 es sich in den meisten F~illen um eitie echte Meningitis para- typhosa handelt. Nur in wenigen F~illen gelang es, den ]3ac. Paratyphtis ]3 als t~rreger der Meningitiden bakterio- logisch naehzuweisen. So berichtete GHON 2 auf dem 14. Inter- nationalen I<ongrel3 ffir Hygiene rind I)emographie fiber 2 F~ille yon metastatischen Meningitiden bet Kindern jfingsten Alters mit I)armkatarrh, hervorgerufen durch ]3aeillen aus der Paratyphus-Gruppe. Der eine Stature wurde als Paratyphus ]3 identifiziert, der andere geh6rte zur gleiehen Gruppe, zeichnete sich aber, abgesehen yon seinem agglutinatorischen Verhalten, noeh besonders dutch die Eigenschaft, konstant Indol zu bilden, aus. ARZT und BoEsE ~ beschrieben ebenfalls zwei Erkrankungen an Meningitis im S~uglingsalter, die dutch den Paratyphtis-]3-Bacillus hervorgerufen wurden und letal ver- liefen. HUND]~SHAGEN 4 schildert die Erkrankung eines Siiug- litigs, die unter den Erscheinungen einer I-Iirnhautentzfindung zum Tode des Kindes fiihrte. Im Lumbalpunktat wie im Abscel3eiter beider Nieren konnteti Paratyphns-]3-]3acillen nachgewiesen werden. ANDERSON 5 beschreibt einen eben- falls t6dlich verlaufenen Fall yon Meningitis bei einem ffinf Wochen alten Kind, bet dem Paratyphus-]3-Baeillen als Er- reger nachgewiesen wurden. SchlieBlich berichtet noch VOIGT 6 fiber 3 Erkrankungen yon S~iuglingen an Paratyphus ]3, yon denen einer tinter den Erseheinungen einer Sepsis, Meningitis, Pleuriiis und Pericarditis purulenta zur Sektion kam. Im Meningealeiter konnten auch hier Paratyphus-B-]3acillen nachgewiesen werden.

W~ihrend obige Fiille ausschlieBIich S~iuglinge betrafen und s~imtlich zum Tode der Kinder ffihrten, t e i l t WALTER- H6FER~ einen Fall yon akuter klinischer Meningitis bet einem 2oj~ihrigen Kaiionier mit, die als Komplikation bet einer Paratyphus-B-Erkranknng xo Tage nach Ablaut der Haupt- erkrankung pl6tzlich auftrat. Der ]3ac. Paratyphus ]3 konnte bier zu wiederholten Malen aus dem Lumbalpunktat gezfichtet werden. Im Gegensatz zu den S~uglingsmeningitiden ffihrte sein Fall zur Genesung des Erkrankten.

Wegen der Seltenheit der durch Paratyphus ]3 bedingten Meningitiden glauben auch wir folgenden Fall ver6ffentlichen zu sollen, bet dem Paratyphus-B-]3acillen im Stuhl, Liquor und Meningealabstrich nachgewiesen werden konnten. Der Krankheitsverlauf war kurz folgender;

Der 6 Wochen alte S~iugling K. M. wurde yore behandelnden Arzt unter der Diagnose Meningitis in die Universit~its-I<inderklinik G6ttingen eingewiesen. Bis zum Tage vor der Einlieferung war das IZind ganz vergnflgt gewesen, wurde dann unruhig und hatte abends eine Temperatur yon 39 ~ W~hrend der ganzen Nacht zeigte es sich sebr unruhig und berfihrungsempfindlich. ]3efund bet der Aufnahme : Siiugling in gutem Erniihrungs- und I<r~iftezustand, I-taut und siehtbare Schleimb~iute gut durchblutet, etwas hyper- tonisch, nicht deutiieh berfihrungsempfindlich. Fontanelle stark vorgew61bt. Keine deutliche Nackensteiiigkeit. Pupillen reagieren auf Licht. I<ernig positiv, IZind sieht blal3 aus, Atmung o. B. Lunge perkussorisch o. ]3. Anskultatorisch diffuses Giemen. Herz perkussotisch und auskultatorisch o. ]3. Abdomen welch, keine Druckempfindlichkeit. Leber und Milz nicht vergrbBert. Extremi- t~ten o. ]3. ]3aucbdeckenreflexe schwach ausI6sbar. Sonstige Reflexe sehr lebhaft', keine pathologischen "Reflexe. Lumbalpunktion : Druek deufiich erh6ht, Liquor deutlich getrflbt. Nonne schwach positiv, Pandy positiv, Zellzahl: massenhaft Zellen. Ausstrieh: Vorwiegend Leukocyten, einige zum Tell sehr groBe Lymphoeyten. Die bakteriologische Untersuchung des Liquors, die an unserem Institut ausgeffihrt wurde, ergab Paratyphus-]3-Bacillen. In den sehr dfinnen Stfihlen konnten ebenfalls die gleiehen Erreger nach- gewiesen werden. Der Zustand des Kindes verschlechterte sich sehr schnell. Es krampfte und verweigerte die Nahrungsaufnahme. Strabismus und Horizontalnystagmus traten auf. 5 Tage nach der Klinikaufnahme trat der Tod des l<indes ein.

Die im Pathologischen Institut der Universit~t G6ttingen vor- genommene Sektion ergab folgenden Befund:

Diffuse eitrige Meningitis, Pyocephalus internus, hochgradiger I-Iirndruck, I)finndarm und Dickdarm e• verquollen, keine Ulcera, keine Enteritis. Akute Stauung der inneren Organe. Im Meningealabstrich konnten von uns wiederum Paratyphus ]3-]3acil- len naehgewiesen werden.

R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr. 9 26. FEBRUAR x938

]Die v o n d e r Gesundheitsbeh6rde sofort nach ]3ekannt- werden des ersten positiven bakteriologischen ]3efnndes an- geordneten Umgebungsuntersuchungen ergaben folgendes: Die Familie des erkrankten Kindes besteht aus den Eltern und weiteren 3 Geschwistern. ]3ei der Stuhluntersuchung der Mutter fand sich fast eine Reinkultur yon ]3ac. Paratyphus ]3, ebenfalls konnten im Stuhle einer Schwester die gleiehen Erreger nachgewiesen werden. ]Die bakteriologische Unter- suchung des Stuhles des Vaters wie der beiden anderen Ge- schwister zeigte einen negativen Befund. Zweimalige~ Nach- untersuchnngen der Stfihle der Familienmitglieder ergaben jeweils Reinkulturen yon Paratyphns-B-]3acitlen im Stuhle der Mutter, w~hrend die Stiihle der anderen Familienrnitglie- der, auch die der bei der ersten Untersuchung a]s positiv be- fundenen der Schwester des verstorbenen Kindes, einen negativen ]3efund aufwiesen. Klinisch wnrden in der Familie keinerlei Krankheitserscheinungen festgestellt, auch eine ein- gehende Befragung der El tern ergab keinen Anhaltspunkt fiir eine frfiher durchgemachte I)armerkrankung.

Ohne Zweifel ist in unserem Falle die Mutter, ohne selbst krank zu sein oder krank gewesen zu seth, die Ansteckungs- quelle ffir den S~ugling gewesen. Unser ]3eitrag zeigt demnach die groBe Bedeutung der Feststellung yon ]3acillentr/~gern. Dies ist besonders wichtig, wenn sich unter den Ansteckungs- verd~chtigen auch S~uglinge befinden. I)enn wie aus den in der Literatnr beschriebenen F/tllen, ebenso wie aus unserem Beitrag zu ersehen ist, besitzen S~nglinge gerade ffir den ]3ac. Paratyphus ]3 eine besonders groBe Empfindlichkeit.

I)as Krankenblat t unseres Falles wurde uns voii der Universit~Ltskinderklinik, das Sektionsprotokoll yore Patho- logischen Inst i tut der Universit~t G6ttingen zur Ver6ffent- lichung zur Verffigung gestellt, wofiir wir all dieser Stelle unsern besten ]Dank aussprechen.

L i t e r a t u r : x I<OLLE, KRAUS U. UHLENHnTH, I-Iandb. d. pathog. Mikroorganismen 3/2, 173 3. -- 2 GHON, Bericht fiber den 14. Internationalen Kongrel3 ffir Hygiene und Demographie 19o 7 4, 21 (1908). -- 8 ARZT U. ]3OESE, "Wien. klan. Wsehr. 19o8 , 217. -- 4 HUNDESHAGEN, Dtsch. reed. Wscbr. z918 , 1274. -- ~ ANDERSON, Lancet 1932 I, 183; ref. Zbl. ]3akter. xo7, 489 (1932). -- s VOIGT, Mschr. Kinderheflk. 23, 23 (1922). -- 7 W'ALTERH61~EE, Dtsch. reed. Wschr. 1917, lO36.

SCHWERSTE LICHTDERMATOSEN AUF GRUND- LAGE VON ISOLIERTER PATHOLOGISCHER PORPHYRINBILDUNG IM DARME INFOLGE

DYSBAKTERIE UND HEPATOPATHIE.

yon

ERIc~ URBACH. Aus der Allergisch-Dermatol. Abteflung des I<rankenhauses der Wiener Kaufmannsehaft

(Vorstand: Primararzt Dozent Dr. ERICH URBACH).

hn folgenden soil eine Gruppe yon schweren Lichtsehiiden unter dem Bride yon n~Lssenden und mi• heftigstem Juekreiz einhergehenden Ekzemen, yon persistierenden h~morrhagi- schen Erythemen bzw. pellagra~ihnlichen diffusen Pigmen- fiernngen heransgehoben werden, die t rotz naehweisbarer Lichtfiberempfindlichkeit Porphyrin iln Harne vo]Ist~indig vermissen lassen, hingegeii im Stuhl in reichlichem Mal3e ent- halten. Dieses Porphyriii ist enterogen-aliment~irer Genese und l ~ t sich durch Bekiimpfung der in allen F~illen nachweis- baren Darmdysbakterie und Leberst6ruiig ~tiologisch be- seitigen bei gleichzeitigem Schwinden der Hauterscheinnngen.

]3emerkenswerterweise Wurde das Syndrom: Liehtderma- rose, isolierter l:'orphyrinnachweis in, Stuhl, Darmdysbakterie, Hepatopathle bisher nicht beschrieben, obwohl es bet darauf gerichteter Beachtung gar nicht so selten ist; so liegen der vor]iegenden Arbeit 7 F~lle, die w~hrend "eines Sommers be- obachtet wurden, zugrunde. ]3ei I)urchsicht der Li teratur findet man nut ganz wenige ~iil3erungen, welche ganz rage - - ohne einen Versuch einer experimelltell-ldinischen Weiter- bearbeitnng - - ant einen pathogenetischen Zusammenhang zwischen Lichtiiberempfindlichkeifi und Sterkoporphyrie ohne n~ihere Beachtung yon Magen-Darm- und Leberschiidigungen