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Mit ihren Eltern und ihrem Bruder wohnt Nadja in Nis, der drittgrössten Stadt Serbiens im Südosten des Landes, wo mindestens sechs verschiedene ethni- sche Minderheiten leben. Obwohl die Schülerin keiner ethnischen Minderheit oder einer anderen sozial diskriminierten Gruppe angehört, ist sie sensibilisiert für deren Probleme und daran interessiert, diese zu lösen. «Ich helfe anderen Men- schen gerne», betont Nadja. So war es für sie klar, dass sie an den Workshops für Kinderrechte teilnimmt, die von der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi an ihrer Schule angeboten werden. In diesem Zusammenhang reiste Nadja auch ins Kinderdorf Pestalozzi nach Trogen. Sie blickt mit Begeisterung auf ihren Aufent- halt im Appenzellerland zurück. «Zum ersten Mal in meinem Leben erhielt ich die Chance, an einen neuen Ort zu rei- sen», sagt Nadja. «Ich wurde selbstbe- wusster und lernte meine Freundinnen und Freunde besser kennen.» In ihrem Engagement für die Rechte von Kindern wird Nadja auch von ihren Eltern unter- stützt. «Ich liebe das Projekt, denn damit komme ich meinem Traum einen Schritt näher», erklärt Nadja. Sie möchte später für ein Hilfswerk arbeiten und Kindern helfen, ein besseres Leben zu führen. Nadja aus Serbien nahm vergangenes Jahr am Projekt «Children’s Rights Education» teil. An ihrer Schule organisierte sie Workshops für Gleichaltrige und reiste für einen interkulturellen Austausch ins Kinderdorf nach Trogen. Die 14-Jährige engagiert sich weiterhin für die Rechte von Kindern und Jugendlichen und ist überzeugt: «Das Projekt hat mein Leben verändert.» PATENSCHAFTSBERICHT 01|2015 Südosteuropa ZAHLEN UND FAKTEN Über 54 000 Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern profitierten vergangenes Jahr in Mazedonien, Serbien und Moldawien von den umgesetzten Massnahmen. Fünf Studierende aus den Partnerorga- nisationen in Serbien, Moldawien und Mazedonien haben 2014 erfolgreich die Weiterbildung «emPower» im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen abgeschlossen. Zurück in ihrem Heimatland können sie in den Organisationen eine verantwortungs- volle Funktion übernehmen. Die 14-jährige Nadja engagiert sich gerne für andere Kinder. Moldawien Serbien Mazedonien

Patenschaftsbericht Südosteuropa 2015-1

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Mit ihren Eltern und ihrem Bruder wohnt Nadja in Nis, der drittgrössten Stadt Serbiens im Südosten des Landes, wo mindestens sechs verschiedene ethni-sche Minderheiten leben. Obwohl die Schülerin keiner ethnischen Minderheit oder einer anderen sozial diskriminierten Gruppe angehört, ist sie sensibilisiert für deren Probleme und daran interessiert,

diese zu lösen. «Ich helfe anderen Men-schen gerne», betont Nadja. So war es für sie klar, dass sie an den Workshops für Kinderrechte teilnimmt, die von der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi an ihrer Schule angeboten werden. In diesem Zusammenhang reiste Nadja auch ins Kinderdorf Pestalozzi nach Trogen. Sie blickt mit Begeisterung auf ihren Aufent-halt im Appenzellerland zurück. «Zum ersten Mal in meinem Leben erhielt ich die Chance, an einen neuen Ort zu rei-sen», sagt Nadja. «Ich wurde selbstbe-wusster und lernte meine Freundinnen und Freunde besser kennen.» In ihrem Engagement für die Rechte von Kindern wird Nadja auch von ihren Eltern unter-stützt. «Ich liebe das Projekt, denn damit komme ich meinem Traum einen Schritt näher», erklärt Nadja. Sie möchte später für ein Hilfswerk arbeiten und Kindern helfen, ein besseres Leben zu führen.

Nadja aus Serbien nahm vergangenes Jahr am Projekt «Children’s Rights Education» teil. An ihrer Schule organisierte

sie Workshops für Gleichaltrige und reiste für einen interkulturellen Austausch ins Kinderdorf nach Trogen. Die

14-Jährige engagiert sich weiterhin für die Rechte von Kindern und Jugendlichen und ist überzeugt: «Das Projekt hat

mein Leben verändert.»

PATENSCHAFTSBERICHT 01|2015

Südosteuropa

ZAHLEN UND FAKTEN• Über 54 000 Kinder, Jugendliche,

Lehrkräfte und Eltern profitierten vergangenes Jahr in Mazedonien, Serbien und Moldawien von den umgesetzten Massnahmen.

• Fünf Studierende aus den Partnerorga-nisationen in Serbien, Moldawien und Mazedonien haben 2014 erfolgreich die Weiterbildung «emPower» im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen abgeschlossen. Zurück in ihrem Heimatland können sie in den Organisationen eine verantwortungs-volle Funktion übernehmen.Die 14-jährige Nadja engagiert sich gerne für

andere Kinder.

Moldawien

Serbien

Mazedonien

Sehr geehrte Patinnen und PatenDer aktuelle Konflikt in der Ukraine betrifft auch die Arbeit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Als kleines Land nordöstlich

von Rumänien war Moldawien bereits vor Ausbruch der jüngsten Krise zweigeteilt; die eine Hälfte der Bevölkerung orientiert sich Richtung Europa, die andere Hälfte ist prorussisch. Nun hat sich die Situation verschärft. Insbesondere in Transnistrien, der Grenzregion zu Russland, beeinflusst die hohe Militärpräsenz das tägliche Leben. Die Folge: Viele Arbeitskräfte wan-dern aus, sodass mittlerweile zahlreiche Dörfer leer und unbewohnt sind.

Unter jenen, die geblieben sind, herrscht grosse Armut und eine hohe Arbeitslo-sigkeit. Am meisten davon betroffen sind die Roma, die zudem sozial ausgegrenzt werden. Doch es werden nicht nur Roma diskriminiert.

Erschwerter Zugang zum UnterrichtMit Vorurteilen sind auch in Mazedo- nien und Serbien zahlreiche Menschen konfrontiert. In der Schule, im Beruf, im täglichen Leben werden Angehörige

PATENSCHAFTSBERICHT SüdoSTEuRoPA 01|2015

Allen Kindern den Schulbesuch ermöglichen

IMPRESSUMStiftung Kinderdorf PestalozziKinderdorfstrasse 20 | 9043 Trogenwww.pestalozzi.ch Telefon +41 71 343 73 29

Redaktion: Andrea KernBilder: Roland Schnetz, Archiv Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

«Roma-Kinder werden benachteiligt, viele brechen deshalb die Schule ab.»

«Kinder lernen, sich aktiv im Unterricht einzubringen.»

ethnischer Minderheiten diskriminiert. Vielen ist der Zugang zum Unterricht erschwert, da sie nicht systematisch eingeschult werden. Und auch wenn die Kinder die Schule besuchen kön-nen: Die Ausgrenzung der Roma-Kinder führt dazu, dass viele die Schule wieder abbrechen. Vorurteile und traditionelle Geschlechterrollen in Schulbüchern er-schweren die Arbeit der lokalen Orga-nisationen. Als eine zusätzliche Hürde erweist sich die hohe Analphabetenrate unter den Eltern. Damit wird es zur gros-sen Herausforderung, den Eltern die Wichtigkeit von Bildung verständlich zu machen. Das Ziel ist die Verbesserung der interkulturellen Verständigung. Die Themen Diskriminierung sowie die indi-viduelle Unterstützung der Roma-Kinder mit Zusatzunterricht, die Lehrerausbil-dung und die Versorgung der Schulen mit Unterrichtsmaterial bildet deshalb einen Schwerpunkt der Stiftung Kinder-dorf Pestalozzi in Südosteuropa.

Ein Recht auf BildungNeben dem Thema Diskriminierung nehmen die Kinderrechte einen grossen Stellenwert in den Projekten der Stiftung in Südosteuropa ein. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass sie ein Recht auf Bildung und freie Meinungsäus-serung haben und wie sie sich aktiv in

eine Gruppe einbringen können. Auch die Lehrpersonen werden für das The-ma Kinderrechte sensibilisiert und für den Unterricht geschult. So setzen sich die Kinder und Jugendlichen intensiv mit Kinderrechten, Diskriminierung und Rassismus auseinander. Einige von ih-nen vertiefen das Gelernte im Kinder-dorf, wo sie an zwei- bis dreiwöchigen interkulturellen Austauschprojekten teil-nehmen. Die Teilnehmenden erarbei-ten einen Plan, wie sie die Themen der Begegnung in ihrer Heimat in Schulen,

Jugendclubs und öffentlichen Veran-staltungen als Friedensbotschafter im Sinne des Kinderdorf-Gründers Walter Robert Corti verbreiten können. Die Aus-tauschprojekte werden 2015 ausgebaut, sodass noch mehr Gruppen aus Ost- und Südosteuropa nach Trogen reisen können. Deshalb freue ich mich sehr über Ihre wertvolle Unterstützung, die unsere Arbeit erst möglich macht. Vielen Dank.

Herzlich, Argine Nahapetyan

Argine Nahapetyan, Programmverantwortliche Südosteuropa

Workshop in Moldawien: Jugendliche gestalten den Unterricht mit.