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Südosteuropa im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Nationsbildung, Befreiungsbewegungen und Nationalstaaten

Südosteuropa im 19. und Anfang des 20. Jahrhundertshomepage.univie.ac.at/alojz.ivanisevic/php/Vorlesung Geschichte OM… · • Samuil Micu-Klein* (1745-1806) • „Die Siebenbürger

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  • Südosteuropa im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

    Nationsbildung, Befreiungsbewegungen und Nationalstaaten

  • Serbien und Montenegro

    • seit 1699 Südungarn (Novi Sad), und Slawonien (Karlowitz/Sremski Karlovci) politische, kulturelle und kirchliche Zentren des „Gesamtserbentums“

    • 1826: Gründung der Kulturgesellschaft Matica srpska in NoviSadtehung

    • Entstehung der serbischen Nationalbewegung

  • Serbische Bevölkerung (1850)laut Dimitrije Djordjević, in: „Die Habsburgermonarchie

    1848-1918“, Bd III/1

    • serbische Gesamtbevölkerung: 950.000 • 28,3% der Gesamtbevölkerung Ungarns• 25,6% d. Gb. Kroatien-Slawoniens• 32,4% d. Gb. der Militärgrenze• 17% d. Gb. Dalmatiens (1870)• 43,5% d. Gb. Bosniens und der Herzegowina (nach der

    Okkupation 1878)

    • 1804-1813: Der erste serbische Aufstand ( Đorđe Petrović, genannt Karađorđe)

    • 1. Phase: gegen die Janitscharen (dahije) im Belgrader Paschalik• 2. Phase: gegen die osmanische Zentralmacht• Der Aufstand wurde niedergeschlagen• 1815: Der zweite Aufstand (Miloš Obrenović), erfolgreich• 1830: Serbien autonomes Fürstentum im Rahmen des Osmanischen

    Reiches• Rivalitäten zwischen zwei Dynastien (Obrenović und

    Karađorđević)

  • Serbische nationale Integrationsideologie

    • Vuk Stefanović-Karadžić (1787-1864)• Vertreter der sprachliche und kulturellen Pan- bzw. Großserbismus• Definition der serbischen Nation als eine Sprach- und Kulturnation

    (Anlehnung an Herder, Übernahme des „deutschen“ Nationsbegriffes)• Ilja Garašanin (1812-1874)• Ideologe und Politiker im Fürstentum Serbien• Geheimschrift „Načertanije“ („Der Entwurf“) 1841• Historische Kontinuität und Legitimität des (groß)serbischen Staates wird

    betont • Zerfall des Osmanischen Reiches und Untergang Österreich-Ungarns als

    Voraussetzung für Restauration des (groß)serbischen Staates

    Vuk Stefanović-Karadžić

  • • 1878: Internationale Anerkennung (Berliner Kongress), Okkupation Bosniens und der Herzegowina durch Österreich-Ungarn (1908: Annexion): die österreichisch-serbische Feindschaft

    • 1913: Der Zweite Balkankrieg: große territoriale Gewinne im Süden

    • im Ersten Weltkrieg Serbien an der Seite der Entente• nach dem Krieg Anspruch auf die Führung aller Südslawen (in

    einem gemeinsamen Staat)

  • 1878

    1913

  • • In Montenegro keine eigene Nationalbewegung, aber Widerstandskampf gegen die Osmanen (Vorbild für Serbien)

    • Dynastie Petrović-Njegoš• Petar II. Petrović-Njegoš , Fürst (1831-1851) und Dichter

    („Der Bergkranz“)• 1878: Internationale Anerkennung Montenegros• 1910: Erhebung zum Königreich• außenpolitisch: Orientierung an Russland• 1918: Vereinigung mit Serbien u. mit den südslawischen

    Gebieten der ehemaligen Habsburgermonarchie – zum Königreich SHS

  • Griechenland

    • Μεγάλη Ιδέα (Megale Idea)• entstanden nach der Gründung des modernen griechischen

    Staates (Erweiterungsbestrebungen)• Vorläufer• zwei Richtungen (Konzeptionen):• 1. Die antike (Adamantios Korais, 1748-1833), Symbol:

    Parthenon• 2. Die byzantinische (Regas/Rhigas Velestinlis –

    Pheraios,1757-1789), Symbol: Hagia Sophia • Die „Hellenische Republik“ als politisches Ziel (der gesamte

    „orthodoxe Balkan“)

    kein Prüfungs-stoff

    • Ioannis Kolettis (1778-1847): „Griechenland ist seiner geographischen Lage nach das Zentrum Europas. Mit dem Osten auf seiner Rechten und dem Westen auf seiner Linken war es durch seinen eigenen Niedergang dazu bestimmt, den Osten zu erleuchten […] Die Nation, die durch ihren eigenen Niedergang so viele andere Nationen erleuchtete hatte, ist heute wieder geboren worden, nicht in mehrere kleine Staaten geteilt, sondern vereinigt, mit einer Regierung und einer Religion [...]. Was machen alle orthodoxen Christen in Europa, im Osten und anderswo? Alle warten darauf zu hören, ob wir bereits eine griechische Idee haben.“

  • • 1814: Athen und Odessa: Bildung von konspirativen Organisationen - Φιλική Έταιρεία / Philike Hetaireia = Gesellschaft der Freunde

    • 1821: Aufstand (Alexandros Ypsilantis, Phanariot, Sohn des Fürsten von Walachei )

    • Ausgangspunkt: Iaşi/Iassy (Moldau)• Ypsilantis scheitert • Fortsetzung des Aufstandes auf der Peloponnes (Kloster

    Hagia Lavra, Patras),Aufruf des Bischof Germanos zum Aufstand

    • 1822: Proklamation der Unabhängigkeit Griechenlands durch den „Nationalkongress“

    • 1824: Niederschlagung des Aufstandes durch Ibrahim Pascha

  • Alexandros Ypsilantis

    Hagia Lavra

  • Bischof Germanos von Patrassegnet die Fahne

    der Aufständischen (1821)

  • • Phihellenismus in Europa• 1827: militärische Intervention GB, Frankreich und Russland

    Entscheidende Seeschlacht bei Navarino (Peloponnes, Wesküste), Niederlage der osmanischen Flotte

    • Abzug osmanischer Truppen, • ebenfalls 1827 die erste Verfassung • erster Gouverneur Ioannis Kapodistrias (ermordet 1831)• 1829: Friedensvertrag von Edirne/Adrianopel: Unabhängigkeit

    Griechenlands international anerkannt • ab 1830: GB, Frankreich und Russland als Schutzmächte

    Griechenlands

  • Navarino

    1827: Die Navarino-Schlacht

  • • 1832: Der Wittelsbacher Otto I., Sohn Ludwigs I. von Bayern, griechischer König – die „Bavarokratie“

    • starker Widerstand griechischer politischer und militärischer Eliten

    • 1833. Die Griechisch-Orthodoxe Kirche autokephal• 1834: Athen zur Hauptstadt Griechenlands erklärt • 1862: Militärputsch, Otto zur Abdankung gezwungen• Nachfolger Georg I. (dänischer Prinz, Sohn Christians IX.),

    regiert bis 1913 (ermordet in Thessaloniki)• politische Orientierung an GB und Russland (verheiratet mit

    Großfürstin Olga Romanova): • 1896: Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit

  • Otto I. (1832-62)

  • Georg I. (1862-1913)

    • Wiederbelebung der „Megale Idea“ (Die Erweiterungsbestrebungen)• Größte Territorialgewinne in den Balkankriegen (1912-13)• Ministerpräsident Eleftherios Venizelos, Anhänger der (neuen)

    „Megale Idea“ u. GB-freundlich• Konflikt mit König Konstantin (1913-1917 und 1920-1922),

    Deutschland freundlich• 1917: Vertreibung des Königs, republikanische Gegenregierung• Eintritt Griechenland in den Weltkrieg an der Seite der Entente

    (direkte Gegner: Bulgarien und Osmanisches Reich)• 1920: Friedensvertrag von Sèvres: Territorialgewinne (nur auf dem

    Papier), Auflösung des Osmanischen Reiches• Rückkehr des Königs nach Griechenland

  • • 1919-1922: Griechisch-türkischer Krieg (begonnen von Venizelos), Niederlage Griechenlands

    • 1923: Vertrag von Lausanne, Revision des Vertrages von Sèvres

    • neue Grenzziehung, Bevölkerungsaustausch (Zwangsumsiedlung)

    • 1924: Griechenland wird Republik

  • Rumänien• Anfänge der Nationalbewegung in Siebenbürgen• führende Rolle des hohen Klerus (orthodox und uniert)• Die Kontinuitätstheorie• Samuil Micu-Klein* (1745-1806)• „Die Siebenbürger Schule“ (Şcoala Ardeleană)• Denkschrift Supplex Libellus Valachorum (1791)

    * nicht zu verwechseln mit Inocenţiu Micu-Klein (1692-1768), dem Onkel Samuils

  • • Auszug aus dem Text der Denkschrift:• „Die walachische Nation ist unter allen Nationen Siebenbürgens dieser Zeit die

    weitaus älteste, da sie ihre Herkunft von den römischen Kolonien herleitet, die Kaiser Trajan zu Beginn des 2. Jahrhunderts wiederholt in sehr großer Anzahl mit Veteranen-Soldaten zum Schutze der Provinz belegt hat, was durch geschichtliche Zeugnisse, eine niemals abgerissene Überlieferung wie durch die Ähnlichkeit von Sprache, Sitten und Gebräuchen sicher bewiesen ist.

    • Die Nachfolger des Erhabenen Trajan haben Dazien einige Jahrhunderte im Besitz gehabt; bei währender Dauer ihrer Herrschaft verbreitete sich in dieser Provinz auch der christliche Glaube nach dem Ritus der Ostkirche […]

    • Als die Ungarn gegen Ende des 9. Jahrhunderts unter ihrem Führer Tuhutumdie siebenbürgischen Landesteile überfluteten, wurden die römischen Bewohner von hier unter Abänderung ihres Namens Vlachen genannt, wie es der älteste Geschichtsschreiber Ungarns, der anonyme Notar König Bélas, bezeugt […]

    • Nachdem es somit feststeht, daß die Nation und die Religion der Walachen nicht durch ein Staatsgesetz, sondern nur infolge der Ungunst der Zeiten eines Teiles ihrer bürgerlichen Rechte verlustig gegangen ist und die Meinung, daß die Nation zusammen mit der Religion, der sie anhängt, in Siebenbürgen nur geduldet sei […], hängt es lediglich von der Gerechtigkeit und Gnade des Monarchen ab, die Nation aus der so nachteiligen Lage zu befreien und sie in alle Rechte wieder einzusetzen, in deren Genuß sie früher gestanden hat.

    • Daher naht die walachische Nation flehend und demütig dem Throne Euerer Majestät und bittet und fleht mit der gebührenden Ehrfurcht und Ergebenheit um folgendes:

    • 1. Daß die schimpflichen und der Mißachtung vollen Benennungen geduldet, zugelassen, nicht zu den Ständen gerechnet und andere ähnliche, die gleichsam wie ein äußerer Makel der walachischen Nation ohne Recht und Gültigkeit angeheftet worden sind, jetzt geradewegs außer Kraft gesetzt und als unwürdig und ungerecht öffentlich widerrufen und ausgetilgt werden; ferner, daß die durch die Huld Euerer geheiligten Majestät wiedererstandene walachische Nation in den Genuß aller politischen und landesbürgerlichen Rechte zurückversetzt werde, weiters

  • • 2. Daß der bittstellenden Nation unter den landesüblichen Nationen jener Platz wedereingeräumt werde, den sie... [einst] innehatte.

    • 3. Daß der griechisch-orientalischen Kirche ergebene Klerus dieser Nationohne Ansehung dessen, ob er mit der abendländischen Kirche in allem dasselbe oder weniger empfindet, ebenso der Adel und das gemeine Volk, das bürgerliche wie das bäuerliche, in derselben gleichen Weise wie der Adel und das gemeine Volk der den Verband der Union bildenden Nationen berücksichtigt und behandelt werden und der gleichen Vergünstigungen teilhaftig sein sollen.

    Gez.

    Euerer allerheiligsten Majestät demütigste und immer getreue Untertanen, der Klerus, der Adel, der militärische und bürgerliche Stand der gesamten walachischen Nation in Siebenbürgen

  • • Gheorge Lazăr (1779-1823), Theologe, Schriftsteller und Pädagoge

    • das Gedankengut der „Siebenbürger Schule“ in Moldau und Walachei verbreitet

    • Schulreform in den beiden Donaufürstentümer (rumänische Unterrichtsprache)

    • rumänische „patriotische“ Geschichte gelehrt - Indoktrinierung im Sinne der Kontinuitätstheorie

    • 1829: weitgehende Unabhängigkeit der Fürstentümer vom Osmanischen Reich

    • 1859: Doppelwahl von Alexandru Ioan Cuza (1859-1866) zum Fürsten von Moldau und Walachei

    • Ende 1861:Vereinigung und Proklamation Rumäniens

  • • 1865: Autokephale Rumänisch-Orthodoxe Kirche proklamiert• 1878: Internationale Anerkennung am Berliner Kongress• 1881: Rumänien Königreich (König Carol I., Hohenzollern-

    Sigmaringen, seit 1866 Fürst )• 1916: Eintritt Rumäniens in den Ersten Weltkrieg (an der Seite

    der Entente)• 1919: neue Grenzen: Großrumänien (Romania mare)• 1923: Verfassung („Nationalstaat“)

  • Bulgarien

    • Anfänge der Nationalbewegung in der Emigration• Hauptzentren: Bukarest, Braila, Istanbul, Odessa, Smyrna,

    Athos• Nationale „Wiedergeburt“ (bulg. вузраждане)• Mönch Paisij (Berg Athos)• 1762: „Slaweno-bulgarische Geschichte von den bulgarischen

    Völkern, Zaren und Heiligen“ (mythologisierendeNationalgeschichte)

    keinPrüfungsstoff

  • • 2. Hälfte des 19. Jhs.: Nationalrevolutionäre Bewegung (Christo Botev, Ljuben Karavelov, Vasil Levski, Georgij Rakovski)

    • 1876: Der „Aprilaufstand“ gegen die Osmanen, niedergeschlagen, 15.000 Opfer

  • Die Orthodoxe Kirche• seit 1870 „Bulgarisches Exarchat“• „nationalkirchliche“ Autonomie im Rahmen des osmanischen

    Reiches• Loslösung vom Ökumenischen Patriarchat• Sitz des Exarchen und des „National-kirchlichen Konzils“

    Istanbul• Versöhnung mit dem Ökumenischen Patriarchat und Erhebung

    zum Patriarchat erst 1953!

  • • 1877-1878: Der Russisch-türkische Krieg, Russland siegt• März 1878: Friedensvertrag von San Stefano (Yeşilköy) –

    Großbulgarien• Mai 1878: Berliner Kongress (Revision des Vertrages von San

    Stefano)• „Teilung“ Bulgariens: Fürstentum Bulgarien (Sofia) +

    Ostrumelien (Plovdiv)• 1879: Die erste Verfassung (von Tarnovo)• Alexander von Battenberg zum Fürsten gewählt (Alexander I.)• 1885: Vereinigung des Fürstentums mit Ostrumälien• 1908: Bulgarien Königreich (Zar Ferdinand I. Coburg Gotha,

    seit 1887 Fürst)• 1913: Teilung Makedoniens, Ende des Traumes von „San Stefano-

    Bulgarien• 1915: Eintritt in den Krieg (Mittelmächte), nach dem Krieg

    Territorialverluste

  • Albanien

    • Im 19. Jh. Ambivalentes Verhältnis zum Osmanischen Reich: Kooperation und Widerstand

    • Nationale „Wiedergeburtsbewegung“ (Rilindija) in der Diaspora

    • albanische Emigrationszentren in Italien, Rumänien, Bulgarien und dem Osmanischen Reich (Istanbul)

    • Kaufleute, Handwerker und bürgerliche Intelligenz (dünne Schicht) als Träger der Nationalbewegung

    • Arbeit an einer einheitlichen albanischen Sprache• Idee des albanischen Staates

  • Die „Stambuler Gesellschaft“• Vasa Pashko (1825-1892), Politiker und Schriftsteller• „Die Wahrheit über Albanien und die Albaner“ (1879)• Sami Bey Frashëri (1850-1904), Schriftsteller,

    Nationalideologe, „Hobby-Historiker“• „Shqipëria /Albanien…“ (1899)• Das Programm der „Rilindija“,Konstruktion der albanischen

    Nationalgeschichte, Mythologisierung • 1878: Gründung der albanischen „Liga von Prizren“• Programm: Vereinigung „aller Albaner“ in einem

    osmanischen Vilayet• 1913: Gründung des albanischen Staates (mit Unterstützung

    Italiens und der Habsburgermonarchie)

  • Sami Bey Fraschëri: Was war Albanien, was ist es, was wird es werden? Gedanken und Betrachtungen über die unser geheiligtes Vaterland Albanien

    bedrohenden Gefahren und deren Abwendung. Wien und Leipzig 1913

    • Aus dem Vorwort des Übersetzers:„Das Vorliegende Werkchen ist von Sami Bey Frascheri, einem glühenden albanischen Patrioten, der einer der vornehmsten Familien des Landes entstammt, in albanesischer Sprache verfasst, […] 1899 gedruckt und von Schahin Bey Colonia ins Türkische übersetzt worden. Aus diesem wurde es ins Deutsche übertragen“.

    • Aus dem Inhalt:• Das von den Albanesen bewohnte Gebiet heißt Albanien. Die Albanesen

    sind das älteste Volk Europas. Sie sind von den anderen Nationen Europas nach dem europäischen Kontinent gekommen und haben als die ersten auf diesem Festlande sich mit dem Bau von Mauern und Häusern, der Feldbestellung, dem Ackerbau, dem Säen und Ernten befasst. Denn diejenigen Völker, welche sich vor de Erscheinen der Albanesen in Europa befanden und ohne Hinterlassung von Spuren verschwunden sind, hatten im Zustande der Wildheit in Wäldern und Felsenhöhlen gelebt und sich von der Jagd ernährt […]

    • Die Arnauten nennen ihre ganze Nation ‚Schkip‘, welches Wort ‚Adler‘bedeutet und aus ‚tar‘ zusammengesetzt, welches eine Handlung oder einen Besitz anzeigt […] Der Name Schkipetar ist von altersher allgemein gebraucht worden (Es heißt, dass schon zu Pyrrus Zeiten der Name allgemeine Verbreitung gefunden habe.)

    • Die Arnauten Italiens und Griechenlands, die unsere Stammesgenossen sind, gebrauchen diesen Namen aber nicht, sondern nennen sich heute noch ‚Arban‘. Von den übrigen Völkern wurden unsere Vorfahren ‚Pelasger‘genannt. Dieses Wort ist noch in den Ausdrücken ‚plak‘ und ‚plek‘, welche ‚der Alte‘, ‚die Alten‘ bedeuten, in etwas veränderter Form erhalten geblieben.

    • Dieses so alte und geschichtlich so interessante und wichtige Volk war sehr zahlreich und sehr kräftig. Der Südosten von Europa, die ganze Balkanhalbinsel und die Donauländer, also das heutige Rumänien und Ungarn, die Inseln des Mittelländischen Meeres und Kleinasien, d.i. Anatolien, waren von den alten Arnauten bewohnt.

  • • Ein Teil der Pelasger, der an das Adriatische Meer gelangte, kam auch nach Italien herüber. Von ihnen stammen die Etrusker, die Latiner und andere ab. Später erschien ein kleines Volk, die Hellenen oder Griechen, imjetzigen Griechenland und auf den umliegenden Inseln und vermischte sich mit pelasgischen Stämmen, die an Stelle der nach Italien abgezogenen dort eingewandert waren […].

    • Die von ihnen bewohnten Gegenden entsprechend, zerfielen die Pelasgerin viele Stämme. Die größten und berühmtesten dieser Stämme sind die Illyrer, d.h. ‚die Freien‘ (albanesisch ‚illire‘ = ‚frei“, ‚unabhängig‘) und die Epiroten, nämlich die ‚Obenbefindlichen‘ (albanesisch ‚eper‘, ‚siper‘ = ‚oben‘) dann die Makedonier (‚makedonia‘ bedeutet im Albanesischen‚weites Land‘), ferner die Thraker (d.i. ‚die Groben, ‚trasch‘ = grob), dann die Phryger, das heißt ‚die Furchtsamen‘ (‚frik‘ bedeutet im Albanesichen‚Furcht‘) und andere.

    • Von diesen Stämmen saßen die Illyrer in Oberalbanien, Montenegro, Bosnien, Herzegowina, Kroatien und Dalmatien, dann bis zur Küste des Adriatischen Meeres und bis zum Ufer des Flusses Sawe. Die Makedonier und Thraker lebten in jenen Gegenden, die noch heute nach ihnen benannt sind […]

  • Zusammenfassung

    • Nationsbildung am Balkan verläuft parallel zum antiosmanischen Befreiungskampf

    • Einfluss der mittel- und westeuropäischen Aufklärungs-, Revolutionsideen

    • das mitteleuropäische Modell der Sprach- und Kulturnation dominant, mit Elementen der westeuropäischen Staatsnation

    • Konfession (Orthodoxie) als Integrationsfaktor (die „Konfessionsnationen“)

    • Feindbild Osmanen und Islam z.T. stark ausgeprägt, auch Katholizismus als Feindbild

    • Bildung von Nationalstaaten: Kontinuitäts-, Restaurations-und Rekonstruktionsideologien (Rückgriff auf das Mittelalter)

    • Kampf der Großmächte um die Beherrschung der neuen Nationalstaaten

    • fremde Dynastien (ausgenommen Serbien und Montenegro)

    • Rivalitäten und Kriege der neuen Staaten unter- und gegen einander

    • häufige Grenzänderungen• „neue Ordnung“ nach dem Ersten Weltkrieg: Entstehung

    „Großrumäniens“ und des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen

  • Literatur

    • Miroslav Hroch, Das Europa der Nationen. Die moderne Nationsbildung im europäischen Vergleich (Göttingen 2005)

    • Ernest Gellner, Nations and Nationalism. New Perspectives on the Past (Oxford & Cambridge USA 1996)

    • Markus Krzoska, Hans-Christian Maner (Hg.), Beruf und Berufung. Geschichtswissenschaft und Nationsbildung in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert (Münster 2005)

    • Peter F. Sugar, Nationalism and Religion in the Balkans sincethe 19th century (Seattle/Washington 1996)