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Pectinsubstanaen und deren Metamorphose. 181 Pectinsubstamen und dereii Metamorphose walirend des Vegetationsprocessea. Ueher die Zusammensetzung des Fleisches der Friichte und saftiger Wurzeln, so wie uber die Veranderun en, welche wahrend des Reifens der Friichte vor sich ge P ien, hat E. F r Q m y umfassende Untersuchungen angestellt. Seine dabei gewonnenen Resultate zeigen in vielen wesentlichen Punclen Abweichungen von den Ergebnissen der Analy- sen anderer Chemiker uber diesen Korper. Das Ergebniss von F r 6 m y’s Untersuchungen Iasst sich in folgenden Sat,zen zusarhmenfassen. I) In dem Zellsewehe der Pflanzen, besonders in dern der unreifen fleischigen Fruchte (2. B. der Aepfel, Birnen, POaumen, Stachelbeeren) und der tleischigen Wurzeln (2. B. der blohren und Ruben) findet sich neben der in Wasser und verdiinnten Sauren unloslichen Cellulose ein anderer, zwar in Wasser und kalten verdiinnten Sauren unloslicher, aber durch erwarmte verdiinnle Sauren loslich werdender Korper, die P e c 1 o s e. 2) Die Pectose konnte bis jetzt nicht van der Cellu- lose getrennt werden. Durch Einwirkuna von verdiinnten Sauren erleidet sie eine Modification un$ verwandelt sich in Pectin, d. h. in einen gumrniahnlichen Korper, der sich in kaltem Wasser za einer klebrigen neutralen Flus- sigkeit lost. Die wassrige Losung wird durch neutrales essigsaures Bleioxyd nicht verandert. 3) Beim Kochen mit Wasser geht das Pectin in Pa- rapectin iiber. Die Losung ist noch rreutral, wird aber jetzt durch neuirales essigsaures Bleioxyd gefallt. 4) Unler dem Einflusse verdiinnter Saure verwandelt sich das Parapectin in einen Lackmus rothenden, durch Chlorbaryum iallbaren Korper, den F r 6 m y M eta p e c t i n oder metapectinige Saure nennt. 5) Pectin, Parapechin und metapectinige Saure (Meta- pectin) sind farblose, unkrystallisirbare, in kaltem und heis- sern Wasser zu klebrigen Flussigkeiten liisliche Korper. Ehre wiisserigen Losungen serinnen beim Verniischen mit Alkohol zu Gallerte. Mil Sauren, z. B. mit Schwefelsaure oder Oxalsaure, ge- ben sie im Wasser Iosliche, unkrystallisirbare Verbindungen, die durch Alkohol aus dec wassrigen Losung in Form Yon Gallertflocken abgeschieden werden. Lbiese Verbia- dmngen sind wenig constant und schon durch Auswaschen zerlme bar. # Nehen Gellulose und Pectose befindet sich im Zell-

Pectinsubstanzen und deren Metamorphose während des Vegetationsprocesses

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Page 1: Pectinsubstanzen und deren Metamorphose während des Vegetationsprocesses

Pectinsubstanaen und deren Metamorphose. 181

Pectinsubstamen und dereii Metamorphose walirend des Vegetationsprocessea.

Ueher die Zusammensetzung des Fleisches der Friichte und saftiger Wurzeln, so wie uber die Veranderun en, welche wahrend des Reifens der Friichte vor sich ge P ien, hat E. F r Q m y umfassende Untersuchungen angestellt. Seine dabei gewonnenen Resultate zeigen in vielen wesentlichen Punclen Abweichungen von den Ergebnissen der Analy- sen anderer Chemiker uber diesen Korper.

Das Ergebniss von F r 6 m y’s Untersuchungen Iasst sich in folgenden Sat,zen zusarhmenfassen.

I ) In dem Zellsewehe der Pflanzen, besonders in dern der unreifen fleischigen Fruchte (2. B. der Aepfel, Birnen, POaumen, Stachelbeeren) und der tleischigen Wurzeln (2. B. der blohren und Ruben) findet sich neben der in Wasser und verdiinnten Sauren unloslichen Cellulose ein anderer, zwar in Wasser und kalten verdiinnten Sauren unloslicher, aber durch erwarmte verdiinnle Sauren loslich werdender Korper, die P e c 1 o s e.

2) Die Pectose konnte bis jetzt nicht van der Cellu- lose getrennt werden. Durch Einwirkuna von verdiinnten Sauren erleidet sie eine Modification un$ verwandelt sich in P e c t i n , d. h. in einen gumrniahnlichen Korper, der sich in kaltem Wasser za einer klebrigen neutralen Flus- sigkeit lost. Die wassrige Losung wird durch neutrales essigsaures Bleioxyd nicht verandert.

3) Beim Kochen mit Wasser geht das Pectin in P a - r a p e c t i n iiber. Die Losung ist noch rreutral, wird aber jetzt durch neuirales essigsaures Bleioxyd gefallt.

4) Unler dem Einflusse verdiinnter Saure verwandelt sich das Parapectin in einen Lackmus rothenden, durch Chlorbaryum iallbaren Korper, den F r 6 m y M e t a p e c t i n oder m e t a p e c t i n i g e S a u r e nennt.

5) Pectin, Parapechin und metapectinige Saure (Meta- pectin) sind farblose, unkrystallisirbare, in kaltem und heis- sern Wasser zu klebrigen Flussigkeiten liisliche Korper. Ehre wiisserigen Losungen serinnen beim Verniischen mit Alkohol zu Gallerte.

Mil Sauren, z. B. mit Schwefelsaure oder Oxalsaure, ge- ben sie im Wasser Iosliche, unkrystallisirbare Verbindungen, die durch Alkohol aus dec wassrigen Losung in Form Yon Gallertflocken abgeschieden werden. Lbiese Verbia- dmngen sind wenig constant und schon durch Auswaschen zerlme bar. # Nehen Gellulose und Pectose befindet sich im Zell-

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188 Pectinsubstanzen und deren Melamorphose.

ewebe oder im Safte fleischiger Friichte und fleischiger burzeln ein Korper, welcher die Eigenschaft besitzt, in Beruhrung mil Pectinlosung aus dem Pectin mehre gallert- artise in kaltem Wasser unlosliche Sauren zu erzeugen. F r e m y nennt diesen fermentartig wirkenden Korper P e c - t a s e und die Urnsetzung des Pectins in zwei isomere Sauren, in P e c t o s i n s a u r e und P e c t i n s a u r e , durch dieses Ferment P e c t i n g a h r u n g . Sie kann der Milch- sauregahrung an die Seite gesetzt werden, weil eben so, wie bei der Umwandlung des Zuckers in Milchsaure, bei demUeber ange des Pectins in Pectosinsaure und Pectin-

statt findet und die isomeren Giihrungsproducte saurer Natur sind. Die P e c t a s e kommt in den Pflanzen als I o s 1 ich e und als u n I o s I i ch e Modification vor; erstere z .B. in dem frisch gepressten Mohrensafte, aus welchem sie durch Weingeist gefallt werden kann; letztere in den Aepfeln.

7) Das erste Product der Einwirkung von Pectase auf Pectin ist P e c t o s i n s a u r e . Diese 1st gallertartig, unloslich in kaltem, vollig loslich in heissem Wasser. Die heiss gesattigte Losung erstarrt beim Erkalten zu einer Gallerte. Durch Iangere Einwirkung der Pectase auf Pec- tin oder Pectosinsaure entsteht P e c t i n s a u r e , ein gallert- artiger, in kaltem und heissem Wasser unloslicher, in Al- kalien leicht loslicher Korper.

8) Bei Einwirkun von atzendem und kohlensaurem

losung entstehen ebenfalls Pectosinsaure und Pectinsaure. 9) Pectinsaure lost sich in Neutralsalzen init alkalischer

Basis, besonders in Ammoniaksalzen rnit organischen Sau- ren in betrachtlicher Menge auf und bildet sauer reagi- rende, in heissem Wasser leicht losliche, beim Erkalten

allertartig sich auscheidende Doppelverbindungen. Alko- a01 schlagt dieselben aus ihrer wasserigen Losung gallert- artig nieder.

10) Mehrere Stunden mit Wasser gekocht, verwandelt sich die Pectinsaure in P a r a p e c t i n s a u r e , welche in Wasser leicht loslich und unkr stallisirbar ist und deutlich sauer reagirt. Bei Iangerer iinwirkung des siedenden Wassers geht Pectinsaure und Parapectinsaure in Me t a - p e c t i n s a u r e uber. Letztere ist unkrystallisirbar, leicht In Wasser loslich, von starker saurer Reaction und eine der Aepfelsaure sehr nahe stehende Saure. Von der Parapectinsaure unterscheidet sie sich dadurch, dass sie

saure, we % er Sauerstoffabsorption, noch Gasentwicklung

Kali oder Natron, von fi aryt, Kalk und Strontian auf Pectin-

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Pectinsubslanzen und deren Metamorphose. 189

rnit Baryt eine in Wasser losliche Verbindung liefert, wah- rend Parapectinsaure durch Barytwasser gefallt wird.

1 I ) Parapectinsaure und Metapectinsaure entstehen ferner bei Iangerer Einwirkung von Sauren, Alkalien oder Pectase auf Pectin und Pectinsaure. Deide Sauren besitzen die Eigenschaft, beim Kochen tnit weinsaurem Kupferoxyd- Kali Kupferoxydul zu reduciren. Da sie diese Eigenschaft mit den Zuckerarten theilen (und mit dem Lactucin und der Lactucasaure (Archzv d . Pham. Bd. 50. p . 13.3), so konnen sie Tauschungen veranlassen.

12) Die Pflanzengallerten und Gallertsauren bis auf 200° C. erhitzt, entwickeln Wasser und Kohlensaure und hinterlassen einen schwarzen nicht fluchtigen in Wasser unloslichen Ruckstand, der in Alkalien mit hrauner Farbe sich lost und von F r e m y P y r o p e c t i n s a u r e genannt wird.

9 3) Die gallertartigen Pflanzensuhstanzen besitzen mei- stens die Natur einer Saure. Ihre Sat6igungscapacitat ver- grossert sich in dem Maasse, als sie sich von der Pectose entfernen.

Pectose ....... nicht ermitlelt - - Pectin . . . . . . . . C6'H40056 ,8 HO - - Parapectin .... C64Ham056 , 8 HO PbO;C64H47063 10,6 Prc .Pb0 . Metapectin., ... C64H4n0a6, 8 HO 2 PbO, C6JH'6062 19,4 tt n Pectosinsaure . . C32H2"022, 3 HO 2 PbO, C32H21029 33,4 I,

Pectinsaure.. . . C32H20028, 2 If0 2 PbO, C32H2002* 33,8 I I I,

Parapectinsiiure CZ'H'S02', 2 BO 2 PbO, C 2 ' H 1 5 0 2 1 40,5 N N

Dletapec~insaure C8H507, 2 HO 2 PbO, CBH50' 67,2 n I ,

Zusammensetrung Zusammensetzung Bleioxyd in der freien Subst. : ihrer Bleisalze : 100 Th. Salz:

Bei Pectin, Parapectin, Metapectin und Pectosinsaure sind bei den Formeln in der zweiten Spalte die Wasser- atome durch ein Kornma nur deshalb etrennt worden,

mit der hletapectinsaure isomerer Korper bleibt. 44) Beim Kochen unreifer Fruchte wird die in den-

selben vorhandene Pectose durch Einwirkung der gleich- zeitig vorhandenen Aepfelsaure, Citronensaure u. a. , '4" auren in Pectin verwandelt. Durch die schleimige Beschaffen- heit des Pectins wird die freie Saure verdeckt.

45) Die Pflanzen - oderFruchtgel6es entstehen: a ) durch Einwirkung der Pectase auf Pectin und Umwandlung des- selben in gallertrrrtige unlosliche Pectosinsiiure und Pec- tinsaure; b) durcli Verbindung der an und fur sich in heissem Wasser unloslichen Pectinsiiure rnit den organisch- sauren Salzen der Fruchte zu Doppelsalzen, welclie in

um zu zeigen, dass nach Abzug dieser C g, asseratome ein

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190 Starke aus Rosslcastanien.

heissem Wasser sich leicht losen, aber beim Erkalten sich gallertartig wieder abscheiden.

46) Die Pectose ertheilt den unreifen Fruchten ihre Harte. Wahrend des Reifens verwandelt sich die Pectose (nicht die Cellulose) nach und nach in losliches Pectin, Parapectin , Metapectin und Iosliche Metapeclinsaure. Die Friichte erlangen durch Abnahme der Pectose und Zunahme der loslichen Verbindungen eine immer grossere Weichheit. Warme beschleunist die Urnwandlung der Pec- tose in die ubrigen Pectinsubstanzen.

In den reifen Fruchten findet sich vorzugsweise Pec- tin und Parapectin. In den teigigen Fruchten sind meta- pectinsaurer Kalk und metapectinsaures Kali vorhanden.

Ueberhaupt gehort die Metapectinsaure gleich der Aepfelsaure zu den am meisten verbreiteten Pflanzensau- ren. Sie findet sich z. B. im Rohrzuckersyrup und Run- kelriibensyrup. (Annul. de Chim. et de Phys. Tom.24.p. 5-58.) a. Ludwig.

Stiirlie aus Rosskastanien. Nach den neueren Erfahrungen von B e l l o c haben

die vielfach vorgeschlagenen Alkalien gar nicht, wie man eglaubt hat, die Fahigkeit, den bittern Stoff aus der Ross-

fastaniensharke zu entfernen; wohl aber erreicht man die- sen Zwcck vollstandis durch wiederholtes Ausziehen der geriebenen Friichte mlt hlossem Wasser. B e l 1 o c hat auf diese Weise aus den Fruchten der Rosskastanien Starke dargestellt, welche eine vollkommen weisse Farbe besass und ganz geschmacklos war. Suppen und Geback, wel- che man mittelst dieser Starke bereitete, wurde wohl- schmeckender gefunden als bei Anwendung von Kartoffel- starkemehl.

100 Theile frische, zerriebene Rosskastanien gaben 49 - 21 Proc. trockne Starke, wahrend Kartoffeln, auf glei- che Weise mit denselben (allerdings unvollkommenen) Apparaten zerkleinert und ausgewaschen, nur 4 4,7 Proc. trockne Starke lieferten. (Compt. rend. f 849. - Polytecltn. Centrbl. 1849. No. 7.) B.

Analyse der Asche eines Heuschobers. Im Herbste des vorigen Jahrs wurde auf einer graf-

lich Wenckheim’schen Herrschaft im Banal ein naeh An- gabe aus mehr als 2000 Centnern bestehender Heuscho-