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Perfektion und Hingabe ans Spiel Ein atemraubendes Konzert, das die Hörer in lauten Jubel ausbrechen ließ: Novus String Quartet beim Gschwender Musikwinter Zum Auftakt der Klassik-Reihe des Gschwender Musikwinters bescherten die Veranstalter dem Publikum einen einzigartigen Abend: Das Novus String Quartet begeisterte die 150 Zuhörer vom ersten bis zum letzten Bogenstrich. Von Julia Berkenhoff KONZERT. Das Kammermusikensemble, das die Gschwender für einen Konzert- abend in der Evangelischen Kirche ge- winnen konnten, gehört zu der Crème de sätzlich verstärkte. Noch mehr beein- druckte jedoch die „Lyrische Suite für Streichquartett“ von Alban Berg, einem Vertreter der Zweiten Wiener Schule. Diese Suite, die vor allem dem Namen nach „lyrisch“ ist, verlangt Interpreten, Instrumenten und Hörern einiges ab. Dicht, beklemmend, ja, quälend ist Bergs anspruchsvolle Musik, sie fordert höchst ungewöhnliche Klänge, die man einem Streichinstrument kaum zugetraut hätte. Die jungen Koreaner brillierten dabei mit ihrer technisch herausragenden Virtuosi- tät und mit perfekter rhythmischer Präzi- sion: Ob Glissandi, Pizzicato, harter Bo- genstrich oder bebendes Tremolieren, ei- nem wütenden Bienenschwarm gleich – das Novus String Quartet stellte den Ex- pressionisten Berg auf eine Art und Weise vor, die den Zuhörer erst in atemloses Staunen versetzte, und schließlich in lau- te Jubelrufe ausbrechen ließ. Zum Abschluss erklang Felix Mendels- sohn Bartholdys Streichquartett Nr. 6 in f-Moll, op. 80. Die vier jungen Männer zeigten in den schnellen Sätzen ihre ener- gische Impulsivität und ihre strahlende Brillanz, im langsamen Satz ließen sie die melodiösen Kantilenen aufblühen, die Musik erklang innig und warm. Der run- de und stimmige Ensembleklang und die vorzügliche Interpretation mit wohl do- siertem Vibrato schmeichelten Mendels- sohns Tonsprache und setzten ein weite- res Ausrufezeichen. In diesem Konzert folgte ein Höhe- punkt auf den nächsten, der Applaus stei- gerte sich zu einem lauten Donnern. Das außergewöhnliche Ensemble bedankte sich bescheiden mit einem wunderbar ge- setzten Koreanischen Volkslied, dessen warmer, weicher Klang die erfüllten Zu- hörer umhüllte. Der Auftakt des Gschwender Musik- winters mit dem Novus String Quartet war ein herausragendes Erlebnis. die vier Koreaner den gebannt lauschen- den Zuhörern erste Bravo-Rufe: Atem- raubende Perfektion, hingebungsvolle Spielfreude und die ausdrucksstark mu- sizierte Interpretation jedes einzelnen Satzes gaben auch allen Grund dazu. Je- der Musiker war eins mit sich, dem In- strument, dem Ensemble und mit dem Raum, die Töne entsprangen dem ge- meinsamen Atem und perlten mit Leich- tigkeit dahin. Ob dramatisch oder ver- spielt – trotz der hohen Präzision in sei- nem Spiel verlieh das Novus String Quar- tet der Musik Mozarts auch eine tief emp- fundene Seele, welche den Wohlklang zu- la Crème der Streichquartette, wurde es doch im Februar diesen Jahres mit dem ersten Preis des Salzburger Mozartwett- bewerbs ausgezeichnet. Die vier jungen Herren, Jaeyoung Kim (Violine), Young- Uk Kim (Violine), Seungwon Lee (Viola) und Woongwhee Moon (Violoncello) ge- hören somit zur Weltspitze in ihrem Me- tier und fesselten mit großer Musikalität und Leidenschaft das Gschwender Publi- kum. Schon mit dem ersten Werk auf ihrem Programm, Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett Nr. 19, KV 465, dem soge- nannten Dissonanzenquartett, entlockten Ein vorzüglicher Einstieg in die Klassikreihe des Gschwender Musikwinters: Das Novus String Quartet in der Evangelischen Kirche. Foto: jb

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Perfektion und Hingabe ans SpielEin atemraubendes Konzert, das die Hörer in lauten Jubel ausbrechen ließ: Novus String Quartet beim Gschwender Musikwinter

Zum Auftakt der Klassik-Reihe desGschwender Musikwinters beschertendie Veranstalter dem Publikum eineneinzigartigen Abend: Das Novus StringQuartet begeisterte die 150 Zuhörer vomersten bis zum letzten Bogenstrich.

Von Julia Berkenhoff

KONZERT. Das Kammermusikensemble,das die Gschwender für einen Konzert-abend in der Evangelischen Kirche ge-winnen konnten, gehört zu der Crème de

sätzlich verstärkte. Noch mehr beein-druckte jedoch die „Lyrische Suite fürStreichquartett“ von Alban Berg, einemVertreter der Zweiten Wiener Schule.Diese Suite, die vor allem dem Namennach „lyrisch“ ist, verlangt Interpreten,Instrumenten und Hörern einiges ab.Dicht, beklemmend, ja, quälend ist Bergsanspruchsvolle Musik, sie fordert höchstungewöhnliche Klänge, die man einemStreichinstrument kaum zugetraut hätte.Die jungen Koreaner brillierten dabei mitihrer technisch herausragenden Virtuosi-tät und mit perfekter rhythmischer Präzi-sion: Ob Glissandi, Pizzicato, harter Bo-genstrich oder bebendes Tremolieren, ei-nem wütenden Bienenschwarm gleich –das Novus String Quartet stellte den Ex-pressionisten Berg auf eine Art und Weisevor, die den Zuhörer erst in atemlosesStaunen versetzte, und schließlich in lau-te Jubelrufe ausbrechen ließ.

Zum Abschluss erklang Felix Mendels-sohn Bartholdys Streichquartett Nr. 6 inf-Moll, op. 80. Die vier jungen Männerzeigten in den schnellen Sätzen ihre ener-gische Impulsivität und ihre strahlendeBrillanz, im langsamen Satz ließen sie diemelodiösen Kantilenen aufblühen, dieMusik erklang innig und warm. Der run-de und stimmige Ensembleklang und dievorzügliche Interpretation mit wohl do-siertem Vibrato schmeichelten Mendels-sohns Tonsprache und setzten ein weite-res Ausrufezeichen.

In diesem Konzert folgte ein Höhe-punkt auf den nächsten, der Applaus stei-gerte sich zu einem lauten Donnern. Dasaußergewöhnliche Ensemble bedanktesich bescheiden mit einem wunderbar ge-setzten Koreanischen Volkslied, dessenwarmer, weicher Klang die erfüllten Zu-hörer umhüllte.

Der Auftakt des Gschwender Musik-winters mit dem Novus String Quartetwar ein herausragendes Erlebnis.

die vier Koreaner den gebannt lauschen-den Zuhörern erste Bravo-Rufe: Atem-raubende Perfektion, hingebungsvolleSpielfreude und die ausdrucksstark mu-sizierte Interpretation jedes einzelnenSatzes gaben auch allen Grund dazu. Je-der Musiker war eins mit sich, dem In-strument, dem Ensemble und mit demRaum, die Töne entsprangen dem ge-meinsamen Atem und perlten mit Leich-tigkeit dahin. Ob dramatisch oder ver-spielt – trotz der hohen Präzision in sei-nem Spiel verlieh das Novus String Quar-tet der Musik Mozarts auch eine tief emp-fundene Seele, welche den Wohlklang zu-

la Crème der Streichquartette, wurde esdoch im Februar diesen Jahres mit demersten Preis des Salzburger Mozartwett-bewerbs ausgezeichnet. Die vier jungenHerren, Jaeyoung Kim (Violine), Young-Uk Kim (Violine), Seungwon Lee (Viola)und Woongwhee Moon (Violoncello) ge-hören somit zur Weltspitze in ihrem Me-tier und fesselten mit großer Musikalitätund Leidenschaft das Gschwender Publi-kum.

Schon mit dem ersten Werk auf ihremProgramm, Wolfgang Amadeus MozartsStreichquartett Nr. 19, KV 465, dem soge-nannten Dissonanzenquartett, entlockten

Ein vorzüglicher Einstieg in die Klassikreihe des Gschwender Musikwinters: Das Novus String Quartet in der Evangelischen Kirche. Foto: jb