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Von Jürgen Hinrichs Bremen. Als an dieser Stelle kürzlich mal von einer alten Dame die Rede war, ge- meint war eine Frau von 76 Jahren, gab es Anrufe empörter alter Damen, die sich da- gegen verwahrten, alte Damen genannt zu werden. Ein Problem? Darf man das nicht mehr sagen, dass jemand alt ist und eine Dame dazu, ist da irgendetwas schlecht dran? „Kommt drauf an“, sagt Alexander Künzel, Chef der Bremer Heimstiftung. „Wir haben einfach noch keine neuen Bilder für die Zeit nach dem Berufsleben“, erklärt der 53-Jährige. Alte Dame, das ist für ihn so ein Stereotyp, antiquiert und unbrauchbar. So wie die alten Volksweishei- ten, Künzel nennt ein Beispiel: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer- mehr.“ Einen Quatsch findet er das. „Hans kann lernen, bis er 80, 90 oder 95 ist und sich immer wieder neu körperlich und geistig fordern.“ Alt zu sein, das ist sein Mantra, heißt nicht im Ruhestand zu sein, im Gegen- teil: „Dieser Lebensabschnitt besitzt unge- heures Potenzial.“ Auf der Parzelle Bei den Gartenfreunden Tannenberg sind sechs Gärten frei, lesen wir im Aushang. Zwei davon mit Steinhaus und Stroman- schluss. Könnte man drüber nachdenken, die Parzelle ist ja längst nicht mehr nur was für Rentner, es gibt einen schleichenden Ge- nerationswechsel, junge Familien rücken nach, sie wollen in der Stadt wohnen, mitten- mang, aber gleichzeitig auch ein kleines Stück Natur genießen. Das Kleingartengebiet liegt schön zentral zwischen dem Geteviertel und der Gartenstadt Vahr. Künzel, der mit seiner Familie gleich um die Ecke wohnt, geht hier oft spazieren, den Kopf auslüften, wie er sagt. Manchmal joggt er auch eine Runde, fünf Kilometer, das reicht, „ich geh’ ja nicht auf Marathon“. Wir biegen nach links ab, herrliches Wetter, wunderbar für einen Spaziergang, und gehen nun die Dornenhöhe entlang, so heißt der Weg. Auf ihren Infoschildern la- den die Kleingärtner zum Spanferkelessen ein, es gibt Live-Musik. Das sind so die Anlässe, bei denen Menschen jeden Alters zusammenkommen – für Künzel ein Ideal, denn das ist es, was er in seinem Beruf für die größte Herausforderung hält, noch vor den Fragen von Rente, Gesundheit und Pflege: „Wir müssen die soziale Isolation von alten Menschen durchbrechen und sie hineinholen in das gemeinschaftliche Leben.“ Stadtplaner statt Sozial-Onkel Künzel versteht sich deshalb, wie er mal be- tont hat, nicht als Sozial-Onkel für eine be- stimmte Bevölkerungsgruppe, sondern als Stadtplaner, der alle Generationen im Blick hat, sie zueinander bringen will. Am besten, meint er, geht das in den Wohnquartieren und nicht in irgendwelchen zentralen Ein- richtungen, die dann auch noch weit abseits liegen. Das „Haus im Viertel“ ist so ein Bei- spiel, wo Jung und Alt den Alltag teilen. Ein Projekt der Heimstiftung, genauso wie das Stiftungsdorf in Borgfeld, wo ein ähnlicher Ansatz verfolgt wird. 22 Jahre lang ist Künzel nun schon bei der Bremer Heimstiftung, eine Zeit, in der er einen Paradigmenwechsel herbeigeführt hat: Es gibt für die rund 3000 Bewohner, die von 1500 Mitarbeitern betreut werden, nicht mehr nur Plätze in Pflege- oder Altenhei- men. Ein Drittel ist mittlerweile in neuen, gemeinschaftlichen Wohnformen unterge- bracht, das Prinzip: so viel Selbstbestim- mung wie irgend möglich. Ziel ist, diesen Anteil auf die Hälfte zu erhöhen und gleich- zeitig die Heime so zu organisieren, dass sie keine besseren Verwahranstalten sind, sondern, wie oft bereits geschehen, in Pflegewohngemeinschaften den Bewoh- nern die Möglichkeit bieten, dem eigenen Leben Ausdruck zu geben. Künzel sagt jetzt ein starkes Wort, wäh- rend wir flotten Fußes die vielbefahrene Kirchbachstraße überqueren und sofort wie- der ins Grüne eintauchen. Der Mann kennt sich aus, sonst hätten wir diesen Weg nicht gefunden, er liegt versteckt und führt uns etwas verschlungen zurück zur Gete. Künzel sagt: Kulturrevolution. Er meint damit eine grundlegende Umwidmung der Zeit nach dem Berufsleben. „Das Alter ist nicht grau und fürsorgebedürftig. Es ist aber auch kein immerwährender Urlaub, son- dern eine Zeit mit wichtigen gesellschaftli- chen Aufgaben.“ Nicht so, betont er, dass die Menschen von einer Tretmühle in die an- dere geraten, soziales Engagement lässt sich schließlich nicht verordnen. Aber schön wäre so ein Einsatz schon, meint Künzel, und eigentlich auch notwendig, denn, und da sind wir wieder bei der alten Dame: „Das Alter und die Ausdrücke dafür bekommen durch die Teilhabe am gesellschaftlichen Le- ben, durch den Nutzen, der dadurch ent- steht, eine ganze andere Würde.“ Wie er das sagt, mit welcher Emphase, das lässt einen an seinen Mentor denken. Künzel, gelernter Bankkaufmann, Journa- list und Theologe, war Pressesprecher bei Henning Scherf, die beiden sind eng be- freundet. Politisch auf einer Linie, jedenfalls damals, als Scherf in der SPD noch ein expo- niert Linker war – und menschlich einander zugetan, was auch daran liegt, dass beide ausgeprägt christliche Wurzeln haben. Dass Künzel mit jungen Jahren ein so wichtiges Amt bekam, hatte er nicht zuletzt auch dem Einfluss des damaligen Sozialsenators zu verdanken. Heute ist er 53 und hat noch ein paar Jähr- chen vor sich, bis er mit seinem Segelboot, das im wangerländischen Horumersiel liegt, mal einen längeren Törn unternehmen kann. „Ein Vierteljahr am Stück, im Som- mer, und danach zurück in die Stadt und für die Menschen aktiv sein“, so stellt er sich das Alter für sich selbst und seine Frau vor. Wie Henning Scherf würde Künzel dann gerne in einer Hausgemeinschaft leben und nebenher beispielsweise Migrantenkindern das Lesen beibringen oder mit Grundschü- lern singen, irgendetwas in dieser Art. Künzel wird das können, es wäre etwas, was er jetzt schon tut, mit Menschen umge- hen. Anderen fällt das nicht so leicht, sie müssten es lernen. „Ich bin dafür, eine Art Nachberufstraining zu organisieren, wir brauchen Anstifter für ein sinnvolles Leben danach.“ Es sind ja oft locker noch 20 oder 30 Jahre, die jemand vor sich hat, wenn er in Rente geht. „Manchmal entsteht dann eine Situation, die kann lebensgefährlich sein“. Von einem Tag zum anderen raus aus der Ar- beit, von 40 Stunden auf null, ein Fall ins Bodenlose. „Besser wäre, wenn es einen Übergang gäbe, die letzten drei Jahre halb- tags arbeiten, zum Beispiel.“ Kurz vor Ende unseres Spaziergangs passieren wir ein reetgedecktes Holztor, die Kleingärtner haben es hier hingestellt, im Torbogen ein Schriftzug, „das passt jetzt“, sagt Künzel – meint er das ironisch? „Im stillen Frieden“, prangt an der Tafel, der Name des Kleingärtnervereins. Stiller Friede, herrje, das ist jetzt aber sehr betulich, und nur ein kleiner Schritt noch bis zur ewigen Ruh’. So will es Künzel ja gerade nicht, die Zeit im Alter soll, so weit das geht und nicht von Krankheit und Siechtum gestoppt wird, voller Leben sein. Ein Horror für den Chef der Bremer Heimstiftung, wenn er die vielen Pflegekasernen sieht. Ge- fangen auf einem langen Flur, Sing Sing für Senioren – da macht er nicht mit. ZUR PERSON Alexander Künzel wurde am 7. Februar 1956 in Villingen im Schwarzwald geboren. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Bankkaufmann. Es folgte beim WESER-KURIER eine Ausbil- dung zum Redakteur. Dann, mit 26 Jahren, begann Künzel als Pressesprecher beim damaligen Sozialsenator Henning Scherf und studierte nebenher Theologie. Fünf Jahre spä- ter fing er bei der Bremer Heimstiftung an, deren Chef er heute ist. Künzel ist verheiratet und hat drei Kinder. Nächste Woche im „Sonntagsspaziergang“ Dirk Böhling, Regisseur, Autor und Moderator Eine späte Blüte am Wegesrand. Alexander Künzel spricht vom Werden, Blühen und Vergehen – sein Lebensthema. FOTOS: JOCHEN STOSS Beim Gang durchs Kleingartengebiet diskutiert Alexander Künzel mit unserem Redakteur Jürgen Hinrichs über die Chancen in der Zeit nach der Berufstätigkeit. Pflegekasernen für Senioren – da macht er nicht mit Alexander Künzel organisiert mit seiner Bremer Heimstiftung erfolgreich ein Gegenmodell für das Leben im Alter SEITE 3 SONNTAG, 4. OKTOBER 2009 · NR. 40 Sonntagsspaziergang

Pflegekasernen für Senioren - da macht er nicht mit!

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Alexander Künzel organisiert mit seiner Bremer Heimstiftung erfolgreich ein Gegenmodell für das Leben im Alter Weser-Kurier Bremen, 4.10.2009

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Page 1: Pflegekasernen für Senioren - da macht er nicht mit!

Von Jürgen Hinrichs

Bremen. Als an dieser Stelle kürzlich malvon einer alten Dame die Rede war, ge-meint war eine Frau von 76 Jahren, gab esAnrufe empörter alter Damen, die sich da-gegen verwahrten, alte Damen genannt zuwerden. Ein Problem? Darf man das nichtmehr sagen, dass jemand alt ist und eineDame dazu, ist da irgendetwas schlechtdran? „Kommt drauf an“, sagt AlexanderKünzel, Chef der Bremer Heimstiftung.

„Wir haben einfach noch keine neuenBilder für die Zeit nach dem Berufsleben“,erklärt der 53-Jährige. Alte Dame, das ist fürihn so ein Stereotyp, antiquiert undunbrauchbar. So wie die alten Volksweishei-ten, Künzel nennt ein Beispiel: „WasHänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer-mehr.“ Einen Quatsch findet er das. „Hanskann lernen, bis er 80, 90 oder 95 ist und sichimmer wieder neu körperlich und geistigfordern.“ Alt zu sein, das ist sein Mantra,heißt nicht im Ruhestand zu sein, im Gegen-teil: „Dieser Lebensabschnitt besitzt unge-heures Potenzial.“

Auf der ParzelleBei den Gartenfreunden Tannenberg sindsechs Gärten frei, lesen wir im Aushang.Zwei davon mit Steinhaus und Stroman-schluss. Könnte man drüber nachdenken,die Parzelle ist ja längst nicht mehr nur wasfür Rentner, es gibt einen schleichenden Ge-nerationswechsel, junge Familien rückennach, sie wollen in der Stadt wohnen, mitten-mang, aber gleichzeitig auch ein kleinesStück Natur genießen.

Das Kleingartengebiet liegt schön zentralzwischen dem Geteviertel und derGartenstadt Vahr. Künzel, der mit seinerFamilie gleich um die Ecke wohnt, geht hieroft spazieren, den Kopf auslüften, wie ersagt. Manchmal joggt er auch eine Runde,fünf Kilometer, das reicht, „ich geh’ ja nichtauf Marathon“.

Wir biegen nach links ab, herrlichesWetter, wunderbar für einen Spaziergang,und gehen nun die Dornenhöhe entlang, soheißt der Weg. Auf ihren Infoschildern la-den die Kleingärtner zum Spanferkelessenein, es gibt Live-Musik. Das sind so dieAnlässe, bei denen Menschen jeden Alterszusammenkommen – für Künzel ein Ideal,denn das ist es, was er in seinem Beruf fürdie größte Herausforderung hält, noch vorden Fragen von Rente, Gesundheit undPflege: „Wir müssen die soziale Isolationvon alten Menschen durchbrechen und siehineinholen in das gemeinschaftlicheLeben.“

Stadtplaner statt Sozial-OnkelKünzel versteht sich deshalb, wie er mal be-tont hat, nicht als Sozial-Onkel für eine be-stimmte Bevölkerungsgruppe, sondern alsStadtplaner, der alle Generationen im Blickhat, sie zueinander bringen will. Am besten,meint er, geht das in den Wohnquartierenund nicht in irgendwelchen zentralen Ein-richtungen, die dann auch noch weit abseitsliegen. Das „Haus im Viertel“ ist so ein Bei-spiel, wo Jung und Alt den Alltag teilen. EinProjekt der Heimstiftung, genauso wie dasStiftungsdorf in Borgfeld, wo ein ähnlicherAnsatz verfolgt wird.

22 Jahre lang ist Künzel nun schon bei derBremer Heimstiftung, eine Zeit, in der ereinen Paradigmenwechsel herbeigeführthat: Es gibt für die rund 3000 Bewohner, dievon 1500 Mitarbeitern betreut werden, nichtmehr nur Plätze in Pflege- oder Altenhei-men. Ein Drittel ist mittlerweile in neuen,gemeinschaftlichen Wohnformen unterge-

bracht, das Prinzip: so viel Selbstbestim-mung wie irgend möglich. Ziel ist, diesenAnteil auf die Hälfte zu erhöhen und gleich-zeitig die Heime so zu organisieren, dass siekeine besseren Verwahranstalten sind,sondern, wie oft bereits geschehen, inPflegewohngemeinschaften den Bewoh-nern die Möglichkeit bieten, dem eigenenLeben Ausdruck zu geben.

Künzel sagt jetzt ein starkes Wort, wäh-rend wir flotten Fußes die vielbefahreneKirchbachstraße überqueren und sofort wie-der ins Grüne eintauchen. Der Mann kenntsich aus, sonst hätten wir diesen Weg nichtgefunden, er liegt versteckt und führt unsetwas verschlungen zurück zur Gete.

Künzel sagt: Kulturrevolution. Er meintdamit eine grundlegende Umwidmung der

Zeit nach dem Berufsleben. „Das Alter istnicht grau und fürsorgebedürftig. Es ist aberauch kein immerwährender Urlaub, son-dern eine Zeit mit wichtigen gesellschaftli-chen Aufgaben.“ Nicht so, betont er, dassdie Menschen von einer Tretmühle in die an-dere geraten, soziales Engagement lässtsich schließlich nicht verordnen. Aber schönwäre so ein Einsatz schon, meint Künzel,und eigentlich auch notwendig, denn, undda sind wir wieder bei der alten Dame: „DasAlter und die Ausdrücke dafür bekommendurch die Teilhabe am gesellschaftlichen Le-ben, durch den Nutzen, der dadurch ent-steht, eine ganze andere Würde.“

Wie er das sagt, mit welcher Emphase,das lässt einen an seinen Mentor denken.Künzel, gelernter Bankkaufmann, Journa-

list und Theologe, war Pressesprecher beiHenning Scherf, die beiden sind eng be-freundet. Politisch auf einer Linie, jedenfallsdamals, als Scherf in der SPD noch ein expo-niert Linker war – und menschlich einanderzugetan, was auch daran liegt, dass beideausgeprägt christliche Wurzeln haben. DassKünzel mit jungen Jahren ein so wichtigesAmt bekam, hatte er nicht zuletzt auch demEinfluss des damaligen Sozialsenators zuverdanken.

Heute ist er 53 und hat noch ein paar Jähr-chen vor sich, bis er mit seinem Segelboot,das im wangerländischen Horumersiel liegt,mal einen längeren Törn unternehmenkann. „Ein Vierteljahr am Stück, im Som-mer, und danach zurück in die Stadt und fürdie Menschen aktiv sein“, so stellt er sichdas Alter für sich selbst und seine Frau vor.Wie Henning Scherf würde Künzel danngerne in einer Hausgemeinschaft leben undnebenher beispielsweise Migrantenkinderndas Lesen beibringen oder mit Grundschü-lern singen, irgendetwas in dieser Art.

Künzel wird das können, es wäre etwas,was er jetzt schon tut, mit Menschen umge-hen. Anderen fällt das nicht so leicht, siemüssten es lernen. „Ich bin dafür, eine ArtNachberufstraining zu organisieren, wirbrauchen Anstifter für ein sinnvolles Lebendanach.“ Es sind ja oft locker noch 20 oder30 Jahre, die jemand vor sich hat, wenn er inRente geht. „Manchmal entsteht dann eineSituation, die kann lebensgefährlich sein“.Von einem Tag zum anderen raus aus der Ar-beit, von 40 Stunden auf null, ein Fall insBodenlose. „Besser wäre, wenn es einen

Übergang gäbe, die letzten drei Jahre halb-tags arbeiten, zum Beispiel.“

Kurz vor Ende unseres Spaziergangspassieren wir ein reetgedecktes Holztor, dieKleingärtner haben es hier hingestellt, imTorbogen ein Schriftzug, „das passt jetzt“,sagt Künzel – meint er das ironisch? „Imstillen Frieden“, prangt an der Tafel, derName des Kleingärtnervereins.

Stiller Friede, herrje, das ist jetzt aber sehrbetulich, und nur ein kleiner Schritt noch biszur ewigen Ruh’. So will es Künzel ja geradenicht, die Zeit im Alter soll, so weit das gehtund nicht von Krankheit und Siechtumgestoppt wird, voller Leben sein. Ein Horrorfür den Chef der Bremer Heimstiftung,wenn er die vielen Pflegekasernen sieht. Ge-fangen auf einem langen Flur, Sing Sing fürSenioren – da macht er nicht mit.

ZUR PERSON

Alexander Künzelwurde am 7. Februar 1956 in Villingen imSchwarzwald geboren. Nach dem Abiturabsolvierte er eine Lehre als Bankkaufmann.Es folgte beim WESER-KURIER eine Ausbil-dung zum Redakteur. Dann, mit 26 Jahren,begann Künzel als Pressesprecher beimdamaligen Sozialsenator Henning Scherf undstudierte nebenher Theologie. Fünf Jahre spä-ter fing er bei der Bremer Heimstiftung an,deren Chef er heute ist. Künzel ist verheiratetund hat drei Kinder.

Nächste Woche im „Sonntagsspaziergang“Dirk Böhling, Regisseur, Autor und Moderator

Eine späte Blüte am Wegesrand. Alexander Künzel spricht vom Werden, Blühen und Vergehen – sein Lebensthema. FOTOS: JOCHEN STOSS

Beim Gang durchsKleingartengebietdiskutiert AlexanderKünzel mit unseremRedakteur JürgenHinrichs über dieChancen in derZeit nach derBerufstätigkeit.

Leserforum

Pflegekasernen für Senioren – da macht er nicht mitAlexander Künzel organisiert mit seiner Bremer Heimstiftung erfolgreich ein Gegenmodell für das Leben im Alter

Zum Artikel „Angestellte Lehrer fordernGleichbehandlung“ vom 23. September:

Ein GrundproblemIch kann die Klagen der angestellten Lehre-rinnen und Lehrer gut verstehen. Das Pro-blem der Unterschiedlichkeit im Statuszieht sich jedoch durch den gesamten öffent-lichen Dienst. Dort sitzen ebenso Verwal-tungskräfte, Schreibtisch an Schreibtisch,verrichten die gleiche Arbeit und müsseneine unterschiedliche Nettovergütung innicht unerheblichem Ausmaß hinnehmen,da der eine Beamte ist und der andere nicht.Die ausschließlich im Beamtentum zu ver-richtenden „hoheitlichen Aufgaben“ habensich im Laufe der Jahre schleichend auchauf die Angestellten übertragen. Im Nettoge-halt schlägt sich dieses jedoch in der Tatnicht nieder. Von daher ist dieses ein Grund-problem im öffentlichen Dienst und nichtnur in der Lehrerschaft.

CLAUDIA ANDRESEN, STUHR

Zum Artikel „Erschwerte Bedingungen fürMenschenrechtsorganisationen“vom 22. September:

Der falsche WegIm Artikel wird über die Kampagne der is-raelischen Regierung zur Neutralisierungder Rechercheergebnisse von Menschen-rechtsorganisationen zum Gaza-Krieg be-richtet. Die Kampagne arbeitet in hohemMaße mit Mitteln der Diffamierung einzel-

ner Mitglieder und wo das nicht verfängt,schaltet man israelische Lobbyorganisatio-nen ein.

Warum wird im Artikel verschwiegen,dass eine Gruppe israelischer Kampfsolda-ten in ihrem Bericht „Breaking the silence“detailliert über Kriegsverbrechen währenddes Gazakrieges zu Anfang des Jahres be-richtete?

Darüber hinaus wurden die Verletzungendes Völkerrechts im Gazakrieg im Berichtder Uno-Menschenrechtskommission detail-liert aufgeführt, vom Einsatz von Phosphor-granaten bis zum Beschuss von Krankenhäu-sern. Der Leiter der Kommission des Uno-Menschenrechtsrats, der Südafrikaner Ri-chard Goldstone, sagte zu den Bemühun-gen Israels, die Kriegsverbrechen zu ignorie-ren: „Die Wahrheit zu verbergen, ist eineschlechte Grundlage, um langfristigen Frie-den zu schaffen. In Südafrika hätten wirohne die Wahrheitskommission niemals dieApartheid überwinden können.“

INGO BUDDE, ACHIM

>> KONTAKT [email protected]: Bremer Tageszeitungen AG

Leserforum · 28189 Bremen

Leserbriefe sind keine Meinungsäußerung derRedaktion. Die Redaktion behält sich Kürzungenvor. Anonyme Briefe werden nicht veröffentlicht.

Postadresse und Telefonnummer nicht vergessen,auch bei E-Mails.

Zu den Artikeln „EU setzt auf ,grüne’Schiffe“ vom 11. September und „Werft-arbeiter voller Wut“ vom 12. September:

Welche Wertschätzung!Auch ich bin über das Vorgehen der Mana-ger und deutschen Politiker voller Wut. Daentschließt man sich in Emden mal eben,den Schiffsneubau zu schließen – was heißthier schon Reparaturschiffbau. Tatsache ist,dass etliche tausend Werftarbeiter ihren Ar-

beitsplatz verlieren. Und was machen unserWirtschaftsminister Herr zu Guttenberg unddie Koordinatorin für den Schiffbau FrauWöhrl, die es nicht für nötig befunden ha-ben, auf der Europäischen Schiffbautagungzu erscheinen oder den versammelten Ar-beitnehmervertretern ihre Sicht der Dingemitzuteilen. Stattdessen übernimmt es derDeutsche EU-Kommissar Verheugen, zuden Leuten zu sprechen. Welche Wertschät-zung von deutscher Seite für den Schiffbau.Geht hier etwa eine weitere Industriebran-che vor die Hunde? Trifft es jetzt nach derTextilindustrie und der Unterhaltungselek-tronik endgültig die großen Werften. Fasthat es den Eindruck. PETER LÜHRS, BREMEN

Zum Artikel „Ende des Jahres istendgültig Schluss mit den Legebatterien“vom 16. September:

Endlich handeln„Kleinvolieren“ sind keine Volieren, dennsie haben Gitterboden, der zu Fußschädenführt und verhindern ein Aufbäumen. Unge-störtes Ruhen ist den Tieren wegen dergeringen Höhe nicht möglich. Untere Tierepicken die oberen, daher dreht man einfachdas Licht herunter, so dass die Tiere „dahin-dämmern“. Artgerechte Haltung ist dasnicht!

Es stimmt auch nicht, dass Käfighaltunghygienischer wäre, denn eine große EFSA-Studie belegt, dass Salmonellen gerade inden größten Betrieben besonders auftraten– das sind Käfigbetriebe! Schon 1999 er-

klärte das Bundesverfassungsgericht dieKäfighaltung für unvereinbar mit demTierschutzgesetz. Das Staatsziel Tierschutzwar damals noch nicht mal drin – aber jetztbesteht es! Seit 2001 ist die Käfighaltung ver-boten, Übergangsfristen waren bis Ende2006 (!) vorgesehen. Zeit genug zum Umstel-len! Diese Zeit wurde nicht genutzt, eswurde gepokert, man setzte auf Schwarz-Gelb.

Die Tatsache, dass selbst Discounter Käfigeier auslisten, sollte den Eiproduzentenendlich klarmachen, dass auch der Verbrau-cher kein Ei aus Quälerei wünscht.

ELISABETH PETRAS, POLITISCHER ARBEITSKREIS FÜR TIERRECHTE IN EUROPA (PAKT) E. V., HAMBURG

Zum Artikel „Roman Polanski verhaftet“vom 28. September:

Wer spricht über die Tat?Bei der Lektüre dieses Artikels war ich inhöchstem Maße irritiert. Irritiert nicht darü-ber, dass der international renommierte Re-gisseur wegen Vergewaltigung einer13-Jährigen verhaftet wurde, sondern darü-ber, dass er erst 32 Jahre später zur Rechen-schaft gezogen werden soll, aber insbeson-dere bezüglich der Äußerungen bekannterPersönlichkeiten zu diesem Fall. Der franzö-sische Kulturminister zeigt sich „höchst er-staunt über das Vorgehen“ gegen Polanski;Präsident Sarkozy wünscht „eine schnelleLösung der Lage“. Der polnische Botschaf-ter in der Schweiz bietet Polanski die Hilfedes Konsulats an, und der polnische Außen-

minister möchte die US-Behörden umGnade für Polanski ersuchen. . . Die Weltder Kulturschaffenden in der Schweiz fürch-tet um ihr Ansehen und bezeichnet dasVorgehen der Behörden als „ungeheurenKulturskandal“ und eine „Justizposse“.Wer spricht über den Skandal, dass Polanskiein 13-jähriges Mädchen unter Drogen ge-setzt und vergewaltigt hat? ELKE GIROD, LILIENTHAL

KorrekturNicht die „Astor“, sondern die „Astoria“wird künftig als „Saga Pearl II“ über dieWeltmeere kreuzen. Auf unserer Reiseseitehaben wir gestern unter der Rubrik Reisefie-ber die Schiffe verwechselt. Die „Astoria“ist bis Ende 2008 für das Bremer Unterneh-men Transocean unterwegs gewesen, die„Astor“ ist weiterhin für Transocean im Ein-satz. Wir bitten, den Fehler zu entschuldi-gen.

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