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Phosphatbedarf und Schäden durch hohe Phosphatzufuhr

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Page 1: Phosphatbedarf und Schäden durch hohe Phosphatzufuhr

450 K. LA~o:

Zusammenfassende bersichtsberichte Phosphatbedarf und Sch~iden durch hohe Phosphatzufuhr*

Von

K. LANG

Mitteilung aus dem Physiologisch-chemischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universit~t, Mainz

(Eingegangen am 10..Mdirz 1959)

1. W ~ n s c h e n s w e r t e Phosphatzu~uhr und i tbl iehe P h o s p h a t z u [ u h r

In der neueren Zeit haben nationale und internationale Gremien Empfehlungen fiir die wfinschenswerte It6he der Phosphatzufuhr mit der Nahrung ver6ffentlieht, unter anderem die Deutsche Gesellsehaft f/Jr Ern/~hrung, der Food and Nutrit ion Board des National Research Council der USA und der Food and Nutrition Board von Canada. Als wfinsehenswerte I-I6he I/it die Phosphataufnahme (der ,,Bedarf': ist unbekannt) des Menschen wird eine Phosphatmenge empfohlen, die auf P- bereehnet, das 1- bis 2 la the der Caleiumzufuhr betr/~gt, das heiftt eine Aufnahme yon fund 1--2 g F f/it den k6rperlieh nieht schwer arbeitenden Menschen. Dieses Verh~ltnis Ca:P wurde deswegen gew/thlt, weil es der durehsehnittliehen Zusammensetzung des Mineral- anteils des Skelets entspricht nnd well sich der fiberwiegende Anteil des Calcium- und Phosphatbestandes des Menschen im Skelet befindet.

Ausgedehnte Untersuehungen fiber die P-Aufnahme, entweder dureh Auswertung yon Statistiken fiber den Nahrungsverbrauch oder dutch Analysen der gebrguehliehen Kostformen oder dutch Verfolgung der Phosphatausseheidung fiber lgngere Beob- ach~ungsperioden, haben ergeben, daft sieh die Phosphatzufuhr etwa innerhalb dieses als wfinsehenswert empfohlenen Bereiches bewegt. Als Beispiele seien erw~hnt :

Statistisehe Unterlagen fiber den Nahrungsverbraueh ergaben ffir die Jahre 1950 in Holland eine durehsehnittliehe P-Aufnahme yon rund 1,5 g je Kopf und Tag, in Japan ffir 1950 bei der st/idtisehen Bev61kerung yon 1,91 und ffir die l~ndliehe Be- v61kerung yon 1,83 g P. Die yon SgE~MAN ~ mitgeteilten Analysen von I50 verschie- denen Kostformen in den USA im Jahre 1937 ergaben eine mittlere P-Aufnahme yon 1,58 g (Maximum 2,79, Minimum 0,60 g). Bilanzversuche ergaben ffir den Menschen Werte ffir die P-Ausscheidung yon 0,70--1,33 g P~.

Sehwerarbeiter und Sehwerstarbeiter nehmen naturgemgB auf Grund ihres viel h6heren Calorienbedarfes mehr Phosphat mit der Nahrung auI, da ein Mehrverbraueh aM Nahrung automatisch aueh zu einer vermehrten Aufnahme an Phosphat ffihren mug. Ob ein vergr6Berter Energiebedarf aueh den Phosphatbedarf erh6ht, ist un- gekl/~rt. Daffir sprieht, daft schwere Muskelarbeit eine Vermehrung der Phosphat- ausseheidung im H a m bedingt.

Das in den Lebensmitteln enthaltene Phosphat liegt vorwiegend in organiseher Bindung, vor allem als Esterphosphat, vor. Solehe Verbindungen k6nnen tierisehe Membranen nur schleeht durehdringen und werden daher nur mangelhaft resorbiert.

* Ausarbeitung fiir die ,,Kommission zur Priifung der chemischen Lebensmittclkonservierung" der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

1 S g ~ A ~ , C. H. : J. biol. Chem. 42, 173 (1920) ; Calcium and phosphorous in food and nu- trition. ?New York 1947.

2 Standard values in nutrition and metabolism. NutionM Research Council USA. Philadelphia und London 1956.

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Phosphatbedarf und Sehgden dutch hohe Phosphatzufuhr 451

Voraussetzung f/ir die Resorption ist eine Aufspaltung zu Phosphationen. Ein Tei[ der in den Pflanzen enthaltenen Phosphatverbindungen kann abet vom Mensehen wegen Fehlens bzw. nur geringer Aktivit~t der betreffenden Verdauungsenzyme nut unvollkommen aufgespalten werden. Dies gilt in erster Linie ffir die Phytins/~ure, die einen betr/~ehtliehen Prozentsatz des in den Cerealien enthaltenen Phosphats aus- maeht. Das Problem der Phosphatausnutzung ist ziemlieh kompliziert gelagert, da sieh Interaktionen mit dem Calcium und dem Vitamin D ergeben und der Darm zu- dem aueh zum Teil als Exkretionsorgan ffir Phosphat dient. Auf alle Fglle ist die tat- sgehlieh resorbierte Phosphatmenge immer geringer als die dutch die ehemisehe Analyse der Nahrung festgestellte Phosphatzufuhr.

Empfehlungen fiber die wtinsehenswerte HShe der Nahrungszufuhr betreffen 3/[ittelwerte, yon denen gewisse Abweiehungen naeh unten, abet vor allem naeh oben m6glieh sind. Der Organismus verffigt im Interesse seiner Selbsterhaltung bei ver- gnderten Umweltsbedingungen fiber Regulationsmeehanismen, die ihm eine Anpas- sung an Variationen im Angebot yon N~hrstoffen innerhalb einer gewissen Sehwan- kungsbreite erm6gliehen.

Mensehen, die eine laetoovegetabile Ernghrungsform haben, nehmen wesentlieh mehr als 1--2 g P im Tag auf, 1 1 Milch enth/tlt rund 1 g P. Aus Finnland liegen Be- riehte vor, naeh dene~. Phosphatzufuhren bis zu 5 g im Tag, ja dar/iber zu beobaehten sind.

Bei Digtformen, bei denen viel Milch zusammen mit alkalisierenden Salzen auf- genommen wird, wie sie z. B. bei Uleuskuren verwendet werden, kann es zu Ablage- rungen yon Caleiumphosphat in den Organen, vor allem in der Niere kommen, in der noeh weitere histologisehe Vergnderungen zu beobaehten sind. Dieses Mileh-Alkali- Syndrom (mitunter aueh ,,Milehgesieht" genannt) wurde in der neueren Zeit ver- sehiedentlieh in der Literatur besehrieben ~, ~. Die tggliehen Milehaufnahmen be- trugen in diesen Fgllen zumeist 4- -5 1.

Auf Grund der Anregungen yon E~BDEN ~ wurde eine 3{ehrzufuhr yon Phosphat z. B. in Form yon Na~.~2PO ~ (,,Reeresal") zur Erh6hung der k6rperliehen und geisti- gen Leistungsf/~higkeit empfohlen. Diese Empfehlung 16ste eine groge Zahl yon Unter- suehungen fiber die leistungssteigernde Wirkung der Phosphate aus. Ubereinstimmend wurde in diesen Untersuehungen festgestellt, dat~ eine fiber Jahre fortgesetzte Mehr- zufuhr an Phosphat in H6he yon 5- -7 g im Tag (entspreehend 1,0--1,5 g P) keine Sehgdigungen verursacht und noeh durehaus in den Bereieh der physiologisehen Re- gulationsbreite des Phosphathaushaltes f~llt. Zu denselben Ergebnissen ffihrten aueh die sorgf/~ltigen Bilanz versuehe yon LAU~sE~ 4 mit einer zus/~tzliehen Tagesbelastung mit 3,9 g H3P04 oder ,3 g NaH~P04" 2It20 (entspreehend 1,2 g P).

Auf die Versuehe, inwieweit eine Verabreiehung yon freier Phosphors/~ure dureh St6rung des Sgure-Basen-ttaushaltes seh/~dlieh wirkt, soll in diesem Zusammenhange nut oberfl~ehlieh eingegangen werden. 1 g H3P0 ~ entsprieht bei der Neutralisation auf pH 7,4 18,4 mval S~ure. Die Nahrung der meisten Mensehen ist in der Bundes- republik und Staater.L eines vergleiehbaren Lebensstandards zumeist s£urefiber- sehfissig, wobei die S/~ure/ibersehfisse im allgemeinen unter 50 royal im Tag gelegen sind. Die Grenzen der Regulationsbreite des Mensehen sind bei fund 200 mval Sgure bzw. 200 royal Base gelegen. In diesem Bereieh werden S~ure/ibersehtisse im Stoff-

i DIYI~NETT, C. I-I., R. l~. COMMONS, F. A]~BlalCIIT U. J. E. HOWARD: New Engl. J. Med. 240, 787 (1949).

2 SeHoLz, D. A., u. F. R. KEATING: Arch. intern. Med. 95, 460 (1955). E~IBDlSN, G., u. ~]. GIaAF]~ : I{oppe-Seylers Z. physiol. Chem. 113, 108 (1921).

4 LAYErs]sir, F. : Diese Z. 96, 418 (1953).

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~52 K.L~Nc:

weehsel dureh Austausch yon Na + gegen N H + dureh die Niere und dureh Aussehei- dung eines st~trker sauren H a m s beseitigt, ohne dab es zu erkennbaren Ver~nderungen der Blutwerte (Pro CO~-Spannung, Alkalireserve) kommt. Die bisher beim gensehen durchgefiihrten Belastungsversuehe mit Phosphorsgure (LAuEasEN mit 3,9 g HaP Q entspreehend 72 mval, MAL~ mit 2,37 g und 3,16 g I lsPO ~ entsprechend 4~ und 58 mval) haben keinen Itinweis auf eine seh/~digende Wirkung erbraeht. Die S~ure- fibersehfisse wurden auf die erw~hnte Weise beseitigt, die Blutwerte /tnderten sieh nieht, die Caleiumbilanz blieb unver/~ndert. Dasselbe ergab sieh bei groB angelegten Belastungsversuchen bei Kindern dutch GDDI~GS, I-IALm und W~N~ 1, die l~ngere Zeit hindureh an 34 Kinder im Tag 830 mg HsPO~ (entspreehend 15 mval) verabreieh- ten. Aueh BONT~NG ~, der 3 Generationen yon Rat ten bis zu 0,75 % HsPO~ im Fut ter gab, konnte bei den Tieren weder kliniseh noeh histologiseh einen abnormen Befund feststellen. Umgereehnet auf den Mensehen erg~be der Versueh yon BONT~SG eine Sgurebelastung yon 107 reval im Tag.

2. T ie rver suche nt i t hohen Phosphatzu[uhT'en

In der neueren Zeit wurden Tierversuehe verbffentlicht, die zeigten, dab eine zu hohe Phosphatzufuhr Seh/~den verursaeht. Der minimale P-Bedarf ftir die waehsende Rat te betrggt 0,22% P in der Futtertroekensubstanz. Die meisten bei ern~hrungs- physiologisehen Untersuehungen verwendeten gattendi/~tformen enthalten jedoeh wesentlieh mehr P: die viel verwendete Sherman-Digt (bestehend aus 1/3 Vollmileh- pulver und 2/3Weizen ) 0,51%, die in den USA h~ufig gebrauehte kgufliehe ,,Purina A 'q Misehung 0,9% a. Weitere Daten fiber den P-Gehalt yon Rattendi~ten finder man in der Tabelle 1.

Das in Deutschland viel verwendete Latz-Standardfut ter l/it Ra t ten hat (bereeh- net nach der Deklaration der Zusammensetzung) einen P-Gehalt yon rund 1,50%. Der gr6gte Teil davon ist dutch den zu 3 % beigemisehten Knochensehrot bedingt. Das Latz-Standardfut ter wird bei den folgenden Betraehtungen nieht beriieksiehtigt, well der Umfang der Phosphatresorption aus ihm unbekannt ist.

Auffallend ist es, dag vAN GENDE~E~ beginnende Nierensehgdigungen bei einem Phosphatgehalt der Di~t land, der niederer war, als er bei einer welt verbreiteten Standarddi/% ist, bei der naehweislieh keine Nierensch/~den auftreten. BO~rTING, dessen Phosphatbelastung nut wenig unter der yon VAN GE~DE~EN lag, sah keine Schgden. Die Ursaehe der Diskrepanz ist vermutlieh darin gelegen, dab das Fut ter yon VAN GESDEt~EN ziemlich basenfibersehiissig ist und dab er in seinem F/itterungs- versueh Bedingungen hatte, unter denen beim Menschen das erwghnte Mileh-Alkali- Syndrom auftreten kann. I m iibrigen weist VAN GENDE~EN selbst auf diesen Um- stand bin.

Die Versuehe von VAN GENDE~E~ sind daher als Unterlage zur Bereehnung des Grenzwertes, ab weleher Phosphatzufuhr mit sicheren Sch~den gereehnet werden muB, nieht ohne weiteres brauchbar. Sie wurden aueh mit einer ganz anderen Frage- stellnng durchgefiihrt, namlieh, ob Polyphosphate toxiseher sind als Orthophosphat. Diese Frage lggt sich auf Grund der Versuehe yon vAN GE~DEREN eindeutig in dem Sinne beantworten, dag ihre physiologisehe Wirkung und evtl. Toxicit/tt dutch den

GIDDI~GS, G., J. I-IALDI U. W. WYN~: A study of the physiological effect of the daily in- gestion of relatively large quantities of phosphoric acid by children. Berieht.

BOST~h~G, S. L. : The effect of a prolonged intake of phosphoric acid and citric acid in rats. Harlem I952.

G~AB, W. : tn I-L IV[. t{AUE~, Bioehemisehes Tasehenbueh. S. 768. Berlin, G6ttingen, Heidel- berg: Springer 1956.

Page 4: Phosphatbedarf und Schäden durch hohe Phosphatzufuhr

Phosphatbedarf und Sehgden dureh hohe Phosphatzufuhr 453

Tabelle 1. Umrechnung der bei Ratten durchge]iihrten Phosphatbelastungsversuche au/ den Menschen. Die Umrechnung erfolgt,~ auf der Basis der Stoffweehselintensit/~ten (Calorienverbraueh im Tag). Fiir die Rat te wurde ein Calorienverbraueh yon 60 kea.1 im Tag, ffir den Mensehen yon 2800 keal (in Anlehnung an vA~¢ GENDEREN 1) gewghlt. Der Brennwert der Nahrungstrockensubstanz wurde

zu 4,2 kcal je g angenommen.

P-Oehalt des Futters

in % der Trs.

P-Aufnahme im Tag

bei der Ratte in mg

beim 3Iensch in g

Wiinschenswerte HShe der P-Aufnahme fiir den Menschen und statistisehe Angaben fiber die P-Aufnahme . . . . . . . . . . . . . . . 1--2

Mindest-Bedarf der t~atte. Bei Unterschrei tung Sehgden . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,22 31 1,47

0,51 0,54

0,62

0,90

0,78

P-Zufuhr bei den fiir ernghrungsphysiologische Versuehe zumeist verwendeten Standarddigten fiir Rat ten. Sehgden nie beobaehtet . Sherman-Digt . . . . . . . . . . . . . . . S~andard-Digt in den Versuehen yon BO~TING Standard-Digt in den Versuehen yon McKAY

und OLIVE~ . . . . . . . . . . . . . . . Purin~ A, kgufliehe Standard-Digt ftir Ra t t en

in den U S A . . . . . . . . . . . . . . .

Phosphatbelastungsversuche: BONTING 2 (mit ttaP04), sgurefiberschfissige

Digt, keine Sehgden . . . . . . . . . . . VAN GE~DEt~E~ 1 (mit Or thophosphat oder Poly-

phosphat), basenfibersehfissige Digt, Nieren- seh~tden . . . . . . . . . . . . . . . .

~IALDI 11. Mitarb. a (mit Orthophosphat) , etwa neutrale I)igt, Nierenseh&den . . . . . . .

DUGUID ~ (mit Orthophos20hat), etwa neutrale Digt, Nierensehgden . . . . . . . . . . .

SA~DERSOX 5 (mit Orthophosphat) , s tark saure Digt, Nierenschgden . . . . . . . . . . .

M~cKAY und 0LIVE~ 6 (mit Orthophosphat) , etwa neutrale Digt, NierenscMden . . . . .

73 77

88

129

111

119

180

221

350

407

0,83

1,25

1,55

2,44

2,85

3,42 3,59

4,13

6,02

5,18

5,55

7,07

10,3i

15,0

rund 20

U m f a n g g e g e b e n s ind , i n w e l c h e m sie i m 0 r g a n i s m u s z u O r t h o p h o s p h a t a u f g e s p a l t e n w e r d e n .

H o h e P h o s p h a t z u i u h r e n w i r k e n s ieh a u e h be i M e e r s c h w e i n e h e n s e h ~ d l i e h aus . B e i e i n e r D i g t m i t 0,9 % P, d ie g l e i ehze i t i g v ie l C a l c i u m (0,8 %) e n t h g l t , w e r d e n p a t h o - log i sche C a l e i u m p h o s p h a t a b l a g e r u n g e n i n d e n w e i e h e n G e w e b e n , i n s b e s o n d e r e ill M u s k u l a t u r , M u s k e l f a s e i e n u n d a n d e r A u B e n s e i t e des P e r i o s t beobaeh te t . , d ie z u m A u f t r e t e n y o n e h r o n i s e h e n e n t z i i n d l i e h e n R e a k t i o n e n u m d iese A b l a g e r u n g e n h e r u m

1 GEIgDEI~EN, I-[. VAN: In , ,Kondensierte Phosphate in Lebensmit te ln" . S. 147. Berl in-G6tt in- gen-Heidelberg: Springer 1958.

2 Bo~vTI~C, S. L. : Zit. S. 452, Anm. 2. s HALDI, J., G. B_4CHHANN, W. WYNN u. C. ENSOt¢: J. Xutri t . 18, 399 (1939).

DUGUID, J. t~.: J. Path. Baet. 43, 321 (1936). 5 SANDERSOX, P. H.: Clin. Sei. 18, 67 (1959). s MACKAY, E. M., u. J. OLIVEI~: J. exp. Med. 61, 319 (1935).

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454 K. LANO:

Anlafl geben ~. Bei einer Digtform mit 1,7 % P und 0,9 % Ca werden auflerdem Waehs- tumsverzSgerungen und hohe Mortalitgt der Tiere verursacht 2.

Bei kritiseher Wtirdigung der Versuehe von v a x GEIVDEt~E~ und Verwertung der in der Tabelle 1 angegebenen Daten kann man mit grofler Wahrseheinlichkeit an- nehmen, dal~ die fiefste Grenze, ab der beginnende I~ierensehgden im Sinne yon Kalk- ablagerungen Zellkernvergnderungea und Zellnekrosen bei der Rat te zu erwarten sind (wenn die Sgure-Basen-Zufuhr im normalen Rahmen gehalten wird) bei 1% P in der Fnttertrockensubstanz gelegen ist. Dies wtirde auf den Mensehen umgerechnet, bei 2800 keal Nahrungszufuhr eine P-Aufnahme yon rnnd 6,6 g im Tag entspreehen. Zwisehen wtinsehenswerter Zufuhr (1,5 g ira Tag) und maximal duldbarer P-Zufuhr yon 6,6 g bestgnde demnach eine Sieherheitsspanne yon 1:4,4.

Die Erfahrungen beim 1V[enschen sowie die Ergebnisse der Tierversuehe se]bst dann, wenn man die sieher zu tier liegenden Grenzwerte fiir die Toxieitgt yon VA>- G~ZVD~g~S einsetzt, zeigen, dafl die iibliehe um 1,5 g liegende Phosphatzufuhr ohne weiteres um 1--2 g P, also auf 3,5 g and mehr erh6ht werden kann, ohne dafl Sehgden eintreten. Im /ibrigen wird yon vielen Autoren eine ErhShung der gegenwgrtigen Phospha~zufuhr empfohlen.

3. M6yl ichke i ten einer zusdtz l ichen Phosphatbe las tung

M6gliehkeiten zu einer zus/~tzliehen Phosphataufnahme ergeben sieh dureh den Konsum yon Lebensmitteln, bei deren Herstellung oder Aufbereitung Phosphat (Phosphors~ure, Orthophosphat, Polyphosphat) zugesetzt wird.

In erster Linie sind hierbei zu berticksichtigen: 1. Mit Polyphosphat behandeltes Trinkwasser. Der Phosphatgehalt soleher

Wgsser betr/igt nach tt6F~I~ 3 im Mittel 7 mg P205 entspreehend 3 mg P im Liter. 2. Schmelzk~se, bei dessen Herstellung Phosphate als Schmelzsalze verwendet

werden. ~,Tach ~{AIt~-WALDBIYRG 4 wird der P-Gehalt der Schmelzk~se durch den Phosphatzusatz yon 0,57--0,65% P auf 0,79--1,0%, also um 0,22--0,35% erhSht.

Der Schmelzk/~sekonsum in der Bundesrepublik betrug in den Jahren 1956--1958 840--890 g pro Kopf und Jahr.

3. Kondensmilch, wobei der Ausgangsmileh bis zu 0,05% NaH2PO~- 2t i20 ent- sprechend 90 mg P je 1 zugesetzt werden. Es gibt auch Kondensmilch, die ohne Phos- phatzusatz hergestellt wird.

4. Alkoholfreie Erfrischungsgetr~nke. Nach den Richtlinien fiir Herstellung, Kennzeichnung und Beurteilung stifler, alkoholfreier Erfrischungsgetrgnke dtirfen diese in der Bundesrepublik maximal 70 mg freie Phosphors~ure in 100 ml enthalten. Dies entspricht einem P-Gehalt yon 220 nag im 1.

5. Backpulver. Nach B~cI~t~ 5 sind in der ftir 500 g Mehl notwendigen Back- pulvermenge (falls saures Diphosphat als saure Komponente gew/ihlt wird)6,6 g Na2H2P~O 7 entsprechend 18¢0mg P enthalten. 100 g eines damit hergestellten Geb/~cks erhielten dadurch einen zusgtzlichen P-Gehalt yon 185 mg unter Bertiek- sichtigung des Wassers.

1 HooA~, A. G., W. O. I%EGA~ u. W. B. HousE: J. Nutrit. 41, 203 (1950). Hovs~, W. B., u. A. G. ItOGA~: J. Nutria. 55, 507 (1955).

3 HOFE~, P.: In ,,Kondensierte Phosphate in Lebensmittein". S. 122. Berlin-GSttingen- Heidelberg: Springer ]958.

4 1V~AIR-WALDBUI%G, H. : 7In ,,Kondensierte Phosphate in Lebensmitteln". S. 104, 176. Berlin- GSttingen- Heidelberg : Springer 1958.

5 BECKER, G. : In Ullmanns Encyklopi~die der klinischen Chemie. Band 4, S. 168. 3. Aufi. Miinchen-Berlln: Uhland & Schwarzenberg 1953.

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Phoslehatbedarf und Sch~den dureh hohe Phosphatzufuhr 4:55

Weit.erhin wgren gegebenenfalls (falls eine Zulassung erfolgen sollte) noeh zusgtz- liehe Phosphataufnah.men mSglieh aus:

1. Brfihwfirsten. Als teehniseh nfitzlieh hat sieh ein Zusatz yon 0,4--0,5 % Phos- phatgemiseh ergeben. Dies wfirde einer P-Zufuhr yon 100--I25 mg mit 100 g Wurst entspreehen.

2. Als Synergist in Antioxydantien in Fetten, insbesondere tieriseher Herkunft. In den USA ist ein Zusatz von 100 mg/kg (entspreehend yon rund 30 mg je kg) zu- gelassen.

Eine Ubersehlagsreehnung fiber eine mSgliche langfristige maximale Phosphat- belastung ergibt folgende Verh/~ltnisse (Tab. 2):

Naeh dieser Aufstellung erseheint eine langfriistige Mehrzufuhr an Phosphat in I:I6he yon fund 1,2 g im Tag dutch Konsum yon mit Phosphat bzw. Phos- phors£ure versetzten Le- bensmitteln unter Einset- zung der in dieser ]~ezie- hung extremsten Verhglt- nisse mSglieh. I m allgemei- nen dfirften die Werte we- sentlieh tiefer liegen u. 0,5 g P im Tag nieht fibersteigen.

Tabelle 2 ZusStzliche P-Mengen

im Tag "~'orausgesetzter Tageskonsum

in mg

2 1 phosphatiertes Wasser . . . . . 250 g Schmelzk~se . . . . . . . . . 200 g Br/ihwurst . . . . . . . . . . 25 g Kondensmilch . . . . . . . .

100 g Geb£ck, hergestellt mit phosphat- haltigem Baekpulver . . . . . .

1 1 Limonade mit dem hSchstzul~Lssi- gen PhosphorsauregehMt . . . . .

Summe : . . . . . . . . . . . . .

6 500 250

9

185

220 1170

Eine andere Frage ist die, ob solche Berechnungen sinnvoll sind und den tatsgch- lichen Verh~ltnissen entspreehen. Dies ist sehr zu bezweifeln, und zwar aus den fol- genden Grfinden :

1. Die Werte fiber den Phosphathaushalt des Menschen betreffen, soweit sie auf Bilanzversuehen beruhen, bei denen Einfuhr und Ausfuhr best immt werden, sehon die gesamte P-Zufuhr, das heil3t, die Summe der in den Lebensmitteln pr/~formiert enthaltenen und der kfinstlieh zugesetzten Phosphate.

2. Die Werte fiber den Phosphathaushalt , die auf Grund yon Verbrauehsstatisti- ken unter Zuhilfenahme yon Tabellen fiber die Zusammensetzung der Lebensmittel berechnet wurden, sehliegen - - zum mindesten einen Teil - - der Phosphatzus~tze sehon mit ein, weil diese sehon bei der Angabe fiber die Zusammensetzung der Lebens- mittel (Beispiel Sehmelzk/~se) mit berfieksiehtigt sind.

Einen ttinweis auf die Bereehtigung dieser Zweifel kann man daraus ableiten, da13 naeh den ~lteren Angaben die Werte ftir die Aufnahme yon Phosphat im Mittel etwa 0,5 g tiefer gelegen waren, als sie yon jfingeren Untersuehern gefunden werden. Bei den gegenw~rtig sieh um 1,5--2,0 g P Tagesaufnahme bewegenden Angaben, dfirften die zus~tzliehen Phosphataufnahmen (wahrseheinlieh mit Ausnahme der Getrgnke) sehon eingesehlossen sein.

Zusammen/assung Die wfinschenswerte H6he der Phosphatzufuhr ffir den nieht sehwer k6rperlich

arbeitenden Mensehen betr~gt 1--2 g ira Tag. Bilanzversuehe und statistisehe Aus- wertung des Lebensmitte]konsums zeigen, dal~ eine in diesem Bereieh gelegene Auf- nahme aueh in der Tat erreicht wird. Vielfaeh, insbesondere bei laeto-vegetabilen Ern~hrungsformen, sind die Aufnahmen wesentlieh grSl3er.

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456 Sitzungsberichte

Tierversuche, ferner auch Er fahrungen beim Menschen zeigen, dab ab einer be- s t immten H5he der P-Zufuhr Seh~den auftreten. Ffir R a t t e n wurde die Grenzkonzen- t rat ion, ab der beginnende Sch~den (histologiseh nachweisbare Vergnderungen der Nieren) aufzut re ten pflegen, bei etwa 1% P in der Fu t t e r t rockensubs tanz gefunden. Dies entspr ieht beim 1V[ensehen (ohne sehwere kSrperliehe Arbeit) einer Tagesauf- nahme yon r u n d 6,6 g. Bei k6rperlicher Arbei t wird der Phosphatbedarf gesteigert. Dis Sicherheitsspanne zwisehen erwiinschter und sehon nachtei l ig wirkender P-Zufuhr ist gering und betr£gt etwa 1:4,4.

Die Berechnung einer ]angfristigen mSglichen zusgtzlichen P-Aufnahme durch Ver- zehr yon Lebensmit te ln , die mi t Phosphat (Orthophosphat oder kondensier te Phos- phate) angereiehert bzw. versetzt sind, ergibt eine maximM m6gliche Mehraufnahme yon 1,2 g P ira Tag. Diese ist Ms i r re levant anzusehen, da sie v61lig in die physiologi- ache Streubrei te der P -Aufnahme f~]]t.

Sitzungsberichte Tagung tiber Lebensmittelzusatzstoffe, veranstaltet yon den tIazelton Laboratories Inc.

in Palo Alto, Calif. am 5. Juni 1958

Dr. ]:IAZELTON, der President der Abteilung ffir landwirtschaftliche und Lebensmittel-(LM-) Chemic in der American Chemical Society, der bereits im April 1958 ein Symposium der ACS in San Francisco fiber LM-Zusatzstoffe organisierte, butte jetzt die Vertreter der Industrien, die sein Laboratorium beret, zu einer Diskussion fiber Section 409 der Novelle (zum Food, Drug, and Cosmetic Act) vom 6. September 1958 eingeladen. 60 Teilnehmer fanden sich ein.

Er wollte damit der Industrie einen Dienst erweisen. Denn bis die Verordnungcn und die Kommentare yon FDA zu der :Novelle - - in der er eine logische Folge der enormen Entwicklung der ehemischen und der LM-Industrie seit 1938 sieht - - verSffentlicht werden, wird es viele unbet~ntwortete Fragen geben. Die Tagung soll mehr Verst~ndnis ffir die Verpflichtungen yon FDA ftir den Gesundheitssehutz dcr BevSlkerung vermittetn nnd der Industrie zeigen, daft sie die freiwillige Zusammenarbeit mit FDA im Gesundheitssehutz Ms mi~chtiges Werk- zeug im Wettbewerb nutzen kann. Die Redner, die fiber Erfahrungen mit dem Gesetz yon 1938 und dem Pesticidgesetz, der sog. "Miller-Bill" verffigen, sollen naehweisen, dab die Novelle niehts grundlegend :Neues bringt. :Neu wird ~ber ffir viele der vertretenen Industrien sein, dab sic sich ffir die Priifung der Unbedenklichkeit der Zusatzstoffe nunmebr mit der bio- logisehen Wissenschaft werden bcfassen mfissen. Aueh wird sich jeder Betrieb die Frage vorlegen miissen, ob er etwas mit LM-Zusatzstoffen zu tun hat.

Dr. Francis A. Gunther (Citrus Experiment Station, University of Cal., Riverside) : Einige Aus. wirknngen der neueren LM- und Arzneimittel-6esetzgebung auf ,lie Industrie yon Chcmikalien und Pesticiden fiir die Landwirtsehait.

Der l%edner er5rtert die Arbeitsweise des Gesetzes 518, der oben erwi~hnten Miller-Bill, nnd leitet d~raus 2 Aufgaben ffir die Industrie ab : 1. Die Fureht vor den oft sehr giftigen ChemikMien iiberwinden zu helfen und 2. die Aufwendungen an Geld und Zeit ffir die Auffindung neuer Pesticide erheblich zu erhShen. Ziel und Aufgabe des Gesetzes sei die QuMit~tshebung der LM. Das Gesetz habe alle Gef~hren yon Massenvergiftungen trotz der zu erwartenden Vermehrung yon ~Ienge und Zahl der verwendeten Mittel auBerordentlich vermindert. Die yon ihm geforderten langwierigen und kostspieligen Untersuehungen seien aber, aueh wenn sie auf das Geschgft ver- z5gernd wirkten, ffir Industrie und Bev6]kerung eindeutig wichtig. Bei der Entwicklung neuer Produkte sei die besondere Aufmerksamkeit ~uf die Abbauprodukte zu verwenden, da man festge- stellt habe, dab sich z. B. Hept~ch]or und ,,Aldrin" in giftigere Epoxyde verwandeln. Er behandelt dann in erster Linie das Resteprob]em, dessen Chemic sich erst in neuester Zeit entwiekelt hat. Sic habe es mit 5Iikrogrammen in groBen Mengen yon pflanzlichen und tierischen Geweben zu tun. Ihre Labormethoden mfissen reproduzierb/~r sein, ffir ~ 190/~g des Chemikals in 1 kg. Das sei nut mSglieh mit den neuentwickelten komplizierten Ausriistungen wie Infrarot- und Ultra- violett-Spektrometern, der Chromatographic usw., wie sic jetzt in 26 L~ndern angewendet