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B SANIERUNGSTIPS 2 STADT LEIPZIG · Dezernat Planung und Bau · Amt für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung V O R G Ä R T E N + H Ö F E BEHUTSAME STADTERNEUERUNG S A N I E R U N G S T I P S Leipzig wird entscheidend von seinen gründerzeitlichen Quartieren geprägt, die das historische Stadtzentrum ringförmig umgeben. Mit ihrer im Vergleich zu anderen Städten außergewöhnlichen Dimension von etwa 12 500 Gebäuden stellen sie ein Markenzeichen der Stadt dar. In den letzten Jahren erlebte Leipzig einen gewaltigen Bauboom, in dessen Verlauf die Erneuerung der gründerzeitlichen Bausubstanz ein erhebliches Stück voran gebracht wurde. Befand sich 1989 noch nahezu die gesamte Bausubstanz in einem besorgniserregenden Zustand, so sind heute zwei Drittel modernisiert und instand- gesetzt oder zumindest teilsaniert und damit in ihrem Bestand für die kommenden Jahre gesichert. Ein knappes Drittel jedoch ist nach wie vor völlig unsaniert, massiv in der Substanz gefährdet und vom Verfall bedroht. Mit dem Wegfall steuerlicher Begünstigungen und bei einer insgesamt hohen Leerstandsrate mit weiter fallenden Mietpreisen, bedarf es neuer Konzepte, um Eigentümer zur Sanierung zu ermutigen. Neue Strategien bauen auf die schrittweise Sanierung der Häuser, auf neue Nutzungs- und Trägerformen sowie die Einbeziehung der Mieter in den Sanierungsprozeß. Die Heftreihe Sanierungstips dient Leipziger Eigentümern, Hausverwaltungen und Mietern gründerzeitlicher Wohngebäude zur Information und als Entscheidungshilfe für eine behutsame und werterhaltende Sanierung. Die Sanierungstips geben Rat- schläge zu Themen wie Fehlervermeidung und -behebung, Kostenersparnis, Wahl der geeigneten Sanierungverfahren und Selbsthilfeansätze sowie Einbeziehung der Mieter bei Planung und Durchführung von Sanierungsmaßnahmen. In der Heftreihe Sanierungstips sind folgende Themen erschienen oder in Planung: Vorgärten und Höfe Kastenfenster Fassaden Modernisierung durch Mieter Kleine Sünden bei der Sanierung Wohnumfeldgestaltung in gründerzeitlichen Wohnquartieren gestern und heute

Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung B BEHUTSAME

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Page 1: Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung B BEHUTSAME

BS A N I E R U N G S T I P S 2

STADT LEIPZIG · Dezernat Planung und Bau · Amt für Stadtsanierung und WohnungsbauförderungPilotprojekt Behutsame Stadterneuerung

V O R G Ä R T E N + H Ö F E

B E H U T S A M ES T A D T E R N E U E R U N G

S A N I E R U N G S T I P S

Leipzig wird entscheidend von seinen gründerzeitlichen Quartieren geprägt, die dashistorische Stadtzentrum ringförmig umgeben. Mit ihrer im Vergleich zu anderenStädten außergewöhnlichen Dimension von etwa 12500 Gebäuden stellen sie einMarkenzeichen der Stadt dar.In den letzten Jahren erlebte Leipzig einen gewaltigen Bauboom, in dessen Verlaufdie Erneuerung der gründerzeitlichen Bausubstanz ein erhebliches Stück vorangebracht wurde. Befand sich 1989 noch nahezu die gesamte Bausubstanz in einembesorgniserregenden Zustand, so sind heute zwei Drittel modernisiert und instand-gesetzt oder zumindest teilsaniert und damit in ihrem Bestand für die kommendenJahre gesichert. Ein knappes Drittel jedoch ist nach wie vor völlig unsaniert, massivin der Substanz gefährdet und vom Verfall bedroht. Mit dem Wegfall steuerlicherBegünstigungen und bei einer insgesamt hohen Leerstandsrate mit weiter fallendenMietpreisen, bedarf es neuer Konzepte, um Eigentümer zur Sanierung zu ermutigen.Neue Strategien bauen auf die schrittweise Sanierung der Häuser, auf neue Nutzungs-und Trägerformen sowie die Einbeziehung der Mieter in den Sanierungsprozeß.Die Heftreihe Sanierungstips dient Leipziger Eigentümern, Hausverwaltungen undMietern gründerzeitlicher Wohngebäude zur Information und als Entscheidungshilfefür eine behutsame und werterhaltende Sanierung. Die Sanierungstips geben Rat-schläge zu Themen wie Fehlervermeidung und -behebung, Kostenersparnis, Wahlder geeigneten Sanierungverfahren und Selbsthilfeansätze sowie Einbeziehung derMieter bei Planung und Durchführung von Sanierungsmaßnahmen.

In der Heftreihe Sanierungstips sind folgende Themen erschienen oder in Planung:Vorgärten und Höfe

KastenfensterFassaden

Modernisierung durch MieterKleine Sünden bei der Sanierung

Wohnumfeldgestaltung in gründerzeitlichen Wohnquartieren gestern und heute

★★★

★★

★★★★

★★

Page 2: Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung B BEHUTSAME

Die Gestaltung des Straßenraums in den Leipziger Gründerzeitviertelnweist eine große Formenvielfalt auf. Je nach Charakter und ursprüng-licher sozialer Struktur der einzelnen Wohnviertel reichten sie in ihrerhistorischen Anlage von grünen Baumstraßen über kleine, den Wohn-häusern vorgelagerte Vorgartenzonen bis hin zu den üppig bepflanztenund sorgfältig gestalteten Vorgärten der Villen und Stadthausviertel.Sie sind ein entscheidender Faktor für die Urbanität und die Lebens-qualität der Stadt. Obwohl viele Straßenzüge noch in ihrer ursprüng-lichen Form und Schönheit erhalten sind, gefährden unsensible Um-bauten oder Neugestaltungen der jüngeren Vergangenheit dieses wert-volle Erbe.

Auch die vom öffentlichen Raum aus weniger direkt erlebbaren Innen-bereiche der in der Gründerzeit bevorzugten Blockrandbebauung mitihren vielen verschiedenen Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeitenstellen ein hohes städtebauliches Potential dar, das ebenfalls oft durchUmbauten oder Nutzungsänderungen gefährdet ist oder bisher nurungenügend genutzt wird.

Neben ihrer Bedeutung für das Stadtbild und die städtebaulicheStruktur, hat die Gestaltung von Vorgärten und Höfe einen großen Ein-fluß auf die Wohnqualität und die Vermietbarkeit der Wohnungen inden Gründerzeitvierteln. Hierbei sind oft denkmalpflegerische Belan-ge mit neuen Nutzungsansprüchen und -belangen in Einklang zu brin-gen. Im Zusammenhang mit den Bemühungen der Stadt Leipzig umeine Revitalisierung der das Stadtbild in hohem Maße prägendenGründerzeitviertel kommt daher der Verbesserung des unmittelbarenWohnumfelds in den Vorgärten und Höfen wie auch ihrer städtebau-lichen Qualitäten eine besondere Bedeutung zu.

Die vorliegende Veröffentlichung richtet sich an Eigentümer, Hausver-waltungen und Mieter, die über Möglichkeiten der Verbesserung derGestaltung oder Nutzung ihrer Vorgärten oder Höfe nachdenken undentsprechende Initiativen entwickeln wollen. Auf der Grundlage einesÜberblicks über die historische Entwicklung der Leipziger Vorgärtenund Höfe mit ihren verschiedenen Erscheinungsformen soll die Bro-schüre für die Bedeutung der Vorgärten und Höfe als wichtige Teileder Stadtstruktur sensibilisieren. Die Darstellung besonders gelunge-ner Lösungen soll Anregungen und Hinweise für eigene Maßnahmenund Aktivitäten geben. Darüber hinaus werden auch Förderprogrammeund Beratungsprogramme vorgestellt, die besonders für Eigentümervon Interesse sein können.

Im Rahmen des städtischen Pilotprojekts zur behutsamen Stadt-erneuerung werden zur Förderung der Umsetzung der Empfehlungender Broschüre auch weitergehende Beratungsangebote für interessierteEigentümer und Mieter entwickelt, die diese bei der Planung und Um-setzung konkreter Maßnahmen unterstützen sollen.

Dr. Engelbert Lütke DaldrupBeigeordneter für Planung und Bau

VORWORT

HERAUSGEBERStadt LeipzigDer OberbürgermeisterDezernat für Planung und BauAmt für Stadtsanierung undWohnungsbauförderungPilotprojektBehutsame Stadterneuerunggefördert von der EuropäischenKommission, GD XVI

REDAKTIONKarsten Gerkens, Leiter desAmtes für Stadtsanierung undWohnungsbauförderungDr. Gabriele SeelemannÖKOLÖWE–Umweltbund Leipzig e.V.:Ines Ackermann, Maike Bellmann,Michael SchaafSebastian Fried, Grünflächenamt

KONZEPTIONELLE BERATUNGFrank Samol

FOTOSAmt für Stadtsanierung undWohnungsbauförderungfagus MarkkleebergGrünflächen- und FriedhofsamtÖkolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.Pilotprojekt Behutsame Stadt-erneuerung

GESTALTUNGThomas Liebscher

SATZ/PRODUKTIONPASSAGE-Verlag, Leipzig

DRUCKKlingenberg Buchkunst LeipzigGmbH

REDAKTIONSSCHLUSSMärz 1999

ANSCHRIFTPilotprojektBehutsame StadterneuerungNikolaistraße 27/2904109 LeipzigTelefon: 0341 / 14 08 90Telefax: 0341 / 14 08 920e-mail: [email protected]

IMPRESSUM

Page 3: Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung B BEHUTSAME

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INHALT

Wohnumfeldgestaltung ingründerzeitlichen Wohn-quartieren gestern und heute 2

Bedeutung, Historie, Defizite 4Typologie 5Gestaltungsmöglichkeiten 6Gestaltungselemente 10Begrünung 12

Bedeutung, Historie, Defizite 14Lösungsansätze 15Gestaltungsbeispiele 16Begrünung 20Befestigungen 21

Fassadenbegrünung 22Dachbegrünung 23

24

Einbringung von Eigenleistung 25

Förderprogramme 26Beratungsangebot 27der Stadt Leipzig

28

Pflanzliste, Kostenbeispiele,Beraterarchitekten/Fachberater

EINFÜHRUNG

VORGÄRTEN

HÖFE UNDBLOCKINNENBEREICHE

BAUWERKSBEGRÜNUNG

TIPS ZUR PFLEGE

KOSTEN SENKEN

FÖRDERUNG UNDBERATUNG

LITERATUR

ANHANG

Page 4: Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung B BEHUTSAME

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Planung und Gestaltung von Vorgärten und Höfen in gründer-zeitlichen Wohnquartieren gestern und heute

EINFÜHRUNG

Blockinnenbereich der Meyerschen Häuserin Lindenau

Der größte Teil der Leipziger Altbauquartiere ist durch die für den Städte-bau der Gründerzeit typische Blockrandbebauung charakterisiert, die mitihrer klaren Trennung von öffentlichen und privaten Räumen auch heutenoch ein hohes Maß an Gestalt- und Nutzungsqualitäten bietet. Dies giltgleichermaßen für die vorwiegend geschlossene Bebauung der innenstadt-nahen ersten Stadterweiterungsgebiete wie auch für die offene Bauweisespäterer Erweiterungsgebiete, die ab der Jahrhundertwende entstanden.

Blockrandbebauung ohne VorgärtenDichtbebaute Quartiere, wie z. B. die Leipziger Ostvorstadt, entstanden vorwie-gend für Arbeiter und Kleinbürger, die auf preiswerten Wohnraum angewiesenwaren. In den Blockinnenbereichen waren vielfach kleinere Gewerbebetriebeund Handwerker untergebracht, während Freiflächen für die Mieter kaum zurVerfügung standen.

Blockrandbebauung mit kleinen Vorgärten und Freiflächen in den HöfenIn etwas besseren Wohnvierteln wurden kleinere Vorgärten angelegt, die häufigden Charakter von Vorbehaltsflächen für Straßenerweiterungen hatten und nurspärlich begrünt waren. In den Blockinnenbereichen gab es neben Wirtschafts-gebäuden auch kleinere Mietergärten und bepflanzte Flächen.

Große Straßenbäume und grüne BlockinnenbereicheFür wohlhabendere Mieter und Eigentümer entstanden großzügig angelegteQuartiere, wie das Waldstraßen- oder Musikviertel, die durch breite, baum-bestandene Straßen sowie auch stärker bepflanzte und begrünte Blockinnen-bereiche charakterisiert sind.

Repräsentative Vorgärten und private GärtenIn großbürgerlichen Vierteln wurden aufwendig gestaltete und begrünte Vor-gärten zur Visitenkarte des Hauses. Private, den Wohnungen zugeordnete Frei-flächen in den Blockinnenbereichen waren weitere wichtige Elemente dieserWohnquartiere. Eine noch üppigere Durchgrünung findet sich in den in offenerBlockrandbebauung errichteten Villen- und Stadthausstraßen.

Großzügig angelegte BlockinnenbereicheAls Reaktion auf die bauliche Enge, schlechte Belichtung und Belüftung einesgroßen Teils der Gründerzeitbebauung entstanden um die Jahrhundertwendedurch Stiftungen oder Baugenossenschaften Pionierprojekte eines sozialerenWohnungsbaus, wie die Meyerschen Häuser. Zu preisgünstigen Mieten wurdenneue Bauformen mit großzügig angelegten Blockinnenbereichen realisiert.

Kleine Vorgärten inder Elsbethstraße

Typische Baumstraßeim Waldstraßenviertel

Repräsentative Vorgärten in derFerdinand-Lassalle-Straße

Gründerzeitlicher Straßentyp ohneVorgärten in der Konstantinstraße

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Vernachlässigter Hinterhof in derLudwigstraße

Attraktive Vorgärten

Verfall und NutzungsänderungDie jahrzehntelange Vernachlässigung der Altbauquartiere wie auch die Ver-änderung der Nutzungsansprüche und Lebensweisen haben auch in den Vor-gärten und Innenhöfen ihre Spuren hinterlassen.

In den Innenhöfen wurden störende Gewerbetriebe geschlossen oder aus denWohngebieten ausgelagert, nicht mehr benötigte Nebengebäude, wie Wasch-häuser oder Remisen, verfielen und Teile der Innenhöfe wurden als Parkraumfür den wachsenden Autobestand in Anspruch genommen.

Im Straßenbild beansprucht der Verkehr einen großen Teil des öffentlichenRaums: Breite und großzügige Bürgersteige sind heute weitgehend zugeparkt,der ruhende und fließende Verkehr gefährdet vielfach den gewachsenen Baum-bestand. Selbst Vorgärten werden zu Stellplätzen umfunktioniert

Chance und Herausforderung: Das Alte bewahren und das Neue findenSchon lange sind die Wohnquartiere nicht mehr durch die Zugehörigkeit ihrerBewohner zu bestimmten sozialen Schichten oder Gruppen gekennzeichnet,vielmehr mischen sich unterschiedliche Gruppen: junge Familien mit Kindern,berufstätige Paare, Einzelhaushalte, alte Leute und Wohngemeinschaften, diejeweils sehr unterschiedliche Ansprüche an ihr Wohnumfeld und die wohnungs-nahen Freiräume stellen.

Trotz ihrer hohen Gestaltqualitäten und der Attraktivität innenstadtnahen Woh-nens stehen die Gründerzeitquartiere angesichts der durch Verfall undNutzungsänderung bedingten Defizite in starker Konkurrenz mit der Nachfra-ge nach Wohnraum am Stadtrand, im Einfamilien- oder Reihenhaus im Grünen.

Neben der Sanierung und Modernisierung der Wohnung und des Hauseskommt daher der Gestaltung der wohnungsnahen Bereiche und Freiräume,d. h. der Vorgärten und Höfe, eine besondere Bedeutung für die Attraktivitätund Lebensfähigkeit der Leipziger Gründerzeitviertel zu. Ein attraktivesWohnumfeld ist ein wichtiges Kriterium bei der Wohnungswahl und fördert dieBindung der Mieter an ihre Wohnung.

Neue Nutzungsanforderungen müssen dabei sensibel mit den Erfordernissendes Schutzes und des Erhalts der historischen Bausubstanz und ihrer beson-deren Gestaltsqualitäten in Einklang gebracht werden.

Versiegelter Vorgarten

Sitzplatz im neugestalteten Innenhof

Neugestalteter Blockinnenbereich

Planung und Gestaltung von Vorgärten und Höfen in gründer-zeitlichen Wohnquartieren gestern und heute

EINFÜHRUNG

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Der Vorgarten ist der zur Straßenseite gelegene Grundstücksteil. Er ist be-grenzt von Gehweg, Gebäude und Nachbargrundstück und stellt das Bindegliedzwischen Privatbereich und Öffentlichkeit dar. Ein gut gestalteter Vorgartenprägt das Stadtbild und unterstreicht den Charakter des Hauses. Er bietetPlatz für Stauden, Gehölze und Bäume und bringt damit Grün in die Stadt.Das Kleinklima wird verbessert. Kontakte zu den Nachbarn im Haus oderNebenhaus können geknüpft werden.

Die Vorgärten entstanden überwiegend zeitgleich mit den Gebäuden (von 1870bis 1914) durch das Zurückverlegen der Baulinie der Häuser in die Grundstücke.Bereits 1883 regelten die „Allgemeine Bauordnung für Leipzig“ und in den Nach-folgejahren Bebauungspläne für einzelne Stadtteile den Umgang mit Vorgärten.Ihre Gestaltung als Ziergärten, ihre Baulichkeiten, Pflanzungen und Ausstat-tungen unterlagen jedoch im Verlauf der letzten hundert Jahre in stärkeremMaße gesellschaftlichen und zeitlichen Einflüssen. Von den ursprünglichenZiergärten mit der streng geometrischen Gliederung ist oft nur wenig übrig-geblieben.

Ein liebens- und lebenswertes Zuhause benötigt eine ebensolche Umgebung.Das Potential, das die Vorgärten zur Verbesserung der unmittelbarenWohnumgebung bieten, ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Das aktuelleBild von Leipzigs gründerzeitlichen Vorgarten-Straßen läßt vielerorts Defiziteund Reserven erkennen.

VORGÄRTENBEDEUTUNG, HISTORIE,DEFIZITE

Dorotheenplatz mitDorotheenstraße,

um 1904

Vorgärten in der Ferdinand-Lassalle-Straße

Üppige Wildnis breitet sich im vergessenenVorgarten aus.

Der ehemalige Vorgarten ist vollständig ge-pflastert und wird als Abstellfläche für Müll-tonnen und Autoanhänger mißbraucht.

Statt wohltuendem Grün macht sich hier einAuto auf der Vorgartenfläche breit.

Mülltonnen bestimmen das Bild. Der Jäger-zaun ist für den ländlichen Raum typisch, abernicht für Leipzig.

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VORGÄRTENTYPOLOGIE

Der Reiz eines Vorgartens wird im wesentlichen geprägt durch das Zu-sammenspiel von Gebautem und Gewachsenem. Die Gliederung desGebäudes und die Lage des Eingangs definieren die Struktur.Die Größe der Vorgartenfläche bestimmt den Gestaltungsspielraum, derzur Verfügung steht. Aus diesem Grunde wird für die Formulierung vonEmpfehlungen zur Gestaltung zunächst eine Typisierung der Vorgärtennach ihrer Größe vorgenommen.

Typ 4Lindenstraße 3, Leipzig-Gohlis, erbaut 1881

Typ 2Ploßstraße, Leipzig-Schönefeld, erbaut 1908

Typ 1Stockstraße, Leipzig-Gohlis, um 1880 erbaut

Typ 3Bebauung in der Ferdinand-Lassalle-Straßezur Jahrhundertwende

In Leipzigs „Gründerzeitgebieten“ sind im wesentlichen vier Typen von Vor-gärten zu unterscheiden:

Die kleinen Gärten (Typ 1) der einfachen Mietshäuser haben einen Abstandvon 1 bis 2 m zwischen Gehweg und Gebäude (z. B. in Plagwitz, Connewitz,Gohlis-Nord). Die Gebäude stehen in geschlossener Blockbebauung. Der Haus-zugang ist entweder mittig oder seitlich angeordnet.Dieser Typ ist sehr häufig zu finden. Eine gute Gestaltung hat wegen derKleinheit der Flächen fast ausschließlich dekorativen Charakter. Das gepflegteVorgarten-Grün ist in den Straßenräumen häufig das einzige Grün.

Mittige Zugänge (Typ 1A) wurden häufig für eine symmetrische Gestaltungder Vorgartenflächen genutzt. Ein 1,5 bis 2 m breiter Steinweg führt zum Haus.Er wird beidseitig gefaßt von einem niedrigen Eisenzaun oder von der Be-pflanzung.Seitliche Zugänge (Typ 1B) sind 2 bis 3 m breit, da sie oftmals auch alsZufahrt in den Hof dienen. Die Erschließung der Vorder- und Hintergebäudeerfolgt von der Hofseite aus. Der Garten vor dem Haus besteht aus einer zu-sammenhängenden Fläche.

Die etwas größeren Gärten (Typ 2) vor Mietshäusern mittlerer Qualität, meistin geschlossener Blockbebauung (z. B. Gohlis, Eutritzsch), haben eine Tiefevon 2 bis 5 m. Gärten dieser Größe können geschickt so gestaltet werden,daß sie nicht nur zur Zierde dienen, sondern für die Hausbewohner aktiv nutzbarsind. Größere Gehölze werden im Straßenraum wirksam. Straßenbäume sindin einzelnen Straßenzügen zusätzlich vorhanden.

Die großzügigen Gärten (Typ 3) der Mietshäuser des gehobenen Bürger-tums, stehen in Reihe (z. B. Ferdinand-Lassalle-Straße, Musikviertel) oder alsDoppelhäuser mit seitlichem Eingang (z. B. Gohlis-Süd). Der Abstand vomGebäude zur Grundstücksgrenze beträgt 5 bis 8 m. Gärten diesen Typs bietengenügend Raum für schöne Anlagen mit kleinen Wegen, Blumenbeeten undSitzgelegenheiten. Die üppige Gestaltung und das große Grün „quellen“ häufigin den Straßenraum hinein. Das Gesamterscheinungsbild ist weiträumig undgrün. Zusätzlich stehen häufig Straßenbäume an der Fahrbahnkante.

Die parkartigen Gärten (Typ 4) der großen Stadtvillen haben eine Tiefe vonbis zu 9 m (z. B. Poetenweg, Musikviertel). Mitunter fügen sich die Gärtenauch seitlich an die Gebäude an. Eine breite Freitreppe führt dann in den Garten.Der Abstand zwischen den Gebäuden ist entsprechend weit. Aufgrund derVielfältigkeit und der großen Individualität der gestalterischen Lösungen wer-den für diesen Typ keine ausführlichen Empfehlungen gegeben.

Im Folgenden werden anhand einzelner Beispiele aus Leipzig Möglich-keiten für eine zeitgemäße Umgestaltung oder Wiederherstellung derVorgärten dargestellt. Sie orientieren sich großteils an den historischenVorbildern, ohne jedoch moderne Nutzungsansprüche zu vernachlässigen.Angaben zum Kostenaufwand sind als Orientierungspreise zu verstehen.Detailliertere Angaben hierzu sind im Anhang in einer Preisliste zu finden.

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VORGÄRTENGESTALTUNGS-MÖGLICHKEITEN

VORGARTEN-TYP 1A HISTORISCHE GESTALTUNG ERSTE SCHRITTE

Kleine Gärten mit 1 bis 2 m Tiefeund mittigem Eingang vor ge-schlossener Blockbebauung

Ein filigraner schmiedeeiserner Zaunumgrenzt den Vorgarten und führt biszum Haus hin. Er steht auf einem Stein-sockel (typische Höhe 30 bis 40 cm).Die Zaunhöhe beträgt hier 2 m. Da-hinter befindet sich eine Gartenfläche,die symmetrisch angelegt ist: deko-rative Farne und ein mittiges Sommer-blumenbeet mit Steineinfassungstehen auf einer Rasenfläche. DerZugang zum Haus ist mit Mosaikstei-nen gepflastert.

Der Vorgarten ist in seiner Grundstruk-tur stimmig:Der Eisenzaun ist ca. 1,4 m hoch. EinTor ist nicht erforderlich. Der Wegwurde aus geborgenen ortstypischengelben Klinkersteinen angelegt. ZweiRasenflächen bieten Platz für Pflan-zungen. Die zwei Solitärgehölze ste-hen auf der Rasenfläche. (Baupreise:Zaun ab ca. 200 DM je lfd. m, Gehwegca. 250 DM, Grünflächen u. Gehölzeca. 600 DM)Es fehlen weitere Pflanzen (Sträucher,Stauden) zur Abrundung des Bildes.

Kleine Gärten mit 1 bis 2 m Tiefeund seitlichem Eingang vor ge-schlossener Blockbebauung

Als preiswerte Alternative zum Zaunwurden mitunter Hecken alsGrundstückseinfriedung angepflanztund in Form geschnitten. Der kleineEinfassungssockel ist zusätzlich not-wendig.Typische Heckengehölze sind Ligu-ster oder Hainbuche, in Kastenformgeschnitten.Hofzufahrten wurden gepflastert.

Die Hofzufahrt ist mit Granitsteinengepflastert. Der Vorgarten ist voll-flächig bepflanzt. Es fehlen jedochHöhenstaffelungen durch Solitärge-hölze und pflanzliche Vielfalt.(Baupreise: Zufahrt und Pflanzflächenca. 1000 DM).Die Abgrenzung zum Gehweg solltedurch einen mittelhohen Eisenzaunoder eine Hecke erfolgen.

VORGARTEN-TYP 1B HISTORISCHE GESTALTUNG ERSTE SCHRITTE

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GELUNGENER VORGARTEN UMGESTALTUNG VOM MINIMUM ZUM OPTIMUM

Üppige Blütenpracht hinter einemneuen Holzzaun. Der Zugang ist mitkleinen Granitsteinen gepflastert.Die Zaunsäulen wurden gemauert(Höhe ca. 2,3 m). Ein Tor schließt dasGrundstück ab.

Die leere Fläche kann durch Gehölze gegliedert werden . Zwei Bäume im Ein-gangsbereich markieren den Eingang. Sie sollten aus Gründen der Verschattungkleinkronig oder in Form geschnitten sein. Blütensträucher auf dem Rasenkomplettieren das Ensemble. Sie müssen nicht symmetrisch stehen. Zusätz-liche Wege sind aufgrund der Schmalheit nicht zu empfehlen.(Finanzieller Mehraufwand für Gehölze ca.1500 DM)

Eine moderne Interpretation des Vor-gartenthemas bringt Abwechslung indie Straßenfront. Die Elemente sindEdelstahlgeländer als Einfassung,Bambus als flächige Bepflanzung undwilder Wein als Selbstklimmer an derFassade. Eine vertikale Gliederungdes Zauns wäre besser.

Der Holzzaun ist zu grob für die Fassade. Er sollte durch einen Eisenzaun miteinem Steinsockel ersetzt werden. Eine Schnitthecke und einzelne Blüten-stauden können attraktive Farbtupfer setzen. Ein Traufstreifen aus Kies ent-lang dem Gebäude ist zum Schutz der Fassade meist erforderlich.(Finanzieller Mehraufwand: Bepflanzung ca. 700 DM, Eisenzaun ca. 2000 DM)

GELUNGENER VORGARTEN UMGESTALTUNG VOM MINIMUM ZUM OPTIMUM

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VORGARTEN-TYP 2 HISTORISCHE GESTALTUNG ERSTE SCHRITTE

Gärten mit einer Tiefe von 3 bis5 m vor geschlossener Block-bebauung

Hinter einem 2 m hohen schmiede-eisernen Zaun wächst ein bunter Gar-ten heran. Die Gliederung des Zaunsund die Form des steinernen Sockelssind typisch für Leipzig. Auf einer Ra-senfläche stehen ausgewählte Sträu-cher in ornamentaler Anordnung. InErgänzung dazu gibt es Stauden- undSommerblumenpflanzungen. Diesestehen in kleinen Beeten, die eine zu-sätzliche Einfassung aus Stein odereine gestochene Rasenkante habenkönnen.

Der Zaun wurde neu gebaut, Rasen-flächen wurden angelegt.(Baupreise: Zaun ab 350DM/lfd. m,Grünflächen 500 DM)Noch ist der Vorgarten kahl und leer.Es fehlen Sträucher, ein kleiner Baum,eine Bank oder ähnliches. Die Müll-tonnen gehören in den Hof, minde-stens jedoch hinter den Zaun undnicht in die Straßenfront. Eine Umran-kung mit Klettergehölzen verbessertden Anblick wesentlich.

Großzügige, 5 bis 8 m tiefe Gär-ten vor Hauszeilen oder Doppel-häusern

Der Vorgarten wird als geschlosseneAnlage erlebt. Er ist für einen Aufent-halt der Bewohner ausgestattet. Klei-ne Gartenwege mit ornamentaler Aus-prägung umgeben Blumenbeete.Schwere Zaunssäulen und schmiede-eiserne Zaunfelder sind aufwendiggebaut. Sie passen zu üppigen Fas-saden.Kleinkronige Bäume runden das Bildab. Bäume stehen oftmals auch amGehweg.

Der alte Zaunsockel wurde erhaltenund dient als kleiner Höhensprung fürden Rasen. Die Eberesche bleibtkleinkronig.(Baupreise: Zaun ab 350 DM/ lfd. m,Grünfläche 500 DM)Es fehlt der 2 m hohe Zaun. Naturstein-belag im Zugangsbereich wäre demGebäude angemessener. Auch diePlanzung weitere Gehölze würde denVorgarten verbessern..

VORGARTEN-TYP 3 HISTORISCHE GESTALTUNG ERSTE SCHRITTE

VORGÄRTENGESTALTUNGS-MÖGLICHKEITEN

Page 11: Pilotprojekt Behutsame Stadterneuerung B BEHUTSAME

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Der Baum überschirmt die seitlicheEinfahrt.

GELUNGENE VORGÄRTEN UMGESTALTUNG VOM MINIMUM ZUM OPTIMUM

Wertvolle Gehölze wurden erhalten,die Zäune rekonstruiert.

Ein Zaun mit 1,5 m Höhe und schöne Gehölze verbessern das Bild. Eine Bankund die Fahrradständer berichten vom aktiven Leben der Bewohner. Eine Heckeschafft die nötige Abgeschlossenheit. Die Fassade kann in Teilen durch wildenWein bewachsen werden. (Baupreise: Zaun ab ca. 250 DM je lfd. m, ein Tor abca. 3000 DM, Gehölze ca. 800 DM, Bank 500 DM, Fahrradständer je 250 DM,Nebenwege 50 DM/qm)

Alte Materialien und üppiges Grünvermitteln historisches Flair. Die histo-rischen Elemente sind weitgehenderhalten: das Eisentor, der Weg ausBuschbader Steinen und die Bepflan-zung mit Wildrosen, Lilien, Farnen undSchneebeeren. Der Hauszugang bildetgleichzeitig die Zufahrt zum Hof.

Die Bank und die aufwendige Gestaltung hinter dem Zaun schaffen den„Wohngarten“ für Hausbewohner.(Baupreise: Nebenwege als Kieswege mit Einfassung ca. 900 DM, Bank 500 DM,Sträucher 900 DM, Bäume ab 250 DM, Zaun ab 200 DM je lfd. m)

GELUNGENER VORGARTEN UMGESTALTUNG VOM MINIMUM ZUM OPTIMUM

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Die Möglichkeiten, die sich für dieGestaltung der Vorgärten ergeben,sind trotz räumlicher Beschränkun-gen sehr vielfältig. Die Wiederher-stellung nach dem historischen Vor-bild der Entstehungszeit ist oftmalsschwierig, da nur selten planerischeUnterlagen existieren. Dennochlohnt es sich, dem historischen Aus-sehen der Straße und der Gärtennachzugehen und eventuell nochvorhandene Reste der Gestaltungaufzugreifen.Der Ausstattungsgrad der Freiräu-me spiegelt häufig die Schlichtheitoder den Prunk der Gebäude wie-der. In allen Typen von Gärten findetman gestalterische Elemente, derengeschickter Einsatz auch auf klein-stem Raum positive Effekte erzielenkann.

VORGÄRTENGESTALTUNGSELEMENTE

Der Zaun ist Schmuckelement in der Michael-straße.

Historische Zaunssäule in der Erich-Zeigner-Allee

Schmiedeeiserner Zaun in der Ferdinand-Lassalle-Straße

Der Zaun bildet die Abgrenzung des Gartens zur Straßenseite hin. Er istSchmuckelement und Sichtschutz. Die Höhe des Zauns hängt von der Größeder Vorgartenfläche und von der Höhe nachbarschaftlicher Einfriedungen (max.1,30 bis 2,3 m).In früherer Zeit waren die Gartenzäune überwiegend aus Schmiedeeisen mitunterschiedlicher Ornamentik gefertigt, gefaßt durch gemauerte oder Steinsäulen,auf einem steinernen Sockel stehend. Holzzäune waren auch zugelassen.Es empfiehlt sich, den Zaun in seiner historischen Anlage aufzugreifen und wieder-erstehen zu lassen. Entschließt man sich zu einer moderneren Form des Zauns,dann sollten die einzelnen Elemente, wie Steinsäulen und Sockel, Beachtungfinden. Die Formensprache sollte mit der Gestaltung der Fassade korrespondieren.Eine vorherige Absprache mit dem Referat für Denkmalschutz ist ratsam.Der Zaun kann auch begrünt werden. In Ausnahmefällen kann eine geschnit-tene Hecke den Zaun ersetzen. In jedem Fall gehört zur Vollständigkeit einesVorgartens eine Abgrenzung, bevorzugt als Zaun .Zu vermeiden sind rustikale Zäune, wie z. B. Jägerzäune. Sie gehören nicht indas Bild der Leipziger Straßen.

Zaun und Fassade harmonieren gut mitein-ander (Pölitzstraße).

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Rekonstruierter Mosaikpflasterweg in derFerdinand-Lassalle-Straße

Das Tor ist der wichtigste Teil der Zaunfront. Es bietet Einblicke und schafftdennoch die nötige Distanz. Es wurde mit besonderer Sorgfalt herausgearbeitet.Die Leichtigkeit und Transparenz dieser Konstruktionen beeinflußt wesentlichdie Gesamtwirkung des Straßenraums. Niedrige Einfriedungen bleiben meistensohne Tor, führen aber parallel zum Hauszugang bis an das Gebäude heran.

Die Wege dienen als Zugang zum Haus und zum Hof wie auch zur innerenErschließung im Vorgarten. Ursprünglich waren die Wege zum Haus mit klein-steinigen Pflaster- oder Plattenbelägen befestigt. Einfahrten in den Hof wur-den mit Natursteinpflaster belegt.❚ Erhalten gebliebenen, wiederverwendungsfähigen Materialien sollte bei derUmgestaltung der Vorrang gegenüber modernen Betonerzeugnissen gege-ben werden. Auch bei der Wahl der Wegebeläge sollten Form und Farbe mitder Fassade im Einklang stehen.❚ Der Vorgarten sollte weitgehend unversiegelt bleiben, und befestigte Flä-chen sollten sich auf das notwendige Mindestmaß beschränken, um mög-lichst viel Raum für gärtnerisch gestaltetes Grün zu bieten. Für kleinere Neben-wege eignen sich Beläge aus Kies, Mulch oder eine wassergebundene Decke.

Müllkübel sollten sinnvoll im Hof integriert werden. Wenn aber ihr Standplatz imVorgarten unvermeidlich ist, dann sollte er sich möglichst unauffällig in Anleh-nung an eine Mauer oder hinter dem Zaun befinden. Zu beachten ist, daß einMindestabstand zu den Fenstern von Wohnräumen eingehalten werden muß.Die Umhausung der Kübel kann mittels begrünter Pergolen oder Holzelementenerfolgen. Diese Variante ist den Betonschränken vorzuziehen. Die Umhausungsollte die Höhe des Gartenzauns nicht überschreiten.

Briefkastenanlagen sind diskret im Vorgarten unterzubringen. Eine Möglich-keit besteht darin, sie im Zaun zu integrieren.

Fahrradständer, die zunehmend Einzug in die Vorgärten halten, sind mög-lichst auf der befestigten Fläche vorzusehen. Bewährt haben sich die LeipzigerAnlehnbügel.

PKW-Stellplätze sollten prinzipiell nicht im Vorgarten angelegt werden.

VORGÄRTENGESTALTUNGSELEMENTE

Die Briefkästen wurden dezent in den Zaunintegriert.

Müllkübel verschwinden hinter dem Zaun,hier ein Beispiel in der Mottelerstraße.

Schmiedeeisernes Tor im Musikviertel

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Die Bepflanzung richtet sich nach der Größe der Gartenfläche. Ursprünglich wurdehäufig hinter dem Zaun eine Hecke gezogen, die insbesondere in großräumigenAnlagen die notwendige Abgeschlossenheit brachte. Die Beete wurden über-wiegend in ornamentaler Weise angelegt: in der Mitte einer Rasenfläche, alsRundbeet, in symmetrischen, streng geometrischen Formen. Geschnittene Flie-derbüsche, hochstämmige Rosen oder kleinkronige Bäume, wie Rotdorn, Weiß-dorn und Kugelrobinie setzen Akzente. Stauden kamen in aller Regel in größerenStückzahlen zur Anwendung.

Wichtig für die Wahl der Bepflanzung ist in jedem Falle die Beachtung derfolgenden Standortfaktoren.

Lichtverhältnisse: Ist der Standort verschattet oder sonnig?Bodenverhältnisse: Ist der Boden nährstoffreich oder mager?Wasserhaushalt: Steht genügend Feuchtigkeit zur Verfügung oder ist der

Boden eher trocken?Konkurrenten: Stehen hohe Bäume in der Nähe, die mit ihren Wurzeln

die Nährstoffe und das Wasser entziehen, wie bei Pappelund Birke?

Neben der prinzipiellen Anordnung der Gehölze nach Höhe und Wuchsformspielen Farbe und Form der Blüten, die Blütezeit, die Färbung des Laubs imjahreszeitlichen Wechsel (auch Immergrüne) und nicht zuletzt der Frucht-schmuck eine Rolle für das Erscheinungsbild des Vorgartens im Jahreslauf.Frühblüher und Kornelkirsche sind die ersten Boten des Frühlings, im Sommerbeherrschen Rosen die Szene, während im Herbst die rote Blattfärbung deswilden Weins und das Goldgelb des Bergahorns für Abwechslung sorgen.

VORGÄRTENBEGRÜNUNG

Sommerblumen, Rosen und Kletterpflanzenmit prächtiger Herbstfärbung begleitendurchs Jahr.

Bevorzugte Pflanzen der Gründerzeit:Rosenhochstämme, Efeu, Funkien

und Kübelpflanzen

Gehölze und Stauden als lebendeElemente können das Bild der Straßewesentlich beeinflussen. Oft bringensie das einzige Grün in den Straßen-zug.

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Der Baum im Vorgarten ist unter Umständen der einzige Baum in der Straße.Er bestimmt das Bild der Straße und des Gartens, spendet Schatten und einangenehmes Klima.❚ Bei der Pflanzung eines Baums ist der Abstand zum Haus (Kronendurchmesser,Baumhöhe) zu berücksichtigen. Großkronige Bäume sind nur für breite Vorgärtenzu empfehlen. Schnittvertägliche Bäume können in einer bestimmten Größegehalten werden, ohne daß ihre Erscheinungsform darunter leidet.❚ Nadelgehölze sollten in städtischen Vorgärten nicht gepflanzt werden, weildie Stadt nicht die geeigneten Standortbedingungen bietet.

❚ Sträucher sind dekorative Gestaltungselemente, die den Vorgarten räumlichgliedern.❚ Entsprechend ihren Erscheinungsformen und Wuchseigenschaften könnensie einzeln stehend oder in Gruppe ihre Schönheit entfalten. Alte Bäume undwertvolle Gehölze sollen erhalten werden.

Eine Schnitthecke kann dem Zaun folgen oder auch den Zaun als Einfriedungvöllig ersetzen.

Stauden und Blumen bringen farbenfrohes Leben in den Vorgarten. Sie setzenAkzente und locken Insekten an. Ob Schatten oder Sonne – eine Vielzahl an

VORGÄRTENBEGRÜNUNG

Pflanzen steht zur Auswahl.❚ Ein geschickt angelegtes Blumenbeetist in der Pflege oft weniger aufwendigals Rasen. Einzeln stehende hohe Stau-den oder kleine Ziersträucher dienen alsLeitpflanzen, die mit mittleren und nied-rigen Stauden ergänzt werden.❚ Bodendeckende Pflanzen helfen, dasBeet zu schließen.❚ Auf Fensterbänken sind Blumenkästenkleine Gärten von großer Ausstrahlungund Lebendigkeit.

Im Anhang findet sich eine Tabelle, dieeinen Auswahl über die Pflanzen gibt, diefür den Vorgarten geeignet sind. Sie er-teilt außerdem darüber Auskunft, welcheder Pflanzen bereits um die Jahrhundert-wende beliebt waren.

Der Zaun wurde dem alten Flieder angepaßt:Mottelerstraße

Hausbäume: 90 Jahre alteKastanie in der Pölitzstraße(links) und Fliederbäumchen inder Robert-Volkmann-Straße 2

Schnitthecke, Buschrosen undBlütenstauden sind in Farbe und Höheharmonisch aufeinander abgestimmt.

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Dem Hof als privatem bis gemeinschaftlichem Bereich kommt heute wiedereine zunehmende Bedeutung als Aufenthaltsort für die Hausbewohner zu. Einekreative Gestaltung von Höfen und Blockinnenbereichen kann einen wertvollenBeitrag zur Mieterbindung leisten.

Grundsätzlich lassen sich in Leipzig drei Hoftypen unterscheiden:❚ gewerblich geprägte Höfe mit Durchfahrt und Hintergebäuden,❚ abgegrenzte Höfe mit Grünfläche (und häufig Obstbäumen),❚ gutbürgerliche Höfe mit großflächigem Grün.

Viele Höfe haben sich im Laufe der Jahrzehnte in ihrer Anlage nur sehr wenigverändert, und bieten so einen Einblick in ihre Geschichte.Typisch für Leipzig sind die mit gelbem Klinker gepflasterten Flächen, in gut-bürgerlichen Quartieren finden sich auch Granitpflaster. Rasenflächen wurdenin der Regel zum Trocknen und Bleichen der Wäsche, aber auch zum Aufent-halt im Freien genutzt. Nebengebäude dienten als Waschküche, Toilette,Hühner- und Hasenstall oder kleinen Handwerkersfirmen als Werkstatt. Ab-gezäunte Flächen wurden vom Hauseigentümer oder Hausmeister als Haus-garten genutzt, mancherorts findet man auch Mietergärten, die vorrangig demGemüseanbau für den Eigenbedarf dienten.Je nach Grundstücksgröße waren in den Höfen neben der üblichen Rasen-fläche vor allem Magnolie, Flieder, Kastanie, Efeu, Apfel, Birne, Rose und Weinbeliebte Pflanzen. Staudenpflanzungen variierten je nach Mode (vgl. Tabelleim Anhang).

Heute ist für Leipziger Höfe die starke Überbauung mit kleinen und häufigdesolaten Gewerbebauten, Schuppen oder Hinterhäusern kennzeichnend. InHöfe mit Durchfahrt wurden in DDR-Zeiten zunehmend Garagen gebaut – inEigenleistung und meist ohne Genehmigung.Neben der allgemeinen Überbauung ist aber vor allem auch der hoheVersiegelungsgrad der Höfe problematisch.Der Bestand an Grün ist sehr unterschiedlich; neben Höfen mit üppigem Alt-baumbestand und Blumenbeeten finden sich ebenso vollständig gepflasterteFlächen ohne jede Begrünung. Seltener gibt es sogenannte Wohnhöfe, in denenreichlich Raum für den Aufenthalt im Freien oder Sitzgelegenheiten vorhan-den sind. Solche Wohnhöfe entstanden in den vergangenen zwei Jahrzehntendurch das Eigenengagement der Mieter oder in den Anlagen der Wohn-genossenschaften.

Im Zuge der Gebäudesanierung wird der Hof stark beansprucht. Nach Ab-schluß der Baumaßnahmen wird der Hofbereich oft vollständig gepflastert.Selbst wenn eine Rasenfläche angelegt oder Gehölze gepflanzt werden, habendiese Höfe oft einen geringen Aufenthaltswert. Vom ungenutzten Gewerbehofzum „Wohnzimmer im Grünen“ – Leipzigs Gründerzeitquartiere bieten viel-fältige Möglichkeiten für eine attraktive und mieterfreundliche Sanierung.

HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHEBEDEUTUNG, HISTORIE,DEFIZITE

Siedlung Lößniger Straße, erbaut 1913(historische Hofansicht aus den 30er Jahren)

Trotz Grün wenig Aufenthaltsqualität

Grau und völlig versiegelt – diesen Anblickbieten viele Höfe.

Hier könnten Kinder spielen und Sträucherblühen.

Auch aus solchen Höfen kann man etwasmachen.

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Unabhängig von der Größe des zu gestaltenden Hofs gelten folgende Handlungs-optionen:❚ Die entsiegelte Fläche soll so groß wie möglich sein.❚ Es sollte eine optimale Begrünung angestrebt werden.❚ Der Abriß von Hintergebäuden wird empfohlen.

Nebengebäude können vielfach abgebrochen werden, um Platz für Grünflächenzu schaffen. Mitunter ist eine Instandsetzung und Umnutzung als Wekstatt, Fahr-rad-, Abstell-, Müll- oder Hobbyraum sinnvoller als ein Abriß.Die Zusammenlegung mehrerer kleiner Höfe erweist sich in der Praxis häufigals schwierig und wird von Eigentümern und Mietern nicht immer gewünscht.Dennoch ist dies eine Möglichkeit, eine kleine, mit Nutzungskonflikten behafteteFläche weiträumiger und kreativer zu gestalten.Höfe, in denen keine Entsiegelung möglich ist, können als Kübelgärten ge-staltet werden und so jederzeit nach Belieben verändert werden.Kleinere Kinder spielen am liebsten in unmittelbarer Nähe der elterlichen Woh-nung. Kleine Hügel, Hütten aus Holz oder Weide oder Verstecke aus Sträuchernkönnen einen Hof kindgerecht und gleichzeitig kostengünstig gestalten. Bei gro-ßen Höfen mit hohem Pflegeaufwand bietet sich die Parzellierung zugunstenvon Mietergärten an.Sitzgelegenheiten können auf verschiedene Weise geschaffen werden. DieMöglichkeiten reichen von in Baumärkten angebotenen Bänken und Sitzgruppenbis hin zu von Künstlerhand gestalteten Sitzlandschaften aus Holz oder Stein.Autostellplätze sollen sich grundsätzlich nicht auf dem Hof befinden. Läßt sichihre Einrichtung gar nicht vermeiden, so ist die Zahl gering zu halten und zuprüfen, ob eine Mehrfachnutzung möglich ist. Die Gestaltung ist so zu wählen,daß der Platz anderweitig nutzbar ist, wenn er nicht für Fahrzeuge benötigt wird.Eine Überbauung mit einer begrünten Pergola verbessert den Gesamteindruck.Kleine und schattige Höfe können durch den geschickten Einsatz von Farbeund Begrünung heller und großzügiger wirken.Brandmauern, Zäune und Wände von Nebengebäuden gewinnen durch eineBegrünung mit Kletterpflanzen. Im Schutz solcher grünen Wände bietet sich dieSchaffung eines Aufenthaltsbereichs an.Mauern können auf eine geringere Höhe zurückgebaut und/oder durch transpa-renter wirkende Materialien, wie Holz, Weide, Metall, ergänzt oder ersetzt werden.Der Hof bekommt dadurch einen großzügigeren Charakter, ohne daß die be-grenzende und schützende Funktion vollständig aufgehoben wird.Wäschetrockenplätze sollten so gestaltet werden, daß die Fläche auch für an-dere Zwecke genutzt werden kann.Das Aufstellen von Regentonnen bietet sich an, wenn größere Mengen anBrauchwasser benötigt werden.

HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHELÖSUNGSANSÄTZE

Ein gemütliches Plätzchen zum Entspannen

Trennende Grundstücksmauern wurden bisauf einen Markierstreifen zurückgebaut.

Diesen Hof gestalteten die Mieter in Eigen-leistung über mehrere Jahre.

Hier fühlen sich Kinder wohl.

Parkähnlich angelegter Hof mit viel Grün undhistorisch wirkender Gliederung

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HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHEGESTALTUNGSBEISPIEL

Die Gestaltungsmöglichkeiten einesHofs richten sich in erster Linie nachder Grundstücksgröße und denNutzungsanforderungen. Auch finan-zielle und zeitliche Aspekte spieleneine große Rolle. Wird die Planungin Eigenleistung (bei bewohntenHäusern evtl. mit den Mietern) durch-geführt, hilft das Kosten sparen. Ar-beiten wie Aufnehmen und Säubernvorhandener Klinker, Streichen vonZäunen oder Pflanzarbeiten könnenvon den Mietern übernommen wer-den. Allerdings sollten fachlicher Ratund Hilfe in Anspruch genommenwerden, wenn es sich um eine grö-ßere Umgestaltung handelt. Wichti-ge Fragen können so individuell ge-klärt und Fehler sowie der damitverbundene finanzielle und zeitlicheSchaden von vornherein vermiedenwerden.

Bei der Gestaltung des Hofs müssenzudem die angrenzenden Grund-stücke und Häuser berücksichtigtwerden. Möglicherweise profitiertdas Grundstück bereits von der Be-pflanzung des Nachbarn oder um-gekehrt.

Aufenthalts- und Spielflächen,Wäschetrockenmöglichkeiten so-wie die Unterbringung von Fahrrä-dern und Müllbehältern sind Nut-zungsanforderungen, die in jedemFalle bedacht werden müssen. Eingroßflächig versiegelter Hof mitkleiner Grünfläche stellt auf keinenFall eine Alternative zu einem mie-terfreundlich sanierten Hof mit Auf-enthalts- und Erholungsqualität dar.Der Blick ins Grüne spielt bei dererfolgreichen Vermietung von Woh-nungen eine zunehmend wichtigeRolle.

Die drei Höfe nach der Zusammenlegung

Zusammenlegung dreier HöfeIn der Unteren Eichstädtstraße(Stötteritz) wurden im Sommer 1996drei Höfe mit Flächen von 70, 150 und200 qm zusammengelegt und um-gestaltet. Die Grundstücksmauernwurden zurückgebaut und in dieGesamtgestaltung einbezogen. Dienur in einem Hof vorhandene Zufahrtkann nun auch von den Mietern deranderen Häuser genutzt werden, dasProblem des Bereitstellens der Müll-behälter an den Leertagen entfiel da-mit. Der große Wohnhof mit Spiel-,Sitz- und Wäschetrockenmöglich-keiten wird den Nutzungsanforderun-gen der Mieter gerecht. Die teilweiseerhaltenen Brandmauern markierendie ehemaligen Grundstücksgrenzenund bilden schützende Nischen. Vor-handene Materialien wurden teilweisewiederverwendet und Nebengebäu-de durch Rückbau und Umnutzungaufgewertet. Nicht nutzbare Neben-gebäude wurden abgebrochen. Gro-ßer Wert wurde auf eine Bepflanzungnach ökologischen Gesichtspunktengelegt, das heißt, bei der Pflanzenaus-wahl wurde auch auf deren Nutzen fürVögel, Kleinsäuger und Insekten ge-achtet. Im Rahmen eines Workshops

wurde die Planung von Eigentümernund Mietern zu einem großen Teil indie eigene Hand genommen.Auch wenn sich die Zusammenlegungmehrerer Höfe in vielen Fällen alsschwierig erweist, bietet dieses Bei-spiel dennoch Anregungen, die auchin vielem anderen Höfen umgesetztwerden können.

Baukosten im ÜberblickAbbruch, Entsorgung, Geländeregu-lierung: 30.000 DMWegebau, Umbau der Nebengebäude,Ausstattung: 50.000 DMGehölze, Stauden, Rasen: 15.000 DM

Plan: Büro Freiraum Leipzig

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Das alte Waschhaus wurde zu einem Riesensandkasten mit Rutsche.

Wo vorher eine Schutthalde war, sitzen die Mieter jetzt gern.

Vom tristen Grau zum freundlichen Grün.

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HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHEGESTALTUNGSBEISPIEL

Hof mittlerer Größe mit Hinterge-bäudenDieser Hof in der Hamburger Straße miteiner Fläche von 440 qm wurde imSommer 1997 umgestaltet. Der Hof,der neben einem Hinterhaus auch übereine große Backsteinfläche und Rasenverfügte, wurde in einen grünen Wohn-hof umgestaltet. Die vorhandenen gel-ben Klinker wurden wiederverwendetund schöne Gehölze erhalten. DasWaschhaus wurde durch eine Dach-begrünung aufgewertet. Ein Sitzplatz,ein separater, durch eine beranktePergola abgetrennter Müllplatz und einMietergarten werden den vielfältigenNutzungsanforderungen der Mietergerecht. Die Hausbewohner wurden inPlanung und Umgestaltung intensiveinbezogen und die Kosten auf dieseWeise deutlich gesenkt.

Baukosten im ÜberblickAbbruch, Entsorgung, Geländeregulie-rung: 3500 DMWegebau, Befestigung: 6.000 DMSitzgelegenheiten, Kletterhilfe, Zaun:5.800 DMGehölze, Stauden, Rasen: .000 DMDachbegrünung: 1.200 DMEigenleistung der Mieter im Wert von5.000 DM

Der Hof vor und nach der Umgestaltung

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HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHEGESTALTUNGSBEISPIEL

Abgeschlossener, kleiner Hof ohneHintergebäudeDieser 125 qm kleine, vollständig ver-siegelte Hof in der Hamburger Straße(Eutritzsch) wurde im Sommer 1996umgestaltet. Das 1906 erbaute Haussteht unter Denkmalschutz. Durch dieUmgestaltung wurde ein grüner Hof mitSitz- und Spielmöglichkeiten, Wäsche-trockenplatz, separatem Müllplatz undPflanzflächen geschaffen. Ein Großteilder Fläche wurde entsiegelt und be-grünt, vorhandene gelbe Klinker wur-den für notwendige Befestigungenwiederverwendet. Die Beziehungender Hausbewohner zu denen derNachbarhäuser wurden bei der Gestal-tung der Grundstücksbegrenzungenberücksichtigt. In Planung und Bauwurden die Mieter intensiv einbezogen,wodurch die Kosten erheblich gesenktwerden konnten.

Üppiges Grün lädt zum Verweilen ein.

Vor der Umgestaltung ein unfreundlicher OrtDie Mieter schauen auf eine grüne Oase.

Die gelben Klinker wurden wiederverwendet.

Baukosten im ÜberblickAbbruch, Entsorgung, Geländeregulierung: 5.000 DMWegebau, Befestigung: 4.000 DMSitzgelegenheiten, Zaun, Pergola: 5.000 DMGehölze, Stauden, Mulch, Rasen: 2.000 DMEigenleistung der Mieter im Wert von 4.000 DM

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HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHEBEGRÜNUNG

Efeu und Farn vor derZiegelmauer schaffen

einen Hauch Romantik

Üppig blühende Wildstauden

Dieser Hauseingang gewinntdurch den schnellwüchsigenKnöterich.

Die mit Geißblatt begrünte Per-gola kaschiert den Müllplatz.

Weinspaliere sind typisch fürGründerzeitgebiete.

Pflanzen sind wichtige Gestaltungs-elemente. Durch den Einsatz vonStauden, Gehölzen und Kletterpflan-zen kann aus einem noch so tristenHof ein gemütliches Wohnzimmerim Grünen werden. Schon mit ge-ringem Aufwand kann die Lebens-und Wohnqualität enorm verbessertwerden.

Grünflächen sollten so groß wie möglich sein. Unversiegelte Bereiche könnenals Rasenflächen gestaltet werden.Staudenpflanzungen bieten sich für wenig oder nicht genutzte Bereiche an.Eine standortgerechte Bepflanzung mit Wildstauden ist nicht nur pflegeleichtund widerstandsfähig, sondern auch aus naturschützerischer Sicht empfeh-lenswert. Auch in ihrer Farbenvielfalt stehen diese Pflanzen edlen Züchtungenzumeist in nichts nach. Stauden wirken in Rabatten, Rondellen oder in Kombi-nation mit Hecken und vor Mauern oder Zäunen sehr dekorativ.Auf Grün im Winter muß man nicht verzichten, wenn man zu Efeu, Immergrün,Buchsbaum oder Liguster greift.Bäume können in großen, sonnigen Höfen sommers für angenehmen Schattensorgen; eine gemütliche Atmosphäre schaffen sie allemal. Hier muß jedochgenau bedacht werden, welchen Kronendurchmesser, welche Lichtdurch-lässigkeit und Höhe der bevorzugte Baum im ausgewachsenen Zustand errei-chen kann. Ausreichend Abstand zum Gebäude und zum Nachbargrundstückmuß eingehalten werden.Obstbäume erfreuen durch Blütenschmuck und Früchte – allerdings muß sichdann auch jemand um die Verwertung der Äpfel, Pflaumen, Quitten, Birnen ...kümmern.Spalierobst war lange Zeit vergessen, paßt aber hervorragend in gründer-zeitliche Quartiere. Vor allem Birnen oder Weinreben sind hier zu nennen. MitObstgehölzen, die an einem Spalier gezogen werden, hat man eine gelungeneKombination von Fassadenbegrünung und Gärtnern im Hof; allerdings ist derPflegeaufwand durch Schnitt, Biegen, Anbinden und Ernten relativ hoch.Koniferen, die wegen ihres geringen Pflegeaufwands beliebt sind, sollten nachMöglichkeit keinen Einzug in den Hof halten, da sie nicht standortgerecht sind.Manche Gehölze, wie beispielsweise der Hartriegel, verlieren im Herbst zwarihre Blätter, geben dadurch aber den Blick auf ihre gelbe oder rote Rinde frei,was auch in der kalten Jahreszeit farbige Akzente setzt.Kletterpflanzen oder Dachbegrünungen können Wände, Zäune, Mauern undNebengebäude aufwerten.Kräuterbeete müssen nicht pflegeintensiv sein. Vor allem sonnige Flächenmit relativ magerem Boden sind ein idealer Standort. Für welche Pflanzen auchimmer man sich entscheidet – im Zu-sammenspiel von Farben, Formenund Blütezeiten liegt der Reiz jederBegrünung. Bei Unsicherheiten sollteder Rat eines Fachmanns in Anspruchgenommen werden (siehe Beratungs-angebote auf S. 27). Im Handel kannman zudem eine große Auswahl anFachliteratur zu diesem Thema erhal-ten. Einige Titel sind im Anhang auf-geführt.

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Generell wird ein weitgehender Rückbau von Befestigungen empfohlen.Dennoch ist an einigen Stellen eine Befestigung notwendig. Bei der Aus-wahl des Materials muß vor allem auf Art und Intensität der Nutzung derzu befestigenden Fläche sowie in bezug auf die Qualität auf das restlicheGelände geachtet werden. Grundsätzlich muß man bei der Materialaus-wahl darauf achten, daß Gebäude, Bepflanzung und Befestigung mitein-ander harmonieren.

Wege: Als Materialien kommen alle Arten von Natur- und Kunststein in Frage.Verschiedene Verlegetechniken und die Kombination unterschiedlicher Farben,Sorten und Formen beleben Wege und geben dem Hof einen individuellenCharakter. Wassergebundene Decken, die in den Farbtönen Grau, Beige,Schwarz und Rot ausgeführt werden können, sind kostengünstiger als gepfla-sterte Wege, aber auch pflegeintensiver. Gleiches gilt für Kieswege. Wege miteinem Belag aus Holzscheiben oder -bohlen halten auch stärkerer Beanspru-chung stand, sind aber bei Nässe sehr glatt (Rutschgefahr).Wege mit Rindenmulchbelag fügen sich schön in Pflanzungen ein und könnenbei Bedarf wieder beseitigt oder verändert werden.Zufahrten müssen einer größeren Belastung standhalten als Gehwege. In derRegel genügt es aber, lediglich die Fahrspur zu befestigen oder großfugig zupflastern. Auch Kieswege oder wassergebundene Decke sind befahrbar; wich-tig ist in jedem Fall ein stabiler Unterbau.Sitzflächen müssen normalerweise nicht befestigt werden, eine ausgedehnteRasenfläche ist in jedem Fall reizvoll. Wird dennoch eine Befestigung ge-wünscht, sollte sie neben praktischen auch ästhetischen Ansprüchen gerechtwerden. Auch hier bieten sich vor allem verschiedene Pflasterarten aus Steinoder Holz an.Spielflächen müssen unter Umständen befestigt werden, gleichzeitig mußjedoch die Verletzungsgefahr gering gehalten werden. Hier bieten sich wasser-gebundene Decke oder Rindenmulchdecke an. Kies ist wegen der schlechterenBegehbarkeit weniger geeignet; in vielen Fällen hat sich feiner, gewaschenerSand bewährt.Einfassungen können mit Hilfe von Holzbohlen, flachen Ziegel- oder Trocken-mauern sowie mit niedrigen Holzpflöcken (Palisaden) gestaltet werden. ZwischenPflanz- und Rasenflächen genügt jedoch in aller Regel eine gestochene Kante.

HÖFE UNDBLOCKINNEN-BEREICHEBEFESTIGUNGEN

Wassergebundene Deckeim Zusammenspiel mit Gehölz-und Staudenpflanzungen

Gelbe Klinker sind typisch für Leipziger Höfe.

Verschiedene Verlegearten für Pflastersteine

Ein urwüchsiger Weg aus Steinplatten

Die Steintreppe führt zum höhergelegenenSpielplatz.

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Kletterpflanzen können die Schönheit einer Fassade unterstreichen, deren Eigen-heiten betonen oder Abwechslung in eintönige Flächen bringen. Sie belebendas Stadtbild, bieten Vögeln und Insekten Lebensraum und sorgen außerdemfür ein angenehmeres Klima und verbessern die Stadtluft. Die Pflanzen schützendie Fassade vor Regen, Wind, UV-Strahlung und Immissionen. Im Sommer tra-gen sie zur Kühlung bei, im Winter wirken sie als natürliche Wärmedämmung.

Mit der Entstehung der Gründerzeitviertel und ihre vielfältigen Vorgärten erreichtedie Verwendung von Kletterpflanzen um die Jahrhundertwende einen erstenHöhepunkt in Leipzig. Kletterhilfen, Spaliere und Laubengänge wurden zur Un-terstreichung der Architektur des Hauses eingesetzt. In der Zeit von 1930 bis1970 fielen dann viele Pflanzen der generell ablehnenden Haltung gegenüberFassadengrün zum Opfer . Mit dem Beginn der achtziger Jahre wurden die Klet-terpflanzen in Leipzig wieder salonfähig.

Bei fachgerecher Abstimmung von Pflanze, Kletterhilfe und Bauwerk könnengrundsätzlich alle Fassaden und Bauwerke ohne Gefahr von Schäden begrüntwerden. Generell wird zwischen Selbstklimmern, die mittels spezieller Organe –Haftscheiben oder Haftwurzeln – an der Wand haften, und Kletterhilfen benöti-genden Pflanzen unterschieden.Zur flächendeckenden Begrünung von Mauern, Giebelwänden und eintönigenFassaden eignen sich Selbstklimmer, wie der Dreispitzige Wilde Wein und derEfeu. Sie stellen eine kostengünstige Begrünungsmöglichkeit dar.Architektonisch schöne und interessante Fassaden sollten nur punktuell be-grünt werden. Mit Pflanzen, die Kletterhilfen benötigen, können ganz gezielteEffekte erreicht werden. Sowohl eine Vielzahl in Frage kommender Pflanzen (Wein,Blauregen, Rosen, Waldrebe oder schlingende Geißblattgewächse) als auch dieArt und das Material der Kletterhilfen (Gitter, Seile, Holz, Metall und Kunststoff)eröffnen viele Gestaltungsmöglichkeiten.Bei hofseitigen Fassaden kann in Abhängigkeit von den Standortbedingungendie gesamte Bandbreite an Kletterpflanzen zum Einsatz kommen.Zäune, Pergolen und Spaliere lassen sich auch mit Kletterpflanzen begrünen.Der Platzbedarf der Kletterpflanzen ist nicht groß, aber je einen halben Meterlang, breit und tief sollte das Pflanzloch sein.Ausführliche Informationen über Pflanzen, Standortbedingungen und Kletterhilfengibt der ÖKOLÖWE Umweltbund Leipzig e.V. (Ansprechpartner s. Anhang)

BAUWERKS-BEGRÜNUNGFASSADENBEGRÜNUNG

Nicht überall reicht der Platz aus, umBäume oder Sträucher zu pflanzen.Trotzdem muß man nicht auf eineBepflanzung verzichten. Kletter-pflanzen sind wahre Begrünungs-künstler. Sie benötigen wenig Raumzum Wachsen, können aber ein-tönige Flächen in ein grünes Meerverwandeln.

Kletter-Grün überwächst den Gartenzaun inder Ferdinand-Lassalle-Straße.

Weinspalier in der Eisenacher Straße undbegrünte Mauer in der Ecksteinstraße (rechts)

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Begrünte Dachflächen bringen Natur in die Stadt, verbessern das Kleinklima,entlasten die Kanalisation durch das Zurückhalten von Regenwasser, bindenStaub und schützen die Dachhaut vor thermischen und mechanischen Schädensowie vor UV-Strahlung. Bei Einsehbarkeit wirkt die Dachbegrünung zudem alsgestalterisches Element.

In gründerzeitlichen Quartieren wird sich die Möglichkeit der Dachbegrünungzumeist auf Hinter- und Nebengebäude beschränken. Intensive Dachbegrünung,also die Anlage eines Gartens auf dem Dach mit den entsprechenden Boden-aufbauten (meist mehr als 25 cm), bedarf einer Beratung und Ausführung durcheine Fachfirma.Für die Flachdächer von Nebengebäuden eignet sich eine extensive Dach-begrünung, das heißt eine Begrünung auf geringen Bodenschichten (meist unter10 cm), die nach einer Anfangsphase sich selbst überlassen werden kann. DieseVariante ist auch in Selbsthilfe ausführbar. Zu beachten ist, daß Dichtigkeit undTragfähigkeit (Statik des Dachs) durch einen Fachmann überprüft werden müs-sen. Bei einer Substratdicke von ca. 5 cm ist eine Belastung des Dachs mit 60bis 100 kg zu erwarten. Das entspricht etwa dem Gewicht einer 5 cm dickenKiesschicht, wie sie oft auf Flachdächern vorgesehen ist.❚ Für sanierungsbedürftige Flachdächer stellt die nachträgliche extensive Dach-begrünung eine gute Variante dar.Zur Bepflanzung eignen sich trockenheitsliebende Pflanzen, u. a. verschiedeneSedumgewächse wie Mauerpfeffer, Hauswurz, Dachwurz, Schneepolster,Thymian, Steinnelke, Habichtskraut, Frühlingsfingerkraut, Moose und Gräser.Die Ansiedlung der Pflanzen kann mittels Aussaat, Sprossensaat (bei Sedum-arten) oder als Pflanzung von vorkultivierten Arten erfolgen. Im Handel gibt esspeziell für Dachbegrünung herangezogene Pflanzen mit flachem Wurzelballen.

BAUWERKS-BEGRÜNUNGDACHBEGRÜNUNG

Überall, wo Gebäude entstehen,geht ehemals wertvoller freier Bo-den verloren. Asphalt, Beton undStein bestimmen das städtischeLeben. Einen kleinen Beitrag zurVerminderung der städtischen Be-lastung können Dachbegrünungenliefern.

AUFBAU EINES BEGRÜNTEN FLACHDACHS

3

4

5

6

7

01

2

8

8

7

6

5

4

3

2

1

0 Holzlattung

Blech

Kantholz mit Winkeleisen

Dachpappe

Trenn- und Gleitvlies 180 g/qm

Wurzelschutzfolie

Trenn- und Gleitvlies 300 g/qm

8 cm Substrat (Dachgartenerde E)

Sedum

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Die meisten Menschen legen großen Wert darauf, daß sich der Pflegeaufwandin Grenzen hält. Hier können bereits mit der richtigen Pflanzenauswahl dieWeichen gestellt werden.Dem regelmäßigen Heckenschnitt kann man entgehen, indem man eine Heckeaus freiwachsenden Wild- und Blütensträuchern anlegt. Neben Blüten- undFruchtschmuck, Laubfärbung und Vogelbesuch erfreuen diese Gehölze auchdurch Anspruchslosigkeit und gutes Gedeihen. Ein gelegentlicher Rückschnittzur Förderung kräftigen Wachstums ist aber auch hier zu empfehlen.Rasen übernimmt im Hof die Funktion eines grünen Teppichs. Er eignet sichgut für Sitzplätze und Spielflächen. Durch die zweiwöchentliche Mahd in denSommermonaten ist er allerdings sehr pflegeaufwendig. Höher wachsenderKräuterrasen kann ebenfalls betreten werden. Ein nennenswerter Pflegeauf-wand fällt hier nicht an, allerdings kann bei nährstoffreichem Boden eineAusmagerung durch Aufbringen einer dünnen Sandschicht im Herbst emp-fehlenswert sein.Fassadenbegrünung braucht relativ wenig Pflege. Bei Pflanzen, die eineKletterhilfe benötigen, kann gelegentliches Führen und Anbinden notwendigwerden. Manche Kletterpflanzen (Knöterich, Wein, Efeu) vertragen einen Rück-schnitt und wachsen dadurch von unten kräftiger nach.Regelmäßiges Wässern ist in den ersten drei Jahren nach der Pflanzung uner-läßlich. Ebenso sind Düngergaben 1 x jährlich einem guten Gedeihen förderlich.Obstbäume sollten fachgerecht geschnitten werden. Zudem fällt im Herbstdie Ernte der Früchte an.Rindenmulchdecke auf Wegen unterliegt dem natürlichen Zerfall durch Ver-rottung und muß in gewissen Abständen erneuert werden.Blumenbeete können sehr pflegeintensiv sein. Leicht zu pflegen sind Wild-stauden in Kombination mit Bodendeckern. Viele Gehölze und Stauden sindanspruchslos, wuchsfreudig und müssen nur gelegentlich von abgestorbenenStengeln und Blüten befreit werden. Manche Bodendecker müssen überhauptnicht gepflegt werden und bedanken sich dennoch durch üppiges Wachstumund Blüte.

NISTHILFENGehölze, Stauden, eine blühendeWiese oder begrünte Fassaden bie-ten Insekten, Vögeln und Kleinsäu-gern schon von Natur aus zahlreicheNist- und Futtermöglichkeiten. Wer inder Stadt lebenden Tieren Nahrungund Unterschlupf bieten möchte,kann dies ohne besonderen Aufwandtun.Vögel finden auf Kompost- oder Laub-haufen alles, was sie zum Nestbaubenötigen. Ein Vogelhäuschen, an derHauswand oder im Baum angebracht,wird nur selten verschmäht. Ein ent-sprechend bemessenes Einfluglochoder ein Dornenband um den Baum-stamm hält Katzen und andere Jägerfern.Solitärbienen und einige (nicht ste-chende!) Wespenarten legen ihre Eierin kleinen Löchern von Häuswändenoder in Holzbalken ab. Kleine Bündeldünner Bambusstangen oder ausge-höhlter Holunderzweige erfüllen den-selben Zweck.Igel freuen sich über aufgeschichteteZweige, Blätter und Rasenschnitt.Für gebäudebrütende Vögel und Klein-säuger gibt es spezielle Nistkästen,die über Naturschutzvereine oder dasUmweltamt der Stadt Leipzig bezo-gen werden können.

TIPS ZURPFLEGE

Kletterpflanzen brauchen anfangs reichlichWasser.

Gießen mit Regenwasser hilft Kosten sparen.

Eine Oase für Vögel und InsektenFachgerechter Schnitt eines Apfelbaums

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ERBRINGUNG VON EIGENLEISTUNGENDer finanzielle Aufwand für die Umgestaltung des Vorgartens und der Hof-bereiche richtet sich in erster Linie nach dem aktuellen Zustand der Anlagensowie der Größe und dem Umfang der Baumaßnahme. Entscheidend sind ebensodie Zugänglichkeit des Grundstücks und die möglichen Unwägbarkeiten imUntergrund, wie beispielsweise Leitungen und Entwässerungstrassen.Die Einschaltung eines Landschaftsarchitekten und einer Garten- und Land-schaftsbaufirma, stellt in der Regel eine sach- und fachgerechte Ausführungsicher (siehe auch Liste der Leipziger Baufirmen im Anhang). Der finanzielle Auf-wand kann allerdings beträchtlich sein (vgl. Preisübersicht zu Arbeiten in Vor-garten und Hof im Anhang).Möchte man Kosten sparen, so ließe sich die planerische Hilfe auf eine gemein-same Ideenfindung und eine beratende und betreuende Funktion des Fachplanersoder des Gärtners beschränken. Für die Umsetzung der Pläne kann man in be-stimmtem Umfang selbst Hand anlegen oder die Mieter gewinnen, die einenTeil der Leistungen, wie leichte Abbrucharbeiten, Putzen von Steinen, Boden-auftrag, Pflanzarbeiten oder Rasenschnitt, nach fachkundiger Anleitung selbsterbringen können. Alle bauen dann gemeinsam „ihren“ Garten. Das hilft nichtnur Kosten sparen, sondern kann auch ein besonderes Verhältnis der Bewohnerzu ihrem unmittelbaren Wohnumfeld schaffen. Positive Erfahrungen dazu wur-den in Leipzig in den vergangenen Jahren bei Projekten des Amts für Stadt-sanierung und Wohnungsbauförderung und des Grünflächenamts gewonnen.

WIEDERVERWENDUNG VON MATERIALIENBei Bauarbeiten am Gebäude fällt eine Menge verwertbares Material an. Einigesdavon kann bei der Umgestaltung des Hofs wiederverwendet werden.Abgebrochenes Steinmaterial eignet sich zur Modellierung des Geländes; mitMuttererde bedeckt werden sich „Bauschutthaufen“ zu blühenden Hügeln ent-wickeln.Vielfältig gestalten kann man mit alten Balken. Sie dienen als Beeteinfassung,Sitzgelegenheit, Balancierbalken, Gerüst für Kletterlandschaften ...Muß die Dielung ausgewechselt werden, eignen sich einige Bretter sicher fürden Bau eines Spielhauses oder eines Sandkastens.Anfallende Ziegel oder Klinker sollten nicht unbedingt im Container landen. AlsBeeteinfassung, Weg, Zier- oder Stützmauer oder gemauert als Sitzgelegenheitkönnen solche Steine noch einmal gute Dienste leisten.Mit Feldsteinen und kleinen Findlingen kann man im Hof Akzente setzen.Bei der Sanierung anfallende Ofenkacheln sind für die Gestaltung kleinerMosaiken wiederverwendbar.Zaunpfosten aus Stein können, wenn sie noch stabil sind, als Blickfang in einerStaudenpflanzung ebensogut Wiederverwendung finden wie liegend zu einerTreppe arrangiert.Schmiedeeiserne Zaunfelder können im Hof Beete begrenzen oder freistehendblütentragenden Kletterpflanzen, wie Clematis, Zaunwinde, Geißblatt oderKapuzinerkresse, als Rankgerüst dienen.Zu prüfen ist, ob Pflanzen (Fassadenbegrünung, Rabatten) vor Bauarbeiten amGebäude verpflanzt werden können, um an anderer Stelle zur Geltung zu kommen.

KOSTENSENKEN

Altes wiederverwendet

Vorhandene Pflastersteine neu verlegt

Die Mieter legenselbst Hand an. Ein alter Baum lebt als Sitzplatz weiter.

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Kreditanstalt für Wiederaufbau –Wohnraum- und Modernisierungs-programmDie Kreditanstalt für Wiederaufbaufördert mit diesem Programm seit1998 nicht nur die Sanierung, denAusbau und die Erweiterung vonWohngebäuden, sondern darüberhinaus auch Maßnahmen zur Verbes-serung des grundstücksbezogenenWohnumfelds.

Sächsische Aufbaubank –InfrastrukturprogrammDie Sächsische Aufbaubank bietetseit 1997 über das Infrastrukturpro-gramm ebenso eine Förderung vonMaßnahmen zur Verbesserung desWohnumfelds an.

Wer wird gefördert?Beide Förderprogramme wenden sichan Bauherren, wie z. B. Privatpersonen,Wohnungsunternehmen, Gemeinden,Kreise und sonstige Körperschaftendes öffentlichen Rechts.

KreditlaufzeitDie mögliche Kreditlaufzeit bei beidenFörderprogrammen beträgt bis zu25 Jahren.

SicherheitenVon privaten Kreditnehmern werdenbankübliche Sicherheiten, wie Grund-schulden oder Bürgschaften, verlangt.

AntragstellungPrivatpersonen und privatrechtlicheUnternehmen beantragen den Förder-mittelkredit bei einem Kreditinstitutihrer Wahl (zumeist der Hausbank).Vorhaben, die bereits vor Antragstel-lung begonnen wurden, sind nichtförderfähig.

FörderfähigeMaßnahmen

Förder-umfang

Konditionen

Tilgung

Kontakt

Die einzelnen Maßnahmen zurgrundstücksbezogenen Wohnum-feldgestaltung können innerhalbeiner Gesamtmaßnahme parallel zurSanierung des Gebäudes oder zueinem späteren Zeitpunkt realisiertwerden. Eine andere Möglichkeit be-steht in der stufenweisen Umset-zung mehrerer Einzelmaßnahmen.Wichtig ist vor allen, daß bereits beiPlanung der Sanierung Maßnahmenzur Wohnumfeldgestaltung in derKalkulation und somit in der Finan-zierung Berücksichtigung finden.

S A BInfrastruktur-programm

Maßnahmen zur ökologi-schen Wohnumfeldverbesse-rung, Gestaltung von öffent-lich zugänglichen Grünanla-gen, Herstellung und Verbes-serung der sozialen sowiekulturellen Infrastruktur

maximal bis zu 85% der Ge-samtkosten

Der Zinssatz für das Darlehenwird zum Zeitpunkt der erstenAuszahlung in Höhe des danngeltenden Zinssatzes desKfW-Infrastrukturprogramms(nominal 3,9% p.a. und effek-tiv 4,4% p.a. - Stand August1998) festgelegt. Die Zins-festschreibungszeit beträgt10 Jahre. Zinssatz und Til-gung werden ab dem 11. Jahrzwischen Darlehensnehmerund der SAB neu vereinbart.

Die Tilgung beträgt für die ge-samte Laufzeit 2,0 % p. a. ausdem Ursprungskapital zzgl.ersparter Zinsen (Annuitäten-darlehen).

Amt für Stadtsanierung undWohnungsbauförderung,Abt. Fördermittel/Finanzen,Herr Bauch, Tel. 123 54 93

K f WWohnraum- und Moderni-sierungsprogramm

Maßnahmen zur Gestaltungdes grundstücksbezogenenWohnumfelds bei MFH (mind.3 WE, d. h. zur Schaffung vonGrünanlagen und Fassaden-begrünungen, Gemeinschafts-einrichtungen für Mieter, Spiel-plätze, Wege, Stellplätze)

bis max. 800 DM/qm (NBL)Wohnfläche bei Wohngebäu-den, die vor dem 1.1.1949errichtet wurden

Für die ersten 10 Jahre derLaufzeit wird der Zinssatzfestgeschrieben. Bei längerenLaufzeiten wird der Zinssatzab dem 11. Jahr an das dannaktuelle Zinsniveau angepaßt.Der aktuelle Zinssatz (StandAugust 1998) beläuft sich aufnominal 4,25 % p. a. und ef-fektiv auf 4,32 % p. a.

Die ersten 5 Jahre sind til-gungsfrei. Die Tilgung erfolgtin konstanten halbjährlichenRaten linear. Der Kredit kannjederzeit ohne zusätzliche Ko-sten zurückgezahlt werden.

Banken und Sparkassen

Vorher …

FÖRDERUNGUND BERATUNGFÖRDERPROGRAMME

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BERATUNGSSTELLEN

Amt für Stadtsanierung undWohnungsbauförderung:Prager Straße 26, Sektion D,04109 Leipzig, Tel. (0341) 1 23 54 10Beratung zu den Planungen inSanierungsgebieten und Unter-stützung durch Beraterarchitekten.

PilotprojektBehutsame StadterneuerungNikolaistraße 27/2904109 LeipzigTel. (0341) 14 08 90Koordinierung der FachberaterWohnumfeldgestaltung

Amt für UmweltschutzNonnenstraße 5c, 04229 LeipzigTel. (0341) 1 23 34 07Beratung zu bautechnischemArtenschutz (Nisthilfen)

GrünflächenamtNonnenstraße 5c, 04229 LeipzigTel. (0341) 1 23 61 46Beratung zu Aktivitätendes Grünflächenamtes.

Referat DenkmalschutzMartin-Luther-Ring 4–604109 LeipzigTel. (0341) 123 50 01Denkmalpflegerische Beratung;denkmalschutzrechtlicheGenehmigungen

TiefbauamtPrager Straße 20–28, Sektion B04103 LeipzigTel. (0341) 1 23 76 48Antragstellung zur Fassaden-begrünung im Straßenraum

ÖKOLÖWE –Umweltbund Leipzig e. V.Haus der Demokratie, Bernhard-Göring-Straße 152, 04277 LeipzigTel. (0341) 30 65 180Projekt „Stadtgarten Connewitz“Kohrener Straße, 04277 LeipzigTel. (0341) 30 65 14Öffentlicher Modell-, Beratungs-,und Erholungsgarten;Beratung zur ökologischenWohnumfeldgestaltung;Beratung zur Bauwerksbegrünung;Mieter-Selbsthilfeberatung

Amt für Stadtsanierung und WohnungsbauförderungDie Erhöhung des Grün- und Freiflächenanteils in den dichtbebauten Gründerzeit-quartieren ist eine Schwerpunktaufgabe der Stadterneuerung in Leipzig. Vor allemin den privaten Innenhöfen kommt der Verbesserung der Erholungsfunktion einebesondere Bedeutung zu, da eine ausreichende Versorgung mit wohnungsnahenöffentlichen Grünflächen auch zukünftig nicht gewährleistet werden kann. DasASW fördert in den 13 Sanierungsgebieten der Stadt Leipzig (ca. ein Fünftel derGründerzeitquartiere) den Abbruch von Neben- und Hintergebäuden und dieEntsiegelung von grundstücksbezogenen Freiflächen. Es handelt sich dabei umeinen nichtrückzahlbaren Zuschuß aus dem von Bund, Land und Kommune ge-tragenen Programm „Städtebauliche Erneuerung“, der bis zu 100% der Kostenausmachen kann. Diese Förderung ist an die vertraglich fixierte Bedingung ge-knüpft, daß die entsiegelten Flächen begrünt und als Aufenthaltsbereiche für dieHausbewohner gestaltet werden. Bei Beantragung der Fördermittel ist ein qua-lifizierter Freiflächenplan mit einzureichen. Vom ASW ist zudem eine Förderungvon Maßnahmen zur Wiederherstellung der für Leipzig typischen Vorgärten ge-plant. Die zuständigen Ansprechpartner des ASW sind über die Telefonnummer(0341) 1 23 54 10 erreichbar.

GrünflächenamtDas Grünflächenamt der Stadt Leipzig steht beratend zur Seite, wenn es darumgeht, den Hinterhof oder Vorgarten zu gestalten und zu bepflanzen sowieFassaden und Dächer zu begrünen. Hierzu zählen u. a. Hilfestellung bei der Raum-und Nutzungsaufteilung, Tips bei der Auswahl geeigneter Pflanzen und Materia-lien sowie zur Pflege und Erhaltung bestehender Pflanzen, Informationen zurBaumschutzsatzung, Vorgartensatzung und anderen Bestimmungen. Auch dieBesichtigung von beispielhaft gestalteten Höfen und Vorgärten wird vermittelt.Zur Anregung und Unterstützung von Aktivitäten zur Wohnumfeldverbesserungführt das Grünflächenamt von Zeit zu Zeit thematische Aktionen durch. Dazugehören der stadtweite Ideen- und Gestaltungswettbewerb „Aktion Steinbrech“zur Hofgestaltung, die „Aktion Klettermax“ zur Förderung von Fassadenbegrünungsowie die Spenden- und Pflanzaktion „Für eine baumstarke Stadt“, mit der diePflanzung zusätzlicher Bäume an Straßen und Plätzen, in Parks und Grünanlagenermöglicht wird. Weitergehende Informationen erhalten Sie beim Grünflächenamtder Stadt Leipzig unter der Telefonnummer (0341) 1 23 61 46.

FÖRDERUNGUND BERATUNGDURCH DIE STADT LEIPZIG

Nachher: vom Grünflächenamt geförderte Hofumgestaltung

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LITERATURHINWEISE

ALLGEMEINESKilpper, G., u. a.: Wohnumfeldverbesserung.

Bauverlag, Wiesbaden und Berlin (1985)

VORGÄRTENAllgemeine Bauordnung der Stadt Leipzig

(1883)Böttner, J.: Balkongärtnerei und Vorgärten.

Frankfurt/Oder (1922)Niemeyer-Lüllwitz, A./Hoff, M.: Das Garten-

buch für Städter. Augsburg (1994)

HÖFE UND BLOCKINNENBEREICHEEhmke, Franz: Schatten im Garten. Verlag

Eugen Ulmer, Stuttgart (1989)Howcroft, Heidi: Pflaster für Garten, Hof und

Plätze. Verlag Georg Callwey, München(1994)

Ludwig, Karl: Wohnhöfe – Hofräume. VerlagGeorg Callwey, München (1987)

Niemeier-Lüllwitz / Hoff: Das Gartenbuch fürStädter. Naturbuch Verlag, Augsburg (1994)

Pardatscher, Günter: Hecken im Garten. Ver-lag Eugen Ulmer, Stuttgart (1988)

Witt, Reinhard: Wildsträucher in Natur undGarten. Verlag Franckh-Kosmos, Stuttgart(1993)

Witt, Reinhard: Wildpflanzen für jeden Garten.BLV-Verlag, München, Wien, Zürich (1995)

BAUWERKSBEGRÜNUNGBaumann, R.: Begrünte Architektur. 2. Aufl.,

München (1985)Forschungsgesellschaft Landschaftsentwick-

lung, Landschaftsbau (FLL) e. V.: Richtliniefür die Planung, Ausführung und Pflege vonFassadenbegrünung mit Kletterpflanzen.Troisdorf (1995)

Köhler, M.: Fassaden- und Dachbegrünung.Stuttgart (1993)

Krupka, B.: Dachbegrünung. Stuttgart (1992)Menzel, Peter und Ilse: Das Kletterpflanzen-

buch. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart (1988)

Das System der Behutsamen Stadt-erneuerung mit den Beratungsleistun-gen für Leipziger Bauherren und Alt-baueigentümer hat sich bewährt undwird ständig den sich veränderndenRahmenbedingungen angepaßt:❚ Neue, auf die spezifische finanzielle

Situation der Betroffenen zugeschnit-tene Beratungskonzepte ermög-lichen es diesen, ihre Gebäude zusanieren oder zu sichern.

❚ Die Nutzung der finanziellen Eigen-leistungspotentiale der Mieter hilftSanierungsvorhaben zu realisieren.

❚ Die Gestaltung der Gärten und Höfeleistet einen wichtigen Beitrag zurAufwertung von Einzelobjekten undganzen Stadtvierteln.

Die Beratung durch ein interdisziplinä-res Team von Architekten, Landschafts-planern, Wirtschafts- und Mieterbe-ratern erfolgt je nach Problemstellungin unterschiedlicher Intensität und istfür den Nachfrager kostenlos. DasBeratungsspektrum reicht von der ein-stündigen Orientierungsberatung (Auf-klärung über das Beratungsangebot)über die fünfstündige Grundberatung(Objektbesichtigung und erste Lö-sungsansätze) bis hin zur 25stündigenIntensivberatung (detaillierte Lösungs-ansätze, z. B. Baukostenermittlung,skizzenhafte Grundrißlösungen).

DAS BERATUNGSANGEBOT DERSTADT LEIPZIG FÜR HAUSEIGEN-TÜMER UND BAUHERREN

Das Beratungsangebot umfaßt nebender Instandsetzung und Modernisie-rung, der Bauzustandserfassung und-beurteilung, der Finanzierbarkeit undWirtschaftlichkeitsberechnung, denvertraglichen Regelungen und Geneh-migungsschritten, der Gebäudesiche-rung und Mietermitwirkung auch diequalifizierte Beratung durch Land-schaftsarchitekten zu Themen derVorgartengestaltung und Hofbegrü-nung.Hierbei klärt der Fachberater nachBedarf die interessierten Eigentümeroder Mieter auf über:❚ Genehmigungsschritte und vertrag-

liche Regelungen ,❚ entwickelt Gestaltungsvorschläge

zur Verbesserung der Attraktivitätdes gebäudenahen Wohnumfelds,

❚ kalkuliert den finanziellen Gesamt-aufwand,

❚ prüft mögliche Eigenleistungen und❚ berät bei der Mobilisierung interes-

sierter Mieter für die aktive Mitwir-kung bei der Wohnumfeldgestal-tung.

Weitergehende Informationen erhal-ten Sie beim Pilotprojekt BehutsameStadterneuerung der Stadt Leipzigunter der Tel.-Nr. (0341) 1 40 8 90 oder1 40 89 23 (Frau Merrem).

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PFLANZLISTE FÜR VORGÄRTEN GRÜNDERZEITLICHER GEBÄUDE

Pflanze lat. Bezeichnung Wuchshöhe Standort gründerzeit heimisch Bemerkung(in m) so* scha* typisch

BäumeBergahorn Acer pseudoplatanus 20–35 X X X dichtkronig

raschwüchsigSäulenförmiger Spitzahorn Acer platanoides „Olmsted“ 8–15 X schmalkronigFeldahorn Acer campestre 8–15 X X X kleinkronig

schnittverträgl.Roßkastanie Aesculus hippocastanum 25–30 X X X X dichtkronigLinde Tilia spec. 25–30 X X X dichtkronigEsche Fraxinus excelsior 25–30 X X X lichte KroneSäulenhainbuche Carpinus betulus „Fastigiata“ 15–20 X X schmalkronigKugelrobinie Robinia pseudoacacia bis 6 X X kleinkronig

„Umbraculifera“Rotdorn Crataegus laevigata 5–7 X X X kleinkronigMagnolie Magnolia spec. 2–8 X X kleinkronig

Blütenpracht

hohe SträucherFelsenbirne Amelanchier canadensis 4–8 X X orangerote

HerbstfärbungHasel Corylus avellana 2–7 X X X frühblühendKornelkirsche Cornus mas 2–6 X X X frühblühendZaubernuß Hamamelis mollis 2–4 X frühblühend

duftendFlieder Syringia vulgaris 1–7 X X Blütenpracht

mittlere und niedrige SträucherRhododendron Rhododendron spec. 1–3 X X X BlütenprachtForsythie Forsythia x intermedia 2–3 X X BlütenprachtFalscher Jasmin Philadelphus virginalis 2–3 X X X BlütenprachtGemeiner Schneeball Viburnum opulus 1–2 X X BlütenprachtWildrosen Rosa spec. 1–3 X X X BlütenprachtHortensie Hydrangea macrophylla 0,5 –1,5 X X X Blütenpracht

SchnittheckenLiguster Ligustrum vulgare 1–3 X X X XHainbuche Carpinus betulus 1–8 X X XEibe Taxus spec. 1–5 X X X

niedrige EinfassungenBuchsbaum Buxus spec. 0,50–1,00 X X X XImmergrün Vinca major, V. minor 0,20–0,30 XEfeu Hedera helix 0,10–0,20 X X XGrasnelke Armeria maritima 0,10–0,50 X X XSteinbrech Saxifraga spec. 0,05–0,50 X X X

StaudenRittersporn Delphinium–Hybriden 1,20–1,80 X XSonnenhut Rudbeckia spec. 0,70–1,50 X XLilien Lilium spec. 0,60–1,10 X XFingerhut Digitalis spec. 0,30–1,50 X X XAkelei Aquilegia spec. 0,30–0,80 X X XFunkien Hosta spec. 0,40–0,60 X XGlockenblumen Campanula spec. 0,15–0,70 X X XYsop Hyssopus officinalis 0.50–0,60 XMargeritte Chrysanthemum leucanthemum 0.50–0,60 X XMalve Malva spec. 0,50–0,60 X XEhrenpreis Veronica spicata ssp. incana 0,30–0,60 XIris Iris spec. 0,20–1,00 X XPhlox Phlox spec. u. Sorten 0,70–1,00 X XLavendel Lavandula spec. 0,30–0,50 XFrauenmantel Alchemilla mollis 0,30–0,60 X XWaldmeister Galium odoratum 0,30–0,45 X X BodendeckerHabichtskraut Hieracium aurantiacum 0,05–0,35 X X BodendeckerSchleifenblume Iberis saxatilis 0,10 X

Sommerblumen versch. ein- u. zweijähr.Sonnenblume Helianthus annuus 0,30–1,50 X einjährigGoldlack Cheiranthus cheiri 0,15–0,50 X zweijährigVergißmeinnicht Myosotis spec. 0,15–0,30 X zweijährig

Farne versch. 0,30–0,80 X X X

Kletterpflanzen

Wilder Wein Parthenocissus tricuspidata 10–15 X X SelbstklimmerEfeu Hedera helix bis 30 X X X SelbstklimmerBlauregen Wisteria floribunda bis 10 X X KletterhilfePfeifenwinde Aristolochia macrophylla bis 10 X X KletterhilfeGeißblattgewächse Lonicera spec. 3–6 X X X KletterhilfeWaldreben Clematis spec. 3–10 X X Kletterhilfe

*so = Pflanze bevorzugt sonnigen Standort; scha = Pflanze bevorzugt schattigen Standort

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PREISÜBERSICHT ZU NOTWENDIGEN ARBEITEN IN VORGARTEN UND HOF:

Die folgenden Preise sind Richtwerte für den Fall, daß die Abbruch- und Bauleistungen durch eine vor Ort ansässige Fachfirmaerbracht werden. Im Einzelfall können die Baupreise jedoch erheblich von den angegebenen Werten abweichen, da eine Vielzahlvon Faktoren und Nebenbedingungen für die Preisbildung entscheidend ist. So ist beispielweise die Zugänglichkeit des Hofesausschlaggebend für den Aufwand (z.B. Zulieferung über eine Hofeinfahrt oder Transport per Hand über die Haustreppe). Ebensowesentlich ist der Qualitätsanspruch des Bauherrn (Bäume sind klein pflanzbar und kosten dann ca. 150 DM, sie können aberauch im Wert von 5000 DM geliefert werden.) Die aufgelisteten Preise sind jeweils Komplettpreise inclusive notwendiger Neben-arbeiten, der Materiallieferung usw. (Bruttopreise, incl. Mwst.)

KostenbeispieleABBRUCH UND GELÄNDEREGULIERUNG Einheit Preis in DMAbbruch Klinkerpflaster (ca. 50% zur Wiederverwendung) m2 17,00Abbruch Untergrund des Weges (max. 30 cm ab Oberkante Belag) m2 20,00Abbruch des Untergrundes bis ca. 10 cm für zukünftige Vegetationsflächen m2 9,00Auskoffern Kiesstreifen entlang der Hausfassade lfdm 50,00Auskoffern Unterbau für neuen Weg (bei Rasenflächen bis ca. 25 cm tief) m2 14,00Abfuhr des Aushubs bzw. überschüssigen Materials m3 64,00Lockern von Pflanzflächen bis 30 cm Tiefe; große Steine und Unkraut entfernen m2 4,00Lieferung von humosem Oberboden m3 61,00Oberbodenauftrag auf vorgesehene Pflanzflächen von ca. 10 cm Dicke m2 10,00Abbruch Lattenzaun lfdm 17,00

WEGEBAUARBEITEN(einschließlich darunterliegender Tragschichten aus Kiessand oder Schotter) Einheit Preis in DMKlinkerpflaster (aus vorhandenen Steinen) m2 54,00Klinkerpflaster (aus neuen Steinen) m2 128,00Lieferung von Klinkersteinen (ohne Einbau) m2 80,00Klinkerkante halbsteinig versetzt in Betonbettung (aus vorhandenen Steinen) lfdm 34,00Klinker Trittpfad (aus vorhandenen Steinen) m2 48,00Betonrechteckpflaster m2 69,00Wegeeinfassung als Reihe aus flachliegenden Betonrechtecksteinen lfdm 33,00Schnitt von Pflastersteinen in den Randbereichen lfdm 18,00Einbau Kiesstreifen einschließlich Rasenkantenstein lfdm 30,00

AUSSTATTUNGSELEMENTE Einheit Preis in DMBänke für dauerhafte Aufstellung im Freien Stk ab 690,00Sichtschutzwand aus Holz, komplett, mit aufgesetzter Rankpergola lfdm ab 550,00Kompostanlage aus 4 Holz-Fertigteilen pausch 260,00Rankseilsystem aus Edelstahlseilen, Länge 8 m Stk 400,00Maschendrahtzaun incl. Zaunsäulen einbauen lfdm 76,00Fahrradbügel, feuerverzinkt Stk 150,00Müllschrank für 1,1 m3 Tonne Stk 2300,00

PFLANZARBEITEN Einheit Preis in DMLieferung von Sträuchern und Kletterpflanzen Stk 10,00Sträucher in vorbereitete Pflanzfläche pflanzen Stk 3,00Lieferung von Stauden Stk 6,00Stauden in vorbereitete Pflanzfläche pflanzen Stk 2,00Baumgrube 1 x 1 x 1m ausheben Stk 70,00Liefern und Pflanzen von Bäumen, mit zwei Baumpfählen sichern Stk ab 350,00Mulch liefern (aus Holz- oder Rindensubstrat) m3 65,00Mulchen der Pflanzfläche zum Schutz gegen Verunkrautung m2 4,00vorhandene Rasenflächen aufarbeiten m2 4,00Rasen ansäen m2 3,00Rasen fertigstellen (4 x mähen) m2 4,00

DACHBEGRÜNUNG Extensivbegrünung von Flachdächern(analog der Detailzeichnung in der Broschüre) Einheit Preis in DMGleit- und Trennschicht aus PE-Vlies m2 7,00Kantholz-Bohle zur Sicherung des Randes setzen m 58,00Wurzelschutzbahn m2 42,00Gleit- und Trennschicht m2 12,00Dachgartenerde (Lava-Bims-Kompost-Gemisch) m3 174,00Bepflanzung und Anssat, einschließlich Lieferung m2 29,00