42

Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel
Page 2: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Politik für eine nachhaltigere Ernährung

Britta RennerGesundheitspsychol.Uni Konstanz

Lieske Voget-KleschinUmweltethikerinUni Kiel

Ulrike Arens-AzevedoErnährungswiss.HAW Hamburg

Alfons BalmannAgrarökonom, UniHalle-WittenbergIAMO

Hans Konrad BiesalskiErnährungsmed.Uni Hohenheim

Achim SpillerAgrarökonomUni Göttingen

Regina BirnerAgrarökonominUni Hohenheim

Wolfgang BokelmannGartenbauwiss.HU Berlin

Olaf Christen †Pflanzenbauwiss.Uni Halle-Wittenberg

Matthias GaulyNutztierwiss.Uni Bozen

Harald GretheAgrarökonomHU Berlin

Uwe Latacz-LohmannAgrarökonomUni Kiel

José MartínezRechtswiss.Uni Göttingen

Hiltrud NiebergAgrarökonominThünen-Institut

Monika PischetsriederLebensmittelwiss.Uni Erlangen-Nürnberg

Friedhelm TaubePflanzenbauwiss.Uni Kiel

Peter WeingartenAgrarökonomThünen-Institut

Matin QaimAgrarökonomUni Göttingen

Eine interdisziplinäre Perspektive

Julia C. SchmidWiss. Mitarbeiterindes WBAE, HU Berlin

Page 3: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 2Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Wir stehen vor großen Herausforderungen: Die „big four“ einernachhaltigeren Ernährung

• Wir essen im Durchschnitt inD zu viel und zu wenigabwechslungsreich

• > 50% der Erwachsenenübergewichtig

• Ernährungsarmut auch in D

• Zentrale Umwelt- undKlimaschutzziele werdennicht erreicht• Nationale Ziele• Internationale Ziele

• Große Teile derNutztierhaltung in Dnicht konform mitgesellschaftlichen Ansprüchen

NACHHALTIGEREERNÄHRUNG

• Soziale Bedingungenentlang WSK häufigproblematisch

Page 4: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 3Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Um diesen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu begegnen, benötigenwir mehr konsumseitige Steuerungsimpulse, und zwar deutlicheingriffstiefer als bisher!• ergänzend zu bisher vorwiegend angebotsseitigen Maßnahmen

• Zentrale Grundlagen dieser Einschätzung, die wir heute mit Ihnendiskutieren wollen:• Ernährungsumgebungen sind wichtig und wir sollten sie „fair“ gestalten…

• als Gesellschaft gemeinsam

• Unter bestimmten Bedingungen darf der Staat das; es ist seine Aufgabe

Zentrale Botschaft des Gutachtens

Page 5: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 4Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Programm

Programmteil 1• Warum wir essen, was wir essen: Zur Notwendigkeit, faire

Ernährungsumgebungen zu gestalten I Britta Renner (5 Minuten)

• Darf der Staat das? I Achim Spiller & José Martínez (10 Minuten)

• Diskussion (15 Minuten)

Programmteil 2: Ausgewählte EmpfehlungenProgrammteil 3: Abschlussdiskussion

Technische Hinweise

Page 6: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Zur Multifunktionalität unseres Ernährungsverhaltens und derNotwendigkeit, faire Ernährungsumgebungen zu gestalten

Warum wir essen, was wir essen

Prof. Dr. Britta Renner

Universität Konstanz

Page 7: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 6Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Das Ernährungsverhalten ist nicht nurdas Ergebnis von bewussten undreflektierten Entscheidungen

• Interesse und Motivation „hoch“

• Aber: ca. 200 Entscheidungen pro Tag(was, wie viel, wann, wo, mit wem?)

• Entscheidungen werden auch im„Auto-Pilot“, d.h. habituell undunbewusst getroffen

• Ernährungsumgebung entscheidend

Ausgangspunkt

0

25

50

75

100

01.01.2004 01.01.2008 01.01.2012 01.01.2016

Belie

bthe

it in

%

Zeitlicher Verlauf der relativen Beliebtheit von Google-Anfragen zumThema „Gewichtsreduktion“, 2004 - 2019 in Deutschland

Page 8: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 7Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Alle Umweltfaktoren, die über den gesamten Verhaltensprozess unserErnährungsverhalten beeinflussen

Ernährungsumgebung

Was wirsehen

Was für unszugänglich

ist

Was wirwählen

Was wiressen

Page 9: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 8Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Die weitreichenden Einflüsse der Ernährungsumgebung sind Verbraucher*innen,aber auch politischen Entscheidungsträger*innen häufig nicht bewusst.

• Zumeist wird nur auf die Konsumphase und auf eine einzelneEssensentscheidung fokussiert.

• Gesamte Ernährungsumgebung muss in den Blick genommen werden – von derExposition bis zum Konsum.

Zentral: Faire Ernährungsumgebungen gestalten!1. Die auf uns abgestimmt sind &2. uns mehr und leichtere Wahlmöglichkeiten

für eine nachhaltigere Ernährung bieten.

Fazit: Ernährungsumgebung

Page 10: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Zur Legitimation einer aktiven politischen Gestaltung unsererErnährungsumgebungen

Darf der Staat das?

Prof. Dr. Achim Spiller und Prof. Dr. José Martínez

Beide Universität Göttingen

Page 11: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 10Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Sehr ausgeprägte Individualisierungder Ernährungs-Verantwortung inDeutschland• Hintergrund: “Bismarckian welfare state

regime“

• Aber: Ernährungspolitische Kultur inDeutschland verändert sich langsam

Ausgangspunkt

...

Page 12: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 11Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Argumentationslinie:• Politik darf in die Freiheit Einzelner eingreifen, um andere vor Schaden zu

bewahren• Die Perspektive der politischen Philosophie• Die Perspektive der Ökonomie• Die Perspektive des Rechts

Darf der Staat das?

Page 13: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 12Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Art. 2 Abs. 1 GG: Recht auf SelbstschädigungVoraussetzung: freie Willensentschließung aufgrundausreichender Informationsgrundlage

Art. 2 Abs. 2 GG: Schutzpflicht des Staates zugunstendes Lebens und GesundheitSchütz öffentlicher Interessen: Gesundheits-/Verbraucher-/Umwelt-/Tierschutz

§§§§ Darf der Staat das? – Rechtliche Perspektive §§§§

Im privaten Sektor (beiMarktversagen)• Regulierungspflicht des

Staates zur Gewährleistungeiner fairen Ernährungs-umgebung

Im öffentlichen Sektor (immer)• Pflicht zur Schaffung einer

fairen Ernährungsumgebung

Grenze: Verhältnismäßigkeit (Geeignetheit, Erforderlichkeit und Angemessenheit derMaßnahme zur Erreichung des Zwecks)

Page 14: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 13Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

§§§§ Darf der Staat das? – Rechtliche Perspektive §§§§

• Selbstregulierung• Verwaltungsvollzug• Gesetzgebungskompetenzen• Finanzierungsverantwortung

• KonkurrierendeGesetzgebungszuständigkeit

• begrenzteFinanzierungsmöglichkeiten

• Binnenmarkt• GAP Marktorganisation• Wettbewerb

EU Bund

PrivaterSektorLänder

Page 15: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 14Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Argumentationslinie:• Politik darf also in die Freiheit Einzelner eingreifen, um andere vor

Schaden zu bewahren• Außerdem….

• Zur Notwendigkeit nachfrageseitiger Instrumente• Grenzen der Konsumentensouveränität – oder: Warum wir uns als

Konsument*innen bisweilen vor uns selber schützen sollten• Konsumbeeinflussung durch andere Akteure: Zur Begrenzung des Marketingeinflusses• Steigende Akzeptanz ernährungspolitischer Eingriffe in der Bevölkerung

Darf der Staat das?

Page 16: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 15Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Referenzrahmen besteht nicht in einereingriffsfreien Situation, sondern inErnährungsumgebungen, die durcheine Vielzahl von prägenden Eingriffengekennzeichnet sind.

• „Freie” Ernährungsentscheidungen sindin diesem Sinne eine Illusion.

Fazit

Page 17: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 16Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

Page 18: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 17Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Programmteil 2: Empfehlungen (40 Minuten)

• Empfehlung: Systemwechsel in der Kita- undSchulverpflegung herbeiführen• Ulrike Arens-Azevedo + 8 Min. Diskussion

• Empfehlung: Landbausysteme weiterentwickeln– „Öko und mehr“• Friedhelm Taube + 8 Min. Diskussion

• Empfehlung: Verlässliche Informationenbereitstellen – Label und Digitale Ecosystems• Achim Spiller, Regina Birner, Britta Renner +

8 Min. Diskussion

Page 19: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Den Systemwechsel wagen! Beitragsfreie Kita- und SchulverpflegungKita- und Schulverpflegung als zentrales Handlungsfeld

Prof. Ulrike Arens-Azevedo

Page 20: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 19Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Ausgangslage – Große Reichweite, große Vielfalt

• In Kitas: 3,3 Mio. Kinder im Alter von 0 - 7Jahrenà 2,4 Mio. essen zu Mittag

• In allgemeinbildenden Schulen: 8,7 Mio. (davonin Ganztagsschulen*: 3,3 Mio.)

• Teilnahme am Mittagessen• in Grundschulen 50 %• ab der 5. Klasse 30 %

• Große Vielfalt hinsichtlich Zuständigkeiten,Organisation, Angebot und Preisen sowieQualitätssicherung

*Nur in Ganztagsschulen muss ein Mittagessen angeboten werden

Page 21: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 20Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung – Qualitativ hochwertig

Kitas und Schulen sind zentrale Orte des Lernens und der sozialenIntegration. Um eine qualitativ hochwertige Verpflegungsicherzustellen, sind klare Steuerungsimpulse notwendig!

1. Steuerung des „Was“§ Durch verbindliche und flächendeckende

Einführung der DGE-Qualitätsstandards

2. Steuerung des „Wie“§ Durch Schaffung fairer Ernährungsumgebungen

Page 22: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 21Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung – Warum?

§ Alle Kinder profitieren! Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit werdendauerhaft gestärkt, Ernährungsverhalten entsprechend geprägt

§ Der beitragsfreie Zugang für Alle gewährleistet Chancengleichheit(gesundheitlich und sozial), Ernährungsarmut kann abgefedert werden

§ Mit einer Beitragsfreiheit entfallen Diskriminierung und Stigmatisierung,dies fördert den sozialen Zusammenhalt

§ Beitragsfreiheit bringt einen Anstieg in der Nutzung, Kosten je Mahlzeitwürden fallen, Skaleneffekte bei der Beschaffung könnten genutzt werden

Page 23: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 22Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Fazit

§ Das pädagogische Gesamtkonzept von Kitaund Schule muss die Verpflegung integrieren– Voraussetzung für Ernährungsbildung undAkzeptanz

§ Kinderrestaurants und Schulmensen müssenOrte werden, zu denen Kinder undJugendliche gerne hingehen möchten

§ Kita- und Schulverpflegung sind ein Elementgesamtgesellschaftlicher Daseinsvorsorgeund eine Investition in die Zukunft

Page 24: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 23Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

Page 25: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Zur Notwendigkeit ökoeffizienter LandbausystemeÖko und mehr:

Prof. Dr. Friedhelm Taube

Universität Kiel

Page 26: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 25Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Zu hoher Anteil von Nahrungsmittelntierischer Herkunft in der Ernährungverursacht Umweltkosten in derFlächennutzungà 60 % für FutterÜberschreitung der ‚Planetaryboundaries‘

• Kein Umwelt-Nachhaltigkeitsziel derBundesregierung bisher erreicht

• Öko-effiziente Landbausystemenotwendig, Ökolandbau und mehr!

Ausgangspunkt

Page 27: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 26Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Warum Ökolandbau?

Argumentationslinie:• Ökolandbau ‚Benchmark‘ umweltfreundlicher

LandwirtschaftàÖkosystemdienstleistungenArtenvielfalt, Gewässerschutz,Biotopvernetzung

• daher…• Ökolandbau weiter fördern sowohl in der Fläche

bis das 20 % Ziel erreicht ist, als auch• lokal besonders dort, wo lokale Güter geschützt

werden (z.B. Gewässerà ‚rote Gebiete‘ DüV)• aber auch… ‚mehr‘

Page 28: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 27Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Warum ‚mehr‘

Ökolandbau häufig im Vgl. zu konventionellen Systemen mit zu geringerFlächennutzungseffizienz (~ minus 50 %à ‚leakage‘-Effekte); beim Klimaschutz nichtsystematisch überlegenDaher….• ‚Hybridsysteme‘ entwickeln, die über De-Intensivierung

konventioneller Systeme erhöhte Ökoeffizienz sichern und• Systeme über umfassende Nachhaltigkeitsbewertung zertifizieren

• z.B. ‚Gemeinwohlprämie‘ + Klimalabel einführen

Aber auch… ‚mehr‘• Potenziale für technische Lösungen ‚nicht verschenken‘

(Robotik, Sensorik, Genome Editing, …)

Page 29: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 28Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Ökolandbau ist ein Element des nachhaltigeren Konsums, aber nicht daseinzige

• Nachhaltiger Konsum bedingt nachhaltige Landnutzung• Nachhaltige Landnutzung ist durch eine komplementäre Agrar- und

Umweltpolitik in Deutschland und der EU zu gewährleisten• Die ‚Öko und mehr‘ - Empfehlungen des WBAE im Kontext der Ernährung

knüpfen nahtlos an die WBAE-Empfehlungen zum Tierwohl, zumKlimaschutz und zur GAP an

• Deutschland als reiches Land ist in der Verpflichtung, die Umsetzung vonEntwicklungen zu ‚Öko und mehr‘ voranzutreiben

Fazit

Page 30: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 29Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

Page 31: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Verlässliche Wahlmöglichkeiten schaffen und dabei das Potenzial derDigitalisierung nutzen

Labels und Digitale Ecosystems

Prof. Dr. Achim Spiller1, Prof. Dr. Regina Birner2 , Prof. Dr. Britta Renner3

1Universität Göttingen, 2 Universität Hohenheim, 3 Universität Konstanz

Page 32: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 31Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Kennzeichnung wichtig – Orientierung am Produkt• Valide Daten hinter dem Label notwendig• Staat sollte das Instrument nach Auffassung des WBAE ambitionierter nutzen:

• Staatliches Label in den Kernbereichen: Gesundheit, Umwelt- resp. Klimaschutz,Tierschutz

• Verbindlichkeitsgrad erhöhen (auch national mittels Inländerdiskriminierung)• Stärkere graphische Vereinheitlichung („Dachlabelcharakter“)• Stärkere Budgets zur Bekanntmachung

• Zentrale nächste Schritte: Tierwohllabel einführen, Klimalabel entwickeln,Nutri-Score verbindlich machen

Label

Page 33: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 32Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Nachhaltige Ernährung hat eine soziale Dimension!• Schutzperspektive

Soziale Mindeststandards (z.B. Arbeitsschutz, keineZwangsarbeit) entlang der gesamten Wertschöpfungskettesicherstellen• In Deutschland erzeugte Nahrungsmittel:

Sozialgesetzgebung und deren Umsetzungè Handlungsbedarf – Beispiel: geringe

Kontrollintensität in der Schlachtindustrie• Importierte Nahrungsmittel:

Sorgfaltspflicht der Unternehmen – Lieferkettengesetz

Mindeststandards im sozialen Bereich und Fairness-Label

Page 34: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 33Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Gerechtigkeitsperspektive:Handlungsoptionen für Verbraucher*innenschaffen, um soziale Ziele zu verwirklichen, dieüber Mindeststandards hinausgehen• Fairtrade-Label: einziges derzeit allgemein

bekanntes Sozial-Label; Fokus aufEntwicklungsländer und wenige Produkte; positiveEffekte für Kleinbäuer*innen erwiesen

• Weitere Fairness-Label (Bsp. „Faire Milch“) bislangwenig entwickelt (Notwendigkeit, Transparenzund Zuverlässigkeit sicherzustellen)

Mindeststandards im sozialen Bereich und Fairness-Label

https://www.fairtrade-deutschland.de/was-ist-fairtrade/fairtrade-siegel

Page 35: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 34Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Digitalisierung und Apps• Informationen bereitgestellt, wenn benötigt („Just-in-Time“)• Aber: spezifisch & nicht abgestimmt (z.B. „App Dschungel“)

• „Ecosystem“ für nachhaltigere Ernährung entwickeln• Digitales Ecosystem: Digitale Plattform, Vernetzung von Anwendungen & Anbietern

(z.B. Auswahl – Einkauf – Zubereitung)• Daten! Valide, integrierte Open-access-Datenbank schaffen• Bundeslebensmittelschlüssel zum „Bundesnachhaltigkeitsschlüssel“ ausbauen

Digitales Ecosystem nachhaltigere ErnährungKonsum

Zubereitung

Einkauf

Bestellung Lieferung

Auswahl

Page 36: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 35Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

• Staatliches Handeln notwendig, um Label ambitionierter nutzen zukönnen

• Tierwohllabel einführen, Klimalabel entwickeln, Nutri-Score verbindlichmachen

• Weiterentwicklung von Sozial-Labeln notwendig• Wahlmöglichkeiten für Verbraucher*innen schaffen, die soziale Ziele über die

Mindeststandards hinaus verwirklichen wollen• Auch bei den Mindeststandards besteht noch staatlicher Handlungsbedarf

• Label und digitale Ecosystems für nachhaltigere Ernährung entwickeln• Bestandteil einer fairen Ernährungsumgebung: Wahlmöglichkeiten schaffen

Fazit

Page 37: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 36Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

Page 38: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 37Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Abschlussdiskussion

Page 39: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 38Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

Page 40: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 39Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

Page 41: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

08. September 2020 Folie 40Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz

Diskussion

● Nutri-Score, Klima- u. Tierwohllabel als staatliche, mögl. verpflichtende(Dach-) Label einführen

● Mindeststandards im Sozialbereich sicherstellen und Fairness-Labelweiterentwickeln

● An Kinder gerichtete Werbung und Social Influencing stärker regulieren● „Digitales Ecosystem” und „Bundesnachhaltigkeitschlüssel” schaffen

Page 42: Politik für eine nachhaltigere Ernährung...Politik für eine nachhaltigere Ernährung Britta Renner Gesundheitspsychol. Uni Konstanz Lieske Voget-Kleschin Umweltethikerin Uni Kiel

Politik für eine nachhaltigere ErnährungEine Integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faireErnährungsumgebungen gestalten

Diskussion