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EINGEMISCHT MÄRZ 2012 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZUM 9. JUGENDMEDIENWORKSHOP IM DEUTSCHEN BUNDESTAG VOM 25. BIS 30. MÄRZ 2012

politikorange Eingemischt

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Die politikorange zum Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag 2012 zum Thema "Auftrag: Gesellschaft. Zwischen Ehre und Amt - Dein Dienst für die Demokratie?"

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EingEmischt

märz 2012 Unabhängiges Magazin zUM 9. JUgendMedienworkshop iM deUtschen bUndestag voM 25. bis 30. März 2012

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Fotos, Titelfotos (4x) und Rückseite: Anton Knoblach, Montagen:Maximilian Gens, Kind auf Titelseite: John Bauer // www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd)

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Liebe Leserinnen und Leser,

welches Ziel verfolgt das vorliegende Magazin? Worüber schreiben 30 junge Autorinnen und Autoren, wenn sie fünf Tage lang im Rahmen des Jugendmedi-enworkshops im Deutschen Bundestag in der Hauptstadt recherchieren dürfen?Verantwortung lautet die Antwort. Ver-antwortung ist das Schlagwort, dass sich durch das gesamte Heft zieht.Es geht darum Verantwortung für sich selbst, aber vor allem für andere zu übernehmen. Es geht um das Aufstehen, Ausrufen, Anecken, Bewegen, Anpacken und Einmischen. Es geht darum, wel-che Verantwortung der Einzelne für das Leben der Anderen in einer demokrati-schen Gesellschaft trägt.Wie verändert die Aussetzung der all-gemeinen Wehrpflicht und die Einfüh-rung des Bundesfreiwilligendienst das Verständnis von Engagement? Diese und ähnliche Fragen will dieses Magazin stel-len - Antworten und Anregungen geben.Loslesen - und Einmischen.

der HerausgeberJugendpresse Deutschland e.V.

Editorial

E ine düstere Einfahrt im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. In das

kleine Café im Gebäude der Straßenzei-tung „strassenfeger“ führt eine schwere Holztür. Ein halbes dutzend Besucher sitzt im Dunkeln bei Kaffee und Kuchen. Einige unterhalten sich, einer bestellt ein weiteres Stück Kuchen. Im hinteren Teil befindet sich der Redaktionsraum des „strassenfeger“. Der Schreibtisch von Chefredakteur Andreas Düllick steht am Fenster – gerade so, dass genügend Licht einfällt. Durch den Verkauf des „stras-senfegers“ können Bedürftige lernen, mit dem verdienten Geld richtig zu wirtschaf-ten, so Düllick. Außerdem gingen sie „ei-ner selbstbestimmten Arbeit nach, durch die Menschen aus dem sozialen Abseits in die Gesellschaft zurückgeführt wer-den.“ Der „strassenfeger“ sei daher eine

„soziale Straßenzeitung“, erklärt Düllick in Hinblick auf die Angebote, die der

„strassenfeger“-Verein für Bedürftige wei-ter anbietet, denn neben der Möglichkeit, den „strassenfeger“ zu verkaufen, bietet der Verein weitere Hilfen an: Die Not-unterkunft mit 17 Schlafmöglichkeiten sowie ein kleines Kaufhaus. „Unser Café gehört auch dazu“, so Düllick.

Ein schritt zurück ins lEbEn

Alle drei Tage kommt auch Franz* ins Café. Hier holt er sich einen wasserkisten-hohen Stapel Zeitungen, die er in seiner Umhängetasche verstaut. Der Wohnungs-lose verkauft seit zehn Jahren den „stras-

senfeger“ in der Berliner Friedrichstraße. Direkt an einer lärmenden Kreuzung sitzt der Anfang 57-jährige auf einem Barho-cker. Neben ihm liegt eine tiefblaue Krü-cke – sein Körper ist vom Leben auf der Straße gezeichnet. Dennoch strahlen sei-ne Augen Optimismus aus.

Viele Menschen hasten an ihm vor-bei. Es wirkt fast so, als würde der Mann auf seinem Hocker unter dem Lärm des Verkehrs untergehen. Gleich einem Marktschreier hebt er seine Stimme: „Zei-tungen. Kaufen Sie Zeitungen.“ Blicke treffen ihn, fallen jedoch in Sekunden-schnelle wieder zu Boden.

Vor zwölf Jahren wurde er arbeitslos, verlor seine Wohnung und seinen Mut. In sein altes Leben fand er nicht mehr zurück. Seinen Platz in der Gesellschaft wollte er dennoch nicht aufgeben. „Der

„strassenfeger“ ist eine tolle Idee“, sagt Franz überzeugt. „Besonders für Men-schen wie mich.“

Franz wohnt in einem Sozialwohn-heim. „Es wird für mich gekocht und mei-ne Wäsche wird gewaschen.“ Durch den Verkauf der Zeitungen kann er die Miete bezahlen und muss nicht unter einer Brü-cke oder auf einer Parkbank schlafen.

„in bErlin gibt’s absichtlich kEinE zahlEn“

Sein Geld verdient Franz zwar mit dem Verkauf von Obdachlosenzeitungen. Doch aufgrund seiner Sozialwohnung ist er streng genommen ein Wohnungs-loser. Seit der Einführung von Hartz IV

hat sich die Anzahl Bedürftiger erhöht. Genaue Zahlen kann Andreas Düllick je-doch nicht nennen. „In Berlin gibt’s ab-sichtlich keine Zahlen, denn dann müsste die Stadt handeln“, erklärt er resigniert.

„Wir können keine Probleme lösen, de-nen der Staat nachkommen müsste.“ Um wirklich nachhaltig zu helfen, fehlt dem Verein das Geld. Die meisten Obdachlo-sen bräuchten einen Sozialarbeiter, der den vielseitigen Problemen dieser Men-schen auf den Grund gehen kann, so der Chefredakteur. Nichtsdestotrotz sei es illusorisch zu denken, einem Menschen, der ganz unten ist, so einfach zu einem geregelten Leben verhelfen zu können.

„Das alles ist nicht einfach.“ Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten stellen sich die Frage, ob diese Art von Leben einen Menschen wirklich ausfüllen kann. „strassenfeger“-Verkäufer Franz hat darauf eine einfache Antwort:

„Ich bin glücklich.“ * Name geändert

Anja Böll17, OchsenbachJan Walther18, Duisburg

... werden in Zukunft häufiger Obdachlosen-zeitungen kaufen.

inhalt

»begrenzt« ACTA sorgt für große Verbraucherproteste – zurecht? seite 25

»rückständig« Seit der Reform hat sich nichts getan – die Bundes-wehr staubt ein. seite 17

»reingeklickt« Wie erfolgreich sich die Klickgesellschaft enga-giert. seite 04

an sEinEm stammplatz an dEr FriEdrichstrassE – Franz bEi dEr arbEit Foto: Anton Knoblach

Auf den zweiten Blick die StrASSenzeitung “StrASSenfeger” Bietet Bedürftigen die Möglichkeit [...] zu eineM geregelten tAgeSABlAuf, uM in der geSellSchAft wieder einen PlAtz zu finden. die Politik-orAnge-redAkteure AnJA BöLL und JAn WALTheR Begleiteten chefredAkteur AndreAS düllick und “StrASSenfeger”-Verkäufer frAnz einen tAg lAng in ihreM AlltAg.

MAch Mit!LUst aUf JoUrnaLisMUs? ob aLs aUtor, LayoUter, foto-graf oder chefredakteUr – bei poLitikorange kannst aUch dU aktiv werden!

> politikorangE.dE/mitmachEn

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E ine dunkle Halle, Wände aus grau-em Beton. Die Farbe des Bodens ist

nicht zu erkennen. Unzählige farbige Kin-der schlafen hier auf blankem Untergrund, eng aneinander gepresst. Notdürftig tei-len sie sich die wenigen Wolldecken. „We fear that if we sleep at our home, we can be abducted by the rebels“, sagt Jacob, eines der Kinder. Der Student Jason Rus-sell filmt diese bewegenden Szenen im Jahre 2003 in Uganda. Berührt von dem Schicksal der Kinder, will er etwas gegen die gefürchtete Rebellengruppe Lord‘s Re-sistance Army (LRA) tun – insbesondere gegen den Anführer und Warlord Joseph Kony. Er gründet die Organisation Invisi-ble Children. Neun Jahre später stellt Rus-sell das Video Kony 2012 online.

Ein böser Warlord, schwarze hilf-lose Kinder und ein weißer Held – mehr braucht es nicht um die Facebook-Com-munity zu begeistern. Über eine Million Menschen haben das Video „Kony 2012“ von der Organisation Invisible Children geliked und innerhalb von kürzester Zeit verbreitet. Wird Liken in Zukunft zu einer neuen Form des Engagements?

Ein schönEs tattoo

Für Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), reicht der einfache Buttonklick nicht aus. „Die Leute schicken dem Like nichts hinterher“, kritisiert Krüger. Er sieht das Liken als ein „schönes Tattoo“ mit dem sich Internetnutzer profilieren wollen. Um aus dem Klick mehr zu ma-chen, müsse Interaktion und Austausch stattfinden. Dennoch könne Facebook ein Verstärkermedium sein, durch das Diskussionen angestoßen würden. Damit sei es eine Vorstufe zum politischen En-gagement.

Auch Axel Eduard Fischer (CDU), Vor-sitzender der Enquete-Kommission In-ternet und Digitale Gesellschaft, sieht im Internet eine Menge Potenzial für Engagement. „Immer mehr Menschen können sich im Web weltweit zeit- und ortsungebunden für Ideen und Ideale engagieren. Kony 2012 ist ein Beispiel für die Nutzung dieser neuen Möglich-keiten.“ So könne man sich mit ver-gleichsweise geringem Aufwand für eine gute Sache engagieren.

Ob Kony 2012 jedoch eine gute Sache ist, ist fraglich. So groß die Be-geisterung auf Facebook auch war, die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Jason Russell wird vorgeworfen, ober-flächlich zu berichten. Die dargestell-ten Zustände in Uganda sind längst nicht mehr aktuell: Der Bürgerkrieg ist seit sechs Jahren vorbei. Kony befindet sich derzeit vermutlich in der Republik Zentralafrika oder im Kongo. Außerdem stammen die verwendeten Bilder des Videos aus dem Jahr 2003 – die meisten ehemaligen Kindersoldaten sind wieder in ihre Dörfer zurückgekehrt und ha-ben mit den schlimmen Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Das Video erweckt den Eindruck, dass Kony immer noch ugandische Kinder zu seinen Zwecken missbraucht. Die heu-tigen Probleme in Uganda wie HIV und Kinderarmut erwähnt Russell in seinem Video nicht.

Auch die Hilfsorganisation Kin-dernothilfe zweifelt daran, dass ein Video hilft, die aktuellen Probleme zu lösen. „Die ehemaligen Kindersoldaten brauchen nun Perspektiven, Ausbil-dungschancen und Förderung, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können“, sagt die Pressesprecherin der Kindernothilfe Angelika Böhling.

Hinzu komme noch ein anderes Problem: „Es kann für viele betroffene Ugander missverständlich und schmerzhaft sein, dass einem Menschenverächter wie Kony weltweit außerhalb ihres Kontinents auf T-Shirts und Plakaten gehuldigt wird.“ Der Erlös aus dem Verkauf der T-Shirts, Plakate und Armbänder kommt der Orga-nisation Invisible Children zugute.

dEr wEstlichE rEttEr

Genau dieser Umgang mit diesen Einnah-men bietet Angriffsfläche für die Kritiker. Nur ein Drittel der Spenden geht tatsäch-lich an Projekte in Uganda, der Rest wird in Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung und Produktionen investiert. Laut Invisible Children sei dies nötig, um Kony bekannt zu machen.

Auch afrikanische Blogger wie Rose Bell bemängeln das Video: In einem Youtube-Video kritisiert sie die Selbstdarstellung der Filmemacher als westliche Retter eines hilfsbedürftigen Afrikas. Gegen das Klischee, Afrika kön-ne seine Konflikte nicht selbst lösen, wehrt sie sich vehement.

Trotz aller Kritik kann man nicht abstreiten, dass die Kampagne Kony 2012 große Massen erreicht hat. Das Thema Kindersoldaten, das auch in an-deren Teilen Afrikas eine Rolle spielt, ist wieder in den Fokus der virtuellen Gesellschaft gerückt. „Jede Möglichkeit, das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Lebenssituation der Kinder in Ugan-da zu richten, hat auch eine gute Seite: Sie treten aus dem Dunkeln ins helle Licht. Ihr Schicksal wird wahrgenom-men“, sagt Böhling.

Kann ein Like also doch etwas bewegen? Halina Wawzyniak, Politike-rin von der Partei die Linke, sagt dazu:

„Ob ein online verbreitetes Video gesell-schaftlichen Einfluss hat, hängt davon ab, ob eine kritische Masse das Thema aufgreift oder nicht.“ Politiker bewegten sich kaum in sozialen Netzwerken. So-bald auch die alten Medien dieses The-ma aber aufnähmen, könne es natürlich Einfluss haben.

Die USA hat im vergangenen Herbst eine Delegation nach Uganda geschickt, um dort das Militär zu un-terstützen – laut Russell aufgrund der medialen Aufmerksamkeit. In Deutsch-land würde das nicht so einfach gehen:

„In den USA kann der Präsident über spontane Militäreinsätze entscheiden, während in Deutschland zunächst das ganze Parlament konsultiert werden müsste“, sagt Axel Eduard Fischer.

„Es wäre zu schön, wenn sich durch einen Klick die Welt verändern würde“, so Böhling, Pressesprecherin der Kindernothilfe. Engagement zielt jedoch auf Resultate ab. Dazu reicht ein einzelner Like nicht aus. „Deshalb kommt es darauf an, den Sprung aus der virtuellen Welt in die reale Welt zu schaffen.“

i like...?! ein kindSentführer Bringt üBer eine Millionen MenSchen zuM liken – kony 2012 eroBert fAceBook. kAnn ein „gefällt Mir“ wirklich die welt Verändern? eröff-net fAceBook in zukunft ein engAgeMent 2.0? Von ALInA heMM, JAnInA hIRSCh und LAuRA SChIeMAnn

Laura Schiemann20, BerlinJanina Hirsch 17, HohebachAlina Hemm19, Biberach

Austausch der Kulturen: Laura lernte in der Wo-che das Schwäbeln, wäh-rend Alina und Janina Hochdeutsch lernten.

Bild: Marcel Weißfuß

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FruchtFlEisch was macht eine gute gesellschaft aus?

„sElbstbEstimmung“

in dEn lEtztEn wochEn wurdE das VidEo kony 2012 ViElFach gEtEilt und gE-likEd. haltEn siE das Für Ein sinnVollEs EngagEmEnt, odEr bEruhigt likEn nur das gEwissEn?

Bei solchen Aktionen sind die Grenzen zwischen sinnvoll und nicht sinnvoll flie-ßend. Wenn man die Organisation oder das Video liked und teilt, verbreitet man damit Informationen und macht auf das Thema aufmerksam. Durch das „Liken“ einer Facebook-Seite bekommt man re-gelmäßig Updates – lässt sich also infor-mieren. Wenn man aber Tausende von Facebook-Seiten liked, dann bringt das gar nichts, denn man kann nicht jeden Post lesen.

Ich würde Liken auch nicht unbe-dingt als Engagement bezeichnen. Das Engagement über Internet ist erst dann wirklich eine produktive Arbeit, wenn man aktiv etwas für Dritte schafft und nicht nur „Masse“ erzeugt.

mit dEr ziVicloud habEn siE EinE nEuE möglichkEit Für onlinEEngagEmEnt

gEschaFFEn. was möchtEn siE damit bEwirkEn?Im Rahmen des Projektes wird im Inter-net eine Struktur geschaffen, mit der On-line-Engagement in Deutschland vorange-bracht werden soll. Organisationen und Initiativen können Aufgaben einstellen, die Freiwillige von zu Hause oder unter-wegs aus via Internet erledigen können. Eine Aufgabe ist z.B., Graphiken in Worte zu „übersetzen“. So können auch Blinde die Graphiken „sehen“.

wiE kamEn siE auF diE idEE, diEsEs projEkt ins lEbEn zu ruFEn?

Ich habe meine Diplomarbeit zum Thema „Motivationsstrategien zum freiwilligen Online-Engagement“ geschrieben. Dabei ist mir aufgefallen, dass es im deutsch-sprachigen Raum kaum Möglichkeiten zum Online-Engagement gibt. In den USA haben sich internetgestützte Freiwilligen-vermittlungen schon länger etabliert und das ortsunabhängige Engagement gehört zum guten Ton der Freiwilligenarbeit. In-dem ich diese Strukturen auf Deutschland übertragen habe, hoffe ich, dem Online-Engagement hier zu größerer Reichweite zu verhelfen.

und wiE wird das projEkt in dEutschland angEnommEn?

Das Projekt ist auf dem Weg. Idee und Planung sind vollständig. Die Einzelteile müssen nur noch zusammengefügt wer-den. Dafür brauche ich noch Unterstüt-zung, zum Beispiel Programmierer und Programmiererinnen. Für die nächste

Phase lade ich dann alle Interessierten ein, mit dem Online-Engagement zu ex-perimentieren und eigene Erfahrungen zu sammeln. Die helfen dann bei der Weiterentwicklung. Langfristig soll die ZiviCloud kein zeitlich begrenztes Projekt bleiben. Sie muss sich irgendwann selbst tragen und eine verlässliche Einrichtung für das Online-Engagement in Deutsch-land werden. Mein Ziel ist es, neue Wege zum freiwilligen Engagement dauerhaft möglich zu machen.

„engAgeMent iSt nicht nur MASSe erzeugen!“ Sich engAgieren durch liken – dAS iSt uMStritten. Mit der „ziVicloud“ hAt hAnneS Jähnert (29) eine neue forM deS online-engAgeMentS entwickelt. Von ALInA heMM, JAnInA hIRSCh und LAuRA SChIeMAnn

Foto: privathannEs jähnErt Laura Schiemann20, BerlinJanina Hirsch 17, HohebachAlina Hemm19, Biberach

Austausch der Kulturen: Laura lernte in der Wo-che das Schwäbeln, wäh-rend Alina und Janina Hochdeutsch lernten.

patrick döring, 38 jahrE, mdb,Fdp gEnEralsEkrEtär

eIne oFFene GeSeLLSChAFT, dIe AuF dIe ChAnCen und dIe SeLBSTBeSTIM-

MunG deR BüRGeRInnen und BüRGeR SeTzT, IST eIne GuTe GeSeLLSChAFT.

JedeR SoLL SICh In IhR WIedeRFInden und eInBRInGen, nuR dAnn KAnn dIe

deMoKRATIe LeBen.

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andrEEa sirb, 25 jahrEbotschaFtspraktikantin

eIne GuTe GeSeLLSChAFT KüMMeRT SICh uM ARMe, ALTe, KRAnKe und

BehIndeRTe und SoRGT FüR ChAnCen. eS SoLLTe KeIne dISKRIMInIeRunG Ge-Ben. JedeR SoLLTe An IhR TeILhABen, denn WeR eTWAS Von IhR WILL, SoLL

AuCh eTWAS GeBen Können.

„tEilhabE“

stEFan nElz, 41 jahrEangEstElltEr bEi crEditsaFE

WIChTIG SInd oFFenheIT, TRAnSpA-Renz, FAIRneSS, GLeIChBeReChTI-

GunG – dAS FäLLT MIR SponTAn eIn. JedeR SoLLTe SeIne BüRGeRpFLIChTen WAhRnehMen und SChAuen, dASS eR

eTWAS zuRüCKGIBT – IM GeGenSATz zuR MoMenTAnen nehMeRMenTALITäT.

„bürgErpFlichtEn“

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Tag der Ein- und Ausblicke

Deutscher Bundestag

9. September 2012

Tag der Ein- und AusblickeDas Parlament öffnet seine Türen9. September 2012, 9 bis 20 Uhr

www.bundestag.de

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S oziales Engagement immer, poli-tisches Engagement ist so eine Sa-

che“, sagt Thorsten Alsleben. Er ist Haupt-stadtrepräsentant der Kienbaum-Gruppe, Deutschlands führender Personalbera-tung. Bei der Wahl der Engagement-Form empfiehlt er zukunftsorientiertes Denken. Vor allem durch neue Kommunikations-formen wie Facebook gingen keine Infor-mationen mehr verloren. Ausrutscher in der Jugend könnten einen bis ins Berufs-leben hinein verfolgen. Das gelte auch für politisches Engagement.

Früh übt sich

Über Umwege hat Dr. Michael Meister, Mitglied des Deutschen Bundestages, nach Berlin gefunden. Der Weg dahin war nicht steinig, aber von vielen Zufäl-len geprägt. Mit 19 Jahren ließ er sich bei den Kommunalwahlen im südhessischen Bensheim aufstellen – ein reines Bauch-gefühl. Einen Listenplatz bekam er nicht. Erst zwei Jahre später, nach Rücktritt eines Kollegen, kam er zum Zug. Für den Beitritt zur CDU entschloss er sich erst 1991. Da war er schon lange in der Kom-munalpolitik tätig und kein Unbekannter mehr. Seit 18 Jahren ist Meister nun Ab-geordneter im Deutschen Bundestag.

„politik hat am arbEitsplatz nichts VErlorEn!“

Laut Alsleben werden während des poli-tischen Engagements Fähigkeiten erlernt, die im späteren Berufsleben nutzen. Dazu gehören neben Soft-Skills auch politische Spielregeln. Angst vor der Meinung seines Arbeitgebers hat Michael Dieter, Mitglied der Piratenpartei in NRW, nicht: „Politik hat am Arbeitsplatz nichts verloren“, sagt er und zieht damit eine klare Trennlinie zwischen Privat- und Berufsleben. Erst spät entdeckte der Pirat sein Interesse an Parteipolitik. Wahlkampf ist für ihn seit gut zwei Jahren ein Thema.

lEbEns- odEr FirmEnphilo-sophiE?

Arbeitgeber dürfen in Bewerbungsgesprä-chen keine Fragen zur politischen Gesin-nung stellen. Wer im Lebenslauf aber auf sein politisches Engagement hinweist, der muss mit Nachfragen rechnen. Wichtig ist es dann, zu seiner Partei zu stehen und sie nicht zu verleugnen. Für viele Menschen ist politisches Engagement keine Tätigkeit, sondern eine Lebensphilosophie. Inwieweit die dann mit der Firmenphilosophie kolli-diert, muss im Einzelfall geklärt werden.

Es gibt aber auch diejenigen, die ihr po-litisches Engagement zum Beruf machen wollen: Ein großer Teil der Abgeordneten des Bundestages war schon früh in der Jugendgruppe der jeweiligen Partei aktiv. Frühzeitiges parteipolitisches Engage-ment ist ein Weg in die Berufspolitik, aber sicher nicht der einzige.

Wer sich politisch engagieren möch-te, sollte das auch tun. „Aber nicht um der Karriere willen“, betont Meister. Auch Thorsten Alsleben stellt fest: „Politiker sollte nicht der erste Berufswunsch sein.“ Der Umgang mit seinem Engagement zählt.

Lisa Glasner 20, Neckarsteinach

…denkt momentan auch viel über poli-tisches Engagement in ihrem Lebenslauf nach.

ArBeit oder PArteiArBeit? engAgeMent wertet den leBenSlAuf Auf. wie iSt dAS Mit PolitiScheM engAgeMent? MüSSen Sich engAgierte Junge MenSchen Sorgen wegen deS zukünftigen ArBeitgeBerS MAchen? und: iSt AutoMAtiSch JedeS Junge PArtei-Mitglied ein zukünftiger BerufSPolitiker? von Lisa gLasner

Foto: Anton Knoblachso solltE politischEs EngagEmEnt nicht EndEn

A n Wahlsonntagen scheinen die Stra-ßen leerer denn je. Fakt ist, Wählen

ist ein Recht und zugleich eine Bürger-pflicht.

Es erscheint zunächst paradox. Dem Wahlberechtigten wird einerseits genug Verstand attestiert, eine solch wichtige Entscheidung zu treffen, auf der anderen Seite fehlt das Vertrauen, dass dieser sein Recht aus Eigeninitiative heraus wahr-nimmt. Fraglich bleibt, ob Nichtwählen tatsächlich ein politisches Statement ist.

Das Gefühl von Bedeutungslosigkeit in Bezug auf das eigene Stimmgewicht eint die Republik. 60% aller Deutschen glauben, dass ihre Stimme keinerlei Ein-fluss habe. Die Landtagswahlen im Saar-land widerlegen das eindeutig: Bündnis 90/Die Grünen konnten nur knapp mit einem Vorsprung von 122 Stimmen die 5%-Hürde überwinden. Die Stimme be-

einflusst nicht nur die politische Zukunft des Landes, sondern bewertet die ver-gangene Legislaturperiode.

Häufig vermutete Ursachen für sin-kende Wahlbeteiligung sind: mangeln-des Interesse, fehlende Bürgernähe und schlichte Politikverdrossenheit. Zumeist erscheint das komplexe Gebilde ‚Staat‘ dem Wähler als zu abstrakt. Aus Verwir-rung entstehen Ablehnung und Desinte-resse. Das ist ein Paradoxon gegenüber der gesamtgesellschaftlichen Entwick-lung. 2011 wurde doppelt so viel gestreikt wie 2010, mehr als elf Millionen Bundes-bürger engagieren sich in Initiativen. Da-bei zählt dauerhaftes Engagement – nicht nur Partikularinteressen. Überzeugungs-individualisten allein können eine demo-kratische Gesellschaft nicht tragen. Der Bundestag ist ein Parlament für das ganze Volk und offeriert daher nicht Lösungen

für Einzelfälle, sondern gemeingültige Programme. Folglich muss der staatliche Apparat abstrakter sein als die Bürgerbe-wegung von nebenan. Jeder Nichtwähler muss sich vor Augen führen: Er ist den-noch Teil des Wahlergebnisses. Seine ver-schenkte Stimme bringt radikale Parteien in die Parlamente.

ach gott, ach gottchEn!

Debatten im Bundestag bewegen sich auf einem sachlichen, komplexen Niveau. Kein Unterschied zwischen politischen Stammtischen und dem politischen Ber-lin wäre beunruhigender.

Nichtwählen ist Ausdruck eige-ner Faulheit. Bequemlichkeit kann sich eine funktionswillige Demokratie nicht leisten. Eines steht außer Frage: Freiwilliges Engagement ist essentiell

für unsere Zivilgesellschaft. Das stüt-zende Fundament allerdings bilden die Wahlen.

Immanuel Kant nannte die Aufklä-rung den Ausgang des Bürgers aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Wei-ter sinkende Wahlbeteiligungen könnten der Ausgang aus einer lebendigen Demo-kratie sein.

Tabatha Urich17, Hennigsdorf

... wird wie der Herr Bundespräsident Gauck niemals eine Wahl verpassen, nie-mals nie.

wie wär’S Mit wählen? VAriAnten und oPtionen deS ziVilen engAgeMentS Sind Vielfäl-tiger denn Je und Sollten gewürdigt werden. kritiSch wird eS, wenn dABei dAS BASiSeleMent deMokrAtiSchen engAgeMentS in VergeSSenheit gerät. ein koMMentAr von tabatha Urich

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Foto: Anton Knoblach

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FruchtFlEisch was macht eine gute gesellschaft aus?

sarah wagEnknEcht, 42 jahrE, mdb, stV. FraktionsVorsitzEndE diE linkEdIe MenSChen SoLLen In deR GeSeLL-

SChAFT GuT und AuSKöMMLICh LeBen Können, ABeR AuCh GenuG FReIzeIT

hABen. eS SoLL nIChT IMMeR nuR STReSS und SChuFTen heRRSChen.

JedeR MuSS dIe ChAnCe zuR MITGeSTALTunG hABen.

„mitgEstaltEn“

daniEl sippEl, 18 jahrE schülEr

eIne GuTe GeSeLLSChAFT zeIChneT AuS, dASS deR STAAT den ReChTSSTAAT-LIChen RAhMen BeReITSTeLLT und FüR

SICheRheIT und FReIheIT SoRGT. dIe BüRGeR MüSSen SICh AuCh eInBRIn-

Gen. ICh z.B. enGAGIeRe MICh ehRen-AMTLICh ALS oRGAnIST In eIneR KIRChe.

„rEchtsstaat“

philip stEin, 21 jahrEstudEnt

eIne GuTe GeSeLLSChAFT SoLL GuT FüR dIe MenSChen SoRGen, dIeSe SoLLen ReSpeKTIeRT WeRden und

JedeR MuSS ChAnCen, z.B. AuF eIne GuTe AuSBILdunG, hABen. deR STAAT

SoLLTe dIe hAupTVeRAnTWoRTunG TRAGen.

„chancEn“

C hristian Tretbar muss „permanent live“ sein. Er ist Online-Redakteur

beim Tagesspiegel, checkt das Neuste auf Facebook und Twitter. Wenn es sein muss, ist die nächste Geschichte nach zwei Mi-nuten online, auch mitten in der Nacht.

„Das Geschäft ist hektischer als der klas-sische Print-Alltag“, fi ndet er.

Online bedeutet Modernität. Sich präsentieren, ausdrücken, austauschen – ohne großen Zeitaufwand, aber mit Sta-tusmeldung und Profi lbild. Vom Busfahrer bis zum Politiker – die Gesellschaft gerät zunehmend unter Druck, sich an die neu-en Kommunikationsformen im Web 2.0 zu gewöhnen. Jeder schreibt, was und wie viel er will. Das Wort kostet nichts mehr. Frei von journalistischen Vorgaben bloggen, twittern und posten wir täglich, wollen gelesen und verstanden werden.

Wer ausdauernd und geschickt postet, selbst wenn es nur um die näch-

ste Party geht, bekommt Hunderte Likes und letztlich die Aufmerksamkeit. „Das bietet der Leserbrief nicht“, sagt Elisabe-th Hartung, Vorstand der Jugendpresse Deutschland.

Wer braucht da noch ausgebildete Journalisten? „Sie werden mehr denn je gebraucht – sie haben die Zeit und das Können, die Informationsfl ut auseinander zu sortieren“, sagt Eva Haacke, Presse-sprecherin des Bundestages. Sie hat selbst jahrelang als Journalistin gearbeitet.

mEhr als nur konsum – intEraktion ist gEFragt

Im Internet können die Leser nicht nur Medien konsumieren, sondern sie erwar-ten Interaktion mit den Medienmachern. Das bringt neue Anforderungen für die Journalisten. Elisabeth Hartung: „On-line-Auftritte der großen Plattformen ha-

ben nur den Redakteur, der die Kommen-tare checkt und dann antwortet – oder auch nicht. Eine wirkliche Integration fi ndet kaum statt.“ Eva Haacke warnt davor, die Kommentarfunktionen der Online-Nachrichtendienste überzube-werten. „Sie haben eher eine Ventilfunk-tion für den Leser und sind meist nicht repräsentativ.“

Bedeutet dieses „Mitmachen“ schon Basisdemokratie? Die Piratenpar-tei machen es vor. Auch einzelne Mei-nungen mitten aus der Partei werden dank Internet gehört – der gewählte Re-präsentant als Verbindung fällt weg. „Sie erreichen auch Protestwähler, die vor-her Nicht-Wähler waren“, vermutet Eva Haacke.

Kirsten Tackmann (MdB, die Linke) sagt, ihr Facebook-Profi l sei viel persön-licher als die offi zielle Webseite – „dich-ter dran“ und „auf Augenhöhe“. Ende

Januar teilte sie dort einen Link zum Thema Pestizide, 13 Minuten später der erste Kommentar, gut zwei Stunden spä-ter folgte ihre Antwort.

Von bis zu 1500 eingehenden Leser-Kommentaren pro Tag spricht Christian Tretbar, Online-Redakteur beim Tages-spiegel. Auch Tweets seien schon Im-pulse für Artikel gewesen. „Der Online-Journalismus wird in Deutschland noch unterschätzt“ – aber wo sind die Grenzen dieser rasanten Entwicklung?

Ständig unter StroMPolitiker, JournAliSten, und leSer – Sie Alle Stehen unter druck, iMMer online, Ständig erreichBAr zu Sein. dAS weB 2.0 Verändert nicht nur die Art, wie wir PriVAt koMMunizieren, Sondern zunehMend Auch die Politik. von anna-Lena oLtersdorf

inFormation

wEblogs und ihrE bEtrEibEr

der Begriff „Weblog“ setzt sich aus „Web“ („netz“) und „Logbook“ („Logbuch“) zusammen. Blogger verfassen sogenannte “postings” sowohl über private erlebnisse als auch über aktuelle Themen. Leser eines Blogs kön-nen einträge meist kommentieren. Auf die Frage, ob Blogger Journalisten sind, antworten Journalisten oft

„nein, keinesfalls!“ Blogger entgegnen: „nein, danke!“

mEhr als 250 000 bEsuchEr

die bekanntesten Blogs betreiben dabei ausgerechnet Journalisten. den Blog des ehemaligen Bild-Autors Ste-fan niggemeier, stefan-niggemeier.de, besuchen monat-lich mehr als 250 000 Besucher. Sascha Lobo, Autor u.a. für Spiegel online, informiert auf seinem Blog saschalo-bo.com. Weitere beliebte Weblogs sind netzpolitik.org und spreeblick.com.

diE motiVE

Warum bloggen Menschen und verbreiten ihre Meinung im Internet? die Antworten darauf fallen unterschiedlich aus. Manche schreiben, um ihre erlebnisse mitzuteilen. Andere, um eine Alternative zur Medienberichterstattung zu liefern. die Mehrheit der politisch motivierten Blogger verfolgt aber das ziel, Medien zu kritisieren und zu be-einfl ussen.

Anna-Lena Oltersdorf16, Perleberg

… fragt sich, wie lange sie noch an Facebook vorbeikommen wird.

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Foto: Anton Knoblach

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hErr oswald, siE sind schirmhErr dEs 9. jugEndmEdiEnworkshops im dEutschEn bundEstag – EinEs pro-jEkts, das sich in diEsEm jahr mit gEsEllschaFtlichEm EngagEmEnt bE-schäFtigt. wiEso liEgt ihnEn gEradE diEsEs thEma am hErzEn?

Alles, was wir hier tun, richtet sich an die junge Ge-neration. Es ist die Zukunft der jungen Generation von heute. Politik bedeutet immer Entscheidungen der Gegenwart. Aber wir wollen für unser Land und für unsere Gesellschaft eine gute Zukunft. Denn die Jugendlichen von heute sind die Erwachsenen von morgen. Sie sollen hier die bestmöglichen Bedin-gungen vorfi nden.

im aktuEllEn nachrichtEngEschEhEn wird immEr öFtEr gEmEldEt, dass zahlrEichE jugEndlichE in anbE-tracht dEr wirtschaFtlichEn VEr-hältnissE dEsillusioniErt sind. ist das Für siE als wirtschaFts- und FinanzpolitikEr nachVollziEhbar?

Es ist die Aufgabe aller, den jungen Leuten die Äng-ste zu nehmen. Nie zuvor hatten junge Menschen so viele Chancen und Möglichkeiten wie heute. In sehr vielen deutschen Regionen herrscht absolute Vollbe-schäftigung; in meiner Heimatregion werden hände-ringend junge Leute gesucht. Natürlich, die Situation in Deutschland ist nicht einheitlich und daran gilt es zu arbeiten. Unser Ziel muss es sein, wirtschafts-politisch und fi nanzpolitisch stabile Verhältnisse zu schaffen.Noch ist nicht alles erreicht, aber wir haben eine Chancengesellschaft. Das ist für mich das Wichtigste.

wiE könnEn politikEr diE jugEnd-lichEn Für Ein EhrEnamt motiViErEn?

Ich räume ein, dass junge Menschen in ihrem Beruf, in Schule und im Studium sehr stark eingespannt sind. Da bleibt wenig Zeit für Engagement. Doch jede Gemeinschaft ist nur so gut, wie die Menschen bereit sind, sich zu engagieren. Freiheit und Demo-kratie werden nie umsonst zu haben sein und es wer-den sich immer Menschen fi nden, die sich einsetzen. Jeder Jugendliche muss sich fragen, ob seine Inte-ressen bereits vertreten werden. Zumindest wenn das nicht der Fall ist, sollte sich jeder hierfür Zeit nehmen.

in EinigEn tEilEn dEutschlands wird diskutiErt, jugEndlichE bErEits ab 16 jahrEn wählEn zu lassEn. wiE stE-hEn siE zum urnEngang dEr mindEr-jährigEn?

Aufgrund meines politischen Lebens musste ich doch sehen, dass große Unterschiede in der Entwicklung bestehen. Es gibt unglaublich interessierte und en-gagierte Leute im Alter von 16 Jahren. Aber es gibt auch sehr viele, die in diesem Alter noch sehr weit weg sind vom politischen Geschehen. Aus meiner Sicht hat sich das Wahlalter mit 18 Jahren bewährt. Hieran sollte festgehalten werden.

was bEdEutEt dEmokratiE Für siE pErsönlich?

Demokratie ist für mich die großartigste Errungen-schaft, die die Menschheit hat, nämlich die Teilhabe jedes Einzelnen an Staat und Gemeinschaft. Gerade wir als Deutsche, die auch andere Staatsformen er-lebt haben, dürfen mit Stolz sagen: „Wir haben eine Demokratie auf unserem Boden realisiert.“Jede Generation muss sich die Demokratie aber im-mer wieder selbst erarbeiten und weiterentwickeln.

in wElchEm bErEich muss sich unsE-rE staatsForm noch EntwickEln und wandEln?

Die Menschen müssen sich weiter an unserer Demo-kratie beteiligen. Es macht mich traurig, wenn sich an Wahlen nur eine geringe Zahl von Menschen be-teiligt. Man kann nicht auf der einen Seite mehr Demokratie fordern, wenn man sich andererseits an bestehenden Möglichkeiten gar nicht beteiligt.

wiE kann man dEr wachsEndEn po-litikVErdrossEnhEit untEr jugEnd-lichEn EntgEgEnwirkEn?

Ich sehe keine Politikverdrossenheit. Denn wer ver-drossen ist, der geht erst recht wählen. Ich kann nicht sagen, ich bin betroffen, und wenn dann die Wahlmöglichkeit besteht, dann wähle ich gar nicht. Das passt für mich nicht zusammen.

ViElE jugEndlichE dEnkEn abEr, ihrE stimmE sEi nichts wErt und könnE ohnEhin nichts ausrichtEn. was hal-tEn siE daVon?

Schauen Sie sich die Ergebnisse der Landtagswahl im Saarland an. Bei den Grünen haben etwas mehr als hun-dert Stimmen entschieden, ob sie in den Landtag einzie-hen oder nicht. Kein Mensch kann heute sagen, dass es auf seine Stimme nicht ankommt. Wer das sagt, hat das Prinzip der Demokratie nicht verstanden. Zu sagen, je-mand könne nichts erreichen, der aber gleichzeitig noch nie für seine Ziele eingetreten ist, ist der falsche Weg.

wiE kann man im politischEn prozEss Für mEhr transparEnz sorgEn?

Indem man sich politisch selbst einbringt. Wie viele be-teiligen sich an Bürgerversammlungen oder Gemeinde-ratssitzungen? Da gibt es unzählige Möglichkeiten, die zur Partizipation eingerichtet sind. Warum beteiligt man sich nicht? Eine Demokratie hat unheimlich viele Ein-richtungen, man muss sie nur wahrnehmen. Also wer sagt, er habe keine Mitwirkungsmöglichkeit, der hat sich noch nicht auf Staat und Gesellschaft eingelassen. Aber ich sage auch, Demokratie ist anstrengend. Es ist anstrengend, sich eine Meinung zu bilden, diese zu arti-kulieren und schließlich mit einer Mehrheit durchzuset-zen. Aber zu sagen, auf mich kommt es nicht an, das ist genau das Gegenteil. Es kommt auf jeden an.

»FrEihEit und dEmokratiE sind niE umsonst«

Julia Schnatz17, Kassel

... wartet auf den Tag, an dem ein Fremder vor ihrer Tür steht und sagt: „Wir haben 15 gemeinsame Freunde auf Facebook, kann ich reinkommen?“

einSAtz lohnt Sich für Alle BundeStAgSVizePräSident eduArd oSwAld weiSS, dASS Jede geMeinSchAft nur So gut iSt, wie die MenSchen, die Sich engAgieren. die deMokrAtie iSt für den MAnn Mit deM SchwäBiSchen diAlekt die groSSArtigSte errungenSchAft der MenSchheit. VoM wAhlrecht AB 16 JAhren hält er AllerdingS nichtS. von JULia schnatz

zur pErson

Eduard oswaldist 1947 in Augsburg geboren und seit 1966 Mitglied der CSu. Seine ämterliste ist lang, zunächst Abge-ordneter im Bayrischen Landtag ist er zur zeit Vize-präsident des 17. deutschen Bundestages. oswald ist verheiratet und hat zwei Kinder.

\\ 12

M edien haben in der Politik eine spezielle Aufgabe: informieren.

Doch schieben sie viele oftmals in die Schublade der vierten Gewalt im Staat. Welche Macht von den Medien ausgeht, zeigen die Affären zu Guttenberg und Wulff.

Sollten Medien deshalb ihre Rolle in der Demokratie selbstkritisch hinterfra-gen? Schaden sie der Demokratie? Oder kontrollieren sie diese zurecht? Vor allem die Berichterstattung der Boulevardpres-se wirkte für Bürger wie eine Hetzjagd. Doch diese Ansicht ist falsch. Medien ha-ben konkrete und seriöse Quellen. Ohne gute Recherche wären die Affären um Wulff und zu Guttenberg nicht ans Tages-licht gekommen. Und dabei handelte es sich weniger um ein Kavaliersdelikt, son-dern um millionenschwere Korruption und Plagiate. Diese Straftaten werden in der Bundesrepublik mit hohen Haftstra-fen geahndet. Somit wäre die Demokratie ohne den medialen Bereich eine Institu-tion ohne Kontrolle, in der Korruption und Plagiate zum Alltäglichen werden könnten.

Die Medien als vierte Gewalt in einem Rechtsstaat zu bezeichnen, ist ebenfalls unpassend. Sie haben eine formale Macht, die ihnen sicherlich Wir-kung verleiht. Jedoch ist bei einer Be-

richterstattung die Wirkung nur nachhal-tig, wenn an der Berichterstattung auch ein gewisser Teil der Wahrheit entspricht. Bei den beiden Politikern ermittelte fast von Beginn an die Staatsanwaltschaft – also legitim.

„randFigurEn dEr holzVEr-arbEitEndEn industriE“

Nicht erst seit den aktuellen Skanda-len denken die meisten Bürger, dass die Medien schon lange nicht mehr die po-litischen Aufgaben verfolgen, die sie ha-ben sollten. Der erste SPD-Kanzler Willy Brandt bezeichnete sie zu seiner Amtszeit als „Randfi guren der holzverarbeitenden Industrie.“ Beim Ex-Verteidigungsmini-ster analysierte die Süddeutsche Zeitung nach seinem Abgang das Verhältnis zwi-schen der Bild-Zeitung und seiner Per-sönlichkeit. Dabei spricht Autor Hans Leyendecker von einer „wirklichen Bezie-hung“ zwischen den zwei Parteien. Kein anderes Blatt soll so häufi g und intensiv über die zu Guttenbergs berichtet haben wie die Bild. Leyendecker spricht sogar von Leibwächterei des Paares. Denn: Kurz nach seiner Premiere auf der poli-tischen Bühne handelte ihn Bild schon als neuen Bundeskanzler. Dem Druck, immer den perfekten und schlauen Politi-

ker zu verkörpern, konnte zu Guttenberg nur schwer standhalten. Doch nach sei-ner Amtszeit bezog das CSU-Mitglied in der Süddeutschen Zeitung Stellung. Hier nahm er die Schuld auf sich. So sprach er von einer „enormen Wucht der medialen Betrachtung“ seiner Person. Dazu habe er selbst viel beigetragen.

In jedem Fall lassen sie die Politik auf Wähler transparenter wirken. Medi-en sollen Teil der politischen Situation in unserem Staat sein. Diesen Platz be-setzen sie momentan – und werden ihn hoffentlich nicht räumen. Denn nur dann sind ein möglicher Machtmissbrauch und weitere Straftaten vermeidbar.

Foto: Anton KnoblachEgal ob bild, zEit odEr taz – gutE rEchErchE ist kEinE kampagnE, sondErn auFgabE dEr mEdiEn

Malte Völz17, Rotenburg

... sagt über die Medien: „das ist meine Welt.“

Medien MAchen Politik SPäteStenS Seit den rücktritten Von kArl-theodor zu guttenBerg und chriStiAn wulff iSt eS An der zeit, die rolle der Medien in unSerer deMokrAtie zu hinterfrAgen ein koMMentAr von MaLte vÖLz

inFormationEn

wulFF-aFFärEChristian Wulff, ehemaliger Bundes-präsident (2010-2012), musste sich monatelang schweren Korruptionsvor-würfen stellen. die Medien haben im-mer wieder neue Vorwürfe ans Licht gebracht, die ihn Mitte Februar zum Rücktritt drängten. Auch eine öffent-liche Ansprache im Fernsehen brach-te nicht die erhoffte Wende.

guttEnbErg-aFFärEex-Verteidigungsminister Karl-Theo-dor zu Guttenberg wurde eine Fäl-schung seiner doktorarbeit an der universität Bayreuth nachgewiesen. Schon vor den ermittlungen kamen plagiatsvorwürfe auf, die ihm viele Medien bis zu seinem Scheitern auf der politischen Bühne im März 2011 vorhielten.

13 //

„SPrAchrohr für die BeVölkerung“ georg diedenhofen iSt redAktionSleiter deS Ard-PolittAlkS „hArt ABer fAir“. wAS er üBer die „Vierte gewAlt iM StAAt“ denkt, Verrät er PolitikorAnge iM geSPräch. von veronika kanzLer

wiE wErdEn bEi „hart abEr Fair“ diE thEmEn sElEk-tiErt? lEsEn siE ViEl in zEitungEn wiE dEr bild und oriEntiErEn sich daran?

Wir lesen täglich die Bild, so wie auch an-dere Zeitungen. Man muss sich schließ-lich Gedanken machen, warum sie gerade diese Schlagzeile bringen. Es ist aber eine von vielen Orientierungen. Wir müssen auch auf unsere Zuschauer achten, die sind nicht jung. Oft haben wir Themen, die in der Zeitung gar nicht diskutiert werden. Zum Beispiel hatten wir lang be-vor es im Bundestag verabschiedet wurde, das Thema Organtransplantation.

könnEn siE uns schildErn wiE Es wEitEr gEht, nach-dEm das thEma FEststEht?

Wenn wir ein Thema gefunden haben, kann es sein, dass jemand ein Buch da-rüber geschrieben hat. Dann hätten wir zum Beispiel schon einen prominenten Gast, der etwas sagen kann. Oder wir ha-ben politische Akteure, die bereit sind zu kommen. Sagen die angefragten Personen für die Sendung zu, machen wir Vorabbe-suche. So lernen wir die Menschen besser kennen.

kann man sich daruntEr so Etwas wiE castings Vor-stEllEn?

Castings hört sich immer so falsch an. Es sind andere Castings als die, die wir aus dem Fernsehen kennen. Wir wollen einfach wissen: Wie agieren die Personen vor der Kamera? Wie reden sie?

wEnn Es um brisantE thE-mEn gEht, wiE zulEtzt bEi wulFF odEr zu guttEnbErg, wiE gEhEn siE damit um? diE sachlagE ist anFangs doch nicht klar gEwEsEn.

Ich glaube, eine der größten Stärken der Redaktion ist, dass unsere Journalisten nachprüfen. Das bedeutet wir leisten uns das, was es nur noch selten gibt: zwei Re-dakteure die nur Gegenrecherche machen. Sie überprüfen praktisch, ob das Recher-chierte von ihren Kollegen stimmt. Es ist ganz wichtig, dass wenn der Moderator live auf Sendung ist, weiß, dass er keine falschen Informationen besitzt. Es gäbe nichts Schlimmeres.

glaubEn siE als rEdakti-onslEitEr, dEr sich diE thEmEn mit ausdEnkt und plant, an EinE gEwissE macht dEr mEdiEn – diE so gEnanntE ViErtE gEwalt in dEutschland?

Die Medien sollten ihre Macht nicht über-schätzen. Ich denke die Formulierung der vierten Gewalt ist übertrieben und falsch. Am Fall Wulff können wir die Auf-gabe der Medien festmachen. Denn was die Zeitungen betrieben haben, war sau-bere Recherche. Die Aufdeckung seines Fehlverhaltens. Übertrieben finde ich die Auswüchse von einzelnen Medien. Die gesamte Berichterstattung war aber auch hier saubere Recherche – es hat sich kei-ne Aussage als falsch rausgestellt.

wElchE rollE würdEn siE dEn mEdiEn zusprEchEn?

Für mich agieren die Medien als Sprach-rohr für die Bevölkerung mit dem Ziel, zu informieren. Zudem herrschen dort klare Machtverhältnisse: wer gut ist, wird ge-kauft.

Es gibt mEnschEn, diE mEi-nEn, allEs wErdE kontrol-liErt nur diE mEdiEn nicht. was haltEn siE Von diEsEr aussagE?

Die Arbeit der Medien bringt es mit sich, dass sie kontrolliert werden. Texte werden veröffentlicht, Gespräche ausge-strahlt, wo bitte gibt es mehr Kontrolle als jeden Tag von Millionen Menschen, die lesen, hören und sehen können, was wir produzieren? Nicht passieren darf, dass der Staat sich bei den Medien einmischt. Werden diese erst einmal beeinflusst oder gar ganz gelenkt, verlieren wir ein großes Stück Demokratie.

Veronika Kanzler19, Schwäbisch Gmünd

… findet es unglaublich interessant auch mal über die Rechte der Medien zu recherchieren.

Meinungen

natürlich habEn diE mEdiEn gEwissE macht. in dEn FällEn

wulFF und guttEnbErg gab Es gründE Für das VErhaltEn dEr

mEdiEn. wulFF hat siE sElbst gEnutzt und siE habEn ihm am

EndE EinEn strich durch diE rEchnung gEmacht. also gEhE ich nicht Von VErschwörungs-thEoriEn aus, dEnn diE mEdiEn wollEn kEinEn FErtig machEn.

lars klingbEil, spd

ich FindE gut, dass Es mE-diEn gibt, dEnn siE übEn in unsErEm rEchtsstaat EinE art kontrollFunktion aus.

aussErdEm gEstaltEn siE politik transparEntEr.

ich sEhE das problEm EhEr bEi dEr anzahl dEr VErschiE-

dEnEn mEdiEn, dEnn wir habEn in dEutschland immEr

wEnigEr daVon.

sVEn kindlEr,

b90/ diE grünEn Foto: d

aniel George, cc-by-3.0

diE mEdiEn habEn schon EinE FormalE macht. allErdings

lösEn siE nur dann EinE nachhaltigE wirkung aus,

wEnn an dEn bEhauptungEn diE siE auFstEllEn, auch

Etwas dran ist. bEi christian wulFF odEr karl-thEodor

zu guttEnbErg war diE bErichtErstattung dEr mE-

diEn nicht schuld. dEnn siE habEn straFtatEn bEgangEn und diE staatsanwaltschaFt hat gEgEn siE ErmittElt bzw.

ErmittElt immEr noch.

andrEas thEwalt,

bild-onlinE

Foto: A

nton Knoblach

prinzipiEll solltEn in EinEr dEmokratiE diE mEdiEn als

ViErtE gEwalt FungiErEn. das hEisst dEn mächtigEn in

wirtschaFt und politik auF diE FingEr schauEn. um damit diE mEinungsbildung dEr bEVöl-

kErung zu untErstützEn. ihrE macht basiErt darauF, dass diE intErEssEn dahintEr im

dunkEln blEibEn. wEr VErmu-tEt schon, dass Ein autotEst

in dEr zEitung Ein Vom hEr-stEllEr bEzahltEr wErbEtExt

sEin kann? odEr, dass diE positiVE darstEllung EinEs

politikErs damit zu tun habEn kann, dass diEsEr dEm jour-

nalistEn ExklusiVEn zugang zu inFormationEn zugEsichErt

hat? und dann gibt Es noch mEdiEnangEbotE, diE macht im EigEnEn intErEssE bEzwEckEn.

gErd hallEnbErgEr,

mEdiEnExpErtE

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\\ 14

landwEhrkanal

wEr wurdE im januar 1919 hiEr ErmordEt?

Kaiser Wilhelm II.otto von BismarckRosa Luxemburg

abc

strassE dEs 17. juni

was gEschah Einst am 17. juni?

der 2. Weltkrieg endete (1945)ein ddR-Arbeiteraufstand (1953)Wilhelm I krönt sich zum Kaiser (1871)

abc

siEgEssäulE

mit wElchEn wortEn wurdE rEu-tEr hiEr bEkannt?

„Ich stehe hier und kann nicht anders.“

„Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“

„Ich bin ein Berliner!“

a

b

c

bundEsprEssEkonFErEnz

was ist das bEsondErE an dEr bpk?

Journalisten laden politiker zur pressekonferenz einJeder darf daran teilnehmenes gibt drei Regierungssprecher

a

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platz dEs 18. märz

wann war diE märzrEVolution?

184819171789

abc

rEichstagsgEbäudE

wEr riEF 1918 hiEr diE rEpublik aus?

Karl Liebknechtphilip Scheidemann otto von Bismarck

abc

Foto: Ann-Christin Wehmeyer

Foto: Anton Knoblach

Foto: Anton Knoblach

Foto: nikolai Schwerg / Wikimedia Commons

Foto: Anton Knoblach

Foto: Anton Knoblach

orte der deMokrAtie deMo-krAtie iSt in Berlin An Vielen orten wiederzufinden, An denen MAn eS nicht erwArtet. in dieSeM quiz kAnnSt du üBerPrüfen wie Viel du wirklich üBer den ProzeSS der deMo-krAtiewerdung in deutSchlAnd weiSSt.

chEckpoint charliE

wEr gab diE prEssE-konFErEnz, diE zur öFFnung dEr grEnzE FührtE?

hans dietrich GenscherGünter Schabowskihelmut Kohl

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Foto: Ann-Christin Wehmeyer

15 //

bundEsprEssEkonFErEnz

was ist das bEsondErE an dEr bpk?

Journalisten laden politiker zur pressekonferenz einJeder darf daran teilnehmenes gibt drei Regierungssprecher

Foto: Anton Knoblach

bEndlErblock

wElchEs ministErium ist in dEm EhEmaligEn rEichs-ministErium Für luFt- und raumFahrt untEr-gEbracht?

Arbeit und SozialesVerkehrFinanzen

abc

axEl-springEr-VErlag

wann gründEtE sich bErli-ns ältEstE zEitung, diE bz?

191719451877

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chEckpoint charliE

wEr gab diE prEssE-konFErEnz, diE zur öFFnung dEr grEnzE FührtE?

hans dietrich GenscherGünter Schabowskihelmut Kohl

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East sidE gallEry

wiE lang ist diE East-sidE-gallEry?

640 Meter1,3 Kilometer4,3 Kilometer

abc

bEbEl-platz

was rEpräsEntiErt diEsEs dEnkmal?

Bücherverbrennung 1933Schutzbunker des 2. Weltkriegserich honeckers Bücherregal

abc

Foto: Adam Carr / Wikimedia Commons

Foto: Ann-Christin Wehmeyer

Foto: Anton Knoblach

Foto: Ann-Christin Wehmeyer

Foto: Micha ullman / Wikimedia Commons

beginnend am reichstag im uhrzeigersinn:

b, a, a, b, c, c, b, c, b, b

AuflöSung

\\ 16

chAnce oder AuSBeutung? Seit AuSSetzung der wehr-Pflicht 2011 erSetzt der BundeSfreiwilligendienSt den ziVildienSt. die Stellen Sind Begehrt. ABer iSt der BundeSfreiwilligendienSt Schon deShAlB ein erfolg? von MaxiMiLian pett Und stefan winter

PRO Der Bundesfreiwilligen-dienst ist ein Erfolg. Im-

mer mehr junge Leute engagieren sich ehrenamtlich als Bufdi. 2011 gab es über 35.000 Stellen – doch die reichten nicht für alle Bewerber, denn die Nach-frage ist groß. Daher plant der Bund nun, die Stellen auszubauen. Nach dem zögerlichen Start im Sommer zei-gen die Zahlen, dass das Konzept den jungen Menschen gefällt – und sie noch mehr wollen.

Zum Engagieren bietet der Buf-di viele Möglichkeiten. Stellen gibt es im sozialen, ökologischen und sport-lichen Bereich. Die große Auswahl er-muntert die Jugendlichen beim Bufdi mitzumachen. Durch die Vielfalt der Stellen können sie ihre Interessen ver-wirklichen. Ein Jahr lang übernehmen sie dann die volle Verantwortung für ihr Arbeitsgebiet, betreuen zum Bei-spiel Jugendliche oder pflegen ältere Menschen. Die verantwortungsvolle Tätigkeit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden und bereitet auf das Berufsleben vor. Das schätzen viele Bufdis.

Doch warum wollen Jugendli-che einen Bundesfreiwilligendienst machen? Viele Bufdis können sich nach der Schule noch nicht entschei-den, was sie studieren oder welchen Beruf sie ausüben wollen. Manchmal müssen sie aber nur auf einen Stu-dienplatz warten. Damit sie die Zeit

nicht sinnlos zu Hause verbringen, ist der Bundesfreiwilligendienst eine gute Möglichkeit. Er hilft bei der Berufsori-entierung und man setzt sich gleich-zeitig ehrenamtlich ein.

Damit der Erfolg des Konzepts noch lange anhält, muss die Bundesregierung einiges tun. Sie muss die Erweiterung be-schließen, um mehr Plätze anbieten zu können. Auf der Internetseite des Bun-defreiwilligendienstes heißt es, die Pla-nung sei schon im Gang. Das sind gute Nachrichten, denn jede Investition in den Bufdi trägt zum Gelingen des Konzepts bei. Durch die Vorteile für die Freiwilli-gen und die Gesellschaft ist das Konzept gelungen. Damit die Grundversorgung der Teilnehmer gesichert ist, zahlen die Stellen ein kleines Taschengeld von höch-stens 336€ an sie. Zusammengefasst kann also gesagt werden: Bufdis sind soziale und engagierte Menschen, die sich an einem Programm beteiligen, das eine richtig gute Sache ist.

contrA Hier be-kommt man

sogar Geld dafür. So wirbt das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Auf-gaben für den Bundesfreiwilligendienst. Das lockt junge Erwachsene und sorgt für volle Auftragsbücher. Schon in den ersten Jahren bewerben sich mehr Teilnehmer, als es freie Stellen gibt – Absagen trotz freiwilligem Engagement sind das Resul-tat. Was folgt, ist die Frage nach Gerech-tigkeit und dem Nutzen des Bundesfrei-willigendienstes.

Das Fundament aller Freiwilligen-dienste ist die Freiwilligkeit. Doch durch den Einsatz der jungen Erwachsenen werden öffentliche Aufgaben unter dem Deckschirm des bürgerlichen Engage-ments verrichtet. So wird die lobenswerte Hilfsbereitschaft ausgenutzt, um zum Beispiel im Gesundheitsbereich Arbeits-kräfte einzusparen. Eine Art Zeitarbeit im Sozialpelz. Viele humanitäre Einrich-tungen hätten ohne den BFD also ein ernstes Personalproblem. Die Schatten-seite ist nicht, dass dieser Wirtschafts-bereich unterstützt wird, wenn es genug Freiwillige gibt – sondern was passiert, wenn die Freiwilligen ausbleiben. Um Vorzubeugen muss der Gesundheitsbe-reich langfristig ausgebaut werden. Der BFD ist ein Baustein, keine Mauer im so-zialen Plattenbau. Ausgeklammert wird die Ungewissheit über die zukünftige Be-reitschaft der Bevölkerung zum freiwilli-gen Engagement.

Doch die Fassade des BFD bröckelt. Auch die SPD fordert eine Nachbesserung: Die unübersichtliche Vielzahl an Trägern muss eingegrenzt werden, die Bürokratie laut SPD abgebaut. Zudem fehlt in den 25 Fortbildungstagen, die jedem Bufdi jähr-lich zustehen, das Bildungskonzept. Die Liste der kleinen Schönheitsfehler lässt sich beliebig erweitern. Das verschlech-tert das Gesamtbild.

Sogar die Bezeichnung Bundesfrei-willigendienst schönt das Projekt. So ver-mittelt der freiwillige Dienst die Vorstel-lung einer unentgeltlichen Leistung beim Leser. Tatsächlich aber wird der Teilneh-mer durch gezielte Werbeaktionen und finanzielle Vorzüge geködert. Durch die Überwerbung entstehen zwei Nachteile: Einerseits bewerben sich Jugendliche mit egoistischen Absichten. Andererseits bewerben sich zu viele Jugendliche, die freien Stellen reichen nicht aus und po-tentielle Freiwillige werden durch Absa-gen entmutigt.

Maximilian Pett16, Bremen

... hat der Jugendmedi-enworkshop die Sprache verschlagen.

Stefan Winter17, Pilsach

... macht nach dem Abi-tur trotzdem den BFD.

dEbattE

Ein buFdi bEi dEr arbEit: billigE arbEitskraFt odEr ErFahrung Fürs lEbEn? Foto: Bremer Sportjugend

17 //

W er ist hier schon volljährig?“ Zu-frieden blickt Feldwebel Gustel

auf die vier vorsichtig gereckten Hände der Gäste. Von ihm werden sie „Kame-raden“ gekost. „Ihr dürft dann gleich auch die Waffen anfassen“, erklärt er stolz. Begeisterung in seinem Gesicht – die Bundeswehr ermöglicht den Kameraden auf Zeit tolle Erlebnisse. Doch der Fun-ke will nicht überspringen. Niemand von den Besuchern der Berliner Julius-Leber-Kaserne kann sich dafür begeistern. Für Gustel nicht nachvollziehbar. Stolz öffnet er den Waffenschrank im Feldjägerdienst-kommando.

nachwuchssorgEn

Warum hier überhaupt Waffen lagerten, fragt ein Besucher. Gustel, leicht nervös, überlegt kurz. „Falls Zivilisten die Dienst-stelle angreifen“, ist seine Antwort. Auf ihn herab schaut Thomas de Maizière, der „Kasernenschließer“. Direkt unter sei-nem ordentlich gerahmten Konterfei, in einer dunklen Ecke, steht eine ergräuende Lilie. Im Feld würde die Pflanze perfekte Tarnung bieten. Im Raum des Dienst-kommandos ist sie nur Metapher für ein Missverständnis. Dass die Soldaten die Bedürfnisse der Pflanze nicht verstehen, ist eine Lappalie. Dass die Bundeswehr die Jugend nicht versteht und deswegen Nachwuchssorgen hat, ist ein Missstand.

Hauptmann Jahnke, Jugendoffizier in Ber-lin, personifiziert das Neue, Fortschrittliche in der Bundeswehr. Auch er wohnt der Führung durch die Baracken bei. Doch an-ders als die anderen, einsatzbereiten Kame-raden, trägt er mitten in Berlin keine Tarn-uniform. Seine dezent-graue Uniform sorgt für ein harmonisches Gesamtbild vor den grauen Baracken. Er sagt Sätze wie: „Die Bundeswehr muss sich nicht verändern oder anbiedern. Diejenigen, für die die Bundeswehr interessant ist, werden sich auch mit unserem antiquierten Umgang abfinden.“ Offen bleibt, was er mit dem

„antiquierten Umgang“ meint. Es könnte Vieles sein. Zum Beispiel das unzeitge-mäße Locken mit einer den Jugendlichen unterstellten Faszination für Waffen. Es scheint fast, die Bundeswehr sei sich sicher, junge Menschen mit ihren „Killerspielen“ verstanden zu haben. Bester Beweis sind die martialischen Werbevideos auf dem Youtube-Kanal der Bundeswehr. Statt der seriösen, friedenssichernden Institution ei-nen angemessenen Anstrich zu verleihen, sieht der potentielle Bewerber schießende Soldaten. Titel: „Wenn Profis schießen“.

„kriEgsgEilE FrEaks im schützEngrabEn“

Waffen sieht Jahnke als „notwendiges Arbeitsgerät“. Die Besucher teilen diese Auffassung nicht. Eine junge Frau fasst es

treffend zusammen: „Das Hantieren mit den Waffen bestätigt für mich das alte Kli-schee von waffenbegeisterten und kriegs-geilen Freaks im Schützengraben. Das ist lächerlich und peinlich.“

Mit der Aussetzung der Wehrpflicht droht, dass die potentiellen Bewerber so-ziale Freiwilligendienste im In- und Aus-land dem Robben durch den Schlamm vorziehen. Demographische Probleme verstärken die Problematik: Laut Bundes-wehrverband müsste sich jeder Zehnte eines Jahrgangs bewerben, um die ange-peilte Truppengröße zu erreichen.

Am Ausgang des Feldjägerdienst-kommandos steht „suum cuique“ – je-dem das Seine. Waffenfaszination und

-liebhaberei für Jugendliche: Es ist nicht immer das Ihrige. Ein Dilemma für die Bundeswehr.

SuuM cuique – JedeM dAS Seine die BundeSwehr hAt ein ProBleM: in zeiten Von initiAtiVen wie „weltwärtS“ und „kulturweit“ kAnn der dienSt An der wAffe nur noch wenige Junge MenSchen fASzinieren. Von einer AMüSAnten StiPPViSite Bei den kAMerAden. eine gloSSe von danieL sippeL

Foto: Anton Knoblachalt und VErrostEt – wiE diE strukturEn dEr bundEswEhr

M it ihren 33 Jahren ist Tawakkul Karman nicht nur die jüngste

Gewinnerin des Friedensnobelpreises in seiner Geschichte, sondern auch die erste arabische Frau. Aufgewachsen in einer traditionellen muslimischen Fami-lie hat sie auf ihrem Weg zum Erfolg mit all den alten Regeln gebrochen. Statt mit der üblichen Kopfbedeckung Ni-qab, die nur einen Schlitz für die Augen zulässt, tritt die charismatische Frau gerade in der Öffentlichkeit nur noch mit Kopftuch auf, um ihrer Botschaft ein Gesicht zu geben. Sie setzt sich für Frauen- und Menschrechte im Jemen ein. 2005, lange vor der Geburt der Jasmin-Revolution, als das tunesische Volk gegen Ben Ali aufbegehrte, gründe-te sie die Nichtregierungsorganisation

„Women Journalists Without Chains“. Diese setzt sich für Pressefreiheit und Menschenrechte ein.

Gekonnt nutzt Tawakkul Karman die aufstrebenden sozialen Netzwerke Twitter und Facebook, um auf soziale Ungerech-tigkeiten aufmerksam zu machen. 2006 opponierte sie mit einem SMS-Nachrichten-dienst gegen Präsident Ali Abdullah Salih. Die Studentenproteste, die sie während des Arabischen Frühlings organisierte, brachten Karman in Gefangenschaft. Ihr Mann ver-breitete diese Nachricht und löste damit eine Demonstrationswelle im ganzen Land aus, die zur Freilassung Tawakkuls aus dem Frauengefängnis führte. Zum ersten Mal trugen jemenitische Männer das Bild einer Frau auf ihren Tafeln. Die Muslimin erfüllt keine Erwartungen – sie übertrifft sie!

„dEr kampF gEht wEitEr“

Worum die Friedensnobelpreisträgerin noch kämpft, haben wir in Deutschland schon erreicht. Viel wichtiger ist es für uns, die Demokratie zu erhalten. Auf Grund des demographischen Wandels ist die heutige Jugend noch stärker dazu auf-gerufen, einen Beitrag zu leisten, als bis-her. Franzi, Sophie und Felix tun es. Sie alle sind Praktikanten im deutschen Bun-destag und dürfen einen Blick hinter die Kulissen werfen. Ob Fraktionssitzungen, Tagungen der Ausschüsse oder eben auch der tägliche Blättersalat im Büro: Hier ler-nen sie, was politisches Engagement in der Praxis bedeutet. Mit der Einführung des Bundesfreiwilligendiensts haben Jugend-liche im Alter von 16 bis 27 eine weitere Möglichkeit, sich zu engagieren, auch au-

ßerhalb Deutschlands. Egal welchen Weg Jugendliche letztendlich wählen, Möglich-keiten gibt es fast so viele, wie Gänge im Regierungsviertel. Hauptsache, man hat keine Angst sich auch mal zu verlaufen. Schließlich ist noch immer der Weg das Ziel.

Miriame Schundel-meier19, Freiburg… findet sich auch nach dem 6. Be-such noch nicht im Straßengewirr der Hauptstadt zurecht.

kAMPfgeiSt deMokrAtie leBt VoM einSAtz der Bürger. dAMit wiSSen Vor AlleM Jugendliche iMMer noch nicht uMzugehen. noBelPreiSträgerin tAwAkkul kArMAn hinterläSSt groSSe fuSSStAPfen – dieSe zu füllen Scheint utoPiSch, Sollte Jedoch inSPirieren. ein koMMentAr von MiriaMe schUndeLMeier

Daniel Sippel18, Essen… glaubt nicht an Pseudo-Engage-ment im Internet, aber an Enga-gement in Form von gedrückten Orgeltasten.

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Foto: olga von plate

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„zusammEnhaltEn“„zusammEnlEbEn“ „diEnEn“

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1 3:34 – Notrufzentrale Bergwacht Schwarzwald. Die schluchzende

Frau am Telefon drückt sich nur un-deutlich aus, stammelt. Ihr Mann sei plötzlich auf der Skipiste zusammen gebrochen. Für die Bergretter Adrian Probst und Patrick Schneider bedeutet das höchste Alarmstufe. Denn sie wissen nicht viel über die Unfallumstände. Vom harmlosen Schwächeanfall bis zum töd-lichen Herzinfarkt ist alles möglich. Es gilt, keine Zeit zu verlieren: Arztmodule einpacken, Notfallrucksack auf den Rü-cken und schnellstmöglich zum Einsatz-ort. Dort liegt der Verletzte im Schnee, notdürftig zugedeckt und atmet schwer. Die Situation ist dramatisch. Bei minus 20°C und Schneefall gibt der bewusstlose Mann noch immer kein Lebenszeichen von sich – vermutlich ein Herzinfarkt.

Fälle wie dieser sind selten auf dem Feldberg. Treten sie doch ein, gilt es, Konzentration zu beweisen. Es geht um Leben und Tod. Darauf ist die Bergwacht spezialisiert.

Sauerstoff und EKG anschließen, Defibrillator laden, Herzlungenmassage. Die Bergretter geben ihr Bestes, um den Verunglückten wieder zu beleben. Erst nach mehreren Versuchen endlich wieder ein Lebenszeichen. Der Puls setzt wieder ein. Die Herzfrequenz stabilisiert sich und der Verunglückte kann vom Hub-schrauber abtransportiert werden. „Lei-

der enden nicht alle Unfälle so glücklich wie dieser“, berichtet Bergretter Adrian. Letzte Woche waren bei einem Unfall drei Notärzte, ein Rettungshubschrau-ber und zahllose Helfer im Einsatz. Der Verunglückte starb trotzdem. „Wir geben unser Bestes. Aber manchmal können auch wir den Tod eines Menschen nicht verhindern.“

anspruchsVollE ausbildung

Rund 75 Bergretter engagieren sich bei der Bergwacht Feldberg. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Während es im Winter vor allem um die Rettung von verletzten Skifahrern geht, beschäftigt sie sich im Sommer mit der Rettung von Kletterern an Felswänden. Ein Großteil der Einsätze ist sportlich anspruchsvoll und erfordert ein großes Maß an körperlicher Bela-stungsfähigkeit.

Um den hohen Anforderungen ge-recht zu werden, durchläuft jeder Berg-retter eine zweijährige Ausbildung. Wie löse ich einen Achterknoten bei der Bergung eines Kletterers? Welche Sicher-heitsmaßnahmen beachte ich bei der La-winenrettung im steilen Gebirge? Fragen wie diese beschäftigt die Bergretter im technischen Teil ihrer Ausbildung. Dazu kommt das Erlernen von medizinischen Grundkenntnissen.

tEamwork ist gEFragt

Menschen aus allen Teilen unserer Gesell-schaft treffen im Ehrenamt „Bergwacht“ aufeinander. Was sie eint, ist die Motiva-tion, sich gemeinschaftlich für das Wohl anderer einzusetzen. „Mein Einsatz bei der Bergwacht gibt mir das Gefühl, et-was Sinnvolles in meinem Leben zu tun“, berichtet Patrick. Neben dem „Spaß am Sport“ sei für viele das Gemeinschaftsge-fühl der größte Motivationsfaktor. „Wer bei der Bergwacht mitmachen will, lernt sofort, was es bedeutet, im Team zu ar-beiten. Bei uns muss jeder mit jedem aus-kommen. Flexibilität und Teamwork sind die wichtigsten Fähigkeiten bei hektischen Rettungseinsätzen“, ergänzt Adrian.

Der Zusammenhalt in der Grup-pe zeigt sich jedoch keineswegs nur bei Einsätzen im Rettungsdienst. Auch nach Dienstschluss sitzen die jungen Enga-gierten oft noch lange zusammen, um gemeinsam zu grillen. Häufig übernach-ten sie an den Wochenenden auch in den Schlafräumen der Einsatzhütte. Bei nächt-lichen Notfalleinsätzen ein Vorteil.

Wer sich „Bergretter“ nennen darf, muss sich auch zum Bereitschaftsdienst in der Notrufzentrale bereit erklären. Viele kleinere Rettungseinsätze wie ei-nen verstauchten Arm oder einen gebro-chenen Finger bewältigen. Dazu kommt die tägliche Konfrontation mit Unfällen

und Schicksalsschlägen, die den Bergret-tern oft persönlich sehr nahe gehen. „Der gemeinsame Dialog im Team ist oft die einzige Methode, um die dramatischen Erlebnisse zu verarbeiten“, erzählt Inga Fritz.

Letztlich ist das Ehrenamt Bergwacht ein großer Beitrag für unsere Gesellschaft. Jugendliche lernen hier täglich viel fürs Leben – sie können an ihren Aufgaben wachsen. Als „unverzichtbar“ bezeichnet auch CDU-Wahlkreisabgeordneter Tho-mas Dörflinger das ehrenamtliche Enga-gement der Bergwacht. „Davon leben un-sere Gemeinden“, betont er. Langjährige Bergretter entwickeln ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit. Ei-genschaften, die sie auch in ihre Familie und ihren Beruf mitnehmen.

engAgeMent zwiSchen leBen und tod Sie klettern in den SteilSten felSwänden und Bergen SkifAhrer AuS lAwinen – iMMer dArAuf BedAcht MenSchenleBen zu retten. siMon straetker Berichtet Von den rettern der BergwAcht Auf deM feldBerg.

FruchtFlEisch was macht eine gute gesellschaft aus?

Simon Straetker 18, Löffingen

… hätte gerne noch tausend weitere Bergwacht-Infos ver-mittelt.

anna schrödEr, 24 jahrE rEgiEstudEntin

eIn MITeInAndeR, MehR oFFenheIT, po-SITIVeS und LIeBeVoLLeS denKen und

FühLen SInd enTSCheIdend FüR GuTeS zuSAMMenLeBen. JedeR SoLLTe SICh

MIT deM eInBRInGen, WAS eR AM Be-STen KAnn und WAS IhM eIn BedüRFnIS

IST, WIe AuCh SChon pLATon SAGTe.

maltE Völz, 17 jahrE schülEr

eIne GuTe GeSeLLSChAFT heISST, dASS JedeR FüR eInen AndeRen eInSpRInGT.

dASS ALLe zuSAMMenhALTen. dASS ALLe oFFen und ehRLICh MIT KRITIK

uMGehen. dASS ALLe An deR GeSeLL-SChAFT TeILhABen. ICh ARBeITe z.B.

ehRenAMTLICh ALS FuSSBALLTRAIneR.

hEidrun öhling, 66 jahrE sEniorin

eIne GuTe GeSeLLSChAFT SoLL FüR-eInAndeR dA SeIn, AuF den AndeRen

SChAuen und RüCKSIChT nehMen – eInFACh eIn GuTeS MITeInAndeR, In deM

nIChT JedeR nuR An SICh denKT. JedeR SoLLTe VeRSuChen, deR GeSeLLSChAFT

zu dIenen, z.B. duRCh eIn ehRenAMT.

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D ie Aussichten in Berlin sind grau, wolkig und windig. Dennoch sind

die Teilnehmer des Jugendmedienwork-shops auf einem lobbykritischen Streifzug unterwegs. Der Veranstalter „Lobbycontrol“ will die Manipulation durch Interessenver-bände einschränken. Denn Lobbyisten tun nichts anderes, als ihre Interessen gegen-über Politikern zu vertreten. Ein Beispiel ist die „Initiative für neue soziale Markt-wirtschaft“, deren Ziel es ist, neoliberale Denkweisen zu verbreiten. Sie nutzt Un-terrichtsmaterial für Schüler, um für eige-ne Interessen zu werben. Somit beeinflusst die „Initiative für neue soziale Marktwirt-schaft“ die Auffassung junger Menschen gegenüber der Wirtschaft. „Lobbycontrol“ fordert, dass die Beziehungen zwischen Parlamentariern und Lobbyisten in einem Register offengelegt wird.

EinE FruchtbarE symbiosE?

Auch „British Petroleum“ (BP) engagiert sich für die Öffentlichkeit. Gemeinsam mit dem „Bundesnetzwerk für bürger-schaftliches Engagement“ (BBE) hat der Mineralölkonzern das Projekt „Civil Aca-demy“ entwickelt.

Mit der Academy sollen dynamische Junge, aber auch „Engagement-Junkies“ angesprochen werden, sagt Political Ad-viser und Projektverantwortliche Brigitte Wortmann von BP. Junge Frauen und Männer zwischen 18 und 27 Jahren kön-nen sich mit ihrer Projektidee um einen Platz bei der „Civil Academy“ bewerben und dadurch unternehmerische Kompe-tenz entwickeln. Dazu gehören Finan-zierungsplan und Zeitmanagement. Die ehemalige Teilnehmerin Rebecca Thuns erzählt von ihrer Initiative „Musikbox“, die sozial benachteiligten Kindern Musik näher bringt. Auch Andreas Hellstabs Projekt „Show Racism the Red Card“ wurde gefördert. Es klärt über Rassis-mus und Diskriminierung im Sport auf und gibt Tipps, wie man diese bekämp-fen kann.

Neben der Civil Acadamy unter-stützt BP auch das Engagement von Mit-arbeitern in ihrer Freizeit. Dafür erhalten sie einen Bonus von 3650 Euro im Jahr. Für Wortmann ist das eine Möglichkeit, Bürger und Mitarbeiter an das Unterneh-men zu binden und das Image aufzubes-sern. Tu Gutes und rede darüber – das sei das Prinzip.

diE kEhrsEitE dEr mEdaillE

Doch es gibt Schattenseiten! Die neu ent-standenen Projekte werden von BP ge-fördert und sind von dem Unternehmen abhängig. BP ist wahrlich nicht ganz lu-penrein: Ölkatastrophen und Umweltver-schmutzungen sorgten für Schlagzeilen. So stellt sich die Frage, ob BP wirklich beste unternehmerische Kompetenzen an junge Menschen weiter vermitteln kann?

Sophia von Eicken18, Siegburg

... hat in Berlin eine aufregende Woche erlebt und interessante Einblicke in Politik und Journalismus erhaschen können!

zwiSchen engAgeMent und werBung wie loBBycontrol VerSucht, fAire VerhältniSSe für VerBrAucher zu SchAffen und BP Sein geSellSchAftlicheS engAgeMent unter BeweiS Stellt von sophia von eicken

tEilnEhmEr bEi dEr stadtFührung mit „lobbycontrol“

E ine große graue Fläche aus Asphalt, unzählige hin- und herfahrende Ga-

belstapler und ein durchdringender Fisch-geruch, der die Luft erfüllt.

Mitten auf dem Gelände des Berli-ner Großmarktes sammeln sich zehn Teil-nehmer des 9. Jugendmedienworkshops im Deutschen Bundestag; nicht ganz ausgeschlafen, aber mit vielen kritischen Fragen im Gepäck.

Ihr Ziel ist der Konferenzraum der Berliner Tafel, einem Verein dessen Hauptaufgabe es ist, überschüssige Le-bensmittel von Supermärkten einzusam-meln und diese an Bedürftige zu verteilen. Drei Gesprächsteilnehmer diskutieren mit den Jugendlichen zum Thema „Bürger unter sich“ und fragen nach, wo der Staat Lücken hinterlässt.

Neben der Verteilung von Lebens-mitteln informiere die Tafel auch über gesunde Ernährung, sagt Sabine Werth,

Vorstandvorsitzende der Berliner Tafel. Sie stellt jedoch nicht nur die Vorteile des Vereins dar, sondern geht auch auf mög-liche Kritikpunkte ein. Ein Problem sieht Werth darin, dass sich der Staat und die Menschen auf die Tafeln verließen, wo-raus „eine Gesellschaft entsteht, die sich wenig Gedanken um sich selbst und ihre Zukunft macht.“ Politikwissenschaftler-Malte Tepe ist ähnlicher Meinung: „Der Staat zieht sich hier viel zu sehr zurück. Dadurch wird zu viel Verantwortung auf die Tafeln übertragen.“ Wichtig sei, nicht nur Symptome sondern auch Ursachen von Armut zu bekämpfen, sagt er.

dialog durch strassEnmagazin

Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellt auch Marija Stojavonic, Gründerin und Chefredakteurin der Berliner Straßen-

zeitung „street mag“ ihre ehrenamtliche Arbeit vor. Mit der regelmäßigen Ausga-be des Straßenmagazins möchte sie für einen dauerhaften Dialog zwischen Ob-dachlosen und Nicht-Obdachlosen sorgen.

Achsuthan Thiruketheeswaran ist begeistert von der Diskussion. Der 19-jähige Teilnehmer des Jugendmedien-workshops findet es besonders gut, dass beide Seiten der ehrenamtlichen Arbeit beleuchtet wurden: „Es hat mich erstaunt, wie offen die Gesprächsteilnehmer auch auf die Kritik eingegangen sind“, sagt er.

Bei der anschließenden Führung durch die Räumlichkeiten der Tafel er-klärt Werth den Jugendlichen die Arbeit der Ehrenamtlichen. Julia Kitzmann, ebenfalls Teilnehmerin des 9. Jugendme-dienworkshops im Deutschen Bundestag, ist von dem Raum, in dem die ankom-menden Lebensmittel sortiert werden, be-eindruckt: „Hier sind so viele Menschen,

die sich ehrenamtlich engagieren, das ist wirklich toll“, meint die 17-Jährige.

Vor dem Gebäude der Tafel fällt der Blick von Sabine Werth auf eine Kiste gel-ber Tulpen. „Wir verteilen auch Blumen“, erklärt sie. Denn: „Eine Blume bringt mehr Lebensfreude als keine Blume.“

Judith Klauke17, Wetter (Ruhr)

... überlegt, das Reichstagsgebäude zu kaufen, steht bezüglich der Finanzierung aber noch in Verhandlung mit ihren Eltern.

Bürger unter Sich teilnehMer deS 9. JugendMedienworkShoPS iM deutSchen BundeStAg iM geSPräch Mit SABine werth Von der Berliner tAfel, MAriJA StoJA-Vonic VoM StrASSenMAgAzin „Street MAg“ und deM PolitikwiSSen-SchAftler MAlte tePe zu der frAge: „wo hinterläSSt der StAAt lücken?“ von JUdith kLaUke

Foto: pia döhler

21 //

direkte deMokrAtie – dAS AllheilMittel? Sinkende wAhl-Beteiligung, MitgliederSchwund in den PArteien. dAS VertrAuen in die Politik Scheint Verloren. kAnn Mehr direkte deMokrAtie die PolitiSchen ProBleMe löSen? von JULia kitzMann Und achsUthan thirUketheeswaran

PRO Ist das Volk zu dumm? Ist die Politik des 21.

Jahrhunderts zu komplex und führt die Expertokratie dazu, dass der gemeine Bürger keine politischen Entscheidungen treffen kann? Nein. Wenn wir den Men-schen nicht die Möglichkeit geben, sich mit Politik zu befassen, verlieren wir sie.

Volksentscheide und Volksbegehren ermöglichen den Individuen, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die sie interessieren. Falls die Kinder in die Schule gehen und die Eltern unzufrieden mit einem bestimmten Bereich der Schu-le sind, haben sie die Möglichkeit, eine Bürgerinitiative zu gründen und andere Eltern von der Idee zu überzeugen.

So dienen direktdemokratische Ele-mente den Bürgern als Instrument, auf ihre alltäglichen Probleme aufmerksam zu machen und politisch aktiv zu werden – ohne sich in vielen und verschiedenen politischen Themen auszukennen.

Das Interesse über ein Thema führt dazu, dass man automatisch mit ande-ren in Kontakt kommt und das politische Leben fördert. Durch neue Formen der politischen Diskussionen kann die aktive Teilhabe an einer lebendigen Demokratie gestärkt und die politische Konfl iktkultur gefördert werden.

Den Vorwurf der Politikverdrossen-heit widerlegt die Realität. Das Engage-ment ist vorhanden, hat sich aber ver-ändert – vor allem aufgrund der äußeren Gegebenheiten. Die Menschen engagieren sich in ihren Lebensphasen jeweils unter-schiedlich. In den jungen Jahren engagie-ren sie sich immer mehr, dann kommt die Ausbildung oder das Studium, sodass die Zeit für aktives Engagement fehlt. Fest im Beruf angekommen, bleibt wieder mehr

Zeit, um sich einzubringen. Der Trend geht also weg von aktiver und kontinu-ierlicher Teilnahme in den Parteien zu kurzfristigen, wechselnden Engagements.

Deswegen muss sich die politische Landschaft an die Veränderungen inner-halb der Gesellschaft anpassen und di-rektdemokratische Elemente fördern!

contrA Verhindern wir nicht

mit Volksentscheiden genau jenen Pro-zess, der Demokratien kennzeichnet? Wird nicht vermieden, dass sich die streitenden Parteien miteinander ausein-andersetzen, um den für alle bestmög-lichen Kompromiss zu erarbeiten – einen, mit dem beide Seiten leben können?

Politik- und Parteienverdrossenheit lassen sich nicht durch mehr direktde-mokratische Elemente beheben. Sie sind Ausdruck von fehlgeschlagener Kommu-nikation zwischen Bürgern und der poli-tischen Klasse.

Politiker und Bürger müssen glei-chermaßen daran arbeiten, diese Ent-wicklung zu stoppen. Die Wähler werden sich erst wieder politischen Institutionen zuwenden, wenn verlorengegangenes Vertrauen zurückgewonnen wurde.

Parteien müssen stärker in die Pfl icht genommen werden, um Mitglie-der zu motivieren und Nicht-Mitglieder einzubinden. Den Menschen muss auf-gezeigt werden, welche vielfältigen Mög-lichkeiten zur Einfl ussnahme sich hinter einer aktiven Mitgliedschaft verbergen. Denn Parteien sind es, die dem Parla-ment Gesetzesvorschläge unterbreiten und die Politik mitbestimmen.

In Zeiten, in denen Finanzmärkte die Politik diktieren, wird es für Bürger immer schwerer, komplexe Sachver-halte zu verstehen. Ihnen fehlen dafür nicht nur Zeit, sondern auch Informa-tionen, die Parlamentariern zur Ver-fügung stehen. Um wichtige Entschei-dungen treffen zu können, bedarf es aber einer genauen Kenntnis von Geset-zesvorschlägen sowie möglichen Konse-quenzen.

Zudem scheint die Bevölkerung kein Interesse an mehr direkter Beteiligung zu haben. Kein Volksentscheid in Deutsch-land erreichte je eine höhere Wahlbe-teiligung als 50%. In der Schweiz, dem Mutterland der Volksentscheide, gingen bislang weniger Menschen zu Volksent-scheiden als zu repräsentativen Wahlen. Direktdemokratische Elemente sind also kein Allheilmittel gegen Politik- und Par-teienverdrossenheit.

Selbst für „Stuttgart 21“ – das wie kein anderes Projekt für das Verlangen nach direkter Demokratie steht – gilt: Lediglich 48,3% der Wahlberechtigten gaben beim Volksentscheid zu dem Bahn-hofsprojekt ihre Stimme ab. Bei der Land-tagswahl 2011 lag die Wahlbeteiligung bei 66,3%.

Dieses „Paradebeispiel“ zeigt, dass es in Deutschland andere Möglichkeiten gibt als Bürger am politischen Leben teilzunehmen. Sie können auf vielfältige Weise ihre Meinung zum Ausdruck brin-gen. Sie können demonstrieren, streiken, Druck auf die freie Presse ausüben.

Bürger müssen merken, dass sie ernst genommen werden. Dies sind viel effektivere Mittel gegen Politik- und Par-teienverdrossenheit als jegliche plebiszi-täre Elemente.

dEbattE

Julia Kitzmann17, Kaiserslautern

... würde ihn NIE wählen.

Achsuthan Thiruke-theeswaran19, Münster

… möchte Bundeskanzler werden.

inFormation

dirEktE dEmokratiEeine Form der demokratie, in der die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar selbst die politischen entscheidungen fällen und dies nicht gewählten Ver-tretern überlassen (Volksentscheid, Referendum).

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Foto: „Christian Beilborn“ // www.jugendfotos.de, Montage: Maximilian Gens

23 //

grüner AnStrich für einen energierieSen groSSe energiekonzerne wie rwe hABen in der letzten zeit ein neueS MArketing- inStruMent für Sich entdeckt – ein grünereS iMAge durch Aufwendige werBekAMPAgnen und loBByArBeit. MeiStenS iSt dAS gAnze nur eine MogelPAckung. ABer Viele konSuMenten lASSen Sich Bereitwillig hinterS licht führen. von kathrin hansen Und Marie-LoUise woLter

H abt ihr schonmal über Strom nachgedacht? – Ehrlich gesagt, ich

nicht!“, verkündet die junge und verant-wortungsbewusste Stimme im Werbespot von RWE. Doch genau mit den großen Fragen der Stromversorgung beschäftigt sich der Energiekonzern tagtäglich. So auch für einen Werbefi lm, der seit Okto-ber 2011 über die deutschen Fernsehbild-schirme fl ackert.

Geworben wird für „intelligente Energie“. Es werden Windräder vor ei-ner sonnigen Kulisse am Meer gezeigt, ein euphorischer Sportler strampelt sich auf einem Fahrrad ab und bringt die Glühdrähte zahlreicher Lampen zum Auffl ammen. Im Hintergrund wirkt der Elektrosong „Sky and Sand“ von Paul Kalkbrenner betäubend auf den Zuschau-er ein.

Die Rede ist von einer neuen Zu-kunft im Umgang mit Energie, die unser Leben verändern wird. Doch was genau tut der Energieriese für diese große En-ergiewende, die unserer Gesellschaft in naher Zukunft bevorsteht?

paradEbEispiEl Für grEEnwashing

Die Realität sieht anders aus als die bun-te Werbewelt: „RWE versucht in diesem Werbespot eindeutig mit schönen Bildern zu verdecken, dass er in Europa der Kon-zern mit den meisten CO2 Emissionen ist.“, erklärt Kathrin Hartmann. Die Jour-nalistin und Autorin des Buches „Ende der Märchenstunde – Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnah-mt“ beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Greenwashing und hält den RWE für ein Paradebeispiel für Green-washing-Konzerne.

Die erneuerbaren Energien haben bei der Stromerzeugung von RWE gerade einmal einen Anteil von sechs Prozent an der ge-samten Kraftwerkskapazität des Konzerns. Die Hälfte des „Energiemixes“ wird nach wie vor aus den fossilen Energieträgern Braun- und Steinkohle gewonnen. Wenn man sich den Werbespot jedoch ansieht, entsteht das Gefühl, es handle sich um einen Konzern, dessen Hauptgeschäft aus erneuerbaren Energien besteht.

Das Gegenteil ist der Fall. Auch in der Zukunft sollen fossile Rohstoffe tra-gende Säulen in der Planung des Kon-zerns darstellen. So wurde 2009 in den Niederlanden nach großem Protest der Bau eines weiteren Kohlekraftwerks von RWE zugestimmt. Nachdem Umwelt-schützer die Bauarbeiten 2011 kurzfristig gestoppt hatten und sogar das oberste Verwaltungsgericht des Landes einschritt, entschied sich die Provinz Groningen doch noch für einen Weiterbau.

Die besondere Problematik bei die-sem Kraftwerk: Es liegt in unmittelbarer Nähe des Wattenmeers und sorgt somit bei Anwohnern für Sorgen in Sachen Wasser- und Luftqualität.

lächErlichE grünFärbErEi

Doch nicht nur RWE verdreht die Realität. Wo das Greenwashing dort noch funktio-niert, wird die Grünfärberei bei anderen Großkonzernen absurd und lächerlich. Bei der Imagekampagne McDonalds 2009 er-kannte das auch die Öffentlichkeit. Im Zuge einer Kampagne wurde die Firmenfarbe von rot auf grün geändert. Der Farbwechsel sei als Respekt vor der Umwelt zu werten, sagte damals der Geschäftsführer. Nach starker Kritik aus der Öffentlichkeit behauptet Mc-Donalds das heute nicht mehr.

Ein Grund für die immer größer wer-denden Bemühungen, die eigene Fir-ma in einem besonders grünen Licht darzustellen, sei der immer größer werdende Druck von außen auf die Konzerne: „Keiner kann es sich im Mo-ment leisten, beim Thema Umweltpro-gramm schlecht dazustehen“, erklärt Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Anja Schwerk vom Institut für Management der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem sei zu bedenken, dass die In-teressenlage bei wirtschaftlichen Unter-nehmen meist auf kurzfristigen Profi t ausgerichtet sei. Deswegen sehen viele Greenwashing-Kritiker wie die Journa-listin Kathrin Hartmann den Staat in der Pfl icht: „Gäbe es keine konkreten umweltpolitischen Forderungen der Regierung, würden die Unternehmen auch nichts in ihrer Unternehmensfüh-rung ändern.“

Kathrin Hartmann regt es auf, dass die Bevölkerung den Imagekampagnen der großen Konzerne Glauben schenkt.

„Unternehmen wie RWE zielen mit ihrer Werbung und der öffentlichen Darstel-lung von durchweg positiven Fakten erfolgreich auf die Bequemlichkeit der Menschen ab.“, sagt sie. Vielen Konsu-menten reicht es in Zeiten des Klima-wandels eben doch schon aus, wenn nicht das Gesamtkonzept des Unter-nehmens ökologisch korrekt ist, son-dern einige „grüne“ Einzelprojekte ih-nen ein gutes Gewissen geben.

Damit die Greenwashing-Metho-den der großen Konzerne vollständig ans Licht kommen, ist der Scharfsinn und der kritische Blick der Bürger ge-fragt. Denn auch dieses kritische Hin-terfragen ist ein beachtlicher Dienst an der Demokratie.

Marie-Louise Wolter18, BorkwaldeKathrin Hansen18, Fockbek

... hat die Redaktionsar-beit gezeigt, dass man in Journalismus und Politik Kompromisse eingehen muss.

inFormationEn

VErantwortungWenn Firmen versuchen, Brücken zwischen unternehmen und Gesell-schaft zu bauen, ist oft von abstrakten Worten die Rede: „Corporate citizen-ship“ oder „corporate social responsi-bility“ bezeichnen bürgerschaftliches engagement von Betrieben. die Idee dahinter: die unternehmen sollen ne-ben ihren wirtschaftlichen Interessen auch soziale Verantwortung über-nehmen. dazu zählt zum Beispiel die Hilfe für fi nanziell Benachteiligte oder die unterstützung eines Sportvereins. Auch die Fürsorge um umweltbelan-ge gehört in diese Schublade.

das sogenannte „Greenwashing“ ist für Kritiker die Kehrseite der Medaille: Sie unterstellen Firmen wie RWe oder e.on, lediglich Imagepolitur zu be-treiben. Greenwashing bedeutet auf deutsch „Grünwaschen“ oder „Grün-färben“. es beschreibt die gezielten Methoden in Imagekampagnen von Großkonzernen, die Konsumenten und Aktionäre vom ökologisch kor-rekten handeln des unternehmens überzeugen sollen.

geBurtStAg! dU häLst die 100. poLitikorange in den händen, pünktLich zUM 10-Jährigen bestehen des MedienproJekts. verfoLge das JUbiLäUMsJahr 2012 iM internet!

> politikorangE.dE/aktuEllEs/jubilaEum

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D ie Menge ist in Bewegung: Hände, Fahnen, Plakate ragen in die Höhe.

Schreie des Protests und der Wut füllen Luft und Lunge. Jahre der Unterdrückung liegen hinter den Demonstranten, Jah-re der Gewalt, der Ungerechtigkeit, der Angst. Am „Tag des Zorns“, dem 25. Ja-nuar 2011, beginnt in Kairo der Arabische Frühling zwischen Hochhäusern und Pal-men. Ein Ereignis, das bald schon ganz Ägypten, Nordafrika, Arabien und die Welt in Bewegung setzen soll.

dEr tahrir-platz Vor dEm dEutschEn bundEstag

Bis zum 6. April zeigte die Ausstellung „egypt reloaded“ der beiden Fotografen Angelika und Bernd Kohlmeier auf dem Platz zwischen Paul-Löbe-Haus und Kanzleramt die Anfangsstunden der Re-volution mit Bildern der Aufständischen und einer Panoramaansicht der ersten Proteste.

Seit dem Beginn des Arabischen Frühlings im letzten Jahr unterstützt das Parlament die Transformierungsprozesse in der Arabischen Welt. Klaus Brandner, Abgeordneter der SPD-Bundestagssfrakti-on, initiierte die Ausstellung mit dem Ziel, der arabischen Welt Verbundenheit und Unterstützung zu signalisieren: „Der Mut und die Zivilcourage, die die Menschen auf dem Tahrir-Platz und an weiteren Or-ten in Nordafrika und dem Nahen Osten aufgebracht haben, verdient nicht nur unseren tiefsten Respekt, sondern auch unsere aktive Hilfe.“

Das Interesse und Engagement von poli-tischer Seite, Nichtregierungsorganisati-onen und Einzelpersonen sind in der Zeit nach dem Umsturz in Ägypten unerläss-lich.

„in-bEwEgung-stimmung“

Wut und Zuversicht unter den arabischen Jugendlichen sind Unsicherheit und lei-ser Hoffnung gewichen, berichtet Karen Grass, Volontärin bei der „taz“, nach einer Recherchereise in Kairo. Die jun-ge Generation sei enttäuscht über die ersten Wahlen, fühle sich von den reli-giös stark polarisierenden Parteien kaum vertreten und vertraue dem „Infomedi-um“ Facebook noch immer mehr als der inländischen pro-militärischen Bericht-erstattung. Dennoch ist die allgemeine Stimmung von Resignation weit entfernt. Die Jugend versucht im Dialog mit Politi-kern zu bleiben und träumt von einer Ver-fassung nach europäischem Vorbild. Die

„In-Bewegung-Stimmung“ herrscht zwar nicht mehr so kampf- und kraftvoll wie am Anfang, ist aber immer noch spürbar.

Auch in Tunesien hat ein neues Selbstverständnis Einzug gehalten. Edith Kresta, feste Redakteurin im Ressort Reise und Interkulturelles der „taz“, berichtet von „einem neuen kollektiven Selbstbe-wusstsein“ der jungen Bevölkerung. Es scheint, als hätten die Menschen „ein Stück Würde zurück bekommen“, das ih-nen den Mut gibt, zu reden: über Politik, die Zeit der Unterdrückung und der Re-volution und vor allem über die Zukunft.

Die Menschen suchen den offenen Aus-tausch und den Dialog über Kontinente hinweg. Besonders das Internet bietet hier eine Plattform. So wurde die „Ju-gendbewegung des 6. April“ 2008 als Facebook-Gruppe gegründet und gilt als Mitinitiator der ägyptischen Revolution. Auch sie stellt den Rahmen für Gespräche zwischen arabischen und europäischen Jugendlichen. Das Redebedürfnis ist groß: Das europäische System und die einzel-nen Verfassungen dienen als Vorbild für die von den jungen Arabern gewünschte Entwicklung.

Doch die Jugend begegnet sich nicht nur im Internet. Recherchereisen und Austauschprogramme werden vom Deut-schen Bundestag gefördert und ermögli-chen einen direkten Kontakt.

mitkämpFEn

„Es ist ein sehr gutes Signal, nicht nur mit Worten, sondern auch sichtbar und aktiv Solidarität zu zeigen“, so Klaus Brandner (SPD). Er ermutigt auch junge Europäer, gegen Ungerechtigkeit und Unfreiheit zu kämpfen.

Denn die Unterschiede zwischen den einzelnen arabischen Ländern sind enorm. Während Ägypten und Tunesien sich am Scheideweg zwischen Demokra-tie und einem Rückfall in alte Strukturen befinden, bleibt die Situation in Syrien weiterhin prekär. Aufstände werden blu-tig niedergeschlagen, Staatschef Assad ignoriert Forderungen der Opposition und des Auslands.

Der mittlerweile bei einem Grana-tenbeschuss der syrischen Armee getöte-te Blogger Rami al-Sayed ruft im Internet dazu auf, auch im Ausland für die Re-volution auf die Straße zu gehen. „Wir brauchen Demonstrationen vor syrischen Botschaften überall auf der Welt“, war der letzte Appell des jungen Syriers an die Bevölkerung. Wer für Veränderung in diesen Staaten protestiert, „kämpft mit“, so Edith Kresta.

Seit einem Jahr blickt die Welt auf die Entwicklungen in den arabischen Ländern. Noch nie war das mediale In-teresse so groß, noch nie gab es so viele Möglichkeiten der Partizipation und des Engagements.

Besonders junge Menschen haben laut Klaus Brandner „besonders viel Kraft, gegen Unterdrückung und Chancenlosig-keit aufzubegehren“. Die Welt ist in Be-wegung.

reVolution reloAded Vor wenigen wochen Jährte Sich der Beginn deS ArABiSchen frühlingS. diktAtoren wurden geStürzt, Alte Strukturen AufgeBrochen. doch die gräueltAten gehen weiter. können und Sollen wir VerAntwortung üBernehMen? von aMeLie MeUrer Und anita neLde

dEr arabischE Frühling ziEht auch diE bErlinEr und touristEn in sEinEn bann. Foto: Anton Knoblach

Amelie Meurer18, NeubrandenburgAnita Nelde16, Emmelshausen

…würden der Kanzlerin bei Gelegenheit gerne mal eine Tüte Gummibärchen mitbringen.

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AnArchie iM netz hunderte Jugendliche lAufen geMeinSAM durch die Verdutzte innenStAdt. eS Plärren PArolen, eS PrAngen PlAkAte und eS wird PriVAtSPhäre PoStuliert. SelBStBeStiMMung, die iMMAnuel kAnt wohl freudenträ-nen in die Augen getrieBen hätte – ABer MoMent: dAS Bild iSt unVollStändig. ein koMMentAr von nicoLas kLein-zirbes

A m 11. und 25. Februar 2012 gingen in ganz Europa mehr als 150.000

Menschen gegen das „Anti-Counterfeiting Trade Agreement“, kurz ACTA, auf die Straßen. In der Überzeugung, die Freiheit im Netz zu verteidigen, wagten sich vor allem junge Internetnutzer ins „Real Life“. Dennoch ist ihr Engagement unmündig. Denn an zwei Punkten scheitern die Akti-visten an ihrem eigenen Ideal.

Erstens definieren die Protestie-renden Freiheit falsch. Wofür sie streiten ist Anarchie. Wer Freiheit fordert, der muss sie für alle mit gleichem Maßstab fordern. Wer Freiheit fordert, der muss den Schutz privater Güter fordern. Wer Freiheit fordert, der muss heute auch eine Modernisierung der Legislative zu geistigem Eigentum fordern. Das alles tun die ACTA-Gegner nicht. Seit 1994 bildet das TRIPS-Abkommen die Rechtsgrund-lage zur Durchsetzung von geistigem Ei-gentum. In der Zwischenzeit hat sich das Netz zu einer neuen Sphäre entwickelt, in der sich ein internationaler Markt eta-bliert hat. Menschen sind finanziell und somit existenziell abhängig von diesem neuen Raum – doch er wird von keinem länderübergreifenden Rahmen geordnet.

ACTA strebt die Gewährleistung genau dieser Ordnung an. Ein solches Update der Durchsetzung von geistigem Eigentum ist dringend nötig. Allein die

hohen Zahlen illegaler Downloads und die Menge von unrechtmäßig erwirtschaf-tetem Profit mit diesen gestohlenen Gü-tern belegen dies. Zwar ist ein Diebstahl in der digitalen Welt einfacher zu bege-hen, der moralische Gehalt des Vergehens ändert sich aber nicht. Das akzeptieren die ACTA-Gegner nicht: Die Leistung des Kreativen hinter seinem Produkt wird von den Protestierenden verneint. Statt-dessen treten die Aktivisten für eine Ver-gemeinschaftung der Güter im Internet ein. Eine solche widerspricht eindeu-tig unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Umso zynischer wirkt der Deckmantel der Freiheit, den sich die AC-TA-Gegner zur Verschleierung ihrer letzt-endlich anarchistischen Motive anlegen.

Noch gravierender ist das zwei-te Defizit in der Protestbewegung: Der Verlust einer kritischen Grundhaltung bei den Aktivisten. Ein Großteil der De-monstranten wurde von der diffusen Ha-ckergruppe Anonymous mobilisiert. Das wohl wirksamste Mittel dazu war ein unter dem Namen des Kollektivs veröf-fentlichtes Video auf Youtube. Allein die deutsche Synchronisation hat knapp fünf Millionen Abrufe erhalten, dabei ist die Bewertung der Nutzer zu 98% positiv. Im Video werden ACTA-Inhalte verkürzt, ver-zerrt und zum Teil schlicht falsch darge-stellt. Anonymous spielt mit den digitalen

Ängsten der Zuschauer, um anschließend zu realem Protest aufzurufen. Ohne den propagandistischen Charakter des Films zu bemerken, lassen sich die hauptsäch-lich jugendlichen Zuschauer instrumenta-lisieren. Eine differenzierte Gegenrecher-che findet gar nicht erst statt.

Bei ACTA entfällt in weiten Teilen die Information als Grundlage des Pro-tests. Deshalb ist es eine Illusion, von Partizipation zu sprechen. Kant verärger-te schon vor über 200 Jahren die unkri-tische Grundhaltung seiner Zeitgenossen.

Die Tränen in seinen Augen bleiben auch im 21. Jahrhundert.

A llumfassende Dunkelheit. Ein letzter Ton, der sich langsam im Nichts ver-

liert. Mit seinem Entschwinden öffne ich die Augen, stecke den Mp3-Player in mei-ne Jeans und steige aus dem Zug.

Musik, etwas alltägliches in unserem Leben. Vielleicht gar zu alltäglich, frage ich mich, nachdem eine Protestlergruppe mit lautstarken „Anti ACTA“-Parolen mei-nen Weg kreuzt.

„ACTA“, auch zu deutsch gerne als „Anti-Produktpiraterie-Handelsabkommen“ bezeichnet.

Ein internationales Gesetz, das den Schutz geistigen Eigentums garantieren soll. Warum sollte man dagegen protestie-ren? Werden Musik, Film und anderes Gut schon als selbstverständlich angesehen? Das Urheberrecht belächelt? Wird das, was einst unmissverständlich als Privat-eigentum galt, heutzutage als öffentliches, frei verfügbares Gut gefordert?

Die Antwort hierauf lautet leider: Ja! Das Internet wird fälschlicherweise oft als rechtsfreier Raum verstanden. Nur aus diesem Grund entstehen Gesetze wie ACTA. Doch anstatt sich mit der Ursache des wellenschlagenden Gesetzes auseinan-derzusetzen, werden Schreie in der Bevöl-kerung laut: „ACTA macht uns zu einem Überwachungsstaat!“, „Was ist mit Daten-schutz und Privatsphäre?“, „Was ist mit meiner Meinungsfreiheit? ACTA ist Zen-sur!“ Schreie, die keine eigene Meinung wiedergeben, sondern die Meinung, die einem von Facebook-Kommentaren und Youtube-Videos in den Mund gelegt wird.

auswirkungEn Fraglich

Fakt ist, ACTA ist schwer zu verstehen. Fakt ist, es ist nicht mit Sicherheit vo-raussehbar, welche Auswirkungen ACTA letztendlich auf das Internet haben wür-

de. Und Fakt ist, ACTA wird nicht das Pro-blem der Produktpiraterie aus der Welt schaffen.

Bevor sich reflexartig zu empören, sollten Internetaktivisten das eigentliche Problem in den Vordergrund rücken: Die Produktpiraterie. Jedem muss bewusst werden, dass der illegale Download von Musik und Filmen gleichbedeutend ist mit dem Diebstahl im Laden. Nur weil der Weg des illegalen Downloads einfacher ist, ist er nicht weniger kriminell! Die Selbstverständ-lichkeit, mit der sich in unserer Gesellschaft ein Produkt angeeignet wird, ohne dafür zu bezahlen, ist ein Sittenverfall. Einem Musi-ker 99 Cent für einen Song zu verwehren, ist für diesen wie ein Schlag ins Gesicht. Wovon soll er leben? Mit welchen Mitteln soll er neue Musik produzieren? Und das gleiche Problem trifft Filmproduzenten, Autoren, Journalisten – einfach jeden Kre-ativen, für dessen Arbeit nicht gezahlt wird.

Mit unserem derzeitigen Konsumverhal-ten sind wir auf dem besten Weg, neue Kultur zu zerstören, Ideen im Keim zu ersticken und Fortschritt aufzuhalten. Das aber kann niemand wollen. Dieses Problem muss uns bewusst werden, und erst wenn uns das gelingt, werden Kopier-schutzmaßnahmen wie ACTA nicht mehr nötig sein.

konSuM ohne PreiS?! ein koMMentAr zuM theMA ActA von bastian kühn

Bastian Kühn19, Helstorf

„Because you push me over the edgeTired of wasting my time, tired of wasting my breath.“ aus „Over the Edge“ von Zebrahead

Nicolas Klein-Zirbes16, Bonn

... hofft, nicht aus Rache von Anonymous gehackt zu werden.

illEgalE downloads schadEn rEchtEinhabErn und krEatiVEn

Foto: Anton Knoblach, Montage: Maximilian Gens

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Das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung

„Nichts istumsonst“

Von wegen!

Seltsame Sprüche Eurer Eltern, Folge 57:

Kostenloses Heft und Abo unter www.fluter.de

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A ls Veranstaltungszeitung, Magazin, Onlinedienst und Radioprogramm

erreicht das Mediennetzwerk politikoran-ge seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Ju-gendmedientage – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die große und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

politikorangE – das multimEdium

politikorange wurde 2002 als Veranstal-tungszeitung ins Leben gerufen. Seit da-mals gehören Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenma-gazine: staeffi* und ortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Ver-anstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produziert.

wiE komm’ ich da ran?Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesver-bände der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv ste-hen bereits über 50 politikorange-Ausga-ben und unsere Radiosendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort können Ausgaben auch nachbe-stellt werden.

warum EigEntlich politikorangE?

In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugend-lichen diskutiert wird, begeistern wir für eigenständiges Denken und Han-deln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

wEr macht politikorangE?Junge Journalisten – sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neu-gierig und engagiert in Richtung Journa-lismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Organisa-tion und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde Redak-tionsteams sorgen dafür, dass politikoran-ge immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugend-presse stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Wer heiß aufs schreiben, fotogra-fieren, mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Ver-anstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail. Die frischesten Mit-machmöglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach.

[email protected]

frisch, fruchtig, selbstgepresst – [email protected]

diese ausgabe von politikorange entstand während des 9. jugendmedienworkshop im deutschen bundestag 2012, der vom 25. bis 30. märz in berlin stattfand.

herausgeber und redaktion: politikorange – netzwerk demokratieoffensive,c/o Jugendpresse deutschland e.V.,Wöhlertstraße 18, 10115 Berlin, www.politikorange.de

V.i.s.d.p.:Jugendpresse deutschland e.V.([email protected])

redaktionsleitung:Ann-Christin WehmeyerLina Sulzbacher

bildredaktion: Anton Knoblach ([email protected])

layout: Maximilian Gens ([email protected])

redaktion: Azade Beck, Anja Böll, Lisa Glasner, Kathrin hansen, Alina hemm, Janina hirsch, Leonie hoh, Veronika Kanzler, Julia Kristina Kitz-mann, Judith Klauke, nicolas Klein-zirbes, Bastian Kühn, Ann-Kathrin Metzler, Amelie Meurer, Anita Melde, Anna-Lena oltersdorf, Maximilian pett, Laura Schiemann, Julia Schnatz, Miriame Schundelmeier, daniel Sippel, Simon Straetker, Achsuthan Thiru-ketheeswaran, Sebastian unrecht, Tabatha urich, Malte Völz, Sophia von eicken, Jan Walther, Stefan Winter, Marie-Louise Wolter

betreuung: pia döhler, paul Frischprojektleitung: Florian hirsch([email protected]) druck: BVz Berliner zeitungsdruck Gmbh auflage: 15.000 exemplare

ein besonderer dank gilt den partnern: dem deutschen Bundestag, insbesondere Andrea Arolt und Reinhild Schornack, der Bundes-zentrale für politische Bildung, insbesondere Benedikt Meurer und Milena Mushak, sowie dem Team der Jugendpresse deutschland.

nicht zuletzt danken wir den zahlreichen engagierten Abgeordneten sowie den Ver-antwortlichen der Straßenzeitungen „motz“, „strassenfeger“ und „street mag“.

imprEssum

Foto: Anton Knoblach