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Praktikum zur Vorlesung „Methoden der Angewandten Physik“ Versuch Nr. 11: Elektrolumineszenz-Spektroskopie an Quantenpunkt-Mikrostrukturen Version V.1.0 von Dr. Tobias Heindel AG Prof. Dr. Stephan Reitzenstein Institut für Festkörperphysik Technischen Universität Berlin Berlin 2017

PraktikumzurVorlesung „MethodenderAngewandtenPhysik“ … · 2018. 10. 29. · PraktikumzurVorlesung „MethodenderAngewandtenPhysik“ VersuchNr.11: Elektrolumineszenz-Spektroskopiean

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  • Praktikum zur Vorlesung„Methoden der Angewandten Physik“

    Versuch Nr. 11:

    Elektrolumineszenz-Spektroskopie anQuantenpunkt-Mikrostrukturen

    Version V.1.0 vonDr. Tobias Heindel

    AG Prof. Dr. Stephan ReitzensteinInstitut für FestkörperphysikTechnischen Universität Berlin

    Berlin 2017

  • Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung 2

    2 Grundlagen 32.1 Halbleiter-Quantenpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

    2.1.1 Strukturelle Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.1.2 Elektrische Anregung in einer pin-Diode . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    2.2 Optische Mikroresonatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2.1 Purcell-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2.2 Photonen-Auskoppeleffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

    3 Experimentelle Messtechnik 113.1 Mikro-Elektrolumineszenz-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113.2 Zeitaufgelöste-Messanordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

    4 Versuchsdurchführung 14

    Literaturverzeichnis 18

  • 1 Einleitung

    Die Quantenphysik, erstmals formuliert zu Beginn des 20. Jahrhunderts, findet zuneh-mend ihren Weg in Anwendungen des alltäglichen Lebens. Halbleiter-Laser und Flash-Speicher sind inzwischen kommerzielle Massenprodukte, welche von dem Benutzer häu-fig wenig beachtet ihre Arbeit verrichten - und dies auf der Grundlage fundamentalerquantenmechanischer Effekte, wie der stimulierten Emission oder dem Tunneleffekt. Dieenormen technologischen Fortschritte in der modernen Halbleitertechnologie werden injüngerer Zeit insbesondere in der Anwendungsorientierten Grundlagenforschung genutzt,um mit neuartigen optoelektronischen Bauelementen weiter in das Quanten-Limit vorzu-dringen. Antriebsfeder für diese Anstrengungen sind häufig Anwendungen auf dem Gebietder Quanteninformation. So ermöglicht die sogenannte Quantenkryptographie eine sichereDatenübertragung, indem einzelne Photonen oder quantenmechanisch verschränkte Pho-tonenpaare zur Erzeugung eines Schlüssels verwendet werden [Bru05]. Die hierfür benötig-ten nicht-klassischen Photonen-Zustände können durch Halbleiter-Quantenpunkte [Shi07]erzeugt werden. Derartige Quanten-Emitter verhalten sich optisch ähnlich wie isolierteAtome, sind jedoch von Natur aus räumlich in einer Festkörpermatrix lokalisiert und so-mit prädestiniert für die Entwicklung neuartiger optoelektronischer Bauelemente auf einerskalierbaren Technologieplattform.

    Im Rahmen dieses Projekt-Versuches wird die Messtechnik der Elektrolumineszenz-Spektro-skopie eingeführt und an hoch-modernen Quantenpunkt-Leuchtdioden erprobt. Bei diesenwerden Ladungsträger in einer integrierten, aktiven Quantenpunkt-Schicht injiziert, indemüber externe Kontakte eine Spannung an die p-i-n-dotierte Mikrostruktur angelegt wird.Die dabei elektrisch generierten Quantenpunkt-Exzitonen können anschließend strahlendrekombinieren. In einem nächsten Schritt wird diese Quantenpunkt-Emission spektral-hochauflösend detektiert und analysiert. Darüber hinaus soll in diesem Versuch vermitteltwerden, wie basierend auf den durchgeführten Experimenten nicht-klassiche Lichtzuständeelektrisch erzeugt werden können.

  • 2 Grundlagen

    Dieser Abschnitt erläutert die physikalischen und konzeptionellen Grundlagen der im Rah-men dieses Projekt-Versuches durchgeführten Experimente. In Abschnitt 2.1 werden zu-nächst die grundlegensten strukturellen Eigenschaften von Halbleiter-Quantenpunkten so-wie das Funktionsprinzip einer pin-dotierten Quantenpunkt-Leuchtdiode vorgestellt. UmEinzelphotonenquellen mit einer hohen Photonen-Auskoppeleffizienz zu realisieren, wer-den die Quantenpunkte in photonische Mikroresonatoren integriert - ein Konzept welchesin Abschnitt 2.2 eingeführt wird. Dabei wir insbesondere der sogenannte Purcell-Effekt be-handelt, welcher im Regime der schwachen Kopplung zwischen Licht Materie beobachtetwerden kann.

    2.1 Halbleiter-Quantenpunkte

    Halbleiter-Quantenpunkte, welche aufgrund ihrer diskreten elektronischen und optischenEigenschaften häufig auch als künstliche Atome bezeichnet werden [Bim06], sind seit ih-rer Entdeckung im Jahre 1985 durch Goldstein und Glas ein zentraler Bestandteil derForschung auf dem Gebiet der Halbleiter-Quantenoptik [Shi07, Mic13]. In den folgendenAbschnitten werden die grundlegenden strukturellen, elektronischen und optischen Eigen-schaften von Halbleiter-Quantenpunkten erläutert.

    2.1.1 Strukturelle Eigenschaften

    Selbstorganisierte Halbleiter-Quantenpunkte (QP) sind Cluster von einigen hundert bistausend Atomen eingebettet in eine Halbleitermatrix, wobei das Material des QPes ver-schieden von dem der umgebenden Matrix ist (siehe Abbildung 2.1 (a)). Sie entstehen beimepitaktischen Wachstum, z.B. mittels Metall-Organischer Chemischer-Gasabscheidung(MOCVD1) oder Molekularstrahlepitaxie (MBE2), durch verspannungsinduzierte Selbst-ordnungsprozesse (siehe Abbildung 2.1 (a)). Die Abmessungen von InAs QPen, welche in

    1 Metall-Organic Chemical Vapor Deposition2 Molecular-Beam Epitaxy

  • 4 2 Grundlagen

    Abbildung 2.1: (a) Schematische Darstellung des selbstorganisierten, epitaktischen Wachs-tums von InAs/GaAs-Quantenpunkten (QP): Im Stranski-Krastanow-Wachstumsmodus bil-det sich auf dem GaAs-Substrat (1.) zunächst eine pseudomorph verspannte Benetzungsschichtaus InAs (2.). Ab einer kritischen Schichtdicke von wenigen Monolagen beginnt anschließenddie Relaxation zu InAs-QPen (3.). (b) AFM-Aufnahme einer Schicht InAs/GaAs-QPe vordem Überwachsen (von J.Treu, Universität Würzburg). (c) XSTM-Aufnahme eines einzel-nen, überwachsenen InAs/GaAs-QPes in einem Querschnitt parallel zur Wachstumsrichtung,symbolisiert durch einen Pfeil (von P.Koenraad, Technische Universität Eindhoven).

    einer GaAs-Matrix eingebettet sind, betragen typischerweise zwischen 15 nm und 50 nmin lateraler Richtung und etwa 5-10 nm in Wachstumsrichtung (vgl. Abbildung 2.1 (b)und (c)). Da das InAs-Material der QPe eine geringere Bandlücke aufweist als die umge-bende GaAs-Matrix (EInAsg ≈ 0,36 eV bzw. EGaAsg ≈ 1,42 eV bei 300K im unverspanntenVolumen- (Bulk-) material) stellt jeder QP einen dreidimensionalen Potentialtopf für Elek-tronen aus dem Leitungsband und Löchern aus dem Valenzband dar. Als Folge der geringenräumlichen Ausdehnung des QP-Potentials, welche im Bereich der de-Broglie WellenlängeλdB der Ladungsträger liegt (∼ 10 nm), werden die elektronischen und optischen Eigen-schaften von QPen maßgeblich durch quantenmechanische Effekte bestimmt. Im Gegen-satz zu Volumenhalbleitern (3D), Quantenfilmen (2D) oder Quantendrähten (1D), welchejeweils eine quasi-kontinuierlich verteilte Zustandsdichte aufweisen, ergibt sich im Fal-le eines QPes (quasi-0D) eine vollständige Quantisierung mit diskreten Energieniveaus[Bim06]. Befinden sich freie Ladungsträger in der Umgebung eines QPes, welche optischdurch einen Laser oder elektrisch in einer Diodenstruktur erzeugt wurden (vgl. Abschnitt2.1.2), so können diese unter Streuung mit Phononen strahlungslos in das QP-Potentialrelaxieren und dessen diskrete Energieniveaus besetzen (vgl. Schema in Abbildung 2.1 (c)).Das so aus einem Elektron-Lochpaar resultierende Quasiteilchen wird als Quantenpunkt-Exziton (X) bezeichnet und wird auf der Zeitskala der natürlichen Lebensdauer τX desExziton-Zustandes (τX ≈ 1 ns) unter Emission eines X-Photons strahlend rekombinieren.Nicht-strahlende Rekombination, spielt in hoch-qualitativen, selbstorganisierten Quanten-punkten eine untergeordnete Rolle, sodass interne Quanteneffizienzen von > 90% be-

  • 2.1 Halbleiter-Quantenpunkte 5

    obachtet wurden [Joh08]. Neben dem elektrisch neutralen Exziton X (e+h) können auchweitere Ladungsträger in einem QP lokalisiert sein. Die entsprechenden Quasiteilchen wei-sen aufgrund der unterschiedlichen Ladungsträgerkonfigurationen jeweils unterschiedlicheRekombinationsenergien auf, wodurch sich in dem Emissionsspektren eines QPes mituntereine große Linienvielfalt ergibt. Aufgrund des relativ flachen Einschlusspotentials im Fallevon InAs/GaAs-QPen sind für die Beobachtung exzitonischer Zustände jedoch kryogeneTemperaturen unterhalb von 70K erforderlich.

    2.1.2 Elektrische Anregung in einer pin-Diode

    Zur Anregung der Lumineszenz von QPen müssen zunächst freie Ladungsträger in derHalbleiterstruktur vorhanden sein. Die Erzeugung der freien Elektron-Loch-Paaren kanndabei zum Beispiel optisch mit einem Laser erfolgen. Als weitere, anwendungs-relevanteMöglichkeit der Anregung bietet sich bei QPen die Integration in eine dotierte Halblei-terstruktur an, womit die Elektronen bzw. Löcher über elektrische Kontakte injiziert wer-den können. Diese elektrische Anregung der QP-Lumineszenz ist insbesondere hinsichtlichAnwendungen in der Informations- und Quanteninformationsverarbeitung von Interes-se und ermöglicht die Realisierug hochintegrierter, optoelektronischer QP-Bauelemente.Abbildung 2.2 (a) zeigt schematisch den Bandkantenverlauf eines in eine dotierte Halb-leiterstruktur eingebetteten QPes entlang der Wachstumsrichtung, wobei zunächst keineäußere Spannung an dem Bauteil anliegt. Der aus InAs bestehende QP ist in eine undo-tierte, intrinsische (i) Halbleiter-Matrix aus GaAs eingebettet. Diese wird umgeben voneinem unteren, n-dotierten sowie einem oberen, p-dotierten Bereich aus GaAs. Aufgrunddes pn-Überganges bildet sich eine Antidiffusionsspannung Uint aus, welche größtenteilsüber dem undotierten Teil der Diode abfällt und ein konstantes elektrisches Feld im Be-reich des QPes erzeugt. Um Ladungsträger in die aktive Schicht injizieren zu können, musseine Spannung U ≥ Uint an die Kontakte in Durchlassrichtung der Diode angelegt werden(Plus an p-Kontakt, Minus an n-Kontakt). Kompensiert die angelegte äußere Spannunggerade die Antidiffusionsspannung (U = Uint), so befindet sich die Struktur im sogenann-ten Flachband-Fall (siehe Abbildung 2.2 (b)). Ab diesem Punkt werden Elektronen undLöcher effektiv von den Kontakten in die intrinsische Schicht injiziert und können unterStreuung mit Phononen in den Potentialtopf des QPes relaxieren und schließlich - nachder Lebensdauer des jeweiligen exzitonischen Zustandes - strahlend rekombinieren. DieBesetzungswahrscheinlichkeit und damit auch die Emissionsintensität eines exzitonischenZustandes hängt dabei stark von der Anzahl der injizierten Ladungsträger pro Zeit ab.Abbildung 2.2 (c) zeigt exemplarisch die gemessene Stromstärke als Funktion der an

    eine QP-LED angelegten Spannung (I-U-Kennlinie). Der Stromstärkeverlauf zeigt auf-

  • 6 2 Grundlagen

    1 . 3 9 5 1 . 4 0 0 1 . 4 0 5

    - 1 0 - 8 - 6 - 4 - 2 0 2 4

    Inten

    s. (w

    .E.)

    e ⋅U i n t X- X X

    X +X

    G a A sG a A sI n A s

    Energ

    ie

    O r t

    ( b )

    ( a ) T = 2 0 K

    E n e r g i e ( e V )

    V B

    L B

    Strom

    stärke

    (w.E.

    )

    ( c )

    S p a n n u n g ( V )

    Abbildung 2.2: Funktionsprinzip einer Quantenpunkt-Leuchtdiode (QP-LED): (a) Schema-tischer Verlauf der Bandstruktur eines in eine pin-dotierten Halbleiterstruktur integriertenQPes. Aufgrund des pn-Überganges bildet sich eine Antidiffusionsspannung Uint aus, wel-che über dem intrinsischen (i) Bereich der Diode abfällt. (b) Ab einer angelegten SpannungU ≥ Uint in Durchlassrichtung der Diode können Ladungsträger in den QP injiziert werden.(c) I-U-Kennlinie einer QP-LED aufgenommen bei Tieftemperatur (T = 20K). EingebetteterGraph: Exemplarisches Emissionsspektrum einer QP-LED im elektrischen Betrieb in Durch-lassrichtung der Diode (T = 20K).

    grund des pin-Dotierprofils ein typisches Diodenverhalten: Für negative Betriebsspannun-gen (UDC < 0) ist die Diodenstruktur in Sperrichtung gepolt und es ist nahezu kein Strom-fluss zu verzeichnen. In Durchlassrichtung (UDC > 0) setzt ab einer Spannung von etwa1,5V ein Stromfluss ein. Der Wert der Einsatzspannung liegt erwartungsgemäß leicht un-terhalb der Bandlücke der intrinsischen GaAs-Kavität, welche bei T = 20K etwa 1,519 eVbeträgt [Bla82]. Oberhalb der Kniespannung der Diodenstruktur (UDC > 1,9V) setzt einmerklicher Stromfluss mit einer exponentiellen Spannungsabhängigkeit ein. Eingebettet inAbbildung 2.2 (c) ist das Emissionsspektrum eines einzelnen, in eine pin-dotierte Diodeintegrierten QPes unter elektrischer Anregung und einer Temperatur von T = 20K. Ne-ben der Emission des neutralen Exzitons (X) sind auch die negativ und positiv geladenenTrion-Zustände (X− bzw. X+) sowie das Biexziton (XX) zu beobachten.Um die Funktionalität über die einer herkömmlichen LED hinaus zu erweitern, und

    die effiziente elektrische Erzeugung einzelner Photonen oder korrelierter Photonenpaarezu ermöglichen, sind komplexere Mikrostrukturen als die in Abbildung 2.2 (a) skizziertenotwendig. Im folgenden Abschnitt wird erläutert, wie mit dem Konzept des optischenMikroresonators die Licht-Auskoppeleffizienz verbessert werden kann.

  • 2.2 Optische Mikroresonatoren 7

    2.2 Optische Mikroresonatoren

    Wird Licht in einem optischen Resonator auf ein Volumen V ≈ (λ/n)3 lokalisiert, des-sen Ausdehnung in allen drei Raumrichtungen in der Größenordnung der Lichtwellenlän-ge liegt, führt dies zur Ausbildung diskreter optischer Moden mit einem großen freienSpektralbereich. Die Eigenschaften eines Emitters (z.B. ein QP) der in solch einen Mi-kroresonator eingebracht wird, können durch die modifizierte optische Zustandsdichte desResonators maßgeblich beeinflusst werden. Das Forschungsgebiet der sogenannten cavityquantum electrodynamics (cQED) basiert auf Mikroresonatoren und behandelt die Wech-selwirkung von Quantenemittern mit dem quantisierten elektromagnetischen Feld einesResonators hoher Güte [Vah03]. Erste cQED-Experimente wurden an Atomen durchge-führt, die mittels Dipolfallen im Zentrum eines optischen Resonators gehalten wurden[Mab02]. Durch die Realisierung von Mikroresonatoren mit integrierten QPen wurde dieBeobachtung von cQED-Effekten erstmals auch im Festkörper möglich [Gér98].Abbildung 2.3 zeigt schematisch den prominentesten Vertreter unter den halbleiterba-

    sierten Mikroresonator-Systemen: den zylindrische Fabry-Pérot Mikrosäulenresonatoren.Andere bekannte Typen stellen Mikro-Scheibenresonatoren und photonische Kristallreso-natoren. Ein Überblick über die unterschiedlichen Resonatortypen und ihre Kenngrößenfindet sich in Refeferenz [Vah03]. Zylindrische Fabry-Pérot Mikrosäulenresonatoren (engl.micropillar cavity), wie sie in diesem Praktikumsversuch eingesetzt werden, bestehen meistaus einer λ/n dicken Kavität, welche zwischen einem unteren bzw. oberen dielektrischenBragg-Spiegel (DBR1) hoher Reflektivität eingebettet ist (vgl. Abbildung 2.3 (a)). EineLokalisierung des Lichts erfolgt hier zum einen in Wachstumsrichtung durch Reflexion anden beiden DBRs, zum anderen in lateraler Richtung durch eine Modenführung aufgrunddes Brechungsindex-Sprungs von Halbleiter zu Vakuum. Die Auskopplung und Detekti-on von Licht erfolgt dabei in Wachstumsrichtung über den oberen DBR. Dieses Konzeptsäulenförmiger Mikroresonatoren wird im Rahmen dieses Versuches eingesetzt.Unabhängig von der speziellen Geometrie des Mikroresonators liegt den meisten in

    Halbleiterstrukturen durchgeführten cQED-Experimenten folgende Modellvorstellung zu-grunde (vgl. auch Abbildung 2.3 (a)): Betrachtet wird ein idealisierter QP, welcher alsZwei-Niveau-System mit Grundzustand |G〉 und angeregten Exziton-Zustand |X〉 beschrie-ben wird und resonant an die unbesetzte Mode |0〉 eines optischen Resonators der GüteQ = EC/γC koppelt. Dabei bezeichnet EC die Resonanzenergie und γC die Linienbreiteder Resonatormode. Befindet sich der QP anfänglich in seinem angeregten Zustand, so

    1 Distributed Bragg Reflector

  • 8 2 Grundlagen

    ( a )

    F r e q u e n z ω ( w . E . )

    R e s o n a t o r

    V a k u u m

    ( a ) ( c )

    Mode

    ndich

    te ρ (

    w.E.)( b )

    Abbildung 2.3: (a) Schematische Darstellung eines halbleiterbasierter Mikroresonatoren aufBasis eines zylindrischen Fabry-Pérot Mikrosäulenresonators. (b) Schematische Darstellungeines cQED-Experimentes: Die Spiegel eines optischen Resonators (grün) definieren eine Mo-dendichte ρ(ω) des elektromagnetischen Feldes (rot), welche an einen Zwei-Niveau-Emitter(z.B. ein QP) koppelt. Im Regime der schwachen Kopplung zwischen Emitter und Mode istdie Zeitskala τC der Resonatorverluste kleiner als die spontane Lebensdauer τX des Emitters.(c) Schematische Darstellung der Modendichte im Vakuum und in einem Mikroresonator.

    wird er nach einer charakteristischen Zeit τX = ~/γX durch die spontane Emission einesPhotons in seinen Grundzustand übergehen. Im Grenzfall eines verlustfreien Resonators(Q→∞) kann das zwischen den Spiegeln propagierende Photon von dem QP reabsorbiertund anschließend wieder emittiert werden. In diesem Fall, bei welchem die spontane Emis-sion zu einem reversiblen Prozess wird, kommt es zu einem kohärenten Energieaustauscheseines Emitters mit dem Vakuumfeld einer Resonatormode, der sogennanten Vakuum-Rabi-Oszillation, welche charakteristisch für das Regime der starken Kopplung von Licht undMaterie ist. Ist die Dämpfung durch die Resonatorverluste so stark, dass das Photon dieKavität verlässt, bevor es von dem QP erstmalig reabsorbiert werden kann, so befindetsich das System im Regime der schwachen Kopplung. Dieses Regime ist für die Realisierungeffizienter Einzelphotonenquellen von besonderem Interesse.

    2.2.1 Purcell-Effekt

    Betrachtet man das Regime der schwachen Kopplung, so bleibt der Prozess der spontanenEmission irreversibel und es treten keine Vakuum-Rabi-Oszillationen auf. Das Emissions-verhalten eines Emitters wird dennoch stark von einem Mikroresonator beeinflusst. NachFermis Goldener Regel, welche für einen elektrischen Dipolübergang die Form

    = 4π~ρ(ω0)|〈~d · ~f(r0)〉|2 (2.1)

    annimmt, ist die spontane Emissionsrate Γ = 1/τ direkt proportional zu der Modendichteρ(ω0) bei der Übergangsfrequenz ω0, mit dem Dipolmatrixelement |〈~d · ~f(r0)〉| des entspre-chenden Überganges [Gér98]. Befindet sich ein Emitter in spektraler Resonanz mit der

  • 2.2 Optische Mikroresonatoren 9

    optischen Mode eines Mikroresonators, so kann seine strahlende Lebensdauer durch dieihn umgebende, erhöhte optische Modendichte deutlich verkürzt sein. Umgekehrt kann derEmitter gegenüber dem Vakuum auch eine längere Lebensdauer aufweisen, wenn sich dieEmission in dem freien Spektralbereich des Resonators befindet. Abbildung 2.3 (b) zeigtzur Verdeutlichung schematisch die optische Modendichte ρ(ω) innerhalb eines Resonatorssowie im Vakuum.Dieser sogenannte Purcell-Effekt wurde bereits 1946 von seinem Namensgeber für Atome

    in Resonatoren vorhergesagt [Pur46]. Das Verhältnis der Lebensdauern eines Emittersim Vakuum τV akuum und in Resonanz mit der optischen Mode eines Resonators τReswird als Purcell-Faktor FP bezeichnet. In der Halbleiterphysik wird dieser Quotient nichtauf das Vakuum, sondern auf den unendlich ausgedehnten, homogenen Festkörper mitBrechungsindex n bezogen. Der Purcell-Faktor FP = τ3DτRes kann in diesem Fall wie folgtausgedrückt werden [Gay03]:

    FP(∆) =3Q(λC/n)3

    4π2VM︸ ︷︷ ︸FmaxP

    · γ2C

    4∆2 + γ2C︸ ︷︷ ︸spektral

    , (2.2)

    wobei davon ausgegangen wurde, dass sich der Emitter im Zentrum des Resonators amOrt maximaler Feldintensität befindet. Der erste Term hängt, mit der Güte Q, dem ef-fektiven Modenvolumen VM und der Resonanzwellenlänge λC, ausschließlich von den Re-sonatoreigenschaften ab. Der zweite Term trägt einer endlichen spektralen Verstimmung∆ zwischen Emitter und Resonatormode Rechnung und beschreibt - entsprechend deroptischen Modendichte - ein Lorentzprofil. Im Falle spektraler Resonanz (∆ = 0) sowieperfektem räumlichen Überlapp zwischen Dipol-Emitter und Resonatormode ergibt sichfür den Purcell-Faktor folglich die obere Grenze:

    FmaxP =3Q(λC/n)3

    4π2VM∝ QVM

    . (2.3)

    Daraus wird ersichtlich, dass für das Erreichen hoher Purcell-Faktoren die technologischeHerausforderung in der Optimierung des Verhälnisses Q/VM besteht. Dadurch wird esmöglich, die strahlende Lebensdauer eines QPes in einer Halbleiterstruktur erheblich zuverringern und somit die spontane Emissionsrate zu erhöhen. Für die Entwicklung einesBauteils, welches die effiziente Erzeugung einzelner Photonen ermöglicht, ist jedoch diealleinige Maximierung des Purcell-Faktors FP nach Gleichung 2.2 nicht ausreichend. Wieim Folgenden erläutert wird, ist hierfür auch die Photonen-Auskoppeleffizienz des gesamtenBauteils zu optimieren.

  • 10 2 Grundlagen

    2.2.2 Photonen-Auskoppeleffizienz

    Von einem QP, der in einer Halbleiter-Matrix räumlich isotrop Photonen emittiert, kannaufgrund der inneren Totalreflexion an einer ebenen Grenzfläche des Halbleiters zum Va-kuum nur ein Bruchteil � der gesamten Emission aus dem Halbleiter ausgekoppelt undsomit durch eine externe Linse eingesammelt werden. Für Halbleiter wie GaAs ist dieserAnteil auf einen Wert von � < 3 % limitiert [Bar02]. Für die Realisierung eines optoelektro-nischen Bauteils hoher Effizienz, besteht folglich eine Herausforderung in der Steigerungvon �. Eine Möglichkeit ist die Implementierung eines Bragg-Spiegels hoher Reflektivitätunterhalb des QPes. Durch ihn werden die in den unteren Halbraum des Halbleiters emit-tierten Photonen zurück in Richtung Halbleiter-Vakuum-Grenzfläche reflektiert, wodurch� um maximal einen Faktor zwei gesteigert werden kann. Eine erheblich größere Steigerungder Photonen-Ausbeute wird durch den Einsatz von Mikroresonatoren möglich.Im Falle von Mikrosäulenresonatoren kann gezeigt werden [Bar02], dass die Photonen-

    Auskoppeleffizienz ηph wie folgt berechnet werden kann (siehe Referenz [Hei13], Abschnitt 2.2.2für eine detailliertere Erläuterung):

    ηph =Q

    Q2D· FPFP + 1

    , (2.4)

    wobei Q die Güte des Mikroresonators und Q2D die Güte des planaren bzw. lateral un-strukturierten Resonators beschreibt, wobei letztere maßgeblich von der Reflektivität unddamit von der Anzahl der Spiegelpaare in den beiden DBRs abhängt. Der zweite Termwird als Kopplungsfaktor der spontanen Emission β = FPFP+1 bezeichnet und gibt den An-teil β der gesamten spontanen Emission des Emitters an, welcher direkt in die gewünschteResonatormode eingekoppelt werden kann. Nach Barnes et al. [Bar02] wurde die nachdem damaligen Stand der Technologie im Jahre 2002 somit zu erreichende Photonen-Auskoppeleffizienz für Mikrosäulenresonatoren zu ηph ≈ 70% abgeschätzt. Experimentellkonnten bereits elektrisch betriebene Einzelphotonenquellen auf der Basis von Mikrore-sonatoren mit einer Auskoppeleffizienzen von 61% (34% Gesamteffizienz) demonstriertwerden [Hei10], wobei auch die Gesamteffizienz in jüngster Zeit weiter auf 61% gesteigertwerden konnte [Sch16].

  • 3 Experimentelle Messtechnik

    Dieser Abschnitt beschreibt die experimentelle Messanordnung, an welcher der Prak-tikumsversuch durchgeführt wird. Generell werden die Quantenemitter mittels Mikro-Elektrolumineszenz- (µEL-) Spektroskopie untersucht. Hierbei wird das von der Probeunter elektrischer Anregung emittierte Licht mit einer Ortsauflösung von wenigen Mi-krometern eingesammelt und anschließend spektral mittels eines Monochromators analy-siert (siehe Abschnitt Abschnitt 3.1). Im Falle gepulst elektrischer Anregung kann zudemdie Elektrolumineszenz eines Quantenemitters zeitaufgelöst mittels eines Einzelphotonen-Detektors aufgezeichnet werden (siehe Abschnitt Abschnitt 3.2).

    3.1 Mikro-Elektrolumineszenz-Spektroskopie

    Die µEL-Untersuchungen erfolgen an der in Abbildung 3.1 (a) schematisch dargestelltenMessanordnung. Die Probe ist auf dem Kaltfinger eines Durchfluss-Kryostaten montiertund wird mit flüssigem Helium auf eine Temperatur von etwa 10K gekühlt. Durch einenX-Y-Z-Verschiebetisch kann der Kryostat in allen drei Raumrichtungen positioniert wer-den, um die räumliche Adressierung einzelner Mikrostrukturen zu ermöglichen. Für dieelektrische Anregung der Probe sind in einer Durchführung des Kryostaten flexible Mini-Koaxialkabel verlegt, welche Probenseitig auf einem Stecker mit einer integrierten 50Ω-Impedanzanpassung enden. Die Koaxialkabel werden für den elektrischen Betrieb derHalbleiter-Mikrostrukturen an einen Pulsgenerator (Modell: AVN-1-C-P-PN-OT, AvtechElectrosystems) angeschlossen, welcher kurze Spannungspulse mit Halbwertsbreiten von200 ps bis 1 ns bei einer maximalen Repetitionsrate von 250MHz generiert. Des Weiterenkann auch eine Gleichspannung an die Mikrostruktur angelegt werden. Das von der Pro-be emittierte Licht wird mittels eines fein-positionierbaren Mikroskopobjektives mit einernumerischen Apertur (NA) von 0,40 und 20-facher Vergrößerung vor dem Glasfenster desKryostaten eingesammelt und als kollimierter Strahl auf die optische Achse gelenkt. DasLumineszenz-Signal der Probe wird anschließend mit Hilfe einer Linse auf den Eingangs-spalt (Spaltbreite: 50µm) eines Doppel-Gittermonochromators mit einer fokalen Längevon jeweils 50 cm fokussiert und an dessen Ausgang mit einer mit flüssigem Stickstoff ge-kühlten Silizium-CCD Kamera mit 1340Pixel x 100Pixel detektiert. Für die Aufnahme

  • 12 3 Experimentelle Messtechnik

    Abbildung 3.1: (a) Schematische Darstellung der Messanordnung zur Mikro-Elektrolumineszenz- (µEL-) Spektroskopie: Die Probe wird mit einem elektrischenPulsgenerator angeregt. Das Lumineszenz-Signal wird durch ein Mikroskopobjektiv(MO) eingesammelt, in einem Monochromator spektral zerlegt und durch eine CCD-Kameradetektiert. (b) Zeitaufgelöste Messanordnung zur Messung der strahlenden Lebensdauereines Quantenpunkt-Zustandes: Die Detektion der einzelnen Photonen erfolgt fasergekoppeltmittels eines Einzelphotonendetektors. Die Messung wird von dem Synchronisations-Signaldes Pulsgenerators getriggert.

    von Spektren kann zwischen unterschiedlichen optischen Gittern gewählt werden, wobeieine maximale spektrale Auflösung von ∆E = 25µeV erzielt wird.Die Probenoberfläche kann zudem mit einer weißen LED beleuchtet und das reflektierte

    Licht über einen Strahlteiler von der optischen Achse ausgekoppelt und auf eine CCD-Videokamera vergrößert abgebildet werden. Dies ermöglicht eine Orientierung auf derProbenoberfläche und das Anfahren einzelner Mikrostrukturen.Um zeitaufgelöste Messungen durchzuführen, wird die Emission eines Quantenemitters

    durch den Monochromator spektral selektierte und an dessen Ausgang in eine Multimode-Glasfaser, an deren Ende ein einzelphotonensensitiver Detektor angeschlossen ist, einge-koppelt.

    3.2 Zeitaufgelöste-Messanordnung

    Für die zeitaufgelöste Messung der Elektrolumineszenz wird ein glasfasergekoppelter Ein-zelphotonendetektor eingesetzt (vgl. Abbildung 3.1 (b)). Als Detektor fungiert dabei einEinzelphotonenzählmodul (SPCM1), welches auf Silizium-Lawinenphotodioden (APDs2)

    1 engl.: Single Photon Counting Module2 engl.: Avalanche Photodiodes

  • 3.2 Zeitaufgelöste-Messanordnung 13

    basiert. Diese sind spezifiziert auf eine zeitliche Auflösung von 250 ps, eine Dunkelzählrate< 50Counts/s sowie einer Photonen-Detektionseffizienz von ca. 35% bei einer Wellenlängevon 900 nm. Das SPCM-Modul setzt die Detektionsereignisse in Spannungspulse um, wel-che über ein Koaxialkabel an einen der beiden Eingänge eines TCSPC1-Moduls (Modell:TimeHarp 260, PicoQuant GmbH ) gegeben werden. Der zweite Eingang des TCSPC wirdmit dem Trigger-Ausgang des anregenden Pulsgenerators verbunden. Um die Elektrolumi-neszenz einer Halbleiter-Mikrostruktur zeitaufgelöst zu analysieren, wird nun mittels desTCSPC-Moduls ein Histogramm der Koinzidenzen zwischen den beiden TCSPC-Kanälenals Funktion der Zeitdifferenz ∆t aufgezeichnet, wobei der Trigger-Kanal jede Zeitmes-sung startet und die Photonendetektion des SPCM-Moduls die Messung wieder stoppt.Das TCSPC-Modul nimmt Histogramme mit 32768 Kanälen bei einer Kanalbreite von25 ps auf. Erläuterungen zu dem Messprinzip mittels TCSPC-Systemen sind in Referenz[Wah14] zu finden.

    1 engl.: Time Correlated Single Photon Counting

  • 4 Versuchsdurchführung

    Die Experimente erfolgen generell nur unter Betreuung durch ein Arbeitsgruppenmitglied.Die Versuche werden an dotierten Halbleiter-Mikrostrukturen mit integrierten Quanten-punkten durchgeführt (siehe [Hei13], Abschnitt 4.1), wobei eine experimentelle Messanord-nungen des laufenden wissenschaftlichen Betriebes verwendet wird. Fragestellungen welcheIhnen bei der Erstellung der Ausarbeitung helfen sind in kursiver Schrift dargestellt. Den-ken Sie daran alle aufgenommenen Messdaten nach der Durchführung der Experimentesowohl im Original als auch in ein für Sie nutzbares Datenformat (z.B. ASCII) zu konver-tieren und auf Ihrem USB-Stick zu speichern.

    1. EinführungDie Einführung in die Benutzung der Messanordnung sowie der Software erfolgtdurch den Betreuer des Versuches.Wichtig:Vor dem Einschalten des Einzelphotonendetektors (SPCM) ist darauf zu achten, dassdie Laborbeleuchtung ausgeschaltet ist! Erst nach dessen Einschalten darf, unterBeobachtung der SPCM-Detektionsraten justiert werden.Klicken Sie in der LabView-Software nie auf das „x“ in dem roten Kästchen obenrechts um ein Fenster zu schließen (hierdurch stürtzt die Software ab und alle Gerätemüssen neu initialisiert werden)! Verwenden Sie statt dessen die in der Softwareintegrierten „Stop“-Buttons.

    2. Justage auf einen MikroresonatorZunächst soll auf einen geeigneten Mikroresonator justiert werden (Probentempera-tur T = 10K). Hierzu wird die Weißlichtabbildung der Probenoberfläche beobachtetund der Gleichspannungsanteil des Pulsgenerators langsam und kontinuierlich er-höht, bis Elektrolumineszenz (EL) an der oberen Facette eines Mikroresonators zuerkennen ist (gegebenenfalls Weißlicht blocken um EL besser zu erkennen). SpeichernSie zwei Screenshots des Mikroresonators einmal mit Weißlicht aber ohne angelegeteGleichspannung und einmal ohne Weißlicht aber mit angelegter Gleichspannung. Be-findet sich die EL räumlich in etwa in der nähe des grünen Kreuzes, so sollte bereitsdie Emission des Mikroresonators im µEL-Spektrum sichtbar sein (kontinuierlicher

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    Aufnahmemodus, Integrationszeit: 0,2 − 1 s). Die räumlich präzise Positionierungeines Mikroresonators relativ zu dem Mikroskopobjektives erfolgt nun mittels derX-/Y-Verschiebetische des Kryostaten, welche durch ein Gamepad angesteuert wer-den. Für eine Feinjustage auf die Lumineszenz eines Quantenemitters mittels µEL-Spektren (kontinuierlicher Aufnahmemodus, Integrationszeit: 0,2− 1 s) wird auf dieX-Y-Z-Piezoelemente des Mikroskopobjektives umgeschaltet. Die Justage ist abge-schlossen, wenn die Intensität der langwelligsten Resonatormode (bei ca. 900 nm)am höchsten ist und auf diese optimiert wurde (Intensität nimmt in jede Raumrich-tung ab). Nehmen sie ein µEL-Spektrum des Resonators auf und speichern sie diesesindem sie den kontinuierlichen Aufnahmemodus stoppen und den Speicherdialog öff-nen (Integrationszeit: 1 s, Eingangsspalt: 50µm, Gitter 600Linien/mm).Was ist in dem Spektrum des Mikroresonators neben der Resonatorgrundmode nochzu erkennen und wie ist dies zu erklären. Informationen hierzu finden sich z.B. inReferenz [Hei13], Abschnit 4.3 sowie Referenz [Ulr07], Abbildung 1.

    3. Emission einzelner QuantenpunkteIm vorherigen Versuchsteil wurde die Emission der Resonatormoden bei hoher Anre-gung beobachtet. Das inhomogen verbreiterte Quantenpunkt-Ensemble in dem Mi-kroresonator „beleuchtet“ in diesem Fall die optische Zustandsdichte, sodass dieoptische Modenstruktur des Resonators sichtbar wird. Um die Emission einzelnerQuantenemitter zu beobachten, muss die Anregungsstärke reduziert werden. Ver-ringern Sie entsprechend die angelegte Gleichspannung, bis einzelne Quantenpunkt-Emissionslinien zu erkennen sind. Die Peakintensität der Resonatorgrundmode solltein diesem Fall vergleichbar („Kleinergleich“) mit der Peakintensität der umliegendenQuantenpunkt-Emissionlinien sein. Speichern Sie erneut ein Spektrum (Integrations-zeit: 1 s, Eingangsspalt: 50µm, Gitter 600Linien/mm). Wie unterscheidet sich dieEmission einzelner Quantenpunkte von der der Resonatormoden?

    4. Temperaturabhängigkeit der EmissionBeobachten Sie die Emission des Mikroresonators bei geringer Anregungsstärke inAbhängigkeit der Temperatur und dokumentieren Sie ihre Beobachtungen. WelcheAbhängigkeiten von der Temperatur ergeben sich für die spektrale Lage und die Inten-sität der Quantenpunkt-Emissionslinien und warum? Sofern sich eine QuantenpunktEmissionslinie auf der kurzwelligen Spektralseite der Resonatorgrundmode befindetund sich durch eine Temperaturveränderung über die Resonatorgrundmode spektralverschieben lässt, können Sie nun direkt mit dem nächsten Versuchsteil beginnen.Andernfalls wiederholen Sie die Aufgaben 1 und 2 bis ein entsprechender Mikrore-

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    sonator gefunden wurde.

    5. Beobachtung des Purcell-EffektesNehmen Sie bei geringer Anregung Spektren des Mikroresonators beiverschiedenen Temperaturen in einem ausreichend großen Temperatur-fenster um die spektrale Resonanz mit der Resonatorgrundmode auf(∆T = 0,5K). Was ist zu beobachten und warum?

    Im Rahmen der Auswertung soll jedes Spektrum mit zwei Lorentzprofilen für Quan-tenpunkt und Resonatorgrundmode angepasst werden. Im Bereich der spektralenResonanz sind dabei die Fitparameter der Resonatorgrundmode (Linienbreite undintegrierte Intensität) festzuhalten. Für die Abhängigkeit der integrierten IntensitätIX des Quantenpunktes als Funktion der spektralen Verstimmung ∆ = EX − ECzwischen Quantenpunkt (X) und Resonatormode (C) ergibt sich im Falle geringerAnregung folgender Zusammenhang (vgl. [Mun09], Formel (10)):

    IX(∆) ∝FmaxP

    (1 + FmaxP + 4(∆γC

    )2), (4.1)

    wobei γC die Linienbreite der Resonatorgrundmode bezeichnet. Passen Sie die Funk-tion 4.1 an die experimentell ermittelten Daten von IX(∆) an, um den Purcell-FaktorFP sowie den entsprechenden Standardfehler zu bestimmen.

    6. Zeitaufgelöste MessungenFür die zeitaufgelösten Messungen muss der Mikroresonator gepulst elektrisch an-geregt werden. Gehen Sie dabei wie folgt vor: Wählen Sie an dem Pulsgeneratorden Frequenzbereich PRF RANGE = 250MHz und stellen Sie den Drehknopf fürdie Frequenz-Feineinstellung zunächst auf Mittelstellung: PRF FINE = 5− 6. Re-duzieren Sie nun die angelegte Gleichspannung bis zu einem Punkt, an dem imSpektrum nahezu keine Emission mehr zu beobachten ist - die p-i-n Diodenstruk-tur befindet sich nun knapp oberhalb des Flachbandfalles. Anschließend könnenSie die Pulsamplitude entsprechend erhöhen bis die Emission des Quantenpunk-tes wieder zu beobachten ist. Benutzen Sie nun die Frequenz-Feineinstellung sowiedie beiden Pulsbreiten-Drehknöpfe (für Anstiegs (TR) und Abfalls (TF) -zeit) zu-sammen mit der Pulsamplitude um das Signal-zu-Hintergrund Verhältnis zwischenQuantenpunkt und Resonatormode zu optimieren. Anschließend muss die Emissionder Quantenpunk-Emissionslinie über den Monochromator-Ausgang in die Glasfasereingekoppelt werden. Betrachten Sie zunächst den Fall spektraler Resoananz zwi-schen Quantenpunkt und Resonatormode (Temperatur, bei welcher die Intensität

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    der Quantenpunktemission maximal erscheint), und stellen Sie hierfür die Zentral-wellenlänge des Monochromators auf die Emissionswellenlänge des Quantenpunkt-Zustandes ein. Anschließend muss die Zählrate der Detektors (SPCM) durch dieJustage der Fasereinkopplung maximiert werden. Nehmen Sie nun eine Zeitaufge-löste Messung auf und integrieren Sie bis eine ausreichende Statistik erreicht wur-de. Wiederholen Sie diese Messung für eine endliche spektrale Verstimmung derQuantenpunkt-Emissionslinie außerhalb der Resonanz (unter Beobachtung des Spek-trums muss hierfür zunächst die Temperatur verändert werden und anschließend dasMonochromatorgitter nachgestellt werden). Extrahieren Sie im Rahmen der Aus-wertung die Lebensdauer des Quantenpunktes, indem Sie die (im Idealfall) mono-exponentielle abfallenden Pulse der aufgezeichneten Koinzidenzen durch einen Fitanalysieren. Hierzu kann eine logarithmische Auftragung der Koinzidenzen hilfreichsein. Diskutieren Sie das Ergebnis beider Zeitaufgelösten Messungen und VergleichenSie dieses mit dem im Rahmen der vorherigen Aufgabe bestimmten Purcell-Faktor.

  • Literaturverzeichnis

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    1 Einleitung2 Grundlagen2.1 Halbleiter-Quantenpunkte2.1.1 Strukturelle Eigenschaften2.1.2 Elektrische Anregung in einer pin-Diode

    2.2 Optische Mikroresonatoren2.2.1 Purcell-Effekt2.2.2 Photonen-Auskoppeleffizienz

    3 Experimentelle Messtechnik3.1 Mikro-Elektrolumineszenz-Spektroskopie3.2 Zeitaufgelöste-Messanordnung

    4 VersuchsdurchführungLiteraturverzeichnis