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Proaktive vs. Reaktive Krankenhaushygiene –
Analyse des Deutsch-Österreichischen
vs. des Anglo-Amerikanischen Ansatzes
Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian, DTMH
Graz, 7. März 2019
Institute for Skin Integrity & Infection Prevention
Interdisziplinäres Universitätsinstitut an der School of Human & Health Sciences im Verbund mit
Applied Sciences
Computing & Engineering
Art, Design and Architecture
NHS Trusts Huddersfield, Birmingham, Leeds, …
Aufgabe: Praktische Umsetzung universitärer Forschung mit britischer Industrie zum Wohle der Allgemeinheit Social impact
Unterschied UK/ Mitteleuropa
UK/USA: Ergebnisorientiert. Ergebnisse und Resultate zählen, der Weg dorthin ist sekundär.
D/A: Prozessorientiert. Grundgedanke ist, wenn ein definierter Prozess eingehalten wird, ist das Ergebnis immer identisch.
z.B.: Validierung von Sterilisationsmethoden
Unterschiedliche Strategien der Hygiene
Reaktiv Proaktiv
Surveillance I. Prävention
Tech. Hyg. irrelevant Fokus techn. Hyg.
Kostenökonomisch Kosten sekundär
Brustimplantat-Infektionen: „Is cefazolin enough?”
Kosmetische Fälle: 2.0 - 2.5%
Rekonstruktive Fälle: bis zu 20%
Häufigste erwähnte Strategie zur Prävention:
Perioperative antibiotic prophylaxis (1st gen. cephalosporin)
2001-2006: Review von Patienten mit periprosthetischen Infektionen binnen 1 Monat
116 Infizierte Brustimplantate
31 Patientinnen mit dokumentierten mikrobiologischen Kulturergebnissen (27%)
76% S. aureus Infektionen
68% waren Methicillin-resistente S. aureus Infektionen (MRSA)
Empfehlung: “to choose antibiotic with anti-MRSA activity, e.g. Daptomycin”
Feldman EM et al. Plast. Reconstr. Surg. 2010;126:779-85
1 Patient mit Erbrechen und Durchfall in der Notaufnahme …
Fälle Norovirus: n = 32
(Personal: n = 8)
(Patienten: n = 24)
“Anstelle zu versuchen,
Bakterien in einer Wunde zu
töten, um wie vieles wäre es
leichter, wenn sie erst gar
nicht in die Wunde gelangt
wären?"
PRP: 14% vs. < 1%
MRSA: 36% vs. 15%
VRE: 15% vs. 1%
Harbarth S. et al. Lancet Infect Dis. 2001; 1: 251.-61.
Unterschiede in der Epidemiologie - 2000
Unterschiede in der Epidemiologie - 2010
PRP: 5% vs. < 1%
MRSA: 59% vs. 21%
VRE*: 29% vs. 9 % * E. faecium
Eur Antimicrobial Resistance Surveillance Network (EARS-Net)
CDC - Active Bacterial Core surveillance (ABCs)
(1) Diagnostik und Surveillance-Definitionen
(2) Klonale Unterschiede (S. pneumoniae SG19A)
(3) Antibiotika-Strategien
(4) Gesundheitssysteme (Aufnahme, Entlassung, Ambulant)
(5) Kulturelle Faktoren
(6) Legislative Unterschiede (“Absicherungsmedizin”)
(7) Krankenhaushygienische Strategien
Proaktive Strategien
zielen darauf ab, durch
betrieblich –organisatorische und
baulich- funktionelle Kriterien
Sicherstellung eines hohen Ausbildungsstandes des medizinischen Personals
ausreichendes krankenhaushygineiches Personal
Qualtitätskontrolle und -Verifizierung etc.
nosokomiale Infektionen primär zu verhüten, d.h.
diese gar nicht erst entstehen zu lassen.
Reaktive Strategien
zielen darauf ab,
nosokomiale Infektionen oder Infektionserreger nach deren Auftreten zu erfassen, zu bewerten und rasch Maßnahmen zu veranlassen Surveillance
nosokomiale Infektionen primär zu erkennen, d.h.
nach Auftreten maßgeschneiderte Maßnahmen zu
treffen.
Meine persönliche Krankenhaushygienische Philosophie:
Nicht „entweder, oder“, sondern „sowohl als auch“.
Die Beherrschung antimikrobieller Resistenz ruht auf 3 Säulen:
Antibiotic
Stewardship
Program
Infection
Prevention &
Control
Diagnostik von
Infektionserregern
(Mikrobiologie)
Antibiotikum
Bakterielle Resistenz–
Selektion und Transmission
Bakterielle Resistenz–
Selektion und Transmission
Lediglich 10% der jährlichen AB Produktion werden in der Humanmedizin verbraucht!
z.B. Chile 2008: per annum
400,000 t Lachs
380,000 t Antibiotika
= 1 kg Antibiotikum/ kg Lachs
90% tetracycline, 8% sulfonamides
Raschi E at al. Bj J Clin Pharmacol 2009;67:88-98.
Untersuchung Hühnerfleisch aus dem Handel
399 Proben aus 9 Supermärkte (Berlin, Greifswald)
44% ESBL-positiv E. coli SHV-12 (n=82)
E. coli CTX-M-1 (n=77)
E. coli TEM-52 (n=16)
Entwicklung der MRSA Rate in A, D, F, NL, und UK 2000-2011
ECDC – EARS Net 2001; Zugriff: Juni 2018
MRSA – Comparison UK / Portugal
> 1.25 FTE/250 beds
0.5 – 0.74 FTE/250 beds
2x
0.5-0.74 FTE/250 beds
< 0.15 FTE/250 beds
5.5
x
20-29% single rooms
< 5% single rooms
4-6
x
UK: politischer Wille, NI und MRE zu reduzieren www.mrsaactionuk.net
www.mrsaactionuk.net
23 March 2015
“The Infection Prevention and Control Team of East Kent Hospitals University NHS Foundation Trust is pleased to announce 3 changes to practice that will help identify and manage MRSA-positive patients.”
1.Elektronisches MRSA-Alert-System (VitaPad): 1. Benachrichtigung, wenn Patient mit pos. MRSA Befund zugewiesen wird
2. MRSA Aufnahmescreening bei jedem Patienten und danach alle 8 Tage
3. Sofortige MRSA Sanierung bei Vorliegen eines MRSA pos. Befundes
2.Neue MRSA Abstriche werden eingeführt (Sigma-Transwab Duo Pack).
3.OCT basiertes Paket (Nasengel, Duschgel, Mundwasser) wird eingeführt – Ersatz der bisher verwendeten “Naseptin cream (CHX, Neomycin)”.
Octenidine-basierte S. aureus Sanierung in UK
Starker Focus auf online Kommunikation und neue Medienformen
Unsere traditionelle Kommunikation:
Vorträge und Frontalschulungen
© Stefan Macke
Warum …?
... gilt hier das Infektionsschutzgesetz?
... gilt hier das
Infektionsschutzgesetz nicht?
Warum …?
... Gibt es in der Schweiz tagesaktuelle (!) Resistenzstatistik?
... und hier nur punktuelle
veraltete Daten?
Schweiz: Tagesaktuelle Resistenzstatistik
Ärztliche Ausbildung
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin
Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen
Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie
Facharzt für Klinische Mikrobiologie und Hygiene
Additivfacharzt Infektiologie und Tropenmedizin
Facharzt für Virologie
Facharzt für Spezifische Prophylaxe und TM
Facharzt für Sozialmedizin
Facharzt für Infektiologie
FAMH Mikrobiologie
Consultant
Microbiologist
BMJ Careers
http://careers.bmj.com/careers/advice/A_career_in_microbiology
Therapeutische Zielsetzung Aus therapeutischer Sicht ist das Ziel, Patienten mit Infektionen rasch
und effektiv zu heilen.
Klinische Bestätigung der Infektion
Erregeridentifikation Identifikation nicht möglich
Antibiogram geleitete AB Auswahl
Empirisch kalkulierte AB Auswahl
Heilung des Patienten
Patientenorientiert
Welches AB?
Welche Dosis?
Wie lange?
Präventive Zielsetzung Aus präventiver Sicht ist das Ziel, andere Patienten vor Übertragung
mit Infektionserreger zu schützen.
Patient mit Infektion
Übertragung eingeschränkt Übertragung uneingeschränkt
Gezielte Hygienemaßnahmen Hygienebündel
Verhinderung der Erregerübertragung
Populationsorientiert
Welcher Erreger?
Wie kann Übertragung
erfolgen?
Welche
Schutzmaßnahmen sind
erforderlich?
Prinzip der Infektionsprävention:
Antibiotika Hygiene
• ABS
• Indikationsstellung
• AB Klasse
• Dosis
• Dauer
Nicht entweder oder,
sondern sowohl als auch!
Unterschied UK/USA vs. D/A/CH:
• Ergebnisorientiert vs. Prozessorientiert
• Reaktiv vs. Proaktiv
• Kommunikation vermehrt über neue Medien
• Bessere und ganzheitlichere Ausbildung im Bereich Hygiene / Mikrobiologie / Infektiologie
Zusammenfassung