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Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Duisb urg-Essen) 1 Fachsprachen Ahnenreihe des Menschen Auf Grund der anatomischen und physiologischen Befunde und der bekannten fossilen Überreste von Primaten ist es möglich, sich eine hinreichend genaue Vorstellung von der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen zu machen. Zu Beginn des Tertiärs, also vor 70 Millionen Jahren, blühte der Säugetierstamm auf. Von dem Hauptstamm der Primaten zweigten schon im frühen Eozän die Neuweltaffen ab, die sich in dem isolierten Südamerika getrennt entwickelten. Menschenaffen und Menschen hatten wahrscheinlich in einer vor 30 Millionen Jahren lebenden, Propliopithecus genannten Form des Oligozäns eine gemeinsame Ausgangsgruppe. Die trennten sich schon im oberen Oligozän oder zu Beginn des Miozäns (vor rund 25 Millionen Jahren) von der Stammesgruppe der Menschen. Von der Propliopithecusgruppe führt eine Stammlinie über eine in Ägypten gefundene Form (Aegyptopithecus zeuxis) zur Gruppe der Dryapithecinen. Es handelt sich um Menschenaffen, die im Miozän lebten und von denen Zahn- und Knochenfunde aus Europa (z. B. Schwäbische Alb), Afrika und Asien vorliegen. Nach dem Bau ihres Gebisses waren sie Allesfresser, und die Knochenreste deuten auf relativ unspezialisierte Baumbewohner. Aus dieser Gruppe miozäner Menschenaffen entwickelten sich die Menschenaffen Fachbuch oder Sachbuch

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Fachsprachen

Ahnenreihe des Menschen

Auf Grund der anatomischen und physiologischen Befunde und der bekannten fossilen

Überreste von Primaten ist es möglich, sich eine hinreichend genaue Vorstellung von der

stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen zu machen.

Zu Beginn des Tertiärs, also vor 70 Millionen Jahren, blühte der Säugetierstamm auf. Von

dem Hauptstamm der Primaten zweigten schon im frühen Eozän die Neuweltaffen ab, die

sich in dem isolierten Südamerika getrennt entwickelten. Menschenaffen und Menschen

hatten wahrscheinlich in einer vor 30 Millionen Jahren lebenden, Propliopithecus genannten

Form des Oligozäns eine gemeinsame Ausgangsgruppe. Die trennten sich schon im oberen

Oligozän oder zu Beginn des Miozäns (vor rund 25 Millionen Jahren) von der

Stammesgruppe der Menschen. Von der Propliopithecusgruppe führt eine Stammlinie über

eine in Ägypten gefundene Form (Aegyptopithecus zeuxis) zur Gruppe der Dryapithecinen.

Es handelt sich um Menschenaffen, die im Miozän lebten und von denen Zahn- und

Knochenfunde aus Europa (z. B. Schwäbische Alb), Afrika und Asien vorliegen. Nach dem

Bau ihres Gebisses waren sie Allesfresser, und die Knochenreste deuten auf relativ

unspezialisierte Baumbewohner. Aus dieser Gruppe miozäner Menschenaffen entwickelten

sich die Menschenaffen vermutlich als drei getrennte Gruppen.

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Die Menschenaffen sind zwar die nächsten lebenden Verwandten des Menschen, doch

entwickelte sich der Mensch aus keiner der lebenden Menschenaffenarten. Statt

dessen stammen sowohl wie seine heutigen Menschenaffenvettern von einem

gemeinsamen Ahnenstamm ab, der sich noch nicht extrem ans Hangeln angepasst

hatte. Wann, wo und wie die Trennung zu den beiden Linien Menschenaffen und

Mensch genau erfolgte und wer der gemeinsame Vorfahre war, sind noch immer

umstrittene Fragen. Fossiles Beweismaterial deutet aber darauf hin, dass sich die

Hominiden, also die Gruppe, die zum heutigen Menschen führte, vor etwa 20 bis 25

Millionen Jahren vom Stamm der Menschenaffen abzweigte und eine selbständige

Entwicklung einschlug.

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Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern; Nun, so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.

Johann Wolfgang Goethe, Xenien

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Fremdwörter

Fachwörter inKontaktbereichen

Wörter desWortschatzes

der Gemeinsprache

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Hausbau

Wand von „winden“: die aus Weidenzweigen gewundene Wand

Römische Bautechnik und Hauskultur Deutsche Wörter

• murus• cellarium• pillarium• mortarium• cementum• tegula• camera• fenestra• lampa• tabula

• Mauer• Keller• Pfeiler• Mörtel• Zement• Ziegel• Kammer• Fenster• Lampe• Tafel

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Technische Geräte und ErfindungenMaschine aus dem lateinischen machinatio »List, Kunstgriff«Computer aus dem englischen to compute »rechnen« aus dem lateinischen computareRoboter aus dem tschechischen robota »schwer arbeiten«

UmgangsformenEtikette aus dem französischen etiquette »Zettel, auf dem das Hofzeremoniell festgelegt war, offizielle Umgangsformen«Tschüß! aus dem französischen adieu! AbschiedsgrußKommunikation aus dem lateinischen communicatio »Mitteilung, Unterredung«

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SportSki aus dem norwegischen ski »Scheit, Schneeschuh«Judo aus dem japanischen judo »geschmeidiger Weg«Basketball aus dem englischen basketball »Korbball«

WirtschaftKonto aus dem italienischen conto »Rechnung«Container aus dem englischen container »größerer Behälter«Aktie aus dem niederländischen actie »Anteilschein«

Freizeit und HobbysHobby aus dem englischen hobbySchach aus dem persischen sah »Herrscher, König«Canasta aus dem spanischen canasta »Korb, Körbchen«

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Rezeptepochieren aus dem französischen pocher »Eier aufschlagen, in kochendem Wasser garen«Gulasch aus dem ungarischen gulyas »scharf gewürztes Fleischgericht«Paella aus dem spanischen paella »Pfanne, Topf, Reisgericht aus der Pfanne«

MusikVioline aus dem italienischen violine »kleine Viola, Geige«Gong aus dem malaiischen gung »Schallbecken aus Metall«Sound aus dem englischen sound »Geräusch, Klang«

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NahrungsmittelSpaghetti aus dem italienischen spaghetti »lange dünne stäbchenförmige Teigwaren«Baguette aus dem französischen baguette »Stab, Leiste, stabförmiges Brot«Mokka aus dem Arabischen nach der Stadt Mokka oder Mocha »sehr starker Kaffee«

KleidungsstückeJeans aus dem englischen jeans, vielleicht nach genes »Baumwollhosen, die Seeleute aus Genua trugen«Blouson aus dem französischen blouson »Joppe, Wollbluse«Anorak aus der Sprache der Eskimos anorak »Jacke«

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PolitikDemokratie aus dem griechischen demokratia »Volksherrschaft«Republik aus dem französischen rê publique vom lateinischen res publica »Gemeinwesen«