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O3 2O18

Programm Black Box 03/2018 - duesseldorf.de · erlebt Antoine Doinel in DOMICIL CONJUGAL Freud und Leid einer Ehe: finanzielle Probleme, Freude über die Geburt des Kindes, Seitensprünge,

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O3 2O18

P ROGRAMM MäRz

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell 75. Russische Filmtage 22Architektur & Film: Visionen fürdie zukunft – Architekten im Portrait 3ONeu restauriert 36Erstaufführung 38Stummfilm + Musik 4OStationen der Filmgeschichte 42Filmclubs: Filme im Original 5O42nd Street Düsseldorf 58Filmklassiker am Nachmittag 6OPsychoanalyse & Film 62

DO Japanischer Filmclub 20:00 PAPURIKA · PAPRIKA 51O1 Satoshi Kon · J 2006

FR 42nd Street Düsseldorf: „Kraut Total“ 20:30 FLUCHTWEG ST. PAULI – 59O2 GROSSALARM FÜR DIE DAVIDSWACHE

Wolfgang Staudte · BRD 1971

42nd Street Düsseldorf: „Kraut Total“ 22:30 ALPHACITY – 59

ABGERECHNET WIRD NACHTSEckhard Schmidt · BRD 1985

SA 5. Russische Filmtage 20:00 Аритмия · ARRHYTHMIA 23O3 Boris Chlebnikow · RU·FIN·DE 2017

SO Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell 15:00 LES QUATRE CENTS COUPS 9O4 SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN

François Truffaut · F 1959Im Anschluss:

ANTOINE ET COLETTE 10ANTOINE UND COLETTE François Truffaut · F 1962

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

17:30 LA MORT DE LOUIS XIV 14DER TOD VON LUDWIG XIVAlbert Serra · F·P·E 2016

MONTAGS KEINE VORSTELLUNG

DI Filmklassiker am Nachmittag

O6 15:00 zWÖLF MINUTEN NACH zWÖLF 61Johannes Guter · D 1939

Stationen der Filmgeschichte

20:00 DER STUDENT VON PRAG 44Paul Wegener, Stellan Rye · D 1913 · mit Einführung

MI Architektur & Film

O7 Visionen für die Zukunft - Architekten im Portrait

20:00 REM KOOLHAAS – 32A KIND OF ARCHITECTMarkus Heidingsfelder, Min Tesch · D 2005 · mit Einführung

DO Spanischer Filmclub

O8 20:00 LA NOVIA DEL DESIERTO · SEÑORA 53

TERESAS AUFBRUCH IN EIN NEUES LEBENCecilia Atán, Valeria Pivato · ARG·CHI 2017

FR Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

O9 19:00 LE DÉPART · DER START 14Jerzy Skolimowski · B 1967

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

21:00 ULTIMO TANGO A PARIGI 16

DER LETZTE TANGO IN PARISBernardo Bertolucci · F·I 1972

SA 5. Russische Filmtage

1O 20:00 Большой · BOLSCHOJ 24Waleri Todorowski · RU 2017

SO Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

15:00 BAISERS VOLÉS · GERAUBTE KÜSSE 1111François Truffaut · F 1968

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

17:30 I HIRED A CONTRACT KILLER 17VERTRAG MIT MEINEM KILLERAki Kaurismäki · FIN·GB·D·SWE·F 1990

MO 5. Russische Filmtage

20:00 рок · ROCK 2512Iwan Schachnasarow · RU 2017

DI Stationen der Filmgeschichte

20:00 YOL · YOL - DER WEG 4513 Serif Gören · TK 1982 · mit Einführung

MI Architektur & FilmVisionen für die Zukunft - Architekten im Portrait

14 20:00 HOW MUCH DOES YOUR BUILDING 33WEIGH, MR. FOSTER? · WIEVIEL WIEGT IHR GEBÄUDE, MR. FOSTER?Carlos Carcas, Norberto López Amado · GB·E 2010 · mit Einführung

DO Italienischer Filmclub

15 20:00 FAI BEI SOGNI · TRÄUM WAS SCHÖNES 54Marco Bellocchio · I·F 2016 · mit Einführung

FR Psychoanalyse & Film

16 19:00 SULLY 63Clint Eastwood · USA 2016 · mit Vortrag und Diskussion

SA 5. Russische Filmtage

17 20:00 НелюБовь · LOVELESS 26Andrei Swjaginzew · RU·F·B·D 2017

SO Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

18 15:00 DOMICIL CONJUGAL · TISCH UND BETT 12François Truffaut · F 1970

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

17:30 LE DÉPART · DER START 14Jerzy Skolimowski · B 1967

MONTAGS KEINE VORSTELLUNG

DI Stationen der Filmgeschichte

2O 20:00 BELLE DE JOUR 46

BELLE DE JOUR – SCHÖNE DES TAGESLuis Buñuel · F·I 1967 · mit Einführung

MI Architektur & Film

21 Visionen für die Zukunft - Architekten im Portrait

20:00 ALBERT KAHN – 34

DER ARCHITEKT DER MODERNEDieter Marcello · D 1994 · mit Einführung

DO Französischer Filmclub

22 20:00 AzUR ET ASMAR 56Michel Ocelot · F 2006 · mit Einführung

FR Neu restauriert · Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

23 19:00 LA NUIT AMERICAINE 18

DIE AMERIKANISCHE NACHTFrançois Truffaut · F·I 1973

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

21:15 LE PORNOGRAPHE · DER PORNOGRAPH 18Bertrand Bonello · F·CAN 2001

SA Stummfilm + Musik

20:00 SCHASTYE · DAS GLÜCK 24 41Aleksandr Medvedkin · UdSSR 1935

SO Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

25 15:00 L’AMOUR EN FUITE 13LIEBE AUF DER FLUCHTFrançois Truffaut · F 1979

Erstaufführung

17:30 DAS KONGO-TRIBUNAL 39Milo Rau · D·CH 2017

MONTAGS KEINE VORSTELLUNG

DI Stationen der Filmgeschichte

27 20:00 HÖHENFEUER 48Fredi M. Murer · CH 1985 · mit Einführung

MI Architektur & Film

28 Visionen für die Zukunft - Architekten im Portrait

20:00 MENDELSOHN'S INCESSANT VISIONS 34 ERICH MENDELSOHN – VISIONEN FÜR DIE EWIGKEITDuki Dror · ISR·PL·USA·D 2011 · mit Einführung

Im Vorprogramm:

OMAGGIO À MENDELSOHNManuel Pietrangeli · I 1972

DO Neu restauriert · Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

19:00 LA NUIT AMERICAINE 1829DIE AMERIKANISCHE NACHTFrançois Truffaut · F·I 1973

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

21:15 LE PORNOGRAPHE · DER PORNOGRAPH 18Bertrand Bonello · F·CAN 2001

FR Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

19:00 LA VIE DE BOHÈME 193ODAS LEBEN DER BOHÈMEAki Kaurismäki · F·D·SWE·FIN 1992

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell

21:00 MASCULIN, FÉMININ: 15 FAITS 20PRÉCIS · MASCULIN – FEMININ ODER: DIE KINDER VON MARX UND COCA-COLAJean-Luc Godard · F·SWE 1966Im Anschluss:

ANTICIPATION, OU: L'AMOUR EN L'AN 2OOO EIN WOCHENENDE AUF DER ERDEJean-Luc Godard · F 1966

SA 5. Russische Filmtage

19:00 ХАрмс · CHARMS 2831 Iwan Bolotnikow · RU·LIT·MAZ 2017

Erstaufführung

21:00 DAS KONGO-TRIBUNAL 39Milo Rau · D·CH 2017

Impressum:

Herausgegeben von der Landeshauptstadt Düsseldorf Der Oberbürgermeister Filmmuseum

Texte + Redaktion: Florian Deterding Mitarbeit: Solange Landau, Thomas Ochs, Marco Siedelmann Verantwortlich: Bernd Desinger Bildmaterial: Filmmuseum Düsseldorf Titelbild aus Masculin, Féminin: 15 faits précis

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Liebe auf der Flucht

JEAN-PIERRE LÉAUD,der sanfte Rebell

FILMREIHE 4. – 3O.3.

p Jean-Pierre Léaud ist einer der wichtigsten Protagonisten der „Nouvelle Vague“ und eine Gallionsfigur des französischen Kinos. Von François Truffaut schon als Kind entdeckt und gefördert, dreht er mit fast allen europäischen Regie-Größen: Jean-Luc Godard, Jerzy Skolimowski, Bernardo Bertolucci, Pier Paolo Pasolini, Catherine Breillat, Aki Kaurismäki und einige andere.

Vor allem bekannt für die Rolle des Antoine Doinel, erspielt er sich ein Image, mit dem er einerseits „wie kaum ein anderer dem Geist der Nouvelle Vague Gestalt verleiht“ (Thomas Klein), das er andererseits aber nur schwer wieder abschütteln kann.

p Antoine-Doinel-ZyklusAntoine Doinel ist der schmächtige Schönling, der als Träumer – der Realität stets abgewandt – durch das Leben mehr zu stolpern als zu gehen scheint. Ein ewiger Jüngling, zart, bisweilen scheu und immer den Schalk im Nacken. Der Zyklus zeigt ihn als Kind, Jugendlichen, schließlich als Ehemann und Familienvater. Als François Truffauts Alter Ego hangelt er sich so zwischen 1959 und 1979 in fünf Filmen von Job zu Job, verwickelt sich in chaotische

Liebesgeschichten und reagiert auf sein selbst fabriziertes Chaos mit erstaunten Blicken, kurzem, entschuldigendem Lächeln oder einem lässigen Achselzucken. Der sympathische Antoine Doinel war in vielerlei Hinsicht repräsentativ für das Lebensgefühl der französischen Jugend in den 1950er- und 1960er-Jahren und machte Jean-Pierre Léaud zur Ikone des französischen Autorenkinos.

Der Zyklus wird an vier Sonntagen um jeweils 15:00 Uhr gezeigt.

p Ab Mitte der 1960er-Jahre beginnt Léaud, sich von Antoine Doinel zu emanzipieren. Seine Figuren – so zum Beispiel in MASCULIN, FÉMININ (1966) oder I HIRED A CONTRACT KILLER (1990) – werden abstrakter, sein schüchtern-scheues Wesen bleibt ihm jedoch auf den Leib geschrieben. Erst Jahre später wendet er sich gänzlich anderen Rollen zu – so auch in seinem aktuellen Werk LA MORT DE LOUIS XIV (2016). Im Jahr 2000 erhielt er einen César d’honneur. 2016 wurde ihm die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele von Cannes als Ehrenpreis für sein Lebenswerk verliehen.

8 Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell 9

SO 4.3. 15:OO Antoine-Doniel-Zyklus

LES QUATRE CENTS COUPS SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHNF 1959 · 99 min · OmU · 35mm · FSK 12 · R/B: François Truffaut K: Henri Decaë · D: Jean-Pierre Léaud, Albert Rémy, Claire Maurier u.a.

p Die einfache und kommentarlose Geschichte um die Kindheit des missverstandenen Antoine Doinel erhielt den Regiepreis bei den Filmfestspielen in Cannes und begründete die „Nouvelle Vague“. Im Vergleich zu den nachfolgenden Episoden des Antoine-Doinel-Zyklus schlägt François Truffaut ernste Töne an und geht mit den Erziehungsmethoden der Vorgängergeneration ins Gericht.

Antoine lebt im Paris der 1950er-Jahre mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in einer kleinen Wohnung. Während die Mutter – verbittert über ein Kind, das sie eigentlich nie wollte – abwechselnd liebevoll und grausam ist, pflegt der Stiefvater einen eher humor-vollen Umgang. Aber eines Tages schlägt auch er Antoine brutal. Trost findet Antoine lediglich in seiner Freundschaft zu René. Dennoch gibt es Momente großer Freude, meist verbunden mit kulturellen Dingen, beispielweise dem Schreiben oder dem Kino.

Im Anschluss: →

Im AnSchluSS: Antoine-Doniel-Zyklus

ANTOINE ET COLETTE ANTOINE UND COLETTEF 1962 · 29 min · OmU · digital1080p · FSK 0 • R/B: François Truffaut K: Raymond Cauchetier · D: Jean-Pierre Léaud, Marie-France Pisier, Patrick Auffay u.a.

p Antoine Doinel – inzwischen 17 Jahre alt – arbeitet bei Philips in der Schallplattenfertigung. Nach Feierabend hört er klassische Musik in seiner kleinen Wohnung an der Place Clichy oder trifft sich mit René, seinem Schulfreund aus LES QUATRE CENTS COUPS. Im Mittelpunkt steht aber die faszinierende Colette, die er mit „Doinel’schem“ Charme am Esstisch ihrer Eltern für sich zu gewinnen versucht.

10 Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

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SO 11.3. 15:OO Antoine-Doniel-Zyklus

BAISERS VOLÉS · GERAUBTE KÜSSE F 1968 · 90 min · DF · 35mm · FSK 12 R: François Truffaut · B: François Truffaut, Claude de Givray, Bernard Revon K: Denys Clerval · D: Jean-Pierre Léaud, Claude Jade, Delphine Seyrig u.a.

p Antoine – mittlerweile ein junger Mann – wird unehrenhaft aus der Armee entlassen und schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch, die er allesamt nicht sonderlich ernst zu nehmen scheint. Sein Gefühlsleben ist ebenso planlos. „Wir stopften den Film voll mit allen Sorten von Sachen, die irgendwie mit dem Thema verbunden waren, das Balzac ‚Einen Start ins Leben‘ nannte.“ (François Truffaut)

„Menschen sind großartig“ sagt Madame Tabard, in die sich Antoine Hals über Kopf verliebt. Diese Aussage wird von vielen Charakteren des Films bestätigt, der einen durchgehend beschwingten und optimistischen Ton hat. Zudem versprüht BAISERS VOLÉS Charme, Natürlichkeit und Spontaneität – vor allem durch seinen Hauptdarsteller, aber auch durch die Art der Inszenierung: Das Drehbuch war skizzenhaft angelegt; während des Drehs wurde viel umgearbeitet und improvisiert.

Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

SO 18.3. 15:OO Antoine-Doniel-Zyklus

DOMICIL CONJUGAL TISCH UND BETTF 1970 · 100 min · OmU · digital1080p · FSK 6R: François Truffaut · B: François Truffaut, Claude de Givray, Bernard Revon K: Néstor Almendros · D: Jean-Pierre Léaud, Claude Jade, Hiroko Berghauer u.a.

p Nachdem BAISERS VOLÉS mit einem Heiratsantrag endete, erlebt Antoine Doinel in DOMICIL CONJUGAL Freud und Leid einer Ehe: finanzielle Probleme, Freude über die Geburt des Kindes, Seitensprünge, Trennung und Versöhnung. All diese Szenen ergeben eine beschwingte Liebeskomödie, geprägt von menschlichem, warmem Humor und feinem Charme.

Die wechselnden Jobs von Antoine spiegeln seinen Charakter: Er betätigt sich als Blumenverkäufer, der Nelken im Hinterhof lackiert oder als „Kapitän“, der Spielzeugboote in einem Miniatur-hafen manövrieren muss. Er ist nun erwachsen, aber eigentlich ein Kind geblieben: ohne konkretes Lebensziel und geleitet von seinen Launen. „Ich langweile mich nie!“ schreit er seiner Frau entgegen. Niemand kann ihm das wirklich übel nehmen!

12 Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

SO 25.3. 15:OO Antoine-Doniel-Zyklus

L’AMOUR EN FUITE LIEBE AUF DER FLUCHT F 1979 · 94 min · DF · 35mm · FSK 12 · R: François Truffaut B: François Truffaut, Marie-France Pisier, Jean Aurel, Suzanne Schiffman K: Néstor Almendros · D: Jean-Pierre Léaud, Claude Jade, Marie-France Pisier u.a.

p Antoine Doinel ist Autor geworden und hat eine Autobiografie mit dem Titel Les Salades de l’amour (Der Liebessalat) veröffent-licht. L’AMOUR EN FUITE ist ebenfalls „autobiografisch“ auf-gebaut: Neben der aktuellen Handlung – Scheidung und neue Liebe – besticht der Film durch Rückblenden und Bezüge zum Zyklus selbst.

Insgesamt hat Antoine wenig aus seiner Vergangenheit gelernt: Die Verantwortung als Vater, das Scheidungstrauma, die harte Realität des Alltags scheinen ihm nichts weiter auszumachen. Seine offensichtlichen Mängel schützen ihn vor einer Welt, die es zu ernst mit ihm meint und bestimmen zugleich seinen Charme. Jean-Pierre Léaud ist als Antoine Doinel überzeugend wie zuvor.

13Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell 13

SO 4.3. 17:3O

LA MORT DE LOUIS XIV DER TOD VON LUDWIG XIVF·P·E 2016 · 115 min · OmU · digitalDCP · FSK 12R: Albert Serra · B: Albert Serra, Thierry Lounas · K: Julien Hogert, Artur Tort D: Jean-Pierre Léaud, Patrick d’Assumçao, Marc Susini, Irène Silvagni u.a.

p „60 Jahre nachdem Jean-Pierre Leaud mit LES QUATRE CENTS COUPS (1959) seinen Durchbruch hatte, inszeniert Albert Serra ihn als sterbenden Sonnenkönig in einer pompösen, majestätischen Studie über Tod und Vergänglichkeit. Sicherlich der schönste Film in Cannes 2016." (Sight & Sound)

Leid und Sterben machen auch vor den Mächtigsten, ja selbst absolutistischen Herrschern, nicht Halt: Der Sonnenkönig Ludwig XIV. verspürt im August 1715 nach einem Spaziergang plötzlich Schmerzen im Bein. Die nächsten Tage verbringt er in seiner Kammer, führt die Regierungsgeschäfte bestmöglich weiter und gleitet allmählich seinem Tod entgegen. Ein Historienfilm als Kammerspiel, Opulenz auf engstem Raum, der Totentanz eines Bettlägerigen – während um den Todkranken herum schon ebenso eifrig wie eifersüchtig an der Zukunft ohne ihn gebastelt wird.

Fr 9.3. 19:OO | SO 18.3. 17:3O

LE DÉPART · DER START B 1967 · 93 min · DF · 35mm · FSK 16 R: Jerzy Skolimowski · B: Andrzej Kostenko, Jerzy Skolimowski · K: Willy Kurant D: Jean-Pierre Léaud, Catherine-Isabelle Duport, Jacqueline Bir u.a.

p Der Brüsseler Friseurlehrling Marc (Jean-Pierre Léaud) träumt von seinem ersten Autorennen und trainiert heimlich mit dem Porsche 911S seines Chefs. Immer unter Hochspannung, kann er an nichts anderes als an schnelle Autos denken, bis er am Vorabend des Rennens einer neuen Liebe begegnet.

„Ein frenetisch-lustvoll-halbtolles, ganz asozial dem Gefühl des Augenblicks huldigendes Aufbruchwerk, [...]. Mit den Augen Skolimowskis sieht Brüssel irre polnisch aus – das macht bestimmt der Surrealismus – und Jean-Pierre Léaud in seiner undurchschau-barsten Performance... Ein Meisterwerk.“ (Riu Hortensia da Silva e Costa)

Der Soundtrack von Krzysztof Komeda entspricht der experimentellen Form des Films: Er komponierte nicht nur die Musik, sondern auch die gesamte Geräuschkulisse. So verband er Free Jazz mit Elementen klassischer Musik, benutzte Jump Cuts und inte - grierte Lärmelemente wie Léauds Schreie in die Klänge von Trompete und Tenorsaxophon.

1414 Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

15Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

Der Start

16 Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

Fr 9.3. 21:OO

ULTIMO TANGO A PARIGI DER LETZTE TANGO IN PARIS F·I 1972 · 129 min · OmU · 35mm · FSK 16 • R: Bernardo Bertolucci B: Bernardo Bertolucci, Franco Arcalli, Agnès Varda, Jean-Louis Trintignant · K: Vittorio Storaro D: Marlon Brando, Maria Schneider, Maria Michi, Catherine Breillat, Jean-Pierre Léaud u.a.

p Nach dem Selbstmord seiner Frau sucht der 45-jährige Amerikaner Paul Ablenkung bei der 25-jährigen Französin Jeanne. Die Treffen in einer Pariser Wohnung bestehen aus Sex und Gesprächen, ohne wirklich Informationen aus ihrer beider Leben preiszu geben. ULTIMO TANGO A PARIGI avancierte zum Skandal: In vielen Ländern wurde der Film verboten; in Italien wurden Marlon Brando und Bernardo Bertolucci wegen „Obszönität“ zu Bewährungsstrafen verurteilt. Vorübergehend von Zensurmaß-nahmen betroffen, wurde der Film zu einem Kassenerfolg.

Jean-Pierre Léaud spielt Tom, den jungen Verlobten von Jeanne, einen „geistig vorpubertären“ (Joan Mellen) Cineasten, der mit seiner Kamera ständig und überall versucht, „Cinema verité“-Bilder einzufangen. Im Vergleich zum sinnlichen Paul ist Tom der entkörper-

lichte Filmenthusiast, der seine Verlobte mit den Fingern kadriert, bevor er sie in den Arm nimmt. Toms Unwissenheit vom Leben spiegelt sich ebenfalls in seinen enzyklopädischen Kenntnissen der Cahiers du cinéma.

17

SO 11.3. 17:3O

I HIRED A CONTRACT KILLER VERTRAG MIT MEINEM KILLER FIN·GB·D·SWE·F 1990 · 79 min · OmU · digitalDCP · FSK 12 • R/B: Aki Kaurismäki K: Timo Salminen · D: Jean-Pierre Léaud, Margi Clarke, Kenneth Colley u.a.

p I HIRED A CONTRACT KILLER sticht aus einer Reihe von Filmen Kaurismäkis heraus, die trotz ihrer unangefochtenen Qualität nicht unbedingt als unverwechselbar gelten – nicht zuletzt dank Jean-Pierre Léaud. In Anlehnung an den „Film Noir“ und mit bestechender Farbdramaturgie erzählt Kaurismäki die Geschichte von Henri Boulanger (Léaud), der in auswegloser Lage einen Killer auf seine eigene Person ansetzt.

Direkt am ersten Abend des Auftrags verliebt er sich in eine junge Frau und hat fortan seine liebe Not, dem selbst einbestellten Mörder zu entkommen. Mit wenigen filmischen Mitteln und einem Jean-Pierre Léaud, der mit gleichsam zurückhaltender Mimik die heiter bis melancholische Stimmung des Films bestimmt, entstand ein Melodram, das die Suche des Menschen nach Erfüllung spielerisch thematisiert.

Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

Fr 23.3. 19:OO | DO 29.3. 19:OO

LA NUIT AMERICAINE DIE AMERIKANISCHE NACHT F·I 1973 · 115 min · OmeU · digitalDCP · FSK 12 • R: François Truffaut · B: François Truffaut, Jean-Louis Richard, Suzanne Schiffman · K: Pierre-William Glenn D: Jacqueline Bisset, Valentina Cortese, Alexandra Stewart, Jean-Pierre Léaud, François Truffaut u.a.

p LA NUIT AMERICAINE ist François Truffauts große Liebeser-klärung an das Kino. Seine Hommage an das Filmemachen breitet er vor der Kulisse des klassischen Studio-Kinos aus, fernab von Experimenten der „Nouvelle Vague“. Im Mittelpunkt der Handlung steht der kollektive Prozess der Filmentstehung. Im Gegensatz zu Jean-Luc Godards LE MÉPRIS (1963) oder R.W. Fassbinders WARNUNG VOR EINER HEILIGEN NUTTE (1970) porträtiert Truffaut die Beziehungen innerhalb des Teams als familiär und äußerst liebevoll.

Weitere Infos finden Sie auf Seite 36.

Fr 23.3. 21:15 | DO 29.3. 21:15

LE PORNOGRAPHE · DER PORNOGRAPH F·CAN 2001 · 108 min · OmU · 35mm · FSK 16 • R/B: Bertrand Bonello K: Josée Deshaies · D: Jean-Pierre Léaud, Jérémie Renier, Dominique Blanc u.a.

p „Einer der herausragendsten Filme des französischen Kinos.“ (Cahiers du Cinéma)

Jacques Laurent, ein die Jahre gekommener Porno-Regisseur, kehrt nach 25 Jahren aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ins Geschäft zurück. „Das ist wie Fahrrad fahren. Das verlernt man nicht“, erklärt er lakonisch. Durch die Rückkehr ins „Milieu“ kommt es zu Auseinandersetzungen mit seinem erwachsenen Sohn, in denen Positionen geklärt, Werte diskutiert und Standorte (neu) bestimmt werden. Ein poetisches, ruhiges und provokantes Meister-werk – pornografische Szenen inklusive. Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gewannen Regisseur Bertrand Bonello und Hauptdarsteller Jean-Pierre Léaud im Jahr 2001 den FIPRESCI-Preis.

Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell18

1919

Fr 3O.3. 19:OO

LA VIE DE BOHÈME DAS LEBEN DER BOHÈME F·D·SWE·FIN 1992 · 103 min · OmU · digitalDCP · FSK 6 • R: Aki Kaurismäki B: Aki Kaurismäki nach einer Vorlage von Henri Murger · K: Timo Salminen D: Matti Pellonpää, Evelyne Didi, André Wilms, Kari Väänänen, Jean-Pierre Léaud u.a.

p Drei Möchtegernkünstler kämpfen im Paris des 20. Jahr-hunderts mit Pfiff, Einfallsreichtum und Stil gegen Hunger, Kälte und Einsamkeit: Inspiriert von Henri Murgers Roman Scènes de la vie de bohème (1851), erzählt diese melancholische Komödie, die nebenbei eigentlich ein Melodram ist, vom Leben des Schrift-stellers Marcel, des albanischen Malers Rodolfo und des irischen Komponisten Schaunard. Und von ihren Beziehungen zu Mimi und Musette, zwei Schönheiten vom Land, die sich in der Großstadt verlieren.

Nach für ihn untypischen Farbexzessen (I HIRED A CONTRACT KILLER, 1990) kehrt Kaurismäki zum stilvollen Schwarzweiß zurück. Entstanden ist eine hervorragend fotografierte und mit filmischen Reminiszenzen gespickte Künstlerstudie – angefangen von kleinen, glänzenden Auftritten Sam Fullers und Louis Malles bis zu den hommageartigen Anleihen an den poetischen Realismus von Carné und Renoir.

Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

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Fr 3O.3. 21:OO

MASCULIN, FÉMININ: 15 FAITS PRÉCIS MASCULIN - FEMININ ODER: DIE KINDER VON MARX UND COCA-COLA F·SWE 1966 · 110 min · OmU · 35mm · FSK 18R: Jean-Luc Godard · B: Jean-Luc Godard nach einer Vorlage von Guy de Maupassant K: Willy Kurant · D: Jean-Pierre Léaud, Chantal Goya, Marlène Jobert u.a.

p Im Stil eines Interviewfilms beleuchtet Jean-Luc Godard die Probleme der Generation der 20-Jährigen, der „Kinder von Marx und Coca Cola“. Im Mittelpunkt steht Jean-Pierre Léaud als Paul, der sich ähnlich wie Antoine Doinel orientierungslos zwischen Liebeswirrungen und unsicherer Lebensplanung durch Paris bewegt.

Godard setzt in seiner Inszenierung auf eine soziolo gische Unter-suchung, die bisweilen abstrakt, kalt und misanthropisch anmutet. Möchtegern-Revolutionäre, die ihre leeren Ideale gegen eine kranke Konsumgesellschaft verteidigen. Intime Beziehungen erscheinen flüchtig, der Rückzug ins Private folglich unvermeidbar. Ein wenig Poesie lässt Godard dennoch zu: eine Melancholie der Einsamkeit, die sich in private Träumereien flüchtet und in den traurigen Augen von Jean-Pierre Léaud unverwechselbar zum Tragen kommt.

Im Anschluss:

ANTICIPATION, OU: L'AMOUR EN L'AN 2OOO EIN WOCHENENDE AUF DER ERDEF 1966 · 20 min · DF · 35mm · FSK 18 • R/B: Jean-Luc Godard · K: Pierre Lhomme D: Anna Karina, Jacques Charrier, Marcel Dalio, Jean-Pierre Léaud u.a.

p ANTICIPATION ist ein Nachtrag zu ALPHAVILLE (1965) und verhandelt recht abstrakt das Phänomen der Prostitution, angesiedelt in einer nicht näher definierten Zukunft. Wörter und Gesten der Liebe scheinen verloren gegangen zu sein. Godard beschreibt ihren Rück-erwerb in Sequenzen, die ihre künstliche Farbigkeit ändern, um in natürlicher Farbgebung zu enden.

Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell

21Jean Pierre Léaud, der sanfte Rebell 21

Masculin – Féminin oder: Die Kinder von

Marx und Coca-Cola

Arrhythmia

22

5. RUSSISCHE FILMTAGEFILMREIHE 3. – 31.3.

p Bereits zum 5. Mal präsentieren die Russischen Filmtage Düsseldorf die aktuellsten und auf den großen internationalen Filmfestivals prämierten russischen Autorenfilme. Es ist jedes Jahr spannend, welche Themen die russischen Filmemacher aufgreifen. Was sagen sie uns über den Zeitgeist in Russland? Welche Ein blicke in dieses so große wie vielfältige Land ermöglichen die Filme? Publikumsgespräche mit Filmschaffenden begleiten das Programm. Alle Filme werden im Originalton mit deutschen Untertiteln gezeigt.In Kooperation mit der Filmwerkstatt Münster, der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen Münster / Münsterland e.V. und der Russischen Gesellschaft NRW e.V. Die Russischen Filmtage werden von der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf gefördert.

5. Russische Filmtage 23

SA 3.3. 2O:OO

Аритмия · ARRHYTHMIA RU·FIN·DE 2017 · 116 min · OmU · digitalDCP · ab 18 • R: Boris Chlebnikow B: Natalja Meschtschaninowa, Boris Chlebnikow · K: Alischer Chamidchodschaew D: Alexander Jatsenko, Irina Gorbatschowa, Nikolaj Schraiber u.a.

p Mit skurrilem Humor und inszenatorischer Akribie untersucht der Film die Arrhythmien – Herzrhythmusstörungen – einer spannungsreichen Beziehung. Oleg geht auf die Dreißig zu, ist als Notarzt dauernd im Einsatz und rettet anderen Menschen das Leben. Den Dauerstress bekämpft er nach besonders anstrengenden Schichten mit Alkohol. Seine Ehefrau Katja, die in der Notaufnahme arbeitet, liebt ihn, hält der Situation aber nur mit Mühe stand.

Katja möchte die Scheidung. Parallel gerät Oleg in Konflikt mit seinem neuen kaltherzigen Chef, der ohne Rücksicht auf die Patienten strenge Regeln einführt. Zwischen Patienten, alkoholi -sierten Emotionen und einem sich verändernden Gesundheits - system müssen Oleg und Katja eine verbindende Kraft finden, die sie zusammenhält.

ARRHYTHMIA erhielt beim 28. Russisches Filmfestival Kinotavr den Grand Prix für den besten männlichen Darsteller (Alexander Jatsenko) und den Publikumspreis!

Im Anschluss: Publikumsgespräch mit dem Kameramann Alischer Chamidchodschaew

24

SA 1O.3. 2O:OO

Большой · BOLSCHOJRU 2017 · 132 min · OmU · digitalDCP · ab 18 R: Waleri Todorowski B: Anastasia Palschikowa · K: Sergey Michaltschuk D: Margarita Simonowa, Anna Isaewa, Alisa Freindlich u.a.

p Der Film erzählt die Geschichte eines Traums und die Bewäl ti-gung der Herausforderungen auf dem Weg dorthin. Julka kommt aus einer kleinen russischen Bergarbeiterstadt. Nach dem Tod ihres Vaters läuft sie von zu Hause weg, um Ballerina zu werden, so wie es sich ihr Vater immer gewünscht hat.

In Moskau wird sie an der berühmten Ballettschule des Bolschoj- Theaters aufgenommen. Doch trotz ihres einzigartigen Talentes gibt es zahlreiche, scheinbar unüberwindbare Hürden, die Julka zu bewältigen hat, um sich ihren Traum zu erfüllen. Intrigen, ihre erste Liebe, die Not ihrer Familie nehmen ihr Kraft. In der alles entschei-denden Aufführung gibt sie ihre große Rolle freiwillig auf – und damit ihren Traum.

Erst nach einigen Jahren stellt sie fest, dass ihre Entscheidung falsch war, dass das Ballett ihr Leben ist. Erneut beginnt sie den mühsamen Weg und bekommt eine zweite Chance…

Im Anschluss: Publikumsgespräch mit der Hauptdarstellerin und Primaballerina Margarita Simonowa

5. Russische Filmtage

25

mO 12.3. 2O:OO

рок · ROCKRU 2017 · 88 min · OmU · digitalDCP · ab 18 • R: Iwan Schachnasarow B: Iwan Schachnasarow, Iwan Sawarujew · K: Evgeni Musin D: Dmitri Tschebotarjew, Iwan Iwaschkin, Witali Kischtschenko u.a.

p Im Russischen bezeichnet das Wort "Rock" (Pok) sowohl das musikalische Genre als auch das Schicksal. Die Helden des Films, die sich aus der Provinz aufmachen, um den musikalischen Olymp Moskaus zu erobern, begleitet beides: die Rockmusik und ein abenteuerliches Schicksal.

Mit jugendlich argloser Energie bricht die Troika der Rockmusiker auf. Je weiter sie sich von zu Hause entfernen, umso gefährlicher werden die Abenteuer und die Menschen, denen sie begegnen. Mit Humor und Situationskomik erzählt das Roadmovie die Geschichte junger Rockmusiker aus der Provinz auf der Suche nach sich selbst. Der Weg zu ihrem Traum entpuppt sich als das größte, gefährlichste und unvergesslichste Abenteuer ihres Lebens.

Im Anschluss: Publikumsgespräch mit dem Regisseur Iwan Schachnasarow

5. Russische Filmtage

SA 17.3. 2O:OO

НелюБовь · LOVELESSRU·F·B·D 2017 · 127 min · OmU · digitalDCP · ab 18R: Andrei Swjaginzew · B: Oleg Negin K: Michail Kritschman D: Mariana Spiwak, Alexey Rosin, Matwei Nowikow u.a.

p Nach seinem Meisterwerk LEVIATHAN (2014) präsentiert der russische Starregisseur Andrey Swjaginzew ein neues erbarmungs-loses Familiendrama. Sein schauspielerisch, visuell und erzähle-risch bis ins Detail orchestriertes Abbild einer von egozentrischer Erfolgs- und Konsumsehnsucht getriebenen Gesellschaft erhielt den Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes.

Boris und Zhenya arbeiten sich durch eine grausame Scheidung voller Hass und gegenseitiger Vorwürfe. Beide haben bereits neue Partner gefunden und den Wunsch, so schnell wie möglich die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Zu dieser Vergangenheit gehört auch der gemeinsame Sohn Aljoscha – doch dann, während eines weiteren Ehestreits, ist der 12-Jährige plötzlich spurlos verschwunden. Eine fieberhafte Suche beginnt zunächst mit Hilfe der Polizei, später mit einer freiwilligen Hilfsorganisation. Aus der Situation des Familiendramas und den Spuren von Verwahrlosung und Rücksichtslosigkeit lässt Swjaginzew ganz allmählich etwas Universelles entstehen, das zugleich als düstere Allegorie auf das heutige Russland verstanden werden kann.

26 5. Russische Filmtage

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28

SA 24.3. 2O:OO

SCHASTYE · DAS GLÜCKUdSSR 1935 · 78 min · OmU · 35mm · ab 18 • R/B: Aleksandr Medvedkin K: Gleb Troyanski · D: Pyotr Zinovyev, Yelena Yegorova, Nikolay Cherkasov u.a.

p Der arme Bauer Chmyr wird von seiner Frau Anna in die Welt geschickt, um das Glück zu finden. Schon nach kurzer Zeit findet er ein Goldstück, doch von da an geht alles schief.

Der Film verfolgt auf komödiantische Weise das Scheitern und den Aufstieg des Bauernpaares im Russland vor und nach der Oktoberrevolution, die einzelnen Figuren sind mehr Karikaturen als Charaktere.

Richard Siedhoff (Berlin) begleitet mit Klavier und Akkordeon. Weitere Infos finden Sie auf Seite 40.

SA 31.3. 19:OO

ХАрмс · CHARMSRU·LIT·MAZ 2017 · 95 min · OmU · digitalDCP · ab 18 R: Iwan Bolotnikow · B: Iwan Bolotnikow, Sergej Solowjow K: Sandor Berkeshi · D: Wojciech Urbanski, Aisté Dirziute, Darius Gumauskas u.a.

p In kaleidoskopartigen Szenen verknüpft der Film Biografie und Werk des russischen „Genies des Absurden“. Charms verhungerte 1941 während der Blockade Leningrads in Haft. Seine Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Aufzeichnungen blieben bis zur Perestrojka unveröffentlicht und verboten. Man warf ihm nihilistische Propaganda vor. Heute gilt Charms über die Grenzen Russlands hinaus als avantgardistischer Kultautor und als dadais-tischer Sprachartist, dessen Figuren durch die Stalinzeit und die Idiotie des Alltags in Abgründe stolpern. Kritiker ziehen Vergleiche zu Kafka und Beckett und würdigen ihn gleichermaßen als Autor für Kinder, dessen Gedichte und Erzählungen jedes russische Kind kennt. Die Kinderzeitschriften Zeisig und Igel bildeten in den dreißiger Jahren seine einzige Existenzgrundlage. Seit 2010 liegt eine deutsche vierbändige Werkausgabe vor. Die FAZ warnt ein dringlich: „Vorsicht Suchtgefahr!“

5. Russische Filmtage

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Charms

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ARCHITEKTUR & FILMVISIONEN FÜR DIE zUKUNFT– ARCHITEKTEN IM PORTRAIT

FILMREIHE 7. – 28.3.

p Stahl, Beton, Glas, Aluminium oder Kunststoff sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts wichtige Baustoffe und zugleich wichtige Grundlagen für eine moderne Architektur, die sich vom historisierenden, ornamentalen Stil entfernte. „Form ever follows function“ postulierte der Pionier des Hochhauses, der amerikanische Architekt Louis Sullivan, bereits Ende des 19. Jahrhunderts – ein Leitsatz, der Programm für die architek-tonische Moderne sein könnte. Die Funktion der Architektur sollte nun im Vordergrund stehen und die Umsetzung musste so schlicht wie möglich erfolgen. Nie aber war die Moderne ein einheitlicher Stil, viel eher der Begriff für eine Epoche.

Die 23. Ausgabe der Reihe Architektur und Film, eine Filmreihe des Filmmuseums Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer NRW, präsentiert vier Portraits sehr unterschiedlicher Architekten des 20. und 21. Jahrhunderts, die die moderne Architekturgeschichte auf ihre Weise prägten und veränderten.

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Albert Kahn – Der Architekt der Moderne

32 Architektur & Film

mI 7.3. 2O:OO

REM KOOLHAAS – A KIND OF ARCHITECT D 2005 · 98 min · DF · digital · ab 18 • R/B/K: Markus Heidingsfelder, Min Tesch

p Rem Koolhaas ist ein Architekt, der durch sein Werk stets auch außerhalb der Fachwelt Aufsehen erregt. Seine außerge-wöhnlichen Entwürfe – die niederländische Botschaft in Berlin, die Bibliothek in Seattle oder die Konzerthalle in Porto – sind eindrucksvolle Beispiele seiner visionären Theorien über Archi-tektur. Koolhaas ist immer auch Autor und Kommentator: Ziel ist nicht das architektonische Meisterwerk, sondern auch Provo kation und die Erzeugung von Begeisterung. REM KOOLHAAS – A KIND OF ARCHITECT ist ein fesselndes, kritisches Portrait des Visionärs, das die Wurzeln seiner Ideen frei legt.

„Es gibt viele Gründe diesen Film zu mögen. Er analysiert präzise, schafft assoziative Verknüpf ungen und spielt mit dem Ex-perimentellen. Den beiden Autoren gelingt es Koolhaas’ vernetzte Gedan kenwelt in ein puzzleartiges Bilder gewebe zu übersetzen, ohne in moti vische Beliebigkeit zu verfallen. Den zahlreichen Einflüssen im Kool haas’schen Kosmos gewinnen sie eine jederzeit verständ liche und klare Struktur ab.“ (detail)

Einführung: Matthias Knop (Filmmuseum)

33Architektur & Film

mI 14.3. 2O:OO

HOW MUCH DOES YOUR BUILDING WEIGH, MR. FOSTER? · WIEVIEL WIEGT IHR GEBÄUDE, MR. FOSTER? GB·E 2010 · 75 min · DF · digital · FSK 0 • R: Carlos Carcas, Norberto López Amado B: Deyan Sudjic · K: Valentín Álvarez · D: Norman Foster, Deyan Sudjic

p Norman Fosters Entwürfe bestechen durch ihre Logik und sind keine langweiligen Funktionskonglomerate. Der Hearst Tower in New York City, Hongkongs Flughafen Chek Lap Kok, die Reichs-tagskuppel in Berlin oder die in Bau befindliche Masdar City in Abu Dhabi sind Oden an die Technik. Ursprünglich waren Fosters Entwürfe von einem durch Maschinen beeinflussten High-Tech-Stil gekennzeichnet. Später entwickelte er einen weitaus zugänglicheren Stil scharfkantiger Modernität. HOW MUCH DOES YOUR BUILDING WEIGH, MR. FOSTER? erzählt seinen Weg vom Arbeitersohn, der nach dem Architekturstudium mit Richard Buckminster Fuller zusammenarbeitet, bis er sein eigenes Büro gründet. Eine rasante Geschichte, zum Teil von ihm selbst erzählt, in der es immer um das Prinzip hinter dem großen Entwurf geht, um

die Suche nach der technisch und handwerklich perfekten Lösung. Auch als Designer hat sich Foster einen Namen gemacht, sein Tischsystem Nomos ist heute ein Bestseller.

Einführung: Ramona Stuckmann (Kunsthistorikerin)

34 Architektur & Film

mI 21.3. 2O:OO

ALBERT KAHN – DER ARCHITEKT DER MODERNE D 1994 · 82 min · DF · 35mm · FSK 0R/B: Dieter Marcello · K: Christian Lehmann · D: Albert Kahn

p Albert Kahn war einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. 1869 im Hunsrück geboren, begann er seine Karriere in den USA mit revolutionären Bauten für die Rüstungs- und Autoindustrie, unter anderem entwarf er die Fabrikhalle, in der das legendäre Ford Modell T produziert wurde. Während der Großen Depression in den USA wurde Kahn mit der Planung und Errichtung fast aller sowjetischen Industriekomplexe beauftragt: 530 Fabriken in einem Zeitraum von zweieinhalb Jahren. Kahns Bauten sind Ausdruck der Hoffnungen und Enttäuschungen der Industriemoderne. Ihre Ästhetik wurde vom deutschen Bauhaus übernommen und beeinflusste entscheidend die Architektur des 20. Jahrhunderts.

Einführung: Matthias Knop (Filmmuseum)

mI 28.3. 2O:OO

MENDELSOHN'S INCESSANT VISIONS ERICH MENDELSOHN – VISIONEN FÜR DIE EWIGKEIT ISR·PL·USA·D 2011 · 70 min · DF · digitalDCP · FSK 0 • R: Duki Dror B: Duki Dror, Galia Dror · K: Philippe Bellaiche · D: Debbie Irwin, Seann Shaffer

p Erich Mendelsohn gilt als einer der bedeutendsten Architekten expressionistischer Bauwerke, der mit seinen Berliner Wahr - zeichen wie dem Mosse-Haus, dem Columbus-Haus oder dem Observa torium Einsteinturm in Potsdam in der Weimarer Zeit für Furore sorgte. In jungen Jahren schickte er seiner späteren Frau Luise Maas Briefe mit kleinen Zeichnungen, in dem sich sein späteres Wirken bereits ankündigt. Doch erst mit der Errichtung des Einsteinturms startet Mendelsohn seine Karriere, die ihn nach seiner Flucht aus Deutschland nach England, Israel und in die USA führte.

MENDELSOHN'S INCESSANT VISIONS zeichnet anhand der Memoiren von Luise Mendelsohn und den Briefen ihres Mannes nicht nur das Porträt einer lebenslangen Liebe, sondern auch das eines Visionärs, der ein unerschütterliches Vertrauen in seine Fähigkeiten als kreativer Künstler hatte. Der Film begibt sich auf die Spuren der Mendelsohns, befragt an den Wirkungsstätten Fachleute und zeigt Beispiele von Mendelsohns spektakulärer Architektur.

Im Vorprogramm:

OMAGGIO À MENDELSOHNI 1972 · 5 min · OF · digital · ab 18 • R/B/K: Manuel Pietrangeli

p Animationsfilm, der Mendelsohns Skizzen auf verblüffende Weise zum Leben erweckt.

Einführung: Ramona Stuckmann (Kunsthistorikerin)

35Architektur & Film

Erich Mendelsohn: Einsteinturm, Potsdam

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NEU RESTAURIERT p Mit Hilfe von Filmrestaurierungen kehren verloren geglaubte Filmschätze auf die Leinwand zurück. Der chemische Verfall einer Filmkopie kann nicht aufgehalten, gleichwohl aber durch optimale klimatische Bedingungen verzögert werden. Verschiedene Aus-gangsmaterialien des historischen Originals werden restauriert und digitalisiert, um dann im Kino als Duplikat erneut aufgeführt zu werden. Monatlich präsentiert das Filmmuseum aktuelle Film-restaurierungen aus Kinematheken und Archiven in Deutschland und Europa.

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Fr 23.3. 19:OO | DO 29.3. 19:OO

LA NUIT AMERICAINE DIE AMERIKANISCHE NACHT F·I 1973 · 115 min · OmeU · digitalDCP · FSK 12 R: François Truffaut · B: François Truffaut, Jean-Louis Richard, Suzanne Schiffman K: Pierre-William Glenn · D: Jacqueline Bisset, Valentina Cortese, Alexandra Stewart, Jean-Pierre Léaud, François Truffaut u.a.

p LA NUIT AMERICAINE ist François Truffauts große Liebes-erklärung an das Kino. Seine Hommage an das Filmemachen breitet er vor der Kulisse des klassischen Studio-Kinos aus, fernab von Experimenten der „Nouvelle Vague“. Im Mittelpunkt der Handlung steht der kollektive Prozess der Filmentstehung. Im Gegensatz zu Jean-Luc Godards LE MÉPRIS (1963) oder R.W. Fassbinders WARNUNG VOR EINER HEILIGEN NUTTE (1970) porträtiert Truffaut die Beziehungen innerhalb des Teams als familiär und äußerst liebevoll.

Neben den unterschiedlichen Aspekten des Filmemachens, wie Drehbucherstellung, Regie, Kamera, Licht- und Tontechnik oder Schauspiel, zeigt Truffaut ebenfalls, was außerhalb der Spielszenen passiert. Der Alltag von Schauspielern und Crew, sowie die Dramen, in die sie sich gegenseitig verwickeln: Wut anfälle, Streit, Stress, künstlerische Differenzen und geraubte Küsse. Truffaut betont die Verletzbarkeit und Vergänglichkeit am Set, erlaubt dem Zuschauer Blicke hinter die Kulissen und beschwört auf diesem Weg die Magie des Kinos mit solcher Leidenschaft, dass sie sich schon fast gegen das wahre Leben richtet: In dem oftmals zitierten Gespräch zwischen dem Regisseur Ferrand – gespielt von François Truffauts selbst – und Alphonse (Jean-Pierre Léaud) stellt Ferrand fest: „Filme sind harmo-nischer als das Leben. Es gibt keine Hemmnisse, keine Zeiten, in denen nichts zu geschehen scheint.“ Woraufhin eine Schauspielerin weinend zustimmt: „Das Leben ist schrecklich!“

Neu restauriert

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ERSTAUFFÜHRUNG

p Einige Filme haben aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Form, ihrer Unklassifizierbarkeit oder aus anderen Gründen auf dem Kinomarkt einen schweren Stand. Die Aufgabe eines kommu-nalen Kinos muss es sein, solche Filme zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu bieten. Dort die Lücke zu schließen, wo Verleiher und andere Kinobe treiber keine finanzielle Grund-lage sehen, ist die programmatische Ausrichtung dieser Reihe – qualitativ, anspruchsvoll und aktuell.

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SO 25.3. 17:3O | SA 31.3. 21:OO

DAS KONGO-TRIBUNAL D·CH 2017 · 105 min · OmU · digitalDCP · FSK 12R/B: Milo Rau · K: Thomas Schneider

p Anhand eines Tribunals durchleuchtet der Film im Ostkongo und in Berlin die Ursachen für den seit bald 20 Jahren andauernden Krieg im Gebiet der Großen Seen. Dabei entsteht ein menschlich erschütterndes, analytisch tiefgründiges Tableau der neokolonialen Weltordnung. Es sind Millionen von Toten zu beklagen, aber die Täter bleiben straffrei. Unter großem Zuspruch der regionalen Bevölkerung entstand ein einzigartiges künstlerisches Großereignis.

Die Hearings in Bukavu und Berlin wurden zeitgleich mit sieben Kameras aufgezeichnet, im Vorfeld der Tribunale führten mehrere Recherchereisen und Drehphasen das Filmteam zu den zentralen Schauplätzen des Konflikts mitten im Bürgerkriegsgebiet. Der Film zeichnet mit seiner eindringlichen Untersuchung ein unverschleiertes Porträt dieses gewaltigen Wirtschaftskriegs nach – der ökonomischen und politischen Ursachen genauso wie das konkrete Geschehen vor Ort. Ein Film über einen Konflikt globalen Ausmaßes, in dem es nicht um Sieg oder Niederlage geht, sondern um die Frage, was uns der Reichtum der sog. Ersten Welt eigentlich wert ist und wie lange wir noch bereit sind, an diesem „gut gemeinten Genozid“ teilzunehmen.

Erstaufführung

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STUMMFILM + MUSIK p In den ersten 30 Jahren ihres Bestehens besaßen Filme keine Tonspur, dennoch waren sie nie stumm: In den Film theatern sorgten Pianisten, Grammophone, manchmal auch ganze Orchester, für musikalische Untermalung. Hier entwickelte sich ein viel fältiges musikalisches Genre. Verschiedenste Instrumentie r ungen begleiteten mit Original-Parti turen, Eigenkompositionen oder Improvisation. Neben her kömm lichen Instrumenten boten Kinoorgeln weitere faszi-nierende Möglichkeiten. Im Vergleich zum aufwändigen Orchester bedeuteten sie für den Kinobe sitzer finanzielle Entlastung, darüber hinaus unterhielten sie das Publikum mit einer Reihe von über-raschenden Effekten. Mit Aufkommen des Tonfilms um 1930 verschwand das Erlebnis der Live-Vertonung zunehmend aus den Kinosälen und damit eine langjährige Tradition aus dem Bewusstsein. Einmal monatlich bietet das Filmmuseum Stummfilm-Vorfüh - r ungen mit Live-Musik. Neben klassischer Begleitung am Klavier oder der historischen Welte-Kinoorgel aus dem Jahr 1929 kommen auch moderne Instrumentierungen auf die Bühne.

Eintritt: 9,00 € · ermäßigt 7,00 € · mit Black-Box-Pass 6,00 €

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SA 24.3. 2O:OO

SCHASTYE · DAS GLÜCKUdSSR 1935 · 78 min · OmU · 35mm · ab 18 • R/B: Aleksandr Medvedkin K: Gleb Troyanski · D: Pyotr Zinovyev, Yelena Yegorova, Nikolay Cherkasov u.a.

p SCHASTYE ist ein besonderes Zeugnis des sowjetischen Kinos: Regisseur Medvedkin bereiste das Land mit einem sogenannten Kinozug – ein Ort der Filmproduktion und Filmvorführung in einem. Ursprünglich wollte er die Motivation der ländlichen Bevölkerung mit morgens gedrehten und abends vorgeführten Kurzdokumentationen steigern. SCHASTYE ist einer der noch erhaltenen Produktionen.

Der arme Bauer Chmyr wird von seiner Frau Anna in die Welt geschickt, um das Glück zu finden. Schon nach kurzer Zeit findet er ein Goldstück, doch von da an geht alles schief. Der Film verfolgt auf komödiantische Weise das Scheitern und den Aufstieg des Bauernpaares im Russland vor und nach der Oktoberrevolution, die einzelnen Figuren sind mehr Karikaturen als Charaktere.

„Der Film […] hat eine große soziale Tragweite, er besitzt einen organischen Zusammenhang zwischen künstlerischen Mitteln und dem Thema, eine überzeugende stilistische Einheit. Zur gleichen Zeit vermochte der Regisseur seinem Film auch die Leichtigkeit einer ironischen und vergnüglichen Komödie zu bewahren.“ (Internationales Forum des jungen Films, Berlin, 1971)

Richard Siedhoff (Berlin) begleitet mit Klavier und Akkordeon.

Vorschau:

28.4 VEM DÖMER · BEATRIX · SWE 1922 · R: Victor Sjöström

26.5. OTONA NO MIRU EHON – UMARETE WA MITA KEREDO ICH WURDE GEBOREN, ABER... · J 1932 · R: Yasujirô Ozu

30.6. VALLFARTEN TILL KEVLAAR · DIE WALLFAHRT NACH KEVLAAR SWE 1921 · R: Ivan Hedqvist

Stummfilm + Musik

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STATIONEN DER FILMGESCHICHTE IMMER DIENSTAGS

IMMER 2O UHR

p Stationen sind Orte der Abfahrt, Ankunft oder des Richtungs - wechsels. Auf der langen Reise der Filmgeschichte waren und sind sie Punkte, an denen Neues geschaffen, Außergewöhnliches geleistet oder etwas Einmaliges hervorgebracht wurde. Es handelt sich um Filme, die nach wie vor interessant, spannend oder erhellend sind. Andere lösen ein Déjà-vu-Erlebnis aus, durch das man plötzlich die Herkunft von Lieblingsszenen erkennt, und dann gibt es Filme, die im Negativen wie im Positiven Monumente wurden, da sie eng mit der Zeitgeschichte verbunden waren und diese beeinflusst haben.

Entgegen der Bildung eines Kanons sind Filmgeschichte(n) mit einem steten Fragen verbunden. Die Filmreihe ist so konzipiert, dass jeder vorgestellte Film unter einem bestimmten Aspekt in seiner film historischen Relevanz eingeordnet werden kann. Ob bestimmte Persönlichkeiten oder Genres den maßgeblichen Rahmen bilden oder Strömungen + Epochen thematisiert werden; ob Form + Innovation im Vordergrund stehen oder Politik + Reflexion in den Fokus rücken: Innerhalb dieser Kategorien lassen sich Filme klassifizieren, ohne sie darin zu fesseln.

In Zusammenarbeit mit Filmforum – Freundeskreis des Filmmuseums e.V.

Yol – Der Weg

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44 Stationen der Filmgeschichte

DI 6.3. 2O:OO Aspekt: Form + Innovation

DER STUDENT VON PRAG D 1913 · 85 min · dt. Zwischentitel · 35mm · ab 18 • R: Paul Wegener, Stellan Rye B: Hanns Heinz Ewers · K: Guido Seeber · D: Paul Wegener, Lyda Salmonova, Grete Berger u.a.

p Durch expressive Beleuchtungskunst und trickreiche Kamera glänzender Klassiker des frühen deutschen Kinos – Horror, Fantasy, Drama und schiefliegende Traumreise verschmelzen zu einer nie wieder erreichten Melange des Wahnsinns. Basierend auf der gleichnamigen Geschichte des skandalträchtigen, litera-risch umstrittenen und vielfach begabten Hanns Heinz Ewers handelt es sich bei DER STUDENT VON PRAG um den weltweit ersten Autoren- und Kunstfilm.

Der Student Balduin ist zwar unter seinen Kommilitonen hoch-angesehen, hat aber zusehends Geldnöte. Der zwielichtige Scapinelli bietet ihm an, ihm eine beträchtliche Summe zu leihen, aber Balduin will lieber reich heiraten. Deshalb arrangiert Scapinelli mittels magi-scher Kräfte, dass Margaret, die junge Gräfin zu Schwarzenberg, bei einer Jagd von Balduin gerettet werden muss, wobei dieser sofort ein Auge auf die Adelige wirft. Als er jedoch nicht zu ihr vordringen kann, kehrt Scapinelli zurück und erneuert sein Angebot: Gold gegen etwas aus Balduins Wohnung. Als dieser den Vertrag unterzeichnet, löst Scapinelli Balduins Reflexion aus dem Spiegel und erschafft so einen Doppelgänger.

Markus Goosmann (Düsseldorf) begleitet am Klavier.

Einführung: Valentin Steinhäuser (Filmforum – Freundeskreis des Filmmuseums)

45Stationen der Filmgeschichte

DI 13.3. 2O:OO Aspekt: Politik + Reflexion

YOL · YOL – DER WEG TK 1982 · 114 min · DF · 35mm · FSK 12 • R: Serif Gören B: Yilmaz Güney · K: Erdogan Engin · D: Tarik Akan, Serif Sezer, Halil Ergün u.a.

p Bis heute zählt YOL zu den wichtigsten Beiträgen der türkischen Filmindustrie zum Weltkino – ein Moritat zerklüfteter Seelenland-schaft, ein introvertiertes Psychogramm kurdischer Befindlichkeit und eine kantige Meditation über Einsamkeit nach dem Schmerz.

Die Geschichte des 1982 mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichneten Films liest sich selbst wie die Vorlage für einen Film. Drehbuchautor Yilmaz Güney, zeitlebens politisch in seinem Heimat-land verfolgt, war während der Dreharbeiten inhaftiert. Regisseur Serif Gören setzte den Film nach peniblen Anweisungen um, die er direkt von Güney aus dem Gefängnis erhielt. Der Dreh musste unter Vorwänden und im Geheimen stattfinden, Schnitt und Post-Produktion erfolgten im Schweizer Exil, nachdem Güney nach vielen Jahren die Flucht aus dem Gefängnis und der Türkei gelang.

YOL erzählt die Geschichte des todkranken Strafgefangenen Seyit Ali, der Hafturlaub erhält und in sein Heimatdorf zurückkehrt, um dort mit der Untreue seiner Ehefrau konfrontiert zu werden und damit einhergehend der Forderung seiner Verwandtschaft, die Familien ehre gewaltsam wieder herzustellen. Doch für Seyit haben die gesellschaftlichen und weltlichen Forderungen schon lange keine Bedeutung mehr.

Einführung: Florian Deterding (Filmmuseum)

46 Stationen der Filmgeschichte

DI 2O.3. 2O:OO Aspekt: Persönlichkeit

BELLE DE JOUR BELLE DE JOUR – SCHÖNE DES TAGESF·I 1967 · 100 min · OmU · digitalDCP · FSK 18R: Luis Buñuel · B: Luis Buñuel nach einer Vorlage von Joseph Kessel K: Sacha Vierny · D: Catherine Deneuve, Jean Sorel, Michel Piccoli u.a.

p Ein unsterblicher Klassiker, der Catherine Deneuve endgültig in den Olymp der Leinwandgöttinnen erhob und den Beginn von Luis Buñuels Spätwerk markiert. Der Altmeister des surrealisti-schen Films arbeitet sich einmal mehr auf buchstäblich fetischisti-sche Weise an seinem Lieblingsthema ab: der Dekonstruktion des Bürgertums, der gesellschaftlich inhärenten Doppelmoral und dem Mantel des Schweigens, den es über die Begehrlichkeiten und Sehnsüchte des Individuums legt.

Als Frau eines gut situierten Pariser Arztes fehlt es Séverine Sérizy nach außen hin an nichts, seelisch leidet sie aber an fortschreitender Verkrüppelung – ihre Sexualität, die sie mit ihrem eigentlich geliebten Ehemann nicht ausleben kann, führt sie in sadomasochistische Tagträume und Fantasien. Als sie durch Zufall von einer Bekannten erfährt, die in einem Bordell arbeitet, überwindet sie ihr anfängliches Zögern und sucht das Etablissement auf, um dort als „Belle de Jour“ (Schöne des Tages) ein geheimes Doppelleben zu beginnen.

Einführung: Helmut von Richter (Filmforum – Freundeskreis des Filmmuseums)

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DI 27.3. 2O:OO Aspekt: Genre

HÖHENFEUER CH 1985 · 116 min · OmU · 35mm · FSK 12 • R/B: Fredi M. Murer K: Pio Corradi · D: Thomas Nock, Johanna Lier, Dorothea Moritz u.a.

p Wiederholt zum Besten Schweizer Film aller Zeiten gewählt, ist Fredi M. Murers HÖHENFEUER ein intimes Porträt einer Familie mit begrenztem Lebensradius. In dem Meisterwerk gelingt ihm eine sehr differenzierte Zeichnung der gegensätz-lichen Charaktere. Die zurückhaltende musikalische Kompo-sition von Mario Beretta verhindert dabei das Abdriften ins Melodramatische: zusammengesetzt aus Windharfe, Meer-muschel, Klarinette und Singstimme. Irgendwo in den Bergen auf einem entlegenen Hof leben der taube Bub und seine Schwester Belli mit Vater und Mutter. Für die Existenz des Hofes sind die Kinder als helfende Hände über-lebenswichtig. Die enge Verbindung zwischen Bruder und Schwester löst in der Abgeschiedenheit während der Pubertät der Beiden einen Tabubruch aus, der das vermeintliche Familien-idyll zusammenbrechen lässt. Dem Zuschauer überlässt Murer letztlich die Entscheidung, selbst darüber zu urteilen.

„Immer wieder diese Frage an mich, ob es ein Heimatfilm sei: HÖHENFEUER könnte überall zwischen Island und Japan spielen, und darum auch in der Innerschweiz – in meiner engeren Heimat. Wenn also HÖHENFEUER ein Heimatfilm ist, so habe ich nichts dagegen, aber dann ist z.B. GRAUZONE auch einer.“ (Fredi M. Murer)

Einführung: Thomas Ochs (Filmmuseum)

Eine ausführliche Besprechung des Films finden Sie auf der Online-Plattform Kunst+Film (kunstundfilm.de)

Vorschau:

3.4. YELLOW SUBMARINE · GB·USA 1968 · R: George Dunning

10.4. PLEIN SOLEIL · NUR DIE SONNE WAR ZEUGE · F·I 1960 · R: René Clement

17.4. OBYKNOWJENNYJ FASCHISM · DER GEWÖHNLICHE FASCHISMUS UdSSR 1965 · R: Mikhail Romm

24.4. SCARFACE · USA 1983 · R: Brian De Palma

48 Stationen der Filmgeschichte

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FILMCLUBS FILME IM ORIGINAL

Französischer FilmclubItalienischer FilmclubJapanischer FilmclubSpanischer Filmclub

p Jeden Donnerstag zeigen die jeweils einem Sprachraum gewidmeten Filmclubs untertitelte Originalfassungen und greifen damit eine Idee aus den Anfängen der kommunalen Film arbeit auf. Durch Synchronisation wird oftmals die Atmosphäre verän-dert, gar der Sinn verfälscht. Hier bieten die Filmreihen der Film-clubs den sprachkundigen Besucherinnen und Besuchern die Mög lichkeit, den Film in seiner ursprünglichen Version zu hören. Die Untertitel hingegen erleichtern dem Sprachlernenden oder ein-fach nur Kulturinteressierten das Verständnis. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Produktionen. Die Werke junger Filmschaffender bieten Gelegenheit, aktuellen Filmströmungen und Tendenzen nach-zuspüren. Gelegentlich runden Filmklassiker das Programm ab. Paprika

DO 1.3. 2O:OO

PAPURIKA · PAPRIKA J 2006 · 113 min · OmU · digital1080p · FSK 12R: Satoshi Kon · B: Satoshi Kon, Seishi Minakami nach dem gleichnamigen Roman von Yasutaka Tsutsui · K: Michiya Katou

p Lange vor INCEPTION (2010) gab es bereits PAPURIKA – das Alter Ego der Hauptfigur Atsuko Chiba, die als Psycho-therapeutin ein Gerät benutzt, um in die Träume ihrer Patienten einzutauchen. Als der DC Mini gestohlen wird, vermischen sich Realität und Traumwelt. Satoshi Kon – Regisseur von PERFECT BLUE (1997) und TOKYO GODFATHERS (2003) – erschafft hier eine visuell grandiose Umsetzung der gleichnamigen Roman-vorlage. Das Erscheinen von INCEPTION verhinderte schließlich eine US-amerikanische Realverfilmung des Animes.

Atsuko Chiba tritt als Figur namens Paprika – das genaue Gegen teil ihrer eigentlichen Persönlichkeit – illegal in die Träume ihrer Patienten ein, um diesen zu helfen. Eines Tages wird das Gerät dazu gestohlen und mit Hilfe des traumatisierten Polizisten Kona kawa macht sie sich auf, ihre Kollegen und die gesamte Realität zu retten. Doch so ist sie auch gezwungen, sich ihrem eigenen Ich zu stellen.

Vorschau:

5.4. HAPINESU · HAPPINESS · J 2016 · R: Sabu

3.5. GESU NO AI · LOWLIFE LOVE · J 2016 · R: Eiji Uchida

7.6. INTERSTELLAR 5555 · J·F 2003 · R: Leiji Matsumoto, Kazuhisa Takenôchi

Japanischer Filmclub 51

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Spanischer Filmclub

DO 8.3. 2O:OO

LA NOVIA DEL DESIERTO SEÑORA TERESAS AUFBRUCH IN EIN NEUES LEBENARG·CHI 2017 · 78 min · OmU · digitalDCP · ab 18R/B: Cecilia Atán, Valeria Pivato · K: Sergio Armstrong · D: Paulina García, Claudio Rissi

p Die Reise durch die Wüste führt eine in die Jahre gekommene Haushälterin auf verschlungenen, fiebrigen Umwegen zu sich selbst. Ein Film, der sich bedächtig atmend hebt und senkt, sich ganz seinem introspektiven Erzählfluss hingibt. Assoziativ, frag-mentarisch und doch aufs Wesentliche konzentriert, gelingt den argentinischen Regisseurinnen Cecilia Atán und Valeria Pivato ein kluges, unprätentiöses Frauenporträt von stiller Intimität.

Nach jahrzehntelanger Arbeit als Haushälterin ist Señora Teresa (eindringlich und sensibel: Paulina García) gezwungen, sich auf ein neues Leben einzulassen. Die Familie, die sie bisher beschäftigt hat, muss sich aus finanziellen Gründen von ihr trennen und vermittelt ihr eine neue Arbeitsstelle – mehr als tausend Kilometer entfernt von Buenos Aires. Der Weg durch die flimmernde Hitze der Wüste entwickelt sich zu einer Odyssee voller rätselhafter Vorzeichen.

Vorschau:

12.4. ALLENDE, MI ABUELO ALLENDE · MEIN GROSSVATER SALVADOR ALLENDE CHI·MEX 2015 · R: Marcia Tambutti Allende

10.5. LOS DECENTES · DIE LIEBHABERIN · ARG 2016 · R: Lukas Valenta Rinner

14.6. LA REGIÓN SALVAJE · THE UNTAMED · MEX 2016 · R: Amat Escalante

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DO 15.3. 2O:OO

FAI BEI SOGNI TRÄUM WAS SCHÖNES I·F 2016 · 131 min · OmU · digitalDCP · FSK 12 • R: Marco Bellocchio B: Valia Santella nach einer Vorlage von Massimo Gramellini K: Daniele Ciprì · D: Bérénice Bejo, Valerio Mastandrea, Fabrizio Gifuni u.a.

p Wie geht ein gerade mal neunjähriger Junge damit um, wenn er ahnt, dass sich die geliebte Mutter umgebracht hat und ihm die Erwachsenen das in Raten beizubringen versuchen? Er trägt dieses Trauma sein ganzes Leben mit sich herum und fragt sich, was wirklich an diesem schicksalhaften Tag passierte.

Als Massimo die Wohnung des verstorbenen Vaters ausräumen muss, stößt er auf Hinterlassenschaften, die ihm sein eigenes Leben in Erinnerung rufen, aber auch mit seinem Kindheitstrauma konfron-tieren. Als renommierter Journalist zu arbeiten und über Andere zu berichten war vielleicht notwendig, um sich vor sich selbst verstecken zu können, unfähig eine emotional tiefe Verbindung einzugehen oder sich zu verlieben.

Jetzt löst das endgültige Aufräumen Panikattacken in ihm aus und so lernt er die bezaubernde Internistin Elisa kennen. Eine Chance, die Dämonen der Vergangenheit zu vertreiben? Massimo muss sich seiner eigenen Wahrheit stellen.

Einführung: Joachim Manzin (Manzin - italienische Übersetzungen)

Vorschau:

19.4. DIVORZIO ALL'ITALIANA · SCHEIDUNG AUF ITALIENISCH · I 1961 · R: Pietro Germi

17.5. LA VITA E BELLA · DAS LEBEN IST SCHÖN · I 1998 · R: Roberto Benigni

21.6. UN BACIO · EIN KUSS · I 2016 · R: Ivan Cotroneo

Italieischer Filmclub

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DO 22.3. 2O:OO

AzUR ET ASMAR F 2006 · 98 min · OmU · 35mm · FSK 16R/B: Michel Ocelot · D: Cyril Mourali, Karim M'Riba, Hiam Abbass u.a.

p Mit seinem ersten Computeranimationsfilm gelingt es Michel Ocelot in AZUR ET ASMAR auf mitreißende Weise den Zuschauer in die Welt der Märchen zu katapultieren. In einem Produktions-prozess von über drei Jahren entwirft der Animationsfilmer einen abenteuerlichen Film, der aktuelle Problemstellungen über das Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien aufgreift.

Die beiden Kinder Azur und Asmar kommen nicht nur aus unter-schiedlichen Schichten, sondern unterscheiden sich auch äußer lich sehr voneinander, werden aber beide als Brüder groß gezogen. Der blonde Azur ist der Sohn des Schlossherrn, der schwarzhaarige Asmar der Sohn der Amme. Ihr Traum ist die Befreiung der Fee der Djinns, auf deren Suche sie sich schließlich unabhängig voneinander begeben. Dabei betreten sie eine wunder bare Welt voller Gefahren.

Einführung: Thomas Ochs (Filmmuseum)

Vorschau:

26.4. À LA FOLIE · WAHNSINNIG VERLIEBT · F 2002 · R: Laetitia Colombani

24.5. UN BEAU SOLEIL INTERIEUR · MEINE SCHÖNE INNERE SONNE F 2017 · R: Claire Denis

28.6. LE PÈRE DE MES ENFANTS · DER VATER MEINER KINDER F·D·B 2009 · R: Mia Hansen-Løve

Französischer Filmclub

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42nd STREET DÜSSELDORF»Kraut Total«

p Als Hommage an die 24-Stunden-Kinos der 1970er-Jahre auf der 42nd-Street in New York und an die ehemalige kleine Schmuddel kinomeile in Düsseldorf widmet sich Mondo Bizarr einmal im Monat in Form eines 35mm-Double-Features den Klassikern des internationalen Exploitation-Films. Die Reihe 42nd Street Düsseldorf liefert Wahnsinniges und Abstruses, Vergessenes und Verbo tenes, kombiniert mit einer auf die Hauptfilme abgestimmten Trailershow.

Mit Eintrittskarte des ersten Films ist die zweite Vorstellung kostenlos. Texte und Einführung: Marc Ewert (Mondo Bizarr, Düsseldorf)

Fluchtweg St.Pauli

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Fr 2.3. 2O:3O

FLUCHTWEG ST. PAULI – GROSSALARM FÜR DIE DAVIDSWACHE BRD 1971 · 83 min · DF · 35mm · FSK 16 • R: Wolfgang Staudte · B: Fred Denger, George Hurdalek · K: Giorgio Tonti D: Horst Frank, Christiane Krüger, Heinz Reincke u.a.

p Ein dreckiger Klassiker des wunderbaren deutschen 1970er-Jahre-Kriminalfilms mit einem exzellenten Horst Frank als Gangster auf der Flucht! Untermalt von einem jazzig-tanzbaren Score führt uns Regieveteran Wolfgang Staudte durch die weniger glamouröseren Ecken Hamburgs. Die restliche Besetzung mit Christiane Krüger, Heinz Reincke, Klaus Schwarzkopf, Sigurd Fitzek und Andrea Rau lässt den Kenner des damaligen Kinos ebenfalls mit der Zunge schnalzen – Kraut-Thrills at it's best!

Im AnSchluSS, cA. 22:3O

ALPHACITY – ABGERECHNET WIRD NACHTSBRD 1985 · 101 min · DF · 35mm · FSK 18 • R/B: Eckhard Schmidt K: Bernd Neubauer · D: Claude-Oliver Rudolph, Isabelle Willer, Al Corley u.a.

p Mittlerweile kennt man Eckhard Schmidt eher wegen seiner diversen gelungenen Dokus über die Hollywoodsche Traumfabrik, aber in den 1980ern brachte er die Kinos mit Désirée Nosbusch als DER FAN (1982) zum Glühen, das Filmsternchen und sich in die Gazetten! Melancholische Elemente, Gewalt, Synthie-Beats und eine mitunter bizarre, 1980er-Jahre-Aura machen ALPHA CITY zu einem echten Schmidt: Hier ist es ein junger Claude-Oliver Rudolph, der samt seiner Liebsten von einem psycho tischen Killer bedroht wird, in Alpha City, der Neonstadt im Zwielicht des grauen-den Morgens...

In der Pause wird ein Gläschen deutscher Schnaps ausgeschenkt.

42nd Street Düsseldorf

FILMKLASSIKER AM NACHMITTAGp Zur Zeit des Nationalsozialismus pendelte das deutsche Kino zwischen Propaganda und eskapistischem Unterhaltungskino – mit teilweise fließenden Grenzen. Filme, die im Auftrag der Goebbelschen Propaganda-Maschinerie gedreht wurden, sind mittlerweile als soge- nannte Vorbehaltsfilme eingestuft und überstrahlen das übrige Unter- haltungskino dieser Zeit, das etwa 90% der Produktion ausmachte und eine genuin eigene Qualität entwickelte. Ohne die Repression und Unterdrückung, die das bis dato äußerst kreative und innovative deut-sche Kino zum Erliegen brachte, zu bagatellisieren, möchte die Film- reihe „Filmklassiker am Nachmittag“ einen Blick auf das harmlos wirkende Kino dieser Zeit werfen – stets mit dem Bewusstsein, vor welchem zeithistorischen Hintergrund mit Leichtigkeit unterhaltende Lustspiele inszeniert wurden. • Eintritt: 2,00 €

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Geraldine Katt

DI 6.3. 15:OO

zWÖLF MINUTEN NACH zWÖLFD 1939 · 87 min · DF · 35mm · FSK 0R: Johannes Guter · B: Otto Bernhard Wendler, Georg Zoch K: Werner Krien · D: Geraldine Katt, Ursula Herking, René Deltgen u.a.

p Eines der raren fiktionalen Spätwerke des im Dritten Reich größtenteils auf dokumentarische Arbeiten festgelegten Regisseurs Johannes Guter – ein pfiffig konstruierter, kurzweiliger und ganz im Sinne Joseph Goebbels’ gänzlich unpolitischer Unterhaltungs-film, der Krimi- und Komödienelemente zu gleichen Teilen mischt, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben.

Eine Serie von Diamantendiebstählen hält Stockholm in Atem, die Zeitungen berichten über nichts anderes, kein Juwelier wähnt sich mehr sicher. Auch wenn der Polizei immer mal wieder ein „kleiner Fisch“ der Bande ins Netz geht, gelingt es ihr nicht, den großen Unbekannten, den planenden Kopf hinter den Verbrechen, zu schnappen. Um so interessanter und spannender wird es für die detektivisch ambitionierte Jurastudentin Ingrid, als sie auf einer Auktion glaubt, eben diesen Unbekannten zu entdecken. Wer sonst sollte nämlich ganz nebenbei einige der gestohlenen Brillantringe

mit sich herumtragen? Ingrid setzt sich auf die Fährte des attraktiven Mannes, wodurch sie eine weitere erstaunliche Entdeckung macht: der renommierte Juwelier Anders scheint mit dem Verbrecher unter einer Decke zu stecken!

Vorschau:

3.4. EIN IDEALER GATTE · D 1935 · R: Herbert Selpin

1.5. KOMÖDIANTEN · D 1941 · R: G.W. Pabst

5.6. ZIRKUS RENZ · D 1943 · R: Arthur Maria Rabenalt

61Filmklassiker am Nachmittag

PSYCHOANALYSE UND FILM

p Seit 2001 zeigt die Akademie für Psychoanalyse und Psycho somatik einmal monatlich, immer freitags um 19:00 Uhr, aus gewählte Filme mit filmtheoretischer Einführung von Dorothee Krings (Rheinische Post) und einem anschließenden psycho analytischen Kommentar, abgerundet durch eine anregende Diskussion mit dem Publikum.

Moderation: Dr. Claudia Sies und Dr. Mathias Hirsch Eintritt: 9,00 € · ermäßigt 7,00 € · mit Black-Box-Pass 6,00 €

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Fr 16.3. 19:OO

SULLYUSA 2016 · 96 min · DF · digitalDCP · FSK 12 R: Clint Eastwood · B: Todd Kormanicki nach einer Vorlage von Chesley Sullenberger K: Tom Stern · D: Tom Hanks, Aaron Eckhart, Laura Linney u.a.

p Am 15. Januar 2009 gelang dem Flugkapitän Chesley B. „Sully“ Sullenberger und seinem ersten Offizier eine spektakuläre Notwasserung auf dem Hudson River. Ein Vogelschlag ließ beide Triebwerke ausfallen, eine sichere Landung auf einem Flughafen war unmöglich – durch diese Rettungstat und das anschließend vorbildliche Verhalten an Bord des sinkenden Flugzeugs über - lebten alle Passagiere, Sully wurde danach als „Held vom Hudson“ gefeiert.

Der Film befasst sich mit den Nachwirkungen dieses Ereignisses: Sully und sein Copilot Jeff Skiles müssen sich vor der Flugsicher-heitsbehörde verantworten und das Erlebte auch selbst verarbeiten.

Regisseur Clint Eastwood beschäftigt sich hier mit seinem favori-sierten Thema: der alternde US-amerikanische Held, missverstanden und um Anerkennung kämpfend. Gleichzeitig greift der Film implizit das 9/11-Trauma auf. So verwischen die Übergänge von (Alb-)Traum, Flashbacks und filmischer Realität – eine künstlerische Verarbeitung dessen, was vor allem die Vereinigten Staaten seit mittlerweile 17 Jahren nicht loslässt.

Vortrag und Diskussionsleitung: Prof. Dr. Dirk Blothner

Vorschau:

20.4. DIPLOMATIE · F·D 2014 · R: Volker Schlöndorff

11.5. ELMER GANTRY · USA 1960 · R: Richard Brooks

15.6. CAPE FEAR · KAP DER ANGST · USA 1991 · R: Martin Scorsese

Psychoanalyse & Film

Erläuterungen: R: Regie K: Kamera DF = Deutsche Fassung OmU = Original mit deutschen UntertitelnB: Drehbuch D: Darsteller OF = Originalfassung OmeU = Original mit englischen Untertiteln

M äRz 2O18

Jean-Pierre Léaud, der sanfte Rebell 5. Russische Filmtage Architektur & Film: Visionen für die zukunft – Architekten im Portrait Neu restauriert Erstaufführung Stummfilm + Musik

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K I N O O H N E W E R B U N G .BLACK BOX – Kino im Filmmuseum der Landeshauptstadt DüsseldorfSchulstraße 4 · 40213 DüsseldorfTelefon 02 11-8 99 22 32 [email protected]

Eintritt Kino: sofern nicht anders angegeben: pro Person 7,00 € / ermäßigt 5,00 €mit Black-Box-Pass 4,00 €

Ab sofort erhalten Sie Kinokarten auch im Vorverkauf! Die Karten sind jeweils ab dem 15. des Vormonats ganztägig an der Kasse erhältlich. Telefonisch reservierte Karten müssen spätestens 20 Minuten vor Filmbeginn abgeholt werden. Die Kinokasse öffnet 45 Minu-ten vor Filmbeginn.

Filmmuseum Öffnungszeiten und Eintritt:Di – So: 11–18 Uhr, geschlossen montags und an folgenden Feiertagen: Weiberfastnacht, Karnevalssonntag, 1.5., 24.12., 25.12., 31.12, 1.1., andere Feiertage: geöffnet wie sonntags Eintritt pro Person: 5,00 € (erm. 2,50 €) Jugendliche unter 18 J. freier Eintritt

Mit dem BLACK BOX PASSfür nur 4,00 e* ins Kino!Dem Besitzer des Black-Box-Passes wird in diesem Kino ein Jahr ab Kaufdatum eine Ermäßigung von 3,00 € auf den vollen Eintrittspreis gewährt. Preis: 18,00 € / ermäßigt 6,00 €*ausgenommen sind Sonderveranstaltungen

U uP – uO & iEHaltestelle: Heinrich-Heine-Allee

UWZ Haltestelle: Maxplatz

P Parkhaus Altstadt (Zufahrt nur über Rheinufertunnel) oder Parkhaus Carlsplatz

Eine Kultureinrichtung der Landeshauptstadt Düsseldorf