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Prozessorientierte Didaktik – auch in
der überbetrieblichen Berufsausbildung?
Prof. Dr. Lars Windelband
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Institut für Bildung, Beruf und Technik
Lernort gestalten – Zukunft sichern. Digitalisierung
in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten
Berlin, 25.–26. Juni 2019
| Folie 2 | 01.07.2019
Berufsbildung 4.0 – Ausbildung 4.0 – Didaktik 4.0 … alles
4.0 heute“?
| Folie 3 | 01.07.2019
Stufen der Digitalisierung (in Anlehnung an Schröter 2015)
Digitalisierung von einzelnen
Arbeitsprozessen/Arbeitsplätzen
Digitalisierung der gesamten
Arbeits- und Geschäftsprozesse
im Unternehmen
Digitalisierung der gesamten
Wertschöpfungskette
Horizontale Vernetzung
Vertik
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Vern
etz
un
g
| Folie 4 | 01.07.2019
• Prozessverständnis aufbauen - Ganzheitliches Denken in
Prozesszusammenhängen, Denken in vernetzen Systemen und
interdisziplinären Zusammenhängen.
• Kollaboration und partnerschaftliche Zusammenarbeit in vernetzten
Prozessabläufen und Wertschöpfungsketten über unterschiedliche
Domänen und Hierarchien.
Quelle: bayme vbm Studie Industrie 4.0
Perspektivwechsel im Zeitalter der Digitalisierung
• Neue Berufsbilder werden nicht für erforderlich
gehalten. Eine markante Modifizierung
(Neuausrichtung) der M+E Berufe mit einer Prozess-
und Digitalisierungsperspektive, wobei die
Vernetzung, die Digitalisierung der Prozesse und die
Gestaltung intelligenter Arbeitsplätze im Mittelpunkt
stehen müssen, ist jedoch gefordert.
| Folie 5 | 01.07.2019
1. Zeigen diese Forderungen, dass die konzeptionelle
arbeitsorientierte Wende in der Berufsausbildung der
90er Jahre noch immer nicht überall umgesetzt wurde?
und/oder
2. Muss eine Erweiterung des Prozessverständnisses
stattfinden, da sich die Zusammenhänge durch die
Digitalisierung verändert haben?
Was ist das Neue am Prozessverständnis im Zeitalter
der Digitalisierung zur „arbeitsorientierten Wende“?
| Folie 6 | 01.07.2019
Definitionen im Kontext der Arbeits- und
Geschäftsprozessorientierung
Nach Kruse (1986, S. 189) bedeutet Arbeitsprozesswissen „ein Verständnis des
Gesamtarbeitsprozesses, an dem die jeweilige Person beteiligt ist, in seinen
produktbezogenen, technischen, arbeitsorganisatorischen, sozialen und
systembezogenen Dimensionen“.
Wirtschaftspädagogik Berufswissenschaft
Begriff des Arbeits- und
Geschäftsprozesses auf die
Wertschöpfung bezogen.
Erfassung des Arbeitsprozesses mit
allen Ebenen, Einflussfaktoren sowie
relevanten Faktoren im beruflichen
Handlungssystem.
Orientierung an den Unternehmens-
prozessen (vgl. Wilbers 2018, S. 46), da diese
neben den Geschäftsprozessen auch die
strategischen Prozesse im Unternehmen
einschließen.
Entwicklung des Subjektes ist genauso
zentraler Untersuchungsgegenstand, wie
die objektiven Bedingungen der realen
Arbeitszusammenhänge.
| Folie 7 | 01.07.2019
Vorschläge für ein erweitertes Prozessverständnis
in einer digitalisierten Arbeitswelt
Ebene: Vernetzungsstrukturen im und außerhalb der Unternehmen
• Vernetzung aller relevanten Prozesse u. a. der Betriebe zu virtuellen Unternehmen bis
hin zu einem durchgängigen Prozessmanagement über die gesamte
Wertschöpfungskette vom Konzept bis hin zur Wartung/Instandhaltung beim Kunden,
• Verknüpfungen mit Daten- und Informationstransfer sowie den
Kommunikationswegen zwischen den unterschiedlichen Ebenen und Hierarchien.
Ebene: Arbeitsprozesse im Kontext des Gesamtprozesses
• Ablauf einzelner Arbeitsaufgaben und das aufgabenbezogene Handeln
mit den verschiedenen Dimensionen der Arbeit (Gegenstand;
Methoden, Werkzeuge/Maschinen/IOT, Organisation; Anforderungen
– aus dem Gesamtprozess) und deren Verknüpfung/Vernetzung mit
den anderen Ebenen. Quelle: Becker 2010, S. 60
Ebene: Gesamtprozesse einer digitalisierten Unternehmenswelt
• Gesamtprozesse umfassen die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb des
Lebenszyklusses,
• Wertschöpfungskette bezeichnet die Abfolge von Aktivitäten, die ein Unternehmen
durchführt, um seine Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, zu entwerfen,
herzustellen, zu verkaufen, auszuliefern und zu betreuen (Instandhaltung/Reparatur).
| Folie 8 | 01.07.2019
Digitalisierung in der beruflichen Bildung
„Digitalisierung“ als
Gegenstand beruflicher
Bildungsprozesse und
Kompetenzentwicklungen
„Digitalisierung“ als Nutzung
von digitalen Medien zur
Unterstützung von Lehr-
/Lernarrangements
| Folie 9 | 01.07.2019
Digitalisierung als Gegenstand beruflicher
Bildungsprozesse
Digitale vernetzte
ArbeitsweltPhysische und virtuelle Welten
Technologien der
Digitalisierung: CPS, automatisierte Anlagen
und Systeme, kollaborierende
Roboter, Produkte mit
Sensoren, RFID, …
Nutzung und Einsatz
von digitalen Medien: Visualisierung, Aufbereitung,
Wissenstransfer, Kooperation/
Kommunikation, Lernplattform,
Medienpädagogik …
Prozessbezogene
Handlungen: Programmieren, Simulieren,
Datenanalyse, VR-
Anwendungen zur
Visualisierung,
Problemlösungen,
Prozesszusammenhänge, …
Auswirkungen der
Digitalisierung: Mensch-Maschine-
Schnittstelle, Schnittstellen im
Unternehmen, Arbeits-
organisation, Hierarchien,
Kooperation unter-
schiedlicher Berufe …
| Folie 10 | 01.07.2019
Drei Ansätze zu einer prozessorientierten Didaktik
Einzelaspekte aus der realen
Arbeitswelt
Lernsituation im realen
Geschäfts- und
Arbeitsprozess
Simulation realer
Arbeitsprozesse und deren
Vernetzung
Ausrichtu
ng
Einzellösung/-projekt zur
Vernetzung und
Digitalisierung, das nur
Einzelaspekte aus der realen
Arbeitswelt abbildet.
vernetzte Ausbildungs-
werkstatt – Bsp. für andere
Anlagen
Lernsituation /
Projektaufgabe entsteht aus
einer realen Arbeitssituation.
Lern- und Arbeits-
aufgaben werden direkt aus
dem AP gewonnen und dort
umgesetzt.
Simulationen über CP
Labs/Lernfabriken
reale Prozesse werden
simuliert, um die
Anforderungen der AP/GP
abzubilden.
Quelle: TS Aalen
Quelle: Didaktik 4.0Quelle: Didaktik 4.0
Projekt „Didaktik 4.0 – SmartFactory“ Förderung vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg
| Folie 11 | 01.07.2019
Bewertungen zur Digitalisierung als Bildungsgegenstand
Lernsituation im realen Arbeits- und Geschäftsprozess
Technologien
der
Digitalisierung
• Aspekte der Vernetzung, Diagnosetool und Datenbanken abbildbar.
• Komplexität sehr hoch.
• Einsatz realer Industriekomponenten.
Prozess-
bezogene
Handlungen
• Programmieren, simulieren, Instandhaltung mit Diagnose umsetzbar.
• Höchste Prozesskompetenz – Umsetzung im Geschäfts- und
Arbeitsprozess.
• Zusammenhänge sind zentral.
Auswirkungen
der
Digitalisierung
• Verknüpfungen im Unternehmen mit Aufgabenverteilung und
Organisation sind relevant.
• Auswirkungen M-M-S im Fokus.
Nutzung von
digitalen
Medien
• Visualisierung, Kommunikation und Dokumentation (z.B.
Arbeitsprozess auf Video dokumentiert).
| Folie 12 | 01.07.2019
• Medienkompetenz für den Einsatz digitaler Medien (nach Härtel et
al. 2018, S. 14)
– unter anforderungsgerechter, sachgemäßer, systematischer und reflektierter
Auswahl und Verwendung informationstechnischer Infrastruktur, Geräte, Systeme
und Anwendungen
– mithilfe selbst gestalteter medialer Produkte,
– in einer medial gestützten Kommunikationskultur,
– individuell, sozial, ökonomisch und ökologisch verantwortlich und durchdacht,
um ein berufliches Ziel zu erreichen, eine berufliche Herausforderung zu bewältigen
oder ein berufliches Problem zu lösen.
Benötigen neue Lernformen/Lernkultur,
nicht „alten Wein in neuen Schläuchen“
„Digitalisierung“ als Nutzung von digitalen Medien
Quelle: mmb Institut GmbH 2018
| Folie 13 | 01.07.2019
Modellprojekte ÜBS - Medienkompetenz
Medienkompetenz haben alle Modellprojekte im Fokus
• Fokussierung auf Aspekte Netzwerkinfrastruktur, Lernplattformen,
Endgeräte und Softwaretools und deren Umgang,
• Gestaltung von digitalen Lernszenarien und Lernräumen,
• Medienkompetenz in der ÜBS zentraler Bestandteil,
• …
Didaktisches Umdenken notwendig und
Loslösen von alten Mustern!
| Folie 14 | 01.07.2019
Modellprojekte ÜBS - Prozessorientierung
Prozesskompetenz spielt eine große Rolle
• Veränderungen und Anforderungen werden identifiziert, daraus
Lern- und Arbeitsaufgaben und Lernmedien entwickelt – Förderung
der Prozesskompetenz,
• Lernbausteine als „virtuelle Lerninseln“ gesehen,
• Handlungsorientierung, Selbststeuerung und Kollaboration als
Leitprinzip zukunftsorientierten Lernens sind zu erkennen.
Gefahr der Zerstückelung in einzelne Bausteine –
Zusammenhänge gehen verloren!
| Folie 15 | 01.07.2019
Modellprojekte ÜBS - Lernortkooperation
Lernortkooperation 1.0 oder schon Lernortkooperation 4.0?
• Abstimmung von Inhalten zwischen den Lernorten oder
• lernortübergreifende Ausbildungsprojekte entlang der
Wertschöpfungskette für die Herausforderungen der
Digitalisierung,
• Domänenübergreifend zwischen verschiedenen Berufen?
Gemeinsame Umsetzung von Projekten zwischen den
Lernorten – jeder Partner bringt seine Kompetenz ein –
Kooperation auf Augenhöhe!
| Folie 16 | 01.07.2019
Merkmale für eine prozessbezogene Berufsausbildung
• Interdisziplinäres Lernen und vernetztes Zusammenarbeiten entlang
der Wertschöpfungskette,
• Lernen muss ein Denken in vernetzen Systemen und
Prozesszusammenhängen ermöglichen und fördern,
• Lernen für Industrie 4.0 integriert reale I4.0-Technologien mit
prozessbezogene Handlungen,
• Ausbilder/-innen werden endgültig zu Lernbegleitern/
Prozessbegleitern, die personalisiertes sowie teamorientiertes Lernen
ermöglichen,
• Vielfalt der Lernmethoden: problemorientiertes, projektbezogenes
Lernen, Lernen mit digitalen Medien, Lernen in der realen Arbeitswelt
und in virtuellen Räumen,
• Digitale Medien als didaktische Methode zur Visualisierung, als
Lernmedium, zur Dokumentation und zur Kommunikation/Kooperation.
| Folie 17 | 01.07.2019
Handlungsschritte für eine Neuausrichtung
• Konzeptionelle Wende in der dualen Ausbildung mit
einer Förderung ganzheitlichen Denkens in
Prozesszusammenhängen und vernetzen Systemen.
• Weiterentwicklung der Ausbildungsgestaltung:
Veränderung der Lernkultur, Neugestaltung der
Kernqualifikation, berufsübergreifende
Fragestellungen, Anpassung der Prüfungsgestaltung.
• Struktur der Berufe überdenken.
| Folie 18 | 01.07.2019