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183 Das Przewalskipferd (Equus ferus przewalskii, Abb.1) dient als Parade- beispiel für die Rettung eines Wild- tieres, das ohne Zoologische Gärten nicht überlebt hätte. Fernsehfilme gibt es inzwischen reichlich, die meisten davon ähnlich aufgemacht: Wildpferde werden im Zoo in Kisten oder in einen LKW verladen und fahren – untermalt von einer Opernarie – zu einem Reser- vat in Europa oder fliegen – mit der untergehenden Sonne – der neuen Heimat in Asien entgegen. Am An- kunftsort werden die Kisten oder der LKW geöffnet, die Pferde springen heraus und galoppieren „glücklich“ in die Freiheit. Der begleitende Kommen- tar ist eher einer poetischen Feder entsprungen und will so gar nicht zum Verhalten der Pferde passen. Dies ist keine Kritik an dem oder den jeweiligen Zoos oder Organisationen, die für ein solches Projekt verantwort- lich sind, sondern eher an den Filme- machern, die zuweilen mehr an die Emotionen der Zuschauer rühren, statt sie mit spannenden Tatsachen zu fesseln. Dann hakt der Sender das Thema ab und ist an einer Fortsetzung der Geschichte nicht mehr interessiert. Und so hört und sieht der Fernsehzu- schauer oft nur den Anfang einer Story. Ob diese zum Erfolg oder Flop wurde, erfährt er nicht. Nur wenige Filme zeigen nicht nur Historie und Trans- port, sondern setzen sich auch kritisch auseinander mit dem inzwischen von Menschen besiedelten Lebensraum und mit der schwierigen Anpassung der Pferde an ihre neue Umgebung. In diesem Beitrag soll einmal zusam- mengefasst werden, wie sich die ein- zelnen Projekte entwickelt haben. Ausführlich behandelt werden im Folgenden Naturschutzgebiete, die unter anderem mit Hilfe von Przewals- kipferden beweidet werden, Ansied- lungsprojekte im asiatischen Raum und die eigentlichen Wiedereinbürgerungs- projekte (wortgetreu) im ursprüng- Zeitschrift des Kölner Zoo · Heft 4/2005 · 48. Jahrgang Przewalskipferde auf dem Weg zur Wiedereinbürgerung – Verschiedene Projekte im Vergleich – Waltraut Zimmermann Abb. 1: Przewalskipferde in der Gobi B. Der Leithengst Pas stammt aus Askania Nova und ist mit 16 Jahren einer der ältesten Hengste in diesem Gebiet. Przewalski’s horses in the Gobi B. The 16 years old harem stallion Pas was born in Askania Nova and is one of the oldest in this area. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Przewalskipferde auf dem Weg zur Wiedereinb ü Verschiedene ... · 184 Abb. 2: Semi-Reservate in Europa (Semi-reserves in Europe): 1 Clocaenog Forest, 2 Eelmoor Marsh, 3 Lelystad,

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Das Przewalskipferd (Equus ferus przewalskii, Abb.1) dient als Parade-beispiel für die Rettung eines Wild-tieres, das ohne Zoologische Gärtennicht überlebt hätte. Fernsehfilme gibtes inzwischen reichlich, die meisten davon ähnlich aufgemacht: Wildpferdewerden im Zoo in Kisten oder in einenLKW verladen und fahren – untermaltvon einer Opernarie – zu einem Reser-vat in Europa oder fliegen – mit der untergehenden Sonne – der neuen Heimat in Asien entgegen. Am An-kunftsort werden die Kisten oder derLKW geöffnet, die Pferde springenheraus und galoppieren „glücklich“ indie Freiheit. Der begleitende Kommen-

tar ist eher einer poetischen Feder entsprungen und will so gar nicht zum Verhalten der Pferde passen. Dies ist keine Kritik an dem oder denjeweiligen Zoos oder Organisationen,die für ein solches Projekt verantwort-lich sind, sondern eher an den Filme-machern, die zuweilen mehr an dieEmotionen der Zuschauer rühren, stattsie mit spannenden Tatsachen zu fesseln. Dann hakt der Sender das Thema ab und ist an einer Fortsetzungder Geschichte nicht mehr interessiert.Und so hört und sieht der Fernsehzu-schauer oft nur den Anfang einer Story.Ob diese zum Erfolg oder Flop wurde,erfährt er nicht. Nur wenige Filme

zeigen nicht nur Historie und Trans-port, sondern setzen sich auch kritischauseinander mit dem inzwischen vonMenschen besiedelten Lebensraumund mit der schwierigen Anpassungder Pferde an ihre neue Umgebung.

In diesem Beitrag soll einmal zusam-mengefasst werden, wie sich die ein-zelnen Projekte entwickelt haben. Ausführlich behandelt werden im Folgenden Naturschutzgebiete, die unter anderem mit Hilfe von Przewals-kipferden beweidet werden, Ansied-lungsprojekte im asiatischen Raum unddie eigentlichen Wiedereinbürgerungs-projekte (wortgetreu) im ursprüng-

Zeitschrift des Kölner Zoo · Heft 4/2005 · 48. Jahrgang

Przewalskipferde auf dem Weg zur Wiedereinbürgerung– Verschiedene Projekte im Vergleich –

Waltraut Zimmermann

Abb. 1: Przewalskipferde in der Gobi B. Der Leithengst Pas stammt aus Askania Nova und ist mit 16 Jahren einer der ältesten Hengste in diesem Gebiet.Przewalski’s horses in the Gobi B. The 16 years old harem stallion Pas was born in Askania Nova and is one of the oldest in this area.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

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Abb. 2: Semi-Reservate in Europa (Semi-reserves in Europe): 1 Clocaenog Forest, 2 Eelmoor Marsh, 3 Lelystad, 4 Sprakel, 5 Schorfheide, 6 Tennenloher Forst, 7 Le Villaret, 8 Nationalpark Neusiedler See, 9 Hortobágy Nationalpark, 10 Chernobyl, 11 Askania Nova.

lichen Verbreitungsgebiet des Prze-walskipferdes in der Mongolei undChina.

Neben diesen Projekten gibt es nochzahlreiche Semi-Reservate, in denenPrzewalskipferde grasen; manchmalsind dies ehemalige oder aber auchnoch genutzte Militäranlagen. Trifftletzteres zu, haben sie keinen öffent-lichen Zugang. Andere Gehege liegenin Landschaften, die Freizeitwert erhalten haben, wie z.B. die SCHORF-HEIDE in Brandenburg, der TEN-NENLOHER FORST in Bayern, der NATURPARK LELYSTAD inHolland oder der NATIONALPARKNEUSIEDLER SEE in Österreich.Charakteristisch für diese Semi-Reser-vate ist der geringe Besatz mit nur jeweils 1 Gruppe von Przewalskipfer-den. Weil alles mit diesen großen, einge-zäunten Flächen begann, sollen sie amAnfang des Artikels vorgestellt werden.

Semi-Reservate

In Westeuropa (Abb. 2) wurden die ersten Reservate von dem hollän-dischen Ehepaar Jan und Inge Boumaneingerichtet, die mit Unterstützung einer Stiftung ihren Traum verwirk-lichen wollten, Przewalskipferde vonZoologischen Gärten zu kaufen, sienachzuzüchten und den Nachwuchs –halbwild geboren – in der Mongoleiwieder freizulassen. Dass ihnen dasauch als ersten gelungen ist und welchbescheidene Rolle der Kölner Zoo dabei spielte, wird dieser Artikel ebenfalls zeigen (BOUMAN & BOU-MAN, 1990; BOUMAN & BOYD,1994).

Die Abbildung 3 zeigt den HengstApoll 1982 bei seiner Ankunft im Semi-Reservat LELYSTAD (32 ha) imNordwesten Hollands. Er war ein Ge-

schenk des Kölner Zoos an die Stiftungzur Erhaltung des Przewalskipferdes(FRPH = Foundation Reserve Prze-walski Horse), der seiner Aufgabe„Nachwuchs für die Mongolei zu produzieren“ erfolgreich nachkam: 17seiner 37 Söhne und Töchter wurdenim HUSTAI NATIONALPARK (siehe unten) angesiedelt. Vier von ihnen leben noch heute. Insgesamt gehen 45 Nachkommen aus 3 Genera-tionen auf Apoll zurück.

Auch die Semi-Reservate von NOOR-DERHEIDE (250 ha bei Arnheim/NL), SPRAKEL (68 ha bei Emmen/D), GOUDPLAAT (40 ha bei Rotter-dam/NL) und DE OOIJ (22 ha bei Nijmwegen/NL) (Abb. 4) wurden von der holländischen Stiftung für das Ziel „Mongolei“ eingerichtet(DEELMAN et al., 1982; FEH, 1988; KEIPER, 1990; LEBOUCHER,1992). Einige von ihnen sollten Jung-

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Abb. 4: Die Herde in de Ooij nimmt an heißen Tagen gern ein Bad.The group in de Ooij enjoys a bath during hot days. (Foto: Kuno Bleijenberg)

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hengsten zur Verfügung stehen. Auchdas war ein neuer, mutiger Schritt, denn man wusste damals noch nicht,inwieweit sich Przewalskihengste untereinander vertragen würden. Undwieder gehörte ein Kölner Hengst zu den Pionieren. Askan, ein BruderApolls, wuchs in der ersten Jung-gesellengruppe auf, bevor er später Haremshengst im Wisentgehege vonSpringe wurde. Ein ausführlicher Artikel zur Haltung von Junggesellenerschien in der Zeitschrift des KölnerZoo (KOLTER & ZIMMERMANN,2001).

Als das holländisch-mongolische Projekt HUSTAI NATIONALPARKim Jahr 2000 erfolgreich abgeschlossen,d.h. von Pferdeimporten aus Europaunabhängig war, beschloss die Stif-tung, die Reservate ganz aufzulösen (NOORDERHEIDE, DE OOIJ,GOUDPLAAT) oder abzutreten: LELYSTAD gehört heute zur dortigenNaturparkverwaltung und SPRAKEL,da in Deutschland gelegen, wurde dankenswerterweise für den symbo-lischen Wert von 1 € dem Kölner Zoozur Nutzung durch das EuropäischeErhaltungszucht-Programm für Prze-walskipferde (EEPP) angeboten. Undmit dieser Übernahme hat sich auch die Bedeutung dieses Reservates ge-ändert. Das EEPP verfolgt ein etwasanderes Konzept als die holländischeStiftung. So viele Vorteile es auch hat,den Nachwuchs halb wild geborener

Abb. 3: Der Hengst Apoll aus der Kölner Zucht bei seiner Ankunft in Lelystad.The stallion Apoll, bred in Cologne zoo, arrives in Lelystad. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Anpassungsfähigkeit an verschiedeneLebensräume und Lebensumständeverlangt, weshalb ihre Gene eine möglichst hohe Variabilität aufweisensollten (FLESNESS, 1975).

„Ein Semi-Reservat ist eine umfriedeteVegetationsfläche, auf der in Ab-hängigkeit der vorhandenen Biomasse eine bestimmte Anzahl von großen

Pferde für eine Wiedereinbürgerungvorzusehen, so hat es einen entschei-denden Nachteil, der aus den obenschon genannten Zahlen besonders klarwird: Viele eng verwandte Pferde aus den gleichen Familien, statt unverwandter, bilden die Gründer-population. In einem Wiederein-bürgerungsprojekt wird aber von den Przewalskipferden eine große

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Abb. 5: Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata pulcella) in Eelmoor Marsh.Early marsh orchid in Eelmoor Marsh. (Foto: Tim Woodfine)

Abb. 7: Sonnentau (Drosera intermedia)in Eelmoor Marsh.Long-leafed sundew in Eelmoor Marsh.

(Foto: Paul Drane)

Abb. 6: Sumpfstendelwurz (Epipactis palustris) in Eelmoor Marsh.Marsh helleborine in Eelmoor Marsh. (Foto: Tim Woodfine)

EELMOOR MARSH – U.K.

Das nur 66 ha große Gebiet ist von derUNEP als „Site of Special Scientific Interest“ (SSSI) eingestuft worden. Esliegt im Süden Englands und ist Teil des militärischen Flughafens von Farn-borough. Heide, Moor und Sümpfewechseln miteinander ab und weiseneine interessante Pflanzen- und Tier-welt auf. So wächst hier z.B. der sehrseltene Schlauchpilz namens Ross-apfelkernpilz (Poronia punctata, 2.Nachweis in England), der wie der Name schon sagt, Pferdeäpfel als Sub-strat braucht und sich hier erst an-siedelte, nachdem die Przewalskipferdein das Gebiet eingebracht worden waren. Verschiedene Orchideen wieKnabenkrautarten (Dactylorhiza in-carnata ssp. pulchella, Abb. 5, D. maculata) oder der Sumpfstendelwurz(Epipactis palustris, Abb. 6) sind hierebenso heimisch wie der Sonnentau(Drosera intermedia, Abb. 7). Nahelie-gend für ein solches Landschaftsbild istauch eine Artenvielfalt von Insekten.Die auf der Roten Liste stehende Gold-wespe (Chrysis fulgida, Abb. 8) ist in Großbritannien nur von 5 Fund-orten bekannt. Sie legt ihre Eier in

Pflanzenfressern ohne Zufütterungganzjährig gehalten werden kann.“Diese nüchterne Interpretation gibtnicht die Bedeutung wieder, die Semi-Reservate für das EEPP haben(ZIMMERMANN, 1997). Sie dienennicht nur als weitere Haltungs- undZuchtstätten, sondern hier könnenerstmals Beobachtungen unter natur-nahen Bedingungen gemacht werden,die so im Zoo nicht möglich sind. Zahl-reiche Examens-, Diplom- oder Dok-torarbeiten sind hier schon entstanden.Aber auch immer mehr Naturschutz-gebiete bedienen sich heute der Hilfevon Pferden und Rindern, um Flächenoffen zu halten, d.h. vor dem Ver-buschen zu bewahren (KOLTER et al.,1999). Eine solch „extensive Pflege“ermöglicht auch den Erhalt der bio-logischen Vielfalt von Flora und Fauna,und es entstehen manchmal klein-räumige Biotope, in denen sich neuePflanzen- und Tierarten ansiedeln. Daüber die holländischen Semi-Reservatebereits in der Einführung berichtetwurde, werden sie in der folgendenÜbersicht ausgelassen. Die Webseitefür weiterführende Informationen istjeweils am Ende eines Kapitels aufge-führt. www.treemail.nl

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Abb. 8: Die Goldwespe (Chrysis fulgida) istin ihrem Lebenszyklus abhängig von einer Lehmwespe und einem Käfer; letztererernährt sich nur von kleinwüchsigen Weiden,die durch den Verbiss der Pferde und derRinder entstehen.The Cuckoo wasp is dependant on a rarepotter wasp which feeds on a beetle, which inturn feeds on low willows, whose growthform is influenced by the impacts of horsesand cattle. (Foto: Mike Edwards)

Abb. 9: Ein Argus-Bläuling (Plebejus argus) in Eelmoor Marsh.A Silver-studded blue in Eelmoor Marsh. (Foto: Toni Mundell)

Abb. 10: Przewalskistuten in Clocaenog Forest bewahren eine antike Fundstätte aus der Jungsteinzeit und Eisenzeit vor der Verbuschung.Przewalski mares in Clocaenog Forest graze on an ancient area from the Neolithic/Iron age.

(Foto: Nick Jackson)

die Kammer einer seltenen Lehm-wespe, die sich von einem Käferernährt, der wiederum nur an klein-wüchsigen Weiden frisst, die in Eelmoor Marsh von Przewalski-pferden und Rindern verbissen wer-den. Weiterhin fliegen hier der Argus-Bläuling (Plebejus argus, Abb. 9)und die Späte Adonislibelle (Ceria-grion telellum). Aus Sicht der Orni-thologen sind besonders die brütendenZiegenmelker (Caprimulugs euro-paeus), Provencegrasmücken (Sylvia undata) und Heidelerchen (Lullula arborea, Abb. 15) zu nennen.

Für das EEPP und die englischen Zoos dient EELMOOR MARSH als Zwischenstation für Junghengste, die im Alter von 1 bis 2 Jahren ihre Geburtsgruppe verlassen müssen. Ineiner Junggesellengruppe lernen sie aufspielerische Weise miteinander zukämpfen, aber auch im sozialen Ver-band miteinander zu leben. Erst im Alter von ca. 5 bis 7 Jahren sind sie fürdie Zucht vorgesehen und werden indie verschiedenen Zoos versendet, woschon Stutengruppen auf sie warten.Gleichzeitig werden hier wie in einigenanderen Reservaten Examensarbeitenzum Verhalten der Pferde vergeben,aber besonders auch zu ihrem Ein-fluss auf die Ökologie des Gebietesdurchgeführt (DRAGANOVA, 1998;

DRAGANOVA, 2003; HULBERT,1998; JUDD, 1985; KENNEDY, 1996; KING, 1996; OLLIVER, 1999; RODDIS, 1996; TAYLOR, 1997;WOODFINE, 1996; WOODFINE,2003). Bestand: 5 Hengstewww.marwell.org.ukwww.QinetiQ.com

CLOCAENOG FOREST – U.K.

CLOCAENOG FOREST trägt dieBezeichnung „Site of Ancient Interest“und liegt im Norden von Wales. Der Titel verrät, dass sie bekannt wurde durch eine prähistorische Sied-lung aus der Jungsteinzeit und Eisen-

zeit, zu der auch Gehege für Tieregehörten. Ein verlockender Gedankeist, dass in diesen Gehegen möglicher-weise versucht wurde, Wildpferde zudomestizieren, zumindest aber als„Fleischvorrat“ zu halten. Um diefrühen Gehegestrukturen sichtbar zumachen und ein Überwachsen mitFarn, Sträuchern und Bäumen zu verhindern, sind die Forstverwaltungund der Zoo von Colwyn Bay auf dieIdee gekommen, hier wieder Wild-pferde weiden zu lassen. Zunächstwurden 6 ha eingezäunt und mit dreiStuten besetzt (Abb. 10). Die guten Erfahrungen und das Interesse vonTouristen machten die Entscheidungleicht, den Bestand aufzustocken. Eshandelt sich um Pferde, die nicht mehr

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in der Zucht benötigt werden; in CLOCAENOG FOREST haben sieals Landschafts- und Kulturerbepflegernoch eine wichtige Funktion.

CLOCAENOG FOREST ist auch bekannt für eine interessante heimischeTierwelt, vor allem für seltene Vogel-arten wie z.B. Raubwürger (Lanius excubitor), Birkhuhn (Lyrurus tetrix)und Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra). Mit der extensiven Be-weidung durch große Pflanzenfressererhofft sich die Forstverwaltung eineweitere Zunahme der heimischen Tier-und Pflanzenarten.Bestand: 3 bis 6 Stutenwww.forestry.gov.uk

SPRAKEL – Deutschland

Das Semi-Reservat SPRAKEL, imEmsland gelegen, ist 68 ha groß undeignet sich daher – wie EELMOORMARSH – für die Beweidung mitHengsten. Przewalskihengste könnensehr aggressiv werden, wenn sie 5 Jahre und älter werden (KOLTER & ZIMMERMANN, 2001). Nur ingroßen Gebieten, die auch mit Büschenund Bäumen bestanden und topo-grafisch so gestaltet sind, dass sich die Pferde aus dem Weg und außerSicht gehen können, lassen sie sich erfolgreich halten. Erschwerendkommt hinzu, dass der Bestand wech-seln muss und immer wieder ein neues

Abb. 11: Im Semi-Reservat von Sprakel wird ein betäubter Hengst auf die Gabel eines Traktors geladen und nach erfolgter Hufkorrektur zum Hänger gebracht.In Sprakel an immobilzed stallion is carried on a fork of a tractor to the trailor, after his hooves had been trimmed. (Foto: Waltraut Zimmermann

Abb. 12: Przewalskihengste (rechts) und Onagerhengste (links) im Semi-Reservat von Sprakel. Przewalski’s horse stallions (right) and Onager stallions (left) in the semi-reserve of Sprakel. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Kennenlernen mit Rangkämpfen nötigwird: Junge Hengste werden zum Aufwachsen dorthin gebracht, älterezur Zucht wieder herausgenommen.Letzteres ist besonders schwierig, denn die Hengste, die Menschen nur noch aus der Ferne sehen, lassenden Tierarzt mit dem Blasrohrgewehrund Narkosepfeil nicht mehr in Schuss-nähe kommen. Inzwischen bedienenwir uns eines Tricks und locken dieHengste mit einer Ponystute an denZaun. Ihre Aufmerksamkeit ganz auf die Stute gerichtet, übersehen sie den Schützen, der nun den Pfeil abschießen kann. Keinen Einfluss

hat man darauf, wo der Hengst schließ-lich in Narkose fällt. Da dies auch in dem sumpfigen Teil passieren kann,muss ein Traktor bereitstehen, der das Pferd zum Hänger tragen kann(Abb. 11). In diesem Jahr holte der Kölner Zoo den Hengst „Erich“ ausSPRAKEL, um nach 4-jähriger Pause wieder zu züchten. In Stuttgart geboren, wuchs er 4 Jahre im Reservatauf. Obwohl er mit Menschen kaumnoch in Kontakt kam, ließ er sich leichtwieder an Zoobedingungen gewöhnen.Zwei weitere Hengste aus diesem Gebiet traten in diesem Jahr den Wegnach China an (siehe unten).

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sind so vor Störungen durch Menschenoder Hunde sicher.Bestand: 6 Hengstewww.wildpferde-tennenlohe.de

SCHORFHEIDE – Deutschland

1991, gleich nach der Wende, wurde im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin bei Liebenthal ein Gehege von36 ha eingezäunt. Im Gegensatz zu

Neben Przewalskihengsten lebten in SPRAKEL zeitweise auch Hengsteder bedrohten Onager (Equus hemio-nus onager). Die zierlicheren Onagersind ihren nahen, deutlich schwererenVerwandten durchaus gewachsen: Siesind nicht minder aggressiv und sehrviel schneller (Abb. 12).Bestand: 6 Hengste

TENNENLOHER FORST –Deutschland

Der TENNENLOHER FORST warMilitärgebiet der Amerikaner. Es handelt sich um ein Sandbiotop bei Erlangen mit einem hohen öko-logischen Wert (Abb. 14). Allein 300 Tier- und Pflanzenarten, die hiervorkommen, stehen auf der Roten Liste. Heideflächen mit Heidekraut(Calluna spec.) und Besenginster (Cy-tisus scoparius), feuchte Niederungenmit Sonnentau (Drosera rotundifolia,Abb. 7) und Sandmagerrasen mit Silbergras (Corynephorus canescens)wechseln miteinander ab. Mit dem Abzug von schwerem militärischenGerät, das die Landschaft offen gehal-ten hatte, drohten diese Biotope zuüberwachsen. Östlich des großen Kugelfangwalls wurden 53 ha auf derehemaligen Schießbahn eingezäunt.Seit 2003 betreiben Przewalskipferdedes Münchner und Nürnberger Zooshier Landschaftspflege (Abb. 13). Imeingezäunten Gatter brüten Ziegen-melker und Heidelerche (Abb. 15) und

EELMOOR MARSH und SPRAKELsollten hier Jungstuten heranwachsen,damit sie in ihrer Geburtsgruppe nichtvom Vater gedeckt oder aber von diesem vertrieben werden. Beides istunerwünscht bzw. gefährlich. Im erstenFall erhalten wir ingezüchtete Fohlenund im zweiten Fall kann die gejagteJungstute im Gehege nicht ausweichen,um den Attacken des Vaters zu entge-hen. Solch eingeschlechtliche Gruppen

Abb. 13: Ein Przewalskipferd im Tennenloher Forst beim Verbeißen von jungen Bäumen.A Przewalski’s horse in the Tennenlohe Forest feeding on young trees.

(Foto: Wibkea Bromisch)

Abb. 14: Der Tennenloher Forst. The Tennenlohe Forest.

(Foto: Wibkea Bromisch, Landschaftspflegeverband Mittelfranken)

Abb. 15: Heidelerchen (Lullula arborea) brüten in Eelmoor Marsh,Clocaenog Forest und im Tennenloher Forst.Wood-larks are breeding in Eelmoor Marsh, Clocaenog Forest and in the Tennenlohe Forest. (Foto: Toni Mundell)

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haben für das EEPP den Vorteil, dass dieEntwicklung der Gesamtpopulationverzögert werden kann. Mit anderenWorten, die Stuten werden für mehre-re Jahre nicht zur Zucht zugelassen,und das Entstehen einer nächsten Ge-neration wird hinausgezögert. Würden

alle Zoologischen Gärten jedes JahrFohlen haben, gäbe es nicht genügendPlätze für den Nachwuchs. Alljährlichbestimmt daher die Artkommissionüber die Zuchteinsätze in den Zoos.Daraus erklären sich die Jahre mit undohne Hengst und demzufolge mit undohne Fohlen.

Von Beginn an wurden vom INSTI-TUT FÜR ZOO- UND WILDTIER-FORSCHUNG (IZW) in Berlin und

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von der FREIEN UNIVERSITÄTBERLIN Forschung an den Przewals-kistuten betrieben. Zahlreiche Publi-kationen sind daraus entstanden undviele neue Erkenntnisse wurden so gewonnen (BERGER, 1993; BERGERet al., 1999; BULL, 1999; KALZ, 1994;MIEHLKE et al., 1996; PATAN, 2001;SCHEIBE et al., 1999). Einige Tieretragen seit längerer Zeit Halsbänder mit Sensoren und Sendern, die z.B. ihre Aktivität und Tagesrhythmen im

Abb. 16: Przewalskipferde mit Sendehalsbändern in der Schorfheide.Przewalski’s horses with radio collars in the Schorfheide. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 17: An der Tränke kann der Wasser-verbrauch der Individuen festgestellt werden.At the drinking bowl the water consumptionof each individual can be registered.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 18: Wildpferde haben im Huf eine Art Sollbruchstelle. Zu Beginn des Sommers brechenganze Hufhornstücke aus.Wild horses have predetermined breaking points in their hoof-horn, which brakes off at thebeginning of summer.

(Foto: Waltraut Zimmermann).

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Jahresverlauf aufzeichnen, die sich abrufen lassen (Abb. 16). Außerdemkann mittels eines implantierten Chipsein Pferd zweifelsfrei an einer Tränkeidentifiziert und sein täglicher Wasser-verbrauch gemessen werden (Abb. 17;SCHEIBE et al., 1998). Oder aber eswurde der Frage nachgegangen, wie

sich das Hufwachstum reguliert (Abb. 18; BUDRAS et al., 1996). Jedeeinzelne neue Information ist wichtig,um mehr über das Przewalskipferd zuerfahren, das in seiner Heimat nicht er-forscht werden konnte. Da die Eigen-tumsansprüche an der Fläche zum Zeit-punkt der Wende offensichtlich nicht

richtig eingeschätzt worden waren, istdas Gehege vor einigen Jahren recht-mäßig in Privathand übergegangen undverkleinert worden. Im beiderseitigenEinvernehmen wurden die für das EEPwichtigen Stuten ausgetauscht gegensolche, die für die Nachzucht nichtmehr verwendet werden sollen; nachwie vor werden hier vom IZW For-schungsarbeiten durchgeführt.Bestand: 6 PferdeFernsehfilm: Pferde (WDR)www.izw-berlin.de

NEUSIEDLER SEE – Österreich

Im NATIONALPARK NEUSIED-LER SEE entstand 1999 ein 300 hagroßes Gehege mit dem See als natür-liche Begrenzung. Die Stuten stammtenzunächst allesamt aus dem TierparkSchönbrunn, der Hengst Dino aus demWildpark Langenberg in der Schweiz.Und wieder wurde eine Przewalski-gruppe als Landschaftspfleger ein-gesetzt zum Schutz der Salzwiesen inUfernähe, die mit Schilf zuzuwachsendrohten (Abb. 19). Aber das war nichtihre einzige Aufgabe: Sie sollten denForschern des INSTITUTS FÜRWILDTIERKUNDE UND ÖKO-LOGIE DER VETERINÄRMEDI-ZINISCHEN UNIVERSITÄT WIENweitere Geheimnisse verraten. In die-sem Reservat wurden ganz besondersinteressante Ergebnisse aus einer For-schungsarbeit erzielt (KUNTZ, 2005).Alle Tiere der Paläarktischen RegionenEurasiens und Nordamerikas machenim Jahreszyklus Anpassungen an mit-unter starke Temperaturgefälle durch.So sind in der Dschungarischen Gobi,der ehemaligen Heimat unserer Pro-banden, Maxima von +40°C und Mini-ma von -40°C nicht ungewöhnlich. Die Fragestellung lautete also, wie gelingt es den Przewalskipferden in ihrer Heimat, die extrem langen undkalten Winter zu überstehen, wennobendrein das Futter knapp bzw. untereiner Schneedecke schwer zu erreichenist. Einige der Pferde am NeusiedlerSee wurden mit einem Chip im-plantiert, der Herzschlagrate und Un-terhauttemperatur messen kann. Dastelemetrische System, das zusätzlichaus Halsbändern (Registrierung derAktivität) und einer Empfängerstationbestand, verzeichnete Daten von 7 Prze-walskipferden über 546 Tage (Mai 2002bis November 2003). Die Resultate las-sen sich folgendermaßen zusammen-fassen: Zwischen November und Märzreduzierten die Pferde nicht nur ihre

Abb. 19: Im Nationalpark Neusiedler See helfen die Przewalskipferde, den Schilfgürtel kleinzu halten. Sie tragen Mikrochips unter der Haut und Halsbänder mit Sendern, die Aufschlüs-se über jahreszeitliche Aktivitäten, Herzschlagfrequenz und Unterhauttemperatur geben.At the National Park Neusiedler See, Przewalski’s horses help to reduce the growing reed.They have implanted microchips and wear radio-collars to monitor activity, heart-beat frequency and subcutaneous temperature throughout the year. (Foto: Regina Kuntz)

Abb. 20: Eine Ringelnatter (Natrix natrix) hat einen Frosch gefangen.A grass snake is feeding on a frog. (Foto: Waltraut Zimmermann)

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Abb. 21: Nach 7 Jahren haben die Przewalskipferdgruppen in Pentezug gelernt, sich in der Nähe zu dulden und überlappende Streifgebiete zu nutzen.After 7 years the Przewalski’s horse groups in Pentezug have learnt to tolerate each other close by and to use the overlapping home-ranges.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 22: Sayaguesa-Rinder beeinflussen positiv die Zucht der „Auerochsen“ (im Bild eineKreuzungskuh). Sayaguesa cattle improve the “auerochs” breed (picture shows a hybrid cow).

(Foto: Waltraut Zimmermann)

(Otis tarda, Abb. 39) hier als Brutvogelzu verschwinden, weil sie von denSchafhirten mit ihren Hütehunden immer wieder stark gestört wurde. Für Ornithologen ist dieser Nationalparkein Geheimtipp: 337 Vogelarten wur-den hier in den letzten 25 Jahren schongesichtet. Kampfläufer (Philomachuspugnax) und Mornellregenpfeifer (Eudrominas morinellus), Brutvögelder Tundren, rasten hier ebenso wie 40.000 bis 60.000 Europäische Kraniche(Grus grus). Zahlreiche Greifvögel wiez.B. Rotfußfalke (Falco vespertinus),Adler- (Buteo rufinus) und Rauhfuß-bussard (B. lagopus) sowie drei Weihen-

Herzschlagrate, sondern drosseltenauch ihre Unterhauttemperatur um biszu 15°C. Auf diese Weise kann der Energiehaushalt gut gesteuert werden.Denn je geringer die hautnahe Körper-temperatur ist, desto weniger Wärmewird im Winter an die Umgebung abgegeben. Insgesamt lassen die Ergeb-nisse besondere Aufschlüsse über dieAktivität der Pferde im Jahresverlaufbei gleichzeitiger Anpassung an dieverschiedenen Umwelteinflüsse zu. Bestand: 5 Pferde

HORTOBÁGY – Ungarn

Dieses Projekt wird dem Leser seit vielen Jahren regelmäßig in den Jahres-berichten vorgestellt (ZIMMER-MANN et al., 1999 bis 2005). Um denZoofreund mit dem Thema „Pferd“nicht überzustrapazieren, fällt diesmalder Hortobágy Jahresbericht als Einzel-beitrag im nächsten Heft aus; statt-dessen wird es in Heft 1, 2007, eine Zusammenfassung von 2 Jahren geben.

Das Gebiet namens Pentezug, in demdie Przewalskipferde weiden, ist mit2.400 ha das größte Semi-Reservat inEuropa und gehört zur Kernzone desHORTOBÁGY NATIONALPARKS,der 1999 von der UNESCO als Welt-kulturerbe eingestuft wurde. Mit Hilfeder großen Pflanzenfresser soll die heimische, z.T. endemische Pflanzen-und Tierwelt in einem ökologisch besonders wertvollen Gebiet geschütztwerden. Z.B. drohte die Großtrappe

arten (Circus cyaneus, C. aeruginosus,C. macrourus) und sogar der Kaiser-adler (Aquila heliacea) gehen hier auf Jagd nach Insekten, Mäusen undZieseln. Fischteiche mit einer Gesamt-fläche von 5.000 ha ziehen auch eineVielzahl von Enten, Gänsen und Reiherarten an und in den Feucht-gebieten geht die Ringelnatter (Natrixnatrix) auf Froschfang (Abb. 20).

5,13 Przewalskipferde wurden von1997 bis 2001 in dieses Reservat gebracht (Abb. 21). Heute leben hier 67 Pferde in 7 Harems- und 1 Jung-gesellengruppe; 17 Fohlen sind allein

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diesem Projekt zur Verfügung gestellt;eine Stute aus dem Kölner Zoo warebenfalls dabei. Auch hier weiden mehrere Gruppen (Abb. 23), doch istdie Haltungskapazität des Reservatesseiner Größe und Bodenbeschaffenheit(Kalkstein) entsprechend begrenzter.Wie in anderen Reservaten ist auch hierein Ziel, die Biodiversität zu wahrenund das ehemals von Schafen überwei-dete Gebiet durch verträglichen Besatzzu schützen. Seltene Pflanzen- undTierarten werden geschont. Das ge-steckte Fernziel wird seit 2004 um-gesetzt: die Ausbürgerung der Prze-walskipferde in der Mongolei imKHAR US NUUR NATIONAL-PARK (siehe unten). Das Projekt wirdebenfalls wissenschaftlich begleitet(LESCUREUX, 2001; SAIDI & MENDE, 1999). Bestand: ca. 30 bis 40 PferdeFernsehfilm: GALOPP TO FREE-DOM (BBC)www.tourduvalat.org

ASKANIA NOVA – Ukraine

1856 erwarb der deutsch-stämmigeSiedler und biologisch interessierteFriedrich Fein 60.000 ha Land 100 kmwestlich von Kherson für 525.000 Taler.Aus einer Verbindung mit der ebenfallsemigrierten Familie Falz ging derZweig der Falz-Feins hervor, die von Zar Nicholas II für ihre Verdiensteim Bereich der Kultivierung der

in diesem Jahr geboren worden. DieKölner Stute Ashnai ist bislang das „erfolgreichste“ Pferd in Pentezug. Sie hat in 7 Jahren 7 Fohlen zur Welt gebracht, die alle noch leben und vondenen sich 1 Sohn bereits als Harems-hengst bewährte. Neben den Przewals-kipferden grasen hier inzwischen auch47 „Auerochsen“. Die etwa 1920 vonden Brüdern Lutz und Heinz Heck,Direktoren der Berliner und MünchnerZoos, begonnenen Rückzüchtungendes ausgestorbenen Auerochsen zumgleichnamigen Heckrind, werden hierin Pentezug weiter geführt (VAN VUURE, 2005). Der Phänotyp des heutigen Heckrindes gleicht oft nur mangelhaft dem des Ur (Bos taurus).Hornform und Hornstärke sowie dieGröße des Vorbilds wurden bislang in nur wenigen Exemplaren erreicht. So haben wir uns an das Konzept derARBEITSGEMEINSCHAFT BIO-LOGISCHER UMWELTSCHUTZ(ABU) angeschlossen, Heckrindernochmals mit Haustierrassen ein-zukreuzen, nämlich mit den großenSayaguesa- und Chianina-Züchtungen,die eine Schulterhöhe von 1,90 m er-reichen können, sowie mit Watussi-Rindern, die einen sehr großen Horn-querschnitt haben. Leider vererben all diese Rinderrassen nicht nur die gewünschten Merkmale, sondern aucheine falsche Farbe oder aber die falscheHornform. Es wird also noch einigeJahre dauern, bis das Ziel durch Selek-tion erreicht ist (Abb. 22).

Zahlreiche Examensarbeiten begleitendieses Projekt (z.B. KOBBELT, 2000; PANTEL, 2003; ROTH, 2002). Pente-zug hat den Vorteil, dass das Gebietsehr groß ist und den Weidetieren eineFülle von Futterpflanzen bietet, waswiederum eine hohe Populationsdichteerlaubt. Wertvolle Erkenntnisse zumVerhalten des Przewalskipferdes konn-ten hier gewonnen werden, vor allemzum Sozialverhalten und zur Popula-tionsdynamik. So war es eine Über-raschung für uns, dass die als aggressivbekannten Hengste lernen, sich einzu-schätzen und durchaus in relativerNähe zueinander mit ihren Stuten weiden können, ohne dass sie sich auf einen Kampf einlassen. Aus diesemReservat mit seinen natürlich ent-stehenden Harems- und Hengstgrup-pen erfahren wir viele Neuigkeiten, diefür Wiedereinbürgerungsprojekte vongroßer Bedeutung sind.Fernsehfilm (in Vorbereitung): SE-RENGETI HINTER DEM DEICH,Sendetermin 2006 (ARTE, WDR)Bestand: 67www.hnp.hu www.zoo-koeln.de

LE VILLARET – Frankreich

Das ca. 500 ha große Reservat im SüdenFrankreichs wird von der TAKH Gesellschaft und dem WWF Frank-reich geführt. 1993 und 1994 wurden 11 Przewalskipferde aus dem EEPP

Abb. 23: Pzrewalskipferde im Semi-Reservat von Le Villaret.Przewalski’s horses in the semi-reserve of Le Villaret. (Foto : Waltraut Zimmermann)

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nate währenden Laktationsperiode re-gelmäßig gemolken. Durchschnittlichgeben sie 3 bis 4 Liter Milch pro Tag(max. 7 Liter). Sie ist nicht nur sehr fett-(11%) und proteinreich (8%), sonderngilt wegen ihrer hohen Immunoglobu-linwerte auch als besonders gesund.

In die Geschichte eingegangen ist ASKANIA NOVA aber wegen seiner

Abb. 24: Kulane (Equus hemionus kulan) leben in den Reservaten von Askania Nova, Buchara und im Altyn-Emel-Nationalpark.Kulans live in the reserves of Askania Nova, Bukhara and in the Altyn Emel NP.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 25: Saiga-Antilopen (Saiga tatarica) ge-hören weltweit zu den bedrohtesten Tierarten.Saiga-antelopes belong to the most threat-ened species in the world.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

lopen (Saiga tatarica, Abb. 25), Hirsche,diverse Rinderarten (z.B. Bison bison)und Strauße (Struthio camelus) wurdenimportiert, auf Anpassung und Domes-tikationsfähigkeit überprüft sowie dieTauglichkeit verschiedener Hybridengetestet (BAYRAKCI, 1995). Auchheute noch wird der Domestikations-versuch mit Elenantilopen weiterge-führt. Die Kühe werden in der 7 Mo-

ukrainischen Steppe in den Adelsstanderhoben wurden (HEISS, 1970). Etwa2.000 ha Land blieben unberührt undwurden 1919 offiziell als NATUR-RESERVAT ASKANIA NOVA an-erkannt. 43 verschiedene Säugetier-und Vogelarten wie Kulane (Equus hemionus kulan, Abb. 24), Gnus (Connochaetes taurinus), Elenanti-lopen (Taurotragus oryx), Saiga-Anti-

Abb. 26: Askania Nova ist durch seine Przewalskipferdzucht bekannt geworden. Hierher kamen die ersten Wildfänge (1899) und 1957 der letzte Wildfang, die Stute 231 Orlitza III. Askania Nova became famous through its Przewalski’s horses. Here lived the first wildcaughts (1899) and the last wild caught mare arrived in 1957.

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Przewalskipferde (Abb. 26). FriedrichFalz-Fein war der erste, der 1899 dreiExemplare erhielt und diese Tierartzüchtete. Mit der Revolution wurde dieFamilie enteignet und floh nach Liech-tenstein. Alle Wildpferde kamen in denKriegswirren um. Erst nach dem 2. Weltkrieg sollte ASKANIA NOVAwieder eine große Bedeutung haben,denn hier entstand die größte Zucht-stätte für Przewalskipferde, unter an-derem mit der letzten in der Mongoleiwild gefangenen Stute Orlitza III.Über 300 Fohlen wurden hier geboren. Leider bewiesen genetische Studien,dass auch die Przewalskipferde von denHybridisierungsversuchen nicht aus-genommen, sondern mit „tarpanähnli-chen“ Hauspferden eingekreuzt wor-den waren (BOWLING et al., 2003).Diese Blutlinie ist inzwischen jedochweitestgehend aus der Zucht genom-men und in Chernobyl freigelassenworden. Bestand: 86 bis 90 Pferde

CHERNOBYL – Ukraine

Nach dem Reaktorunglück in Cherno-byl (26.4.1986) wurde eine Ausschluss-zone von 207.000 ha gebildet, die nichtmehr betreten werden durfte, es sei

denn, es handelte sich um Personal inbesonderen Schutzanzügen. Unbeein-flusst vom Menschen bahnte sich dieNatur ihren Weg zurück (AKIMOV et

al., 1999; KRYZHANIVSKIJ, 1999).Das Waldsteppengebiet beherbergtheute neben Rot- und Rehwild auchwieder Elche (Alces alces) und sogarWölfe (Canis lupus, Abb. 42).

1989 und 1999 wurden insgesamt 31 Przewalskipferde aus ASKANIANOVA hierher gebracht, die sich inden letzten Jahren erfolgreich auf einenBestand von 70 Pferden vermehrt haben(DVOJNOS et al., 1999; ZHARKIKet al., 2002). Es handelte sich um alle-samt von der Zucht ausgeschlossene Tiere (Abb. 27). Es wird berichtet, dassbislang keine Schäden bei ihnen aufge-treten sind, die auf radioaktive Bestrah-lung zurückgehen könnten, und derPopulationsanstieg bestätigt dies. DieÜberlebensrate der Fohlen war bislangmit ca. 90% sehr hoch. Leider wurdenin der Umgebung auch Hauspferde gehalten, so dass von einer weiterenHybridisierung ausgegangen werdenmuss (Abb. 28). Regelmäßig kommenMitarbeiter von ASKANIA NOVAhierher, um nach den Pferden zu schauen und Abgänge und Zugänge zu registrieren. Bislang sind diese Daten auch dem Zuchtbuch gemeldetworden. Prognosen über eine zukünf-tige Entwicklung kann man zu diesemZeitpunkt sicher nicht machen. Bestand: derzeit 70 Pferdewww.chernobyl.in.ua

Abb. 27: Przewalskipferde in der Ausschlusszone von Chernobyl. Die aus Askania Novastammende Gruppe mit dem Leithengst Vypad hat sich gut vermehrt.Przewalski’s horses in the Exclusion Zone of Chernobyl. The group with the harem stallionVypad originates from Askania Nova and has successfully bred. (Foto: Mary Mycio)

Abb. 28: Ein Hengst, vermutlich ein Hybride, läuft durch die Straßen von Chernobyl.A stallion, probably a hybrid, is walking through Chernobyl. (Foto: Kate Brown)

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BUCHARA – Usbekistan

Das westlichste asiatische Reservat(Abb. 29) ist das Buchara-Zuchtzen-trum. In dem eingezäunten, 5.126 hagroßen Gehege wurde 1977 ein Experi-ment begonnen, das zeigen sollte, welche Tierarten – u.a. auch im Zoo geborene Przewalskipferde – sich anwüstenartige Bedingungen anpassenkönnen. 11 Pferde aus Moskau und Petersburg waren für das Projekt vorgesehen, 1 Hengst und 4 Stuten sind die Gründertiere der heute ca. 30-köpfigen Population.

Da es in dem Reservat keine Wölfe gibt,wird von Zeit zu Zeit die Reaktion derPferde auf Beutegreifer mit Hilfe

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Abb. 29: Reservate und Wiedereinbürgerungsprojekte in Asien (Reserves and re-introduction projects in Asia): 1 Buchara-Reservat, 2 Altyn Emel Nationalpark, 3 Kalameili-Reservat, 4 Gobi B Nationalpark, 5 Khar us Nuur Nationalpark, 6 Hustai Nationalpark, 7 Anxi Naturreservat, 8 Gansu Semi-Reservat.

Abb. 30: Im Buchara-Reservat testen Hunde die Reaktion der Przewalskipferde auf Feinde,denn Wölfe gibt es in dem Reservat nicht. In the Bukhara reserve, dogs take the place of predators to challenge the Przewalski’s horsesand to test their responsiveness. Wolves are absent in the park. (Foto: Olga Pereladova)

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von abgerichteten Hunden getestet (Abb. 30). Außer Przewalskipferdenwurden auch Kulane (Abb. 24), Saiga-Antilopen (Abb. 25) und Kropfgazellen(Gazella subgutturosa, Abb. 46) hiereingesetzt. Die Saiga-Antilopen ver-mehrten sich nur langsam und konntensich auf Dauer nicht adaptieren. 1990waren die letzten ausgestorben. Kropf-gazellen und Kulane vermehrten sichkonstant. Die Haltungskapazität desReservates war jedoch 1986 überschrit-ten. Die Kropfgazellen erreichten einMaximum von 1.224 Tieren, bevor die Population sich auf etwa 700 ein-pendelte. Derzeit leben neben den 30 Przewalskipferden etwa ebenso viele Kulane in dem Reservat. Eine Bestandsregulierung wurde inzwischennotwenig (PERELADOVA et al., 1999).Freigelassen werden können die Tierehier nicht. Wie die Zukunftsplanungaussieht, ist nicht bekannt.Bestand: 30 bis 40 Pferde

ALTYN EMEL – Kasachstan

Der NATIONALPARK ALTYNEMEL liegt 160 km nördlich von Almaty. Er wurde 1996 gegründet undhat eine Größe von 520.000 ha. Im

Bergbiotop leben Argali (Ovis ammon)und Sibirischer Steinbock (Capra sibi-rica), in der Ebene Kropfgazellen undKulane. Letztere waren 1982 erfolg-reich angesiedelt worden. Aus ur-sprünglich 32 Tieren ist die Populationinzwischen auf 500 Köpfe angestiegen.Das Gebiet ist sehr arid, hat ausge-dehnte Flächen von Steinwüsten und

ist somit kein geeigneter Lebensraumfür Przewalskipferde, die von Gräsernals Hauptnahrung abhängig sind.Landschaftlich ist es atemberaubendschön, da die Farben in den verschie-denen Bergen oder Sanddünen sehr unterschiedlich sind (Abb. 31). Da auchgute Straßen bzw. Wege in und durchden Park führen, ausreichend Wasser-

Abb. 31: Die Landschaft im Altyn Emel Nationalpark ist atemberaubend schön.The landscape in the Altyn Emel NP is stunning. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 32: Die Przewalskipferde im Altyn Emel NP werden zugefüttert. Das Bild täuscht: DerGroßteil der Vegetation ist nicht fressbar.The Przewalski’s horses in the Altyn Emel NP get additional food. The foto is pretending agood vegetation, but most of the plants are not palatable. (Foto: Waltraut Zimmermann)

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Abb. 33: Im Herbst letzten Jahres waren allePferde sehr dünn.In autumn last year all horses were quitethin. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 36: Marale (Cervus elaphus maral) sind die Hauptbeute der Wölfe.Marals are the favoured prey of the wolves. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 34: Die Bergsteppenvegetation vonHustain Nuruu hat alpinen Charakter; dasEdelweiß (Leontopodium alpinum) kommthier häufig vor.The mountain steppe of Hustain Nuruushows alpine character: the edelweiss isabundant.

quellen und Unterkünfte vorhandensind, spielt der Tourismus schon einegewisse Rolle.

Kasachstan gehörte vermutlich zumVerbreitungsgebiet des Przewals-kipferdes. Entlang des Ili-Flusses deh-nen sich fruchtbare Täler aus. Dochdiese Gebiete sind nicht in den ALTYN EMEL NATIONALPARKeingeschlossen. Die Parkgrenze istdeutlich an der Vegetation zu erkennen:Solange Gräser das Landschaftsbildprägen, grasen hier Haustiere und derBereich liegt außerhalb.

Im Juli 2003 brachte der MünchnerZoo 4,4 Przewalskipferde nach AL-TYN EMEL, die zunächst in einem 3 hagroßen Gehege an einer vegetationsrei-chen Wasserstelle an ihre neue Umge-bung gewöhnt wurden. Im Herbst2004 gab es noch 5 von ihnen (Abb. 32);2 waren an Frühsommermeningitis ge-storben, eine Stute wird vermisst. Siewaren voller Zecken und abgemagert(Abb. 33). Vom Parkpersonal werdendie Pferde zugefüttert und vom Tier-arzt des Almaty Zoos betreut. Dochdas Ziel, Przewalskipferde hier erfolg-reich wieder anzusiedeln, so dass einesich selbst erhaltende Population ent-steht, wird kritisch gesehen (NEU-MAN-DENZAU & CHIRIKOVA,2004). Nicht nur die meist spärliche,bzw. sehr rohfaserreiche und nährstoff-arme Vegetation des Gebietes sprichtdagegen, sondern auch die enge gene-tische Basis der Gründertiere, die nureiner einzigen Linie entstammen. BeiZufütterung könnte sich ein kleiner Be-stand entwickeln, der auch in Zukunftfür den Tourismus eine Bereicherungwäre.Bestand: 5 PferdeFernsehfilm: EIN PFERD NAMENSCHIANTI (BR)www.zoo-munich.de

Wiedereinbürgerungsprojekte

Das Wort Wiedereinbürgerung stehtfür Erfolg, denn wenn es gelingt, eine inder Natur ausgestorbene Tierart inZoologischen Gärten oder Reservatenerfolgreich zu vermehren, sind vieleJahre Anstrengungen, zumeist auchunter hohem finanziellen Aufwand, geleistet worden. Es ist daher nichtüberraschend, wenn dieses Wort öfterangewendet wird, als zulässig. Die offi-zielle IUCN (International Union forConservation of Nature)-Definition

Abb. 35: Przewalskipferde an einem Berghang in Hustain Nuruu. Die Vegetation wächst hiersehr üppig.Przewalski’s horses on a slope in Hustain Nuruu with lush vegetation.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

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lautet wie folgt: “Re-introduction: anattempt to establish a species in an areawhich was once part of its historical range, but from which it has been ex-tirpated or become extinct.” (Wieder-einbürgerung: der Versuch, eine Artwieder in einem Gebiet anzusiedeln,das einst Teil ihres historischen Ver-breitungsgebietes war, wo sie jedochausgerottet wurde oder ausstarb). EineWiedereinbürgerung beinhaltet demzu-folge auch, dass die Art – vom Menschenunabhängig – auf Dauer eine sich selbst erhaltende Population entwickelnmuss. Das historische Verbreitungsge-biet des Przewalskipferdes umfasste die Dschungarische Gobi in China und der Mongolei sowie Bereiche imWesten der Mongolei bis hin zu Kasachstan. Genau ist dies nicht be-kannt, aber einige Ortsnamen, die dasWort Tachi (mongolisch: Wildpferd;DULAMTSEREN, 1993) enthaltensowie Felszeichnungen geben Anhalts-punkte.

In der deutschen Sprache wird syno-nym auch das Wort Wiederausbürge-rung benutzt.

Auf dem 5. Internationalen Sympo-sium zur Erhaltung des Przewals-kipferdes in Leipzig 1990 waren auchVertreter aus der Mongolei und Chinaanwesend. Das Interesse, eine Wieder-einbürgerung des Przewalskipferdes zu wagen, war auf europäischer undasiatischer Seite groß. Während es inChina schon seit 1985 Przewalskipferde

in einem Zuchtzentrum bei Jimsar(Xinjiang Provinz) gab, war es das Zielder Mongolen, die ersten 1991 zumNaddam-Fest anlässlich des 70-jähri-gen Bestehens der Unabhängigkeit zu importieren, um sie in ihrer altenHeimat wieder anzusiedeln. Der politi-sche Druck war groß, die Vorbereitungfür einen sicheren Transport kam jedoch nicht rechtzeitig zustande. Sowollte es der Zufall, dass 1 Jahr späterauf den Tag genau sowohl die eingangserwähnte holländische Stiftung ihrePferde aus den Semi-Reservaten für dasBergsteppengebiet in HUSTAIN NU-RUU importierte (BOUMAN, 1998),als auch die Christian-Oswald-StiftungPferde aus dem Reservat von ASKA-NIA NOVA für Tachin tal (GOBI B)einflog.

HUSTAIN NURUU – Mongolei

Der HUSTAI NATIONALPARKumfasst ein 50.000 ha großes Bergstep-pengebiet, etwa 150 km süd-westlichvon der Hauptstadt Ulan bator. Der heilige Berg „Hustai“ erhebt sich1.842 m über den Meeresspiegel. Das Gebiet zeichnet sich durch zumTeil alpine Flora (Abb. 34) und Faunaaus. Der Futterreichtum für die Prze-walskipferde ist groß, denn durchden Schneereichtum wachsen die Gräser gut und dicht (Abb. 35). In diesem Gebiet wurden erstmals Be-obachtungen an frei lebenden Prze-walskipferden durchgeführt (BOYD,1998; DIERENDONK et al., 1996; DIERENDONK & de VRIES, 1996;KING, 2005). Natürlicherweise kom-

men hier Marale (Cervus elaphus maral, Abb. 36) und im Randgebiet die Mongolische Gazelle (Procapragutturosa) vor. Zahlreich sind auch die scheuen Murmeltiere (Marmota bobak, Abb. 37). Der Wolf (Canis lupus, Abb. 42), der überall in der Mongolei stark verfolgt wird, hat sichim geschützten Park wieder vermehrt.Über einen Zeitraum von 4 Jahrendurchgeführte Kotuntersuchungen haben gezeigt, dass er sich vorwiegendvon den Maralen ernährt, jedoch seltenim Juni, wenn die Kühe ihre Kälber setzen und einzeln und sehr verborgen

Abb. 37: Die Murmeltiere (Marmota bobak)sind sehr scheu.The marmots are very shy.

(Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 38: Eine von Fliegenmaden hervor-gerufene Wunde wird bei einem Przewalski-pferdfohlen behandelt.A wound in a Przewalski’s horse foal, causedby maggots, is treated.

(Foto: Franziska Roth)

Abb. 39: Die Großtrappe (Otis tarda) kommt auch in Hustain Nuruu vor.The Great bustard occurs also in Hustain Nuruu. (Foto: Waltraut Zimmermann)

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leben. Mit Ausnahme der Sommer-monate Juli bis September bestanden50% der Beute aus Nutztieren; von Murmeltieren ernähren sie sich haupt-sächlich gegen Ende des Sommers, wenndiese sehr fett und langsam gewordensind (HOVENS & KUNGALAKTU-JA, 2005). Ob der Wolf auch ursächlichfür alle Verluste bei Przewalskifohlen verantwortlich gemacht werden kann,

ist strittig. Inzwischen verfolgt manauch die Möglichkeit, dass große Wunden zuerst durch einen Fliegen-madenbefall entstehen (Abb. 38) unddie geschwächten Fohlen erst danachvon einem Wolf erbeutet werden (vande VLASAKKER, pers. Mitteilung).

Von der Avifauna sollen der imposanteMönchsgeier (Gyps monachus) sowie

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Steinadler (Aquila chrysaetus), die Groß-trappe (Abb. 39), der Schwarzstorch(Ciconia nigra) und der Jungfernkra-nich (Anthropoides virgo) Erwähnungfinden.

Ob das Przewalskipferd jemals in dieser Bergsteppe gelebt hat, ist strittig,doch hat es sich erfolgreich an die Be-dingungen angepasst. Der Winter istsehr lang: Er kann schon im Septembereinsetzen und bis Mai dauern. Ohne dieexzellente Futtergrundlage wäre derWinter für die Przewalskipferde wohleine ernsthafte Klippe im Kampf umsÜberleben. Von 1992 an bis Ende 2005ist die Population auf ca. 180 Tiere an-gestiegen. Es handelt sich um das ersteProjekt, das unabhängig wurde vomNachschub aus Europa, und es wird inzwischen unter rein mongolischerRegie hervorragend geführt. Die güns-tige Lage zur Hauptstadt Ulan batorlässt einen bescheidenen, aber ein-träglichen Tourismus zu. Viele Öko-touristen helfen in den Sommermona-ten, einfache Daten, wie z.B. Standortund Aktivität, zu den einzelnen Przewalskigruppen zu erheben. VomKölner Zoo ging 1996 der inzwischen16-jährige Hengst Ares in das Steppen-gebiet. Die Leitung seines Harems hater längst an einen jüngeren Hengst abtreten müssen, aber Ares hat dieNähe des Touristencamps zu schätzengelernt: Hier hat er seine Ruhe vor

Abb. 40: Der 16-jährige Hengst Ares stammt aus dem Kölner Zoo und hält sich manchmal im Touristencamp auf.The 16 years old stallion Ares originates from Cologne zoo and sometimes visits the touristcamp. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 41: Dschiggetais (Equus h. hemionus) in der Gobi B.Dziggetais in the Gobi B. (Foto: Petra Kaczensky)

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Rivalen (Abb. 40). Seine Tage sind sicher gezählt, denn mit 16 Jahrengehört er zu den ältesten in der Wildnislebenden Przewalskihengsten über-haupt. Für die Touristen ist ein Wild-pferd vor der Jurtentür sicher ähnlichaufregend wie der Kaffernbüffel- oderFlusspferdbesuch im afrikanischenCamp. Bestand: derzeit 180 PferdeFernsehfilme: RÜCKKEHR IN DIESTEPPE (Co-Produktion von EO/WDR, 2001); LEBEN OHNE WASSER (Co-Produktion von Natu-ral History New Zealand, NHK Japan,Discoverychannel USA, NDR Natur-film, 1999)www.treemail.nl/takh www.hustai.mn

GOBI B – Mongolei

Bevor man Wildtiere wieder einbür-gert, sollte der ehemalige Lebensraumgenauestens auf seine Eignung geprüftwerden. 1993 nahm die Autorin alsVertreterin des EEPP mehrere Wochenan einer solchen Machbarkeitsstudievon der UNDP im Gobi-B-Teil des GROSSEN GOBI NATIONAL-PARKS teil (DODD et al., 1993). DasGebiet selbst erwies sich als geeignet,doch wurden die besten Biotope sai-sonweise noch von so vielen Haustie-ren überweidet, dass sich das EEPPzunächst nicht zu einer Teilnahme an einer Wiedereinbürgerung ent-schließen konnte. Die Gründe, die zur

Ausrottung geführt hatten, waren noch nicht beseitigt worden, und diemongolische Regierung wollte sichseinerzeit auf Zugeständnisse nicht einlassen (ZIMMERMANN, 1999).

Inzwischen wird das 950.000 ha großeReservat professionell gemanagt; zahlreiche begleitende Forschungs-arbeiten – insbesondere zu den Prze-walskipferden, Dschiggetais (Equushemionus hemionus, Abb. 41) und demWolf (Abb. 42) – werden betrieben.Schwerpunkt ist die Aufzeichnung vonAufenthaltsorten und Wanderwegen mittels Telemetrie (KACZENSKY et

al., 2004). Darüber hinaus begleiten Studenten die verschiedenen Przewals-kipferdgruppen nach ihrer Freilassungund erfassen biologische oder vete-rinärmedizinische Daten (ROBERT et al., 2005; RÜEGG, 2002; SOURIS,2004). Einige Publikationen könnenvon der Webseite herunter geladenwerden.

Die im Kölner Zoo geborenen StutenNikola und Liane sowie NikolasTochter Andrea sind seit 2004 in derMongolei und wurden in diesem Julinach 1-jähriger Akklimatisierung in einem neuen Gebiet bei Tachin us frei-gelassen (Abb. 43). Somit leben derzeit8 Harems- und 2 Junggesellengruppenim Park. Über das Gobi- und Hustai-Projekt könnte man längst einen gesonderten Artikel schreiben. Hier ist für eine detaillierte Beschreibungnicht Raum genug, aber beide Web-seiten geben ausführlich Auskunft. Bestand: derzeit 92 PferdeFernsehfilme: ZURÜCK IN DIEWILDNIS (ARTE, WDR, 1998); LEBEN OHNE WASSER (Co-Pro-duktion von Natural History NewZealand, NHK Japan, Discoverychan-nel USA, NDR Naturfilm, 1999)www.takhi.org

KHOMIIN TAL – Mongolei

KHOMIIN TAL gehört zur Puffer-zone des KHAR US NUUR NATIO-NALPARK, eine Wiedereinbürgerungan dieser Stelle ist daher derzeit ausge-schlossen. Der Park liegt im Westen derMongolei in der Ebene der großen Seen

Abb. 42: Ein Wolf (Canis lupus) wurde besendert, um seine Reviergröße und bevorzugtenAufenthaltsorte ermitteln zu können.A wolf is wearing a radio-collar to get notice from the size of his territory and preferred whereabouts. (Foto: Petra Kaczensky)

Abb. 43: Eine Haremsgruppe mit drei Kölner Stuten ist in diesem Jahr in Tachin us freigelassen worden.A harem group with 3 mares from Cologne was released this summer in Takhin us.

(Foto: Moritz Schönpflug)

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Abb. 45: Das einstmals überweidete Gebiet von Khomiin tal hat sich nach dem Zaunbauinnerhalb eines Jahres erholt und bietet den Przewalskipferden jetzt bestes Futter.The overgrazed area of Khomiin tal was fenced and excluded for a period of one year fromgrazing; it offers now abundant food for the Przewalski’s horses. (Foto: Claudia Feh)

(Abb. 44). Khar Us Nuur heißt über-setzt Schwarzwassersee. Dort, wo esviel Wasser gibt, ist in der Regel auch ei-ne reiche Vogelwelt heimisch. 25.000 haüberweidetes Grasland wurden dahereingezäunt und 1 Jahr der Beweidungs-und Trittbelastung durch Haustiereentzogen, bevor 2004 und 2005 ins-gesamt 22 Przewalskipferde aus demfranzösischen Projekt von LE VILLA-RET hier Einzug hielten. Wie man denFotos entnehmen kann, hat sich diesesGebiet wieder sehr gut erholt (Abb. 45).Langfristig soll die Beweidung durchHaustiere in KHOMIIN TAL starkreduziert werden. Die Hauspferdzucht

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ANXI GOBI – China

Das Anxi-Zuchtzentrum liegt in derGansu-Provinz und untersteht derstaatlichen Umweltschutzverwaltung.Projektpartner ist der englische ZooHowletts/Port Lympne, der schon 19924,5 Przewalskipferde für ein Auswil-derungsprojekt zur Verfügung stellte.Es ist bekannt, dass diese Pferdezunächst nach Peking in den Kaiserli-chen Jagdpark „Nanhaizi“ gingen, später aber nach Anxi zu einem Einge-wöhnungsgehege transportiert wur-den. Nach Aussagen von Jie Cao, demDirektor des Zuchtzentrums in Xin-jiang, leben dort höchstens 20 Prze-walskipferde. Zuchtbuchdaten gibt es keine, verlässliche Aussagen über eineZukunftsplanung ebenso wenig. Dassim ANXI GOBI NATURRESERVATeine erfolgreiche Wiederansiedlungstattfinden könnte, ist eher unwahr-scheinlich.Bestand: unbekanntwww.howletts.net

GANSU – China

Das Zucht- und Forschungszentrumfür „Seltene und Bedrohte Wildtier-arten“ liegt ebenfalls in der Gansu-Provinz, 25 km entfernt von der Millionenstadt Wuwei, untersteht aberder staatlichen Forstverwaltung. Wuwei wird von Wanderdünen derTengeli-Wüste bedroht, und die Chine-sen pflanzen Setzlinge von Tamarisken

Abb. 44: Khomiin tal, die Pufferzone des Khar Us Nuur Nationalparks, wurde als Semi-Reservat für Przewalskipferde aus Le Villaret eingerichtet.Khomiin tal, the buffer zone of the Khar Us Nuur NP, became a semi-reserve for a group of Przewalski’s horses from Le Villaret.

(Foto: Frederic Joly)

muss – wie in allen Wiedereinbürge-rungsgebieten – auch hier unter Kon-trolle, bzw. ganz ausgeschlossen wer-den, bevor das Fernziel der FreilassungWirklichkeit werden kann. Dies wirdnicht vor 10 bis 15 Jahren der Fall sein.Inzwischen bleibt Zeit, die sozioöko-nomischen Probleme zu lösen. Ein an-derer Erfolg wird sich in dem Semi-Re-servat bald einstellen, denn vom Zeit-punkt der Einzäunung an profitierenPflanzen- und Tierwelt von der „Beru-higung“ der Landschaft. Bestand: derzeit 22 Pferdewww.takh.org www.wwf.mn

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(Tamarix spec.), Saxaul (Haloxilon ammondendron) und Gräsern, um dieDesertifikation zu stoppen. Auch derLebensraum in dem ummauerten undfür die Przewalskipferde geplanten Semi-Reservat (6.700 ha) wird auf dieseWeise erst gestaltet (JUN & LU, 1990).

Zwischen 1989 bis 1994 erhielt dasZuchtzentrum 7 Hengste und 12 Stuten,vor allem aus den deutschen Zoos vonMünchen, Nürnberg und dem Tier-park Berlin; 1 Hengst stammte aus derZucht des Denver Zoos und 2 Stutenaus dem Zoo von Peking. Neben Prze-walskipferden werden hier auch andereTierarten gezüchtet, wie z.B. Saiga-Antilope, Weißlippenhirsch (Cervusalbirostris), Wildkamel (Camelus ferus)und sogar die seltenen Goldstumpf-nasen (Pygathrix roxellanae).

Da es keine Meldungen von den Przewalskipferden gibt, ist unbekannt,wie viele nachgezüchtet wurden. Unwahrscheinlich ist aber die Aussage,dass die Mauer des Semi-Reservatesnach 10 Jahren gefallen ist und es hierzu einer Wiedereinbürgerung kommenkann. Die Wahrscheinlichkeit istgrößer, dass ein neuer Platz für sie ge-sucht wird: Eine Ausgabe der ZeitungCHINA DAILY meldete 2004, dassvon Gansu 18 Przewalskipferde nachANXI gebracht werden sollten. Dies ist bislang jedoch nicht geschehen (JIE CAO, pers. Mitt.) Die Zukunft dieses Projektes, das immerhin einen

Abb. 46: Ein Kropfgazellenbock (Gazella subgutturosa) im Kalameili-Reservat.A male goitered gazelle in the Kalameili Reserve. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 47: Przewalskipferde im Kalameili-Reservat.Przewalski’s horses in the Kalameili Reserve. (Foto: Waltraut Zimmermann)

wurden hier im Laufe von 20 Jahrengeboren, alle Daten akribisch auf-gezeichnet und so manches Ereignismit Fotos dokumentiert, die in einemkleinen Museum zu sehen sind.

Das KALAMEILI NATURRESER-VAT selbst ist 1.700.000 ha groß undsein Biotop ähnelt dem der Gobi B. Esist zwar doppelt so groß, aber die wüstenartigen Landstriche nehmenmehr Raum ein, vor allem im Westen.200 km östlich der Gobi B gelegen,gehört es zum ursprünglichen Ver-breitungsgebiet von Przewalskipferdund Saiga-Antilope. Beide Tierartenstarben hier in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aus. Heute gibt es

Film wert war, ist ungewiss. Bestand: unbekanntFernsehfilm: ZURÜCK IN DIE FREIHEIT (BR, 1995)www.zoo-munich.de

KALAMEILI – China

Dieses Projekt in der autonomen Provinz Xinjiang ist alt und neu zu-gleich. Es basiert auf den Importen von 18 Przewalskipferden aus europä-ischen und amerikanischen Zoos in daseigens dafür eingerichtete Zuchtzen-trum (WHBC = Wild Horse BreedingCentre) in der Nähe von Jimsar. 11 von ihnen bildeten den Grundstock für eine erfolgreiche Zucht. 234 Fohlen

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hier gute Bestände von Dschiggetaisund Kropfgazellen (Abb. 46). In denKalameili-Bergen kommen auch Argali-Schafe und Sibirische Steinböcke vor.Der Druck durch Wilderei ist hierdeutlich geringer als in der Mongolei,da die Chinesen sehr viel strengere Ge-setze haben und Waffen nicht tragendürfen.

Ein erster von den Chinesen unter-nommener Auswilderungsversuch imKALAMEILI NATURRESERVATwar im Jahr 2001/2002 gescheitert. DasEingewöhnungsgehege liegt zu weit imNorden, wo zwar die Vegetationsgrund-lage gut ist, dies aber auf langen undschneereichen Wintern beruht. Außer-dem liegt das Gehege in der Nähe deralljährlichen Wanderroute der Nomadenmit ihren Haustieren, was zu Konflik-ten zwischen Wild- und Hauspferdenführt. Als die ersten 4 Pferde der 27-köpfigen Gruppe dem extrem kalten Winter zum Opfer fielen, wurdeder Rest ins 200 ha große Eingewöh-nungsgehege zurückgeführt. Hier verbringen sie noch immer die Winter-monate, während sie nach Abzug derNomaden ihr Streifgebiet in das Reser-vat ausdehnen (Abb. 47). Fohlen wer-den regelmäßig geboren (Abb. 48) unddie große Gruppe (36 Pferde) hat sichin 3 Harems- und 2 Junggesellen-verbände aufgeteilt.

Um von einer echten Wiedereinbür-gerung sprechen zu können, bedarf es mehr, und der Direktor desZuchtzentrums Jie Cao entschied sichfür eine Kooperation mit dem Ausland.

Ein erster offizieller Besuch (Behlert/Zimmermann) fand im Oktober 2004in Urumqi statt, der über eine zu-künftige Zusammenarbeit vom KölnerZoo mit dem WHBC entschied; im November schloss sich auch das amerikanische Erhaltungszuchtpro-gramm für Przewalskipferde (SSPP)unter Leitung von Steven Monfort undseinem Mitarbeiter Peter Leimgruber(Smithsonian Stiftung, Washington) an.Bereits im Juni dieses Jahres trafen sichdie Vertreter vor Ort, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Drei Dingestanden dabei im Vordergrund:

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1. Identifizierung neuer Biotope imKALAMEILI NATURRESERVAT,die die Voraussetzung für eineerfolgreiche Wiedereinbürgerungerfüllen (Abb. 49).

2. Entwicklung eines sozioökonomi-schen Programms (DurchführungSSPP) für die Nomaden zur Kom-pensation von Routenabweichungenwährend der saisonalen Wanderun-gen bei gleichzeitigem Verzicht aufdas Mitführen von Hauspferden(Ausnahme: Wallache als Reittiere).

3. Blutauffrischung durch Przewals-kipferdhengste aus dem EEP undSSP.

Der Kölner Zoo machte eine schnelleUmsetzung des im Juni geschlossenenAbkommens möglich. Bereits im Sep-tember dieses Jahres flogen 6 Hengsteaus dem EEP nach Urumqi (Abb. 50).Da in der Provinzhauptstadt von Xinjiang keine großen Frachtmaschinenlanden, machte LUFTHANSA eineAusnahme und legte auf der Routenach Shanghai einen Zwischenstoppein. Die aus den Zoos von Karlsruhe,Köln, Leipzig und Stuttgart stammen-den Hengste überstanden die Strapazengut und konnten inzwischen auch dasQuarantänegehege verlassen (Abb. 50).Der Hengst aus Springe erlag leidernach 2 Wochen einer Rippenfell-entzündung, die vermutlich trauma-tisch bedingt war und von einemSchlagabtausch zwischen den Hengs-ten herrührte.

Abb. 49: Unsere chinesischen Kollegen an der Wasserstelle eines neu gewählten Biotops fürdie nächste Auswilderung von Przewalskipferden im Kalameili-Reservat.Our Chinese colleagues near a water place of a newly chosen biotop for the next release ofPrzewalski’s horses. (Foto: Waltraut Zimmermann)

Abb. 48: Das erste in diesem Jahr im Kalameili-Reservat geborene Fohlen.This year’s first foel born in the Kalameili Reserve. (Foto: Waltraut Zimmermann)

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Noch in diesem Winter werden imWHBC zwei Haremsgruppen mit je einem importierten Hengst zusam-mengestellt, die im Frühjahr in 2 neugebaute Akklimatisierungsgehege imKALAMEILI NATURRESERVATeinziehen sollen. Diesmal wird nichtsdem Zufall überlassen, wenn die Pferdeim Sommer erstmals frei gelassen werden. Chinesische, deutsche undamerikanische Kollegen werden dasProjekt begleiten, um es genauso zumErfolg werden zu lassen, wie das benachbarte GOBI- oder das weiterentfernte HUSTAIN NURUU-Projekt in der Mongolei. Da dasKALAMEILI NATURRESERVATzwischen zwei Touristenzentren liegt,dem Altai-Gebirge im Norden unddem Tien Shan mit der Seidenstraße imSüden, ist von den Chinesen auch hierein naturverträglicher Tourismus ge-plant. Das Reservat hat gute Aussicht,bald den Nationalpark-Status zu er-halten und der Kölner Zoo ist an einemneuen, internationalen Projekt maß-geblich beteiligt.Bestand: WHBC: 145 Pferde, KALAMEILI NATURRESERVAT:derzeit 36 Pferde in 3 Harems- und 2Junggesellengruppen.

Wie es weitergeht, wird der Leser regelmäßig aus der Kölner Zoo-Web-seite erfahren können. Unser Dank gilt allen Sponsoren, die sich bisher andiesem Projekt beteiligten und dieDurchführung erst möglich machten:Zoos von Karlsruhe, Kerkrade(Holland), Leipzig, Springe, Stuttgart;Freunde vom Safaripark Beekse Bergen(Holland); Zooshelp (Holland); BayerThai Co (Thailand).www.zoo-koeln.de

Zusammenfassung

Seit den 90er Jahren des 20. Jahr-hunderts werden Przewalskipferde inEuropa mehr und mehr in Semi-Reser-vaten zur Landschaftspflege eingesetzt.In Asien dagegen kehren sie in ihr ehemaliges Verbreitungsgebiet zurückund sind Anlass für intensive Schutz-maßnahmen, die auch vielen anderenbedrohten Tier- und Pflanzenarten das Überleben sichern. Nicht alle Auswilderungsprojekte sind bislangerfolgreich oder werden erfolgreichsein. Ob sich ein Projekt im Laufe derZeit positiv entwickelt, kann der Leser selbst in den entsprechendenWebseiten nachlesen. Wenn man

nichts mehr zu einem Projekt erfährt,lässt dies eher auf einen Misserfolgschließen. In der Tabelle sind die einzelnen Projekte übersichtlich dar-gestellt.

Summary

Since the nineties of last century it became common in Europe to use Przewalski’s horses in landscape man-agement. But they also were reintro-

duced in their former habitats in Asia where large areas became strictlyprotected and thus also plants andother animal species profited from.Not all reintroduction attempts weresuccessful so far or ever will be.Whether a project develops positivelycan easily be checked via the relevantwebsites. If no news are any more available, this is more likely to show afailure. In the table the various projectsare clearly laid out.

Abb. 50: 6 Przewalskihengste aus dem EEP auf ihrem Weg nach Urumqi.6 Przewalski’s horse stallions from the EEP on their way to Urumqi. (Foto: Olaf Behlert)

Abb. 51: Die neuen Hengste gewöhnen sich im Quarantänegehege des Wildpferdezucht-zentrums nahe Jimsar ein.The new stallions are acclimatizing in the quarantine station of the Wild Horse Breeding Cen-tre near Jimsar. (Foto: Olaf Behlert)

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Größe Status Anzahl Pferde/ Projektpartner Size Haltungskapazität Project partnerin ha Number of horses/

Carrying capacity

Lelystad 32 Naturschutzgebiet 15-20 Pferde ehemals FRPH,Nature Reserve 15-20 horses jetzt Gemeinde

Lelystadformerly FRPH, now city of Lelystad

Eelmoor Marsh 66 Site of Special 5 Hengste Marwell Zoowww.marwell.org.uk Scientific Interest 5 stallionswww.QinetQ.com

Clocaenog Forest 6 Antike Fundstätte 3-6 Stuten Welsh Mountain Zoowww.forestry.gov.uk Scheduled Ancient 3-6 mares

Monument

Sprakel 68 Naturschutzgebiet 6-15 Hengste Zoo Köln (EEPP)Nature Reserve 6-15 stallions

Tennenloher Forst 53 Naturschutzgebiet 6 Hengste Zoos von München www.wildpferde-tennenlohe.de Nature Reserve 6 stallions und Nürnberg

Schorfheide 20 Biosphärenreservat 5 Stuten, IZW Berlinwww.izw-berlin.de Biosphere Reserve 1 sterilisierter Hengst

5 mares, 1 sterilized stallion

Neusiedler See 300 Nationalpark 6-10, Harems-Gruppe Tierpark Schönbrunn,National Park 6-10, harem group Wien

Hortobágy 2.400 Nationalpark 67 (200-300) Zoo Kölnwww.hnp.hu Weltkulturerbe Harems + Junggesellenwww.zoo-koeln.de National Park harems + bachelors

World Heritage Site

Le Villaret 500 Naturschutzgebiet 34 (50) Takh Gesellschaftwww.tourduvalat.org Nature Reserve Harems + Junggesellen WWF-Frankreich

harems + bachelors

Askania Nova 2.000 Naturschutzgebiet 86 (100) UmweltministeriumNature Reserve Harems + Junggesellen Ukraine

harems + bachelors

Chernobyl 207.000 Ausschlusszone 70 unbekannt/unknown Staat Ukrainewww.chernobyl.in.ua Exclusion Zone Harems + Junggesellen

harems + bachelors

Buchara 5.126 Zuchtzentrum, ca. 30 Zoo MoskauSemi-Reservat Harems + JunggesellenBreeding Centre harems + bachelorsSemi-reserve

Altyn Emel 520.000 Nationalpark 5 (?) Zoos von Münchenwww.zoo-munich.de National Park Wiedereinbürgerung und Nürnberg

fraglich reintroduction questionable

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Größe Status Anzahl Pferde/ Projektpartner Size Haltungskapazität Project partnerin ha Number of horses/

Carrying capacity

Hustain Nuruu 50.000 Nationalpark 170 (300-500) FRPH Hollandwww.freemail.n/takh National Park Wiedereinbürgerungwww.hustai.mn erfolgreich

re-establishment

Gobi B 950.000 Nationalpark 92 (300-500) Internationalwww.takhi.org National Park Harems + Junggesellen Takhi Group

harems + bachelorsWiedereinbürgerung in der Entwicklungreintroduction in process

Khomiin Tal 25.000 Pufferzone vom 22 (150-200) Station Biologique www.takh.org Nationalpark Harems + Junggesellen du Tour du Valatwww.wwf.mn Buffer zone of harems + bachelors WWF

National Park Wiedereinbürgerung geplantreintroduction planned

Anxi Gobi unbekannt Naturreservat 20 (??) Howletts Zoowww.howletts.net Nature Reserve

Gansu 6.700 Zuchtzentrum, unbekannt Zoo Münchenwww.zoo-munich.de Semi-Reservat unknown

Breeding CentreSemi-reserve

Kalameili 1.700.000 Naturreservat 36 (500) Zoo Köln (EEPP),www.zoo-koeln.de Nature Reserve Harems + Junggesellen Smithsonian

harems + bachelors Institution (SSPP)Wiedereinbürgerung im Anfangsstadiumreintroduction in the initial stage

Die Tabelle zeigt eine Übersicht über die besprochenen Projekte.The table shows an overview of the discussed projects.

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Anschrift der Verfasserin:

Dr. Waltraut ZimmermannZoo KölnRiehler Straße 17350735 Kö[email protected]