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ApremilastCME-MODUL II Psoriasis:

Grundlagen, Teil 1

Vorgestellte Daten bei der EULAR-Jahrestagung, Amsterdam, Niederlande, 13. bis 16. Juni 2018

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Inhalte dieses Lernmoduls

sind:

Die Psoriasis ist eine chronisch entzündliche Systemerkran-kung, die sich vor allem in der Haut manifestiert. Daneben können aber auch die Gelenke betroffen sein, und bei 70% der Patienten liegt mindestens eine Komorbidität vor.1 Mit einer Prävalenz von ca. 2% gehört die Psoriasis zu den häufigsten Hauterkrankungen.Die Ursachen der Krankheit sind multifaktoriell, wobei die fami-liäre Häufung auf genetische Komponenten hinweist. Grund-lage für die Wahl der geeigneten Therapie ist die Bestimmung des Schweregrads der Psoriasis. Dazu existieren verschiedene etablierte Scores. Neben der Beurteilung der Hautsymptoma-tik sollten die Lokalisation, die Beeinträchtigung der Lebens-qualität sowie andere Manifestationen und Komorbiditäten berücksichtigt werden.

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Einleitung

Literatur

Pathomechanismen

Die Symptome der Psoriasis

• Psoriasis vulgaris (Plaque Psoriasis)• Psoriasis guttata• Psoriasis intertriginosa (Psoriasis inversa)• Psoriasis pustulosa• Psoriasis erythrodermica• Psoriasis-Arthritis

Die Bewertung der Krankheitsaktivität

• BSA (Body Surface Area)• PASI (Psoriasis Area and Severity Index)• PGA (Physician’s Global Assessment)• DLQI (Dermatology Life Quality Index)

Einteilung des Schwe-regrads

• S3 - Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris• EU Konsensus – „Definition of treatment goals“• Praxisnaher Behandlungspfad Psoriasis vulgaris

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Die Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine der häufigsten chro-nisch-entzündlichen Erkrankungen, die sich primär auf der Haut zeigt. 1 Im „Global Report on Psoriasis“ wird Psoriasis definiert als: „chronische, nicht übertragbare, schmerzhafte, entstellende und zur Behinderung führende Erkrankung, für die es keine Heilung gibt und die große Auswirkungen auf die Le-bensqualität der Patienten hat.“ 2

Genauer handelt es sich um eine systemische Immunerkran-kung, bei der es neben typischen Hautsymptomen auch zur Gelenkbeteiligung und anderen Begleiterkrankungen kommen kann. In westlichen Industrieländern beträgt die Prävalenz der Psoriasis ca. 2-3%, das entspricht rund zwei Millionen Betrof-fenen in Deutschland. 3

Die Altersverteilung der Erstmanifestation lässt zwei Gipfel er-kennen. Der erste Gipfel der Erstmanifestation befindet sich im jungen Erwachsenenalter (16 bis 25 Jahre), der zweite Gipfel zwischen 55 und 60 Jahren. 6 Mehr als 75% der Patienten sind jünger als 60 Jahre. 4 Daraus folgt für Menschen mit Psoriasis zumeist eine jahrzehntelange Beeinträchtigung in vielen As-pekten des täglichen Lebens, verbunden mit teilweise erhebli-cher Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung. 1

Zusätzlich zu dieser mitunter immensen Einschränkung der Lebensqualität und hohen Krankheitslast haben die Betroffe-nen ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komorbiditäten, wie das metabolische Syndrom, arterielle Hypertonie, Hyperli-pidämie, psychische Erkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. 4 Aufgrund der systemischen Entzündung weisen Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis zudem ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und eine um drei bis vier Jahre kürzere Lebenserwartung im Vergleich zur Normalbevöl-kerung auf. 5

Bis heute sind die Ursachen einer Psoriasis noch nicht ab-schließend geklärt. Fest steht, dass es sich um eine multi-faktorielle Erkrankung handelt, die von genetischen Faktoren, Umwelteinflüssen und Lebensstilfaktoren beeinflusst werden kann. 1

Die Bedeutung der genetischen Komponente bei der Patho-genese der Psoriasis verdeutlicht sich anhand der familiären Häufung der Erkrankung. Die Therapie der Psoriasis konzen-trierte sich bislang auf die Bekämpfung der Symptome. Die Be-treuung der Patienten umfasst jedoch mittlerweile zunehmend auch die Diagnostik und Therapie der Komorbiditäten. Noch ist keine Therapie verfügbar, die eine vollständige Heilung der Psoriasis in Aussicht stellt. 6

Die Symptome der Psoriasis

Die im Rahmen der Psoriasis am häufigsten auftretenden Symptome sind Schuppung der Haut (bei 92% der Patienten), Pruritus (72%), Erythem (69%), Ermüdung (27%), Schwellung (23%),Brennen (20%), Blutung (20%).2,7

MAPP (Multinational Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis Survey), eine große internationale Befragung zur Pso-riasis (PSO) und Psoriasis-Arthritis (PsA) von mehr als 4.000Teilnehmern (3426 Patienten und 781 Ärzten) zeigte, dass der Juckreiz aus Sicht der Patienten das am stärksten belasten-de Hautsymptom ist.8 (Abbildung 1).

Der Pruritus trug auch am stärksten dazu bei, wie schwerwie-gend die Befragten ihre Erkrankung einschätzten (38%), ge-folgt von den Lokalisationen und der Größe der Läsionen (17%)

Die MAPP-Studie zeigte zudem, dass Ärzte und Patienten die-se Aspekte unterschiedlich einschätzen: Nur 7% der Derma-tologen vermuteten, dass der Juckreiz der Faktor ist, der denSchweregrad der Psoriasis für die Patienten maßgeblich defi-niert.9 53% vermuteten, dass dieLokalisation und Größe der Plaques entscheidend sei (siehe Abbildung 2).

Einleitung

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Quelle: Lebwohl MG, et al. J Am Acad Dermatol 2014;70:871–81

Abbildung 1Psoriasis: Am stärksten belastende Hautsymptome aus Patientensicht*

Quelle: Lebwohl MG, et al. J Am Acad Dermatol 2014;70:871–81

Abbildung 2Faktoren, die bei Psoriasis am stärksten zur Schewere der Erkrankung beitragen*

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Klinische Bilder der Psoriasis und ihre Manifestation

Nach dem klinischen Bild werden von der Weltgesundheitsor-ganisation (WHO) fünf verschiedene Formen unterschieden2:

- Psoriasis vulgaris (Plaque Psoriasis)- Psoriasis guttata- Psoriasis intertriginosa (Psoriasis inversa)- Psoriasis pustulosa- Psoriasis erythrodermica

Die Plaque-Psoriasis ist die häufigste Art der Schuppenflechte und betrifft 58-97% der Patienten.2

Die typische Hautveränderung der Psoriasis vulgaris sind scharf begrenzte erythematosquamöse Plaques (Foto 1), bei denen Infiltration, Rötung und Schuppung als Zeichen der Hy-perparakeratose auftreten.3 Klassische klinische Zeichen zur Abgrenzung von anderen nicht psoriatischen Plaques sind das Kerzenwachs- und das Auspitzphänomen. Typischerweise

Etwa 20-30% der Psoriasis Patienten entwickeln im Krank-heitsverlauf eine Psoriasis-Arthritis, die parallel zur Haut-symptomatik auftreten kann, dieser aber auch vorausgehen oder wesentlich später auftreten kann.2,3

löst sich die Schuppung beim Reiben über den Plaque kerzen-wachsartig ab, daher die Bezeichnung des ersten Phänomens. Das Auspitzphänomen wurde vor Heinrich Auspitz auch schon von Ferdinand von Hebra als Phänomen des „blutigen Taus“ beschrieben. Wenn der Untersucher nach der Ablösung der Schuppung weiter kratzt erscheint ein dünnes Häutchen un-ter dem Plaque (Phänomen des „letzten Häutchens“) danach kommt es zu punktförmigen Blutungen, wie „blutige Tautrop-fen“.10

Psoriasis vulgaris (Plaque Psoriasis)

Foto 1: Scharf begrenzte erythematosquamöse Plaques Foto 2: Plaques in symmetrischer Verteilung an Rima Ani

Foto 3: Plaques in symmetrischer Verteilung an behaarter Kopfhaut

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Im Rahmen der Psoriasis kommt es häufig zu einer Beteiligung der Nägel, der Kopfhaut (Psoriasis capitis), einem palmoplan-taren Befall und Juckreiz.10

Die Nagelpsoriasis entsteht durch Nagelveränderungen, die durch Psoriasisherde im Nagelbett sowie in der Nagelmatrix entstehen.10

Bei der Psoriasis capitis sind der behaarte Kopf, insbesondere der Bereich der Schläfenbeine, und die Stirn betroffen.10 Wich-tig ist die Abgrenzung zum seborrhoischen Kopfhautekzem.

Charakteristische Veränderungen im Nagel sind Ölflecken (gelbliche Verfärbungen, Foto 4) und Pits (punktförmige Grüb-chen, Foto 5). Eine Nagelbeteiligung kann ein Prädiktor für einePsoriasis Arthritis sein. 11

Bei schwerem psoriatischen Kopfhautbefall kann es zu einem deutlichen Haarausfall bis hin zu alopezischen Arealen kom-men.

Foto 4: Ölflecken (Charakteristische Veränderungen im Nagel) Foto 5: Pits (Charakteristische Veränderungen im Nagel)

Abbildung 3Typische Lokalisation der Psoriasis

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Die Psoriasis guttata bezeichnet eine eruptiv-exanthematische Form der Psoriasis. Sie betrifft 0,6 bis 20% der Psoriasisfälle und tritt typischerweise im Kindes- und Jugendalter auf.2

Die Psoriasis guttata zeichnet sich durch kleinherdige Läsio-nen (Foto 6) aus, die als punktförmige Erytheme beginnen und

Die intertriginöse Psoriasis betrifft zwischen 12 und 26% aller Psoriasisfälle. 2 Bei dieser Form der Psoriasis sind die Körper-beugen betroffen: die Achselhöhlen (Foto 7), submammär, um-bilikal, in der Rima ani, in den Leisten, im Genitalbereich sowie interdigital.12 Charakteristisch sind scharf begrenzte, jucken-

sich zu tropfengroßen Erythemen mit zentraler Schuppung entwickeln.10,12

Infektionen jeder Art, wie z.B. Streptokokken-Infektionen der oberen Atemwege, sind geeignet eine Psoriasis guttata aus-zulösen.2

de, meist mazerierte, rote, vollausgefüllte 5,0 - 10,0 cm große oder größere Flecken oder sehr flache manchmal nässende Plaques ohne prominente Randbetonung oder Satellitenher-de. Es gibt keine zentralen Abheilungsmuster und die typische psoriatische Schuppung fehlt stets.12

Psoriasis guttata (tropfenförmige Psoriasis)

Psoriasis intertriginosa (Psoriasis inversa)

Foto 7: Psoriasis guttata

Foto 6: Psoriasis guttata

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Die Psoriasis pustulosa ist eine lokalisierte oder generalisierte pustulöse Psoriasis mit akutem, chronischem oder chronisch rezidivierendem Verlauf von der etwa 1,1% bis 12% der Psoria-sis-Patienten betroffen sind.2

Die generalisierte pustulöse Form, Psoriasis pustulosa gene-ralisata (von Zumbusch), ist eine hochentzündliche Variante mit hoher Krankheitsaktivität. Es kommt zu sterilen Pusteln,die disseminiert auftreten. Zusätzlich bestehen Fieber sowie ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Diese Form der Psoriasis pu-stulosa kann potenziell lebensbedrohlich verlaufen. Bei bereitsbestehendem Krankheitsgefühl entstehen innerhalb von weni-

gen Stunden flächige Erytheme mit dicht stehenden Pusteln, die zunächst in intertriginösen Regionen entstehen und sich dann auf Rumpf und Extremitäten ausbreiten.

Die Psoriasis pustulosa kann jedoch auch lokalisiert auftreten. Die Pustulosis palmoplantaris (Königsbeck-Barber) ist eine chronische Entzündung mit sterilen Pusteln sowie schuppen-den Erythemen und Hyperkeratosen an den Handflächen und den Fußsohlen (Foto 8). Eine weitere lokalisierte Form der Pso-riasis pustulosa ist die Acrodermatitis continua suppurativa Hallopeau mit sterilen Pusteln an den Endgliedern von Fingern und Zehen sowie peri- und subungual.

Psoriasis pustulosa

Foto 8: Psoriasis pustulosa palmoplantaris

Die Psoriasis erythrodermica ist eine akute oder chronische, schwerwiegende Form der Psoriasis mit Ausbreitung der Hauterscheinungen über das gesamte Integument.12 Zwi-schen 0,4 und 7% der Psoriasisfälle weisen diese Form auf. 2 Bei der erythrodermischen Psoriasis sind mehr als 75% der Körperoberfläche betroffen. Die Erkrankung ist potenziell le-bensbedrohlich.2,12

Das klinische Bild ist eine Erythrodermie mit generalisiertem Erythem, Ödem, exfoliativer Schuppung, Haarausfall, Nagel-dystrophien sowie begleitenden Allgemeinsymptomen, wie Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Herzrhythmusstörun-gen und Superinfektionen.12

Psoriasis erythrodermica

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Die Psoriasis-Arthritis (PsA) ist eine seronegative, chronisch entzündliche Erkrankung des Bewegungsapparates, die in der Regel mit einer Psoriasis vulgaris der Haut und/oder der Nägel assoziiert ist und schubförmig verlaufen kann.13 Der Rheumafaktor ist dabei typischerweise ebenfalls negativ.2

Etwa 20% bis 30% der Psoriasis-Patienten entwickeln eine Psoriasis-Arthritis mit einem Altersmaximum zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr.2

In etwa 80% der Fälle treten die Hauterscheinungen vor der muskuloskelettalen Manifestation, bei jeweils 10% gleichzeitig oder nach der Arthritis auf.

Wesentliche klinische Manifestationen sind Hautveränderun-gen, Nagelveränderungen, periphere Arthritis (Oligo-/ Polyar-thritis), Enthesitis (Sehnenentzündung), Daktylitis (Beteiligung von Fingern und Zehen) und/oder Spondylitis (entzündliche Beteiligung des Achsenskeletts). Ebenso werden unterschied-liche Lokalisationen und Ausprägungen des Haut- bzw. Nagel-befalls beobachtet.10,12,13

Insgesamt zeigt sich eine große Heterogenität im Erschei-nungsbild und Verlauf der PsA, weshalb sie mitunter relativ spät diagnostiziert wird und therapeutisch differenziert ange-gangen werden muss. Die Diagnose und Behandlung erfolgt in der Regel durch internistische Rheumatologen, Orthopäden oder rheumatologisch erfahrene Dermatologen.13

Einen ersten Hinweis auf eine Psoriasis-Arthritis kann der GE-PARD-Fragebogen für Patienten geben. Er wurde zur frühzeiti-gen Erkennung einer Psoriasis-Arthritis entwickelt und enthält 14 einfache Fragen (siehe Abbildung 4).14

Die Sicherung der Diagnose kann beispielsweise anhand der CASPAR-Kriterien (Classification criteria for the diagnosis of psoriatic arthritis) erfolgen (siehe Abbildung 5).15

Besonders bei fehlendem Hautbefund sollten weitere Diffe-renzialdiagnosen in Betracht gezogen werden. Dazu gehören vor allem die rheumatoide Arthritis, reaktive Spondylarthritiden (z.B. nach Infektionen mit Yersinien, Neisseria gonorrhoeae etc.), Morbus Reiter sowie Gicht.

Psoriasis-Arthritis

Quelle: Härle P. et al. Z Rheumatol 2010;69:157-163.

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Abbildung 4-5CASPAR-Kriterien (Classification criteria for the diagnosis of psoriatic arthritis)

Pathomechanismen

Die Die Psoriasis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung multifaktorieller Genese, bei der sowohl genetische als auch Umweltfaktoren, sowie der Lebensstil eine Rolle spielen.Das Risiko an Psoriasis zu erkranken ist um 10-15% erhöht, wenn ein Elternteil an Psoriasis erkrankt ist. Sind beide Eltern-teile betroffen liegt das Risiko bei 30-40%.6 So konnte eine As-soziation der Erkrankung mit verschiedenen HLA-Klasse I-Genotypen gezeigt werden.6

Die Pathogenese der Erstmanifestation ist nicht vollständig ge-klärt. Als Auslöser kommen verschiedene Faktoren in Betracht. Hierzu gehören Infektionen (Steptokokken), Medikamente(ß-Blocker, Lithium), Alkoholabusus und die mechanische Rei-zung oder Verletzung der Haut. Diese als Köbnerphänomen (isomorpher Reizeffekt) bezeichnete Hautveränderung auf-grund einer unspezifischen Reizung kann eine mögliche Erklä-rung für das symmetrische Auftreten von Psoriasis-Läsionen an Ellenbogen sowie Knien darstellen. In diesem Zusammen-hang ist bekannt, dass bereits minimale Verletzungen an der Haut zur Aktivierung des angeborenen Immunsystems führen können.6

Der Psoriasis liegt eine komplexe immunologische Reaktion

der Haut zugrunde, die jedoch noch nicht abschließend geklärt ist.1,16 Nach einer Aktivierung von Komponenten des angebo-renen Immunsystems, wie Keratinozyten, natürlichen Killer-zellen und dendritischen Zellen in der Epidermis und Dermis kommt es unter Einwirkung der Zytokine Interleukin (IL)-12 und IL-23 zur Aktivierung spezifischer T-Zellen (Th-1- und Th-17-Zellen). Diese wandern bevorzugt in die Haut ein und sezernieren wiederum proentzündliche Zytokine wie Tumor- Nekrose-Faktor (TNF)-alpha, IL-17 und IL-22. Zusammen mit lokalen Endothelzellen, Fibroblasten und Keratinozyten ver-stärken die aktivierten T-Zellen den Entzündungsprozess und halten ihn kontinuierlich am Laufen. In der Folge wandern neu-trophile Granulozyten in die Epidermis ein und können dort zu sterilen Mikroabszessen führen. Diese Entzündungsreaktion führt zur Hyperproliferation der basalen Keratinozyten, wo-durch es zu einer Akanthose sowie einer Hyperparakeratose kommt. Die Epidermopoese ist stark verkürzt und beträgt we-niger als 5 Tage, im Gegensatz zum Normalfall mit einer Dauer von ca. 28 Tagen.

Die gesteigerte Proliferation und die gestörte Differenzierung der Keratinozyten gelten als die Ursachen für die charakteristi-schen Hautveränderungen.

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Bewertung der Krankheitsaktivität

Die Diagnose der Psoriasis wird in der Regel klinisch anhand der typischen Morphologie der Effloreszenzen gestellt.1 Für den Schweregrad der Psoriasis gibt es keine allgemein gülti-ge Definition. Die Beurteilung des Schweregrads erfolgt primär anhand von Scores zur Quantifizierung von Haut- und/oder Ge-lenksymptomen sowie der Lebensqualität.17

Gängige Bewertungsinstrumente sind die Abschätzung des Anteils der betroffenen Körperfläche (BSA, Body Surface Area), der Psoriasis Area and Severity Index (PASI) sowie die Allgemeine Bewertung der Krankheitsaktivität durch den Arzt (PGA, Physician’s Global Assessment) sowie der Dermatolo-gy Life Quality Index (DLQI).

Die BSA gibt prozentual das Ausmaß der betroffenen Kör-peroberfläche an. Dabei dient die Handfläche des Patienten als Flächenmaß.

Eine ausgestreckte Handfläche entspricht etwa• 10% des Kopfes• 5% des Arms• 3,3% des Rumpfes• 2,5% der Beine• 1% der gesamten Körperoberfläche.

Der PASI ist in klinischen Studien und zunehmend auch in der täglichen Praxis das Standardinstrument zur Beschreibung des Schweregrads einer Psoriasis. Er berücksichtigt das Aus-maß der betroffenen Hautfläche und den Ausprägungsgrad der Hautveränderungen. Die Komponenten der Hautverände-rungen sind dabei Rötung (Erythem), Dicke (Induration) und Schuppung.

Ein Wert ≤ 10 % entspricht einer leichten Psoriasis. Bei Werten > 10 % wird der Schweregrad als mittelschwer bis schwer ein-gestuft.

Bei der Beurteilung erfolgt eine Einteilung des Körpers in die vier Regionen Kopf, Arme, Rumpf und Beine. Für jede dieser vier Regionen wird zunächst auf einer 7-Punkte-Skala ange-geben, wie groß der Anteil der betroffenen Hautfläche ist. An-schließend erfolgt für jede der vier Regionen eine dermatologi-sche Begutachtung der Psoriasis, d.h. das Ausmaß derKomponenten Rötung, Induration und Schuppung wird anhand einer 5-Punkte-Skala bewertet.

BSA (Body Surface Area)

PASI (Psoriasis Area and Severity Index) 18

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Abbildung 6Faktoren, die bei Psoriasis am stärksten zur Schewere der Erkrankung beitragen*

Insgesamt ergibt sich daraus rechnerisch ein PASI-Wert zwischen 0 und 72.

Zur klinischen Beurteilung insbesondere in Studien kann der Erfolg der Behandlung anhand der PASI-Wert-Reduktion beur-teilt werden. Ein PASI-50- bzw. PASI-75-Ansprechen gibt dabei den Prozentsatz der Patienten an, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eine mindestens 50- bzw. 75-prozentige Reduktion des Ausgangs-PASI-Scores erreicht haben.Als eine Schwäche des PASI wird gewertet, dass er die sub-

jektive Auswirkung der Erkrankung auf den Patienten nicht be-rücksichtigt. Den Einfluss der Erkrankung auf die Lebensqua-lität empfindet jeder Patient anders. Aus diesem Grund wird zusätzlich zum PASI häufig die Lebensqualitätmithilfe spezieller Fragebögen erfasst, beispielsweise mit dem “Dermatologischen Lebensqualitäts-Index” (DLQI).

Beim PGA handelt es sich um eine 7-Punkte-Skala zur Gesamtbewertung der Haut durch den Arzt, wobei ein Wert von 0 für ein erscheinungsfreies Hautbild und der Wert 6 für eine schwere Psoriasis steht.

PGA (Physician’s Global Assessment)19

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Anhand des validierten Dermatology Life Quality Index (DLQI) beurteilt der Patient den Einfluss der Hautkrankheit (Psoria-sis) auf seine Lebensqualität. Dazu beantwortet der Patient einen Fragebogen mit insgesamt 10 Fragen zur Lebensquali-tät in verschiedenen Lebensbereichen. Für jede Frage kann ein Punktwert zwischen 0 und 3 vergeben werden, wobei 3 „sehr

stark“ bedeutet und 0 „gar nicht“. Daraus ergibt sich ein Gesamt-Punktwert zwischen 0 = kei-ne Beeinträchtigung bis 30 = maximale Einschränkung der Lebensqualität. Ein DLQI von >10 wird als mindestens mittel-schwere Beeinträchtigung interpretiert.

DLQI (Dermatology Life Quality Index)20

Abbildung 7DLQI-Erfassungsbogen:

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Einteilung des Schweregrads

Die S3 – Leitlinie wurde 2011 zur Therapie der Psoriasis vulgaris verabschiedet und 2017 aktualisiert. Allgemeines Ziel der Leitlinie ist es, Ärzten in der Praxis und Klinik eine akzeptierte, evidenzbasierte Entscheidungshilfe für die Auswahl sowie Durch-führung einer geeigneten Therapie für Patientinnen und Patienten an die Hand zu geben. Dabei bezieht sich die Leitlinie auf die Induktionstherapie der leichten bis schweren Psoriasis vulgaris bei Erwachsenen.17

Die S3-Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Psoriasis vulgaris gibt Empfehlungen für die Behandlung der Psoriasis, die um-fassend und wissenschaftlich fundiert sind.17 Die bundesweite Autorengruppe des Netzwerkes Onkoderm e.V. gibt auf der Basis dieser S3-Leitlinie eine konkrete Behandlungsempfehlung für die ambulante Versorgung von erwachsenen Patienten mit Pso-riasis.11

S3 – Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris

Praxisnaher Behandlungspfad Psoriasis vulgaris

Neben den beschriebenen etablierten Scores sollten auch individuelle Faktoren wie beispielsweise die Lokalisation der Erkrankung (insbesondere sichtbare Körperregionen, größere Bereiche der Kopfhaut, Befall der Genitalien, der Handflächen und Fußsohlen, der Nägel) sowie quälender Juckreiz, Komorbi-ditäten und das Ansprechen auf Therapiemaßnahmen berück-sichtigt werden.21 Aufgrund der Sichtbarkeit führen sowohl die Nagelpsoriasis als auch der Kopfhautbefall häufig zu einer starken Beeinträchtigung des Wohlbefindens, des Selbstver-trauens und damit letztlich der Lebensqualität. Hinzu kommt die vergleichsweise schlechte Therapierbarkeit dieser Manife-stationen.10

Es gibt derzeit keine allgemein akzeptierte und getrennte De-finition einer leichten, mittelschweren oder schweren Psoria-

sis. Aufgrund der Notwendigkeit einer eindeutigen Festlegung sowohl aus klinischen als auch aus ökonomischen Gründen, wurde 2011 von einer europäischen Expertengruppe ein ent-sprechender Konsensus formuliert. 21

Nach diesem europäischen Konsensus wurde eine leichte Psoriasis definiert, wenn BSA, PASI und DLQI jeweils ≤ 10 sind. Als mittelschwer bis schwer wurde eine Psoriasis mit BSA oder PASI > 10 eingestuft, wenn der DLQI ebenfalls größer als 10 ist (siehe Abbildung 8).Darüber hinaus wird eine Psoriasis mit Manifestationen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen können, ebenfalls als mittelschwer bis schwer klassifiziert, selbst wenn die oben ge-nannten Werte jeweils unter 10 liegen.21

EU Konsensus – „Definition of treatment goals“

Abbildung 8Bewertung des Schweregrades

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