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4 NATUR UND MEDIZIN 1 / 2015 Psoriasis – neue Behandlungsstrategien Dr. Johannes Wilkens Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine relativ weitverbreitetet Hautkrankheit, die für Betroffene oſt eine erhebliche seelische Belastung mit sich bringt. Zur Behandlung der Schuppenflechte steht eine Vielzahl an Therapieansätzen zur Verfügung. Eine Auswahl an neuen Behandlungsstrategien möchte ich Ihnen hier vorstellen. Foto: Peter Pretscher „Psoriasis hält einen in Atem … Meine Qual ist hauttief … Wir Aussätzigen leben lange und sind ironischerweise in anderer Hinsicht gesund“, so schrieb der amerikanische Schriftsteller und Dich- ter John Updike (1932–2009). Auch die Politiker Winston Churchill und Josef Stalin, Schauspiele- rinnen und Sängerinnen wie Romy Schneider und Zarah Leander litten unter Schuppenflechte. Die Liste der Berühmtheiten ist lang. Interessanterwei- se waren manche von ihnen davon überzeugt, dass sie es ohne ihre Erkrankung in ihrem Beruf nie so weit gebracht hätten! Vielleicht weil sie gelernt hat- ten, an sich zu glauben und die Probleme zu über- winden, die sich ihnen im Alltag stellten. Zum Beispiel bei der jahrtausendealten Stigmatisierung, wie sie sich noch bis zum Jahr 2005 in der Muster- badeordnung für öffentliche Schwimmbäder fand: „Personen …, bei denen sich z. B. Schuppen … ablösen und ins Wasser übergehen, ist der Zutritt ins Schwimmbad nicht gestattet.“ Auf der Liste der Krankheiten, die zu einer psychischen Belastung führen, steht die Psoriasis auf Platz Drei. Zu den seelischen Belastungen ge- hören vor allem das Gefühl, von der Umwelt ge- mieden zu werden, keinen Partner zu finden, be- ruflich oder schulisch eingeschränkt zu sein, Frei-

Psoriasis – neue Behandlungsstrategien · Psoriasis – neue Behandlungsstrategien Dr. Johannes Wilkens Die Schuppenfl echte (Psoriasis) ist eine relativ weitverbreitetet Hautkrankheit,

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Page 1: Psoriasis – neue Behandlungsstrategien · Psoriasis – neue Behandlungsstrategien Dr. Johannes Wilkens Die Schuppenfl echte (Psoriasis) ist eine relativ weitverbreitetet Hautkrankheit,

4 NATUR UND MEDIZIN 1 / 2015

Psoriasis –

neue BehandlungsstrategienDr. Johannes Wilkens

Die Schuppenfl echte (Psoriasis) ist eine relativ weitverbreitetet Hautkrankheit, die für

Betroff ene oft eine erhebliche seelische Belastung mit sich bringt. Zur Behandlung der

Schuppenfl echte steht eine Vielzahl an Therapieansätzen zur Verfügung. Eine Auswahl an

neuen Behandlungsstrategien möchte ich Ihnen hier vorstellen.

Foto: Peter Pretscher

„Psoriasis hält einen in Atem … Meine Qual ist hauttief … Wir Aussätzigen leben lange und sind ironischerweise in anderer Hinsicht gesund“, so schrieb der amerikanische Schriftsteller und Dich-ter John Updike (1932–2009). Auch die Politiker Winston Churchill und Josef Stalin, Schauspiele-rinnen und Sängerinnen wie Romy Schneider und Zarah Leander litten unter Schuppenfl echte. Die Liste der Berühmtheiten ist lang. Interessanterwei-se waren manche von ihnen davon überzeugt, dass sie es ohne ihre Erkrankung in ihrem Beruf nie so weit gebracht hätten! Vielleicht weil sie gelernt hat-ten, an sich zu glauben und die Probleme zu über-

winden, die sich ihnen im Alltag stellten. Zum Beispiel bei der jahrtausendealten Stigmatisierung, wie sie sich noch bis zum Jahr 2005 in der Muster-badeordnung für öff entliche Schwimmbäder fand: „Personen …, bei denen sich z. B. Schuppen … ablösen und ins Wasser übergehen, ist der Zutritt ins Schwimmbad nicht gestattet.“

Auf der Liste der Krankheiten, die zu einer psychischen Belastung führen, steht die Psoriasis auf Platz Drei. Zu den seelischen Belastungen ge-hören vor allem das Gefühl, von der Umwelt ge-mieden zu werden, keinen Partner zu fi nden, be-rufl ich oder schulisch eingeschränkt zu sein, Frei-

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5NATUR UND MEDIZIN 1 / 2015

Titelthema // Psoriasis – neue Behandlungsstrategien

zeit- und andere soziale Aktivitäten zu meiden, zu Hause lange Behandlungszeiten zu benötigen und nicht zuletzt wegen der vielen Schuppen auf der Kleidung als unrein zu gelten. Man beginnt, sich zu schämen oder fi ndet es peinlich, die Unsicher-heit nimmt zu und das Selbstbewusstsein schwin-det mehr und mehr.

Auch wenn Psoriasis keine direkt lebensbe-drohliche Krankheit ist: Etliche verzweifeln und nicht wenige zerbrechen an dieser Krankheit. Viele Betroff ene leiden unter Schlafstörungen, auch wegen des Juckreizes. Andere haben ihre Ak-tivitäten eingeschränkt. Folgen dieser Belastung können vielfältig sein, z.B. Fettleibigkeit, Alkoho-lismus, Depression. Jeder vierte Patient hat schon einmal an Selbstmord gedacht.

SYMPTOME

Die häufi gste Form der Psoriasis ist die Psoriasis vulgaris, die auch als Schuppenfl echte bezeichnet wird. Kennzeichnend ist der Verlauf in Schüben, es kommt zu einer starken Schuppenbildung. Bevor-zugt betroff en sind Ellbogen, Knie, behaarter Kopf, Handteller und Fußsohlen wie auch Körperfalten.

PSORIASIS ALS WOHLSTANDSERKRANKUNG?

Betrachtet man die Verteilung von Psoriasis heu-te, so fällt auf, dass etwa zwei bis drei Prozent der Weltbevölkerung von Psoriasis betroff en sind, in Nordeuropa und Nordamerika der Prozentsatz

mit 4,8 Prozent jedoch deutlich höher liegt. Män-ner und Frauen triff t die Krankheit gleicherma-ßen. Genetische Faktoren spielen für das Auftre-ten der Psoriasis vor allem bei den frühen Formen eine Rolle, obwohl es sich um keine „Erbkrank-heit“ im engeren Sinne handelt. Die Wahrschein-lichkeit des Auftretens der Erkrankung ist bei Familienmitgliedern 100-mal größer als unter Nichtverwandten.

PSYCHOSOMATIK DER SCHUPPENFLECHTE

Die Schuppenfl echte ist ein typisches Beispiel für eine psychosomatische Abwehrreaktion. Ich denke: Die Haut reagiert immer dann, wenn die Betrof-fenen bei psychosozialen Konfl ikten nicht adäquat auf der psychischen Ebene reagieren können. Pa-tienten, die das Gefühl haben, die Probleme des Lebens selbst anpacken und bewältigen zu kön-nen, entwickeln deutlich später einen neuen Schub ihrer Schuppenfl echte als diejenigen, die sich der Erkrankung hilfl os ausgeliefert fühlen. Zudem tre-ten bei jenen Patienten, die Stress als Einfl ussfaktor wahrnehmen, weniger Rezidive auf als bei denjeni-gen, denen der Stress nicht bewusst ist.

PSORIASIS BESCHLEUNIGT DEN

STOFFWECHSEL – VOR ALLEM IN DER HAUT

Was ist die Ursache der vermehrten Schuppung? Liegt eine Schuppenfl echte vor, dann reifen be-stimmte Hautzellen, die Keratozyten, nicht rich-

Exklusiv nur für Mitglieder von Natur und Medizin

So habe ich mir geholfen Band 4

Praktische Tipps der Mitglieder von Natur und Medizin

Annette Kerckhoff , Michael Elies

In der Rubrik "Leserforum" der Mitgliederzeitschrift von Natur und Medi-zin e.V. berichten unsere Mitglieder über ihre positiven Erfahrungen bei der Selbstbehandlung der unterschiedlichsten Erkrankungen. Der vorliegende Band gibt die interessantesten Zuschriften von 2008–2012 aus dieser Ru-brik wieder. Das Krankheitsspektrum ist weit gefasst: von Augenfl immern

über Fersensporn und Herpes bis zur Neurodermitis sind zahlreiche Beschwerdebilder aufgeführt. Im Anhang werden wenig bekannte Th erapien skizziert und weiterführende Informa tionen gegeben. Die Zuschriften machen Mut, die Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen.

Bestellen Sie diesen Ratgeber für 7,50 EUR zzgl. Versandkosten bei: Natur und Medizin, Am Deimelsberg 36, 45276 Essen, Tel. (0201) 56305 70, Fax (0201) 56305 60 oder im Internet unter: www.kvc-verlag.deBitte behalten Sie für die Bestellung Ihre Mitgliedsnummer bereit!

üb F d H

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15NATUR UND MEDIZIN 3/ 2014

Homöopathie bei… // Stress, Schlafstörungen und innerer Unruhe

Eine homöopathische Behandlung hat das Ziel, die Selbstheilungskräfte des Organismus anzuregen. Ein Standardmittel gegen Schlafstörungen oder Stress gibt es jedoch nicht. Die aufgeführten Mit-tel geben nur eine mögliche Auswahl wieder. Bitte beachten Sie, dass die Behandlung mit homöo-pathischen Arzneien sich nie allein nur nach den Beschwerden richtet. Vielmehr spielen auch Kon-stitution und Persönlichkeit eines Menschen eine große Rolle bei der Wahl des richtigen Mittels. Ob das Homöopathikum passend ist, merken Sie unter anderem daran, dass Sie sich besser und ausgegli-chener fühlen und die Symptome rasch verschwin-den. Falls Sie jedoch keine Verbesserung feststellen oder neue Beschwerden hinzukommen, sollten Sie ein anderes Mittel wählen. Wirkt auch dieses nicht, suchen Sie einen Th erapeuten auf. Bei Zweifeln bei der Mittelsuche lassen Sie sich von einem homöo-pathischen Arzt oder Heilpraktiker beraten.

In stressigen Situationen kann die Homöopathie helfen. Foto: © Jürgen Fälchle - Fotolia.com

Homöopathie bei Stress

Dr. Markus Wiesenauer

Viele von uns kennen das: Die Nerven liegen blank, wir fühlen uns gestresst und genervt,

gehen bei Kleinigkeiten schon an die Decke und können selbst nachts nicht abschalten. Die

Ursache ist zumeist chronischer Stress, der die natürliche Balance zwischen Anspannung

und Entspannung aus dem Gleichgewicht bringt. Hier kann die Homöopathie helfen.

Stress

Leitsymptome Mittel

Schon beim geringsten Anlass gehen Sie in die Luft und können sich lange nicht beruhigen. Chronische Überlastung macht Sie unzufrieden und gereizt.

Nux vomica D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Ihre Grundstimmung ist gereizt; Sie fahren leicht aus der Haut. Die Beschwerden bessern sich bei frischer Luft.

Bryonia D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Sie sind mit Ihren Kräften am Ende, fi nden aber keinen Ausweg. Das stresst Sie zusätzlich. Jedes noch so kleine Problem erscheint Ihnen als große Herausforderung.

Ambra D6, dreimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Ihnen wächst alles über den Kopf. Sie reagieren unfreundlich und unwirsch. Abends wird es noch schlimmer.

Chamomilla D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Sie sind sehr ungeduldig, haben an allem etwas zu bemängeln.

Colocynthis D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Die chronische Überlastung drückt auf Ihre Stimmung. Sie sind lustlos, kapseln sich ab.

Haplopappus D6, dreimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

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16 NATUR UND MEDIZIN 3/ 2014

Homöopathie bei… // Stress, Schlafstörungen und innerer Unruhe

Schlafstörungen

Leitsymptome Mittel

Nächtliche Schlafl osigkeitSie fühlen sich wie „aufgedreht“, 1000 Gedanken kreisen Ihnen im Kopf und lassen sich nicht ab-stellen. Herzklopfen, Schwitzen.

Coff ea arabica D12, abends 5 Globuli, bei nächtlichem Aufwachen evtl. erneut einnehmen.

Unruhe, Angst, nächtliches Aufschrecken mit Herzrasen. Sie haben große Angst und Ihnen bricht der Schweiß aus.

Aconitum napellus D12, abends 5 Globuli, bei nächtlichem Aufwachen evtl. erneut einnehmen.

Vor lauter Nervosität und Erregung können Sie nicht durchschlafen. Sie haben das Bedürfnis, Ih-rem Partner mitten in der Nacht etwas zu erzählen.

Cypripedium D6, abends 5 Globuli, bei nächt-lichem Aufwachen evtl. erneut einnehmen.

Schlafstörungen und innere Unruhe sind bei Ihnen Folge von seelischen Belastungen und Sorgen. Sie haben starke Kopfschmerzen und eine gestörte Ver-dauung (Blähungen, Völlegefühl nach dem Essen).

Passifl ora incarnata D3, abends 5 Globuli, bei nächtlichem Aufwachen evtl. erneut einnehmen.

Innere Unruhe

Leitsymptome Mittel

Sie sind von einer starken inneren Unruhe getrie-ben und fühlen sich innerlich ständig wie auf der Flucht. Im Dunkeln überfallen Sie Panikattacken.

Arsenicum album D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Unruhe und Aufregung vor besonderen Ereignis-sen, Lampenfi eber, Herzjagen und Durchfälle.

Argentum nitricum D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Sie sind angespannt, unruhig und haben Angst vorm Alleinsein. Sie sehen überall „Gespenster“, was Ihre lebhafte Fantasie zusätzlich anregt. Zu-dem sind Sie ausgesprochen schreckhaft.

Phosphorus D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Sie sind bereits im fortgeschrittenen Alter. Oft fühlen Sie sich niedergeschlagen und grübeln alleine vor sich hin. Körperliche Kraft und Ge-dächtnisleistung lassen nach.

Conium D12, zweimal täglich 5 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.

Dr. med. Markus Wiesenauer

Markus Wiesenauer ist Apo-theker und Facharzt für All-gemein medizin mit den Zu-satzbezeichnungen Homöo -pathie, Naturheilverfahren und Um welt medizin. Er ge-hört dem Vorstand der Cars-tens-Stiftung an und hat zahl-reiche Patientenratgeber und Fachbücher verfasst.

Lieraturtipp:

Homöopathie bei Erschöpfung,

Schock und Trauer (Nr. 43)

Dr. Markus Wiesenauer, Annette Kerckhoff

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie sich bei Trauer und Verlust, Erschöpfung, Reizbarkeit und Heimweh, nach Schock-erlebnissen und im Vorfeld „stressiger“ Er-eignisse selbst helfen können. Für 5,50 EUR (Nichtmitglieder 8,50 EUR).

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9NATUR UND MEDIZIN 1 / 2015

Hausmittel // Heilpflanze des Jahres 2015: Die Zwiebel

„Wir wollen mit der Wahl den heilenden Aspekt der Zwiebel wieder mehr hervorheben“, sagt Christina Schäfer, Vorsitzende der Jury. Wohlge-merkt, bei dieser Auszeichnung handelt es sich nicht um die „Arzneipfl anze des Jahres“. Diese wird vom „Studienkreis Entwicklungsgeschich-te der Arzneipfl anzenkunde“ an der Universität Würzburg ausgewählt. (Zur Arzneipfl anze 2015 lesen Sie auch den KoKo in dieser Ausgabe.)

Die Weihen der Würzburger hat die Zwiebel zwar nicht, desto mehr freut die Anerkennung durch die Jury des NHV Th eophrastus. Recht haben die Juroren, denn die Zwiebel ist wohl auf der ganzen Welt die verbreitetste Heilpfl anze, die sich in der Speisekammer fi ndet. Das zeigt ein Blick in das Handbuch Volksmedizin: In Griechenland wird ein Breiumschlag aus rohen Zwiebeln bei Insektenstichen aufgelegt, in Por-tugal Tee aus Zwiebelschalen bei Heiserkeit ge-trunken. In Polen werden Zwiebeln gegen Blut-hochdruck gegessen, in Indien Zwiebeln gegen Amöben eingenommen. Das sind nur einige Beispiele, die demonstrieren, wie verbreitet die Zwiebel ist. Zwiebeln gehören zu den ältesten Kulturpfl anzen der Menschheit, sie wurden be-reits vor 5000 Jahren in China kultiviert und erwähnt. Bekannt ist, dass die Arbeiter beim

Bau der Pyramiden feste Rationen an Zwiebeln und Knoblauch erhielten, die sie vor Infekti-onen schützen und die Abwehr stärken sollten. Botanisch gehört die Zwiebel, die vermutlich aus Sibirien oder der Mongolei stammt, zu den Laucharten, die mittlerweile den Amaryllisge-wächsen zugeordnet werden, früher den Lilien-gewächsen. Nahe Verwandte sind Knoblauch, Bärlauch, Schnittlauch, Schalotten, Frühlings-zwiebel und der Porree.

DAS KLEINE GEHEIMNIS DER ZWIEBEL

Das Auff ällige an Zwiebeln ist: Liegen sie im Ge-müseregal, sind sie geruchlos. Das kommt daher, dass sich in der Zwiebel eine zunächst geruchlose, schwefelhaltige Verbindung befi ndet (verwandt mit dem Alliin im Knoblauch), die erst durch eine enzymatische Reaktion in einen geruchsin-tensiven Stoff umgewandelt wird. Diese enzyma-tische Reaktion erfolgt erst, wenn die Zellwände der Zwiebel zerstört werden, zum Beispiel durch das Zerschneiden. Ein genialer Schachzug der Pfl anze, um Fraßfeinde abzuwehren. Der bei der Zwiebel zu Tränen reizende Stoff Propanthial-sulfoxid entsteht ebenfalls aus einer solchen che-mischen Reaktion.

Heilpflanze des Jahres 2015: Die Zwiebel

Dr. Annette Kerckhoff

Jedes Jahr kürt eine Jury im Auft rag des Vereins zur Förderung der naturgemäßen Heilwei-

se nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim (kurz: NHV Theophrastus), die Heil-

pfl anze des Jahres. Im Jahr 2014 war das der Anis, und nun, im neuen Jahr, die Zwiebel.

Welch eine Ehre!

Exklusiv nur für Mitglieder von Natur und Medizin

Die Zwiebel Bolle erzählt

Annette Kerckhoff Ein Geschichten-, Bastel und Malbuch über die Heilkraft der Pfl anzen.Die jungen Leser gehen mit der Zwiebel Bolle auf Entdeckungsreise und erfahren spielerisch, was man mit unseren heimischen Heilpfl anzen alles machen kann. Ein (Vorlese)-Buch, an dem Jung und Alt Spaß haben!

Bestellen Sie diesen Ratgeber für 5,50 EUR zzgl. Versandkosten bei: Natur und Medizin, Am Deimelsberg 36, 45276 Essen, Tel. (0201) 56305 70, Fax (0201) 56305 60 oder im Internet unter: www.kvc-verlag.deBitte behalten Sie für die Bestellung Ihre Mitgliedsnummer bereit!

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10 NATUR UND MEDIZIN 1 / 2015

Hausmittel // Heilpflanze des Jahres 2015: Die Zwiebel

WIRKUNG UND ANWENDUNG

Zwiebeln wirken entzündungsmindernd und an-tibakteriell, blutfett- und blutdrucksenkend, anti-asthmatisch, antiarteriosklerotisch. Der regelmä-ßige Genuss von Zwiebeln wirkt sich positiv auf den Blutdruck und das Blutbild aus.

Neben dieser innerlichen Einnahme spielte die Zwiebel in der Volksmedizin als Mittel für äußer-liche Aufl agen eine große Rolle, beispielsweise bei Insektenstichen oder als Aufl age bei Infektionen (z. B. Mittelohrentzündung), außerdem zur Be-handlung von Husten. Wissenschaftlich aner-kannt ist der Einsatz von Zwiebeln bei Appetitlo-sigkeit und zur Vorbeugung von altersbedingten Gefäßerkrankungen.

INTERESSANTES AUS DER WISSENSCHAFT

In der amerikanischen Datenbank PubMed fi nden sich 4885 Einträge und immerhin noch 86 kli-nische Studien zur Zwiebel, „klinisch“ bedeutet, dass die Studien mit Menschen durchgeführt wur-den. Diese untersuchen die unterschiedlichsten Beschwerdebilder, von denen manche hier bereits angesprochen wurden. Weniger bekannt ist jedoch ein Anwendungsgebiet, das nichts mit Herz, Kreis-lauf oder Gefäßen zu tun hat: 16 dieser Studien fi nden sich zur Anwendung von einem zwiebelex-trakthaltigen Gel bei übermäßiger Narbenbildung – und zwar bei Narben nach Kaiserschnitt, Ver-brennungen, Operationen oder Laserentfernung von Tattoos. Dieses geprüfte Gel (Contractubex®) enthält Zwiebelextrakt, Heparin und Allantoin. Es wird in den Leitlinien zur Behandlung von patho-logischen Narben (hypertrophe Narben und Kelo-ide) von 2012 genannt. Hypertrophe Narben sind Narben, die wuchern, Keloide sind Narbenwülste. Darüber hinaus wird das Präparat empfohlen zur Unterstützung des Heilungsprozesses bei Narben.

Es ist naheliegend zu fragen, ob die Zwiebel auch volksmedizinisch bei dieser Indikation eingesetzt werden kann – ohne auf ein pharmazeutisches Prä-parat zurückzugreifen. In der volksmedizinischen Literatur konnten derartige Empfehlungen nicht gefunden werden, im Internet jedoch kursieren Rezepte, in denen Zwiebeln zur Behandlung von Narben weiterverarbeitet werden. So gibt es hier die Empfehlung, Keloide mit Zwiebelsaft zu be-tupfen. An anderer Stelle fi ndet man den Hinweis, bei Akne-Narben eine Zwiebelmaske aufzutragen. Dafür wird eine mittelgroße Zwiebel geschält und

im Mixer püriert, dann mit einem warmen Brei aus drei Esslöff el Haferfl ocken, die mit kochendem Wasser verrührt und fünf Minuten eingeweicht wurden, vermischt. Die Mischung, die auch noch mit etwas Honig angereichert werden kann, wird für fünf Minuten aufgetragen. Die Empfehlung hört sich zwar plausibel an, in jedem Fall muss jedoch geprüft werden, ob die reizenden Schwe-felstoff e nicht zu scharf sind. Bei Kindern sind der-artige Anwendungen nicht anzuwenden, ebenso nicht bei geschädigter Haut.

HOMÖOPATHIE

Dass das aus der Zwiebel hergestellte homöopathi-sche Arzneimittel Allium cepa bei Fließschnupfen eingesetzt wird, ist landläufi g bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass die Zwiebel in homöopa-thischer Aufbereitung ein Anwendungsgebiet hat, das mit Verletzungen zu tun hat. So wird Allium cepa auch bei Phantomschmerzen und Neuralgien nach einer Amputation immer wieder in der Lite-ratur als bewährt erwähnt. Interessant ist in die-sem Zusammenhang, dass Maria Treben in ihrer „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ zur Be-handlung von Phantomschmerzen eine Zwiebeles-senz empfi ehlt. Dafür werden Zwiebeln in Ringe geschnitten und in eine Flasche gefüllt (bis zum Hals). Mit 38 bis 40 prozentigem Kornbrannt-wein übergießen. Zuschrauben, an einer warmen Stelle zehn Tage stehen lassen, abseihen und wie-der in Flaschen füllen. Treben rät, die Amputa-tionsstümpfe mit dieser Lösung einzustreichen.

So hat die einfache Küchenzwiebel, die wir als Hausmittel vor allem vom Zwiebelhustensaft oder dem bekannten Ohrenwickel oder Zwiebel-säckchen kennen, noch ganz andere Seiten.

Die Zwiebel kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Foto: © Printemps - Fotolia.com

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Achtsamkeit und

Innehalten

„Mögen aus jedem Samen, den du säst,

wunderschöne Blumen werden,

auf das sich die Farben der Blüten

in deinen Augen spiegeln und

sie dir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.“

Irischer Segenswunsch

Foto: © Friday - Fotolia.com

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20 NATUR UND MEDIZIN 1 / 2015

Neuerscheinung // Die Heilkraft der Gewürze

Gewürze aromatisieren unsere Speisen und er-freuen das Auge, fördern dazu die Verdauung und machen das Essen bekömmlich. Gewürze haben auch gesundheitsfördernde oder therapeutische Wirkungen, ihre Verwendung beugt Krankheiten vor. Und selbst im Krankheitsfall werden Gewür-ze, die ja vielfach Heilpfl anzen sind, eingesetzt – manchmal ganz anders, als man dies von der Kü-che her vermuten würde. So fi ndet sich in einem gut sortierten Gewürzregal eine echte Hausapo-theke, die bereits zur Vorbeugung genutzt werden kann: Einige Samen Kümmel, Anis, Fenchel und Koriander nach dem Essen gekaut verbessern die Verdauung und sorgen für einen angenehmen Geschmack, dem Kaff ee kann etwas Kardamom zur besseren Bekömmlichkeit beigefügt werden.

Im Krankheitsfall werden Gewürze gerne als Heilmittel genutzt. Die einfachste Anwendungs-form ist dabei, Gewürze in Wasser als Tee einzuneh-men, aber auch Öl, Essig, Salz, Schnaps, Milch oder Honig sind „Darreichungsformen“, die in der Volks-medizin gang und gäbe waren. Einige Gewürze in Milch gekocht, fertig ist ein innerlich wärmendes und nährendes Getränk. Aus Zwiebel und Meerret-tich lässt sich mit Zucker oder Honig auf die Schnel-le ein Hustensaft herstellen. Pfeff er und Knoblauch, gequetscht und mit Wasser aufgegossen, sind ein Er-kältungstrunk für den Notfall, wenn nichts anderes im Haus ist und Viren und Bakterien der Garaus be-reitet werden soll. So hilfreich viele Gewürze gegen

Erkältungen und Infekte sind, so gut tun sie auch Magen und Darm. Die Empfehlung, bei Verdau-ungsbeschwerden Reis in viel Wasser zu kochen und mit Curry und Salz zu würzen, stammt noch von Frau Dr. Carstens.

Der Ratgeber von Dr. Annette Kerckhoff und Dr. Dorothee Schimpf erscheint nun in überarbei-teter und mit vielen neuen Rezepten erweiterter Form. Er bietet einen Einblick in die spannende Geschichte der Gewürze, informiert über die Praxis der Gewürzküche und stellt die 30 wichtigsten Ge-würze, ihre Verwendung in der Küche, aber auch aktuelle Studien über ihren medizinischen Einsatz vor. Vor allem aber bietet der Ratgeber zahlreiche einfache Rezepte zur Vorbeugung und für den Krankheitsfall, die verdeutlichen, wie vielseitig man bekannte Gewürze als Heilmittel nutzen kann.

Die Heilkraft der Gewürze

Dr. Annette Kerckhoff

Eine Welt ohne Gewürze kann man sich kaum vorstellen. Die einheimischen Kräuter wie

Petersilie, Fenchel, Kümmel oder Dill gehören zu unserer Küche ebenso wie die Kräuter

Rosmarin, Thymian und Majoran aus dem Mittelmeerraum oder die Gewürze ferner Län-

der wie Ingwer, Gelbwurz und Chili.

Die Heilkraft der Gewürze

Annette Kerckhoff , Dorothee Schimpf

Bestellen Sie die diesen Ratgeber für 12,90 EUR zzgl. Versandkosten bei der Geschäftsstelle von Natur und Medizin e.V., Am Deimelsberg 36, 45276 Essen, Tel. (0201) 56305 70, Fax (0201) 56305 60 oder direkt im Internet unter: www.kvc-verlag.de.

Kurkuma (oder auch Gelbwurz) ist eine der bedeutendsten Heilpfl anzen.Foto: Peter Pretscher