Psycho Diag No Stik

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    Psychodiagnostik

    &Persnlichkeitspsychologie

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    Psychodiagnostik & Persnlichkeitspsychologie

    Psychodiaknostik dient z.B. der Beurteilung von Strafttern. Einschlgige sind:

    20 StGB: Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Strung, we-

    gen einer tiefgreifenden Bewutseinsstrung oder wegen Schwachsinns oder einer anderen seelischen Abar-

    tigkeit unfhig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

    21 StGB: Ist die Fhigkeit des Tters, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln,

    aus einem der in 20 bezeichneten Grnde bei Begehung der Tat erheblich vermindert, so kann die Strafe nach

    49 Abs.1 gemildert werden.

    In diesem Fall kann es nach 49 StGB, Abs. 1 zu einer Milderung kommen:

    49 StGB, Abs.(1): Ist eine Milderung nach dieser Vorschrift vorgeschrieben oder zugelassen, so gilt fr die Mil-

    derung folgendes:

    1. An die Stelle von lebenslanger Freiheitsstrafe tritt Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren.

    2. Bei zeitiger Freiheitsstrafe darf hchstens auf des angedrohten Hchstmaes erkannt werden. Bei Geld-

    strafe gilt dasselbe fr die Hchstzahl der Tagesstze.3. Das erhhte Mindestma einer Freiheitsstrafe ermigt sich im Falle eines Mindestmaes von 10 oder 5 Jah-

    ren auf 2 Jahre; im Fall eines Mindestmaes von 3 oder 2 auf 6 Monate; im Fall eines Mindestmaes von einem

    Jahr auf drei Monate; im brigen auf das gesetzliche Mindestma

    Im Falle einer Anwendung der 20, 21 StGB droht, und das wissen viele der Untersuchten nicht, allerdings auch diezwangsweise Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Diese kann unter Umstnden betrchtlich lnger dauernals die Gefngnisstrafe:

    63 StGB: Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Hat jemand eine rechtswidrige Tat im Zu-stand der Schuldunfhigkeit (20) oder der verminderten Schuldfhigkeit (21) begangen, so ordnet das Ge-

    richt die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, wenn die Gesamtwrdigung des Tters und

    seiner Tat ergibt, da von ihm infolge seines Zustandes erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind und er

    deshalb fr die Allgemeinheit gefhrlich ist.

    Der 20 kme demnach also zur Geltung, wenneine krankhaft seelische Strung,eine tiefgreifende Bewutseinsstrung,Schwachsinnoder eine andere schwere seelische Abartigkeit

    vorliegt, durch die der Tter nicht in der Lage ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu han-deln.

    Der psychologische Sachverstndige bentigt eine objektive Grundlage zur Beurteilung der Normalitt des Strafflli-gen. Diese objektive Grundlage bieten z..B. Persnlichkeitstests. Allerdings knnen Tests immer nur ein Baustein imPuzzle der Psychodiagnostik sein. Wichtig sind also:

    1. Anamnese, Vorgeschichte, Aktenstudium2. Verhaltensbeobachtung3. frei Exploration4. Testpsychologische Untersuchung

    Viele Variablen in der Natur sind normalverteilt (Gausche Glockenkurve), z.B. die Gre der Studenten in dieser

    Vorlesung:Die meisten Menschen liegen im Mittelbereich. Das ist auch bei Persnlichkeitseigenschaften wie z.B. Intelligenzso.Psycho-Test nutzen dies. Nach einer Eichstichrobe an einer groen Zahl von Menschen wird festgelegt, welches Er-gebnis in einem psychologischen Test noch als normal gilt und welches nicht.

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    .Als normal bezeichnet man den Bereich um den der MIttelwert plus/minus einer Standardabweichung. Die Stan-dardabweichung ist das mittlere Ma der Abweichung vom Mittelwert. Bei der Normalverteilung umfasst es die mitt-leren 68%.Hierzu gibt es verschiedene Standard-Testwerte, die man kennen sollte:

    Standardabweichung -3s -2s -1s Mittel +1s +2s +3s

    z-Werte - 3,0 - 2,0 - 1,0 0 + 1,0 + 2,0 + 3,0

    Prozent je Abschnitt 0,13% 2,14% 13,59% 68,26% 13,59% 2,14% 0,13%

    Prozentrang 0,1% 2 % 16 % 50 % 84 % 98 % 99,9 %Stanine 1 3 5 7 9

    C-Wert 0 1 3 5 7 9 11

    T-Wert 20 30 40 50 60 70 80

    IQ 55 70 85 100 115 130 145

    Z-Werte 70 80 90 100 110 120 130

    HAWIE-R Testbogen

    Beispiel Hamburg-Wechsler Intelligenztest. Der Mittelwert betrgt 10 Wertpunkte, die Standardabweichung ist 3.

    Normal ist aber der Bereich von 7 bis 13. Die meisten Werte liegen in diesem Durchschnittsereich.

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    Psychodiagnostik sollte natrlich kein Selbstzweck sein. Aus der Aktenlage werden Hypothesen gebildet hinsichtlicheiner mglichen Strung, die dann mit psychologischen Tests berprft werden. Lsst sich eine Diagnose stellen,dann sollte daraus aber auch eine Therapie-Manahme abgeleitet werden. Ob diese Manahme gewirkt hat, mussdann spter testpsychologisch geprgt werden:

    VerhaltensbeobachtungAnamnese, Exploration

    Tests

    Hypothesen

    Diagnose

    Manahme, Therapie

    Charaktertypen nach Galenus (129-199 n.Chr.)

    Was ist Persnlichkeit?

    Menschen unterscheiden sich nicht nur uerlich, sondern auch in ihrem Verhalten. Der eine ist eher still, der ande-re steht gerne im Mittelpunkt. Schon Galenos hat vor knapp 2.000 Jahren versucht, Menschen nach ihrem Charak-ter zu klassizieren:Galenos unterschied schon im 2. Jahrhundert nach Christus vier Persnlichkeitstypen:Sanguinker (heiter, aktiv); Choleriker (reizbar, unausgeglichen); Phlegmatiker (bedchtig, behbig); Melancholiker(verzagt, schwermtig)Sanguiniker(heiter,aktiv),Choleriker(reizbar,unausgeglichen),

    Die Typen hatten kategorialen Charakter, Mischungen waren nicht zugelassen.

    Im Mittelalter nahm man an, dass die vier Persnlichkeitstypen durch bestimmte dominierende Krpersfte (Blut, gel-be Galle, Schleim, schwarze Galle) bestimmt sein wrden.

    Im Mittelalter kam auch die Idee auf, dass Menschen, die hnlichkeiten mit Tieren haben, auch deren Chraktereigen-schaften besitzen. Z.B. der Schafsmensch nach Porta.

    Diese Charakterkunde setzte sich bis ins 20. Jahrhundert hinein fort. Man versuchte aus der Ausprgung vor allemdes Gesichts auf Persnlichkeitseigenschaften zu schlieen, z.B. ein vorstehendes Kinn soll zeigen, dass jemand en-ergisch und durchsetzungsfhig ist; das zurckweichende Kinn dagegen zeigt das Weichei.

    Einteilung der Persnlichkeitsmodelle

    Typologien Psychodynamische Modelle

    Faktorenanalyt ische Modelle

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    Typologien

    Typologie nach Kretschmer, deutscher Nervenarzt, beobachtete Zusammen-hnge zwischen Krperbau, Charakter und Neigung zu bestimmten psychiatri-schen Erkrankungen (Krperbau und Charakter, 1921):

    A) Leptosomer Typus (schmalaufgeschossen, mager): emotional khl, zu-rckhaltend, ungesellig, introvertiert. Neigung zur Schizophrenie.

    B) Athletischer Typus(krftig-derber Wuchs, betontes Muskelrelief): schwer-fllig, phlegmatisch, explosibel, zuverlssig. Neigung zur Epilepsie.

    C) Pyknischer Typus (gedrungene, runde Figur; weiches, breites Gesichtauf kurzem massigen Hals; fleischig-stumpfe Nase): gesellig, gemtvoll, prak-tisch-veranlagt, extravertiert. Neigung zur Zyklothymie (Affektive oder ma-nisch-depressive Psychose).

    D) Dysplastischer Typus: Mischtyp mit Negativmerkmalen, der sich nichteindeutig zuordnen lt.

    S. Freud unterschied Persnlichkeitstypen nach dem Zeitpunkt der Fixierung ineiner der Phasen der psychosexuellen Entwicklung:

    psychosexuelleEntwicklungs-

    Phase

    PersnlichkeitsTyp

    Merkmale Krankheit

    orale Phase oraler Charakter passiv-abhngigSchizophrenie,

    endogene

    Depression

    anale Phase analer Charakterreinlich,

    pedantisch, geizig,eigensinnig

    Zwangsstrung

    phallische PhasephallischerCharakter

    aggressiv,verwegen,

    entschlossenPhobie, Hysterie

    C. G. Jung unterschied vier Typen seelischer Grundfunktionen: Denken,Empnden, Fhlen und Intuieren. Die Richtung dieser Typen wird von den Ein-stellungstypen bestimmt. Diese Versionstypen geben je zwei unterschiedliche

    Richtungen pro Typ an, abhngig davon, ob die Person extravertiert oder intro-vertiert ist. Der Extravertiertezeigt ein entgegenkommendes, offenes Wesen. Erknpft leicht neue Beziehungen. Der Introvertiertezeigt ein zgerndes, reexi-ves, zurckgezogenes Wesen, das leicht in die Defensive abgedrngt wird.

    Funktionstyp extravertiert introvertiert

    Denktypusorientiert sich an

    objektiven Tatsachenorientiert sich ansubjektiven Ideen

    Empndungstypus naiver Realismusahnungsreich,bedeutungsvoll

    Fhltypusan Normen angepat,

    vernnftigsubjektbezogen, indirekte

    Anpassung

    Intuitiver Typus Treue zur Anschauung Phantast, Trumer

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    Der deutsche Psychiater K. Schneiderteilte Menschen 1934 nach psy-chopathologischen Begriffen ein. Er unterschied:

    1. Hyperthymiker: betriebsam, gesellig, wortgewandt, praktisch, mitwenig Tiefgang und Verllichkeit.

    2. Depressive: mrrische Pessimisten mit der Neigung zu hypochon-drischer Selbstbeobachtung.

    3. Selbstunsichere: komplizierte Naturen, die mit ihren Erlebnissennicht fertig werden und zu Zwangskrankheiten neigen.

    4. Fanatiker: Querulanten, Sektierer, Weltbeglcker.5. Geltungsbedrftige: Aufschneider, Scheinheilige, Lgner.6. Stimmungslabile: launenhafte Menschen mit periodischen Stim-

    mungsschwankungen, Drang zur Vernderung, Hang zur Sucht.7. Explosible: reizbare Naturen mit Neigung zu impulsiven Gewaltta-

    ten und jhen Kurzzschlureaktionen.8. Gemtlose: ungehinderte Brutalitt ohne Mitleid, Scham oder Ehr-

    gefhl.9. Willenlose: schwunglose Ja-Sager, ohne Halt, leicht verfhrbar.10. Asthenische: Menschen mit geringer krperlicher und charakter-

    licher Belastbarkeit.

    Psychodynamische Modelle

    Topographisches Modell:

    Das Bewusste Das Vorbewusste Das Unbewusste (Sigmund Freud)

    Instanzenmodell:

    Das ber-Ich Das Ich Das Es (Sigmund Freud)

    Faktorenanalytische Modelle

    Da die meisten Personen eher Mischtypen sind, ist eine eindeutige Zuordnung zu den Kategorien dieser Typologienin der Regel kaum mglich. Die Persnlichkeitstypologien wurden inzwischen durch statistisch-faktorenanalytisch be-grndete mehrdimensionale Persnlichkeitsmodelle abgelst und spielen heute nur noch eine historische Rolle.

    Moderne Persnlichkeitsmodelle gehen nicht mehr von einem solchen Schubladen-Denken aus. Diese Modelle neh-men an, dass Persnlichkeit sich ja in irgendeiner Form in Verhalten niederschlagen muss. Verhalten knnen wir er-

    fragen oder messen. Aus hnlichen Verhaltensweisen schliet man dann auf die Existenz und den Ausprgungsgradvon Persnlichkeitseigenschaften, z.B.:

    Verhaltensebene Faktorenebene geht gerne aus ld oft Leute zu sich ein fhlt sich selbstsicher ja = Extraversion kann sich durchsetzen nein = Introversion regt sich nur wenig auf ist eher sorglos

    ist leicht verletzlich

    macht sich zu viele Sorgen ja = emotionale Labilitt neigt zu Tagtrumerei nein = emotionale Labilitt hat oft alles grndlich satt glaubt, alles falsch zu machen

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    Bei der Beantwortung solcher Fragen korrelieren die Antworten der befragten Person oft miteinander. Fasst man Be-reiche, die miteinander korrelieren, zusammen, so lassen sich daraus Persnlichkeitsfaktoren berechnen. Das ma-thematische Verfahren hierfr ist die Faktorenanalyse. Die Modelle heien daher auch faktorenanalytische Persn-lichkeitsmodelle

    Solche Faktoren spannen einen mehrdimensionalen Raum auf, in dem die Person sich in der Ausprgung ihrer Ei-genschaften als Punkt reprsentieren lsst.

    Eysenckentwickelte eine der bekanntesten Theorien. Er reduzierte Persnlichkeit auf vier Hauptdimensionen:

    1. Extraversion - Introversion: Extravertierte verhalten sich gesellig und kontaktbereit, sie bentigen einhohes Ma an uerer Stimulation um auf ein als angenehm empfundenes Erregungsniveau zu kom-men. Introvertierte dagegen scheinen eine sehr viel niedrigere Grenze zu haben, was den bergangdes Erregungsniveaus in unangenehme Bereiche betrifft. Sie verhalten sich daher schchterner, zu-rckgezogener, meiden Stimulation und sind kontaktrmer.

    2. Stabilitt - Labilitt (= Neurotizismus): dies ist die Tendenz, in belastenden Situationen neurotischeVerhaltensweisen wie Reizbarkeit, Launenhaftigkeit usw. zu zeigen.

    3. Realismus - Psychotizismus: differenziert normales von schizophrenem und manisch-depressivemVerhalten

    4. Intelligenz

    Im Gegensatz zum Schubladendenken der Persnlichkeitstypologien kann eine Person in diesen Modellen eine Aus-prgung irgendwo auf der Achse einer Persnlichkeitseigenschaft haben (z.B. Intro- / Extraversion)

    Cattellentwickelte die erste statistische Persnlichkeitstheorie. Seiner Ansicht nach spielen Person, Situation undZeit eine Rolle. Mit der P-Technik untersucht man an einem Probanden viele Merkmale zu verschiedenen Zeitpunk-ten. Mit der R-Technik werden viele Menschen bezglich mehrerer Merkmale in einer bestimmten Situation unter-sucht und mit der Q-Technik untersucht man viele Menschen bezglich eines Merkmals zu verschiedenen Zeitpunk-ten. Cattell entwickelte den 16 PF-Testmit folgenden unabhngigen Persnlichkeitsdimensionen:

    1. Intelligenz 9. Umgnglichkeit

    2. Gewissenhaftigkeit 10. Draufgngerhaft igkeit3. Nchternheit 11. Kontaktbereitschaft4. Selbstvertrauen 12. Begeisterungsfhigkeit5. Selbstsicherheit 13. Selbstgengsamkeit6. Selbstachtung 14. Selbstbehauptung7. Selbstbeherrschung 15. Offenheit8. Entspanntheit 16. Beharrlichkeit.

    Guilford (1967) entwickelte ein faktorenanalytisches Modell der Intelligenz aus einer dreidimensionalen Matrix von5*6*4 = 120 Faktoren:

    Operationsformen Produkte InhalteKognition Einheiten figuralMerkfhigkeit Klassen symbolischdivergentes Denken Beziehungen semantischkonvergentes Denken Systeme VerhaltenBewertung Transformationen Implikationen

    Situationismus

    Obwohl diese faktorenanalytischen Persnlichkeitsmodelle heute noch Grundlage vieler Tests sind, gelten sie alsberholt. Gutjahr denierte Persnlichkeit als: V = f(P,U)Verhalten als Funktion von Persnlichkeit und Umwelt. Dies impliziert, dass man Verhalten niemals als einzig abhn-gig von der Persnlichkeit, sonder auch als von der Umwelt abhngig betrachten muss.

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    Das Multixaiale Klassikationsschemanach dem DMS-III-R (Diagnostisches und statistisches Manual psychischerStrungen) versucht, auch diese Seite zu bercksichtigen.Es trennt:

    Ia. Psychiatrische Achse psychisch auffllig psychisch stabilIb. Somatische Achse krperlich krank krperlich gesundII. Soziale Behinderung behindert intaktIII. Faktoren der sozialem Umwelt und der individuellen Lebensbewltigung wird stigmatisiert wird integriert dekompensiert kompensiert Strungen

    So knnen psychisch Kranke durchaus integriert und lebensfhig sein.

    Was macht einen guten Test aus?

    Testgtekriterien Objektivitt

    Reliabilitt (Zuverlssigkeit) Validitt (Gltigkeit) Eichstichprobe und Normierung

    Objektivitt

    1. Objektivitt bedeutet, dass ein Testergebnis abhngig von den Testleistungen ist und nicht abhngig vom jeweili-gen Versuchsleiter, der den Test mit einem Probanden durchfhrt. Man unterscheidet:

    Durchfhrungsobjektivitt:Die Durchfhrung des Tests sollte standardisiert ablaufen, ohne irgendwel-che Hilfen oder berflssige Bemerkungen des Testleiters.

    Auswertungsobjektivitt:Die Auswertung sollte mglichst standardisiert erfolgen, z.B. Auszhlung von

    Antworthufigkeiten mit einer Schablone und mglichst wenig dem subjektiven Gutdnken des Testlei-ters berlassen bleiben.Interpretationsobjektivitt:Der Test sollte zu vorher festgelegten Klassifizierungen kommen, mglichst

    mit abgestufter Merkmalsausprgung, z.B. Der Proband erreichte einen Prozentrang von 80 auf derSkala Depressivitt, statt: Die Antworten des Patienten tendieren in Richtung eines eher depressiv ge-stimmtes Selbstbildes. Bei der Diagnosestellung psychiatrischer Krankheiten kommt man allerdingshufig ohne subjektive Gewichtungen nicht aus.

    Reliabilitt

    2. Reliabilitt ist die Zuverlssigkeit eines Testverfahrens. Die Wiederholung des Meverfahrens soll (zumindest beistabilen Merkmalen!) gleiche Ergebnisse bringen. Je hher die Reliabilitt, desto unabhngiger ist der Test von Zu-fallsschwankungen und Umweltbedingungen. Hohe Reliabilitt ist damit auch abhngig von guter Objektivitt. Die

    Reliabilitt wird mit unterschiedlichen korrelationsstatistischen Metechniken erfat:Retest-Reliabilittskoeffizient:Eine wiederholte Messung an der gleichen Personengruppe sollte im

    gnstigsten Fall identische Ergebnisse bringen.Testhalbierungs-Reliabilitt (split-half): Der Test wird (meist randomisiert, wenn gengend Items

    vorhanden sind) in zwei Halbformen aufgeteilt und an derselben Stichprobe durchgefhrt. Die Ergebnis-se der Hlften sollten hoch korrelieren.

    Paralleltest-Reliabilitt:Es werden eine oder mehrere gleich schwierige Paralleltestformen (Form A,Form B, ...) entwickelt.

    Konsistenzkoeffizient: Jedes einzelne Item wird als kleiner Einzeltest gesehen und die Korrelationzwischen den Items wird berechnet.

    Validitt

    3. Validitt ist die Gltigkeit eines Testverfahrens. Misst der Test wirklich das, was er zu messen vorgibt? Mglicher-weise misst ein Intelligenztest mit Speed-Aufgaben (unter zeitl. Beschrnkung) nur die Belastbarkeit des Probanden,nicht aber sein Denkvermgen. Man unterscheidet verschiedene Arten der Validitt:

    Vorhersagevaliditt:Lassen sich mit dem Testergebnis (IQ 130) Vorhersagen machen (Proband schafftdas Abitur), die dann auch eintreffen?

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    bereinstimmungsvaliditt:Stimmt das Ergebnis des Intelligenztests mit einem Auenkriterien ber-ein (Lehrerurteil: Ein selten dmlicher Schler)?

    Inhaltliche Validitt (Logische Gltigkeit):Ist aus der Art der Aufgaben direkt ersichtlich, was gemes-sen werden soll? Zum Beispiel bei einem Test, der Englischkenntnisse prfen soll, ist die Vorgabe vonenglischen Vokabeln/Texten inhaltlich valide, dasselbe wre bei Rechenaufgaben fr einen Mathema-tiktest der Fall.

    Konstruktvaliditt:Gibt es ein zugrunde liegendes Konstrukt (Theorie) darber, aus welchen FaktorenIntelligenz besteht? Der Test mu sich dann an diesen Faktoren orientieren und spezifische Aufgabenzu den einzelnen Intelligenzbereichen enthalten.

    Diese Testgtekriterien bedingen einander in aufsteigender Folge. Ein Test, der nicht objektiv durchgefhrt oder aus-gewertet werden kann, wird auch eine miserable Retest-Reliabilitt haben. Ein Test mit geringer Zuverlssigkeit kannentsprechend keine eindeutigen Vorhersagen machen, da die Testergebnisse bei Wiederholungsmessungen stndiganders ausfallen, er ist also nicht valide. Der Umkehrungsschlu ist natrlich nicht mglich: Objektivitt und Reliabili-tt sind Voraussetzungen fr die Validitt. Ein objektiver Test mu aber nicht valide sein; ein wenig valider Test kanndennoch objektiv sein. Also: ObjektivittReliabilitt Validitt

    Arten psychologischer Tests

    Projektive Testverfahren

    Beispiele: Rorschach-Psychodiagnostikum, Termatischer Apperzeptionstest (TAT), Baumtest nach Koch, Schwarz-

    futest, Familie-in-Tieren, Picture-Frustration-Test u.a.

    Fragebogen

    z.B. Freiburger Persnlichkeitsinventar (FPI), Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI), Gieen-Test, 16-PF u.v.a.m.

    Leistungstests

    Allgemeiner Bro-Arbeitstest, Auditiv Verbaler Lerntest, Diagnosticum fr Cerebralschden, Zahlenverbindungs-test (ZVT), Mini-Mental-Status-Test etc. Zu den Leistungstests gehren auch Intelligenztests wie z.B. der Hamburg-Wechsler Test (HAWIE), Leistungs-Prfsystem (LPS), Raven Progressive Matrices usw.

    Psychologische Tests dienen auch der Intelligenz-Diagnostik. Der sog. Klassische Intelligenzquotient wurde frher

    berechnet aus: Intelligenzalter Intelligenzquotient = -------------------- * 100 Lebensalter

    Heute gilt der Abweichungs-IQ, der anhand der Normstichprobe zeigt, wie gro die Abweichung der UntersuchtenPerson von dem Mittelwert der Altersgruppe ist.

    Intelligenztheorien:

    Verschiedene Wissenschaftler entwickelten in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Modellvorstellungen berdieses offenkundig mehrfaktorielle Persnlichkeitsmerkmal.

    Spearmans Zweifaktorentheorie (1927):a) Generalfaktor der Intelligenz (g-Faktor)b) Spezifische Faktoren (s-Faktoren)

    Cattell unterschied:a) Flssige Intelligenz (fluid intelligence, logisches Denkvermgen)b) Verfestigte Intelligenz (crystallized intelligence, bildungsabhngig)

    Thurstones 7-Faktoren-Theorie (1938): Ein faktorenanalytisch berechnetes Modell der Intelligenzdimensionen:

    a) Wortverstndnis

    b) Wortflssigkeitc) Rechenfertigkeitd) Schlufolgerndes Denken (reasoning)e) Auffassungsgeschwindigkeitf) Rumliches Vorstellungsvermgeng) Merkfhigkeit