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Psychologie Heute 09/2011 Leseprobe

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Leserprobe der Ausgabe 09/2011

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PSYCHOLOGIE HEUTE September 2011

Nehmen Sie mehrRücksicht – auf sich selbst!Behandeln Sie sich selbst so, wie Sie Ihrebesten Freunde behandeln? Sind Sie mitsich geduldig, nachsichtig und mitfüh-lend? Ein neuer Bereich innerhalb derPsychologie erforscht, welche RolleSelbstmitgefühl für die seelische Gesund-heit spielt. Interessanterweise gehengerade jene Menschen besonders kritischmit sich um, die anderen viel Zuwendungund Unterstützung geben. Dabei istNachsicht mit sich selbst der erste Schrittzu besserer Gesundheit: Menschen, die Selbstmitgefühl kennen, leiden seltenunter Depressionen oder Ängsten und sehen optimistisch in die Zukunft.

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4 In diesem Heft

Titelthema

! Ursula Nuber

Sei nachsichtig! Mit dir selbst! 20! Eva Tenzer

Sprich mit dir! 26! Claus Leggewie

Die Ohnmacht der Getriebenen 32! Svenja Flasspöhler

Feuer und FlammeWas ehrgeizige Menschen antreibt 38! Thomas Saum-Aldehoff

Reisen ins Anderswo 44

! Ernst Pöppel im Gespräch

Erinnerung:Bilder, die für immer in uns bleiben 60! Anne-Ev Ustorf

Gefallene Helden 64

! Wilhelm Genazino im Gespräch

„Auch das Verlangen altert – vor allemdas Verlangen!“ 70! Peter Weibel im Gespräch

Im Reich der Symbole 76

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In diesem Heft 5

Die Ohnmacht der GetriebenenZunehmend fühlen sich Menschen in ihrem Job überlastet und verschlissen. Burnout, Depression und andere Stresserkrankungen nehmen epide-mische Ausmaße an. Was sind die Gründe dafür? Liegt es nur an den Arbeitsbedingungen? Welche Rolle spielt das gesellschaftliche Umfeld?

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Gefallene HeldenFrüher glaubte man, Profisportler seien per se mental starke Persönlichkeiten. Spätestens seit dem Suizid von Robert Enke denkt die Sportwelt um. Denn die extremen seelischen und körper-lichen Belastungen des Leistungssports führen bei vielen Spitzensportlern zu psychischen Erkrankungen.

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8Themen &Trends! Frohes Kind, glücklicher Erwachsener?

! Soll man Ärger ausdrücken?

! Seitensprung: Auf das Geschlecht kommt es an

! Politische Verfolgung – ein Familientrauma

Und weitere Themen

52Gesundheit & Psyche! Langlebigkeit: Die weite Reise

! Ungesunde Gewohnheiten – wie man gute Vorsätze realisiert

! Alkohol und Beziehung: Kurzer Honigmond

! Alzheimer durch Stress?

Und weitere Themen

82Buch & Kritik! Wie Aggression und Gewalt entstehen

! Empathiefähigkeit – erforscht anhand des Märchens „Das kalte Herz“

! Platonisch war die Liebe nie

! Hilft uns das Böse, das eigene Leben zu retten?

Und weitere Bücher

Rubriken6 Briefe8 Themen & Trends

52 Gesundheit & Psyche82 Buch & Kritik93 Im nächsten Heft94 Impressum95 Markt

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PSYCHOLOGIE HEUTE September 2011

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Themen &Trends

Über Kinder mit seelischen Problemen undVerhaltensauffälligkeiten gibt es zahlreiche Ver-laufsstudien. Diese zeigen, dass psychische Pro-bleme in der Kindheit oft Belastungen im Er-wachsenenalter nach sich ziehen. So haben He-ranwachsende mit der Diagnose Depressionenein zwei- bis siebenmal höheres Risiko, erneutdepressiv zu werden. Und nicht nur das: Schwer-mütige Kinder erzielen später im Schnitt auchniedrigere Bildungsabschlüsse, und sie sind alsErwachsene längere Zeiten arbeitslos als andere.Aber was wird eigentlich aus den zufriedenen,seelisch stabilen Kindern und Jugendlichen? Hatihre privilegierte Lage eine ähnliche Langzeit-wirkung, pflanzt sich Kindheitsglück fort undmündet in ein Erwachsensein in besonderemWohlbefinden? Zwei britische Forscher fandenin den bisherigen Studien keine Antworten – undbegannen selbst eine Wissenschaftsarbeit.

Als Basis für ihre Untersuchung wählten Mar-cus Richards und Felicia A. Huppert die reprä-sentativen Daten einer britischen Langzeitstu-die, für die mehr als 2000 Menschen über fast40 Jahre wiederholt Auskunft über ihre Lebens-situation gegeben hatten. Darin wurden ersteWerte zur Zufriedenheit bereits im Schulalter er-mittelt. Sie kamen von den Lehrern der Freiwil-ligen, die ihre 14-jährigen Schützlinge in Bezugauf Verhalten und Stellung in der Klassenge-meinschaft einschätzten. „Sehr leistungsstark“und „bei anderen besonders beliebt“ lautetenbeispielsweise Kriterien, anhand derer die Päd-agogen ihre Schüler beurteilten.

Richards und Huppert fassten die Bewertun-gen der Lehrer zusammen und ordneten die He-ranwachsenden, je nach Anzahl der erzieltenpositiven Beurteilungen, in drei Gruppen ein: InGruppe eins versammelten sie Kinder, die vonmaximal sieben möglichen Pluspunkten keineneinzigen erzielten. Jene mit einem einzigen po-sitiven Bewertungspunkt kamen in Gruppe zwei,solche mit zwei oder mehr Glückspunkten in dieGruppe drei. Für die ursprüngliche Langzeit-studie hatte man sämtliche Teilnehmer etwa al-le zehn Jahre bis zum Alter von 53 Jahren wieder-holt psychologisch getestet und ausführlich zuihren Gefühlen und ihrer Lebenssituation be-fragt. Die Forscher setzten nun die Daten der Er-wachsenen mit deren Glückswerten als Schülerin Beziehung.

Es zeigte sich: Die ehemaligen „Glückskin-der“, zu denen durchaus einige Heranwachsen-de mit Verhaltensauffälligkeiten gehörten, stan-den in mancher Hinsicht auch später eher aufder Sonnenseite des Lebens. Sie fühlten sich zu-friedener im Beruf, trafen öfter Freunde und Fa-milienangehörige und nahmen überhaupt regeran Gemeinschaftsaktivitäten teil.Außerdem wur-den sie um die Lebensmitte viel seltener von psy-chischen Problemen heimgesucht. Das galt auchfür diejenigen, die im jungen Erwachsenenalteran einer seelischen Krankheit gelitten hatten.Im Vergleich mit Kindern ohne Glückspunktehatten diejenigen aus Gruppe zwei, mit einemGlückspunkt, ein um 21 Prozent geringeres Ri-siko, psychisch zu erkranken. Die Jugendlichen

Frohes Kind, glücklicher Erwachsener?Man könnte meinen: Wer als Kind besonders glücklich ist,

wird auch als Erwachsener ein zufriedener Mensch sein.

Das stimmt, allerdings nicht in jeder Hinsicht

REDAKTION: URSULA NUBER

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aus Gruppe drei, mit zwei oder mehr Glücks-punkten, waren durch ihre glückliche Kindheitnoch mehr geschützt: Bei ihnen war die Gefahrsogar um 60 Prozent geringer.

Zusammenfassend stellen die Forscher fest:Während fast zwei Drittel der „glücklichen Kin-der“ bis zum Alter von 53 Jahren von psychischenKrankheiten verschont blieben, konnte lediglich ein Drittel der anderen mit seelischer Stabilitätrechnen. Dies Ergebnis bestand unabhängig vonSchichtzugehörigkeit, Intelligenz im Kindesalter,Extraversion, Bildungs- oder Berufserfolgen. Mög-liche Einflüsse dieser Faktoren, von denen manweiß, dass sie die Lebenszufriedenheit beeinflus-sen, wurden herausgerechnet.

Diese weitreichenden Vorteile des kindlichenGlücks fanden die Forscher allerdings nicht inallen Lebensbereichen.Was Partnerschaft und Be-ruf anging, hatten sich die Gruppen weitgehendangeglichen: Ehemalige Glückskinder waren alsErwachsene weder besser gebildet noch beruflicherfolgreicher. Sie heirateten gleich häufig, warenspäter ähnlich zufrieden mit ihrem Familienlebenund etwa im selben Maße sozial engagiert. In ei-nem Aspekt stießen die Forscher sogar auf einenPferdefuß des frühen Glücks: Unter den Erwach-senen der ehemals „besonders glücklichen Kin-der“ (Gruppe drei) fanden sich die meisten Ge-schiedenen. Die überraschten Forscher könneneinstweilen nur spekulieren, wie diese Wirkungzustande kommt: Es könnte sein, dass diese Men-schen eine höhere Selbstachtung besitzen unddaher eher geneigt sind, eine für sie unbefriedi-gende Ehe zu beenden. Kommt noch eine hoheSelbstwirksamkeit hinzu, das Vertrauen in die ei-gene Handlungsfähigkeit, setzen Betroffene denTrennungswunsch wahrscheinlicher um.

! Susie Reinhardt

Marcus Richards, Felicia A. Huppert: Do positive children become po-sitive adults? Evidence from a longitudinal birth cohort study. The Jour-nal of Positive Psychology, 6/1, 2011, 75–87

Unbeschwert leben:Wer eine glückliche Kindheit hatte,steht mit hoher Wahrscheinlichkeitauch als Erwachsener auf der Sonnenseite des Lebens

Themen & Trends 9

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20 Titel

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Titel 21

PSYCHOLOGIE HEUTE September 2011

Sei nachsichtig! Mit dir selbst!Behandeln Sie sich selbst so, wie Sie mit Ihren besten Freunden umgehen? Sind Sie mit sich geduldig, nachsichtig und mitfühlend? Ein neuer Forschungs-bereich zeigt: Vielen Menschen mangelt es an Selbstmitgefühl. Dabei ist Nach-sicht mit sich selbst eine wesentliche Voraussetzung für seelische Gesundheit

! Ursula Nuber

Unerbittlich. Fordernd. Herab-setzend. Misstrauisch. So sindviele Menschen. Nicht anderen

gegenüber – nein,das in der Regel nicht.Ihr kritischer Blick fällt vielmehr auf sichselbst: Sie schauen in den Spiegel, undihnen gefällt nicht, was sie sehen. Siemachen einen Fehler und können ihnsich nicht verzeihen. Ihnen passiert et-was Peinliches, und sie quälen sich mitSelbstvorwürfen. Jemand verletzt sie mitbeleidigenden Worten, und sie denken,sie hätten es nicht anders verdient.

„Niemanden behandeln wir soschlecht wie uns selbst.“ Dieser Satzstammt von Kristin Neff,Professorin ander University of Texas. Sie beschäftigtsich seit vielen Jahren mit der Frage, wieMenschen mit sich umgehen,und ist in-zwischen eine anerkannte Expertin fürdas Thema „Selbstmitgefühl“ (self-com-passion). Neff ist überzeugt: Von der Artund Weise, wie man in schwierigen Zei-ten über sich denkt, sind die eigene see-lische Ausgeglichenheit und Gesundheitabhängig. Wer sich selbst kein Freundsein kann, der wird nicht nur von denStürmen des Lebens heftiger gebeutelt,er kommt auch deutlich mühsamerdurch den Alltag. Kann er sich jedoch in schwierigen Lebenssituationen nach-sichtig behandeln, gerät sein seelischesGleichgewicht nicht so schnell in Schief-

lage.Die Forschung zeigt: Menschen mitausgeprägtem Selbstmitgefühl leidenseltener unter Depressionen und Ängs-ten,erholen sich von Schicksalsschlägenbesser und sind optimistischer als Per-sonen, die sich selbst eher kritisch be-gegnen.

Was aber ist mit „freundlich zu sichselbst sein“ gemeint? Ganz sicher nichtdie rosarote Welt des positiven Denkens,die uns auffordert, jeden Tag mit einemLächeln im Gesicht und mit aufmun-ternden Sprüchen zu beginnen. Selbst-mitgefühl hat auch nichts damit zu tun,passiv auf dem Sofa zu sitzen und sichzu bedauern, wenn die Dinge nicht solaufen wie gewünscht. Selbstmitgefühlist vergleichbar der Empathie, die wiranderen entgegenbringen, wie KristinNeff an einem anschaulichen Beispielverdeutlicht:

Sie wollen zu einem Termin,haben eseilig, sind schon spät dran.Als Sie bei Rotan der Ampel warten müssen, drängtsich ein Mann an Ihr Auto und will die Frontscheibe putzen. Sie wissen, dieScheibe ist gar nicht verschmutzt, derMann will sich auf diese Weise nur ei-nen Euro verdienen, weil er keine ande-re Arbeit hat.Warum sollten Sie sich vonihm aufhalten lassen, dafür haben Siekeinen Nerv! Sie wimmeln ihn ab.Wür-den Sie diesen Mann als jemand sehen,

dem es – aus welchen Gründen auchimmer – nicht gutgeht, der sich aberbemüht, wenigstens etwas Geld zu ver-dienen, um seine Lage zu verbessern,würde Mitgefühl auftauchen. Und die-se Einfühlung in die Situation des an-deren würde es Ihnen leichter machen,geduldig zu sein.

Durch Einfühlung und Verständnisentsteht Mitgefühl für andere. Und aufdieselbe Weise entsteht auch Mitgefühlfür uns selbst.Wenn wir ungeduldig undkritisch uns selbst gegenüber sind,wennwir uns beschuldigen für unser Versagenoder unsere Probleme, dann behandelnwir uns wie den Autofensterputzer, derunsere Pläne stört. Jede Abweichung vonunserem Erfolgskurs, jeder negativ aus-fallende Vergleich mit anderen, jederFehlgriff ruft dann unseren Unmuthervor. Würden wir uns jedoch als einePerson akzeptieren können, die nichtimmer alles richtig machen kann, derFehler passieren dürfen, würde auch indiesem Fall Mitgefühl entstehen – Mit-gefühl mit dem Menschen, der in eineschwierige Lage geraten ist, Mitgefühlfür uns.

Selbstmitgefühl, so beschreibt es Kris-tin Neff, hat drei Komponenten:

Selbstfreundlichkeit: Menschen miteiner großen Fähigkeit zu self-compassionhaben Verständnis für sich, wenn es mal

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Erzählungen 45

PSYCHOLOGIE HEUTE September 2011

Reisen ins AnderswoIst es nicht erstaunlich, dass wir so gerne Romane lesen und ins Kino gehen? Einen Großteil unseres Lebens verbringen wir in erfundenen Welten, erleben mitden Augen erfundener Helden erfundene Abenteuer. Warum tun wir das bloß?Und was stellen die Geschichten mit uns an?

! Thomas Saum-Aldehoff

Wenn wir als Leser in eine guterzählte Geschichte eintau-chen, dann geht es uns wie

dem Studenten Anselmus in E.T.A.Hoffmanns Märchen Der goldne Topf.Da sitzt unser Held in der Bibliothek desseltsamen Archivarius Lindhorst, vorsich eine Pergamentrolle voller fremderSymbole, die er für seinen Auftraggeberin präzisester Schönschrift kopieren soll.Zögerlich macht er sich an die Arbeit.Doch schon bald werden ihm die unbe-kannten Zeichen immer verständlicher,und seine Sinne beginnen zu erfassen,von was sie künden. Klänge, Düfte undFarben umgeben den immer tiefer inseine Tätigkeit Versunkenen, und ir-gendwann ist er mittendrin in der Weltjenseits der Zeichen, im Kosmos der Er-zählung.

Ist es nicht merkwürdig, wie eine fik-tive Geschichte – ein Roman, ein Film,ein Hörspiel – uns mit Haut und Haa-ren in ihren Bann ziehen kann? „StellenSie sich eine Person vor, die in einen ih-rer Lieblingskrimis versunken ist“, for-dert uns die Psychologin Melanie Green

von der Universität von North Carolinaauf. „Während sie liest, entgeht ihr voll-ständig, wie andere den Raum betretenoder verlassen. Vielleicht bleibt sie bislange in die Nacht hinein auf, weil sienicht realisiert, wie viel Zeit vergangenist. Ihr Herzschlag beschleunigt sich,während der Plot einem Spannungsgip-fel zusteuert, und sie lacht und weint mitden Hauptakteuren der Geschichte.“

Jede Story, auf die sich ein Leser oderein Zuschauer einlässt, versetzt ihn in ei-ne Parallelwelt. Sie entführt ihn aus derAlltagswirklichkeit.„Nicht länger an die-sem Ort und in dieser Zeit, in diesemKörper oder sogar (manchmal) in die-sem Universum, reisen wir zu einem Ortdes Anderswo, wo seltsame und aufre-gende Dinge geschehen“, schreibt der Er-zählforscher Keith Oatley von der Uni-versität von Toronto. Dieses Entführt-werden aus dem Alltäglichen ist dem Le-ser ein Bedürfnis, und der Autor bedientes meist schon beim Einstieg in die Ge-schichte. Erzählungen beginnen typi-scherweise mit einer „Abweichung vomnatürlichen, regelhaften Ereignisablauf“,

wie der Sozialpsychologe János Lászlóvon der Akademie der Wissenschaftenin Budapest es ausdrückt. „Jeder Punkt,an dem sich ein Zustand, eine Lebens-routine plötzlich ändert, ist ein guterAusgangspunkt für eine Geschichte.“E.T.A. Hoffmanns Held Anselmus stol-pert auf den ersten Seiten über die Kör-be eines hexerischen Äpfelweibes – under stolpert damit stracks hinaus aus demspießbürgerlichen Leben, hinein in diemagische Erzählwelt. Es geht aber auchrealistischer: Ian McEwans Roman Sa-turday beginnt damit, wie der Protago-nist vom ehelichen Schlafzimmerfensteraus ein brennendes Flugzeug im Lande-anflug auf London Heathrow beobach-tet: Menetekel und Auftakt für einenüberaus außergewöhnlichen und ereig-nisreichen Samstag im Leben des Chi-rurgen.

Warum lassen wir uns so gerne in dieFiktion entführen, und was geschieht indiesen Augenblicken mit uns? MelanieGreen und ihre Kollegen untersuchendies mit empirischen Mitteln unter demSchlagwort transportation into narrative

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Sport machen, Stress abbauen, maßvollessen mit viel Obst und Gemüse, einestabile Partnerschaft führen und das Le-ben durch die positive Brille betrachten.Und schon, so erzählen uns viele Ärzteund Medien, stehen die Chancen gut,ein langes und auch im Alter relativ ge-sundes Leben zu führen. Stimmt nichtwirklich, erklären hingegen die beidenUS-Wissenschaftler Howard Friedmanund Leslie Martin in ihrem Buch TheLongevity Project und mischen diesesFeld der Psychologie ordentlich auf. „Es

ist erstaunlich, wie viele weitverbreiteteAnnahmen falsch sind“, meint Fried-man.

Tatsächlich haben der Wissenschaft-ler der University of California in River-side und seine Kollegin von der La SierraUniversity gute Argumente an der Hand.Ihre Thesen beruhen auf dem riesigenDatenfundus einer legendären Lang-zeitstudie. Im Jahre 1921 hatte der Psy-chologe Lewis Terman von der StanfordUniversity in Kalifornien 1500 Grund-schüler für eine Studie rekrutiert, die bis

in unsere Gegenwart fortgeführt werdensollte. Es waren – vielleicht der einzigeSchwachpunkt der Untersuchung –Mädchen und Jungen mit hohem IQ,die meist aus der gutsituierten Mittel-schicht stammten. Die Stichprobe waraber nicht unbedingt repräsentativ.LewisTerman selbst verfolgte das Schicksal sei-ner „Termiten“, wie die Probanden spä-ter in ehrfurchtsvollem Spott genanntwurden, bis zu seinem Tod 1956. Immerwieder sammelte er alle möglichen In-formationen über die heranwachsenden

Die weite ReiseVerantwortung und Selbstdisziplin sind nützlich, zu viel Optimismus hingegen schadet:Forscher haben Merkmale identifiziert, die uns zu einem langen Leben verhelfen

Gesundheit & PsycheREDAKTION: THOMAS SAUM-ALDEHOFF

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PSYCHOLOGIE HEUTE September 2011

Gesundheit & Psyche 53

und alternden Menschen und deren Fa-milien. Informationen über ihre Sozial-beziehungen, ihre Persönlichkeit (beur-teilt von Angehörigen und Lehrern), ih-re Hobbys. Ob sie Haustiere hielten, wiegut sie ausgebildet wurden, wie erfolg-reich sie beruflich waren, ob sie in Krie-ge ziehen mussten. Er erfasste sogar, wieviele Bücher sie lasen.

In den folgenden Jahrzehnten über-nahmen Termans jüngere Kollegen denJob und häuften weiter Daten an, bis diemeisten der Probanden gestorben wa-ren. 1990 schließlich ergriffen Friedmanund Martin die einmalige Chance undstürzten sich auf den Wust an Material– auf der Suche nach den elementarenVerhaltens- und psychologischen Fak-toren, die ein menschliches Leben langwerden lassen. Ihre Analyse dauertenochmals zwei Jahrzehnte und beschäf-tigte über 100 Studenten in Examens-und Doktorarbeiten. Ein Mammutpro-jekt, das noch immer läuft und dessenEinzelergebnisse von den Autoren ab-geglichen werden mit Resultaten ak-tueller Studien. Das macht die alten Da-ten nach Ansicht der Wissenschaftlerauch relevant für heute lebende Gene-rationen.

Nunmehr, so scheint es, sind einigeGeheimnisse gelüftet. Es wurden Fakto-ren identifiziert, die manchen zu 70, 80oder 90 Lebensjahren verhelfen und an-dere in ihren 50ern oder 60ern sterbenlassen. Viele der Thesen sind überra-schend und gehen nicht mit gängi-gen Lehrmeinungen konform. „Unserewahrscheinlich erstaunlichste Entde-ckung ist, dass Persönlichkeitsmerkma-le und soziale Beziehungen aus der Kind-heit das Risiko vorhersagen, wann manJahrzehnte später sterben wird“, erklärtFriedman. Als markantester Faktor füreine hohe Lebenserwartung erwies sich

Gewissenhaftigkeit, ein Persönlichkeits-merkmal, zu dem Vernunft, Verantwor-tungsbewusstsein oder Selbstkontrollezählen (siehe Heft 8/2007: Die unter-schätzte Macht der Sekundärtugenden).Natürlich nicht alle, aber die meistengewissenhaften Kinder in der Studiehatten ein langes Leben vor sich. DerEinfluss der Gewissenhaftigkeit auf dieLebenserwartung ist etwa so groß wiejener des Blutdrucks. PflichtbewussteMenschen haben im Schnitt glückliche-re Partnerschaften, tiefere Freundschaf-ten und auf die Dauer gesündere Jobs.Klingt langweilig, ist aber nicht so: Vie-le pflichtbewusste Studienteilnehmerhatten ein aufregendes und spannendesDasein.

Wer hingegen als Kind besonders hei-ter, aufgekratzt und witzig war, starb imDurchschnitt früher als ein weniger gutgelaunter Altersgenosse. Einer der Grün-de: Die Euphorischen gehen mit den Jah-ren mehr Risiken ein – auch was ihreGesundheit betrifft. Sie rauchen undtrinken öfter als gewissenhafte Men-schen, experimentieren auch häufigermit anderen Drogen, fahren schnellerAuto, gehen seltener zum Arzt und ig-norieren leichtfertiger dessen Rat. Allesfrei nach der Devise: Live fast, die young.

Allerdings, so betonen Friedman undMartin, sind derlei Persönlichkeitsei-genschaften nicht in Stein gemeißelt. Diebeiden Forscher zeigen anhand von Bei-spielen, wie aus „losen Vögeln“ im Kin-desalter über die Jahre gewissenhafteMenschen wurden. „Sie können nichtüber Nacht große Dinge an sich selbstverändern, aber kleine Veränderungenkönnen letztlich auch auf den Weg zueinem gesunden Leben führen“, betontHoward Friedman.

Zu viel Optimismus schadet. Zwarhilft die rosarote Brille, Krisenzeiten bes-

ser zu überstehen. Doch als Leitfadendurchs Leben taugt die notorisch guteLaune wenig, weil sie nach den Er-kenntnissen der US-Forscher sorglosmacht für jene Dinge, die für ein ge-sundes langes Leben wichtig sind. Dassmit Verantwortung oft Stress verbundenist, ist der Gesundheit offenbar nicht perse abträglich. Im Gegenteil: Viele Pro-banden mit anstrengenden Berufen fan-den Erfüllung in ihren Jobs und warenbis in späte Lebensjahrzehnte motiviert,was sich wiederum positiv auf ihreGesundheit und ihre Lebenserwartungauswirkte.

Noch ein Mythos, den die beidenWissenschaftler ankratzen, betrifft dasGlück.„Es sieht so aus, als ob Glück nichtdie Wurzel guter Gesundheit ist“, stelltFriedman fest. Soll heißen: Eine guteAusbildung zu absolvieren, dauerhaft ei-nen guten Job zu machen, langfristig ei-ne gute Partnerschaft und gute sozialeBeziehungen zu haben erzeugt Glückund Gesundheit – und nicht umgekehrt.Eine lange, stabile Partnerschaft – ide-alerweise Ehe – fördert die Gesundheitvon Männern, ist aber nicht wirklich re-levant für Frauen. Entsprechend scha-det eine Scheidung dem körperlichenBefinden von Männern mehr als demvon Frauen. Und wer sich geliebt fühlt,berichtet über ein besseres Wohlbefin-den (nicht zu ersetzen durch ein Haus-tier), was aber nicht zu einem längerenLeben verhilft. In dieser Hinsicht profi-tieren wiederum viele Menschen,die sichum andere kümmern.

! Klaus Wilhelm

Literatur

Howard S. Friedman, Leslie R. Martin: The Longevi-ty Project, Hudson Street Press 2011. Die deutscheFassung dieses Buches erscheint Anfang kommen-den Jahres im Beltz Verlag.

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REDAKTION: KATRIN BRENNER

Nach dem Bekanntwerden der Reaktor-katastrophe im japanischen Fukushimaschimpfte ich beim Frühstück auf Frank-reich und seine Nuklearindustrie. Mei-ne Tochter rief mich wegen der pau-schalen Kritik an unserem Nachbarlandzur Ordnung, obwohl sie meine Be-fürchtungen bezüglich der Reaktorendurchaus teilt. Ihr gefiel die Aggressivitätmeiner Kritik nicht. Ich dachte nach undgab ihr recht.

Wer das ebenso lehrreiche wie ver-ständlich geschriebene Buch des Neu-rowissenschaftlers Joachim Bauer überdie Umsetzung von Angst in Aggression

gelesen hat,versteht,weshalb meine „hei-ße“ Form der Aggression nicht destruk-tiv verlaufen musste, sie führte nämlichzu Kommunikation. Die Aggression wareine Reaktion auf Angst. Als in den1950er Jahren Russen,Amerikaner,Fran-zosen und Engländer ihre Atombom-benversuche unternahmen, habe ichdurch meinen Vater über die Bedrohungdurch atomare Strahlung erfahren, also„Eindrücke“ erhalten, die sich als Angstabgelagert haben.1986 erlebten wir dannTschernobyl. Unser Kind war gerade aufdie Welt gekommen, als der radioaktiveGewitterregen über Bayern niederging.

Das war die zweite nachhaltige Aktivie-rung meines Angstzentrums: Strahlungin der Milch, im Gemüse und im Sand-kasten auf dem Spielplatz. Man war ge-ängstigt und gleichzeitig hilflos, dieAngst-, Stress- und Erregungsreaktio-nen konnten nicht in eine aggressive Re-aktion abgeleitet werden. Nun rührt Fu-kushima an diese tiefsitzenden Prägun-gen, und die aggressive Reaktion mach-te Frankreich zum verbalen Angriffsziel.Indem ich aber lospolterte, war Aggres-sion als Zeichen (für mein Kind) er-kennbar, wurde also kommuniziert unddurch Gegenreaktion bewusst.

Die Ursachenkette der AggressionJoachim Bauer kritisiert poppsychologische Erklärungen von Gewaltentstehung, er betrachtet Aggression auch als ein „soziales Regulativ“

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Buch & Kritik

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PSYCHOLOGIE HEUTE September 2011

Die Landschaft um Fukushima strahltweiter, ich habe jedoch verstanden, womeine Wut herkommt und weshalb ichsie anders umsetzen muss („die kom-munikative Funktion der Aggression“).Gefährlicher wäre eine „Aggressionsver-schiebung“, wenn ich beispielsweise ei-nen beliebigen Franzosen im Café atta-ckiert hätte.

Die Abschnitte des Buchs, in de-nen Joachim Bauer diese Mechanismen,die Funktionsweise des „Aggressions-apparats“ zwischen Mandelkernen undEkelzentren, Hypothalamus, Hirn-stamm, Stirnhirn und dem emotiona-len Schmerzzentrum erklärt, leuchtenauch einem „Neurolaien“ ein, dazu sinddie Prozesse durch verständliche Ab-bildungen und Schemata illustriert.

Bauer setzt sich kritisch mit wissen-schaftlich überholten Annahmen, etwavom „Aggressionstrieb“ („der große Flopder Psychoanalyse“), auseinander. SchonDarwin sah Aggression nicht als trieb-bedingt, sondern als Verhaltenspro-gramm an, mit dem auf Situationen undprovozierende Reize geantwortet werde.Bauer demonstriert, dass man Aggres-sion nur versteht, wenn man aufhört, siezu verteufeln.

Mit seiner Kritik an den poppsycho-logischen Erklärungsmustern von Ge-waltforschung steht Bauer in einer wach-senden Phalanx von Wissenschaftlern,die differenzierter an individuelle undkollektive Gewaltformen herangehenund pädagogisch-therapeutischen Heils-botschaften eher skeptisch gegenüber-stehen. Bauers Anliegen ist, zu einembesseren Verständnis von Aggression bei-zutragen. Dazu beschreibt er weitgefä-cherte Gewaltphänomene und Regionender Wissenschaft. Mir haben die „Trieb-kritik“ und der Abschnitt zur „neuro-

biologischen Architektur der Gewalt“,speziell die Wirkung von Schmerz alsAuslöser von verschiedenen Formen derAggression neue Einsichten vermittelt.Die Skandinavier haben recht, wenn siedie Züchtigung von Kindern per Dekretächten. Und die Forschungsergebnissezur Weitergabe von Gewalt in rand-ständigen Familien und zum Empathie-unvermögen wirken durch Bauers Ana-lyse noch alarmierender.

Sein Buch definiert und erklärt Ag-gression durchgängig plausibel. Dabeibleibt der Autor einer humanistischenTradition verpflichtet. Neu an seinerUntersuchung ist der Einbezug sozialerÄchtung, Ausgrenzung und „dauerhaftverweigerter Akzeptanz“ in die Ursa-chenkette für gefährliche Aggression. Ge-fährlich ist sie, weil sie nicht kommuni-ziert wird, sondern „gesammelt“, „wieeine Konserve“, und dann kontextun-abhängig zum Ausbruch gelangt, bei-spielsweise als Schulamoklauf. In unse-rem Gehirn gibt es ein „Aggressionsge-dächtnis“.

Als Konsequenz aus der Lektüremüsste man über die Folgen der medi-al zelebrierten Lust an der Häme in un-seren gerade bei jüngeren Menschen be-liebten TV-Shows nachdenken.Und über

den Mangel an schulischen und vor-schulischen Trainings im Umgang mitAggression zur Vermeidung von Zu-rückweisung und Ausgrenzung. Letzte-re wird „aus Sicht des Gehirns“ wie phy-sischer Schmerz wahrgenommen. Die-ses neue, umfassendere Verständnis vonAggression vermittelt das Buch auf ein-dringliche Weise. Wenn wir Aggressio-nen besser verstehen, können wir Stö-rungen des sozialen Zusammenlebensbeheben. „Erfolgreich kommunizierteAggression ist konstruktiv“ und „Ag-gression ist ein soziales Regulativ“.

Joachim Bauer sieht die Gewalt wäh-rend der letzten 10 000 Jahre als „Mar-kenzeichen der Menschheitsgeschichte“.Die Forschung von Manuel Eisner undSteven Pinker zeigt, dass dies zumindestfür die letzten 500 Jahre so pauschal nichtstimmt, denn die Raten der Tötungs-delikte, selbst in kriegerischen Ausein-andersetzungen, sind eher rückläufig.Deshalb sollte man apokalyptisch-apo-diktischen „Desintegrationstheorien“kritischer begegnen, als Bauer dies tut.Und wenn Bauer den nicht ganz un-belasteten Begriff „Gemeinschaft“ an-bringt, meint er eigentlich eher Ge-meinwesen.Argumentative Brillanz fin-det sich in seinen Ausführungen zurFunktion von Religion und Moral undzum sozialen Nutzen der Zerknirschung.Wer sich moralisch überlegen fühlt,das zeigte jüngst das Beispiel des BaronGuttenberg, verhält sich wohl öfter be-sonders unmoralisch.

! Joachim Kersten

Joachim Kersten ist Universitätsprofessor an derDeutschen Hochschule der Polizei in Münster. Erforscht zu den Themen Gewalt, Geschlecht und Kul-tur. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter (zu-sammen mit Hans-Volkmar Findeisen): Der Kick unddie Ehre. Vom Sinn jugendlicher Gewalt. Kunstmann,München 1999.

Joachim Bauer: Schmerzgrenze. Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt.Blessing, München 2011, 285 S., V 18,95

Buch & Kritik 83

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Wann wurden Sie zuletzt von Ih-rem Vorgesetzten gelobt? Schonlange her? Das ist schade, dennWertschätzung im Betrieb (Bookson Demand, % 22,90) stellt einenwichtigen Belastungspuffer dar undkann psychischen Krankheiten vor-beugen. Umgekehrt kann Aner-kennungsmangel in Kombinationmit hoher Arbeitsbelastung krankmachen. Die Psychologin Anne Katrin Matyssek will denBegriff „Wertschätzung“ aus der Mottenkiste holen undzeigt sehr praxisnah und anschaulich, wie man ihn mit Le-ben füllt: Wie etwa geht man mit anerkennungsgeizigenChefs um? Wie bleibt man in schwierigen Situationen wert-schätzend? Und wenn das alles nichts hilft, erfährt der Le-ser, wie er in wertschätzungsfreien Zonen überlebt. Wie esum den eigenen Anerkennungshaushalt bestellt ist, kanner auf der Website zum Buch unter www.wertschaetzung-im-betrieb.de testen.

AUSSERDEM …

Ist es Liebe? Ist es Gesundheit? Oder Zeit? Vielleichtdoch Geld? Die Frage, was Glück ist und wie man es er-reichen kann, wurde in den letzten Jahren in unzähligenGlücksratgebern erörtert. Leo Bormans lässt nun in einemeinzigen Buch gleich 100 Fachleute aus aller Welt zu Wortkommen. Er bat internationale Glücksforscher – allesamttätig auf dem Gebiet der positiven Psychologie –, ihre Ar-beit in maximal 1000 Wörtern zusammenzufassen: als Bot-schaft an die Welt. Bormans nahm nur solche Statementsin sein Buch auf, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissenberuhen – „ich war nicht an spiritueller Philosophie inter-essiert“. Und so liest man in Glück. The World Book of Hap-piness (DuMont, % 25,–), was eine internationale Autoren-riege – von Island bis Südafrika, von China bis Australien –

in Sachen Glücklichsein emp-fiehlt: Christopher Peterson et-wa rät, das Glück nicht in sichselbst zu suchen, sondern in denBeziehungen zu anderen, deriranische Glücksforscher VahidSari-Saraf betont die Kraft desSports, der Koreaner EunkookM. Suh verweist auf die glücks-stiftende Wirkung von Hunden(nein, nicht auf dem Teller).

Reden Sie bei der Arbeit viel?Halten Sie öfter Vorträge? SindSie Lehrer oder Lehrerin? Dannsollten Sie wissen: Auf Ihre Stim-me kommt es an! (Beltz, % 19,95).Die Logopädinnen Sabine Gutzeitund Anna Neubauer helfen Ihnendabei, stimmlich ganz obenauf zusein. In ihrem Ratgeber für alle,die ihre Stimme beruflich brau-chen oder einfach das Beste aus ihr machen wollen, erklä-ren sie, wie der Stimmapparat funktioniert und wie manihn trainieren und pflegen kann. So sollte man zum Bei-spiel lieber husten, statt sich zu räuspern, um die Stimm-bänder zu schonen. Die Autorinnen beschreiben, wie mansich Gehör verschafft, ohne laut zu werden, und wie mandurch deutliche Artikulation Stimmkraft sparen kann.Außerdem lernt man, durch richtige Betonung und denEinsatz von Emotionen andere mit der Stimme in den Bannzu ziehen. Ganz nach dem Motto: „Wer schreit, hat Un-recht – oder keine andere Möglichkeit.“

Kaum ein anderes Verfahrenhat in letzter Zeit so viel Furoregemacht wie die achtsamkeits-basierte Therapie. Eine ihrer be-kanntesten Anwendungen ist dieMindfulness-Based Stress Reduc-tion (MBSR) – was so viel bedeu-tet wie Stress bewältigen mitAchtsamkeit (Kösel, % 16,95). Deramerikanische MolekularbiologeJon-Kabat Zinn hat dieses Ver-fahren in den 1970er Jahren ent-wickelt. Normalerweise wird es

in achtwöchigen Kursen unterrichtet, etwa an Volkshoch-schulen oder Meditationszentren. Die MBSR-TrainerinnenLinda Lehrhaupt und Petra Meibert geben in ihrem Buchnun eine Einführung in das Programm. Sie erklären, wiedie Achtsamkeit beim Umgang mit Stress helfen kann, undstellen einfache Übungen für zu Hause vor. Doch die Auto-rinnen weisen ausdrücklich darauf hin, dass das Buch dieTeilnahme an einem Kurs nicht ersetzen könne und wolle.Dafür verraten sie, wie man einen qualifizierten Trainerfindet und welche Alternativen es zu dem achtwöchigenKurs gibt.

Buch & Kritik 87

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D I E O K T O B E R A U S G A B E V O N P S Y C H O L O G I E H E U T EE R S C H E I N T A M 1 4 . S E P T E M B E R

T I T E LT H E M A

„Liebe ist ein gefährliches Gefühl“Intime Nähe weckt Erinnerungen an früheBindungserfahrungen. Haben wir sichereNähe zu wichtigen Bezugspersonen erlebt,dann können wir als Erwachsener besser Se-xualität und Intimität genießen. Waren wirdagegen ein „unsicher gebundenes“ Kind,erleben wir Sexualität möglicherweise alsbedrohlich. Ein Gespräch mit der LondonerPsychoanalytikerin Kate White über dieBedeutung früher Erfahrungen für unseregelebte Sexualität.

Unplagged: Der Skandal imdigitalen ZeitalterDas Internet hat die Entstehung einer neuenÖffentlichkeit ermöglicht: Das Web 2.0funktioniert nach dem Prinzip der organi-sierten Selbstorganisation. Blitzschnell wirdTransparenz und Aufklärung möglich, wennsich die Schwarmintelligenz in einen Skan-dal verbissen hat. Das bekam ExministerGuttenberg zu spüren, als er mit antiquierterTaktik auf die Plagiatsvorwürfe reagierte.Das Skandalmanagement wurde zumeigentlichen Skandal.

„Alles rennet, rettet, flüchtet…“ Wie Menschen sich in Katastrophen verhal-ten, ist ein neues spannendes Gebiet derPsychologie. In simulierten und in realenKatastrophen wird erforscht: Welche Kom-munikationsformen und Verhaltensweisenerweisen sich als vorteilhaft, welche als kon-traproduktiv? Was lässt sich aus gelunge-nem, was aus misslungenem Krisenmanage-ment lernen? Wie reagieren beispielsweisedie Offiziere eines havarierten Schiffes aufden Druck, Menschenleben retten und dasSchlimmste verhindern zu müssen?

Außerdem:! Wilhelm Schmid über die Liebe

zum Leben! Leiden Kinder an einem Natur-Defizit?! Filmanalyse: Black Swan

Das gewisse Etwas:Schlüsseltugenden, die unserenCharakter ausmachenHaben Sie Charakter? Und worin zeigt er sich? Offenbar ist Charakterdas, was vor allem in Zeiten der Bewährung zum Vorschein kommt:unser ureigenes Repertoire an Eigenschaften und Tugenden. Sie entschei-den darüber, wie wir auf Krisen und Komplexitäten des Lebens reagieren.Psychologen haben sechs „Bausteine“ identifiziert, aus denen sich einCharakter zusammensetzt. Wer diese Elemente in ausreichendem Maßebesitzt oder entwickelt, hat Charakter – er ist verlässlich für Familie undFreunde, kreativ und ausdauernd im Lösen von Problemen.

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