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Mittwoch, 3. Januar 2007Nr. 2 17Szenen
Brücke (15 Uhr) mit 1,50 EuroEintritt kommt das meinemPortemonnaie entgegen.Abends wollte ich dann wiederins Weltruf, denn bei der Indie-rockparty kann man sich einenÜberblick verschaffen, was dieLeute so hören wollen – auchim Hinblick auf meine Partys.
Die Auseinandersetzung mitdem Faschismus ist mir wich-tig und ich finde, jeder solltedas tun, vor allem wenn mansieht, dass die Rechten immermehr Stimmen bekommen.Doch wo fängt Faschismus anund wo hört er auf? Eine Frage,die ich selbst nicht ganz beant-worten könnte, aber vielleichtist mir am Freitag im KoKi derFilm Der gewöhnliche Fa-schismus (18.15 Uhr) dabei ei-ne Hilfe. Abends freue ich michauf mein Highlight der Wochein der Alten Meierei (20 Uhr):auf Hardcore-Punk undStreet-Punk live mit den Ka-nadiern von Fucked Up, denNeumünsteranern The De-tectors und den MünsteranernChuck Damage. Abgesehendavon, dass ich gerne in die Al-te Meierei gehe, ist es genaumeine Musikrichtung.
Sonnabend bin ich in derPumpe, wenn Tequila and theSunrise Gang ihre neue CD
Aufgewachsen bin ich in Ber-lin. Die Verhältnisse für michals Jugendlicher waren damalsdort nicht die Besten. Es gabviele Jugendbanden und dieGefahr, auf die schiefe Bahn zugeraten, war nicht gerade ge-ring. Deshalb bin ich mit 14Jahren nach Reesdorf inSchleswig-Holstein in eine Ju-gendeinrichtung gekommen.Erst fand ich natürlich allesblöd, aber irgendwann legtesich ein Schalter im Kopf umund ich habe mir gesagt: Ichmöchte eine Schulausbildungund einen Abschluss machen.Aus heutiger Sicht bin ich frohdarüber. Und ich habe gelernt,meine Ziele zu verfolgen. Ge-rade habe ich mir einen Bassgekauft und übe fleißig. Denneigentlich wollte ich mal ne ei-gene Band gründen. Doch vor-erst muss ich mich mit Konzer-ten von anderen begnügen.Leider gibt es in dieser Wochenur wenige.
Heute muss ich mich abererst mal mit Musik aus derKonserve begnügen und zwarim Weltruf bei der Stereobar(20 Uhr). Ich war zwar nochnicht da, aber habe gehört,dass man dort auch einfach nurganz nett sitzen und ein Bier-chen trinken kann.
Meine Freundin sagt immer:„Mario, Du musst abends mehrHörspiele hören – das ent-spannt.“ Ich selbst habe nichtso viele – Henning Mankell,Gabriel Burns und natürlichHui Buh. Letzteres habe ichvor Jahren mal von meinerTante geschenkt bekommen,und nun bin ich Donnerstaggespannt auf den Film; in der
vorstellen. Die Band habe ichvergangenes Jahr im Sommerauf dem RD-Rock-Festival ge-sehen und fand sie einfachgroßartig.
Ich bin eigentlich zu faul,mal in Cafés zu gehen; meineFreundin drängelt mich aber,mehr zu machen. Also versucheich es am Sonntag mal imNachtcafé mit dem Quiz vonQuizmaster Lu. Vielleicht sindwir ja als Team so gut, dass wirdie Drinks einkassieren.
Für Montag habe ich mir ei-nen Klassiker unter den Kino-filmen herausgesucht: Harold& Maude im Traum-Kino (21Uhr). Ich gestehe, ich habe ihnnoch nicht gesehen, aber dashole ich ja jetzt nach. Über-haupt kann ich häufig mehrmit alten Filmen anfangen alsmit den Neuen wie „CasinoRoyale“. Da ist mir einfach zuviel animierter Kram bei, fürden so viel Geld verballertwird, anstatt durch starke Bil-der oder die Geschichte zu be-rühren.
Nach so viel Inspirationbrauche ich Dienstag einenTag zum Abschalten, das gehtbesonders gut im The HangingGarden. Urige Einrichtung,skurrile Typen und eine langeNacht der Drinks.
Reichlich Musik, frisch und aus der Konserve
MARIO SCHINDEL. Der 23-jähri-ge Operationshelfer organisiertdie „Heart-Beat-Partys“, dienächste am 12. Januar im OrangeClub (Traum GmbH). Foto pkr
Postfeld – Mit Clownerie, Co-medy, Kabarett und Musikstartet die Alte Meierei am Seein Postfeld ins neue Jahr. DenAuftakt der „IV. WASDAS-Winterfestival der Klein-kunst“ macht am Freitag, 5. Ja-nuar, das russische Clowns-Duo „Die Außenseiter“. JelenaBolsuna und Stanislav Bogda-nov präsentieren ab 20.30 Uhrin der Alten Meierei zum erstenMal ihr Programm Krakel-spektakel mit Sketchen, mo-derner Pantomime und Zir-kusnummern.
Tags darauf, am Sonnabend,stehen „Die Außenseiter“ bei
der „30. WASDAS-Gala derKleinkunst“ (Beginn: 20.30Uhr) wieder auf der Bühne, diesie sich mit weiteren Künstlernteilen. Musik-Comedy zwi-schen Mozart und Joe Cockerbietet Dee van Acht aus Ham-burg, The Frolleins wollen ihrPublikum mit Chanson-Kaba-ett unterhalten. Aus Berlin rei-sen der Jongleur Mattis Listund Multi-Percussionist Mi-chael Maass an.
Tradition hat auch die „Neu-jahrs-Matinee“ in der AltenMeierei am See, die am Sonn-tag, 7. Januar, ab 11.30 Uhrüber die Bühne geht. Gebotenwerden Aktionstheater, Musik,Kabarett und Varieté.
Infos und Karten unter Tel. 04342/84477 oder www.alte-meierei-am-see.de.
Präsentiertsein neuesProgramm„Krakelspek-takel“: dasrussischeClowns-Duo„DieAußenseiter“.Foo hfr
Festival der KleinkunstAlte Meierei am See startetmit Clowns, Comedy undMusik ins neue Jahr
NACHTLEBEN
Kiel/Groß Buchwald – Wer am letztenAdventswochenende auf der A 215 unter-wegs war, konnte nicht daran vorbei se-hen: „KIEL STEHT AUF.“ verkündete ei-ne zwei Meter hohe und 20 Meter langeLeuchtschrift auf freiem Feld unweit Ru-mohrholz, Abschluss der Installation„Schrift im Land“, die der Groß Buch-walder Künstler Marcus Meyer und derKieler Autor Klavki ganz bewusst an denvier Adventswochenenden veranstalte-ten.
Nicht nur aus christlicher Sicht ist derAdvent sowohl eine Zeit der Besinnungwie des Aufbruchs, eine Nahtstelle zwi-schen Vergangenheit und Zukunft in ei-ner Gegenwart, die Meyer und Klavki alsin vielfacher Hinsicht bedrohte sehen,politisch, ökologisch, kulturell, vor allemaber menschlich. „GESUCHT WIRD EINMENSCH“ lautete entsprechend fragendwie auffordernd vieldeutig die „Losung“des „Projekts an unvorhergesehenen Or-ten“ für das erste Adventswochenende.Den Menschen als handelndes Subjekt,
„das aus sich selbst heraus das Richtigetut, mit dem Mut, sich zu bekennen undDinge verändern zu wollen“, sprach dasKünstler-Duo damit an. „WER HATHERZ GENUG?“ fragte die Leucht-schrift mit Nietzsche und damit Bezugauf die erste „Schrift im Land“-Installa-tion aus Anlass des 2004 veranstaltetenNietzsche-Projekts am zweiten Advent,gefolgt von der aufbrüchigen Vision „SO-BALD DIE SCHOTEN PLATZEN!“ ausHeinrich Heines Deutschland, ein Win-termärchen.
Sätze, die provozieren, indem sie zumNachdenken anregen – die geschätzten
10000 Autofahrer, die die Leuchtschriftwahrnahmen, wie auch den Bordeshol-mer Pastor Thomas Engel, der sich von„WER HAT HERZ GENUG?“ zu einerPredigt inspirieren ließ. Sätze, die aber„die Menschen auch basal, im Herzen an-sprechen“, so Meyer über die Auswahlder sich auf einander beziehenden Slo-gans. „Viele ahnen, dass wir in allen Be-reichen des menschlichen Zusammenle-bens vor tief greifenden Veränderungenstehen, die wir selbst in die Hand nehmenmüssen. Wir müssen eine gemeinsameStimme finden.“ Und sich ein Herz fassenfür eine Diskussion über Werte und deren(notwendigen) Wandel, die nicht in Kom-missionen oder Kunstzirkeln geführtwird, sondern in der gesamten Gesell-schaft. Darauf verweist der letzte Satzder Installation, „KIEL STEHT AUF.“,der ebenso der programmatische Nameeines gemeinnützigen Kulturförderver-eins ist, den Meyer und Klavki geradegründen.
Wobei der Begriff „Kulturförderver-ein“ eher ein Terminus technicus ist, dennden Künstlern sind Schubladen wie„Kultur“, „Kunst“ oder „Politik“ zu engfür ihr Denken und Handeln verbinden-des Anliegen, Diskurse durch „kurzfris-tig aktions-orientiertes Eingreifen“ mitden Mitteln der Kunst in die Öffentlich-keit zu tragen. „Unverkopfte Kunst ohne
die Notwendigkeit einesSchlüssels, denn der liegtin uns allen schon bereit“,soll der Verein als „inte-grativer Faktor zwischenMensch und Kunst“ be-fördern, „eine neue Artvon Politik“. Für die mussman freilich dennoch„durch die Institutionenmarschieren“, um be-hördliche Genehmigun-gen zu erwirken oder auchSponsoren zu gewinnen,denn bislang bezahltendie Künstler die vierstelli-gen Kosten aus eigenerTasche. „Wir suchen wei-ter dringend Sponsorenund Partner, aber wir
wollten einfach los legen, wann wennnicht jetzt, wo wenn nicht hier?!“, sagendie beiden – fast schon Sätze für dienächste „Kiel steht auf.“-Aktion. Einst-weilen zeigt aber eher Rostock Interesse.Dort wird im Sommer während des G8-Gipfels der leuchtende Satz „ICH IST JE-DER“ an unvorhergesehenen Orten, mit-ten im Leben die Frage nach den Werten,dem Wandel und nicht zuletzt nach denHerzen stellen.
Infos über „Schrift im Land“ und den Verein„Kiel steht auf.“ unter www.schriftimland.deund [email protected].
Von Werten, Wandel undHerzen in leutenden LetternMit ihrer Installation „Schrift imLand“ wollen Marcus Meyer undKlavki mehr als nur Kunst machen
Von Jörg Meyer
Formulieren Slogans zum Nachdenken: der Künstler MarcusMeyer (links) und der Autor Klavki. Foto Peter
Einen monatlichen „Kieler Come-dy Club“ möchte VeranstalterThomas Winkler im Metro etablie-ren und macht am 14. Januar mitMurat Topal, dem deutsch-türki-schen Polizisten aus Berlin, demHamburger Frauen-Duo Lottaund Geli und Vertretern der Im-pro-Comedy-Truppe Steife Brise(Hamburg) den Anfang.
Da das Genre in Kiel und Umge-bung aber auch bisher nicht ebenunterrepräsentiert ist, hat sichWinkler etwas Besonderes ausge-dacht: Neben den zugkräftigerenNamen sollen auch Neulinge eineChance bekommen. „Wir gehenmit unserem Format ernsthaft aufNachwuchssuche“, sagt Winkler,„da kann sich jeder melden, der
Unterhaltung zu bieten hat.“ Weres auf die Bühne schafft, entschei-det erstmal das Veranstaltungs-Team, ob derjenige wiederkom-men darf, das mit Stimmzettelnausgerüstete Publikum. Formalfestgelegt ist Winkler bei der Aus-wahl nicht: „Das kann vom klassi-schen Kabarett bis zur Musik-Co-medy gehen.“
Am Muster des „Quatsch Come-dy Clubs“ auf dem FernsehsenderProSieben orientiert sich das Kon-zept, das Winkler nicht als Kon-kurrenz sieht für etablierte Showswie „Kiel Spaß!“: „Ich denke, dieStadt hat das Potential für ver-schiedene Comedy-Formate.“ In
weiteren Ausgabendes Comedy Clubssind unter anderenKäthe Lachmann,Konrad Stöckel aliasFat King Konrad undStand Up-ComedianJohn Doyle vorgese-hen. Darüber hinaussetzt Winkler, der alsTourleiter für dasDuo Baumann &Clausen mit der Co-medy zusammen-fand, nicht nur aufdie Club-Atmosphä-re im Metro, sondernauch auf die Mi-
schung aus bekannten und unbe-kannten Namen: „Vielleicht gibt esja auch einen Austausch hinter derBühne.“
Arne Stenger passt das Konzeptins Kino-Programm, in dem sichauch schon Platz für eine Lesungmit Heinz Strunk und die DVD-Präsentation des Red Bull Storm-chase fand: „Ich möchte ein Haus,in dem Bewegung drin ist.“
14. Januar, 20.30 Uhr, im Metro-Kino.Bewerbungen mit Demo-Material anwin-events, Thorsten Winkler, Olpe-nitz Hof 5, 24376 Kappeln oder perMail an [email protected]: www.comedy-kiel.de
Der drittgrößte Kinosaal in Kiel verfügt über eine volltaugliche Bühne. Foto bos
Comedy im KinosaalIns „Metro“ soll der monatliche „Kieler Comedy Club“ Einzug halten Kiel – Nur für Kino sei derRaum einfach zu schön, findetMetro-Geschäftsführer ArneStenger und meint den 400-Plätze-Saal im Haus in derHoltenauer Straße – übrigensder drittgrößte Kinosaal inKiel. Der verfügt neben derLeinwand auch über eine voll-taugliche Bühne, und so lag esnahe, den Raum auch theatralzu nutzen.
Von Ruth Bender Suchen auch nach Comedy-Talenten: Metro-Ge-schäftsführer Arne Stenger (links) und VeranstalterThomas Winkler. Foto fpr
Kieler Nachrichten, 3.1.2007
Freitag, 23. März 2007Nr. 70 19Kultur
„Die Maler müssen das Sujetund die Gegenstände aufge-ben, wenn sie reine Maler seinwollen.“ Dieser programmati-sche Satz stammt von KasimirMalewitsch (1878-1935), demkompromisslosen Erfinderder radikalen Abstraktion. ImDezember 1915 sorgte er fürAufsehen, als er auf der Letz-ten Futuristischen Ausstel-lung 0.10 in St. Petersburg seinSchwarzes Quadrat auf wei-ßem Grund ausstellte. DasWerk sollte einen der entschei-denden Wendepunkte in derKunstgeschichte des 20. Jahr-hunderts einläuten.
Die Hamburger Kunsthalleuntersucht jetzt in ihrer neu-esten Ausstellung die Rezepti-on dieser viel beschworenenIkone der Moderne. Geometri-sche Gegenstandslosigkeit alsAntipode zur figurativen undmitunter opulenten Malereizieht sich wie ein Leitfadendurch das 20. Jahrhundert. Obphilosophisch inspirierte Ver-suchsanordnungen, geometri-sche Abstraktionen oder ma-lerische Experimente: Vier-ecke aller Art, abstrakte geo-metrische Flächen und dreidi-mensionale Quadratkörpertauchen immer wieder auf.Beispielsweise in der ameri-
kanischen Konzeptkunst ei-nes Sol LeWitt, in der MinimalArt von Donald Judd, aberauch bei jüngeren Künstlernwie Gregor Schneider.
Er baute den Cube Ham-burg, das wohl spektakulärsteund medienwirksamste Werkder Ausstellung. Der zunächstumstrittene 14 x 13 x 13 Metergroße, mit schwarzem Stoffbehangene Würfel steht jetztauf dem Sockel der Kunsthal-le. Schneider versteht seinengigantischen Kubus als eineVerkörperung der reinen, mi-nimalistischen, aus dem Urge-danken der Moderne entstan-denen Form. Er, der bisher für
seine nach innen gestülpten,klaustrophobischen Zellenbekannt war, betritt mit dieserden Außenraum souverän er-obernden Arbeit künstleri-sches Neuland. Gleichzeitigintendiert er eine Verbindungzum zentralen Heiligtum desIslam, der Kaaba in Mekka.
Der Ausstellungsparcourshält viele Highlights der abs-trakten Kunst der letzten 90Jahre bereit: etwa Arbeitenvon Alexander Rodtschenkooder El Lissitzky, die sich inihren geometrischen Kompo-sitionen ebenfalls der Abs-traktion verschrieben. Hierweht der Geist der russischen
Revolution, aber auch das insSäkulare gewendete Erbe derrussischen Ikonenmalerei istzu spüren. Im Nachkriegs-deutschland gründete sich dieGruppe ZERO und brach ra-dikal mit der gegenständli-chen Bildsprache. In Ham-burg zu sehen: ein Lichtkubus(1959) mit metallischer Ober-fläche von Heinz Mack undkraftstrotzende Nagelbildervon Günther Uecker. In Italienformierten sich die Künstlerder Arte Povera. Lucio Fonta-nas Leinwandzerschneidun-gen etwa sind ebenso konse-quente wie brachiale Weiter-entwicklungen der Abstrakti-on. Amerikanische Minima-listen wie Sol LeWitt oder CarlAndre entwickelten ma-thematische Durchdeklinie-rungen des Würfels mal alsBodenarbeit, mal als Zeich-nung oder Skulptur. AllanMcCollum arrangiert in den1980-er Jahren kleine Rahmenmit unterschiedlich großenschwarzen Flächen zu muse-umskritischen Hängungenohne Bildgegenstand. RobertRyman verlegt sich in seinenabstrakten Bilderforschungen
ganz auf die Farbe Weiß. BruceNauman balanciert in seinemStudio auf einem abgeklebtenQuadrat und filmt sich dabei.In Deutschland trifft man aberauch auf kritisch-ironischeKommentare zum ThemaAbstraktion und Metaphysik:Sigmar Polke etwa malt 1969sein berühmtes Gemälde Hö-here Wesen befahlen: rechteobere Ecke schwarz malen!.
Am Ende des Parcours wirdes dann seltsam anekdotisch.Im letzten Raum liegt der auf-gebahrte Malewitsch im blü-tenweißen Sarg, neben ihmder von Künstlerfreund Niko-lai Suetin gestaltete suprema-tistische Sargdeckel mitschwarzem Quadrat, der heu-te wie ein hippes Designobjektwirkt. Die allzu pathetischwirkende Sterbezimmer-In-stallation mit verwelkendemLilienstrauß wurde von derslowenischen KünstlergruppeIRWIN eingerichtet.
Hamburger Kunsthalle. Geöffnetbis 10. Juni Di-So 10-18 Uhr, Dobis 21Uhr. Katalog: 35 Euro. Inter-net: www.hamburger-kunsthal-le.de
Abstraktionals PrinzipHamburger Kunsthalle: „Das schwarzeQuadrat. Hommage an Malewitsch“Hamburg – Die HamburgerKunsthalle untersucht mitder Ausstellung Dasschwarze Quadrat. Hom-mage an Malewitsch dieweit verzweigte Rezepti-onsgeschichte einer Ikoneder Moderne. Für großemediale Aufmerksamkeitsorgte bereits im Vorfelddie Aufstellung von GregorSchneiders Cube Hamburg.
Von Nicole Büsing & Heiko Klaas Eine Ikone der Moderne: KasimirMalewitschs „Schwarzes Qua-drat auf weißem Grund“ aus demJahr 1915. Fotp büs
Reaktionen aufMalewitsch:„VerspannungIII“, „Asche-haufen VI“ und„Aufhellungs-versuch“ vonReiner Ruthen-beck (oben).Sterbezimmer-Installation derslowenischenGruppe IRWIN,Fotos dpa
Kopenhagen – Im Volksmundheißt Kopenhagens neuesOpernhaus zwar etwas spöt-tisch „Toaster“, weil dieSprossen der westlichenGlasfassade beleuchtet wiedie Heizstäbe eines Toasterswirken. Doch haben sich dieDänen an den vor zwei Jahreneingeweihten modernen Mu-sentempel im Hafen gewöhnt:Weil das Innere des Kultur-Geschenks von MilliardärMaersk Mc-Kinney Moellerdurch Formschönheit und un-geheure Großzügigkeit impo-niert – und weil das Musik-theater Schritt hält mit derQualität der Architektur.
Dem Format des Hauseskann nur mit großer Oper ent-sprochen werden. Also blei-ben Mozart und Belcantoebenso wie das Ballett im Tra-ditionsbau am Kongens Ny-torv. Die Store Scene am Ny-havn dagegen verlangt nachAufwändigem für Bühne undOrchestergraben; denn beidesind riesig, wie es sich für eineMetropole – nach Meinungdes edlen Spenders – gehört.
So nennt denn der laufendeSpielplan mit sechs Premie-ren und zwei Wiederaufnah-men: Wagner und Strauss, Ja-nacek und Debussy, Verdi undNielsen (Maskarade), auch
Puccinis Tosca – und die Fla-germusen von Johann Straußmit den Stars Tina Kiberg undPoul Elming. Dabei fällt insAuge: Das Ensemble der Kö-niglichen Oper verzeichnetfast ausschließlich dänischeSänger, dazu einige wenigeaus skandinavischen Anrai-nerstaaten. „Gastarbeiter“sind eher unter den Regisseu-ren zu finden – etwa PeterKonwitschny mit Elektra undeinem Aufguss seines Ham-burger Lohengrin.
Jüngste Premiere war Giu-seppe Verdis Simone Bocca-negra, inszeniert von dem inSchweden lebenden BosnierJasenko Selimovic (38). Erholte die Handlung aus demalten Venedig ins 20. Jahrhun-dert und verbildlicht denWandel der politischen Syste-me zwischen 1917 und 1989.Einiges wirkt hergeholt, doch
das Ganze recht plausibel imInnenhof eines vierstöckigenMietshauses, das unter denZeitläuften ebenso leidet wiedie Menschen. Bühne undAusstattung sind konventio-nell realistisch, ein Reiter-denkmal wird gestürzt, einTrabi umgeworfen – dasmacht ordentlich Effekt.
Solide wirkt ChefdirigentMichael Schoenwandt amPult. Die Akustik des Hausesist exzellent, sie trägt in jedenWinkel Instrumente undStimmen – und was für Stim-men, selbst in der Besetzungvon vier Hauptpartien in derzweiten Premiere! Der Nor-den scheint noch ein großesReservoir an Sängern zu ha-ben, die auch im ItalienischenFach versiert sind.
Das Semi-Staggione-Prin-zip bedeutet für Simone Boc-canegra ein klar begrenzte
Laufzeit: 13 Vorstellungengibt es bis zum 30. April. Da-neben läuft nur noch Pelléaset Mélisande – und dann derRenner Die Fledermaus, derin der nächsten Spielzeit vonLéhars Die Lustige Witwe ab-gelöst wird: Auch in Kopen-hagens Musiktheater mit ei-nem soliden eigenen Etat so-wie fünf Haupt- und 14 weite-ren potenten Sponsoren sindausverkaufte Vorstellungenvonnöten. Noch zehrt das be-eindruckende Larsen-Opern-haus – es ist die Reise jedesEnthusiasten auch ausDeutschland unbedingt wert– vom Bonus des attraktiven,aufregenden Neuen, von derKlasse des Gebotenen und ei-nem treuen Publikum, das al-lerdings wie überall sichtlichin die Jahre gekommen ist.
www.kglteater.dk
Ein Geschenk muss sich bewährenKopenhagens neuesOpernhaus widmet sichdem Großformat
Von Günter Zschacke
Großzügiger Prunkbau am Nyhavn: Das von dem Milliardär Maersk Mc-Kinney Moeller finanzierteneue Kopenhagener Opernhaus, das sich den umfangreichen Werken widmet. Foto dpa
Leipzig – Der Preis derLeipziger Buchmesse 2007geht an Ingo Schulze (Belle-tristik), Saul Friedländer(Sachbuch/Essayistik) undSwetlana Geier (Überset-zung). Die mit je 15000 Eurodotierte Auszeichnungwurde gestern auf der Messeverliehen. Schulze erhieltden Preis für seinen Erzähl-band Handy. Dreizehn Ge-schichten in alter Manier(Berlin Verlag), Friedländerfür den Band Die Jahre derVernichtung. Das DritteReich und die Juden 1939-1945 (Beck) und Geier fürdie Übersetzung von FjodorDostojewskijs Roman Eingrüner Junge (AmmannVerlag). Die Verlage hattenüber 700 Titel eingereicht.
Schulze gelinge es „in vir-tuoser Weise, die klassi-schen Formen der Kurzge-schichte für die Erfassungder Gegenwart fruchtbar zumachen“, lobte die Jury.Friedländer habe mit sei-nem Band ein historischesWerk über die Verfolgungund Vernichtung europäi-scher Juden vollendet, „daseinzigartig und von heraus-ragendem Rang“ sei. „EineÜbersetzung, die jeglicheSprödigkeit von der Spra-che abschüttet und Dosto-jewskij gewissermaßen wievon allein in unsere Sprach-welt holt“, wurde die Wahlvon Geier begründet. dpa
Ingo Schulzein Leipzigausgezeichnet
Kultur/Szenen
Heutevon 17 bis 18 UhrChristoph Munk0431/903-2891
E-Mail: [email protected]
AM TELEFON
Klavki, in Kiel lebenderAutor, wurde zur Leipziger
Buchmesse eingeladen.Der Gewinner mehrererregionaler und nationalerPoetry Slams liest morgenaus seinem noch nicht ver-öffentlichten Roman DerTraumzeuge. Die Lesungwird im Rahmen der ReiheProsanova – junge Litera-tur aus Rostock veranstal-tet. evx
Toshiyuki Kamioka, Diri-gent und Professor an derHochschule für MusikSaar, wird zur Spielzeit2009/10 Generalmusikdi-rektor am SaarländischenStaatstheater. Kamioka,gegenwärtig GMD in Wup-pertal, war nach seinerAusbildung in Japan Ka-pellmeister an verschiede-nen Häusern, darunterauch in Kiel, und musika-lischer Chef am Staats-theater Wiesbaden. dpa
Hubert Winkels, in Düssel-dorf lebende Journalist er-hielt gestern auf der Leip-ziger Buchmesse den mit5000 Euro dotierten Al-fred-Kerr-Preis für Litera-turkritik 2007. Das Bör-senblatt, Organ des Bör-senvereins des DeutschenBuchhandels, würdigt da-mit seine „sehr nachhaltigeFörderung der deutsch-sprachigen Gegenwartsli-teratur“. Nach Einschät-zung der Jury geht er nichtnur kenntnisreich undanalytisch mit der deut-schen Literatur um, son-dern verstehe es auch, sieunterhaltsam zu vermit-teln. dpa
KULTURKÖPFE
London – Die Rolling Sto-nes setzten am 5. Juni ihreseit 2005 laufende WelttourA Bigger Bang fort undkommen im Sommer auchzu drei Konzerten nachDeutschland. Stones-Fanskönnen die Band am 13. Ju-ni in Frankfurt am Main,am 13. August in Düssel-dorf und am 15. August inHamburg erleben. Die neueTour-Etappe beginnt imbelgischen Werchter undendet am 21. August in Lon-don. Nach Angaben derUS-Musikzeitschrift Bill-board spielten die Rockerum Mick Jagger mit ihrerTour bislang mehr als 437Millionen Dollar (rund 334Millionen Euro) ein. Damitvertreiben sie 2006 die iri-sche Rockband U2 vomSpitzenplatz auf der Hitlis-te der erfolgreichsten Kon-zerttourneen. Bevor die Stones am 15. Au-gust nach Hamburg kom-men, wollen sie mit Konzer-ten in Helsinki (1. August),Göteborg (3. August), Ko-penhagen (5. August) undOslo (8. August) Skandi-unavien bereisen. Der Vor-verkauf für das HamburgerKonzert in der AOL-Arenabeginnt am 30. März. Bun-desweite Tickett-Hotline:01805-570000 dpa
KURZ GEMELDET
Rolling Stones kommennach Hamburg
Kieler Nachrichten, 23.3.2007
Sonnabend, 3. März 200712 Nr. 53Szenen
1. (3) Ein SternDJ ÖTZI & NIK P
11. (13) Snow (Hey Oh)RED HOT CHILI PEPPERS
1. neu Vaya con tiozBÖHSE ONKELZ
11. (9) 36 Grad2RAUMWOHNUNG
2. (2) Summer WineVALO VILLE & N. AVELON
12. (14) Proper EducationERIC PRYDZ VS FLOYD
2. (3) LooseNELLY FURTADO
12. (12) On The Way To WonderlandSUNRISE AVENUE
3. (1) Wenn nicht jetzt wann dann?HÖHNER
13. (12) Übers Ende der WeltTOKIO HOTEL
3. (1) Not Too LateNORAH JONES
13. (14) MännersachenROGER CICERO
4. (4) All Good ThingsNELLY FURTADO
14. (18) Tell MeP. DIDDY FEAT. C. AGUILERA
4. (2) Hoch wie nieFALCO
14. (8) The Confessions TourMADONNA
5. (5) Lied 1 – Stück vom HimmelHERBERT GRÖNEMEYER
15. (25) LaraKIM FRANK
5. neu NevioNEVIO
15. (10) Greatest HitsSASHA
6. (7) Fairytale Gone BadSUNRISE AVENUE
16. (17) I Wanna Love YouAKON FEAT. SNOOP DOGG
6. (24) Die großen ErfolgeAMIGOS
16. (27) Billy Talent IIBILLY TALENT
7. (6) Papa PinguinPIGLOO
17. (16) Everytime We TouchCASCADA
7. (4) Piece By PieceKATIE MELUA
17. (11) A Weekend In The CityBLOC PARTY
8. (11) Amore per sempreNEVIO
18. (22) Ein Teil von mirSIDO
8. (5) Das große LebenROSENSTOLZ
18. (6) The Ultimate Aural OrgasmSCOOTER
9. (15) Einen SternNIC
19. (19) Chasing CarsSNOW PATROL
9. (13) Futuresex/ LovesoundsJUSTIN TIMBERLAKE
19. (20) RudeboxROBBIE WILLIAMS
10. (10) Boten AnnaBASSHUNTER
20. (36) Viva ColoniaHÖHNER
10. (7) I’m Not DeadPINK
20. neu Divine InsanityLOVEX
SINGLE-CHARTS ALBUM-CHARTS
ERMITTELT VON MEDIA-CONTROL
Bringt auf seinem gleichnamigenDebütalbum schmachtenden ita-lienischsprachigen Pop zu Gehör:NEVIO. Foto hfr
3. Februar: Der Weltklimaberichtder Vereinten Nationen zeichnetein düsteres Bild von der Erder-wärmung in diesem Jahrhundert.Man weiß, es muss sich etwas än-dern. Man hofft, es geht auch so.Vielleicht helfen ja Aufkleber:„Ich vermeide Rinderfürze!“
6. Februar: Nach Vorstellungvon Innenminister Schäuble solles zukünftig möglich sein, dieComputer der Bürger heimlichauszuspionieren und damit dasPost- und Briefgeheimnis aufzu-heben. Besonders bedrohlich füreine Demokratie scheinen dieGrundrechte zu sein. Wir müssenuns vor ihnen schützen.
9. Februar: Fazit nach kaumüberstandener Darminfektion:Heute wird man leichter krankund schwerer wieder gesund.
11. Februar: Das neue Jahr hates eilig: Die Sätze des Jahresschon im Januar (Stoibers „Ichmöchte, aber ich muss nicht.“,Jauchs „Gremlins“-Vergleich),jetzt folgen alle wichtigen Rück-tritte (Stoiber, Merz, MünchensErzbischof, die Trainer Doll,Heynckes, Magath, von Heesen).Mit den Handballweltmeisternhaben wir auch schon die Mann-schaft des Jahres. Wenn das soweiter geht, sind wir im Juni mitdem Jahr durch.
12. Februar: Helden von ges-tern: The Police wollen wieder zu-sammen auftreten. Erste Großvä-ter-Fotos lassen einen eher er-schauern. Das Ganze ist nur zuretten, wenn die drei die Stadiender Welt mit einer sehr schrägenJazzperformance rocken. Sonsthätten wir sie schon: die Peinlich-keit des Jahres.
14. Februar: Die Dienstwagender Bundesregierung haben einenzu hohen CO2-Ausstoß. Da heißtes umrüsten. Besonders gern ge-sehen: Umweltminister Gabriel,wie er sich mit seinem Chauffeurin einen Smart zwängt.
16. Februar: Die Gesundheits-reform ist durch. Was teurer wird:krank sein und zuzahlen. Etwas
günstiger: gesund sein und ein-zahlen.
19. Februar: Eindruck beimSchnellzappen durch Karnevals-sendungen: Besonders lustig fin-den sich die Deutschen immernoch, wenn sie schlecht sitzendePerücken, überdimensionierteBrillen und unvorteilhafte Klei-dung tragen. Höhepunkt desAbends bleibt: das Männerbal-lett.
20. Februar: Klimaschutz sollsein, Arbeitsplätze für Klimakil-ler müssen sein. Wenn morgen dieWelt unterginge, wir würden heu-te noch einen Airbus 380 bauen.
22. Februar: „DDR-Methoden“und Frauen als „Gebärmaschi-nen“, die Diskussion um kosten-lose Kita-Plätze ist nicht unbe-dingt von Sachlichkeit geprägt.Man kann sie aber wieder einfüh-ren: Kostenlose Kitaplätze sindeine Möglichkeit der Kinderer-ziehung, nicht Pflicht für alle.Wer will und kann, darf seineKinder auch zu Hause erziehen.Nach meinem Kenntnisstand sol-len die Kinder in den Kitas auchnicht mit sozialistischem Gedan-kengut indoktriniert werden. ZurAussage, kostenlose Kitaplätzemachten Frauen zu Gebärma-schinen, schreibe ich nix, die dis-qualifiziert sich von selbst. An-sonsten sollte man kostenlose Ki-taplätze einrichten, solange esnoch Kinder gibt.
23. Februar: Was ist eigentlichder aktuelle Stand der Nichtrau-cherdiskussion: Rauchen ist er-laubt, aber überall verboten?
24. Februar: Wie regiert man alsKanzlerin eine große Koalition?So: links antäuschen (Klima-schutz verkünden) und rechtsvorbei (gegen ein Tempolimit aufAutobahnen, gegen einen europa-weit einheitlichen Abgasgrenz-wert) oder rechts antäuschen(CDU-Kanzlerin) und links vor-bei (Elterngeld, kostenlose Kitas).
25. Februar: Wir gewinnen vie-les, wir verlieren alles. Lebe dasLeben!
Das war der Februar 2007: Das Leben ist ein Widerspruch
Von Jan Ullrich
ANSICHTSSACHE
Es geht nicht nur gut, eszeigt auch, dass sich dieKieler Slammer wieder et-was trauen. Wie man mitwitzigem Bau Potemkin-scher Poetry-Dörfer einPublikum „rum“ kriegt,weiß Lewin. Der Bielefel-der Special Guest Micha-El Göhre hat es geradewieder perfekt performedvorgemacht und wird da-mit vorhersehbarer Siegerdes Abends. Doch solcheselbstgängerische Routinemachte den Kieler Slamoft genug zur Abnick-Nummer. Aber am Don-nerstag in der Schaubudewerden endlich die Herzenaus der Dichterbrust ge-kramt, liegen warm zu-ckend auf der Zunge undtreffen in die des Publi-kums. Lewins leiser undsehr persönlicher Textüber den Tod fasst an, ebenweil er auf die üblichenShow-Fassaden verzichtet– und bringt ihn ins Finale.
Dass Klavki diesen„Herzton“ schon lange an-schlägt, hat man bei seinenAuftritten immer gespürt,nur vielleicht noch nichtgewusst. Freuds Freundeoder Der Mut zum Ich ti-telt sein Vorrunden-Textund hat schon in der Über-schrift geradezu propheti-sche Potenz. Klavki er-zählt in einem einzelnengeclusterten Wort eineganze Geschichte. Damitwar er mehrmals unter den
besten Drei nicht nur beimKieler Slam, misstrautegleichwohl dem eigens an-gezettelten Wortspiel. Hierwie auch in seiner Hom-mage an die Graffiti-Sprayer, die sich „die Hän-de an die Herzen nähen“,um wie er das tote MediumLiteratur zu reanimieren,wirken die Herzblut-Ka-tarakte, als sei Nietzschemit neuer Stimme aufer-standen, flirte mit Heid-egger und entwerfe dabeieinen Bilderbogen allergewesenen Worte. Klavkissublime Zitattechnikschien schon oft auf einemHöhepunkt, allein, sie
übertrifft sich noch. DiePublikumsjury erahnt dieTragweite und beschertdem wohl begabtestenKieler Poeten, der geradean einem Roman schreibt,einen dritten Platz.
Höchstwertungen nurknapp hinter Micha-ElGöhres exaltierter Perfor-mance-Kunst erntet sA-ziH nicht nur für sein ko-mödiantisches Räsonnie-ren mit verstellten Stim-men. Sein Finale-Textüber Ute & Lotte, die wiedie Opas in der Loge der
Muppets-Show die Welterklären und dabei soherrlich klagesingsangendscheitern, „war in meinerHosentasche, ist mit gewa-schen worden und stinktjetzt ganz schön“. Ein au-thentischer Geruch vonHerz, der am Ende mehr-fach ironisch gebrochenduft-tüftelt: „Wer setztden Haufen, der Sense be-deutet?“
Den setzt auch FinalistChristian Seiffert mit sei-nen erotisch-poetischenHerzergießungen oderLaura auf die sanften Wo-gen ihrer Liebesleidlyrik.Das Herz ist neu entdecktals Pumpe allen Dichtens.Dagegen wirkt Micha-ElGöhres fulminant gebrau-ter Black Metal Kaffeetrotz heißer Publikumsbe-geisterung fast schon wieein kalter.
Die Slam-Texte sind in Kürzeauf www.assembleart.com zulesen und auf www.fatnapf.deauch zu hören.
Neu entdeckter HerztonBeim Poetry Slam in der Schaubude fanden auch ernste Texte ihr PublikumKiel – Christian Lewinrutscht unruhig auf demBarhocker hin und her.Der Text in seiner Ta-sche, den er gleich lesenwird, brennt ihm nichtnur auf den Nägeln,auch in der Seele. Erheißt „Krebs“ und han-delt vom Sterben seinerGroßväter. „Mein ersterernster Text beim Slam– ob das gut geht?“
Von Jörg Meyer
Wort-spiel-reich: Special Guest und Slam-Sieger Micha-ElGöhre (gr. Bild), Christian Lewin (l.) und Klavki. Fotos Bevis
Kiel – In Sachen Popmusik giltNorwegen wohl mittlerweileneben Schweden als eine derTalentschmieden Skandina-viens. Am Südwestzipfel desLandes hat sich Bergen zu ei-ner Art Mekka der norwegi-schen Pop-Szene entwickeltund unter anderem Künstlerund Bands wie Kings Of Con-
venience, Ane Brun oder auchSt. Thomas hervorgebracht.Etwa 200 Kilometer südlichvon Bergen liegt Stavanger.Eine alte Schiffahrts-, Fische-rei- und Industriestadt undmit knapp 120000 Einwoh-nern die viertgrößte Kommu-ne Norwegens. Mit den 5000Studierenden an der örtlichenUniversität hat sich hier einelebendige kulturelle Szeneentwickelt. „Ein guter Ort, umMusik zu machen“, erzähltSebastian Waldejer, „die Leu-te hier sind offen und unter-stützen junge Künstler.“ Der22-jährige Songwriter hat mit
seiner ersten EP Porcelain Ba-by (2005) norwegisches Publi-kum und Kritiker mit seinenmelancholischen, vom Brit-pop beeinflussten, akustischvorgetragenen Songs glei-chermaßen begeistert. Er tin-gelte zunächst über die Büh-nen seiner Heimatstadt, spä-ter durch ganz Norwegen undbrachte es gar zu einem Solo-auftritt in einem LondonerClub. Sein Album, das imSommer erscheinen soll, wirdzu Hause im hohen Norden be-reits mit Spannung erwartet.
Die Liste der musikalischenEinflüsse ist lang. Von Britpop
im Allgemeinen über PJ Har-vey und Nick Drake bis hin zuBruce Springsteen und Radio-head zählt Waldejer seine Fa-voriten auf. „Die Melancholiein meinen eigenen Songsspeist sich aus all dieser Mu-sik, die ich während meinerJugend gehört habe“, sagt der22-Jährige, der bereits mit 14Jahren anfing, im Jugendzim-mer eigene Songs zu schrei-ben. Für die Veröffentlichungvon Porcelain Baby hat derNorweger im vergangenenJahr sein eigenes Label „SwaRecords“ gegründet. Für seinAlbum, das bereits fertig auf-
genommen in der Schubladeliegt, wünscht er sich aller-dings einen Vertrag mit einerprofessionelleren Plattenfir-ma. Dass dies hierzulande ge-lingt, dafür will Tour-InitiatorSkand-ALL sorgen, ein dä-nisch-norwegisches Projekt,
das junge, nordische Künstlernach Deutschland auf Tourbringt, um mögliche Labelsoder Managements zu finden.
Heute, Subrosa, 21 Uhr; Infos:www.myspace.com/sebastian-waldejer
Frisch aus der norwegischen TalentschmiedeSebastian Waldejer spieltim SubRosa im Zuge derSkand-ALL-Tour
Von Karen Jahn
Melancholische,vom BritpopbeeinflussteSongs:SebastianWaldejer.Foto hfr
Kieler Nachrichten, 3.3.2007
Freitag, 14. Dezember 200718 Nr. 292Szenen
Hamburg – Die 101 Treppen-stufen hinauf ins Nachtasylunterm Dach des HamburgerThalia Theaters fokussierenden Gast unwillkürlich. Derkalte, weiße Treppenhaus-schlauch blendet alles andereaus, macht einen leer, bis sichendlich ein in warmes Lichtgetauchter Raum auftut, wosich ein dem Indie zugewand-tes Jungvolk lässig aufLoungemöbeln lümmelt undkühle Getränke kippt.
Ein guter Ort für Home OfThe Lame alias Felix Geb-hardt, der heute mal nicht so-lo, sondern flankiert vonChristian Hake (Schlagzeug),Ingo Schröder (Gitarre) undAlexander Böll (Bass) in vol-ler Bandstärke auftritt. Dervollbärtige Schlaks, von demman behauptet, er trage einBild seines Sofas im Porte-monnaie bei sich, ist keinMann der großen Gesten.„Corporate Rock Still Sucks“mault es auf seinem verwa-schenen T-Shirt. Imme wie-der greift Gebhardt sich ansHerz und brummelt, dassheute mit ihm „etwas nicht inOrdnung“ sei. Eine Herz-attacke aufgrund orgiasti-scher Musikexplosionendürfte allerdings kaum zu er-warten sein. Mild, entspannt,zart und ungrell kommenkommt Home Of The Lameums Eck geschlurft. Musikwie ein unaufgeregter Vor-mittag, irgendwo zwischenMüßiggang und Aufbruch.
Ein bisschen Lemonheadshört man durch, etwas Buffa-lo Tom vielleicht, manchmalerinnert es an Pulp. Amerika-nische Sounds gepaart mitbritischer Melodiekompetenz
– sehr, sehr angenehm. Drei-Minuten-Wohlklänge in ei-nem gut abgemischten, ho-mogenen Soundflausch, diemerkwürdig vertraut wirken.Mag sein, dass es an den tol-len Melodien und Gebhardtsberuhigender, tiefer Stimmeliegt; kann sein, dass die Mu-sik etwas zutiefst eklekti-sches hat. Aber besser, manbewegt sich in guter Traditi-on, als sich neuem Müll zuzu-wenden. Ein typischer Ver-treter der Grand-Hotel-van-Cleef-Mischpoke um Tomte-Mastermind Thees Uhlmann:Liebe Freunde machen guteMusik.
Die ausgewachsene Stundemit Home Of The Lame je-denfalls vergeht wie im Flu-ge. Eine Zugabe noch, danngeht’s wieder die 101 Stufennach unten. Wieder wird manausgelöscht und erinnert sichschon am Fuße des neoklassi-zistischen Repräsentativbausnur noch an ein indifferentesGefühl von Geborgenheit.Auch eine Form von Nachhal-tigkeit. mwe
Musik wie einunaufgeregterVormittag
Kein Mann der großen Gesten:Home Of The Lame aka FelixGebhardt. Foto Weber
Der Titel spiegelt im gleichenMaße Petras’ Sympathie fürdas Bild des naturverbunde-nen Jungen, für die endloseWeite und die emotionale Küh-le, die aber genug Wärme er-zeugt, um die innere Flammezu entzünden. Die Veröffentli-chung seines Debüt-AlbumsAlaska Boy beim Kieler LabelDöner Diskothek wird morgenin der Schaubude gebührendgefeiert, gemeinsam mit diver-sen Künstlern aus der lokalenSzene.
Das Pseudonym Freaky Mil-ler entstand im Sommer 2006,nach Abschluss des Studiums.„Ich hatte zwei bis drei Albenbereits eingespielt, als schließ-lich die Idee zu der Veröffent-lichung kam“, erzählt Petras.Schon seit Jahren nahm er ei-gene Songs in seinem Ho-merecording-Studio mit Vier-spurgerät auf. Immer klassi-sches LoFi, immer geschmack-voll. Bei Döner Diskothek,„auf der humoristischen Seiteder Musikindustrie“, fühltsich der Kieler bestens aufge-hoben. Jetzt liegt DD 009 mitdem ersten Solokünstler aus
der Qualitätsschmiede bereit.Döner-Diskothek-Chef Jo-chen Gäde: „Ein andererSchuh, eine neue Generation.Ich hör’ mir das gerne an.“ Mixund Mastering der Songsübernahm Sander Bohlen aus
Flensburg, den Petras nochaus der gemeinsamen bei derBand Galakolleg kennt, eben-so die beiden Bands StaringGirl und Walheimat, die nebendem Kieler Autor Arne Rau-tenberg bei der CD-Release-
Gala ihren Beitrag leisten. Der Abend ist im Stile der
„Rolling Thunder Revue“ an-gelegt, einer 1975 von Bob Dy-lan initiierten Konzerttour-nee, die den Beat der Musikermit der Beat-Poesie von AllenGinsberg kombinierte. Mode-riert von Horst Pillau Jr., stelltFreaky Miller die Songs solo,aber auch mit den RavensbergRude Boys vor. Im Grunde seies ein Kollektiv mit einem Mit-glied, da Miller seine Instru-mente alle selber zu spielenvermag, doch auf der Bühnelässt er sich von Verus Seeburg(Leadgitarre), Martin „Ma-schine“ Ohlendorf (Bass), SingSing „Clockwork“ Schultz(Drums), Kai Graf Mölln (Rho-des Piano) und Dr. Ingo Ranz(Akkordeon) unter die Armegreifen. Keine Band im eigent-lichen Sinne, eher ein explo-dierender Bühnentraum inEchtzeit. Hier steckt die Spiel-freude nicht im Detail, son-dern legt sich wie Goldstaubüber alles. Ein Mix aus Disco,Schlager und Ballade für denTwenty-Thirty-Somethingund seine verblüfften Freunde.
Die deutschsprachigen Tex-te reflektieren die großen dreiThemen, die das Leben zusam-menhalten: Pleite, Liebe undHoffnung. „Anti-Folk undPopperlen der Premiumklas-se“, heißt es in der Presse-Info,„Trag mich zum Auto, ich fahrdich heim“ in einem der viel-schichtigen Lieder. Eine Soi-ree im Zeichen echter Männer-freundschaft mit dem Charmedes Einmaligen.
Morgen, 21 Uhr, Schaubude (Le-gienstr. 40)
Pleite, Liebe, HoffnungFreaky Miller alias Ole Petras feiert in der Schaubude CD-Release-Gala mit GästenKiel – Eine eisige Jugend-sünde diente als Inspirati-onsquelle für den Albumti-tel: „Alaska Boy“, dieselänglichen dünnen Plastik-beutel mit der künstlichgefärbten und gefrorenenZucker-Wasser-Mischung.Doch für Freaky Miller ali-as Ole Petras ist es mehr alsdie Erinnerung an Kind-heitstage im Freibad.
Von Henrik Drüner
Präsentiert sein Debüt-Album „Alaska Boy“: Ole Petras. Foto Peter
FOKUS HAMBURG
Kiel – Im Loch im Holzschwebt geborgen ein Stein:das „Herz“ in Marcus MeyersSkulptur, die nach seinemDichterfreund „Klavki“heißt. Und diesen vielleichtauch darstellt – das zu ans-tastbarer Haut geschliffeneHolz, der rostige Stachel-draht, der sich um den Körperwindet, mündend in einer„Dornenkrone“.
Denn in Klavkis kahlemSchädel denkt es in solchenKategorien: Sendung, Schei-tern, Erlösung. Die ganz gro-ßen Dinge der Existenz, dieseine Texte, die das Pathosnicht scheuen, wie beiläufigam Wegesrand finden. Schrif-ten, deren Anspruch, sich anden Bibeln von Nietzsche bisWittgenstein zu messen, al-lenfalls in der Selbstironiemal als Hybris erscheint. Alsdas Kleine in der Welt, dasdiese doch ganz enthält.„Diesseits das Zwischen“nennt das sein „Traumzeuge“,der Klavkis gerade beendetemRomanepos den Titel gab. Je-ner Sprachsucher, der er-kennt, dass Sprache sprachlosmacht, und der am Ende nichtmehr sprechen, sondern liebersingen will – „für euch, für die
Wunde der Schöpfung, singenim Wind“.
„Singen im Wind“, so könn-te auch Alexa Hartung ihre fi-ligranen Fotografien aus derReihe „Alexa meets Kiel“nennen. Eine Bildsprache, diedas sprichwörtliche „Spre-chen“ der Bilder hinterfragt,indem sie zum Schweigen ten-diert. „Sprachscharnier zwi-schen Traum und Welt“ rauntKlavkis „Traumzeuge“ da-zwischen, wenn Alexa dieKieler „Postkarten“-Motive,die der gemeinsamen Ausstel-lung in der Hansa48 den etwasirreführenden Titel Kiel imBlick gaben, so ganz anderstönt. Ein Geist schwebt überden Fördewassern, wenn sieaus dem Kanal auslaufendeSchiffe nebst dem ahoiendenWinkelement in ein Gegen-licht taucht, das die Szenerieso weichzeichnet, als sei derHimmel auf die Erde gekom-men.
Da lässt er sich fotografie-ren, da öffnet er Weite in swin-gendem Holz. Aber lässt ersich auch be-, nicht bloß um-schreiben? Klavkis Texte „amDämmerungsdocht“ im be-wusst schummrig beleuchte-ten Hansa-Kino versuchen es.Wenn laut Bibel am Anfangdas Wort war, was ist dann amEnde? Wo sollen wir hin mit„Sprache!, Sprache!!, Spra-che?“, wie zu Beginn der Le-sung Klavkis „Wolkenhänd-ler“ verzweifelt bellt? Nochpoltert er nach Art des Poetry-
Slams gegen die „Mundfusse-ligen“, möchte „aus Leibes-kräften falsch singen“ und hat„nur die Wahl zwischen Ex-plosion und Fäulnis“. StarkeWorte, moderiert von den Kla-vierintermezzi Cameron Tan-ners.
Ein roter Faden zieht sichdurch Klavkis Texte vom Wol-kenhändler bis zum Traum-zeugen. Ein Faden, der aus-bleicht und so immer griffigerwird. Dass ein Dichter seineSprache verliert, das ist seineschönste Mission. Klavkiführt sie vom Dazwischen insDiesseits.
Ausstellung „Kiel im Blick“ mit Fo-tos von Alexa Hartung, Skulpturenvon Marcus Meyer und Texten vonKlavki in der Hansa48 (Hansastr.48) noch bis Mitte Februar
Diesseits des DazwischenDrei Kieler Künstlerschlugen in der Hansa48Schneisen durch Sprachen
Von Jörg Meyer
Kreatives Zusammenspiel: (vonvorn) Alexa Hartung, Klavki undMarcus Meyer. Foto Peter
Kiel – Das „Projekt Canto –Kulturen begegnen einan-der“ bringt Weihnachts-musik auf der Quena, derAndenflöte und der Cha-rango, einem kleinen Sai-tenintrument, in den Nor-den. Das lateinamerika-nisch-deutsche Konzert-projekt wird von HolgerSchwarz, Chordirigent undSänger, geleitet, gemein-sam mit Annette Falken-berg übernimmt er auchdie Soloparts. Sie tretenunter anderem mit der Mi-sa Criolla und dem weih-nachtlichen LiederzyklusNavidad Nuestra des Ar-gentiniers Ariel Ramirezan den folgenden Terminenauf: Sonnabend, 15. De-zember, 19.30 Uhr, Jakobi-kirche (Knooper Weg 53);Sonntag, 16. Dezember, 17Uhr, katholische St. Jo-seph-Kirche (Ostring 193);Mittwoch, 26. Dezember, 17Uhr, evangelische Marien-kirche Schönkirchen;Sonnabend, 29. Dezember,18.30 Uhr, St. Johanniskir-che (Johanniskirchhof 21)in Flensburg; Sonntag, 30.Dezember, 17 Uhr, katholi-sche St. Heinrich-Kirche(Feldstr. 172) in Kiel undabschließend am Sonn-abend, 5. Januar, 19.30 Uhr,St-Marien-Kirche (An derMarienkirche 21) in Rends-burg. can
SüdamerikanischeFolklore zurWeihnachtszeit
Kieler Nachrichten, 14.12.2007
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4.6.
2008
Donnerstag, 19. Juli 200722 Nr. 166Szenen
Kiel – „Mein Bauch entschei-det, was ich male, welcheTechnik und welches Materialich nutze“, sagt Oliver König,einer von 18 Künstlern ausHamburg, Schleswig-Hol-stein und Niedersachsen, diezurzeit in der Galerie derPumpe ihre Arbeiten ausstel-len, die genau dieser Ansatzvereint: Sie sind Ausdrucks-form, eine Sprache, um Ge-danken, Dinge und Gefühleauszudrücken.
Heidi Förster zeigt in ihremgroßformatigen Gemälde lifeis live humorvoll ihre Beob-
achtung der Umwelt. Mitknalligen Farben in Acryl ge-malt stehen da coole Leute ineiner trendy Bar, deren Mitteein Haifischbecken bildet. Diemeisten kommen ganz ohneAugen aus, andere sind dafürmit umso größeren Lippenoder Ohren ausgestattet. Fili-
gran in Bleistift gezeichnet istdagegen Holger RatzowsFrau, während Susanne He-bell atmosphärische Acker-landschaften in Gouachezeigt. Und fast malerisch wir-ken die rätselhaften Fotogra-fien von Dagmar Steinhagen.
Die Schau, die den Auftakt
einer Wanderausstellung mitden weiteren Stationen Kal-tenkirchen, Reinbek/Ohe undHamburg bildet, wurde voneiner vierköpfigen Jury, be-stehend aus Sabine Horst-mann von der Galerie art goespublic, der freischaffendenKünstlerin Gabriele Wolke,Sabine v. Kügelgen vom Kie-ler Fenster und Kirsten H.Harkensee vom Universitäts-klinikum Eppendorf zusam-mengestellt. Anstelle eines ei-nenden Themas suchte die Ju-ry unter den 100 eingesandtenArbeiten nach künstlerischerAusdruckskraft und Qualität.An der schon 2006 geborenenIdee von Peter Lanzoni, Vor-sitzender des Hamburger Ver-eins crazyartists, beteiligtensich die Einrichtungen för-dern & wohnen aus Reinbek,das Kieler Fenster aus Kiel
und das Universitätskran-kenhaus Eppendorf mit einemAufruf an Künstlerinnen undKünstler, deren Schaffendurch eine Krise beeinflusstwurde.
Das Anliegen des Ausstel-lungskonzepts ist es, durchkünstlerische Qualität undspannende Inhalte neugierigzu machen, erklärt Mit-organisatorin von Kügelgenund verweist auf die Bedeu-tung von Sensibilität und Ver-letzlichkeit für die Kunst. Inden präsentierten Malereien,Zeichnungen und Fotogra-fien, gehe es um das eigeneEmpfinden, Lebensfreudeund Leid komme zum Aus-druck. Eine gelungene Schau.
Pumpe (Haßstr. 22); bis 23. Au-gust, Montag bis Freitag 11-20Uhr
Kunst als Spiegel ungeschminkter WahrheitenWanderausstellung „schoenschraeg“ startet in derGalerie der Pumpe
Von Sabine Schröder
In ihremgroßformatigenGemälde „lifeis live“ ziehtHeidi FörsterParallelenzwischencoolen Clubsund Haifisch-becken.Foto hfr
Kiel – „Danke für diesen erstenwunderbaren Tag auf Tour“, wirder am Ende sagen, wenn er die Gi-tarre beiseite gestellt hat. Aus dem„definitiv letzten Song“ waren zu-vor sechs geworden, jeder einzelnedavon, wie auch die davor, mitbrandendem Applaus bedacht.Höflich wird er einen Knicks zu al-len Seiten andeuten und sehr zu-frieden aussehen, mit leuchtendenAugen. Kein Wunder, denn besser
hätte der Tourauftakt von Rik vanden Bosch wohl kaum laufen kön-nen. Trotz des lang ersehnten Som-merwetters waren im Subrosa na-hezu alle Plätze besetzt und derSinger-Songwriter aus Amsterdamdurfte für knapp anderthalb Stun-den ein größtenteils andächtigesAuditorium sein eigen nennen.
Der Holländer, der bereits mit sie-ben Jahren auf der selbst gebastel-ten Gitarre seine künstlerischenWeichen stellte, schöpft aus einerbreiten Palette musikalischer Vor-lieben, darunter Folk, Country,Jazz, Rock, Garage- und IndieRock. Aus all dem entstehen seineintimen, nachdenklichen und zu-tiefst emotionalen Songs, die er un-prätentios und in sich selbst ver-
sunken im Subrosa zu Gehör bringt.Da sitzt er, hat sich einfach einenStuhl hingestellt. Aus den kurzenShorts gucken ungewöhnlich dünneWaden für einen, der seit Jahren alsFahrradkurier durch den Verkehrflitzt und mit seiner Gitarre im Ge-päck radelnd von New Orleans nachNew York monatelang unterwegswar, um seine musikalischen Wur-zeln vor Ort aufzusaugen. Oft spie-geln sich in seinen Songs die Erfah-rungen seiner Reise, hat er doch indieser Zeit die Songs für eines sei-ner zwei Alben A Musical Impressi-on Of A Journey From New OrleansTo New York (2003) geschrieben.Rik van den Bosch haucht demüberstrapazierten Begriff von Au-thentizität neues Leben ein.
Der Geist der Folk-ÜberväterNeil Young und Bob Dylan klingtaus seinen Liedern, wenn er mitrauer Stimme singt, mal schmerz-haft klagend, mal energisch unddann wieder zuckersüß verlockend.Immer erzählt er seine Geschichten,über das Unterwegs-Sein, das Le-ben, die Liebe und dergleichen. Pri-ma altmodisch und so gar nichtsommerlich leicht sind diese Songs,mal die Akkorde energisch geschla-gen, mal zart die Saiten gezupft undhier und da die klagende Mundhar-monika an den Lippen. Selbstver-gessen wirkt van den Bosch dabei,oft wie abwesend, wandernd durchseine ganz eigenen Welten. EinMann und seine Musik, mehrbraucht es hier nicht.
Selbstvergessenes Wandern durch eigene WeltenUnprätentiös, nachdenklich,intim: Singer-Songwriter Rik van den Bosch im Subrosa
Von Karen Jahn
Schön altmodisch und so gar nichtsommerlich leicht sind seine Songs: Rikvan den Bosch. Foto Schaller
Ein ganzes Semester hat dasOrganisations-Team aus derKlasse von Klaus Detjen fürdie diesjährige Mammut-Ver-anstaltung mit Ausstellungenund Veranstaltungen aller Artgearbeitet. „Stolpern“ habensie als Motto gewählt und da-für ein Logo aus senkrechtenStrichen entwickelt, die an ei-nigen Stellen zu kippen dro-hen.
Am Lorentzendamm geht esum Architektur und Bereichedes Designs – von kreativenRaumgestaltungen über Foto-grafie bis hin zu Comics, Inter-netauftritten und Gebrauchs-gegenstands-Design. Die Ar-chitektur ist an der Schule lei-der ein Auslaufmodell, dessenFrist 2008 unwiderruflich en-den wird. Da trifft es sich fürdie Klasse von Dagmar Schorkausgezeichnet, sich noch ein-mal an einem realen Projektbeteiligen zu dürfen: Es heißtParadies und wird 2008 aufder Landesgartenschau inSchleswig umgesetzt – einAuftrag der EvangelischenKirche, die sich inmitten desGartens präsentieren möchteund dafür einen Ort der Begeg-nung schafft. Dafür werdenTribühnenelemente in ver-schiedenen Ebenen zu einem„Marktplatz“ geschichtet.
Ganz real wird auch das
Projekt „Sport“im Bereich Kom-munikationsde-sign bei SilkeJuchter umge-setzt. Im Auftragdes Segelzentrumsder Christian-Al-brechts-Universi-tät und des Sport-verbands Kiel tüf-teln derzeit zwölfStudenten an ei-nem umfassenKonzept für Öffentlichkeitsar-beit, das nun schon einmal alsVideo-Projektion und in Plä-nen präsentiert wird. Bro-schüren, Postkarten und Inter-
netauftritt fehlen dabei eben-so wenig wie Pläne für Spon-sorenwerbung.
Nebenan geht es mit buntenIllustrationen weiter. Hier
kann man sich in ernste undlustige Comics vertiefen oderEinzelstücke von Büchern undBroschüren studieren, die hierentworfen wurden. Ein Stock-werk tiefer zeigt die Fotoklas-
se von Peter Hendricks ihrKönnen. Während der Bache-lor-Studiengang Sportmotiveaus Kiel präsentiert, gibt es beiden Hauptfachstudenten Re-portagen, etwa über Bur-schenschaften von MaximSchulz oder Skitourismus inÖsterreich von Stefan Vor-beck.
Im Grundlagendesign beiBettina Möllring werdenRaumkörper entworfen undSchnittmuster entwickelt –unter anderem ganz real fürdie Lederwerkstatt des Behin-dertenprojekts „PerspektiveMeldorf“. Nebenan wird pro-fessionelles Design samt Mo-dellen und Prototypen gezeigt.Ulf Klüsemer und Heiko Ech-terdiek aus der Klasse vonDieter Zimmer stoßen in eineMarktlücke mit ihrenDrehstühlen für Kinder, eben-so Annika Wehner, die einenRollstuhl mit Regenschutzentwickelte.
Am vielfältigsten geht es imInterior-Design zu, dem räum-lichen und plastischen Gestal-ten, das von Günter Wiese undDagmar Schork betreut wird.Raum- und Skulpturenmodel-le aus Metall, Gips, Holz – jasogar aus Knochen und Num-mernschildern sind hier zu se-hen. Judith Seger hat einenKubus aus alten Surfsegelnzum Aufbewahren von Zeit-schriften gebaut, ChristineBock hat aus zwei Leimholz-elementen ein Sitzmöbel fürallerlei Positionen entwickelt,und Nora Neukum flätzt sichin einen poppigen Sessel ausMaschendraht und buntenKugeln. Nur Sarah Fabiankann auf ihrem „Stuhl“ nichtsitzen – er ist die Hohlform ei-nes Abgusses davon.
Lorentzendamm 4-6. Eröffnungheute, 18 Uhr. Bis Sonnabend, 21.Juli. Täglich 11-24 Uhr
Ein Füllhorn voller Ideen„Einblick-Ausblick“ der Muthesius-Kunsthochschule: Design und Architektur am Lorentzendamm
Kiel – Doppelt hält besser,dachte man sich an der Mu-thesius-Kunsthochschule –und so folgt auf die gestrigeEröffnung der Freien Küns-te in der Legienstraße heutedie so genannte „offizielle“Eröffnung am Stammsitzder Schule im Lorentzen-damm. Aktuelle Arbeitenvon rund 300 Studentensind hier zu sehen.
Von Jens Rönnau
Ein „Paradies“ (gr. Bild) entwarf die Architektur-Klasse von DagmarSchork im Auftrag der Evangelischen Kirche für die Landesgarten-schau 2008 in Schleswig. Laura Holzberg (u.) zeigt einen Quader ausMarkknochen, Christine Bock ein vielseitiges Sitzmöbel. Fotos jrk
„We learned more from athree minute record, baby,than we ever learned inschool“, heißt es in BruceSpringsteens No Surren-der. Eigentlich logisch,dass das 1995 mein Som-merhit zum Abitur war. EinLied vom „Türmen – wohinauch immer“, von Frei-heitswilligkeit, vom Einund Alles, von Freund-schaft. Selbst wenn dieVerbindungen zu Freundenvon damals abgebrochenoder verblasst sind, mitdem Song sind sie immernoch da. No Surrendereben.
Auch wenn man auf derzunächst vergeblichen Su-che nach einem Zeltplatzauf den Lofoten ist. Wäh-rend mein Sohn und ich je-nen letztes Jahr suchten,lief im Auto-CD-PlayerU2’s One vier Stunden langauf Repeat und wurde so zumeinem Sommerhit in ei-ner verwunschenen Welt,wo man an jedem Berg dieGnome und Berggeister se-hen konnte. Irgendwannlandeten wir in einerBucht, der Nebel stieg aufund die Felsen hatten Ge-sichter. „Da ist noch einer“,
rief mein Sohn – another„One“! Und es wurde dortim Norden nicht dunkelzur Mittsommernacht. Wieauch so etwas wie Familieund Freundschaft nie dun-kel werden. Die bleibenimmer Licht und erinnernmich wie diese Lieder anFülle, an das Eigentliche,an das Mensch Sein, an dasGemeinsame.
Lieder sind Gefühls-Col-lagen. Selbst wenn all dieseDinge nicht mehr sind,wenn Freundschaften zer-brechen, die Familie ausei-nander geht, bleibt diesesGefühl: Man hat etwas Ge-meinsames, weil man esmal hatte. Das bleibt, daskennt kein Surrender undbleibt einzigartig – One.
„Lieder sindGefühls-Collagen“Aufgezeichnet von JörgMeyer
Der Kieler Dichter Klavki denktbeim Thema Sommerhit anSpringsteen und U2. Foto fpr
SOMMER IM OHR
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2007
Sonnabend, 25. Oktober 2008Nr. 251 25Szenen
1. (1) So WhatPINK
11. (18) Cry For YouSEPTEMBER
1. neu Heavy Metal PaybackBUSHIDO
11. (11) Stark wie ZweiUDO LINDENBERG
2. (3) This Is The LifeAMY MACDONALD
12. (11) Alles neuPETER FOX
2. (1) Die Suche geht weiterROSENSTOLZ
12. (14) Chant-Music For ParadiseZIST. MÖNCHE
3. (2) I Kissed A GirlKATY PERRY
13. (9) Das hat die Welt noch nicht …SÖHNE MANNHEIMS
3. (2) Wettsingen in SchwetzingenSÖHNE MANNHEIMS VS. NAIDOO
13. (16) Vom selben SternICH + ICH
4. (8) Allein alleinPOLARKREIS 18
14. (13) Ching ChingBUSHIDO
4. (3) Death MagneticMETALLICA
14. (10) EwigPETER MAFFAY
5. (6) Infinity 2008GURU JOSH PROJECT
15. (15) Jump That RockSCOOTER VS. STATUS QUO
5. (4) This Is The LifeAMY MACDONALD
15. (9) Jumping All Over The WorldSCOOTER
6. (4) Sweet About MeGABRIELLA CILMI
16. (19) All This TimeMARIA MENA
6. (6) One ChancePAUL POTTS
16. (8) Dig Out Your SoulOASIS
7. (5) DisturbiaRIHANNA
17. (12) All Summer LongKID ROCK
7. (5) StadtaffePETER FOX
17. (18) Viva La VidaCOLDPLAY
8. neu Through The Eyes Of A ChildREAMONN
18. (14) Viva La VidaCOLDPLAY
8. (7) Männer sind primitiv, aber …MARIO BARTH
18. (13) Einmal Ja – Immer JaSEMINO ROSSI
9. (7) Gib mir SonneROSENSTOLZ
19. (20) Leave Out All The RestLINKIN PARK
9. neu HeurekaTOMTE
19. (12) Camp RockSOUNDTRACK
10. (10) When I Grow UpTHE PUSSYCAT DOLLS
20. (22) HerzSIDO
10. neu Perfekt SymmetryKEANE
20. (19) Lessons To Be LearnedGABRIELLA CILMI
SINGLE-CHARTS ALBUM-CHARTS
ERMITTELT VON MEDIA-CONTROL
Einen Platz in den Charts habenTOMTE mit ihrem fünften AlbumHeureka jedenfalls schon mal ge-funden. Foto www.petramer.at
Mit 87 Punkten gleichauf lie-fern sich Titelverteidiger JeanClaude vom Epizentrum unddas prollige Ossi-PärchenMandy & Andy aus derSportsbar ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den begehrtenPreis, die Eiserne Harfe. JeanClaude, der sich mit der Pa-rodie eines Anti-Drogen-Songs à la Am Tag als ConnyKramer starb in die Zwerch-felle des Publikums gesungenhat und die Höchstwertung„Douze Points“ bereits ausmehreren Ländern von „Grie-chenland“ bis „Irland“ ein-heimsen konnte, fungiert ne-benbei auch als Punkte-Ver-künder in wechselnden län-dertypischen Verkleidungen.Mit Matrosenmützchen und inSuperman-Tanga darf er nun-mehr mitteilen, wohin dasZünglein an der ostfriesischenWaage ausschlägt, und hat indieser Rolle nochmals dieamüsiertesten Lacher auf sei-ner Seite.
Und siehe da, oder auch„Moin, Moin aus Leer“: In derWertung von Lied, Look undShow kommen auch vom ost-friesischen Tisch zwölf Punktefür den Barden aus Falcken-stein, wodurch er mit 99 Ge-samtpunkten Mandy & Andymit einem hauchdünnen Ab-stand von nur vier Punktenauf den zweiten Platz ver-
weist. Mit „Partnertarif“ tele-fonierten sich Mandy & Andyper Handy ins „Land der Lie-be“, begleitet von einem Elek-tro-Fun-Beat aus der Konser-ve. Eine Ost-West-Liebe „zwi-schen Gaarden und Metten-hof“, die alle Mauern desErnstes einreißt. Letzteremwohl etwas zu sehr verpflich-tet landet Ragnar Matthiesenmit seiner „Taschentücher be-reit halten!“-Schmonzetteebenso wie das GoldkehlchenKofro mit ihrem Song DoggyDog an einen viel zu früh ver-storbenen Schoßhund nur aufeinem der hinteren Plätze.Zwei Stimmen mit echtem
Sängerpotenzial, doch daraufkommt es beim Gastrovisions-Wettbewerb nicht so sehr an.
Das Publikum mag es sotrashig wie beim TruckersongDo You Wanna Be The OneFor Me von Jonny and TheNightingales, die sich aus Vivaund Sternstunde zusammen-gefunden haben. Jonny knö-delt mit Bleifuß auf der Balla-de, die Nightingales liefern alsBallettmäuschen die gelenki-ge Tanzshow dazu. Zum Bie-gen komisch und daher mit 91Punkten auf dem drittenPlatz.
Nicht minder komödian-tisch singen Big Rick and The
Cityslickers, die Astragangund die Politliedcombo Vivacon Agua um das begehrte Un-edelmetall in Harfenform.Doch die eigentliche Showkommt bei der Abfrage derLänderpunkte auf die Bühne.Köstlich, wie ModeratorChristoph Möller mit geölterTolle und geschmeidigemConférencier-Habitus denEurovisions-Zirkus persi-fliert, wenn die „Liveschal-tungen“ nach „Hallo, Wien!Hört ihr uns?“ so schleppendklappen wie im realen Fernse-hen, wo ja auch weniger dasLied als der Look über denSieg entscheidet.
Look, Lied – und Sieg!Jean Claude verteidigte beim Grand Prix de la Gastrovision im Blauen Engel seinen TitelKiel – Die Ostfriesen müs-sen’s entscheiden. Kurz vorder Wertung vom letztenLändertisch des GrandPrix de la Gastrovision, desnicht ganz ernst gemeintenSängerwettstreits KielerTresenwesen, wird es improppenvollen Blauen En-gel nochmal richtig span-nend.
Von Jörg Meyer
Im Superman-Tanga verkündete Jean Claude vom Epizentrum den eigenen Triumph im Wettstreit um dieEiserne Harfe. Christoph Möller (hinten rechts) gab den geschmeidigen Conférencier. Foto Bevis
Kiel – Ungewöhnliche und in-dividuelle Wege, das poeti-sche Wort unter die Leute zubringen, wählt der Kieler Au-tor Klavki auch diesmal wie-der mit seiner InstallationPoesie im Alltag, die noch bisEnde November an der Kiel-linie zwischen Ostseekai undLandtag zu sehen und vor al-lem zu lesen ist.
Schon vor zwei Jahrenmachten Klavki und der bil-dende Künstler Marcus Mey-er Furore mit ihrer an der Au-tobahn in großen Letternleuchtenden Wortinstallati-on Schrift im Land. Für dieFortsetzung dieser Aktionhat Klavki jetzt 190 seinerTexte (hauptsächlich Ge-dichte, aber auch einige kur-ze Prosastücke) auf gelbleuchtendes und wasserfestbeschichtetes Papier ge-druckt und in regelmäßigemAbstand an der Kaimauer derKiellinie befestigt. Ein Rei-gen der Poesie, der schonwährend der Installation ers-te interessierte Leser fand.
„Man muss die Poesie anunerwarteten Orten in denAlltag bringen“, sagt Klavki.Er möchte eine neue Lesarterreichen, „flanierende Men-schen, die bei Möwengeschreiund Meeresrauschen Poesielesen. Das Meer riechen, hö-ren und lesen, ist das nicht ansich schon Poesie?“ Literatursei nichts für die Schublade,sondern müsse alltäglich undfür jeden zugänglich sein.„Der Alltag wird so poetischund die Poesie alltäglich.“
Mit Gedichten wie meer-holz nimmt Klavki bewusstauf den Ort ihres „Erschei-nens“ Bezug. Die Nähe zumMeer spielt in seiner Lyriknicht nur als Entstehungsorteine wichtige Rolle. Vielmehrist das Meer für den in diesemJahr mit Stipendien der Län-der Schleswig-Holstein undMecklenburg-Vorpommernsowie dem Siegener Litera-turpreis ausgezeichneten Au-tor selbst ein poetischer Ort.Und deshalb sei seine Poesieam Kai der Kiellinie gleich-sam von Natur aus „zu Hau-se“. ögyr
Infos unter www.klavki.de. Meer-Leser-Feedback willkommen un-ter [email protected].
Küste der KünsteDer Kieler Autor Klavkizeigt Installation „Poesie imAlltag“ an der Kiellinie
Auf gelb leuchtendes und wasserfest beschichtetes Papier ge-druckt kleben Klavkis Texte auf der Kaimauer. Foto Schwarz
Kiel – „Morgenstund’ hat Gold imMund. Wer nicht kommt zur rechtenZeit. Zeit ist Geld.“ Herr Fröhlichweiß immer genau, was die Stundegeschlagen hat. Aber leider vergisst„die Pünktlichkeit in Person“ in dermorgendlichen Dauerhetze glatt sei-nen Sohn Emil, der sich im Bad ver-barrikadiert hat, weil Vater Fröhlichmal wieder nur an seinen Job denkt.
September hat Zeit heißt das Ein-Personen-Stück, das morgen imTheater im Werftpark Premiere fei-ert. Nicht nur der imaginäre achtjäh-rige Emil hinter der Badezimmertür,den das Publikum nie zu Gesicht be-kommt, könne sich in die Situation
hineinversetzen, wenn jemand stän-dig Dinge verspräche, aber aus Zeit-mangel nicht hielte, meint JensRaschke, der das Stück inszeniert. Esschlummerte schon lange in derSchublade des Werftpark-Teams,aber man wartete auf den richtigenDarsteller. Mit Horst Stenzel, häufi-ger Gastdarsteller des Theaters, derdort bereits im Solo Die Wanzeglänzt, war dieser gefunden. FürRaschke ist es seine dritte Regiearbeitnach der Wanze und der Ringelnatz-Textcollage im Sommer. Septemberhat Zeit, 1987 von Alfred Cybulska,Günter Jankowiak und Klaus Som-merfeld für das Berliner Kinderthea-ter „Rote Grütze“ geschrieben undvon Cybulska auch selbst gespielt, er-zählt eine Vater-Sohn-Geschichtemit vielen Aha-Erlebnissen und Iden-tifikationsmomenten.
Die zahlreichen Zuschauer-Mit-mach-Elemente aus dem Original ha-ben Raschke und Stenzel allerdings
aus dem Stück gestrichen. „Dasbraucht es gar nicht, der Plot ist sogut, dass das Ganze nur an Zug ver-lieren würde“, so Raschke. Auch fürdas ursprünglich improvisierte Endefand man einen neuen, festgelegtenSchluss. Der übrige Text wurde hierein bisschen gestrafft, dort ein biss-chen aufgepeppt, vom Wannsee an dieSchwentine verlegt und behutsammodernisiert. „Arbeitslosigkeit warzum Beispiel vor 20 Jahren noch keinsolches Thema wie heute“, erklärtRaschke, dennoch sei das Stück eine„universelle, zeitlose Geschichte“.
Das findet auch Horst Stenzel: „Ar-beit ist wichtig, aber es gibt auch nochwas anderes im Leben. Dinge, die mitRabotti nichts zu tun haben.“ Um siean das Publikum, „Kinder und Er-wachsene ab acht Jahren“, zu brin-gen, kommt es ihm vor allem daraufan, die Zuschauer mit „sinnlichen,theatralen Mitteln“ anzusprechen:„Die sollen denken: Was ist denn hier
los?“ Vom Slapstick, der auch schonmal über Tische und Stühle geht, biszum poetischen Moment sei da allesdrin. „Gerade diese vielen Tempera-mentswechsel der Hauptfigur, in we-nigen Minuten von lustig über wü-tend bis nachdenklich, machen dasStück so interessant“, sagt Raschke,„da muss man als Soloschauspielerunglaublich fein arbeiten, da lastetdie ganze Konzentration nur auf ei-ner Person.“ Zudem schlüpft Stenzelin verschiedene Rollen. Vater Fröh-lich versetzt sich zurück in seineKindheit und erinnert sich an den al-ten Herrn September, mit dem er einstzum Angeln ging und der ihm einigesüber die Bedeutung des sich ZeitNehmens beibrachte. „Das ist dasSchöne“, sagt Jens Raschke, „dass dieFigur in der Dreiviertelstunde einenrichtige Wandlung vollzieht.“
Premiere: morgen, 16 Uhr, Theater imWerftpark, Tel: 0431/901901
In der morgendlichen Eile vergisst HerrFröhlich (Horst Stenzel) glatt seinenSohn, der sich im Badezimmer verbarri-kadiert hat. Foto Peter
Wie einer lernt, wieder mehr Muße zu habenVor der Premiere: Theater imWerftpark zeigt das Solostück„September hat Zeit“
Von Beate Jänicke
Kieler Nachrichten, 25.10.2008
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009
Poetische „Mundplumpsklos“
Beim Poetry-Slam in der Schaubude gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Sieger.
Von Jörg Meyer
Schiebung oder nicht? Kiels sicher poe-tischster Slammer Klavki erntet von vier der Jurymitglieder aus dem Publikum hohe und höchste Wertungen, bloß dem fünften Rad am Jury-Wagen sind das nur schlap-pe vier oder fünf Punkte Wert. „Das ist die Lewin-Jury“, mutmaßt Klavki, denn sein Konkurrent Christian Lewin, der schon den März-Slam gewann, kommt mit engen drei Punkten Vorsprung auf den ersten Platz. „Es ist nur ein Spiel“, ist Klavki gar nicht sauer, und verbucht es im „Mundplumps-klo“, in dem er mit einem wortschöpferisch fulminanten Rundumschlag vorher all das „durchschnittsstolze Mittelmaßdümpeln“, das „Meineid-Makeup“ der Politiker und selbst den „Schwulstschwarzseher Grass – warum nur hängen die Aushängeschilder so tief?“ – heruntergespült hat.
Dissen, das gepflegte sich gegenseitig Be-harken mit Wortkunststücken, gehört zum Geschäft beim Poetry Slam in der literatur-hungrig gut besuchten Schaubude. Sieger Lewin teilt auch tüchtig und kaum weniger gewandt aus. „Wer sich ständig selbst ent-kernt, die eig’ne warme Seele mit Schim-melpilz vergleicht“, hat von ihm ebenso eleganten Spott zu erwarten wie der Kriti-ker, für den Lewin nur scheinbar „ein Ohr“ haben will. Arrogant? Nein, denn auch die Flirt-Unglücke seines nicht un-autobiogra-fischen Ich-Erzählers werden durch süf-figsten Wort-Kakao gezogen, poetisches Ginger Ale inklusive.
In der zweiten Runde nochmal so richtig auf dreht Arne Holst. Sein Prosa-Mitschnitt einer Kiffer-Sitzung in einer Maastrichter Mini-Kneipe, ein „EinSatz-Monstrum-Ge-dankenstrom“ ohne Ufer, präzise beobach-tet und urkomisch, bekommt die Traum-wertung 10-10-9-8-8 und katapultiert ihn knapp hinter Klavki auf den dritten Platz. Drei Sieger mit nur jeweils drei Punkten Abstand, da gluckst das „Mundplumps-klo“ ebenso freudig wie das Kritikerherz springt über auch bei den übrigen drei Slammern ausgesprochen elaborierte Texte. Von assembleARTist Patrick Kru-se, der „die Chance für die nächste große Liebe in Retortenchansons“ entdeckt, ist man nichts anderes gewohnt. Eine Über-raschung hingegen ist Rapper Martin. Das im Rap übliche, aber bisschen ausgeleierte Paar-Reim-Muster füllt er mit erstaunli-chen Wendungen, die Poesie, Politik und Philosophie verbinden.
Aber weil das „Mundplumpsklo“ schon wieder Spülung braucht, zieht Slam-Ope-ner Sylvester ordentlich an der Strippe des Rap-Idioms. Was „Yo! Digger! Fett, ey!“ stimmfühlungslautet, persifliert er in einer authentisch performten und rauschend be-beifallten Satire.
Die Texte des Poetry Slams finden sich un-ter www.assembleART.com.
KN 4.6.2005
Den stummen Buchstaben Sprachewünschen
Der Kieler Autor Klavki veröffentlichte zwei Hörbücher bei assembleART.
Von Jörg Meyer
„Wir sind alle Instinktintellektuelle der Andeutungslehre“, „ein niemandsleibiger Wind, ein engelsgleiches Stundenglas in der Höhle der Zeit“ ... Klavki (ver-) dich-tet. Klavki kam, las und siegte. Von neun Poetry Slams in Heidelberg bis Bremen – und Kiel – hat er sieben gewonnen, ganz spontan, eigentlich ganz unerfahren in der Szene. Ein Newcomer, wie er noch in kei-nem Buche steht.
Wer ist Klavki? Klavki heißt im Brotberuf Oliver Eufinger, ist 32, hat Frau und zwei Kinder. Klavki kommt aus Kiel. Aber dann studierte er in Rostock „das Übliche“, Phi-losophie und Deutsch auf Lehramt. Das heißt, er las, er brauchte keine Vorlesun-gen, er stopfte – „das ist jetzt bisschen wie Klischee“ – seine Rostocker Dachkammer und sich mit Büchern voll. Die las er, zwei Jahre lang. Dann war klar: Er muss sch-reiben, denn „es gibt in der Literatur noch viele offene Enden“. Und die wollen zu Ende geschrieben werden – „Münchhau-sen wird Gott“.
Münchhausen, der begnadete Lügner. Als Autor ist man auch ein solcher und „immer irgendwie asozial“. Aber doch, es kann nicht nur für die Schublade sein, aus der Dachkammer muss es raus. Auf die Straße, in die Kneipen, zu den Leuten. „Kunst zu den Leuten bringen, künstlerische Kräfte bündeln“ war das Motto der Kulturkampa-gne „Kiel steht auf“, die Klavki zusammen mit dem bildenden Künstler Marcus Mey-er im „Café Meyers“ zu installieren suchte. Der Versuch währte vom November 2004 bis März 2005. Derzeit dümpelt er, aber nur vorübergehend. Derweil macht Klavki, der „bei Poetry Slams noch keinen einzi-gen guten Text gehört“ hat – seine eigenen spricht er, erhören müssen sie andere, unter
anderem mehrfach in der Reihe „4 mal 15“ im Kieler Literaturhaus –, bei der Kieler Literatur-Agentur assembleART weiter. Zwei Hörbücher wurden aufgenommen: „Sprachkrümel“ und „Lippig leben ...“, zwei 50-Minuten-CDs so randvoll mit konzentriert wortspielerischem Text, dass man mindestens zweimal hinhören muss, also vier Stunden braucht. „Den stum-men Buchstaben Sprache wünschen“ will Klavki darin wie in all seinen Texten, den schnell hingeworfenen „Minutentexten“, wie den „auf Wirkung geschriebenen“ Slam-Texten und in den wirklich literari-schen, die für Slam nicht taugen, wohl aber für das schillernde Raunen, das Klavki in seinen Hörbüchern entfacht.
„Wortschöpfung und dann zack-zack“, be-schreibt Klavki das Schreiben für die Pop-Art des Slams, „Welt beschreiben durch Literaturwelten, die schon da sind“, seine Zitattechnik, das „Klauen, wo ich kann“. Denn „die Schatztruhen der Welt sind aus-geplündert, die der Literatur noch nicht“. Wo andere aufgehört haben, setzt Klavki an. Manchmal mit dem Brecheisen um ein Loch zu hämmern. Denn „wo ein Text steht, hat die Wirklichkeit ein Loch“, zi-tiert er Borges’ Magischen Realismus, der auch in seinen Texten schwingt, von deren Wortkringeln man sich fortwehen lassen kann in eine Gegenwelt des reinen, nicht angewandten Textes.
Und wann werden wir von Klavki, dem vielleicht hoffnungsvollsten Neu-Literaten aus Kiel, nicht nur hören, sondern auch lesen? „Wenn sich ein kleiner engagierter Verlag findet“, sagt Klavki. Die assemb-leARTisten planen derzeit einen solchen, der könnte es sein ... Oder Klavkis wortge-waltige Literatur bricht sich einfach selbst die Bahn, die man jetzt schon live hören kann, demnächst am 10. Juli in der Both-kamper Mühle im Rahmen von „Kunst im Barkauer Land“.
Klavkis Hörbücher sind erhältlich unter www.assembleart.com, im Zapata-Buch-laden (Jungfernstieg) und im Thalia-Buch-haus Kiel.
KN 22.6.2005
Das Klavkische Wirkungsquantum
Beim Prinz Willy Prosa Cup konnte man einiges über die Wirkung von Literatur ler-nen.
Von Jörg Meyer
„Ich schrieb und schrieb und schrie und schreie und schreibe ...“, mit solcher El-lipse auf kleinstmöglichem sprachlichen Quantensprung hebt der Sieger-Text beim Prinz Willy Prosa Cup an. Ein Text weit entfernt vom wörtchenden Wirkungstrin-ken bei Poetry Slams, wo oft die Perfor-mance mehr zählt als die Poesie – ein Text von Klavki.
Zwei Autorinnen und zehn Autoren traten in drei Vorrunden an, den Preis des „Story Tellers“ zu gewinnen, am Donnerstag dann das Finale der jeweiligen Vorrundensieger. Vier Abende geballter Kieler Literatur. Oder sollten wir besser sagen: Literaturen? Denn wer Vorrunden und schließlich den Teller gewinnt, entschied wie beim Slam das Publikum. Und das ist deswegen kein schlechtes, weil bei ihm verschiedenste Wirkungsmöglichkeiten eines Textes über-raschende Wirkung zeigen. Erstaunlich war schon in Runde 1 der Sieg von Liv Andresen. Die naive Leichtigkeit ihres Märchens um einen Bandwurm, der sich „in seinen Arsch“ verliebt, und die Burles-ke über den Plan, sein Leben zu ändern, der darin mündet, dass man früher hätte sollen „anfangen aufzuhören“, setzte sich gegen schwerflüchtige Elegien ebenso durch wie gegen Texte, die nach dem Mus-ter „Sex sells“ eigentlich hätten gewinnen müssen. Im Finale reicht der Bandwurm jedoch „nur“ bis zum dritten Platz.
Dass der Neukieler Heinz Ratz in Vorrun-de 3 die Slam-Eleven Tobi Degenhardt und Christian Lewin ausstach, schien hingegen zu beweisen, dass Literatur mit Blick auf Performance-Wirkung die Nase vorn hat. „Niveaulos witzig“, wie Ratz seine fina-le Abrechnung mit der „Letzten Tat des James Bond“ nennt, ist freilich auch das nicht. Vielmehr handwerklich perfekt das Agentenfilm-Genre auf die Federspitze getrieben. Ist es das, was an Literatur über-zeugt, Wirkmächtigkeit des Handwerks? Wohl nicht ganz, denn Ratz wird Zweiter, auch mit einem Text, der die Idylle eines WG-Lebens surreal splatternd und nicht minder gewitzt an den Rand und darüber hinaus treibt.
„Verdachtszauber“, „Paradoxonrhetorik“ „wahrheitsgewortspielt“ gegen das „Lili-putgewieher“ der Literaturhäuschenver-walter trägt am Ende den Sieg davon. Das
Klavkische Wirkungsquantum ist ähnlich revolutionär wie seinerzeit das Heisen-bergsche in der Physik. Hier ist ein zu-künftig Großer am Wortwehr und -werk, der selbstkritisch meint, er habe damit nur auf publikumsrelevante Wirkung geschrie-ben. Doch so poetologisch manifesthaft schwerverdaulich seine Philippika gegen das Bilder und vordergründigen Sinn Ma-chen der Literatur ist, so einnehmend wirkt sie auf gebannte Zuhörer. Keine Perfor-mance-Leistung, sondern eine der Poesie, deren sackgassiger Verborgenheitswille so manchen fasziniert und für Klavki stim-men lässt. Ein Sieg für qualitative Literatur – und nicht zuletzt für die Veranstalter as-sembleART, die die Kieler Literaturen mit dem Prosa Cup wirksam voran gebracht haben.
Alle Texte des Prinz Willy Prosa Cup sind unter www.assembleart.com nachlesbar.
KN 13.8.2005
Farbfleck der Poesie
„Alexa meets Klavki“ – Kiel-Fotos mit Texten im Prinz Willy.
Kiel – Der Fernsehturm ganz weit weg im Nebel, davor Bahndammgestrüpp, eine Häuserflucht mit daran sich lehnendem Fahrrad oder das nur scheinbar Postkar-tenmotiv mit dem Dampfer „Stadt Kiel“ aus grauer Vorzeit und den HDW-Kränen als aktuell gefärbtem Wahrzeichen im Hintergrund. Kiel bietet eigensinnige Per-spektiven, wenn man nur genau so spontan hinschaut wie die Kieler Fotografin Ale-xa. Mit einer Digitalkamera ist sie einen Nachmittag im Februar losgezogen und hat Schnappschüsse von eigentümlicher Melancholie aufgenommen – in schlich-tem Schwarzweiß, dem sie mit digitaler Bildverarbeitung jeweils ein farbiges De-tail hinzufügte, gleichsam als „Kiel im Blick“-Fang.
Der Kieler Autor Klavki hat dazu Texte aus seiner Schublade gekramt. Sein zum Titel „Alexa meets Klavki“ der Ausstel-lung im Künstlercafé Prinz Willy passen-des Credo: „Es gibt zu viel intelligente Farblosigkeit“ – oder auch: „Kunst: Biss-spuren im Nirgends“. Klavkis Texte sind keine Bildunterschriften, sie fügen sich as-soziativ zu den Fotos, nehmen den Impuls auf, poetisch-pastellene Farbflecke dort zu setzen, wo Alexa „im Grau in Grau, das man Kiel nachsagt“, die Farbe wie eine verborgene Botschaft entdeckt. Bilder, die sprechen, wenn Klavki ihnen seinen (Farb-) Ton leiht. Dem Fernsehturm etwa dichtet
er im romantischen Habit der Karoline von Günderode zu: „Ausschau haltend. / Nie gehörte, unbekannte / fremde, leise / Hö-hen. / Schwarz.“
Poesie, die den Fotos nicht das Wort nach-ruft, sondern die Zartheit des vom Bildrand aus Zuschauenden. „Alexa meets Klavki“ – eine Entdeckungsreise durch Kiel, wie man sie intimer selten gesehen oder gele-sen hat. ögyr
Bis 9. Mai im Prinz Willy (Lutherstr. 9). Danach in der Heinrich-Heine-Schule Hei-kendorf.
KN 30.6.2006
Ein „Wolkenhändler“ in Tallinn
Der Kieler Autor Klavki nimmt am 6. Nor-dic Poetry Festival in Tallinn teil.
Von Jörg Meyer
Kiel/Tallinn – Die Anfrage vom Goethe-Institut der Kieler Partnerstadt Tallinn kam überraschend. Der Kieler Autor Klavki „wusste nicht ganz, wie mir geschah“. Denn wohin er da eingeladen wurde, ist das wohl wichtigste Poesie-Festivals im baltischen Raum. Und Klavki ist der ein-zige deutsche Teilnehmer.
Zu viel der Ehre als einer unter 23 Auto-ren aus 12 Ländern rund um die Ostsee vom 11. bis 13. Mai in Talliner Kirchen, Galerien und Cafés die deutschsprachige Stimme der zeitgenössichen Poesie erhe-ben zu dürfen? Gewiss nicht, denn Klavkis wortspielerische Lyrik und Prosa hat sich nicht nur in Kiel einen Namen gemacht. Dass er auf fast jedem Poetry Slam quer durch Deutschland unter den Erstplatzier-ten war, „das erzähl’ mal lieber nicht“, sagt Klavki. Keine falsche Bescheidenheit, sondern der berechtigte Wunsch, nicht nur auf Off-Bühnen zu zeigen, was „das Klav-kische Wirkungsquantum“, wie die Kieler Nachrichten anlässlich seines Gewinns des 1. Kieler Prosa-Cups 2005 im Prinz Willy titelten, bewirken kann.
Die Propheten sind allerdings im eigenen Land nicht unbedingt die gehörtesten. So verwundert es nicht, dass nicht etwa das Kieler Literaturhaus dem Tallinner Goe-the-Institut Klavki als bedeutsamen jungen deutschen Autor zur Teilnahme am Festi-val vorschlug, sondern das Rostocker. Des-sen Leiterin Katinka Freese kennt Klavkis Literatur noch aus seinen Studientagen an der Rostocker Uni und hat ihn immer wie-der zu Lesungen eingeladen.
Nun aber Tallinn, die Reise dorthin unter-stützte das Kieler Kulturamt und Klavki scharrt schon wenn nicht mit den Füßen, so mit dem Filzstift in sein stets mitgeführ-tes Notizbuch. Ihm fällt ständig etwas ein und auf, das nächste Gedicht, die nächste Geschichte ist nicht weit. Etwa die vom „Wolkenhändler“, die ihm beim 1. Kieler Prosa-Cup, veranstaltet von assembleART, den Sieg eintrug. Eine zärtlich leise Prosa, die zwischen den Wortfugen so kraftvoll werden kann, wie es die Showbühne des Slams verlangt, der Klavki allerdings schon längst abgeschworen hat. Gleichwohl wird er in Tallinn auch diese explosive Facette seines Schreibens präsentieren.
„Ich trage die Wasser der Meere“, dichtete Federico García Lorca und gab dem Nordic Poetry Festival damit das diesjährige Mot-to, ohne dass dies thematisch verbindlich wäre für die Lesungen, wohl aber für eine Literatur, die rund um das baltische Meer entsteht. Klavkis Beiträge dazu werden bei den Lesungen simultan ins Estnische über-setzt, kein leichtes Unterfangen bei einem Sprachspielsüchtigen, der das Wort nicht nur syntaktisch begreift, sondern vor allem seinem semantischen Schillern nachspürt. Wie wirkmächtig das schon am Anfang einer literarischen Karriere ist, zeigt auch, dass man den Tallinner Botschafter der deutschsprachigen Poesie an einem Lübe-cker Gymnasium sogar im Deutschunter-richt behandelt. „Da fahr’ ich dann später hin“, lapidart Klavki. Erstmal trägt er die Koffer voller Manuskripte nach Tallinn ...
Infos über das 6. Nordic Poetry Festival unter www.norden.ee.
KN 10.5.2006
Über das Miteinander und große Prosa
Abendstraße in einer Kleinstadt. Gemäu-ertes Behagen tröpfelt von allen Fassaden. Luftgesichtige Nirgendheime. So beginnt „In der Zone des Augenblicks“ von Klav-ki alias Oliver Eufinger. Doch was für ein Mensch verbirgt sich hinter diesen Wort-gewalten?
Nachdenklich und ruhig - man mag es auch als introvertiert bezeichnen - sitzt Oliver Eufinger über seinem Kaffee. Wie er zum Schreiben gekommen ist, klingt schon wie aus einem Roman. 1972 in Kiel geboren, begann er Deutsch und Philoso-phie in Rostock zu studieren. Damals be-kam seine Freundin sein erstes von den beiden Kindern und er pendelte zwischen Kiel und einer gerade mal 15 Quadratme-ter großen Dachwohnung mit tropfendem
Wasserhahn in Rostock. Wie im Bild des armen Poeten von Spitzweg, entdeckte er dort an langen, einsamen Abenden sei-ne Liebe zur Literatur. „Immer wenn ich fasziniert war von einem Autoren, habe ich alle seine Bücher gelesen, die ganze Reihe nacheinander, das war eine eher schon wissenschaftliche Herangehenswei-se“, erzählt er. Geblieben sind aus dieser Zeit seine Liebe zu Arno Schmidt und Jorge Luis Borghes. Und der Entschluss, sein Studium abzubrechen und selber zu schreiben. Seitdem kennt man ihn sowohl von seinen Auftritten bei Poetry Slams mit seltsamen Geschichten zum Lachen, als auch durch seine, wie er meint „radikale Zitattechnik, bei der die Geschichte um das Wort entsteht“. „Alles ist schon einmal dagewesen, vorhandenes wird lediglich auf die Neuzeit übertragen. Die Litera-tur ist eine Riesenschatzkiste, aus der ich mich bediene“, fügt er hinzu. Und nutzt seine Stellung als Schriftsteller für seine Anliegen und Aktionen, „denn manchmal hilft es einfach, populär zu sein“. Auf je-den Fall ist er ein Weltverbesserer. „Man kreist umeinander herum, anstatt sich an-zufassen und mitzunehmen“, bemäkelt er das Verhalten, das Menschen so manches mal an den Tag legen. „Wir brauchen eine andere Sprache, die Menschen müssen wieder aufeinander zugehen, dies erfordert auch eine andere Herangehensweise“. Die Aktion „Kiel steht auf“ des vergangenen Jahres ist dabei nur einer von vielen Ver-suchen. Vier Sätze wurden dafür direkt an der Autobahn platziert: „Gesucht wird ein Mensch“, als Zitat aus der Bibel. „Wer hat Herz genug“, in Anlehnung an Nietzsches „Also sprach Zarathustra“. „Der dritte Satz „sobald die Schoten platzen“ aus Heinrich Heines Wintermärchen soll symbolisieren, dass wir endlich handeln müssen,“ so Oli-ver Eufinger. „Und schließlich „Kiel steht auf“, denn hier passiert etwas“, fügt er noch hinzu. Gerne steht er dafür auch auf der Bühne und liest. „Literatur hat Leben, das kann sein wie Dornröschen, die aus dem Schlaf erwacht. Man füllt den Raum, Stimmungen und Gefühle werden erzeugt, übertragen, jeder ist auf denselben Modus eingestimmt“, begeistert er sich. Völlig verwandelt, wie er selber sagt, kam er beispielsweise auch aus Tallin wieder. Der Einladung zum Literaturfestival, zu dem er vom Literaturhaus Rostock vorgeschlagen wurde, folgte er gern und sammelte dort wichtige Impressionen aus unterschiedli-chen Ländern und Kulturen. Ein Schlüssel-erlebnis, neben beeindruckenden Lesun-gen und langen Diskussionen bis tief in die Nacht, war für ihn dort das Yoik-Singen, an dem er teilnahm. „Der Yoik ist ein Ritual, mit der die Samen Naturphänomene wie Plätze, Landschaften, Personen oder Tiere
lautmalerisch beschreiben. Diese Musik-form ist Bestandteil des schamanistischen Glaubens und die Atmosphäre hat mich tief beeindruckt, es war wie ein Rausch“, berichtet er. Ob er ein gläubiger Mensch ist? „Wohl eher spirituell, ich glaube zum Beispiel, dass etwas Gemeinsames ent-stehen kann, das Bild vom Yoik übertrage ich zum Beispiel auf die Literatur und die Magie dahinter. Denn warum machen wir überhaupt Kunst – eine schwierige Frage, vielleicht es ist ein Versuch, ähnlich wie das Aufgehen in einem Bild oder einem Musikstück. Der Mensch braucht Halt, Utopien, und den Mut, große Dinge zu verändern und dabei Leute mitzunehmen.“ Aufregen kann er sich über „die Energie-verschwendung in äußeren Dingen“ wie zum Beispiel Gespräche, die sich nur um Besitz drehen. Und über die mangelnde Förderung von Literaten in diesem Land, „man kommt sich vor wie eine Maus im Käfig, es geht viel darum, wen man kennt“, bemängelt er. Kiel ist für ihn trotzdem (oder gerade?) der ideale Ort für sein Wer-ken. „Die Offenheit und die Ehrlichkeit der Menschen hier liegt mir sehr.“ Unter anderem ist er auch Mitglied im „Forum der 13“. Auf der Plattform für gegenwär-tige Literatur tümmeln sich Autoren wie Thomas Lang, Tanja Dückers und Arno Geiger. Gespannt darf man auch auf sei-nen neuen Roman sein, der sich eng an die griechische Mythologie anlehnt. „Es geht um einen Traumzeugen, einen Delphin, immer wenn er auftaucht, wird etwas zer-stört, wie Güter, Wissen, Glauben, Liebe und Hoffnung.“ Viel mehr verrät er nicht. Und fügt provokant hinzu:„Eigentlich bin ich ein Literaturzerstörer. Lesen Sie keine Bücher, das ist doch asozial“!
DIVA, März 2007
Delphin und Prophet der Sprache
Der Kieler Dichter Klavki schreibt an ei-nem beispiellosen Roman – und wurde da-mit zur Leipziger Buchmesse eingeladen.
Von Jörg Meyer
Kiel – Alles an diesem Frühlingstag er-scheint symbolisch. Der Kieler Schrift-steller Klavki schaut aus der Grand Suite des Maritim-Hotels, in die er sich bewusst geflüchtet hat, über die Weiten der Förde-mündung. Ein Ort, den er sich nicht nur wegen der unmittelbaren Wasser-Nähe zum Schreiben wählte, auch weil es der einzig mögliche Ort ist, „wo alles Leben und Weltliche nichtig werden“, wo man unbehaust genug sein kann, um in den Text, „dieses radikal einzig Verbleibende“, zu verschwinden.
Die Leipziger Buchmesse hat von Klavkis Roman-Projekt „Der Traumzeuge“ ge-hört und ihn auf die Leseinsel der jungen Verlage eingeladen, noch nicht wissend, an welch Gewaltigem der 34-Jährige da schreibt. Auf der Leseinsel, wo Klavki am 24. März lesen wird, halten Verlage nach Talenten Ausschau. Klavki ist auf dem Sprung, heraus aus Kiel. Aber nur mit sei-nem Werk. Als Mensch kann er sich kei-nen anderen Ort zum Leben und Schreiben vorstellen, denn „hier ist meine Scholle, hier haben mir Wind und Wasser seit der Kindheit alles jetzt zu Verwirklichende ins Ohr geflüstert, nur hier kann man manch-mal zwei Meere riechen“. „Die Dinge lie-gen bereit, aber erst jetzt fügen sie sich“, weiß der Dichter und genau das ist Thema in seinem Roman, den man als „Weltent-wurf“ bezeichnen muss.
Wenn man zu den wenigen zählt, die dem „Traumzeugen“ im Maritim-Exil schon vorab lauschen dürfen, ist man nichts we-niger als ergriffen von dieser Umfassung von Mythos und Gegenwart auf einer ganz neuen sprachlichen Stufe. „Man muss das Alte weg schreiben, damit etwas Neues entstehen kann“, sagt Klavki. Und knüpft darin an den alten, „an und im Wasser le-bendigen“ Mythos an, dass es die Delphine sind, die den antiken Sängern Sprache und Stimme retteten, indem sie sie an einen anderen, außerweltlichen, nicht mehr von Sprache behausten Ort brachten. An Klav-kis Hals hängt ein solcher Delphin, ge-schnitzt aus dem Holz einer Rindenwuche-rung. Denn eben so eine wuchert in ihm, will ihm ans Leben, so wie er als Dichter allen gewesenen Texten endlich und letzt-gültig ans Leben will. Klavki hat Lungen-krebs in fortgeschrittenem Stadium. Und ob er den – anders als sein Roman die ge-
wesenen Literaturen – überleben wird, ist ungewiss.
Was an ihm zehrt, was ihn von innen her auffressen will, ist ein singulärer, die Ärz-te ratlos machender Tumor, den Klavki als „die Wunde des ungeschriebenen Textes“ begreift. Einst war es an der Förde, an de-ren sicht- und erfühlbares Panorama-Ufer er jetzt zurück gekehrt ist, dass er „so ein Gespür“ hatte, „dass das Meer jenes birgt, was man wie die Delphine singen muss“. Eine Art „Hintergrundstrahlung“, die im Kosmos mit erkalteten 21 Grad Kelvin vom Urknall nachhallt, den Klavki im „Traum-zeugen“ noch mal gewaltig zünden will.
Sein Roman beschreibt die Welt nicht, son-dern besingt sie, „bevor die Schrift war“. Eigentlich müsse man den „Traumzeugen“ hören, nicht lesen, sagt Klavki. Die Kultur der Verschriftlichung selbst hinterfragt der Roman, er will sein, indem er vom Sein in der Sprache Abschied nimmt. Auf dem Teppichboden der Maritim-Suite lagern die Zettel mit Zitaten wie ein Menetekel, „dass wir in unserer Sterblichkeit demütig werden, dass das Sein für mich nur im Text sein kann. Ich bin kein Schriftsteller mehr, ich bin die Wunde Text“, singt Klavki. Und man spürt seinen Blick, wie er sehnend über die Förde späht, ahnend die Delphine ...
KN 17.3.2007
Verkünder des Zeitknirschens
Der Kieler Autor Klavki – zwischen Leben und Tod der Sprache
Von Jörg Meyer
Wenn laut Bibel am Anfang das Wort war, was ist dann am Ende? Nur wenige Auto-ren beschäftigen sich mit solchen Fragen der Sprache. Einer davon wohnt in Kiel. Sein Name: Klavki.
Wenngleich – „Autorennamen sind Schall und Rauch“, sagt Klavki, der sich jenseits des Literaturbetriebs, sogar jenseits des vorherrschenden literarischen Prinzips verortet. Das literarische „Business“ ist ihm suspekt. Klavki will Literatur und also mehr als Literatur.
Vor einem Jahr zog sich der wahrschein-lich begabteste Kieler Autor zurück, um endlich „etwas Wirkliches und Wichtiges zu sehen, zu erkennen und letztendlich zu sagen und niederzuschreiben“. Man soll-te im Normalfall das mögliche Scheitern eines solch größenwahnsinnig erschei-
nenden Unternehmens in Betracht ziehen. Aber Klavki ist kein Normalfall, sondern – wie schon so oft – ein Sonderfall: Sein ihm im Schreibexil „von Meer und Wind eingeflüstertes“ Werk, das „nur an diesem Ort und auch nur hier in Kiel möglich war und ist, wo man manchmal sogar zwei Meere riechen kann“, trägt den beinahe seherischen Titel „Der Traumzeuge“. Mit diesem Text besteigt Klavki bereits mit seinen jungen 35 Jahren, man muss es so sagen, einen neuen Spracholymp in der Li-teratur, denn der Text ist nichts anderes als ein Weltentwurf der Sprache, nach deren scheiterndem Ende.
„Der Traumzeuge“ sorgte bereits als Ma-nuskript für Furore. Die Leipziger Buch-messe lud Klavki letztes Jahr quasi „auf Verdacht“ zu einer Lesung aus seinem noch nicht veröffentlichten Roman ein – ein Novum im Literaturbetrieb – denn dass er an etwas Großem schreibt, hatte sich in der Szene herumgesprochen.
Seither hofiert der deutsche Literaturbe-trieb den Autor als hoffnungsvolles Talent. Dennoch verweigert sich Klavki beständig jeder Eingemeindung. „Ich glaube noch an eine echte Kultur- und Literaturverantwor-tung, die wir als Menschen tragen. Dazu gehöre ich als Autor, aber auch solche, die mich dabei unterstützen“. Klavki baut auf ein privates Mäzenentum wie es früher üblicher war, „ weil die Menschen mehr Verantwortung übernommen haben.“ Hier wählt einer freiwillig den steinigeren Weg und es ist keine eitle Koketterie, sondern der einzige Weg, nicht vereinnahmt zu werden und sich weiterhin allein der Lite-ratur verantwortlich zu fühlen.
Klavkis Widerstand heißt Schreiben und seine Texte überzeugen auch ohne dass er den einfachen Weg geht: Nach Tallinn lud ihn das Goethe-Institut als einzigen deut-schen Autoren zum größten europäischen Literaturfestival ein. Dort las Klavki zu-sammen mit den Literaturnobelpreisnomi-nierten Inger Christensen und Jon Fossé. Nun ist er ab März Stipendiat des Landes Schleswig-Holstein im Kloster Cismar. Direkt anschließend hat er ein Stipendium des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock.
Gleichzeitig buhlen Verlage um ihn – er lehnt sie ab, wenn sie ihm zu betriebsam im Betrieb erscheinen. Klavki liebt solche Verwirrspiele mit dem Literaturbetrieb, weil er ihn unterwandern will. Er will kein Buch um jeden Preis, er will die Sprache vor ihrem und in ihrem Verstummen. Ge-nauer: die Nicht-Sprache, das Unsagbare, das er dennoch zu sagen versucht.
Sein Roman beschreibt die Welt nicht, sondern besingt sie, „bevor die Schrift war“. Eigentlich müsse man den „Traum-zeugen“ hören, nicht lesen. Die Kultur der Verschriftlichung selbst hinterfragt der Ro-man. „Man muss das Alte weg schreiben, damit etwas Neues entstehen kann“, sagt Klavki. Und knüpft darin an den alten, „an und im Wasser lebendigen“ Mythos an, dass es die Delphine sind, die dem antiken Sänger Arion Sprache und Stimme rette-ten, indem sie ihn an einen anderen, nicht mehr von Sprache behausten Ort brachten. Seit 2000 Jahren ruht die mythologische Gestalt des antiken Sängers in den Analen der Literatur. Dass ihn bislang keiner ange-fasst hat, wundert Klavki selbst: „Die Din-ge liegen bereit, aber erst jetzt fügen sie sich“, weiß der Dichter. An Klavkis Hals hängt ein solcher Delphin, geschnitzt aus dem Holz einer Rindenwucherung. Denn eben so eine wuchert in ihm, will ihm ans Leben. Klavki hat Krebs in fortgeschritte-nem Stadium. Und ob er den – anders als sein Roman die gewesenen Literaturen – überleben wird, ist ungewiss.
Was an ihm zehrt, was ihn von innen her auffressen will, ist ein singulärer, die Ärz-te ratlos machender Tumor, den Klavki als „die Wunde des ungeschriebenen Textes“ begreift. „Sterben ist kein Privileg, aber es lehrt einen Demut“, sagt Klavki ernst. Die Zeit knirscht ihm etwas Ablaufendes. Er ist derweil der Verkünder der ablaufenden Uhr der Sprache. Der Rezensent der „Kie-ler Nachrichten“ sprach schon bei einen seiner ersten öffentlichen Lesungen vom „Klavkischen Wirkungsquantum“.
Also Obacht, hier kommt ein zukünf-tig richtig Großer, einer der alles will, ja, Übermenschliches, das doch ganz dem Menschlichen, dem Herzen, so nah ist. Und wenn er am Ende die Sprache verliert, dann ist das die schönste Aufgabe, die ei-nem Dichter gestellt werden kann.
Texte von Klavki und Hörproben des „Traumzeugen“ unter www.klavki.de. Kontakt zu Klavki unter [email protected].
Lebensart, März 2008