5
Jahrgang 1892. T No. 1. 1. Januar 1892.J Rüdorff: Quantitative Analyse durch Elektrolyse. Quantitative Analyse durch Elektrolyse. Von Fr. Rüdorff. Bereits seit einer Reihe von Jahren ist ein neuer Zweig der quantitativen Analyse in Aufnahme gekommen, die Bestimmung gewisser Metalle durch Elektrolyse. Die Litteratur über diesen Gegenstand ist schon stark angeschwollen, die für die Bestimmung der einzelnen Metalle vorgeschriebenen Me- thoden sind sehr zahlreich, zum Theil sogar, widersprechend, so dass dem Chemiker die Wahl schwer wird, welcher der vorgeschla- genen Methoden er den Vorzug geben soll. Um mir ein selbstständiges Urtheil über diese verschiedenen Methoden zu bilden und um darnach meinen Schülern eine bestimmte Methode- bei ihren Arbeiten vorzuschreiben, schien es mir nöthig, alle bisher in Vor- schlag gebrachten Methoden einer auf ver- gleichenden Versuchen ruhenden Kritik zu unterwerfen. Da das Eesultat dieser seit längerer Zeit angestellten Versuche auch weitere Kreise interessiren dürfte, so theile ich dieselben hier mit, zumal die von mir erprobten Methoden dasErgebniss einer streng «bjectiven, kritischen Sichtung sind und manchen Chemiker durch Befolgung der- selben vor vergeblichen Versuchen bewahren möchten. Es lag mir wesentlich daran, durch vergleichende Versuche zu ermitteln, welche der in Vorschlag gebrachten Methoden für die Zwecke eines nicht mit über- mässigen Mitteln ausgestatteten La- boratoriums die practischsten sind, wobei ich es nicht habe an Bemühungen fehlen lassen, durch oft kleine Abänderungen eine Methode zu einer wirklich brauchbaren zu machen. Wenn die Analyse durch Elektro- lyse eine allgemeine Verbreitung in unseren Laboratorien bisher nicht gefunden hat, so iiegt dieses zum Theil in den nicht geringen Kosten des Verfahrens, zum Theil aber auch : an der geringen Zuverlässigkeit der vorge- schlagenen Methoden. Bei derartigen Versuchen über Elektro- lyse ist die erste T?rage nach der Quelle der Elektricität, ob Bunsen'sche, Daniell'sche, Meidinger'sche Elemente, ob Thermosäulen, ob Dynamomaschinen mit oder ohne Accumu- Jatoren. Um die Analyse durch Elektrolyse, all- gemein in unseren Laboratorien heimisch zu ^machen, ist es nöthig, dafür zu sorgen, dass 1. die Quelle der Elektricität eine billige sei, 2. dass dieselbe eine stets bereite und in der Handhabung einfache sei, 3. dass die Methoden denselben Grad von Genauigkeit und Zuverlässigkeit besitzen, wie die Methoden der ge- wöhnlichen Gewichtsanalyse. Wenn mit der Anwendung der elektro- lytjschen Methoden eine Zeitersparniss ver- bunden ist, so gereicht ihnen dieser Umstand sehr zur Empfehlung. Es empfiehlt sich, die Versuche des Nachts anzustellen, des Abends 6 Uhr, am ändern Morgen 8 Uhr ist die Ausfällung beendet, wenn nicht, so habe ich die Methode als eine empfehlenswerthe nicht angesehen. Bei den folgenden Versuchen war die Ausscheidung stets „über Nacht" beendet. Es sind für unsere Zwecke fast alle be- kannten Elektricitätsquellen in Vorschlag gebracht worden. Es mögen ja auch einzelne für gewisse Zwecke ihre Vorzüge besitzen, aber es dürfte wohl nicht angängig sein, für die Analyse durch Elektrolyse ein ganzes Arsenal von Elektricitätsquellen zur Verfü- gung zu haben. Eine einzige Elektricitäts- quelle muss für die Bestimmung aller Me- talle ausreichend sein. Die Anwendung der so viel gepriesenen Dynamomaschinen mit und ohne Accumula- toren scheitert an dem Umstände, dass deren Anschaffung nur solchen Laboratorien möglich ist, denen sehr reichliche Mittel und ein Motor zur Verfügung stehen, der wiederum einer steten Beaufsichtigung benöthigt. Unter den gewöhnlichen nassen Elementen müssen die Daniel l'schen, Bunsen'schen u. s. w. für jeden Versuch friseh gefüllt und nach dem Versuch wieder auseinander ge- nommen werden, ein gewiss nicht kleiner Übelstand. Nach Erwägung aller hier in Betracht kommenden Umstände schienen mir die auf längere Zeit wirksamen Elemente von Meidinger allen billigen Ansprüchen zu genügen. Diese Elemente sind in der Anschaffung und Unterhaltung nicht theuer, das Stück der grösseren Sorte kostet etwa 3 M. und bis 8 solcher Elemente würden eine Ausgabe von 20 bis 25 M. verursachen. Die Zusammensetzung undHandhabung dieser Elemente findet sich in jedem physikalischen Lehrbuche. Ich bediene mich ausschliesslich dieser Elemente und die folgende Mittheilung mag zeigen, was mit diesen Elementen ge- leistet werden kann. Sind die Elemente einmal ordentlich gefüllt und an einem ruhigen Orte aufgestellt, so bleiben dieselben monate- lang in ihrer Wirksamkeit fast unverändert. Nach 3 bis 4 Monaten hatte die Intensität des Stromes bei täglicher Benutzung kaum abgenommen und eine Reinigung und Neu- füllung nach 3 monatlichem Gebrauch dürfte l*

Quantitative Analyse durch Elektrolyse

Embed Size (px)

Citation preview

Jahrgang 1892. TNo. 1. 1. Januar 1892.J Rüdorff: Quantitative Analyse durch Elektrolyse.

Quantitative Analyse durch Elektrolyse.

Von

Fr. Rüdorff.

Bereits seit einer Reihe von Jahren istein neuer Zweig der quantitativen Analysein Aufnahme gekommen, die Bestimmunggewisser Metalle durch Elektrolyse. DieLitteratur über diesen Gegenstand ist schonstark angeschwollen, die für die Bestimmungder einzelnen Metalle vorgeschriebenen Me-thoden sind sehr zahlreich, zum Theil sogar,widersprechend, so dass dem Chemiker dieWahl schwer wird, welcher der vorgeschla-genen Methoden er den Vorzug geben soll.Um mir ein selbstständiges Urtheil über dieseverschiedenen Methoden zu bilden und umdarnach meinen Schülern eine bestimmteMethode- bei ihren Arbeiten vorzuschreiben,schien es mir nöthig, alle bisher in Vor-schlag gebrachten Methoden einer auf ver-gleichenden Versuchen ruhenden Kritik zuunterwerfen. Da das Eesultat dieser seitlängerer Zeit angestellten Versuche auchweitere Kreise interessiren dürfte, so theileich dieselben hier mit, zumal die von mirerprobten Methoden dasErgebniss einer streng«bjectiven, kritischen Sichtung sind undmanchen Chemiker durch Befolgung der-selben vor vergeblichen Versuchen bewahrenmöchten. Es lag mir wesentlich daran,durch vergleichende Versuche zu ermitteln,welche der in Vorschlag gebrachten Methodenfür die Zwecke eines nicht mit über-mäss igen Mit teln ausges ta t t e t en La-boratoriums die practischsten sind, wobeiich es nicht habe an Bemühungen fehlenlassen, durch oft kleine Abänderungen eineMethode zu einer wirklich brauchbaren zumachen. Wenn die Analyse durch Elektro-lyse eine allgemeine Verbreitung in unserenLaboratorien bisher nicht gefunden hat, soiiegt dieses zum Theil in den nicht geringenKosten des Verfahrens, zum Theil aber auch:an der geringen Zuverlässigkeit der vorge-schlagenen Methoden.

Bei derartigen Versuchen über Elektro-lyse ist die erste T?rage nach der Quelle derElektricität, ob Bunsen'sche, Daniell'sche,Meidinger'sche Elemente, ob Thermosäulen,ob Dynamomaschinen mit oder ohne Accumu-Jatoren.

Um die Analyse durch Elektrolyse, all-gemein in unseren Laboratorien heimisch zu^machen, ist es nöthig, dafür zu sorgen, dass

1. die Quelle der Elektricität einebillige sei,

2. dass dieselbe eine stets bereite undin der Handhabung einfache sei,

3. dass die Methoden denselben Gradvon Genauigkeit und Zuverlässigkeitbesitzen, wie die Methoden der ge-wöhnlichen Gewichtsanalyse.

Wenn mit der Anwendung der elektro-lytjschen Methoden eine Zeitersparniss ver-bunden ist, so gereicht ihnen dieser Umstandsehr zur Empfehlung. Es empfiehlt sich, dieVersuche des Nachts anzustellen, des Abends6 Uhr, am ändern Morgen 8 Uhr ist dieAusfällung beendet, wenn nicht, so habe ichdie Methode als eine empfehlenswerthe nichtangesehen. Bei den folgenden Versuchen wardie Ausscheidung stets „über Nacht" beendet.

Es sind für unsere Zwecke fast alle be-kannten Elektricitätsquellen in Vorschlaggebracht worden. Es mögen ja auch einzelnefür gewisse Zwecke ihre Vorzüge besitzen,aber es dürfte wohl nicht angängig sein, fürdie Analyse durch Elektrolyse ein ganzesArsenal von Elektricitätsquellen zur Verfü-gung zu haben. Eine einzige Elektricitäts-quelle muss für die Bestimmung aller Me-talle ausreichend sein.

Die Anwendung der so viel gepriesenenDynamomaschinen mit und ohne Accumula-toren scheitert an dem Umstände, dass derenAnschaffung nur solchen Laboratorien möglichist, denen sehr reichliche Mittel und einMotor zur Verfügung stehen, der wiederumeiner steten Beaufsichtigung benöthigt.

Unter den gewöhnlichen nassen Elementenmüssen die Daniel l'schen, Bunsen'schenu. s. w. für jeden Versuch friseh gefüllt undnach dem Versuch wieder auseinander ge-nommen werden, ein gewiss nicht kleinerÜbelstand. Nach Erwägung aller hier inBetracht kommenden Umstände schienen mirdie auf längere Zeit wirksamen Elementevon Meidinger allen billigen Ansprüchenzu genügen. Diese Elemente sind in derAnschaffung und Unterhaltung nicht theuer,das Stück der grösseren Sorte kostet etwa3 M. und bis 8 solcher Elemente würdeneine Ausgabe von 20 bis 25 M. verursachen.Die Zusammensetzung undHandhabung dieserElemente findet sich in jedem physikalischenLehrbuche. Ich bediene mich ausschliesslichdieser Elemente und die folgende Mittheilungmag zeigen, was mit diesen Elementen ge-leistet werden kann. Sind die Elementeeinmal ordentlich gefüllt und an einem ruhigenOrte aufgestellt, so bleiben dieselben monate-lang in ihrer Wirksamkeit fast unverändert.Nach 3 bis 4 Monaten hatte die Intensitätdes Stromes bei täglicher Benutzung kaumabgenommen und eine Reinigung und Neu-füllung nach 3 monatlichem Gebrauch dürfte

l*

Rüdorff: Quantitative Analyse durch Elektrolyse. Zeitschrift fürangewandte Chemie.

gewiss keinen zu grossen Aufwand an Kostenund Mühe verursachen. Nach meinen Er-fahrungen halte ich diese Elemente für dieZwecke eines Laboratoriums für die alleinpractischen.

Was die Stromstärke der Elemente an-betrifft, so entwickelten im Voltameter inl Minute

8 Elemente 2,6 cc Knallgas6 - 1,9 -4 • 1,2 -3 - 0,8 -2 - 0,02 - - etwa.

Was den Zersetzungsapparat betrifft,dessen ich mich bei meinen Versuchen be-diente, so best; ad derselbe aus einer Platin-schale von Tiegelform, 60 mm hoch, 75 mmDurchmesser oben, etwa 40 g Gewicht und170 cc Inhalt und einem dicken Platindraht,welcher an eine' i Ende zu einer in einer Ebeneliegenden Spirale aufgewunden war. Halb-kugelförmige Schalen von 100 bis 150 ccInhalt leisten dieselben Dienste. Da dieseMittheilung füi die Zwecke eines Labora-toriums bestimmt ist, so habe ich die erforder-lichen Stromstärken nicht in Ampere oder inGubikcentimeternKnallgas angegeben, sondernnur die Anzahl der nöthigen Elemente ge-nannt, aus obiger Tabelle dürfte übrigensdie Stromstärke in Cubikcentimetern Knallgasmit hinreichender Annäherung zu ersehensein.

Auf die Beschaffenheit der sich aus-scheidenden Metalle hat einen grossen Einfluss

1. die Intensität des Stromes,2. die Concentration der Lösung und3. gewisse Zusätze, welche man zu der zu

elektrolysirenden Lösung macht.Die verschiedenen in Vorschlag gebrach-

ten Methoden unterscheiden sich wesentlichdurch diese Zusätze und diese spielen aucheine ganz bedeutende Bolle.

Wenn ich im Folgenden manche lautgepriesene Methode nicht erwähnt habe, sowill ich damit durchaus nicht sagen, dassdieselbe in der Hand ihres Erfinders nichtgute Resultate gibt, mir hat dieselbe unterden eben beschriebenen Verhältnissen solchenicht ergeben.

Im Folgenden habe ich zunächst die Me-thoden beschrieben, welche mir bei Aus-fällung der Metalle aus reinen Lösungen,welche nur dies eine Metall enthielten, diebesten Resultate ergeben haben, später werdeich die Trennung der Metalle in häufigervorkommenden Mischungen behandeln.

Unter den Metallen, welche am zuver-lässigsten und leichtesten auf elektrolytischemWege bestimmt werden, nimmt das

Kupfer die erste Stelle ein. Die ver-

schiedenen in Vorschlag gebrachten Methoden,dieses Metall durch Elektrolyse zu bestim-men, sind im Wesentlichen folgende:

Luckow und die Oberhüttendirection inMansfeld1) schreiben vor: die Menge des inder zu elektrolysirenden Lösung enthaltenenKupfers betrage etwa 0,2 bis 0,3 g Kupfer,man füge zu der Lösung gegen 20 cc Sal-petersäure und verdünne mit Wasser, bis dasVolumen der Lösung 200 cc beträgt. BeiAnwendung von 2 Meidinger-Elementen istdas Kupfer nach etwa 8 Stunden von tadel-loser Beschaffenheit ausgefällt. Das Kupfermuss bei geschlossenem Strome ausgewaschenwerden.

Bei dieser Methode ist der Zusatz vonSalpetersäure ein gar zu. grosser. Wennauch ein grosser Theil derselben durch dieElektrolyse in Ammoniak übergeführt wird,so ist der Rest doch mehr wie ausreichend,um sofort beim Öffnen des Stromes lösendauf das ausgeschiedene Kupfer zu wirken.Das Auswaschen bei geschlossenem Stromeist aber ein Übelstand, der vermieden werdenmuss. Dies thut die Methode von Classen2),welcher zur Kupferlösung einen Überschussvon Ammoniumoxalat setzt. Aber ein sicheresGelingen der Kupferbestimmung habe ichnach dieser Methode nicht erreichen können.Die Stromstärke spielt bei derselben eine sehrgrosse Rolle. Ist der Strom etwas zu schwach,so ist die Zeitdauer weit über 14 Stunden;ist der Strom etwas zu stark, so ist dasausgeschiedene Kupfer schwammig und nichtfest haftend. Die Ausscheidung von Kupfererfolgt aber ganz sicher „über Nacht" intadelloserBeschaffenheit, wenn man folgender-maassen verfährt:

Die Lösung enthalte 0,1 bis 0,4 g Kupferals Sulfat oder Nitrat. Enthält die Lösungfreie Säure, so neutralisire man mit Am-moniak oder Soda. Sodann füge man zurLösung 5 Tropfen Salpetersäure (l,20) undverdünne, bis das Gesammtvolumen etwa100 cc beträgt. Man elektrolysire mit 2 bis6 Meidinger-Elementen, indem die Schale mitdem negativen (Zink) Pol verbunden wird.Über Nacht ist die Ausscheidung sicherbeendet. Um sich hierüber zu vergewissern,nehme man einige Tropfen der Lösung undlasse sie in Schwefelwasserstoffwasser fliessen;das Ausbleiben einer Bräunung zeigt dievöllige Ausfä l lung des Kupfers. ZurLosung füge man in der Platinschale etwa10 Tropfen einer gesättigten Lösung von Na-trium'acetat und öffne erst jetzt den Strom.Die etwa frei werdendeEssigsäure wirkt selbst

') Z. anal. 19, l u. Carnal Z. Bergh. 20, 41.2) Analyse durch Elektrolyse 2. Aufl. S. 62.

Jahrgang 1892. lNo. 1. 1. Januar 1892. J Rüdorff: Quantitative Analyse durch Elektrolyse.

in einigen Minuten nicht auf das Kupfer lö-send ein. Die Lösung giesst man aus derSchale —und spüle mit Wasser mehrere Maledas Kupfer ab, zuletzt indem man die Schalebis zum Überfliessen mit Wasser füllt. DurchUmkehren der Schale lässt man das Wassermöglichst ablaufen und trocknet völlig bei100° im Luftbade. Das ausgeschiedene KJupferist hellroth, glänzend, fest an der Wand derSchale haftend.

Enthält die Lösung Chloride, so scheidetsich das Metall schwammig aus. Will man dasnimerhin lästige Eindampfen bis zur Trocknenach Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäurevermeiden, so füge man zur Lösung etwa 2bis 3 g Ammoniumnitrat und 20 cc Ammoniak(0,91) und so viel Wasser, bis das Gesammt-volumen 100 cc beträgt. Dann elektrolysireman mit 4 bis 6 Meidinger-Elementen. DasKupfer scheidet sich von ähnlicher Beschaffen-heit wie oben aus. Um eine nachträglicheAuflösung des ausgeschiedenen Kupfers durchdas Ammoniak zu verhindern, neutralisire•oder übersättige man die Lösung vor Öffnungdes Stromes mit Essigsäure und verfahrewie oben3).

Enthält die Lösung neben Kupfer nochEisen, so ist ein Zusatz von Salpetersäurenicht rathsam, man füge dann 2 bis 3 Tropfen•conc. Schwefelsäure zur Lösung und verfahrewie oben nach dem Zusatz von Salpetersäure.Das ausgeschiedene Kupfer ist zwar nicht sohellroth und glänzend, wie bei Gegenwartvon Salpetersäure, aber immerhin ist die Be-stimmung eine durchaus zuverlässige.

Um das Kupfer aus der Platinschale zulösen, fülle man dieselbe, so weit das Kupferreicht, mit Salpetersäure (1,2), welche manzum mehrmaligen Gebrauch aufhebt.

Quecksilber. Zur elektrolytischen Aus-fällung des Quecksilbers sind verschiedeneZusätze zur Lösung in Vorschlag gebracht.Luckow4) und mehrere nach ihm schlagenvor, die Ausscheidung aus schwachsaurerLösung zu bewirken, E. Smith6) bewirktdie Ausscheidung aus einer Auflösung desQuecksilbersalzes in Schwefelnatriumlösung.A. Brandt6) setzt zur Lösung etwas Salpeter-säure und dann Natriumphosphatlösung undAmmoniak im Überschuss. Vortmann7)empfiehlt etwas Weinsäure und überschüssigesAmmoniak.

Das Quecksilber lässt sich gut und sicheraus Lösungen mit verschiedenen Zusätzenbestimmen:

3) Ber. deutsch. G. 21, 3050.4) Z. anal. 19, 1.5) Z. anal. 1891, 202.6) Z. anal. 28.0 Ber. deutsch. Gr. 24, 2749.

Die Menge des Quecksilbers in der Lö-sung betrage 0,1 bis 0,3 g. Zur Lösungfüge man 5 Tropfen Salpetersäure (l,2) oderverdünnte Schwefelsäure (l : 10), verdünnebis 100 cc und elektrolysire mit 2 bis 6 Ele-menten. Über Nacht ist alles Quecksilberausgeschieden. Zur Lösung werden etwa10 Tropfen Natriumacetatlösung gefügt unddann der Strom unterbrochen. Die Lösungwird aus der Platinschale gegössen, mitSchwefelwasserstoff auf Quecksilber geprüftund das Quecksilber vorsichtig einige Malmit Wasser und schliesslich mit Alkohol ab-gespült. Die Spülflüssigkeit lässt man mög-lichst ablaufen und trocknet.schliesslich überSchwefelsäure. Ein Verlust durch Verdunstendes Quecksilbers ist nicht, zu befürchten.Enthielt die Quecksilberlösung freie Säure,so muss diese zunächst durch Alkali abge-stumpft werden.

Auch auf Zusatz von 0,5 g Weinsäureund 10 cc Ammoniak (0,9l) oder von 5 ccSalpetersäure, 10 cc einer gesättigten Lösungvon Natriumpyrophosphat und 10 cc Ammo-niak erhält man ebenso befriedigende Resul-tate. Dasselbe ist der Fall durch einenZusatz von etwa l g Cyankalium und Wasserbis 100 cc. Das Quecksilber überzieht dieinnere Wand der Schale als glänzenderSpiegel oder mit kleinen, silberglänzendenTröpfchen, welche hinreichend festhaften.Durch Salpetersäure wird das Quecksilberleicht gelöst.

Silber. Zur elektrolytischen Bestimmungdes Silbers ist ein Zusatz von Cyankaliumvon Luckow8), von sehr wenig Salpeter-säure von Fresenius9), von Ammoniumsulfatund Ammoniak von Krutwig10) in Vorschlaggebracht. Die mit dem letzteren dieser Zu-sätze angestellten Versuche haben mir einzufriedenstellendes Resultat nicht ergeben;das Silber fällt selbst bei verschiedenen Strom-stärken meist mehr oder minder schwammigaus. Folgende Methode gibt tadellose Re-sultate :

Das in der Lösung enthaltene Silber sei0,1 bis 0,3 g. Zur Lösung, welche keinefreie Säure enthalten darf oder vorher mitÄtznatron neutralisirt ist, füge man einengeringen Überschuss von Cyankaliumlösungund verdünne bis auf etwa 100 cc. Manelektrolysire mit 3 bis 6 Meidinger-Elementen.Das Silber scheidet sich vollständig alsweisser, matter, festhaftender Niederschlagaus: dasselbe wird mit Wasser mehrmals ab-gespült und bei 100° getrocknet. Zur Prü-

8) Z. anal. 19, 1.9) Z. anal. 19, 324.

I0) Z. anal. 22, 416.

Rüdorff: Quantitative Analyse durcn Elektrolyse. T Zeitschrift fürLangewandte Chemie.

fung, ob das Silber völlig ausgeschieden ist,dient Schwefelwasserstoff. Die Auflösung desSilbers bewirkt man mit Salpetersäure (1,2).

Nickel. Unter den verschiedenen inVorschlag gebrachten Methoden gab die vonFresenius und Bergmann") die bestenResultate:

Die Lösung enthalte 0,1 bis 0,3 g Nickel.Zu derselben setze man 25 cc einer gesät-tigten Lösung von Ammoniumsulfat und 25 ccAmmoniak (0,9l) und verdünne bis 100 ^jftMan elektrolysire mit 3 bis 6 Elementen.Das Nickel scheidet sich etwas glänzend, inFarbe dem Platin ähnlich, aus; es haftet festan der Schale. Von der völligen Ausschei-dung des Metalls überzeugt man sich durchAmmoniumsulfid, welches keine Bräununghervorbringen darf. Das Metall wird einigeMal mit Wasser abgespült und bei 100° ge-trocknet. Es löst sich leicht in Salpetersäure.

Chloride darf die Lösung nicht enthalten.Auch aus einer Lösung, welche mit 20 cc

einer gesättigten Lösung von Natriumpyro-phosphat und 25 cc Ammoniak (0,9l) ver-setzt ist, erhält man bei Anwendung von 4bis 6 Elementen gute Resultate. Aus dieserLösung scheidet sich das Nickel matt undgrau aus.

Cobalt. Das Cobalt wird in derselbenWeise wie das Nickel aus einer Auflösung,welche mit Ammoniumsulfat und Ammoniakversetzt ist, unter Anwendung von 6 bis 8Meidinger-Elementen bestimmt. Dieses Me-tall scheidet sich grau und matt aus. AlsLösungsmittel dient wie beim Nickel Sal-petersäure.

Cadmium. Auch für die elektrolytischeAusscheidung dieses Metalles sind verschie-dene Vorschläge gemacht. Zusätze von Na-triumacetat und Essigsäure, von Oxalaten,von Ammoniak, von Natriumpyrophosphatund Ammoniak ergaben mir keine völlig be-friedigenden Resultate. In tadelloser Weisescheidet sich das Cadmium auf Zusatz vonCyankalium aus12).

Die Lösung enthalte 0,1 bis 0,4 g Metall.Zur neutralen Lösung füge man soviel Cyan-kalium, bis die Lösung völlig klar ist undverdünne bis auf etwa 100 cc. Bei Anwen-dung von 3 bis 6 Elementen scheidet sich dasCadmium vollständig, mattgrau, festhaftendaus. Man spüle mit Wasser einige Male unddann mit Alkohol ab und trockne bei 70bis 80°. Beim Trocknen bei höherer Tem-peratur findet eine oberflächliche Oxydationstatt.

.Durch Salpetersäure (1,2) wird das Cad-mium leicht aufgelöst.

") Z. anal. 19, 314.") Ber. deutsch. G. 12, 759.

Mangan. Anders als die vorgenanntenMetalle verhält sich das Mangan bei derElektrolyse. Dasselbe scheidet sich aussauren Lösungen als Superoxydbydrat am4- Pol aus.

Die Vorschläge zur elektrolytischen Be-stimmung des Mangans sind zahlreich. AlsZusatz zur Manganlösung ist in Vorschlaggebracht Schwefelsäure, Salpetersäure, Oxa-late13), Natriumpyrophosphat und Ammoniak14)u. s. w. Bei Anwendung einiger dieser Zu-sätze scheidet sich das Mangan als Super-oxyd zwar vollständig aus, es haftet abergar nicht oder sehr schlecht an der Schale;die Lösung muss filtrirt und das Abgelöstedurch Glühen in Mn3 O4 mit dem in derSchale Hängengebliebenen übergeführt werden.Durchaus befriedigende Resultate erhält manauf folgende Weise:

Die in der Lösung befindliche MengeMangan darf nur eine geringe, höchstens0,040 g und als Sulfat vorhanden sein. ZurLösung füge man 3 Tropfen verdünnte Schwe-felsäure (l : 10) und verdünne bis auf etwa100 cc. Diese Lösung unterwerfe man einemStrom von 2 Elementen oder schalte 3 Schalenzugleich in den Strom von 6 Elementen, indemman die Schalen mit dem -f- Pol verbindet.Das Mangan scheidet sich in dichter Schichtals braunes Mangansuperoxydhydrat aus.Über Nacht ist die Ausscheidung vollendetund man kann den Niederschlag durch mehr-maliges, vorsichtiges Abspülen mit Wasservollständig auswaschen. Das anhaftendeWasser lasse man durch Umkehren der Schaleso viel als möglich ablaufen und trockneden Niederschlag vollständig im Exsiccatorüber Schwefelsäure und nachher bei etwa60° im Luftbade. Nach etwa 40 Min. istdas Trocknen im Luftbade vollendet und dasGewicht constant. Bei mehrmaligem Erhitzenderselben Schale mit Niederschlag auf 60&

änderte sich das Gewicht nicht. Die Über-führung des Niederschlages durch Glühen inMn3 0± ist umständlicher und ergab mirsichere Resultate nicht, da der Niederschlagbeim Erhitzen von der Schale als feines,staubiges Pulver abspringt und dadurch sehrleicht selbst bei sehr gut bedeckter Schaleein Verlust herbeigeführt wird. Der Nieder-schlag ist von der Zusammensetzung

Mn 02 -+- H2 0,welcher sich also bei längerem Erhitzen aufobige Temperatur nicht ändert. Das Gewichtmit 0,523 multiplicirt gibt das in dem Nieder-schlag enthaltene Manganmetall.

Durch einige Tropfen Ammoniak undSchwefelammon kann man sich von der gänz-

13) Classen, Lehrbuch S. 60.14) Z. anal. 28.

Jahrgang 1892. TNo. 1. 1. Januar 1892. J Lunge u. Schmidt Verwendbarkeit des Aluminiums.

liehen Ausscheidung des Mangans aus derLösung überzeugen.

Der Niederschlag besitzt nach demTrocknen fast Metallglanz, ist dunkelbraunund haftet an der Schale recht gut, wennderselbe durch langsames Erwärmen getrock-net worden ist. Derselbe wird am bestendurch sehr verdünnte Schwefelsäure mit etwasWasserstoffsuperoxyd gelöst.

Ich richte an Fachgenossen die Bitte,die in Obigem vorgeschlagenen Versuchenachzumachen und dann einer sachlichenKritik zu unterwerfen.

[Fortsetzung folgt.]

Über die Verwendbarkeit des Aluminiumszu Feldflaschen und anderen Gefässen.

Von

G. Lunge und Ernst Schmid.

In No. 39 der „Pharmazeutischen Central-halle" dieses Jahres (12 S. 545) findet sicheine Arbeit von Stabsarzt L ü b b e r t und ein-jährig-freiwilligem Apotheker Eoscher überdie Beständigkeit von Aluminium gegenübereiner Anzahl von Flüssigkeiten, mit denen esbei einer Verwendung für Kochgeräthe, Feld-flaschen, chirurgische Instrumente u. dgl. m.in Berührung kommen kann. Der Schluss,zu dem die Verfasser kommen, ist ein fürdie Ausbreitung der Verwendung des Alu-miniums sehr bedenklicher. Sie verwerfenes ganz und gar für Kochgeräthe, Conserven-büchsen, Feldflaschen, zur Überziehung vonPillen, für chirurgische Zwecke, kurz so zusagen in allen Fällen, in denen überhaupteine Flüssigkeit mit dem Aluminium in Be-rührung kommt, welche später in den mensch-lichen Körper übergehen soll.

Wenn die Schlussfolgerungen vonLübbertund Röscher begründet wären, so würdeallerdings die Verwendbarkeit des Alumi-niums für Gebrauchsgegenstände eine sehrerhebliche Einschränkung erfahren müssen.Namentlich würde auch von der Einführungvon Feldflaschen für militärische Zwecke,welche gerade hier wegen der geringerenBelastung des Trägers und der Unzerbrech-lichkeit der Gegenstände grosse Hoffnungenerregt hat, in Wegfall kommen müssen —davon nicht zu reden, dass dies ein schwererSchlag für die so kräftig aufblühende Alu-miniumfabrikation wäre. Es schien uns abernicht räthlich, so folgenschwere Schlüsse aufdie Autorität nur zweier Beobachter, welchenicht einmal Chemiker von Fach sind, als

endgiltig hinzunehmen —- um so mehr, alsdie von ihnen angewendete Methode vonvornherein keine einwandsfreie ist. Sie ar-beiteten nämlich erstens ausschliesslich inqualitativer Weise, wobei wenigstens inmanchen Fällen ein Thonerdegehalt der zurVerwendung kommenden Substanzen oderumgekehrt Verdeckung der Thonerdereactiondurch gewisse organische Substanzen Irr-thümer hervorrufen konnte; zweitens verwen-deten sie bei ihren Versuchen nur Blattalu-minium, welches augenscheinlich nicht ent-fernt so viel Widerstand gegen chemischeEinflüsse wie das compacte Aluminiumblechzu bieten vermag.

Wir hielten es daher für angezeigt, wenndieser immerhin nicht unwichtige Gegenstandauch von anderer Seite und nach anderenMethoden untersucht würde, und haben diesselbst vorgenommen, wie im Folgenden be-schrieben werden soll.

Unser Ausgangsmaterial war in allenFällen käufliches, gewalztes Aluminiumblechvon l mm Dicke, wie es gerade für Feld-flaschen u. dgl. angewendet wird, bezogen vonder A l u m i n i u m - I n d u s t r ie-Actien-Ge-se l l scha f t in Neuhausen, von folgenderchemischer Zusammensetzung: 0,44 gebun-denes und 0,11 krystallisirtes Silicium,0,25 Eisen, Spuren von Kupfer, 99,20 Alu-minium (letzteres durch Differenz).

' Das Blech wurde in Streifen von 80 mmLänge und theils 20, theils 26 bis 27 mmBreite zerschnitten, um es bequem in diezur Untersuchung dienenden Flaschen oderKolben einbringen zu können. Jeder Streifenwurde von anhängenden Schnitzeln, scharfenKanten u. s. w. durch Abfeilen befreit, aneinem Ende mit einem feinen Loche zumAufhängen und mit einer eingestanzten Num-mer versehen. Je drei solcher Streifen, einbreiter und zwei schmale, wurden auf einmalbehandelt, jeder Versuch aber mindestensdoppelt angestellt, um zufällige Irrthümerzu vermeiden, so dass die Zahl der Einzel-versuche eine sehr grosse wurde. Vorherwurde aber die Oberfläche jedes Streifensaufs Gründlichste gereinigt, theils um etwaanhängende fettige Substanzen zu entfernen,theils um die Oberfläche aus dem ursprüng-lich durch das Walzen erlangten, durchauscompacten Zustande in den etwas wenigercompacten Zustand zu bringen, welcher nacheinigem Gebrauche der Geräthe durch Spülen,Ausscheuern u. s. w. eintreten muss. Zu diesemZwecke wurde jedes Stück zuerst mit con-centrirter Natronlauge gereinigt, mit Wasserabgespült, mit verdünnter Schwefelsäure ge-beizt, wieder mit Wasser abgespült; dannwurde die Oberfläche mittels einer weichen