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02 14 QUARTERLY Das Magazin der German Graduate School of Management & Law TM Vorsprung durch Marke Markenschutz in der Automobilindustrie

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02 14QUARTERLYDas Magazin der German Graduate School of Management & Law

TM

Vorsprung durch Marke Markenschutz in der Automobilindustrie

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wünscht Ihr GGS-Team

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die aktuelle Diskussion um Korruption in Wirtschaft und Gesellschaft, die bis hin zur Vergabe der Fußball-Weltmeis-terschaft 2022 in Katar reicht, zeigt: Recht wird für Unternehmen und ihre Führungskräfte immer wichtiger. Die GGS hat dies frühzeitig erkannt. Deshalb bieten wir mit unseren Studi-engängen LL.M. in Business Law und LL.M. in Legal Management sowie den Seminarangeboten im Bereich Execu-tive Education ein solides Fundament, um rechtliche Chancen und Risiken effizient zu managen.

Dass Recht sehr spannend sein kann, beweist unser Schwerpunktthema „Markenschutz in der Automobilin-dustrie“ ab Seite 4. Meine Kollegin Alexandra von Bismarck, Akademische Direktorin des Studiengangs LL.M. in Legal Management und ausgewiesene Expertin für Marken- und Wettbe-werbsrecht, beschreibt, wie wichtig die richtige Strategie bei Anmeldung,

Prof. Dr. Dirk ZupancicPräsidentTel.: +49 7131 [email protected]

Editorial | 01

Recherche und Verteidigung der eigenen Marke ist. Wie Sie wissen, schätzen wir kontroverse aber kon-struktive Diskussionen. Sie sind für uns eine wichtige Quelle des Erkennt-nisfortschritts. Mit unseren Vortrags-reihen „Heilbronner Gespräche“ und „Heilbronner Management Dialoge“ wollen wir zum Nach- und Querden-ken anregen. Was die Wirtschaft aus der Fliegerei lernen kann, schilderte uns Kommunikationsexperte Peter Brandl eindrucksvoll. Tauchen Sie noch einmal in seinen Vortrag ein und erfahren Sie auf Seite 30, warum es so wichtig ist, sich Fehlern zu stellen und Verantwortung zu übernehmen.

Die Schicksalsschläge und Erfolge der 29-jährigen Box-Weltmeisterin Rola El-Halabi würden sicherlich genügend Stoff für einen Hollywood-Film abgeben. Wie sich die Ulmerin mit Mut und Ausdauer zurück an die Spitze gekämpft hat, lesen Sie in einer bewegenden Geschichte (Seite18), die ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen möchte.

Im Deutsch-Türkischen Wissen-schaftsjahr führte die GGS-Studienrei-se in das Land zwischen Vorderasien und Südosteuropa. Die Türkei ist ein Land im Aufbruch, das politisch immer wieder für Schlagzeilen sorgt, letztendlich seine eindrucksvolle wirtschaftliche Entwicklung aber fortsetzen wird. Ab Seite 22 finden Sie ganz persönliche Reisenotizen unserer Studierenden, die einen Einblick in ein faszinierendes Land fernab der Nach-richtenlage ermöglichen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen des neuen Quarterly und viele neue ErkenntnisseIhr

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Executive Education 18 Stehaufmädchen Rola El-Halabi an der GGS

20 Läpple Nachwuchs- kräfteprogramm

Forschung

14 Interview mit Bernd H. Rath, Geschäftsführer BERA GmbH

01 Editorial

02 Impressum

Schwerpunktthema

04 Vorsprung durch Marke – Markenschutz in der Automobilindustrie

02 | Inhaltsverzeichnis

Herausgeber: German Graduate School of Management and Law gGmbH Bildungscampus 2 · D-74076 HeilbronnTel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 0Fax: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 27

Geschäftsführer: Prof. Dr. Dirk Zupancic, Prof. Dr. Tomás Bayón

V.i.S.d.P.: Thomas Rauh, Leiter Public Relations Phone: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 45

Redaktion:Kerstin Arnold-Kapp Tel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 22

Autoren dieser Ausgabe: Kerstin Arnold-Kapp, Renée Ricarda Billau, Prof. Dr. Alexandra von Bismarck, Christian Mai, Thomas Heiligenmann, Rafael Gonzaléz Garcia de Cosio, Thomas Rauh, Ana Cristina Zimmermann, Dennis Zügn

Verantwortlich für die Anzeigen:Verena Kruppa, Leiterin MarketingTel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 18

Auflage: 700 Exemplare

Gestaltung: www.spezial-kommunikation.de

Druck: Harzdruckerei, Wernigerode

Bildquellen: Magmell: (1), Fotolia: (U1, 3, 4, 5, 6, 11), Hyundai: (6, 7),Plagiarius e. V.: (8), BERA: (3,14,15,16), GGS: (3,18, 20, 21, 22-27, 30, 32, 33, 36, 37, 39), Ann-Christine Krings: (12), Tripsdrill: (29), Imago (30), Audi AG: (38)

Stand: Juni 2014

Kontakt zur Redaktion:Kerstin Arnold-Kapp, Public Relations

German Graduate School of Management and Law Bildungscampus 2 · D-74076 Heilbronn

Tel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 22 Fax: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 27 E-Mail: [email protected]

Impressum

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Studium 22 International Study Tour Türkei

28 Alumni Verein Personalcoaching und Veranstaltungsrückblick

32 Gesichter der GGS: Matthias Dürr, MBA

40 MSc in Management – Handelslogistik oder Dienstleis- tungsmanagement

Inhaltsverzeichnis | 03

GGS Intern

30 Der Fall Hudson River – Heilbronner Management Dialog mit Peter Brandl

36 Hochschulsport: hoch3-Campuslauf

38 Newsticker

14

22

0420 30

36

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04 | Schwerpunktthema

Prof. Dr. Alexandra von BismarckProfessorin für deutsches und europäisches Wirtschaftsrecht, Gewerblichen Rechtsschutz und IT-Recht

Vorsprung durch Marke –

Markenschutz in der

Automobilindustrie

hier noch Hintergrund anbauen!

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Schwerpunktthema | 05

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06 | Schwerpunktthema

Nach der jüngsten Studie „Best Glo-bal Brands 2013“, herausgegeben von der Beratungsagentur Interbrand, hatte Apple im Jahr 2013 die Spitzen-position bei den weltweit wertvollsten Marken inne – mittlerweile wurde Apple jedoch von Google überholt.

Eine starke Rolle im branchenüber-greifenden Ranking spielt die Automobilindustrie. So steht Toyota als wertvollste Automobilmarke an zehnter Stelle, gefolgt von Mercedes-Benz (11) und BMW (12) sowie Honda (20) und Deutschlands größtem Automobil-Produzenten Volkswagen (34). Doch was macht eigentlich eine

starke Marke aus und wie entsteht Markenwert? Bleibt man in der Auto-mobilindustrie, fällt auf, dass Marken glänzen, die ihr Produktportfolio und ihre Vertriebsplanung den Märkten anpassen.

Neben Premium-Marken wie Mercedes-Benz, BMW, Audi und Por-sche verstehen dies auch Volumen-hersteller wie Toyota, Hyundai oder Nissan. Ihnen allen gemein ist eine globale Markenführung und die Imple-mentierung des Brand Managements als strategische Unternehmensdis-ziplin. Die Einheit aus Markeniden-tität, Vision und Markenwert schafft

eine globale Marke, die das Produkt erlebbar macht. Durch die Überset-zung der Marken-DNA in unverwech-selbare Eigenschaften, sogenannte Brand Spikes, formen erfolgreiche Automobilhersteller ihr Profil. So hat es Toyota geschafft, den Gattungs-begriff „Hybrid“ weltweit zu besetzen, Volkswagen steht für Qualität und Audi schafft es mit den Technologien „TDI“ und „Quattro“ neue Brand Spikes zu setzen. Das strategische Manage-ment, das Marken unverwechselbar macht, ist mittlerweile einer der wich-tigsten Bausteine für den Unterneh-menserfolg. Und genau hier spielt das Markenrecht eine zentrale Rolle.

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Schwerpunktthema | 07

Marken als Differenzierungs-merkmal Der Gegenstand des Markenrechts wird im Gesetz über den Schutz von Marken und sonstigen Kennzeichen (MarkenG) klar definiert. § 3 I MarkenG regelt, dass als Marke alle Zeichen geschützt werden, die geeignet sind, Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denen anderer Unternehmen zu unterscheiden. Eine Marke hat unterschiedliche Funk-tionen: Sie steht für die Herkunft eines Produkts und gibt Verbrauchern durch ihre Funktion als Werbe-, Kommuni-kations- und Garantieinstrument Halt und Sicherheit.

Marken werden unterschieden in:

Wortmarken: Dies können einerseits Herstellernamen wie Audi, Porsche

und Mercedes Benz sein, aber auch Buchstabenkombinationen, Zah-

lenwörter oder Technologiebe-griffe wie „TDI“ oder „Quattro“ können geschützt werden.

Slogans: Zu den be-kanntesten Slogans in der

Automobilindustrie gehören „Vorsprung durch Technik“

(Audi), „Freude am Fahren“ (BMW) oder „Nichts ist unmöglich“ (Toyota).

Bildmarken: Sie bestehen aus einem Zeichen oder einem Symbol wie bei-spielsweise dem Mercedes-Stern oder dem Porsche-Wappen.

Kombinierte Wort-/Bildmarken: Hier werden Wort- und Bildmarke zusammen dargestellt, im Regelfall das Markenlogo zusammen mit dem Schriftzug (z.B. das Hyundai-Logo plus Schriftzug „Hyundai“).

3D-Marken: Mit der dreidimensi-onalen Marke können körperliche Gegenstände in ihrer konkreten Aus-gestaltung geschützt werden. Eine der bekanntesten 3D-Marken ist sicherlich die Coca-Cola-Flasche mit ihrer prägnant geschwungenen Form. In der Automobilindustrie werden i.d.R. das Karosseriedesign, aber auch Interieur-Elemente wie das Design eines Schalthebels geschützt.

Farbmarken: Die Eintragung von Farbmarken ist bedingt möglich, beispielsweise tragen die Produkte des Landmaschinenherstellers Deere & Company das typisch grün-gelbe

Farbschema. Der Schutz von Farb-kombinationen ist einfacher zu erlan-gen als ein Monopol an einer Einzel-farbe (z.B. ist der spezielle Braun-Ton für UPS geschützt).

Hörmarken: Bei Hörmarken handelt es sich um Melodien oder Klang-bilder, die im Rahmen der akustischen Markenführung Verwendung finden. Beliebt in der Automobilindustrie sind sogenannte Soundlogos, die in Ver-bindung mit TV- und Hörfunkspots für Wiedererkennbarkeit sorgen.

Tastmarken: Auch ein über den Tast-sinn wahrnehmbares Zeichen kann markenfähig sein. Die sensorische Marke soll als Herkunftsnachweis die-nen. Geschützt wurden beispielsweise besonders tastbare Sitzausformungen und Sitzverstärkungen.

Geruchs- und Geschmacksmarken: Die Anmeldung von Gerüchen oder einem bestimmten Geschmack eines Produktes scheitert an der fehlenden grafischen Darstellbarkeit des Geruchs oder Geschmacks nach § 8 I MarkenG.

Wie entsteht nun eigentlich Marken-schutz? Gemäß § 4 MarkenG kann Markenschutz einerseits durch die Eintragung eines Zeichens als Marke im Markenregister erlangt werden (§ 4 Nr. 1 MarkenG), aber auch durch die Benutzung eines Zeichens im geschäftlichen Verkehr, soweit das Zeichen innerhalb der beteiligten Verkehrskreise als Marke Verkehrsgel-tung (§ 4 Nr. 2 MarkenG) oder sogar eine notorische Bekanntheit (§ 4 Nr. 3 MarkenG) erlangt hat.

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08 | Schwerpunktthema

Markenschutz als SicherheitDa rund zehn Prozent des globalen Handels mittlerweile auf gefälschten Produkten basiert, wird Markenschutz immer wichtiger. Der Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) schätzt den Schaden auf 26 Mrd. Euro jährlich. Produktpiraten machen auch nicht halt vor Ersatz- und Zubehörteilen der Automobilzu-lieferer, sodass beispielsweise manche Teile und Verpa-ckungen nur von Experten von den tatsächlichen Originalen unterschieden werden können.

Allein im Bereich Fahrzeugtuning geht der Verband Deut-scher Automobiltuner (VDAT) jedes Jahr von Schäden in dreistelliger Millionenhöhe aus. Viel schlimmer ist jedoch, dass Plagiate ein lebensgefährliches Risiko im Straßen-verkehr darstellen. Deshalb sollten Automobilzulieferer, die viel Geld in Materialprüfung und Fahrversuche investieren, ihre Produkte mit eigenen Marken schützen. Die Exklu-sivität und damit der Schutz gegen die Benutzung und Registrierung identischer und vor allem auch ähnlicher Bezeichnungen durch Dritte kann nur durch Markenschutz gewährleistet werden. Andernfalls ist beispielsweise bei Nachahmung kein Vorgehen gegen Dritte möglich und die Anlehnung Dritter muss geduldet werden. In Deutschland und vielen anderen Ländern gibt es kein Vorbenutzungs-recht, d.h. der Erwerb der Markenrechte erfolgt grund-sätzlich nur durch Registrierung. Ergänzend bliebe nur ein Vorgehen aus Wettbewerbsrecht oder, falls die Marke mit dem Unternehmenskennzeichen identisch ist, möglicher-weise aus älteren Unternehmenskennzeichenrechten.

Eine eingetragene Marke entfaltet darüber hinaus auch eine Bindungswirkung der Gerichte in Verletzungsverfahren. Weiter kann gegen Plagiate und Parallelimporte durch die Einleitung von Grenzbeschlagnahmeverfahren und Hinterle-gung der älteren Marken bei den Zollbehörden nicht nur ge-gen Dritte vorgegangen, sondern auch die Beschlagnahme eigener Ware durch Dritte bei Ein- und Ausfuhr vermieden werden. Registrierte Marken sind einfach zu lizensieren und können zudem die Basis für Auslandsanmeldungen von Marken bilden, und zwar unter Geltendmachung der älteren Priorität der Inlandsmarke. Auch gegen Verstöße bei der Domain-Registrierung (sogenanntes „Domain-Grabbing“) kann vorgegangen werden.

In seiner Wirkung nicht zu unterschätzen ist außerdem das Registered-Trade-Mark-Symbol ®, das ab Eintragung einer Marke in das Markenregister verwendet werden darf. Dieses hat eine hohe Publizitätswirkung und schreckt Dritte von der Verwendung der identischen Marke ab.

links: Original-Felge / rechts: minderwertige Fälschung(Foto: Aktion Plagiarius e. V.)

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Schwerpunktthema | 09

Der Markeninhaber hat bei der Verletzung seiner Marken-rechte vielfältige Ansprüche. Bei einer Markenverletzung wird regelmäßig Unterlassung geltend gemacht und Scha-densersatz verlangt. Um die Höhe des Schadensersatzes beziffern zu können, besteht ein Auskunftsanspruch gegen den Verletzer, um den Umfang der Lieferung, die Herkunft der Verletzerprodukte sowie deren Vertriebswege und insbesondere Distributionspartner ermitteln zu können. Weiter hat der Markeninhaber das Recht zur Beschlag-nahme widerrechtlich gekennzeichneter Waren durch die Zollbehörden sowie einen Anspruch auf Vernichtung von gefälschten Waren.

AnmeldestrategieDer erste Schritt zur Etablierung der eigenen Marke ist die richtige Anmeldestrategie. Entscheidet man sich für die Anmeldung einer Marke, sollte diese möglichst umgehend erfolgen, da der Anmeldetag für die Priorität der Marke entscheidend ist. Wichtig sind die genaue Abwägung der Markenart (Wort-, Bild-, 3D-Marke etc.) und die Absiche-rung aller Produktnamen, Logos, die Form und Aufma-chung der Verpackung, Sounds und Farben. Weiter muss geprüft werden, für welche Waren und Dienstleistungen die Marke geschützt werden soll. Die Registereinteilung von Waren und Dienstleistungen erfolgt nach der internationa-len Markenklassifikation (Nizza-Klassifikation) in 34 Waren-und elf Dienstleistungsklassen.

Zu beachten ist, dass nach der Anmeldung einer Marke keine weiteren Waren und Dienstleistungen „nachge-rüstet“ werden können, sondern dann eine Neuanmeldung erfolgen muss. Insofern ist es wichtig, bei der Anmeldung sämtliche Waren und Dienstleistungen anzumelden, für die die Marke Schutz haben soll.

Bei Entwicklung einer Marke, die international verwendet werden soll, stellt sich zunächst die zentrale Frage: „Kann die Marke international benutzt werden?“, d.h. ist der Be-deutungsinhalt der Bezeichnung in allen Ländern identisch? Weckt das Zeichen positive Assoziationen und ist es inter-national schutzfähig? Kuriose Beispiele beweisen immer wieder, wie wichtig es ist, Markennamen international zu überprüfen und auf ihre Bedeutung hin zu untersuchen. So können Farben beispielsweise in verschiedenen Kulturkrei-sen vollkommen unterschiedliche Assoziationen wecken. Steht die Farbe Rot in Europa für Gefahr, Ärger, Liebe und Feuer, assoziieren Chinesen damit Freude, Glück und Ruhm. Tragische Beispiele für fehlende Globalität gibt es immer wieder in der Automobilindustrie: Eines der erfolg-reichsten Modelle aus dem Hause Fiat war der Kleinwagen Uno, dessen Name im Finnischen „Trottel“ bedeutet. Toyotas Roadster MR2 wird auf Französisch „emmerdé“ ausgesprochen – und wer möchte schon in einem besch… Auto unterwegs sein? Die fatale Bedeutung des Namens Pajero im Spanischen hat mittlerweile auch Mitsubishi

Abb.1: Unterschiedliche Bedeutung von Farben in verschiedenen Kulturkreisen

Europa, Nordamerika: Gefahr, Ärger, Liebe, Feuer

China: Freude, Glück, Ruhm

Japan: Gefahr, Aggression, Zorn

Europa, Nordamerika: Vorsicht, Feigheit, Neid

China: Ehre, Geduld, Weisheit

Japan: Würde, Adel, kindisch, freudig

Arabische Welt: Glück, Wohlstand

Europa, Nordamerika: Hoffnung, Neid

China: Ruhe, Frische, Hoffnung

Japan: Jugend, Zukunft, Energie

Arabische Welt: Fruchtbarkeit, Stärke

Europa, Nordamerika: Autorität, Ruhe

China: Sorgfalt, Umsicht

Japan: Schande, Niedertracht

Arabische Welt: Tugend, Glaube

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erkannt und vermarktet den Gelände-wagen in spanischsprachigen Ländern als Montero.

Für global agierende Unterneh-men stellt sich weiter die Frage, wie der Markenname in Schriftzeichen aussieht. Auch dies sollte vor einem Marktstart überprüft und mit sprach-kundigen Beratern abgeklärt werden. Im Rahmen des territorialen Schutz-konzepts muss festgelegt werden, in welchen Ländern die Marke geschützt werden soll. In jedem Fall sollte die Marke in den Ländern geschützt wer-den, in denen der Inhaber seinen Sitz hat sowie in Ländern mit Niederlas-sungen, aber auch in den wichtigsten Import- und Exportländern sowie in Ländern, in denen zukünftig ein Vertrieb geplant ist. Besonders wichtig ist der Schutz in Ländern, in denen Mitwettbewerber und Produktfälscher sitzen, oder die als Drehscheibe für Produktfälschung dienen. Der Mar-kenschutz in Asien, insbesondere in China, erlangt somit eine immer größere Bedeutung.

AnmeldesystemeMarkenschutz im In- und Ausland kann über folgende Anmeldesysteme erlangt werden:

Deutsche Marke (DE): Deutsche Marken werden beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in München geschützt. Die Anmelde-kosten für eine deutsche Marke betragen ca. 1.000 Euro.

Internationale Marke (IR): Die Welt-organisation für geistiges Eigentum (WIPO – World Intellectual Property Organization) mit Sitz in Genf schützt kosten- und verwaltungseffizient

internationale Marken. Ist eine Basis-marke vorhanden, kann Markenschutz über eine IR-Marke für verschiedene Länder beantragt werden. Würde ein Schutz für alle Länder beantragt (was regelmäßig nicht der Fall ist), be-trügen die Kosten rund 12.000 Euro. Markenschutz kann erlangt werden für Länder, die entweder Mitglied des Madrider Markenabkommens über die internationale Registrierung von Marken vom 14.04.1891 (MMA) sind oder dem Protokoll zum Madrider Markenabkommen vom 27.06.1989 (PMMA) beigetreten sind. Derzeit sind insgesamt 89 Länder sowie die EU beigetreten. Mitgliedsländer wie die Türkei (1999), Japan und Singapur (2000), die USA und Südkorea (2003) sowie die EU (2004) haben das PMMA aufgewertet. Jüngste prominente Neu-zugänge des PMMA waren Mexiko und Indien im Jahr 2013.

Gemeinschaftsmarke (EU): Als Behörde der Europäischen Union ist das Harmonisierungsamt für den Bin-nenmarkt (HABM) mit Sitz in Alicante für die Eintragung der Gemeinschafts-marken zuständig. Rechtsgrundlage für den Schutz von Gemeinschafts-marken ist die Gemeinschaftsmar-kenverordnung (GMVO). Mittels einer Gemeinschaftsmarke kann mit einer einzigen Anmeldung Markenschutz in allen 28 EU-Mitgliedsstaaten erlangt werden. Treten neue Mitglieds-staaten der EU bei, erstreckt sich die Gemeinschaftsmarke automa-tisch auch auf hinzukommende neue Mitgliedsstaaten. Die Kosten für eine Gemeinschaftsmarkenanmeldung betragen ca. 1.800 Euro. Damit ist die Gemeinschaftsmarke im Vergleich zur nationalen Marke sehr kostengünstig. Nachteilig ist, dass eine Benutzung

der Marke nach Ablauf von fünf Jahren im Regelfall in mehr als einem Mitgliedsstaat nachgewiesen werden muss. Zugleich können gegen eine Gemeinschaftsmarkenanmeldung Widersprüche Dritter aus sämtlichen Mitgliedsstaaten eingereicht werden. Daher ist es teilweise nicht einfach, eine Gemeinschaftsmarke eingetragen zu bekommen.

Ausländische nationale Marken: In Ländern, die nicht Mitglied des Madrider Markenabkommens und auch keine Protokollländer sind, müssen nationale Marken angemeldet werden. Dies gilt beispielsweise für Brasilien, Argentinien, Südafrika oder Kanada. Eine nationale Anmeldung ist sehr kostspielig, da eine Eintragung rund 4.000 bis 5.000 Euro pro Land kostet. Regelmäßig müssen lokale Rechtsanwälte eingeschaltet werden, da oft gravierende Unterschiede bei der Eintragungspraxis bestehen, aber auch nationale Fachkenntnisse für die

10 | Schwerpunktthema

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Erstellung von Waren- und Dienst-leistungsverzeichnissen erforderlich sind.

Regionale Marken: Darüber hinaus gibt es verschiedene regionale Anmel-desysteme, z.B. die Benelux-Marke (umfasst die Niederlande, Belgien und Luxemburg). In Afrika gibt es zwei regionale Systeme, die OAPI-Marke (Organisation Africaine de la Propriété Intellectuelle) im französischspra-chigen Teil Afrikas und die ARIPO-Marke (African Regional Intellectual Property Organization) im englisch-sprachigen Teil Afrikas.

Benutzte Marke: Neben den einge-tragenen Marken können Marken-rechte unter gewissen Umständen auch allein durch Benutzung erwor-ben werden. Im anglo-amerikanischen Rechtskreis ist die Benutzungsmarke unproblematisch rechtlich anerkannt. Auch in Deutschland kann Marken-schutz durch Benutzung erlangt

Schwerpunktthema | 09

werden, allerdings nur dann, wenn die Marke unter den beteiligten Verkehrskreisen Verkehrsgeltung (§ 4 Nr. 2 MarkenG) erlangt hat. Dazu ist eine Bekanntheit der Mar-ke bei mindestens 20 bis 25 Pro-zent der relevanten Verkehrskreise erforderlich oder eine notorische Bekanntheit der Marke (§ 4 Nr. 3 MarkenG) bei über 50 Prozent der relevanten Verkehrskreise. Regel-mäßig ist eine benutzte Marke und insbesondere deren Bekanntheit schwer und nur mit erheblichen Kosten verbunden nachzuweisen. Es empfiehlt sich deshalb, eine Marke stets eintragen und regis-trieren zu lassen – soweit diese eintragungsfähig ist.

RechercheVor Anmeldung einer Marke sollte die Bezeichnung umfassend auf möglicherweise existierende ältere Drittrechte recherchiert werden. Bei der Entwicklung neuer Produkte

und Brands sollte die Abteilung IP Legal frühzeitig in alle Projekte mit ein-bezogen werden. Es müssen nationale und ggf. auch internationale Recher-chen durchgeführt werden. Dazu muss nicht nur der Einsatzbereich der Marke (Waren und Dienstleistungen) genau definiert, sondern auch eine Länderauswahl getroffen werden. Weiterhin muss festgelegt werden, ob nur Wortmarken oder evtl. auch Logos recherchiert werden müssen. Insge-samt sollten Unternehmen die Kosten für eine Recherche nicht scheuen, da diese möglicherweise der wichtigste Schritt im gesamten Prozess der Mar-kenentwicklung ist.

Portfoliomanagement und ÜberwachungBesitzt ein Unternehmen verschiedene Marken oder ein größeres Marken-portfolio, ist die zuverlässige Fristen- und Datenverwaltung unablässlich. Das Markenportfolio sollte regelmäßig gesichtet werden, um dann weiter zu

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12 | Schwerpunktthema

Zur PersonAls Rednerin und Expertin für Mar-kenrecht ist Professorin Alexandra von Bismarck international gefragt. Egal ob als Teilnehmerin der Jahrestagung der International Trade Mark Association (INTA) in Hong Kong oder als Rednerin der 32. Annual Conference der Euro-pean Trade Mark Association (ECTA) in Bukarest, die Akademische Direk-torin des GGS Studiengangs LL.M. in Legal Management verfügt über ein internationales Netzwerk. Vom Bun-desverband der Unternehmensjuristen (BUJ) wurde sie jüngst zum Ehren-mitglied ernannt. Sie ist maßgeblich an der Gründung der BUJ-Akademie, einem Weiterbildungsprogramm spezi-ell für Unternehmensjuristen, beteiligt.

Der Artikel „Markenschutz in der Automobilindustrie“ beruht auf ihrem gleichnamigen Vortrag auf dem 1. Heilbronner Automobiltag im De-zember 2013. In ihrer Funktion als Rechtsanwältin für gewerblichen Rechtsschutz berät Alexandra von Bismarck nationale wie internationale Medien-, Industrie-, Handels- und Finanzunternehmen zu allen Aspekten des Immaterialgüterrechts, insbeson-dere im Marken- und Geschmacks-musterrecht sowie dem Domain- und Wettbewerbsrecht.

entscheiden, ob Marken erneuert wer-den müssen, verfallen können oder neu entwickelte Marken und Logos zusätzlich geschützt werden müssen. Zum Nachweis der Benutzung einer Marke ist eine gute Dokumentation zwingend erforderlich. Fünf Jahre ab Eintragung besteht Benutzungs-zwang. Kann dann die Benutzung nicht nachgewiesen werden, können Dritte die Marke wegen fehlender Benutzung aus dem Register lö-schen lassen. Dringend zu empfehlen ist die Überwachung der eigenen eingetragenen Marken im Register. Im Rahmen der sogenannten „Kol-lisionsüberwachung“ werden dem Markeninhaber über Rechercheunter-nehmen jüngere Anmeldungen Dritter mitgeteilt, die evtl. zu einem Marken-konflikt führen können. Dies gibt dem Markeninhaber die Möglichkeit, gegen verwechslungsfähige jüngere Marken Widerspruch einzulegen und zu ver-hindern, dass gefährliche Drittmarken ins Register gelangen. Die sogenannte „Marktüberwachung“ dient dazu, Wettbewerber im Ausland aufzuspü-ren und Produktfälschungen und Markenverletzungen durch Fälscher oder Wettbewerber festzustellen.

VerteidigungsstrategieWerden Verletzungen der eigenen Marke festgestellt, muss entschie-den werden, auf welchem Wege und gegen wen vorgegangen werden soll. Im Zuge der zuvor erwähnten Marktü-berwachung werden beispielsweise in China große Städte auf Produktpirate-rie hin überwacht und Razzien gegen Hersteller und deren Vertriebspartner durchgeführt. Weiter sollten Grenzbe-schlagnahmeanträge bei den Zollbe-hörden gestellt werden, damit Grenz-beschlagnahmeverfahren geführt und im Erfolgsfall die gefälschten Produkte vernichtet werden. Gegen Fälscher können straf- und zivilrechtliche Ver-fahren eingeleitet werden und gegen jüngere Drittmarken kann im Rahmen

einer dreimonatigen Frist Widerspruch gegen die Registereintragung dieser Marken eingelegt werden. Im Wege der einstweiligen Verfügung und anschließend im Verletzungsverfahren kann vor den ordentlichen Gerichten gegen die Benutzung vorgegangen werden. Üblich sind Abmahnungen des Verletzers und die Geltendma-chung von Unterlassungs-, Schadens-ersatz- und Auskunftsansprüchen im Wege der einstweiligen Verfügung. Führt diese nicht zum Erfolg, muss Verletzungsklage vor den ordentlichen Gerichten gegen die Benutzung ein-gereicht werden.

Im Ergebnis ist der professionelle Um-gang mit Markenrecht für international tätige Automobilunternehmen und Zulieferer essentiell wichtig. Die Anzahl der Produktfälschungen nimmt weltweit stetig zu. In aufstre-benden Märkten, wie beispielsweise China, versuchen sich Vertriebspart-ner ausländischer Firmen häufig direkt, eigene Markenrechte sowie auch Markenschutz an entspre-chenden chinesischen Schriftzeichen zu sichern.

Dies erklärt – neben der zuneh-menden Expansion von ausländischen Unternehmen auf dem chinesischen Markt – die stark gestiegenen Anmel-dezahlen für Marken (und auch Designs) in China. Im weltweiten Vergleich sind die Anmeldezahlen von Marken in China mit Abstand am stärksten angestiegen. Gerade diese Tatsache macht deutlich, dass Mar-kenschutz ein zentraler Baustein in der IP-Strategie von Automobilkonzernen und Zulieferern sein muss. Die richtige Strategie bei der Anmeldung, Recher-che, Überwachung und Verteidigung der eigenen Marken entscheidet heut-zutage auch über den globalen Erfolg eines Unternehmens.

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Schwerpunktthema | 13

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14 | Forschung

Gutes tun tut gutDer Personalexperte BERA ist eines der führenden

Unternehmen, wenn es um Corporate Social Responsibility (CSR),

also gesellschaftliches Engagement geht. Geschäftsführer Bernd H.

Rath schildert im Interview seine Erfahrungen mit CSR-Projekten

und verrät, warum sich BERA als erstes Unternehmen zur

Heilbronner Erklärung bekannt hat.

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Forschung | 15

BERA übernimmt gesellschaftliche Verantwortung.

Was gab den Ausschlag dafür?

Wir leben die gesellschaftliche Verantwortung schon seit unserer Gründung 2002. Dies ist auch in unseren Unter-nehmenswerten verankert. Das Schöne dabei ist, dass es zum wesentlichen Teil von den BERA Mitarbeitern selbst getragen wird, die immer wieder Vorschläge für Engage-ments machen und die Projekte selbst begeistert unter-stützen. Auch unsere Auszubildenden binden wir gleich von Anfang an aktiv in das Thema ein und führen mit ihnen spezifische CSR-Maßnahmen in der Region durch.

Welche Faktoren spielen für gesellschaftliches Engage-

ment eine Rolle? Warum ist das Thema für Unternehmen

so wichtig?

Vor allem sollten die Maßnahmen zum Kerngeschäft passen. Wenn ein Unternehmen wie BERA mit Menschen arbeitet und sich für sie einsetzt, liegt es nahe, in diesem Bereich aktiv zu werden. Dadurch können Unternehmen ihre Kompetenzen der Öffentlichkeit auf eine ganz andere Weise außerhalb ihres alltäglichen Geschäfts präsentieren. Doch es gibt auch eine unternehmensinterne Seite. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Projekte un-sere Mitarbeiter motivieren und auf eine ganz besondere Weise verbinden. Man lernt die Kollegen und auch sich selbst in einer anderen Umgebung neu kennen und lotet

persönliche Grenzen neu aus. Das kommt letztlich auch dem Unternehmen zu Gute.

Welche konkreten Projekte konnten Sie bereits

umsetzen?

Zusammen mit der Hilfsorganisation Habitat for Humani-ty sind wir 2011 mit einem Team nach Rumänien gereist und haben dort für eine Witwe mit zwei Kindern innerhalb von nur einer Woche ein Haus gebaut – mit fließendem Wasser, Gasanschluss und vor allem genügend Platz für alle. Auch heute noch sind wir in Kontakt mit der Familie und freuen uns, dass sie positiv in die Zukunft schaut. Im Jubiläumsjahr 2012 sind wir mit 27 Baureisenden nach Äthiopien gefahren und haben dort eine Brunnenanlage für 800 Familien und ein ganzes „Dorf der Hoffnung“ mit zehn Häusern für bedürftige Menschen gebaut. Ich selbst baute an einem Haus für eine Leprakranke mit. Ihre Freude über ihr neues Heim wird mir unvergessen bleiben.

Darüber hinaus gibt es jährlich Projekte in der Region, bei denen sich unsere Auszubildenden und Studenten sozial engagieren, so z.B. bei der Renovierung der Räume des Kreisjugendrings in Heilbronn, bei der Erweiterung eines öffentlichen Spielplatzes oder im Rahmen einer Renaturie-rungsmaßnahme, bei der unsere jungen Kollegen bei der Säuberung eines Biotops Hand anlegten.

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16 | Forschung

Zur PersonBernd H. Rath ist Gründer und Geschäftsführer der BERA GmbH. Das 2002 gegründete Unter-nehmen ist einer der größten Arbeitgeber in der Region Heilbronn-Franken und bietet sämtliche moderne Human Resources Dienstleistungen aus einer Hand. Auf Grund ihrer werteorien-tierten Firmenphilosophie sowie hohen Service- und Beratungsqualität wurde die BERA bereits mehrfach von unabhängigen Institutionen ausgezeichnet.

Heilbronner ErklärungIm September 2012 haben elf Unter-nehmen aus der Region Heilbronn-Franken die von der German Graduate School of Management and Law (GGS) entwickelte Heilbron-ner Erklärung zur gesellschaftlichen Verantwortung des Mittelstands in der Wirtschaft unterzeichnet. Mit ihrer Unterzeichnung verpflichten sie sich zu verantwortungsvollem Wirtschaf-ten unter ökonomischen, ethischen, sozialen und ökologischen Aspekten.

Wie ist die Resonanz Ihrer Ge-

schäftspartner auf Ihr gesellschaft-

liches Engagement? Welche Rolle

spielen dabei Ihre Mitarbeiter ?

Die Resonanz ist positiv und wir sehen auch bei unseren Veranstaltungen, dass Unternehmen immer mehr den Wert von CSR erkennen. Unsere Mit-arbeiter sind bei allen CSR-Projekten aktiv mit eingebunden. Das schafft Identifikation, begeistert und motiviert sie. „Gutes tun tut gut“, so die Aussa-ge einer unserer Mitarbeiterinnen nach der Baureise.

BERA hat als erstes Unternehmen

die Heilbronner Erklärung unter-

zeichnet. Was versprechen Sie sich

davon? Wie waren die Reaktionen?

Auch hier waren die Reaktionen rein positiv. Nicht nur unsere Kunden haben uns darauf angesprochen – auch andere Organisationen sind auf unsere Arbeit aufmerksam geworden und haben uns für unser Engagement ausgezeichnet: So haben wir den HR Excellence Award in der Kategorie CSR erhalten und sind LEA-Preisträ-ger des Landes Baden-Württemberg. Ganz besonders stolz sind wir aber auf die Auszeichnung „Arbeit Plus“ der Evangelischen Kirche in Deutschland. Prinzipiell sind wir davon überzeugt,

dass CSR selbstverständlich sein und jedes Unternehmen die Heilbron-ner Erklärung unterschreiben sollte. Schließlich bewegen sich Unter-nehmen in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem jeder eine gewisse Verantwortung trägt. Deswegen neh-men wir auch unsere Botschafterrolle so ernst.

Die Heilbronner Erklärung strebt

einen ganzheitlichen Ansatz an.

Welche Bereiche liegen Ihnen per-

sönlich am Herzen?

Bisher hat sich BERA weitestgehend im sozialen Bereich engagiert, da das nah an unserem Kerngeschäft ist, wo wir uns ebenfalls täglich für andere Menschen einsetzen. Die intensive Arbeit mit den Mitunterzeichnern der Heilbronner Erklärung hat uns gezeigt, dass wir darüber hinaus aber auch in anderen Bereichen aktiv sind, die wir bisher gar nicht unter der Überschrift CSR verbucht hatten. So gehören die ökologische und ökonomische Verant-wortung für uns zum gelebten Alltag und sind selbstverständlich.

Welche weiteren Maßnahmen

bzw. Projekte sind für die Zukunft

geplant?

Wir haben die ein oder andere Maß-nahme im Auge und prüfen gerade, wie wir diese umsetzen können. Daneben ist uns aber auch unsere Botschafterrolle wichtig, die wir in letzter Zeit intensiver wahrgenom-men haben. Das ist ja auch Teil der Verpflichtung, die wir mit der Heil-bronner Erklärung eingegangen sind. Ich selbst bin seit 2011, wie u.a. der ehemalige Ministerpräsident Hessens Hans Eichel auch, Botschafter der international tätigen Hilfsorganisation Habitat for Humanity. Darüber hinaus informieren wir andere Unternehmen bei unseren Veranstaltungen, wie sie CSR strategisch angehen können und was der Mehrwert ist. So habe ich bei der Jahrestagung des DNWE 2012 in Heilbronn und bei einer Podiums-diskussion des DNWE in Stuttgart im vergangenen Jahr gesprochen. Bei unseren Business Foren und zuletzt bei einer Vortragsveranstaltung in Rothenburg o.d.T. haben wir ebenfalls das Thema CSR behandelt. Unsere Gäste waren von den Möglichkeiten positiv überrascht. Ich denke, wir haben sie motivieren können, sich in Sachen CSR zu engagieren.

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Forschung | 15

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18 | Executive Education

Stehaufmädchen

„Mut, Ausdauer, Kraft und extremer Wille – Der Weg an die Spitze“

lautet der Titel zum ersten Heilbronner Gespräch zur Unternehmensführung

in diesem Jahr an der GGS, bei dem Profiboxerin Rola El-Halabi

ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die sie selbst in zwei Hälften teilt:

in die vor und nach dem 1. April 2011.

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Ausgerechnet. Ausgerechnet ihr Stiefvater, der Rola El-Halabi in ihrer Boxkarriere gefördert, sie vorangetrie-ben hat auf ihrem Weg zur Boxwelt-meisterin. Ausgerechnet der Mann, der Rolas Mutter heiratete und die beiden Schwestern adoptierte, nachdem der leibliche Vater sie verlassen hatte. Ausgerechnet er wollte Rola alles nehmen, was sie hat: den Erfolg, ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihrLeben. Es ist der 1. April 2011. Rola El-Halabi will in Berlin ihren Titel gegen die Bosnierin Irma Balijagic-Adler verteidi-gen, als kurz vor dem Kampf ihr Vater in die Kabine stürzt und vier Schüsse auf seine Tochter abgibt. Sie treffen siein die rechte Schlaghand, ins Knie und ihre Füße.

Auf vieles verzichtetRola El-Halabi spricht mit ruhiger, aber fester Stimme. Sie erzählt, wie ihr Vater sie als junges, schüchternes Mädchen zum Boxen bringt. Und sich ihr Leben damit komplett ändert. Von da an dreht sich fast alles nur noch um diesen Sport. Ihre Freizeit, ihre Wochenenden ver-bringt sie beim Training. Ihre Trainer wie auch ihr Vater erkennen: Rola hat Talent, Biss und Ehrgeiz. Sie liebt das Boxen, „aber ich habe auch auf vieles verzichtet“, sagt sie. Mit 19 sei sie das erste Mal mit einer Freundin in der Stadt ausgegangen. Da boxt sie bereits seit zehn Jahren. Neben der Büffelei zum Abitur verfolgt sie hartnäckig ihren Traum: Sie will Weltmeisterin werden. Mit unermüd-licher Ausdauer arbeitet die Deutsch-Libanesin dafür. Ihre Kraft und ihr Wille bringen sie 2009 schließlich zum Ziel: ein WM-Kampf gegen die Spanierin Loly Munoz. Es geht gleich um zwei Titel. Rola holt sie. Sie muss schmunzeln, wenn sie daran zurückdenkt. „Ich war mit 24 an dem Punkt angekommen, an dem ich mir alle meine Träume erfüllt hatte.“

Das Kunstwerk fällt aus dem RahmenDoch dann verliebt sie sich. „Eigentlich ist das normal für ein 25-jähriges Mädchen.“ Auf einmal gibt es für die Boxweltmeisterin auch ein Leben neben dem Sport. Doch damit kommt ihr Vater und Manager nicht klar. „Ich war sein Kunstwerk“, erzählt die 29-Jährige. Ein Kunstwerk, das plötzlich aus dem Rahmen fällt. Als er sie auffordert, sich von ihrem Freund – und heu-tigen Ehemann – zu trennen, merkt sie, wie sehr sie

fremdbestimmt wird. In letzter Konsequenz beendet sie die Zusammenarbeit mit ihm, trotz seiner Drohungen sie über den Haufen zu schießen. Doch am 1. April 2011 macht er damit Ernst. Die Zuhörer in dem voll besetzten GGS-Raum lauschen atemlos, als die Sportlerin aus ihrem Buch „Stehaufmädchen“ vorliest, wie sie den Moment in der Kabine erlebt hat. Es fällt ihr leichter, es zu lesen, dennoch stockt ihre Stimme.

Doch sie findet schnell wieder ihr Lächeln, als sie von ihrem schwersten Kampf erzählt, der nach diesem Atten-tat beginnt. Zahlreiche Operationen retten ihr das Leben. Die Ärzte sind sich aber nicht sicher, ob sie je wieder laufen kann. „In solchen Situationen erkennst du, ob du ein Kämpfer bist.“ Am Anfang kann sie nicht mal einen Hosenknopf selbst schließen, doch sie gibt nicht auf. Nach und nach kämpft sie sich ins Leben zurück und an ihren Traum heran: Sie will wieder boxen.

Comeback Was eigentlich unmöglich schien, wird am 12. Juni 2013 wahr. Zwei Jahre nachdem ihr Vater sie niederschoss, tritt Rola El-Halabi in ihrer Heimatstadt Ulm wieder in den Boxring, kämpft um den WM-Titel – und verliert. Es ist ihre erste Niederlage, die für Rola keine ist. „Es kommt nicht drauf an, ob man verliert. Sondern darauf, wie man gekämpft hat“, sagt sie ernst. Diese Erkenntnis musste sie sich selbst hart erarbeiten.

Doch sie wäre keine Boxerin, würde sie nicht doch immer gewinnen wollen. Nur zwei Monate nach ihrem Comeback holt sie sich in einem weiteren Kampf den WBF-Gürtel im Halbweltergewicht, den sie jetzt am 10. Mai 2014 in Neu-Ulm verteidigt hat und damit auch die Chance auf den WIBA-Titel hat. Rola El-Halabi, mit Mut, Ausdauer, Kraft und ihrem extremen Wille hat sie den Weg an die Spitze erneut geschafft.

Executive Education | 19

„In meinem eigenen Blut sitze ich auf dem Boden.

Vier Löcher sind in meinem Körper. Das Loch in

meiner Hand brennt so sehr, dass die Hand pocht

und pocht. Sie steckt in meinem Boxhandschuh.

Gerade noch wollte ich um die Weltmeisterschaft

boxen, jetzt kämpfe ich ums Überleben.“

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20 | Executive Education

Nach 24 Monaten feierte das GGS Kompetenzzentrum

für Leadership und Talent Management gemeinsam mit

Präsident Dirk Zupancic und der Geschäftsleitung der

Läpple AG am 4. April den erfolgreichen Abschluss der

ersten Kohorte des Nachwuchskräfteprogramms.

Training für Führungskräfte

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Executive Education | 21

Dr. Peter Spahn, Sprecher des Vor-stands der Läpple AG, äußerte sich sehr zufrieden mit dem von seinem Vorgänger Olaf Hedden initiier-ten Programm. In dessen Zentrum steht die Entwicklung von wichtigen Führungskompetenzen. Unter dem Motto „Zusammen Wachsen“, das die Zusammenführung der verschiedenen Geschäftsbereiche in der Läpple AG thematisiert, war das Ziel neben der Weiterqualifizierung die Bildung von Netzwerken über die Standorte in Baden-Württemberg und Bayern hinweg.

Von der Idee bis zum SchulungstagDr. Regina-Viola Frey und ihr Team begleiteten Läpple von der Identifi-kation der zu entwickelnden Kompe-tenzen über die Ausgestaltung der einzelnen Module bis hin zu gemein-samen Aktivitäten mit den Teilneh-mern. Der Bogen im Lern-Modul spannt sich von dem Wissen hinsicht-lich Kennzahlen und Bilanzierungs-systemen über Kommunikationstrai-ning, Coaching bis hin zu erlebnispä-dagogischen Sequenzen bei einem Führungstraining mit Pferden.

Um das übergeordnete Ziel des Programms, die Entwicklung von Nachwuchsführungskräften, zu ge-währleisten, war es Aufgabe des Kom-

petenzzentrums, die fachlichen und methodisch-didaktischen Inhalte zu koordinieren sowie nach gemeinsam festgelegten Kriterien qualifizierte und anerkannte Coaches und Dozenten auszuwählen. Der hohe Praxisbezug mit konkreten Trainings- und Anwen-dungsbeispielen in Verbindung mit einem anspruchsvollen Theorieteil überzeugte die Teilnehmer des Programms.

Kompetenzen für Führungs-kräfteIn den vier Kompetenzfeldern „Fach-kompetenz“, „(Selbst-)Organisation“, „Kommunikation“ und „Authentizität und Führungspersönlichkeit“ wurden insgesamt 17 unterschiedliche Semi-nare für die zwölf Teilnehmer entwi-ckelt. In Summe haben die Teilnehmer insgesamt 33 Schulungstage verteilt auf zwei Jahre besucht und dabei zehn verschiedene Dozenten in den unterschiedlichen Modulen kennen-gelernt.

Eine Besonderheit des Programms ist die enge Einbindung der Linienvor-gesetzten der Teilnehmer zu nennen. Sie wurden an zwei Abenden an die GGS eingeladen und konnten sich selbst vom Programm der GGS und den verantwortlichen Personen über-zeugen.

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22 | International Study Tour

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International Study Tour | 23

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24 | International Study Tour

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International Study Tour | 25

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26 | International Study Tour

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International Study Tour | 27

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28 | Studium

Antworten darauf können Mitglieder des Alumni-Vereins finden. Denn seit Herbst 2013 bereichert ein individu-elles Karriere-Coaching der Consul-tingfirma Emrich das Angebot des Alumni-Vereins.

Doch wie läuft eigentlich ein Coa-ching ab? Im Vorgespräch führt der Coach mit den Teilnehmern eine Standortbestimmung durch, um das bisher Erreichte zu bewerten und die richtigen Ziele für den weiteren Werdegang zu bestimmen. Auf dieser Basis wird der Inhalt und Umfang des Coachings definiert. Es wird erörtert, in welcher Form Veränderungspro-zesse stattfinden können und ob eine begleitende Beratung erforderlich ist. Die Coaching-Gespräche und das anschließende Mentoring sind dann erfolgreich, wenn der Teilnehmer zukünftig Aufgaben besser lösen kann und zufrieden mit seiner Arbeit ist.

Inhaltlich ist das Coaching eine Kombination aus individueller Unter-stützung zur Bewältigung schwieriger Aufgaben und persönlicher Beratung. Grundsätzliche Merkmale sind die För-derung der Selbstreflexion und -wahr-nehmung sowie die selbstgesteuerte

Erweiterung, die maßgeblich zu einem Effizienz-Gewinn beitragen. Während der Klient lernt, eigene Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, ermög-licht der Coach das Erkennen von Problemursachen. Er identifiziert die zum Problem führenden Prozesse und ist der Schlüssel zur Lösung. Der Klient lernt seine Probleme eigen-ständig zu lösen und sein Verhalten oder seine Einstellungen weiterzuent-wickeln, um effektive Ergebnisse zu erreichen.

Emrich ConsultingDr. Martin Emrich, Geschäftsführer von Emrich Consulting, ist einer der renommiertesten Trainer und Redner im deutschsprachigen Raum, so wur-de er unter anderem in die TOP 100 „Trainers Excellence“ (2008) sowie „Speakers Excellence“ (2009, 2010) gewählt. Neben vier Bestsellern rund um das Thema Führung entwickelte Dr. Emrich auch die ausgezeichnete DELFIN-Analyse-Methode zur Per-sonalentwicklung. Dr. Emrich betreut renommierte Unternehmen wie Hugo Boss, BMW, Adidas, Daimler oder Bosch. www.emrich-consulting.de

Seine Erfahrungen zum Thema

Coaching erzählt Dennis Zügn, MSc-

Absolvent und Vorstandsmitglied

des Alumni-Vereins.

Herr Zügn, Sie haben im letzten

Herbst ein Coaching in Anspruch

genommen. Was hat Sie dazu veran-

lasst?

Ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich mir viele richtungs-weisende Fragen gestellt habe. Welche Entscheidung ist die für mich richtige? Wie wichtig ist mir meine berufliche Weiterentwicklung? Welche Rolle spielt dabei mein Privatleben? Das Angebot des Alumni-Vereins kam in einer entscheidenden Lebensphase. Ich habe es angenommen und mir einen persönlichen Coach ausgewählt. Wie lief das Coaching ab?

Das erste Kennenlernen mit dem Coach fand telefonisch statt, um auszuloten, ob die Chemie zwischen uns stimmt und wir gemeinsam ein Coaching starten sollen. Schon in der ersten Sitzung wurde mir klar, dass meine Anfangsfragestellung bei weitem nicht so trivial war, wie mir dies bis zu diesem Zeitpunkt immer erschienen ist. Mit gezielten Frage-

Coaching für High Potentials ist in aller Munde.

Es gilt als die effektivste Maßnahme, um bei begabten

jungen Menschen den Karriere-Turbo zu zünden.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dieser

„Wunderwaffe“? Was ist heiße Luft und was

funktioniert wirklich?

Mit Coaching zum Erfolg

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Studium | 29

Veranstaltungsrückblick

Firmenbesichtigung Tripsdrill:Einmal hinter die Kulissen blicken oder einen Einblick in das Management bekommen – eine Firmenbesichtigung schafft Zugang zu Vorgängen, die im Allgemeinen verbor-gen bleiben. Am Samstag, 7. Juni, hatte der GGS Alumni-Verein die Möglichkeit zu einer Besichtigung im Freizeit-park Tripsdrill. Bei strahlendem Wetter traf sich eine kleine Gruppe mit dem Geschäftsführer Benjamin Fischer, der in einer zweistündigen Tour durch den Park viel Wissens-wertes rund um die Entstehung und zukünftigen Projekten erzählte.

Spannende Familienhintergründe, finanzielle Informatio-nen sowie lustige Entstehungsgeschichten rund um die Fahrattraktionen machten die Tour zu einem amüsanten, interessanten und abwechslungsreichen Vormittag. So verriet Fischer, dass die Burg, in der die Wildwasserbahn „Jungbrunnen“ sowie die Achterbahn „G’sengte Sau“ untergebracht sind, aufgrund von Höhenbeschränkungen nicht maßstabsgetreu gebaut wurde und für die Besucher eine optische Täuschung darstellt. Je höher die Strecken an der Burg entlang führen, desto kleiner werden die Bau-elemente. Das würde jedoch nur auffallen, wenn einer der beiden Störche auf dem Burgturm sitzt.

Nach der Tour konnten sich natürlich alle Teilnehmer selbst von der Eignung der Fahrgeschäfte überzeugen und hatten dabei jede Menge Spaß.

techniken hat mein Coach mir selbst eine andere Sicht auf meine Situation sowie meine Ziele gegeben. Wichtig dabei war, dass diese Erkenntnis ausschließlich durch mich selbst er-arbeitet wurde, sodass ich zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hatte, dass ich durch eine außenstehende Person beeinflusst wurde.

Würden Sie das Coaching weiter-

empfehlen?

Ja, denn nach sechs Coaching-Stun-den war meine Vorstellung von dem, was ich in meinem Leben erreichen möchte, deutlich klarer. Ebenso wie ich es erreichen kann und auf was ich auf keinen Fall verzichten möchte. Das Karriere-Coaching hat mir in diesem Lebensabschnitt sehr gut weitergeholfen und damit einen wich-tigen Beitrag zu meiner Zufriedenheit geleistet.

Der Alumni-Verein bietet für alle Mitglieder ein Coaching zum vergüns-tigten Preis von 50 EUR pro Stunde (zzgl. MwSt) anstelle des üblichen Stundensatzes von 250 EUR an.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.ggs-alumni.de

Zur PersonDennis Zügn hat sein MSc-Studium 2006 an der GGS abgeschlossen. Er ist Schatzmeister und ein Mitglied der ersten Stunde des Alumni-Ver-eins. Als Gründungsvorstandsmitglied hat er den bisherigen Aufbau des Alumni-Vereins maßgeblich mitge-staltet.

Dennis Zügn ist als Technical Sales Account Manager bei der Firma PTC – Parametric Technology GmbH in Sindelfingen tätig und betreut Groß-kunden mit komplexen Produktent-wicklungsprozessen, z.B. die Airbus Group.

Mit Coaching zum Erfolg

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32 | GGS intern

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GGS Intern | 31

Warum ist das Versandhaus Otto Marktführer, während sein Konkurrent Quelle Pleite ging? Warum stürzte 2010 die polnische Staatsmaschine bei Smolensk ab, während ein Jahr zuvor der Pilot Chesley Sullenberger durch die Landung auf dem Hudson River 155 Menschen das Leben rettete? Und was hat das eine eigentlich mit dem anderen zu tun? Mehr als auf den ersten Blick scheint. Denn dass die Wirtschaft viel aus der Fliegerei lernen kann, zeigte Berufspilot und Kommunikationsexperte Peter Brandl beim ersten GGS Heilbronner Management Dialog in diesem Jahr eindrucksvoll auf. Sein Vortrag „Hudson River – die Kunst schwere Entscheidungen zu treffen“ war gleichzeitig ein Plädoyer, sich Fehlern zu stellen und Verantwortung zu übernehmen.

Brandl begann seinen Vortrag mit Bildern von Flugzeu-gen („Das erwarten Sie ja bestimmt“) – und mit Zahlen: Jährlich steigen fünf Milliarden Menschen in ein Flugzeug, erzählte der Pilot vor 150 geladenen Gästen im Forum auf dem Bildungscampus. Rund 500 von ihnen sterben bei Flugzeugunglücken. Dabei sind 90 Prozent der Unfälle auf den Menschen zurückzuführen, nur zehn Prozent auf die Technik. Weil in der Luftfahrt Pilotenfehler Menschenleben kosten können, sei es sehr wichtig, aus diesen Fehlern zu lernen. Und das sollten auch Unternehmen.

Kommunikation ist keine EinbahnstraßeDoch wie meistere ich schwierige Situationen? Brandl nannte vier Erfolgsbausteine: effektive Kommunikati-on, Verantwortung, konstruktive Fehlerkultur und klare Entscheidungen. An einem simplen Beispiel zeigte Brandl auf, wie unterschiedlich Kommunikation wahrgenommen werden kann. Er las vier Sätze vor, zu denen er drei Fragen stellte, die das Publikum mit Handzeichen als richtig oder falsch beantworten sollten. Das Ergebnis: „Sie hatten bei keiner Frage eine Übereinstimmung“, fasste Brandl zusammen. „Überlegen Sie mal, was das für die Kommunikation mit ihren Kunden, mit ihrem Team bedeutet.“ Sein Rat: Auf das Verhalten des Empfängers achten. Daran erkenne man nämlich, wie die Kommunika-tion angekommen sei.

Die Pilotencrew vom Hudson River sei ein Paradebeispiel für erfolgreiches Entscheiden: „Ja, sie hatten auch Glück und ja, sie haben ihr Handwerk verstanden“, räumte Brandl ein. Aber die Piloten hätten eben auch, als durch ein Gänseschwarm beide Triebwerke ausfielen, Verant-wortung in einer unverschuldet heiklen Situation getragen und eine klare Entscheidung getroffen. „Was können wir jetzt tun?“ Diese banale Frage ist für Brandl das Geheim-nis von Erfolg. Und dieser Frage muss am Ende eine Entscheidung folgen. Im Fall Hudson River war es eben die Notlandung auf dem Fluss.

Aus Fehlern lernenAnders sah das beim Absturz der polnischen Maschine aus. Eine klare Entscheidung? Fehlanzeige. Die Entschei-dung fällten nicht diejenigen, die das Steuer in der Hand hatten, sondern der Präsident selbst. „Im Cockpit saßen drei gestandene Männer“, erzählte Brandl. Aber keiner hatte das Rückgrat, bei den schlechten Wetterbedin-gungen die Landung zu verweigern. Sie endete für alle 96 Insassen tödlich. Eine schlechte Entscheidung sei in der Regel besser als keine, sagte Brandl. Entschei-dungen treffen bedeute auch nicht, keine Fehler machen zu dürfen. Die passieren. Doch dann müsse man dazu stehen, die Fehler analysieren und vor allem daraus ler-nen, betonte der Pilot, der auch als Ausbilder gearbeitet hat. Das sei in der Fliegerei besonders wichtig, weil daran Menschenleben hängen. Aber das gelte ebenso für Unternehmen und ihre Mitarbeiter. „Fehler haben uns doch zu dem gemacht, was wir heute sind.“ Deswegen forderte Brandl das Publikum, darunter viele Führungs-kräfte, auf: „Haben Sie Mut und lassen Sie Ihre Leute Fehler machen. Überlebbare Fehler.“

Zur PersonPeter Brandl ist Kommunikationstrainer, Keynote Speaker und ehemaliger Berufspilot. Der studierte Sozialpädagoge gehört sicher zu den ungewöhnlichsten Charakteren im deutschen Speaker-Markt und das ZEIT-Magazin be-zeichnet ihn als einen der erfolgreichsten Kommunika-tionsprofis. Der Vortrag an der GGS beruht auf seinem Buch „Hudson River. Die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen“ (24,90 Euro, Gabal Verlag).

Der Fall Hudson River Heilbronner Management Dialog mit Peter Brandl

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32 | Studium

„Globales Wissen schafft Respekt“Mit dem Schwerpunktthema „Global Leadership Competencies“

beschäftigte sich die Quarterly Ausgabe 1/2014.

GGS-Professor Markus Vodosek schilderte in seinem Artikel,

wie wichtig systemische Fähigkeiten sind, um ein Unternehmen

global erfolgreich zu führen. Dieses Thema hat auch MBA-

Absolvent Matthias Dürr in seiner Master-Thesis beschäftigt.

Im Interview berichtet der 44-jährige Strategieplaner über seine

praktischen Erfahrungen in Indien und spannende Erkenntnisse

aus seiner Abschlussarbeit.

Gesichter der GGS: Matthias Dürr

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Studium | 33

Das Thema Ihrer Master-Thesis lautet „Global Leadership

Competencies, Performance Management and Intercul-

tural Communication Capabilities in Cross-cultural Pro-

ject Teams: The Case of Germany and India“. Wie sind

Sie auf das Thema Ihrer Master-Thesis gekommen?

Die Master-Thesis basiert auf einer mehr als zehnjährigen Erfahrung im internationalen Automotive-Business. Insbe-sondere die Geschäftsbeziehungen zwischen Indien und Deutschland hatten es mir angetan, was auch auf meinen mehrjährigen Aufenthalt in Indien zurückzuführen ist. Nach wie vor pflege ich Kontakte zu indischen Mitarbeitern und ehemaligen Kollegen, was sich zu einem freundschaftlichen Verhältnis entwickelt hat. Diese Erfahrung, das entspre-chende Netzwerk, bisherige Projektergebnisse sowie ein aktuelles Projekt, dessen Ergebnis ernüchternd ist, nahm ich zum Anlass für meine Master-Thesis.

Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihren beruflichen

Aufenthalten im Ausland gemacht? Welche Rolle spielen

Global Leadership Competencies für den langfristigen

Erfolg?

Ich persönlich habe überwiegend positive Erfahrungen gemacht, aber zugleich festgestellt, dass mangelndes Verständnis und fehlende Kenntnisse über die ausländische Gesellschaft einen negativen Einfluss auf den Geschäftser-folg haben. Ein Mangel an globalem Wissen, insbesondere über das jeweilige Land, seine Kultur und seine Politik, wirkt sich negativ aus. Dies besagt das Pyramidenmo-dell von Allan Bird und Joyce Osland hinsichtlich globaler Führungskompetenzen, dessen Grundlage globales Wis-sen darstellt.* Ich konnte frühzeitig erkennen, dass durch globales Wissen, kombiniert mit Integrität und Neugier über andere Kulturen und Gesellschaften, Vertrauen aufgebaut und die Entscheidungsfindung vereinfacht werden kann. Global Leadership Competencies sind für den langfristigen Erfolg unumgänglich.

In welchen Bereichen bestehen Unterschiede zwischen

den Kulturkreisen?

Ein Klassiker ist das Verständnis der Zeitorientierung: Wäh-rend der Begriff von „morgen“ in Deutschland sich auf den folgenden Tag bezieht, können in anderen Kulturkreisen auch mehrere Tage damit gemeint sein. Es empfiehlt sich, eindeutig mit dem Geschäftspartner abzustimmen, was für ein Termin gemeint ist. Auch Einladungen zu Geschäftster-minen können unterschiedlich betrachtet werden: Ein deutscher Manager betrachtet generell ein verspätetes Eintreffen von Geschäftspartnern als unhöflich, während in anderen Kulturen wie Brasilien oder Indien eine Verspä-tung von 15 bis 30 Minuten völlig akzeptabel ist. Weitere Unterschiede gibt es im Zukunftsdenken, erkennbar daran, wie kurz oder langfristig geplant wird oder in der Art, wie Risiken eingegangen werden. Macht und Durchsetzungs-vermögen werden in Kulturkreisen anders interpretiert und gelebt. Viele Firmen haben bereits die Erfahrung gemacht, dass das Arbeiten strikt nach Vorgabe von Arbeitszeiten nicht überall auf Anhieb funktioniert.

Wie schafft man den Spagat, auf andere einzugehen

ohne seine eigenen Interessen aus den Augen zu

verlieren?

Auf andere einzugehen bedeutet, sich für den anderen und seine Lebensumstände zu interessieren. Dies schafft Vertrauen und erleichtert es, Akzeptanz für schwierige Entscheidungen zu bekommen.

Wie kann man Mitarbeiter für Global Leadership

Competencies sensibilisieren oder trainieren?

Interkulturelle Trainings sind unumgänglich, damit die Grundlage der Global Leadership Competencies, nämlich das globale Wissen über Menschen und Organisationen, vermittelt werden. Dadurch kann zumindest im ersten Schritt eine adäquate Kommunikation per Mail, Telefon oder Videokonferenz sichergestellt werden. Darüber hinaus kann das Pyramidenmodell exzellent eingesetzt werden, denn das Modell zeigt auf, welche Eigenschaften notwen-dig sind, um einen Geschäftserfolg zu erzielen.

Sie gehen in Ihrer Master-Thesis auf interkulturelle

Projekt-Teams ein, speziell auf die Zusammenarbeit

zwischen Indern und Deutschen. Mit welchen inter-

kulturellen Kompetenzen konnten Sie in Indien Erfolge

verzeichnen?

Neben dem Interesse für die indische Kultur denke ich, dass meine Integration in die indische Gesellschaft be-zeichnend ist. Hierzu zählt das Wohnen während meiner Arbeitstätigkeit auf dem Subkontinent innerhalb eines Wohngebiets mit ausschließlich Indern und nicht in einem

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34 | Studium

Zur PersonMatthias Dürr, Jahrgang 1969, ist gebürtiger Heilbronner. Nach seiner Diplomarbeit in Produktion und Logistik bei der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG wechselte er im Jahr 2000 zur Mahle Filtersysteme GmbH, wo er für die Werke in Nord- und Südamerika sowie Indien zuständig war. Im Jahr 2006 ging Matthias Dürr als Koordinator für Investi-tionen und die Produkt- und Prozessentwicklung nach Indien mit Wohnsitz in Gurgaon bei Neu Delhi. Hier war er auch am erfolgreichen Aufbau einer neuen Fabrik im indischen Chennai (vormals Madras) beteiligt.

Aktuell ist Matthias Dürr im Bereich der Standort- und Strategieplanung für die europäischen Werke der Mahle Filtersysteme GmbH tätig und absolvierte sein MBA-Studium an der GGS, das er im März 2014 erfolgreich abschloss. Matthias Dürr lebt in Heilbronn, neben seiner Faszination für Geschichte und Kulturen befasst er sich mit seinem Hobby der Oldtimerrestauration.

Aufgrund fehlender Kenntnisse konnte dann die geforderte Qualität nicht erzielt werden. Als Folge dessen mussten weitere Ressourcen bereitgestellt und Materialien importiert werden, so dass die angestrebten Kostenziele und Termine nicht erreicht wurden und das Projekt an einen anderen Standort verlagert wurde. Aber dies bedeutete auch, dass die strategischen Ziele der Firma durch den Verlust des Auftrags verfehlt wurden.

*siehe Schwerpunktthema Quarterly 01/2014 „Global Leadership

Compentencies“

abgeriegelten Township, wo überwiegend ausländische Menschen wohnen. Auch die Anpassung meiner Arbeits-zeiten und das Erscheinen im Betrieb an Samstagen (gelegentlich auch an einem Sonntag), hat die indischen Kollegen positiv überrascht, was mir zu Respekt verholfen hat. Durch meine Neugier für die indische Gesellschaft konnte ich sicherlich eine gewisse Begeisterung bei Indern auslösen, so dass ich auf private Veranstaltungen wie Hochzeiten eingeladen wurde – ein Zeichen von Respekt und gegenseitigem Vertrauen. Auch mein Engagement im Betrieb, mein Fachwissen und das Netzwerk aufgrund der beruflichen Erfahrung waren äußerst hilfreich. Ich denke, dass ich dadurch Hierarchien, aber auch die Grenzen zwischen Abteilungen sowie zu Lieferanten und Kunden überbrückt habe.

In welchen Punkten unterscheiden sich Inder und Deut-

sche noch? Welche Eigenschaften der Inder sollten wir

adaptieren?

Inder sind im Gegensatz zu Deutschen sehr kontextstark. Die Kommunikation der indischen Geschäftspartner wirkt für uns Deutsche oft sehr ausschweifend, sollte aber nicht unterbunden, sondern respektiert werden. Ich denke, dass es in unserer Gesellschaft und unserem Naturell liegt, dass hier keine Adaption erfolgen kann. Aber es ist höchst interessant, dass sich der Großteil der Gespräche von Indern um Familie, Essen und das Interesse zur eigenen beziehungsweise fremden Kultur dreht und nicht um den sozialen Status, trotz des noch immer vorhandenen Kastendenkens bei Hindus. Ich denke, wir Deutsche sollten uns auf unsere Grundwerte wie Familie mehr rückbesinnen und gesellschaftliche Themen wie Alter oder Krankheit offen aussprechen.

Können Sie uns Projekte nennen, die aufgrund mangeln-

der Global Leadership Competencies gelitten haben?

Was hätte besser gemacht werden können?

Durch meine Master-Thesis konnte ich erkennen, dass alle mir bekannten negativen Projekte auch auf einen Man-gel an Verständnis von Global Leadership Competencies zurückzuführen sind – mit der Konsequenz mangelnder Team-Performance. Ein typisches Beispiel war der Ver-such einer Lokalisierung in Indien und einem angedachten Export nach Europa. Hierbei versuchte ein deutscher Manager das Projekt so zu managen, wie er dies mit deutschen Werken tat. Ohne Global Leadership Compe-tencies und ohne entsprechende interkulturelle Kommu-nikationsfähigkeiten war der Wissenstransfer mangelhaft.

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Heilbronner Campuslauf

Strahlender Sonnenschein, Farbpulverregen und eine fröhlich feiernde Menge: Der erste Heilbronner hoch3-Campuslauf am 5. Juni war ein voller Erfolg. Mehr als 800 Teilnehmer wagten sich auf die „Farbbeutelsafari“ entlang des Neckars. Mittendrin unser 18-köpfiges GGS-Team, das knallbunt und ausgelassen ein tolles Gemeinschaftserlebnis feierte.

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38 | GGS Intern

Audi stiftet Professur für Operations Management und ProzessinnovationDie GGS bekommt ihre erste Stiftungsprofessur. Die Audi AG stiftet eine Professur für Operations Management und Prozessinnovation, die sich mit der spannenden Frage be-schäftigt, wie man Prozessinnovationen generiert und sie in produktionsnahen Prozessen in der Praxis umsetzt.

GGS-Forscher bei Wissenschaftskonferenz in PhiladelphiaBeim Meeting der Academy of Management (AoM) ist die GGS gleich mit mehreren Beiträgen vertreten. An der Kon-ferenz nehmen jedes Jahr mehr als 10.000 Wissenschaftler aus über 80 Ländern teil. Beim diesjährigen Meeting im August in Philadelphia veranstaltet das Graduiertenkolleg, das die GGS gemeinsam mit der Europa-Universität Viadri-na Frankfurt (Oder) unterhält, ein Symposium mit mehreren Vorträgen und anschließender Diskussion. Titel: „Dynamic Capabilities and Path-Dependence: Organizational Adapta-bility in Turbulent Environments“. Neben dem Symposium

Ab Herbst soll die Professur besetzt und in die berufsbe-gleitenden Master-Studiengänge MBA und MSc in Manage-ment eingebunden werden. Die feierliche Übergabe der Stiftungsurkunde an Prof. Zupancic fand am 11. April durch Dr. Benedikt M. Rey (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) im Beisein von Dieter Braun und Stefanie Ulrich (beide Audi AG) im Audi Forum Neckarsulm statt.

Newsticker

wurde auch der von GGS-Professor Markus Vodosek organisierte Professional Development Workshop zum Thema „Live Cases: Opportunities and Challenges“ in das diesjährige Programm der Academy of Management Teaching and Learning Conference aufgenommen. Der Beitrag „Attracting and retaining professional services employees: The key role of training and development“, den Dr. Regina-Viola Frey, Assistant Professor für Human Resource Management and Marketing, zusammen mit ihren Co-Autoren als Full-Paper im Human-Resources-Bereich der Konferenz eingereicht hat, wurde ebenfalls angenommen.

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Reden kann man nur durch Reden lernen!Unter diesem Motto hatten Studierende und Alumni die Möglichkeit, sich in einem sportlichen Rede-Wettstreit zu bewähren. Die Veranstaltung fand am 8. Mai als Add-on zum Studium an der GGS im Rahmen der General Context Programme statt. Die Teilnehmer trainierten die Regeln einer Debatte sowie ihre rhetorischen Fähigkeiten. Im Anschluss erhielten sie ein ausführliches Feedback von den Rhetorik-trainern Sarah Andiel und Thore Wojke.

Eröffnung der dritten KohorteBereits die dritte Kohorte des Doktorandenkollegs startete im April an der GGS. Dabei war die Gruppe nie so interna-tional besetzt wie dieses Jahr: Prof. Tomás Bayón begrüßte Teilnehmer aus Deutschland, Italien, China, Frankreich und Georgien zur Auftaktveranstaltung.

An zwei Tagen wurden die Kollegiaten an der GGS emp-fangen. Neben einem umfangreichen Rahmenprogramm erfuhren die Neuankömmlinge mehr zu Wissensaufnahme und Wissensteilung. David Wagner, als Kollegiat der ersten Stunde, und Yevgen Bogodistov gewährten der Gruppe einen Einblick in das Leben auf dem Bildungscampus.

Trollinger Marathon 2014Ein kleines Team sportbegeisterter GGS´ler war beim 14. Trollinger Marathon dabei. Wie in den vergangenen Jahren standen Teamgeist und die gemeinsame Vorbereitung auf die beliebte Laufveranstaltung im Vordergrund. Rund 6000 Teilnehmer sorgten für eine Rekordteilnahme beim Lauf durch die Weinberge rund um Heilbronn. Andreas Weigl war mit einer Zeit von 01:43:58 schnellster GGS-Läufer auf der Halbmarathon-Distanz.

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40 | Studium

MSc in Management – Handelslogistik oder Dienstleistungsmanagement

Die German Graduate School of Management and Law (GGS) bietet ab Oktober 2014 einen neuen Master-Studien-gang Management mit den Schwerpunkten Handelslogistik oder Dienstleistungsmanagement an. Das Besondere: Wissenschaftsorientiert und praxisnah kann er als konse-kutiver Master of Science (MSc) gleich nach einem ersten Hochschulabschluss berufsbegleitend studiert werden und betont die spezialisierte Ausbildung im gewählten Schwer-punktbereich.

Fragen des modernen Dienstleistungsmanagements und das Management von Logistikprozessen in Groß- und Einzelhandel stehen im Mittelpunkt des 24-monatigen Studiums, dessen Vorlesungen jeweils von Donnerstag bis Samstag an der GGS in Heilbronn stattfinden.

Master of Science (MSc)

Hochschulabsolventen der Fachgebiete BWL, VWL, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik oder eines vergleichbaren Fachgebietes mit besonderem Interesse an den Schwerpunkten Service, Dienstleistungsmanagement und Logistik für Groß- und Einzelhandel

24 Monate inkl. Master Thesis

Der Studiengang ist in drei Teilbereiche geliedert1. General Management2. Schwerpunktbereich: Handelslogistik oder Dienstleistungsmanagement 3. Forschungsprojekt und Masterthesis

Berufsbegleitend Donnerstag bis Samstag (ca. alle 3 Wochen sowie 2-3 Wochenblöcke pro Jahr)

jährlich im Oktober

Dozenten der GGS und von internationalen Business Schools

90

Deutsch, max. 15 % Englisch

FIBAA

Abschluss: Zielgruppe:

Studiendauer:

Aufbau des Studiengangs:

Format:

Studienbeginn:

Dozenten:

ECTS-Leistungspunkte:

Sprache:

Akkreditierung:

Steckbrief

Neuer Studiengang

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German Graduate School of Management and Law Bildungscampus 2 D-74076 Heilbronn

www.ggs.de