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8/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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RechRechte Lebenswte Lebensweltenelten(A(Ausgabe Nusgabe Nr. 9r. 9, 6. September 2011), 6. September 2011)
boeseraltermann
Zur ersten Ausgabe nach unserer Sommerpause warten wir mit
einigen Vernderungen auf. Erstens verabschieden wir Dirk Brauner
aus der Redaktion, der uns aus persnlichen Grnden verlsst. Wir
danken an dieser Stelle herzlich fr die unzhligen investierten
Stunden und die tolle Zusammenarbeit. Wir freuen uns schon jetzt auf
die kommenden Anmerkungen von Dirk als kritischen Leser. Zweitens
erscheinen wir ab jetzt nur noch einmal im Monat (jeden ersten
Dienstag), dafr aber in ungefhr doppeltem Umfang, drittens habenwir demnchst eine Veranstaltungs- und eine Linkliste. Zuknftig
werden wir viertens zur Konzeption der jeweiligen Schwerpunkte
externe Expert_innen aus unserem Autor_innen- und
Sympathisant_innen-Kreis enger einbinden. Dieses Mal wurden wir
fr den Schwerpunkt Rechte Lebenswelten von Ulrich Peters
untersttzt; er ist Redakteur des Antifaschistischen Infoblattes.
Und nun zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe: rechte
Lebenswelten. In der Neonazi-Szene erobern individualisierteErscheinungsformen immer mehr Nischen und verndern auch die
Auenwirkung. Neue rechte Lebenswelten festigen die Anbindung der
Mitglieder nach Innen. Ist der Einstieg ber die vielfltigen neuen
Zugangsmglichkeiten vollzogen, lsst sich feststellen, dass die
Szene der neue Lebensmittelpunkt fr die Akteur_innen wird und es
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http://aib.nadir.org/http://aib.nadir.org/8/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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mehr als genug Mglichkeiten gibt, diese wie selbstverstndlich in
den Alltag zu integrieren. Seien es eigene und subkulturell wirkende
Modemarken, die neonazistische Ideologie hug deutlicher und
hipper nach auen tragen als die Bomberjacke, oder die gemeinsame
Freizeitgestaltung in Form von Ausgen, Sportveranstaltungen,Demonstrationen oder Musikveranstaltungen. Kein Oberkrper-Frei-
Tanz von Kahlrasierten, sondern vegane Kche und sauber
produzierter Hatecore. Neonazi zu sein wird immer mehr zum
Allround-Lebensentwurf. Einige dieser Mglichkeiten rechter
Lebenswelten sollen anhand ausgewhlter Beispiele in dieser Ausgabe
von kritisch-lesen.de genauer dargestellt werden.
Um angesichts des Auftretens sogenannter Autonomer Nationalisten
(AN) nicht in hug zu kurz greifende und vorschnell formulierte Aussagen ber eine neue Gefahr der neonazistischen Szene zu
spekulieren, ist gut recherchiertes Hintergrundwissen notwendig. Die
wissenschaftlich und journalistisch gut herausgearbeitete Mglichkeit
hierfr sieht Gabriel Kuhn im Sammelband Autonome Nationalisten.
Tompa Lska beschreibt in ihrem Beitrag Es geht um Symbole und
Begrie am Beispiel Sachsen-Anhalts und der dort vielfltig aktiven
neonazistischen Hardcore-Szene, die in der Broschre Sirens of hate
aufgezeigt wird, wie gerade die Musik eine groe Anziehungskraftauf jugendliche AN ausbt. Die Verbindung von Mnnlichkeit, Alkohol
und Hochschulwesen beschreibt Andrea Strbe in Enge Bande. Dort
arbeitet sie den Appell der Autoren des Bandes
Studentenverbindungen in Deutschland heraus, die elitren und
rassistischen Sichtweisen mit klarem Blick zu betrachten, um Kritik an
studentischen Verbindungen fundiert uern zu knnen. Der Prmisse
extrem Rechter, "national befreite Zonen" zu schaen und der
Thematik der "Angstrume" widmet sich Klaus Maria in Jede Tat hat
ihren Tatort. Eine weitere neonazistische Lebenswelt ndet sich seitmehreren Jahrzehnten im Fuball. Gabriel Kuhn beschreibt in dem
Beitrag zu dem Buch "Angri von Rechtsauen" nicht nur
Etablierungsmglichkeiten der extremen Rechten in den mehrheitlich
unteren Ligen sowie das verbindende Element von Mnnlichkeit und
Gewalt, sondern zeigt zugleich linke Perspektiven auf. Weitere ltere
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und aktuelle Bcher zum Thema ndet ihr in unserem Archiv in der
Kategorie Faschismus Neonazismus.
Fern von unserem Schwerpunkt ndet ihr dieses Mal folgende aktuelle
Rezensionen: Fritz Gde widmet sich aus aktuellem Anlass inHistorikerstreit: Splwasser im Cocktailglas! Bitte selber saufen dem
25. Jubilum des Historikerstreits. Er nutzt die Gelegenheit, das
aktuell vom Extremismusexperten Brodkorb herausgegebene Buch
Singulres Auschwitz? kritisch zu betrachten und einige
grundstzliche Gedanken zum Thema Singularitt anzubringen. Mehr
vom rechtsliberalen Rand berichtet Michael Lausberg in seiner
Rezension Rechtsruck der nordrhein-westflischen FDP 1945-1953
und blickt mit dem Buch Nationale Sammlung an Rhein und Ruhr
von Kristian Buchner zurck zur Nachkriegsgeschichte der FDP, derenSpitze sich sehr engagiert um die Einbindung ehemaliger
Nationalsozialisten bemhte. Bei dem neu gegrndeten Laika-Verlag
erschien auerdem jngst in der Bibliothek des Widerstands das
Buch Mumia Abu-Jamal. Der Kampf gegen die Todesstrafe und fr die
Freiheit der politischen Gefangenen. Diesem hat sich Thomas Trueten
angenommen und betont in seiner Rezension Der Kampf um das Leben
von Mumia Abu Jamal die Wichtigkeit der Solidaritt im Kampf gegen
die Todesstrafe. Im bertragenen Sinn um Repression geht es auchin unserer letzten Rezension. In dem Buch PKK. Perspektiven des
kurdischen Freiheitskampfes: Zwischen Selbstbestimmung, EU und
Islam wird die Geschichte und aktuelle Politik der PKK behandelt.
Ismail Kpeli widmet sich diesem Buch in Ferner Krieg in den Bergen
Anatoliens? und bezeichnet es, auch wenn es Mngel aufweise, als
Pichtlektre fr alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
Und erneut sei an dieser Stelle auf unseren Newsletter hingewiesen.
Wer immer rechtzeitig ber die neuste Ausgabe informiert werdenmchte, die_der trage seine_ihre mail-Adresse in der echten Spalte ein.
Viel Spa beim kritischen Lesen!
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http://www.kritisch-lesen.de/kategorie/rezensionen/faschismus-neonazismus/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/historikerstreit-spulwasser-im-cocktailglas-bitte-selber-saufen/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/rechtsruck-der-nordrhein-westfalischen-fdp-1945-1953/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/der-kampf-um-das-leben-von-mumia-abu-jamal/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/der-kampf-um-das-leben-von-mumia-abu-jamal/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/ferner-krieg-in-den-bergen-anatoliens/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/ferner-krieg-in-den-bergen-anatoliens/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/ferner-krieg-in-den-bergen-anatoliens/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/ferner-krieg-in-den-bergen-anatoliens/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/der-kampf-um-das-leben-von-mumia-abu-jamal/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/der-kampf-um-das-leben-von-mumia-abu-jamal/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/rechtsruck-der-nordrhein-westfalischen-fdp-1945-1953/http://www.kritisch-lesen.de/2011/09/historikerstreit-spulwasser-im-cocktailglas-bitte-selber-saufen/http://www.kritisch-lesen.de/kategorie/rezensionen/faschismus-neonazismus/8/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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Alte PAlte Poliolitik in neuen Kleiderntik in neuen Kleidern
Jan Schedler / Alexander Husler (Hg.)
Autonome NationalistenNeonazismus in Bewegung
Von Gabriel Kuhn
Das Auftauchen der Autonomen Nationalisten hat Linke wie Rechte
verwirrt. Revolution in Nazi-Kreisen? Querfront? Aprilscherz? Einneuer Band zum Thema hilft, diese und hnliche Fragen zu
beantworten.
Rechte, die wie Linke aussehen, ihre Symbole und Taktiken verwenden
und gelegentlich auch noch von Tierrechten oder Konsumkritik
sprechen? Sptestens seit anlsslich einer 1.-Mai-Demonstration in
Hamburg 2008 ein Schwarzer Block selbstidentizierter Autonomer
Nationalisten (AN) starkes mediales Interesse auf sich zog, bemhen
sich AktivistInnen des gesamten politischen Spektrums,
AkademikerInnen und FeuilletonistInnen das Phnomen zu erklren
und politisch einzuordnen. Dies hat neben zahlreichen Spekulationen
auf Blogs, Diskussionen in Internetforen und mehr oder weniger gut
recherchierten Artikeln zu einem empfehlenswerten Einfhrungsband
mit dem Titel Autonome Nationalisten. Die Modernisierung
neofaschistischer Jugendkultur gefhrt, der 2009 von Jrgen Peters
und Christoph Schulze herausgegeben und in der transparent-Reihe
des Unrast-Verlags verentlicht wurde. Eine "umfassendewissenschaftliche Auseinandersetzung" (S. 11) mit dieser "sthetisch-
stilistischen und strategisch-aktionistischen Neuerung im deutschen
Neonazismus" (S. 320) war jedoch in den Augen von Jan Schedler und
Alexander Husler noch ausstndig. Die Herausgeber des nun im VS-
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Verlag erschienenen Bandes Autonome Nationalisten. Neonazismus in
Bewegung formulieren daher in ihrer Einleitung den Anspruch,
"dieses Forschungsdesiderat zu fllen mittels einer
dezidierten Beschreibung und Analyse der AN sowie einerbreit angelegten sozialwissenschaftlichen und
sozialhistorischen Kontextualisierung der
Entwicklungsprozesse im neonazistischen Lager" (S. 12).
Um es vorwegzunehmen: Der Anspruch wird eingelst. Den ber
zwanzig im Band versammelten SozialwissenschaftlerInnen und
JournalistInnen gelingt es auf 320 Seiten, die Erforschung des AN-
Phnomens wesentlich voranzutreiben. Erfreulich dabei ist, dass die
Beitrge allesamt engagiert und anregend sind und sich nie auftrockene Wissenschaftlichkeit beschrnken. Erfreulich auch, dass die
Herausgeber nicht in die Extremismusfalle tappen, der zufolge die
AN in einem Kontinuum mit "Linksautonomen" und "islamischen
Fundamentalisten" zu untersuchen wren, whrend die vermeintliche
moralische und politische Redlichkeit des brgerlichen Rechtsstaats
verteidigt wird. Die bereits in der Einleitung explizierte Distanz zum
neuen intellektuellen Liebkind des demokratischen Schutzwalls, der
"Extremismusforschung", wird in Alexander Huslers Beitrag "'Nhe
zum Gegner' und 'Brder im Geiste'? Die 'Autonomen Nationalisten' im
Spiegel der Extremismusforschung" noch vertieft.
"Rcklufig"? H"Rcklufig"? Hooffffenentlichtlich
Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert. In Genese wird die
Entwicklung der Autonomen Nationalisten von dem Auftauchen erster
AN-Gruppen im Jahr 2000 bis zu den heute etablierten AN-Strukturen
nachgezeichnet. In Analyse werden die Charakteristika der AN, vor
allem die Modernisierung rechtsextremer Jugendkultur und die
deutlichen sthetischen und zum Teil auch inhaltlichen Anleihen an
die linke Szene, untersucht. Die Beitrge von Jan Schedler, "Style
matters: Inszenierungspraxen 'Autonomer Nationalisten'", bzw. Fabian
Virchow, "'Deutschland wird funkeln wie der junge Tau am Morgen'.
Selbstbilder und Weltanschauungen der 'Autonomen Nationalisten'"
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dienen dabei als ausgezeichnete Einfhrungstexte. Sehr interessant
auch der Beitrag von Eike Sanders und Ulli Jentsch zum Thema "AN
und gender", der sich mit dem Spannungsfeld zwischen
jugendkultureller Aufweichung und ideologischer Zementierung
befasst, in dem Gender in der AN-Szene verhandelt wird.
In Regionale Entwicklungen wird die Prsenz und Aktivitt von AN-
Gruppen quer durch Deutschland ausgelotet. Jan Schedler schtzt in
"Brennpunkt Nordrhein-Westfalen: 'Autonome Nationalisten' in
Ruhrgebiet und Rheinland" die dortige AN-Szene als "im bundesweiten
Kontext tonangebend" ein (S. 195), whrend Christoph Schulze in
"'Autonome Nationalisten' in Ostdeutschland" die verhltnismig
schwachen AN-Strukturen in den neuen Bundeslndern skizziert.
Letzteres mag angesichts der allgemein starken rechten Jugendkulturen in der Region berraschen, doch ist es womglich
gerade die Etabliertheit der "sich 'Freie Krfte' nennenden
'Kameradschaften'", die nur einen "eingeschrnkten Bedarf nach dem
distinktionsstarken Label 'Autonome Nationalisten' schat" (S. 228).
Abschlieend befasst sich das Kapitel auch mit der Adaption des AN-
Modells in anderen europischen Lndern, vor allem in den
Niederlanden und in der Tschechischen Republik.
In Historische Bezge werden die AN-Analysen schlielich durch
Texte zur breiteren Faschismusforschung ergnzt. Daniel Schmidt
schreibt ber "Gewaltpraxis und Gewaltkult in der SA", Karin Priester
ber "sthetik und Propaganda im italienischen Faschismus" und
Regina Wamper, Michael Sturm und Alexander Husler ber die
"Aneignungspraktiken der 'Autonomen Nationalisten' in historischer
und diskursanalytischer Perspektive".
Autonome Nationalisten. Neonazismus in Bewegung ist gutkonzipiert, mit ausgezeichneten Beitrgen versehen und, wie
versprochen, umfassend. Ob sich die AN als bleibendes Phnomen
im Spektrum rechtsextremer Politik etablieren knnen, muss sich erst
zeigen. Die Herausgeber meinen in ihrem "Fazit" am Ende des Buches,
dass "das Label AN [] mittlerweile rcklug" sei (S. 318).
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Nichtsdestotrotz indizieren die Autonomen Nationalisten
Vernderungen in der neonazistischen Szene und verdeutlichen die
oft ungeahnten identitren Mglichkeiten, die postmoderne
Gesellschaftsverhltnisse an der Schnittstelle politischer und
subkultureller Verortung mit sich bringen. Insofern ist die vorgelegteStudie in jedem Fall von bleibendem Wert.
Jan Schedler / Alexander Husler (Hg.) 2011: Autonome Nationalisten.
Neonazismus in Bewegung. VS Verlag, Wiesbaden.
ISBN: 978-3-531-17049-7. 328 Seiten. 34.95 Euro.
[Link zum Artikel]
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Es gehEs geht um St um Symbole und Begriffymbole und Begriffee
Miteinander e.V. / Arbeitsstelle Rechtsextremismus
(Hg.)Sirenen des HassesNS-Hardcore aus Sachsen-Anhalt
Von Tompa Lska
Diese Broschre zeigt, wie die Nazi-Musikszene Symboliken aus dem
Bereich des Hardcore bernimmt und diesen inkognito mehr und mehr
fr sich einnimmt.
In der Broschre Sirenen des Hasses wird ber die
N(ational)S(ocialist)H(ard)C(ore)-Szene in Sachsen-Anhalt informiert.
Gerade Magdeburg und Umgebung gilt neben Altenburg in Sachsen,
aus der die neonazistischen Hardcore-Bands Moshpit und Brainwash
stammen, als eine Hochburg dieser NS-Subkultur. Neben vielen
bekannten Bands wie Daily Broken Dream (Ex-Race Riot) und Fear
Rains Down beherbergt die Landeshauptstadt auch das umtriebige
NSHC-Label Until The End Records. Verlegt wurde auf diesem Label
unter anderen der vielbeachtete Hardcore Until The End-Sampler,
der szeneintern fr sehr viel Aufsehen sorgte und durch sein
unaulliges Erscheinungsbild sicher auch den Weg in das CD-Regal
von so manchem unpolitischen Hardcore-Fan gefunden hat. Neben
Erluterungen zu den einzelnen Bands bereitet die Broschre auch die
Geschichte der klassischen Hardcore-Szene auf und zeigt bereits bei
frhen Hardcore-Punk-Bands ideologische Anknpfungspunkte fr erz-
konservative und antikommunistische Attitden.
Ich bin der Meinung, dass gerade Musik wie unsere,
die ihre Vorbilder doch allesamt auerhalb der rechten
Szene ndet, nicht zwangslug extreme Polit-Texte
braucht, um Wirkung zu zeigen: Schon oft habe ich
begeisterten Zuspruch von Leuten aus der Hardcore-
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Szene bekommen, wenn ich ihnen CDs wie die von
Teardown oder Path Of Resistance gab. Dadurch kam man
auch ins Gesprch ber Politik. Inzwischen sind einiger
dieser Leute selbst in der nationalen Bewegung aktiv.
Maik (Ex-Race Riot, jetzt Daily Broken Dream)
Dieses Zitat des Bassisten der Magdeburger NSHC-Band Daily Broken
Dream legt die Strategie oen, die seit einigen Jahren in der
neonazistischen Szene betrieben wird. Nicht nur stilistische, sondern
teilweise auch inhaltliche Schnittmengen zur klassischen Hardcore-
Szene werden bewusst herbeigefhrt, um nicht auf den ersten Blick
schon als Neo-Nazi zu gelten, obwohl man natrlich genau das ist. Es
geht um Symbol- und Begrisaneignung. Es geht darum die sthetik
der ehemals als links geltenden Subkultur zu deuten. Auch wenn dasThema des sogenannten Hatecore, bzw. des NSHC an anderer Stelle
oft schon erschpfend behandelt wurde, bemerkt man doch in der
Debatte oft Lcken, die manchmal mit Ignoranz, aber meist mit der
schnellen Entwicklung dieser Szene zu tun haben. Immer mehr Bands
mit immer schwerer zu durchschauenden Symboliken scheinen die
Szenerie geradezu zu berschwemmen. Oft fallen die T-Shirts
einschlgiger rechter Bands gar nicht mehr auf, da auch die Designs
von Hardcore-Bands kopiert werden. Man ist verloren. Wenn man sichnicht gerade tglich mit dieser Thematik beschftigt, wei man bald
nicht mehr ob der Bandname auf dem T-Shirt des Gegenbers jetzt
vielleicht nicht doch irgendwie rechts ist.
Zu dieser Unbersichtlichkeit kommt noch die Ambivalenz in den
rechten Lebenswelten hinzu. Man bedient sich linker Symboliken und
Begriichkeiten und ist von auen nicht mehr einzuordnen. Durch
einfaches Wechseln des Band-Shirts kann man sich z.B. auf einem
Hatebreed-Konzert im berliner SO36 genauso wohl fhlen, wie beimNS-Konzert in einer eigens dafr angemieteten Gaststtte in der
brandenburgischen Provinz. Aus dem Mangel an technisch guten
Bands musste man viele Jahre auf die verhassten Zeckenbands
ausweichen, wenn auch mal gut gespielte Musik gehrt werden wollte.
Diese Aspekte lassen sich in diversen Konzertberichten und anderen
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Beitrgen in den einschlgigen Neo-Nazi-Foren nachlesen. Da gibt es
auch keine Berhrungsngste, fr die besonderen Gelegenheiten, mal
ein T-Shirt einer antifaschistischen Band wie Heaven Shall Burn zu
tragen. Dies vernderte sich nicht schlagartig, aber vergleicht man
Bands der vergangenen 3-4 Jahre mit den Rechts-Rock-Bands der1990er, so ist ein stetiger Professionalisierungsprozess zu verzeichnen,
der wiederum zu einer strkeren Bindung der Zielgruppe fhrte.
Gerade NSHC-Bands wie Moshpit (Altenburg), oder Path Of Resistance
(Rostock) muss man, bei aller Abneigung gegen ihre Geisteshaltung,
schon ein gewisses spielerisches Knnen zugestehen. Auch das
Artwork und die Texte sind fast nicht mehr von denen linker
Hardcore-Bands zu unterscheiden. Textliche Entschrfungen und die
bernahme des rebellischen Gestus und Styles der Hardcore-Szene
tragen ihr briges zum relativen Erfolg dieser Bands bei. Es heit
nicht mehr nur, wie noch vor 20 Jahren, Trken raus oder Barbecue
in Rostock, vielmehr wurden subtilere Wege gefunden um
Antisemitismus und Rassismus zu propagieren.
Die Herausgeberin der Broschre, der Bildungsverein Miteinander
e.V., leistet mit der Broschre eine sehr gute Arbeit im Sinne der
entlichmachung von Strukturen und der Informationen ber die
vielen jugendkulturellen Codes und Symboliken, die Erwachsene nichtmehr verstehen wollen oder knnen. Hier werden dierenzierte
Informationen ber die Zusammenhnge der Strukturen der NSHC-
Szene gegeben, die fr viele Neonazis identittsstiftend sind und die
Mglichkeit verschat, ihre Ideen in die entlichkeit zu tragen, ohne
mit dem Stigma der Neo-Nazi-Skins der 1990er Jahre behaftet zu
sein. Gerade fr Leute, die nicht aus einem subkulturellen Umfeld
kommen, hat diese Broschre einen besonderen Wert. So kann schon
frhzeitig - im sogenannten vorpolitischen Raum erkannt werden,
wo man mit pdagogischer Arbeit ansetzen kann. Denn auch fr dieseMultiplikatoren ist die Broschre, als Teil der pdagogischen
Auseinandersetzung mit der Einussnahme neonazistischer
Jugendlicher auf unterschiedlichste Subkulturen und somit einem
wichtigen Bereich jugendlicher Lebenswelten, gedacht. Auch wenn
eine Broschre allein kein Allheilmittel darstellen kann, enthlt sie
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dennoch wichtige Informationen, die in der antifaschistischen Arbeit
von groem Wert sein knnen.
Miteinander e.V. / Arbeitsstelle Rechtsextremismus (Hg.) 2010:
Sirenen des Hasses. NS-Hardcore aus Sachsen-Anhalt. Miteinandere.V..
25 Seiten.
[Link zum Artikel]
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Enge BandeEnge Bande
Felix Krebs / Jrg Kronauer
Studentenverbindungen in DeutschlandEin kritischer berblick aus antifaschistischer Sicht
Von Andrea Strbe
Die Autoren ermglichen Einblicke in das Innenleben und Denken vonStudentenverbindungen.
Dieses Jahr zu Pngsten feierte in Eisenach die Deutsche
Burschenschaft (DB), Dachverband vieler Verbindungen, den
Burschentag. Auf diesem sollte der Antrag einer Burschenschaft
eingebracht werden, der forderte, dass die in der Verbandsverfassung
festgehaltene Bedingung zur Mitgliedschaft - das Teilen eines
gemeinsamen Schicksals - die deutsche Abstammung beinhalte.
Desweitern war die Forderung, eine andere Verbindung aus dem Verband auszuschlieen, da diese einen chinesischstmmigen
Studenten aufgenommen habe (Nebst vielen anderen geleakten
Burschentag-Dokumenten nachzulesen in den Tagungsunterlagen
Burschentag 2011 auf linksunten.indymedia.org - ab S. 51). Der DB
distanzierte sich nicht von der entlichen Kritik, sondern spielte sich
in die Opferrolle; ein Antrag sei ja noch kein Beschluss und man knne
nicht die Meinung mancher als die Meinung eines ganzen Verbandes
werten. Die Meinung mancher? Sind rassistische und vlkisch-nationalistische Haltungen in Studentenverbindungen wirklich die
Ausnahme und nicht reprsentativ fr ein Gros der Verbnde? Um
dieser Frage nachzugehen, lohnt es sich, einen Blick in das Bndchen
Studentenverbindungen in Deutschland von Felix Krebs und Jrg
Kronauer zu werfen, das krzlich in der Unrast transparent-Reihe
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http://www.kritisch-lesen.de/author/andrea-struebe/http://linksunten.indymedia.org/de/node/41598http://linksunten.indymedia.org/de/node/41598http://www.kritisch-lesen.de/author/andrea-struebe/8/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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erschien. Auf knapp 60 Seiten stellen die Autoren bereit, was sie
im Untertitel versprechen: Einen kritischen berblick aus
antifaschistischer Sicht, der Fakten liefern soll aus den schwer
zugnglichen Studentenverbindungsszenen.
SStrukturtrukturenen
Einfhrend erlutern Krebs und Kronauer die wichtigsten Begrie
und Strukturen, mit und in denen sich Studentenverbindungen, auch
Korporationen genannt, bewegen. Die Tradition des
Verbindungswesens in Deutschland und sterreich ist gut 200 Jahre
alt und wird umfassend gepegt. Derzeit sind in 900 Verbnden in
Deutschland und sterreich rund 19.000 Studierende und 137.000
Alte Herren und Damen gezhlt. Zu dem Regelwerk, dem Comment,gehren das Lebensbundprinzip (lebenslange Mitgliedschaft), das
Conventsprinzip (Basisdemokratie) und in vielen Verbindungen das
Schlagen von Mensuren, einem Fechtkampf, der die Tapferkeit der
fast ausschlielich mnnlichen Verbndeten unter Beweis stellen soll.
Unterschiede bei den Verbindungen (katholische und christliche
Verbindungen, Corps, Burschenschaften, Turnerschaften etc.) und
ihren Dachverbnden (DB, Coburger Convent etc.) gibt es hinsichtlich
der religisen und politischen Orientierung, der Bruche und
Prinzipien und der sportlichen und musischen Aktivitten. Das Tragen
oder Fhren von Farben (Band und Mtze) und das Schlagen von
Mensuren sind ebenfalls verbindungsabhngig.
Ein wichtiger Brauch der Korporationen ist die Kneipe - ein schlichtes
Besufnis, jedoch von groer Gemeinsamkeit stiftender und
erzieherischer Bedeutung, weil zahlreiche Trinkregeln im
Biercomment festgelegt sind. Oder der Kommers - Veranstaltungen,
bei denen ein Festredner geladen ist (nicht selten aus Reihen derextrem Rechten) und bei denen der Alkoholkonsum genauso wichtig
ist, Hierarchien und Autoritten mssen trotz Volltrunkenheit
anerkannt und beibehalten werden, eine gewnschte bung in
Selbstdisziplin.
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SchlagseiSchlagseite nach rte nach rechechtsts
Die DB erklrte schon vor vier Jahrzehnten die Zugehrigkeit in einer
Burschenschaft nicht fr unvereinbar mit einer NPD-
Parteimitgliedschaft. Demnach und der ideologischen Ausrichtung des
Verbands entsprechend gibt es einige Burschenschaftler, die in der
NPD oder anderen extrem rechten Organisationen aktiv sind. Die
jngsten Auseinandersetzungen um die DB erstaunen also nicht.
Kronauer und Krebs stellen fest, dass das Spektrum an politischen
Haltungen in den verschiedenen Korporationen von liberal ber
konservativ hin zu vlkisch reicht, berschneidungen personeller und
ideologischer Art mit neofaschistischen Gruppierungen jedoch in
geringer Anzahl verbleiben. Deshalb unterstreichen die Autoren die
Notwendigkeit eines dierenzierten Blicks, um Kritik auch fundiertuern zu knnen. (S. 19) Denn dem Vorwurf der Pauschalisierung
seitens der Verbindungen sollte nicht recht gegeben werden.
Der Verband, der immer wieder durch Beziehungen zur extrem
Rechten aullt, ist der DB. In diesem grndete sich 1961 die
Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) aus dem rechten Flgel als
Fraktion. Dieser gehren mittlerweile 45 Burschenschaften aus
Deutschland und sterreich an. Die BG pegt enge Kontakte zur NPD
und zur sterreichischen FP. In ihrem Grndungsprotokoll bekenntsie sich zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegri (S. 50) und geht
davon aus, dass durch die an Polen bertragenen Gebiete eine
einseitige Verletzung des Vlkerrechts vorliegt (S. 51), da dies aus
deutscher Perspektive nicht freiwillig geschah. Auch auerhalb
dieses Verbands feiern zahlreiche Burschenschaften zum Jubilum der
Reichsgrndung 1871 sogenannte Reichsgrndungskommerse und
auf den Internetseiten einiger Verbindungen ndet sich das Lied der
Deutschen. Diese Beispiele werden von Kronauer und Krebs um vieleweitere erweitert und liefern Indizien dafr, dass es in vielen
Burschenschaften nicht bei konservativem Dnkel verbleibt. Doch ist
dies nicht bei allen so, und so erstaunt die Autoren vor allem,
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dass sich die konservativen und liberalen Verbnde zu
wenig entlich von ihren vlkischen und extrem rechten
Verwandten abgrenzen, stattdessen zu deren politischer
Einstellung schweigen oder sogar mit ihnen in vielfltiger
Weise kooperieren. (S. 19)
Ein einziges Beispiel fr eine konsequente Distanzierung wird an
dieser Stelle angebracht: Als es Teilen der DB durch die Aktivitten
der BG zu rechtslastig wurde, traten einige Verbindungen aus und
grndeten die Neue Deutsche Burschenschaft (NBD). Die SPD
hingegen scheiterte klglich an einem Beschluss zur Unvereinbarkeit
von Parteimitgliedschaft und Mitgliedschaft in einer Burschenschaft,
woran mitunter hohe Funktionre, die beidem angehren, beteiligt
waren. Die Distanzierung von vlkischen oder extrem rechtenVerbindungen scheint oftmals tatschlich nicht gewollt. Was schon
sehr fr sich spricht. Grund dafr mag neben personeller
Verstrickung auch die hochgehaltene Solidaritt sein, mit der die
Verbindungen sich gegen Kritik von auen und Selbstreexion wehren.
Da erscheint es doch fast merkwrdig, dass sich Verbnde wie der
Coburger Convent und andere seit den neusten Ereignissen um den
DB entlich von diesem distanzieren. Vielleicht fanden sie in diesem
rassistischen Verband ein gefundenes Fressen, um sich selbst zurehabilitieren. Dieser Verdacht der Instrumentalisierung liee sich
vielleicht noch durch die Information aus dem Buch erhrten, dass
schon lngst einige Dachverbnde nur Mitglieder aufnehmen, die
deutscher Abstammung sind. (S. 44)
GeschichGeschichtsrtsrevisioevisionismnismus und Deuus und Deutschtschtmeleitmelei
Die im 19. Jahrhundert entstandenen studentischen Korporationen
dienen den heutigen Verbindungen als Vorbild. Die Burschenschaften,die sich aus den Kriegen Anfang des 19. Jahrhunderts
zusammenschlossen, waren von dem Wunsch beseelt, einen deutschen
Nationalstaat zu schaen. Die vlkische Orientierung war von Beginn
an stark prsent und mndete sehr bald in einen ausgeprgten Hass
gegen den franzsischen Gegner und im Antisemitismus. 1920 fasste
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der DB den Beschluss, dass nur deutsche Studenten arischer
Abstammung, die sich oen zum Deutschtum bekennen, in die
Burschenschaft aufgenommen werden. (S. 27)
Der Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt), vertrat, wieviele andere Korporationen, eine aggressive Deutschtums-Politik (S.
28) und stellte die Erhaltung des Deutschthums (S. 29) und die
enge Bindung der deutschsprachigen Gebiete im Ausland an oberste
Stelle der Agenda. Eine Politik, die bis heute eine groe Rolle in
Verbindungen spielt: Burschenschaftler sorgen sich nicht nur um
Deutschtum, Volk und Vaterland heute, sondern auch um den Ruf
des verblichenen Deutschen Reichs (S. 52), konstatieren Krebs und
Kronauer. So spielt die Deutschtums-Politik nach wie vor in vielen
Verbindungen eine groe Rolle. Dabei geht es tatschlich um eineblutliche Abstammungsgemeinschaft und die Ansicht, diejenigen
Gebiete in Europa, in denen Deutsch als Muttersprache gesprochen
wird, bildeten einen besonderen Kulturraum und mssten sich durch
besonders enge Beziehungen verbinden. (S. 44) Deshalb pegen nicht
nur der VVDSt und der DB enge Beziehungen zu Verbindungen in
sterreich und zu einigen Vertriebenenverbnden, um Einuss auf
die ehemaligen Ostgebiete zu nehmen und die deutschsprachigen
Minderheiten zu schtzen.
EliElitekult und Atekult und Auutotoriritarismtarismusus
Die Studentenverbindungen sind durch klare, autoritre Hierarchien
organisiert und das Lebensbundprinzip festigt
generationsbergreifende Zusammenhnge. Der verbindungstypische
Habitus wird durch zahlreiche Prinzipien, Wertesysteme und Regeln
anerzogen. Dabei stehen die Persnlichkeitsentwicklung und die
Verinnerlichung des Corpsgeistes im Vordergrund. Allein dieWeisung der ritterlichen Verhaltensweisen stellt eine elitre Haltung
dar, die die Mitglieder einer Verbindung von den nicht-korporierten
abheben soll. Und auch wenn Studentenverbindungen nicht mehr den
Einuss an den Universitten haben wie einst, haben sie sich
betrchtlichen Einuss bewahrt (S. 36). Noch vor zehn Jahren waren
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20 Prozent aller deutschen Vorstandsmitglieder in einer Verbindung.
Die Mitgliedschaft in einer Verbindung kann also per Seilschaften
immer noch eine Einstiegshilfe in elitre Berufssegmente bedeuten.
Auch ranghohe Politiker wie Jrgen Rttgers und Peter Ramsauer
sowie zahlreiche mediale Persnlichkeiten gehren Verbindungen an.Allein der zahlreichen Namensnennungen wegen lohnt sich ein Blick in
das Buch.
Die Autorittsxierung, die von einem natrlichen Oben und Unten
ausgeht, ist allen Mnnerbnden gemein und soll mglichst
unhinterfragt bleiben. Zum idealen Mnnerbild der vlkisch
orientierten Ideologie gehrt der wehrhafte Mann, der Autoritten
gehorcht. Der Mnnlichkeitskult wird vor allem in schlagenden
Verbindungen gefeiert, in denen whrend der Zeit der Aktivitas(whrend des Studiums) Mensuren gefochten werden mssen. Bei dem
Kampf mit scharfen Waen geht es um berwindung von Angst und
um das Einstehen fr die eigene Korporation (S. 11). Deshalb sei
er ein Mittel () der Persnlichkeitsbildung und dient () dem
Schutz vor angeblicher Verweichlichung und Verweiblichung(S.
11).
Das Frauenbild in den mnnlichen Verbindungen ist geschlossen
sexistisch. In diesem Sinne haben Damenverbindungen kaum
Bedeutung bei ihren mnnlichen Pendants, sind in keinem
Dachverband organisiert und auch Seilschaften funktionieren
aufgrund der kurzen Lebensdauer der meisten Verbindungen nicht.
Frauen spielen in den Burschenschaften meist die Rolle der
schmckenden Couleurdame (S. 18) des Sexualobjekts und der
Ehefrau.
Das Buch liefert viele Hintergrnde und Fakten zu denStudentenverbindungen in Deutschland, die wohl meistens hinter
verschlossenen Vereinstren verbleiben. Aufgrund der Dichte und der
sprachlichen Einfachheit sind viele Informationen entnehmbar und so
eignet sich das Bndchen tatschlich sehr als Einstiegshilfe und zum
Immer-wieder-nachschlagen. Und so liefert das Buch, obwohl es
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keinen Ausblick oder Handlungsperspektiven nennt, doch genau das:
Aufdecken und Aufklren fr eine antifaschistische Position, die die
Verbindungen in Erklrungsnot zwingt und aus ihrer elitren
Abgeschlossenheit herausholt.
Felix Krebs / Jrg Kronauer 2010: Studentenverbindungen in
Deutschland. Ein kritischer berblick aus antifaschistischer Sicht.
Unrast Verlag, Mnster.
ISBN: 978-3-89771-107-5. 80 Seiten. 7.80 Euro.
[Link zum Artikel]
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JJede Tede Tat hat ihrat hat ihren Ten Tatoatortrt
Christoph Schulze / Ella Weber (Hg.)
Kmpfe um RaumhoheitRechte Gewalt, "No Go Areas" und "National befreite Zonen"
Von Klaus Maria
Ein kleines Bchlein, das zeigt, wie erfolgreich extrem Rechte Rumeauch in den Kpfen besetzen und wie wichtig es ist, diese
zurckzuerobern.
Die Begrie national befreite Zone (NBZ) oder No Go Area sind
fast jedem in unserem Sprach- und Bildungsraum bekannt. Beiden
ist gemein, dass sie als Angstrume behandelt werden. Der Begri
NBZ nimmt die Sicht der nazistischen Tter_innen, die No Go Area
die Auenstehender und der Angstraum geht von der
Betroenenperspektive aus. Es ist eine Frage der Perspektive, werwelchen Begri fr eine Verortung von gefhlsbesetzten Rumen
verwendet. Den Gemeinsamkeiten und Problematiken dieser Begrie
und ihrer Verwendung in den Medien widmet sich das in der Unrast
transparent-Reihe "rechter Rand" erschienene Buch Kmpfe um
Raumhoheit. Rechte Gewalt, No Go Areas und National befreite
Zonen.
Es erscheint wie der Versuch eines Brckenschlags, bei dem Christoph
Schulze und Ella Weber die theoretische und die praktische Seite des
Konzeptes der national befreiten Zone innerhalb und auerhalb der
Rechten greifen und beleuchten.
Hierfr ziehen sie drei Ausarbeitungen von Thomas Brk und Uta
Dring heran.
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Brk ist eher dem raumtheoretischen Ansatz zugewandt, wobei sich
Dring mit den Aspekten in Praxis und Alltag beschftigt.
Einfhrend sind kurze Schilderungen anonymer Personen aus der
Betroenenperspektive angefhrt. Sie verdeutlichen die eindringlicheund hug nachhaltige Wirkung der zumeist spontan ausgefhrten
Taten (S. 15). So beschreibt ein Insasse eines Flchtlingsheims, wie
die regelmigen bergrie seinen Bewegungsspielraum noch mehr
einengten: Wenn ich einkaufen will, warte ich bis sich jemand anders
auf den Weg macht. (S. 8) Auerdem wird klar, dass nicht nur
der nonverbale Angri ein Gefhl der Unsicherheit schat, sondern
die stndige Vermittlung der Ablehnung einen groen Anteil haben.
Die Angst vor krperlicher Gewalt wurde schnell berlagert von
Alltagsrassismus, der berall herrscht. Das belastet mehr, als einmalauf die Fresse zu kriegen. (S. 9)
Die BegriffDie Begriffe NBZ, Ne NBZ, No Go Aro Go Area und Angstraumea und Angstraum
Der Begri National befreite Zone (NBZ) entstammt der nationalen
Rhetorik und etablierte sich in den frhen 1990ern durch verschiedene
Szenemagazine. Nach Uta Dring ist er, wie so vieles, aus einer
linken Terminologie entlehnt. Zum Beispiel rief das trotzkistische
Revolutionre Volksheer (ERP) in Argentinien der 1970er () einebefreite Zone aus (S. 40). Die Konzeption seien schwerpunktmig
Entlehnungen Mao Tse Tungs Revolutionstheorie und Ideen einer
franzsischen Organisation namens Nouvelle Rsistance (S. 40).
Eine konkrete Ausarbeitung aus deutscher Perspektive geschah um
die Jahrtausendwende in der NPD-Zeitschrift Deutsche Stimme (S.
41). Letztendlich wrde ein wirtschaftlich und politisch unabhngiges
Territorium mit einer stetigen und umfassenden Einussnahme auf
die Gesamtbevlkerung (S. 16) angestrebt. Es geht also nicht nur umein einschchterndes Element, extreme Rechte wollen in die Mitte
der Gesellschaft und gehen in die freiwillige Feuerwehr, veranstalten
Kinderfeste, Konzerte, Modenschauen oder ernen Bibliotheken wie
in Anklam. berall dort, wo sie sich sicher genug fhlen knnen,
nehmen sie (halb-)entlichen Raum ein und fangen an, das
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Territorium zu beanspruchen. Ihre verstrkte Prsenz im entlichen
Raum hat natrlich Wirkung auf Menschen, die in das gngige
Feindbild passen. 2000 wurde der Begri NBZ zum Unwort des
Jahres und erreichte, auch auerhalb der braunen Kpfe, eine breite
entlichkeit.
Nachdem in den 1990ern medial aufgearbeitet wurde, dass es Gebiete
in der BRD gibt, in denen Rechte eine gewisse Dominanz im
entlichen Raum fr sich beanspruchen, gelangte diese Information
1998 auch in die englische Presse (S. 46). Hier sprach man aber nicht
von der NBZ sondern von No Go Areas. (Massen-) Medien haben
einen enormen Einuss auf unsere Wahrnehmung und den politischen
Diskurs selbst. Ein besonderes Beispiel hierfr sind die 2006 erklrten
No Go Areas in der BRD. Das bezeichnende hierbei ist, dass Medienden extrem Rechten diesmal zuvor kamen und die Naziterritorien
kartographisch fr sie bestimmten, aufbereiteten und in die
Wohnzimmer trugen.
Der Ursprung der Begriswolke Angstraum lsst sich in den
feministischen Debatten der 1980er Jahre verorten (S. 27, 37). Er
befasst sich dem Sicherheitsempnden von Personen. Hierbei spielt
die Beziehung zwischen Rumen und den individuellen
Angsterlebnissen sowie den sozialen Interaktionen eine tragende
Rolle. So sind Menschen, die Gewalterfahrungen durchleben mussten,
hug traumatisiert und knnen an den betreenden Rumen eine
Retraumatisierung erleben. Hier besteht die Gefahr, dass sich ein
mentaler Stadtplan (S. 61) in den Kpfen etabliert. Dieser wird durch
Interaktion und Kommunikation ber die einzelne(n) betroene(n)
Person(en) hinaus gefestigt und kann durch die mediale Aufbereitung
berregionale Beachtung erlangen.
Die drei im Buch dargelegten Sichtweisen ermglichen es den
Herausgeber_innen ihr Anliegen, nmlich Rume
zurckzugewinnen, deutlich aufzuzeigen. So schat Brk erst das
Verstndnis fr die Konstitution des (sozialen) Raums, aber auch ein
Bewusstsein fr den Umgang mit bestimmten Begriichkeiten in der
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entlichen Debatte, zum Beispiel bezglich der Angstkartographien
(S. 31). Oder den Umstand, dass inationr verwendete (S. 33)
Begrie nicht nur die Analyse erschweren, sondern auch die Rume
der Rechten erweitern. Die Lesenden sollten deshalb einen Raum erst
dekonstruieren, denn aus sozialkonstruktivistischer Perspektive gbees den Raum an sich nicht (S. 23), um sich seiner Wirkung mit
den verschiedenen Teilaspekten gewahr zu werden. Dies gelingt Brk
recht eingngig, wenn auch mit einem fr Fachfremde
gewhnungsbedrftigen Vokabular und ohne direkte
Quellennachweise.
Nachdem der Raum an sich also als konstituierbar deklariert wird,
erklrt Uta Dring seine Unbestndigkeit (S. 54). Es gibt keinen (halb-
)entlichen Raum, den die extrem Rechten jemals eektivlngerfristig geduldet fr sich beanspruchen konnten. Natrlich gibt
es die, durch die Kommunikation bestimmter Vorflle (oder durch die
Vorflle selbst), begnstigten Angstrume. Die Autorin schreibt sehr
praxisnah und nimmt sich umfangreich der medialen Aufbereitung der
Begriichkeiten an. Hinzu kommt, dass sie sich dem Alltag zuwendet
und darlegt, wie die Betroenen bestimmte Rume wahrnehmen, wie
Dritte diese erleben und in welcher Form gewaltgeprgte Situationen
auch im greren Rahmen kommuniziert werden.
Raum (Raum (zurckzurck-)gewinnen-)gewinnen
Ella Weber rundet die Abhandlungen in Kmpfe um Raumhoheit mit
ein paar kleinen praktischen Anstzen ab. Sie verweist darauf, dass
es hug schon hilft, das Gefhl der Sicherheit zu vermitteln, um
sich und andere ein Stck weit von der vermeintlichen Bedrohung in
bestimmten Gebieten zu befreien. Auerdem sei ein breit angelegter
Widerstand gegen die Verbreitung von Nazirumen, ob es sich hierbeinun um nationale Zentren, bestimmte Regionen oder den
entlichen Diskurs handelt, der beste Weg um denen den Raum
zu nehmen(S. 69). Hierbei erlutert sie, dass es wichtig sei oen
und bndnisfhig zu sein, () um politische Gegenkrfte
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zusammenzubringen (S. 67) und sich nicht zu isolieren und damit
angreifbarer zu machen.
Fassen wir also zusammen: Rume sind nicht gleichzusetzen mit
Territorien und ein aktiver Antifaschismus kann diese ebenso wieder von vermeintlichen Bedrohungsszenarien befreien. Ein bedachter
Umgang mit bestimmten Termini, gerade im entlichen Diskurs, ist
notwendig, um der extremen Rechten nicht in die Hnde zu spielen. Es
ist immer schwierig, bestimmte Wrter zu verbrennen oder denen
zu berlassen. Jedoch sollte klar sein, dass der unbedachte Umgang
mit einigen Worten Angstrume net und dadurch eine Exklusion des
Senders oder einer bestimmten Empfngergruppe impliziert. Das Buch
zeigt uns ebenfalls, dass kein Raum so bestndig ist, wie er scheinen
mag. Wodurch sich immer die Mglichkeit ernet, diese Rume durchWort und Tat aufzubrechen und ihn einer konstruktiveren
Nutzungsmglichkeit, als die von rechten Akteuren kolportierten, zur
Verfgung zu stellen. Der freie Raum ist der eigene
Handlungshorizont und es liegt an den Menschen, die ihn bewohnen
wollen, wie er wahrgenommen wird.
Christoph Schulze / Ella Weber (Hg.) 2011: Kmpfe um Raumhoheit.
Rechte Gewalt, "No Go Areas" und "National befreite Zonen". Unrast
Verlag, Mnster.
ISBN: 978-3-89771-109-9. 72 Seiten. 7.80 Euro.
[Link zum Artikel]
Seite 23 von 49
http://www.kritisch-lesen.de/?p=2898http://www.kritisch-lesen.de/?p=28988/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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RechRechte ins Abseite ins Abseits stellen: Zts stellen: Zur Vur Verteidigung deserteidigung desFFuballsuballs
Ronny BlaschkeAngriff von RechtsauenWie Neonazis den Fuball missbrauchen
Von Gabriel Kuhn
Der Fuballsport wird seit langem fr extrem rechte Propaganda
genutzt. Ronny Blaschke prsentiert in einem neuen Buch
gegenwrtige nazistische Umtriebe und Gabriel Kuhn schreitet zur
linken Verteidigung.
Im Sommer 1983 sa ich auf einer Schaukel im Garten meines Onkels
und meiner Tante in Gablitz, einer kleinen niedersterreichischen
Marktgemeinde in der Nhe Wiens. Ich war elf Jahre alt. Neben mir lag
eine aufgeschlagene Zeitschrift mit einem Artikel zur Borussenfront,die Anfang der 1980er Jahre mit extrem rechten Parolen und oener
Gewaltzelebrierung dem Fuballfandasein in Deutschland ein neues
Gesicht verlieh. Mein Onkel gesellte sich zu mir und schielte auf die
kahl rasierten BVB-Anhnger: Machen die dir Angst? Mutig genug,
die Wahrheit zu sagen, meinte ich Ja. Mein Onkel, 1.96 gro und
hundert Kilo schwer, meinte: Mir auch. Ich war beruhigt.
Die Borussenfront wird auch in Ronny Blaschkes Angri von
Rechtsauen. Wie Neonazis den Fuball missbrauchen erwhnt.
Allerdings als historische Funote. Blaschke, einer der engagiertesten
Fuballjournalisten Deutschlands, konzentriert sich in dieser
Sammlung von Artikeln und Interviews auf die gegenwrtigen extrem
rechten Unterwanderungsversuche im Fuballbereich: Wir lesen ber
Fangruppen wie die Blue Caps beim 1. FC Lokomotive Leipzig, den
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http://www.kritisch-lesen.de/author/gabriel-kuhn/http://www.kritisch-lesen.de/author/gabriel-kuhn/8/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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NPD-Schiedsrichter Stephan Haase aus Ldenscheid und den
thringischen Amateurverein SG Germania.
RechRechte Vte Voorstrste im Amateurbere im Amateurbereicheich
Blaschkes Texte verdeutlichen, wie sehr sich extrem rechte Aktivittenin die unteren Ligen verlagert haben. Die weitgehende wenn auch
keineswegs vollstndige Zurckdrngung extrem rechter Akteure
im Profuball hat mehrere Grnde. Zunchst die vorbildhafte
antifaschistische Arbeit im Fanbereich, die seit ber fnfzehn Jahren
wesentlich von BAFF koordiniert wird - einst Bndnis
antifaschistischer Fuballfans, heute Bndnis aktiver Fuballfans,
wobei mit der Namensnderung keineswegs die klare Positionierung
gegen Rechts aufgegeben wurde. Dann das nicht zuletzt von derFanarbeit angeregte antirassistische Engagement des DFB, das sich
vor allem auf die medienprsenten Proligen konzentriert. Und
schlielich der Einsatz der Vereine, denen ein extrem rechtes Umfeld
bei Sponsorenverhandlungen nicht unbedingt dienlich ist. Im
Gegensatz dazu fehlen im Amateurbereich oft linke Fangruppen, der
DFB schickt keine achtsamen Vertreter_innen und die Vereine haben
nicht die Ressourcen, und manchmal auch nicht den Willen,
antifaschistische Mindeststandards auf den Sportpltzen
durchzusetzen. Blaschke schildert die Konsequenzen, die sich daraus
fr Vereine wie den Roten Stern Leipzig, Trkiyemspor Berlin oder
TuS Makkabi Frankfurt ergeben, deren Spieler sich immer wieder
Beleidigungen, Drohungen und selbst ttlichen Angrien ausgesetzt
sehen.
Eine besondere Herausforderung fr linke Fuballfans ergibt sich aus
der Tatsache, dass viele der Argumente, mit der die im Fuballbereich
engagierten Rechten ihre Arbeit legitimieren, linken Argumentendurchaus nahe kommen. So etwa, wenn Klaus Beier, Geschftsfhrer
der NPD, meint: Mit den Jahren schritt die Kommerzialisierung im
Profuball immer weiter voran. Durch Millionentransfers der Spieler
ist mir die Lust vergangen, dieses Geschacher habe ich nicht mehr
ertragen. Inzwischen konzentriere ich mich auf die unteren Ligen,
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dort ist der regionale Bezug noch vorhanden. (S. 51) Oder wenn
der NPD-Chef Nordrhein-Westfalens, Claus Gremer, die Bedeutung
von Amateurfuballturnieren wie folgt unterstreicht: Solche
Veranstaltungen () sind wunderbar geeignet, den Zusammenhalt
untereinander zu frdern. (S. 46)
KKoommerzialisierungskrimmerzialisierungskritik und Gemeinschaftstmeleitik und Gemeinschaftstmelei
Die Kritik an der Kommerzialisierung des Fuballs ist ein altes rechtes
Thema. Bereits die Nazis sprachen von der Zerstrung des Fuballs
durch das jdische Kapital, nachdem 1925 die erste Proliga auf
dem europischen Kontinent vom SC Hakoah Wien dominiert wurde.
Gleiches gilt fr den Wert des Zusammenhalts, den der NPD-Mann
Gremer auch unmittelbar mit der Kameradschaftspege inZusammenhang bringt. Letztlich unterscheiden sich die Probleme, die
sich daraus fr linke Positionen ergeben, jedoch nicht von den
Herausforderungen, die rechte Kapitalismuskritik oder rechte
Sozialismushuldigungen fr die Linke allgemein stellen: Die eigenen
Positionen mssen dierenzierter reektiert und deutlicher dargestellt
werden.
In Bezug auf die Kommerzialisierung des Fuballs sind nicht alle
Aspekte verwerich. Die Professionalisierung des Sports hat Arbeiter_innen neue gesellschaftliche Rume ernet und das
Spektakel Fuball hat wesentlich zur Pluralisierung eines einst
beinahe ausschlielich mnnlichen und weien Publikums
beigetragen. Die politisch relevanten Fragen, die sich fr Linke hier
stellen, sind: Kommt es zu neuen Ausschlussformen, vor allem
konomischen? Geht mit diesen Entwicklungen eine Demokratisierung
in Verbnden und Vereinen einher? Hlt die gewerkschaftliche
Organisierung mit der zunehmenden Prekarisierung von FuballprosSchritt, die den groen Sprung nicht schaen? Kommt es zu einer
Zweiklassengesellschaft innerhalb des Profuballs? Welche
Auswirkungen hat die Kommerzialisierung auf den Fuball als
Breitensport? Dies sind Themen, die linke Fans besetzen mssen, um
sich von einem dumpfen Kommerzialisierung ist Scheie und von
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einer reaktionren Deutung des populren Slogans Gegen den
modernen Fuball abzugrenzen.
Auch gegen reaktionre Besetzungen der so viel bemhten
Gemeinschaft muss oensiv vorgegangen werden. KollektiveErfahrungen und kollektives Handeln bleiben fr linke Politik zentral
und der Fuballsport kann hier wichtige Beitrge leisten. Der
Unterschied zwischen dem linken und dem rechten Kollektiverlebnis
Fuball hngt sich freilich am Verstndnis des Kollektivs auf.
Volksgemeinschaft hier, Multitude (oder Meute oder der
Lieblingsbegri des Lesers_der Leserin) dort. Wie immer ist es
notwendig, sich die rechte Rhetorik genau anzusehen. Aus einem
relativ harmlosen Pldoyer fr die Verankerung eines Sportvereins
in seinem sozialen Umfeld kann beispielsweise im Handumdrehenrassistische Propaganda werden. So erinnert sich der NPD-
Geschftsfhrer Beier wehmtig an Zeiten, zu denen Spieler fr Fans
greifbar waren, was heute jedoch nicht mehr mglich sei, da Spieler
aus aller Welt fr Millionen zusammengewrfelt werden (S. 51). Was
hat die Tatsache, dass Menschen aus aller Welt in einem Verein spielen,
damit zu tun, die Spieler des Vereins fr die Fans nicht greifbar sind?
Ein Schweinsteiger beim FC Bayern ist nicht zugnglicher als ein
Ribry.
Hier wird, wie gewohnt, Migration fr strukturelle Probleme
verantwortlich gemacht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass
viele der Spieler, die ein Klaus Beier nicht in einer greifbaren
Mannschaft sehen will, nicht aus aller Welt zusammengewrfelt,
sondern in Deutschland geboren wurden und dort aufgewachsen sind
auch wenn ihre Namen, ihre Hautfarbe oder ihre Religion nicht in
kleinkarierte Lokalmythologien passen mgen. Dasselbe gilt fr viele
Fans.
LinkLinke Abwe Abwehrehr
Der Kontakt zwischen Vorstand, Spielern und Anhngern bzw. die
lokale Verankerung eines Vereins kann linker Politik durchaus
zutrglich sein. Doch muss dies antirassistisch und multikulturell
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gedacht werden (zur linken Renaissance des verschmhten Multikulti-
Begris trage ich angesichts der immer noch dmmeren konservativen
Angrie auf ihn gerne bei). Dann lassen sich auf dieser Basis starke
solidarische und integrative Kollektivformen entwickeln, die sich
positiv auf eine breite antifaschistische Bewegung auswirken knnen.hnliche Potentiale liegen in selbstorganisierten Fuballvereinen und
Fuballturnieren, in denen das Spiel dem sozialen Austausch dienen
und zum Halt orientierungsloser Jugendlicher werden kann. Diese
Potentiale werden nicht fragwrdig, weil auch Rechte versuchen,
selbstorganisierte Fuballprojekte fr ihre Zwecken zu nutzen
Rechte versuchen dasselbe mit Punk, Grati und HipHop-Klamotten.
Die Linke darf diese Felder nicht einfach kampos abgeben. Die
Aufgabe ist vielmehr, sie zu behaupten: mehr Fuballturniere zu
veranstalten, mehr Spa zu haben und, natrlich, schner zu spielen
(was angesichts bulldogsthetikkonformen rechten Haudrauuballs
nicht schwierig ist).
Manchmal geht in Angri von Rechtsauen. Wie Neonazis den
Fuball missbrauchen der Bezug zum Titel etwas verloren. In
Interviews wie jenen mit Halil Altintop oder Yves Eigenrauch oder
in den Beitrgen zur Geschichte des jdischen Fuballs oder zum
Antiziganismus in Ungarn kommen Neonazis im Fuball gar nichtoder nur am Rande vor. Gleichzeitig fokussieren einige Artikel, etwa
zu extrem rechten Symbolen oder zur Rockband Kategorie C, vor
allem auf rechte (Jugend)kultur und der Fuball wird eher zur Kulisse.
Wer darauf besteht, auf jeder einzelnen Seite des Buches ber nichts
Anderes als neonazistische Aktivitten im Fuballbereich zu lesen,
mag sich daran stren. Wer jedoch bei dem Thema auch gerne weiter
ausholt, den gesamtgesellschaftlichen Kontext miteinbezieht und
allgemeine Fragen zu Diskriminierung im Fuball diskutiert, wird eher
zur Freude Anlass nden. In jedem Fall trgt Blaschkes Ansatz dazubei, dass Fuballleidenschaft fr die Wertschtzung des Buches keine
unbedingte Voraussetzung darstellt. Das Buch ist fr all jene von
Belang, die an extrem rechter Politik, ihren Strategien und ihrer
Inltrierung gesellschaftlicher Rume interessiert sind. Fr die grte
Verunsicherung bei der Lektre sorgt Theo Zwanziger, dessen
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Interview einmal mehr die Frage aufwirft, wie ein DFB-Prsident und
ehemaliger CDU-Landtagsabgeordneter zu derart vernnftigen
Aussagen imstande sein kann.
Ronny Blaschke 2011: Angri von Rechtsauen. Wie Neonazis denFuball missbrauchen. Verlag Die Werkstatt, Gttingen.
ISBN: 978-3-89533-771-0. 224 Seiten. 16.90 Euro.
[Link zum Artikel]
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HistoHistorikrikerstrerstreieit: St: Splplwasser im Cocktailglas! Bwasser im Cocktailglas! Biittetteselber saufselber saufenen
Matthias Brodkorb (Hg.)Singulres Auschwitz?Ernst Nolte, Jrgen Habermas und 25 Jahre "Historikerstreit"
Von Fritz Gde
Um es gleich zu sagen: berssiges Aufwrmen ltesten
Waschwassers. Neues ist nicht zu erfahren: weder ber Noltes
angebliches Recht noch ber Habermasens Unrecht.
Interessant dabei nur eins: die Frankfurter Allgemeine hatte seit
Jahren dem einstigen Favoriten Nolte die kalte Schulter gezeigt. Nun
erbrigt sie ziemlich viel Raum, um dem grten Schreihals unter
den Beitrgern des Sammelbands Egon Flaig Platz fr lrmende
Breitseiten gegen Habermas einzurumen.
WWoher der Moher der Meineinungswungswechsel?echsel?
Worauf sie bei der FAZaus sind, muss dahingestellt bleiben. Worauf es
Brodkorb ankam, dem verdienstvollen Bekmpfer aller Extremismen,
vor allem des eingebildeten von links, war wohl Ansehensgewinn.
Vorboxen in die erste wissenschaftliche Reihe. Deshalb sein unendlich
umstndlicher Andeutungsstil, dem alten Nolte peinlich abgeschaut.
In der Hauptsache geht es ihm darum, dass Habermas eines drberbekommt. Brodkorb greift nicht etwa den allerlahmsten Begri
Habermas' an: Verfassungspatriotismus. Htte es den wirklich mal
gegeben, also Anhnglichkeit an die rechtlich gefasste Freiheit, htten
alle 1989 aufjaulen mssen, als die wichtigsten Bestimmungen des
Grundgesetzes ber Bord geworfen wurden - durch Trick und
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Erpressung einer Volkskammer. So ohnmchtig Habermasens
Zielvorstellungen vom Verfassungspatriotismus heute wirken, in einem
Punkt hatte er auf jeden Fall recht. Dass nmlich Nolte und die
anderen angegrienen Historiker Hilfsbataillons darstellten im Kampf
fr Kohls "andere Republik". Fr den Rckweg zum neuenNationalismus, wie er sich inzwischen als quasi selbstverstndlich
durchgesetzt hat.
Was dem Aufwrmer kalt gewordener Streitigkeiten uerst missfllt,
ist die Weigerung des Philosophen Habermas, am Brodkorb
mitzunaschen. Das wird als Charakterfehler erkannt und gem der
Nikomachischen Ethik des Aristoteles verurteilt (Brodkorb ist wie Flaig
Grzist und zitiert anfallsweise auf griechisch). Dafr kann Brodkorb
mit Nolte zusammen in wohligem Dunkel den Grundgedanken vonHitlers sekundrer Antwort auf Stalins (eigentlich Lenins) Erstschlag
ausbreiten. Kein klarer Standpunkt - alles Meinung, Fragen. Wie
Hannah Arendt beim ersten Besuch in Berlin nach dem Krieg
feststellte: Alle Tatsachen waren verschwunden. Es gab nur noch
Meinung. Auch Nolte - in die Defensive getrieben - kennt in einem
seiner letzten Bcher ("Streitpunkte") nur noch Fragen. Ausgelegt
auf dem Whltisch fr Nackte. Und andere Bedrftige. Im traulichen
Gesprch mit Brodkorb wird alles aufgetragen. Der moniert manchmalzart, mit einem Zitatenzettel in der Hand. Und immer noch geht es um
die "Singularitt".
SSingulariingularitt der deutt der deutschen Vtschen Verberbrrechenechen
Singularitt - Einmaligkeit. Warum soll es so wichtig sein, was
anderswo - in anderen Lndern und Zeiten - an Schlimmem passiert
ist? Und fr wen? Einmaligkeit interessiert den einzelnen Menschen,
weil er nur einmal lebt. Wurde ich von Mongolen im zwlftenJahrhundert gepfhlt? Traf mich der Schwertschlag als Gegner der
englischen Revolution? Verreckte ich im Schlamm eines
Schtzengrabens? - Was kann mich da kmmern, was anderen
passiert? Mich trit der Schlag auf jeden Fall unwiderruich. Mein
Bewusstsein erlischt. Fr mich ist der Film aus.
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Wenn alles, was geschieht, in einem einzigen, unwiederholbaren Leben
geschieht, dann ist nichts verrechenbar. Auf dieser Ebene luft die
Theorie Noltes (Hitler schlimmer oder nicht so schlimm wie Stalin)
und anderer von vornherein ins Leere. Eine andere Bedeutung knnte
"einmalig" gewinnen, wenn wir den Ausdruck in die geschichtlicheEntwicklung stellen. Den Athenern Flaigs - im selben Band - kann
Mnnerherrschaft und Frauenunterdrckung kaum vorgeworfen
werden: In der geschichtlichen Umwelt gab es nichts anderes. Wenn
aber nach Jahrhunderten der Aufklrung und angeblich christlicher
Gesinnung ganz oziell die Ungleichheit der Menschen - vor aller
Ohren - verkndet wird, dann wird eine Entwicklung nicht nur
zurckgenommen, sondern ein Versprechen gebrochen. Und nicht nur
in Meinungen, sondern in Handlungen, die - lange vor Auschwitz -
weithin gebilligt wurden. Den einmaligen Bruch in diesem Sinn nicht
mehr geschehen zu lassen, ist dann freilich etwas, das jede und jeden
angehen sollte, denen die Einheit der Menschheit - die gemeinsame
Menschwerdung - am Herzen liegt.
NNoltes Foltes Fallall
Das in gewissem Sinn Erschtternde am Weg Noltes ist der Bruch in
seiner eigenen Lehre. 1963, als sein Buch Der Faschismus in seiner
Epoche herauskam, war das wirklich ein groer Wurf. Ich, damals
Assessor, hatte mhsam mit Bracher vom Machtvakuum geredet - und
damit allerhchstens erklrt, dass die Lehre von "checks and balances"
nicht funktioniert. Nolte mit seinem Buch verschate allererst das gute
Gewissen, von einer einheitlichen europaweiten Bewegung namens
"Faschismus" sprechen zu drfen. Zugleich damit die Anerkennung,
dass Antifa-Kampf gegen Faschismus international immer noch seine
Berechtigung hatte. Das Unglck Noltes: Whrend er
geistesgeschichtlich richtig die Verwandtschaft aller europischenFaschismen herausarbeitete, und damit eine mehr oder weniger aktive
Ttergruppe benannte, knnen Noltes sptere Beschuldigungen nicht
einmal alle deutschen Nazis, sondern am Ende nur die einsame Person
Hitlers betreen. Dass Hitler die Rattenphobie aus irgendwelchen
Gruselkrimis ber Russland aufgeschnappt hatte, mag ja so gewesen
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sein - oder auch nicht. Nur: Wer hatte solche Phobien noch?
Umgekehrt gedacht: Was trieb die vielen Vernichtungsbetreiber an,
die keine Rattenphobie hatten und doch enthemmt mordeten? Und
was ist mit den italienischen Faschisten, die zwar die Rassengesetze
von Deutschland bernahmen, aber selbst nach deutschen Mit-Nazi-Urteilen es an Verfolgungseifer auerordentlich fehlen lieen?
Mit seiner Hitler-Fixierung zerstrt Nolte die ehemalige Einsicht: Ja,
es hatte Millionen gegeben, die Faschisten sein wollten. Auch ohne
die Zentralgur Hitler. Und die Antisemitismus-Erklrungen, die Nolte
einelen - und die Brodkorb teilweise zu teilen scheint! Gab es denn
ausschlielich den stlichen Juden - den phantasierten Bolschewiken
- als Feind? Man muss nur einmal die volkstmlichen Karikaturen
anschauen aus der Nazizeit. In fast allen zeigt sich ein Wesen mitDoppelgesicht: Eine Hand schwenkt die Sowjet-Fahne, eine andere
aber hlt den Dollarbeutel hoch. Dass der Kapitalist mit dem
Kommunisten - und dem Gewerkschafter - heimlich
zusammenarbeiten, so sehr sie sich oen bekmpfen, gehrte zu den
Grundphantasien der oziellen Propaganda. Sogar Freund Furet in
Frankreich weist Nolte auf diese Verkrzung hin. (Furet 1998, S. 56).
Und passte viel besser zum berreden einer Weltkriegsnation -
"dazwischen" - als alle einseitige Beschuldigung nur der Sowjet-Union.
Das alles spielte fr Nolte nie eine Rolle. Verblenderweise fr
Brodkorb auch nicht. In keinem Satz wird Noltes Rolle im ehemaligen
"Bund Freiheit der Wissenschaft" erwhnt. Wer damals seine Tiraden
mitbekommen hat, wird sich erinnern an Angstwut voller Ekstasen
gegenber der Studentenbewegung, nicht wie sie wirklich war,
sondern wie auch sie damals vor allem als eiskalte Zerstrerin
phantasiert wurde. In einem fast rhrenden oenen Brief an ehemalige
Schler (Nolte war einmal Studienrat gewesen) im Merkur- aus denfrhen siebziger Jahren, wie ich mich erinnere - erklrt er, dass er
einer der letzten war, die die Universitt noch aufgenommen htte.
Sinngem entsprechend in einer seiner Schriften zur
Universittsreform: Jetzt fordere Dankbarkeit von ihm, das wankende
Schi zu retten. Nolte ber sich selbst:
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1960 war ich ein Studienrat fr Alte Sprachen, der noch
nie eine Zeile verentlicht hatte: Vier Jahre spter berief
mich die Universitt Marburg auf einen Lehrstuhl fr
Neuere Geschichte. (...) Und so fhle ich mich in der Tat
verpichtet, eine Universitt zu verteidigen, die man zuUnrecht generell der Inaktivitt und des Immobilismus
bezichtigt, um so mehr, als ich der berzeugung bin, dass
die deutsche Universitt durch Berufungen wie die meine
in jenen Zustand der Elefantiasis und der Inhomogenitt
der Fakultten gelangt ist, welcher heute der wichtigste
Grund fr die eigenartige Schwche ihrer Reaktionen und
fr den auallenden Mangel an Selbstgewissheit ist.
(Nolte 1968, S.43)
Erst damals nahm er die Rettergebrde an, die dessen, der als letzter
eine Welt der Werte zu retten hat. Erst seit der Zeit bekamen seine
Schriften den angstvoll-verhetzten Zug und die partielle Sympathie
nicht gerade fr den Faschismus selbst, aber fr die Angst um die
Kultur, die in dieser ganzen Bewegung angeblich wirksam geworden
sein soll. Deren Angst war seine eigene. Zum Ausma der Verhetzt-
Seins und des Weiterhetzens des angeblich krisenfreien Denkers Nolte
ein zweites Zitat, in welchem er indirekt schon damals die Polizei zuHilfe ruft gegen eine ihm unbegreifbar gebliebene Bewegung:
Diesen Studenten jedoch muss gesagt werden, dass ihre
Methode, die Gesellschaft von der Universitt aus zu
revolutionieren, zwar ein neuartiges und in gewisser
Weise geniales, dennoch aber ein feiges und letzten Ende
kein erfolgversprechendes Rezept ist. Sobald physische
oder quasi-physische Gewalt ins Spiel kommt, sind 100
Studenten 100 Professoren weit berlegen, abergegenber einigen gutbewaneten Polizisten sieht die
Bilanz anders aus. Keine Gesellschaft lsst sich durch noch
so ingenis und verkleidete Gewalt umstrzen, ohne dass
sie es merkte und mit Gewalt reagierte. Erst der Mut,
vor Gewehrlufe zu treten, macht die Revolutionen der
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extremen Linken respektabel, wenn ihre Ergebnisse auch
letzten Endes alles andere als links zu sein pegen.
(Nolte 1968, S. 26)
Der Aufruf ist von 1968, 1971 wurde Petra Schelm erschossen. Werwarf den ersten Stein?
Geisteswissenschaft rGeisteswissenschaft reicheicht nicht nicht aust aus
Der Ausgangspunkt der Verirrungen Noltes liegt wahrscheinlich in
seinem ausschlielich geisteswissenschaftlichen Zugang zum Problem
des Faschismus. So einleuchtend der Nachweis der geistigen
bereinstimmungen - nach Bchern, Lehrern und Lehren, Manifesten
- so unzulnglich die Ursachenforschung.
Ein Begri, den Nolte hchstens als Zitat einmal verwendet:
"Imperialismus". Geht man nmlich gar nicht von den angeblich neuen
Ideen aus, sondern von den durchgehaltenen Einuss- und
Eroberungstendenzen der herrschenden Klassen, stt man sofort in
Deutschland auf die "Alldeutschen" - auf Ludendor mit seinen
Anschlusswnschen gegenber dem Baltikum und die Ukraine, auf den
deutschen Wirtschaftstag 1930. Da mochten Essenzen mancher Art
in den Seelenbru geschttet werden. Herauskommen musste immereins: Wir brauchen das Land im Osten! In diesem grausigen Chor sang
Hitler schlielich die erste Stimme. Aber es wre beim berhitzten
Kreischen eines Blhhalses geblieben, htte die Begleitung in Bass und
Sopran gefehlt.
Soll das heien, dass Eindringen in die Psyche einzelner Tter
historisch auf jeden Fall verfehlt wre? Das kann es nicht. Es muss nur
von der materiellen Lage einer ganzen Schicht ausgegangen werden.
Nicht: Wie ist ein unnennbares Wesen Hitler wirklich? Sondern: Wiegeht der vereinzelte und verlorene mit einer Lage um, die ihn wie
alle betrit? Wie kann er - gerade er - sie so interpretieren, dass
Tausende sich mitinterpretiert, miterkannt fhlen? Um nur ein Beispiel
zu geben: Der Lebensweg Hitlers konnte vielen hingestellt werden als
der eines besonderen Tellerwschers zum Millionr, allerdings nicht
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amerikanisch gesehen als Lohn der Leistung. Sondern als Kampf,
Hochstrampeln gegen nsterste Mchte, die ihn wie alle bedrohen.
Ist ein Wesen einmal zu solcher Hhe hochgeprgelt worden, wird es
dann seine geheimen Vorstellungen "auch noch" durchsetzen wollen,
sich den Mut dazu zusprechen, sich selbst vormachen, er stelle denInbegri des "Volksgeistes" dar?
Das nur als Anregung zu einer ganz anderen Behandlung des
Problems. Brodkorb und seine Mitarbeiter tragen nichts dazu bei.
ZZustzlich vustzlich verwerwendete Liendete Literaturteratur
Furet, Francois / Ernst Nolte 1998: Feindliche Nhe. Kommunismus
und Faschismus im 20.Jahrhundert. Ein Briefwechsel. Herbig,
Mnchen.
Nolte, Ernst 1968: Sinn und Widersinn der Demokratisierung in der
Universitt. Rombach, Freiburg.
Nolte. Ernst 1993: Streitpunkte. Heutige und knftige Kontroversen
um den Nationalsozialismus. Propylen, Berlin
*
Die Rezension erschien in krzerer Fassung zuerst bei trueten.de.
Matthias Brodkorb (Hg.) 2011: Singulres Auschwitz? Ernst Nolte,
Jrgen Habermas und 25 Jahre "Historikerstreit". Adebor Verlag,
Banzkow.
ISBN: 978-39809375-9-7. 180 Seiten. 14.90 Euro.
[Link zum Artikel]
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http://www.trueten.de/permalink/Historikerstreit-Spuelwasser-im-Cocktailglas!-Bitte-Selbersaufen.htmlhttp://www.kritisch-lesen.de/?p=2884http://www.kritisch-lesen.de/?p=2884http://www.trueten.de/permalink/Historikerstreit-Spuelwasser-im-Cocktailglas!-Bitte-Selbersaufen.html8/3/2019 Rechte Lebenswelten - #09
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RechRechtsruck der notsruck der norrdrhein-wdrhein-westflischen FDestflischen FDPP1945-19531945-1953
Kristian BuchnaNationale Sammlung an Rhein und RuhrFriedrich Middelhauve und die nordrhein-westflische FDP 1945-1953
Von Michael Lausberg
Eine Forschungsarbeit arbeitet das Konzept der Nationalen
Sammlung des nordrhein-westflischen FDP-Landesvorsitzenden
Friedrich Middelhauve heraus, der aus der Partei eine dritte Kraft
rechts von CDU/CSU und SPD etablieren wollte.
Sptestens nach der Grndung der BRD wurden wieder extrem rechte
Parteien und Organisationen wie die Sozialistische Reichspartei (SRP)
gegrndet, die sich als Nachfolgeorganisationen der NSDAP
verstanden und die neu entstandene Bonner Republik berwindenwollten. Extrem rechte Bestrebungen gab es jedoch nicht nur am
uersten rechten Rand des politischen Spektrums sondern auch in
der als liberal und demokratisch bezeichneten FDP.
In seinem Werk beschftigt sich Kristian Buchna mit der vom
damaligen nordrhein-westflischen Vorsitzenden der FDP, Friedrich
Middelhauve, ins Leben gerufenen Nationalen Sammlung, die aus
der FDP eine dritte politische Kraft rechts neben CDU/CSU und SPD
machen sollte. Dieses Konzept der Nationalen Sammlung sah dieEinbindung ehemaliger deutschnationaler und nationalsozialistischer
Personen im FDP-Landesverband vor. Buchna vertritt die Ansicht, dass
Middelhauve ehemalige Nationalsozialisten in das demokratische
Staatswesen integrieren wollte und er selbst nicht als
unverbesserlicher Antidemokrat zu beurteilen ist. Middelhauves naive
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Duldung ehemaliger Nationalsozialisten in seinem Landesverband
fhrte schlielich dazu, dass immer mehr ehemalige Nazis
Schlsselpositionen besetzten und die Unterwanderungsversuche von
Werner Naumann und seinen Anhngern begnstigte, wovon spter
noch die Rede sein wird.
Der rechte Flgel innerhalb der FDP konkurrierte mit dem
linksliberalen Flgel aus dem spteren Baden-Wrttemberg und den
Hansestdten Hamburg und Bremen. Die Radikalitt des nordrhein-
westflischen Landesverbandes trug dazu bei, dass die lange Zeit
schwelenden Konikte ans Tageslicht kamen, so dass die gerade
gegrndete FDP mehrfach am Rande der Spaltung stand.
Seit Anfang 1948 setzten sich im Landesverband der FDP in
Nordrhein-Westfalen immer mehr rechte Positionen durch, was zuParteieintritten von antidemokratischen Nationalisten und auch
ehemaligen Nationalsozialisten fhrte, die in der FDP ein neues
Bettigungsfeld suchten. Die sofortige Beendigung der
Entnazizierung sowie die Begnadigung aller NS-Kriegsverbrecher
waren wesentliche Punkte der Parteipolitik. Im Frhjahr 1950 ging der
Landesverband NRW mit den antidemokratischen Nationalen Rechten
ein Wahlbndnis ein. Diese Gruppierung bestand zum grten Teil
aus ehemaligen Nationalsozialisten und anderen vlkisch eingestelltenPersonen. Es handelte sich dabei um den frheren NRW-
Landesverband der Deutschen Konservativen Partei/Deutsche
Rechtspartei (DKP/DRP), deren Mitglieder in der Weimarer Republik
berwiegend der von Alfred Hugenberg gefhrten Deutschnationalen
Volkspartei (DNVP) angehrt hatten. Bei der nordrhein-westflischen
Landtagswahl 1950 zogen drei Abgeordnete der Nationalen Rechten
ber die Landesreserveliste der FDP in den Landtag ein.
Der Landesverband verabschiedete auf seinem Landesparteitag inBielefeld am 26.07.1952 das Deutsche Programm, das ein
plebiszitres Prsidialsystem auf vlkischer Grundlage anstrebte. Das
Deutsche Programm hatte nichts mehr mit dem historischen
Liberalismus im 19. Jahrhundert zu tun. Die Begrie liberal und
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demokratisch tauchten im gesamten Text nicht ein einziges Mal auf.
Fr die FDP wurde die Forderung zur Picht nach rechts erhoben.
Die Naumann-Are Anfang 1953 und deren Auswirkungen auf
Nordrhein-Westfalen sowie auf Bundesebene werden von Buchnaeingehend analysiert. Werner Naumann, der letzte Staatssekretr des
Reichspropagandaministers Joseph Goebbels, startete mit
nationalsozialistisch orientierten Gesinnungsgenossen den Versuch,
die FDP und andere rechte Parteien und Organisationen zu
unterwandern und eine vlkisch-autoritre Regierung zu installieren.
Dieser so genannte Naumann-Kreis soll etwa 100 Mitglieder gehabt
und mit ca. 3.000 Personen aus Wirtschaft, Verwaltung, Justiz und
Politik in Kontakt gestanden haben. Durch die Installierung seiner
Anhnger in Schlsselpositionen der FDP-Parteifhrung nahmNaumann lngere Zeit Einuss auf die Politik des Landesverbandes
Nordrhein-Westfalen. Anfang 1953 war der nordrhein-westflische
Landesverband an entscheidenden Stellen durchsetzt mit ehemaligen
Nationalsozialisten wie Wolfgang Diewerge, Siegfried Zoglmann und
Horst Huisgen. Die Bezirks- und Kreisverbnde wurden ebenfalls von
ehemaligen Nazis dominiert. Am 14.01.1953 wurden auf Veranlassung
der britischen Behrden wegen des Vorwurfs der Verschwrung
ehemaliger Nationalsozialisten Naumann und weitere fnf Mitgliederdes Naumann-Kreises verhaftet. Als die britischen Behrden das
Untersuchungs- und Gerichtsverfahren an die deutsche Justiz
abgegeben hatten, wurden die Beschuldigten kurzerhand wieder
freigelassen und spter auch von allen Anklagepunkten
freigesprochen.
Ein Vergleich des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen mit den
ebenfalls national ausgerichteten Landesverbnden Hessen und
Niedersachsen wird zwar an manchen Stellen des Werkes angedeutet,aber nicht ausreichend beleuchtet. In Hessen bestanden Beziehungen
zur extrem rechten Nationaldemokratischen Partei (NDP) unter
Heinrich Leuchtgens. Im Juli 1949 schlossen die hessischen Liberalen
ein Wahlabkommen mit der NDP, das bei der Bundestagswahl im
selben Jahr 28,1% der Stimmen einbrachte. Im September 1957 ging
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die niederschsische FDP ohne Billigung aus Bonn eine
Fraktionsgemeinschaft mit der BHE ein und nahm sechs Abgeordnete
der DRP in einem Hospitantenverhltnis auf. CDU und DP kndigten
die Koalition in Hannover auf und bildeten mit der SPD eine Regierung.
Dies ist die einzige Schwche in einem sonst sehr lesenswerten Buch,das die Rechtstendenzen innerhalb der FDP Anfang der 1950er Jahre
erstmals in systematischer und analytischer Form untersucht.
Kristian Buchna 2010: Nationale Sammlung an Rhein und Ruhr.
Friedrich Middelhauve und die nordrhein-westflische FDP 1945-1953.
Oldenbourg Verlag, Mnchen.
ISBN: 978-3-486-59802-5. 248 Seiten. 24.80 Euro.
[Link zum Artikel]
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Der Kampf um das Leben vDer Kampf um das Leben voon Mn Mumia Abu Jumia Abu Jamalamal
Bibliothek des Widerstands (Hg.)
Mumia Abu-JamalDer Kampf gegen die Todesstrafe und fr die Freiheit der politischenGefangenen
Von Thomas Trueten
Neues Buch zu Geschichte, Hintergrund und Perspektiven desKampfes fr die Freiheit Mumia Abu Jamal's und aller politischen
Gefangenen.
In der Bibliothek des Widerstandes - einer Buchreihe, die in
Kooperation zwischen dem Laika Verlag und der Tageszeitung junge
Welt herausgegeben wird, erschien vor kurzem der Band 14 mit dem
Titel Mumia Abu-Jamal. Der Kampf gegen die Todesstrafe und fr die
Freiheit der politischen Gefangenen.
WWer ist Mer ist Mumia Abu-Jumia Abu-Jamal?amal?
Anhand seiner beeindruckenden Persnlichkeit wird das System der
Todesstrafe in den USA deutlich. Mumia Abu-Jamal wurde am 24.
April 1954 unter dem Namen Wesley Cook in Philadelphia geboren. Er
wuchs in den Projects, stdtischen Wohnbausiedlungen fr Schwarze,
Arme und sozial Benachteiligte auf und wurde bereits frh mit dem
Rassismus der US-amerikanischen Gesellschaft konfrontiert. Anfang
1969 gehrte er mit gerade 15 Jahren zu den Mitgrndern der BlackPanther Party in Philadelphia und war deren Informationsminister.
Dadurch geriet er schon in frher Jugend in den Fokus des FBI, die ihn
auch nach seiner Schul- und Collegezeit observierte.
Mumia Abu-Jamal arbeitete bis zu seiner Verhaftung und Mordanklage
im Dezember 1981 als progressiver Radiojournalist bei verschiedenen
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Radiosendern der Schwarzen Communities und berichtete dort ber
Themen wie Wohnungsnot, Polizeibrutalitt und den fortgesetzten
Krieg der Stadt Philadelphia gegen die radikalkologische
Organisation M.O.V.E.
1982 wurde er wegen angeblichen Mordes an dem weien Polizisten
Daniel Faulkner zum Tode verurteilt. Er ist seit Mai 1983 in den
Todestrakten des Bundesstaates Pennsylvania inhaftiert und kmpft
bis heute fr die Aufhebung seines Urteils, einen neuen Prozess und
seine Freilassung. Seine journalistische Ttigkeit setzt er auch im
Gefngnis zum Missfallen der Behrden - bis heute fort. Im Gefngnis
verfasste er mehrere Bcher und hunderte Kolumnen zu historischen
und aktuellen Fragen, die in Deutschland unter anderem in der
Tageszeitung junge Welt erscheinen.
SSystematische Zerschlagung der Schystematische Zerschlagung der Schwarzen rwarzen revevoluolutiotionrnren unden undBBrgerrrgerrechechtsbewtsbewegungegung
In dem 270 seitigen Buch wird sein Fall aus dutzenden von
Perspektiven beleuchtet: Kurze Stellungnahmen zahlreicher Menschen
aus der Solidarittsbewegung wechseln sich ab mit umfassenden
Beitrgen ehemaliger WeggefhrtInnen wie Linn Washington, dem
American Indian Movement-Aktivisten und Todeskandidaten LeonardPeltier, von FilmemacherInnen, die seinen Fall dokumentierten und
weiteren mehr.
Die Beitrge arbeiten heraus, wie in den USA seit Ende der 60er Jahre
systematisch die Schwarze revolutionre und Brgerrechtsbewegung
zersetzt und zerschlagen wurde, wie die herrschenden Gesetze
missachtet und umgangen werden, um nicht nur Mumia Abu-Jamal,
sondern mit ihm weit ber einhundert andere AktivistInnen und
Revolutionre als politische Gefangene bis an ihr Lebensendefestzuhalten oder sie dort umzubringen. Er hatte nie die Chance auf
einen fairen Prozess, weil es den rassistischen Kreisen in
Philadelphia von Anfang an darum ging, ihn zum Schweigen zu
bringen.
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MMumia ist ein Sumia ist ein Symbol fr Kampf und Hymbol fr Kampf und Hooffnffnung...ung...
Die Strke des Buches spiegelt Mumia Abu-Jamals eigene Haltung
zu seinem Fall wider, was Angela Davis, die nach ihrer Verhaftung
wegen Terrorismus 1970 im Jahr 1972 aufgrund einer weltweiten
Solidarittskampagne freigesprochen wurde, auf den Punkt bringt:
Mumia ist ein Symbol fr Kampf und Honung geworden.
Was uns an ihm am meisten berhrt, ist sein tiefer Sinn
fr Menschlichkeit, die Tatsache, dass er sich bewusst
ist, dass sein eigenes Schicksal mit dem von Tausenden
von Mnnern und Frauen, die in den Todestrakten in den
USA und anderen Teilen der Welt sitzen, verknpft ist.(...)
Mumia hat verstanden, dass sein Schicksal mit dem derOpfer des gefngnis-industriellen Komplexes und dessen
symbiotischer Beziehung mit dem militrisch-industriellen
Komplex verknpft ist. (S. 13)
Im Falle Jamal's interessieren auch neue Beweise wie jahrzehntelang
unbeachtete Tatortfotos, die rassistische Auswahl von ZeugInnen beim
ersten Prozess und der oen rassistische Richter bei diesem Prozess
sowie neue Zeugenaussagen usw. nicht. Judith Ritter, Juristin und
Mitglied des Verteidigungsteams schreibt in ihrem Beitrag Den Mutnicht verlieren, darber, dass die Erfahrung lehrt, dass die
Gewissheit, Recht zu haben nicht bedeutet, auch Recht zu bekommen.
(S. 247)
InspiratioInspiration fr Solidarin fr Solidaritttt
Die wichtigste Chance fr die Freiheit Mumia Abu-Jamal's und der
anderen politischen Gefangenen besteht in der praktischen Solidaritt,
darin, den politischen Preis fr seine staatliche Ermordungunbezahlbar zu machen. Im Kampf gegen die Todesstrafe als Ausdruck
von Barbarei soll das Buch helfen. Nicht zur Anschauung, sondern als
Anleitung. Diese Aufgabe erfllt es.
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Die Beitrge ergnzen drei Filme, die auf einer DVD dem Buch
beiliegen. In Prison My Whole Life des in der Nacht von Mumia's
Verhaftung geborenen William Francome setzt sich damit auseinander,
was es bedeutet, dass jemand solange im Knast sitzt, wie man selber
lebt.
Ergnzt wird der Film durch die Dokumentationen Hinter diesen
Mauern und Justice on Trial.
Bibliothek des Widerstands (Hg.) 2011: Mumia Abu-Jamal. Der Kampf
gegen die Todesstrafe und fr die Freiheit der politischen Gefangenen.
Laika-Verlag, Hamburg.
ISBN: 3942281848. 270 Seiten. 24.90 Euro.
[Link zum Artikel]
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FFerner Krieg in den Bergen Anatoliens?erner Krieg in den Bergen Anatoliens?
Nikolaus Brauns / Brigitte Kiechle
PKKPerspektiven des kurdischen Freiheitskampfes: Zwischen Selbstbestimmung,EU und Islam
Von Ismail Kpeli
Das Buch beleuchtet Geschichte und gegenwrtige Politik der PKK.
Die gegenwrtigen Debatten um die Aufnahme der Trkei in die
Europische Union haben zu einem wachsenden Interesse an der
trkischen Innenpolitik gefhrt. In der Auseinandersetzung zwischen
BefrworterInnen und GegnerInnen des EU-Beitrittes der Trkei spielt
der Umgang des trkischen Staates mit ethnischen und religisen
Minderheiten eine zentrale Rolle.
Die KDie Kururdenfragedenfrage als Schlsselk als Schlsselkoonflikt in der Tnflikt in der Trkrkeiei
Der zentrale Konikt dabei ist die Kurdenfrage, durch die die
Trkische Republik seit ihrer Grndung geprgt ist. Der Versuch des
trkischen Staates, die kurdischen Regionen unter direkte Kontrolle zu
bekommen, fhrte zu einer Reihe von Aufstnden zwischen 1925 und
1938. Der Staat zerschlug die Aufstnde durch massive militrische
Gewalt und schreckte nicht davor zurck, auf Massaker und
Vertreibungen von greren Bevlkerungsgruppen zurckzugreifen.
In den darauolgenden Jahren haben kurdische AkteurInnen in der
Trkei auf den bewaneten Kampf weitgehend verzichtet und ihre
Interessen durch zivile politische Mittel zu erreichen versucht.
Allerdings waren die Antworten des trkischen Staates auf diese
zivilen Anstze Verbot von Organisationen und Verhaftung der
AktivistInnen. Der Staat bestritt die Existenz einer kurdischen
Bevlkerung in der Trkei, was dazu fhrte, dass trkische
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HistorikerInnen, SozialwissenschaftlerInnen und LinguistInnen die
KurdInnen zu einem trkischen Stamm erklrten und die Existenz
einer eigenstndigen kurdischen Sprache leugneten. Diese
Friedhofsruhe wurde dann Ende der 1970er Jahre mit der
Entstehung von politischen Organisationen, die sich explizit alskurdische Akteure verstanden haben, durchbrochen. In den Kmpfen
zwischen rivalisierenden kurdischen Gruppen bis zum Militrputsch
1980 setzte sich die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) unter Abdullah
calan durch. Whrend die meisten kurdischen Gruppen, ebenso wie
viele trkische linke Gruppen, whrend der Militrdiktatur schnell
zerschlagen wurden, berlebte die PKK diese Phase und begann 1984
mit einer Reihe von Angrien auf die trkische Armee den oenen
bewaneten Konikt. Seit dieser Zeit lsst sich die Kurdenfrage in
der Trkei nicht mehr von der PKK trennen.
Dieser Zusammenhang prgte auch die in den 1990er Jahren
beginnende Beschftigung mit dem Thema in Deutschland, wobei die
Kurdenfrage