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Homo sapiens - quo vadis? orno sapiens steht vor groi3en sozialen und okologischen Problemen: H Erstere treten von der Partnerschaft zwischen zwei Menschen bis hin zu internationalen Beziehungen auf, letztere betreffen in erster Linie Stoffe, welche der Mensch in ,,seine Umwelt" entlafit. Zu alledem kommen drei Menschen pro Sekunde hinzu, das entspricht einem Zuwachs von x (?), bis Sie dieses Redaktorial gelesen haben ... omo sapiens stofit an globale Grenzen: Anthropogene Konzentrations- H anderungen der klimarelevanten Gase werden Folgen haben; die Biodi- versitat nimmt rasch ab. Unter den Menschen sind die groi3en Verlierer un- serer Tage die Bewohner Afrikas, des Kontinents, in dem die Wiege der Menschheit stand. Dort wird denn auch die nachste Weltbevolkerungskon- ferenz stattfinden. as ,,Konfliktbarometer Welt 1993", erstellt vom Heidelberger Institut D fur Internationale Konfliktforschung, meldet fur das vergangene Jahr weltweit 11 9 nationale und internationale Konflikte, etwas mehr als im Vor- jahr. Und 1994 werden es wohl kaum weniger sein. Auch soziale Probleme nehmen zu. Der Nationalismus erlebt ein neues Hoch, Fremdenhai3 keimt vielerorts, sicher geglaubte Sozialgefuge zerbrechen. w unsere nahere Verwandtschaft unter den Saugern? Dietrich von Holst zeigt in seinem Beitrag, wie sich soziale Kontakte bei Saugern einschliefilich dem Menschen auswirken konnen. In vieler Hinsicht, insbesondere was sozialen Strei3 betrifft, gibt es zum Beispiel Ubereinstimmungen zwischen Menschen und Tupajas. Selbst bei der Liebe auf den ersten Blick sind wir von den Scandentia nicht sehr verschieden. Allerdings ist bei Vergleichen auch Vorsicht geboten: Wenn mannliche Vertreter des Homo sapiens so sen- sibel auf Kampfe um die Weiblichkeit reagierten wie australische Beuteltiere der Gattung Antechinus, liebe Leserinnen, d a m gabe es bald kaum noch an Frauen interessierte Manner. em Problem der Risikoeinschatzung von Umweltgiften ist der Beitrag D von Christoph Schafers und Roland Nagel gewidmet. Wir produzieren immer mehr Stoffe, die emittiert werden und den Naturhaushalt nachhaftig storen. Hier ist das noch junge und bei uns stark unterentwickelte Gebiet der Okotoxikologie gefordert. Allerdings sind die zu bewaltigenden Aufga- ben derzeit von einer ganz anderen Grofienordnung als die zur Verfugung stehenden Instrumentarien, die Abhilfe schaffen oder auch nur warnen konnten. Wir benotigen mehr standardisierte und optimierte Testverfahren auf verschiedenen Ebenen, von den Zellen bis zu Okosystemen und unter Einschlui3 der Gemischtoxizitat. Derzeit beschrankt man sich weitgehend auf das Gefahrdungspotential von Einzelsubstanzen, wobei antagonistische und synergistische Wirkungen im allgemeinen unberucksichtigt bleiben. A groi3er Zahl Organismen hervorgebracht, die weder an ihrem Nach- wuchs noch an ihrem Abfall ersticken, sogar solche, die vom Menschen entlassene und giftige Metalle nicht nur ertragen, sondern sogar akkumulie- ren und Recycling perfektioniert haben. Ein besonderer Lebenskiinstler wird im Ratsel dieses Heftes vorgestellt. Nicht zufallig: Dieser Organismus wurde von Wolfgang Wieser, Kurator der BIUZ seit Anbeginn, bearbeitet. Wolfgang Wieser wird heuer bei bester Gesundheit 70 Jahre, weswegen ihm nicht nur dieses Ratsel, sondern das ganze Heft gewidmet sein soll! o liegen die Ursachen fur all diese Probleme? Hilft hier ein Blick in uch hier ist der Blick in die Natur hilfreich, hat die Evolution doch in 200 Phylogenetische Systematik gestern, heute und morgen ichtige Impulse fur die W phylogenetische Syste- matik gab deren Begriinder WILLI HENNIG, der im vergan- genen Jahr 80 Jahre alt gewor- den ware. 211 1 Die Ektomykorrhiza: Eine Symbiose unter der Lupe ie Symbiose zwischen hoheren Pilzen D und Baumwurzeln versorgt beide Part- ner mit lebenswichtigen Nahrstoffen. Einfa- che Experimente mit geringem materiellem Aufwand lassen diese Wechselbeziehung be- obachten. Volker Storch

Redaktorial

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Homo sapiens - quo vadis?

orno sapiens steht vor groi3en sozialen und okologischen Problemen: H Erstere treten von der Partnerschaft zwischen zwei Menschen bis hin zu internationalen Beziehungen auf, letztere betreffen in erster Linie Stoffe, welche der Mensch in ,,seine Umwelt" entlafit. Zu alledem kommen drei Menschen pro Sekunde hinzu, das entspricht einem Zuwachs von x (?), bis Sie dieses Redaktorial gelesen haben ...

omo sapiens stofit an globale Grenzen: Anthropogene Konzentrations- H anderungen der klimarelevanten Gase werden Folgen haben; die Biodi- versitat nimmt rasch ab. Unter den Menschen sind die groi3en Verlierer un- serer Tage die Bewohner Afrikas, des Kontinents, in dem die Wiege der Menschheit stand. Dort wird denn auch die nachste Weltbevolkerungskon- ferenz stattfinden.

as ,,Konfliktbarometer Welt 1993", erstellt vom Heidelberger Institut D fur Internationale Konfliktforschung, meldet fur das vergangene Jahr weltweit 11 9 nationale und internationale Konflikte, etwas mehr als im Vor- jahr. Und 1994 werden es wohl kaum weniger sein. Auch soziale Probleme nehmen zu. Der Nationalismus erlebt ein neues Hoch, Fremdenhai3 keimt vielerorts, sicher geglaubte Sozialgefuge zerbrechen.

w unsere nahere Verwandtschaft unter den Saugern? Dietrich von Holst zeigt in seinem Beitrag, wie sich soziale Kontakte bei Saugern einschliefilich dem Menschen auswirken konnen. In vieler Hinsicht, insbesondere was sozialen Strei3 betrifft, gibt es zum Beispiel Ubereinstimmungen zwischen Menschen und Tupajas. Selbst bei der Liebe auf den ersten Blick sind wir von den Scandentia nicht sehr verschieden. Allerdings ist bei Vergleichen auch Vorsicht geboten: Wenn mannliche Vertreter des Homo sapiens so sen- sibel auf Kampfe um die Weiblichkeit reagierten wie australische Beuteltiere der Gattung Antechinus, liebe Leserinnen, d a m gabe es bald kaum noch an Frauen interessierte Manner.

em Problem der Risikoeinschatzung von Umweltgiften ist der Beitrag D von Christoph Schafers und Roland Nagel gewidmet. Wir produzieren immer mehr Stoffe, die emittiert werden und den Naturhaushalt nachhaftig storen. Hier ist das noch junge und bei uns stark unterentwickelte Gebiet der Okotoxikologie gefordert. Allerdings sind die zu bewaltigenden Aufga- ben derzeit von einer ganz anderen Grofienordnung als die zur Verfugung stehenden Instrumentarien, die Abhilfe schaffen oder auch nur warnen konnten. Wir benotigen mehr standardisierte und optimierte Testverfahren auf verschiedenen Ebenen, von den Zellen bis zu Okosystemen und unter Einschlui3 der Gemischtoxizitat. Derzeit beschrankt man sich weitgehend auf das Gefahrdungspotential von Einzelsubstanzen, wobei antagonistische und synergistische Wirkungen im allgemeinen unberucksichtigt bleiben.

A groi3er Zahl Organismen hervorgebracht, die weder an ihrem Nach- wuchs noch an ihrem Abfall ersticken, sogar solche, die vom Menschen entlassene und giftige Metalle nicht nur ertragen, sondern sogar akkumulie- ren und Recycling perfektioniert haben. Ein besonderer Lebenskiinstler wird im Ratsel dieses Heftes vorgestellt. Nicht zufallig: Dieser Organismus wurde von Wolfgang Wieser, Kurator der BIUZ seit Anbeginn, bearbeitet. Wolfgang Wieser wird heuer bei bester Gesundheit 70 Jahre, weswegen ihm nicht nur dieses Ratsel, sondern das ganze Heft gewidmet sein soll!

o liegen die Ursachen fur all diese Probleme? Hilft hier ein Blick in

uch hier ist der Blick in die Natur hilfreich, hat die Evolution doch in

200 Phylogenetische Systematik gestern, heute und morgen

ichtige Impulse fur die W phylogenetische Syste- matik gab deren Begriinder WILLI HENNIG, der im vergan- genen Jahr 80 Jahre alt gewor- den ware.

211 1 Die Ektomykorrhiza: Eine Symbiose unter der Lupe

ie Symbiose zwischen hoheren Pilzen D und Baumwurzeln versorgt beide Part- ner mit lebenswichtigen Nahrstoffen. Einfa- che Experimente mit geringem materiellem Aufwand lassen diese Wechselbeziehung be- obachten.

Volker Storch