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Regionale Wertschöpfung mit heimischen Eiweißfuttermitteln · ist riesig. Dies stellt auch eine gewaltige Abhängigkeit dar. Die heimische Erzeugung von Eiweißpflanzen und die

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Impressum Herausgeber Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL)

Voumlttinger Straszlige 38 85354 Freising-Weihenstephan

Redaktion

Internet wwwLfLbayernde

Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcen-schutz

Lange Point 12 85354 Freising-Weihenstephan

E-Mail AgraroekologieLfLbayernde

Telefon 08161 71-3640

1 Auflage Juli 2014

Druck ES-Druck 85356 Freising-Tuumlntenhausen

Schutzgebuumlhr 1000 Euro

copy LfL

Regionale Wertschoumlpfung mit heimischen Eiweiszligfuttermitteln

12 Kulturlandschaftstagam 29 Juli 2014in Bayreuth

Tagungsband

Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft

Inhaltsverzeichnis

Seite

Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im ThemenfeldEiweiszligfutterpflanzen11

Martin Maier Michael Bollwein

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel 15

Frank Trauzettel

Heimische Futtermittel und regionales Marketing 23

Sebastian Staffler

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe 29

Thomas Kaiser

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras33

Dr Anna Techow Dr Michael Diepolder Dr Stephan Hartmann

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vomheimischen Gruumlnland 37

Siegfried Steinberger

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler beiGruumlnland 45

Stefan Thurner und Brigitte Koumlhler

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose alsEntscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen 51

Dr Wolfgang Angermair

Vorwort

In Bayern sollen wieder mehr Leguminosen angebaut wer-den Die Vorteile eines verstaumlrkten Anbaus von Eiweiszlig-pflanzen liegen in der Einsparung von Stickstoffduumlngern der Auflockerung der Fruchtfolge und der Erhaltung der Boden-fruchtbarkeit Ein staumlrkerer Anbau von Leguminosen eroumlff-net aber auch Moumlglichkeiten zu zusaumltzlicher Wertschoumlpfung

Die Einfuhr von Soja nach Europa Deutschland und Bayern ist riesig Dies stellt auch eine gewaltige Abhaumlngigkeit dar Die heimische Erzeugung von Eiweiszligpflanzen und die Nut-zung von verschiedenen Nebenprodukten koumlnnen dazu bei-

tragen diese Abhaumlngigkeit zu verringern Viele Ansaumltze dazu sind in den letzten Jahren auf Grund der hohen Soja-Preise verfolgt worden Eine wirtschaftliche Milcherzeugung auch ohne Einsatz von Sojaextraktionsschrot erscheint moumlglich

Bei anhaltend hohen Sojapreisen ist es einerseits fuumlr die Viehhalter interessanter selbst Soja oder andere Eiweiszligpflanzen anzubauen andererseits wird mehr Gebrauch von Sub-stituten in der Fuumltterung gemacht Ein weiterer Weg zur Kostensenkung ist die Einsparung von Eiweiszligfutter durch effizientere Fuumltterung Auch die Verringerung von Futterverlusten ist von Bedeutung Schlieszliglich koumlnnten die Ertraumlge im Gruumlnland und Futterbau durch op-timierte Duumlngung und durch Nachsaat und Bestandspflege noch verbessert werden Voraussetzung dafuumlr ist die genaue Kenntnis von Aufwuchsmenge und Zusammensetzung vom Feld bis in den Trog

Die Erzeugung und Verarbeitung von heimischen Eiweiszligpflanzen und -futtermitteln kann ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Erzeugung sein Diese steht aber in Konkurrenz zu ei-ner an den Exportmoumlglichkeiten orientierten Nahrungsmittelerzeugung und der Erzeugung von Biogas Um der nachhaltigen Erzeugung von heimischen Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermitteln eine Chance zu geben werden Wertschoumlpfungsketten benoumltigt in denen es gelingt den Mehrwert einer nachhaltigeren Futtermittelerzeugung am Markt bezahlt zu bekommen

Zur Etablierung einer heimischen Eiweiszligerzeugung ist auch eine verstaumlrkte produktions-technische Beratung fuumlr neue geaumlnderte oder in Vergessenheit geratene Produktionszwei-ge notwendig Durch eine verstaumlrkte Forschung in diesem Bereich ist die Grundlage hier-fuumlr zu schaffen

Die nachfolgend abgebildete Uumlbersicht fasst die Themen zusammen die von der Bayeri-schen Eiweiszligstrategie aufgegriffen werden um zu einer heimischen Erzeugung von Ei-weiszligfutterpflanzen und -futtermitteln zu gelangen und von Sojaimporten aus Uumlbersee un-abhaumlngiger zu werden Es ist davon auszugehen dass nur langfristig und nur ein Teil der Importmenge ersetzbar ist Deshalb spielt neben den zuvor genannten Ansatzpunkten auch die Sicherung von zertifiziert nachhaltigem Soja aus verschiedensten Anbauregionen der Welt eine bedeutende Rolle

Die bayerische Eiweiszligstrategie steht demnach fuumlr staumlrkeren Leguminosenanbau in Bayern fuumlr weitere Fruchtfolgen fuumlr Nutzung von Reserven in der Produktionstechnik fuumlr ei-weiszligeffiziente Fuumltterung und fuumlr eine nachhaltigere Erzeugung mit moumlglichst geschlosse-nen Naumlhrstoffkreislaumlufen Auch die Wiederaufnahme oder Fortfuumlhrung der Leguminosen-zuumlchtung ist Teil davon Unterstuumltzt werden muss die Strategie durch Wertschoumlpfungsket-ten die mit diesen Vorzuumlgen werben und die eine regionale Wertschoumlpfung auch fuumlr klei-nere und mittlere Unternehmen ermoumlglichen

Rudolf RippelLeiter des Instituts fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Gruszligwort des Bezirkstagspraumlsidenten von Oberfranken Herrn Dr Guumlnther Denzler

Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln regionaler Her-kunft steigt Ein Baustein zur Verbesserung der regionalen Wertschoumlpfung in der Landwirtschaft ist die Ausdehnung der Erzeugung heimischer Eiweiszligfuttermittel Ich freue mich sehr dass die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft zu diesem Thema in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken ihren 12 Kulturlandschaftstag veranstal-tet

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten gegruumlndet vor 150 Jahren als Koumlnigliche Kreis-ackerbauschule haben sich seit jeher der angewandten Forschung im Ackerbau und Gruumln-land sowie in der Tierhaltung zum Wohle unserer einheimischen Landwirtschaft gewid-met Das Ziel einer moumlglichst hohen Eigenversorgung mit heimischen Futtermitteln unter-stuumltzen wir uneingeschraumlnkt Denn damit staumlrken wir regionale Wirtschaftskreislaumlufe foumlr-dern die Erzeugung gesunder und heimischer Lebensmittel und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz

In unserem Bezirkslehrgut hat die grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland mit entsprechenden Versuchsanstellungen einen hohen Stellenwert Zudem leis-tet die Landtechnik die wir in unserer Landmaschinenschule unterrichten einen wesentli-chen Beitrag zur optimalen Flaumlchenbewirtschaftung Gemeinsam mit unseren Kooperati-onspartnern bieten wir stets Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft und werden auch in Zukunft die landwirtschaftliche Fachbildung in Nordbayern auf ho-hem Niveau fortsetzen

In diesem Sinne wuumlnsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12 Kulturland-schaftstages einen interessanten und aufschlussreichen Tag in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth

Dr Guumlnther Denzler Bezirkstagspraumlsident von Oberfranken

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

23

Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Regionale Wertschoumlpfung mit heimischen Eiweiszligfuttermitteln

12 Kulturlandschaftstagam 29 Juli 2014in Bayreuth

Tagungsband

Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft

Inhaltsverzeichnis

Seite

Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im ThemenfeldEiweiszligfutterpflanzen11

Martin Maier Michael Bollwein

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel 15

Frank Trauzettel

Heimische Futtermittel und regionales Marketing 23

Sebastian Staffler

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe 29

Thomas Kaiser

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras33

Dr Anna Techow Dr Michael Diepolder Dr Stephan Hartmann

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vomheimischen Gruumlnland 37

Siegfried Steinberger

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler beiGruumlnland 45

Stefan Thurner und Brigitte Koumlhler

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose alsEntscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen 51

Dr Wolfgang Angermair

Vorwort

In Bayern sollen wieder mehr Leguminosen angebaut wer-den Die Vorteile eines verstaumlrkten Anbaus von Eiweiszlig-pflanzen liegen in der Einsparung von Stickstoffduumlngern der Auflockerung der Fruchtfolge und der Erhaltung der Boden-fruchtbarkeit Ein staumlrkerer Anbau von Leguminosen eroumlff-net aber auch Moumlglichkeiten zu zusaumltzlicher Wertschoumlpfung

Die Einfuhr von Soja nach Europa Deutschland und Bayern ist riesig Dies stellt auch eine gewaltige Abhaumlngigkeit dar Die heimische Erzeugung von Eiweiszligpflanzen und die Nut-zung von verschiedenen Nebenprodukten koumlnnen dazu bei-

tragen diese Abhaumlngigkeit zu verringern Viele Ansaumltze dazu sind in den letzten Jahren auf Grund der hohen Soja-Preise verfolgt worden Eine wirtschaftliche Milcherzeugung auch ohne Einsatz von Sojaextraktionsschrot erscheint moumlglich

Bei anhaltend hohen Sojapreisen ist es einerseits fuumlr die Viehhalter interessanter selbst Soja oder andere Eiweiszligpflanzen anzubauen andererseits wird mehr Gebrauch von Sub-stituten in der Fuumltterung gemacht Ein weiterer Weg zur Kostensenkung ist die Einsparung von Eiweiszligfutter durch effizientere Fuumltterung Auch die Verringerung von Futterverlusten ist von Bedeutung Schlieszliglich koumlnnten die Ertraumlge im Gruumlnland und Futterbau durch op-timierte Duumlngung und durch Nachsaat und Bestandspflege noch verbessert werden Voraussetzung dafuumlr ist die genaue Kenntnis von Aufwuchsmenge und Zusammensetzung vom Feld bis in den Trog

Die Erzeugung und Verarbeitung von heimischen Eiweiszligpflanzen und -futtermitteln kann ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Erzeugung sein Diese steht aber in Konkurrenz zu ei-ner an den Exportmoumlglichkeiten orientierten Nahrungsmittelerzeugung und der Erzeugung von Biogas Um der nachhaltigen Erzeugung von heimischen Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermitteln eine Chance zu geben werden Wertschoumlpfungsketten benoumltigt in denen es gelingt den Mehrwert einer nachhaltigeren Futtermittelerzeugung am Markt bezahlt zu bekommen

Zur Etablierung einer heimischen Eiweiszligerzeugung ist auch eine verstaumlrkte produktions-technische Beratung fuumlr neue geaumlnderte oder in Vergessenheit geratene Produktionszwei-ge notwendig Durch eine verstaumlrkte Forschung in diesem Bereich ist die Grundlage hier-fuumlr zu schaffen

Die nachfolgend abgebildete Uumlbersicht fasst die Themen zusammen die von der Bayeri-schen Eiweiszligstrategie aufgegriffen werden um zu einer heimischen Erzeugung von Ei-weiszligfutterpflanzen und -futtermitteln zu gelangen und von Sojaimporten aus Uumlbersee un-abhaumlngiger zu werden Es ist davon auszugehen dass nur langfristig und nur ein Teil der Importmenge ersetzbar ist Deshalb spielt neben den zuvor genannten Ansatzpunkten auch die Sicherung von zertifiziert nachhaltigem Soja aus verschiedensten Anbauregionen der Welt eine bedeutende Rolle

Die bayerische Eiweiszligstrategie steht demnach fuumlr staumlrkeren Leguminosenanbau in Bayern fuumlr weitere Fruchtfolgen fuumlr Nutzung von Reserven in der Produktionstechnik fuumlr ei-weiszligeffiziente Fuumltterung und fuumlr eine nachhaltigere Erzeugung mit moumlglichst geschlosse-nen Naumlhrstoffkreislaumlufen Auch die Wiederaufnahme oder Fortfuumlhrung der Leguminosen-zuumlchtung ist Teil davon Unterstuumltzt werden muss die Strategie durch Wertschoumlpfungsket-ten die mit diesen Vorzuumlgen werben und die eine regionale Wertschoumlpfung auch fuumlr klei-nere und mittlere Unternehmen ermoumlglichen

Rudolf RippelLeiter des Instituts fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Gruszligwort des Bezirkstagspraumlsidenten von Oberfranken Herrn Dr Guumlnther Denzler

Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln regionaler Her-kunft steigt Ein Baustein zur Verbesserung der regionalen Wertschoumlpfung in der Landwirtschaft ist die Ausdehnung der Erzeugung heimischer Eiweiszligfuttermittel Ich freue mich sehr dass die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft zu diesem Thema in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken ihren 12 Kulturlandschaftstag veranstal-tet

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten gegruumlndet vor 150 Jahren als Koumlnigliche Kreis-ackerbauschule haben sich seit jeher der angewandten Forschung im Ackerbau und Gruumln-land sowie in der Tierhaltung zum Wohle unserer einheimischen Landwirtschaft gewid-met Das Ziel einer moumlglichst hohen Eigenversorgung mit heimischen Futtermitteln unter-stuumltzen wir uneingeschraumlnkt Denn damit staumlrken wir regionale Wirtschaftskreislaumlufe foumlr-dern die Erzeugung gesunder und heimischer Lebensmittel und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz

In unserem Bezirkslehrgut hat die grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland mit entsprechenden Versuchsanstellungen einen hohen Stellenwert Zudem leis-tet die Landtechnik die wir in unserer Landmaschinenschule unterrichten einen wesentli-chen Beitrag zur optimalen Flaumlchenbewirtschaftung Gemeinsam mit unseren Kooperati-onspartnern bieten wir stets Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft und werden auch in Zukunft die landwirtschaftliche Fachbildung in Nordbayern auf ho-hem Niveau fortsetzen

In diesem Sinne wuumlnsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12 Kulturland-schaftstages einen interessanten und aufschlussreichen Tag in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth

Dr Guumlnther Denzler Bezirkstagspraumlsident von Oberfranken

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Inhaltsverzeichnis

Seite

Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im ThemenfeldEiweiszligfutterpflanzen11

Martin Maier Michael Bollwein

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel 15

Frank Trauzettel

Heimische Futtermittel und regionales Marketing 23

Sebastian Staffler

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe 29

Thomas Kaiser

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras33

Dr Anna Techow Dr Michael Diepolder Dr Stephan Hartmann

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vomheimischen Gruumlnland 37

Siegfried Steinberger

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler beiGruumlnland 45

Stefan Thurner und Brigitte Koumlhler

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose alsEntscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen 51

Dr Wolfgang Angermair

Vorwort

In Bayern sollen wieder mehr Leguminosen angebaut wer-den Die Vorteile eines verstaumlrkten Anbaus von Eiweiszlig-pflanzen liegen in der Einsparung von Stickstoffduumlngern der Auflockerung der Fruchtfolge und der Erhaltung der Boden-fruchtbarkeit Ein staumlrkerer Anbau von Leguminosen eroumlff-net aber auch Moumlglichkeiten zu zusaumltzlicher Wertschoumlpfung

Die Einfuhr von Soja nach Europa Deutschland und Bayern ist riesig Dies stellt auch eine gewaltige Abhaumlngigkeit dar Die heimische Erzeugung von Eiweiszligpflanzen und die Nut-zung von verschiedenen Nebenprodukten koumlnnen dazu bei-

tragen diese Abhaumlngigkeit zu verringern Viele Ansaumltze dazu sind in den letzten Jahren auf Grund der hohen Soja-Preise verfolgt worden Eine wirtschaftliche Milcherzeugung auch ohne Einsatz von Sojaextraktionsschrot erscheint moumlglich

Bei anhaltend hohen Sojapreisen ist es einerseits fuumlr die Viehhalter interessanter selbst Soja oder andere Eiweiszligpflanzen anzubauen andererseits wird mehr Gebrauch von Sub-stituten in der Fuumltterung gemacht Ein weiterer Weg zur Kostensenkung ist die Einsparung von Eiweiszligfutter durch effizientere Fuumltterung Auch die Verringerung von Futterverlusten ist von Bedeutung Schlieszliglich koumlnnten die Ertraumlge im Gruumlnland und Futterbau durch op-timierte Duumlngung und durch Nachsaat und Bestandspflege noch verbessert werden Voraussetzung dafuumlr ist die genaue Kenntnis von Aufwuchsmenge und Zusammensetzung vom Feld bis in den Trog

Die Erzeugung und Verarbeitung von heimischen Eiweiszligpflanzen und -futtermitteln kann ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Erzeugung sein Diese steht aber in Konkurrenz zu ei-ner an den Exportmoumlglichkeiten orientierten Nahrungsmittelerzeugung und der Erzeugung von Biogas Um der nachhaltigen Erzeugung von heimischen Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermitteln eine Chance zu geben werden Wertschoumlpfungsketten benoumltigt in denen es gelingt den Mehrwert einer nachhaltigeren Futtermittelerzeugung am Markt bezahlt zu bekommen

Zur Etablierung einer heimischen Eiweiszligerzeugung ist auch eine verstaumlrkte produktions-technische Beratung fuumlr neue geaumlnderte oder in Vergessenheit geratene Produktionszwei-ge notwendig Durch eine verstaumlrkte Forschung in diesem Bereich ist die Grundlage hier-fuumlr zu schaffen

Die nachfolgend abgebildete Uumlbersicht fasst die Themen zusammen die von der Bayeri-schen Eiweiszligstrategie aufgegriffen werden um zu einer heimischen Erzeugung von Ei-weiszligfutterpflanzen und -futtermitteln zu gelangen und von Sojaimporten aus Uumlbersee un-abhaumlngiger zu werden Es ist davon auszugehen dass nur langfristig und nur ein Teil der Importmenge ersetzbar ist Deshalb spielt neben den zuvor genannten Ansatzpunkten auch die Sicherung von zertifiziert nachhaltigem Soja aus verschiedensten Anbauregionen der Welt eine bedeutende Rolle

Die bayerische Eiweiszligstrategie steht demnach fuumlr staumlrkeren Leguminosenanbau in Bayern fuumlr weitere Fruchtfolgen fuumlr Nutzung von Reserven in der Produktionstechnik fuumlr ei-weiszligeffiziente Fuumltterung und fuumlr eine nachhaltigere Erzeugung mit moumlglichst geschlosse-nen Naumlhrstoffkreislaumlufen Auch die Wiederaufnahme oder Fortfuumlhrung der Leguminosen-zuumlchtung ist Teil davon Unterstuumltzt werden muss die Strategie durch Wertschoumlpfungsket-ten die mit diesen Vorzuumlgen werben und die eine regionale Wertschoumlpfung auch fuumlr klei-nere und mittlere Unternehmen ermoumlglichen

Rudolf RippelLeiter des Instituts fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Gruszligwort des Bezirkstagspraumlsidenten von Oberfranken Herrn Dr Guumlnther Denzler

Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln regionaler Her-kunft steigt Ein Baustein zur Verbesserung der regionalen Wertschoumlpfung in der Landwirtschaft ist die Ausdehnung der Erzeugung heimischer Eiweiszligfuttermittel Ich freue mich sehr dass die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft zu diesem Thema in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken ihren 12 Kulturlandschaftstag veranstal-tet

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten gegruumlndet vor 150 Jahren als Koumlnigliche Kreis-ackerbauschule haben sich seit jeher der angewandten Forschung im Ackerbau und Gruumln-land sowie in der Tierhaltung zum Wohle unserer einheimischen Landwirtschaft gewid-met Das Ziel einer moumlglichst hohen Eigenversorgung mit heimischen Futtermitteln unter-stuumltzen wir uneingeschraumlnkt Denn damit staumlrken wir regionale Wirtschaftskreislaumlufe foumlr-dern die Erzeugung gesunder und heimischer Lebensmittel und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz

In unserem Bezirkslehrgut hat die grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland mit entsprechenden Versuchsanstellungen einen hohen Stellenwert Zudem leis-tet die Landtechnik die wir in unserer Landmaschinenschule unterrichten einen wesentli-chen Beitrag zur optimalen Flaumlchenbewirtschaftung Gemeinsam mit unseren Kooperati-onspartnern bieten wir stets Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft und werden auch in Zukunft die landwirtschaftliche Fachbildung in Nordbayern auf ho-hem Niveau fortsetzen

In diesem Sinne wuumlnsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12 Kulturland-schaftstages einen interessanten und aufschlussreichen Tag in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth

Dr Guumlnther Denzler Bezirkstagspraumlsident von Oberfranken

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Vorwort

In Bayern sollen wieder mehr Leguminosen angebaut wer-den Die Vorteile eines verstaumlrkten Anbaus von Eiweiszlig-pflanzen liegen in der Einsparung von Stickstoffduumlngern der Auflockerung der Fruchtfolge und der Erhaltung der Boden-fruchtbarkeit Ein staumlrkerer Anbau von Leguminosen eroumlff-net aber auch Moumlglichkeiten zu zusaumltzlicher Wertschoumlpfung

Die Einfuhr von Soja nach Europa Deutschland und Bayern ist riesig Dies stellt auch eine gewaltige Abhaumlngigkeit dar Die heimische Erzeugung von Eiweiszligpflanzen und die Nut-zung von verschiedenen Nebenprodukten koumlnnen dazu bei-

tragen diese Abhaumlngigkeit zu verringern Viele Ansaumltze dazu sind in den letzten Jahren auf Grund der hohen Soja-Preise verfolgt worden Eine wirtschaftliche Milcherzeugung auch ohne Einsatz von Sojaextraktionsschrot erscheint moumlglich

Bei anhaltend hohen Sojapreisen ist es einerseits fuumlr die Viehhalter interessanter selbst Soja oder andere Eiweiszligpflanzen anzubauen andererseits wird mehr Gebrauch von Sub-stituten in der Fuumltterung gemacht Ein weiterer Weg zur Kostensenkung ist die Einsparung von Eiweiszligfutter durch effizientere Fuumltterung Auch die Verringerung von Futterverlusten ist von Bedeutung Schlieszliglich koumlnnten die Ertraumlge im Gruumlnland und Futterbau durch op-timierte Duumlngung und durch Nachsaat und Bestandspflege noch verbessert werden Voraussetzung dafuumlr ist die genaue Kenntnis von Aufwuchsmenge und Zusammensetzung vom Feld bis in den Trog

Die Erzeugung und Verarbeitung von heimischen Eiweiszligpflanzen und -futtermitteln kann ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Erzeugung sein Diese steht aber in Konkurrenz zu ei-ner an den Exportmoumlglichkeiten orientierten Nahrungsmittelerzeugung und der Erzeugung von Biogas Um der nachhaltigen Erzeugung von heimischen Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermitteln eine Chance zu geben werden Wertschoumlpfungsketten benoumltigt in denen es gelingt den Mehrwert einer nachhaltigeren Futtermittelerzeugung am Markt bezahlt zu bekommen

Zur Etablierung einer heimischen Eiweiszligerzeugung ist auch eine verstaumlrkte produktions-technische Beratung fuumlr neue geaumlnderte oder in Vergessenheit geratene Produktionszwei-ge notwendig Durch eine verstaumlrkte Forschung in diesem Bereich ist die Grundlage hier-fuumlr zu schaffen

Die nachfolgend abgebildete Uumlbersicht fasst die Themen zusammen die von der Bayeri-schen Eiweiszligstrategie aufgegriffen werden um zu einer heimischen Erzeugung von Ei-weiszligfutterpflanzen und -futtermitteln zu gelangen und von Sojaimporten aus Uumlbersee un-abhaumlngiger zu werden Es ist davon auszugehen dass nur langfristig und nur ein Teil der Importmenge ersetzbar ist Deshalb spielt neben den zuvor genannten Ansatzpunkten auch die Sicherung von zertifiziert nachhaltigem Soja aus verschiedensten Anbauregionen der Welt eine bedeutende Rolle

Die bayerische Eiweiszligstrategie steht demnach fuumlr staumlrkeren Leguminosenanbau in Bayern fuumlr weitere Fruchtfolgen fuumlr Nutzung von Reserven in der Produktionstechnik fuumlr ei-weiszligeffiziente Fuumltterung und fuumlr eine nachhaltigere Erzeugung mit moumlglichst geschlosse-nen Naumlhrstoffkreislaumlufen Auch die Wiederaufnahme oder Fortfuumlhrung der Leguminosen-zuumlchtung ist Teil davon Unterstuumltzt werden muss die Strategie durch Wertschoumlpfungsket-ten die mit diesen Vorzuumlgen werben und die eine regionale Wertschoumlpfung auch fuumlr klei-nere und mittlere Unternehmen ermoumlglichen

Rudolf RippelLeiter des Instituts fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Gruszligwort des Bezirkstagspraumlsidenten von Oberfranken Herrn Dr Guumlnther Denzler

Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln regionaler Her-kunft steigt Ein Baustein zur Verbesserung der regionalen Wertschoumlpfung in der Landwirtschaft ist die Ausdehnung der Erzeugung heimischer Eiweiszligfuttermittel Ich freue mich sehr dass die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft zu diesem Thema in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken ihren 12 Kulturlandschaftstag veranstal-tet

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten gegruumlndet vor 150 Jahren als Koumlnigliche Kreis-ackerbauschule haben sich seit jeher der angewandten Forschung im Ackerbau und Gruumln-land sowie in der Tierhaltung zum Wohle unserer einheimischen Landwirtschaft gewid-met Das Ziel einer moumlglichst hohen Eigenversorgung mit heimischen Futtermitteln unter-stuumltzen wir uneingeschraumlnkt Denn damit staumlrken wir regionale Wirtschaftskreislaumlufe foumlr-dern die Erzeugung gesunder und heimischer Lebensmittel und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz

In unserem Bezirkslehrgut hat die grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland mit entsprechenden Versuchsanstellungen einen hohen Stellenwert Zudem leis-tet die Landtechnik die wir in unserer Landmaschinenschule unterrichten einen wesentli-chen Beitrag zur optimalen Flaumlchenbewirtschaftung Gemeinsam mit unseren Kooperati-onspartnern bieten wir stets Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft und werden auch in Zukunft die landwirtschaftliche Fachbildung in Nordbayern auf ho-hem Niveau fortsetzen

In diesem Sinne wuumlnsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12 Kulturland-schaftstages einen interessanten und aufschlussreichen Tag in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth

Dr Guumlnther Denzler Bezirkstagspraumlsident von Oberfranken

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

37

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

45

1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Die bayerische Eiweiszligstrategie steht demnach fuumlr staumlrkeren Leguminosenanbau in Bayern fuumlr weitere Fruchtfolgen fuumlr Nutzung von Reserven in der Produktionstechnik fuumlr ei-weiszligeffiziente Fuumltterung und fuumlr eine nachhaltigere Erzeugung mit moumlglichst geschlosse-nen Naumlhrstoffkreislaumlufen Auch die Wiederaufnahme oder Fortfuumlhrung der Leguminosen-zuumlchtung ist Teil davon Unterstuumltzt werden muss die Strategie durch Wertschoumlpfungsket-ten die mit diesen Vorzuumlgen werben und die eine regionale Wertschoumlpfung auch fuumlr klei-nere und mittlere Unternehmen ermoumlglichen

Rudolf RippelLeiter des Instituts fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Gruszligwort des Bezirkstagspraumlsidenten von Oberfranken Herrn Dr Guumlnther Denzler

Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln regionaler Her-kunft steigt Ein Baustein zur Verbesserung der regionalen Wertschoumlpfung in der Landwirtschaft ist die Ausdehnung der Erzeugung heimischer Eiweiszligfuttermittel Ich freue mich sehr dass die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft zu diesem Thema in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken ihren 12 Kulturlandschaftstag veranstal-tet

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten gegruumlndet vor 150 Jahren als Koumlnigliche Kreis-ackerbauschule haben sich seit jeher der angewandten Forschung im Ackerbau und Gruumln-land sowie in der Tierhaltung zum Wohle unserer einheimischen Landwirtschaft gewid-met Das Ziel einer moumlglichst hohen Eigenversorgung mit heimischen Futtermitteln unter-stuumltzen wir uneingeschraumlnkt Denn damit staumlrken wir regionale Wirtschaftskreislaumlufe foumlr-dern die Erzeugung gesunder und heimischer Lebensmittel und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz

In unserem Bezirkslehrgut hat die grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland mit entsprechenden Versuchsanstellungen einen hohen Stellenwert Zudem leis-tet die Landtechnik die wir in unserer Landmaschinenschule unterrichten einen wesentli-chen Beitrag zur optimalen Flaumlchenbewirtschaftung Gemeinsam mit unseren Kooperati-onspartnern bieten wir stets Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft und werden auch in Zukunft die landwirtschaftliche Fachbildung in Nordbayern auf ho-hem Niveau fortsetzen

In diesem Sinne wuumlnsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12 Kulturland-schaftstages einen interessanten und aufschlussreichen Tag in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth

Dr Guumlnther Denzler Bezirkstagspraumlsident von Oberfranken

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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2

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Gruszligwort des Bezirkstagspraumlsidenten von Oberfranken Herrn Dr Guumlnther Denzler

Die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln regionaler Her-kunft steigt Ein Baustein zur Verbesserung der regionalen Wertschoumlpfung in der Landwirtschaft ist die Ausdehnung der Erzeugung heimischer Eiweiszligfuttermittel Ich freue mich sehr dass die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft zu diesem Thema in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken ihren 12 Kulturlandschaftstag veranstal-tet

Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten gegruumlndet vor 150 Jahren als Koumlnigliche Kreis-ackerbauschule haben sich seit jeher der angewandten Forschung im Ackerbau und Gruumln-land sowie in der Tierhaltung zum Wohle unserer einheimischen Landwirtschaft gewid-met Das Ziel einer moumlglichst hohen Eigenversorgung mit heimischen Futtermitteln unter-stuumltzen wir uneingeschraumlnkt Denn damit staumlrken wir regionale Wirtschaftskreislaumlufe foumlr-dern die Erzeugung gesunder und heimischer Lebensmittel und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz

In unserem Bezirkslehrgut hat die grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland mit entsprechenden Versuchsanstellungen einen hohen Stellenwert Zudem leis-tet die Landtechnik die wir in unserer Landmaschinenschule unterrichten einen wesentli-chen Beitrag zur optimalen Flaumlchenbewirtschaftung Gemeinsam mit unseren Kooperati-onspartnern bieten wir stets Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft und werden auch in Zukunft die landwirtschaftliche Fachbildung in Nordbayern auf ho-hem Niveau fortsetzen

In diesem Sinne wuumlnsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 12 Kulturland-schaftstages einen interessanten und aufschlussreichen Tag in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth

Dr Guumlnther Denzler Bezirkstagspraumlsident von Oberfranken

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

3

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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7

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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8

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

23

Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Martin Maier Michael Bollwein

Gruumlnlandverbesserung mit verschiedenen Strategien zur Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe und unterschiedlichen Saatgutmischungen Martin Maier Chieming

Wie der Titel des Meisterarbeitsprojektes schon ausdruumlckt wurde mit verschiedenen Stra-tegien und Saatgutmischungen versucht die gemeine Rispe auf einer Versuchsflaumlche des elterlichen Betriebes zu bekaumlmpfen

Hierzu wurden 10 Parzellen angelegt mit einer Flaumlche von 6 m x 50 m Es wurden 3 ver-schiedene Saatgutmischungen mit je 3 verschiedenen VerfahrenTechniken angesaumlt Zu-zuumlglich der 0-Parzelle die als Vergleichsparzelle gilt sind dies 10 Parzellen Der Versuch wurde im August 2011 angelegt und im Jahr 2012 beerntet

Es wurden keine Fertigmischungen gekauft sondern das Saatgut wurde durch den Kauf von Einzelkomponenten selbst gemischt um nur das zu saumlen was auf der Wiese wachsen soll

Gesaumlt wurden 40 kgha mit 60 dt Weidelgras (je 13 fruumlhmittelspaumlt) 125 Wiesen-rispe 20 Lieschgras und 75 Weiszligklee Auf 3 Parzellen wurde zusaumltzlich 2 Wochen vor dem eigentlichen Saattermin 10 kg Wiesenrispe solo gesaumlt

Die Ansaatvarianten wurden ebenfalls dreigeteilt

Variante 1 4l Roundupha +Umkehrfraumlse Variante 2 4l Roundupha + Striegel + Vredo Variante 3 08l Roundupha + Striegel + Vredo

Die Parzellen wurden zu jedem der 6 Schnitte (Jahr 2012) nach Menge und Inhaltsstoffen beprobt

Fazit ― In jedem Fall ist die Bekaumlmpfung der gemeinen Rispe keine einmalige Sache sondern

erfordert Langatmigkeit und eine regelmaumlszligige Kontrolle der Bestaumlnde ― Es sollte versucht werden mit angepasster Duumlngung Pflege und Nach- bzw Uumlbersaa-

ten die Bestaumlnde in einem guten Zustand zu erhalten ― Erst bei entarteten Bestaumlnden sollte eine Totalsanierung stattfinden ― Wenn Totalsanierung dann richtig (keine 08l Variante) ― Wie im Versuchsverlauf deutlich zu sehen war stellt nur die Totalsanierung eine si-

chere Bekaumlmpfung und Zuruumlckdraumlngung der gemeinen Rispe dar denn in den 08 l ha Roundup Parzellen wurde bereits ab dem 3 Schnitt wieder bis zu 10 gemeine Rispe festgestellt

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

23

Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

29

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

12 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Abbildung 1

Abbildung 2

2

Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

3

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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7

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

37

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

45

1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld 13 Eiweiszligfutterpflanzen

Oumlkologischer Landbau Vergleich von Kleegras-mischungen mit unterschiedlicher Deckfrucht und Schwefelduumlngung Michael Bollwein Bodenwoumlhr

Bei dem Versuch wurden zwei Rotkleemischungen und zwei Luzernegrasmischungen je-weils mit und ohne Duumlngung verglichen Als Deckfruumlchte wurden Hafer Erbsen und Wi-cken ausgesaumlt und bei der Wiederholung reiner Hafer Es zeigte sich dass die Luzerne die Deckfruumlchte nur schlecht vertraumlgt Die Rotkleegrasmischung hat sich gut entwickelt und wird auch in Zukunft in unserem Betrieb mit dem Hafer-Erbsen-Wickengemenge ausgesaumlt werden Die Fertigmischung hat sich auszligerdem als besser hinsichtlich Ertrag und Qualitaumlt erwiesen im Vergleich zur selbst angefertigten Mischung Der Einsatz von Schwefelduumln-ger zeigte eine beachtliche Zunahme im Ertrag bei allen Mischungen

Tab 1 Gesamttrockenmasse des 2 und 3 Schnittes

Parzelle TM

2 Schnitt in kgha

TM 3 Schnitt in

kgha

TM 2+3 Schnitt in kgha

Ohne Duumlngung

1 Luzernegras Katalog 1488 693 2181

2 Luzernegras Eigen 989 413 1402

3 Rotkleegras Katalog 1566 894 2460

4 Rotkleegras Eigen 1483 949 2432

5 Luzernegras Katalog 913 717 1630

6 Luzernegras Eigen 686 379 1065

7 Rotkleegras Katalog 1322 978 2300

8 Rotkleegras Eigen 1046 1163 2209

Duumlngung mit Kieserit

1 Luzernegras Katalog 2348 1265 3613

2 Luzernegras Eigen 1694 1046 2740

3 Rotkleegras Katalog 2519 1280 3799

4 Rotkleegras Eigen 2028 1754 3782

5 Luzernegras Katalog 1614 835 2449

6 Luzernegras Eigen 1378 789 2167

7 Rotkleegras Katalog 2095 1101 3196

8 Rotkleegras Eigen 1876 1825 3701 Katalog Fertigmischung Eigen selbst zusammengestellte Mischung

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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7

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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8

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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4

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

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[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

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[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

14 Vorstellung von zu praumlmierenden Meisterarbeitsprojekten im Themenfeld Eiweiszligfutterpflanzen

Tab 2 Mehrertrag in Prozent

TM ohne Duumlngung TM mit Kieserit Mehrertrag in

2181 3613 66

1402 2740 95

2460 3799 54

2432 3782 56

1630 2449 50

1065 2167 103

2300 3196 39

2209 3701 68

Der Unterschied zwischen den Parzellen mit und ohne Duumlngung ist sehr deutlich mit 39-103 Mehrertrag Der Erfolg der Duumlngung zeigt sich in einer deutlichen Erhoumlhung der Trockenmasseertraumlge und einer knappen Verdoppelung der N-Flaumlchenertraumlge Aumlhnli-che Ergebnisse wurden auch bei einem Versuch mit einem anderen Schwefelduumlnger in Schoumlnbrunn (Herr Schneck) und bei Untersuchungen der Justus-Liebig-Universitaumlt in Gieszligen (Dr K Becker und Dr S A Fischinger) erzielt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Frank Trauzettel

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

Zusammenfassung Die Rinderfuumltterung ist ein wichtiger Ansatzpunkt der bayerischen Eiweiszligstrategie Da das groumlszligte Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung das Gruumlnland bietet liegt auch hier der Schwerpunkt der Initiative in Beratung und Forschung In weiteren Forschungsprojekten wird die Futtereffizienz bei Milchkuumlhen untersucht die Trocknungsgenossenschaften werden durch einen Wissenstransfer und die Entwicklung eines Benchmarking Verfahrens unterstuumltzt Zuumlchtungsarbeiten bei Leguminosen werden durchgefuumlhrt Grunddaten zur Heubeluumlftung im deutschsprachigen Raum werden gesammelt und es wird eine Recherche zur Verfuumlgbarkeit von Eiweiszlig als Futtermittel in Bayern gemacht Ferner soll das imRahmen des Bundesprogramms Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BOumlLN) des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) gefoumlrderte Soja-Netzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung der Sojabohnen in Deutschland beitragen Eine Verbraucherstudie ergibt dass 23 der Konsumenten als potentielle Kaumlufer fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar sind und die Vermarktung von derartigen Lebensmitteln im Rahmen von ausgewaumlhlten Markenprogrammen Nischenmaumlrkten und Regionalinitiativen moumlglich ist

Einleitung

Dieser Beitrag soll einen Uumlberblick uumlber ausgewaumlhlte Aktivitaumlten zur staumlrkeren Erzeugung und Verwendung heimischer Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel geben Ein wichtigesAnliegen ist es von Soja-Importen aus Uumlbersee unabhaumlngiger zu werden und dadurch die regionale Wertschoumlpfung zu staumlrken Da etwa die Haumllfte der Importmenge von ca 800000 t Sojaschrot pro Jahr nach Bayern in der Rinderfuumltterung verwendet wird [1] liegt es nahe die Grobfuttererzeugung und die Rinderfuumltterung in den Mittelpunkt zu stel-len

Die bayerische Eiweiszligstrategie wurde 201112 mit Mitteln aus dem Programm bdquoAufbruch Bayernldquo erstmalig angestoszligen Da die weitreichenden Ziele wie weniger Importsoja GVO-freie nachhaltigere ressourcenschonendere Erzeugung und houmlhere regionale Wert-schoumlpfung kurzfristig nicht zu erreichen sind wurde die Strategie 201314 weitergefuumlhrt Insgesamt wurden in den vier Jahren etwa 38 Mio euro fuumlr Forschungs- und Beratungspro-jekte zur Verfuumlgung gestellt

Ferner wird auch das BOumlLN Soja-Netzwerk vorgestellt Dieses von der LfL koordinierte Kooperationsprojekt ist Teil der Bundeseiweiszligpflanzenstrategie

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Gruumlnland und Futterbau

Das groumlszligte theoretische Potential zur heimischen Eiweiszligversorgung wird in einer Steige-rung der Eiweiszligerzeugung vom Gruumlnland gesehen wie unten stehende Grafik von 2013(SCHAumlTZL R SUB 82013 S 43) [2] darstellt Deshalb liegt hier der Schwerpunkt der Forschungs- und Beratungsarbeit im Rahmen der bayerischen Eiweiszliginitiative So wurden im Rahmen verschiedener Projekte aktuelle Beratungsaussagen zum Gruumlnland und Futter-bau fuumlr die Praktiker zusammengestellt und zusaumltzliche Beratungsaktivitaumlten auf Beispiel-betrieben und Landwirtschaftlichen Versuchs- und Fachzentren koordiniert und umge-setzt Die aufgegriffenen Themen waren z B die optimierte Bestandsfuumlhrung in Gruumlnland und Futterbau die verlustmindernde Ernte Silierung und Vorlage von Grobfutter

Abb 1 Theoretische Rohproteinpotentiale in Bayern Institut fuumlr Betriebswirtschaft und Agrarstruktur 2013

2014 startete auszligerdem ein Beratungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landeskuratori-um fuumlr pflanzliche Erzeugung (LKP) und dem Landeskuratoriums fuumlr tierische Verede-lung (LKV) in dessen Verlauf 50 Landwirte aus allen Regionen Bayerns eine intensive produktionstechnische Beratung fuumlr das Gruumlnland und bis hin zum Futtertrog erhalten sol-len

Effizientere Fuumltterung der Milchkuumlhe

Auch in der effizienteren Fuumltterung von Milchkuumlhen wird eine Reserve zur Senkung des Importbedarfs an Soja gesehen Das Institut fuumlr Tierernaumlhrung (ITE) fuumlhrte dazu eine Be-fragung bei den Fuumltterungsberatern des LKV zur Verwendung der verschiedenen Eiweiszlig-futtermittel durch Daraus geht z B hervor dass der Einsatz von Sojaextraktionsschrot von 2008 bis 2012 von 55 auf 29 sank [6] Eine Wiederholung dieser Befragung ist noch in diesem Jahr vorgesehen

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

29

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

37

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

45

1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Im Projekt bdquoFuumltterungsauswertung Bayernldquo wurden 96 Milchvieh- und 14 Rindermastbe-triebe auf ihre Eiweiszligeffizienz untersucht Erste Ergebnisse besagen dass Unterschiede in der Eiweiszligeffizienz zwischen den Betrieben groumlszliger sind als bei der Energieeffizienz und dass der Anteil an heimischem Eiweiszlig bei den Milchviehbetrieben im Mittel bei ca 90 bei den Bullenmastbetrieben bei 76 liegt [10]

Im Projekt bdquoLVFZ als Pilotbetriebeldquo wurden wichtige Erkenntnisse der Gruumlnlandbewirt-schaftung untermauert Der richtige Schnittzeitpunkt ist im Aumlhren- bzw Rispenschieben der Leitgraumlser Die Nutzung muss auf den Standort und somit die Erhaltung eines stabilen Pflanzenbestandes abgestimmt sein Die Duumlngung muss auf die Nutzung und den Entzug abgestimmt sein was die Bedeutung der Ertragserfassung belegt Verfahrensablaumlufe bei der Ernte muumlssen optimiert werden Eine hohe Grobfutteraufnahme bringt eine hohe Grobfutterleistung [9]

BOumlLN Soja-Netzwerk

Das Verbundvorhaben bdquoSoja-Netzwerkldquo ist Teil der Eiweiszligpflanzenstrategie des Bundes Ziel des Netzwerks ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland Der heimische Sojaanbau soll dabei mit verschiedenen Maszlignahmen angekurbelt werden Kooperationspartner sind die Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) die Landesvereinigung fuumlr den oumlkologischen Landbau in BayerneV (LVOuml) das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) sowie die Life Food GmbH Taifun Tofuprodukte

Wichtiger Bestandteil des Projekts sind die Demonstrationsbetriebe auf denen aktuelle Erkenntnisse aus der Soja-Forschung in die Praxis umgesetzt werden Zudem werden schlagbezogenen Daten zum Sojaanbau Fruchtfolgen sowie Vergleichs- und Nachfruumlchte erfasst Die Daten werden bei der LfL zentral analysiert Es werden 120 Demonstrations-betriebe in 11 Bundeslaumlndern betreut Die Grafik zeigt die Struktur des Netzwerks

Abb 2 Struktur des Soja-Netzwerks BOumlLN 2013

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

19

7

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

20

8

Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

23

Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

29

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

18 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland sollen drei modellhafte Wert-schoumlpfungsketten konzipiert werden (oumlkologische Futtersoja (LVOuml) gentechnikfreie Fut-tersoja (LTZ) Lebensmittelsoja (Taifun)

Eine der zentralen Aufgaben des Netzwerks ist der Wissenstransfer Deshalb werden waumlh-rend der gesamten Projektlaufzeit von allen Projektpartnern Maszlignahmen wie Feldtage Seminare und Vortragsveranstaltungen durchgefuumlhrt Auf der Projektwebsite wwwsojafoerderringde werden umfassende Informationen zu Anbau und Verwertung von Soja bereitgestellt

5 Bedeutung der Futtertrocknungen

Fuumlr die Sicherung des Bezugs von hochwertigen heimischen Futtermitteln kommt auch den bayerischen Futtertrocknungen Bedeutung zu Zuletzt erzeugten Sie noch etwa 200000 t Trockengut (Landesverband der bayerischen Futtertrocknungen unveroumlffent-licht) Die Ware ist heimisch und nach bdquoQualitaumlt und Sicherheitldquo zertifiziert (QS) sowie gentechnikfrei und oumlko-zertifiziert Die Abschaffung der Trocknungsbeihilfe von rund 330 eurodt macht den Trocknungen Probleme da dadurch die Erzeugnisse an Wettbewerbs-kraft einbuumlszligen

Die Trocknungsgenossenschaften nutzen alle Moumlglichkeiten zur Diversifizierung um ihre Wettbewerbsstellung zu verbessern Sie betreiben einen regen Wissenstransfer - auch in Zusammenarbeit mit der Beratungsoffensive fuumlr heimische Eiweiszligfuttermittel - zu The-men wie Luzerneanbau Wert der Grascobs oder Gruumlnlandverbesserung Vom Genossen-schaftsverband wird derzeit ein Benchmarking-Verfahren entwickelt um mit dessen Hilfe die Trocknungen besser horizontal vergleichen zu koumlnnen Diese Entwicklung wird eben-falls aus Mitteln der Eiweiszliginitiative gefoumlrdert

Fuumlr Investitionen im gewerblichen Bereich die in Zusammenhang mit der bayerischen Eiweiszligstrategie stehen koumlnnen die Trocknungen aus dem Programm VuVregio gefoumlrdert werden Fast 500000 euro Foumlrderzusagen wurden hier in den vergangenen zwei Jahren ge-macht

6 Zuumlchtungsaktivitaumlten der LfL

Die Anbauentwicklung von groszligkoumlrnigen Leguminosen in Bayern war jahrelang ruumlcklaumlu-fig Ein Grund hierfuumlr ist die bdquoLeguminosenmuumldigkeitldquo im Oumlko-Landbau ein anderer ist im konventionellen Anbau in den geringen Deckungsbeitraumlgen zu sehen [7]

Tab 1 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

210 Erbsen 840613 -20739 -241

220 Ackerbohnen 460247 62456 1570

230 Suumlszliglupinen 28101 2673 1051

330 Sojabohnen 432616 55418 1469

Summe alle Eiweiszligfruumlchte 18532 1001 571

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

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[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

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Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Offenbar konnte der negative Trend 2014 gebrochen werden

Der geringe Zuumlchtungsfortschritt in den vergangenen Dekaden ist ebenfalls hinderlich fuumlr eine rasche Zunahme des Koumlrnerleguminosenanbaus gewesen Am Institut fuumlr Pflanzen-bau und Pflanzenzuumlchtung (IPZ) wurde im Herbst 2013 wieder mit der zuumlchterischen Be-arbeitung der Sojabohne begonnen Die Vergabe von Kreuzungen erfolgte nach Costa-Rica wo in diesem Winter bereits 2 Generationen erzeugt werden konnten

Zu kleinkoumlrnigen Leguminosen (Luzerne Rotklee) laufen Zuumlchtungsaktivitaumlten im IPZ bereits mehrjaumlhrig Aktuelle Zuumlchtungserfolge sind die Sorten Catera und Fleetwood

Der Anbau von Ackerfutter scheint zuzunehmen kompensiert aber ziemlich exakt den Verlust an Gruumlnlandflaumlche im gleichen Zeitraum

Tab 2 InVeKoS-Statistik 2014 Stand 10062014 (vorlaumlufig)

Code Fruchtart Anbauflaumlche 2014 in ha

Veraumlnderung zu 2013 in ha

Veraumlnderung in

421 Klee 235535 -16507 -655

422 Kleegras 9181012 243577 273

423 Luzerne 818485 21018 264

424 Ackergras 2942580 319105 1216

429 Sonstige Ackerfutterflaumlche 188595 47377 3355

Summe Ackerfutter 133662 6146 482

Heubeluumlftung

Das Werbungsverfahren Heu mit Unterdachtrocknung ist lange Zeit als unwirtschaftlich betrachtet und wissenschaftlich nicht mehr begleitet worden Mit modernen Heubeluumlftun-gen mit Unterdachabsaugung d h Nutzung der Abwaumlrme einer PV-Anlage die im Dachintegriert ist kam wieder Schwung in die Entwicklung Die in Oumlsterreich erfolgreich ver-marktete Heumilch lieferte weitere Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung

Im Rahmen des laufenden Projektes erfolgt eine Befragung von geeigneten Betrieben und Herstellern im deutschsprachigen Raum wird eine Adressdatenbank aufgebaut werden Deckungsbeitraumlge errechnet und Erntemengen auf Pilotbetrieben mit einer Fuhr-werkswaage erfasst Ferner erfolgen Futteranalysen z B Hohenheimer Futterwerttest pansenstabiles Eiweiszlig Mikrobiologie und sensorische Beurteilung

Im Bereich Wissenstransfer und Oumlffentlichkeitsarbeit wird ein Tag der offenen Tuumlr je Pi-lotbetrieb veranstaltet ein Gruumlnlandtag abgehalten und ein internationaler Expertentag zur Heubeluumlftung durchgefuumlhrt

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

29

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

37

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

45

1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischerEiweiszligfuttermittel

Auf Anregung aus der Wirtschaft wurde eine Recherche begonnen ob und in welchem Maszlige heimische Eiweiszligfuttermittel zur Verfuumlgung stehen

Es wurden verschiedene Akteure angeschrieben (Anzahl der angeschriebenen Akteure in Klammern)

bull Oumllmuumlhlen (30) bull Trocknungen (30) bull LandhaumlndlerLagerhaumluser (70) bull Brauereien (335) bull Soja-Saatgut-VertriebZuumlchtung (13) bull Staumlrkeproduzent (1) bull Sojatoastanlagenbau-verkauf (5)

Durch den Umfragebogen konnten folgende Werte zusammen getragen werden (Zahlen aufgerundet)

Tab 3 Recherche zur Verfuumlgbarkeit heimischer Futtermittel Gund Nadine A IAB 62014

Futtermittel Nutzbares Rohprotein (nXP) in t pro Jahr

Biertreber 40674

Bierhefe 2323

Malzkeime 26

Sojaextraktionsschrot 18660

Rapsextraktionsschrot 15525

Grascobs 16327

Luzernecobs 842

Grasballen 3181

Weizenschlempe 565

Luzerneballen 394

Rapskuchen 1030

Sonnenblumenkuchen 102

Sojakuchen 223

Gesamtsumme 99872

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

23

Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

29

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

56

6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

21 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

Die Menge Rapsextraktionsschrot aus der Oumllmuumlhle in Straubing konnte hier nicht beruumlck-sichtigt werden da keine datenschutzrechtliche Einwilligung vorliegt Genauso verhaumllt es sich mit der Weizentrockenschlempe aus Zeitz

Ausblick Zukuumlnftig koumlnnen die Datensaumltze in den LfL-Geofachdatendienst eingegeben werden um eine Landkarte zu erzeugen

9 Markt ndash Wertschoumlpfung - Transparenz

Eine Verbraucherbefragung im Rahmen der bayerischen Eiweiszligstrategie hat ergeben dass bei ungestuumltzter Befragung nur ein Prozent der Verbraucher auf heimische Futtermittel-herkunft Wert legen (Uhl A Vortrag auf der Wissenschaftstagung Muumlnchen 4 Juli 2013) [4] Ferner wurde von den Befragten dieser Studie angegeben dass im Durchschnitt 81 des Futters aus Bayern sein muumlsse damit ein tierisches Erzeugnis eine bayerische Herkunft garantieren duumlrfe Wenn man dies mit den Untersuchungen von Dr Gerhard Dorfner und Anne Uhl (SUB 82013 S 36) [5] vergleicht ist zu sehen dass diese Ver-brauchererwartungen in der Milchviehfuumltterung oft schon erreicht sind da im Mittel 86 der Futtergrundlage aus dem Betrieb sind und vom Zukauf nochmals ein groszliger Teil hei-misch (Getreide Mais) ist Nur 12 der Verbraucher erwarten eine zu 100 bayerische Futterherkunft bei garantiert bayerischen tierischen Erzeugnissen

Frau Uhl [4] gibt folgenden Ausblick 23 der Verbraucher sind als potentielle Kaumlufer-gruppe fuumlr Lebensmittel aus bdquoheimischem Futterldquo identifizierbar aber die Kaumlufergruppe muss noch sensibilisiert werden Eine Markteinfuumlhrung erfordert Kommunikation durch vielfaumlltige und zahlreiche Marketingmaszlignahmen Die Markteinfuumlhrung von Lebensmitteln aus bdquoheimischem Futterldquo ist moumlglich fuumlr ausgewaumlhlte Markenprogramme Nischenmaumlrkte oder Regionalinitiativen bdquoHeimisches Futterldquo kombiniert mit Regionalitaumlt Nachhaltig-keit Tierwohl bdquoohne Gentechnikldquo usw bietet Chancen zur Verbesserung des Ge-samtimages einer Firma und zur Verbesserung des Gesamtimages fuumlr Lebensmittel aus Bayern

Um die Erzeugung tierscher Lebensmittel auf der Grundlage heimischer Eiweiszligfuttermit-tel noch weiter ausweiten zu koumlnnen sind starke Impulse von Seiten des Lebensmittelhan-dels und der Groszligabnehmer notwendig Die Lebensmitteleinzelhaumlndler koumlnnten den Ver-brauchern die komplizierten Entscheidungen uumlber die Futtermittelherkunft abnehmen Ein Beispiel in dieser Hinsicht ist die Umstellung der gesamten Frisch-Ei Erzeugung in Oumlster-reich fuumlr die vier groszligen Lebensmitteleinzelhaumlndler auf bdquoDonau Sojaldquo (zertifiziert nachhal-tige und gentechnikfreie Soja aus dem Donau Raum) [8]

10 Literaturverzeichnis [1] STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und

Forsten) (2012b) Eiweiszligversorgung in der Tierhaltung Hrsg v Landwirtschaft und STMELF (Bayrisches Staatsministerium fuumlr Ernaumlhrung Online verfuumlgbar unter httpwwwstmelfbayerndemamcms01servicedateienreden 2012_04_18_muenchen_reg_eiweissversorgungpdf

[2] Schaumltzl Robert bdquoFuttereiweiszlig aus heimischen Quellenldquo SUB 82013 S 43

[3] WWF 2012 bdquoAlternativen zu importierter Soja in der Milchviehfuumltterungldquo

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

23

Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

29

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

22 Heimische Eiweiszligfutterpflanzen und -futtermittel

[4] Uhl Anne Vortrag auf der Wissenschaftstagung Residenz Muumlnchen 4 Juli 2013 httpwwwlflbayerndemamcms07schwerpunkte dateienuhl_heimisches_eiweiszligfutter_und_verbraucherpdf

[5] Dr Dorfner Gerhard und Uhl Anne Heimische Milch aus heimischem Futter (SUB 82013 S 36)

[6] Rauch Petra und Dr Schuster Hubert bdquoEinsatz von Eiweiszligfuttermitteln in der Praxisldquo (SUB 82013 S 40)

[7] Stockinger Barbara und Schaumltzl Robert bdquoKoumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfut-termitteln versorgenldquo Proteinmarkt 42012

[8] agrarheutecom 30062014 bdquoOumlsterreich 90 der Eier ohne sbquoGen Sojalsquo httpwwwagrarheutecomoesterreich-eier-mit-donau-soja

[9] Koumlhler Brigitte und Dr Hubert Schuster bdquoMehr Eiweiszlig vom Gruumlnland - was wurde an den LVFZ erreichtldquo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 262014

[10] Rauch Petra und Dr Hubert Schuster Zwischenbericht zum Forschungsvorha-ben E1304 Maumlrz 2014 (unveroumlffentlicht)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Sebastian Staffler

UNSER LAND GmbH

Geschichte des UNSER LAND Netzwerkes Entstanden ist die Idee zum Erhalt der Lebensgrundlagen aus der kirchlichen Erwachse-nenbildung heraus zum Thema bdquoVerantwortung fuumlr die Schoumlpfungldquo Engagierte Buumlrgerin-nen und Buumlrger wollten diese Verantwortung im Alltagsleben umsetzen So machten sie dies den Verbraucherinnen und Verbrauchern uumlber Lebensmittel als Traumlger der Idee im wahrsten Sinne des Wortes bdquoschmackhaftldquo

Seinen Ursprung hat die Idee des UNSER LAND Netzwerkes im Landkreis Fuumlrstenfeld-bruck genommen Dort wurde 1994 die Solidargemeinschaft BRUCKER LAND eV ge-gruumlndet Damals wurde dann die Idee des BRUCKER LAND Brotes in die Tat umgesetzt Bereits ein Jahr spaumlter 1995 begann die Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhan-del wie z B mit AEZ Tengelmann EdekaNeukauf SPAR

Zwischen 1995 und 2000 gruumlndeten sich weitere 7 Solidargemeinschaften welche 2000 den Dachverein UNSER LAND eV gruumlndeten

Aufgrund des immer groumlszliger werdenden Anspruchs an Logistik Finanzen Vermarktung und Marketing wurde dann ebenfalls 2000 die UNSER LAND GmbH gegruumlndet und so-mit der ideelle und wirtschaftliche Bereich getrennt

2004 gruumlndete sich dann die Solidargemeinschaft Muumlnchen sowie im Jahr 2009 die Soli-dargemeinschaft Augsburg

Mittlerweile gibt es mehr als 100 UNSER LAND Produkte Diese teilen sich in drei Pro-duktgruppen auf Die UNSER LAND Richtlinienprodukte zaumlhlen zu den konventionellen Lebensmitteln werden jedoch nach den UNSER LAND Richtlinien erzeugt und verarbei-tet Die zweite Produktgruppe sind die UNSER LAND BIO Produkte diese werden nachder EU Oumlko Verordnung erzeugt Die dritte Produktgruppe sind die UNSER LAND Le-bensmittel bdquoohne Gentechnikldquo dies sind Produkte tierischer Herkunft bzw Produkte die tierische Bestandteile enthalten

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

24 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Die UNSER LAND Idee Regionale Lebensmittel sind fuumlr UNSER LAND Botschafter der eigentlichen Idee dem Erhalt der Lebensgrundlagen fuumlr Men-schen Tiere und Pflanzen in der Region Dieses Ziel verfolgt UNSER LAND mit vielfaumllti-gem Engagement Umgesetzt wird es durch umfassende Ver-braucherinformation als Grund-lage verantwortlichen Verbrau-cherverhaltens und Aktivierung des Bewusstseins fuumlr regionale Kreislaumlufe und den Wert des Lebensmittels Zur weiteren Umsetzung der Idee gehoumlren natuumlrlich auch faire Preise und dies nicht nur fuumlr den Verbrau-cher sondern fuumlr alle Beteilig-

Abb 1 Preispyramide copy UNSER LAND GmbH ten in der Wertschoumlpfungskette Bei UNSER LAND wird der Preis von unten nach oben kalkuliert (Abb 1) Das heiszligt was benoumltigt der Erzeuger fuumlr ei-nen Preis damit dieser fair entlohnt wird Das Gleiche gilt beim Handwerk bzw Verar-beiter Auf diese Preise kommt dann die Spanne des Lebensmitteleinzelhandels noch obendrauf Somit wird ein Verkaufspreis kalkuliert der fuumlr alle Beteiligten eine faire Ent-lohnung fuumlr ihre Arbeit und ihren Mehraufwand beinhaltet

Das Netzwerk UNSER LAND Das UNSER LAND Netzwerk um-fasst elf Landkreise Dazu zaumlhlen die Landeshauptstadt mit dem Landkreis Muumlnchen sowie die umliegenden Landkreise und Augsburg (Abb 2) In zehn Solidargemeinschaften en-gagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich fuumlr den Erhalt der Le-bensgrundlagen in der Region

Abb 2 Netzwerkkarte copyUNSER LAND GmbH

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

54

5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

26 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Rieder Asamhof Kissing (Partner von UNSER LAND)

Geschichte Die Rieder Asamhof GmbH amp Co KG wurde 2003 gegruumlndet Sie entstand aus der Ent-scheidung heraus in die gewerbliche Futtermittelproduktion einzusteigen nachdem schon viele Jahre fuumlr den eigenen Betrieb Mischfutter fuumlr Legehennen Kaninchen Rinder und Schafe hergestellt wurde Ab Hof wurden schon zuvor fuumlr kleine Gefluumlgelhalter Futtermit-tel hergestellt Begonnen wurde mit der Selbstmischung fuumlr die eigenen Legehennen in den 80er Jahren Nach dem begonnen wurde ausschlieszliglich mit einheimisch produzierten Eiweiszligfuttermitteln den Proteinbedarf der eigenen Tiere zu decken kamen Betriebe auf den Asamhof zu bei der Regionalinitiative bdquoBrucker Landldquo mitzumachen So wurde dem Betrieb die Verantwortung uumlbertragen sich um die regionale Eiweiszligversorgung fuumlr die Nutztierhalter der Regionalinitiative zu kuumlmmern Im Jahr 2000 wurde der Dachverein bdquoUNSER LAND eVldquo gegruumlndet und mehrere Landkreise und Betriebe kamen noch hin-zu

Entwicklung amp Aufgaben Die Bedeutung der Qualitaumlt bei Futtermitteln hat in den letzten Jahren staumlndig zugenom-men und wird in Zukunft ein wesentlicher Parameter bei der Bewertung und Beurteilung dieser Produkte sein Eine hohe Qualitaumlt erfordert neben einem optimierten Herstellungs-bzw Verarbeitungsprozess dass der Qualitaumltsgedanke bereits bei der Rohstoffbeschaffung greift

Einen sehr groszligen Wert bei der Rohstoffbeschaffung legt der Betrieb auch auf die Regio-nalitaumlt seiner verarbeiteten Futtermittel Um diese auch bei heimischen Eiweiszligfuttermit-teln garantieren zu koumlnnen hat der Betrieb seit 1995 Anbauversuche im eigenen Betrieb gemacht und 2006 eine hydrothermische Aufbereitungsanlage gebaut mit der er in der Lage ist verschiedene heimische Eiweiszligfuttermittel aufzubereiten Zuvor wurden alle So-jabohnen zur Firma Stadlhuber nach Aschau am Inn fuumlr die Aufbereitung transportiert aber durch die groumlszliger werdenden Mengen wollten sie den Bedarf direkt vor Ort verarbei-ten

Bei Soja werden die noumltigen Mengen dadurch abgedeckt dass Anbauvertraumlge mit Land-wirten aus der Region geschlossen werden Somit kann neben der Regionalitaumlt auch eine GVO Freiheit der pflanzlichen Rohstoffe garantiert werden

27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

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[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

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[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

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27 Heimische Futtermittel und regionales Marketing

Abb 5 Anbauentwicklung beim Vertragsanbau fuumlr UNSER LAND Sojabohnen

2011 haben wir den Herrmannsdorfer Landwerksstaumltten geholfen ein regionales Oumlko-Sojaprojekt mit zu initiieren Seitdem werden jaumlhrlich 200 ndash 250 t Oumlkosoja fuumlr dieses Pro-jekt in Bayern angebaut und daraus 150 ndash 200 t Oumlko-Sojakuchen fuumlr die Herrmannsdorfer Landwirte produziert

Zitat Ludwig Asam bdquoUNSER LANDldquo ist fuumlr uns die ehrlichste Regionalmarke da sie wirklich die heimische Eiweiszligfuumltterung mit beruumlcksichtigt und somit sogar houmlhere Anspruumlche hat als das staatli-che bdquoRegionalfensterldquo

Zahlen 6 Mitarbeiter

Pelletieranlage mit Sojaaufbereitung Leistung ca 3 th

Absackung in Saumlcken Big Bags und lose Verladung

Lagermoumlglichkeiten von ca 5000 t an drei verschiedenen Lagerstaumltten

Verarbeitungsmengen

Sojaaufbereitung ca 3500 tJahr davon 200 t oumlkologisch (= 57 )

Produktion von ca 2800 tJahr Mischfuttermittel fuumlr Gefluumlgel Kaninchen und Schwein

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

33

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

45

1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Thomas Kaiser

Institut fuumlr Energie und Umwelttechnik(Netzwerk bdquoProtein Regionalldquo der bdquoRegina GmbHldquo Neumarkt)

E-Mail kaiserreginagmbhde walterreginagmbhde

1 Einleitung

Um den Gedanken der heimischen Lebens- und Futtermittelerzeugung in regionalen Kreislaumlufen aufzugreifen wurde das Netzwerkprojekt bdquoProtein Regionalldquo ins Leben geru-fen

19 Buumlrgermeister in der Oberpfalz und der Landkreis Neumarkt engagieren sich hier in besonderem Maszlige und uumlbernehmen uumlber ihre Regionalentwicklungsagentur Regina GmbH die Traumlgerschaft des Projektes

Partner aus Wirtschaft Wissenschaft und Verbaumlnden haben sich in diesem Netzwerk zu-sammengeschlossen um technische Entwicklungen Produktentwicklungen und Vermark-tungsansaumltze voranzubringen

2 Zielsetzung und offene Fragen

Der nachfolgende Beitrag wirft Fragen auf - und kann sie nicht hinreichend beantworten Wir sollten im Gespraumlch bleiben

1) Um heimische Lebens- und Futtermittel erzeugen zu koumlnnen steht am Anfang auch immer die Frage nach der bdquoEnergieldquo fuumlr dieses Vorhaben Mit welcher Energie bewerk-stelligt man eigentlich ein solches Vorhaben bdquoheimische Lebens- und Futtermittelldquo her-zustellen

Es ist dies die unmittelbare dezentral empfangene Sonnenenergie fuumlr die Pflanze waumlhrend des Wachstums es ist dies die physische Energie des Bauern und die seiner Geraumltschaften deren er sich zur Erzeugung von Lebens- und Futtermittel bedient

Der Bauer wiederum ernaumlhrt sich sekundaumlr aus Sonnenenergie von Pflanzen ndash den Geraumlt-schaften gibt er historisch geronnene Sonnenenergie in Form von Dieselkraftstoff

Das ist kein regionaler Kreislauf mehr ndash er ist global und es sind die dadurch entstehenden CO2-Abgase der bdquoChemie der jetzigen Atmosphaumlreldquo nicht angepasst

An der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth laumluft ein Traktor mit aktuell gewon-nener Sonnenenergie ndash mit Pflanzenoumll aus (einer) der letzten Vegetationsperioden ndash ein regionales Kreislaufprodukt

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

35

4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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1

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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2

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

30 Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

Uumlbergabe eines JD-Pflanzenoumllschleppers an die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth

Um das Oumll herstellen zu koumlnnen wird jeweils doppelt soviel Eiweiszlig- bzw Oumllkuchen als Bei- oder Hauptprodukt hergestellt ndash Oumll laumlsst sich nur zusammen mit Eiweiszlig herstellen

In natuumlrlichen Samen liegt gemeinschaftlich der Kraftstoff fuumlr den Keimling ndash das Oumll ndash und die Startergabe fuumlr den Keimling ndash das Eiweiszlig ndash mit allen sonstigen Naumlhrstoffen

Jetzt die Feststellung Heimische Lebens- und Futtermittel muumlssen dezentral und mit de-zentralen Mitteln erzeugt sein ndash sonst sind sie nur semi-heimisch sozusagen bdquohalb- saudi-arabischldquo

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3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

56

6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

32

3

Heimische Lebens- und Futtermittel und regionale Kreislaumlufe

die Besorgnis und Besorgung rund um die eigene Nahrungsaufnahme und Gesundheit fin-det man zuruumlck zur Natur und macht sich Gedanken uumlber das komplizierte Verhaumlltnis von Natur und Kultur das auf einmal in der eigenen Kuumlche evident wird

4) Das Regionalprojekt bdquoProtein Regionalldquo hat nachgedacht uumlber das Futter von Bienen und anderen Insekten Sind wir in der Lage unsere bdquoHausbieneldquo in unserer Nutzpflanzen-landwirtschaft noch unmittelbar zu ernaumlhren Was bluumlht z B nach dem Raps Waumlre das nicht der Leindotter Was bluumlht nach dem Leindotter Der Mohn die Lupinenhellip Was bluumlht weiter bis in den Herbst Wann werden die Wiesen gemaumlht

Koumlnnten wir eine durchgehende Bluumltentracht fuumlr Bienen und andere Insekten schaffen die gleichzeitig deren und unseren Nahrungs- und Futterbeduumlrfnissen entspricht Sollen wir die Bienen im LKW zur Nahrungsquelle bringen oder nicht vielmehr auch vom festen Standort aus im Umgriff ihrer Flugmoumlglichkeiten eine durchgehende Tracht schaffen

Die Punkte 1 2 3 4 formulieren zentrale Fragen von Energiegebrauch Vielfalt im Nutz-pflanzenanbau Landschaft (uumlber den Vorgarten hinaus) und deren Gestaltungskraumlfte und den bitter notwendigen Erhalt von Evolutionsergebnissen die durch einen verengten Blick unserer menschlichen Zivilisation so gefaumlhrdet sind

ZusammenfassungSchlussfolgerung

Eigentlich sind alle systemrelevanten Probleme erkannt Die bdquoEinsichtldquo lokal zu handeln hat zugenommen Der Klimawandel wird zumindest nicht mehr in Frage gestellt Die Me-thoden der Umsetzung muumlssen ausgearbeitet werden Dies beginnt bei Korrekturen zu niedriger Deckungsbeitraumlge fuumlr den Bauern Essgewohnheiten aumlsthetischem Empfinden gegenuumlber seiner Umgebung und Land(wirt)schaft der Zuwendung der Zivilgemeinschaft zur Vielfalt und vielfaumlltigen Zuumlchtung und dem gemeinsamen Willen die Dinge anzuge-hen und zu aumlndern Hier wird auch das Verhaumlltnis BauerStaumldter an Einfluss gewinnenmuumlssen wie auch die Frage des Konsumverhaltens und seiner Aumlnderungsmoumlglichkeiten Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhaumlngigkeit und Verantwortung fuumlreinander muss zu-kuumlnftig das Ernaumlhrungsverhalten mitbestimmen

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

Dr Anna Techow 1) Dr Michael Diepolder 2) Dr Stephan Hartmann 1)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Pflanzenbau und Pflanzenzuumlchtung

2) Institut fuumlr Oumlkologischen Landbau Bodenkultur und Ressourcenschutz

1 Einleitung und Problemstellung

Die Basis fuumlr eine bedarfsgerechte und kostenguumlnstige Eiweiszligversorgung der Rinder liegt im Grobfutter Zu diesem Schluss kommen auch Studien der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft unter Einbeziehung von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der angewandten Forschung und Beratung So werden im bayerischen Wirtschaftsgruumlnland zurzeit lediglich etwa 80 der moumlglichen Rohproteinertraumlge erreicht (Stockinger + Schaumltzl 2012) Das ist ein erhebliches Potential welches mit einer entsprechenden Flauml-chennutzung sowie einer Bewirtschaftung mit optimalen TM-Ertraumlgen und Rohproteinge-halten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung noch gesteigert werden kann Zudem findet der Feldfutterbau dank engagierter Landwirte und den Ergebnissen neuer Fuumltterungsversuche in der Praxis wieder staumlrkere Aufmerksamkeit die es weiter auszubauen gilt

2 Potentiale im Wirtschaftsgruumlnland

Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flaumlche Bayerns sind Wiesen Maumlhwei-den oder Weiden - also Dauergruumlnland Viele dieser bayerischen Gruumlnlandbestaumlnde genuuml-gen allerdings den futterbaulichen Anforderungen nicht Ursachen hierfuumlr sind u a Be-wirtschaftungsfehler wie standortunangepasste Nutzung und Duumlngung zu tief eingestellte Maumlh- undoder Erntegeraumlte Befahren mit zu schweren Geraumlten und falsch bemessene oder ungleich verteilte Guumlllegaben Auszligerdem fuumlhren haumlufig der Einfluss von Trockenheit und Frost insbesondere in Nordbayern sowie Pflanzenkrankheiten und Maumluse-Maul-wurfbefall zu Narben- und Bestandesluumlcken Theoretisch erscheint deshalb nach Meinung von Experten eine um rund ein Fuumlnftel (260000 Tonnen) gesteigerte Eiweiszligerzeugung vom bayerischen Gruumlnland moumlglich sofern das Gesamtpotential vollstaumlndig ausgeschoumlpft werden wuumlrde (Stockinger und Schaumltzl 2012) Erster Ansatzpunkt ist dabei der Pflanzen-bestand denn oft verhindern Schadgraumlser dass das Ertragspotenzial des Standortes ausge-schoumlpft werden kann Versuche mit Gemeiner Rispe (Poa Trivialis L) und Deutschem Weidelgras (Lolium perenne L) zeigen beispielsweise einen um die Haumllfte reduzierten Er-trag des Schadgrases und somit auch eine entsprechend geringere Menge an Protein Das Ziel muss es daher sein einen Bestand mit leistungsfaumlhigen Arten zu etablieren und zu er-halten Zur Verbesserung des Gruumlnlandbestandes hat der Landwirt verschiedene Moumlglich-keiten die von der Pflege bis zur Neugruumlndung der Bestaumlnde reichen Mit jeder Bestands-verbesserung sollte jedoch abgeklaumlrt sein welche Ursachen zu dem verbesserungswuumlrdi-gen Bestand gefuumlhrt haben um einen Ruumlckfall zu vermeiden (Hartmann 2014)

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Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

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1

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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2

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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4

Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

der Oberpfalz und den Mittelgebirgslagen In diesen Lagen ist der erfolgreich betriebene Feldfutterbau insbesondere dem in Grenzlagen oft schlecht stehenden Silomais beim TM-Ertrag haumlufig uumlberlegen Die Abbildung 1 zeigt das unterschiedliche Leistungsvermouml-gen der wichtigsten Pflanzenarten des Feldfutterbaues in Bayern Es liegen hierbei acht-jaumlhrige Versuchsdaten aus Bayern zugrunde Bei Rotklee Rotkleegras und Silomais war auszligerdem eine Unterteilung in fuumlr die jeweilige Art bdquoguumlnstigeldquo Lagen moumlglich Insbeson-dere das Rotkleegras zeigt ein deutliches Potential im Hinblick auf den zu erwartenden Rohproteinertrag (Hartmann 2014)

Abb 1 Ertraumlge im bayerischen Feldfutterbau (Versuchsergebnisse abzuumlglich 20 ) (AckerfutterbauGrundlagen 2014 S Hartmann)

Die Auswahl der richtigen Kleesorte ist wichtig

Bayern ist ein wichtiger Standort fuumlr die Vermehrung von Rotklee denn etwas mehr als ein Drittel der Rotkleevermehrungen Deutschlands sind hier angesiedelt Bei der Zuumlchtung neuer Klee- und Luzernesorten sind neben der Vorsorge zur Vermeidung von Krankhei-ten der Trockenmasseertrag und der Eiweiszliggehalt von besonderem Interesse Diese bei-den Merkmale korrelieren jedoch negativ - das heiszligt je houmlher der Ertrag desto geringer ist der Rohproteingehalt Die Beispiele Luzerne und Weiszligklee zeigen aber auch hier den Zuumlchtungsfortschritt (Abbildung 2) ndash die Sorten die sowohl hohe TM-Ertraumlge als auch hohe Rohproteingehalte erzielt haben befinden sich in folgender Abbildung oben rechts

Um den Wert der regionalen Empfehlung weiterhin zu erhoumlhen werden Sortenversuche bei Futterpflanzen in den letzten Jahren zudem nach Anbaugebieten ausgewertet Je nach Anbaugebiet kann die Auspraumlgung eines Merkmals der Sorten betraumlchtlich schwanken - in einem Anbaugebiet kann eine Sorte somit eine der bdquoTopsortenldquo sein waumlhrend sie unter deutlich abweichenden Bedingungen einer anderen Region nur im Mittelfeld liegt Dies ist

36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

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37

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

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4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

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[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

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[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

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36 Mehr Eiweiszlig von Gruumlnland und Kleegras

allerdings nicht verwunderlich wenn man die Schwankungsbreiten bei Niederschlag Temperatur Houmlhenlage Vegetationsdauer etc einmal genauer betrachtet

Abb 2 Zusammenhang zwischen dem Rohproteingehalt und der Gesamttrockenmasse bei unterschiedlichen Weiszligklee- und Luzernesorten (Hartmann Bundessortenshyamt LSV-Ergebnisse Laumlndergruppe bdquoMitte-Suumldldquo)

5 Fazit

Gruumlnlandbestaumlnde eignen sich durchaus um eiweiszligreiches Grundfutter zu erzeugen Dabei ist insbesondere die richtige und vor allem standortangepasste Zusammensetzung der Be-staumlnde von immenser Bedeutung Ist diese gewaumlhrleistet laumlsst sich der Rohproteingehalt zudem uumlber Nutzung und Duumlngung steuern Dem Standortaspekt sollte aber nach wie vor die groumlszligte Bedeutung zukommen ndash so sollten Gruumlnlandbestaumlnde die besonders artenreich bzw naturschutzfachlich sehr wertvoll sind von einer Intensivierung ausgespart werden

Eiweiszligalternativen aus dem Feldfutterbau bieten vor allem Kleegras und Luzerne Durch hohe TM-Ertraumlge bei gleichzeitig hohen Rohproteingehalten sind sie Eiweiszligfruumlchten wie Soja Ackerbohne oder Erbse deutlich uumlberlegen Durch die geringen Anspruumlche der Rin-der an bestimmte Aminosaumluremuster laumlsst sich also vor allem in der Rinderfuumltterung Soja weitgehend durch Eiweiszlig aus Futterpflanzen ersetzen Ziel muss es also sein den Gruumln-landertrag insgesamt hoch zu halten und den Anteil der Leguminosen zu steigern

6 Literatur [1] Diepolder M Raschbacher S (2014) (Mehr) Eiweiszlig vom Gruumlnland BLW Heft

11 14032014

[2] Hartmann S (2014) Eiweiszligalternative Luzerne Der fortschrittliche Landwirt Heft 4 2014

[3] Hartmann S (2014) Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland DLZ Agrarmagazin Maumlrz 2014

[4] Stockinger B Schaumltzl R (2012) Koumlnnen wir uns selbst mit Eiweiszligfuttermitteln versorgen Proteinmarkt Fachartikel

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeu-gung vom heimischen Gruumlnland

Siegfried Steinberger

Bayerische Landesanstalt fuumlr LandwirtschaftInstitut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Zur optimalen Nutzung des Weideaufwuchses hat sich die Winterkalbung bewaumlhrt Ob-wohl die Zeitdauer des unterschiedlichen Hormonstatus der Kaumllber relativ kurz war (Kast-ration mit etwa 3 ndash 4 Monaten) zeigte sich eine deutliche Differenzierung hinsichtlich Mast- und Schlachtleistung Die Tiere beider Kategorien erzielten waumlhrend der Saumlugeperi-ode sehr hohe Leistungen Zusammenfassend zeigt die vorliegende Untersuchung dass mit der Schlachtung von zehnmonatigen Absetzern ein hervorragender Schlachtkoumlrper er-zielt werden kann Hinsichtlich der geforderten Schlachtkoumlrperqualitaumlt ist der Ochse zu bevorzugen Vor allen Dingen spielten die Kastraten ihre Vorteile gegenuumlber den Bullen im Herdenmanagement aus Gerade im Nebenerwerb betriebene Kleinbetriebe beduumlrfen ruhiger leicht zu haumlndelnder Tiere Hinsichtlich Futtereffizienz ist das Verfahren bdquoAbset-zerschlachtungldquo gegenuumlber der Ausmast von Ochsen zu bevorzugen Ein an der LLA Bayreuth durchgefuumlhrter Ochsenmastversuch von zehn Monate gesaumlugten Mutterkuhab-setzern erbrachte ein Leistungsniveau von 1000 gTag Zuwachs Fuumlr einen Zuwachs nach dem Absetzen von 190 kg waumlhrend einer 62 monatigen Mastperiode wurden knapp 20 dt TM Futter verbraucht (Steinberger et al 2012) In einem fruumlheren Ochsenmastversuch ab Kalb (Rasse FV 88 kg LG) der fruumlheren Bayerischen Landesanstalt fuumlr Tierzucht Grub (BLT) konnten Koumlgel et al (2002) mit einer Weideperiode und einer dreimonatigen Aus-mast mit Maissilage Kraftfutter und Heu bei einem Mastendgewicht von 558 kg Lebens-tagzunahmen von 770 g erzielen In einer neueren Untersuchung zur weidebasierten Och-senmast ab Fresser (Rasse FV 170 kg LG) (Bellof et al 2013) wurde waumlhrend einer Mastperiode von 20 Monaten ein Lebendmassezuwachs von 460 kg erreicht Dies ent-spricht einer taumlglichen Zunahme von 750 g Hierbei ist zu beruumlcksichtigen dass mit zu-nehmendem Lebendgewicht ein steigender Anteil der gefressenen Futterenergie fuumlr den Erhaltungsbedarf aufgezehrt wird Dieser Anteil ist umso houmlher je niedriger das Leis-tungsniveau und laumlnger die Mastdauer ist Dadurch zeigt sich die erhebliche Uumlberlegenheit der Absetzerschlachtung zu den bisherigen Verfahren der Ochsenmast Fuumlr eine Etablie-rung am Markt ist eine entsprechende Kategorie (Mutterkuhabsetzer Weidejungrind etc) zu etablieren die professionell beworben werden muss Vor allen Dingen die positive Qualitaumlt der Prozessqualitaumlt als bdquoWeidekalb Weidejungrind etcldquo sollte in der Vermark-tungsstrategie genutzt werden

1 Einleitung

Eine systematische grasbasierte Rindfleischproduktion aus der Mutterkuhhaltung stellt eine moumlgliche Alternative zur Milchproduktion fuumlr Gruumlnlandstandorte dar In Bayern wer-

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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6

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

38 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

den etwa 74 000 Mutterkuumlhe gehalten wobei mit 8 Kuumlhen je Betrieb sehr kleine Betriebs-strukturen vorliegen (Tab 1)

Tab 1 Anzahl der Mutterkuumlhe in Deutschland Quelle Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011

Bundesland Anzahl Mutterkuumlhe Anzahl MutterkuumlheBetrieb

BAY 74 238 8

NRW 67 314 9

BW 64 387 9

HE 43 039 9

SN 41525 10

NI 66 733 11

RP 41 350 13

SH 42 798 14

SL 6 711 14

B HB HH 1 797 14

TH 38 857 16

ST 30 275 18

BB 95 812 37

MV 68 913 40

Total 683 749 127

Diese besondere Situation bedingt in der Praxis oftmals Managementprobleme In Kleinstbetrieben ist die Umsetzung einer nach dem Geschlecht der Kaumllber notwendigen Herdentrennung meist nicht realistisch Die Herdenteilung ist auf Grund der fruumlhzeitig einsetzenden Geschlechtsreife der Saugkaumllber erforderlich um entsprechende Fruumlhbele-gungen zu vermeiden Vielfach kann ab einem Alter von 7 Monaten bei weiblichen Kaumll-bern eine ausgepraumlgte Brunst beobachtet werden Deshalb praktizieren Mutterkuhhalter ohne Herdentrennung ein Fruumlhabsetzen mit 6ndash8 Monaten Nach Abzug einer physiolo-gisch notwendigen Trockenstehzeit von etwa 5ndash6 Wochen sind die Mutterkuumlhe uumlber einen Zeitraum von 2ndash5 Monaten bdquounproduktivldquo Es sei denn sie werden im Rahmen einer ver-traglichen Landschaftspflege eingesetzt und bdquoerwirtschaftenldquo auf diese Weise eine Wert-schoumlpfung Waumlhrend des fruumlhen Traumlchtigkeitsstadiums bis 8 Wochen vor dem Kalben ist eine Energiekonzentration der Ration von 47 MJ NEL je kg TM ausreichend (DLG 2009) In den Praxisbetrieben ist die Umsetzung dieser Empfehlung meist nicht realisier-bar so dass die Kuumlhe bei guter Futtergrundlage stark verfetten (Steinberger et al 2008)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

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[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 39 Gruumlnland

Warum Absetzerschlachtung Die kleinen Betriebsstrukturen ermoumlglichen keine dem Markt angepassten einheitlichen Verkaufspartien an Absetzern Dadurch wird der zu erzielende Erloumls vielfach nicht er-reicht Auf Grund der zunehmenden Flaumlchenkonkurrenz zur regenerativen Energiegewin-nung und Milchviehhaltung wird sich der Produktionszweig Mutterkuhhaltung weiter auf die Gruumlnlandstandorte bzw auf die Verwertung von Restgruumlnland zuruumlckziehen Eine Ausdehnung der Saumlugedauer auf 10 Monate in Kombination mit einer optimierten Weide-fuumlhrung als Kurzrasenweide bietet eine qualitativ hochwertige Futterbasis zur Produktion hochwertiger Schlachtkoumlrper Zudem werden bei Verzicht der Weitermast der Absetzer keine typischen energiereichen Futtermittel wie Maissilage oder Zukaufskraftfutter benouml-tigt Es erscheint sinnvoll die vom Verbraucher wahrgenommene positive Prozessqualitaumlt bdquoWeidejungrindldquo aus der Mutterkuhhaltung in der Vermarktung zu nutzen In Oumlsterreich haben sich verschiedene Markenfleischprogramme zur Vermarktung von geschlachteten Mutterkuhabsetzern etabliert (Tiroler Jahrling Salzburger Jungrind etc) Dabei werden weibliche Tiere und Ochsen nach dem Absetzen mit einem Alter von 10 ndash 12 Monaten ge-schlachtet (Ruetz 2013) Eine Einfuumlhrung dieses Produktionsverfahrens bietet sich in der Mutterkuhhaltung mit Winterkalbung an

2 Material und Methoden

Zur Datenerhebung wurden die maumlnnlichen Kaumllber aus der Mutterkuhhaltung mit Fleck-vieh der Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth (LLA) und des Lehr- Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) Kringell als Ochsen bzw Bullen nach einer 10-monatigen Saumlugedauer direkt nach dem Absetzen im Versuchsschlachthaus Grub geschlachtet Auf beiden Betrieben wurde die Rasse Fleckvieh genetisch hornlos ge-halten Der Abkalbeschwerpunkt lag in den Monaten November bis Februar Auf Grund der kleinstrukturierten bayrischen Mutterkuhbetriebe ist in den meisten Faumlllen eine Her-dentrennung nach dem Geschlecht der Kaumllber nicht zu realisieren Damit eine Fruumlhbele-gung der weiblichen Tiere ab dem sechsten Lebensmonat verhindert wird ist in der Praxis eine Kastration der maumlnnlichen Kaumllber zu empfehlen Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung die Auswirkung einer Kastration der maumlnnlichen Kaumllber auf die jungen Schlachtkoumlrper gepruumlft Die Haumllfte der maumlnnlichen Kaumllber wurde mit einem Alter von 3ndash5 Monaten unblutig mit der Burdizzozange kastriert Die Kaumllber wurden mit ihren Muumlt-tern fuumlr etwa 7 Monate auf einer Kurzrasenweide geweidet Es erfolgte keine Zufuumltterung von Grob- bzw Kraftfutter Nach Weideabtrieb erhalten die Tiere bis zum Schlachttermin ausschlieszliglich Grassilage guter Qualitaumlt und eine Mineralfuttergabe

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programmpaket SAS (Varianzanalyse Mit-telwertsvergleich) Signifikante Unterschiede (P lt 005) sind mit unterschiedlichen Hoch-buchstaben gekennzeichnet

21 Fuumltterung waumlhrend der Saumlugeperiode Bis zum Weideaustrieb (15032011 bzw 23032012 LLA Bayreuth 20042011 LVFZ Kringell) erhielten Kuumlhe und Kaumllber Grassilage guter Qualitaumlt ad libitum plus einer ange-passten Mineralstoffergaumlnzung Zur Weidegewoumlhnung der Kaumllber und Futterumstellung wurde zu Weidebeginn je eine Woche Grassilage im Stall zugefuumlttert Waumlhrend der Wei-deperiode wurden die Tiere auf einer Kurzrasenweide gehalten Der Weideabtrieb erfolgte

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 41 Gruumlnland

Die Schlachtgewichte (SG) betrugen 233 kg bzw 254 kg bei 564 bzw 568 Aus-schlachtung Die Ausschlachtungsergebnisse sind mit den Ergebnissen ausgemaumlsteter Jungochsen (320 kg SG) vergleichbar (Steinberger et al 2012) Die Klassifizierung (EUROP = 1-5) der Schlachtkoumlrper der Kastraten erfolgte im Mittel in 29 die Einstufung der Bullen erfolgte in 28 (s Tab 3)

Tab 3 Schlachtleistung und Schlachtkoumlrpermaszlige der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 - 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Schlachthofgewicht kg 447a 413b

Standardabweichung 390 318

Schlachtkoumlrpergewicht kg 254a 233b

Standardabweichung 245 225

Ausschlachtung 568 564

Standardabweichung 11 17

EUROP Klasse (1 - 5) 28 29 Standardabweichung 06 06

Ruumlckenmuskelflaumlche cm x cm 551a 494b

Standardabweichung 68 70

Pistolengewicht kg 560a 522b

Standardabweichung 45 50

Bei den Schlachtkoumlrpermaszligen konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Bullen ermittelt werden Die Ruumlckenmuskelflaumlche und das Pistolengewicht waren bei den Ochsen schwaumlcher ausgebildet

Allerdings ergaben sich bereits trotz des geringen Schlachtalters deutliche Unterschiede in den Abschnitten Die Gewichte fuumlr Vorderfuumlszlige Kopf und Haut lagen fuumlr die Bullen z T deutlich houmlher Die Ochsen wiesen hingegen einen houmlheren Anteil an Nierentalg auf (s Tab 4)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

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Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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5

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

42 Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen Gruumlnland

Tab 4 Abschnitte der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Vorderfuumlszligegewicht kg 52 49 Standardabweichung 04 04

Kopfgewicht kg 121a 108b

Standardabweichung 11 08

Hautgewicht kg 387 a 341 b

Standardabweichung 61 43

Nierentalg kg 40 a 53 b

Standardabweichung 12 14

Die Fettgewebeklasse (1 ndash 4) betrug 23 ndash 18 Der Intramuskulaumlre Fettanteil (IMF) betrug bei den Ochsen 19 bei den Bullen 15 (s Tab 5)

Tab 5 Fettbildung der Absetzer nach Kategorie im Mittel des Untersuchungszeitraumes

2011 ndash 2012 Bullen n = 17 Ochsen n = 16

Fettgewebeklasse (1 ndash 4) 18a 23b

Standardabweichung 04 05

Marmorierung Punkte 13 15 Standardabweichung 05 05

IMF 15a 19b

Standardabweichung 05 04

Zeigten die Schlachtkoumlrper der Ochsen uumlberwiegend eine zufriedenstellende Fettabde-ckung so erreichten gerade sehr wuumlchsige Bullenabsetzer zum Teil keine ausreichende Abdeckung und lieferten einen bdquoblauenldquo Schlachtkoumlrper

Literaturverzeichnis [1] Bundesverband Deutscher Fleischrinderzuumlchter 2011 Statistischer Jahresbericht

2011 5

[2] Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) 2009 Empfehlungen zur Fuumltte-rung von Mutterkuumlhen und deren Nachzucht DLG-Verlag Frankfurt am Main httpstatictypo3dlgorgfileadmindownloadsfachinfosfuttermittelStellungnah me-Empfehlungen_Mutterkuehepdf

4

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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1

Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

Demo Mutterkuhhaltung grasbasierte Qualitaumltsfleischerzeugung vom heimischen 43 Gruumlnland

[3] Koumlgel J Pickl M Faulhaber I Edelmann P 2002 Ochsenmast ist eine Al-ternative Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 23 21 ndash 23

[4] Ruetz Ch 2013 Tiroler Jahrling ndash ein Qualitaumltsprodukt Allgaumluer Bauernblatt 20 28 -29

[5] Steinberger S Spiekers H 2008 Mutterkuumlhe auf Kondition fuumlttern Fleisch-rinder Journal 42008 6 ndash 8

[6] Steinberger S 2011 Weideprofis messen den Bestand Wie teilt man die Wei-deflaumlche richtig zu Bayr Landw Wochenbl 17 32

[7] Steinberger S Prischenk R Boumlker K 2011 Mutterkuumlhe Hohe Zunahmen auf Kurzrasenweide Top agrar 4 R30-R33

[8] Steinberger S Ettle T Spiekers H Pickl M Boumlker K Prischenk R 2012 Untersuchung zur Ausmast von Ochsen aus der Mutterkuhhaltung VDLUFA-Schriftenreihe Band 682012 695 ndash 702

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feld-haumlcksler bei Gruumlnland

Stefan Thurner 1) und Brigitte Koumlhler 2)

Bayerische Landesanstalt fuumlr Landwirtschaft1) Institut fuumlr Landtechnik und Tierhaltung

2) Institut fuumlr Tierernaumlhrung und Futterwirtschaft

Zusammenfassung Die Ertraumlge vom Gruumlnland sind in der Regel nicht exakt bekannt und von Schlag zu Schlag auch innerhalb einzelner Betriebe sehr unterschiedlich Oft unterschaumltzen die Be-triebsleiter diese Unterschiede und bewirtschaften alle Flaumlchen einheitlich Das Gruumlnland bietet besonders beim Eiweiszligertrag groszliges Potential zur Verbesserung des Betriebsergeb-nisses Ziel dieses Beitrags ist es den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler als derzeit am wei-testen verbreitete Technik zur Ertragserfassung darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern Bei allen Herstellern wird der Frischmasseertrag mittels Volumenstrommessung am Einzug des Haumlckslers bestimmt Dabei ist eine fortlaufende Kalibrierung zur korrekten Ermittlung des Frischmasseertrags erforderlich Der Trockenmassegehalt wird je nach Hersteller mittels Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) oder mittels dielektrischer Leitfaumlhigkeit bestimmt Die Genauigkeit der Messwerte haumlngt dabei von der Maschinenauslastung der Technik zur Feuchtemes-sung und deren herstellerabhaumlngigen Kalibration sowie vom TM-Gehalt und der Hetero-genitaumlt des Ernteguts ab Die Technik zur online Ertrags- und Feuchtemessung am Feld-haumlcksler stellt eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Futtermanage-ment dar Mit Hilfe dieser Technik koumlnnen die Verfahrensketten optimiert und somit Ver-luste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden

Einleitung und Problemstellung

Gruumlnland liefert in Form von Silage oder Heu wertvolles Grundfutter mit hohen Eiweiszlig-gehalten In gut gefuumlhrten Bestaumlnden mit ausreichend Wasserversorgung koumlnnen 16 bis 18 dt Rohprotein pro ha und Jahr geerntet werden [1] In der Regel werden diese hohen Rohproteinertraumlge bei hohen Trockenmasse- (TM-) Ertraumlgen erzielt wobei kein Zusam-menhang zum Rohproteingehalt in der Silage gezeigt werden konnte [1] Der Rohprotein-gehalt haumlngt im Wesentlichen vom Schnittzeitpunkt der Bestandszusammensetzung und dem Witterungsverlauf ab Anzustreben sind daher hohe TM-Ertraumlge mit optimalem Roh-proteingehalt (16 - 17 in der TM [2]) die dann automatisch auch zu hohen Rohprotein-ertraumlgen pro ha fuumlhren

Die genaue Ertragsermittlung am Gruumlnland war bis vor kurzem nur uumlber die Wiegung der abgefahrenen Menge z B auf einer Fuhrwerkswaage moumlglich Da nur wenige Betriebe Moumlglichkeiten zur Wiegung haben sind bis dato die Ertraumlge vom Gruumlnland anders als bei Marktfruumlchten vom Ackerland auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend unbekannt

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

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6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

46 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Schwieriger ist die Ermittlung des TM-Ertrags da neben der Wiegung auch eine Probe-nahme mit Laboruntersuchung durchzufuumlhren ist Dass eine Ertragsermittlung beim Gruumln-land erforderlich ist zeigen die groszligen Spannbreiten bei den schlagbezogenen Ertraumlgen die uumlber 4 Jahre auf insgesamt 5 Betrieben der Bayerischen Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft (LfL) erhoben wurden Dabei zeigte sich dass bei jedem Betrieb Schlaumlge mit nur der Haumllfte bis zu einem Drittel oder noch weniger des Ertrags der Spitzenflaumlchen vorhan-den waren [3] Die Betriebsleiter wussten zwar dass einzelne Flaumlchen weniger Ertrag er-zielen waren aber dennoch uumlber das Ausmaszlig der Ertragsunterschiede erstaunt Als Kon-sequenz wurde bei einzelnen Flaumlchen das Schnittregime geaumlndert (z B nur 2-3 Schnitte mit Heunutzung) bei weiteren Flaumlchen wurden Probleme (z B mit Gemeiner Rispe oder Maumlusebefall) beseitigt und bei anderen Flaumlchen war der niedrige Naumlhrstoffgehalt im Bo-den (v a P-Gehalt) oder die Bestandszusammensetzung ursaumlchlich fuumlr die Minderertraumlge Mittlerweile existieren jedoch neue technische Moumlglichkeiten zur Ermittlung des Frisch-masseertrags und zur Ermittlung des TM-Ertrags beim Gruumlnland [4] Neben der klassi-schen Fuhrwerkswaage gibt es mittlerweile von nahezu allen Herstellern verschiedeneWiegevorrichtungen an Ladewaumlgen und Transportfahrzeugen sowie an Uumlberladestationen und Quaderballenpressen Daneben wird die satellitengestuumltzte Ertragserfassung und Be-standsfuumlhrung in Zukunft an Bedeutung gewinnen Im folgenden Beitrag soll die derzeit am weitesten verbreitete Technik die Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfah-renden Feldhaumlcksler vorgestellt werden

2 Zielsetzung

Die Kenntnis der Ertraumlge vom Gruumlnland ist Voraussetzung fuumlr eine standortangepasste und ertragsoptimierte Gruumlnlandbewirtschaftung Weiterhin wird erst durch die Kenntnis der Ertraumlge eine Futtermengenplanung auf Betriebsebene moumlglich Daneben ermoumlglicht die jaumlhrliche Ertragserfassung auch eine Erfolgskontrolle durchgefuumlhrter Gruumlnlandverbesse-rungsmaszlignahmen wie z B einer Nachsaat und schafft die Voraussetzungen fuumlr die Be-wirtschaftung nach Ertragszonen und somit z B einer gezielten Stickstoffduumlngung Ziel dieses Beitrags ist es daher den Stand der Technik und den praktischen Einsatz der Online Ertrags- und Feuchtemessung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler darzustellen sowie die Einsatzgrenzen und Genauigkeiten der verschiedenen Systeme zu erlaumlutern

3 Moumlglichkeiten zur Ertrags- und Feuchtemessung am Feldhaumlcksler

Die Erfassung des Frischmasseertrags erfolgt bei allen Herstellern von Feldhaumlckslern uumlber eine Volumenstrommessung mittels Sensoren an den Vorpresswalzen am Einzug Mit Hil-fe der Auslenkung der Vorpresswalzen sowie deren Geschwindigkeit kann der Frischmas-seertrag uumlber den Volumenstrom bei entsprechender Kalibrierung ermittelt werden Vo-raussetzung fuumlr die Richtigkeit der Werte ist jedoch eine fortlaufende und korrekte Kalib-rierung des Systems Der Haumlckslerfahrer muss dazu beim Beladen eines Wagens am Bord-rechner den Kalibriermodus einschalten Anschlieszligend wird der so gefuumlllte Wagen auf ei-ner moumlglichst geeichten Fuhrwerkswaage gewogen und nach Abzug des Leergewichts die geladene Menge an Grasanwelkgut ermittelt Am Haumlcksler muss dann nur noch der ermit-telte Wert fuumlr die geerntete Frischmasse in den Bordrechner eingegeben werden Um aus-reichend genaue Ertragsdaten zu erhalten sollte allerdings bei jedem Wechsel der Materi-

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Der TM-Ertrag wird wiederum bei allen Herstellern uumlber eine Verrechnung des am Einzug gemessenen Frischmasseertrags mit dem am Auswurfkruumlmmer ermittelten TM-Gehalt er-mittelt Die erfassten Daten koumlnnen entweder mittels Ausdruck oder digital fuumlr jeden Schlag direkt nach dem Haumlckseln an den Betrieb uumlbergeben werden Diese Vorgehenswei-se erfordert jedoch einiges an Zeitaufwand von Seiten des Betriebes um den Jahresertrag pro Schlag zu errechnen oder um die digitalen Daten entsprechend aufzubereiten Einige Lohnunternehmer bieten daher an die Daten zu verarbeiten und auszuwerten und stellen dem Betrieb gegen Entgelt die Ergebnisse entsprechend aufbereitet zur Verfuumlgung

Genauigkeit der Ertrags- und Feuchtemessung mit dem Feldhaumlcksler

Untersuchungen an einigen Lehr- Versuchs- und Fachzentren (LFVZ) der LfL sowie aneiner privaten Biogasanlage ergaben sehr gute Uumlbereinstimmungen zwischen den online am Feldhaumlcksler ermittelten Frischmasseertraumlgen und den auf der Fuhrwerkswaage ermit-telten Mengen Eine gute Uumlbereinstimmung konnte dabei sowohl auf Ebene des einzelnen Fuhrwerks (dtFuhre) [5] als auch auf der Ebene ganzer Schlaumlge (dtSchlag) [6] festgestellt werden

Die online Feuchtemessung mittels NIRS wurde fuumlr zwei Hersteller von der DLG gepruumlft und erreichte im Durchschnitt bei Silomais eine absolute Abweichung von weniger als 2 TM-Gehalt [7 8] Die Pruumlfung bei der DLG wurde bisher nur fuumlr Silomais nicht je-doch fuumlr Grasanwelkgut oder andere Ernteguumlter durchgefuumlhrt Die im Folgenden darge-stellten Ergebnisse zeigen exemplarisch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sensoren den Kalibrationen bei verschiedenen Herstellern sowie dem Haumlckselgut (Stand der Technik und Kalibrationen bei den verschiedenen Herstellern 2009 bis 2011 d h der-zeit am Markt angebotene Systeme koumlnnen u U abweichende bzw exaktere Messwerte erzielen) Wie wichtig eine vom Hersteller mit ausreichend Messwerten hinterlegte Kalib-ration fuumlr den TM-Sensor ist konnte am Beispiel der TM-Gehaltsbestimmung bei Luzerne mittels NIRS-Sensor nachgewiesen werden So konnte fuumlr die derzeit am Markt gaumlngige Luzernesorte bdquoSanditildquo eine sehr gute Uumlbereinstimmung zwischen online gemessenem TM-Gehalt (NIRS-Sensor) und manuell bestimmtem Referenzwert erzielt werden Bei der aumllteren Sorte bdquoFranken Neuldquo zeigte sich dagegen mit demselben NIRS-Sensor und der gleichen Kalibration des Herstellers ein geringer Zusammenhang da offensichtlich die Sorte Franken Neu bei der Kalibrierung des NIRS-Sensors nicht beruumlcksichtigt wurde [6] Aumlhnlich wie beim Silomais schneidet der NIRS-Sensor bei der TM-Gehalts-bestimmung bei Luzerne-Anwelkgut besser ab als der Leitfaumlhigkeitssensor Dieser Unter-schied in der Genauigkeit kann insbesondere bei homogenen Ernteguumltern festgestellt wer-den Fuumlr Grasanwelkgut vom Dauergruumlnland das relativ heterogen in seiner Zusammen-setzung (zB verschiedene Arten) ist zeigt sich dagegen kein groszliger Unterschied zwi-schen dem NIRS-Sensor und dem Leitfaumlhigkeitssensor Waumlhrend der Grasanwelkguternte 2010 wurden die beiden Systeme am Versuchsgut Grub der LfL verglichen Beide Tech-niken uumlberschaumltzten den tatsaumlchlichen TM-Gehalt Dabei lagen die absoluten Unterschiede zwischen dem TM-Gehalt gemessen mit der Referenzmethode und dem TM-Gehalt ge-messen online am Feldhaumlcksler fuumlr Hersteller A zwischen - 097 und - 681 und fuumlr Hersteller B zwischen + 046 und - 657 [5]

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Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

Die Genauigkeit bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags haumlngt bei allen Herstellern von der Genauigkeit der zuvor bestimmten Messwerte fuumlr den Frischmasseertrag und den TM-Gehalt ab Generell kann die Genauigkeit des Messwerts fuumlr den Trockenmasseertrag durch folgende Maszlignahmen gesteigert werden

bull Optimale Schwadgroumlszlige nur bei optimaler hoher und gleichmaumlszligiger Maschinen-auslastung dh nur bei einem gleichfoumlrmigen und genuumlgend groszligen Schwad er-folgt eine genaue Messung sowohl des Frischmasseertrags als auch des TM-Ge-halts

bull Technik zur Online Feuchtemessung die genauesten Werte werden in der Regel mit NIRS-Sensoren erzielt etwas ungenauere Werte ergeben sich bei der Messung der dielektrischen Leitfaumlhigkeit Die manuelle Probenahme mit nur wenigen Stich-proben die dann in der Regel nur unzureichend repraumlsentativ gewonnen wurden schneidet meist am schlechtesten ab

bull Kalibration eine fortlaufende Kalibration ist fuumlr eine hohe Genauigkeit der Mes-sung des Frischmasseertrags unerlaumlsslich Bei den Sensoren zur Messung des TM-Gehalts ist die Anzahl an Proben die bei jedem Hersteller hinter der jeweili-gen Kalibration steht entscheidend fuumlr die Genauigkeit aber auch fuumlr die Grenzen der Kalibration (zB houmlherer oder niedrigerer Grasanteil im Gruumlnland)

bull TM-Gehalt des Ernteguts bei zu feuchtem (lt 30 TM-Gehalt) oder zu trockenem (gt 40 TM-Gehalt) Erntematerial wird die Messung zunehmend schwierig Dabei stoumlszligt der Leitfaumlhigkeitssensor schneller an seine Grenzen als der NIRS-Sensor Bei beiden Sensoren liegen Messwerte die unter 25 TM-Gehalt oder uumlber 50 TM-Gehalt ergeben in der Regel auszligerhalb des Kalibrations- und somit Messbe-reichs und sollten verworfen werden

bull Erntegut je homogener das Erntegut desto genauer kann die Messung des Frischmasseertrags und die Bestimmung des TM-Gehalts erfolgen Silomais wird daher die besten Ergebnisse erzielen gefolgt von Luzerne und Kleegras Am we-nigsten homogen ist das Erntematerial vom Dauergruumlnland weshalb hier mit ge-wissen Ungenauigkeiten gerechnet werden muss

Schlussfolgerungen

Die online Ertrags- und Feuchteermittlung am selbstfahrenden Feldhaumlcksler liefert beim Gruumlnland sehr gute Ergebnisse bei der Bestimmung des Frischmasseertrags und relativ genaue Ergebnisse bei der Ermittlung des Trockenmasseertrags Somit steht erstmals eine Technik zur Verfuumlgung die es mit vertretbarem Aufwand erlaubt die Ertraumlge vom Gruumln-land uumlber alle Schnitte und mehrere Jahre zu ermitteln Die beschriebene Technik am Feldhaumlcksler stellt somit eine Schluumlsseltechnologie fuumlr ein verbessertes Flaumlchen- und Fut-termanagement dar Einziger Nachteil der Technik ist die Beschraumlnkung bei der Datennut-zung nur fuumlr innerbetriebliche Zwecke d h die Daten vom Feldhaumlcksler koumlnnen nicht fuumlr Abrechnungszwecke verwendet werden [9] Fuumlr die groszlige Zahl der Milchviehbetriebe ist die uumlberbetrieblich mit der Erntetechnik eingesetzte online Ertragsermittlung am Feld-haumlcksler die einzige Moumlglichkeit zur Erfassung der Futtermengen Mit Hilfe dieser Tech-nik koumlnnen die Verfahrensketten bei der Silageernte optimiert und somit eine konsequente Verfahrensplanung verwirklicht werden Damit koumlnnen Verluste bei der Ernte verringert die Qualitaumlt der Silage verbessert sowie die Effizienz der Futterwirtschaft erhoumlht werden was gleichzeitig mit einem besseren Betriebsergebnis einhergeht

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

50 Demo Online Ertrags- und Feuchteermittlung mit dem Feldhaumlcksler bei Gruumlnland

6 Literaturverzeichnis [1] Koumlhler B Diepolder M Thurner S und H Spiekers (2013) Eiweiszligbereitstel-

lung vom Gruumlnland auf Betriebsebene In Mehr Eiweiszlig vom Gruumlnland und Feld-futterbau Potenziale Chancen und Risiken Tagungsband zur 57 Jahrestagung der AGGF vom 29 ndash 31 August 2013 in Triesdorf Hrsg Bayerische Landesan-stalt fuumlr Landwirtschaft (LfL) Seiten 62-69 Online verfuumlgbar unter httpwwwlflbayerndemamcms07ipzdateienlfl-schriftenreihe_aggf-tagung_august_2013_webversion_pdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[2] DLG (2011) Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung Frank-furtMain DLG-Verlag 416 Seiten

[3] Koumlhler B Spiekers H Diepolder M und S Thurner Ertragserfassung als Vo-raussetzung fuumlr eine effiziente Gruumlnlandnutzung In Nachhaltigkeit in der inten-siven Futtererzeugung Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Gruumlnland und Fut-terbau - Band 12 Referate und Poster der 55 Jahrestagung der Arbeitsgemein-schaft Gruumlnland und Futterbau der Gesellschaft fuumlr Pflanzenwissenschaften 25-27082011 Oldenburg Hrsg Kalzendorf C und G Riehl Landwirtschafts-kammer Niedersachsen S 92-98

[4] Ofenbeck C Thurner S Doumlring G und S Janner (2014) In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 242014 Hrsg ALB Bayern eV 21 Seiten Online verfuumlgbar unter httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Wiegesysteme_und_Moglichkeiten_der_Ertragserfassung_fur_Grungutpdf zu-letzt aufgerufen am 23062014

[5] Thurner S Froumlhner A Koumlhler B and M Demmel (2011) Online measure-ment of yield and dry matter content of wilted grass with two forage harvesters -comparison with and verification of reference measurements In Precision Agri-culture 2011 Papers presented at the 8th European Conference on Precision Ag-riculture 2011 from 11-14 July 2011 in Prague Czech Republic Ed JV Staf-ford publisher Czech Centre for Science and Society (ISBN 978-80-904830-5-7) pp 628-637

[6] Thurner S Diepolder M Koumlhler B und H Spiekers (2013) Ertrag und Feuchte beim Silieren messen In Elite 62013 S 68-71

[7] DLG (2009) Focus Test 1009 Pruumlfbericht 5913F HarvestLab - Feuchtemes-sung in Mais im mobilen Einsatz auf John Deere Feldhaumlcksler 7550i 6 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdepbdocs5913Fpdf zuletzt aufge-rufen am 23062014

[8] DLG (2013) Focus Test 1113 Pruumlfbericht 6168F Feuchtemessung in Mais mit einem NIR-Sensor am Auswurfkruumlmmer des Feldhaumlckslers Claas Jaguar 960 8 Seiten Online verfuumlgbar unter httpwwwdlg-testdetests6168Fpdf zuletzt aufgerufen am 23062014

[9] Mundhenke A T Schade S Thurner M Gehring C Ofenbeck (2014) Waa-gen und andere Messgeraumlte zur Gruumlnguterfassung in der landwirtschaftlichen Biogasproduktion und Tierhaltung In Biogas Forum Bayern Nr II ndash 232014 Hrsg ALB Bayern eV httpbiogas-forum-bayerndepublikationen Waagen_und_andere_Messgerate_zur_Grunguterfassung_2014pdf zuletzt auf-gerufen am 23062014

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschafshy

tungsmaszlignahmen

Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

3

Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Dr Wolfgang Angermair

PC-Agrar GmbH Rennbahnstr 7 84347 Pfarrkirchen Tel 08561 3006 80 E-Mail angermairpc-agrarde

Co-Autoren Dr Heike Bach Martina Hodrius Vista Geowissenschaftliche Fernerkun-dung Gabelsbergerstr 51 80333 Muumlnchen Tel 089 5238 9802 Fax 089 5238 9804

E-Mail bachvista-geode hodriusvista-geode Dr Tobias Hank Department fuumlr Geographie der LMU-Muumlnchen Luisenstraszlige 37

80333 Muumlnchen Tel 0 89 2180 6682 E-Mail tobiashanklmude

Zusammenfassung Satellitendaten von Fernerkundungssatelliten eignen sich fuumlr das Monitoring von acker-baulichen Kulturen und ermoumlglichen die Darstellung der aufwachsenden Biomasse in ho-her raumlumlicher Aufloumlsung

Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts

Die Kombination aus Satellitendaten und Simulationsmodell PROMET ermoumlglicht die Er-tragsprognose auf Schlagebene validiert fuumlr Weizen Mais und Ruumlben

Die Ertragsprognosen fuumlr Zuckerruumlben weisen eine hohe Uumlbereinstimmung mit den tat-saumlchlichen Liefermengen auf Schlagebene auf

Die Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben zeigt als erstes und bisher einziges Verfahren eine raumlumliche Verteilung des Ruumlbenertrages und eroumlffnet wissensbasierte Moumlglichkeiten zur Anwendung teilflaumlchenspezifischer Bewirtschaftungsmaszlignahmen auch im Zucker-ruumlbenanbau

Einleitung

Die Satellitentechnologie ist in der Landwirtschaft fuumlr die Bereiche der Positionsermitt-lung und Fahrzeugnavigation seit Jahren etabliert Zur Verwendung von Satellitendaten (digitale Bilddaten) zur Unterstuumltzung der pflanzenbaulichen Produktionstechnik gibt es seit einigen Jahren verschiedene Ansaumltze die z B im Projekt TalkingFields erprobt wer-den Die derzeit nutzbare Sensorik optischer Satelliten basiert dabei auf denselben Tech-niken die auch von optischen Sensoren fuumlr den Schlepperanbau (N-Sensor Greenseeker u a) bekannt sind Im Vergleich dazu erlauben die Satelliten eine zeitgleiche raumlumliche Abdeckung groszliger Regionen bzw des gesamten Betriebes

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Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Satellitendaten als Indikatoren fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftung

TalkingFields (wwwtalkingfieldsde) bein-haltet eine Gruppe von Dienstleistungen fuumlr die Landwirtschaft die Satelli-tendaten zur Ableitung von Bestandesparametern verwen-den Abbildung 1 zeigt die ak-tuellen angebotenen Servicesim Uumlberblick

Abb 1 Uumlberblick uumlber die TalkingFields Services

Die Services lassen sich in zwei Untergruppen gliedern

Services zur Standortcharakterisierung (TF Basiskarte und TF Zonenkarte) nutzen Ar-chivdaten aus bis zu 10 Jahren und extrahieren langfristig vorhandene repraumlsentative Biomassemuster im Schlag Sie sind ein wirksames und preiswertes Hilfsmittel zur Standortkartierung und koumlnnen zur GPS-gestuumltzten Bodenbeprobung sowie zur Grundduumlngung oder zur Bildung von Behandlungszonen fuumlr teilschlagspezifische Be-wirtschaftung genutzt werden

Services zum aktuellen Wachstum verwenden aktuelle Satellitendaten und bilden die momentan vorhandene Biomasse sowie 2 bis 4 Wochen vor Erntebeginn auch den zu erwartenden Ertrag ab Die Biomasseinformation kann waumlhrend der Vegetationsperio-de zum teilflaumlchenspezifischen Einsatz von Duumlnge- oder Pflanzenschutzmaszlignahmen sowie zur Wachstumsreglergabe verwendet werden Die Ertragsvorhersage kann z B fuumlr logistische (wo mit der Ernte beginnen) oder marktoumlkonomische Entscheidungen genutzt werden

Zusaumltzlich zu den reinen Satellitendaten wird im TalkingFields System ein physikalisch- und rasterbasiertes Pflanzenwachstumsmodell (PROMET) verwendet um Ernteertraumlge berechnen und vorhersagen zu koumlnnen Das Simulationsmodell PROMET dient der Berechnung der Landoberflaumlchen- Energie- und Massenbilanz unter Beruumlcksichtigung des Wasser- Kohlenstoff- und Naumlhrstoffhaushalts PROMET ist physikalisch basiert rechnet raumlumlich verteilt und rasterbasiert (parametriesierbar im Bereich von 1 m bis 1 km)

Dieses Modell simuliert die Entwicklung der Pflanzen in groszliger Genauigkeit in stuumlndlichen Rechenschritten die raumlumliche Aufloumlsung fuumlr die Talkingfields Service betraumlgt 2020 m Dabei werden uumlblicherweise etwa vier Satellitenszenen pro Wachs-tumsperiode in das Modell assimiliert um so das Modell mit der raumlumlichen Heterogenitaumlt

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe 53 fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

des Bestandes die nicht in all ihren Facetten in der reinen Simulation erfasst werden kann (z B nutzbare Feldkapazitaumlt) zu kalibrieren

Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Demo Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose als Entscheidungshilfe fuumlr teilflaumlchenspezifische Bewirtschaftungsmaszlignahmen

Weitere Informationen unter wwwtalkingfieldsde

Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Die Ergebnisse der TalkingFields Services sind sowohl hinsichtlich Groumlszlige als auch For-mat standardisiert und optimiert was den Datentransfer vom Dienstleister zum Computer des Landwirts erleichtert Die koumlnnen in die Struktur gaumlngiger Farm Management Infor-mationssysteme mit GIS-Komponente (z B AO Agrar-Office) integriert werden Von dort aus koumlnnen Applikationskarten erstellt und zur Landtechnik uumlbertragen werden

Satellitengestuumltzte Wachstums- und Ertragsprognose

Diese Systematik wurde in den Jahren 2010 bis 2013 in groszligflaumlchigen Demonstrationsver-suchen in mehreren Betrieben mit Weizen und Mais und in den Jahren 2012 und 2013 fuumlr Zuckerruumlben validiert Nachfolgend werden die Ergebnisse am Beispiel Zuckerruumlben dargestellt

Zur raumlumlichen Ver-teilung des Wachs-tumsverlaufs der Ruuml-ben wurden waumlhrend der Vegetationsperio-de 6 Satellitenauf-nahmen (Standort Irlbach) ausgewertet

Abb 2 LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013

Als Maszligstab fuumlr die Biomasse waumlhrend der Vegetationsperiode dient der LAI (leaf area index) der als absoluter Vegetationsparameter die oberirdische Biomasse in msup2 Blattflauml-che pro msup2 Boden ausweist Abbildung 2 zeigt die LAI ndash Werte der Ruumlbenschlaumlge zum 16062013 in einem Bereich lt 1 d h eine Blattflaumlche von weniger als 1 msup2 pro msup2 Bo-den und damit deutlich vor dem Reihenschluss Bereits zu diesem fruumlhen Stadium zeigen die LAI Werte mit einer Spannbreite von lt 05 bis 1 deutliche Unterschiede zwischen den Schlaumlgen aber auch heterogene Biomasse innerhalb der Schlaumlge

Die Ergebnisse der Entwicklung der Biomasse im Vegetationsverlauf gemessen als Blatt-flaumlchenindex (LAI) sind in Abbildung 3 fuumlr die Erntejahre 2012 und 2013 zusammenge-fasst

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2013 startete die Vegetation (ge-messen als LAI) verzoumlgert und blieb bis August auf niedrigem Niveau Danach erfolgte bis in den Novem-ber eine zwar verzoumlgerte aber deut-liche Zunahme der Biomasse Im Vergleich dazu zeigt die Entwick-lung der Biomasse fuumlr 2012 den ty-pischeren Verlauf mit einem ra-schen Anstieg bis Mitte Juli und ei-ner stetigen Abnahme in Folge der Verlagerung in die Wurzel bis zum Erntetermin

Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Abb 3 Entwicklung des LAI bei Zuckerruumlben fuumlr die Jahre 2012 und 2013

4 Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Simulation des Ruumlbenertrages er-folgte zum angegebenen Erntetermin und ist in Abbildung 4 raumlumlich darge-stellt Mit dem Modell wurde eine Ruuml-benmasse von 818 t Ruumlben pro ha prognostiziert Der Ertrag laut Abliefe-rung betrug im Mittel der ausgewerte-ten Schlaumlge 836 tha Die Prognose lag im Mittel um 18 t bzw 22 unter der tatsaumlchlich gewogenen und an die Fabrik gelieferte Ruumlbenmenge

Abb 4 Ertragsprognose fuumlr Zuckerruumlben 2013

Validierung der Ertragsprognose fuumlr Ruumlben

Die Validierung der Ergebnisse wurde auf Ebene des durchschnittlichen Ertrages pro Schlag aufgrund der abgelieferten Menge (bereinigter Ruumlbenertrag) durchgefuumlhrt Eine Validierung der raumlumlichen Ertragsverteilung innerhalb der Schlaumlge ist aufgrund fehlender technischer Moumlglichkeiten der Ertragskartierung durch Erntetechnik bei Ruumlben nur uumlber indirekten Vergleich mit anderen raumlumlichen Informationen moumlglich

Fuumlr das Untersuchungsgebiet konnte dafuumlr ein aktuelles Luftbild (Juni 2013) und die TF-Basiskarte verwendet werden Die TF-Basiskarte ist ein Extrakt aus Satellitendaten der vergangenen 5-10 Jahre und zeigt bestaumlndige Biomassemuster des Schlages

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Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

22013 S 76 - 78

[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)

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Literaturverzeichnis [1] Bach H Angermair W (2013) Ein groszliger Schritt voran DLG Mitteilungen

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[2] Mauser W Bach H (2009) ldquoPROMET ndash Large scale distributed hydrological modelling to study the impact of climate change on the water flows of mountain watershedsrdquo Journal of Hydrology 376 (2009) 362ndash377

[3] HANK T BACH H SPANNRAFT K FRIESE M FRANK T AND MAUSER W (2012) Improving the process-based simulation of growth heter-ogeneities in agricultural stands through assimilation of earth observation data International Geoscience and Remote Sensing Symposium (IGARSS) 2012 IEEE Explore pp 1006-1009

[4] HANK T amp BACH H (2011) Satellitengestuumltzte Ertragsmodellierung - Rea-listische Vorhersagen Neue Landwirtschaft - Das Fachmagazin fuumlr den Ag-rarmanager 112011 57-61 Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbHS

[5] HANK T (2008) A Biophysically Based Coupled Model Approach for the As-sessment of Canopy Processes Under Climate Change Conditions Dissertation der Fakultaumlt fuumlr Geowissenschaften Digitale Hochschulschriften der LMU Muumln-chen pp 307 Muumlnchen (Germany)