36
P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 2 www.wirtschaftsverlag.at 5 Euro April/Mai 2012 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich Jeder Euro zählt Ausgegliederte Unternehmen beweisen Kreativität bei der Geldsuche Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht Welchen Lobbyisten auch Beamte trauen können Foto Hans Ringhofer Wie modern ist das Hohe Haus? Zur Zukunft des österreichischen Parlamentarismus INTERVIEW: Barbara Prammer über Imagekorrektur und Sparwillen des Parlaments

Republik 03/12

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Republik 03/12

Citation preview

Page 1: Republik 03/12

P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 2 www.wirtschaftsverlag.at

5 Euro April/Mai 2012 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

Jeder Euro zählt Ausgegliederte Unternehmen beweisen Kreativität bei der Geldsuche

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht Welchen Lobbyisten auch Beamte trauen können

Foto

Han

s Ri

ngho

fer

Wie modern ist das Hohe Haus?Zur Zukunft des österreichischen Parlamentarismus

I n t e r v I e W : Barbara Prammer über Imagekorrektur und Sparwillen des Parlaments

Page 2: Republik 03/12

KONGRESS 9. Mai 2012

ORT Arcotel Wimberger, Wien

WEB www.RedEd.at

KONGRESS

15 hochkarätige Referenten zeigen Ihnen auf, wie Public Affairs Arbeit und damit Interessenvertretung heute ablaufen muss!

Erfahren Sie ◊ vom Sektionsleiter des Justistministeriums, Dr. Kathrein,

den aktuellen Stand des Lobbyinggesetzes ◊ wie Sie politische Entwicklungen frühzeitig erkennen ◊ wer im politisch-legislativen System wie wichtig ist ◊ einiges über die Tricks der Politiker ◊ Besonderheiten des gemeinnützigen Lobbyings ◊ wann ein Journalist sich eines Themas annimmt ◊ wie Sie Botschaften richtig kommunizieren

Richtiges Agieren in einer herausfordernden Zeit!Lobbying & Public Affairs Kongress am 9. Mai in Wien

Mit dem QR-Code zum Lobbying- Kongress:

Lobbying-Kongress-Inserat_WrZeitung_A4.indd 1 03.04.2012 13:43:36

Page 3: Republik 03/12

3A p r I L / M A I 2 0 1 2

E d i t o r i a l

Das Werk ist vollbracht: Vor Ihnen liegt nicht nur eine druckfrische Aus-gabe von REPUBLIK. Nein, wir haben die vergangenen Monate dazu genutzt, das inhaltliche und das optische Konzept von REPUBLIK einer

Auffrischung zu unterziehen. Zwar ist REPUBLIK nach drei Jahren am Markt noch nicht in einem Alter angelangt, in dem es ein komplettes Facelifting be-nötigen würde – dennoch wollten wir die visuelle Wirkungskraft verstärken und das Magazin noch lesefreundlicher machen. Im Grafiker-Jargon wird dann von einem so genannten „Rebrush“ gesprochen. Das bedeutet: Das Grundkon-zept des Layouts wird beibehalten, man feilt vielmehr an den Details. (Im Ge-gensatz zu einem Relaunch, der eine komplette Neugestaltung beinhaltet.) Dabei ist uns niemand geringerer als Dirk Merbach, ehemaliger Art- Director der Hamburger Wochenzeitung „Zeit“ und Mastermind des Relaunch-Pro-zesses der Wiener Wochenzeitung „Falter“, zur Hand gegangen. Und das Ergeb-nis kann sich sehen lassen: von einem neuen Inhaltsverzeichnis über über-sichtlichere Info-Kästen bis hin zur farblichen Hervorhebung wichtiger Text-stellen in dezentem Aubergine.

Aber auch inhaltlich hat die Redaktion Veränderungen am Konzept vorge-nommen: In der Rubrik „Persönlich“ gibt es ab nun drei Portraits, die Personen aus dem Öffentlichen Dienst vorstellen. Im Vordergrund des „Portraits des Monats“ steht eine Sektionschef oder eine Sektionschefin bzw. ein Leiter eines Amts der Landesregierung. Im darauf folgenden „Aufsteiger des Monats“ wer-den junge Menschen portraitiert, die am Beginn ihrer Karriere in der Verwal-tung stehen. Ein Österreicher, der in einer internationalen Organisation oder einer Botschaft tätig ist, steht wiederum im Zentrum von „Austria Abroad“. In der nächsten Ausgabe (Juni 2012) wird es außerdem eine neue Serie geben: Im Rahmen der REPUBLIK-Reportage wird dann Redakteurin Andrea Krieger Füh-rungskräften aus der Verwaltung – vom Bundesdenkmalamt bis zur National-bank – über die Schulter schauen und aus deren Alltag berichten.

Über Ihr Feedback zum REPUBLIK-Rebrush freue ich mich:[email protected]

Die Schwerpunktstrecke steht in dieser Ausgabe ganz im Zeichen des Parlamen-tarismus: Gudrun Haigermoser hat sich angesehen, welchen Beitrag das Parla-ment zum öffentlichen Sparkurs leistet und welche Änderungen vorgeschlagen werden, um die Arbeitsabläufe im Hohen Haus zu modernisieren (S. 10). Nati-onalratspräsidentin Barbara Prammer nimmt im Coverinterview dazu Stellung, wie man das Image der Abgeordnetenarbeit optimieren kann (S. 16).

In einem Beitrag über Interessenvertretung fragt Daniel Mayr nach, was Be-amte im Umgang mit Lobbyisten beachten müssen (S. 22). Und Andrea Krieger bietet im letzten Teil ihrer Serie eine Rundschau über die kreativsten Ideen von ausgegliederten Unternehmen, um neue Geldquellen zu erschließen (S. 20).

republik Rebrush

Stefan Grampelhuber Chefredakteur

Gudrun Haigermoser Daniel Mayr Andrea Krieger

Jürg

Chr

ista

ndl

KONGRESS 9. Mai 2012

ORT Arcotel Wimberger, Wien

WEB www.RedEd.at

KONGRESS

15 hochkarätige Referenten zeigen Ihnen auf, wie Public Affairs Arbeit und damit Interessenvertretung heute ablaufen muss!

Erfahren Sie ◊ vom Sektionsleiter des Justistministeriums, Dr. Kathrein,

den aktuellen Stand des Lobbyinggesetzes ◊ wie Sie politische Entwicklungen frühzeitig erkennen ◊ wer im politisch-legislativen System wie wichtig ist ◊ einiges über die Tricks der Politiker ◊ Besonderheiten des gemeinnützigen Lobbyings ◊ wann ein Journalist sich eines Themas annimmt ◊ wie Sie Botschaften richtig kommunizieren

Richtiges Agieren in einer herausfordernden Zeit!Lobbying & Public Affairs Kongress am 9. Mai in Wien

Mit dem QR-Code zum Lobbying- Kongress:

Lobbying-Kongress-Inserat_WrZeitung_A4.indd 1 03.04.2012 13:43:36

Page 4: Republik 03/12

4 A p r I L / M A I 2 0 1 2

i n h a l t

i M P r E S S U M

M E d i E n i n h A b E r ,

h E r A u s g E b E r u n d V E r l E g E r

Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH

Wiedner Hauptstraße 120–124, 1051 Wien

T: (01) 546 64-0, F: (01) 546 64-528

g E s c h ä f t s f ü h r E r

Thomas Zembacher

DVR-Nr.: 0368491

O b j E k t l E i t E r

Stefan Böck

T: (01) 546 64-380, E: [email protected]

c h E f r E d A k t E u r

Stefan Grampelhuber

T: (01) 546 64-389, E: [email protected]

c h E f V O M d i E n s t

Stephan Strzyzowski

T: (01) 546 64-381, E: [email protected]

i d E E u n d P r O j E k t b E r A t u n g

Feri Thierry

W E i t E r E M i t A r b E i t E r d i E s E r A u s g A b E

Gudrun Haigermoser, Ursula Horvath, Andrea Krieger,

Daniel Mayr, Emily Walton

A n z E i g E n l E i t u n g

Franz Michael Seidl

T: (01) 546 64-240, E: [email protected]

A n z E i g E n V E r k A u f

Johannes Dieminger

T: (01) 546 64-282, E: [email protected]

A n z E i g E n s E r V i c E

Nina Hewson

T: (01)546 64-484, E: [email protected]

g r A f i s c h E s k O n z E P t

Dirk Merbach

g r A f i k d E s i g n

Simon Jappel

h E r s t E l l E r

Friedrich VDV, Vereinigt Druckereien- und

Verlags-GmbH & CO KG, 4020 Linz

Zamenhoferstr. 43–45, www.friedrichvdv.com

A b O s E r V i c E

Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag

T: (01) 740 40-7812, F: (01) 740 40-7813

E: [email protected].

Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezi-

fische Ausformulierung und den Verweis auf (nicht)akademische Titel.

F r ag e d e s M o n at s

Sparen lautet die Devise – auch im Staatsarchiv (ÖStA) und im Heeresgeschicht-lichen Museum (HGM). Der Bund will über eine Zusammenlegung der beiden ausgegliederten Dienststellen bis 2016 insgesamt 5,7 Mio. Euro sparen. Wie die Neukonstruktion aussehen soll, steht noch nicht fest. Dennoch schlägt die Reform, die schon 2013 umgesetzt werden soll, hohe Wellen. Experten aus dem Öffentlichen Dienst sind sich noch uneinig, ob die beiden Institutionen ideale Partner sind. REPUBLIK hat BKA-Präsidialchef Matzka und Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek (ÖNB), nach ihren Standpunkten gefragt.

Macht eine Zusammenlegung von

und SinnStaatsarchiv

HGM ?

» Ein solches dauerhaftes

gemeinsames Projekt ist sinnvoll

– hat doch das ÖStA großartige

Materialien zur Geschichte, aber

keine Präsentationsflächen, das

HGM tolle Flächen,

aber nicht dieses Material. Beide

arbeiten an Präsentationen für

2014, 2015, 2018. Da zwingt

doch die Komplexität der

Geschichte geradezu dazu,

Verbindungen herzustellen. Und:

Wir haben gute Erfahrungen mit

engen Kooperationen von

Bundes-„Töchtern“. Auch wenn

solche anfangs immer schwierig

sind.

Manfred Matzka, BKA

» Wir hätten in einer

Zusammenführung von

Staatsarchiv und National-

bibliothek im Zuge einer

Verwaltungsreform viele

Synergien in strategischer,

organisatorischer und inhalt-

licher Hinsicht gesehen: Archive

und Bibliotheken haben z. B.

vergleichbare Herausforde-

rungen in der digitalen Lang-

zeitarchivierung und im Bereich

des Zugangs zu digitaler

Information. Die Entscheidung ist

anders gefallen, und das ist zu

akzeptieren.

Johanna Rachinger, ÖNB

Page 5: Republik 03/12

5A p r I L / M A I 2 0 1 2

i n h a l t

P E r S ö n l i c h

6 Porträt des Monats: Clemens Martin Auer 8 Aufsteiger des Monats: Eva Schrittwieser 9 Austria Abroad: Helga Nowotny

S c h w E r P U n k t

P a r l a m e n t a r i s u m s

10 Eine Frage der Glaubwürdigkeit Wie man mehr Bürgernähe und Transparenz ins Hohe Haus bekommt

16 „Weniger Abgeordnete bedeuten nicht weniger Arbeit“ NR-Präsidentin Prammer über den Sparwillen des Parlaments

S E r i E

a u s g e g l i e d e r t i n d i e Z u k u n f t

20 Jeder Euro zählt Staatsnahe Unternehmen auf der Suche nach Einnahmequellen

t h E M a

22 Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht Worauf Beamte im Umgang mit Lobbyisten achten müssen

P r o j E k t E

24 Auf nach China Neues Technologiebüro des Bundes in Peking

25 Der ferngesteuerte Feuerwehrmann Roboter reduzieren das Risiko bei Brandeinsätzen

26 Die Brüssel-Botschafter 200 Gemeinderäte bringen Österreich der EU näher

b E S c h a f f U n g

28 Büroeinrichtung

S E r v i c E & i n f o

29 Terminüberblick 30 Lehrgänge 31 Veranstaltungsrückblick

k a r r i E r E n

32 Wer macht was

P r i v a t

34 Georg Springer: „Nur kein Second Life, bitte schön!“

Porträt des Monats: Clemens Martin Auer06

Unter welchen Voraussetzungen Lobbyisten Beamte bei der Arbeit unterstützen können

22

Welche Ideen für eine Reform der parlamentarischen Arbeit auf dem Tisch liegen

10

Österreich ist nun auch in Peking mit einem eigenen Office for Science and Technology vertreten

24

Page 6: Republik 03/12

6 A p r I L / M A I 2 0 1 2

P E r S ö n l i c h

Nicht immer tut man sich leicht, Clemens M. Auers Blick zu deu-ten. Einerseits fragend und inte-ressiert, andererseits kann man da-

rin auch einen Anflug von Sarkasmus erkennen. Der einflussreiche Sektionschef im Gesundheits-ministerium (Sektion 1) hat gerade rund um die Uhr Meetings und trifft auf viele Gesprächspart-

ner, die sich dann zwangsläufig fragen werden: Nimmt er mich gerade auf die Schaufel?

Der 55-Jährige ist für die Strukturpolitik und die Versorgungsplanung zuständig, küm-mert sich um Budget und Personal des Ministe-riums und der ausgegliederten Firmen und u.a. auch um das Megaprojekt und Lieblingsreizthe-ma der Ärztekammer (ÄK), die Elektronische Ge-

P O r t r ät d E s M O n At s : c l E M E n s M A r t i n A u E r ist einflussreicher Leiter der BMG-Koordinationssektion und berühmt-berüchtigt für seine launigen Antworten. Mit REPUBLIK spricht er über den „absehbaren“ Widerstand bei der Elga-Einführung, mutige Menschen und seine Zeit vor der Politik. Text Stefan Grampelhuber Foto Simon Jappel

BMG-Sektionsleiter Clemens Martin Auer ist

hier vor einem Bild des Kärntner Malers Hans Staudacher zu sehen,

einem seiner Lieblingsmaler.

Der „Politikjunkie“ aus dem Gesundheitsressort

Page 7: Republik 03/12

7A p r I L / M A I 2 0 1 2

P E r S ö n l i c h

sundheitsakte (Elga). Für Auer ist der Widerstand der ÄK gegen die Elga-Einführung „absehbar“ ge-wesen: „Auch beim Elektronischen Akt (Elak) wa-ren viele anfangs distanziert. Heute wird er von einer überwältigenden Mehrheit der Anwender als unverzichtbar betrachtet.“ Und die Elga-Pilot-phase im vorigen Jahr hätte gezeigt, dass die An-wender keine Angst haben müssen und das Sys-tem bereits ganz gut ausgereift sei. Die Frage, wer denn nun genau die Gegner seien, wenn ohnehin alles gut funktioniere, beantwortet Auer in sei-ner berüchtigten launigen Art: „Überall dort, wo die Pilotphase nicht durch die ÄK gestört wurde, war sie recht erfolgreich. Vorbehalte gab und gibt es nur von denjenigen, die sie immer schon hat-ten, sich aber auch in der Pilotphase nicht damit auseinandergesetzt haben.“ Der gebürtige Niede-rösterreicher hat den größten Teil seiner Schul-zeit im Bundeskonvikt Oberschützen (Bgld.) ver-bracht, seine Studienjahre verschlugen ihn nach Graz und Wien. Nach fünf Semestern Pharmazie wechselte er auf Philosophie und Politikwissen-schaften. Seine Dissertation verfasste der Theater- und Opernliebhaber schließlich bei niemand Ge-

ringerem als Norbert Leser. Seine Studienzeit ha-be „lange“ dauert, gibt Auer an. Wie lange? Darü-ber gibt er nicht so gerne Auskunft. Aber: „Heute sind schon viele mit 20 alt und wissen, genau was sie wollen. Ich wusste das damals noch nicht, be-wundere aber alle, die das zustande bringen.“

In die Politik holte den heutigen Sektionslei-ter 1993 Erhard Busek, der ihn als Leiter der poli-tischen Abteilung der Bundes-ÖVP verpflichtete. Mehr als zehn Jahre machte der „Politikjunkie“, wie er sich selbst bezeichnet, diesen Job. 2004 holte ihn dann Maria Rauch-Kallat als Kabinettschef in das Gesundheitsressort, 2005 wechselte er in die Beam-tenebene und übernahm die Sektion I. Auf diesem Platz blieb der passionierte Koch bis heute – auch als 2008 das Ressort wieder an die SPÖ ging.

Was schätzt Clemens Auer an Personen im beruflichen Umfeld? „Ich mag Leute, die Verän-derungen herbeiführen wollen und auch den Mut haben, dafür Kraft aufzuwenden. Mit diesen Men-schen tu ich mir einfach, selbst wenn ich nicht deren Meinung bin.“ Und wann wird er nervös? „Wenn mir Leute stundenlang erzählen, warum etwas nicht geht – ohne Lösungen anzubieten.“

» Ich kann mit Leuten wenig anfangen, die mir stundenlang erzählen, warum etwas nicht geht.

Page 8: Republik 03/12

8 A p r I L / M A I 2 0 1 2

P E r S ö n l i c h

Reingeschnuppert und gebliebenA u f s t E i g E r i n d E s M O n At s : E VA s c h r i tt W i E s E r ist ein hervorragendes Beispiel für Franz Kafkas Motto „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“. In der Zollsektion des BMF macht sie derzeit eine steile Karriere. Text Andrea Krieger

Eva Schrittwieser, BMF

Das macht sich gut im Lebenslauf“, dach-te Eva Schrittwieser, als sie bei einer Job-messe auf eine befristete Stelle im Fi-

nanzministerium (BMF) für die EU-Ratsprä-sidentschaft 2006 stieß. Sie kam ins BMF und blieb. „Ich war wirklich überrascht, wie modern hier gearbeitet wird“, sagt die 34-Jährige. Und so folgten dem befristeten Job ein Fixposten und schon bald die Bestellung zur stellvertretenden Leiterin für Verwaltungsmanagement der Steuer- und Zollverwaltung (IV/1). Als damals Jüngste im Team, wohlgemerkt. Jetzt hat die Fachhochschul-Magistra mit dem extravaganten Kleidungsstil erstmals die Mitarbeitergespräche in ihrer Ab-teilung übernommen – als mittlerweile Zweit-jüngste im Team. „Eine ziemlich herausfordernde Aufgabe“, gesteht Schrittwieser. Es ist nur eine von vielen Agenden.

Ein entscheidender Etappensieg gelang ihr kürzlich beim Pilotprojekt „Horizontal Moni-toring“. Worum geht es? „Große Firmen bespre-chen auf freiwilliger Basis Steuerthemen und -ri-

» Ich war wirklich überrascht, wie modern im BMF gearbeitet wird.

siken noch vor Abschluss des Steuerausgleichs mit Mitarbeitern der Großbetriebsprüfung. Dafür erhalten sie rasche Antworten und Rechtssicher-heit.“ Im Winter gab’s den ersten Teilnehmer, „ein großes internationales Unternehmen“.

Rund 10.000 Mitarbeiter sind von Schritt-wiesers Abteilung betroffen. Was es bedeutet, un-populäre Maßnahmen zu setzen, lernte Schritt-wieser bei ihrem ersten Großauftrag, der Re-form der Großbetriebsprüfungen. Damals legte sie acht Standorte zu einer zentralen Stelle zu-sammen, wodurch Führungskräfte teilweise ihre Jobs verloren. Überdies wurden alle A2-Mitarbei-ter auf A1-Level gehoben. „Du kennst dich nicht aus und hast keine Ahnung, was du hier auslöst“, bekam sie zu hören. Doch Schrittwieser hatte die Benchmarking-Daten auf ihrer Seite. Mittlerwei-le wurde eine eigene FH-Ausbildung für die Mit-arbeiter der Großbetriebsprüfung geschaffen. Und die Absolventin des FH-Studiums „Europä-isches Finanz- und Wirtschaftsmanagement“ un-terrichtet selbst dort.

Das Hin und Her zwischen Fachhochschu-le und Büro kennt die Hobby-Jägerin bereits aus Zeiten ihres berufsbegleitenden Studiums. „Zum Abschluss bekam ich eine Karikatur geschenkt, auf der ich mit dem Trolley der FH entgegensteu-ere. Tatsächlich war ich zwischendurch von 1999 bis 2005 oft für Siemens auf Dienstreisen, zuletzt als internationale Projektmanagerin.“ Wie ihr BMF-Einstieg hatte sich auch dieser Posten erge-ben: durch einen Ferialjob bei Siemens München.

z u r p e rs o n

1999–2004internationale Projektmanagerin bei siemens2000–2004lehrtätigkeit bei der fachhochschule des Bfi Wien2005–2006Befristeter arbeitsvertrag im rahmen der eu-ratspräsidentschaft im Bmfseit 2007stellvertr. leiterin der Bmf-abt. iV/1 (Verwal-tungsmanag. der steuer- und Zollverwaltung), lektorin an der Bundesfinanzakademie und der fachhochschule Campus Wien

© M

icha

el R

zepa

Testen Sie republik ein Jahr für 20,-!so einfach geht‘s: senden sie eine e-mail mit ihrer Postadresse an [email protected]

Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

P. b. b. Verlagspostamt 1050 Wien, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 8 www.wirtschaftsverlag.at

5 Euro November 2011 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

Small is beautifulWie die ADA mit Budgetkürzungen umgeht

Im Dezember fi eberfrei Der öffentliche Haushalt und die neuen Wirkungsziele

Interview: Rudolf Hundstorfer über das geplante Freiwilligengesetz

Foto

gra

f: H

ans

Rin

gh

ofe

r

Was fördert Freiwilligkeit?

So unterstützt der Staat ehrenamtliches Engagement

RP_1011.indd 1 06.10.2011 16:12:10

P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 9 www.wirtschaftsverlag.at

5 Euro Dezember 2011 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

Radiologen und SpieleWarum das Austria Center heuer Zuschüsse benötigt

Umstrittene Personalreform Striktes Sparprogramm für EU-Beamte

Interview: Johanna Mikl-Leitner über Nachwuchssorgen und Mitarbeitermotivation

Foto

gra

f: H

ans

Rin

gh

ofe

r

Wie macht man mit Sicherheit

Karriere?Innere Sicherheit und Personalentwicklung

RP_1111.indd 1 03.11.2011 16:49:49

P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 10 www.wirtschaftsverlag.at

5 Euro Jänner/Februar 2012 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

Im Gerichtssaal der öffentlichen MeinungWarum Medienarbeit für die Justiz immer wichtiger wird

Verwaltungsreform 2.0 Was der „Reformdialog“ bringen soll

Interview: Reinhold Mitterlehner über Väterkarenz und die Zukunft des Flaf

Foto

gra

f: H

ans

Rin

gh

ofe

r

Wie vereinbar sind Familie und Beruf?Was Österreichs Familienpolitik leistet

mit Verwaltung I NN O V ATIV4 / 2011

RP_1211.indd 1 30.11.2011 18:00:35

Page 9: Republik 03/12

9A p r I L / M A I 2 0 1 2

P E r S ö n l i c h

Eine große NummerA u s t r i A A b r O A d : h E lg A n O W Ot n y legt sich mit 72 Jahren für die wissen-schaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas ins Zeug. Kürzlich erreichte sie gar eine 77-prozentige Erhöhung ihrer Forschungsgelder. Text Andrea Krieger

Helga Nowotny, ERC

2011 bezeichnete die „Financial Times“ die Wiener Sozialwissenschafterin Helga No-wotny als einflussreichste Frau im Bereich

Technologie und Wissenschaft. Als Leiterin des mit 7,5 Millionen Euro dotierten Europäischen Forschungsrats (ERC) leitet sie Europas erfolg-reichste Körperschaft für Wissenschaftsförde-rung. Darüber hinaus veröffentlicht die Forsche-rin mit internationaler Karriere – Cambridge, Bielefeld, Paris und Budapest sind nur einige Sta-tionen – laufend Fachbücher.

Die 72-Jährige ist also eher im Unruhe- als im Ruhestand. Und findet das recht normal. „Wer wissenschaftlich tätig ist, hört nie auf, aktiv zu sein. Bei mir hat es sich so ergeben, dass ich nach meiner Emeritierung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich mein Engage-ment verstärkt auf europäischer Ebene, konkret für den ERC, einsetzen konnte“, so Nowotny. „Wir

» Wer wissenschaftlich tätig ist, hört nie auf, aktiv zu sein.

haben da etwas ganz Neues aufgebaut“, schwärmt sie. „Bisher hat es keine europäische Grundlagen-forschungsgemeinschaft gegeben.“ Über 1.800 Stipendiaten wurden bereits unterstützt. „Jeder davon kann durchschnittlich fünf Postgraduate- oder Doktoratsstudenten beschäftigen.“ Darüber hinaus ist es ihr voraussichtlich gelungen, das Budget auf 13,2 Millionen, also um 77 Prozent, zu erhöhen. Voraussichtlich deshalb, weil die EU ei-ne endgültige Entscheidung erst Ende 2013 fällt.

Dass gerade die Wissenschaft selbst ihr be-vorzugtes Forschungsobjekt wurde, habe sich „mehr oder weniger zufällig ergeben“ und hat auch mit ihrem Privatleben zu tun: Die Juristin im ersten Bildungsweg und Mutter einer Toch-ter begleitete 1965 ihren damaligen Mann, einen Botschafter, nach New York und konnte dort bei den Soziologie-Kapazundern der damaligen Zeit studieren. „Insbesondere Robert Merton, Profes-sor an der Columbia University, hat sich damals schon stark mit der Frage auseinandergesetzt, was Wissenschaft als eigenen sozialen Mikrokos-mos eigentlich ausmacht.“ Zurück in Wien wollte sie sich bald habilitieren, bekam aber nicht die nötige Unterstützung und wich nach Bielefeld aus. Nachdem die dort geschriebene Habilitation in Wien nicht anerkannt wurde, folgte nur zwei Jahre später Habilitation Nummer zwei. Kein Wunder, wenn die erste Ordinaria am Institut für Wissenschaftsforschung der Uni Wien heute sagt: „Ich lebe gerne in Wien. Aber im Bezug auf mei-ne Karriere hat man es mir hier nicht unbedingt leichtgemacht.“

z u r p e rs o n

1965–1969soziologie-doktoratsstudium Columbia universi-ty, new York1969–1980dozentin an der uni Wien, forschungsaufenthalt in Cambridge1980 und 1982Habilitationen in Bielefeld und Wien 1987–1996Ordinaria am institut für Wissenschaftsforschung1996–2002Professorin für Wissenschafts forschung an der etH Zürichseit 2010erC-Präsidentin

© E

RC

Page 10: Republik 03/12

10 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

PA r l A M E n tA r i s M u s Auch das Parlament ist vom Sparwillen der Regierung nicht ausgeschlossen. Ob eine Streichung von Abgeordnetenplätzen allerdings der Weisheit letzter Schluss ist, wird von mehreren Seiten bezweifelt. REPUBLIK sprach mit internen und externen Experten über Sparmöglichkeiten im Hohen Haus, mehr Effizienz – und eine Imagekorrektur. Text Gudrun Haigermoser

© a

kg /

Nor

th W

ind

Pic

ture

Arc

hive

s; w

ww

.akg

-im

ages

.de

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Auf diesem historischen Gemälde aus dem frühen 19. Jahrhundert werden Abgeordnete des US-Kongresses handgreiflich. Auch wenn es manchmal hitzige Debatten gibt, spielen sich solche Szenen im österreichischen Parlament am Wiener Ring schon lange nicht ab.

Page 11: Republik 03/12

11A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

Eine Verkleinerung des Nationalrates von derzeit 183 auf 165 Mitglieder. – Mit diesem Vorhaben möchte die Re-gierung auch das Parlament in das

kürzlich geschnürte Sparpaket einbinden. Wie sinnvoll und kosteneffizient diese Idee tatsäch-lich ist, stellen einige Experten aber infrage. Et-wa Werner Zögernitz. Laut dem Präsidenten des Instituts für Parlamentarismus und Demokratie-fragen ergibt sich so lediglich eine Ersparnis von vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr. Viel mehr könnte das Parlament indirekt beim Sparen hel-fen: Indem es die Kostenangaben der Regierungs-vorlagen genauer prüft als bisher. „Hier können die Ausschüsse in die Tiefe gehen. Das hätte auch eine vorbeugende Wirkung.“ Auch der Politologe Peter Filzmaier schätzt den Nutzen als gering ein. Er will lieber über Milliardeneinsparungen durch eine wirkliche Verwaltungs-, Gesundheits- oder Pensionsreform sprechen, statt die vergleichs-weise minimalen Finanzmittel des Parlaments zu beschränken. Schon jetzt sind einzelne Bevölke-rungsgruppen wie etwa Frauen oder junge Men-schen unterrepräsentiert. „Das alles würde sich verschärfen, wenn es weniger Mandate gibt.“ Na-tionalratspräsident Barbara Prammer will sich ei-ner Diskussion zwar nicht komplett verschließen, aber sie gibt im selben Atemzug zu bedenken, dass eine Reduktion der Abgeordneten vermut-lich mit noch weniger Zeit in ihren Bezirken ver-bunden wäre. Außerdem sind nach derzeitigem Wahlrecht die kleineren Parteien klar im Nachteil (s. Interview ab Seite 16).

Demokratie kostet Geld„Politik kostet eben Geld. Aber es darf nicht al-les in einen Topf geworfen werden“, kommen-tiert der ehemalige, langjährige Parlamentsdirek-tor Georg Posch. (Seit März 2012 ist Harald Dos-si oberster Beamte im hohen Haus, s. Porträt auf Seite 31.) Man muss zwischen den Ausgaben für die Institution Parlament und der Politik im en-geren Sinne – nämlich den politischen Parteien bzw. den Fraktionen – unterscheiden. Das bedeu-tet, die Kosten müssen genauer zuordenbar, bes-ser spezifiziert und überprüfbar werden. „Um das Prestige der Institution zu verbessern, muss man hier rasch Klarheit schaffen.“ In Bezug auf Perso-naleinsparungen im Bereich der Verwaltung ver-weist Posch auf den relativ kleinen Parlaments-betrieb mit rund 400 Mitarbeitern. „Personelle Umschichtungen sind bei Verordnung eines Auf-nahmestopps nur begrenzt möglich.“ Der Ver-

zicht auf die Wahrnehmung einzelner Aufga-ben bedingt eine Einschränkung der Servicelei-stungen, z. B. beim IT-Support.

Transparenz schafft QualitätDer breiten Öffentlichkeit sind die Kernaufga-ben des Parlaments – Gesetzgebung, Mitwir-kung an der Vollziehung, Kontrolle und Partizi-pation an EU-Entscheidungen – nicht in ausrei-chendem Maße bekannt. „Der Parlamentarismus hat sich von einem Plenarparlamentarismus hin zu einer weniger sichtbaren Ausschussgesetz-gebung entwickelt“, sagt Werner Zögernitz. Das Plenum ist die Schaubühne nach außen, die ei-gentliche Arbeit passiert in den Ausschüssen. Um mehr Effizienz und Transparenz der Arbeit zu erreichen, plädiert er für eine bessere Struk-turierung, eine Verringerung der Zahl der Aus-schüsse und für eine längerfristige Planung. Um Tagesordnungen früher festlegen zu können, be-darf es einer zeitgerechten Zurverfügungstel-lung der Regierungsvorlagen. Öffentlichkeit schafft ebenfalls Qualität, wie das aktuelle Bei-spiel des Korruptions-Untersuchungsausschus-ses zeigt. Zögernitz: „Wird eine Sitzung öffent-lich, verbessert sich automatisch die Güte der Diskussion.“ Das zeigt das aktuelle Beispiel des Korruptions-Untersuchungsausschusses.

Georg Posch rät, sich bezüglich der Moder-nisierung der Arbeitsorganisation an europäi-schen Benchmarks zu orientieren. Die skandi-navischen Länder und England haben die Nase vorn. Häufigere und länger dauernde Sitzungen führen dort zu einer besseren Planbarkeit und zu mehr Spezialisierung der Abgeordneten. Die in-haltliche Beratung erfolgt nicht wie in Österreich zum Großteil vonseiten der Fraktionen, sondern wird zentralisiert und objektiviert durch die In-stitution bereitgestellt. Prammer hat bereits im November 2011 – im Rahmen der Beratungen im Budgetaussschuss zum Parlamentsbudget 2012 – angekündigt, dass sich das Parlament in Zukunft externer wissenschaftlicher Expertisen bedie-nen wolle. In welchem Ausmaß das möglich sein wird, ist allerdings unklar. Posch wünscht sich in jedem Fall einen Ausbau der parteiunabhän-gigen, inhaltlichen Ausschuss-Betreuung durch die Parlamentsdirektion, die aktuell nur in Aus-nahmefällen stattfindet.

Zurück zur Glaubwürdigkeit„Das Problem, das wir in Österreich und in ganz Europa haben, ist der Imageverlust der Politik“,

» Es steht außer Frage: Ein födera-listischer Staat braucht eine Länderkammer.Werner Zögernitz, Institut für Parlamentarismus

ÖV

P-K

lub

» Politik kostet eben Geld.Georg Posch, Parlamentsdirektor a.D.

Par

lam

ents

dire

ktio

n

Page 12: Republik 03/12

12 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

sagt Institutsleiter Zögernitz. Bis vor kurzem hat-te das Parlament einen Sonderstatus, es galt als seriöser und angesehener. „Aber der Bonus ist weg“, so der Parlamentarismus-Experte. Ein Zu-rückgewinnen der Glaubwürdigkeit kann über die Stärkung der direkten Demokratie passie-ren. „Zum Ersten ist es notwendig, das Persön-lichkeitswahlrecht auszubauen. Das derzeit gel-tende Vorzugsstimmensystem ist nicht ausrei-chend.“ Das zweite Thema ist die geringer wer-dende Wahlbeteiligung. Zögernitz hält nichts von einer Wahlpflicht, kann sich aber vorstellen, Wahlkreise mit hoher Beteiligung z. B. durch ein weiteres Mandat zu belohnen. Zum Dritten ist es das Agieren der Abgeordneten im Plenum selbst, das sich ändern muss: „Eine lebhafte Diskussion ist wichtig, Ordnungsrufe wie Trophäen zu sam-

meln, halte ich allerdings für falsch.“ Hier muss der Vorsitz eingreifen. Derzeit wird diskutiert, ob zusätzlich zum Ordnungsruf ein Ordnungsgeld eingeführt wird.

Kontrollfunktion stärken„Wir brauchen eine Kulturänderung, die letzt-endlich eine wirkliche Weiterentwicklung des Parlaments hin zu einem starken Kontrollorgan bringt“, erklärt Ex-Parlamentsdirektor Posch. Denn eines sei klar: „Für einen effektiveren Parla-mentarismus müssen wir der Kontrolle mehr Au-genmerk widmen.“ Ganz anders ist die Situation in Großbritannien, in Skandinavien oder in der Schweiz: In den dortigen Parlamenten gibt es den Budgetvollzug begleitende Ausschüsse, die ein starkes Kontrollmittel darstellen. In Österreich

H I n t e rg ru n d

Das Parlament in Zahlen (2010)

anzahl der Plenarsitzungen: 50dauer der Plenarsitzungen: 295 StundenVom Plenum beschossene gesetze: 94schriftl. anfragen an mitglieder der Breg.: 3.151(davon 11 dringliche anfragen)anzahl an ausschusssitzungen: 159dringliche anfragen: 11

die inhaltliche und vorbereitende arbeit der Parla-mentsarbeit findet derzeit in derzeit 38 ausschüs-sen und unterausschüssen mit durchschnittlich 26 mitgliedern statt. Zusätzlich gibt es einen untersu-chungs- und einen sonderausschuss.

Quelle: Parlament, Jahresbericht 2011; Hg.: Parlamentsdirektion

W I ss e n

EU und österreich. Parlamentarismus

die direkte und indirekte mitwirkung an eu-entschei-dungen ist seit dem Beitritt eine wesentliche neuauf-gabe des Parlaments. die indirekte mitwirkung erfolgt durch die Beauftragung eines ministers durch die Par-lamentarier, im eu-ministerrat zu verhandeln. durch

den Vertrag von lissabon ist es seit 2010 möglich, eine subsidiaritätsklage einzubringen und dadurch direkt in eu-entscheidungen einzugreifen. neu seit april 2012 ist die europäische Bürgerinitiative, die das einbringen grenzüberschreitender Petitionen möglich macht.

Präsidentin des br Präsidentin des nr

ParlamentsdirektorDr. H. DOSSI

Vizedirektorinlegislative (l)

Dr. S. JANISTYN

nationalrats - dienst (l1)

Mag. G. MICHALITSCHStv.: Mag. D. KOPESKY

bundesrats- dienst (l2)

Dr. S. BACHMANNStv.: Dr. A. ALSCH-

HARANT

rechts-, legislativ- und Wissenschaftli-

cher dienst – rlW (l3)Dr. I. SIESS-SCHERZ

Stv.: Dr. I. MOSER

dienst information und

Öffentlichkeit (l4)Mag. R. GOLLIA

Stv.: N.N.

Präsidialdienst (A1)Dr. C. MÜLLER

Stv.: N.N.

Verwaltungsdienst (A2)

Dr. J. WIRRERStv.: N.N.

Eu- u. inter nationaler dienst (A3)

Dr. B. BRENNERStv.: Dr. J. WIRNSPER-

GER

VizedirektorAdministration (A)Mag. A. WINTONIAK

D I E O RG A N I S At I O N I M H O H E N H AU S

Der Parlamentsdirektor ist oberster Beamter im Hohen

Haus. Dieser ist zuständig für die Führung der Parlaments-administration und ihre rund

400 Mitarbeiter. Mit den Abgeordneten beider Kam-

mern, deren Mitarbeitern und den Angehörigen der politi-schen Klubs gehören insge-

samt rund 1.000 Personen zum parlamentarischen

Betrieb.

Quelle: Österr. Parlament

Page 13: Republik 03/12

13A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

ist die Einführung eines Budgetdienstes in Vor-bereitung, der ähnliche Aufgaben übernehmen würde. Das wäre ein erstes Beispiel für eine ob-jektivierte Beratungsschiene – im konkreten Fall für den Budgetausschuss. Der Dienst soll 2013 gleichzeitig mit Inkrafttreten des neuen Haus-haltsrechts seine Arbeit aufnehmen.

„Die Instrumente zur parlamentarischen Kontrolle sind weder formal ausreichend noch in der Praxis tiefgehend genug. Das noch immer nicht realisierte Minderheitenrecht von Untersu-chungsausschüssen fällt darunter“, kritisiert Po-litologe Filzmaier. Vor allem der Klubzwang steht einer Effizienzsteigerung im Wege.

Und Verfassungsrechtler Heinz Mayer for-dert für eine Weiterentwicklung des Parlamen-tarismus überhaupt mehr anstatt weniger Geld: „Man muss die Mandatare mit Mitarbeitern und Infrastruktur so ausstatten, dass sie unabhängig von Parteien und Regierung arbeiten können.“

Genau diese Unabhängigkeit ist es, die es wiederherzustellen gilt. „Das Parlament ist in seiner jetzigen Form zu schwach, die Aufgaben sind zu wenig klar dargestellt“, sagt Georg Posch, da „die Regelungskompetenz vor allem der Re-gierung zugeschrieben wird“. Auch für Peter Filzmaier bedeutet eine Weiterentwicklung ei-

ne Stärkung gegenüber der Regierung: „De fac-to haben wir nur eine pseudo-parlamentarische Demokratie.“ Für große Veränderungen und eine Steigerung der Effizienz braucht es einen weitrei-chenden Einstellungs- und Strukturwandel.

Wie zeitgemäß ist der BR?Auch der Bundesrat ist ein Diskussionspunkt in der aktuellen Spardebatte. Wie es mit der Län-derkammer weitergehen soll, wird nicht erst seit dem Frühjahr 2012 diskutiert. In einer europa-weiten Studie des Instituts für Parlamentarismus hat sich gezeigt: Von insgesamt 27 Parlamenten haben 13 ein Zwei- und 14 ein Einkammernsy-stem. Aber: 85 Prozent der Bevölkerung leben in Staaten mit einem Zweikammernsystem. „Ein fö-deralistischer Staat braucht eine Länderkammer. Das ist weltweiter Standard und steht außer Fra-ge. Über eine Verkleinerung und die Besetzung kann man aber reden“, sagt Werner Zögernitz. Eine Entsendung von Landtagsabgeordneten ist denkbar und für sieben Bundesländer aufgrund ihrer Landesverfassung auch heute schon mög-lich. Verfassungsrechtler Mayer sagt dazu: „Der Bundesrat entfaltet keine eigene politische Kraft, sondern vertritt nur die Interessen der Parteien. Entweder wertet man diese Einrichtung zu einer

Führung, Politik und Management 4 semestriger berufsbegleitender MasterlehrgangDas Studium startet Herbst 2012 und bildet Sie zu Führungskräften in Politik, Verwaltung, Unternehmen und nichtstaatlichen Organisationen aus. Es kombiniert einen Überblick über politische Systeme mit fundierten betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und strategischen Managementkompetenzen.

Infoabend, 31. Mai 2012, 19.00 UhrFH Campus Wien, Favoritenstraße 226, 1100 Wien

T: +43 1 606 68 [email protected]/fpm_ml

> PUBLIC SECTOR

» Die Abgeord-neten sind zu stark von Parteien und Parlamentsklubs abhängig.Heinz Mayer, Universität Wien

Pau

l Lan

dl

Page 14: Republik 03/12

14 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

echten Ländervertretung auf oder man schafft sie ab.“ Im Falle einer Stärkung sollten die Lan-deshauptleute integriert werden. Mayer lässt das Argument, dass dies der Gewaltentrennung wi-derspräche, nicht gelten: „Es geht darum, die In-teressen der Länder zu vertreten. Wer das tut, ist nicht entscheidend.“

Näher beim BürgerViele Maßnahmen zur Förderung der Bürgernähe wurden bereits gesetzt: Über Internetplattformen kann man das Abstimmungsverhalten der Ab-geordneten nachvollziehen. Via Demokratiefo-ren werden Fragen direkt an Politiker gestellt. Die elektronischen Petitionen – Möglichkeiten zur Unterstützung von Bürgerinitiativen via In-ternet – und die Demokratiewerkstatt für Kinder im Parlament als Instrument der politischen Bil-dung kommen gut an.

Politikwissenschafter Filzmaier sieht hierbei das Problem, dass damit ohnehin nur Politik-inte-ressierte angesprochen werden. Wer politikfern ist, wird hingegen nicht erreicht. „Alle Bemühungen für mehr Bürgernähe müssen parallel dort stattfin-den, wo politische Bildung auch wehtut. Dazu ge-hören Gemeindebau- und Wirtshausdiskussionen und soziale Netzwerke zusätzlich zu traditionellen Publikationen.“ Vor allem mehr Präsenz im Fern-sehen und im Internet bringt die Arbeit des Parla-ments den Menschen näher. Live-Übertragungen der Plenar- und eines Großteils der Ausschusssit-zungen sind rechtlich und technisch möglich. Nur ist es für die Zuseher mäßig spannend, sich end-

lose, unkommentierte Debatten anzusehen. „Wo immer man live überträgt, man muss den Sehern etwas bieten“, sagt Experte Posch. Der dringende Ausbau des Webstreams ist – sofern es das Budget zulässt – im Laufe des Jahres geplant. „Das Internet ist eine wichtige Dimension, die zu einer breiteren und attraktiveren Wahrnehmung der Institution Parlament beitragen kann.“

Immun und unvereinbar„Immunität ist unverändert demokratiepolitisch notwendig, wenngleich laufend reformbedürf-tig“, sagt Peter Filzmaier. Das zeigen auch Bei-spiele einer mangelnden Logik, wenn dieselbe Aussage eines Abgeordneten in der fernsehüber-tragenen Plenarsitzung geschützt und in der an-schließenden Pressekonferenz klagbar ist. Zum Thema Unvereinbarkeit fehlen dem Politologen bis jetzt klare Korruptions-, Unvereinbarkeits- und Transparenzregeln, und er hofft auf ein Bes-serwerden durch die neuen Gesetze. Für Heinz Mayer wäre die Inkompatibilität ausreichend ge-sichert, praktisch wird sie allerdings nicht ernst genommen. Der Universitätsprofessor nennt ein Beispiel: „Es ist in Österreich gängige Praxis, dass Verfassungsrichter auch Mitglieder in Aufsichts-räten großer, oft auch staatsnaher Unternehmen sind. Das gehört abgestellt, es besteht einfach ei-ne zu große Gefahr, in eine unvereinbare Position zu kommen.“ In Deutschland dürfen Verfassungs-richter nebenbei nur Hochschulprofessoren sein, ansonsten gilt ein Berufsverbot. Mayer: „So sollte es auch in Österreich sein.“

Ko M M e n ta r vo n F e r I t H I e r ry

Für ein selbstbewusstes Parlament!

in letzter Zeit steht das Hohe Haus wieder verstärkt im fokus der Berichterstattung über österreichische in-nenpolitik. denn der parlamentarische untersuchungs-ausschuss zu den korruptionsfällen der vergangenen Jahre hält Parteien und medien gleichermaßen auf trab und bei laune. das Parlament nimmt damit eine seiner verfassungsrechtlich verankerten aufgaben wahr: jene

der kontrolle. Wie ist es hingegen um seine anderen aufgaben bestellt? ist das Parlament tatsächlich das gesetzgebende Organ? Wird hier Politik gemacht? ist es wirklich das Herz unserer demokratie? leider nein.

die regierung erteilt sich ihre arbeitsaufträge für gewöhnlich selbst. gesetzesentwürfe kommen aus den ministerien, werden zwischen den koalitionsparteien verhandelt und dann im ministerrat beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt vermelden viele medien bereits, dass ein neues ge-setz komme. dabei hat der parlamentarische gesetzgebungsprozess noch nicht einmal seinen anfang genommen. aber abänderungen im Parlament sind selten.

gibt es Beispiele für lebendigere, selbstbewusstere Parlamente? im internationalen Vergleich lassen sich an dieser stelle die usa und groß-britannien nennen. aber kein Parlament ist so vital und nahe an den idea-len des Parlamentarismus wie das europäische Parlament. Wohl gibt es

fraktionen, von einem klubzwang ist aber wenig zu spüren. auch einzelne abgeordnete trauen sich immer wieder, gegen die linie ihrer fraktion zu stimmen. Wenn nicht von vornherein klar ist, wie eine abstimmung aus-geht, werden argumente und Überzeugungsarbeit sinnvoll – und abstim-mungen spannend. die europäische union, oft verschmäht für ihren Bü-rokratismus, ist nicht nur schlanker organisiert als die meisten nationalen regierungen, sie ist mit ihrem starken Parlament auch den griechischen idealen der demokratie näher als die meisten ihrer mitgliedsländer. not täte die etablierung eines echten Zwei-kammern-systems (mit dem rat als zweiter kammer) und echte europäische Wahloptionen wie zB europä-ische Parteien und die direktwahl des kommissions-Präsidenten.

das europäische Beispiel zeigt: Österreich braucht ein selbstbe-wussteres Parlament, mit direkt gewählten abgeordneten, mit ausrei-chend ressourcen für echte gesetzgebende arbeit. Österreich muss europa werden.

Feri Thierry ist Kommunikations- und Public-Affairs-Berater sowie Ge-schäftsführer von Thierry Politikberatung. Daneben ist er Lehrgangsleiter des Masterstudiums „Lobbying / Public Affairs“ an der BFI-Wien-Akade-mie und Vortragender an verschiedenen Bildungsinstitutionen.E [email protected]

Mar

kus

Tord

ik

Page 15: Republik 03/12

Promotion

Schmerzgeplagte alte Frauen mit knotig verdickten, kaum beweglichen

Fingern, die sich beim Gehen schwer auf einen Stock stützen müssen –

das ist vielfach die erste Assoziation zum Begriff „Gelenkrheuma“. Und

sie ist falsch. Tatsächlich erkranken viele Menschen in einem Alter an

rheumatoider Arthritis, in dem sie voll im Berufsleben stehen. Beson-

ders junge Frauen sind davon betroffen. Das ist die schlechte Nachricht,

hier kommt die gute: Mit den heutigen Therapien, zu denen auch die

Biologika zählen, gehören verstümmelnde Gelenkverformungen bei

Rheumapatienten in der Regel der Vergangenheit an.

Als chronisch krank stigmatisiert

Rechtzeitig erkannt, ist Gelenkrheuma mittlerweile gut behandelbar.

„Womit die Betroffenen weit mehr zu kämpfen haben als mit den

mittlerweile gut beherrschbaren körperlichen Folgen der rheumatoiden

Arthritis, ist das Stigma einer chronischen Erkrankung“, sagt der Rheu-

matologe Primarius Dr. Burkhard Leeb vom Landesklinikum Weinviertel

Stockerau. Das Vorurteil wirkt sich nicht nur auf das Privatleben, sondern

noch mehr im Berufsleben aus.

Die Folgen von Erkrankungen des Bewegungsapparates erstrecken

sich über die Betroffenen hinaus auf deren Angehörige, den Arbeits-

markt, das Sozialsystem und letzten Endes auf die Gesellschaft insge-

samt. Das zeigt der europäische „Fit for Work“-Report auch für Öster-

reich. Der Schaden für den Arbeitsmarkt ist erheblich. Im Jahr 2004 gin-

gen in Österreich 7,7 Millionen verlorene Arbeitstage auf das Konto von

Erkrankungen des Bewegungsapparates. Sie sind auch häufig Anlass für

Berufsunfähigkeitspensionen und vorzeitige Pensionierungen.

„Fit note“ statt Krankschreibung

Die dramatischen Auswirkungen sind zu einem großen Teil strukturell

bedingt. Denn Patienten mit rheumatoider Arthritis sind, wie August

Caspar Neubacher, MSc, Patientencoach, Vision Project, aus seiner

Arbeit mit Patientenselbsthilfegruppen weiß, sehr daran interessiert, im

Berufsleben zu bleiben – und dies nicht nur aus finanziellen Gründen:

„Speziell diese Patientengruppe will so lange wie möglich arbeiten.“ In

manchen Phasen der Erkrankung ist die Leistungsfähigkeit zwar einge-

schränkt, aber nicht gänzlich verloren. Das österreichische Gesundheits-

system kennt aber nur die Krank- oder die Gesundschreibung. Zwischen

Schwarz und Weiß gibt es hierzulande kein bereicherndes Grau, wie es

die Briten in Form der „fit note“ haben. In dieser ist festgehalten, wel-

che Tätigkeiten ein Patient mit einer chronischen Krankheit übernehmen

kann.

Gesundheitspolitische Hürden überwinden

Diese Idee hält Primarius Dr. Leeb für sehr überlegenswert: „Wir wis-

sen, dass es Rheumapatienten sowohl körperlich als auch psychisch

guttut zu arbeiten. Mit einer adäquaten und vor allem rechtzeitigen

Therapie ist das über einen langen Zeitraum sehr gut möglich.“ Hierfür

müssten aber (gesundheits-)politische Weichen gestellt werden. Denn,

wie er kritisiert, ist Österreich unzureichend mit Rheumatologen ver-

sorgt: „Wir brauchen ein Honorarsystem, das eine Niederlassung als

Rheumatologe möglich macht. Derzeit werden Rheumapatienten fast

ausschließlich an Zentren behandelt, und die Wartezeiten auf einen

Termin sind lang.“ Die Situation lässt sich nur durch eine klare gesund-

heitspolitische Entscheidung verbessern. Einsparungspotenzial durch

weniger Krankenstände, Frühpensionierungen sowie auch ein verringer-

ter Produktivitätsausfall wären gegeben.

Zeit ist Gelenk

Bei einer entzündlichen Gelenkserkrankung, die auf einer Überreaktion

des Immunsystems beruht und auf heimtückische Art und Weise die

Gelenke zerstört, ist rasches Handeln die oberste Devise. Denn bereits

wenige Wochen nach Beginn der Schmerzsymptome können erste und

meist nicht mehr korrigierbare Gelenkzerstörungen entstehen. Alarmsig-

nale wie unerklärlicher Gelenkschmerz mit Gelenksteifigkeit sollten an

Gelenkrheuma denken lassen. Der Gang zum Rheumatologen schafft

Klarheit.

Die Bewusstseinsbildung sieht Mag. Veronika Harzl von Eurotransli-

ne, Leibnitz, auch als eine Pflicht der Arbeitgeber: „Sie sind letztendlich

massiv betroffen, wenn qualifizierte Mitarbeiter ausfallen, weil die Thera-

pie einer chronischen Krankheit zu spät einsetzt.“ Das Logistikunterneh-

men Eurotransline hat die Bedeutung der beruflichen Gesundheitsförde-

rung erkannt und die Maßnahmen nicht nur im eigenen Betrieb umge-

setzt, sondern bietet auch anderen Unternehmen eine entsprechende

Beratung an. Mag. Veronika Harzl ist von der Sinnhaftigkeit und auch der

Kosteneffizienz solcher Maßnahmen überzeugt: „In der Arbeitswelt wird

immer mehr Leistung gefordert, da der Wettbewerb immer härter wird.

Die Investition von Unternehmen in Gesundheitsvorsorge lohnt sich, da

sie das Risiko verringert, dass Arbeitnehmer durch Frühpensionierungen

ausfallen.

Durch flexible Arbeitsmodelle, bei denen Arbeitnehmer idealerweise

von politischer Seite unterstützt werden, könnten Rheumapatienten

langfristig im Arbeitsleben gehalten werden. Gewinner wären wir alle.

Abbott Ges. m. b. H.

Perfektastraße 84A

1230 Vienna, Austria

Tel: +43 1 891 22 0

Fax: +43 1 891 22 44

www.abbott.com

Politische Unterstützung für chronisch Kranke gefordertChronisch krank und leistungsbereit. Das ist bei Patienten mit Rheuma kein Widerspruch, sondern eine leider oft übersehene Tatsache. Rheumapatienten wollen so lange wie möglich beruflich aktiv bleiben. Mit entsprechender Unterstützung aus Politik und Wirtschaft wäre das keine Utopie.

Primarius Dr. Burkhard Leeb

vom Landesklinikum Weinviertel Stockerau:

„Wir brauchen mehr niedergelassene Rheumatologen. Die Wartezeiten auf einen Termin in einem Zentrum sind lang.“

Mag. Veronika Harzl,

Eurotransline, Leibnitz

„Ich sehe es als Auftrag an die Unterneh-mer, sich über chronische Krankheiten zu informieren und die Information an ihre Mitarbeiter weiterzugeben.“

August Caspar Neubacher,

MSc, Patientencoach, Vision Project

„Patienten mit Gelenkrheuma wollen im Arbeitsprozess bleiben. In einem entsprechenden Umfeld und bei guter Therapie ist das möglich.“

Text Dr. Claudia Uhlir

Page 16: Republik 03/12

16 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

Page 17: Republik 03/12

17A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

„Weniger Abgeordnete bedeuten nicht weniger Arbeit“PA r l A M E n tA r i s M u s Eine Verkleinerung des Nationalrats ist für dessen Präsi-dentin Barbara Prammer nicht der Weisheit letzter Schluss. REPUBLIK sprach mit ihr außerdem über den Sparwillen des Parlaments, über Glaubwürdig-keitsprobleme und das „Übergewicht der Regierung“. Interview Gudrun Haigermoser Fotos Hans Ringhofer

Sparen ist in aller Munde. Wie kann das Par-lament zum Schuldenabbau beitragen?Dass wir unseren Beitrag leisten müssen, ist klar. Aber unser Spielraum ist gering. Das Parlament hat mit einem Jahresetat von ca. 154 Millionen Euro einen sehr kleinen Anteil am Gesamtbudget des Bundes. Rund zwei Drittel der Mittel werden für Personalkosten herangezogen. Will man den Parlamentarismus stärken, bräuchte es eher eine verbesserte Infrastruktur und mehr Personal. Das sehen wir im internationalen Vergleich. Und bei den ursächlichen Aufgaben des Parlaments – der Gesetzgebung und der Kontrolle – darf keines-falls gespart werden.

Trotz des kleinen Spielraums: Wo sehen Sie noch am ehesten Sparpotenzial?Ich bringe zwei Beispiele, wo schon gespart wird: Wir haben viele Veranstaltungen im Haus, die die Bürgernähe fördern. Hier zu kürzen, hielte ich für den falschen Zugang. Ich habe aber den in der Vergangenheit üblichen Imbiss bei sol-chen Events gestrichen und dadurch die Kosten halbiert. Dem Besucherinteresse hat dies keinen Abbruch getan.

Ein anderer Bereich ist die parlamentarische Diplomatie. Denn wer Politik machen will, muss über den eigenen Tellerrand schauen. Die Abge-ordneten sind in vielen internationalen Gremien – wie dem Europarat oder in der Interparlamen-tarischen Union – tätig, und das ist wichtig. Um Kosten zu senken, reisen Abgeordnete und Be-dienstete innerhalb der EU mittlerweile Economy und nicht Business.

Grundsätzlich sind wir darauf bedacht, den parlamentarischen Betrieb effizienter zu gestal-

ten. Die Herausforderung ist, mit weniger oder mit gleich viel mehr zu machen.

Die Einsparungsforderungen sind auch durch die geringe Bekanntheit der Aufgaben-vielfalt bedingt. Wie bringt man den Bürgern die Abgeordnetenarbeit näher? Ich verwahre mich dagegen, von „den unnöti-gen und faulen“ Abgeordneten zu sprechen. Das Gegenteil ist der Fall. Dass durch den EU-Bei-tritt hier im Haus viel Arbeit weggefallen sei, ist ein großer Irrtum. Die Umsetzung der EU-Richtlinien ist nach wie vor nationale Angele-genheit und wir haben viele neue Kompetenzen dazubekommen, wie etwa die Kontrolle der euro-päischen Institutionen. Aber es stimmt, dass die Arbeit, die im Hintergrund stattfindet, in der Öffentlichkeit nicht gesehen wird. Das Bild wird oft auf die verbalen Auseinandersetzungen im Plenum reduziert.

Laut aktuellem Sitzungskalender hält sich die Zahl der geplanten Plenarsitzungen in Grenzen? Wo passiert dann die viele Arbeit?Die Hauptarbeit passiert in den Ausschüssen, wir haben derzeit 40 Ausschüsse. Geht man von einer durchschnittlichen Mitgliederzahl von 26 Personen je Ausschuss aus, lässt sich bei 183 Nationalräten die Anwesenheitshäufigkeit leicht ausrechnen. Eine Zusammenlegung von Aus-schüssen ist durchaus überlegenswert, allerdings wird dadurch die Arbeit nicht weniger und die Gesamtsitzungszeit nicht kürzer. Ich bin auch dafür, die Ausschüsse generell für öffentlich zu erklären und so parlamentarische Arbeit besser sichtbar zu machen.

» Die Politik hat ein Glaubwürdig-keitsproblem, das wir unbedingt in den Griff bekom-men müssen.

Page 18: Republik 03/12

18 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S c h w E r P U n k t

Die Verkleinerung des Nationalrats von 183 auf 165 Mitglieder wurde von der Regierung als Teil des Sparpakets präsentiert. Ist das für Sie eine sinnvolle Option?Ich verschließe mich nicht einer Debatte, aber man muss dabei alles mitdenken. So muss vor-her das Wahlrecht geändert werden, sonst wür-den die kleineren Parteien benachteiligt. Zum anderen gibt es noch das technische Problem des Direktmandats, man muss sich die Zusammen-setzung der Wahlkreise und die Gewichtungen ansehen und die Konsequenzen für Kontrollar-beit und Gesetzgebung hinterfragen. Denn: We-niger Abgeordnete bedeuten nicht weniger Auf-gaben. Die Nationalräte verbringen dann noch mehr Zeit hier im Haus und weniger „draußen“ bei der Bevölkerung.

Das Image der Politik wird immer schlechter, das Vertrauen der Bevölkerung sinkt kontinu-ierlich. Woran liegt das, was ist dagegen zu tun? Ja, die Politik hat eindeutig ein Glaubwürdig-keitsproblem. Das müssen wir unbedingt in den

Griff bekommen. Meines Erachtens liegt das daran, dass wir zu wenig Mut in der Beantwor-tung von Fragen nach Nebeneinkünften, Partei-enfinanzierung, Lobbyinginteressen und Ähn-lichem zeigen. Es geht darum, den negativen Beigeschmack wegzubringen, und dazu braucht es neue, offensive Gesetze. Wir müssen der Be-völkerung zeigen, dass wir es ernst meinen mit Transparenz und Kontrolle.

Ist der gesetzliche Rahmen zur Ausübung der Kontrollfunktion ausreichend? Oder sind Anpassungen notwendig?Will das Parlament als Kontrollinstrument ernst genommen werden, darf es die Transparenz nicht scheuen, sondern muss mit gutem Beispiel vorangehen. Daher gibt es gesetzlich viel zu tun. Das heißt konkret, dass ich auf eine Fertigstel-lung des in Arbeit befindlichen Transparenzpa-kets – wenn möglich bis zum Sommer – dränge. Dabei geht es um mehrere Gesetze zu den The-men Politikerbezüge, Lobbying, Vereinbarkeit und Immunität. Die außerberufliche Immunität wird in jedem Fall abgeschafft. Was die berufliche Immunität betrifft, gibt es noch Diskussionen. Man muss aufpassen, in keinem Fall die Minder-heiten- und Oppositionsrechte zu beschränken. Wenn ein Abgeordneter Kontrolle ausübt, darf das nicht von Klagen bedroht werden. Denn es ist nicht alles überholt, was das Immunitätsrecht betrifft.

Wie kann der Parlamentarismus in Österrei-ch weiterentwickelt und modernisiert wer-den? Welche Aufgaben des Parlaments gilt es zu stärken?Wir haben in Österreich – so wie in vielen ande-ren demokratischen Staaten – ein Übergewicht der Regierung. Das ist nicht in Ordnung. Ich bin für eine strikte Einhaltung der Gewaltentren-nung, die für die Kontrolle besonders wichtig ist. Denn das Parlament ist nicht nur Ort der Ge-setzgebung, hier wird auch die Kontrolle über die Exekutive ausgeübt. Der Rechnungshof beispiels-weise ist ein Hilfsorgan des Parlaments, was oft nicht gesehen wird. Auch Untersuchungsaus-schüsse sind ein wichtiges Kontrollinstrument. Hier ist es dringend notwendig, den Untersu-chungsausschuss als Minderheitenrecht zu eta-blieren. Im deutschen Bundestag gibt es dieses Recht bereits seit Jahrzehnten.

» Dass auch das Parlament sparen muss, ist klar. Nur der Spielraum ist gering.

z u r p e rs o n

Barbara Prammergeb. 1954 in Ottnang am Hausruck (OÖ)

1978–1986studium der soziologie an der universität linz 1991–1995abg. (sPÖ) und 2. Präs. des Oö. landtages1995–1997Oö. landesrätin für Wohnbau und naturschutz1997–2000Bm für frauenangelegen-heiten und VerbraucherschutzSeit 2006Präs. des national rates

Page 19: Republik 03/12

Promotion

Das Reform- und Sparpaket der Regierung sieht zwar einen Neuauf-

nahmestopp für öffentlich Bedienstete vor, zeigt aber zu wenig auf, wie

Folgekosten für die Bürgerinnen und Bürger vermieden werden sollen.

Diese entstehen, wenn die Servicequalität sinkt, Akten unbearbeitet

bleiben oder öffentliches Eigentum nicht nach den neuesten Qualitäts-

standards bewirtschaftet wird.

Das gilt auch für den Bereich Immobilien. Vier der Ende 2011 vorge-

stellten 599 Empfehlungen des Rechnungshofes (RH) zur Verwal-

tungsreform beziehen sich auf Verbesserungsmöglichkeiten beim

Vermarkten und bei der Bewirtschaftung von Immobilien im Besitz

der öffentlichen Hand. So bemängelt der RH zum Beispiel fehlende

Kosten-Nutzen-Analysen (Empfehlung 593). Ist die Anmietung neuer

Objekte besser, oder soll man in die Instandhaltung von Altobjekten

investieren? Bei den Wiener Polizeiinspektionen ortet der RH über-

haupt eine fehlende Erhebung des Sanierungsbedarfs (Empfehlung

591). Aus Sicht der Wirtschaft ist die fehlende Datenerfassung der

Liegenschaftsverkäufe anhand von Kennzahlen (z. B. Preis/m², Baujahr

oder Energiekennzahl) besonders gravierend. Als Entscheidungshilfe

hätte eine derartige Datenbank großen Nutzen, sagt der Obmann der

Fachgruppe Wien der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Oliver

Brichard. „Wenn man bedenkt, was die Einführung des zentralen Mel-

deregisters an Verwaltungsvereinfachung, Zeit und Effizienz gebracht

hat, kann man sich vorstellen, was Detailwissen bringen kann.“

Unnötige Mehrkosten

Immobilientreuhänder mit großer Markterfahrung arbeiten ständig mit

Kennzahlen, denn ohne diese wäre ein Überleben am freien Markt

unmöglich. „Würden Gemeinden oder Städte diese Kompetenz, die ihre

Beamten oft nicht haben, nutzen, könnte vielfach besser verkauft oder

Raum günstiger zur Verfügung gestellt werden“, ergänzt Brichard. Er

wünscht sich für die Zukunft eine engere Kooperation der öffentlichen

Hand mit der Privatwirtschaft. Brichard sieht Sparpotenzial in Millionen-

höhe, wenn Gemeinden, Städte oder Körperschaften öffentlichen Rechts

Aufgaben an Externe übertragen würden. „Professionalisierung und

modernste Qualitätsstandards kommen immer aus der Privatwirtschaft“,

sagt auch der Geschäftsführer der Fachgruppe Wien der Immobilien- und

Vermögenstreuhänder, Mag. Rudolf North, früher Manager bei Siemens,

und verweist auf das Kontrollamt Wien, das 2010 im Bereich der Amts-

häuser das Energie-Contracting für Heiz- und Kühlkosten bemängelte.

Die Gesamtkosten eines Energie-Contracting überstiegen die einma-

ligen Investitionskosten um bis zu 80 %. Gegenüber Investitionen der

Magistratsabteilung 34 ohne Energie-Contracting führt das „zu beträcht-

lichen Kostensteigerungen“.

Auch das Facility-Management klappt aus Sicht privater Fachleute und

des RH (Empfehlung 203) oft nicht gut. Das fängt in Wien schon bei

der Reinigung der Amtshäuser an, die von Eigenpersonal der MA 34

durchgeführt wird. Das Kontrollamt der Stadt Wien empfahl schon 2007

unmittelbare Kostenvergleiche zwischen Eigen- und Fremdleistungen.

Wo die moderne Hausverwaltung sparen kann, ist für einen Beamten

einer Gemeinde, eines Bezirksamtes oder einer Stadtverwaltungen oft

nicht ersichtlich. Hier gibt es ein kurzfristig zu hebendes Sparpotenzial.

Wunsch nach engerer Kooperation

„Mittelfristig könnte man Personal des öffentlichen Bereichs dorthin

umschichten, wo der Bürger es zuallererst braucht: im direkten Bürger-

service und bei der Sicherheit“, resümiert Brichard.

Kritisch sehen die Experten der Wirtschaftskammer das System der

Arbeitsverteilung in der Verwaltung. Für die Bewilligung einzelner Vor-

haben sind zahlreiche Personen zuständig und beschäftigt, die die oft

widersprechenden Normen in Einklang bringen müssen. Erfahrungen

aus der Verwaltung von Wohnimmobilien zeigen deutlich, dass kleinere,

aber umfassende Zuständigkeitsbereiche einzelner Referenten eine per-

sönlichere und bessere Qualität bei gleichem Kostenniveau zulassen.

Die Immobilienwirtschaft ist für eine intensivere Kooperation mit

Gemeinden, Ländern und Bund bestens gerüstet. „Wir sehen uns als

Partner“, sagt North, „sei es bei der Erfassung von Kennzahlen, bei

Kosten-Nutzen-Analysen, bei der Bewirtschaftung oder beim Facility-

Management ganzer Portfolios.“

Durch den ständigen Wettbewerbsdruck in der gewerblichen Wirtschaft

kommt es zu einem Wissensvorsprung und zu höherer Effizienz. Davon

könnte auch die Öffentliche Hand mehr profitieren.

Ungehobenes Sparpotenzial bei ImmobilienImmobilien- und Vermögenstreuhänder könnten die öffentliche Immobilienbewirtschaftung professionalisieren helfen.

Oliver BrichardObmann Fachgruppe Wien der

Immobilien- und Vermögenstreuhänder

Mag. Rudolf NorthGeschäftsführer der Fachgruppe Wien

der Immobilien- und Vermögens-

treuhänder

Erst nach Überprüfung des Kontrollamts 2010 wurde der Balkon und Innenhof

des Amtshauses Wien 13 wegen der „Gefahr für Menschenleben und Sachgüter“

gesperrt. Das Energie-Contracting zahlt sich im Vergleich zu einmaligen Investitionen

nicht aus.

Page 20: Republik 03/12

20 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S E r i E

Jeder Euro zählt

Der mit dem Ross tanztWie kann man im sommer, in der vorführungsfreien Zeit, geld in die kassa bekommen, fragte man sich in der Spa-nischen Hofreitschule. Vor zwei Jahren gebar direktorin elisabeth gürtler, ihres Zei-chens langjährige Organisa-torin des Wiener Opernballs, die idee einer „fête impériale“. mit erfolg: im vergangenen Juli kamen 2.500 gäste zum großen sommerball in die illustren räumlichkeiten. Bei eintrittspreisen von 120 euro und logenmieten von bis zu 7.200 euro brachte man es 2010 und 2011 zu je 130.000 euro. ein nicht unbeträcht-licher Beitrag zu den gesamt-einkünften.

Phobiker willkommen!mit Workshops will der Tiergarten Schönbrunn der weitverbrei-teten spinnenangst trotzen. um 140 euro bieten eine Psychologin und ein spinnenexperte eine fachlich geleitete auseinandersetzung mit dem thema. in Pferdeflüsterer-seminaren wiederum kann man die nonverbale kommunikation verbessern. der große renner sind aber mit einnahmen von mehr als 90.000 euro die kindergeburts-tagspartys inklusive spezialführung, Jause und geschenk, ohne die kein tag vergeht. ebenfalls beliebt: 240-euro-spezialführungen für zwei Personen inklusive direkten kontakts zu ausgewählten tieren. Zuletzt nahmen 5.356 Personen teil.

Ein Juwel von einem Menschdiamantbestattung, seebestattung, urne für Zuhause, totenmaske oder fingerabdruck: Über solche „besonderen leistungen“ will die Bestattung Wien künftig ihr angebotsportfolio erweitern. im Jahr werden derzeit im schnitt 20 „erinnerungsdiamanten“ (siehe Bild) bestellt. dabei verwandelt sich in einem mehrmonatigen Prozess die asche eines Verstorbenen unter hohem druck in einen diamanten. kostenpunkt: 5.000 euro für die niedrigste karatzahl. die Bestattung Wien stellt die erinnerungsstücke zwar nicht selber her, schneidet aber mit. Wie viel das ist, wird allerdings nicht verraten.

A u s g Eg l i E d E r t E u n t E r n E h M E n Ob Krimidinner, Anti-Spinnenangst- Seminar oder Diamantenbestattung: Ausgegliederte Unternehmen beweisen Kreativität, um zusätzliches Geld in die Kassa zu bekommen und neue Kundschaft anzulocken. REPUBLIK stellt die interessantesten Beispiele vor. Text Andrea Krieger

Spa

nisc

he H

ofre

itsch

ule

Alg

orda

nza

Tier

gart

en S

chön

brun

n /

Nor

bert

Pot

ensk

y

Page 21: Republik 03/12

21A p r I L / M A I 2 0 1 2

S E r i E

A u s g Eg l i E d E r t i n d i E z u k u n f t Dies ist der letzte Teil der REPUBLIK-Serie über ausgegliederte Unternehmen von Bund, Ländern und Gemeinden. Ab der nächsten Ausgabe begibt sich REPUBLIK in den Alltag von öffentlichen Einrichtungen und erzählt in einer Reportagen-Serie von den spannendsten Jobs im Öffentlichen Dienst.

Barock-Menü versus Krimi-Nachtessen und kochen wie im Barock: eine kulinarische Zeitreise wartet auf die teil-nehmer des neuen 95-euro-Programms „Barocke gaumenfreuden“ im Schloss Hof im marchfeld. Während die teilneh-mer des kochworkshops mit teller und Pfannen hantieren, erfahren sie noch Wissenswertes zu den essgewohnheiten dieser epoche (s. Bild). ein „krimitheater mit dinner“ mit turbulenter spurensuche nach dem brutalen Verbrecher wiederum führt an die bizarren und beeindruckenden Orte des schlosses. kostenpunkt: 80 euro. Beides wurde voriges Jahr in einem Pro-belauf das erste mal ausprobiert und kam sehr gut an. nicht ganz neu, aber beliebt sind die frühmorgendlichen bzw. abend-lichen foto-Workshops, bei denen ein fotospezialist seine gäste zu pittoresken motiven in der dämmerung im schloss bzw. der näheren umgebung führt.

Wo Nicolas Cage drehteBei immer mehr naturschutzflächen sinkt natürlich auch der Ver-dienst der Bundesforste (ÖBf) durch die klassische forstwirtschaft. deshalb öffnet sich der größte naturraumbetreuer und -manager des landes verstärkt der kreativwirtschaft. im rahmen des hauseigenen servicecenters „Wild media“ bietet man etwa filmlocations an. das spektrum reicht von der tV-serie „Bergwacht“ bis zu „der letzte tempelritter“ mit nicolas Cage und ron Perlman im gasteinertal (s. Bild). 2011 kamen stolze 180 drehtage zusammen, wobei Werbeauf-nahmen mit einem tagessatz von 1.200 euro besonders lukrativ sind. insgesamt brachte diese schiene 370.000 euro ein.

Rendezvous mit der Kunstim kampf um mehr Besucher greift das Kunsthistorische Museum zu unkonventionellen mitteln. so wurde eine kooperation mit der internet-singlebörse Parship geschlossen, um die österreichische kunst-adresse nr. 1 zum Ort eines Blind dates zu machen. 420 Partnersuchende besuchten bisher sieben spezialführungen. Bei der aktion „kunst im öffentlichen raum“ wurden wiederum reprodukti-onen berühmter kunstwerke durch Wien getragen und erklärt. der neueste Coup: eine gesprächsreihe zum dialog zwischen alter und zeitgenössischer kunst. der erste gast war niemand geringer als Pop-artist Jeff koons. der nächste termin findet am 31. mai statt.

Sch

loss

Hof

KH

M

ÖB

f

Page 22: Republik 03/12

22 A p r I L / M A I 2 0 1 2

t h E M a

Für Angelika Flatz gehören Gespräche mit Interessenvertretern zum Alltags-geschäft. Wenn im Bundeskanzleramt (BKA) Änderungen im Beamtendienst-

recht angedacht werden, ist die Leiterin der Sekti-on Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation die erste Anlaufstelle für die Gewerkschaft (GÖD). Für Flatz ist dieser Austausch nicht nur legitim, sondern sogar notwendig: „Gut aufbereitete Infos können dazu beitragen, die Entscheidungsgrund-lage von Gesetzen zu verbessern“, sagt die Sektions-chefin: „Lobbying, basierend auf Transparenz und klaren Verhaltensregeln, ist eine wichtige Form der Partizipation gesellschaftlicher Gruppen.“

Im Gesundheitsministerium (BMG) sieht man die Sache ähnlich. Sektionsleiter Gerhard Aigner ist für die Legistik zuständig. Regelmä-ßiger Kontakt zu Pharmavertretern, der Ärzte- und der Apothekerkammer sind daher fester Be-standteil seiner Arbeit. Aigner befürwortet ei-ne breite Konsensfindung: „Derart erzielte Lö-sungen haben wesentlich mehr Aussicht auf einen dauerhaften Bestand.“

Die Spreu vom Weizen trennenDie zahlreichen vermeintlichen Korruptions-skandale – von Buwog bis Telekom, von Meisch-berger bis Strasser – haben dem Image von Lobbying sichtlich geschadet, obwohl sie mit Interessenvertretung allesamt nichts zu tun haben. Derzeit wird der Begriff Lobbying in der Öffentlichkeit zu Unrecht häufig mit unsau-beren Geschäftspraktiken wie der Übergabe des berühmten Geldkoffers gleichgesetzt. Professio-nelles Lobbying sollte vielmehr mit Argumenten überzeugen. Saubere Lobbyisten betrachten sich vielmehr als inhaltliche Interessenvertre-ter gegen über der Politik und anderen Entschei-dungsträgern. „Wir müssen wieder lernen, die Spreu vom Weizen zu trennen“, so Public-Af-fairs-Berater Peter Köppl. Er beobachtet, dass sich sowohl Wirtschaft als auch Politik und Verwal-tung aufgrund des schlechten Meinungsklimas beim Thema Lobbying derzeit zurückhalten, um nicht ins Fahrwasser zu gelangen. „Nur wenn alle Beteiligten von vornherein zusammenarbeiten, bekommt man auch die bestmöglichen Entschei-dungen zustande“, so Köppl.

Transparenz als oberstes GebotAber woran lässt sich nun ein seriöser von einem weniger seriösen Lobbyisten unterschei-den? Für Köppl gibt es ein entscheidendes Wort, und das lautet Transparenz: „Ein korrekt arbei-tender Interessenvertreter legt seinen Auftrag-gebern Hintergründe und Argumente offen auf den Tisch“, so Köppl. Für den Verwaltungs-beamten muss zu jedem Zeitpunkt ersichtlich sein, wer für wen welche Interessen vertritt. Ein Staatsdiener muss sich auch immer die Fra-ge stellen, ob der Lobbyist überhaupt etwas Re-levantes zu einem Sachverhalt beitragen kann. In Brüssel geht man sogar noch einen Schritt weiter. Dort kontaktieren Beamte der Europä-ischen Kommission von sich aus Interessenver-treter bereits im Vorfeld, so Köppl. Außerdem muss der Wahrheitsgehalt jeglicher Argumente

» Gut aufberei-tete Infos können

dazu beitragen, die Entschei-

dungsgrundlage zu verbessern.

Angelika Flatz, BKA

Wer einmal lügt, dem glaubt man nichtlO b by i n g Ihr Ruf ist momentan nicht der allerbeste. Bei genauer Betrachtung sind Lobbyisten aber aus der Entscheidungsfindung nicht mehr wegzudenken – wenn gewisse Verhaltensregeln eingehalten werden. REPUBLIK hat nachgefragt, was Vertreter der Verwaltung im Umgang mit Lobbyisten beachten müssen. Text Daniel Mayr

thin

ksto

ckph

otos

.com

Keine Geldscheine, sondern ein gut vorbereitetes

Argumentarium gehören in den Aktenkoffer eines Lobbyisten.

Page 23: Republik 03/12

23A p r I L / M A I 2 0 1 2

t h E M a

stets überprüfbar sein. Transparenz als oberstes Gebot im Lobbying-Prozess gilt daher nicht nur für das Gespräch, sondern auch für übergebene Schriftstücke.

Egal ob Statistiken oder Positionspapier – die Inhalte sollten nachvollziehbar aufbereitet und durch vertrauenswürdige Quellen gestützt sein. Ein Online-Beitrag einer Boulevardzeitung würde zum Beispiel nicht diesen Kriterien ent-sprechen. Aber: Auch jede noch so korrekte Info dient immer einem spezifischen Interesse. Das sollte man im Umgang mit Interessenvertretern immer im Hinterkopf behalten.

Flatz hat bisher noch keine negativen Erfah-rungen mit Lobbyisten gemacht, auch sie hält das Transparenzgebot für enorm wichtig. Die BKA-Sektionschefin rät, dass Verwaltungsbe-dienstete auf die Einhaltung dieser Verhaltens-regeln besonders achten sollen. Vonseiten der Beamten bedarf es im Umgang mit Lobbyisten außerdem eines klaren Selbstverständnisses: „Ein öffentlich Bediensteter muss immer das Ge-meinwohl im Blickfeld haben. Es geht zwar auch um Interessen ausgleich, Einzelinteressen sind aber grundsätzlich hintanzustellen“, so Flatz. Umso deutlicher man die eigene Rolle für sich definiert, desto klarer ist das Signal an den Ge-sprächspartner, ist sie überzeugt.

Ausdifferenzierung der InteressenInteressenvertretung, der Grundgedanke von Lob-bying, ist in Österreich eng mit der Tradition der Sozialpartnerschaft verbunden. Kammern und Ge-werkschaften bündeln seit Jahrzehnten die Interes-sen großer Bevölkerungsgruppen. Angesichts einer immer differenzierteren Gesellschaft wird es für sie auch schwieriger, die Anliegen ihrer Klientel un-ter einen Hut zu bringen. Unternehmen, Verbände und NGOs haben deswegen begonnen, ihre Interes-sen selbst gegenüber Politik und Verwaltung zu ar-tikulieren. In Österreich sind bis zu 3.000 Personen als Interessenvertreter und Lobbyisten beruflich tä-tig. Erst im September 2011 haben sich rund 80 von ihnen in der Österreichischen Public Affairs Verei-nigung (ÖPAV) zusammen geschlossen und unter-werfen sich einem strengen Verhaltenskodex. Ein Verbot der unlauteren Einflussnahme findet sich darin ebenso wie eine Unvereinbarkeitsregel, d.h. ÖPAV-Mitglieder dürfen keine politischen Funkti-onen übernehmen. Aber am wichtigsten: Erfolgs-honorare in Millionenhöhe gibt es für ÖPAV-Lobby-isten nicht. Entgeltvereinbarungen müssen schrift-lich erfolgen und dürfen nicht unangemessen hoch sein. Ein Verstoß gegen eine der Kodex-Bestim-mungen wird von einer Kommission geahndet, für die der ehemalige VfGH- und EuGH-Richter Peter Jann als Beirat verpflichtet wurde.

» Im Konsens erzielte Lösungen haben mehr Aussicht auf einen dauerhaften Bestand.Gerhard Aigner, BMG

t I p p s F ü r d I e p r a x I s Worauf muss man im Kontakt mit Lobbyisten achten?

• transparenz und Offenlegung: saubere lobbyisten geben immer an, für wen sie welche interessen vertreten. falls ein lobbyingver-treter dies nicht machen sollte, fordern sie diese info ein!

• Argumente: das einzige, was lobbyisten ihren gesprächspartnern übergeben dürfen, sind informationen und argumente. Jede andere form von Beeinflussung ist abzulehnen.

• Verhaltenskodex und finanzierung: fragen sie den lobbyisten, ob er sich einem Verhaltenskodex unterwirft und wenn ja, welchem. Wenn lobbyisten von ngOs bzw Vereinen kommen, fragen sie nach der finanzierung dieser Organisationen.

• Quellenangaben: Behauptungen müssen mit seriösen Quellen belegt werden. in lobbying-schriftstücken sind alle angaben mit Quellen zu belegen. diese Quellen müssen einen seriösen ursprung haben.

• terminort: termine sollen an neutralen Orten, am besten im Büro stattfinden. eine Vermischung mit privaten aktivitäten ist zu vermeiden.

v e r a n s ta lt u n g Lobbying-Kongress 2012am 9. mai findet im Wiener arcotel Wimberger Hotel der vierte lob-bying- und Public affairs-kongress statt. in Podiumsdiskussionen, expertenrunden und fachvorträgen wird das thema interessenver-tretung beleuchtet.nähere infos www.reded.at

Master of Legal Studies (MLS)Kompakte Rechtskenntnisse für ManagerInnen

Fokus: Steuerrecht, Arbeitsrecht, Unternehmensrecht, Öffentliches Wirtschaftsrecht und Europarecht, ZivilrechtDauer: 15 Monate, berufsbegleitend (Blockveranstaltungen)Start: Oktober 2012Kontakt: Nina Marie Schaar T: +43-1-313 36-5310, [email protected] www.executiveacademy.at/mls

12-023_MLS-Ins_90x127_KW12.indd 1 21.03.12 15:08

Page 24: Republik 03/12

24 A p r I L / M A I 2 0 1 2

P r o j E k t E

Wie kann ein kleines Land wie Österrei-ch in einem vielfach größeren wie Chi-na wertvolle Verbindungen aufbauen?

Am besten, indem die Ressourcen gebündelt wer-den. Diese Idee verfolgt das Office of Science and Technology (OST), das seit Jänner 2012 in Peking aufgebaut wird. So soll das Botschaftsteam in Pe-king verstärkt werden und man will sich einen Überblick über mögliche Forschungs- und Tech-nologiekooperationen verschaffen und Aufträge für österreichische Unternehmen lukrieren. „Ana-lysen zeigen, dass Österreich in Punkto Technolo-giezusammenarbeit in Europa gut aufgestellt ist. Aber wir müssen die Beziehungen zu den BRIC-Staaten intensivieren“, sagt Ingolf Schädler, Leiter des Bereichs Innovation im BMVIT. Hinter der Ab-kürzung BRIC verstecken sich Brasilien, Russland, Indien und China – also jene vier Nationen, denen das größte Wachstum unter den Schwellenländern prophezeit wird.

Für die OST-Aufbauphase wurde Birgit Murr als Leiterin verpflichtet. Die Innsbrucker Wirt-schaftsjuristin hat schon viele Jahre in China verbracht, u.a. von 2001 bis 2008 als Handelsde-legierte in Shanghai, und ist somit bestens für diese Aufgabe vorbereitet. Sie sieht sich als Bin-deglied zwischen österreichischen und chine-sischen Stellen. Es sind neben sprachlichen Bar-rieren vor allem kulturelle Unterschiede, die eine Verständigung zwischen Europäern und Asiaten

erschweren. „Alleine die Unterschrift unter ein Protokoll kann zur Schwierigkeit werden, wenn man die Strukturen in chinesischen Institution nicht versteht. Viele Dinge stehen nicht im Lehr-buch. Man muss ein Gespür dafür entwickeln, wo es sich spießt“, sagt die OST-Büroleiterin.

Neben Murr sind in der Pekinger OST-Fili-ale zwei lokale chinesische Kräfte und ein so ge-nannter Stagiaire tätig. Stagiarie wird ein für ein paar Monate befristeter Mitarbeiter genannt. Di-es macht es möglich, dass jede der beteiligten In-stitutionen einen Mitarbeiter längere Zeit vor Ort schicken kann. Das OST Peking ist schließlich eine Kooperation zwischen dem Außen-, dem Wissen-schafts-, dem Wirtschafts- und dem Infrastruktur-ministerium sowie der Wirtschaftskammer. Der-zeit betreut das OST Peking etwa eine Kooperati-on zwischen dem AIT (Austrian Institut of Tech-nology) und der chinesischen Stadt Nanchang, wobei die Implementierung von alternativen En-ergiequellen im Zentrum steht. Ein weiteres Pro-jekt ist der Austausch zwischen BMWF und chine-sischen Gesundheitsbehörden über die Traditio-nelle Chinesische Medizin, um Standards für ös-terreichische Medizinunis zu entwickeln.

Peking ist nicht das erste OST. In Washing-ton gibt es seit zehn Jahren ein gut funktionie-rendes Büro. Dieses ist allerdings mit deutlich mehr personellen Ressourcen, nämlich einem 8 Personen umfassenden Team, ausgestattet.

Auf nach Chinaf O r s c h u n g Vier Ministerien bündeln ihre Kräfte in Peking: Ein Österreich-Büro will nun die österreichisch-chinesischen Beziehungen auf dem Gebiet der Forschung und Technologieentwicklung ausbauen. Text Emily Walton

» Man muss ein Gespür dafür

entwickeln, wo es sich spießt.Birgit Murr, OSt

Seit Jänner 2012 gibt es in Peking ein eigenes Office

of Science and technology (OSt).

thin

ksto

ckph

otos

.com

Ingo

lf S

chäd

ler

Page 25: Republik 03/12

25A p r I L / M A I 2 0 1 2

P r o j E k t E

Wo es für die Männer der Wiener Be-rufsfeuerwehr (MA 68) zu gefährlich wird, kommt er zum Einsatz. Ein fern-

gesteuerter Roboter soll in brenzligen Situationen helfen, Informationen über die Gefahrenlage zu sammeln – z. B. in einsturzgefährdeten Wohnhäu-sern oder kontaminierten Lagerhallen. Das Wie-ner Unternehmen Taurob entwickelte das Gerät aus Kohlefaser, die Wiener Feuerwehr arbeitet seit April 2010 mit dem Start-up zusammen. Wie al-le Mess- und Atemschutzgeräte der Feuerwehr ist auch der Roboter von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius einsetzbar. Das Gerät muss nicht beson-ders hitzebeständig sein, sondern soll bei einsturz-gefährdeten bzw. kontaminierten Gebäuden auf Erkundungsfahrt gehen. Friedrich Brohs, Grup-penleiter für Einsatzunterstützung bei der MA 68: „Derzeit haben wir einen Prototyp im Einsatz, den wir mit unseren eigenen Werkzeugen bestücken können.“ Mit einer Kamera ausgestattet, liefert er den Einsatzkräften Bilder vor Ort. Über befestigte Sensoren ist es der Wiener Feuerwehr möglich, Strahlen- und Gasmessungen durchzuführen. Au-ßerdem besitzt der ferngesteuerte Helfer einen 1,5 Meter langen Greifarm, mit dem man Proben ent-nehmen kann – sei es von festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffen. Die Steuerung funktioniert

über ein Gamepad und einen Laptop, auf den die Daten zeitgleich übertragen werden. „Die Bedie-nung ist ein wichtiges Kriterium. Aber wir haben versucht, die Steuerung so einfach wie möglich zu gestalten“, sagt Taurob-Geschäftsführer Matthias Biegl. Der Feuerwehr-Roboter besitzt wie ein Pan-zer ein Kettenfahrwerk. Dadurch kann der Feuer-wehr-R2D2 selbst bei schwierigen Bedingungen problemlos vorankommen. Wegen der kompakten Größe kommt der metallene Helfer auch an Orte, die für den Menschen unzugänglich sind – etwa in schmale Schächte.

Bei Explosionsgefahr einsetzbar„Unser Roboter ist weltweit der einzige, der eine Atex-Zertifizierung hat“, sagt Biegl. Das bedeu-tet, dass man den Roboter in eine explosionsge-fährdete Umgebung schicken kann. Er kann auf-grund seines leitfähigen Gehäuses selbst keine Explosion auslösen – etwa durch einen Funken-schlag des Motors. Mitte des Jahres 2012 soll der Feuerwehr-Helfer des Wiener Start-ups auf den Markt kommen. Kostenpunkt: rund 30.000 Euro. Auch andere Feuerwehr-Einheiten seien an dem neuen Roboter bereits interessiert, so der Taurob-Geschäftsführer. 2013 will man außerdem in den deutschen Markt vordringen.

Der ferngesteuerte Feuerwehrmanns i c h E r h E i t Die Wiener Feuerwehr setzt in gefährlichen Situationen auf einen Roboter. Ausgestattet mit Kameras, Sensoren und Greifarm erkundet er die Lage und liefert den Einsatzkräften entscheidende Infos. Text Daniel Mayr

Dieser Bauernhofbrand in Höhnhart (Bezirk Braunau) passierte im vergangenen Jänner. Um das Risiko für die Feuerwehr zu reduzieren, stehen mittlerweile Roboter (s. kleines Bild) zur Verfügung.

M e d I e n Ko o p e r at I o n

Wien Win

rePuBlik stellt im rahmen einer medienkooperation mit der technologieagentur der stadt Wien gmbH (Zit) in den nächsten fünf ausgaben innovative Projekte vor. alle Projekte sind teil der Zit-Platt-form Wien Win, einer daten-bank für innovativen Produkte und dienstleistungen von Wiener unternehmen.

Zit wurde im Jahr 2000 als tochter der Wirtschafts-agentur Wien gegründet. die aktivitäten der technologie-agentur umfassen direkte finanzielle unterstützungen für unternehmen, die Bereitstel-lung technologiespezifischer infrastruktur und Beratung in allen Phasen des innovations-prozesses.

in der nächsten ausgabe berichtet rePuBlik über ein 4-d-Visualisierungsmodell der stadtentwicklungszone erdberger mais.

Weitere infos: www.zit.co.at

Taur

ob

Man

fred

Fes

l /

APA

/ p

ictu

rede

sk.c

om

Page 26: Republik 03/12

26 A p r I L / M A I 2 0 1 2

P r o j E k t E

Die, dort in Brüssel, machen sowieso, was sie wollen.“ Diesen Ausspruch hört man häufig an Österreichs Stammtischen.

Wenn es um die Europäische Union geht, bro-delt nämlich die Gerüchteküche: Die Abgeord-neten geben das Geld der Steuerzahler aus. Oder: Die EU-Bürokratie schreibe vor, wie unsere Gur-ken auszusehen haben. Diese hartnäckigen Vor-urteile aus den Köpfen der Menschen zu bekom-men, ist eine Herausforderung, der sich nun so genannte „EU-Gemeinderäte“ annehmen. Warum gerade die Gemeindevertreter? „Weil sie die wich-tigsten Ansprechpartner für die Bevölkerung sind“, sagt Arnold Obermayr vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenhei-ten (BMEIA). Obermayr ist für das Projekt „Euro-pa fängt in der Gemeinde an“ zuständig, das 2010 vom BMEIA gemeinsam mit dem Büro der Europä-ischen Kommission in Wien initiiert wurde.

EU greifbar machen Die neuen „EU-Botschafter“ wissen, dass sie kre-ativ sein müssen, wenn sie die EU wirklich greif-bar machen wollen. So hat etwa Florian Kasse-roler, Bürgermeister der Vorarlberger Gemeinde Nenzing, zum „Nenzinger Himmel“ eingeladen: Entscheidungsträger aus der Region diskutie-ren in gemütlichem Rahmen über die EU. Zu-letzt war der frühere Tiroler Landeshauptmann

Herwig van Staa als Referent zu Gast. Christoph Hüthmayr, Amtsleiter der oberösterreichischen Gemeinde Grünau im Almtal, hat wiederum in der Gemeindezeitung eine EU-Seite ins Leben gerufen. Im niederösterreichischen Guntrams-dorf lädt man zum EU-Gemeindeforum ein und in Ybbs war unlängst die Wanderausstellung „EU und DU“ zu Gast.

Wer kann EU-Gemeinderat werden?Wer EU-Gemeinderat werden will, braucht eine Kernvoraussetzung: Die Bewerber sollten sich für die EU interessieren. Umfassendes Wissen über die Union wird nicht verlangt, denn die Initiative ist zugleich ein Weiterbildungsprogramm für die Teilnehmer. Die EU-Gemeinderäte bekommen in Seminaren (freiwillig) und auf einer Brüssel-Rei-se (Details: s. Kasten) Einblick in die Strukturen und lernen, was in Brüssel wirklich passiert. Fi-nanziert werden diese Projekte aus dem Budget der Managementpartnerschaft zwischen der Re-publik Österreich und der Europäischen Kom-mission (2011: 50.000 Euro). Monetäre Zulagen für die EU-Gemeinderäte gehen sich daraus nicht aus. Dennoch findet das Projekt großen Anklang: Über 200 Gemeindevertreter machen mit. Und welches Bundesland ist am EU-freudigsten? Ei-ne Tendenz gibt es nicht, sagt Obermayr. „Quer durch die Republik machen Gemeinden mit.“

Die Brüssel-Botschafter

» Über 200 Gemeindevertre-

ter machen bereits mit und es werden

laufend mehr.Arnold Obermayr, BMEIA

Auch eine Sitzung des Europäischen Parlaments

(im Bild: Kommissions-präsident Jose Manuel

Barroso) können angehende EU-Gemeinderäte bei einer

Reise nach Brüssel mitverfolgen.

Chr

isto

phe

Kar

aba

/ E

PA /

pic

ture

desk

.com

E u r O Pä i s c h E u n i O n Bewusstsein für Europa schafft man nicht nur in Brüssel, sondern auch in der eigenen Gemeinde. Mehr als 200 EU-Gemeinderäte bringen bereits den Österreichern die EU näher. Text Emily Walton

I n Fo

nähere infos zum Projekt: http://zukunfteuropa.at

Page 27: Republik 03/12

Profi s erkenntman an der …

Eine Initiative der gewerblichen Immobilienwirtschaft

Page 28: Republik 03/12

28 A p r I L / M A I 2 0 1 2

b E S c h a f f U n g

Die Leistungsfähigkeit eines Büros hängt eng mit den Menschen zusammen, die darin ihre Arbeit verrichten. Alles an-

dere – vom Bleistift über den Computer bis zum Arbeitsplatz – sind bloße Werkzeuge. Gute Werk-zeuge fördern die Leistungsfähigkeit, schlechte behindern sie.

Die Büroraumausstattung hat sich in gestal-terischer und technischer Hinsicht stark entwi-ckelt. Einerseits arbeitet man mit kräftigen Far-ben und runden Formen, um die Räumlichkeiten heller und freundlicher zu gestalten. Anderer-seits wird in das Mobiliar eine Menge an Tech-nik gepackt – Beispiele dafür sind etwa elektrisch höhenverstellbare Tische, um den Wechsel zwi-schen sitzender und stehender Arbeit zu fördern, oder auch verschiedenste Mechaniken bei Dreh-stühlen, um individuelle Einstellungen zuzulas-sen. Auch im Bereich der Lichtgestaltung setzt man auf neue Technologien: Neben der Varian-te, für jeden Arbeitsplatz Stehleuchten mit ta-geslichtabhängiger Lichtsteuerung einzusetzen, ist es möglich, bei Büroneubauten die Deckenbe-leuchtung mittels dieser Technik zu steuern. Da-durch werden optimale Bedingungen geschaf-fen, da sich die Stärke des künstlichen immer an

die Stärke des natürlichen Lichtes anpasst. An-genehmer Nebeneffekt: Auch die Stromkosten fallen so.

Konzentration und KommunikationNeben konzentriertem Arbeiten soll auch die Kommunikation im Büro nicht zu kurz kommen. Es gibt Konzepte wie das „Bürokonzept 2020“ – entwickelt von der TU Wien und dem Finanzmi-nisterium (BMF) –, bei dem durch schallabsor-bierende Oberflächen optimale Arbeitsbedingun-gen erreicht werden. Als Gegenstück kann man zentrale „Treffpunkte“ schaffen, um den Infoaus-tausch zu fördern und auch die soziale Kompo-nente nicht außer Acht zu lassen.

Die Annahme, dass neue Technologien auch überproportionale Mehrinvestitionen mit sich bringen, ist nur bedingt richtig. Bedenkt man, dass die Möblierung durchschnittlich nur ca. 1 Pro-zent der Gesamtkosten ausmacht (Personal: rund 80 Prozent, Instandhaltung: rund 19 Prozent), er-scheint diese These kaum noch haltbar. Mehrinve-stitionen zugunsten der Arbeitsplätze und deren Nutzern bringen außerdem psychologische wie gesundheitliche Vorteile, die sich mittel- bis lang-fristig auch finanziell messen lassen.

Den Arbeitsplatz zum Lebensraum machenb ü r O E i n r i c h t u n g Rund ein Drittel des Lebens verbringt man am Arbeitsplatz. Dieses besteht aber längst nicht mehr nur aus Tisch, Stuhl, Schrank und IT – sondern steckt auch voller ergonomischer und lichtgestalterischer Aspekte. Text Bundesbeschaffung GmbH

BB

G

Auf höhenverstellbaren Arbeitsplätzen kann man sowohl im Stehen als auch im Sitzen arbei-ten. Ergonomische Drehstühle und Lampen mit tageslichtabhängiger Steuerung bringen psy-chologische und gesundheitliche Vorteile. Außerdem ein Plus (kleines Bild): mehr Einsatz von Pflanzen und andere farbliche Akzente.

I n Fo

Weitere Infos zum Thema:markus Holly, BBg-experte für Büromöbele: [email protected]

v e r a n s ta lt u n g

Was die BBg im Bereich der Büroausstattung anbietet, kann man bei den BBg-info-days „alles rund ums Büro“ am 14. mai in Wien, am 15. mai in graz und am 16. mai in innsbruck kennenlernen.

Weitere infos:www.bbg.gv.at/forum

Page 29: Republik 03/12

29A p r I L / M A I 2 0 1 2

S E r v i c E & i n f o

3.5. Seminar: „Der Verwaltungsgerichtshof in der Praxis“

Veranst.: Österr. Städtebund, Landesgruppe Stmk. Ort: Landesbuchhaltung, Großer Saal,

Burggasse 11, 8010 Graz www.staedtebund.gv.at

14.5. 10. NPO Tag: „Achtung Baustelle! Nonprofit-Organisationen als Partner von Staat und Wirtschaft“

Veranst.: NPO Institut Ort: Festsaal der WU, Augasse 2–6, 1090 Wien www.wu.ac.at/npo

14.–16.5. Smart Grids Week – Bregenz 2012 Veranst.: BMVIT, Illwerke VGM, Land Vbg. Ort: Bregenzer Festspiel- und Kongresshaus und Illwerke VKW in Bregenz www.energiesystemederzukunft.at

30.5.–1.6. 62. Österreichischer Städtetag Veranst.: Österr. Städtebund Ort: Dornbirn ww.staedtebund.gv.at/staedtetag

30.5.–1.6. ASPO Conference 2012 Verst.: Association for the Study of Peak Oil & Gas Ort: Palais Niederösterreich,

Herrengasse 13, 1010 Wien www.aspo2012.at

4.–6.6. IKT Städtekonferenz (erstmals in Wien) Veranst.: MCE (Major Cities of Europe) Ort: Rathaus Wien, Lichtenfelsgasse 2, 1010 Wien www.majorcities.org

6.6. Sicherheitstagung: „Smart Services & Virtualization“ Veranst.: Arge Daten Ort: Vienna Marriott Hotel, Parkring 12a, 1010 Wien www.argedaten.at

19.–20.6. E-Government-Konferenz 2012: „Sparpaket für Österreich – Beiträge des E-Government“

Veranst.: Plattform „Digitales Österreich“, Städtebund, Gemeindebund, E-Government Länderarbeitsgruppe Ort: Hotel Paradies Graz,

Straßganger Straße 380 b, 8054 Graz http://e-government.adv.at/2012

26.6. Open Government Data Konferenz 2012 Veranst.: Open Commons Region Linz Ort: Wissensturm, Kärntner Straße 26, 4020 Linz www.ogd2012.at

t E r M i n ü b E r s i c h t

VeranstaltungenMai / Juni 2012

Page 30: Republik 03/12

30 A p r I L / M A I 2 0 1 2

S E r v i c E & i n f o

Umfrage zur Wirkungs -orientierung

WU-Lehrgang macht Nicht-Jurist gesetzesfit

Uni-Lehrgänge für „Responsible Leadership“

Ab 2013 kommt mit dem neuen Bun-deshaushaltsgesetz die „Wirkungs-orientierung“ zur Anwendung. Die

Bundesverwaltung wird ab diesem Zeit-punkt über Zielvorgaben, Wirkungen und Leistungen gesteuert. Alle Bundesministe-rien befassen sich derzeit mit der Vorberei-tung. Auch für das Führungsforum inno-vative Verwaltung (FIV) ist die Einführung einer wirkungsorientierten Verwaltungs-führung eine zentrale Herausforderung der nächsten Zeit, das FIV bittet deshalb alle Interessierten, an einer bundesweiten Füh-rungskräftebefragung teilzunehmen.

Die Online-Erhebung geht auf Fragen des Verständnisses der Relevanz von Wir-kungsorientierung ein und umfasst auch die Bereiche der gegenwärtigen Praxis der Steuerung, die durchlaufenen Verände-rungen sowie künftige Herausforderungen.

Die Befragung wird mit wissenschaft-licher Unterstützung des Instituts für Pu-blic Management der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Die Ergebnisse werden bei einer Veranstaltung im September 2012 sowie in der Herbst-Ausgabe des Magazins

„Verwaltung Innovativ“ vorgestellt.

link zur umfrage:www.fiv.at/wirkungsorientierung.php

Zwei neue Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte wurden von der Universität Wien – in Kooperation

mit der Wirtschaftsuniversität Wien – ent-wickelt. „Responsible Leadership“ bietet Füh-rungskräften ein „akademisches Update“ in zentralen Fragen von Wirtschaft, Ethik und Politik. Der vertiefende, gleichnamige Uni-versitätslehrgang (Abschluss: „Master of Arts“) setzt auf eine qualitative und quan-titative Erweiterung des im ersten Teil Er-lernten. Die beiden berufsbegleitenden, aka-demischen Angebote wurden für Führungs-kräfte entwickelt, die sich durch das Erlan-gen von ethischen, wirtschaftlichen und politischen Kompetenzen für höhere Füh-rungsaufgaben qualifizieren möchten. Die Teilnehmer lernen im Zertifikatskurs kom-pakt und an aktuellen Fragestellungen aus-gerichtete Positionen und Basisannahmen der Disziplinen Wirtschaft, Ethik und Poli-tik. Dies geschieht unter Ausrichtung an in-terdisziplinären Fragestellungen sowie mit einem starken Praxis- und Handlungsbezug. Der Fokus der Praxisorientierung liegt im Zertifikatskurs auf einer persönlichkeitso-rientierten Dimension („Theorie & Person“), während sich die Handlungsorientierung im Universitätslehrgang auf eine sektoren- bzw. organisationsbezogene Praxis („Theorie & Organisation“) richtet.

„Responsible Leadership. Ethisch Handeln in Wirtschaft und Politik“ start: 1. Oktober 2012ende der Bewerbungsfrist: 31. Juli 2012

Programm management: elisabeth fónyad-kropf / Postgraduate Center der universität Wien, t: 01/42 77-10822e: elisabeth.fó[email protected]

www.postgraduatecenter.at

I n einem neuen Universitätslehrgang der WU Executive Academy bekommen Führungskräfte ohne Jus-Studium ab

Oktober 2012 eine kompakte universitäre und praktische Einführung in die Rechts-wissenschaft. Der Lehrgang wendet sich so-wohl an Führungskräfte in der öffentlichen Wirtschaft und bei Non-Profit-Organisati-onen als auch in der Privatwirtschaft und schließt mit einem „Master of Legal Stu-dies“ ab. Der Schwerpunkt liegt auf Steuer-recht, Arbeitsrecht, Gesellschaft- und Ka-pitalmarktrecht, Zivilrecht sowie Öffent-lichem Wirtschaftsrecht und Europarecht. Neben Grundkenntnissen aus diesen Fach-gebieten steht vor allem eine Vermittlung des juristischen Denkens und der juristi-schen Arbeitsmethodik am Programm. Be-sonderes Augenmerk wird auf Fragen der Beratung und Vertragsgestaltung gelegt. Durch geblockte Veranstaltungen soll si-chergestellt werden, dass die Teilnehmer das doch recht anspruchsvolle Programm neben ihrem beruflichen Alltag absolvie-ren. Zugangsvoraussetzungen sind ein abge-schlossenes Studium (Diplom, Master oder Bachelor) und eine mindestens 3-jährige Berufserfahrung. Die Ausbildung dauert in-kl. Master-Thesis 15 Monate und findet in 16 Lehreinheiten – jeweils von Montag bis Sonntag – statt.

Universitätslehrgang „Master of Legal Studies“start: 12. Oktober 2012ende der Bewerbungsfrist: 15. Juni 2012

Programm management: nina marie schaar/Wu executive academyt: 01/313 36-53 10 e: [email protected]

www.executiveacademy.at/mls

Foto

s: th

inks

tock

phot

os.c

om

Page 31: Republik 03/12

31A p r I L / M A I 2 0 1 2

S E r v i c E & i n f o

Kongress: Staat und Wirtschaft

Oberösterreich als Partnerland der BBG-Messe 2012

SC Popp (BMF, links) und SC tschirf (BMWFJ) saßen am Podium von „Agenda Austria 2020“.

1.500 Besucher kamen am 29. März in die Reed Messe Wien zur „Nutzen.Leben 2012“.

Am 10. April 2012 ging im Wiener Palais Eschenbach der Kongress „Agenda Austria 2020 – Wirtschaft & Staat“ über die Bühne. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung

stand eine Verstärkung der Zusammenarbeit von Österreichs Wirtschaft und der Öffentlichen Hand. Gerade in Zeiten der Eu-rokriese und der Schuldenbremse schien es ein Gebot der Stunde, im Rahmen der Veranstaltung die beiden Sektoren enger anei-nander zu führen. In den Vorträgen wurde versucht, das Verständ-nis für die Prozesse des jeweils anderen zu fördern.

In Keynote-Voträgen referierten Roland Ledinger, der Leiter der IKT-Strategie des Bundes, über E-Government-Services und Kooperationen mit der Wirtschaft und der CIO der Stadt Wien, Johann Mittheisz, über das E-Government-Leistungsangebot der Stadt Wien für die Wiener Wirtschaft. In weiteren Vorträgen zeigte sich die enorme Bandbreite der Veranstaltung, die The-men reichten von einer möglichen Auslagerung des Forderungs-managements über Cloud-Computing und Government 2.0 bis hin zu elektronischen Formen des Bilanztransfers.

Ein besonderes Highlight des Tages war eine Podiumsdis-kussion, bei der sieben hochrangige Bundesbeamte über die Be-deutung von Services des Bundes für Unternehmen sprachen. Auf der Bühne waren etwa die Sektionsleiter Hermann Feiner (BMI), Gerhard Popp (BMF), Clemens Auer (BMG) und Matthias Tschirf (BMWF) als auch die Abteilungsleiter Martin Schneider (BMJ) und Alfred Ruzicka (BMVIT) anzutreffen.

R und 150 Lieferanten der Bundesbeschaffung präsentierten sich bei der BBG-Messe „Nutzen.Leben“ am 29. März 2012 auf der Messe Wien. Mehr als 1.500 Mitarbeiter der Öf-

fentlichen Hand besuchten die größte Fachmesse für den öffent-lichen Einkauf, um mehr über die BBG, ihre Verträge und Liefe-ranten zu erfahren. Mit dem Land Oberösterreich gab es 2012 zum ersten Mal ein Messe-Partner-Bundesland. Oberösterreich hat Vorbildwirkung, so ist es etwa in manchen Fragen Vorreiter beim Thema Verwaltungsreform. Auch beim Einkauf ist OÖ vorne mit dabei: Die Beschaffung des Landes ist weitgehend gebündelt und OÖ ist zentraler Knotenpunkt eines Bundesländernetzwerkes.

Die Besucher der BBG-Messe konnten bei einigen Liefe-ranten Messerabatte nutzen, beim Gewinnspiel mitmachen oder an der Rätselrallye teilnehmen, bei der knifflige Fragen rund um die BBG beantwortet werden mussten. Besonders spannend wa-ren Praxisworkshops, die in der VIP-Lounge der Halle D stattfand. Als innovative Good-Practice-Beispiele stellte die Asfinag ihren Maßnahmenmix zur Beschaffung von Gütern und Dienstlei-stungen vor, der Verbund den Beschaffungsvorgang „Smart Me-tering“, die BIG den Prozess zur Planersuche für die energieeffi-ziente Sanierung des Amtsgebäudes Bruck/Mur, und die BBG die Rahmenvereinbarung zur Lieferung von Fotovoltaikanlagen.

Gegründet wurde die BBG 2001, die Bündelung und Standar-disierung von Produkten und Dienstleistungen steht im Vorder-grund ihrer Arbeit. Kunden aus dem Bundesbereich, von Ländern und Gemeinden, von ausgegliederten Unternehmen, Universi-täten und aus dem Gesundheitsbereich beschafften 2011 über die BBG Waren im Wert von mehr als einer Milliarde Euro.

Mic

hals

ki

BM

WFJ

Hop

i-M

edia

Page 32: Republik 03/12

32 A p r I L / M A I 2 0 1 2

k a r r i E r E n Redaktion:ursula horvath

Außenministerium 1Balkan-experte wird politischer direktor

Name Jan Kickert Jahrgang 1964

Neue Position Leiter der politischen Sektion (Sektion II)

Bisherige Position Österreichs Botschafter in Kroatien

Außerdem Geboren in Bangkok, Diplomat mit langjähriger Südosteuropa-Erfahrung

Außenministerium 2abteilungsleiter übersiedelt nach Japan

Name Bernhard Zimburg Jahrgang 1954

Neue Position Österreichischer Botschafter in Tokio

Vorherige Position Leiter der Asienabteilung im BMEIA

Motto Immer wieder zu neuen Horizonten aufbrechen

Verteidigungsministeriumniederösterreicher kommandiert in Wien

Name Kurt Wagner Jahrgang 1962

Neue Position Wiener Militärkommandant

Bisherige Position Leiter des Instituts für höhere militärische Führung

BundeskanzleramtJuristin übernimmt abteilungsleitung

Name Anna Sporrer

Neue Position Leitung der Abteilung V/8 (Wirtschaftsrechtliche Angelegenheiten) im Verfassungsdienst Bisherige Position Bereichsstellvertreterin und stellvertr. Sektionsleiterin im Verfassungsdienst (auch weiterhin)

Motto Fördernd ist Beharrlichkeit

BundeskriminalamtInterimsleiter übernimmt abteilung

Name Rudolf Unterköfler Jahrgang 1957

Neue Position Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität (Abt. 7) im BK

Bisherige Position Leiter des Büro für Wirtschaftskriminalität, dann interimistischer Leiter der neugeschaffenen Abteilung für Wirtschaftskriminalität

Motto Es ist nie zu spät, sondern höchstens zu früh

UnterrichtsministeriumJuristin leitet referat

Name Franziska Stadlmann Jahrgang 1972

Neue Position Leitung des Referats III/5b (Rechtliche Angelegenheiten und Verfahren, etc.)

Bisherige Position Stellvertretende Abteilungsleiterin der Abt. III/5

Bisherige Position Studium der Rechtswissenschaften

BM

EIA

BM

EIA

Bun

desh

eer/

Min

ich

priv

atB

MI

Foto

Wilk

e

Page 33: Republik 03/12

33A p r I L / M A I 2 0 1 2

k a r r i E r E nKarriereinfos senden Sie bitte [email protected]

In aller Kürze

1. Christian Keuschnigg wird Anfang Juni Direktor des Instituts für höhere Studien. 2. Waltraud Müllner-Toifl ist neue Bezirkshauptfrau von Korneuburg. 3. Florian Moritz zeichnet nun für die Marketingleitung im Mumok verantwortlich. F o t o S : U n i v e r S i t ä t S t. G a l l e n , n Ö l a n d e S p r e S S e d i e n S t / r e i n b e r G e r , M U M o k

1 2 3

Harald Dossi wollte in seinem Berufsleben noch einmal et-was ganz anderes machen. Also bewarb sich der Jurist und

damalige BKA-Sektionschef als Parlamentsdirekor und trat am 1. März seinen Dienst im Hohen Haus an. „Jetzt kann ich all die Dinge, die ich mir in meinen 25 Berufsjahren aneignen konn-te, gebündelt anwenden. Ich fühle mich immer motiviert, wenn ich gefordert bin. Aber ich habe Respekt vor der neuen Aufgabe“, so Dossi. Als Parlamentsdirektor sorgt er für den reibungslosen Betrieb des Hauses und ist von der Putzfrau bis zur Chefjuris-tin, die Abgeordnete fachlich unterstützt, für rund 400 Mitar-beiter zuständig. Als Sektionsleiter waren es 70. „Ich werde mir viel Zeit nehmen, um alle kennenzulernen und ein Gefühl für

das Haus und die Aufgaben zu bekommen. Immerhin müssen wir die Herausforderung des Sparpakets in Kombination mit steigenden Anforderungen meistern“, sagt der gebürtige Kärnt-ner, der so gar nicht wie ein Kärntner spricht: „Ich bin in Klagen-furt geboren und habe auch dort maturiert. Aber dann habe ich in Graz studiert und bin 1987 nach Wien gekommen.“

Dossi wird in den kommenden Monaten viel zu tun haben. Ist da ein Sommerurlaub drin? „Ich erhole mich am besten in Südtirol – für mich das Paradies auf Erden. Ich liebe diese Kom-bination aus mediterranem Flair in Bozen und den Bergen. Ich fahre einmal pro Jahr und hoffe sehr, dass es sich auch heuer im Sommer ausgeht.“

i M g E s P r ä c h

Sektionschef wechselt ins Hohe HausName Harald Dossi Jahrgang 1961

Neue Position Leitung der Parlamentsdirektion

Bisherige Position Leiter der Sektion IV (Koordination) im Bundeskanzleramt (BKA)

Land Oberösterreichgesundheitsexperte wird sanitätsdirektor

Name Georg Palmisano Jahrgang 1970

Neue Position Landessanitätsdirektor des Landes Oberösterreich

Bisherige Position Leiter des Gespag-Hygienezentrums an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz

Außerdem Lehraufträge an der FH Gesundheitsberufe OÖ und an der FH Oberösterreich

Stadt WienBetriebswirtin kümmert sich um Kindergärten

Name Daniela Cochlár Jahrgang 1973

Neue Position Leiterin der MA 10 (Wiener Kindergärten)

Vorherige Position Abteilungsleiter-Stellvertreterin und Referatsleiterin für Förderungen in der MA 57 (Frauenabteilung)

Außerdem Studium der Betriebswirtschaft an der WU und Feministisches Grundstudium am Rosa Mayreder College

Par

lam

ents

dire

ktio

n/W

ilke

priv

atS

chau

b-W

alze

r/P

ID

Page 34: Republik 03/12

34 A p r I L / M A I 2 0 1 2

P r i v a t

„Nur kein Second Life, bitte schön!“g EO r g s P r i n g E r , honoriger Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, ist ein Verfechter des „Italian Way of Life“ und lässt die Pfunde am liebsten beim Ordnen seines DVD-Bestandes purzeln. Interview Stefan Grampelhuber

s t ec K B r I e F

Georg Springergeboren am 20. august 1946 in Wien.

1964 bis 1973 Jusstudium an der universität Wien 1978–1988tätigkeiten im Verfassungs-dienst des Bundeskanzler-amtes, u. a. als abteilungsleiter1991–1999generalsekretär des Bundes-theaterverbandesseit 1991mitglied im kuratorium der salzburger festspieleseit 1999alleingeschäftsführer der Bundestheater-Holding gmbH

georg springer ist Vater von drei kindern.

Auf welches Ereignis freuen Sie sich gerade? Auf das Finale der UEFA Champions League am 19. Mai in München. Mit Barcelona und einem italienischen Team, wie ich hoffe, aber keines-falls mit der Heimmannschaft!Wie würden Sie sich selbst in einem Satz be-schreiben? Theaternarr im besten Sinne, also mehr Fan als Freak. Haben Sie ein Vorbild? Nur keine Avatare, kein Second Life, bitte schön! Lieber Mut zur Unvollkommenheit. Würden Sie sagen, dass Sie in der Schule et-was für das Leben gelernt haben? Dass man niemals sagen darf, die Schulzeit sei eine schöne Zeit gewesen.Haben Sie jemals in der Schule aufgezeigt, obwohl Sie die Antwort nicht wussten? War weder ein Streber noch dumm. Welche Entscheidung hätten Sie gerne an-ders gefällt? Viele, und trotzdem ist es gut so.Wovon können Sie nicht genug bekommen?Franco Corelli, Roberto Murolo, Queen, Lionel Messi und der „Italian Way of Life“Was ist der größte Irrtum der meisten Öster-reicher?

Vor allem den kulturellen, also nicht nur ökono-mischen Reichtum unseres Landes als Selbstver-ständlichkeit zu sehen.Glauben Sie an einen Gott? Wenn ja: Was füh-ren Sie als Beweis an?Meine Fantasielosigkeit, das Woher und Wohin meines Lebens betreffend.Was empfinden Sie als den größten Luxus in Ihrem Leben? Jeden Tag ins Theater gehen zu dürfen – die Er-füllung eines in Wahrheit irrealen LebenstraumsBesitzt der Mensch einen freien Willen? Ich beantworte Ihre Fragen – freiwillig!Welche persönliche Veränderung haben Sie sich schon lange vorgenommen? Abnehmen beim Ordnen meiner DVDs.Wenn Ihr Leben verfilmt würde, wie wäre der Titel dieses Films und wen wünschen Sie sich in der Hauptrolle? „Die Rampensau“ mit Robert De Niro, Bruce Willis, John Malkovich, Christoph Waltz, Til und Emma Schweiger … und Sunnyi Melles!Morgenmuffel oder Frühaufsteher? Nachmittagsmuffel, 14 bis 16, 17 Uhr.Vollbad oder Dusche? Mit 1,94 m natürlich Dusche – sehr heiß und eiskalt.

» War weder ein Streber noch dumm.N

ancy

Hor

owitz

Page 35: Republik 03/12

Promotion

Täglich haben Führungskräfte im öffentlichen Bereich mit Public-Affairs-

Verantwortlichen aus Wirtschaft und Gesellschaft zu tun. Angesichts

der Fülle an Unternehmen, Verbänden, NGOs, Agenturen und Ein-

zelpersonen, die Lobbyingtätigkeiten ausüben, fällt es oft schwer,

ethisch korrekt arbeitende Berufsvertreter von weniger seriösen zu

unterscheiden. Die Österreichische Public Affairs Vereinigung ist eine

parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung für Public-Affairs-

Verantwortliche in Unternehmen, Verbänden und NGOs. Sie bietet

mit ihrem verbindlichen Verhaltenskodex eine glaubwürdige Orientie-

rungshilfe für Entscheidungsträger/-innen in Politik und Verwaltung und

steht für Qualität im Informationsvermittlungs-, Argumentations- und

Meinungsbildungsprozess.

„ÖPAV-Mitglieder sind demokratischen Prinzipien verpflichtete Diskus-

sionspartner für Politik und Verwaltung. Die engagierten Expertinnen

und Experten sind auf professionelle Informationspolitik ausgerichtet

und höchsten Ethikstandards verpflichtet“, erklärt ÖPAV-Präsident Feri

Thierry. „Die Mitgliedschaft in der ÖPAV steht für korrektes Arbeits-

verhalten eines Lobbyisten und gibt durch unkomplizierte Überprüfung

Sicherheit und eine schnelle Orientierung. Das ist das Angebot der

ÖPAV an Politik und Verwaltung.“

Strenger Verhaltenskodex für Transparenz und Seriosität

Als selbstverständlich gilt den Mitgliedern der ÖPAV Wahrhaftigkeit

in ihrer Arbeit und die Offenlegung von Auftraggebern und finan-

ziellen Hintergründen. Auch die Unvereinbarkeit ist im Kodex der

ÖPAV streng geregelt – ÖPAV-Mitglieder haben keinerlei Funktion in

Legislative oder Exekutive und zwar

weder auf Bundes-, Landes-, oder

Gemeindeebene noch in den Insti-

tutionen der EU. Und im Bereich

der Entgeltvereinbarung gelten

strenge Regeln, ausschließlich oder

überwiegend erfolgsabhängige Ent-

gelte werden von ÖPAV-Mitgliedern

weder angeboten noch angenom-

men.

Starke Vielfalt, wissenschaftlicher

Beirat und Selbstregulierung

Eine unabhängige Kommission

unter Vorsitz des ehemaligen VfGH-

und EuGH-Richters Dr. Peter Jann

stellt die Einhaltung der im Kodex

verankerten Grundsätze und Verhal-

tensweisen im Wege der Selbstre-

gulierung durch ein klares Verfahren

bei gemeldeten Verstößen sicher.

Zusätzlich untermauert ein wissen-

schaftlicher Beirat die Qualität der Arbeit der ÖPAV.

Beitrag zur Qualität von politischen Entscheidungen

Eines der Ziele der ÖPAV ist es, Lobbying wieder von der Generalkritik

zu befreien. Denn professionelle, seriöse Interessenvertretung leistet

einen wichtigen Beitrag zur Qualität der rechtlichen Rahmenbedingun-

gen, so ÖPAV-Präsident Thierry. „Mit den Informationen und Argumen-

ten, die wir in den Meinungsbildungsprozess einbringen, erleichtern

wir die Abschätzung von Folgen politischer Entscheidungen. Das hilft

der Politik, den Betroffenen und der Sache grundsätzlich.“

ÖPAV für mehr Transparenz in der BrancheMitglieder der Österreichischen Public Affairs Vereinigung (ÖPAV) – seriöse Partner für Wirtschaft, Politik und Verwaltung.

Transparenz und Sicherheit: Die Mitgliedschaft in der Österreichischen Public Affairs Vereinigung steht für korrektes

Arbeitsverhalten von Lobbyisten.

Der ÖPAV-Vorstand (v. l. n. r.): Ronald Pichler, Veronika Haunold, Manuel Güll,

Maria Wedenig, Präsident Feri Thierry, Peter Köppl, Ortrun Gauper.

Weitere Information unterwww.oepav.at

© iS

tock

foto

Page 36: Republik 03/12

PROF IT IEREN S IE VOM UNTERSCHIED.

Sie entdecken Miettextil-Serviceals Erfolgsfaktor.

So wird jedes Wäschestück zur Erfolgsstory. Es erspart Ihnen die Anschaffung eigener Textilien, deren Lager- und Logistikkosten. Es wird seinem Verwender zugeordnet, pünktlich und hygienisch sauber bereitgestellt. Denn die Hygienegarantie von SALESIANER MIETTEX steht für standar-

disierte desinfizierende Waschverfahren und damit verlässliche undsichere Reinheit. Profitieren Sie vom Unterschied, kontaktieren Sie uns.disierte desinfizierende Waschverfahren und damit verlässliche und

www.salesianer.comMiet text i l -Ser vice vom Besten.

salesianer/anz_210x297_blauestange_closeup_republik0412.indd 1 30.03.12 13:04