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1 Ressortstruktur und Ressortzuschnitt in der Bundesrepublik Deutschland Insbesondere nach 1993 Referent: Daniel Wolfgang Karl Schamburek Angestrebter Abschluss: Diplom Politikwissenschaft Semesterzahl: 10 Hauptseminar: Ministerialbürokratie Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft Leitung: Prof. Dr. rer.pol. HansUlrich Derlien An der Universität Bamberg Bamberg, den 3.Mai 2010

Ressortstruktur und Ressortzuschnitt in der Bundesrepublik ......Angela Merkel zurück. In diesem Teil der Arbeit wird des Öfteren auf Texte von Volker Busse Bezug genommen. In seiner

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Ressortstruktur und Ressortzuschnitt in der Bundesrepublik Deutschland Insbesondere nach 1993 

   

Referent: Daniel Wolfgang Karl Schamburek Angestrebter Abschluss: Diplom Politikwissenschaft 

Semesterzahl: 10   

Hauptseminar: Ministerialbürokratie Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft 

Leitung: Prof. Dr. rer.pol. Hans‐Ulrich Derlien An der Universität Bamberg 

            

Bamberg, den 3.Mai 2010          

 

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Ressortstruktur und Ressortzuschnitt in der Bundesrepublik Deutschland Insbesondere nach 1993 

  A Einleitung  

Erster Teil  B Vorgaben zum Ressortzuschnitt und Rückblick B.1 Rechtliche Grundlage und tatsächliche Handhabung B.2 Organisationstheoretische Erwägungen B.3 Markante Entwicklungen bis 1993 C Vorgaben zur Ressortstruktur und Rückblick C.1 Rechtliche Grundlage C.2 Organisationstheoretische Erwägungen und tatsächliche Handhabung C.3 Markante Entwicklungen  D Interdependenz von Ressortzuschnitt und Ressortstruktur  

Zweiter Teil  E Fallbeispiele: Markante Entwicklungen ab 1994 E.1 Der Organisationserlass vom 27.Oktober 1998 E.2 Der Organisationserlass vom 22. Januar 2001 E.3 Der Organisationserlass vom 22. Oktober 2002 E.4 Der Organisationserlass vom 22. November 2005   F Schluss  Literaturverzeichnis  Anhänge Anhang 1: Bundesressorts von 1993 bis 2009  Anhang 2a:Organisationserlass vom 27.Oktober 1998 Anhang 2b: Organisationserlass vom 22. Januar 2001 Anhang 2c: Organisationserlass vom 22. Oktober 2002 Anhang 2d: Organisationserlass vom 22. November 2005  Anhang 3a: Organigramm des BMELV Stand April 2000 Anhang 3b: Organigramm des BMVEL Stand April 2001 Anhang 3c: Organigramm des BMVEL Stand Mai 2003 

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A Einleitung 

 

Seit Anfang 2010 hat Deutschland einen „Mr. Logistik“. Die Zeitung Das Parlament widmet 

ihm und seiner „neuen“ Aufgabe  in der Ausgabe Nr.15/161 die ersten vierzehn Seiten von 

insgesamt zwanzig. Die Transportwirtschaft soll das Land aus der Krise fahren2. Deshalb  ist 

der  parlamentarische  Staatssekretär  im  Verkehrsministerium,  Andreas  Scheuer  (CSU), 

zusätzlich  zum  „Logistikbeauftragten  der  Bundesregierung“  ernannt  worden.  Es  kann 

vermutet  werden,  dass  hier  mehrere  Fliegen  mit  einer  Klappe  geschlagen  wurden: 

Symbolpolitik,  Regional‐  und  Parteienproporz  sowie  Nachwuchsförderung.  Ähnliche 

Beispielfälle  finden  sich  an  verschiedensten  Stellen.  Nicht  selten  werden  langjährige 

Kombattant an der Seite des Machthabers zum Bundesbeauftragten für (meist mit eigenem 

Büro und Mitarbeitern) ernannt.  

 

Um  diese  und  ähnliche  Entwicklungen  in  der  Ministerialbürokratie  wissenschaftlich 

analysieren  zu  können,  bedarf  es  einer  Betrachtung  des  Ressortzuschnitts  und  der 

Ressortstruktur.  Dabei  sind  diese  Veränderungen  keineswegs  auf  Benennungen  diverser 

Bundesbeauftragten  beschränkt3.  Vielmehr  handelt  es  sich  zuweilen  um  grundlegende 

Umorganisationsmaßnahmen,  die  ganze  Abteilungen  und  Ministerien  betreffen.  Deshalb 

drängt  sich  die  Frage  auf,  warum  und  wie  sich  –  besonders  während  der  Zeit  der 

Regierungsbildung – der  Zuschnitt und die  Struktur der Ressorts  auf Bundesebene  immer 

wieder ändern.  

 

In dieser Arbeit  soll  in einem  ersten  Schritt untersucht werden, wer die Organisation der 

Ministerialbürokratie  zu welchem Anlass verändern darf und verändert. Hilfreich  sind hier 

die  Ausführungen  des  ehemaligen  Verfassungsrichters  Ernst‐Wolfgang  Böckenförde4  zu 

rechtlichen  Fragen.  Seine  Dissertation  bildet  mit  mehreren  Beiträgen  von  Hans‐Ulrich 

Derlien  im  darauffolgenden  Abschnitt  das  Fundament  der  angestellten 

 1 Leersch, Hans‐Jürgen: Kopf der Woche – „Mr. Logistik“ aus Bayern; In: Das Parlament, Nr.15/16. Frankfurt am Main. 2010. S.1 u.a. 2 Reimann, Sebastian: Fahrt aus der Krise – Transportwirtschaft – Wachsende Nachfrage bringt die Branche wieder auf Touren; In: Das Parlament; Nr.15/16. Frankfurt am Main. 2010. S.1  3 Obwohl dies wohl zur einer ‐ mit Übereifer ausgeführten ‐ Organisationsmaßnahme geworden zu sein scheint. 4 Trotz des Erscheinungsjahrs 1964 kann das Werk „Organisationsgewalt im Bereich der Regierung“ als sehr hilfreich eingestuft werden. In der 2.Auflage von 1988 hat sich nichts geändert (vgl. Vorwort zur 2.Auflage). Einige Dinge kann man deshalb als veraltet beurteilen, wobei alt nicht mit überholt gleichzusetzen ist.  

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organisationstheoretischen  Überlegungen.  Ressortzuschnitt  und  (nicht  selten  dadurch 

bedingte5)  Ressortstruktur  werden  zunächst  getrennt  behandelt.  Es  bietet  sich  an,  auf 

Grundlage  der Graphik Derliens  zum  Zuschnitt  der  Ressorts  im  Zeitverlauf6,  zunächst  die 

Entwicklungen  in der Bundesrepublik  (von den Nachkriegsjahren bis  in die  frühen 90er) zu 

betrachten  und  dann  die  Graphik  für  die  Jahre  nach  19947  fortzuschreiben.  Wenn  die  

Struktur,  also  das  organisatorische  Innenleben  des  Ressorts,  zur  Sprache  kommt, müssen 

auch  die  erwähnten  Tendenzen  im  Bereich  parl.  Staatssekretäre  /  Bundesbeauftrage 

behandelt werden. Gerade  anhand  dieses  Punkts  sei  verdeutlicht,  dass Unteraspekte  eng 

verwandte Themen ebenso Bücher füllend wie interessant sind. In den Fußnoten finden sich 

deshalb gelegentlich Verweise zu interessanter Literatur. Es ist in dieser Arbeit aber lediglich 

möglich, dieses Forschungsfeld oberflächlich und überblicksartig darzustellen.  

Es  schließen  sich  –  in  aller  Kürze  –  Überlegungen  zum  Verhältnis  beider 

Untersuchungsgegenstände zueinander an. 

 

Mit  diesem  Wissen  soll  es  dann  möglich  sein,  die  Entwicklungen  der  letzten  Jahre 

nachzuvollziehen.  Anhand  von  vier  Organisationserlassen  (1998,  2001,  2002  und  2005) 

werden  wichtige  Umbrüche  ‐  unter  Zuhilfenahme  von  Organisationsplänen  und  den 

Jahresberichten der Bundesregierung8  ‐ behandelt.  Für die ersten drei BKOrgErl9  zeichnet 

Bundeskanzler Gerhard Schröder verantwortlich. Der 2005er‐Erlass geht auf Bundeskanzler 

Angela Merkel zurück. 

In diesem Teil der Arbeit wird des Öfteren auf Texte von Volker Busse Bezug genommen. In 

seiner  Funktion  als  planender  und  verantwortungstragender Ministerialdirigent  in  der  Z‐

Abteilung  des  Bundeskanzleramts  kann  er  einerseits  praxisnahe  Fakten  beisteuern; 

andererseits  ist  zu  beachten,  dass  ein  Mann  in  derartiger  Position  wohl  auch 

 5 Veränderungen im Zuschnitt führen fast ausnahmslos zu Veränderungen in der Struktur mindestens eines Ressorts. Vgl. dazu: Busse, Volker: Bundeskanzleramt / Bundesregierung – Aufgaben, Organisation, Arbeitsweise. Auflage 2. Augsburg. 2005. S. 51. Dies gilt nicht umgekehrt. Daher wird in dieser Reihenfolge (RZ und dann RS) verfahren.  6 Im Aufsatz Derlien, Hans‐Ulrich: Zur Logik und Politik des Ressortzuschnitts; In: Verwaltungsarchiv. 1996. S.555 7 Siehe Anhang „Bundesministerien von 1993‐2009“. Sie dient auch bei der Behandlung des Fallbeispiels als Orientierungspunkt. 8 Leider sind die Jahresberichte der Bundesregierung (zwischenzeitlich Geschäftsberichte d. B.) von einer detaillierten Darlegung von Aufgaben, Aufbau und Rechenschaftsberichten zu einer inhaltsarmen Broschüre mit vielen Bildern verkommen. Deshalb konnten nur Jahresberichte bis einschließlich 1998 einfließen. 9 Abkürzung laut Bundesjustizministerium 

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Umorganisationsmaßnahmen  rechtfertigen  (vielleicht sogar beschönigen) will, an denen er 

selbst mitgestaltet hat.  

 

Obwohl diese Arbeit nicht um stark deskriptive Elemente umhin kommt, wird vor allem  im 

zweiten  Teil  versucht,  ein  Orientierungsmuster  herauszuarbeiten,  nach  dem  der 

ministerialbürokratische Apparat umorganisiert wird.  

 

Erster Teil 

 

B Vorgaben zum Ressortzuschnitt und Rückblick 

 

B.1 Rechtliche Grundlage und tatsächliche Handhabung 

 

Die  Bundesregierung  als  Gesamtorgan  nach  Art.86  S.2  GG  besteht  aus  „Bundeskanzler, 

Bundesminister  und  das  Kollegium  beider,  das  Bundeskabinett.“10  Beim  Ressortzuschnitt 

(Zahl,  Grundaufgaben  und  Abgrenzung  von  Geschäftsbereichen  zwischen  den 

Bundesministerien)  setzt  man  schwerpunktmäßig  genau  dort  ‐  im  hierarchisch  höchst 

gelegenen Bereich der Ministerialbürokratie ‐ an. 

Die maßgebliche  Person  hinsichtlich  des  Ressortzuschnitts  ist  der  Bundeskanzler. Mit  der 

Bestimmung  über  die  Zahl  der  Ministerien  ist  es  ihm  erlaubt,  Ministerien  zu  bilden, 

aufzulösen, zusammenzulegen oder zu trennen11.  

 

 

In der GeschO der Bundesregierung §9 S.1 heißt   es: „Der Geschäftsbereich der einzelnen 

Bundesminister wird in Grundzügen durch den Bundeskanzler festgelegt.“12 Doch erst durch 

 10 Vgl. Böckenförde, Ernst‐Wolfgang: Die Organisationsgewalt im Bereich der Regierung – Eine Untersuchung zum Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland; In: Schriften zum Öffentlichen Recht, Band 18. Berlin. 1964. S. 139 Z 4/5 11 Vgl. Derlien 1996. S.548; Und ähnlich: Busse, Volker: Organisation der Bundesregierung und Organisationsentscheidungen der Bundeskanzler in ihrer historischen Entwicklung und im Spannungsfeld zwischen Exekutive und Legislative; In: Der Staat. 2006. S.251; Busse, Volker: Änderungen der Organisation der Bundesregierung und Zuständigkeitsanpassungsgesetz 2002 – Erläuterungen am Beispiel der Regierungsbildung 2002. DÖV. 2003. S.411 Es sei darauf verwiesen, dass es sich zwar faktisch um Zerlegungen/Teilungen oder Zusammenlegung von Ministerien handeln kann. Formell wird jedoch immer die Errichtung eines neuen Ministeriums oder die Abschaffung eines Ministeriums mit entsprechender Verschiebung von Aufgaben gewählt.  

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die  Richtlinienkompetenz  (Art.65  S.1.  GG)  erhält  er  Ausgestaltungsrechte  in  Form  von 

Bereichsverschiebungen. Böckenförde13 zählt auf:  

‐ Verteilung der Aufgaben innerhalb der Regierung ‐ Bildung von Schwerpunkten in der Regierungsarbeit ‐ Errichtung eigener Ministerien für vordringliche Aufgaben ‐ Die Beteiligung  einer  größeren oder  kleineren Anzahl  von  Politikern  an der Regierungsarbeit und  ‐

verantwortung.   

Dabei obliegt dem Bundeskanzler „in weitem Maße die Bewertung, ob er einer Frage eine 

Bedeutung derart beimisst, dass er seine Richtlinien darauf erstreckt.“14 

Der Bundeskanzler ist in dieser Hinsicht (erstens) nicht angewiesen auf die Zustimmung des 

Parlaments  (und der Minister15). Zweitens gehen Organisationserlasse des Bundeskanzlers 

dem  einfachen  Gesetz  vor16.  Drittens  sind  diese  „zugriffsfest“17  –  oder  besser: 

zugriffsresistent – gegenüber der Legislative. Die Gründe für eine derart große Befugnis des 

Bundeskanzlers sind naheliegend. Zunächst einmal: es  ist „seine“ Administration. Er  ist der 

Kopf  der  Exekutive.  Desweiteren  spielen  praktisch‐rationale  Erwägungen  mit  hinein: 

Organisationsentscheidungen könnten ansonsten zu langwierig und sehr schwerfällig gefällt 

werden. Beim plötzlichen Ausscheiden eines Ministers oder beim Auftauchen einer neuen 

Aufgabe, die von hoher Dringlichkeit ist, könnte man sonst zu langsam reagieren18.   

 

Eine  rein  rechtliche  Betrachtung  stößt  schon  nach  kurzer  Zeit  an  ihre Grenzen. Denn  die 

erörterten  Befugnisse  hängen  stark    von  der  Position  des  Bundeskanzlers  in  der  eigenen 

Partei, der Koalitionskonstellation und dem persönlichen Geschick  im politischen Geschäft 

ab19.  Während  beispielsweise  Kohl  und  Merkel  als  Parteivorsitzende  fungierten,  war 

Schröder nicht  immer Kanzler und Parteichef zugleich20.   Auch der kleine Koalitionspartner 

spielt eine wichtige Rolle. So dieser  statistisch  immer etwas überrepräsentiert – vor allem 

dann wenn er die einzig mögliche Option  für den Koalitionspartner  ist. Tendenziell  ist man 

 12 Vgl. dazu Böckenförde 1964 S.139 und Busse 2005 S.50 13 Böckenförde 1964 S.140 14 Busse 2005 S.45 Z 22‐24 15 Busse 2005 S.43 16 Ebd. S.50 17 Busse 2006 S.250. 18 Busse 2005 S.50 19 Rudzio, Wolfgang: Informelles Regieren – Zum Koalitionsmanagement in deutschen und österreichischen Regierungen. Wiesbaden. 2005. S. 249f. 20 Am Anfang musste Schröder mit Lafontaine auskommen. Zwischenzeitlich war er zwar SPD‐Vorsitzender; beerbte ihn Franz Müntefering. Es sei darauf verwiesen, dass nicht nur das Innehaben des Parteivorsitzes die Position und den Rückhalt des Kanzlers bestimmen. 

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von  informellen  Absprachen  zwischen  dem  Bundeskanzler  und wenigen  parteipolitischen 

Schwergewichten  in  den  potentiellen  Regierungsparteien  zu  Koalitionsverhandlungen21 

übergegangen.  Die  Ergebnisse  daraus  sind  in  Verträgen  niedergeschrieben  und  haben 

direkte Auswirkung auf den Ressortzuschnitt.  

 

Obwohl also der Bundeskanzler das alleinige Recht hätte, „seine“ Ressorts zu benennen und 

zu gestalten, wird er es nicht  tun, wenn entsprechende Vetospieler auftreten. Er muss auf 

politische Gegebenheiten und Forderungen  (wegen  regelmäßig  zu bestreitenden Wahlen), 

seine Regierungsfraktion (dazu in Abschnitt C.1), politische Schwergewichte aus der eigenen 

Fraktion  (Superminister Lafontaine und Superminister Stoiber) und  seine Koalitionspartner 

achten22.  Dabei  ist  die  faktische  Organisationsgewalt  bei  jedem  Bundeskanzler 

unterschiedlich  und  kann  sich  auch  während  der  Amtszeit  zu(un)gunsten  einer  Seite 

verändern. 

 

B.2 Organisationstheoretische Erwägungen 

 

In der Auseinandersetzung um einen günstigen Zuschnitt leidet mitunter die wissenschaftlich 

vernünftige Einrichtung der Ministerialbürokratie. Für einen Moment seien diese Faktoren, 

die  eine  effizient,  rational  und  wirtschaftlich23  funktionierende  Verwaltung  stören, 

ausgeblendet. Dies ermöglicht die Diskussion über organisationstheoretische Ansprüche an 

den Zuschnitt der Ressorts.  

 21 Rudzio 2005 S.238ff; Rudzio, Wolfgang: Informelles Regieren – Koalitionsmanagement der Regierung Merkel; In: Das Parlament; Nr. 16 (Hgg. Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung). Frankfurt am Main. 2008. Abschnitt „Entwicklung des Koalitionsmanagement 2005‐2007; Busse 1998 S.319; außerdem CDU Deutschland / CSU Bayern / SPD Deutschland: Gemeinsam für Deutschland – Mit Mut und Menschlichkeit – Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Berlin. 2005. S.164‐166 und CDU / CSU / FDP: Wachstum, Bildung, Zusammenhalt – Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP – 17. Legislaturperiode. Berlin. 2009. S.132f. Aber: Koalitionsvertrag kein verf.rechtl. Vertrag und nicht einklagbar (Busse 2003. S.407) 22 „Politischer Gesichtspunkt“: vgl. dazu Böckenförde 1964 S.193f; Er nennt in diesem Zusammenhang noch die zu beachtende „Zusammenstellung einer zu gemeinsamer Arbeit fähigen politischen Führungsmannschaft“ und merkt an, dass dieser Prozess „der Regierungsbildung als Vorgang der Integration divergierender Kräfte“ anzusehen ist. S.194 Z3‐5; Zu Personalentscheidungen für Ministerämter siehe Rudzio 2005 S.250 23 Drei Anforderungen an den Ressortzuschnitt laut Derlien; vgl. dazu Derlien, Hans‐Ulrich: Regierungsorganisation – institutionelle Restriktion des Regierens?; In: Derlien, Hans‐Ulrich / Mursewieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen.2001. S.94 

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Drei wichtige Mindestkriterien muss die ressortmäßige Aufteilung der Ministerialbürokratie 

erfüllen. Dazu  gehört,  dass Ministerien  (erstens)  sachlich‐gegenständlich24  und  (zweitens) 

lückenlos  eingerichtet  sein  müssen.  Mit  lückenlos  meint  Böckenförde,  dass  jedes 

bundesrepublikanisches Verwaltungshandeln  (mit wenigen Ausnahmen, wie beispielsweise 

dem Rechnungshof) mit den Aufgabenfeldern der Ministerien abgedeckt werden muss25.  

Die  dritte Mindestanforderung  gibt  das  Grundgesetz  vor.  Die Ministerien  der  Justiz,  der 

Verteidigung  und  der  Finanzen  haben  Verfassungsrang.  Ähnlich  verhält  es  sich mit  dem 

Innenministerium  und  dem  Auswärtigen  Amt.26  Sie  unterscheiden  sich  sowohl  in  ihrer 

geschichtlich langen Tradition, als auch in der Namensgebung. Neuere und „entbehrlichere“ 

Ministerien führen das für im Namen.  

Rechtlich gesehen gibt es sonst keine Begrenzung der Zahl von Ministerien27.  

Die  Verwaltungswissenschaft  weist  Schranken  für  die  Errichtung  von  eigenständigen 

Ressorts auf. So gilt als Obergrenze diejenige Anzahl, die aus dem Kabinettskollegium eine 

Versammlung  machen  würde.  Dann  drohe  nach  Einschätzung  Böckenfördes  eine 

Fraktionsbildung  innerhalb  des  Kabinetts  und  die  Kollegialfunktionen  könnten  dann  vom 

Bundeskanzler an sich gezogen werden. Diese Grenze sei mit den seinerzeit 21 Ministern28 

erreicht.  Die  Untergrenze  bilde  diejenige  Anzahl  an  Ministerien,  die  keine  sinnvolle 

parlamentarische Verantwortlichkeit (aufgrund eines eintretenden Überblickverlusts seitens 

der Minister) garantieren könne. 29  

 

 24 Böckenförde 1964 S.197 und Aufteilung nach sachlichem Gesichtspunkt, „der zweckmäßigen Bildung und Abgrenzung ministerieller Aufgabenbereiche nach Maßgabe der der stetigen sowie der nach den Umständen besonders vordringlichen Regierungsaufgaben“ S.193 Z23‐26 im Gegensatz zum „pol. Gesichtspunkt“ FN 22 25 Vgl. dazu ebd. S.197f und Busse 2003 S.411; Außerdem ist in diesem Zshg. die Ressortfreiheit des Kabinettskollegiums zu nennen. Vgl. dazu Böckenförde, Ernst‐Wolfgang: Die Organisationsgewalt der Regierung – Eine Untersuchung zum Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland; In: Schriften zum Öffentlichen Recht – Band 18. 2.Auflage. Berlin. 1988 S.181 26 Zu dieser Diskussion und der geschichtlichen Genese vgl. u.a. Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Phasen, Konstellationen und Dimensionen der Transition; In Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen. 2001. S.10; Und: Helms, Ludger: Regierungsorganisation und politische Führung in Deutschland; In: Grundwissen Politik (Hg. Benz Arthur et al.). Band 38. Wiesbaden. 2005. S.99; Sowie: Hartmann, Jürgen: Das politissche System der Bundesrepublik Deutschland im Kontext – Eine Einführung. Wiesbaden. 2004. S.143: „Zuständigkeiten des liberalen Minimalstaats“. Außerdem: Böckenförde 1964 S.198: klassische Ressorts nach Lorenz v. Stein.  27 Vgl. dazu Böckenförde 1964 S.192 28 Derlien mahnt ausdrücklich die strikte Unterscheidung zwischen Kabinettsgröße und Zahl der Minister (vor dem Hintergrund von möglichen Ministern ohne Geschäftsbereich) an: Derlien 1996 S.554 FN15; Zum Thema Sonderminister vgl. Böckenförde 1988 S.221f 29 Vgl. Abschnitt: Böckenfördes Ausführungen 1964 S.196ff 

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Unter  Beachtung  dieser Maßgaben muss  der  Bundeskanzler  aber  das  Ressortsystem  bei 

einer  Regierungsbildung  nicht  neu  konstruieren.  Busse  bezeichnet  das  System  als 

„gewachsenen Regelkörper“. Organisatorische Rechtsakte, die in der Vergangenheit erlassen 

wurden, verlieren  ihre Gültigkeit nicht30. Der Bundeskanzler findet also den Altbestand des 

Vorgängers  vor. Durch Organisationserlass  kann er Veränderungen  vornehmen. Dies  kann 

sich auch in der Aufhebung eines älteren BKOrgErl äußern. 

 

B.3 Markante Entwicklungen bis 1993 

 

Vergleicht  man  die  geschichtliche  Realität  mit  den  (rechtlichen  und) 

organisationstheoretischen  Vorgaben,  so  bewahrheitet  sich  die  Vermutung,  dass 

verwaltungswissenschaftlich  sinnvolle  Zuschnitts‐Maßnahmen  zugunsten  der  politischen 

Faktoren31  zurücktreten  mussten.  „Politik  produziert  mithin  Strukturen,  ohne  daß  aus 

organisationstheoretischer Sicht der Optimierung eines Entscheidungsprozesses eine solche 

Bildung nahelag.“32 Die Machtverteilung  in der Regierungskoalition33 schlägt sich vor allem 

nach Wahlen im ‐ meist zeitnah erlassenen ‐ Organisations‐Rechtsakt nieder.  

So nimmt Schmidt‐Preuß in diesem Zusammenhang Max Webers „Wer macht was?“ zu Hilfe, 

um diesen Vorgang zu erklären. Obwohl die Beteiligten immer erklärten, diese Frage sei die 

zuletzt gestellte, sei dem nicht so.34 Belegen lässt sich diese Aussage freilich nur an wenigen 

Beispielen,  die  an  die  Öffentlichkeit  gelangen.  So  kann  man  die  Ernennung  von 

Sonderministern  als  Bindeglieder  zur  Fraktion  im  Jahr  195335  auch  als  offensichtliche 

Schaffung von Kabinettssitzen für politische Schwergewichte interpretieren. Busse lässt sich 

(ganz  nebenbei)  nur  zu  der  schwachen  Formulierung,  dass  sich  personelle  und 

organisatorische Veränderungen gegenseitig beeinflussten36, hinreißen.  

 

 30 Vgl. dazu Busse, Volker: Regierungsbildung aus organisatorischer Sicht – Tatsächliche und rechtliche Betrachtungen am Beispiel des Regierungswechsels 1998; In: DÖV. 1999. S. 313f: Kontinuität im Gegensatz zum Bundestag; Und: Busse 2005 S.51;  31 Vgl. dazu Derlien 1996 S.571ff  32 Derlien 2001 S.98 Z7‐9 33 Derlien 2001 S.97; Vgl. dazu auch: Kropp, Sabine: Regieren in Koalitionen – Handlungsmuster und Entscheidungsbildung in deutschen Länderregierungen. Wiesbaden. 2001. S.111: Einlösen von Wahlgewinnen in Form von Minister‐ und Regierungsämtern 34 Schmidt‐Preuß, Matthias: Steuerung durch Organisation; In: DÖV. 2001. S.47 und S.49 35 Vgl. dazu Böckenförde 1988 S.221f 36 Vgl. dazu Busse 1999 S.313 

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Ganz anders formulieren Böckenförde und Derlien.  

Ersterer  stellt einen engen Zusammenhang von politisch‐personeller und organisatorischer 

Kabinettsbildung  heraus37.  Er  sieht  die  „Gefahr  der  Ressortbildung  nur  um  des  Ressorts 

Willen“38  für Minister die politisch gewollt waren, aber  für die kein Ressort zur Verfügung 

stand. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (und Entwicklung) sei ein 

solches Beispiel. Von den Zuständigkeiten her sitze es zwischen dem Wirtschaftsministerium 

(BMW) und dem Auswärtigen Amt (AA).39 Das, was die FDP (insbesondere der jetzige BMZE‐

Minister Niebel) bis  zur Wahl 2009  forderte,  schlug Böckenförde  schon damals vor: einen 

Staatsminister  für Entwicklungshilfe  im BMW  (oder  im AA). Natürlich konnte Böckenförde 

das zwischenzeitlich doch beträchtlich angewachsene Engagement  im Osten nach dem Fall 

der Mauer nicht mit einberechnen. Derlien spricht von Geschäftsbereichsumformungen. Die 

Ministerialverwaltung würde dann umgeformt, wenn die  „ministerialen Personen“40 nicht 

zum Ressort passten.  

 

Der  zweite „politische“ Hauptgrund  für Umformungen und Neubildungen  ist das  Interesse 

des  Bundeskanzlers  und  seiner  Mannschaft  daran,  weiterhin  die  Regierung  zu  stellen. 

Machterhalt  bedeutet  in  Demokratien  immer,  sich  Wahlen  stellen  zu  müssen.  So  üben 

einerseits  Bevölkerung  und Medien  Druck  aus,  auf  Veränderungen  oder  die  Entstehung 

bestimmter Politikfelder zu reagieren. Anderseits will die Regierung durch aktive Betonung 

neuer (oder bisher vernachlässigter) Politikfelder beim Wahlvolk punkten.  

Derlien nennt für den Zeitraum bis 1994 das Frauenministerium und das Umweltministerium 

als Beispiel. Das BM für Frauen sei ein hochgradig klientelistisches Ressort mit einem 50% ‐

Betroffenen‐Anteil  an  der  deutschen  Gesamtpopulation.  Besonders  in  Relation  zum 

Europaressort, das als Querschnittsaufgabe von mehreren Ministerien erledigt wird, sei ein 

Frauenministerium  unangemessen.41  Eine  gewisse  Berechtigung  sieht  Derlien  in  der 

Schaffung  eines  Umweltministeriums.  Bisher  wurde  diese  Aufgabe  –  genauso  wie  die 

Europaangelegenheiten – im Querschnitt erledigt. Die Bündelung und Schaffung eines neuen 

 37 Vgl. Böckenförde 1964 S.141 38 Ebd. S.195 Z12f; auch: Helms 2005 S.97 39 Ebd. S.194f 40 Derlien 1996 S.548 Z5; ähnlich: Hartmann 2004 S.145, er hat aber wohl auch den regierungsinternen Fraktionskonflikt im Auge.  41 Vgl. zu dieser Diskussion Derlien 2001 S.97. Dort wird auch der Gegensatz zum traditionell klientelorientierten Landwirtschaftsministerium dargestellt. Außerdem in Sachen Europaministerium: vgl. Derlien 1996 S.563 

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Ministeriums führe zu erhöhter Durchsetzungsfähigkeit der Umweltpolitik auch wegen eines 

eigenen Einzelplans  im Haushalt, der Gründung eines spiegelbildlichen Umweltausschusses 

im  Parlament  und  weil  die  Fachbeamten  „auf  einen  Minister  mit  niedrigerer 

Aufmerksamkeitsstreuung“ träfen.  42 König stört sich  im selben Aufsatzband daran, dass es 

sich  für  Derlien  im  Grunde  genommen  eine  (symbolpolitische)  Aufwertung  der 

Querschnittsaufgabe „Umwelt“ handele, ist aber mit ihm d’accord, was Grundsätzliches (und 

wohl auch seine Einstellungen zum Frauenministerium) angeht.43  

Erwähnenswert  im  Zusammenhang  mit  dem  Frauenministerium,  das  in  verschiedensten 

Ressortbetitelungen  auftaucht,  sind  (1)  die  Tendenz  zu  immer  länger  werdenden 

Bezeichnungen von Ministerien und  (2) deren variierende Kombinationen. Grund dafür  ist 

die Aneinanderreihung  von Aufgabenbestandteilen.44 Warum das so ist, liegt (ganz im Sinne 

der Symbolpolitik) auf der Hand. Wenn eine Bevölkerungsgruppe oder eine Wählerschicht 

einmal mit einer derartigen Namensgebung bedient wurde,  ist es  schwierig, diese wieder 

abzuschaffen. Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn aus dem derzeitigen BM für Familien, 

Senioren, Frauen und Jugend plötzlich eine Teilbezeichnung gestrichen würde.  

 

Die  Bundeskanzler  sollten  daher  bei  der  konkreten  Nennung  von  verschiedensten 

Bevölkerungsteilen  immer  im Hinterkopf haben, dass diese Namensgebung wohl dauerhaft 

festsitzt und nur schwierig wieder rückgängig zu machen ist.  

Da beruhigt die Feststellung, dass die Organisation des Regierungsapparats bis auf marginale 

Veränderungen  des  Ressortzuschnitts  stabil  bleibt45.  Von  „Personalentscheidungen 

induzierte  Modifikationen  des  Ministerialaufbaus  werden  bei  nächster  Gelegenheit 

rückgängig gemacht“46.  

 

 

 

 42 Vgl. zu dieser Diskussion ebd. S.97f; Zitat S.98 Z32f 43 Vgl. dazu König, Klaus: Organisation – Voraussetzung und Folge des Regierens; In: Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen. 2001. S.107 44 Vgl. dazu Derlien 1996 S.563 45 Derlien zitiert in Derlien/Murswieck 2001 S.8 46 König zitiert in Derlien/Murswieck 2001 S.8 Z7‐9; ähnlich Derlien 1996 S.579 

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Ministerien,  deren  Aufgabenfeld  weggefallen  oder  bis  auf  Bedeutungslosigkeit 

zusammengeschrumpft47  waren,  sind  –  ohne  dementsprechend  verhängnisvolle 

Namensgebung  –  leichter  abzuschaffen.  Man  denke  hierbei  an  das  innerdeutsche 

Ministerium oder das Postministerium.  

 

C Vorgaben zur Ressortstruktur und Rückblick 

 

C.1 Rechtliche Grundlage 

 

In  Art.65  GG  heißt  es,  dass  jeder  Bundesminister  seinen  Geschäftsbereich  selbst  leitet. 

Soweit  die  grundlegenden  Vorgaben  des  Bundeskanzlers  nicht  betroffen  sind,  kann  der 

Minister deshalb sein Ressort selbst organisieren.48 Dabei  ist allerdings zu berücksichtigen, 

dass  sich diese Vorgaben durch Organisationserlass des Regierungschefs von  „eingriffslos“ 

bis hin zu Detailregelungen  innerhalb des Ressorts erstrecken können. Da das Gesetz keine 

definitive  Kompetenzabgrenzung  zugunsten  des Ministers  getroffen  hat,  ist  es  eher  eine 

Frage  des  Gewichts  von  Bundeskanzler  und  jeweiligem Minister, wie  tief  in  das  Ressort 

hineingegriffen  wird.  Auch  wenn  Zuständigkeitsübergänge,  Übergänge  von  Personal  und 

Sachmittel49 in einigen Fällen vom Bundeskanzler vorgegeben werden und die Verschiebung 

von  Abteilungen,  Behörden  und  Bundesbeauftragten  immer  strukturelle  Veränderungen 

nach sich ziehen, kommt es meist nicht zu besorgniserregenden Eingriffen. Dies hat teilweise 

mit  dem  großen  Eigengewicht  der  Ministerien  (im  Vergleich  zu  Großbritannien  und 

Frankreich)50  zu  tun.  Die  Minister  treten  (oder  besser:  traten  damals)  eher  wegen 

umstrittener  Sachfragen  zurück  und  weniger  aus  Gründen,  die  mit  der  mangelnden 

Organisationshoheit über ihr Ressort zu tun hatten. 

 

 47 Voraus geht meist eine Verkümmerung und Vergreisung (Derlien 1996 S.562 Z16). In diesem Zusammenhang sei auf die „Typologie von Veränderungen des Ressortzuschnitts“ verwiesen, welche sich in der Terminologie auch auf die Ausführungen in dieser Arbeit anwenden ließe. Die Kategorien orientieren sich in dieser Aufzählung am menschlichen Lebenszyklus. Im Fall der Auflösung wird von „Todesfällen“ gesprochen.  48 Vgl. dazu insb. Geschäftsordnung der Bundesregierung vom 11.Mai 1951; In: GMBl. S.137; Zum Ressortprinzip vgl. Busse 2006 S.248f, Busse 2005 S.52 und Böckenförde 1964 S.144ff;  49 Busse 2006 S.249 und Busse 2003 S.410 50 Hartmann 2004 S.145; Näheres bei Böckenförde 1964 S.144 Z24/25: Der Minister ist selbst „Spitzenbehörde“ und als solcher keiner weiteren Instanz unterstellt. 

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Weitere  Schranken  sind  (1)  im Grundgesetz  verankerte Beschränkung  zur Unantastbarkeit 

einiger  Behörden  und  deren  Organisation  (z.B.  im  Bereich  der  Finanzverwaltung),  (2) 

legislative  Zugriffe  (Bundesbahn/Post)  und  (3) die  Finanzausstattung  (Beschränkung  durch 

das  Finanzministerium)  und  die  damit  verbunden  Einschränkungen  des  Personal‐  und 

Beschaffungsbudgets.  Hinzu  kommt  in  einigen  Fällen  (4)  das  Mitspracherecht  des 

Kabinetts.51 

 

C.2 Organisationstheoretische Erwägungen und tatsächliche Handhabung 

 

Die  Struktur  im  Ministerium  entscheidet  über  das  Funktionieren52  der  Verwaltung.  

Unstrittig ist, dass dies auch für einen günstig zu gestaltenden Ressortzuschnitt gilt. Mehr als 

im  vorangegangenen Abschnitt  B  drängt  sich  aber  hier  die  Frage  auf:  „Does  organization 

matter?“ 53 Antwort: Ja.  

                                                           

Die  funktionale Gliederung hat sich seit Bestehen der Bundesrepublik nur wenig geändert. 

Nach den Organisationsplänen54 der Ministerien gibt es neben dem Minister  immer einen 

Leitungsstab  und  einen  persönlichen  Referenten. Der  Stab  dient mitunter  als  Arbeitsstab 

und  politisches  Büro55.  Von  einer  näheren  Betrachtung  wird  hier  abgesehen,  da 

organisatorische Veränderungen  in diesem Bereich eher unspektakulär  sind. Ähnliches gilt 

für die allgegenwärtigen Gleichstellungsbeauftragtinnen und –beauftragten. Man denke hier 

analog zum Frauenministerium: einmal installiert sind diese Positionen schwer abzuschaffen.  

 

Die  Erledigung  ressortspezifischer Aufgaben  ist  die  eigentliche  Existenzberechtigung  eines 

Ministeriums.  Die  Aufgabengebiete  sind  auf  Abteilungen,  Unterabteilungen  und  Referate 

verteilt.  In der Regel handelt es sich um sieben56 oder acht Abteilungen.   Die Abteilungen 

unterstehen einem oder mehreren Staatssekretären  (die sich dann die Zuständigkeiten  für 

 51 Vgl. zu diesem Abschnitt Böckenförde 1964 S.149f 52 Die Funktionen von Ministerien werden ausführlich behandelt in Böckenförde 1988 S.81ff 53 Fritz Scharpfs Frage in Verbindung mit diesem Thema in: Derlien 2001 S.93; Schmidt‐Preuß 2001 S.45 (mit Verweis auf Mayntz, Renate: Soziologie der Organisation. Reinbek. 1963. S.81ff); König 2001 S.105 54 Vgl. dazu im Anhang die Organigramme des Landwirtschaftsministeriums vom April 2000, April 2001 und Mai 2003 sowie auf den Webseiten der Ministerien entsprechende Organigramme; Außerdem eine detaillierte Aufstellung in: Lichtenberg, Peter (Hgg.): Bund transparent – Parlament, Regierung, Bundesbehörden – Organisation, Gremien, Anschriften, Namen. 11. Auflage. Bad Honnef. 1995; Zu Aufbau und Aufgaben: Jahresberichte der Bundesregierung bis 1998 55 Vgl. Böckenförde 1964 S.148 56 Man denke hier an die magische Zahl der Kontrollspanne: 7 

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Abteilungen  je nach Gewicht unter  sich  verteilen). Die  Führung dieser Abteilungen  (durch 

politische Beamte57) wird – wie beim  Staatssekretär – nicht  selten am Kabinettstisch und 

nicht allein vom Minister bestimmt. Diese Personen in leitender Funktion können jederzeit in 

den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Das passiert vor allem dann, wenn ein echter 

Regierungswechsel58 stattfindet.  

Jedes Ministerium besitzt eine Abteilung, die sich um die Verwaltung (Personal, Beschaffung, 

Informationstechnik  usw.)  kümmert. Diese  Zentralabteilung  erhält  entweder  das  Kürzel  Z 

oder die Nummer 1. Koordinations‐ und Planungsaufgaben werden entweder dort oder  in 

einer gesonderten Nebenabteilung erledigt, die auch mit Grundsatzangelegenheiten betraut 

ist59.  

 

In der Struktur eines Ministeriums kann es zu verschiedenen Veränderungen (meist aufgrund 

von äußerlichen Ereignissen) kommen. Genau so wie ein menschlicher Körper nicht  immer 

gesund  ist,  befallen  das  Ministerium  bisweilen  mehr  oder  weniger  starke  Krankheiten. 

Ausgelöst  werden  diese  durch  oft  nachlässige  Vorsorgemaßnahmen  (die  dann  in  einem 

Skandal  enden, wie  im  Falle  des Gammelfleisch‐Skandals  in  den  Ländern, was meist  eine 

Umstrukturierung des zuständigen Ministeriums zur Folge hatte) oder weil man zu spät auf 

eine  bereits  vorhandene  Krankheit  reagiert  (wie  im  Fallbeispiel  des Organisationserlasses 

von  2001  behandelt:  Koordinierungs‐  und  Kommunikationsprobleme60 während  der  BSE‐

Krise). Diese Krankheiten können stark oder schwach ausgeprägt sein.  In  jedem Fall erholt 

sich der Patient im Laufe der Zeit wieder.  

Anders verhält es sich, wenn Krebs diagnostiziert wird. Meist lässt sich die Wucherung nicht 

mehr  aufhalten.  Erste  Symptome  stellte  man  1967  fest,  als  die  ersten  sechs61 

parlamentarischen Staatssekretäre  ihre Arbeit aufnahmen. Über Schmidt  (19)  landete man 

 57 Weiterführend dazu u.a.: Derlien, Hans‐Ulrich: Personalpolitik nach Regierungswechseln; In: Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen. 2001b.; Und: Derlien, Hans‐Ulrich: Die politische und administrative Elite der Bundesrepublik; In: Jann, Werner / König, Klaus: Regieren zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Tübingen. 2008.  58 Vgl. dazu Busse, Volker 1999 S.313; ähnlich Derlien zitiert in Helms 2005 S.105: Wechsel bei politischen Beamten vornehmlich bei Veränderung der parteipolitischen Zusammensetzung 59 Mit Verweis auf die jeweilig aktuellen Organigramme: ohne Nebenabteilung sind beispielsweise das BMW und das BMFSFJ; mit Nebenabteilung G sind beispielsweise das BM für Gesundheit und das BMELV (2000) 60 Insbesondere zur „selektiven Perzeption: Scharpf, Fritz: Komplexität als Schranke der politischen Planung; In: Politische Vierteljahresschrift – Sonderheft 4. 1972. S.170f 61 Helms 2005 S.105 spricht von sieben parl. Staatssekretären im 5.Bundestag 

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schließlich bei Kohl mit 27 MdBs mit diesem Titel62. Ursprünglich wurden die Posten – vor 

allem in großen Ministerien – geschaffen, um den Minister zu entlasten. Dies geschah durch 

Vertretung  des  Ressortchefs  in  Angelegenheiten  vor  dem  Parlament  und  auf 

Veranstaltungen die im Themenschwerpunkt des parl. Staatssekretärs lagen.  

Böckenförde bezeichnet diesen  (1964) als „politischen Gehilfen“63 des Ministers. Genau so 

wie  sein  „großer Bruder“,  der  Staatsminister  (im Bundeskanzleramt  und  im AA),  ist  seine 

Erschaffung aus dem englischen System kopiert worden. Der Staatsminister ist dort eine Art 

„Unterminister“.64  Die  britische  Regierung  versucht,  so  viele  Mitglieder  der 

Regierungsfraktion  im Unterhaus  in den Apparat einzubinden, um  sich die Gefolgschaft  zu 

sichern.  

Zweck der Benennung von meist zwei parlamentarischen Staatssekretären pro Ressort ist (1) 

–  vergleichbar  mit  der  britischen  Praxis  –  Machtsicherung  durch  Einbindung65,  (2)  die 

Gewinnung  von  Nachwuchs66,  (3)  Belohnung  für  verschiedenste  Verdienste  und  (4)  die 

Machtgewichtung  zwischen  den  Regierungsfraktionen67  und  (5)  die  proportionale 

Repräsentation  von  Regionen,  Geschlechtern  und  sonstigen  sozio‐strukturelle  relevanten 

Merkmalen68.  

 

Die  Berufung  von  parlamentarischen  Staatssekretären  scheint  die  Höchstzahl  erreicht  zu 

haben. Die Patrone mussten sich daher neue Wege suchen, um gewichtige aber gleichzeitig 

verantwortungsarme Posten zu schaffen. Mit der  Inflationierung des Beauftragtenwesens69 

tat sich eine neue Möglichkeit auf. Das Motiv für die Benennung von Bundesbeauftragten ist 

vergleichbar mit dem der Installation von parl. Staatssekretären70. 

 62 Derlien 2001 S.99; Stand Mitte 2005 (Schröder II): 25 (vgl. Helms 2005 S.105) 63 Böckenförde 1988 S.233 64 Vgl. ebd. S.228ff; Und: Helms 2005 S.104 65 Derlien 2001 S.99 66 Helms 2005 S.104: „Minister‐Anwärter“ 67 (3): Patronage und (4): Machtproporz vgl. Derlien / Murswieck 2001 S.11 68 Vgl. dazu Busse 2006 S.259 69 Vgl. dazu Derlien 2001 S.98; Unter Schröder II (1.Januar 2005) insgesamt 27 Beauftragte (Busse 2006 S.264) 70 Von Mutius nennt ‐ mit einem (großen) Fragezeichen versehen mehrere mögliche Begründungen für die Installation von Bundesbeauftragten: Effizienzsteigerung im Aufgabenvollzug, bisherige Mängel in der Ermittlung, Bestimmung und im Vollzug der Aufgaben, mangelnde Registrierung von unzureichende Akzeptanz der Aufgabenerledigungsweise seitens der Bürger und fehlende Repräsentation und Artikulationsmöglichkeit von Interessensgruppen. Vgl. von Mutius, Albert: Begrüßung; In: Beauftragte in der öffentlichen Verwaltung – Dokumentation der Veranstaltung vom 11.Dez.1989 (Hgg. Lorenz‐von‐Stein‐Institut für Verwaltungswissenschaften – Arbeitspapiere 29) Kiel. 1990. Betrachtet man die Situation heute, muten die organisationstheoretischen Herleitungen und Begründungen schon fast blauäugig an. Vgl. dazu Fuchs, Michael: 

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In die Struktur des Ministeriums sind sie nicht immer an der gleichen Stelle einzuordnen. Das 

liegt  am unterschiedlichen  Status der Bundesbeauftragten.  Einige  scheiden mit dem  Ende 

der Legislaturperiode aus dem Amt, andere mit der Erledigung  ihrer Aufgaben und wieder 

andere sind dauerhaft angesiedelte Beauftragte.71  

Mit  der  Ernennung  von  Bundesbeauftragten  befriedigt  man  zusätzlich  verschiedenste 

Interessensgruppen,  da meist  klientelistisch72‐geprägte  „Aufgaben“  vergeben werden.  Für 

die  ernannte Person  zählt:  langer Briefkopf  = höheres Prestige. Man  denke dabei  an den 

eingangs erwähnten „Mr. Logistik“, dem  

 „Mitglied  des  Bundestags,  parlamentarischen  Staatssekretär  im  Bundesministerium  für  Verkehr,  Bau  und Stadtentwicklung  und  Bundesbeauftragten  für  Logistik  am  Bundesministerium  für  Verkehr,  Bau  und Stadtentwicklung“. 

 

Die  Folgen  für  die  Struktur  der Ministerien wurden  dabei  „übersehen“.   Diese  erhebliche 

Zunahme von parl. Staatssekretären und Bundesbeauftragten bringt eine „Aufweichung des 

1806  in  Preußen  etablierten  funktionalen  Ressortprinzips“73  und  damit  die  Tendenz  zur 

Fragmentierung des Regierungsapparats mit sich.74 

Die Abteilungen, die eigentlich für die Bewältigung von Aufgaben geschaffen wurden, sehen 

sich einer neuen Konkurrenz gegenüber. Die Bundesbeauftragten unterhalten ein Büro mit 

Mitarbeitern,  das  ein  Paralleldasein  zu  den  eigentlich  zuständigen  Abteilungen  oder 

Referaten  fristet.  Welche  Probleme  die  (doppelte)  Erledigung  von  klassischen 

Ressortaufgaben75  (vor  allem  in  Sachen  Koordination)  aufwirft,  braucht  nicht  weiter 

erläutert zu werden.  

 

 

 

 

 

 Beauftragte in der öffentlichen Verwaltung; In: Schriftenreihe der Hochschule Speyer – Band 96). Berlin. 1988. ab S.25 71 Vgl. dazu Busse 2003 S.410; Und Busse 2006 S.262f; Zum unterschiedlichen Status der Bundesbeauftragten vgl. auch Fuchs 1988 72 König 2001 S.109 73 Derlien 2001 S.99 Z8f 74 Zu dieser Thematik vgl. ebd. S.92ff 75 Vgl. Busse 2006 S.264 

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C.3 Markante Entwicklungen  

 

Von  markanten  Entwicklungen  kann  man  nur  selten  sprechen,  wenn  man  dabei 

Strukturreformen im Blick hat. Das Krebsleiden in den Ministerien ist gekennzeichnet durch 

einen  langen  und  schmerzhaften  Prozess.  Skandalarme  Strukturreformen  gehen  bis  auf 

wenige Ausnahmen eher lautlos vonstatten.  

So entnimmt man dem  Jahresbericht der Bundesregierung 1998, dass sich  im Auswärtigen 

Amt eine großangelegte Reform vollzogen hat. Ein neues Controlling‐System sollte nach der 

dortigen  Darstellung  erprobt  werden.  Es  wurden  3  Unterabteilungen  und  15  Referate 

abgeschafft  (oder  besser:  aufgelöst  mit  gleichzeitiger  Verlagerung  von  Restaufgaben  an 

andere  Referate).  Außerdem  wurden  die  Länderreferate  der  EU‐Mitgliedsstaaten  in  die 

Europaabteilung  verlegt.76  Der  Grund  ist  hier  wohl  eine  bisher  bestehende 

Parallelzuständigkeit. 

 

D Interdependenz von Ressortzuschnitt und Ressortstruktur 

 

Ressortzuschnitt  und  Ressortstruktur  sind  dann  nicht mehr  getrennt  zu  behandeln, wenn 

organisationstheoretische  Aspekte  Abwägungen  zwischen  verschiedenen  Optionen  der 

Ausgestaltung von Ministerien erforderlich machen.  

Zu berücksichtigen sind die Gewachsenheit der Struktur, die Kontrollspanne der Ministerien, 

die Größe des Kabinetts, Koordinationsprobleme und interne Konfliktregelungen.77  

Das Hauptproblem  ist:  ab welcher Größe  ist  es nötig,  ein neues Ministerium  zu  gründen. 

Einseitige  Vorgaben  in  Hinblick  auf  Böckenfördes  Ober‐  und  Untergrenze  sind  nun  mit 

Berücksichtigung der Struktur eines Ministeriums in ein anderes Licht gerückt werden. 

 

Für Böckenförde ist (ausgehend von der Struktur eines Ministeriums) die Ressortgröße schon 

dann  überschritten, wenn mehr  als  ein  beamteter  Staatssekretär  in  einem  Ressort  nötig 

wäre.  Seine  Begründung:  „Kann  ein  Staatssekretär  als  behördenleitender  Beamter  unter 

dem Minister das Ministerium nicht mehr  insgesamt überblicken und  lenken, so dürfte das 

 76 Vgl. dazu Presse‐ und Informationsamt der Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung. Berlin. 1998. 77 Vgl. dazu Derlien 1996 S.548 (Gliederung) und S.564ff; Und: Busse 2003 S.408f 

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für  den  Minister  erst  recht  gelten“78.  Würde  man  diese  Argumentation  auf  heutige 

Verhältnisse (ohne Berücksichtigung der Veränderung der Rahmenbedingungen) übertragen, 

träfe dies auf einen beträchtlichen Teil der Bundesministerien zu. Schon  in den  Jahren vor 

1998 konnte das Bundesministerium des Innern mit drei Staatssekretären79 aufwarten. Das 

Finanzministerium  erhielt  im  Kabinett  Schröder  I  ebenfalls  drei  dieser  behördenleitenden 

Beamten80.  Richtete  man  sich  nach  dieser  Faustregel,  müsste  sich  die  Gesamtzahl  der 

Ministerien auf weit mehr als 21 Stück belaufen.  

 

Es ist absehbar, in welchem (Kontroll‐)Dilemma81 man steckt: wenige große Ministerien mit 

mehreren Staatssekretären und breiten Aufgabenbereichen oder eine Vielzahl von kleinen 

Ministerien mit einem Staatssekretär und überschaubarem Aufgabenbereich? 

Als  großer  Vorteil  eines  Superministeriums  wird  die  Koordinations‐  und 

Kommunikationsvereinfachung  durch Verlagerung  von  interministeriellen  Konflikten  in  ein 

Ministerium82  genannt.  Der  erschwerende  bargaining  process  (aufgrund  des  Konflikts 

zwischen  zwei oder mehreren Häusern) und die  folglich suboptimal und  langsam erzielten 

Ergebnisse83 sollten nach dieser Argumentation verbessert werden. 

Derlien  und  Böckenförde  zeigen  auf,  dass  dieser  Vorteil  durch  Überdehnung  der 

Kontrollspanne  teuer  erkauft wird: Mammutressorts  brächten  die  Verantwortlichkeit  um 

ihren  Inhalt.  Der  Überblick  ginge  verloren  und  das  Ministerium  sei  nicht  mehr  gut 

steuerbar.84 Insbesondere die Kombination von vorher schon großen Ressorts (wie  im Falle 

der  zeitweisen  Zusammenlegung  von  BMF  und  BMW85)  gestaltet  sich  in  dieser  Hinsicht 

besonders  problematisch.  Im  Fallbeispiel  des  Organisationserlasses  von  2002  wird  eine 

derartige Zusammenlegung behandelt. 

 

 

 78 Böckenförde 1964 S.197 Z4‐7 79 Presse‐ und Informationsamt der Bundesregierung: Jahresberichte der Bundesregierung 1995‐1998. Bonn/Berlin. 1995‐1998. Abschnitt Bundesministerium des Innern, Unterabschnitt Aufgaben und Aufbau  80 Presse‐ und Informationsamt der Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung 1998. Berlin. 1998. Abschnitt Bundesministerium der Finanzen, Unterabschnitt Aufgaben und Aufbau 81 Bezeichnung laut Derlien 1996 S.567 82 Vgl. dazu Busse 2002 S.409 83 Vgl. Derlien 1996 S.570 84 Vgl. dazu Derlien 1996 S.566ff und Böckenförde 1988 S.196 85 Vgl. ebd. S.566 und S.558 

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Andererseits  hält  die  Vergrößerung  der  Zahl  an  Ministerium  ebenfalls  Nachteile  bereit. 

Neben der angesprochenen Veränderung des Kabinetts hin zu einer Versammlung muss die 

Hierarchisierung des Kabinetts86 – wie in Westminster der Fall – genannt werden. Entweder 

es  bildet  sich  ein  Rangsystem  unter  den  Ministern  heraus,  oder  der  Bundeskanzler 

verschiebt  die  Koordinationsstellen  der Ministerien  noch  stärker  ins  Bundeskanzleramt87. 

Eine  Machtverlagerung  zugunsten  des  Bundeskanzleramts  wird  anhand  des 

Organisationserlasses von 1998 versucht darzustellen. 

 

Bis  zu  diesem  Punkt  lässt  sich  die  Lage  so  beurteilen,  dass  der  organisationstheoretische 

Aspekt bisher vom politischen zurückgedrängt wurde.  In Anbetracht der Problematik, dass 

Böckenförde  eine  stetige  Ressortvermehrung  durch  den  „Drang  von  Politikern  auf 

Ministersessel“88  hinweist,  würde  es  umso mehr  überraschen,  wenn  gar Ministerposten 

abgebaut würden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

86 Vgl. ebd. S.568 87 Dazu Böckenförde 1964 S.175 Z27‐31: Die Möglichkeit des Kanzlers, „alles Politische selbst – nur nach evtl. Benehmen mit dem einzelnen Ressortminister – zu entscheiden und auch die Koordinationsarbeit von dem dazu nicht mehr sehr geeigneten Kabinett auf sich und sein politisches Büro, das Bundeskanzleramt zu verlagern.“ 88 Böckenförde 1964 S.192 Zumindest in den 50ern/60ern hätte die Gefahr der Schaffung von Ressorts aufgrund des Umstands, dass für einen gewollten Minister keines zur Verfügung stand, bestanden.  

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Zweiter Teil 

 

E Fallbeispiele: Markante Entwicklungen ab 1994 

 

E.1 Der Organisationserlass vom 27.Oktober 1998 

 

Diese  Überraschung  gelingt mit  dem  rot‐grünen Wahlsieg  im  Jahr  1998.  Nach  16  Jahren 

CDU/CSU/FDP‐Regierung  unter  Kohl  findet  ein  echter  Regierungswechsel89  mit  dem 

Austausch aller Regierungsparteien  statt. Am 27. Oktober 199890 erlässt der neue Kanzler 

Schröder  (zeitgleich  mit  dem  Vorschlag  für  die  Ministerposten91)  eine  Bestimmung  zur 

Umorganisation der Ministerien, die  vom Chef des Bundeskanzleramts unterschrieben  ist. 

Vier wichtige Punkte sind in diesem Zusammenhang zu nennen: 

Erstens  verringert  sich  die  Zahl  der Ministerien  tatsächlich  um  eines  auf  14  Fachressorts 

durch die Zusammenlegung des BMs für Verkehr und des BMs für Raumordnung, Bauwesen 

und  Städtebau  zum  BM  für  Verkehr,  Bau‐  und  Wohnungswesen.  Eine  –  aus 

organisationstheoretischer  Sicht  sinnvolle  –  Verringerung    der  Ressortanzahl  war  wohl 

deshalb durchsetzbar, weil die gesamte Regierungsbank neu zu besetzen war. Während Kohl 

einerseits  wahrscheinlich  niemanden  hinausdrängen  konnte  und  andererseits  versucht 

hätte,  Nachwuchs  nach  vorne  zu  bringen,  gibt  es  im  neuen  Kabinett  Schröder  zwar  alte 

Parteikämpfer, aber keine  „am Stuhl festgeketteten“ Minister. 

  

Zweitens hat Schröder mit der Ernennung eines „Bundesbeauftragten  für Angelegenheiten 

der Medien und der Kultur“ Ressortaufgaben aus den verschiedensten Ministerien92 in sein 

Haus  geholt.  Die  Liste  der  Zuständigkeiten,  die  auf  den  neuen  Staatsminister  Naumann 

vereint wurden ist beträchtlich.  

Doch  nicht  nur  aufgrund  des Machtzugewinns  an  sich  ist  diese  Entscheidung  brisant. Die 

Kultur  ist  Sache  der  Länder.  Zwar  hat  Schröder  davon  Abstand  genommen,  dem 

Beauftragten/Staatsminister den Rang eines Bundesministers in seinem Geschäftsbereich zu 

 89 Vgl. Busse 1999 S.313 90 Organisationserlass vom 27.Oktober 1998 siehe Anhang; Begleitend dazu: die Ausführungen von Busse 1999 S.314ff, Busse 2006 S.258 91 Ebd. S.314 92 Vgl. Busse 2005 S.53; siehe dazu auch die geschilderte Auseinandersetzung zwischen Busse und Brauneck, Jens: Die rechtliche Stellung des Bundeskanzleramtes. 1994. In Busse 1999 S.315f 

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verleihen;  trotzdem  bedurfte  es  einer  Gesetzesänderung93,  um  diese  Installation 

durchzudrücken. Diese Aktion  sorgte  indes  für  rechtliche, wissenschaftliche und politische 

Auseinandersetzungen94.  

 

Drittens sind einige wichtige Kompetenzen vom BMW zum BMF gewechselt. Dazu gehören 

u.a.  europapoltische  Zuständigkeiten  und  der  Jahreswirtschaftsbericht.95  Neben  Schmidt‐

Preuß  kritisieren  auch  andere  Wissenschaftler  und  Verantwortliche  aus  Politik  und 

Wirtschaft  die  Verschiebung  von  originär  wirtschaftspolitischen  Bereichen  zum 

Finanzministerium und fordern die Wiederherstellung der Abteilung  I (Grundsatzfragen der 

Wirtschaftspolitik).  Man  sieht  das  „regierungsinterne  Wächteramt“  des 

Wirtschaftsministeriums  zerstört96.  Hartmann  spricht  gar  von  einer  Ausschlachtung  des 

BMW97. 

Mögen  manche  das  ideologische  Interesse  der  sozialdemokratisch‐grünen  Regierung  an 

einer Schwächung des Wirtschaftsministeriums als Ursache dieser Kompetenzbeschneidung 

sehen.  Der  Hauptgrund  ist  aber  mit  großer  Sicherheit  der  neue  Finanzminister  und 

gleichzeitiger SPD‐Parteivorsitzende Oskar Lafontaine. Für den gewichtigen Politiker musste 

ein  (ihm  entsprechend)  starkes  Ressort  geschaffen  werden.  Das 

Bundeswirtschaftsministerium  (dem  man  die  Technologie  aus  dem  BMBWFT98 

zugeschanzte) wurde hingegen vom „wehrlosen“99 und parteilosen Werner Müller geleitet. 

 

Zu  obigen  Zuschnittsänderungen  passend,  wird  viertens  ein  Bundesbeauftragter  für  die 

Neuen  Länder  beim  Bundeskanzleramt  bestellt.  Die  Neuen  Länder  sind  von  nun  an 

„Chefsache“.  Diese  Aufgabe  nahm  unter  Kohl  bisher  einer  der  beiden  (beamteten) 

Staatssekretäre beim BM  für Wirtschaft  (Ludewig) war100. Dies bedeutet dreierlei:  (1) eine 

weitere Entmachtung des BMWT,  (2) eine Aufgabenerweiterung  für das Bundeskanzleramt 

und (3) die Schaffung eines neuen Staatsminister‐Postens.  

 93 Helms 2005 S.106 FN9 94 Vgl. Busse 2003 S.410 95 Vgl. dazu auch Busse 1999 S.317 96 Forderung von Schmidt‐Preuß 2001 S.49 97 Hartmann2004 S.148 98 Hier nochmal der Verweis an Derlien 1996 S.563; BMBWFT = BM für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie. Im BKOrgErl von 1998 wurde strich man allerdings die Wissenschaft aus der Ressort‐Bezeichnung.  99 Ebd. 100 Vgl. dazu Presse‐ und Informationsamt der Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung 1996. Bonn. 1996 S.9‐11 

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Die Änderungen  im Zuschnitt wirken  sich  stark auf die Struktur  im Bundeskanzleramt  (mit 

zwei  neuen  Staatsministern),  im  BM  für  Wirtschaft  und  Technologie  und  (etwas 

geringfügiger)  im BMF und  im BMBF aus. Weitere Ministerien  sind mit weniger  schweren 

Änderungen  betroffen.  Das  BMG  tauscht  mit  dem  BMAS  die  Zuständigkeiten  für  die 

Pflegeversicherung gegen Sozialrecht/Sozialhilfe. 

 

E.2 Der Organisationserlass vom 22. Januar 2001 

 

Der Organisationserlass von 2001101 stammt nicht (wie so oft) aus den Wochen nach einem 

Regierungswechsel. Anlass für die ‐ das BM für Gesundheit und das BM für Landwirtschaft, 

Ernährung und Forsten betreffende  ‐ Umstrukturierung  ist der BSE‐Skandal. Koordinations‐ 

und  Kommunikationsdefizite  innerhalb  und  zwischen  den  beiden  Ministerien  und  die 

dadurch  sehr  zögerliche  Reaktion  der  Regierung  auf  den  Rinderwahnsinn  erregte  die 

Gemüter  in der Öffentlichkeit. Einerseits  zur Behebung dieser organisatorischen Probleme 

und andererseits aufgrund eines politisch nötigen Signals der Bundesregierung, mit Tatkraft 

dem Skandal und den Verfehlung der Politik102 entgegentreten zu wollen, werden zunächst 

Änderungen  im Zuschnitt getätigt. Zweck  ist die Vereinigung der Zuständigkeit für BSE (der 

Verbraucherschutz)103 im BM für (fortan) Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. 

Die  Landwirtschaft  rückt  bei  der  Neubenennung  des  Landwirtschaftsministeriums  an  die 

letzte Stelle. 

 

Diese Zuständigkeitsveränderung hat massive Strukturumwandlung104  im BMVEL zur Folge. 

Eine neue Abteilung für (hauptsächlich) Verbraucherschutz wird geschaffen. Auffällig  ist die 

Verdoppelung der Zahl der beamteten und parlamentarischen Staatssekretäre auf jeweils 2. 

Der  neue  der  beiden  Staatssekretäre  (Müller)  ist  dabei  für  die  Zentral‐  und 

Koordinationsabteilungen  sowie  für  Abteilung  2  (Verbraucherschutz)  und  3 

(Lebensmittelsicherheit) verantwortlich. Es bleibt  jedoch hinsichtlich der Anzahl bei  sieben 

Abteilungen. 

 101 Organisationserlass vom 22. Januar 2001 siehe Anhang 102 In diesem Zusammenhang sei auf die personellen Veränderungen im BMG und im BMVEL verwiesen. 103 Hartmann 2004 S.144 sieht darin eine “Aufwertung eines notorisch unterbewerteten gesellschaftlichen Interesses“ Z17f 104 Vgl. hierzu die Organigramme des BMLEF vom April 2000 und BMVEL vom April 2001 im Anhang 

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Wie  der  Organisationsplan  von  2003105  zeigt,  wird  die  Stelle  des  alten  beamteten 

Staatssekretärs  (Wille)  gestrichen, während  der  Posten  des  zweiten  parl.  Staatssekretärs 

bestehen bleibt. Das aktuelle Organigramm106 zeugt von einer Beibehaltung der Struktur mit 

marginalen Änderungen, die wohl ideologischer Natur sind (Schwerpunkt ländlicher Raum in 

der Abteilung 6). Lediglich in der Benennungsreihenfolge rückt die Landwirtschaft wieder an 

erste Stelle. 

 

Durch  die  Etablierung  der  Aufgabe  „Verbraucherschutz“  im  BMLEV  hat  sich  das  Bild  des 

traditionell bäuerlich/klientelistisch‐geprägten Ressorts radikal geändert. So tritt bei Themen 

wie  „gesundheitsschädliche,  chinesische  Spielzeugplagiate“  oder  „Datenschutz  im 

Cyberspace“  die  jetzige  Landwirtschaftsministerin  Ilse  Aigner  (CSU)  vor  die Mikrofone.  Es 

drängt sich die Frage auf, ob eine Aufgabe, die  in die Ressorts der Justiz, der Finanzen, der 

Gesundheit  oder  der  Wirtschaft  ebenso  gut  aufgehoben  wäre,  als  Querschnittsaufgabe 

bezeichnet  werden  könnte.  Neue  interministerielle  Koordinationsprobleme  wären  dann 

nämlich zu erwarten. 

 

E.3 Der Organisationserlass vom 22. Oktober 2002 

 

Wie aus der Graphik zur Benennung der Ministerien (siehe Anhang107) ersichtlich wird, kann 

die  Umgestaltung108  der Ministerien  nach  der Wiederwahl  Schröders  in  2002  getrost  als 

gewagt bezeichnet werden. Gemeint ist die Bildung des „Superministeriums“ für Wirtschaft 

und Arbeit.  

Diesmal  ist kein politisches Schwergewicht die Ursache für einen derart großen Umbau der 

Ressortlandschaft.  Zwar  schultert  Clement  –  als  ehemaliger  Ministerpräsident  von 

Nordrhein‐Westfalen keine unbedeutende Person – die Ministerbürde; der Zuschnitt erfolgt 

jedoch nicht aufgrund seines Wunsches, auf der Regierungsbank in Berlin Platz zu nehmen.  

 

 

 105 Vgl. hierzu das Organigramm des BMVEL vom Mai 2003 im Anhang 106 Abrufbar auf den Webseiten des BMELV > Organisation 107 Siehe Anhang „Bundesministerien von 1993‐2009“. 108 Organisationserlass vom 22. Oktober 2002 siehe Anhang; Begleitender Kommentar dazu Busse 2006 S.258 und Busse 2003 S.409f 

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Busse  nennt  als  Hauptgrund  die  Idee  der  Verlagerung  des  interministeriellen  Konflikts 

zwischen dem Wirtschafts‐ und dem Arbeitsressort  in ein Ministerium. Bisher  seien beide 

Ministerien  ihren Klienten verschrieben gewesen. Mit dem neuen Ressort ergäbe sich eine 

„Straffung“109 und „beide Aspekte übergreifende Bündelung der Kräfte“110. Ziel ist wohl die 

Auseinandersetzung am Kabinettstisch auf die Staatssekretärs‐111 oder Abteilungsebene zu 

verlagern.  Dem  Minister  bleibt  es  dann  überlassen,  welche  Anweisungen  er  seinen 

beamteten Untergebenen zukommen  lässt. Dies hat auch nach außen den Vorteil, dass die 

Auseinandersetzung  in  konfliktträchtigen  Sachfragen  nicht  in  der Öffentlichkeit  als  „Streit 

innerhalb der Regierung“ wahrgenommen wird.  

Fraglich  ist  aber,  ob  eine  derart  harmoniegeschwängerte  Atmosphäre  und  damit  die 

Verwischung  von  Konfliktlinien  zu  erst  recht  verwässerten  Ergebnissen  führen.  Mit 

Sicherheit stellt sich eine Verbesserung von Kommunikation und Koordination (aufgrund der 

kürzeren Wege  innerhalb  des Hauses)  ein. Aber  gerade mit  dem  Zusammenwachsen  von 

getrennten  Strukturen  läuft  man  Gefahr,  gegensätzliche  Positionen  nicht  mehr  mit  der 

nötigen Beachtung zu würdigen.  

Andererseits  ist  eine  Beibehaltung  der  Distanz  von Wirtschaft  und  Arbeit  innerhalb  des 

Ressorts ebenfalls von  fragwürdigem Sinn. Wie Derlien  zeigt,  sind erzwungene Hochzeiten 

meist  nicht  von  langer  Dauer112.  Mit  den  Ausführungen  von  Böckenförde  (zur 

Verantwortung des Ministers für ein derart breitangelegtes Ressort) zusätzlich im Hinterkopf 

kann man das Ende dieser Verbindung bereits absehen.  

 

Hartmann betrachtet die politische Dimension der Zusammenlegung und spricht von einem 

„Punktsieg“    des  von  der  liberalen  Wirtschaftsphilosophie  beseelten    Wirtschafts‐

ministeriums über das gewerkschaftsnahe Arbeitsressort113. Diese – für ein Lehrbuch – sehr 

eindeutigen Worte sind vor dem Hintergrund der Flügelkämpfe von Neoliberalen, Sozialisten 

und  Gemäßigten  in  der  Sozialdemokratischen  Partei  nachvollziehbar.  Wenn  man  so 

argumentiert  bedeutete  dies  einen  Richtungsschwenk  der  Schröder‐II‐Regierung  auch  in 

Hinblick  auf  die  Rückholung  des  erwähnten  Jahreswirtschaftsberichts  und  anderer 

 109 Busse 2006 S.260 110 Busse 2003 S.409 Z31f; vgl. zum Absatz auch Busse 2003 S.409f 111 Helms 2005 S.105: 3 Staatssekretäre im BMWA in 2002 112 Hier sei nochmal auf Derlien 1996 S.566 und S.558 verwiesen. 113 Hartmann 2004 S.144; Man bedenke die traditionelle Vorliebe der Sozialdemokraten für das Arbeitsressort (vgl. Helms 2005 S.101) 

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Wirtschaftsbereiche  aus  dem  Finanzministerium114:  das  vorher  „ausgeschlachtete“ 

Wirtschaftsministerium thront fortan über der Arbeit.  

 

Ungeachtet des Wirbels um das neue Ministerium hat sich die Zahl der Ressorts dadurch auf 

13  verringert. Das  „Soziale“ wurde dem – um den Verbraucherschutzbereich beraubten – 

Gesundheitsministerium zugeschlagen.  

Dass der Bundesbeauftragte  für die Neuen Länder  ins Verkehrsministerium wechselt,  ist  in 

Hinblick  auf  die  Person  Stolpe  (zwölf  Jahre  Ministerpräsident  in  Brandenburg)  nicht 

überraschend.  Dass  der  Bayer  Ramsauer  (CSU)  diese  Aufgabe  nicht  übernehmen  (oder 

besser: nicht weiterhin zugeteilt bekommen) würde, liegt ebenfalls nahe115. 

 

E.4 Der Organisationserlass vom 22. November 2005 

 

Bis  zum heutigen Tag  ist die Umgestaltung der Ressorts116  zu Beginn der  zweiten Großen 

Koalition  in  der  bundesrepublikanischen  Geschichte  die  bedeutendste  während  der 

Kanzlerschaft  Merkels.  Diesbezüglich  müssen  zwei  Aspekte  des  BKOrgErl  angesprochen 

werden. 

 

Erstens  ist die Wiederherstellung des BM  für Wirtschaft und Technologie und des BM  für 

Arbeit  und  Soziales117  Hauptbestandteil  der  Umbildung.  Entsprechend  fallen  die 

Zuschnittsmaßnahmen aus. Der Mitverantwortliche für die Bildung des BMWA, Busse, drückt 

sich  elegant  aus:  die  Erwartungen  an  das  neue  Ministerium  seien  in  Hinblick  auf  die 

Arbeitsmarktpolitik nicht erfüllt worden118. Mit der Trennung fallen die Bereiche Wirtschaft 

an  die  Union  und  Arbeit  an  die  Sozialdemokraten.  Die  Posten  des  Vizekanzlers  und  des 

Außenministers fallen  nicht – wie üblich – zusammen. Stattdessen wird zwar mit Steinmeier 

 114 Man erinnere in diesem Zusammenhang an Schmidt‐Preuß 2001 S.49. Es kann sowohl (1) an der Einsicht liegen, dass diese Wirtschaftsaufgaben im Finanzministerium deplatziert waren als auch daran, (2) dass Lafontaine bereits während der Schröder‐I‐Regierung seinen Platz geräumt hat.  115 Wolfgang Tiefensee (SPD, Verkehrsminister Merkel I) war vor seinem Ministeramt OB von Leipzig; die Verschiebung des Beauftragten‐Postens zum BMI wird im BKOrgErl vom 28. Oktober 2009 geregelt. 116 Organisationserlass vom 22. November 2005 siehe Anhang 117 Ehemals BM für Arbeit und Sozialordnung; es ergeben sich einige Aufgaben‐Veränderungen im Vergleich zu Kohl/Schröder I aufgrund der Hartz‐IV‐Reform 118 Vgl. dazu Busse 2006 S.260 

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(SPD)  ein  (damals)  starker  Mann  Außenminister;  allerdings  erfährt  das  BM  Arbeit  und 

Soziales eine Aufwertung, in dem Vizekanzler Müntefering diesen Posten übernimmt. 

Man wollte wohl die Trennung beide Bereiche hervorheben. Die Entscheidung, die 2002er‐

Umbildung zum großen Teil rückgängig zu machen, überrascht nicht.   

 

Was aber zweitens genannt werden muss, sind diejenigen Punkte, die eben nicht  im Erlass 

enthalten sind. Die Rede ist von der Installation des Kulturstaatsministers im Jahre 1998, die 

das Bundeskanzleramt gestärkt hatte. Diese Umgestaltung von damals wird nicht rückgängig 

gemacht.  Ganz  im  Gegenteil:  die  Struktur  des  Kanzleramts  ändert  sich  in  die  andere 

Richtung.  Belange  der  Migration,  Flüchtlinge  und  Integration  werden  in  Person  eines 

weiteren Staatsministers beim Kanzleramt  (auch aus symbolpoltischen Überlegungen) „zur 

Chefsache  gemacht“.  Zudem  wird  der  Chef  des  Bundeskanzleramts  zum  Bundesminister 

ernannt119.  Letztere  Strukturänderung  generiert  eine  zuverlässige  Stimme  zugunsten  des 

Kanzlers am Kabinettstisch.  

 

Somit erfolgt eine Revidierung organisationstheoretisch vorausgesagter Missgriffe (BMWA). 

Eine  Rückgabe  der  (in  der  Regel  klassischen  Ressort‐)  Aufgaben  an  die  Einzelministerien 

findet nicht statt.   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 119 Steinmeier (damals beamteter Staatssekretär, SPD) war im Gegensatz zu Hombach als Leiter des Bundeskanzleramts kein Bundesminister 

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F Schluss 

 

Die  Untersuchung  der  Fallbeispiele  bringt  (in  Verbindung  mit  den  vorangegangen 

organisationstheoretischen Überlegungen) mehrere wichtige Erkenntnisse hervor. 

 

Erstens:  Neuzuschnitte  in  der  Regierungsorganisation  aufgrund  personeller  Erwägungen 

werden so bald wie möglich (in der Regel mit der nächsten Legislaturperiode, spätestens mit 

dem nächsten echten Regierungswechsel) rückgängig gemacht.  

Zweitens  gilt  dies  meist  nicht  für  innerministerielle  Strukturen.  Hervorzuheben  ist 

insbesondere das wuchernde parl.‐Staatssekretär und Beauftragtenwesen. Auf  lange  Sicht 

entsteht  ein  Schaden  für  das  Ministerium,  verursacht  durch  Koordinations‐  und 

Zuständigkeitsprobleme. 

Drittens  gilt  die Aufblähung  dieser  funktional  vorwiegend  überflüssigen  und  inhaltsarmen 

Postenapparate  nicht  für  das  Bundeskanzleramt.  In  diesem  Fall  stattet  der  Kanzler  die 

Staatsminister mit  entsprechenden  Ressortaufgaben  aus  den  verschiedensten Ministerien 

aus.  

Viertens  ist zwar dadurch der Versuch einer Machtmehrung seitens des Bundeskanzlers zu 

erkennen;  im Gegenzug hat er  schon bei der Regierungsbildung  an Einfluss  verloren. Hier 

sind die Regierungsfraktionen (aufgrund der immer wichtiger werdenden Koalitionsverträge) 

die entscheidenden Kräfte.  

Fünftens sind Skandale selten, haben aber dafür weitreichende Auswirkungen für Zuschnitt 

und (wie im BSE‐Fall gezeigt) für die Struktur. 

 

 

Es sei in Richtung Regierung angemahnt, die „Fragmentierung des Regierungsapparats“120 in 

Westminister‐Manier zu stoppen und zurückzuführen. Dies wird nicht geschehen, was sich 

auch  mit  Patronage  seitens  der  Parteiführungen  und  der  Posteneitelkeit  seitens  der 

betroffenen Amtsinhaber121 begründen lässt.  

 120 Vgl. Derlien S.99: „Tendenz zur …“ 121 Würde etwa Wolfgang Zöller MdB (neben drei parl. StaatssekretärInnen und einem BeauftragtInnen) den gendergemainstreamten Posten des Bundesbeauftragten für Patientinnen und Patienten beim BM für Gesundheit (vgl. entspr. Organisationsplan) aufgeben?!? 

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Einer  schleichenden Degeneration der  Einzelministerien wird der Ausbau des Kanzleramts 

vom Kontrollzentrum zu einer aufgabenorientierten Entscheidungszentrale entgegengesetzt. 

Spannend  wird,  was  die  Kanzler  der  nächsten  Jahre  aufgrund  organisatorischer 

Fehlentwicklungen „zur Chefsache“ machen müssen, weil sich die Ministerien dazu nicht  in 

der Lage sehen. 

 

Schließt man politische Aspekte von der Betrachtung aus,  lässt sich feststellen, dass sich  in 

Hinblick auf die Aufgabenfülle nur wenig ändert. Fast geräuschlos (mit wenigen Ausnahmen) 

tauchen  fortschrittsbedingte  Aufgaben  in  den Ministerien  auf.  Zu  ihrer  Bearbeitung  sind 

meist nur Referate oder Unterabteilugen nötig. 

Das Umweltministerium bleibt bis heute das einzig große neue Ressort. Es läge in der Natur 

des BM  für Arbeit und Soziales,  sich um  soziale Randgruppen oder unterstützungswürdige 

Bevölkerungsschichten  zu  kümmern  ‐  vielleicht  in  einem  neuen  Bundesministerium  für 

Arbeit  und  Soziales,  Familien,    Senioren,  Jugend,  Migranten,  Flüchtlinge,  Behinderte, 

kriegsähnliche Hinterbliebene, Alleinerziehende und Frauen.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Literaturverzeichnis  Böckenförde, Ernst‐Wolfgang: Die Organisationsgewalt im Bereich der Regierung – Eine Untersuchung zum Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland; In: Schriften zum Öffentlichen Recht, Band 18. Berlin. 1964.  Ders.: Die Organisationsgewalt im Bereich der Regierung – Eine Untersuchung zum Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland; In: Schriften zum Öffentlichen Recht, Band 18. Berlin. 1988 (Anm.: Bewusst sind hier – trotz identischem Inhalt –  beide Werke aufgeführt)  Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten:  Organisationsplan des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – Stand April 2000. Bonn. 2000.  Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Organisationsplan des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Stand 02.Februar 2010. Bonn. 2010.  Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – Organisationsplan – Stand 22.02.2010 – Az. 103‐1311/001. Berlin. 2010.  Bundesministerium für Gesundheit: Organisationsplan des Bundesministeriums für Gesundheit – Stand 25.März 2010. Bonn. 2010.  Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Organisationsplan des Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Stand April 2001. Bonn 2001.  Dass.: Organisationsplan des Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Stand Mai 2003. Bonn. 2003.  Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: Organisationsplan – Stand 30.4.2010 ‐ Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Berlin. 2010.  Busse, Volker: Änderungen der Organisation der Bundesregierung und Zuständigkeitsanpassungsgesetz 2002 – Erläuterungen am Beispiel der Regierungsbildung 2002. DÖV. 2003.  Ders.: Bundeskanzleramt / Bundesregierung – Aufgaben, Organisation, Arbeitsweise. Auflage 2. Augsburg. 2005. 

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 Ders.: Organisation der Bundesregierung und Organisationsentscheidungen der Bundeskanzler in ihrer historischen Entwicklung und im Spannungsfeld zwischen Exekutive und Legislative; In: Der Staat. 2006.  Ders.: Regierungsbildung aus organisatorischer Sicht – Tatsächliche und rechtliche Betrachtungen am Beispiel des Regierungswechsels 1998; In: DÖV. 1999.  CDU Deutschland / CSU Bayern / SPD Deutschland: Gemeinsam für Deutschland – Mit Mut und Menschlichkeit – Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Berlin. 2005.  CDU / CSU / FDP: Wachstum, Bildung, Zusammenhalt – Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP – 17. Legislaturperiode. Berlin. 2009.  Derlien, Hans‐Ulrich: Die politische und administrative Elite der Bundesrepublik; In: Jann, Werner / König, Klaus: Regieren zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Tübingen. 2008.   Ders.: Personalpolitik nach Regierungswechseln; In: Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen. 2001b.  Ders.: Regierungsorganisation – institutionelle Restriktion des Regierens?; In: Derlien, Hans‐Ulrich / Mursewieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen.2001.  Ders.: Zur Logik und Politik des Ressortzuschnitts; In: Verwaltungsarchiv. 1996.  Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Phasen, Konstellationen und Dimensionen der Transition; In Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen. 2001.  Fuchs, Michael: Beauftragte in der öffentlichen Verwaltung; In: Schriftenreihe der Hochschule Speyer – Band 96). Berlin. 1988.  Geschäftsordnung der Bundesregierung vom 11.Mai 1951; In: GMBl. S.137  Hartmann, Jürgen: Das politissche System der Bundesrepublik Deutschland im Kontext – Eine Einführung. Wiesbaden. 2004.  Helms, Ludger: Regierungsorganisation und politische Führung in Deutschland; In: Grundwissen Politik (Hg. Benz Arthur et al.). Band 38. Wiesbaden. 2005.  Hombach, Bodo: Bekanntmachung des Organisationserlasses des Bundeskanzlers vom 27. Oktober 1998; In: BGBl. I S. 3288. Berlin. 1998.  König, Klaus: Organisation – Voraussetzung und Folge des Regierens; In: Derlien, Hans‐Ulrich / Murswieck, Axel: Regieren nach Wahlen. Opladen. 2001.  

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Scharpf, Fritz: Komplexität als Schranke der politischen Planung; In: Politische Vierteljahresschrift – Sonderheft 4. 1972.  Schmidt‐Preuß, Matthias: Steuerung durch Organisation; In: DÖV. 2001.  Schröder, Gerhard: Organisationserlass des Bundeskanzlers vom 22. Januar 2001; In: BGBl. I S. 127. Berlin. 2001.  Ders.: Organisationserlass des Bundeskanzlers vom 22. Oktober 2002; In: BGBl. I S. 4206., die durch Ziff. III Nummer 1 d. Organisationserlasses vom 22. November 2005; In: BGBl. I S. 3797 geändert worden ist. Berlin. 2002.  Ders.: Organisationserlass des Bundeskanzlers vom 28. Dezember 2004; In: BGBl. I S. 3885. Berlin. 2004.