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178 Stahlbau 75 (2006), Heft 2 Persönliches / Rezensionen Rezensionen Pelke, E., Ramm, W., Stiglat K.: Geschichte der Brücken. Zeit der Ingenieure. Germersheim: Deutsches Straßenmuseum Germersheim 2005. 74 S., zahlr. farb. Abb., Br., 22 ¥ 26 cm. ISBN 3-00-017894-5. 14,80 2 Mit dem Brückenführer des 1989 ge- gründeten Straßenmuseums Germers- heim [1] erschließt sich dem Besucher die Geschichte des Brückenbaus in sei- ner ganzen Bandbreite. Verfasser sind Wieland Ramm, von 1980 bis 2002 Professor für Massivbau und Baukon- struktion im Studiengang Bauinge- nieurwesen der TU Kaiserslautern

Rezension: Geschichte der Brücken. Zeit der Ingenieure. By E. Pelke, W. Ramm, K. Stiglat

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Page 1: Rezension: Geschichte der Brücken. Zeit der Ingenieure. By E. Pelke, W. Ramm, K. Stiglat

178 Stahlbau 75 (2006), Heft 2

Persönliches / Rezensionen

Rezensionen

Pelke, E., Ramm, W., Stiglat K.:Geschichte der Brücken. Zeit derIngenieure. Germersheim: DeutschesStraßenmuseum Germersheim 2005.74 S., zahlr. farb. Abb., Br.,22 ¥ 26 cm. ISBN 3-00-017894-5.14,80 2

Mit dem Brückenführer des 1989 ge-gründeten Straßenmuseums Germers-heim [1] erschließt sich dem Besucherdie Geschichte des Brückenbaus in sei-ner ganzen Bandbreite.Verfasser sind

– Wieland Ramm, von 1980 bis 2002Professor für Massivbau und Baukon-struktion im Studiengang Bauinge-nieurwesen der TU Kaiserslautern

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179Stahlbau 75 (2006), Heft 2

Nather, F., Lindner, J., Hertle, R.: Handbuch des Gerüstbaus. Verfah-renstechnik im Ingenieurbau. Berlin:Ernst & Sohn 2005. 518 S., zahlr. Bilder u.Tab. Geb. ISBN 3-433-01323-3. 129,– 2

Gerüste, insbesondere Traggerüste, sindanspruchsvolle Ingenieurbauwerke. Dasie nur temporäre Aufgaben zu erfüllenhaben, ist dies der Öffentlichkeit wenigbewußt, denn sie verschwinden, sobaldsie ihre Aufgabe erfüllt haben. Und ausder Forderung nach Wiederverwendungfolgen Besonderheiten, wie vor allemTypisierung und Lösbarkeit der Verbin-dungen.

Mit dem Gerüstbau ist so ein Sonder-gebiet vor allem des Stahlbaus, aber auchdes Holz- und des Aluminiumbaus ent-standen, für das es bisher keine zusam-menfassende Darstellung gab. Daher istes sehr zu begrüßen, daß drei im Gerüst-bau vielseitig erfahrene Autoren sich derMühe unterzogen haben, das umfangrei-che Handbuch zu verfassen.

Die Autoren behandeln das ganze Ge-biet von den leichten Arbeits- und Schutz-gerüsten über die typisierten Traggerüstebis hin zu den schweren Sonderkonstruk-tionen, wie z. B. den verschiebbaren Ver-legegeräten für den Betonbrückenbau. Sie widmen sich den verschiedenen Son-dergebieten, von denen ich beispielhaftmit den Klettergerüsten und den Gerätenfür den Tunnelbau hier nur zwei nennenkann. Auf der anderen Seite erfassen sieBaurechtsfragen, Baubestimmungen,Werkstoffe, Konstruktion, Standsicher-heitsnachweise, auch mit Hilfe von Versu-chen, und rechtfertigen damit auch denUntertitel „Verfahrenstechnik im Ingeni-eurbau“, obwohl die Gerüste für diesesumfassende Gebiet nur einen Ausschnittdarstellen. Die Verfasser runden ihre Dar-stellungen durch einen Blick in die Ge-schichte des Gerüstbaus und die Analysevon Schadensfällen ab.

Die vielen Zeichnungen und Dia-gramme sowie die Fotografien erleich-tern das Verständnis, und die zahlrei-chen Literaturhinweise ermöglichen –was aber nur in Einzelfällen notwendigsein wird – die Ermittlung zusätzlicherInformationen.

Rezensionen

– Eberhard Pelke, seit 1990 Dezernentim Hessischen Landesamt fürStraßen- und Verkehrswesen

– Klaus Stiglat, bis 2001 Partner derIngenieurgruppe Bauen Karlsruhe —Mannheim — Berlin.

Die beiden letztgenannten Persönlich-keiten haben sich um die am 3. 12. 2002eröffnete Brückenausstellung des Stra-ßenmuseums Germersheim große Ver-dienste erworben. In ihnen fokussiertsich das heute nicht mehr selbstverständ-liche Zusammenspiel zwischen Bauwis-senschaften, Bauverwaltungen und freienBauingenieurbüros.

Wieland Ramm gibt in seinemBeitrag einen Einblick in die statischeTragwirkung von Brückensystemen,der pädagogisch exzellent aufbereitet ist und jedem Leser das Kräftespieldurch Zeichnungen sinnlich erfahrbarmacht. Für das Kapitel „Die eisernenBrücken“ zeichnet Eberhard Pelke ver-antwortlich. Es ist ein chronologischerund faszinierender Par-Force-Ritt durchdie Geschichte. Den abgebildetenBrückenbauwerken sind zumeist Por-traits ihrer Ingenieure beigefügt. KlausStiglat schließlich spannt den Bogenvon den steinernen Gewölben zu denBetonbrücken. In den ihm eigenen sou-veränen Schreibstil, die sich mit kriti-scher Intelligenz verbindet, gelingt ihmeine leicht faßliche Kurzgeschichte desMassivbrückenbaus.

Unterstützt wurde dieses sehr emp-fehlenswerte Buch von folgenden Inge-nieurorganisationen:

Hessisches Landesamt für Straßen-und Verkehrswesen, VBI (Verband Be-ratender Ingenieure) Hessen, VPI (Verei-nigung der Prüfingenieure für Baustatik)Hessen, VPI Rheinland-Pfalz, VPI Baden-Württemberg, VSVI (Vereinigung derStraßenbau- und Verkehrsingenieure)Rheinland-Pfalz und Saarland, VSVIHessen sowie die IngenieurkammernBaden-Württemberg, Rheinland-Pfalzund Hessen.

Früher beschränkte sich das Ver-ständnis von „Engagement“ auf das ge-sellschaftskritische Wirken eines AlbertCamus oder Jean-Paul Satre und anderefranzösische Intellektuelle. Mit ihremEngagement setzen die Autoren undUnterstützer des vorliegenden Buchesein Zeichen zur Erschließung der kultur-historischen Dimension des Brücken-baus, die für die Fortentwicklung derIngenieurbaukunst unhintergehbarist.

[1] Pelke, E.: Die Geschichte derBrücken im Straßenmuseum Germers-heim. Bautechnik 80 (2003), H. 10,S. 731—737.

Karl-Eugen Kurrer, Berlin

Pauser, A.: Brücken in Wien. Ein Führer durch die Baugeschichte.Wien/New York: Springer-Verlag 2005.294 S., zahlr. farb. Abb., Br., 14 ¥ 24 cm.ISBN 3-211-25255-X. 29,80 2

Brücken in der Stadt fordern den Bauin-genieur heraus, durch Konstruktion undForm von Brückenbauwerken dem stadt-räumlichen Umfeld zu entsprechen — jasogar neue Akzente zu setzen, welche dieurbane Qualität zu steigern vermag. Brük-ken in Wien aber setzen tiefere Kenntnisund schöpferische Auseinandersetzungmit dem genius loci dieser Stadt voraus.Wie kein anderer erfüllt der Ingenieur-baukünstler und Grandseigneur desösterreichischen Brückenbaus AlfredPauser jene Voraussetzungen spielend.Ihm sind Brückenbauwerke gelungen, indenen Anmut und Gesetz sich zumGanzen fügen. Bauwerke, die zum Ver-weilen einladen: „Verweile doch, du bistso schön!“ (Goethe).

Zum Verweilen lädt der vorliegendeBrükkenführer ein. Dort beschreibt Al-fred Pauser insgesamt rd. 140 Brückender Stadtbahn, im Wiener Donauraum,im Wiental, im Zuge der Südosttangenteund Stadtgebiet. Charakteristisch dabeiist, daß der Autor jedes Brückenbauwerknicht positivistisch als Faktum be-schreibt, sondern in klarer Sprache diehistorische Bewegung herausarbeitetund dem Leser das Tor zur sinnlichenErkenntnis der beschriebenen Bauwerkeöffnet. Wer ist nicht fasziniert von Pau-sers 1969 bis 1971 entstandenen Erdber-ger Brücke, in deren SchalentragwerkAnmut und Gesetz sich im Beton-brückenbau auf gültige Weise gebundenhaben (S. 133–135)? Den Brückenbe-schreibungen vorgeschaltet sind die Ka-pitel über die Geologie des WienerBeckens (von G. Sochatzky verfaßt), dieBaustoffe und ihr Einfluß auf die Trag-werkswahl, die Wirkungs- und Verhal-tensweisen von Tragwerkstrukturensowie die Bauweisen, Bau- und Grün-dungsverfahren, Fahrbahnkonstruk-tionen.

Die konziliante Tonalität von PausersSprachduktus, die kenntnisreiche Aus-wahl historischer Abbildungen und dieeinfachen, aber nicht zu einfach gestal-teten technischen Zeichnungen mit denfarblich hervorgehobenen Baustoffen er-geben ein Buchkunstwerk seltener Qua-lität, das in der umfassenden Brückenli-teratur ohne Vorbild ist.

Leserinnen und Leser, die mehr alsnur den genius loci des Stephansdoms,Otto Wagners Ring, der Hofburg oderder Schloßanlagen erfahren wollen fin-den in Pausers Brückenführer einen zu-verlässigen Begleiter durch Raum undZeit der Wiener Brückenwelt. „Die Inge-

nieurkunst ist deshalb undankbar, weilman Wissen besitzen muß, um ihreSchönheiten zu verstehen“ (W. G.Schuchow). Jenes Wissen stellt AlfredPauser für den Brückenbau für alle Le-serinnen und Leser mit einer Leichtig-keit zur Verfügung, die zum Lesen undzur Entdeckung der Brückeningenieur-kunst verführen. Prädikat: Besonderswertvoll.

Karl-Eugen Kurrer, Berlin