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Wie alles anfing Die Geburts- stunde der Band schlug bei einer WG-Jam-Session Seite 2 Die ersten Jahre Die Band findet und formiert sich rund um Latin und Salsa. Seite 4 Die große Zeit Viele Festivals, Tourneen und wöchentliche Auftritte. Seite 8 Die Zellteilung Spannungen und Neugier auf musikalische Experimente Seite 12 Die Reunion Das Bedürfnis nach der Musik- „Familie“ führt sie zusammen Seite 14 Die Gegenwart Ohne Druck, mit viel Spaß und Lust auf neue Begegnungen Seite 18 30 Jahre sind für eine Band ein stolzes Alter – aber kein Grund für musikalische Stagna- tion. Im Gegenteil, sagt die bekannte Berli- ner Latin- und Soul-Formation RIFF, und schenkt sich und ihren Fans ein 30-Band- Jahre-Jubiläums-Konzert mit interessanten Gästen und und Begegnungen. Nach drei gemeinsamen Jahrzehnten – ab- gesehen von einer längeren Phase der Zell- teilung in mehrere Seiten-Projekte – kann das gestandene Musiker-Kollektiv RIFF heu- te seine gebündelte musikalische Reife im Wortsinne voll ausspielen und bei Bedarf auch professionelle Musiker einbinden. Be- freit von der Beweislast früher Band-Jahre und neugierig auf neue Stile nutzt RIFF sei- ne wenigen Auftritte zu immer wieder spannenden Kollaborationen. So begeister- te sich im vergangenen Jahr eine proppevol- le Ufa-Fabrik für das Zusammentreffen mit dem Berliner Soul-Chor und wunderbar umgesetzten Soul- und Gospel-Standards. Das Motto des Abends Lautet „RIFF Meets Africa“ Für das große, einmalige Jubiläumskonzert zum 30. Band-Geburtstag ist ein Zusam- mentreffen mit der afrikanischen Griot Mu- sic Company. angesetzt. Und das dürfte weit mehr als die geladenen Fans und Weg- begleiter der Band begeistern. „Wir kennen und schätzen Diop schon lange“, erzählt Wolfram „Wolli“ Brandt. „Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt endlich mal heißt: ‚RIFF meets Africa‘. Wir versprechen uns und dem Publikum einen heissen Abend.“ Afro-Jazz-Fusion Beim einmaligen Jubiläumskonzert trifft RIFF auf die afrikanische Griot Music Company um den Senegalesen Abdourahmane Diop Abdourahmane Diop lebt sein langer Zeit in Berlin. Er spielte unter anderem mit Tony Hurdle (Posaune), Samba Sok (Sänger und Percussionist) sowie Jean- Paul Bourelly (Gitarre), der dem Umfeld von Defunkt und New Yorker Jazzz entwachsen ist ; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976 RIFF ZEITUNG L Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum Oktober 2006

Riff-Zeitung 3. Entwurf - ROZZ Berlin · Flöz in der Nassauischen Strasse in Wilmersdorf. Im März und Oktober 1977 präsen-tierte der sympathische Jazz- und Folk-Keller in der Reihe

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Wie alles anfing

Die Geburts-stunde der Band schlug bei einer WG-Jam-SessionSeite 2

Die ersten Jahre

Die Band findet und formiert sich rund um Latin und Salsa.Seite 4

Die große Zeit

Viele Festivals, Tourneen und wöchentliche Auftritte.Seite 8

Die Zellteilung

Spannungen und Neugier auf musikalische Experimente Seite 12

Die Reunion

Das Bedürfnis nach der Musik-„Familie“ führt sie zusammen Seite 14

Die Gegenwart

Ohne Druck, mit viel Spaß und Lust auf neue Begegnungen Seite 18

30 Jahre sind für eine Band ein stolzes Alter – aber kein Grund für musikalische Stagna-tion. Im Gegenteil, sagt die bekannte Berli-ner Latin- und Soul-Formation RIFF, und schenkt sich und ihren Fans ein 30-Band-Jahre-Jubiläums-Konzert mit interessanten Gästen und und Begegnungen.

Nach drei gemeinsamen Jahrzehnten – ab-gesehen von einer längeren Phase der Zell-teilung in mehrere Seiten-Projekte – kann das gestandene Musiker-Kollektiv RIFF heu-te seine gebündelte musikalische Reife im Wortsinne voll ausspielen und bei Bedarf auch professionelle Musiker einbinden. Be-freit von der Beweislast früher Band-Jahre und neugierig auf neue Stile nutzt RIFF sei-

ne wenigen Auftritte zu immer wieder spannenden Kollaborationen. So begeister-te sich im vergangenen Jahr eine proppevol-le Ufa-Fabrik für das Zusammentreffen mit dem Berliner Soul-Chor und wunderbar umgesetzten Soul- und Gospel-Standards.

Das Motto des Abends Lautet„RIFF Meets Africa“

Für das große, einmalige Jubiläumskonzert zum 30. Band-Geburtstag ist ein Zusam-mentreffen mit der afrikanischen Griot Mu-sic Company. angesetzt. Und das dürfte weit mehr als die geladenen Fans und Weg-begleiter der Band begeistern. „Wir kennen und schätzen Diop schon lange“, erzählt Wolfram „Wolli“ Brandt. „Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt endlich mal heißt: ‚RIFF meets Africa‘. Wir versprechen uns und dem Publikum einen heissen Abend.“

Afro-Jazz-FusionBeim einmaligen Jubiläumskonzert trifft RIFF auf die afrikanische Griot Music Company um den Senegalesen Abdourahmane Diop

Abdourahmane Diop lebt sein langer Zeit in Berlin. Er spielte unter anderem mit Tony Hurdle (Posaune), Samba Sok (Sänger und Percussionist) sowie Jean-

Paul Bourelly (Gitarre), der dem Umfeld von Defunkt und New Yorker Jazzz

entwachsen ist

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976RIFFZEITUNGL Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum Oktober 2006

Ihren Anfang nimmt die Geschichte von RIFF im Sommer 1976. In einem Übungsraum am legendären Paul-Lincke Ufer formen sich Band und musikalische Richtung: Latin-Jazz

Wie bei so vielen Bands beginnt auch die Geschichte von RIFF ziemlich un-spektakulär. Bekannt vom gemeinsamen Arbeiten bei der Bahn, finden sich im Sommer 1976 drei junge Musiker immer wieder zu lockeren Übungsabenden zu-sammen, Geprobt wird in einer WG in der Kreuzberge Großbeerenstrasse. Da ist Platz, da stört es die Nachbarn nicht – das Haus besteht mehrheitlich aus

Wohngemeinschaften, die zu dieser Zeit gerne und viel feierten.

Auch die erste öffentliche Vorführung der geübten Musik - mehr „Session“ als „Gig“ – geht in einer Wohnung über kei-ne Bühne. Dass sich dieses 76er Wohn-zimmerkonzert in sechsköpfiger Beset-zung mal als Geburtsstunde einer Band entpuppen würde, das konnten: Reiner Butzke (Gitarre), Wolfram Brandt (Trom-

pete), Andreas, Bertold (Gitarre), William Strauch (Saxofon), Jürgen Neumann (Philli-korder Heimorgel), und Matthias Fischer (Schlagzeug) damals wirklich nicht ahnen. Doch es machte Musikern und Publikum so viel Spaß, dass sich der Aufbau einer Band geradezu aufdrängte.

Zu den ersten richtigen Bühnen Westber-lins, auf denen RIFF dann stand, gehört das

2 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

V.l.n.r.: Achim Forst

(Fender Rhodes Key-board), Wolfram Brandt (Trompe-

te), Andreas Sämrow (Bass), Kolja Becker (Congas), William Strauch (Saxofon), Bertold

Schramm (Schlagzeug), Reiner Butzke (Jazz-Gitarre)

RIFF

o

ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Auf zu neuen Jazz-Ufern1976 • W

IE ALLES ANFING

F l ö z in der Nassauischen Strasse in Wilmersdorf. Im März und Oktober 1977 präsen-tierte der sympathische Jazz- und Folk-Keller in der Reihe „INTRODUCTIONS“ die junge Latin-Jazz-Truppe. Tatsächlich war RIFF danach in der Berliner Live-Szene gut eingeführt und es konnten weitere Auftritte arrangiert werden.

Bei einem Konzert im schon damals unter Jazzern beliebten und renommierten Quasimodo war RIFF dann 1978 während der Fussball WM zu Gast: Die fegte nicht nur Strassen son-dern auch Clubs leer und RIFF musste sich mit 4 bis 5 Zu-schauern begnügen. „Der Qua-simodo-Chef Giorgio stellte zwar noch einen Fernseher auf seinen Tresen, aber es half nichts, der Laden blieb leer“.

Pech auch bei einem der ersten Engagements ausserhalb Ber-lins. Ausgerechnet an jenem Abend, als RIFF 1978 in Braun-schweig mit Latin-Jazz und -Rock angekündigt war, spielte Santana ebenfalls dort, in der riesigen Stadthalle. Am Ende kamen zu RIFF nur nur 5 Leute und ein Hund. Wau!

Oktober 2006 3

Sie waren jung und wollten kein Geld:Eine der ersten RIFF-Sessions überhaupt: fand Im No-vember 1976 in einer Kreuzberger Wohngemeinschaft statt.

Die Besetzung v.l.n.r.: Reiner Butzke(Gitarre) , Jürgen Neumann (Philicorder), Wolfram Brandt (Trompete), William Strauch (Saxofon), Andreas Sämrow (Bass). Nicht im Bild: Mathias Fischer (Schlagzeug)

Kein TunnelblickRIFF etwa 1977 vor der Hofdurchfahrt zum ersten Übungsraum am Paul-Lincke-Ufer. Die typischen Berliner Gewerbegebäude beherbergten in den 70er Jahren viele be-rühmte Rockbands, wie Lokomotive Kreuz-berg, später Nina Hagen Band, noch später auch Spliff, Morgenrot, Kellox und viele an-dere – so wie auch RIFF.

Stehend v.l.n.r.: Wolfram Brandt (Trompete), Kolja Becker (Congas), Andreas Sämrow (Bass), Reiner Butzke (Jazz-Gitarre), Bertold Schramm (Schlagzeug). Knieend: Achim Forst (Fender Rhodes Keyboard), William Strauch (Saxofon)

Unteres Bild: Wolfram Brandt (Trompete) und William Strauch (Saxofon)

1976 • WIE ALLES ANFING

ten RIFF-Sounds. Und das seit nunmehr 30 Jahren, was schon mal in jeder Hin-sicht als stolze Leistung gelten sollte

„Wir haben uns von Anfang an auch mit der zweiten Bedeutung von ‘Riff‘ identi-fiziert: die Gesteinsformation, an der sich die Wellen brechen, der Fels in der Bran-dung“, erzählen Wolfram Brandt und Andreas Sämrow, Trompete und Bass, Mitbegründer und heute so etwas wie die guten Seelen von RIFF. „Die späten Siebziger waren ja – in ‘Westberlin‘ ganz

Wer beim Begriff „Riff“ an die musikali-sche Kategorie des breiten Mehrklangs denkt, der liegt bei der gleichnamigen Berliner Band RIFF nicht ganz falsch. Ebenso satte wie präzise Bläsersätze sind so etwas wie ihr Markenzeichen, und das über alle von ihr beherrschten Stilarten hinweg, von Latin und Jazz über Soul und Gospel bis zu Funk sowie dem Gemisch aus all dem, früher gern „Fusi-on“ bezeichnet. Mehr noch: die standfes-te Bläsersektion aus viel Blech plus Quer-flöte ist eine tragende Säule des markan-

4 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Der Fluch der Eierpappe:Kreuzberger Übungskeller hatten ihren Preis: Feuchtigkeit! „Die Eier-pappen anzubringen hat uns einige Mühen gekostet“, erinnert sich And-reas „Kaiser“ Sämrow noch genau. „Als wir nach 6 oder 8 Wochen das erste mal wieder in den Übungskel-ler kamen, waren wir schockiert. Die ganzen Eierpappen waren vermo-dert, grün leuchtete der Schimmel aus den Gitarrenkoffer, es roch muf-fig – echt abscheulich.“

Auf dem Foto von links nach rechts: Achim Forst (Fender Rhodes Key-board), Wolfram Brandt (Trompete), William Strauch (Saxofon), Bertold Schramm (Schlagzeug), Kolja Becker (Congas), Andreas Sämrow (Bass), Reiner Butzke (Jazz-Gitarre).

Unten: Ohne die Anarcho-Freaks von Gerhard Seyfried ging damals fast gar nichts, wie dieser ganz frühe

RIFF-Flyer zeigt.

Rein in den Übungsraum und raus in die Clubs. Mit Latin-Jazz findet RIFF seinen Stil – und sein Publikum. Mit dem Wettbewerbs-Gewinn klopft der Durchbruch an $

1976-78 • Die ersten Jahre

„Eine neue Formation stellt sich vor“

besonders – eine Zeit reger politischer Diskussionen und Aktivitä-ten, dem konnte man sich auch als Musiker nicht entziehen. Wir wollten, getreu des Namens, im Meer des Mainstreams für Wirbel sorgen.“

Gegründet 1976 und aus der Taufe gejammt bei einer WG-Party in Kreuzberg, bezog RIFF also stilistisch Position: Die musikalische Liebe galt Salsa und Latin, dem Sound aus Kuba und Nicaragua. Ein bis dahin in Deutschland noch kaum bespieltes Genre, dass zu jener Zeit weniger für Ethno oder Multikulti stand son-dern mehr als ein Solidari-täts-Bekenntnis zu Latein-Amerikas interpretiert wurde. „So spielten wir häufig auf Solidaritäts-festen, 1. Mai-Feiern und so weiter, für die Linke war Latin die politisch korrekte Mucke. Doch Salsa ist nun mal Tanzmu-sik, deswegen platzierte man uns bevor-zugt zu später Stunde, wenn Protestsän-ger und Politrocker durch waren und alle nur noch schwoofen wollten.“

1. Platz Beim 1978er Band-Festival im Quartier Latin

Anlässlich der Weltfestspiele der Jugend, die 1978 in Kuba stattfanden, organisier-te das so genannte Vorbereitungskomi-tee ein grosses Amateur-Band-Festival im renommierten Quartier Latin. Ob-wohl auf dem ungünstigen Startplatz Nummer 1 konnte RIFF Publikum und die Jury überzeugen und holten den 1.

Platz. Gewinn waren Aufnahmen im Studio der Hochschule der Künste . Diese Auf-nahmen wurden für Demotapes be-nutzt. Einzelne Riffies erinnern sich an sehr anstrengende Tage im Studio. Die

entstandenen Aufnahmen sind später auf der ersten RIFF-CD gelandet (die Ende der 90er erschien, siehe Seite 14). Wettbe-werb und Preis machten die Latin-Jazz-Rock-Band bekannt und stärkten ihr musi-kalisches Selbstbewusstsein. Von nun an ging‘s bergauf..

So wurde RIFF dann auch im Quasimodo unter der schönen Überschrift angekündigt: „Eine neue Formation stellt sich vor“.

Oktober 2006 5

Die deutsche Besetzung für das Musical „Hair“:

Peter Walter (gi),

Johannes Theurer (flute),

Andreas Sämrow (Bass), , Jörg Kleine-Tebbe (key),

Bertold Schramm (dr)

Olli Pöschke (perc),), Martin Leutgen (tp), Kolja Becker (Congas),

Wolfram Brandt (tp, trombone)

Ingrid Fricke (Saxofon)

Andrew Lloyd Webber was not amused.

1976-78 • DIE ERSTEN JAHRE

6 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Mittendrin im Jazztablishment

Jede Woche ein Auftritt im Jazzkeller (Foto links), immerhin neben etablier-ten Westebrliner Jazz-Acts wie Ipane-ma, Messengers, Super One Eleven und Salsanco.

Unten im Porträt v.l.n.r.: Olli Pöschke (Percussion), Ingrid Fricke (Saxofon), Bertold Schramm (Schlagzeug),Andreas Sämrow (Bass), Ute Kannen-

berg (Gesang), Kolja Becker (Kongas), Wolfram

Brandt (Trompe-te),

Johannes Theurer

(Querflöte), Jörg Kleine-

Tebbe (Key-boards)

„RIFF is music“Die Latin-Jazz-Rock-Fusion von RIFF kommt an, die Band wird immer häufiger gebucht – und der Bandname zum Markenzeichen für Güte-Musik

;1979-81 • Die Grosse Zeit

Ab 1978 nahm das Band-Geschehen rich-tig Fahrt auf. Nicht mehr Flyer, richtige kleine Plakate wurden von Wolli Brandt handgenudelt. Die Besetzung wuchs. Jörg Kleine-Tebbe, der auch mit seiner anderen Band „Rozz“ Erfolge feierte, stieß 1979 als Keyboarder hinzu.

Auf Einladung des Stadtmagazins Zitty spielte RIFF am 29./30.4.1979 bei ei-nem Konzert in der Taverne am Lüt-zowplatz, dass als ein – damals absolut ty-pisch – politisch-en-gagiertes Fest des „Netzwerk Recherche“ aufgezogen war.

Im Sommer 1979 begann dann ein lange währendes Dauer-Engagement in der Dahlemer Eierschale (Podbielskiallee), immer Sonntags Nachmittags und Mittwochs Abends. Etwa ein Viertel Jahr lang holte sich RIFF so die wichtige Spielpraxis für kommende Highlights. Darunter beispielsweise das Pressefest

der neuen, explizit linken Tageszeitung „Die Neue“, am 9,12,1979 in der „Neuen Welt“ in der Neuköllner Hasenheide (siehe Plakat auf Seite 9).

Eine besonders kuriose Veranstaltung, bei der RIFF dabei war, nannte sich „Rock gegen Arbeitsdienst“. Sie richtete sich gegen die Pläne des damaligen CDU-Bürgermeisters Eberhard Diepgen, in

Westberlin einen Arbeitsdienst als Wehr-dienstersatz einzuführen.

Nach dem eindrucksvollen Konzert im QUARTIER LATIN (am 12.2.1980) mit RIFF Rockport und der Blues Cooperative hatten Diepgens Ideen aber keine Überlebens-chance mehr – sie verschwanden in der Versenkung.

Oktober 2006 7

Man trug Hut. RIFF auf Reisenin Kre-feld, Essen, im Ruhrpott (linkes Bild) sowie in Gallenthin (DDR, unteres Bild).Links v.l.n.r.: Andreas „Steppjacke“ Sämrow, Olli Pöschke, Kolja Becker. Unteres Bild v.l.n.r. (Gallenthin, DDR-): Regina Paschmann (Fan), Hartwig Nicola (Bass), Ute Becker (Vocals), Johannes Theurer (Querflöte), Peter Handke (Schlagzeug), Reiner Butzke (Jazz-Gitarre), William Strauch (Saxofon). Interims-Bestzung bzw. Gastmusiker.

1979-1981 • DIE GROSSE ZEIT

Die Beliebtheit hielt auch 1980 an, RIFF blieb weiterhin sehr aktiv. Am 1.2.1980 trat die Formation im Jazz-Keller am Breitenbachplatz auf, gemeinsam mit „Panzer Lehmann“ und anderen.

Als einer der Höhepunkte dieser Ära ging ein „Wahnsinns-Konzert“ in der Neuen Welt in die Bandgeschichte ein. Unter dem damals populären Motto „Rock ge-gen Rechts“ spielte RIFF am 6.6.1980 vor knüppelvollem Haus, zusammen mit der Reggae-Band Misty Roots.

Am 8.5.80 war RIFF mal wieder im Quar-tier Latin zu Gast, zusammen mit der Sands Family, Syncopators, Sky Hook Answer.

Im Juni 1980 dann erneut ein Auftritt im Rahmen eines Pressefests, diesmal von der linken Tageszeitung „Die Wahrheit“ (am 29.6.1980, siehe Plakat und Gast-spielvertrag auf Seite 11)

Zu den Weggetreuen der Band gehöre in jenen Jahren auch Micky Sauber . „Er war einer der wenigen Mixer, die einen guten Sound produzieren konnten“, erinnert sch Andi Sämrow. „Sauber hatte ein gu-tes Gehör, aber er war auch selbst Musi-ker, hat Saxofon gespielt.“

Aus einer Rezension in „Die Wahrheit“ vom 24.10.1980: „Die Westberliner Grup-pe „RIFF“, mit 13-köpfiger Besetzung schon in halber Big-Band-Stärke, zeigte, dass sie viele aktuelle Musikströmungen in eige-nen Titeln oder Arrangements mitreißend zu verarbeiten versteht. Sonderapplaus gab es nicht nur für die Sängerin, die wa-gemutig Jazzgesang im Solo brachte.“

Am 31.12.1980 gab es eine grosse RIFF-Silvester-Party im Casaleon, Hasenhei-de.. Die Band trat in langen Unterhosen und Nachthemd auf, zusammen mit der türkischen Sängerin Özay; eine wilde, gute Party.

Und dann war da noch diese peinliche Sache mit Alexis Korners Schlagzeuger. RIFF spielte als Vorprogramm zu Alexis Korner in der Taverne am Lützowplatz. Jemand fragte nach einem Schlagzeug-hocker, weil Korners Drummer seinen

vergessen hatte. Wolli sagte OK, aber Bertold meinte: „Hoffentlich geht das gut“, weil der Hocker schon wackelig und nur mit einem rostigen Nagel fixiert war.“. Der Drummer von Korner war aber ein 200-Kilo-Mann und ist dann prompt mit dem Hocker zusammengebrochen –

so musste das Teil neu fixiert werden. Die Sache ging aber ohne Verletzungen ab.

8 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Plakatvorlage von 1979:

Johannes Theurer (Querflöte), Kolja Becker (Congas), Andreas Sämrow (Bass),

Wolfram Brandt (Trompete, Ventilposaune), Olli Pöschke (Percussion, Hyperventilator), Ingrid Fricke (Saxofon), Peter Walter (Gitarre),

Martin Leutgen (Trompete),

Bertold Schramm (Schlagzeug), Jörg Kleine-Tebbe (Keyboards)

Oktober 2006 9

Endlich: RIFF hinter Gittern!

1979-1981 • DIE GROSSE ZEIT

10 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Oktober 2006 11

1979-1981 • DIE GROSSE ZEIT

„Ich bin aber irgendwann aus der Band gegangen, als es mir persönlich zu pro-fessionell wurde, das hat zu viel Zeit ge-bunden, das hätte zu wenig Platz für Beruf, Familie und anderes gelassen. Es gab dieses Spannungs-Verhältnis zwi-schen Freizeit und Professionalismus. Durch Live-Auftritte, Tourneen“, erzählt Kolja Becker.. Und Andreas Sämrow er-gänzt: „RIFF war immer ein Vabanque-Spiel zwischen Profimusiker werden Amateur bleiben . Doch der Spaß sollte immer im Vordergrund stehen.“ Auch für Wolli Brand war der Grund des Ausstiegs, dass es professioneller werden sollte, anspruchsvollere Arrangements, eigene Stücke. Er ging dann zur Band „IG Blech“, Sämrow zur Latin-Band „Bugalú“, er wollte mehr Salsa und Latin spielen.

Johannes Theurer:„ Ich war damals sehr empört: Warum muss man diese Gruppe schlachten, wenn man eine neue Gruppe machen will? Genau daran ist RIFF – naja – nicht zerbrochen, wie sich heute zeigt, sondern vorübergehend einge-schlafen.“

Gleichwohl entwickelte sich aus den Trennungen auch Neues, es war wie eine Zellteilung. Und zwar in die drei Bands RIFF (II), UteKaBand und Pat A Cake, die jeweils mit RIFF-Musikern partiell be-setzt waren. Es entstanden dann Auf-nahmen von allen drei Bands und Ute Kannenberg hat dies alles geklammert. Daraus entstand dann 1993 eine CD.

1983 kam Saxofonist Wolfgang Litty aus den USA zurück und ist dann bei UteKa-Band eingestiegen, und dann kam auch Marliese dazu, die mit Wolli bei IG Blech

spielte. Dennoch blieben die meisten musikalisch aktiv. Die UteKaBand und Pat A Cake spielten experimenteller und komplizierter, manche nannten es einen „Akrobatischen Avantgarde-Jazz.“ Pat A Cake war an Hörspielen beteiligt, Bugalú und IG Blech waren häufig bei Strassen-/Festen und in den Clubs zu sehen. Und alte Kontakte blieben auch bestehen.

Beim Rixdorfer Strassenfest (1981) bei-spielsweise schlüpfte Andreas Sämrow in die Rolle des Mixers und machte das erste Mal Tontechnik für RIFF, obwohl er zu dieser Zeit nicht als Musiker dabei war.

Zu RIFF II gehörten im Stamm Johannes Theurer, Ute Kannenberg, Eberhard Flö-ter, Wolfgang Grönlund, Olli Pöschke.

Bei der 1996er „UteKaBand“ fanden sich vom RIFF-Stamm nur noch Wolfgang Litty und Ute Kannenberg, auch musika-lisch war es sehr weit weg vom RIFF-Sound, eher musiktheoretisch. Im Jahr 2000 nahm UteKaBand eine CD mit Paul Bowles auf.

Kolja Becker nennt diese Phase die „Ret-tungsanker-Phase“: In unterschiedlichen Projekten und Stilen retteten sich viele Band-Mitglieder über den Verlust von RIFF. Es war die Phase der Umorientie-rung, die eine Band wie RIFF offenbar brauchte, weshalb auch der Begriff des „Beziehungsurlaubs geprägt wurde.

„Gemischtes Gewühle“Auszüge einer Rezension eines RIFF-Kon-zerts im Quasimodo, erschienen in der taz vom 21.6.1988, Autor: Wiglaf Droste„ … Zunächst arbeitete sich der Schlagzeuger mit einem dunkel bollernden Groove warm. Uli Moritz spielt wie in einem Kugellager, läs-sig dreht er sich die Rhythmen aus den Fin-gern, kreiselt, knallt einen Abschlag dazwi-schen, tupft einen Akzent hinein und rührt unbeirrbar in den Trommeln. Bernd Kegel wirft seine whockadi whockadi-Gitarre dazu, der Posaunist läßt uns hören, daß er Herrn Anderson von den Slickaphonics tüchtig nacheifert, und auch die Restbläser bemühen sich um pulsierenden Straßenlärm. Der Key-boarder, der mit dem Beisteuern modernerer Geräusche die Tondichte erhöhte, geriet da-rüber in eine derartige Begeisterung, daß er uns den Rest des Abends sein Gebiß vorzeigte. … Der im Bläsersatz befindliche und dort akus-tisch eher untergehende Flötist Johannes Theurer verschaffte sich anders Gehör und trug etwas Aufgeschriebenes vom Blatt vor. Asien für Anfänger, die Sinnfrage und Bett-zeug, Schraubenschlüssel nehmen und Bier kaltstellen, Einblicke in die Narreteien des alternativen Lebens, kurz, knapp, pointiert, nicht unähnlich den schönen Geschichten, die die Herren Kunze und Maurenbrecher, als sie sich noch nicht irrtümlich für Rockstars hiel-ten, zu erzählen hatten.Geschichten erzählt auch die Sängerin Ute Kannenberg, an diesem Abend mit angekleb-tem Schnurrbart, Käppi und Blaumann, damit kokettierend, daß man sie, egal ob man sie nun für eine Frau oder für einen Mann hält, in jedem Fall sehr angenehm findet (androjühn sacht man ooch); Frau Kannenberg berichtet

12 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Ab 1981/82 entwickelte sich die Band auseinander. Unterschiedliche Auffassungen, Neugier auf musikalische Exkursionen und berufliche Veränderungen führen zu neuen Projekten

N1981-1999 • Die Zellteilung

Beziehungsurlaub

mit mal rauchiger, dann wieder sehr mü-helos die Höhen erklimmender Stimme von einem nächtlichen Rundgang durch die Stadt, die Band schnippt dazu mit den Fingern, Gitarrist Kegel drückt die Sustain-Taste, hallt schräge Akkorde, und Tromm-ler Moritz paukt und schlegelt auf sein Equipment ein, eine Moon over Bourbon Street-Ballade, die Verzweiflung in Stil eingießt.Später geht es dann noch etwas ethnisch, etwas popig, etwas funkig zu, mischma-schmischmaschmischmasch macht RIFF, was der Band manchmal den etwas zwei-felhaften Charme einer Wohngemein-schaft beschert, von dem sie sich aber immer wieder durch vehementes Dazwi-schendreschen ihrer einzelnen Mitglieder befreit. Joachim Litty ficht mit seinem Saxophon diverse existentielle Kämpfe aus, das klingt wie Truckerhupe oder schreit und kratzt und spuckt; von seinem Kollegen ist derartiges leider nicht zu be-richten, man kann ihm nur zurufen: Char-lie Parker hätte nie rote Hosenträger an-gezogen.Und auch nicht - mit voller Absicht! - an den rechten Fuß eine schwarze und an den linken Fuß eine weiße Socke wie Herr T h e u r e r, a b e r e g a l , d a s S a x o p h o n quietscht gerade so schön im höchsten Diskant, Frau Kannenberg unisono mit, ein junger Mensch mit Brotschuhen an den Füßen wackelt verzückt mit dem Kopf und hat damit ausnahmsweise recht. "Es ist mein Gummibaum in dir", spricht der Flö-ter, die Band saust durch diverse Stile, so leicht und wie hingeworfen, wie das nur mit sehr viel Arbeit möglich ist. … “

Oktober 2006 13

Dokument der „Rettungsankerphase“: Auf der 1993 veröffentlichten CD finden sich Auf-nahmen der „UteKaBand“, „RIFF“ und „Pat A Cake“. In allen drei Formationen spielten RIFF-Miusiker mit, die gemeinsame Klammer bildete in gewisser Weise Ute Kanneberg.

1981-1999 • DIE ZELLTEILUNG

Die Reunion von RIFF resultierte vor al-lem aus dem von vielen verspürten Be-dürfnis nach der Wärme, der Familie: Auch das Reden, Essen gemeinsam sein, vor allem aber das Harmonie-Gefühl beim gemeinsamen Musizieren, das ist der Spaß, die Bedeutung der Band.

1999 hat RIFF also wieder richtig zu-sammengefunden, obwohl ja nie richtig getrennt Wolli Brandt und Andi Sämrow haben sich getroffen, alte Aufnahmen gehört, sondiert und dann über eine „Revival“-CD nachgedacht. Kurz darauf organisierten sie den Revival-Gig im Flöz, trommelten Musiker zusammen. Mit dem Konzert am 9.12.2000 war dann

die Band wieder zusammen. Zwar bleibt es auf Grund der beruflichen Verpflichtungen der Musiker schwierig, das Band-Leben zu organisieren, aber rund 2 Gigs pro Jahr. kommen zustande. Etwa 2002 und 2003 im Atalante, (14.12.2002, 29.11.2003). Und der Spielspaß, dieses gute RIFF-Feeling, ist für alle sofort wieder da, trotz – oder gerade wegen des musikalischen Anspruchs.

14 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

Links oben: Die allererste RIFF-CD: „1976-81“, ein Zusammen-schnitt der besten Aufnahmen aus Übungsraum und von Live-Aufttritten , erschienen 1999

Gespräche und Musik im neuen Übungsraum.

Links im Uhrzeigersinn: Andreas Sämrow und Wolli Brand, die anmit der Idee zur Revival-CD die Band wieder zusammenbrach-ten.

Ute Kanneberg, mit viel Freude wieder dabei.

Neu dabei: Sam Sämrow, Bernd Kegel (beide Gitarre)

Nachdenklich, aber das RIFF-Feeling wieder spürend: Kolja Becker

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Ende der 90er sammelt sich die „Familie“ zur dritten Band-Lebensphase. Und es war sofort wieder da, dieses gute RIFF-Feeling

1999 • Die Reunion

Wieder zusammen

Wer die Strukturen von Salsa- und Jazz-Stücken kennt, mit ihren ausgefeilten, polyrhythmische Groove-, Bläser- und Gesangs-Arrangements, der weiss, wie viel Arbeit das im Übungsraum macht. RIFF suchte zudem die Symbiose mit Jazz, Soul, Rock und eben „Fusion“. Ihr Repertoire, bis heute mehrheitlich Co-verversionen, ist stets eine wohlfeile Auslese exzellenter Komponisten, von Tito Puente und Santana über Hiram Bullock und John Handy bis hin zu Tower of Power.

Doch RIFF hatte über all die Jahrzehnte stets viel zu viele gute Musiker an Bord, als dass diese aus den Adaptionen nicht veritable Interpretationen mit eigener musikalischer Handschrift entwickelt hätten: leichtfüßig, augenzwinkernd und entspannt., „riffig“ relaxt.

Gleichwohl versteht sich die mitunter 15-köpfig auflaufende Band, die von Beginn an als Kollektiv funktionierte, in ihrer Textauswahl nicht als völlig unpolitisch. Wenn Sängerin Ute Kannenberg die Groove-Teppiche etwa mit dem Rezitie-ren literarischer Texte kombiniert, ver-leiht das dem satten, treibenden Sound eine zusätzliche Kraft. Dogmatisch war RIFF jedoch nie, viel lieber sympathisch selbstironisch.

Oktober 2006 15

Atalante 2003 Links oben: Marliese Son-dermann (Posaune), daneben: Julia Nolte (Vocals), Christian Krille (Trompete), Wolf-ram Brandt (Trompete). Mitte: Olli Pöschke (Percussion),

Atalante 2003: Das RIFF-Gebläse in voller Fahrt: Johannes Theurer (Querflöte), Joachim Litty (Saxofon), Gianni Sievers (Saxofon), Wolfram Brandt (Trompete), Christian Krille (Trompete), Marliese Sondermann (Posaune). Daneben: Ute Kanneberg (Vocals), Olli Pöschke (Percussion)

1999 • DIE REUNION

„Heute ist RIFF viel lockerer, weil wir heute viel besser mit der Nicht-Professi-onalität umgehen können“, sagt Kolja Becker. „Damals ist man verkrampfter gewesen, heute lockerer, aber deswegen von den musikalischen Ansprüchen und Attitüden nicht unprofessioneller, man muss es aber keinem mehr beweisen. Ich will nicht sagen, es ist eine Familie, aber es ist unheimlich schön mit vertrauten

Leuten Musik zu machen. Die Band-Tref-fen sind auch immer social Events, es gibt gute Gespräche, das ist nett, das macht Spaß.

Auch geografisch rückte die Band wieder näher zusammen. Momentan ist nur Schlagzeuger Bertold Schramm ausser-halb Berlins beheimatet, kommt aber immer gerne nach Berlin.

Zu einem Nebenprojekt entwickelte sich „RIFF Light“. Hierbei spielt die Stammbeset-zung aus Bass, Gitarre, Schlagzeug, Trompe-te und Saxofon, jeweils mit anderen zu-sammen..

Gut so. Denn so kann es auch in den kommenden Jahren heissen:

„RIFF is music“

16 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

RIFF ZEITUNG

; LATIN JAZZ ROCK • SEIT 1976

Wasserturm Kreuzberg 2003: Johannes Theurer (Querflöte), Marliese Sondermann (Posaune), Jörg Kleine-Tebbe (Keyboards), Wolfram Brandt (Trompete), Jotham Bleiberg (Trompete), Bernd Kegel (Gitarre), Hinnrich Beermann (Saxofon), Andreas Sämrow (Bass), sich verbeugend: Ute Kan-nenberg (Vocals), Kolja Becker (Congas), Bertold Schramm (Schlagzeig), Ansgar Eckes (Schlagzeug)

Seit der Reunion ist RIFF wieder regelmäßig auf den Bühnen der Stadt zu sehen und begeistert ein zunehmend breiteres PublikumC

2000- ... • Die Gegenwart

Ganz entspannt

Oktober 2006 17

Bergmannstrassenfest 2006: Oben links, das RIFF-Gebläse: Marliese Sondermann (Posaune), Wolfram Brandt (Trompete), Christian Krille (Tropmete), Schorsch Pfister (Saxofon). Rechts von oben: Wolfgang Litty, Ansgar Eckes, Kolja Becker; Links von links: Sam Sämrow, Jörg Kleine-Tebbe, Wolfram Brandt

2000 - … • DIE GEGENWART

RIFF gehören zu den wenigen Berliner oder gar deutschen Bands, die an die Sound-Güte von Tower of Power oder der Average White Band Berlins herankom-men. Mit ihrem formidablen Auftritt in der Ufa-Fabrik haben sie ihr musikali-sches Niveau, ihr handwerkliches Kön-nen und ihren unwiderstehlichen Spirit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Gewiss erreichen RIFF als Amateur-band nicht allerhöchsten professio-nellen Standard. Doch gerade weil die derzeit 12-köpfige Band in Makrozy-klen üben und agieren muss, sind ihre raren Auftritte wohl auch für die Be-teiligten echte Höhepunkte, die sie mit Spielfreude und viel Soulfulness ausleben – sehr zur Freude des Publi-kums. Zu gute kommt ihnen dabei, dass der harte Kern nunmehr – von einigen Besetzungswechseln abgese-hen – schon 28 Jahre zusammen spielt.

So war das musikalische Verständnis am Sonnabend so gut wie lange nicht mehr, der typische RIFF-Flow hat sich spätestens ab dem dritten Lied einge-stellt und bis zur Zugabe prächtig gehalten. Der sechsstimmige Bläser-satz hatte Biss und Präsenz, die Rhythmus-Sektion war der munter aufspielende Groove-Fels in der Soli-

Brandung und auch die Jazz-geschulte Sänge-rin Ute Kannenberg zeigte sich in guter Form, rappte sogar sehr luftig und mach-te ihre Sache gerade im Zusammensing mit dem Berliner Soulchor ganz wun-derbar.

Überhaupt der Soulchor: Dem diesmal mit rund 60 Stimmen auftretenden Klang-Ereignis gelang es, den Theatersaal der Ufa-Fabrik umgehend zu gospelchurchi-sieren. Zusammen mit dem Rhythm-and-Brass-Kern von RIFF bekamen die ohnehin sehr funkigen Chor-Arran-gements von Soul-Klassikern, wie „Son of a preacher man“ (Aretha Franklin) oder „Signed, sealed, deli-vered, I'm yours“ (Stevie Wonder) noch mehr Druck; nur den Solo-Gesängen fehlte es an Energie – da waren Unsi-cherheit und Rest-Viren im Spiel. Schwamm drüber, denn alleine die Version des Tower of Power-Fetzers „Soul with a capital S“ liess endgültig das Dach brennen: 60 Stimmen, sechs Bläser und eine entfesselte Rhyth-mus-Sektion – an diesem Sound hät-

ten wohl auch die ein paar Tage zuvor in Berlin gastierenden Kalifornier selbst ihre Freude gehabt. Irre!!

Schmerzlich vermisst habe ich am Ende einzig den RIFF-„Klassiker „Hard Work“ (eigentlich von John Handy, aber von RIFF als Ode auf hart arbeitende Industriear-beiter und Ruf gegen deren Ausbeutung umgemünzt). Doch da RIFF im Jahr 2005 so funky drauf ist, wie lange nicht – zu Lasten ihrer Salsa-Seite, die diesmal kaum zur Geltung kam – gibt es nichts zu monieren.

Henry Steinhau

18 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

Berliner Soulchor Das Zusammentreffen mit RIFF war ein Höhepunkt

der besonderen Art

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BassAndreas Sämrow (auch sound engin.)Hartwig NicolaWolfgang Grönlund

BläserWolfram „Wolli“ Brandt (tp)Martin Leutgen (tp, flh)Bernhard Köllner † (tb)Marliese Sondermann (tb)William Strauch (sax)Ingrid Fricke (sax)Ursula Nicholson (sax)Felix Fehlberg (sax)Bernd Dallmann (sax)Achim Litty (sax)Jotham Bleiberg (tp)Philip Sindy (tp)Christian Krille (sax)Schorsch Pfister (sax)Johannes „Johnny“ Theurer (fl)

GesangUte KannenbergUte Becker Julia Nolte

GitarreRainer ButzkeMartin HänselEberhard „Ebi“ Flöter Peter WalterBernd Kegel

KeyboardsJörg Kleine-Tebbe (Fender Rhodes, Moog)Jürgen Neumann (Philikorder)Peter Haas (Fender Rhodes, Moog)Achim Forst (Fender Rhodes)Gerd Grupe (Fender Rhodes)

SchlagzeugBertold Schramm (auch git, arr, comp)Ansgar Eckes

PercussionOlli PöschkeKolja Becker

Oktober 2006 19

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1976-2006 • DIE MUSIKER/INNEN

DankeschönsRIFF sagt Danke an alle Musikerinnen und Musiker, die in den vergangenen 30 Jahren dabei waren; an alle Veran-stalter, Bühnen- und Studio-Techni-ker, Mixer, Roadies,die unsere Musik möglich machten.

Danke ans Publikum, an die treuen Fans , Faninnen und Groupies; an alle Freunde, Förderer und Unterstützer der Band.

Weiter so!

ImpressumHerausgeber:RIFF ℅ Wolfram Brandt (V..i.S.d.P.)Großbeerenstrasse 78a, 10963 Berlin-Kreuzberg

Layout & Schlußredaktion:hest ;-) RedaktionsbüroHenry Steinhau, www.hest.de

Druck:RIFF-Druck

20 Sonderausgabe zum 30-jährigen Band-Jubiläum

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IMPRESSUM

Die RIFF-Zeitung-Redaktion: Andreas Sämrow, Wolfram Brandt, Henry Steinhau

In Erinnerung an Bernard Köllner,† Posaunist bei RIFF in den Jahren 1978-

1980. Nach schwerer Krankheit starb er 1980, viel zu früh,

im Alter von 28 Jahren.