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Rundbrief Dezember 2015 Weihnachten ist in Polen das größte Fest im ganzen Jahr. Die Familien feiern gemeinsam, man geht zur Kirche und pflegt viele alte Weihnachtsbräuche. Auch im Maximilian-Kolbe- Werk gibt es eine nicht mehr wegzudenkende Tra- dition: In den Wochen vor dem Fest besuchen pol- nische Ehrenamtliche und junge Freiwillige aus Deutschland über 2300 alte, kranke und einsame KZ- und Ghettoüberle- bende zu Hause in ihren Wohnungen. Viele von ihnen freuen sich bereits lange vorher auf diesen Besuch zur Weihnachtszeit. Das Maximilian-Kolbe-Werk wird auch Herrn Wojciech Drewniak in Sokolka im äußersten Nordosten Polens nahe der Grenze zu Weiß- russland besuchen. Der 93- Jährige überlebte die Kon- zentrationslager Auschwitz und Groß-Rosen. Nach dem Krieg ging sein Leidensweg unter der kommu- nistischen Regierung Polens weiter. Trotz allem, was er erlebt hat, zieht er im hohen Alter eine positive Bilanz: „Ich hatte das Glück immer auf meiner Seite – auch wenn mein Leben oft sehr schwer war.“ Mit 17 Jahren in den Krieg Wojciech Drewniak wird am 16. April 1922 in Wadowice in der Rote Armee im Osten aufhalten“, erzählt Wojciech Drewniak. Nach der Niederlage hilft er polnischen Offizieren und polnischen Regierungsmitgliedern bei der Flucht nach Frankreich, damit sie den Nazis entge- hen. Er schleust Hunderte Menschen über die Grenze nach Ungarn. Dann kam der 15. März 1940. „An die- sem Tag lief alles schief, ich flog auf, wurde verhaftet und kam ins Gefängnis Nowy Sacz, später nach Tarnow.“ Mit dem ersten Transport aus Tarnow wird er am 14. Juni 1940 mit weiteren 727 politischen Gefangenen ins neuerrich- tete Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Sie erhielten die Häftlingsnum- mern 31 bis 759. Auschwitz-Häftling 415 „Niemand wusste, was uns erwartet. Doch Peitschen- schläge machten uns klar, wo wir uns befinden“, erinnert er sich heute. Er bekam die Häftlings- nummer 415. Arbeiten muss er zunächst in der Tischlerei, später in einem deutschen Ausrüstungs- werk, das beim KZ Auschwitz ein Außenlager betreibt. Er erkrankt an Typhus, überlebt und wird dem Kommando zugewiesen, das weni- ge Kilometer vom Stammlager entfernt die Baracken für das Vernichtungslager Auschwitz-Bir- kenau zu bauen hat. Bis November Das Maximilian-Kolbe-Werk besucht zu Weihnachten alte und kranke KZ-Überlebende, darunter Wojciech Drewniak, der mit dem ersten Transport nach Auschwitz kam Die Hand reichen Nähe von Krakau geboren. Dort besucht er die gleiche Schule wie Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II. Gemeinsam sind die Buben Ministranten in der Kirche. Mit 17 Jahren macht Wojciech sein Abitur und muss gleich danach zum Militär: Der Krieg hat begonnen. Während im Westen Polens die deutsche Wehr- macht eindringt, kämpft der Junge mit seinen Kameraden ab Septem- ber 1939 gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen im Osten Polens. „Die polnische Armee konnte nicht die Wehrmacht im Westen und die Wojciech Drewniak und seine Frau Ewa Maximilian-Kolbe-Werk Hilfe für die Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos

Rundbrief DEZ 2015 24.11.15 12:47 Seite 1 Maximilian-Kolbe ... · zu mir. Das ist für mich das schönste Weihnachtsgeschenk.“ Das Sozialmedizinische Zentrum des Maximilian-Kolbe-Werks

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Rundbrief Dezember 2015

Weihnachten ist in Polen das größte Fest im ganzen Jahr. DieFamilien feiern gemeinsam, mangeht zur Kirche und pflegtviele alte Weihnachtsbräuche.

Auch im Maximilian-Kolbe-Werk gibt es eine nichtmehr wegzudenkende Tra-dition: In den Wochen vordem Fest besuchen pol-nische Ehrenamtliche undjunge Freiwillige ausDeutschland über 2300alte, kranke und einsameKZ- und Ghettoüberle-bende zu Hause in ihrenWohnungen. Viele vonihnen freuen sich bereitslange vorher auf diesenBesuch zur Weihnachtszeit.

Das Maximilian-Kolbe-Werkwird auch Herrn WojciechDrewniak in Sokolka imäußersten Nordosten Polensnahe der Grenze zu Weiß-russland besuchen. Der 93-Jährige überlebte die Kon-zentrationslager Auschwitz undGroß-Rosen. Nach dem Krieg gingsein Leidensweg unter der kommu-nistischen Regierung Polens weiter.Trotz allem, was er erlebt hat, ziehter im hohen Alter eine positiveBilanz: „Ich hatte das Glück immerauf meiner Seite – auch wenn meinLeben oft sehr schwer war.“

Mit 17 Jahren in den Krieg

Wojciech Drewniak wird am 16.April 1922 in Wadowice in der

Rote Armee im Osten aufhalten“,erzählt Wojciech Drewniak. Nachder Niederlage hilft er polnischen

Offizieren und polnischenRegierungsmitgliedern beider Flucht nach Frankreich,damit sie den Nazis entge-hen. Er schleust HunderteMenschen über die Grenzenach Ungarn. Dann kamder 15. März 1940. „An die-sem Tag lief alles schief, ichflog auf, wurde verhaftetund kam ins GefängnisNowy Sacz, später nachTarnow.“ Mit dem erstenTransport aus Tarnow wirder am 14. Juni 1940 mitweiteren 727 politischenGefangenen ins neuerrich-tete KonzentrationslagerAuschwitz deportiert. Sieerhielten die Häftlingsnum-mern 31 bis 759.

Auschwitz-Häftling 415

„Niemand wusste, was unserwartet. Doch Peitschen-schläge machten uns klar, wo

wir uns befinden“, erinnert er sichheute. Er bekam die Häftlings-nummer 415. Arbeiten muss erzunächst in der Tischlerei, späterin einem deutschen Ausrüstungs-werk, das beim KZ Auschwitz einAußenlager betreibt. Er erkranktan Typhus, überlebt und wird demKommando zugewiesen, das weni-ge Kilometer vom Stammlager entfernt die Baracken für dasVernichtungslager Auschwitz-Bir-kenau zu bauen hat. Bis November

Das Maximilian-Kolbe-Werk besucht zu Weihnachten alte und kranke KZ-Überlebende, darunter Wojciech Drewniak,

der mit dem ersten Transport nach Auschwitz kam

Die Hand reichen

Nähe von Krakau geboren. Dortbesucht er die gleiche Schule wieKarol Wojtyla, der spätere PapstJohannes Paul II. Gemeinsam sind

die Buben Ministranten in derKirche. Mit 17 Jahren machtWojciech sein Abitur und mussgleich danach zum Militär: DerKrieg hat begonnen. Während imWesten Polens die deutsche Wehr-macht eindringt, kämpft der Jungemit seinen Kameraden ab Septem-ber 1939 gegen den Einmarsch dersowjetischen Truppen im OstenPolens.

„Die polnische Armee konnte nichtdie Wehrmacht im Westen und die

WojciechDrewniak und seine Frau Ewa

Maximilian-Kolbe-WerkHilfe für die Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos

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(Fortsetzung von Seite 1)

1944 bleibt er in Auschwitz inhaf-tiert, dann wird er in das Konzen-trationslager Groß-Rosen verlegt.

Gehörte Wojciech Drewniak zu denersten Häftlingen des KZ-Au-schwitz, so war er schließlich unterden letzten, die im Frühjahr 1945befreit wurden. Schwer krankkehrt er nach über fünf JahrenHaft nach Hause zurück.

Zum Tode verurteilt

Im nun kommunistischen Polenwerden die Mitglieder der soge-nannten Polnischen Heimatarmee,die während der deutschenBesatzung für ein freies und unab-hängiges Polen kämpften, erneutverfolgt. Wieder organisiertWojciech Drewniak die Flucht vonMenschen, die diesmal von denkommunistischen Machthabernbedroht werden. Er wird aufge-spürt und im März 1946 von einempolnischen Militärbezirksgerichtzum Tode verurteilt. Die Strafewird in eine zehnjährige Freiheits-strafe umgewandelt. Fünf Jahredavon bleibt Wojciech im Gefäng-nis, dann wird er, allerdings ohne

Bürgerrechte und vom Sicherheits-dienst beobachtet, entlassen.

Wojciech Drewniak schlägt sich mitHilfsarbeiten durch. Erst als erseine Bürgerrechte wieder erhält,kann er am Institut für Holztech-nologie in Poznan studieren undarbeitet später in einer holzverar-beitenden Firma. Er engagiert sichin den Vereinen für ehemalige KZ-Häftlinge. Bis heute besteht unterden letzten noch Lebenden desersten Transports nach Auschwitzeine starke emotionale Bindung.„Zwischen uns gibt es große So-lidarität und tiefe Freundschaften.“

Heute auf Hilfe angewiesen

Über 75 Jahre sind seit jenemersten Transport nach Auschwitzvergangen. Wojciech Drewniak istnachdenklich: „Es war nicht immerleicht, ein Überlebender zu sein.Oft habe ich mich gefragt, warumausgerechnet ich es geschafft habeund viele andere nicht.“

Seit längerer Zeit kannHerr Drewniak seineWohnung nicht mehr

verlassen. Er ist geistig hellwach,aber seine Beine sind gelähmt, erist blind und hört nur nochschlecht. Seine Frau steht ihm zurSeite, so gut sie nur kann, doch sieist selbst krank. Sie schafft es nichtmehr alleine, ihn vom Bett in denRollstuhl zu setzen. Deshalb sindsie auf fremde Hilfe angewiesen.Das Maximilian-Kolbe-Werk leistetfür den 93-Jährigen finanzielleUnterstützung für die häuslichePflege.

Jetzt aber freut sich WojciechDrewniak ganz besonders auf denpersönlichen Besuch der Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter desMaximilian-Kolbe-Werks zu Weih-nachten:

„Ich kann nicht mehrlaufen, aber Ihr kommt

zu mir. Das ist für mich das schönste

Weihnachtsgeschenk.“

Das Sozialmedizinische Zentrum des Maximilian-Kolbe-Werks in Lodz versorgt das ganze Jahr hindurch hilfs- undpflegebedürftige KZ- und Ghettoüberlebende in ganz Polenmit medizinischen Hilfsmitteln aus der eigens dafür einge-richteten Ausleihstation. Auf diese Weise stehen permanentRollstühle, Gehhilfen, medizinische Geräte sowie spezielleMatratzen und Salben gegen Wundliegen zur Verfügung.

Nicht nur zu Weihnachten…

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Wertsachen abgenommen. Einzelntreten die Gefangenen auf demBahnsteig vor den Lagerarzt, dersie mustert, die Arbeitstauglichkeitprüft und mit einem Fingerzeig inzwei Gruppen einteilt.

Leon wird von seinen Angehörigengetrennt. Die Schwestern verliert eraus den Augen. Seine Mutter siehter nie wieder: Sie wird kurz nachder Ankunft im Lager vergast. Vonnun an schottet sich der jüdischeJunge ab, kommuniziert kaumnoch mit jemandem. Er wird psy-chisch krank. Aber das begreift ererst Jahre später. Eine Odysseedurch mehrere Konzentrationslagerbeginnt. Nach Auschwitz-Birkenaukommt er in ein Außenlager desKZ Groß-Rosen, später folgen dieLager Flossenbürg und Natzweiler-Struthof.

Das Leben danach

Durch französische Truppen wirder am 21. April 1945 in der Nähevon Donaueschingen befreit. FünfJahre, sieben Monate und dreiWochen hatte er gehungert. Bei der

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„Das Schlimmste ist das Vergessen“

Der polnische Jude Dr. LeonWeintraub hat vier Konzentra-tionslager überlebt. Regelmäßigberichtet er vor jungen Menschenüber seine Erfahrungen aus dieserZeit. Für seine Arbeit als Zeitzeugewurde er mit dem Bundesverdienst-kreuz ausgezeichnet. Seine Bot-schaft an junge Menschen lautetimmer wieder: „Das Schlimmste istdas Vergessen. Nur wenn dieErinnerung an das Geschehenelebendig gehalten wird, ist dies eineGewähr dafür, dass so etwas niewieder vorkommt.“

Im Oktober sprach Dr. LeonWeintraub auf Einladung desMaximilian-Kolbe-Werks im vollbe-setzten Hörsaal vor Studentinnenund Studenten an der UniversitätFreiburg und besuchte zusätzlichmehrere Schulen in Stadt undUmland.

Sechs Jahre Odyssee durch Ghetto undKonzentrationslager

Winter 1939. Familie Weintraub,darunter der 13-jährige Leon, wirdin das Ghetto Litzmannstadtzwangsumgesiedelt. Für mehr alsvier Jahre ist es für die Familie dasZuhause. Sie müssen wie alle Judenden gelben Stern tragen. Im August1944 wird Leon mit seiner Mutterund den Schwestern im Zuge derLiquidierung des Ghettos nachAuschwitz-Birkenau deportiert. Alssie ankommen, werden ihnen alle

Dr. Leon Weintraub im Gespräch mit Studentinnen

Leon Weintraub

Befreiung war er schwach, woggerade noch 35 Kilogramm.Zunächst kommt er in eine Klinik,danach in ein französisches Sana-torium auf der BodenseeinselReichenau. Durch Zufall findet erseine drei Schwestern wieder.

Leon Weintraub bleibt in Deutsch-land. Er studiert Medizin an derUniversität Göttingen und wirdschließlich Frauenarzt. Er heiratetKatja Hof, eine deutsche Intel-lektuelle, die Bücher des polni-schen Kinderarzt Janusz Korczakins Deutsche übersetzt. Der ersteSohn der Weintraubs wird geboren,die Familie kehrt nach Polenzurück. Zwei weitere Söhne folgen.Leon Weintraub arbeitet in einerFrauenklinik in Warschau und pro-moviert 1966. Drei Jahre späterverliert er in Folge des zunehmen-den Antisemitismus in Polen seineAnstellung als Oberarzt. Daraufhinwandert er mit seiner Familie indas neutrale Schweden aus. Heutelebt Dr. Leon Weintraub mit seinerzweiten Frau Evamaria in derschwedischen Hauptstadt Stock-holm.

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• Weihnachtsaktion 2015 • Projekte des Maximilian-Kolbe-Werkes •

Hausbesuche bei Kranken

„Ich habe heute das schöneGeschenk mit den Weihnachts-wünschen von Ihnen erhalten.Danke sehr für das Gedächtnis füruns noch lebende ehemaligeHäftlinge.“ So wie Frau HelenaNiwinska aus Polen, sie ist imSommer 100 Jahre alt gewordenund ist eine der letzten Überleben-den des Mädchenorchesters vonAuschwitz, sind alle KZ- undGhettoüberlebenden dankbar fürdie kleine Aufmerksamkeit, die sievom Maximilian-Kolbe-Werk zuWeihnachten erhalten. Auch in die-sem Jahr nehmen sich unsere pol-nischen Ehrenamtlichen, die jun-gen Freiwilligen und vieleHelferinnen und Helfer viel Zeit,um rund 2.300 KZ- undGhettoüberlebende zu besuchen.Spendenziel: 29.000 Euro.

Weihnachten inGemeinschaft in Polen

Auch in diesem Jahr möchten wir125 alleinstehenden und einsamenÜberlebenden eine Freude machen.Wir laden sie in sieben schön gele-gene Gästehäuser in verschiedenenRegionen Polens ein, damit sie dortdie Weihnachtstage und denJahreswechsel in Gemeinschaft ver-bringen können. Für den zehntägi-gen Aufenthalt braucht dasMaximilian-Kolbe-Werk rund30.000 Euro. Wir danken derLucas-Volk-Stiftung in Baden-Baden sehr herzlich für dieUnterstützung dieser Aufenthalte.

WeihnachtspaketeUkraine

Am 5. Januar, im Vorfeld desorthodoxen Weihnachtsfest, ladenwir 70 KZ- und Ghettoüberlebendein den ukrainischen Regionen Lvivund Ivano-Frankivsk zu einemfestlichen Essen ein. Sie sollen auchein Paket mit Lebensmitteln erhal-ten, denn viele von ihnen könnensich mit ihrer kargen Rente nurnoch das Allernötigste leisten.Etwas frisches Gemüse und Obstoder ein Glas Honig ist für sieLuxus. Kranke und Bettlägerige,die an der Feier nicht teilnehmenkönnen, werden von unserenEhrenamtlichen zu Hause besucht.Für die Weihnachtsfeier und dieLebensmittelpakete haben wir3.000 Euro eingeplant.

Frohe Weihnachten

Wesołych Świąt Bożego Narodzenia Веселого Різдва

Vielen Dank für alles!

Dziękuję za wszystko!

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Das Maximilian-Kolbe-Werk wünschtIhnen allen ein frohes und friedvollesWeihnachtsfest und Gottes Segen für das Neue Jahr 2016 !

• Weihnachtsaktion 2015 • Projekte des Maximilian-Kolbe-Werkes •

Frohe und gesegnete Weihnachten allen unserenMitgliedern, Spenderinnen und Spendern!Niemand ist an Weihnachten gerne allein. Gerade alte und kranke Menschen freuen sich, wenn man an siedenkt. Deshalb hat das Maximilian-Kolbe-Werk schon vor vielen Jahren verschiedene Weihnachtsaktionenfür die Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos ins Leben gerufen.

In allen polnischen Regionen organisieren unsere Vertrauensleute die Besuche von vielen ehrenamtlichenHelferinnen und Helfer bei rund 2.300 Hochbetagten, Kranken und Bettlägerigen. Sie bringen den KZ- undGhettoüberlebenden ein Päckchen mit Gebäck, Obst, Kaffee und Honig und unsere Weihnachtskarte, mitder wir die guten Wünsche aller Spenderinnen und Spender des Maximilian-Kolbe-Werks in ganzDeutschland übermitteln.

Die Karte zeigt in diesem Jahr das Motiv „Flucht nach Ägypten im Auge Gottes”. Die Holzschnitzarbeit ist ineiner Baumwurzel in Form eines Auges gefertigt. Die Weihnachtgeschichte berichtet uns, wie Maria und Josefin Bethlehem nur einen Stall finden, in dem Maria ihr Kind auf die Welt bringen kann. Kurz nach der GeburtJesu muss sich die junge Familie wieder auf den Weg machen: Aus Angst vor König Herodes fliehen sie nachÄgypten, wie es der Evangelist Matthäus beschreibt.

Auch heute will der verheißene Friede nicht einkehren: An vielen Orten der Welt herrscht Krieg, Gewalt undFeindseligkeit. Viele Menschen sind auf der Flucht. Sie suchen Hilfe und Schutz. Die Überlebenden derKonzentrationslager und Ghettos kennen das. Auch sie haben in jungen Jahren großes persönliches Leid,Gewalt und Feindseligkeit erfahren müssen. Das Maximilian-Kolbe-Werk steht ihnen zur Seite, ganzbesonders jetzt in Alter und Krankheit.

Für Ihre Spenden danken wir Ihnen von Herzen. Wir danken auch für Ihre vielfältige Begleitung unsererArbeit durch Briefe, Anrufe und durch Ihr Gebet.

Finanzielle Beihilfen

Zurzeit liegen uns 130 Anträge aufHilfen von in Not geratenen KZ-und Ghettoüberlebenden in Polenvor. Sie brauchen Hilfe vor allemfür teure Medikamente, ärztlicheBehandlungen oder für häuslichePflege. Das Maximilian-Kolbe-Werk will alle Hilfsgesuche vorWeihnachten bearbeiten, um damitden Überlebenden etwas von ihrenSorgen zu nehmen. Spendenziel:rund 25.000 Euro.

Weihnachten inGemeinschaft in der

Ukraine

In der Zeit der schweren Wirt-schaftskrise als Folge des Konfliktsim Osten des Landes laden wir einegroße Gruppe von bedürftigen KZ-und Ghettoüberlebenden in derUkraine zu einem Aufenthalt imwestukrainischen Kurort Truska-wez ein. Ordensschwestern unseresSozialmedizinischen Zentrums impolnischen Lodz sowie eine rus-sischsprachige Ehrenamtliche ausDeutschland werden sich um diehochbetagten Gäste kümmern.Spendenziel: 6.000 Euro. Danke.

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Ein Freiwilligen-dienst vor demStudium oder Ar-beitsbeginn ist fürjunge Menschenimmer öfter eineOption. Acht jungeFreiwillige habensich im Septemberfür einen Einsatzfür das Maximi-lian-Kolbe-Werkin Polen entschie-den. Fünf vonihnen kommen ausDeutschland, dreiaus der Ukraine.Sie arbeiten inDanzig, Krakau,Lodz, Lublin und Warschau.Organisiert wird ihr Dienst von derAktion Sühnezeichen – Friedens-dienste. Der 19-jährige Otto Meyerzu Schwabedissen aus Düsseldorfberichtet von seinen tiefgreifendenErlebnissen und Eindrücken:

„Seit September arbeite ich imSozialmedizinischen Zentrum desMaximilian-Kolbe-Werks in Lodzund meine Begeisterung hat nichtnachgelassen. Auch nicht nach demdreiwöchigen Sprachkurs, der michan den Rand der Verzweiflunggebracht hat. Polnisch ist wirklich

eine sehr schwere Sprache. Januarzum Beispiel heißt styczen, Julilipiec und November listopad.

Zu meinen Aufgaben gehört es, dasMittagessen zu ehemaligen KZ-und Ghettohäftlingen zu bringen.Ich hatte eigentlich erwartet, dasssich die alten Leute etwas schwermit meiner Nationalität tun, wasich natürlich sofort verstandenhätte, aber ich hatte mich schwergetäuscht. Ausnahmslos freundlichwerde ich begrüßt, umarmt, mitLob und Süßigkeiten überhäuft.Dabei lerne ich täglich mehr die

Sprache – eine große Moti-vation, man fühlt sichgleich ein Stück mehr zuHause.

Zum Glück sprechen einpaar Überlebende gutesDeutsch, was mir die Kran-kenbesuche sehr verein-facht. Einige von ihnen wol-len ihr Erlebtes erzählen.Man merkt, wie sehr es siefreut, wenn jemand kommtund Zeit zum Zuhören hat.Zygmunt Razniewski erzähl-te mir seine ganze Leidens-geschichte und die der StadtLodz noch dazu.

Er war im Kon-zentrationsla-ger Dachau undist heute nochtraurig, dass erseine besten Ju-gendjahre dortverbringen mus-ste. Heute siehter nur fröhlicheJugendliche. Erselbst hat ausseiner Zeit nichtsSchönes zu be-richten. Und dochfängt er immerwieder an, da-von zu erzäh-len. Mir fällt es

manchmal schwer, darauf die rich-tige Reaktion zu finden. Aber ichspüre bei ihm und auch bei vielenanderen Überlebenden, dass dasReden hilft.

Viele, die ich besuche, sind einsamund sehnen sich sehr nach anderenMenschen, mit denen sie sich füreinige Minuten unterhalten kön-nen. Einer älteren KZ-Überleben-den, die ich gemeinsam mitSchwester Agata besuchte, brachteich zu Beginn des Winters dickeSocken, Wärmekissen und ein paarfreundliche Worte. Sie ist in Tränenüber die Aufmerksamkeiten ausge-brochen. Das hat mich wirklichnachdenklich gemacht. Wie sehrhängt das Wohlergehen der altenFrauen und Männer doch von klei-nen Gesten ab und vor allem vonanderen Menschen. Ich will garnicht darüber nachdenken, waswäre, wenn sich niemand um siekümmern würde.

Ich habe es noch keine Sekundebereut, dass ich mich für dieseArbeit im SozialmedizinischenZentrum in Lodz und für die herz-lichen alten Menschen entschiedenhabe.“

Otto Meyer zu Schwabedissen

Jeden Tag beginnt ein neues AbenteuerJunge Freiwillige im Einsatz für KZ- und Ghettoüberlebende in Polen

Seit September 2015ist Otto Meyer zuSchwabedissen fürein Jahr als Frei-williger in Lodz/Polen

Der 19-jährige Ottobringt auch demDachau-Überleben-den ZygmuntRazniewski dasMittagessen

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Jan Czekirda freut sich über den Besuch von Janina (links) und Melissa Hehnen.

Mit Anfang 20deutsche Geschichte berühren

Erfahrungen von zwei Studentinnen bei KrankenbesuchenViele Geschichten und Erzählun-gen haben uns auch deshalb soberührt, weil die Erzählendenkaum älter, meist sogar jüngerwaren, als wir es jetzt sind, als sie ins Konzentrationslager ver-schleppt wurden. Unserer Meinungnach ist es besonders wichtig, dassdie junge Generation noch mehrüber die Zeit des Nationalsozia-lismus aufgeklärt wird, da wir dieZukunft in unserem Land gestaltenwerden.

Nichts darf in Vergessenheit gera-ten und wir haben bei unserenBesuchen deutlich gespürt, dassdies den Überleben auch ein großesAnliegen ist.

Die Besuche waren alle vonHerzlichkeit geprägt und wir wer-den uns noch lange an sie zurückerinnern. An dieser Stelle einDankeschön an unsere Groß-mama, die uns mitgenommen hatund an das Maximilian-Kolbe-Werk, das uns diese Besucheermöglicht hat.“

Das ganze Jahr hindurch fahrendeutsche Ehrenamtliche des Maxi-milian-Kolbe-Werks nach Polen,um kranke KZ- und Ghettoüber-lebende zu besuchen. Im Herbstmachten sich die StudentinnenJanina und Melissa Hehnen ausMünchen zusammen mit ihrerGroßmutter Monika Hehnen aufden Weg nach Jelenia Góra. IhreEindrücke haben sie für uns aufge-schrieben:

„Die herzliche Gastfreundschaft,mit der wir empfangen wurden,war immer wieder aufs Neue rüh-rend. Unser erster Besuch führteuns zu Herrn Walerian Kos. Der92-Jährige empfing uns mit selbstgebackenem Kuchen. Er war einerder ältesten, aber zugleich dervitalste Überlebende, der uns emp-fangen hat. Viele Menschen, die wirbesuchten, zeigten trotz schwierigerLebensumstände Optimismus undLebensfreude. So zum BeispielZofia Zielezinska, die früher selbst

einmal zu den polnischen Ehren-amtlichen des Maximilian-Kolbe-Werks gehörte und immer nochsehr fit ist. Sie wollte uns bei denKrankenbesuchen begleiten, dieTreppenstufen waren ihr aber dochzu beschwerlich.

Es gibt aber auch Menschen, beidenen sich der Zustand seit demletzten Besuch verschlechtert hat.Was uns bei den Besuchen auffielwar, dass es in Polen üblich ist,dass die Kinder oder Enkel diePflege der Erkrankten überneh-men. In den Gesprächen mit ihnenzeigte sich, dass einige mit derAufgabe überfordert sind.

Wir sind sehr dankbar und wissenes zu schätzen, dass uns dieMöglichkeit gegeben wurde, dieseBesuche durchzuführen. Wer kannschon von sich behaupten, mitAnfang 20 derart mit der deut-schen Geschichte in Berührunggekommen zu sein?

Janina (links) und Melissabesuchten mit ihrer GroßmutterMonika Hehnen auch den 90-

jährigen Wiktor Kudyba

Janina und Melissa Hehnen

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Internet dazu bei, dass dieErinnerung an die NS-Verbrechenlebendig bleibt.

Nähere Informationen unter:www.maximilian-kolbe-werk.de

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Mit Ihrer Spende machen Sie Hilfe möglich. Spendenkonto 30 34 900

IBAN: DE18 4006 0265 0003 0349 00Darlehnskasse Münster

BLZ 400 602 65

Je größer der zeitliche Abstand zurnationalsozialistischen Diktaturund den Ereignissen des ZweitenWeltkriegs wird, desto mehr stelltsich die Aufgabe, die Erinnerungan die Verbrechen des 20.Jahrhunderts wachzuhalten.

Damit auch die dritte und vierteGeneration aus dem Wissen um dieGeschichte lernen kann, müssenpersönliche Zeugnisse der Zeit-zeugen vor dem Vergessen bewahrtwerden.

Bereits zum siebten Mal veranstal-tet das Maximilian-Kolbe-Werkfür 20 Nachwuchsjournalisten ausverschiedenen europäischenLändern von 22. bis 28. Januar2016 ein Treffen im Zentrum fürDialog und Gebet in Oswiecim/

Polen. Dabei können die Nach-wuchsjournalisten intensive Ge-spräche mit Überlebenden führen

und gemeinsam mit ihnen dieGedenkstätte Auschwitz-Birkenaubesuchen. Höhepunkt ist diegemeinsame Teilnahme an derGedenkfeier zur Auschwitz-Befreiung am 27. Januar. Die jun-gen Journalisten tragen mit ihrenArbeiten für Presse, Radio und

Um Schülerinnen und Schülern das Thema „Verbrechen im National-sozialismus“ 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges näher zu bringen,schult das Maximilian-Kolbe-Werk seit mehreren Jahren Lehrerinnen undLehrer. Im kommenden Jahr findet das Internationale Seminar „Auschwitz imUnterricht“ vom 22. bis 26. Februar 2016 in Oswiecim/Polen statt. Behandeltwerden dabei verschiedene Unterrichtsmethoden, die Vorbereitung vonSchulklassen auf den Besuch einer Gedenkstätte sowie die Einladung vonZeitzeugen in den Unterricht. Weitere Informationen unter: www.maximilian-kolbe-werk.de

„Auschwitz im Unterricht“ – Internationales Seminarfür Lehrerinnen und Lehrer

„Nahaufnahme in Auschwitz 2016“Internationale Begegnung für Nachwuchsjournalisten

Jedes Jahr im Herbst findet in Freiburg das Jahrestreffen der ehrenamtlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Maximilian-Kolbe-Werks statt. Dabeiwerden die verschiedenen Bereiche der Arbeit besprochen und künftigeProjekte geplant. Mit Hilfe unserer Ehrenamtlichen wurden im Jahr 2015 über160 KZ- und Ghettoüberlebende als Gäste in Deutschland betreut. Neben denErholungs- und Begegnungsaufenthalten in Deutschland begleiten unsereEhrenamtliche auch wohnortnahe Kuren in Polen und mehreren Ländern derfrüheren Sowjetunion. Außerdem besuchen sie das ganze Jahr hindurchKranke und Bettlägerige zu Hause in ihren Wohnungen. Auf ihremJahresseminar wählten die Ehrenamtlichen Dr. Ursula Fox (Paderborn), PeterSchneider (Wasserburg) und Monika Müller (Radebeul/Dresden) zu ihremSprecherteam.

Die neu gewählten Sprecher: Dr. Ursula Fox (links), PeterSchneider und Monika Müller

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

ImpressumMaximilian-Kolbe-Werk e.V. • Karlstraße 40 • 79104 Freiburg

Fon: 0761/ 200-348 • Fax: 0761/ 200-596www.maximilian-kolbe-werk.de • [email protected]

•Redaktion: Andrea Steinhart, Wolfgang Gerstner

Grafik: www.schwarzwald-maedel.de, SimonswaldDruck: Rauscher Druckservice GmbH, Freiburg

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