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Rundweg um Meinigsen und Epsingsen 28

Rundwegum Meinigsen und Epsingsen - kreis-soest.de · bedeutsame Hellweg wurde in seinem Verlauf begradigt, teilweise verlegt und als Chaussee nach französischem Vorbild ausgebaut

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Rundweg umMeinigsen und Epsingsen

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Meiningsen / Epsingsen

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Start und ZielDorfplatz / Kirche

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1 km

Wandern auf historischen Wegen

Auf jahrhundertealten Wegen wandern wirdurch weite Felder, idyllische Wälder undursprüngliche Dörfer. Tiefe Hohlwege erinnernan eine Zeit, als das Reisen auf den unbefestig-ten Wegen noch mühevoll und oftmals sogargefährlich war. Noch heute geben uns alteWegenamen Hinweise auf ihre einstige Bedeu-tung. Was hatte z. B. der „Deiweg“ mit demTeufel zu tun?

Auch die beiden Bördedörfer Meiningsen undEpsingsen besitzen eine außergewöhnlicheGeschichte. Wer hätte gedacht, dass Epsingseneinst das „Dorf einer Äbtissin“ war? Und dassin Meiningsen die älteste Dorfkirche der SoesterBörde zu finden ist? Entlang des Weges erfah-ren wir an insgesamt 11 Stationen mehr überdie bewegte Vergangenheit dieser Landschaft.

Start: Am Dorfplatz neben der Kirche,

Kirchstraße 5, 59494 Soest - Meiningsen

Länge: ca. 6,6 km

Beschaffenheit: Überwiegend asphaltierte, bzw.

befestigte Straßen und Feldwege, insgesamt leichte

Steigungen, im Bereich des Dolfsbusches unbefestigte

Waldwege mit einer stärkeren Steigung (Stat. 8), als

Wanderweg geeignet

Einkehr: keine

>> Die erste Station befindet sich hier am Dorfplatz.

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Hohlwege – Wege mit Geschichte

So ließ Friedrich Schiller seinen Wilhelm Tellsprechen und setzte damit vor gut 200 Jahrendem Hohlweg ein literarisches Denkmal.Hohlwege sind Wegspuren, die sich durch diejahrhundertelange Nutzung tief in den Unter-grund eingeschnitten haben. Das Reisen aufdiesen Wegen barg damals so manche Gefahr.Die engen, schwer einsehbaren und an denBöschungskanten mit Sträuchern bewachsenenWege waren für Überfälle wie geschaffen.Auch Wilhelm Tell nutzte diese „Vorzüge“, alser den tyrannischen Reichsvogt ermordete.

Meiningsen / Epsingsen

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„Durch diese hohle Gasse muß er kommen.Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht – HierVollend ich´s – Die Gelegenheit ist günstig.Dort der Holunderstrauch verbirgt mich ihm,Von dort herab kann ihn mein Pfeil erlangen,Des Weges Enge wehret den Verfolgern.Mach deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt,Fort mußt du, deine Uhr ist abgelaufen.“

Hohlwege stammen aus einer Zeit, alsWege noch nicht befestigt waren. DerTritt der Tiere und der Druck der Räderzerstörten zunächst die Pflanzendeckeund lockerten dann den unbefestigtenBoden immer wieder auf. Die Lössbödender Soester Börde waren besondersanfällig dafür. Vor allem in Hanglagekonnte Regenwasser den feinen Löss-staub leicht wegspülen. Aber auch derWind trug den lockeren Boden weg.So wurden die Wege immer weiterausgehöhlt.

Der Zustand der Wege gab häufig Anlass zurKlage: Bei nassem Wetter verwandelten sie sichin schlammige Rutschbahnen. An den Hängenwar die Beanspruchung der Wege besondersstark. Die Wagenräder schnitten selbst imsteinigen Untergrund tiefe Rillen. In den Hohl-wegen konnte der Gegenverkehr zudem kaumausweichen, langsame Fuhrwerke ließen sichnur selten überholen. War der Weg zu schlecht

geworden, entstanden häufig neue, meistparallel verlaufende Wege. Mehrere solchernebeneinander liegenden Wege nennt man„Hohlwegbündel“ (s.S. 127).

Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann man,die Hauptwege zu befestigen. Der überregionalbedeutsame Hellweg wurde in seinem Verlaufbegradigt, teilweise verlegt und als Chaussee

nach französischem Vorbildausgebaut. Im Zuge der Flur-neuordnungen, im vergangenenJahrhundert, wurden viele Hohlwegeverfüllt. Häufig legte man auch parallelzu den alten Wegen neue, befestigteWege an. Verlieren Hohlwege ihreeinstige Bedeutung und werden aufge-geben, wachsen sie langsam zu. Sonne,Regen, Wind und Frost bewirken, dassdie steilen Böschungen im Laufe derZeit immer weiter abflachen. In derVergangenheit dienten die nicht mehrbenutzten Wege häufig auch als

„wilde“ Müllkippen oder wurden im Zugewaldbaulicher Arbeiten zerstört.

In der Soester Börde und dem angrenzendenHaarstrang sind noch viele alte Wegeverbindun-gen erhalten geblieben. Sie zeugen vonwirtschaftlichen, sozialen und politischenBeziehungen zwischen Ortschaften, Städtenoder ganzen Regionen.

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Meiningsen / Epsingsen

Station 1: Am Dorfplatz von Meiningsen

Das idyllische Dorf Meiningsen hat sich seitmindestens 200 Jahren in seiner Struktur wenigverändert: Historische Straßen, Höfe und Häuserprägen das Dorfbild.

Bereits im 12. Jahrhundert fand Meiningsenurkundlich erstmals Erwähnung, vermutlich istdas Dorf aber wesentlich älter. Damals hießMeiningsen noch Meininghausen. Die bedeutendeSoester Patrizierfamilie von Meininghausen hattehier lange Zeit ihren Stammsitz. Endet ein Dorf-nahme auf „inghausen“, so ist dies ein sichererHinweis auf eine frühe Besiedlung, bereits zursächsischen Zeit (ab 700 n. Chr).

Wir befinden uns auf dem Dorfplatz im Zentrumdes Ortes. Die um 1100 erbaute St.-Matthias-Kirche ist die älteste Kirche in der Soester Börde.Nur der Chor und der Turm, der auf den Funda-menten des alten Turmes errichtet wurde, stam-men aus dem 19. Jahrhundert. Eine Besonderheitist die restaurierte Ibach - Orgel aus dem Jahre

1877. Auch die beiden Kirchenglocken ausden Jahren 1498 und 1780 haben eine langeGeschichte.

Im alten Fachwerkhaus direkt an der Kirchen-

mauer befanden sich lange Zeit ein Kolonial-warenladen und eine Gastwirtschaft, späterkam noch eine Poststelle hinzu. Hier feiertendie Meiningser gut 100 Jahre ihre Feste, somancher lernte im großen Saal das Tanzen.

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>> Vom Dorfplatz aus folgen wir, am ehemaligenKolonialwarenladen vorbei, der Kirchstraße inRichtung Schützenstraße.

Direkt am Dorfplatz liegen die „Alte“ und die„Neue Schule“. Das 1822 errichtete Fachwerk-gebäude war die „Alte Schule“, auch der Küster

wohnte hier. Nach dem Bau der schräg gegenü-berliegenden „Neuen Schule“ im Jahre 1896nutze man die ehemalige Schule als Lehrerwoh-

nung, später auch als Kindergartenund Flüchtlingsunterkunft. Heutebefindet sich das Gebäude in Privatbesitz.Der Verkaufserlös kam der Kirchturmsanierungzugute. Als die „Neue Schule“ 1968 ihrenBetrieb einstellte, stand das Gebäude zunächstleer. Nach aufwändiger Sanierung dient es heuteals Gemeindehaus, auch die Spielgruppe derKirchengemeinde Meiningsen ist hier unterge-bracht.

Station 2: Rund um das Ehrenmal

Eng mit der jüngeren Geschichte des DorfesMeiningsen verbunden ist das Ehrenmal für dieGefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Das 1921errichtete Denkmal wurde nach dem 2. Welt-krieg umgestaltet und auf die Gefallenen beiderKriege umgewidmet.

Direkt an der Friedhofsmauer hinter dem Denk-mal befindet sich das ehemalige Kühlhaus vonMeiningsen. Die Mitte des letzten Jahrhundertsgegründete Kühlhaus-Genossenschaft stelltehier jedem Mitglied einen eigenen Gefrierbe-

reich zur Verfügung. Zwanzig Gefrierfächer mitjeweils ca. 200 Liter Inhalt konnten für 50 DMpro Fach und Jahr angemietet werden. Mit derVerbreitung von Tiefkühltruhen wurden diealten Kühlhäuser überflüssig. Heute dient dasGebäude, die sog. „Hasenhöhle“, als Proben-und Versammlungsort des Hegerings.

Der Borghof ist einer der ältesten Höfe im Dorf.Bereits 1502 wurde er urkundlich erstmalserwähnt. Der Name „Borghof“ deutet auf einealte Burg hin, die hier vor langer Zeit gestandenhaben soll. Eine Urkunde aus dem Jahre 1412berichtet von einem „Burglehen zu Meiningsen“.

Meiningsen / Epsingsen

>> An der Schützenstraße biegen wir rechts ab undfolgen der Straße bis zur nächsten Wegekreuzung.

Von der alten Hofanlage sind die Scheune,Teile des Wohnhauses und die Futterküche desSchweinestalls erhalten geblieben. Die zweitegroße Scheune und der Schweinestall fielen1977 der Begradigung der Dorfstraße zumOpfer.

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>> Von der Schützenstraße aus biegen wir rechts in dieStraße „Twiete“ ein. Nach ca. 100 m folgen wir links derSpringstraße.

Station 3: Von Kotten undSpritzenhäusern

Die Häuser an der gegenüber abzweigendenStraße mit dem Namen „Twiete“ sind auffälligklein und liegen eng nebeneinander. Hier siedel-ten im 19. Jahrhundert auf einer ehemalsgemeinschaftlich genutzten Gänsewiese Hand-werker, wie Bäcker, Schneider oder Schuhma-cher. Häufig betrieben sie nebenbei etwasLandwirtschaft. Ihre Haupteinnahmequelle waraber das Handwerk. Die typischen kleinen Fach-werkhäuser nannte man Kotten.

Auf der historischen Karte von 1839 sind achtgiebelständige, d. h. mit dem Giebel zur Straßegewandte Kotten eingezeichnet.

Das hübsche Häuschen mit den roten Türenist das ehemalige Spritzenhaus des Dorfes.Kurz nach der Gründung der lokalen Feuerwehrim Jahre 1911 gestattete die evangelischeKirchengemeinde, der das Land zum Teil gehör-te, den Bau des Spritzenhauses. Allerdings nurunter einer Bedingung: Das Haus sollte gleich-zeitig die Unterbringung des Leichenwagensermöglichen.

Noch heute heißt es im Grundbuchder Stadt Soest:

„… Der Grund und Boden verbleibt jedoch imEigentum des Pfarrfonds. Der Kirchengemeindesteht das freie Nutzungsrecht des in Verbindungmit dem Spritzenhaus errichteten Leichenwa-genschuppens zu, …“.

Von diesem Recht macht die Kirchengemeindeaber schon lange keinen Gebrauch mehr. Zuletztdiente das Spritzenhaus der LöschgruppeMeiningsen – Epsingsen als Gerätehaus mitGruppenraum.

Station 4: Alter Hohlweg inMeiningsen

Hier, wo die Straße „Twiete“ vonder Springstraße abzweigt, stehenwieder kleine Fachwerkhäuser inder typischen Kottenbauweise, wiesie von Handwerkern oder auchBauernsöhnen ohne Erbansprücheerrichtet wurden.

Vor uns sehen wir einen besondersschön ausgeprägten Hohlweg. Erverläuft in Nord-Süd-Richtung amwestlichen Dorfrand. Der Vergleichaktueller Karten mit historischenKarten zeigt, dass das Wegenetzin Meiningsen seit Jahrhundertennahezu unverändert ist. Damalsdiente der Hohlweg als Verbindung zwischendem Hellweg bei Ampen und dem Haarweg beiTheiningsen. Die steile Böschung des Hohlwegeswird einseitig mit einer langen Mauer aus heimi-schem Grünsandstein aufgefangen. Viele alte

Bäume – Eichen, Eschen und Linden – säumenden Weg und lassen ihn noch tiefer erscheinen.Die älteste Eiche ist über 300 Jahre alt. Wassie wohl für spannende Geschichten erzählenkönnte?

>> Wir folgen dem Hohlweg, an der Kreisstraße(Grüner Weg) biegen wir rechts ab. Wenige Meterweiter zweigen wir links in den Köchlingser Wegund dann gleich rechts in den Sauerweg ab.

Meiningsen / Epsingsen

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Station 5: Sauerweg – mittelalterlicherHeer- und Handelsweg

Auch der „Sauerweg“, auf dem wir uns geradebefinden, ist eine alte Wegeverbindung. Sein

Name erinnert nicht etwa an eine Zitrone,sondern lautet auf plattdeutsch „Suer-weg“, also „Südweg“. Er bezieht sichauf die Lage südlich von Meiningsen.

Der tief in das Gelände eingeschnitteneHohlweg ist Teil einer mittelalterlichenund frühneuzeitlichen Heer- und Han-delsstraße, die von Arnsberg - Neheiman der Ruhr über Meiningsen nach Soestführte. Auf diesem Weg gelangtenEisenwaren aus dem Sauerland in dieSoester Börde. Umgekehrt transportiertendie Soester Getreide und Salz in dasSauerland.

Auch die Meiningser Bürger fuhrendiesen Weg, um ihr Getreide zum Mah-len zur Klostermühle in Himmelpfortenan der Möhne bei Niederense zu bringen.Erst 1818 bauten sie eine eigene Wind-mühle, die am Windmühlenpfad lag,ca. 500 Meter südlich Meiningsen.

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>> Wir wandern weiter auf dem Sauerweg. Nach einemrechts abzweigenden Feldweg macht die asphaltierte Straßeeine Linksbiegung. In der Kurve folgen wir dem leicht rechtsabzweigenden, nun nicht mehr asphaltierten Sauerweg biszur nächsten Wegekreuzung.

Windmühle

Topografische Karte 1896

Saue

rweg

Alte Mühle am Windmühlenpfad

Station 6: Holzweg

Wenn jemand „auf dem Holzweg” ist, hat erdie falsche Richtung eingeschlagen. Der Ursprungdieser Redensart hängt, laut Duden, tatsächlichmit dem Abtransport von Holz zusammen.Folgt ein Wanderer einem kleinen Holzweg inden Wald hinein, so kann er schnell vom rechtenWeg abkommen und die Orientierung verlieren.

Auch der links abgehende Weg trägt den Namen„Holzweg“. Über diesen Weg wurde seit demMittelalter das Holz aus dem Arnsberger Waldund von der Haar nach Enkesen bei Paradiesetransportiert. Er hieß daher auch „EnkeserHolzweg“ und führte über Günne und Epsingsen.Damals war der Weg, durch die schweren Holz-transporte, wahrscheinlich noch tiefer in dasGelände eingeschnitten. Heute wird der Wegkaum noch genutzt.

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Meiningsen / Epsingsen

>> Wir folgen dem Weg weiter geradeaus undgelangen in den Dolfsbusch. Im Wald kommen wirnach ca. 560 m zu einem kleinen Wiesental, der Wegführt am nördlichen Rand des Tales entlang.

Sauerweg bei Meiningsen Holzweg

Station 7: Dolfsbusch - ein Waldmit Geschichte

Der Dolfsbusch, an der Nordseite des Haarstrangs,war der frühmittelalterliche „Grenzwald“zwischen dem Soestgau im Norden und demHaargau im Süden. Ein Gau bezeichnete damalseinen großen landschaftlichen Bezirk und gleich-zeitig eine Verwaltungseinheit. Der Ausdruckstammt vom mittelhochdeutschen „gou, göu“ab, was Land(schaft) oder Gegend bedeutet.Noch heute verläuft am Nordrand des Dolfs-busch die Grenze der Großgemeinde Möhneseeund der Stadt Soest.

Die Soester Patrizierfamilie Dolphus, späterBockum-Dolffs (s.S. 103), gab dem Wald seinenNamen. Im Mittelalter gehörte die Familie zuden größten Waldeigentümern im Dolfsbusch.

In der waldarmen Soester Börde war Holz vonjeher ein seltenes Gut. Die mehrstämmigen,knorrig verwachsenen Bäume vor uns zeugen

von einer historischen Holznutzung. Um mög-lichst schnell brauchbares Brennholz zu erhal-ten, kappte man die Bäume regelmäßig amWurzelstock. Sobald die emporkommenden

neuen Triebe ungefähr die Dicke eines Armeserreicht hatten, wurden sie auch schon wiederabgeschlagen. So entstanden niedrige,gebüschartige Wälder, auch Niederwäldergenannt (s.S. 139).

Damals gehörte zu jedem Dorf auch gemein-schaftlich genutztes Land, die sog. Gemeinheit.Das waren Wälder, aber auch Äcker, Wiesen

und Weiden. Die Bewohner von Ep-singsen und Hewingsen trieben ihrVieh zur gemeinschaftlichen Waldhudein den Dolfsbusch. Waldhude wurde in derSoester Börde mit „Wollmeine“ oder„Waldemei“ bezeichnet.

Erst im 19. Jahr-hundert wurden inder sogenannten„Markenteilung“die gemeinschaft-lich genutztenFlächen im Dolfsbusch aufgeteilt. Die langen,schmalen Parzellen, die durch diese „Privatisie-rung“ entstanden, sind auf heutigen Kartennoch gut zu erkennen. Wussten Sie übrigens,dass sich aus dem Begriff „Gemeinheit“ dieheutige „Gemeinde“ ableitet?

>> Wir folgen dem Weg weiter, biegen am Ende rechtsab und gelangen in einen Hohlweg, der sich einigeMeter weiter verzweigt.

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Meiningsen / Epsingsen

Station 8: Frankenweg

Die beiden beeindrucken-den Hohlwege gehörenzum mittelalterlichenFrankenweg von Kölndurch Gevelsberg undSchwerte über die Haarnach Soest. Über Jahrhun-

derte hinweg haben schwer beladene Fuhrwerkeden Weg am steilen Hang tief ins Gelände ein-geschnitten. Engagierte Wegeforscher habenden verzweigten Verlauf des Frankenwegeserforscht: Es gab einen Oberen und einenUnteren Frankenweg. Der Untere Frankenwegverlief weiter südwestlich. Hier am Dolfsbuschgabelte sich der von der Haar kommende ObereFrankenweg. Der rechte Weg führte überMeiningsen nach Soest, nach ca. 1400 mvereinigte er sich mit dem ebenfalls nach Soestführenden Sauerweg (s.S. 38). Der linke Wegführte über Epsingsen nach Soest. Entlang derWege sind alte Steinbrüche zu erkennen. Anden Flanken der tief in das Gestein eingeschnit-

tenen Hohlwege konnte der Stein vergleichs-weise einfach abgebaut werden. Der vorhan-dene Weg erleichterte den Abtransport desgebrochenen Steins. An Hohlwegen wie diesenentstanden daher häufig Steinbrüche.

>> Wir nehmen den linken Hohlweg. Nach demAufstieg folgen wir rechts der asphaltierten Straßebis zu einem Wäldchen.

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Station 9: Das historische Wäldchen„Auf´m Brauke“

Das Wäldchen vor uns war vor 200 Jahren nochungefähr doppelt so groß. Die Flurbezeichnung„Auf ´m Brauke“ gibt Auskunft über seine Ent-stehung. „Brauk“ ist der plattdeutsche Namefür Bruch, also feuchtes Land. Der Weg trägtdaher auch den Namen „Braukweg“. DieBewirtschaftung solcher sehr feuchter Bödenlohnte sich nicht. So blieb der Wald erhalten.

Die hier vorherrschende Baumart ist die Eiche.Ihre Verbreitung wurde in früheren Zeitenbesonders gefördert. Die gehaltvollen Eichelnwaren begehrtes Futter für das weidende Vieh.Mit Eicheln gemästete Schweine liefertennahrhaftes Fleisch. Das Holz stellte wertvollesBauholz dar.

In der durch große Ackerschlägedominierten Hellwegbörde gibt esnur wenige Feldgehölze und Wälder.Daher sind sie besonders wichtig undschützenswert. Vögel und zahlreiche andereTiere finden hier ihren Lebensraum.

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>> Wir folgen dem Weg weiter, überqueren die Kreis-straße und kommen nach den ersten Häusern an eineWegekreuzung. Hier gehen wir noch 50 Meter weiterund gelangen an die Einfahrt zum Hof Dellbrügger /Schulze, unsere Station 10.

Station 10: Epsingsen – Dorf der Äbtissin

Die Geschichte des Dorfes Epsingsen ist engverbunden mit dem Stift Meschede. Sein Namegeht zurück auf das mittelniederdeutsche Wort„Ebbedische“ gleich „Äbtissin“. Um das Jahr900 gründete das Stift hier einen Hof, zu demim Mittelalter bis zu vierzig Unterhöfe in dergesamten Soester Börde gehörten.

Im 14. Jahrhundert aber endete die Alleinherr-schaft des Stiftes. Zu dieser Zeit bestandEpsingsen nur aus dem Haupthof mit mehrerenKotten. 1323 zwangen Soester Patrizier dasStift Meschede, in Epsingsen Land und zweiKotten für die Neugründung von Bauernhöfenabzugeben. Aus Epsingsen wurde langsamein richtiges Dorf mit mehreren Höfen undEigentümern. Ende des 17. Jahrhunderts gabes acht Höfe. Bis zur Aufhebung der geistlichenLandesherrschaften und Klöster im Jahre 1803war jedoch weiter das Stift Meschede der Haupt-eigentümer im Dorf.

Bemerkenswert ist, dass Epsingsen im Mittel-alter zusammen mit Meinigsen eine eigeneFreigrafschaft bildete. Das Freigericht inEpsingsen entschied bis Ende des 16. Jahr-hunderts selbstständig über Recht undUnrecht (s.S. 63).

Das kleine Dorf Epsingsen hat bis heuteseinen ursprünglichen Charakter bewahrt.Schon vor 1000 Jahren umschloss die Straße

„Erzväterring“ ellipsenförmig den Ort. Dies warim Mittelalter eine Befestigung mit Wall undZaun. Der Name der Straße geht auf die Bewirt-schafter der Höfe Jacob und Isaac zurück.

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>> Von der Station 10 gehen wir 50 Meter zurück undbiegen rechts in den Feldweg (Wiethofstraße). Beimkleinen Wäldchen mit dem Namen „Im Loh“ folgen wirdem rechts abzweigenden Weg. Nach Überquerung derKreisstraße (Nordstraße) gelangen wir geradeaus in denDeiweg. Wenn der gerade Weg einen Knick nach rechtsmacht (ca. 350 m), sind wir an der nächsten Station.

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Station 11:Teufelswege und eintechnisches Kulturdenkmal

Der „Deiweg“, auf dem wir gerade wandern,ist möglicherweise ein so genannter „Teufels-weg“. „Dei“ ist die verkürzte plattdeutscheForm für „Deiwel“ = „Teufel“. Nach der Chri-stianisierung durch Karl den Großen, um dasJahr 800, bezeichnete man Wege zu heidni-schen Heiligtümern als „Teufelswege“. Anhandalter Wegenamen und historischer Karten istder Verlauf des „Deiweges“ von Ehningsenüber Meiningsen bis zur Drüggelter Kapelleam Möhnesee und weiter nach Obermarsbergnachweisbar. Wo aber war das heidnischeHeiligtum, das Ziel des „Teufelsweges“? Wares dort, wo heute die Drüggelter Kapelle steht?Oder war es die „Irminsul“ bei Marsberg, einevon Karl dem Großen zerstörte Kultstätte derSachsen?

In diesem Bereich kreuzte der sogenannte„Karweg“ den „Deiweg“. Der Karweg führtevon Epsingsen nach Soest. Der Name leitet sichvon „Kar“ = „Karre“ ab. Die Epsingser Frauentransportierten auf dem Weg einst ihre Warenzum Markt nach Soest.

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Deiweg

Karw

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Meiningsen / Epsingsen

Hier am südlichen Weges-rand liegt ein unterirdischestechnisches Kulturdenkmal,eine 80 x 80 cm großePflasterung in 50 cm Tiefe.

Es war ein wichtiger Vermessungspunkt in dernapoleonischen Zeit um 1810. Anfang des19. Jh. sollten alle Grundstücke im KönigreichWestfalen vermessen werden, um genaueFlächen für eine gerechte Grundsteuervertei-lung zu erhalten. Als Grundlage dafür benötig-te man ein einheitliches trigonometrisches Netz(Dreiecksnetz). Die Knotenpunkte dieses Netzeswurden aufwendig unterirdisch markiert, umsie immer wieder für die nötigen Winkelmes-sungen und die anschließende Parzellarvermes-sung als Festpunkte benutzen zu können. Mannennt solche Punkte „Trigonometrische Fest-punkte“. Auch heute hat man noch eine guteSicht vom Deiweg zu vielen Kirchen in derSoester Börde, die ebenfalls zu den damaligentrigonometrischen Punkten gehörten.

Schon um 1880 entwickelte man verbesserteMethoden, um ein einheitliches Vermessungs-netz für ganz Deutschland zu schaffen.

>> Wir folgen weiter dem Deiweg. In Meiningsenüberqueren wir die Springstraße und gelangengeradeaus über die Kirchstraße zum Ausgangspunktunserer Wanderung.

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Kraftwerk Westfalen in Schmehausen (16 km), rechts Kirche in Schwefe (4,5 km)

Skyline der Soester Kirchen (5 km)