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    New Testament Studieshttp://journals.cambridge.org/NTS

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    Die Passionsgeschichte bei Matthus

    N. A. Dahl

    New Testament Studies / Volume 2 / Issue 01 / September 1955, pp 17 - 32

    DOI: 10.1017/S0028688500017185, Published online: 05 February 2009

    Link to this article: http://journals.cambridge.org/abstract_S0028688500017185

    How to cite this article:N. A. Dahl (1955). Die Passionsgeschichte bei Matthus. New Testament Studies, 2, pp

    17-32 doi:10.1017/S0028688500017185

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    2/17

    N.

    A. DA HL

    D I E P A S S I O N S G E S G H I G H T E

    BEI MATTHAUS

    Die Leidensgeschichte bei Matthaus ist ein geeigneter Ausgangspunkt fur

    eine Diskussion iiber synoptische Fragen und Probleme der Evangelien-

    forschung. Das ist sie zunachst deshalb , weil das literarkritische Verhaltnis

    hier besonders klar zu Ta ge liegt. Die M atthaus-Passion steht der M arku s-

    Passion sehr na he . Alle Episoden des Markus-Berichtes finden sich auch bei

    Matthaus, es fehlen nur ein paar kurze Notizen (Mark. xiv. 51f.; xv. 21b)

    un d d azu einige ausmalende Einzelheiten (M ark. xiv. 3-4 , 7, 12 -15, 4>

    56-9,

    67; xv. 7, 4 4- 5 ; xvi.

    1-5).'

    N och bemerkenswerter ist, daB die O rdn un g

    und Reihenfolge in nerha lb der Passionsgeschichte bei Ma tthau s und M arkus

    ohne Ausn ahm e dieselbe ist. In groBem Umfange finden sich wortliche oder

    beinahe wortliche Ubereinstimmungen.VEin Vergleich mit Lukas und

    Johannes laBt sofort erkennen, wie nahe Matthaus und Markus zusammen-

    geho ren. Bei ihne n liegen zwei Va rian ten eines un d desselben Berichtes vor. v

    Die grofie M ehrzah l der Forscher nim mt an, daB M attha us der A bhangige

    ist, und der von A dolf Schlatter unterno mm ene Versuch, das Gegenteil

    zu beweisen, scheintmir die Richtigkeit dieser Annahme nur zu bestatigen.

    1

    Eher konnte die Benutzung einer gemeinsamen Quelle, eines 'Ur-Markus',

    in Frag e kom me n. Abe r jedenfalls inne rha lb der Leidensgeschichte wiirde

    eine solche Hypothese nur eine unnotige Komplizierung des Bildes bedeuten;

    ein eventueller 'Ur-Markus

    1

    wird nur ein blasser Doppelganger unseres

    Markus.

    DaB M attha us neben Marku s auch andere schriftliche Quellen zur Leidens-

    geschichte benu tzt hab en sollte, darf als auBerst unw ahrscheinlich angesehen

    werden. Wir sind also hier in der ungewohnlich gliicklichen Lage, daB wir

    mit einem a n GewiBheit grenzenden Gra d von Wahrscheinlichkeit anne hm en

    diirfen, die Quelle noch vor uns zu haben, welche als einzige schriftliche

    Vorlage des Evangelisten gedient hat.

    Gerade weil das literarkritische Verhaltnis hier so einfach ist, ist es eine

    Erkenntnis von recht groBer Tragweite, daB dieses literarkritische Ergebnis

    gar nicht alle Probleme der Leidensgeschichte des Matthaus zu losen vermag.

    Ein Zeichen dafur ist, daB es immer noch Forscher gibt, welche fur die

    Priori tat des M attha us eintreten.

    2

    Auch wer ihr Ergebnis ablehnt, m u8

    1

    Vgl .

    DerEvangelistM atthaus

    (Stuttgart , 1929) und vor al lem

    Markus,derEvangelist ur die Griechen

    (Stuttgart, 1935).

    2

    B. C. Butler, Th eOriginality ofSt Matthew (Cambridge, 1951), argumentiert freilich fast aus-

    schlieBIich von der Uberlieferung der Worte Jesu aus.

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    l 8 N. A. DAHL

    zugeben, daB auch dieser An nah me w irkliche Beobachtungen zugrundeliegen.

    Sie lassen sich fast alle auf einen Generalnenner bringen: Wie sonst, so hat

    auch innerhalb der Passionsgeschichte der Matthaus-Bericht einen mehr

    'jiidischen' Charakter und steht dem palastinischen Ursprungsmilieu des

    Evangeliums nahe r als M arku s. Diese Beobachtungen k onnen das Gewicht

    der fur die Prioritat des Markus sprechenden Tatsachen nicht aufwiegen.

    Aber sie fordern eine Erklarung. Von rein literarkritischen Voraussetzungen

    aus kann diese Erklarung nicht in befriedigender Weise gegeben werden.

    1

    Neben literarischer Abhangigkeit von Markus und redaktioneller Arbeit des

    ersten Evangelisten muBen wir vielmehr auch die Bedeutung der kirchlichen

    Um geb ung des M attha us beriicksichtigen: geographische und geschichtliche

    Lage, vorhandene Uberlieferungen, Gottesdienst, Predigt, Schulbetrieb u.s.w.

    Es versteht sich eigentlich von selbst, daB die Passion Jesu nicht erst durch

    das geschriebene Markus-Evan gelium in nerh alb der ' Kirch e des Ma tth au s'

    be ka nn t geworden ist. Auf der anderen Seite zeigen

    z.B.

    noch die Fragmente

    des Petrus-Evangeliums, wie sich die Tradition im Wachstum und in der

    Wandlung befunden hat, auch nach dem Vorhandensein aller vier Evan-

    gelien. Wir mufien also mit einem Ineinander von schriftlicher und miind-

    licher tJberlieferung rechnen, und die literarische Bearbeitung des Markus

    durch Matthaus in Rahmen der Geschichte der urchristlichen Gemeinden

    verstehen.

    2

    Im Folgenden werde ich diese Thesen naher zu beleuchten un d

    zu begriinden versuchen.

    Die Sonderiiberlieferungen des Matthaus s ind, z .T. deut l ich , ers t sekundar in

    den M ark us-Rahm en eingeschoben. DaB ist ganz offenbar bei der Geschichte

    vom En de des Ju das (xxvii. 3-10) d er Fall. Sie zersprengt nicht nur d en

    Zu sam menh ang zwischen xxvii. 2 und 11, sondern steht auch chronologisch

    am falschen Platz; hier sind Oberpriester und Alteste im Tempel, wahrend

    sie unmittelbar zuvor (xxvii. 2) bei Pilatus zu finden sind. Wird hierdurch

    die Prioritat des Markus-Aufrisses bestatigt, so kann auf der anderen Seite

    nicht zweifelhaft sein, daB der Evangelist altes Tra dition sm aterial verw endet,

    das eine lange Geschichte hinte r sich hat.

    3

    Der Kern muB auf jerusalemische

    Lokaliiberlieferung zuriickgehen (vgl. die Nam ensatiologie xxvii. 8). Mo gen

    1

    In dieser Hinsicht unbefriedigend ist auch J . F inegan, DieVberlieferung der Leidens-und

    Aufer-

    stehungsgeschichte Jesu (ZNW 'Bh.

    15,

    Giessen, 1934). Ansatze zu einer mehr traditionsgeschichtlichen

    Betrachtung auchdesVerhaltnisses der Synoptiker untereinanderfindensich dagegen bei G. Bertram ,

    'DieLeidensgeschichteJesuundder Christuskult'

    (Forsckz- Rel.u.

    Lit.

    d.A.u.N.T.,H.

    32 (N.F. 15),

    Gottingen , 1922), so wie bei M. Dibelius,Die Formgeschichte des Evangeliums(2. Aufl. Tubingen, 1933)

    und R. Bultmann, 'Die Geschichte der synoptischen Tradition'

    (Forsch. z. Rel. u. Lit.

    d.A.u.N.T.,

    H. 29 (N.F. 12), 2. Aufl., Gottingen, 1931).

    2

    Vgl. die richtige und fruchtbare Problemstellung bei G. D. Kilpatrick, TheOriginsofthe Gospel

    according to

    Si

    Matthew

    (Oxford, 1946), so wie K. Stendah l, 'T he School of St M atthew ' (Ada

    Sent.

    Neot.

    Ups.,

    vol. xx, Uppsala, 1954). Dafi mit einem Ineinander von miindlicher und schriftlicher

    Uberlieferung gerechnet werden mufl, scheint auch ein Hauptergebnis der von H. S. Nyberg

    angeregten und besonders von skandinavischen Forschem gefuhrten Diskussion uber das A.T.

    zu sein.

    3

    Vgl. Kilpatrick, a.a.O. S. 44-6, Stendahl, a.a.O. S. 120-6, 196-8.

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    DIE PASSIONSGESCHICHTE BEI MATTHAUS ig

    auch alle Einzelheiten unhistorisch sein,derBerich t iiber das schreckliche

    Ende des Ju da s beweist, welchen Eindruck der Ve rrat schon inne rhalb der

    Urgemeinde gemacht haben muB.

    Eine spatere Einlage ist auch die Notiz tiber die Wunder beim Tode Jesu

    (xxvii. 516-54), wie u.a. die vorwegnehmende Erwahnung des Erscheinens

    der Auferstandenen Heiligen inJerusalem, nach derAuferweckung Jesu ,

    beweist. Sekundare Uberlieferung liegt

    in

    der apo logetischen Legende von

    den Grabeswachtern vor (xxvii. 62-6; xxviii. 2-4, 1115). Entstanden ist sie

    aber offenbar

    im

    Zusam menhang mit wirklich gefuhrten Diskussionen

    mit

    den Juden . Da dieLegende mitdem Salbungs-Motiv (M ark. xvi. 1) un-

    vereinbar ist,

    ist

    es mindestens m oglich, daB die Lege nde eine Fassung d er

    Geschichte vom leeren Grab voraussetzt, welche dieses Motiv nicht kannte

    (vgl. Jo h . x x).

    1

    Die Sonderuberlieferungen beweisen also einerseits, daB Matthaus gegen-

    iiber Markus sekundar ist, undandererseits, daBM atthaus nebendem

    geschriebenen Markus-Bericht auch miindliche Traditionen gekannthat.

    Dabei haben diese Sonderuberlieferungen auf die Gestaltung des Markus-

    Stoffes eingewirkt. Das ist vor allem in den Jud as-E rzah lun gen deutlich, wo

    xxvi. 15 (Zach. xi. 12 ) auf den Bericht iiber das Ende des Verraters voraus-

    weist (vgl. auch xxvi. 23-5). DasM otiv derGrabw ache (kein Leichen-

    diebstal ) wird vorweggenomm en

    in der fur

    M attha us eigentumlichen

    Hervorhebung davon, daB die Soldaten amKreuz W ache hielten (M atth.

    xxvii. 36,anStelle der chronologischen Notiz M ark . xv. 25).

    In demgroBten Te il, etwa vier Fiinftel, der M atthaus-Passion liegt

    Umformung des

    Markus

    vor. Viele U nterschiede beruh en kaum auf bewuBten

    Korrekturen, sondern einfach darauf, daBauch innerhalb der Passions-

    geschichte dieSprache und derE rzahlungsstil die fur M atthaus charak-

    teristische Art und Weise angenommen hat.

    2

    Eigen artig un d, wie mir scheint,

    ein entscheidenderBeweisfurdieAbhangigkeitdesM atthau s, ist die Tatsache,

    daB erzahlende Satze des Markus recht haufig bei Ma tthau s in der Form von

    Aussagen indirekter Rede wiederke hren. Das beriihmteste Beispiel dafur

    bietet dieAbendm ahlsperikope, M att h. xxvi. 27:irfsTs i OCOTOO TT&VTES

    gegeniiber Mark. xiv. 23:

    ITTIOV E CCUTOO

    iravTes. In ahnlicher Weise kehrt

    die chronologische Notiz Mark. xiv. 1 in dem W ort Jesu M atth. xxvi.2

    wieder:

    HETO 8

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    20 N. A. D A H L

    DaB aber dieU mgestaltung zur direkten Rede schonbei der freien, leben-

    digen Wiedergabe der W orteinder Gemeinde stattgefunden hat, ist inne rhalb

    der liturgisch gestalteten Abendmahlsperikope unbedingt anzunehmenund

    auch sonst durchaus moglich.

    Nicht nu r wo Ma tthau s direkte Rede verwendet, finden sich bei ihm neben

    wortlicher Ubereinstimmung auch freiere Reminiszenzen aus Markus. Die

    Phrase TTCCAIVdnreAOcbv TTpooT|uocTOTOV

    OCUTOV

    Aoyov eimbv findet sichz.B.

    bei Markus bei der zweiten,beiM atth aus (xxvi. 44) aber beiderdritten Bitte

    in Gethsemane. Und wenn M atthaus xxvi. 59 ^rjTouv lyEuSouocp-rupiocv

    schreibt, ist das eine Vorwegnahme der Charakterisierung der Zeugen in

    Mark.

    xiv.

    56

    f.

    1

    Vielleicht setzt M atth au s sogar

    bei den

    Lesern

    den aus-

    fuhrlicheren Markus-Bericht

    als

    bekannt voraus, wenn

    er in der

    Erzahlung

    von derZuriistung zum Passamahl einfach vom Hingehen irpos TOV 5EIVOC

    spricht (xxvi. 18). In xxvi.67f. wird jedenfallsdie von Markus berichtete

    Ve rhiillung des angesichtes Jesu vo rausgesetzt; denn erst da du rch erh altdie

    Frage: TIS EOTIV6iraiaocs ae; einen Sinn .Wirdiirfen da rin eine Be statigung

    dafur sehen, daB das Markusevangelium nicht nur dem Verfasser des

    Matthaus, sondern auch der Gemeinde, innerhalb derer und fur die er

    schreibt, bekannt gewesen

    ist.

    Im Einzelnen laBt sich sehroftnich t entscheiden, wie weit die Um form ung

    des Markus-Berichtesaufder redaktionellen A rbeit des Evangelisten be ruht ,

    un d wie weit sie schon vorder neuen schriftlichen Fixierungin derGemeinde

    stattgefunden hat.

    2

    Die Frage ist auch nicht wesentlich, denn der erste

    Evangelist ist viel weniger als Lukas einselbstandiger Schriftsteller; er ist

    vielmehr TradentundSchriftgelehrter undsteht innerh alb einer lebendigen

    Tradit ion.

    Ubereinstimmungen zwischen Matthaus und Lukas s ind innerha lb der Passions-

    geschichte nicht zahlreichundbetreffen fastnurdie W ortwahl.

    3

    DaB Lukas

    das Matthaus-Evangelium gekannt habensollte, istauBerstunwahrscheinlich.

    Mit dem SchluBdesM arkus hort alle Ubereinstimm ungauf. Es findet sich

    bei Lukas auch sonst keine Ubereinstimmung mit dem Sondergut der

    M atthaus-P assion. Beide Evangelisten mache n Pilatus zum Zeugen der

    Unschuld Jesu, aber sie tun es in ganz verschiedener Weise. Der gegen-

    seitigen Unabhangigkeit zum Trotz bestehen ab er die kleinen Uberein-

    stimmungen. Zuden positiven Beriihrungen komm t noch das Faktum hinzu,

    daB die bei Matthaus fehlenden Satze des Markus ofters auch bei Lukas

    1

    W eitere Beispiele:

    xxvii.

    15

    TCP

    6xAtj> vgl. Mark. xv. 8);

    xxvii .

    32

    ( S ^ P X

    1

    ^

    0 1 v

    gl- Mar k. xv.

    20

    J|4youmv und 21

    px

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    DIE PASSIONSGESCHICHTE BEI MATTHAUS 21

    fehlen. Die An nah me einer zweiten gemeinsamen Quelle, etwa einer Leidens-

    geschichte

    inQ,

    1

    kommt nicht ernsthaft

    in

    Frage. Eher konnte

    man

    anneh-

    men,

    daB die

    tlbereinstim m ung en erst durch sekundare H armon isierung

    wahrend derTextuberlieferung zuStande kamen,wo sienich t einfach durc h

    die ve rwa ndte Arbeitsweise

    der

    beiden Evangelisten

    zu

    erklaren sind.

    2

    Zum

    Teil wird diese Erklarung in der Tat das Richtige treffen (Luk.xxii.62 ).

    Anderswo

    ist

    sie eine rein hypothetische Moglichkeit (etwa M at th . xxvi. 68

    Luk. xxii.64) .

    3

    Aberumallesindieser Weise erklarenzukonnen, muBman

    die ganze Textgeschichte

    von

    einer bestim mten literarkritische n Auffassung

    aus rekonstruieren (Ubereinstimmungen Matthaus-Lukas gegen Markus

    sekundar, Obereinstimmungen Matthaus-Markus gegen Lukas oder Lukas-

    Markus gegen Matthaus dagegen primar).

    Das

    empfehlt sich nicht. Auch

    hab en die Abschreiber kaum bewuBt und methodisch harm onisiert.

    Sie

    haben

    vielmehr den abzuschreibenden Text an den ihnen von anderswoher be-

    kann ten W ortlaut angeglichen. Dasselbe werden Ma tthau s

    und

    Lukas

    bei

    ihrer WiedergabedesMarkus-Textes getan haben. Nur hatihnenderandere

    W ortla ut n icht schriftlich fixiert vorgelegen, sondern wird eine neben M arkus

    weiterbestehende oderaufGrundvonMarkus entstandene m undliche Ub er-

    lieferung gewesen sein. Bemerkenswert

    ist

    dabei,

    daB

    sich

    die

    kleinen

    Obereinstimmungen

    in

    einigen Perikopen haufen (Verhor

    vor dem Rat mit

    Verspottung, Verleugnung

    des

    Petrus

    und vor

    allem Grablegung).

    Bei den

    gemeinsamen 'Auslassungen' konnte die Erklarun g darin liegen,daB

    Besonderheiten der schriftlichen Markus-Fassung (z.B. der zweite Hahnen-

    schrei oder

    das

    Tagesschema

    der

    Passionswoche) sich gegeniiber

    dem

    breiteren Traditionsstrom nicht zu behaupten vermocht haben.

    4

    D ie Sonderberilhrungen

    zwischen Matthaus

    und

    Johannes

    s ind innerha lb

    d e r

    Passionsgeschichte bedeutender und interessanter als diejenigen zwischen

    Matthaus

    und

    Lukas: Nennung

    des

    Namens Kaiphas, Bericht iiber Sitzung

    des Rates

    mit

    TodesbeschluB, Geldliebe des Ju da s, Ken nzeichnu ng

    des Ver-

    raters,

    Uberlegenheit Jesu

    bei der

    Gefangennahme,

    der

    Name 'Jesus '

    in der

    Kreuzesinschrift, Joseph von Arimathaa als Jiing er Jesu, Neu heit seines

    Grabes, Offenbarung

    des

    Auferstandenen

    vor

    Frauen beim Grab e. Dazu

    kommen BeriihrungenimWortlaut innerhalbder parallelen Perikopen, aber

    auch

    in

    mehr stereotyper Phraseologie.

    5

    1

    Dafiir ist E .Hirsch, Die Friihgeschichte des

    Evangeliums,B.

    I I (Tu bing en, 1941), S.236-49 ,

    eingetreten.

    2

    So voral lemB. H. Streeter,

    The

    FourGospels (London, 1927), S. 293-331 .

    3

    Vgl.St reeter , a .a .O . S. 325ff. Bul tmann, a . a .O. S. 293.

    4

    Diese Moglichkeit gewinnt a n Wah rscheinlichkeit wen n ne ben Stellen

    wie

    Mark .

    xiv.

    40 A,

    51f. 72 (vgl.30) ,xv.2 1 ,44f.,xvi.3auchdie 'gemeinsamen Auslassungen'desMat thausundLukas

    in

    den

    fruheren Kapi teln beachtet werden.

    Auf

    ihre Bedeutung

    fur das

    synoptische Problem

    hat

    Fr . Torm mi t Recht hingewiesen, Indledning

    til Det Ny

    Testamente(4. Ud g., Kob enhav n, 1951),

    S.

    69ff., und

    Church Quarterly

    Review,1927, S. 354ff.

    Seine Beobachtungen sind jedoch

    nur

    einer

    rein literarischen Auffassung der Markus-Hypothese gegeni iber durchschlagend.

    5

    Vgl.

    Beilage

    I I I .

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    22

    N. A.

    D A H L

    Es gibt kaum eine einzelne Erklarung

    fur

    alle diese Beriihrungen sowohl

    mit

    der

    Matthaus-Fassung

    des

    Markus-Stoffes

    wie

    auch

    mit

    Sondergut

    des

    Matthaus. Einiges

    mag auf

    'ZufalF beruhen, bzw.

    die

    Folge einer ahnlichen

    'Te nde nz '

    der

    beiden Evangelisten sein. Abe r solche Erk larun gen reichen

    nicht aus. Wichtig

    ist

    neben

    der

    Grablegungsepisode

    und der

    Christophanie

    am Grabe

    vor

    allem

    das

    Logion

    bei der

    Gefangennahme: dordcrrpe^ov

    TI V

    la&Xcap&vaou elsT6V TOTTOV OCUTTJS (Matth. xxvi.52) (3 Ae TI Vn&xocipocv

    els

    Tf|v

    Q^Kflv

    (Joh.

    xviii.

    11). Die Art der

    Beriihrungen

    ist

    nicht derartig,

    daB eine direkte literarische Benutzung

    des

    M atthaus durch Johanne s anzu-

    nehmenist.Viel wahrscheinlicher ist die An nah m e von Beriihrungen zwischen

    der vor-johanneischen

    und der

    vor-matthaischen Trad ition. Schwierig

    ist

    es freilich, dariiber etwas Sicheres

    zu

    sagen, denn

    es

    besteht auch

    die

    Moglichkeit,

    daB

    Reminiszenzen

    aus

    Matthaus

    auf

    Johan nes gekommen

    sind, du rch eine vor Joh ann es liegende Traditio n verm ittelt. Wen n dies

    die

    Wahrheit sein sollte undmanches spricht dafiir, daBesjedenfalls einTeil

    der Wahrheit

    ist

    wiirde

    das

    beweisen,

    daB

    Einzelheiten

    aus der

    schrift-

    lichen Fassung

    des

    M at thaus

    in

    eine miindliche Traditio n hiniibergegangen

    sind,

    um

    bei Joha nn es wiederu m schriftlich fixiert

    zu

    werden.

    Auf

    alle Falle

    sind

    die

    Beriihrungen zwischen Matthaus

    und

    Johan nes Indizien

    fur das

    Ineinander

    von

    schriftlicher

    und

    miindlicher Uberlieferung.

    Die Semitismen

    des

    Matthaus sind auch

    in

    diesem Zusammenhang

    zu

    nennen.

    Im

    Allgemeinen wird

    die

    griechische Sprache

    des

    Markus

    bei

    Matthaus verbessert. Es gibt aber einige Falle, wo der Matthaus-Bericht

    den starker semitischen Sprach-Charakter

    hat. Wir

    finden Nam ensformen

    wie Mccpi6c|ji

    und

    vccjcopocios, Fremdworter wie pocppi (xxvi.

    25)

    od er Koppocvas

    (xxvii.

    6),

    eine biblische Redewendung wieeKTeivocsTf)v x

    ip

    a

    (xxvi.

    51), und

    eine parataktische Konstruktion

    wie

    Kcrrapdrco

    vuv

    drrro

    TOU

    oraupoO

    KOCI

    mcrreuaoiJiev (xxvii.

    42), wo

    Markus mehr griechisch ivoc I6conev

    KOCI

    mareu-

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    DIE PASSIONSGESGHICHTE BEI MATTHAUS 23

    nicht ausgeschlossen. Neb en dem He brae r-Ev ang elium derNasaraer und

    den altsyrischen Evangelieniibersetzungen sind die Semitismen des codexD

    indiesem Z usam m enha ngzu nenne n. Wiinschenswert ware eine umfassendere

    Untersuchung dieses gegenseitigen Einflusses griechischer

    und

    semitischer

    Evangelien-tJberlieferung aufeinander.

    1

    Wir werden demnach annehmen diirfen, daB das Matthaus-Evangelium

    seine Form ineinem doppelsprachigen Gebiet bekommen ha t. Zwar wird

    Griechisch die gottesdienstliche Sprache der Gemeinde gewesen sein; aber

    der griechische Markus ist hier miteiner Trad ententatigk eit undeiner

    Schriftgelehrsamkeit zusammengestoBen, die imm er noch zugleich mit

    Hebraisch und Aramaisch arbeiteten.

    2

    DerAnschlufi

    an

    das

    Alte

    Testament ist bei Matthaus noch enger als

    in

    d er

    Markus-Passion. Das istnicht erstaunlich. Den n eheeine geschriebene

    Leidensgeschichte vorh and en w ar, hat m an T exte aus dem A .T . (z.B. Ps. 22 )

    als Darstellungen derPassion Jesu gelesen, un d dies hatman auch spater

    fortgesetzt (Barn abasb rief ). Die fur M atthaus besonderen oder bei ihm

    verdeutlichten Anspielungen aufdas A .T. zeigen dabei, wie die Heran-

    ziehung von alttestamentlichen Texten eine Grundlage in schon existierenden

    Tra dition enh at,ihrerse its ab er auf dieAusformung der Berichte zuriickwirkt.

    3

    Fur eine imengeren Sinne historische Fragestellung liegt der Hauptwert

    der Matthaus-Passion

    in dem

    Licht,

    das sie

    riickwarts

    auf

    die Leidens-

    geschichte des M arku s wirft. Es gibt abe r ein pa ar Stellen, wo sachkritische

    Erwagungen furdie Prioritat des M attha us sprechen. DaB Matth aus d en

    Namen des Hohenpriesters Kaiphas kennt, bedeutet allerdings nicht viel.

    Aber dieNamensform 'Jesus Bara bb as' (xxvi. 16, 17cod. 0 , etc.) ist so

    auffallend, daB

    sie

    sowohl ursprunglicher M atthau s-Te xt

    als

    auch echte

    historische Uberlieferung sein muB.

    4

    In

    der N arrenkonigs-Episode spricht

    die historische Wahrscheinlichkeit furdie Scharlachchlamys des M attha us

    (xxvii. 28) gegeniiber dem Purpur des Markus.

    5

    Die Elias-Episode (xxvii.

    47ff.) scheint imKreuzesruf das hebraische 'E li, E li ' vorauszusetzen, also

    1

    Vgl. Black, a.a.O., bes. S. 178-205,

    212-21,

    wo z.T. vielleicht zu schnell aus den Semitismen

    in cod. D Folgerungen auf die urspriingliche Gestalt dergriechischen Evangelientexte gezogen

    werden, wo aber auch das Weiterleben der mundlichen T radition beachtet wird. Uber andere

    Beitrage zu dem Problemkreis vgl. A. E.J.Klijn, ASurvey ofthe Researches into the Western Text of

    the Gospels and Acts (Utrecht, 1949), S.278".,146-50.

    2

    Das Ergebnis Kilpatricks (a.a.O.

    S.

    103: 'Our Community was Greek-speaking')

    ist

    durch

    Stendahls Untersuchungen inThe Schoolof StMatthew etwas modifiziert worden.

    3

    Vgl. xxvi.15,xxvii.3-10 (dazu Stendahl, a.a.O . S. I96f.),xxvii.43und fernerxxvi.67 (Jes. 1.6),

    xxvii. 12 (?Jes. liii. 7), xxvii. 34 (Ps. lxix. 22), xxvii. 57 (Jes. liii. 9 T M ). Auf die Gestaltung von

    Matth. xxvi. 3-4 scheint

    Ps.

    xxxi.14einen EinfluB gehabt zu hab en; der Psalm laBt sich auch sonst,

    vgl.

    bes. v. 12-19, neben Ps. xxii undlxix alsSchilderung derPassionsgeschichte lesen, und

    Luk. xxiii. 46 schlieBt sich an Ps. xxxi. 6 an. Vgl. K. H. Schelkle,Die Passion Jesu in der Verkundigung

    des Neuen Testaments (Heidelberg, 1949), S.86ff. Fur die relative Selbstandigkeit des Matthaus

    gegeniiber Markus zeugen auch die kleinen Textvarianten in den Zitaten xxvi.31,64; xxvii. 35, 46.

    4

    T. W.Manson hatmich freilich darauf aufmerksam gem acht, daBdervoile Name 'Jesus

    Barabbas' auch im Urtext Mark. xv. 7 gestanden haben kann.

    6

    Vgl.R. Delbruck, 'Antiquarisches zu den Verspottungen Jesu' {ZNW

    41 ,

    1942,S.124-45),

    S.

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    9/17

    24 N. A. DAHL

    den bei Matthaus besser bezeugten Text. Und in der Wiedergabe des

    Verhors vor dem Rat scheint Matthaus die altere XJberlieferung zu bieten,

    wenn er bei dem angefuhrten W orte Jesu die Zusatze xsipoirolriTov aAXov

    dcxeipo-rroiriTov auslaBt (xxvi. 61); ebenso, wenn er die Behauptung, daG die

    Aussagen der dieses Wort anfuhrenden Zeugen nicht ubereinstimmten

    (Mark. xiv. 59), fallen laBt.

    1

    Die anscheinend groBere historische Wahrscheinlichkeit ist in solchen

    Fallen natiirlich nicht an sich ein sicherer Beweis, daB alte und alteste

    Uberlieferung vorliegt. Der Schein der geschichtlichen Treue konnte das

    Ergebn is einer Zure chtlegu ng des Berichterstatters sein. In de r Leidens-

    geschichte des 'Historikers' Lukas wird das in der Tat mehrmals zutreffen.

    Aber Matthaus hat kaum ein Interesse fur das historisch Wahrscheinliche.

    Bei ihm wird man also in solchen Fallen eher auf Bekanntschaft mit einer von

    Markus unabhangigen Uberlieferung schliefien.

    Hier liegt mir nicht an den Einzelentscheidungen, sondern daran, zu

    zeigen, wie kompliziert das Sachverhaltnis ist und wie viele Faktoren zu

    beriicksichtigen sind, auch an einem Teilgebiet des synoptischen Problems,

    wo sich die literarkritische Quellenfrage klar und einfach beantworten laBt.

    Mit einer rein literarischen Betrachtungsweise kommen wir eben nicht durch.

    Zwar ist die Matthaus-Passion eine Neubearbeitung des Markus-Berichtes,

    die Umformung ist aber nicht einfach das Ergebnis der schriftstellerischen

    Tatigkeit eines Red aktors. Sie hat ihren 'Sitz im Le be n' inner halb eines

    bestimmten kirchlichen Milieus, wo Markus in hohem Ansehen stand und

    wohl als gottesdienstliches Lesebuch verwendet wurde, wo aber auch noch

    miindliche Uberlieferung lebendig war und Studium des A.T. betrieben

    wurde.

    2

    Ob wohl die Moglichkeit besteht, daB der literarisch sekundare

    Matthaus-Bericht hier und dort ursprtingliche Uberlieferung, auch Markus

    gegeniiber, enthalten kann, liegt das Hauptinteresse der Passionsgeschichte

    des Matth aus darin, daB wir hier sehen, wie das Leiden Jesu inn erhalb einer

    bestimmten kirchlichen Gemeinschaft verstanden und gedeutet worden ist.

    Ich komme damit zum zweiten Teil meiner Ausfuhrungen: die 'Theologie

    der

    Passionsgeschichte' bei M attha us. Es besteht hier die Gefahr der t) be r-

    interpretation; nicht alle Einzelabweichungen von Markus sind durch

    theologische Tend enz bestimm t. Aber in der Komposition als Ganzem und

    in vielen Einzelheiten tritt doch ein bestimmtes Verstandnis der Leidens-

    geschichte zu Ta ge , das fur M atth au s charakteristisch ist. Bei dieser Deu tun g

    der Passion Jesu gehtesum ihre B edeutung fur die Kirche in ihrem Gegeniiber

    zur Synagoge.

    Wie bei den anderen Evangelisten ist die Leidensgeschichte auch bei

    1

    Vgl. Wellhausen,Das Evangelium Matthaei(Berlin, 1904), S.141f., der auch zu

    xxvi.

    67 vermutet,

    daB Ma tthaus das Urspriingliche erhalten hat.

    2

    Man darf hier fragen, ob nicht Matthaus als Apostel und Tradent innerhalb der Gemeinde

    verehrt wurde, schon bevor er zum Verfasser des Evangeliums gemacht wurd e. Das ware dann die

    Erklarung fur die Identifizierung des Zollners mit Matthaus (viii. 9 und x. 3).

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    10/17

    DIE PASSIONSGE SCHICH TE BEI MAT THAUS 25

    M atthaus von der Oberzeugung beherrscht,

    daB

    Jesus als der Messias gelitten

    ha t. Die Passion Jesu ist sein W eg zur Inthron isation; M attha us schildert

    die Erscheinung des Auferstandenen auf dem Berge als OfFenbarung des

    schon inthronisierten Christus, dem alle Macht iiberantwortet ist, und der

    seinen Jiinge rn den Auftrag zur Weltmission gibt. Im AnschluB an M arkus

    wird der Passionsweg Jesu als Weg des erniedrigten Christus ge schildert:

    von den Fiihrern Israels verworfen, von Judas verraten, von seinen Jiingern

    verlassen, vom Rat verurteilt, von Petrus verleugnet, von vielen verspottet

    bis hin zum Ruf der Gottverlassenheit am K reu z: 'M ein G ott, mein Gott '.

    Wie bei M arku s wird die Leidensgeschichte Jesu im AnschluB an alttestament-

    lichen Passionspsalmen geschildert; Jesus geht den ihm vorgeschriebenen

    Weg, da mit die Schrift erfullt werd e (xxvii. 54, 56). Stark er als M ark us

    betont M attha us, wie dad urch auch das eigene W ort Jesu in Erfiillung g eht

    (xxvi. 2 ; vgl. xxvii. 63 ; xxviii. 6). Ein M otiv zur Einfiigung der Ju da s-

    Geschichte (xxvii. 3-10) lag sicherlich dar in, daB die Erfiillung des Weherufes

    iiber den Ve rrate r (xxvi. 24) darge tan w erden sollte. TJberhaupt wird die

    Freiwilligkeit des Leidens Jesu stark beto nt. Ein Beispiel dafur ist die

    Neu gestaltung der Gethseman e-Perikope (vgl. besonders xxvi. 42) . Das Wort

    Jesu ist das Signa l, welches das ganze G eschehen erst im G ang setzt (xxvi. 1-2

    vgl.

    18, 25 und auc h das E

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    11/17

    26 N. A. DAHL

    geht es nicht so sehr um den 'Konig der Juden' (xxvii. n , vgl. Mark.),

    sondern vielmehr um 'IrjaoOs 6 Aey6|Ji6vos\p\ n6s (xxvii. 17, 22).

    1

    Die Messianitat oder richtiger, um in der christlichen Terminologie zu

    bleiben, das Christus-Sein des Gekreuzigten wird in standigem Gegensatz

    zu seiner Verwerfung durch die Juden dargestellt.

    2

    Wichtig ist vor allem die

    Barabbas-Episode. Sie ist bei Matthaus genau durchkomponiert, und hat

    innerhalb der Matthaus-Passion eine zentrale Bedeutung. Beherrscht ist die

    Perikope von vorneherein durch die alternative Frage: Tivoc 0AET6 TroAv)aco

    Ouiv, Mriaouv Bapa|3|3av f| 'Inaouv T6VAsydnevov xpicrtov; Mit ihren Akkla-

    mationen stimmt die Volksmenge dem Urteil ihrer Fiihrer zu; das ist wohl

    schon der Gedanke des Markus, wird aber bei Matthaus noch klarer heraus-

    gestellt.

    3

    Aus einer Sondertradition fugt Matthaus die Notiz vom Weib des

    Pilatus ein (xxvii. 19), wodurch Jesus von der Heidin als der Gerechte bezeugt

    wird. Viel wichtiger ist aber die Bereicherung der Perikope durch die

    Unschulds-Erklarung des Pilatus und die Schuldiibernahme der Juden

    (xxvii.

    24-5). Hier kann man eher fragen, ob eigentlich Tradition vorliegt;

    es handelt sich um eine Deutung des Geschehens, die in die Form von

    direkter Rede umgesetzt ist. Die Juden sind am Blute des gerechten und

    unschuldigen Christus schuldig geworden. Die Terminologie der Unschulds-

    erklarung und der Schuldiibernahme kniipft dabei an eine alte Formelsprache

    an, deren Ursprung vielleicht im Institut der Blutrache liegt. Vor allem

    innerhalb der Sphare des heiligen Rechts hat sie eine Rolle gespielt: Gott ist

    der Racher des unschuldig vergossenen Blutes. Noch in dem rabbinischen

    Rechtsverfahren ist die Formelsprache gelaufig; hier dient sie vor allem zur

    Entlastung des Gerichtshofes und Belastung eventueller falscher Zeugen.

    4

    Bei Matthaus gehort neben dem Begriff oclnoc d0cpov in xxvii. 4 (xxiii. 35)

    auch die an Gen. ix. 6 anspielende Maxime in xxvi. 52 zu demselben Motiv-

    kreis.

    Das naher zu verfolgen, wiirde aber eine kleine Untersuchung fur

    sich fordern.

    1

    Vgl. auch die Anklange an das christliche

    Kerygma

    in xxvii. 63, 64, xxviii. 7.

    8

    Matthaus bezeichnet in der Regel die Gegner Jesu als ol ApxiEpst; Kal ol irpeejpOTepoi (TOU ACCOO),

    xxvi. 3, 43, xxvii. 1, 3, 12, 20, xxviii. uf. (xxi. 23), wohl um die offizielle und verantwortliche

    Vertretung der Judenschaft durch ihre Fiihrer hervorzuheben. Der juristische Aspekt der Passion

    wird auch durch die Beeidigung beim Verhor (xxvi. 63) hervorgehoben, sowie dadurch daB

    Matthaus fur Pilatus den Titel 6 fiytuciv verwendet (xxvii. 2, 11 usw.). Warum sind aber die

    ypapnorrets bei Matthaus in den Hintergrund getreten? Sie erscheinen nur xxvi. 57 und xxvii. 41,

    bei Markus dagegen auchxiv.1,53,xv. 1. Sind dem Evangelisten die Schriftgelehrten gegenwartige

    Gegner, die Hohenpriester und Altesten dagegen Widersacher Jesu in der Heilsgeschichte?

    s

    P. Seidelin gibt in einem Vortrag 'Den synoptiske Jesus'

    {Bidrag

    til

    Kristologien,

    ed. L. Berner-

    Schilden-Holsten, Bringstrup, 1951), einige Andeutungen iiber das Ergebnis seiner unpublizierten

    Studien zur Leidensgeschichte und schreibt u.a.: 'Der eigentliche Zweck der Barabbasgeschichte

    ist der, Pilatus, der kein Jude war, dem Volke nicht gehorte, und deshalb in dieser Auseinander-

    setzung eigentlich eine irrelevante Person war, aus der Schuldfrage herausmanovriert zu bekommen'

    (S.63, aus dem Danischen iibersetzt).

    4

    Vgl. 2. Sam. i. 16, iii. 28 f., xiv. 9, 1. Kon. ii. 31-3, 44-5, Lev. xx. 9, Deut. xxi. sff., Susanna

    46 Theod.,Ass.Mos. ix. 7, M. Sanh. iv. 5, Apg. v.28,xviii. 6, xx. 26; Test. Levi xvi. 3. J. W. Doeve,

    Jewish Hermeneutics

    in

    the Synoptic Gospels and Acts

    (Assen, 1953), S. 182

    ff.

    zieht einseitig Jer. xxvi. 15

    heran.

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    12/17

    D I E P A S S I O N S G E S C H I C H T E B E I M A T T H A U S 2 ]

    Innerhalb der Passionsgeschichte des Matthaus kommt mehrmals ein

    atiologisches Interesse zum Vorschein (xxvii. 8, xxviii. 15). Dieses Interesse

    steht auch in der Barabbas-Perikope im Hin tergr un d. Ju da s ist wegen seiner

    Schuld am gerechten Blute Jesu zu grund egegan gen; aber auch d ie Ju de n

    seiner Gegenwart stehen fur Matthaus unter der Blutschuld, die sie sich

    zugezogen haben . Wahrscheinlich hat er den U nterg ang Jerusalems als

    Bestatigung dafiir erlebt (vgl. xxii. 7). DaB die Schuldbelastung de r Ju d en

    fiir M atth au s ein nicht unw esentlicher A spekt der Leidensgeschichte ist, wird

    durch die vorhergehenden Kapitel des Evangeliums bestatigt. Wichtig sind

    in diesem Zusammenhang vor allem die Gleichnisse in xxi. 28-xxii. 14 und

    die Rede in xxiii; am SchluB horen wir auch hier von dem 'gerechten Blut',

    das iiber dieses Geschlecht kommen soil (xxiii.

    35 f.).

    Vor allem gibt aber

    xxi.

    43 sozusagen das Th em a der Leidensgeschichte an : ' Das Reich Gottes

    soil von euch genomm en un d einem Volke gegeben werden, d as seine Friichte

    tragt. '

    1

    Positiv gesehen ist das Blut Jesu, an dem sich die Juden schuldig gemacht

    haben, das Blut des (neuen) Bundes, das fur viele zur Vergebung der Stinden

    vergossen wird. Die Abendm ahlsperikop e ha t inn erh alb der Passions-

    geschichte eine zentra le Stellung. Ein Beweis dafiir ist die Um form ung des

    Berichts von der Zuriistung zum Passamahl (xxvi. 17-19). Was vorbereitet

    werden soil, ist nach M atth au s n icht das Essen des jiidischen Passalammes,

    sondern das erste Osterfest des neuen Bu nde s; Jesu Kairos ist na he , und er

    wird m it seinen Jiing ern Passa feiern um das Ab end m ahl zu stiften. Die

    Abendmahlsperikope selbst (xxvi. 26-9) ist noch deutlicher als in den

    Parallel-Uberlieferungen auf die gegenwartige Feier der Kirche bezogen.

    Die ganze L eidens- (und Auferstehungs-) Geschichte ha t eine ' atiologische'

    Bedeutung; sie erklart die Entstehung und die bleibende Existenzgrundlage

    der Kirche als Gottesvolk des neuen Bundes, als missionierende, taufende

    und lehrende Gemeinde (xxviii. 19 ). Dabei wird auch noch bei Matthaus

    das Versagen der Jiinger hervorgehoben, wenn auch nicht ganz so stark wie

    bei Markus;

    2

    nicht die Treue der Jiinger, sondern die Treue Jesu und die

    Siindenvergebung durch sein Blut ist die Existenzgrundlage der Kirche.

    In der D arstellung der Jiinge r u nd ihres Versagens klingen aber auc h par a-

    netische Motive mit, Warnung vor falscher Sicherheit und Ruf zur Treue

    im Bekenntnis zu Christus.

    3

    Die neue G emeinde ist fiir M attha us eine Jiingerscha r aus alien Volkern,

    wie aus dem SchluB des Evangeliums ganz deutlich hervorgeht. Inn erh alb

    der Leidensgeschichte w ird dies durc h die Ereignisse beim T od e Jesu vor-

    1

    Vgl. Seidelin, a.a .O.S.64f., und tiber Markus, M. Kidd ie,' The D eath ofjesus and the Admission

    of the Gentiles in St Mark' (Journ.

    Theol.

    Stud.,vol. 35, 1934, S. 45-50).

    a

    Zur Milderung vgl. die Auslassung von Mark. xiv. 40

    b,

    und die Einfugung von

    16ETV

    T 6

    TJAOS

    Matth. xxvi. 58 und triKpu; xxvi. 75.

    8

    Vgl. xxvi. 22-5, 29 (HE9*tytuw), 31- 5

    (iv

    8(jolTfft irolnvtis

    tv

    CTOI),36-46 (UET' {|iou 38, 40),

    58, 69 -7 5 , xxvii. 57 ({uaetiTEueri), xx viii . 8, 17.

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    13/17

    28 N. A. D A H L

    gebildet (xxvii. 51 -4 ). Das Erd beb en un d die Auferstehung der entschlafenen

    Heiligen bezeugen, im AnschluB an jiidische Deutung von Hesek. xxxvii,

    die eschatologische Bedeutsamkeit des Todes Jesu.

    1

    Diese Sonderiiberliefe-

    rung des Matthaus ist nun zwischen Markus xv. 38 und 39 eingeschoben, so

    daB das Geschehen nach drei Richtungen hin beleuchtet wird: (1) ZerreiBen

    des Tempelvorhan ges End e des irdischen Tempeldienstes und Gericht

    iiber das Ju de nt um . (Auch Eroffnung des Zuganges zu Gott, vgl. He br. x.

    igf.?) (2) Auferstehung der Heiligen Erfullung der VerheiBungen an die

    From men des alten Bundes. (3) Bekenntnis des Ha uptm ann es un d seiner

    Leu te zu dem Gekreuzigten als Sohn Gottes Vorzeichen fur die E nt-

    stehung der Kirche der sich zu Christus bekennenden Heiden.

    Das M atthaus-Ev angelium ist nicht judenchristlich, sondern universal-

    kirchlich.

    2

    De r Evangelist und viele Glieder seiner Gem einde werden freilich

    jlidischer Herkunft sein. Das beweist, daB nicht alle Jud enc hris ten sich

    partikularistisch abgegrenzt haben; einige haben den Weg zur Grofikirche

    gefunden. Aber die Tre nn un g der Jiing er Jesu von den Ju de n ist vollzogen.

    Matth. xxviii. 15 wird in fast johanneischer Weise von den 'louSortoi ge-

    sprochen . Es ist aber kein Zufall, daB bei M atth au s in dieser Weise nu r von

    den Ju de n in der Zeit nach der K reuzigung Jesu gesprochen wird, denn erst

    du rch sie wird der Bruch vollendet. Das Gottesvolk des neuen B undes ist

    die Kirc he aus alien Vo lkern. So wie sie du rch M atth aus vertreten w ird,

    versteht sie sich selbst von der Passion und Auferstehung Jesu aus; und

    umgekehrt versteht sie die Leidensgeschichte Jesu in ihrem Bezug auf die

    eigene Existenz der von dem jiidischen Volke getrennten Kir che .

    3

    Ihr gehort

    auch das in der Geschichte Jesu erfiillte A.T . M an ko nnte dem nac h sagen,

    bei M atth au s stehe die Passion Jesu im M ittelpu nk t eines Dreiecks, deren

    Ecken Altes Testament, Kirche und Synagoge sind.

    4

    Zum SchluB noch ein kurzes Wort iiber die Stellung der Passionsgeschichte

    inne rhalb der Gan zheit des Evangeliums. Das W ort Kahlers 'Passions-

    1

    Vgl. H. Riesenfeld, 'The Resurrection in Ezekiel xxxvii and in the Dura-Europos Paintings'

    (Upps. U niv. Arsskr.1948, 11), wo die Obereinstimm ung zwischen Matth . xxvii. 51-3 und die

    Darstellung von Hesek. xxxvii in der Synagoge zu Dura nachgewiesen wird.

    2

    K. W. Clark, 'The Gentile Bias in Matthew'

    {Journ.

    Bibl. Lit., vol.

    LXVI,

    1947, S. 165-72)

    nimmt sogar eine heidenchristliche Herkunft des Verfassers an.

    8

    VV.Hillmann, Aufbau

    un d

    Deutung

    de r

    synoptischen Leidensberichte (Freiburg i. Br., 1941), kommt

    auf ganz anderemWege zudem ahnlichen Ergebnis,daB dererste E vangelist'dieFragestellung seiner

    Leser aufgreift, die sich vor allem auf die innere und auBere Rechtfertigung der christlichen Kirche

    richtet, und diese neue Gem einde aus den Ereignissen und den Lehren Jesu auf Grund des Glaubens

    an seine wirkliche Messianitat rechtfertigt' (S. 264). Mit Hillmanns Rekonstruktion einer kunst-

    vollen Komposition der Matthaus-Passion vermag ich dagegen wenig anzufangen; dasselbe trifft

    auch fur Karl T hieme, 'M atth aus , der Schriftgelehrte Evangelist'

    (Judaica,Jahrg.

    V, 1949,8. 130-52,

    161-82) zu. An sich verdient freilich die Frage der formalen Komposition mehr Beachtung als ihr

    in meinem Referat zuteil geworden ist.

    4

    Vgl. dazu A. Oepke,Dasneue Gottesvolk (Giitersloh, 1950), der z.B. S. 42f. von 'einem vollig

    einigartigen...dialektischen Dreiecksverhaltnis' spricht. Merkwiirdiger Weise hat Oepke in seinem

    groBen Werke sowohl das M atthausevangeliumwieauchdieLukasschriften nur wenig beriicksichtigt,

    so daB hier die Liicke in meinem Buch

    Das

    Volk Gottes (Skr. Norske Vid.-Akad., Hist, filos. KI.,

    1941,

    No. 2) unausgefiillt geblieben ist.

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    14/17

    DIE PASSIONSGESCH ICHTE BEI MATTHAUS 2g

    geschichten mit ausfiihrlicher Einleitung'

    1

    trifft

    fur

    M attha us viel weniger

    als

    fur

    M arkus zu ; die vorhergehenden Kap itel, vor allem die Reden kom -

    positionen, tragen dafiir ein viel

    zu

    groBes Gewicht. Es wa re abe r auf de r

    anderen Seite auch einseitig, mit B. W. Bacon Kap. xxvi-xxviii als 'Epilog'

    zu dem funffach geteilten Werke anzusehen,

    und

    M at thaus

    als ein

    kate-

    chetisches 'H an d b u c h ' aufzufassen.

    2

    Die Verkoppelung der Passionsgeschichte mit der Darstellung der Lehr-

    tatigkeit Jesu die wohl in der T a t in fiinf Teile zu zerlegen ist geschieht

    durch xxvi.

    i und

    xxviii.

    20; die

    E inleitung

    zur

    Passionsgeschichte

    KCCI

    EYEVETO OTEETEAECTEV

    6 'IncroOs

    TT&VTOCS TOUS

    Aoyous

    TOUTOUS

    und das Wort des

    Auferstandenen

    SIS&CTKOVTES OUTOVS

    TripEiv

    TT&VTOC OCTOC EVETEIXAHEV

    uulv.

    Es ist sicherlich nicht zufallig, daB an beiden Stellen, am deutlichsten xxvi.

    1,

    Form ulierungen vom SchluB des Deuteronom iums anklingen.

    3

    Der Evangelist

    wird wohl wirklich sein Werk

    als

    eine

    Art

    Gegenstiick zum Pen tateuc h

    verstanden haben.

    Die Passion Jesu kan n erst anfangen, wenn Jesus seine gesamte Lehrtatigkeit

    beendet hat. U nd die nach O stern hinzukom men den Jiinger sollen lernen,

    das zu halte n, was Jesus wah rend seiner Lehrta tigkeit in Israel geboten ha t.

    Die ganze nachosterliche Gemeinde steht unter dem Wort, das vor der

    Passion nur

    an

    Israel gerichtet war. Es ist, so darf m an sagen, den Ju den

    genommen und einem Volke gegeben, daB das Gebotene

    zu

    halten lernen

    soil. Von hier aus muB das Nebeneinan der von scheinbarem Partikularismus

    und Universalismus

    bei

    M atthaus erklart werden. Das Problem kann

    an

    der Hand von Kap.

    x

    erlau tert werde n. Die hier gesamm elten Logien sind

    deutlich

    als

    V orschriften

    fur die

    kirchliche Gegen wart zusamm engestellt;

    an

    der

    Spitze steht aber

    das

    Gebot,

    nur zu

    den verlorenen Schafen

    des

    Hauses Israel zu gehen . Dieses Gebot trifft fur M atth au s natiirlich nur fur

    die vorosterliche Situation

    zu.

    Aber was Jesus

    bei der

    Gelegenheit

    der

    Aussendung seiner Apostel an Israel geboten ha t, sollen seine Jiing er in alien

    Volkern zu halten lehren . Beides geho rt fur M atth aus zusam men: Jesus ist

    Christos und Didaskalos, gekreuzigter Gottessohn und neuer Mose.

    Dem

    entspricht

    der

    Doppelcharakter

    des

    Buches,

    als

    'Evangel ium'

    und als

    ' H a n d b u c h ' .

    1

    Der sogenannte historische

    Jesus und der

    geschichlliche,

    biblische Christus,

    Neu herausg., Miinchen,

    1953, S. 60.

    2

    B. W. Bacon,Studies

    in

    Matthew (New York, 1930), S. 80-2, von Stendahl, a.a.O. S. 25 wieder-

    holt; tiber Matthaus als 'Handbuch' vgl. Stendahl S. 20-9.

    3

    Zu Matth. xxvi. i vgl. Deut. xxxi. i (Sept.), 24, xxxii. 44.?.ZuMatth . xxviii. 20 vgl. D eut.

    xxix. 8, xxx. 8, io, 16, xxxi. 12, xxxii. 46 (iv. 2, etc.).

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    30 N. A. DAH L

    BEILAGEN

    I. R E M I N I S Z E N Z E N A U S M A R K U S IN D I R E K T E R R E D E

    MATTHAUS XXVI-XXVHI

    A .

    Erzdhlung oder indirekte Rede bei Markus

    Worte Jesu :

    Mat th . Mark ,

    xxvi. 2 xiv. i un d

    41

    (vgl. Matth.

    xx. i8f. Par.)

    26-7

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    16/17

    DIE PASSIONSGESCHICHTE BEI MATTHAUS 31

    Das Gesamtbild spricht eindeutig

    fur

    eine freie Wiedererzahlung des Markus

    bei Matthaus, auch wenn

    es in

    einzelnen

    der

    oben angefiihrten Falle fraglich

    bleibt, ob wirklich Nachklange aus Markus vorliegen.

    Nur selten kehren Worte, die bei Markus in direkter Rede stehen, bei Matthaus

    in

    der

    Erzahlung wieder: xxvi.

    56

    (vgl. Mark. xiv. 49, dazu aber auch Matth.

    xxvi. 52); xxvii. 12

    (OUSEV

    dnrsKpivcrro, vgl. Mark. xv.

    4OUK

    dnroKpivri

    O05EV,

    aber

    auch Mark. xiv. 61);

    xxviii.

    2

    OCTTEKOAICTEV

    T 6V

    A(9OV

    (vgl. Mark. xvi.3

    TIJ

    dnroKuAfaEi

    f\\xiv

    T6VA(9OV).

    In einigen Fallen werden beiMatthaus dieAussagen nicht aus derMarkus-

    Tradition, sondern ausStoffen anderer Herkunft erganzt: xxvi. 42yevr|9r|Tco

    T 6 0EAT|U6C

    aou (Matth.

    vi.

    10); xxvii.

    40E

    ut6s

    EI TOU 9EOU

    (Matth.

    iv. 3, 6 );

    xxvii.

    43 (Ps.

    xxii.

    19,

    Matth. xxvi.

    63

    Par .). Uber selbstandig uberlieferte

    Spriiche verfiigt Matthaus innerhalb

    der

    Leidensgeschichte

    nu r in

    sehr

    be-

    schranktem Mal3e, eigentlich nur in der Perikope von der Gefangennahme:

    xxvi.

    50,

    52 (vgl.Joh. xviii. 11,Apoc. xiii. 10) und 53; vgl. daneben xxvi. 63 (Erweiterung),

    xxvii. 19, 24-5.

    In

    den Sonder-Perikopen des Matthaus wird aber direkte Rede

    viel verwendet: xxvii. 3-8, 62-6; xxviii. 11-15, 16-20.

    Zusammenfassend

    ist

    noch hervorzuheben, daB

    wir bei

    Matthaus eine aus-

    gedehntere Verwendung von direkter Rede und auch mehr Wiederholungen

    als

    bei Markus finden. Beides darf als

    ein

    Zeichen mundlichen (und semitischen?)

    Erzahlungsstils gewertet werden.

    II. KLEIN E UBERE INST IMMU NGEN MATT HAUS LUKAS GEGEN MARKUS

    Matth. xxvi. 16(euKoapiav), 29(oO

    \xt\

    THCOdm'apTi, Luk. OCTTOTOO VUV), 39

    (udn-EpTTATIV),

    40 (irp6s

    TOUS

    piot9riTAs), 41

    (E1CT^A0T|TE),

    42 (yEvr|0r|Tco

    TO

    CTOU Luk. T6 9iAt|pa.. .T O aov yiv^aQco), 47 (i5ou), 51 (iron-d^aj, Luk.

    58

    (66E

    FFETpos

    TIKOAOU9EIEK&9r|To),

    63-4

    (E

    CTU

    EI6

    ui6s

    TOO 9EOOCTU

    Luk. OpeTs

    AE/ETEOCTT'

    apTi, Luk. dnroTOOVUVKOc9r|UvovIK

    SE^IWV,

    Wortfolge),

    68 (AEyovTEs.. .Tis

    ^CTTIV6

    Trafaas

    ue),

    71 (aAAn, Luk. Erepos),

    75

    (E EA0cbv e co

    EKAauaev -rriKpcos, bei Lukas kaum urspriinglich).

    xxvii.

    1(TOOAaou),

    11 (911), 23

    (KOCK6V

    lTTofr)O"Ev, Wortfolge), 26

    (TOV 5E

    'IriaoOu),

    37

    (OUTOS),

    40

    (EI.

    .

    .EI),

    50 (9WVT) (jieycxAri, Dativ), 54

    (EKCCTOVTOCPXOSTd

    yw6\ieva,

    Luk.

    T6

    yevopevov), 55 (diro

    TTIS

    TaAiAafas), 57 (Touvona, Luk. ovopom), 58

    (OUTOS

    irpoaeAQcov TCOTTiA&Tcp,

    bei

    Lukas fehlt

    OOTOS in D,

    Sah),

    59 (IVETOAI^EV OC\JT6

    CTIV66VI),

    60

    (29T|KEV, SO

    auch Mark. v.l.;

    KOCIVCO,

    Luk.

    ouOUKfiv OUSEIS OUTTCO

    KE(IJIEVOS)

    .

    xxviii. 1 (4Tri9COcn

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    17/17

    32 N. A. DAHL

    III.

    SONDER UBEREINSTIMMUNGEN MATTHAU S JOHANNES

    xxvi. 3-5, Jo h.x i.

    47-53.

    Sitzung des Ra ts. De tails: