Schamanen Und Rhapsoden-Schamanismus

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    ERIKA U N D MA FRED TAUBE-"

    SchamanenundRhapsodeiD I E G E I S T IG E K U LTU R D ER A L T EN M O N G O L E I

    K O E H L E R & A M E L A N G L E I P Z I G '

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    Drei Abwehneichcn.- -ans - -mpiizierten Zeremonien wurde die Praktizierungkollektiver Opfer vermutlich bestimmten Gliedern

    der gentilen Gemeinschaften bertragen, teils den&testen, teils den Frauen. Aus diesen Kreisen for-mierten sich im weiteren Verlauf der historischenund kulturellen ~ n t w i d r l u n ~pezielle Trger desKultes - die Schamanen. Dafr spricht, d a diefrhen Schamanen wahrscheinlich an den Stammoder eine verwandtschaftliche Gruppe gebundenwaren.

    Bisher war nur von schutzbietenden Geisternoder Gottheiten die Rede, die nach animistischenAuffassungen berall in der Natur herrschen. ImGlauben an ihre Existenz erschpfte sich aber derGedanke von der Allbeseeltheit der Welt nicht.Fr die negativep Erscheinungen des Lebens, f rUnwetter, Krankheiten, Zwietracht bis zu Dieb-

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    stahl und. Verlust, macute man unah l ige bse Gster, Dmonen, verantwortlich, die vor allemder Lufl ihr Wesen trieben. Sie im konkreten Fazu erkennen und sich mit ihnen auseinanderzusZen, sie zu bekmpfen und zu vernichten erfordeVoraussetzungen, die de m einfachen Menscnicht mehr zu Gebote standen. E r konnte lediglversuchen, die bsen Geister nicht aufmerksammachen, sie nicht herbeimziehen und dadurch Uheil von sich und de n Seinen fernzuhalten. SeMittel waren die Beachtung der versch iedenVerhaltensvorschriflen, die Einhaltung von Taballer Art und sonstige abwehrzauberische Manmen wie ein roter Farbanstrich f r Rauchffnunreifen und Trrahmen, also f r jene uffnungdurch die Obles in die Jurte gelangen knnte, oda s Aufstellen einer ((Windpferd-Fahne die Blschlag und Hagel von der Jurte und dem Anwefernhalten sol1;und dergleichen mehr. Wenn nicvon all de m und auch nicht seine Flche und Vwnschungen die Jurte vor Unheil bewahrt hattblieb dem Menschen nichts anderes brig, als einSchamanen zu rufen. . - - . . 7. .'. .. ,4-. ---T.:,-

    I , IExorzismus- und~enseitsreise- - -. Schamanismus A' - - _

    cfichamanismus ist unter allen Religionen dieltesD ie ersten Menschen, die auf Erden lebten, waSchamanen. In ununterbrochener Folge ist ih r WSen auf uns gekommen ... Einer meiner ShneLehrer. E r wollte alle Gesnge, die ich weib, aschreiben. Aber da habe ich nicht mitgemacht.wenn er selbst Schamane geworden wre, hich ihn alles gelehrt. Aber nur um seiner Neugwillen - nein I > 9'

    D as erklrte 1957 ein alter Mann aus dem Bgan-Aimak zwei Gelehrten, einem ~ o n g o l e neinem Europer, die ihn dazu bewegen konntvorzutragen, was er noch von den alten Gesng1 . U , . , ,- , " , -- ..,I .C , . ' .,,L.. . t'-::: :,&T;;$-r?,.Ckk.'1* C A - ... wie

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    in Eringerung hatte, deren er sich ~t als Scha-mane bediente. Fr die wissenschaftliche Forschungist ein solcher Standpunkt natrlich bedauerlich.W ie vieles knnte bewahrt bleiben, was so fr alleZeit der Vergessenheit anheimfllt - denn nichtimmer kommen die Feldforscher noch rechtzeitig.In den oben zitierten Worten drckt sich aberauch die tiefe innere Beziehung des alten Manneszu seiner s c h a d s t i s c h e n Berufung aus, die langeJahre seines Lebens geprgt hat, der groe Ernst,mit dem er sich noch immer zu all dem verhielt,was damit verbunden war. hnlich tiefes Gebun-densein an die eigene Schamanenvergangenheithatdie Autorin ebenfalls beobachten knnen - noch25 Jahre nachdem es den Schamanen untersagt war,ttig zu werden.

    - ,.* 1 '\ . -Menschen als Urheber von Schden i i Betrakamen. Bei Pferdediebstahl etwa konnten Wolsehnen ins Feuer geworfen werden, und 'so, wiesich darin zusammenzogen, wrden sich Hnde uFe d i r Diebe verkrampfen. Ferner oblag es deSchamanen, vo r allem Kinder durch Segenssprvor Bsem zu bewahren, berhaupt Mensch u

    Vieh auf magische Weise zu schtzen, Gesund1und Gedeihen zu bewirken oder durch Fluch uBann Unheil und Krankheit von vornherein abzwehren. Auch erwartete man von ihm Weissaguaus dem Schultecblatt eines Schafes oder dEingeweiden von Opfertieren, die Deutung vOmina, die Bestimmung gnstiger Richtungen uTermine f r besondere Vorhaben. Eine weitpraktische Leistung des Schamanen fr die Gmeinschaft ist ichlielich seine Funktion als PFunktion und Aufgabe des Schamanen chopomp: E r geleitet Seelen Verstorbener ins Je. seits und verhindert so, da sie wiederkeh~enDer Schamane war Mittler zwischen den Menschen Schaden anrichten. * ' #und ihrer Welt und den anderen Welten mit ihren Um seine helfende Funktion zu e;fllen, bedurguten und bsen Geistern. E r mute heilen und der Schamane der Untersttzungdurch HilfsgeistBsem vorbeugen. Zu seinen wichtigsten Aufgaben die er , je nach der Schwere des Falles, in mehr odgehrte es, die Ursache eines Ubels - als solche weniger groer Zahl herbeirief. Der Ruf eines Scwurde meist ein Dmon angenommen- u erkennen manen war um so grer, je mehr Hilfsgeister ihund auf magische Weise zu bekmpfen, da s heit, zu Gebote standen. Ferner bedurfte er bestimm

    den Dmon auszutreiben oder ganz zu vernichten. Voraussetzungen, um mit den Geistern und ihas konnte durch Beschwrung und Bannformeln Welt berhaupt in Kontakt treten zu knnen. izuwege gebracht werden oder zum Beispiel da - ,;- 'Adurch, da der Schamane aus Teig ein Abbild des . . . . - , , 4 . - - . + +Hilf sgeistyGeistes anfertigen lie, in das er den Dmon . - - - t t- ;-bannte (hierin wird der Einflu lamaistischer Prak- Als Hilfsgeister kamen allem Anschein nach intiken vermutet) und das dann auf eine von ihmvorgeschriebene Weise an einen von ihm bezeich-neten Platz aus der Jurte hinausgebracht wutde.Auch ein Tier konnte zur Aufnahme des Bsen be-stimmt und danach geschlachtet werden. Ubel, diedem Vieh oder .sonstigegn Besitz zustieen, wurdenhufig ebenfails durch Exorzismus, allerdings aufetwas andere Weise, bekmpft. AnalogiezauberSter Linie Seelen der Ahnen in Betracht, d iemfigrlich darstellte und durch Opfer verehrte. Slen verstorbener Schamanen galten als besondmchtig. D ie Darstellungen von Ahnengeistewurden aus Filz und Fell, Stoff und Seidenstckoder audi aus Holz und M e d l gefertigt und,Ogon (Plural Onggod) genannt. Manchmal wurdauch mehrere solche Figrchen auf ein Stck St

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    Inneres einer kalmiickischen Jurte, mit Onggon-Figurendarauf gemalt. Di e Vielfalt dieser Bildnisse komm tteils durch lokale Abweichungen zustande, teilsaber wohl auch, weil ja jeder Ahnengeist verstnd-licherweise ein anderer sein mu te. In den Berichtenvon Reisenden finden sich mehrfach Beschreibungensolcher Abbildungen. So uert sich der russischeReisende Georg Timkowski in der ersten Hlftedes vorigen Jahrhun derts:

    tDas Bild des Onggon, das aus einigen Stckenroter Leinwand besteht, empfngt man aus denHnden eines ausgezeichneten Schamanen, oderaberglubige a lte Mtterchen machen sie selbst ausirgend einigen Lumpen, nach ihrem eigenen Ge-schmack. D ie Fam ilienmtter halten sehr vieb auf

    diese Laren; sie bewahren sie in den Jurten,wenn sich ein Unglck ereignet, . bringen siereichliche Opfer . u

    Fast sechshundert Jahre frher hatte Wilvon Rubruk geschrieben:

    ctZu Hupten des Herrn ist immer ein IdoFilz, das aussieht wie eine Puppe oder kleinetue und das sie den Bruder des Herrn nennenanderes hnliches, das sie Bruder der Herrinnen, ist ber dem Kopf der Hausfrau, beide aWand angebracht. Etwas darber zwischen dbeiden ist eine winzige schmchtige Figur, diewas wie die Hterin der ganzen Jurte ist. 3 3

    Als Schutzgeister d e r Jurte und der Fa

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    . \diese Onggod mitunter zu beiden Seitens Jurteneingangs aufgestellt - vermutlich, umGeister am Eindringen zu hindern. Manchmalsie in Kstchen oder Beuteln im Innern deran den Dachstangen aufgehngt, manchmalohne jede Umhllung, so d a sie gleich sicht-ar waren. Wurde der Schamane zu einer Seancenahm er seine Onggod mit sich.D ie enge Beziehung der Onggod zu den Ortsgott-geht aus einer mongolischen Oberlieferungdie besagt, da die Seelen der Schamanend Schamaninnen, welche vor langer Zeit gestor-n sind, zu Onggod werden, zu Geistern und D-von Bergen, Flssen, Seen, Bchen und Wl-die fr dieLebewesen sowohl h ilfreich als auchsein knnen. Diese Oberlieferungaufschlureich im Hinblick auf die Seelenvor-der Mongolen. Offenbar spielten die Ong-d im Gegensatz zu den vorn behandelten Schutz-die nur im Falle der Emrnung demihren Schutz entziehen und ih n so denEinflssen berlassen, eine ambivalente

    - man darf sie wohl vor allem gegenberihres Geschlechtes als wohlttig undverstehen, im brigen aber als gefhrlich,nd einige von ihnen sind offenbar berhaupt nurWesen.Im Schamanismus haben sich relativ genaue Vor-ber die Hierarchie der guten und b-n Geisterwesen herausgebildet, die zwar lokaleaufweisen, aber doch eine g eGrundstruktur erkennen lassen. Danachan der Spitze die Tengri, die ~Himmelsgt-denen die Onggod, die ~Ahnengeistem, olgen.

    auf gleicher Ebene stehen die Lokal-danach kommen die Buumal, #Ahnen-von Verwandten denen sich die Personi-der mannigfachen Obel anschlieen.gehren die Tschtgr (Teufel), A d a ge-Geister, die in der L& schweben, den Men-berfallen, Krankheiten erregen und Sehn-*

    1. * , . ' -

    schte wecken; ferner vogelhnliche DmonUnheil ankndigen und bringen, Irrlichter uspenster von hlichem ueren.Die Tengri haben ihren Aufenthaltsort stimmten Bereichen des Himmels, die bsester streifen auf de r Suche nach Opfern umhTotenseelen dagegen haken sich am Begplatz auf; da sie fr Fremde unheilvolle waren, wurden solche Sttten im allgemeinmieden, und nur die Sippschaft des Verstokam zum Vollzug der Opfer dorthin.Berufung und Weihe

    Das Phnomen des Schamanismus ist seit Gegenstand der wissenschaftlichen Untersvon Ethnographen und Religionswissenschder ganzen Welt. Und noch immer sind viegen offen, zum Beispiel in der Beurteilung dchischen Besonderheiten' des Schamanen. Wlen uns auf die Feststellung beschrnken, damanen keine geistig kranken, sondern leuerst sensible und leicht erregbare Mesind, da also eine bestimmte psychische Dtion vorauszusetzen ist.

    Die Berufung zum Schamanen wurde mder Pubertt dadurch deutlich, da derMensch - Bursche oder Mdchen -

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    sechzehn nocn immer krank war, fgte ich mich demGedanken und ging zu. einem Schamanen in dieLehre. D a wurde ich gesund, und die Gesundheithat mich seither nie mehr verlassen. So alt ich bin,

    gehe noch gerne allein auf Brenjagd. Michschreckt kein Brh34

    Die Symptome dieser sogenannten

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    L -#@qt,- - .I ..U,+lx ~. L C L, -.+- x m i t. ---WL ..F. , ', .* I ,:. der Feuerstelle so eingegraben, da die K

    e 8'. . , ' ' dem Rauchloch ber das Zelt hinausrag, - . enannte Baum stellt den We

    Schamanenkopfputz .. b . -den, wie sie Hans FindeisenSr von den Burjatenauf Grund russischer und burjatischer Arbeiten zu-sammengefat hat:aEin geweihter Schamane, der sogenannte < S b -manenvaten, leitet die Weihe; er ist auch vorherbereits der Lehrer des Kandidaten gewesen ...Helfer bei de r Weihe sind ,neun Jnglinge, die auch den Anwrter beim Ein-- 1 d e r u r c f t e F e s t m e l t E S G o t i g t e n T i ~begleiten. Der Kandidat trgt dabei eine kleineBirke, die mit Bndern und Zeugfetzen ge-schmckt ist.Es kommt ... vor, da sich der junge Schamanein ein besonderes Zelt begibt (zusammen mit den

    , ),wo sie ein neuntgiges Fa-sten halten.Ist der Vorabend des Festtages herangekom-men, so bringt man aus dem heiligen Hain odervon der Begrbnissttte Birken, von denen zumin-dest zwei mit den Wurzeln ausgegraben wordensind. Dem des Haines werden Milch-bramtwein und ein Schaf geopfert. D ie Birkenusw. werden am folgenden Morgen an den ihnen, bestimmten Platz qestellt. Eine der Birken wird.. 1 . .

    Himmelswelt dar. Die zweite, ebenfallsWurzeln ausgegrabene Birke wird auerZeltes eingegraben. Sie hat die gleiche ~wie die ersterwhnte. Neben diese greme werden in drei Gruppen zu je drei nweitere kleinere Birken aufgestellt undeiner weien Rohaarschnur umwundennacheinander weii3e, blaue, rote und gelbgehngt werden, wohl die Farben der Hrichtungen anzeigend. Schlielich werdenken, einschlielich der im Zelt, mit einer wgestreiflen Schnur miteinander verbundenburjatischer uerung den Regenbogendie Reise des Schamanen zu den Tengri dsoll. Es werden aber auch noch weitere Bwie neun Pfhle aufgestellt, die zum Anbineun Opferschafen dienen .Zu dem eigentlichen Weiheakt kleidenKandidat und die Mitwirkenden in weii3an deren Aufschlgen bei den

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    Beide haben eine Fackel in der Hand. zum Reichen werde ich auf einem Pferd gerie stellen sich der Schamanenlehrer, die fer und die anderen Schamanen in einer ReiheJeder hlt ein GeflJ mit Fleisch und Suppe inHand, und nach einem Gebet, in dem die -Gangegangen werden, das O pfer des neuen Schnen gndig entgegenzunehmen, werfen sie denhalt des GefOes entweder in die Luft oder inFeuer. Jetzt beginnen der Schamanenvater undanderen zu essen. Nach dem Opfer begeben sichSchamanen in das schon erwhnte Zelt, whdie Jugend sich nunmehr anschickt, allerlei gngungen und Spielen nachgehen.$ Am nsten Morgen folgen weitere O pfer, und ues ko

    Vom Lamaismus bernommene einheimische Schin mongolischer

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    Y)-.', ?,,T'#.':- #.:,I+" PCr, .' z . 1 7 , i i f~~&i::vvor, d a diese Zeremonien neun Tage dauern, .bisdie Bnder un d das Pelzwerk von den Birken ent-- l fernt und in den Kasten gelegt werden, in dem der--. Schamane seine heiligen Gerte aufbewahrt,.- Interessant ist, da whrend der Weihen Spiele' durchgefhrt werden, ((um d ie Geister zu erfreuenn- eine Motivation, die auch im Hinblick auf dasSingen und Erzhlen, zum Beispiel in den Jger-. lagern, bekannt ist.Dieses hier auszugsweise geschilderte relativkomplizierte Weihezeremoniell reprsentiert sicher

    4 eine spte, vielleicht sogar aus Innerasien beein-flnte Entwicklungsstufe, und die Weihe ber-. . haupt ist wahrscheinlich eine sekundre, nicht zumGrundbestand des schamanistischen Kultes geh-rige Erscheinung.Kleidung und Attribute des Schamanen

    In dem Weihezeremoniell wird durch das Bestei-. gen der Birke bereits symbolisch angedeutet, was, em Schamanen bei der Ausbung seiner Funktionevorsteht: das Aufsuchen anderer Welten. In un-mittelbarer Beziehung zu dieser UJenseitsreise~- steht die f r mnnliche und weibliche Sdiamanen, leiche Kleidung. Den Schamanengewndern nichtnu r der Mongolen, sondern auch sibirischer Vlkerund selbst de r Chinesen sind bei Variationen im

    .. . . -,.u ~ a u ~ t t em& i ,gleich der ltestedes Klosters GandanUlaanbaatar

    der uVier eintrchtigen Tiere, im InnenhofGandan-Klosters'

    Statue des Tsong-kha-pa, des Begrndersderom Anfang des 18 . Jahrhunderts,flankiert

    zwei Stpas, in der Nordwestecke des Gandan-Klosters ' .I . . . - .Umwandeln der Tempel setze0 die Glubigen . .- .ebetsmhlenin Bewegung . , V

    Detail einige Merkmale gemeinsam, die bezeuda hier sehr alte, groe Teile Asiens umfassTraditionen zugrunde liegen. D as S c h a ~ a nwand soll ein Tier reprsentieren. Besonderslich zeigt das die Kopfbedeckung, die durcheisernes Geweih, durch Federbschel, FellWildtieren oder farbige Tcher charakterisierkann. Bei den Ostmongolen wurden dieseleicht auf Totemtiere hinweisenden Kopfbekungen zuletzt meist durch rote Tcher ersetztbei Rot el s die Farbe gilt, die bse Geisterschreckt. Bei manchen Stmmen wurde0 auchken getragen, an die zuweilen noch dichte, ldas Gesicht bedeckende Fransen an den Haerinnern.D as Gewand wurde nicht seitlich geschlossedie Alltagskleidung der Mongolen, sondern voein praktischerer Verschlu angesichts des oftrchtlichen Gewichtes der vielerlei metallElemente, mit denen es benht war; zum Anden konnten daher durchaus zwei Helfer ntigIn der ethnographischen Literatur wird immerder mit Erstaunen vermerkt, wie schnell sich Smanen in der ~ k s t a s e it diesem Gewicht aufKrper drehen, wie hohe Sprnge sie machenwohl es sich oft schon um ltere und manchmabrechliche Menschen handelt. Diese als G l ~und Pfeilspitzen geformten metallischen Ahhsel, d ie zusammen mit solchen aus Stoff oder Lin groer Zahl das Gewand bedecken, habeneine symbolische Bedeutung. Bei den Glckliegt die' aufschreckende, bei den Pfeilspitzeabwehrende Funktion nahe. E in auffllig?ment sind oberhalb der Taille angenhte, ung80 Zentimeter lange, dnne schlangenhnlichelenstreifen. Weitere dicht genhte Streifen fisich sowohl auf dem Rcken als auch an der Useite der rmel vom Armansatz bis zum Bd e n ; sie vermitteln diq Vorstellung von FlManchmal wird berzenartiger Uberwurf (

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    farbenen und in der Zahl variierenden langen Bn-dern benht ist. Diese Ausstattung wird hufig mitder Reise des Schamanen ins Jenseits in Zusam-menhang gebracht. Auf die dabei auszufechtendenKmpfe mit den bsen Geistern weist eine de rBezeichnungen des Obergewandes hin, nmlich~Panzerhemdh Kettenhemdrr.

    Ein wichtiges Element der Schamanenausstat-hing sind runde, im Durchmesser etwa 20 ,Zenti-meter groe metallische Spiegel, die ebenfalls ander Kleidung, gelegentlich auch an einem speziel-43 len Ledergurt, befestigt sind. Eine ihrer Funktio-nen ist es, Geister und Dmonen abzuschrecken;dies erinnert an symbolische Darstellungen vonUhuaugen, die - ebenso wie Uhufedern - m Ab-wehrzauber eine groe Rolle spielen. Auerdemverleiht der Spiegel die Fhigkeit, alles zu sehen,was in der ueren Welt und im Inneren des Men-schen vorgeht. Einen Spiegel verwendet auch Erlik

    Schamanengewand,

    Chan, der Herr des Totenreiches, wenn er dietenseelen richtet. Eine dritte Aufgabe des Spiist die Reflexion, die Abwehr unsichtbarerschosse feindlicher Geister und Dmonen. DSpiegel und andere nicht mit dem Gewand utelbar zusammenhngenden Bestandteile dermanenausriistung wie Stock oder TrommelSchlgel haben sich ofi am lngsten erhalten, dann noch, wenn zum Beispiel in Zeiten der folgung des Schamanismus das Gewand vernioder etwa im Gebirge in einer Felsspalte verswerden mute.

    Fr das Anfertigen der Ausstattung sowie fdafr notwendigen Materialien gab es sehr strVorschriften und bestimmte W eihezeremonienden zunchst rein materiellen GegenstndenCharakter von K ultobjek ten verliehen, die migischen Krften versehen waren. Erst dadwurde der Schamane in die Lage versetzt, die

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    sen Geister in die jenseitige Welt zu verfolgenoder von ihnen do rthin verlockte Seelen zurckzu-rufen.

    Da s SchamanisierenDie Jenseitsreise ist das zentrale Phnomen desSchamanismus. Der Schamane versetzt sich dazuin einen ekstatischen Zustand, und zwar mit Hilfevon Alkohol und T abak in Verbindung mit narko-tisierenden Krutern, die auch rein gebraucht wer-den knnen, dazu durch heftige kreisende Bewe-gungen und Schlge der Trommel. In dieser Ver-

    3 fassung tritt er mit seinen,H ilfsgeistern in Verbin-dung. E r m il sie herbei, und er kann nun seineSeele vom K rper lsen und sich in die obere oderuntere Welt begeben. Als Reittier dient ihm die

    Trommel, bei den Mongolen meist mit mndnicht ovalem, Rahmen, oder sein Stock, der inner Gmndform, mit Pferde- oder Drachenkounserem Steckenpferd gleicht und den wir berim Zusammenhang mit dem Weien Altenwhnten. D ie Seele des Schamanen kann - wieTotenseele - bei Bedarf auch die Gestalt evierfigen oder geflgelten Tieres annehmDas Flugerlebnis wird im subarktischen Schanismus, also auch bei mongolischen Schamanhufig imitiert. Wie in dem burjatischen Weizeremoniell vorvollzogen, kann der Schamanedoch auch auf einem Baum in die andere Weltlangen. D ie zu diesem Zweck in eine Birkehauenen neun Stufen versinnbildlichen die Schten der obeseri und unteren Welten.

    Schamanengewand, Rckansicht

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    Die Burjaten kennen noch eine zweite Form der. Ekstase, bei der der Hilfsgeist in den Schamaneneindringt. Dieser identifizi~rt ich mit dem Geist,gebrdet sich wie der Geist und entlt ihn wie-der, wenn er ihn nicht mehr bentigt. Er ist Herrder Geister, die er mR. Das mit dieser Form desSchamanismus verbundene, vom Geist erzwungenewillenlose Sprechen und Singen soll bei den bri-

    gen M ongolen nicht vorkommen.Beim Schamanisieren singt der Schamane. Mitdiesen Gesngen mfi er seinen Schutzgeist, lobt ihnund trgt ihm das Problem vor. E r erfhrt von ihmdie Ursache des Obels oder den Aufenthaltsort derSeele eines Kranken oder Sterbenden. Nun bitteter andere, meist tiergestaltige Hilfsgeister herbei,verjagt mit ihrer Untersttzung den Dmon, wobeies meist zu einem Kampf kommt, oder bringt dieSeele des Kranken zurck. Mit einem abschlieen-den Gesang bedankt er sich und entlt die hilf-reichen Geister. So etwa kann der Ablauf einerSkance grob skizziert werden, eine oft mehrstndigeAktion, die fr den Schamanen nicht nur eine psy-chische, sondern auch eine groe physische Bela-stung bedeutet.Bei der Vertreibung der Gefahr bringenden Gei-

    e ster spielt der Lrm eine groe Rolle, de r aus dem5 Zusammenspiel der dumpfen Trommelschlge mitdem Klirren und Rasseln der Metallanhngsel amSchamanenkleid entsteht - vergleichbar dem Lrm, urch Geschrei und Schlagen metallischer Gerte,wenn bei Sonnen- oder Mondfinsternissen ein D-. mon die Gestirne verschlingen will. Im Zustand de r

    ' 1 Ekstase, in dem sich der Kampf mit den bsen Gei-- Stern vollzieht, ist eine betrchtliche Zunahme de r~ p h ~ s i s c h e nr5Re des ~chamaen u beobachten,die sich in den zuweilen langanhaltenden und trotz- . des gewichtigen Gewandes uerst heftigen undschnellen Bewegungen uert. E r kann in dieserVerfassung glhendes Eisen belecken, sich in Glut'7uwaschens und dergleichen. Der mongolische Autor-. einer Darstellung des ostmongolischen Brauchtums".+ 104 - - .% * . ' . . .

    1vom Beginn unseres JahQunderts nennt unterals aneun Psse* (= Hindernisse) bezeichnSchamanenknsten: Schwertschlucken, das fdes eigenen Leibes und Entnahme von Fettden Spitzen von Messern, Lanzen und Ahlen geGueisernes im Feuer rotglhend machen undauf laufen, glhendes Holzkohlenfeuer durchscten. E i Schamane, der diese uneun Psse wunden hat, wird von vielen gemfen. Vonwundungen durch solche Praktiken berichtet PDominik Schrder, der lange unter den Monim Gebiet um Xining in de r Volksrepublik Cgelebt hat, bei einem Schamanen, der im Dieeines Klosters stand. Wir wissen heute, auchanderen Kulturen, da man dem Verstndnischer Erscheinungen nicht nherkommt, wennsie, was frher nicht selten geschah, als Tuscgen und Betrgereien abtut.Fassen wir die Grundzge noch einmal zumen, die das Wesen des Schamanen ausmachen

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    sie auch bei den Mongolen als gemeinsame Sub-stanz nachgewiesen werden knnen:

    uEin Schamane is t jemand, der eine geistige Krisedurchlebt, in der eine Vision seine Berufung ent-scheidet, wodurch er zugleich die Fhigkeit erwirbt,die Bedingungen des Trancezustandes und derEkstase zu kontrollieren. E r oder sie macht davonbewut Gebrauch zum Wohl der Gemeinschaft, in-dem er im Trancezustqnd zur oberen oder zur un-teren Welt reist, von seinen Hilfsgeistern begleitet,- um dort seine Bitten an Gtter oder Geister vor-zubringen oder um sie zu zwingen, mitunter aufsehr aggressive Weise, gegenber den Menscheneine mildere Haltung einzunehmen.So is t der Scha-mane Seelenfhrer, Heilender, Wundertter undmanchmal auch Priester, er unterscheidet sich je-doch vom Priester und von anderen religisenAmtstrgern grundstzlich durch seine Ekstase-technik. 36

    D er Schamanismuskann daher als eine spezifische! rscheinungsform des Naturkults betrachtet wer-

    den, die eng mit der Sippe verbunden ist. E r exi-stiert in mehr oder weniger entwickelten Formen

    bis hin zu dem zum

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    ihrem Lam a oft noch einen Schamanen. Wenngleichsich in der Mongolei, wie Ubereinstimm~n~ennden Schamanengesngen aus verschiedenen Teilendes Landes bezeugen, der Schamanismus zu einergewissen Geschlossenheit entwickelt hatte, ist esdennoch kaum angemessen, ihn mit einer kirchen-hnlichen Institution zu vergleichen, wie das ge-legentlich versucht wurde.Mibrauch des Edolgs und der Macht und An-wendung betrgerischer Mittel waren sicher nichtselten. Trotzdem darf man sich nicht dazu verle itenlassen, die Schamanen insgesamt als Scharlataneanzusehen, die sich auf Kosten ihrer MitmenschenVorteile zu verschaffen suchten. Wohl gab es auchbei den Mongolen professionelle Schamanen, dievon ih rer gesellschafilichen Funktion leben konnten.Ihnen stand aber ein ganzes Heer ((nebenberuf-licher~kleinerer Schamanen gegenber, die, vonihrer Berufung erfllt und ofi darunter leidend,ihrem Schwur treu blieben, ohne Ansehen der Per-son zu helfen, wo Not war. Oft ritten sie, Manno&r Frau , nach dem zuzeiten sehr harten Arbeits-tag des Viehzchternomaden viele Kilom eter weit,schamanisierten bis zur Erschpfung, um noch inder Nacht zurckzukehren - was sich in schwererenFllen an mehreren Tagen hintereinander wieder-holen konnte. Dennoch gehrten sie Zeit ihres Le-bens ofi zu den rmsten. Wre diese Gruppe nurunbedeutend gewesen, dann htten sich antischa-manistische Tendenzen in der Volksdichtung wohlstrker niedergeschlagen, wie das in bezug auf denlamaistischen Klerus ja geschehen ist, und dannwre der Schamanismus wohl eh er von innen herauszerstr t worden u nd htte nicht so lange, besondersunter dem einfachen Volk, Anhang gehabt.Der Schamanismus war im 16. Jahrhundert die

    strkste religise Kr& in der Mongolei, uwar bei Herrschenden und im Volke gleichermfest verwurzelt. Deshalb w iederholen sich namachtvollen Etablierung des Lamaismus iwieder Nachrichten darber, da das Festam Schamanismus - jetzt von seinen Gegneaschwarzer Glaube, bezeichnet -, das Anfeund der Besitz von Onggod verboten sei. Imgensatz zur Adelsschicht, die sich aus politInteressen mit dem Lamaismus verbunden bevorzugte das Volk weiter Schamanen und maninnen. Bei manchen mongolischen Stkonnte der Lamaismus erst sehr spt Fu fso vor allem in den ostmongolischen und denwestlichen G ebieten, whren d die Ve rdrnguSchamanismus und die Festigung des Lamaismvollkommensten bei den Sdmongolen vollwurde. Dies l t sich schon an der unterschiedZahl d er lamaistischen Wied ergeb urten (vgl. in den einzelnen mongolischen Gebieten abW e m in der ueren Mongolei, dem Gebiheutigen Volksrepublik, vor 1900 ganze 19Wgeburten ansssig waren im Gegensatz zu demritorial kleineren, wenn auch strker besieGebiet der Inneren Mongolei im Sden mit Ikarnationen, so ist dieser Zahlenvergleich docsdureich. Noch 1927 zhlte man in der mlischen Hauptstadt, dem einstigen Zentrumlamaistischen Glaubens in der Hueren Monmindestens fnfzig Schamanen. So galten aucmals nach G eorg Timkow skis Beobachtungendie Verehrung der Onggod und anderer amanistischer Gebruche, welchen, so sehr auPriester des Schigemuni (Buddha) dagegen kfen, doch einige von den Mongolen mit Eifeherzlichem Vertrauen folgen,.i7 5

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